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Full text of "Lehrbuch der Mineralogie"

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wmxvmut 

343 


LEHRBUCH 

DER 


MINERALOGIE 


■  MAX  BAUER. 


ZWEITE, 
VÖLLIG  NEUBEARBEITETE  AUFLAGE. 


MIT  670  nOUREN. 


STUTTGART. 

E.  SCHWEIZERBART'SCBE  VERLAOSHANDLUNQ  (E.  NÄGELE). 

1904. 


Zur  Beachtung. 


Verfasser  und  Verleger  behalten  »ich  alle  Rechte  vor. 


Vorrede  zur  ersten  Auflage. 


i 
L 


Das  vorliegende  Lehrbuch  soll  dazu  dienen,  den  Leser  in  das 
wissenschaftliche  Studium  der  Mineralogie  nach  ihrem  neuesten  Stand- 
punkt einzuführen.  Dasselbe  kann  zum  Studium  neben  einer  minera- 
logischen Vorlesung  benutzt  werden,  aber  auch  ohne  eine  solche  zum 
Selbststudium,  wobei  allerdings  vorausgesetzt  werden  muß,  daß  eine, 
wenngleich  nicht  notwendig  umfangreiche,  Sammlung  der  wichtigsten 
^  Mineralien,  Krystallmodelle,  Präparate  und  Instrumente  zur  Verfügung 

^  steht,  ohne  deren  sachgemäße  Benutzung  ein  tieferes  Eindringen  in 

^  die  Mineralogie  unmöglich  ist. 

Dem  Zweck  des  Buches  entsprechend  ist  der  allgemeine  und  ein- 
leitende Teil  desselben  ziemlich  ausfuhrlich  behandelt. 

Zunächst  sind  darin  die  Lehren  der  Erystallographie  eingehend 
dargestellt  Der  Verfasser  hat  sich  dabei  nicht  auf  eine  Beschreibung 
der  Krystallformen  beschränkt,  sondern  er  hat  sich  bemüht,  den  Leser 
zu  einem  wirklichen  Verständnis  derselben  gelangen  zu  lassen,  soweit 
dies  ohne  umfangreiche  mathematische  Behandlung  möglich  ist. 

Den  physikalischen  ^Eigenschaften  der  Mineralien  wird  heutzutage 
eine  ganz  besondere  Wichtigkeit  beigelegt.  In  dem  Abschnitt  über 
Mineralphysik  wurde  im  allgemeinen  die  Kenntnis  der  Physik,  soweit 
sie  etwa  in  einer  guten  Universitätsvorlesung  über  Experimental- 
physik dem  Zuhörer  übermittelt  wird,  als  bekannt  vorausgesetzt. 
Nur  diejenigen  physikalischen  Lehren  sind  etwas  ausführlicher  be- 
handelt worden,  welche  für  die  speziellen  Zwecke  der  Mineralogie 
besondere  Bedeutung  haben  und  welche  zuweilen  in  den  Lehrbüchern 
der  Physik  nicht  in  der  für  den  Mineralogen  wünschenswerten  Aus- 
führlichkeit dargestellt  werden,  wie  z.  B.  die  Farbenerscheinungen 
in  den  Erystallen  im  polarisierten  Licht  etc.  Als  bekannt  voraus- 
zusetzende Gegenstände  wurden  nur  insoweit  kurz  berührt,  daß  der 
ganze  Abschnitt  über  Mineralphysik  an  einem  fortlaufenden  Faden 
dargestellt  werden  konnte.  Größere  theoretische  Ausführungen,  wie 
z.  B.  die  Erklärung  der  Interferenzerscheinungen  in  Krystallen  und 

1  ^>  ■:  o  '">  Q 


IV  Vorrede. 

ähnliches  wurde  vermieden.  In  bezug  hierauf  und  überhaupt  in  bezug 
auf  die  einschlägigen  physikalischen  Lehren  sei  auf  die  ausfuhrlicheren 
Lehr-  und  Handbücher  der  Physik  verwiesen. 

In  dem  Abschnitt  über  Mineralchemie  wurden  die  Lehren  der 
Chemie,  besonders  der  unorganischen  als  bekannt  vorausgesetzt  und 
es  wurde  im  allgemeinen  Teil  hauptsächlich  nur  die  chemische  Zu- 
sammensetzung der  Mineralien  im  allgemeinen,  ihr  Verhalten  vor  dem 
Lötrohr,  sowie  gegen  Wasser,  Säuren  und  andere  Lösungsmittel,  end- 
lich namentlich  die  Lehren  des  Isomorphismus  und  Dimorphismus  ein- 
gehender behandelt.  Die  Zusammensetzung  der  Mineralien  wurde 
durch  die  empirischen  Formeln,  sowie  nicht  selten  durch  die  älteren 
gruppierenden  Formeln  dargestellt.  Dabei  wurden  die  zwei  Metall- 
atome in  den  Sesquioxyden  (und  entsprechend  in  den  empirischen 
Formeln)  in  bekannter  Weise  mittels  durchstrichener  Buchstaben 
bezeichnet,  zur  leichteren  Unterscheidung  der  Metallatome  in  den 
Monoxyden  derselben  Metalle,  besonders  beim  Eisen. 

Bei  der  Betrachtung  der  chemischen  Verhältnisse  der  Mineralien 
im  allgemeinen  wurde  schließlich  auch  gebührende  Eücksicht  ge- 
nommen auf  die  Art  und  Weise,  wie  die  Mineralien  entstehen,  wie 
sie  unter  den  verschiedenartigen  von  außen  auf  sie  einwirkenden 
natürlichen  Einflüssen  umgewandelt  und  wie  sie  endlich  unter  Um- 
ständen auch  ganz  zerstört  werden,  um  anderen  Mineralien  zur  Ent- 
stehung Veranlassung  zu  geben.  Dabei  durfte  die  Art  und  Weise 
des  natürlichen  Vorkommens  der  Mineralien  in  der  Erdkruste  nicht 
übergangen  werden,  das  nicht  nur  an  sich  wichtig  und  interessant, 
sondern  auch  zur  Beurteilung  der  Entstehung  der  Mineralien  von 
größter  Bedeutung  ist.  Es  wurden  daher  in  dem  die  Mineralien  be- 
handelnden Abschnitt  des  einleitenden  Teiles  einige  Paragraphen  über 
die  allgemeinen  Verhältnisse  des  Vorkommens  der  Mineralien  ein- 
gefügt. 

In  allen  Abschnitten  wurde  die  Betrachtung  nach  Möglichkeit 
auf  das  Tatsächliche  und  das  Beobachtete  beschränkt  und  die  Herein- 
ziehung des  rein  Hypothetischen  tunlichst  vermieden. 

Die  weniger  wichtigen  Abschnitte  des  allgemeinen  Teils  sind  von 
den  wichtigeren  durch  kleineren  Druck  unterschieden ;  klein  gedruckt 
sind  auch  Beispiele  zu  allgemeineren  Sätzen,  längere  Beschreibungen 
von  Instrumenten  und  ähnliches.  Der  Anfönger  wird  sich  zunächst 
mit  dem  genaueren  Studium  des  Großgedi'uckten  begnügen  können. 
Im  speziellen  Teil  sind  die  Beschreibungen  der  wichtigen  und  häufigen 
Mineralien  groß,  die  der  unwichtigeren  und  selteneren  ebenfalls  klein 
gedruckt.  Der  Anfänger  kann  die  letzteren  überschlagen.  Eine  An- 
zahl solcher  unwichtigen  Mineralien  ist  nur  mit  wenigen  Worten  im 
Text  erwähnt,  eine  Anzahl  anderer  ist  wenigstens  in  dem  ausführlich 


Vorrede.  V 

gehaltenen  alphabetischen  Mineralverzeichnis  am  Schluß  mit  einem 
kurzen  erläuternden  Zusatz  aufgeführt.  Das  Buch  kann  daher  auch 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  als  Nachschlagebuch  benutzt  werden. 

Die  Mineralien  organischen  Ursprungs  sind  mehr  anhangsweise 
und  auch  kurz  behandelt,  sowie  durchaus  mit  kleinen  Lettern  gedruckt 
Daß  der  Bernstein  etwas  ausführlicher  beschrieben  worden  ist,  wird 
in  einem  Buche,  das  zum  allergrößten  Teil  in  der  Hauptstadt  des 
Bemsteinlandes,  in  Königsberg  i/Pr.,  entstanden  ist,  nicht  auffallend 
erscheinen. 

Das  Register  zerfallt  in  zwei  getrennte  Hälften,  eine  für  die 
allgemeinen  einleitenden  Abschnitte  und  eine  zweite,  ein  Mineralien- 
register, für  den  speziellen,  beschreibenden  Teil  des  Buches. 

Im  §  3  findet  man  eine  Übersicht  über  die  wichtigsten  selb- 
ständig erschienenen  Werke  der  mineralogischen  Literatur.  Dieselben 
sind  nach  Fächern  und  innerhalb  jedes  Faches  chronologisch  geordnet. 
Es  wurde  dabei  bis  zum  Anfang  dieses  Jahrhunderts  zurückgegangen. 
Absolute  Vollständigkeit  wurde  nicht  erstrebt.  Ebensowenig  ist  dies 
der  Fall  mit  den  Literaturnachweisen,  namentlich  aus  Zeitschriften, 
welche  den  einzelnen  Paragraphen  und  Mineralbeschreibungen  an- 
gehängt sind.  Bezüglich  dieser  war  anfänglich  größere  Vollständig- 
keit geplant  und  auch  z.  T.  ausgeführt  Die  Durchfuhrung  dieser 
Absicht  hätte  aber  zu  viel  Raum  beansprucht,  und  so  fand  später 
eine  Beschränkung  auf  das  Wichtigste  statt  Infolge  davon  sind  die 
Literaturangaben  bei  den  einzelnen  Paragraphen  und  Mineralien  etwas 
ungleichförmig,  die  größere  Ausführlichkeit  in  einzelnen  Punkten  wird 
aber  dem  Buch  wohl  nicht  zum  Schaden  gereichen.  Im  allgemeinen 
ist  das  Prinzip  verfolgt,  daß  aus  der  zitierten  Literatur  jedes  Gregen- 
standes  die  andere  nicht  zitierte  möglichst  vollständig  ersehen  werden 
kann ;  zu  diesem  Zweck  sind  mehrfach  an  sich  unbedeutende  Arbeiten 
angeffthrt  worden,  wenn  in  ihnen  die  ältere  Literatur  in  hervor- 
ragender Weise  berücksichtigt  worden  ist  Aus  den  Literaturangaben 
sind  auch  die  Namen  derjenigen  Forscher  zu  entnehmen,  welche  sich 
mit  den  betreffenden  Gegenständen  vorzugsweise  eingehend  beschäftigt 
haben.  Im  Texte  selbst  sind  deren  Namen  nur  ausnahmsweise  ge- 
nannt 

Die  588  Figuren  sind  mit  geringen  Ausnahmen  neu  konstruiert; 
nur  eine  kleine  Zahl  ist  aus  anderen  Werken  kopiert,  so  z.  B.  die 
Abbildungen  einiger  Instrumente  aus  dem:  „Bericht  über  die  wissen- 
schaftlichen Instrumente  auf  der  Berliner  Oewerbeausstellung  im 
Jahi-e  1879". 

Die  sehr  mühsame  Korrektur  ist  mit  der  dankenswerten  Unter- 
stützung des  Herrn  Dr.  R.  Brauns  hier  ausgeführt  worden,  welcher 
auch  das  Register  für  den  allgemeinen  Teil  angefertigt  hat    Einige 


VI  Vorrede. 

stehengebliebene  sinnstörende  Druckfehler  wolle  man  vor  der  Be- 
nutzung des  Buches  verbessern. 

Die  Fertigstellung  des  Buches  hat,  durch  mannigfache  Hinder- 
nisse unterbrochen,  sehr  lange  Zeit  in  Anspruch  genommen.  Es 
konnten  daher  manche  wichtige  in  den  letzten  Jahren  erschienene 
Arbeiten  teils  gar  nicht  mehr,  teils  nur  in  ungenügender  Weise  bei 
der  Korrektur  benutzt  werden. 

Möge  es  dem  Verfasser  trotzdem  gelungen  sein,  ein  Werk  zu 
schaffen,  welches  den  eingangs  angegebenen  Zweck  zu  erfüllen  im 
Stande  ist. 

Besonderen  Dank  würde  derselbe  denjenigen  Fachgenossen  ent- 
gegenbringen, welche  ihn  auf  die  beim  Gebrauche  des  Buchs  sich 
ergebenden  Mängel  und  Irrtümer  aufmerksam  machen  wollten. 


Marburg,  Neujahr  1886. 


Max  Bauer. 


Vorrede  zur  zweiten  Auflage. 


Daß  diese  zweite  Auflage  yollkommen  nenbearbeitet  werden 
mnßte,  geht  ohne  weiteres  aus  der  langen  Zeit  hervor,  die  seit  dem 
Erscheinen  der  ersten  Auflage  verflossen  ist.  Zweck  und  Anlage  des 
Buches  sind  die  gleichen  geblieben,  aber  der  Umfang  ist  gewachsen, 
stärker  als  dem  Verfasser  lieb  ist.  In  völlig  neuem  Gewände  er- 
scheint die  Erystallographie,  die  ganz  den  jetzigen  Anschauungen 
gemäß  in  einer  für  Anfänger  möglichst  geeigneten,  anschaulichen 
Weise  entwickelt  ist.  Ein  erheblicher  Teil  des  Zuwachses  beruht 
hierauf,  außerdem  auf  einer  beträchtlichen  Steigerung  der  Figuren- 
zahl und  endlich  auf  einem  größeren  und  weiteren  und  infolgedessen 
viel  übersichtlicheren  Druck,  sowie  darauf,  daß  der  Text  durchweg 
in  ausfuhrlichen  Sätzen  mit  fast  gänzlicher  Vermeidung  abkürzender 
Zeichen  dargestellt  wurde.  Größere  Übersichtlichkeit  wurde  dabei 
namentlich  dadurch  erzielt,  daß  auch  die  Beschreibung  der  mit  kleinen 
Lettern  dargestellten,  weniger  wichtigen  Mineralien  fast  durchweg 
mit  einer  neuen  Zeile  beginnt.  Außerdem  wurden  die  verbreiteteren 
unter  diesen  dadurch  hervorgehoben,  daß  ihre  Namen  wie  bei  den 
großgedruckten  Mineralien  für  sich  auf  einer  Zeile  stehen.  Der  in 
dieser  zweiten  Auflage  enthaltene  Lehrstoff  ist  demnach  keineswegs 
in  dem  Maße  angeschwollen,  als  es  die  erhöhte  Seitenzahl  vielleicht 
vermuten  lassen  könnte.  Doch  ist  jeder  größeren  Mineralgruppe  eine 
ausführlichere  Einleitung  vorangesteUt,  was  wohl  ebenfalls  den  Über- 
blick erleichtert  und  die  Darstellung  einheitlicher  gestaltet. 

Den  Herren  Professor  C.  Busz  in  Münster,  sowie  Dr.  A.  Schwantke 
und  Fr.  Otto  Groos  hier  bin  ich  fttr  Beihilfe  bei  der  mühsamen  Korrektur, 
den  Herren  R.  Brauns  in  Gießen,  H.  Rosenbusch  in  Heidelberg  und 
G.  Tschermak  in  Wien  für  die  Erlaubnis  zur  Benutzung  einiger  Ab- 
bildungen aus  ihren  bekannten  Werken  zum  Danke  verpflichtet. 


Marburg,  Herbst  1903. 


Max  Bauer. 


Inhaltsübersicht. 


flinleitniiif.    1.  Mineralien.    2.  Mineralogie.    3.  Literatur. 

Allgemeiner  Teil. 

I.  Abschnitt.    firystallogTaplile. 

A.  Be^ir  des  KrystallB. 

4.  KrjBtallisiert,  amorph.    5.  Individnnm.    6.  Krystall,  derb. 

B.  Begr^^ninnST^^l^m^nte. 

a)  Flächen.  7.  Flächenparallelismus.  8.  Flächenbeschaffeuheit.  9.  Einfache 
Erystallformen,  Kombinationen.    10.  Offene,  g^eschlossene  Formen. 

b)  Kanten.  11.  Allgemeines.  12.  Flächenwinkel.  13.  Anlegegoniometer. 
14.  Seüexionsgoniometer  (Prinzip).  16.  Wollastonsches  Goniometer.  16.  Go- 
niometer mit  horizontalem  Kreis.  17.  Theodolithgoniometer.  18.  Gleiche 
Kanten. 

c)  Ecken.    19.  Ecken. 

C.  Gesetxey  nach  denen  die  Begreniunggelemente  der  Krystalle 

angeordnet  sind. 

a)  Gesetz  der  Winkelkonstanz  nud  der  Flächengrnppiernng. 
20.  Winkelkonstanz.  21.  Winkel  yerschiedener  Substanzen.  22.  Konstanz 
der  Flächengruppiemng.  28.  Parallelyerschiebnng  der  Flächen.  24.  Ideale 
Krystallfonneu. 

b)  Gesetz  der  rationalen  Kantenschnitte.  25.  Kantenschnitte. 
26.  Rationale  Kantenschnitte.  27.  Andere  Fassung  des  Gesetzes  der  ratio- 
nalen Kantenschnitte.  28.  Mögliche  Krystallflächen.  Krystallreihe.  29.  Bei- 
spiel. 30.  Achsen.  31.  Parameter.  Flächenansdmck.  32.  Achsenlängen, 
Ableitnngszahlen.  33.  Wahl  der  Achsen.  34.  Gesetz  der  rationalen  Achsen- 
schnitte. 36.  Spezielle  Betrachtang  der  ableitnngszahlen.  36.  Spe- 
zielle Flächenansdrttcke.  37.  Parallele  Gegenflächen.  38.  Achsensystem. 
39.  Weiss'sche  Flächenbezeichnnng.  40.  Indices.  41.  Miller'sche  Flächen- 
bezeichnung. 42.  Umwandlung  Weiss^scher  Symbole  in  MiUer^sche  und  um- 
gekehrt.   43.  Beispiel. 

c)  Zonenge  setz.  44.  Zone.  46.  Ausdruck  der  Zone.  46.  Zonengleichung. 
47.  Fläche  in  zwei  Zonen.  48.  Deduktion.  49.  Zonengesetz.  60.  Beispiele. 
61.  Praktischer  Wert  der  Zonen. 


X  Inhaltsübersicht. 

d)  Sjmmetrieverhältnisse.  52. Symmetrie.  53. Symmetrieebeuen.  54. Bei- 
spiele. 55.  Symmetrieachsen.  56.  Beispiele.  57.  Symmetriezentnim.  58.  Grad 
der  Symmetrie.  59.  Krystallklassen.  60,  61.  Beziehung  der  Symmetrie  zum 
Eanteuschnittgesetz.  62.  32  Krystallklassen.  63.  Holoedrie.  Meroedrie. 
Hemiedrie.  64.  Korrelate  hemiedrische  Flächen.  65.  Charakter  der  Hemi- 
edrie.  66.  Kongruente  und  enantiomorphe  Hemieder.  67.  Tetartoedrie. 
Ogdoedrie.  68.  Hemimorphismus.  69.  Symmetrie  hemiedrischer  Formen. 
70.  Haüy'sches  Symmetriegesetz.  71.  Symmetrieverhältnisse  der  hemiedri- 
schen  Formen  nach  dem  Haüy^sche  Symmetriesatz.  72.  Symmetrieverhält- 
nisse der  tetartoedrischen  Formen.  73.  (besetz  der  Hemiedrie  etc.  74.  Ab- 
leitung mehrerer  hemiedrischer  Formen  aus  derselben  vollflächigen.  75. 
Hemiedrie  ohne  Formveränderung.  76.  Auftreten  derselben  Formen  in 
mehreren  Krystallklassen.  77.  Holoedrische  und  hemiedrische  Krystallklassen. 
78.  Krystallsysteme.  79.  Übersicht  tlber  die  Krystallsysteme.  80.  Grenz- 
formen. 81.  Übersicht  über  die  32  Krystallklassen.  82.  Krystallographische 
Achsen.  83.  Voll-  und  teilflächige  Krystallformen  an  den  Achsen.  84.  Ab- 
leitung der  krystallographischen  Achsensysteme.  85.  Krystallographische 
Achsensysteme  für  die  einzelnen  Krystallsysteme.  86.  Achsenelemente. 
87.  Oktanten,  Dodekanten.    88.  Gruppierung  der  Flächen  um  die  Achsen. 

89.  Ableitung  der  einfachen  Formen  aus  den  krystallographischen  Achsen. 

90.  Beispiele.  91.  Gleichliegende,  gleichnamige  Flächen.  92.  Kombinationen. 
93.  Modifikationen  der  Kanten  und  Ecken.  94.  Gesetz  der  Kombinations- 
bildung. 95.  Symmetrieverhältnisse  der  Kombinationen.  96.  Bildung  der 
Kombinationen.  97.  Beispiele.  98.  Haüyscbes  Symmetriegesetz  bei  der 
Kombinationsbildung.  99.  Beispiele.  100.  Ableitung  der  Kombinationen 
nach  dem  Haüy^schen  Symmetriegesetz.  Beispiele.  101.  Umkehrung  des 
HaÜyVhen  Symmetriesatzes. 

D.  KrystaHsysteme. 

102—112.  Reguläres  System.  113-130.  Hexagonales  System.  131—137.  Qua- 
dratisches System.  138—143.  Bhombisches  System.  144—150.  Monokliues  System. 
151—153.  Triklines  System. 

E.  Gesetzm&ßige  Yerwaehsang  der  Krystalle. 

154.  Parallel  Verwachsung.  155—170.  ZwiUiugsverwachsung.  171.  Mimesie. 
172.  Nachahmende  G^estalten.   173.  Verwachsung  ungleichartiger  Krystalle. 

F.  Beschaffenheit  und  Ausbildiuig  der  Krystalle. 

174.  Habitus.  175.  Krystallflächen.  176.  Vicinale  Flächen.  177.  KrysUll- 
skelette.  178.  Krystallschalen.  179.  Sanduhrstruktur.  180—183.  Einschlüsse.  184.  Aus- 
bildung der  Krystalle.  185.  Eingewachsene  Krystalle.  186.  Aufgewachsene  Krystalle. 
187.  Derbe  Aggregate.    188.  Formen  der  amorphen  Mineralien. 

U.  Abschnitt.    Mineralphysik. 

189.  Hauptgesetz  der  Krystallphysik.  190.  Spezifisches  Gewicht.  191.  Kohäsion. 
192.  Elastizität.  193.  Bruch  194.  Blätterbruch.  195.  Gleitflächen.  196.  Kömerprobe. 
197.  Härte.  198.  Zersprengbarkeit.  199.  Tenazität.  200.  Atzfiguren.  200  a.  Ver- 
witterung. Verstäubung.  201.  Isotrop.  Anisotrop.  202.  Welle.  Strahl.  203—211. 
Isotrope  Medien,  und  zwar:  203.  Fortpflanzungsgeschwindigkeit.  204.  B>eflexion. 
205.  Refraktion.  206.  Dispersion.  207.  Polarisation.  208.  Planparallele  Platte. 
209.  Prisma.  210.  Totalreflexion.   211.  Brechungskoeffizienten.   212—214.  Anisotrope 


Inhaltsttbersicht.  XI 

Medien,  und  zwar:  212.  Schwingnng^richtnngen.  213.  Doppelbrechung.  214.  Op- 
tische Achsen.  215 — 220.  Einachsige  ErystaUe:  216.  Allgemeine  Eigenschaften. 
216.  WeUenfläche  (Strahlenfläche).  217.  Charakter  der  Doppelbrechung.  218.  Doppel- 
brechung im  Kalkspat.  219.  Nicoisches  Prisma.  Turmalinplatte.  220.  Brechungs- 
koeffizienten. 221—229.  Zweiachsige  Erystalle :  221.  ElastizitätseUipsoid.  222.  Schwin- 
gungsrichtungen.  223.  Wellenfläche.  224.  Optische  Achsen.  225.  Achsenwinkel. 
226.  Dispersion  der  optischen  Achsen.  227.  Dispersion  der  Elastizitätsachseu.  228. 
Optische  Konstanten.  229.  Brechungskoeffizienteu.  230—236.  Polarisationsinstm- 
mente :  230.  Zweck  des  Polarisationsinstruments.  231.  Polarisation  für  konvergentes 
Licht.  232.  Polarisationsinstrument  für  paralleles  Licht.  233.  Wirkung  des  Polari- 
sationsinstruments. 234.  Auslöschungsschiefe.  235.  Stauroskop.  236.  Mikroskop  mit 
Polarisation.  237—254.  Verhalten  der  Mineralien  im  Polarisationsinstrument :  237.  Iso- 
trope Mineralien.  238—254.  Anisotrope  Mineralien :  238.  Erscheinungen  im  Polarisatious- 
instrument  für  paralleles  Licht.  239.  Interferenzfarben.  240.  Quarzkeil.  241.  Kompen- 
sation. 242.  Bestimmung  der  Interferenzfarbeu.  243.  Unterscheidung  der  beiden 
Schwingungsrichtungen  in  der  Platte.  244 — ^248.  Einachsige  Krystalle.  249—254.  Zwei- 
achsige Krystalle.  255.  Einfluß  der  Temperatur  auf  die  optischen  Eigenschaften. 
256.  ZwUlinge.  257.  Optische  Anomalien.  258.  Glanz.  259.  Pelluzidität.  260.  Farbe. 
261.  Strich.  262.  Pleochroismus.  263.  Phosphoreszenz.  Fluoreszenz.  264.  Besondere 
Farbenerscheinungen.  265.  Thermische  Eigenschaften.  266.  Wärmestrahlung. 
267.  Wärmeleitung.  268.  Ausdehnung.  269.  Änderung  des  Aggregatzustandes. 
270.  Elektrizität.    Pyroelektrizität.    271.  Thermoelektrizität.    272.  Magnetismus. 

IIL  Almehnltt.    Mineralchemle. 

273.  Zusammensetzung.  274.  Analyse.  275.  Wassergehalt.  276.  Chemische 
Charakteristik.  277.  Verhalten  vor  dem  Lötrohr.  278,  279.  Mikrochemische  Analyse. 
280.  Verhalten  gegen  Lösungsmittel.  281.  Beziehung  zwischen  chemischer  Zusammen- 
setzung und  Krystallform.  282.  Polymorphismus.  283.  Isomorphismus.  284.  Chemi- 
sches Verhalten  isomorpher  Körper.  285.  Krystallographisches  Verhalten  isomorpher 
Korper.  286.  Physikalisches  Verhalten  isomorpher  Körper.  287.  Isodimorphismus. 
288.  Isomorphe  Fortwachsung.  289.  Isomorphe  Mischungen.  290.  Krystallographisches 
und  physikalisches  Verhalten  isomorpher  Mischungen. 

IT.  Abselmltt.    Torkommen,  Entstehung  nnd  XJmwandlang 

der  Mineralien. 

291.  Entstehung  der  Mineralien.  292.  Verbreitung  der  Mineralien.  293.  Vor- 
kommen der  Mineralien.  294.  Gesteinsbestandteüe.  295.  Struktur  der  G^teine. 
296.  Lagerung  der  Gesteine.  297.  Material  nnd  Entstehung  der  Gesteine.  298.  Trttm- 
mergesteine.  299.  Mineralien  auf  Hohlräumen.  300.  Mineralien  auf  geschlossenen 
Hohlräumen.  301.  Mineralien  auf  Spalten.  302.  Kontaktbildungen.  303.  Paragenesis. 
304.  Mineralbildungsprozesse.  305.  Abscheidung  aus  Wasser.  306.  Organische  Mine- 
ralbildungen. 307.  Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluß.  308.  Sublimation.  309.  Um- 
wandlung der  Mineralien.  310.  Beispiele  für  Umwandlungsprozesse.  311.  Pseudo- 
morphosen.    312,  pag.  409.  Intemationale  Atomgewichte  von  1903. 

Spezieller  Teil. 

313.  Mineralspezies.    314.  Varietät.    315.  Mineralsystem. 

Sodann  folgt  die  Beschreibung  der  einzelnen  Mineralspezies  und  zwar  in  der 
folgenden  Anordnung: 


Xn  Inhaltflttberfioht. 

1.  SJiaMe.    Elemente,  a)  Metalloide pag.  416 

b)  Metalle „423 

2.  „         Haloidverbindungen,  a)  Einfache „     433 

b)  Zusammengesetzte „     442 

3.  ,,         Schwefelverbiudnngen,  a)  Einfache „     448 

b)  Zusammengesetzte  ....  „     484 

4.  „         Oxyde,  a)  Wasserfreie „     606 

b)  Hydroxyde  und  Hydrate „     561 

5.  „         Borate,  a)  Wasserfreie „     573 

b)  Wasserhaltige „     576 

6.  „         Karbonate  und  Nitrate,  a)  Wasserfreie „     577 

b)  Wasserhaltige »604 

7.  „         Silikate,  pag.  608,  a)  Wasserfreie ,    .  „     609 

b)  Wasserhaltige »773 

8.  „         Titanate,  Zirkoniate,  Thorate  und  Stannate     .    .  „     792 

9.  „         Tantalate  und  Niobate „     797 

10.  „         Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Yanadinate, 

a)  Wasserfreie „     800 

b)  Wasserhaltige »812 

11.  „         Wolframiate  und  Molybdate „     828 

12.  „         Chromate,  Tellurate  und  Jodate „     834 

13.  „         Sulfate,  a)  Wasserfreie »835 

b)  Wasserhaltige »848 

14.  „         Mineralsubstanzen  organischen  Ursprungs   ...  „     870 


Register  zum  allgemeinen  Teil „     883 

Register  zum  speziellen  Teil „     895 


Einleitung. 


1.  Mineralien.  Mineralogie  oder  OryUognosie  ist  derj^ige  Teil  der 
Naturgeschichte,  der  sich  mit  der  wissenschaftlichen  Erforschung  der 
Mineralien  nach  allen  ihren  Eigenschaften  und  Beziehungen  beschäftigt 

Mineralien  sind  die  homogenen,  starren  oder  tropfbarflüssigen  un- 
oi^nischen  Naturprodukte  von  bestimmter,  durch  eine  Formel  aus- 
drfickbarer  chemischer  Konstitution,  welche  die  feste  Kruste  der  Erde 
und  anderer  Himmelskörper  zusammensetzen. 

Alle  Mineralien  sind  homogen,  d.  h.  durch  und  durch  gleichartig,  so  daO  ein 
Teilchen  ganz  genau  ehenso  beschaffen  ist,  wie  jedes  andere  Teilchen  desselben 
Stücks.  Dadurch  unterscheiden  sich  die  Mineralien  u.  a.  von  gewissen  in  der  festen 
Erdkruste  in  großer  Ausdehnung  und  großen  Quantitäten  an  vielen  Orten  in  ganz 
gleicher  Weise  yorkonmienden  Massen,  wie  Granit,  Gneis  etc.,  welche  als  Gebirg»- 
arten  oder  Gesteine  nicht  der  Mineralogie,  sondern  der  Fetrographie  angehören.  Es 
sind  dies  Mineralgemenge,  deren  einzelne  Bestandteile  homogen  sind  und  Gegen- 
stftnde  der  Mineralogie  bilden. 

Die  aUerm  eisten  Mineralien  sind  fest,  nur  Quecksilber,  Wasser  und  Petroleum 
sind  flüssig. 

Die  Mineralien  sind  femer  unorganisch,  d.h.  nicht  durch  den  Lebensprozeß 
von  Pflanzen  xind  Tieren  gebildet,  und  stehen  insofern  jenen  organischen,  aus 
ZeUen  zusammengesetzten  Naturk($rpern  gegenüber,  welche  letztere  oder  ihre  Be- 
standteile selbst  dann  nicht  zu  den  Gegenständen  der  Mineralogie  gehören,  wenn 
sie  im  sog.  fossilen  oder  yersteinerten  Zustande  sich  als  Versteinerungen,  Fossilien 
oder  Petrefakten  in  der  Erdkruste  finden.  So  sind  also  namentlich  Muschelschalen, 
Korallenstücke  und  ähnliches,  sodann  aber  auch  die  im  Tier-  und  Pflanzenkörper 
vielfach  gebildeten  Erystalle  etc.  vom  Mineralreich  ausgeschlossen.  Dasselbe  ist  streng 
genommen  mit  den  fossilen  Kohlen  der  Fall  (Stein-  und  Braunkohlen  etc.,  welche  über- 
dies auch  weit  davon  entfernt  sind,  homogen  zu  sein),  mit  Harzen,  wie  Bernstein,  und 
mit  ähnlichem,  weil  alle  diese  Körper  organischen  Ursprungs  sind,  mehr  oder 
weniger  weit  vorgeschrittene  Umwandlungsstadien  von  Pflanzenmassen  verschiedener 
Art  Aber  einem  alten  Gebrauch  zufolge  werden  diese  letzteren  Substanzen  trotzdem 
in  der  Mineralogie  mit  behandelt. 

Nur  solche  Substanzen  heißen  Mineralien,  die  eine  bestimmte  und  feste,  durch 
eine  Formel  darstellbare  chemische  Konstitution  besitzen.  Es  sind  die  in  der 
Natur  vorkommenden  Elemente  und  deren  chemische  Verbindungen.  Im  Gegensatz 
hierzu  gibt  es  eine  Anzahl  sonst  wie  Mineralien  sich  verhaltender  Körper,  glas- 
artig erstarrte  Gesteinsmassen,  wie  Obsidian,  Pechstein  etc.,  die  aber  eine  schwan- 
kende Zusammensetzung  haben  und  daher  nicht  zu  den  Mineralien  zählen.  Sie 
gehören  zu  den  Objekten  der  Petrographie. 

Die  Mineralien,  als  auf  vollkommen  natürlichem  Weg  ohne  Zutun  des  Menschen 
Baaer,  Mineralogie.  ^ 


2  Mineralien.    Mineralogie. 

entstandene  sog.  Naturprodukte,  stehen  den  sog.  Knnstprodukten  der  chemischen 
Fabriken  nnd  Laboratorien  gegenüber,  zu  deren  Entstehung  der  Mensch  Veran- 
lassung gegeben  hat,  z.  B.  EiseuTitriol,  Alaun  etc.  In  allen  Eigenschaften  der 
Homogenität,  der  konstanten  chemischen  Zusammensetzung  und  der  unorganischen 
Struktur  und  Entstehung  stimmen  diese  künstlich  dargestellten  Körper  mit  den 
Mineralien  durchaus  überein,  aber  die  Mineralien  haben  gerade  wegen  ihrer  vom 
Menschen  ganz  unabhängigen  Entstehung  in  der  festen  Erdkruste,  welche  von  ihnen 
zum  größten  Teil  zusammengesetzt  wird,  eine  selbständige  eigentümliche  Be- 
deutung, und  es  ist  daher  geboten,  sie  als  die  Grundbestandteile  der  Erdkruste  für 
sich  und  abgesondert  Ton  den  künstlich  dargestellten  Substanzen  zu  betrachten. 

Stücke  anderer  Himmelskörper  gelangen  zuweilen  als  sog.  Meteoriten  auf  die 
Erde.  Sie  werden  von  Minerdien  gebildet,  die  zum  größten  Teil  mit  irdischen 
völlig  identisch,  zum  Teil  allerdings  auch  von  allen  solchen  verschieden,  jedoch  in 
sämtlichen  wesentlichen  Beziehungen  mit  ihnen  analog  sind. 

2.  Mineralogie.  Die  wissenschaftliche  Untersuchung  und  Be- 
schreibung der  Mineralien  bildet  das  Gebiet  der  Mineralogie.  Sie  hat 
sich  mit  allen  Eigenschaften,  mit  dem  Gesamtverhalten  der  Mineral - 
körper,  zu  beschäftigen. 

Das  erste,  was  sich  hierbei  darbietet,  ist  die  chemische  Zusammen- 
setzimg. Man  muß  vor  allem  wissen,  was  ein  vorliegendes  Mineral 
in  stoflElicher  Beziehung  ist,  ehe  man  zur  Erforschung  weiterer  Eigen- 
schaften übergehen  kann.  Die  Chemie  ist  also  eine  erste  wichtige 
Hilfswissenschaft  für  die  Mineralogie.  Sie  ermittelt  auch  zugleich 
das  Verhalten  der  Mineralien  gegen  Säuren  und  Basen,  gegen  Wasser, 
Sauerstoff,  Kohlensäure  und  andere  Agentien,  spielt  bei  der  Frage 
nach  der  Entstehung  der  Mineralien  eine  wesentliche  Bolle  und  dient 
neben  den  anderen  Eigenschaften  bei  der  Erkennung  und  Bestimmung 
der  Mineralspecies  als  ein  wichtiges  Hilfsmittel. 

Das  zweite  ist  die  Erforschung  der  Krystallform^  die  Kenntnis 
der  regelmäßig  polyedrischen  Begrenzung,  welche  die  meisten  Mine- 
ralien zeigen,  und  welche  einmal  an  sich,  sodann  aber  auch  in  ihren 
wichtigen  Beziehungen  zur  chemischen  Zusammensetzung  untersucht 
wird  (Isomorphismus,  Dimorphismus).  Die  Kryställographie  ist  also  eine 
zweite  wichtige  Hilfswissenschaft. 

Sodann  sind  die  physikalischen  Eigenschaften  der  Mineralien  ins 
Auge  zu  fassen,  das  Verhalten  derselben  gegen  Wärme,  Elektrizität, 
Magnetismus,  die  Verhältnisse  der  Kohäsion,  der  Elastizität,  der  Härte 
u.  s.  w.,  das  spezifische  Gewicht  und  vor  allem  ihr  Verhalten  gegen 
das  Licht,  alles  dies  sowohl  an  sich,  als  auch  in  Beziehung  zu  der 
Krystallform  und  zu  der  chemischen  Zusammensetzung.  Diese  Unter- 
suchungen setzen  als  Hilfswissenschaft  die  Physik  voraus. 

Auf  Grund  der  chemischen,  krystallographischen  und  physikalischen 
Eigenschaften  werden  die  Mineralien  sodann  in  ein  System  gebracht, 
das  eine  möglichst  leichte  und  bequeme  Übersicht  über  das  Gesamt- 
gebiet zum  Zwecke  hat. 


Mineralogie.    Literatur.  3 

Da  die  Mineralien  Teile  der  festen  Erdkruste  sind,  so  ist  femer 
.von  wesentlichstem  Interesse  die  Kenntnis  ihres  Vorkommens  in  der- 
selben, der  Art  und  Weise,  wie  sie  mit  anderen  Mineralien  zusammen 
den  Aufbau  der  Erdkruste  bewirken,  wie  sie  in  ilir  entstanden  sind, 
wie  sie  sich  unter  dem  Einfluß  der  in  der  Erde  stets  wirksamen 
chemischen  und  physikalischen  Kräfte  verhalten,  wie  sie  durch  diese 
umgeändert  und  häufig  ganz  zerstört  werden  und  wie  sie  dabei 
zur  Bildung  neuer  Mineralien  Veranlassung  geben.  In  diesen  Fragen 
steht  die  Mineralogie  zur  Geologie  in  einer  nahen  Beziehung,  so  daß 
beide  sich  vielfach  gegenseitig  als  Stutze  und  Ergänzung  dienen. 
Sie  ist  in  diesem  Sinne  nichts  anderes  als  der  unorganische  Teil 
der  Geologie. 

Nach  allem  dem  kann  man  also  schließlich  die  Aufgabe  der  Mine- 
ralogie zusammenfassen  als  die  Anwendung  der  Lehren  der  Chemie, 
Krystallographie  und  Physik  auf  die  Kenntnis  der  Mineralien  unter 
gleichzeitiger  besonderer  Berücksichtigung  der  Art  und  Weise  ihres 
Vorkommens  in  der  Natur,  ihres  Anteils  an  dem  Aufbau  der  festen 
Erdkruste,  ihrer  Entstehung,  ihrer  Umwandlung  und  ihres  Vergehens 
unter  dem  Einfluß  der  in  der  Erde  stets  wirksamen  chemischen  und 
physikalischen  Kräfte. 

Manchmal  werden  die  Mineralien  anch  nnr  als  die  auf  natürlichem  Wege  ent- 
standenen chemischen  Substanzen  aufgefaßt.  Man  sieht  von  ihrem  Vorkommen  in 
der  festen  Erdkruste  und  Ton  ihrer  Bedeutung  als  Bausteine  derselben  gänzlich  ab 
und  betrachtet  sie,  im  Verein  mit  den  ja  in  allen  wesentlichen  Eigenschaften  mit 
ihnen  analogen  künstlichen  Substanzen  der  chemischen  Laboratorien  und  Fabriken, 
nur  hinsichtlich  ihres  chemischen,  krystaUographischen  und  physikalischen  Verhaltens. 
Diese  Zusammenfassung  ist  vom  chemischen,  krystallographischen  und  physikalischen 
Standpunkte  aus  yöllig  berechtigt,  es  ist  aber  nicht  das,  was  von  alters  her  stets 
als  Mineralogie  bezeichnet  worden  ist.  Man  hat  dafür  in  neuerer  Zeit  den  Namen 
Anorganoffraphie  eingeführt. 

3.  Literatur.  Im  folgenden  ist  eine  Anzahl  von  selbständig 
erschienenen  Werken  angegeben,  die  für  die  Entwicklung  unserer 
Wissenschaft  von  Bedeutung  gewesen  sind,  geordnet  nach  den  ver- 
schiedenen Zweigen  der  Mineralogie  und  weiterhin  nach  den  Jahren 
ihres  Erscheinens.  Literaturangaben  für  die  einzelnen  speziellen 
Gegenstände,  auch  solche  aus  Zeitschriften,  finden  sich  an  den  be- 
treffenden Stellen  im  Tezt 

A.  Lehr-  und  Handbüoher  der  llüneralogie. 

1794.    Widenmaiin«    Handbuch  des  oryktognostischen  Theils  der  Mineralogie. 
1801—05.    Beuss.    Lehrbuch  der  Mineralogie.    3  Bde. 

1811 — 17.    Hoftatann»   Handbuch  der  Mineralogie  (beendigt  Ton  Breithaupt).  4  Bde. 
1811—24.    Steffens.  Vollständiges  Handbuch  der  Oryktognosie.  4  Bde.  u.  1  Supplement. 
1820.    Jameson«    A  System  of  mineralogy.    3  Bde.    3.  Aufl. 
1822.    Hafty.    Trait^  de  min6ralogie.    2.  Aufl.    4  Bde. 
—     CleTeland.    Treatise  on  mineralogy  and  geology.    2  Bde. 

1* 


4  Literatur. 

1822—24.    Mohs.    Gmndriss  der  Mineralogie.    2  Bde. 

1826.    Von  Haidillger  mit  ZoBätzen  fibersetzt  unter  dem  Titel :  Treatise  of  mineralogy. 

1826.    C.  C.  T.  Leonliard.    Handbuch  der  Oryktognosie.    2.  Anfl, 

1828.  Hanmann.    Lehrbuch  der  Mineralogie.    1  Bd.  mit  Atlas. 

—  Hartraann.    Handwörterbuch  der  Mineralogie  und  Geologie. 
1828—47.    HanBmaim.    Vollständiges  Handbuch  der  Mineralogie.    2  Theüe. 

1829.  Haidinger.    Anfangsgründe  der  Mineralogie. 
1830—31.    T.  Kobell.    Charakteristik  der  Mineralien.    2  Theile. 
1830—32.    Bendant.    Trait6  616mentaire  de  min6ralogie.    2.  Aufl.    2  Theile. 

1831.  €(locker.    Handbuch  der  Mineralogie.    2.  Aufl. 

1832.  Breithanpt.    Vollständige  Charakteristik  des  Mineralsystems.    3.  Aufl. 

1834.  Allan«    Manuel  of  mineralogy. 

1835.  Necker.    Le  r^gne  min6rale.    2  Bde. 

1836.  Thomson«    Outlines  of  mineralogy,  geology  and  mineral  analyses.    2  Bde. 
1886 — 39.    Moh«.    Leichtfassliche  Anfangsgründe  der  Naturgeschichte  des  Mineral- 
reichs.   2.  Aufl.    2  Bde.    (Der  2.  Bd.  bearbeitet  von  Zippe.) 

1836—47.    Breithanpt.    Vollständiges  Handbuch  der  Mineralogie.    3  Bde. 

1838.  T.  Kobell.    Grundzüge  der  Mineralogie. 

1839.  Olocker.    Orundrisa  der  Mineralogie. 

1842.  Fnehs,  Joh.  Nep«,  Naturgeschichte  des  Mineralreichs. 

1843.  Hartmann.    Handbuch  der  Mineralogie.    2  Bde.  mit  Nachtrag.    1860. 
1849.    Niool.    Manuel  of  mineralogy. 

1861.  Haidinger.    Handbuch  der  bestimmenden  Mineralogie.    2.  Aufl. 

1862.  Phillips.    Elementary  introduction  in  mineralogy.    Neue  (5.)  Aufl.    Heraus- 
gegeben von  Brooke  und  Miller. 

1862—67.    Shepard.    Treatise  on  mineralogy.    2.  Bde.    3.  Aufl. 

1866.    Erdmann.    Lärobok  i  Mineralogien. 

1866—69.    DnMnoy.    Trait6  de  min^ralogie.    4  Bde.  mit  Atlas.    2.  Aufl. 

1868—60.    Deiafosse.    Nouveau  cours  de  min6ralogie.    2  Bde.  und  Atlas. 

1869.    Zippe.    Lehrbuch  der  Mineralogie  mit  naturhistorischer  Grundlage. 

1860.    Gm  Leonhard.    Grundzüge  der  Mineralogie.    2.  Aufl. 

—  Pfair.    Grundriss  der  Mineralogie. 
1862.    Oirard.    Handbuch  der  Mineralogie. 

1862—93.    Des  Cloizeanx.    Traitd  de  nün^ralogie.    2  Bde.    Unvollständig. 

1864.    Andrft.    Lehrbuch  der  gesammten  Mineralogie. 

1869.    Senft.    Lehrbuch  der  Mineralien-  und  Felsartenkunde. 

1873—76.    Bombicei.    Corso  di  mineralogia.    2.  Aufl.    2  Bde. 

1874.    Blnm.    Lehrbuch  der  Mineralogie.    4.  Aufl. 

1876.    Senft.    Mineralogie  (Leunis,  Synopsis  der  drei  Naturreiche.    2.  Aufl.    3.  Bd. 

1.  Abthlg.;  1.  Aufl.  von  Fr.  Ad.  Eoemer). 
1876.    Pisani.    Trait^  ^lementaire  de  min^ralogie. 
1876.    !Knop.    System  der  Anorganographie. 
1880.    Kenngott.    Lehrbuch  der  Mineralogie.    6.  Aufl. 
1883—86.    Kenngott,  t.  Lasaulx  und  Bolle.     Handwörterbuch  der  Mineralogie, 

Geologie  und  Paläontologie.    3  Bde. 
1884.    Banmlianer.    Kurzes  Lehrbuch  der  Mineralogie. 

—  Banerman.    Textbook  of  descriptive  mineralogy. 

1889.    Hintze.    Handbuch  der  Mineralogie.    2  Bde.    (Noch  nicht  Tollständig.) 

—  Banmbaner.    Das  Beich  der  Krystalle. 

1892.    Dana.    A  System  of  mineralogy.    6.  Aufl.    Mit  einem  Appendix  1899. 

1896.  Dana.    Minerals  and  how  to  study  them. 

1897.  Tschermak.    Lehrbuch  der  Mineralogie.    6.  Aufl. 


Literatur.  5 

1896.    DftBm*    A  textbook  of  mineralogy.    Nene  Auflage. 

—  HomBteiii*    Kleines  Lehrbuch  der  Mineralogie.    5.  Anfl. 

1899.    T*  Kobell.  Lehrbuch  der  Mineralogie  in  leicht  faBslicher  Darstellong.  6.  Anfl. 
bearbeitet  von  Oebbeke  nnd  Weinschenk. 

1899.  de  Lapparent.    Conrs  de  min^ralogie.    3.  Anfl. 

1900.  KloeknuMtn«    Lehrbuch  der  Mineralogie.    2.  Aufl. 

—  Itenard  und  Stdber.    Notions  de  min^ralogie. 

—  Moses  und  Parsons*    Elements  of  mineralogy,  crystallography  and  blowpipe 
analysis  from  a  practical  Standpoint    Neue  Auflage. 

—  d^Aelüardi«    Guida  al  corso  di  mineralogia.    (1.  Theil.) 

1901.  Naumann-Zirkel.    Elemente  der  Mineralogie.    14.  Aufl. 

1902.  Mienu    Mineralogy,  an  introduction  to  the  scientiflc  study  of  minerals. 

B.  Krystallographie  und  Physik  der  llüneralien. 

1772.  Bom^  de  Plsle«    Essai  de  cristallographie. 

1774.  A.  G»  Werner«    Von  den  äusserlichen  EennsEeichen  der  Fossilien. 

1783.  Bom6  de  Plsle.    Gristollographie.    4  Bde. 

1822.  Hafty.    Traite  de  cristallographie.    2  Bde. 

1823.  NeuBiaDiu    Beiträge  zur  Erystallonomie. 

—  Kupffer.    Preisschrift  über  genaue  Messung  der  Winkel  der  Krystalle. 
1825.  Naumann«    Orundriss  der  Krystallographie. 

1829.  Orassmann«    Zur  physischen  Erystallonomie  und  geometrischen  Combinations- 
lehre. 

1830.  Naumann«    Lehrbuch  der  reinen  und  angewandten  Erystallographie.    2  Bde. 

1831.  Kupffer«    Handbuch  der  rechnenden  Erystallonomie. 

—  Hessel«     Erystallometrie  oder  Erystallonomie  und  Erystallographie.     (Aus 
Gehlen^s  phys.  Handwörterbuch,  auch  Ostwald's  Classiker  Nr.  88.  89.) 

1835.    Frankenheim«    Lehre  von  der  Cohftsion. 

1839.  Miller«   A  treatise  on  crystallography.  (Uebersetzt  und  bearbeitet  von  Grailich. 
1856.) 

1840.  Quenstedt«    Methode  der  Erystallographie. 
1842.    Frankenheim«    System  der  Erystalle. 

1846.  Kenngott«    Lehrbuch  der  reinen  Erystallographie. 

1851.  Schröder«    Elemente  der  rechnenden  Erystallographie. 

1862.  Sammeisberg«    Lehrbuch  der  Erystallkunde. 

1853.  Pfair«    Gnindriss  der  mathematischen  Verhältnisse  der  Erystalle. 

1854.  Naumann«    Anfangsgründe  der  Erystallographie.    2.  Aufl. 

1855.  Kenngott«    Synonymik  der  Erystallogi*aphie. 

—  Schabus«    Bestimmung  der  Erystallgestalten  in  chemischen  Laboratorien  er- 
zeugter Producte. 

1856.  Grailleh,  vergl.  1839  MiUer« 

—  Naumann«    Elemente  der  theoretischen  Erystallographie. 

1857.  J«  Weisbach.    Das  axouometrische  Zeichnen. 

1858.  €(railich«    Erystallographisch-optische  Untersuchungen. 

1861.  Karsten«    Lehrbuch  der  Erystallographie. 

—  Bes  Cloiieaux«    Lebens  de  cristallographie. 

1862.  Kopp«    Einleitung  in  die  Erystallographie.    2.  Aufl. 

1863.  Miller«    A  tract  on  crystallography  (übersetzt  Ton  Jörres,  1864). 

1865.  T.  Kokaeharow«    Vorlesungen  über  Mineralogie.    (Allgemeiner  Theil.) 
1865—78.    Schranf«    Atlas  der  Erystallformen  des  Mineralreiches.    Unvollständig. 

1866.  T«  T«  Lang«    Lehrbuch  der  Erystallographie. 

—  Brarais«    Etudes  cristallographiques. 


6  Literatur. 

1866 — 68.    Schrauf«    Lehrbuch  der  physikalischen  Mineralogie.    2  Bde. 

1867.  €(•  Werner.    Leitfaden  zum  Studium  der  Erystallographie. 

—  Knop«    Molekularconstitution  und  Wachsthum  der  Erjstalle. 

—  Des  Cloizeaux.    Nouvelles  recherches  sur  les  propri6t48  optiques  des  cristaux. 
1869.    Frankenheim«    Zur  Erystallkunde.    I.  Charakteristik  der  Krystalle. 

1871.    Oadolin«    Memoire  sur  la  d6duction  d'un  seul  principe  de  tous  les  syst^es 

crystallographiques  et  de  leurs  subdivisions  (Ostwald,  Classiker  Nro.  7ö). 
1873.    Qnenstedt«    Grundriss  der  bestimmenden  und  rechnenden  Erystallographie. 

—  0.  Böse.    Elemente  der  Erystallographie.    3.  Aufl.  bearbeitet  von  Sadebeck. 
1876.    Sadebeck«    Angewandte  Erystallographie.    (2.  Bd.  zu  G.  Böse,  Elemente.) 

—  Klein«    Einleitung  in  die  Erystallbereohnung. 

1879 — 84.    Mallard.    Trait6  de  cristallographie  g§ometrique  et  physique.    2  Bde. 

—  Sohnke*    Entwickelung  einer  Theorie  der  Erystallstructur. 
1881.    Liebisoh*    Geometrische  Erystallographie. 

—  Bauerman.    Textbook  of  systematic  mineralogy. 

1883.    Bammelsberg.    Elemente  der  Erystallographie  für  Chemiker. 

—  Brezina.    Methodik  der  Erystallbestimmung. 

1886.  Henrich.    Lehrbuch  der  Erystallbereohnung. 

—  Websky.    Anwendung  der  Linearprojection  zur  Berechnung  der  Erystalle. 
(3.  Bd.  zu  G.  Rose,  Elemente  1873). 

1886—91.    Goldschmidt.    Index  der  Erystallformen  des  Mineralreichs.    3  Bde. 

1887.  KreJM.    Elemente  der  mathematischen  Erystallographie. 

—  C^oldschmidt.    Erystallographische  Projectionsbilder. 

1888.  Wyronboff.    Manuel  pratique  de  cristallographie. 
1888—89.    Lehmann.    Molekularphysik.    2  Bde. 

1890.  Williams.    Elements  of  crystallography. 

1891.  Liebisch.    Physikalische  Erystallographie. 

—  Schönfliess.    Erystallsysteme  und  Erystallstructur. 

1898.  Hecht*    Anleitung  zur  Erystallbereohnung. 

—  Soret.    Elements  de  cristallographie  physique. 

—  Friedel.    Cours  de  mineralogie.    I.  Mineralogie  g6n6rale. 
1896.    Groth.    Physikalische  Erystallographie.    3.  Aufl. 

—  Nies.    Allgemeine  Erystallbeschreibung  auf  Grund  einer  yereinfachten  Methode 
des  Erystallzeichnens. 

—  Story-Maskelyne.    Crystallography,  a  treatise  on  the  morphology  of  crystals. 

1896.  Linok.    Grundriss  der  Erystallographie. 

—  Yoigt.    Die  fundamentalen  physikalischen  Eigenschaften  der  Erystalle. 

—  Liebisoh.    Grundriss  der  physikalischen  Erystallographie. 

1897.  Goldschmidt.    Erystallographische  Winkeltabellen. 

1899.  Lewis.    A  treatise  on  crystallography. 

—  Moses.    The  characters  of  crystals. 

—  Leiss.    Die  optischen  Instrumente  der  Firma  B.  Fuess. 

1900.  Binne.    Das  Mikroskop  im  chemischen  Laboratorium. 
1902.    Bmhns.    Elemente  der  Erystallographie. 

C.  Mikroskopisches  Verhalten  der  Mineralien* 

1868.  Fischer.    Chronologische  Uebersicht  über  die  Einführung  des  Mikroskops  in 
die  Mineralogie. 

1869—76.  Fischer.  Eritische  mikroskopisch-mineralogische  Studien  mit  2  Fortsetzungen. 
1873.    Zirkel.    Die  mikroskopische  Beschaffenheit  der  Mineralien  und  Gesteine. 
1876.    Dölter.    Die  Bestimmung  der  petrographisch  wichtigeren  Mineralien  durch 
das  Mikroskop. 


Literatur.  7 

1879.    Fonqii^  und  Mlehel-L^Ty«    Mineralogie  micrographiqne. 

1881.    ZirkeL    Die  EinfUhrnng  des  Mikroskops  in  das  mineralogisch-geologische 

Studium. 
1881—83.    Cohen.    Sammlnng  von  Mikrophotographien  znr  Yeranschanlichnng  der 

mikroskopischen  Stmctnr   der  Mineralien  nnd  Gesteine   (später  eine  dritte, 

nnveränderte  Ausgabe). 
1888.    Tsohemak«    Die  mikroskopische  Beschaffenheit  der  Meteoriten. 

1885.  Hnssak*    Anleitung  znr  Bestimmung  der  gesteinsbüdenden  Mineralien. 

1888.  Bosenbnseh«    Hälfstabellen  zur  mikroskopischen  Mineralbestimmung. 

—  Mieliel-L^Ty  und  Laeroix*    Les  mineraux  des  roches. 

1889.  j9         99  99  Tableau  des  mineraux  des  roches. 

1892—96.    Bosenbaseh«    Mikroskopische  Physiographie  der  Mineralien  und  Gesteine. 

2  Bde.    3.  Aufl. 
1893—94.    ZirkeL    Lehrbuch  der  Petrographie.    2.  Aufl. 

1900.  Luquer«    Minerals  in  rock  sections. 

—  SehrOder  yan  der  Kolk.    Tabellen  zur  mikroskopischen  Bestimmung  der 
Mineralien  nach  ihren  Brechungscoefficienten. 

1901.  Welttgehenk.    Anleitung  zum  Gebrauch  des  Polarisationsmikroskops. 

—  99  Die  gesteinsbildenden  Mineralien. 

D.  Chemisohe  Verhältnisse  der  Mineralien. 

(Vergl.  auch  die  speziellen  chemischen  Werke  von  Berzelius,  Fresenius,  H.  Böse, 
Wähler,  Claus,  Bammelsbergi  de  Eoninck  etc.,  sowie  betre&  des  Lötrohrverhaltens  etc. 

Abt.  F.  dieses  Abschnittes.) 

1795—1805.  Haprotk.  Beiträge  zur  chemischen  Eenntniss  der  Mineralkörper.  6  Bde. 

1808—16.    John.    Chemische  Untersuchung  der  Mineralkörper. 

1822.    Stromejer.    Untersuchungen  über  die  Mischung  der  Mineralkörper. 

1841—53.  Bammelsberg.  Handwörterbuch  des  chemischen  Theils  der  Mineralogie 
mit  5  Supplementen. 

1843.  Belesse.  Thöse  sur  Temploi  de  l'analjse  chimique  dans  les  recherches 
de  min^ralogie. 

1854.    Yolger.    Studien  zur  Entwickelungsgeschichte  der  Mineralien. 

1861.    Wöhler.    Die  Mineralanalyse  in  Beispielen. 

1863—66.  Bisehof.  Lehrbuch  der  chemischen  und  physikalischen  Geologie.  2.  Aufl. 
mit  einem  Supplement  1871.    (1.  Aufl.  1847—54.) 

1873.    Snop.    Studien  über  Stoffwandlungen  im  Mineralreich. 

1875.  Bammelsberg.  Handbuch  der  Mineralchemie.  2.  Aufl.  Mit  2  Ergänzungs- 
heften 1886  und  1895. 

1875.  Hanshofer.  Die  Constitution  der  natürlichen  Silicate  nach  den  neuesten  An- 
sichten der  Chemie. 

1879—90.    Both.    Allgemeine  und  chemische  Geologie.    3  Bde. 

1886.  Bammelsberg.    Die  chemische  Natur  der  Mineralien. 
1888.    Fock«    Einleitung  in  die  chemische  Erystallographie. 

1890.  Bdlter.    Allgemeine  chemische  Mineralogie. 

1893.  Anrani.  Physikalische  Chemie  der  Erystalle.  (Aus  Graham-Otto,  Lehrb. 
d.  Chemie.    1.  Bd.    3.  Abschnitt) 

—  Ostwald«    Grundriss  der  allgemeinen  Chemie. 

1896.  Brauns.    Chemische  Mineralogie. 

1897.  Clarke  aad  HlUebrand.  Analyses  of  rocks  and  analytical  methods.  Deutsch 
von  Zschimmer  unter  dem  Titel:  Praktische  Anleitung  zur  Analyse  der  Sili* 
catgesteine  1899. 

1900.    Hlllebraad.    Some  principles  and  methods  of  rock  analysis. 


8  literatnr. 

1900.    Ofltwald,    Lehrbuch  der  allgemeinen  Chemie.    3  Bde. 

—  Tan  t'Hoff.  Yorlesimgen  über  theoretische  und  physikalische  Chemie.  2.  Anfl, 

E.  Künstliohe  Naohbildung  (Synthese),  der  Mineralien. 

1860—59.    Hausmann.    Beiträge  zur  metallurgischen  KrystaUknnde. 

1857.  Charit«    üebersicht  der  pyrogeneten  künstlichen  Mineralien. 

1858.  €•  €•  T.  Leonhard.    Hüttenerzengnisse  nnd  andere  auf  künstlichem  Wege 
gebildete  Mineralien  als  Stützpunkte  geologischer  Hypothesen. 

1872.    Fuehs.    Die  künstlich  dargestellten  Mineralien. 

1879.    Danbr^e«     Etudes  synth^tiques  de  g^ologie  exp6rimentale.     (Deutsch  Yon 

Gurlt  18Ö0.) 
1882.    Fonqu^  und  Michel-L^Tj«    Synthese  des  minSraux  et  des  roches. 

1884.  Bourgeois«    B,eproduction  artificielle  des  min^raux. 

1891.  Meunier.    Les  m^thodes  de  synth^se  en  min^ralogie. 

1892.  Yogt«    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Gesetze  der  Mineralbildung  in  Schmelz- 
massen und  in  den  neovulkanischen  Ergussgesteinen. 

F.  Untersuchung  und  Bestimmung  der  Mineralien, 

(Siehe  zum  Teil  auch  D.) 

1844.  Berzelius.    Die  Anwendung  des  Löthrohrs,  deutsch  von  H.  B^e.    4.  Aufl. 

1848.  Zimmermann«    Handbuch  zum  Bestimmen  der  Mineralien. 

1857.  Scheerer«    Löthrohrbuch.    2.  Aufl. 

1862.  KerL  Leitladen  zu  qualitativen  u.  quantitativen  Löthrohruntersuchungen.  2.Aufl. 

1864.  Fiseher.    Clavis  der  Silicate. 

1866.  Blum.    Die  Mineralien,  nach  den  Erystallsystemen  geordnet. 

1872.  Birnbaum.    Löthrohrbuch. 

1874.  Helmhacker.    Tafeln  zur  Bestimmung  häufig  vorkommender  Mineralien. 

—  Senft.    Analytische  Tabellen  zur  Bestimmung  der  Mineralien. 

1875.  Hirschwald.    Löthrohrtabellen. 

1877.  Boricky.  Elemente  einer  neuen  chemisch-mineralogischen  Gesteinsuntersuchung. 

1879.  Laube.    Hülfstafeln  zur  Bestimmung  der  Mineralien.    2.  Aufl. 

1880.  Bunsen.    Flammenreactionen. 

—  Chapman.    Blowpipe  practice. 

1881.  Laudauer.    Die  Löthrohranalyse.    2.  Aufl. 

—  Behrens.    Mikrochemische  Methoden  zur  Mineralanalyse. 

1882.  Comwall.    Manuel  of  blowpipe-analysis. 

1885.  Haushofer.    Mikroskopische  Beactionen. 

1886.  Klement  und  Benard.    Eeactions  microchimiques. 

1889.    Boss.    Das  Löthrohr  in  der  Chemie  und  Mineralogie.    2.  Aufl.    Uebersetzt 
von  Eosmann. 

1891.  Hirsohwald.    Anleitung  zur  systematischen  Löthrohranalyse. 

1892.  Haushofer.    Leitfaden  der  Mineralbestimmung. 

—  Endlieh.    Manuel  of  qualitative  blowpipe-analysis. 

1896.  Cohen.     Zusammenstellung  petrographischer  Untersuchungsmethoden  nebst 
Angabe  der  Litteratur. 

1897.  Plattner.    Probierkunst  mit  dem  Löthrohr.  6.  Aufl.  bearbeitet  von  Kolbeck. 

1898.  C.  W.  C.  Fuchs.    Anleitung  zum  Bestimmen  der  Mineralien.    4.  Aufl.    Be- 
arbeitet von  Brauns. 

—  Brush.   Manuel  of  determinative  mineralogy.   15.  Aufl.  Bearbeitet  von  Penfield. 

1899.  Behrens»  *  Anleitung  zur  mikrochemischen  Analyse.    2.  Aufl. 

1900.  A.  Weisbach.    Tabellen  zur  Bestimmung  der  Mineralien  nach  äusseren  Kenn* 
zeichen.    5.  Aufl. 


Literatur  9 

1900.  Xoses  und  Parsone,    Siehe  bei  A. 

1901.  T«  Kobell.  Tafeln  ziir  Bestimmmig  der  Mineralien  mittelst  einfacher  che- 
nuBcher  Yersnche.    14.  Aufl.  von  Oebbeke. 

Gh.  Vorkommen  der  Mineralieiu 

1805 — 09.  €•  C.  T.  Leonliard«  Handbuch  einer  allgemeinen  topographischen  Minera- 
logie. 

1810—19.    H^ron  de  Tillefosse.    De  la  richesse  min^rale.    3  Bde.  nnd  Atlas. 

1814.  üllwann,  SjstematiBch-tabellarische  üebersicht  der  chemisch-einfachen  Fos- 
silien. 

1825.  Montioelll  e  Coyelli«    Prodrome  della  mineralogia  yesnyiana. 

1826.  Hlstnger«  Versuch  einer  mineralogischen  Geographie  yon  Schweden.  Deutsch 
yon  Wöhler  nach  der  Handschrift  zur  2.  Aufl. 

1887 — 42.    G*  Kose.    Mineralogisch-geognostische  Reise  nach  dem  Ural  etc.    2  Bde. 

1842.  L«  €•  Beck.    Report  of  the  mineralogy  of  the  State  of  New-Tork. 

1843.  Gm  Leonliard*    Handwörterbuch  der  topographischen  Mineralogie. 
1849.    Breithanpt.    Die  Paragenesis  der  Mineralien. 

1863.    Sartorius  yon  Waltershausen.    Die  ynlkanischen  Gesteine  yon  Sicilien  und 

Island. 
1863—92.    y.  Kokseharow.  Materialien  zur  Mineralogie  Rasslands.  10  Bde.  u.  1  AÜas. 
1866—56.    Borat*    Trait6  du  gisement  et  de  Texploitation  des  mineraux  utiles. 

2  Bde.    3.  Aufl. 

1865.  Haidinger.  Geologische  Üebersicht  der  Bergbaue  der  Oesterreichischen  Mo- 
narchie. 

1856.    Sella.    Stndi  sulla  mineralogia  sarda. 

1867.  J.  Roth.    Der  Yesuy  und  die  Umgebung  yon  Neapel. 

—  Yogi.    Gangyerhältnisse  und  Mineralreichthum  Joachimsthals. 

1868.  Greg  and  Lettsom.    Manuel  of  the  mineralogy  of  Great  Britain  and  Ireland. 
1868—93.    y.  Zepharoyieh.    Mineralogisches  Lexikon  des  Eaiserthums  Oesterreich. 

3  Bde.    (3.  Bd.  von  F.  Becke.) 

1869—61.    y.  Cotta.    Die  Lehre  yon  den  Erzlagerstätten. 
1863.    Fiedler.    Die  Mineralien  Schlesiens. 

—  A.  Nordenskiöld.    Beskrifning  üfyer  de  i  Finland  funna  mineralier.    2.  Aufl. 

1866.  Kenngott.    Mineralien  der  Schweiz. 

1868.  Banbr^e.  Substances  minSrales.  Extrait  des  rapports  du  Jury  international 
de  Texposition  uniyerselle  de  1867. 

—  Senft.    Die  krystallinischen  Erdgemengtheile  nach  ihren  mineralischen  Eigen- 
schaften. 

1869.  Grimm.    Die  Lagerstätten  der  nutzbaren  Mineralien. 

1870.  Landgrebe.    Mineralogie  der  Vulkane. 

—  Höfer.    Die  Mineralien  Kärntens. 

1873.  y.  Deohen.    Die  nutzbaren  Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reiche. 

—  d'Achiardi.    Mineralogia  della  Toscana.    2  Bde. 

1874.  Frensel.    Mineralogisches  Lexikon  für  das  Königreich  Sachsen. 

1875.  Genth.    Report  on  the  mineralogy  of  Pensylyania.    Mit  Nachtrag  1876. 

—  Gonnard.    Mineralogie  du  departement  du  Puy-de-Döme. 

—  Hofr.    Mineralogy  of  Noya  Scotia. 

1876.  G.  Leonhard.    Die  Mineralien  Badens  nach  ihrem  Vorkommen.    3.  Aufl. 

1878.  Fngger.    Die  Mineralien  des  Erzherzogthums  Salzburg. 

—  Gieseeke.    Mineralogische  Reise  nach  Grönland  (ed.  Johnstrup). 

—  Balmondi.    Mineraux  du  P^rou.    Aus  dem  Spanischen  yon  Martinet. 

1879.  y.  Groddeek.    Die  Lehre  yon  den  Lagerstätten  der  Erze. 


10  Literatur. 

1879.  Domejko.  Mineralojia  (besonders  die  Mineralien  von  Chile,  Bolivia,  Pera  und 
Argentinien  behandelnd).    3.  Aufl.    Snppl.  1871. 

—  Brakebnsoh.    Las  Especies  minerales  de  la  Eepnblica  argentina. 

1880.  Wenkenbaeh.  üebersicht  über  die  in  Nassau  anfgefondenen  einfachen  Mineralien. 

1881.  Ball«    Manuel  of  the  geologj  of  India.    Part  JH.    Economic  geology. 

1882.  Liyeraidge.    The  minerals  of  New  South- Wales.    2.  Aufl. 

1884.  Brunlechner.    Die  Minerale  des  Herzogthums  Kärnten. 

1885.  Hatle*    Die  Mineralien  des  Herzogthums  Steiermark. 

1886.  Selwyn«  Descriptiye  Catalogue  of  a  collection  of  the  economic  minerals  of 
Canada. 

1887.  Mallet«  A  manuel  of  the  geology  of  India.  Part  IV.  Mineralogy  (mainly 
non-economic). 

1888.  Tranbe*    Die  Minerale  Schlesiens. 

1890.  Brögger«  Die  Mineralien  der  Syenitpegmatitgänge  der  südnorwegischen  Augit- 
und  Nephelinsyenite. 

1891.  Oenth«    The  minerals  of  North-Oarolina. 

1893—1902.  Lacroix.  Mineralogie  de  la  France  et  de  ses  colonies.  2  Bde.  Noch 
unvollendet. 

1894.  Cohen.  Meteoritenkunde.  1.  Heft.  Untersuchungsmethoden  und  Charakte- 
ristik der  Bestandtheile. 

—  Orelm«    Die  Mineralien  des  Grossherzogthums  Hessen. 
1896.    Lnedeeke*    Die  Minerale  des  Harzes. 

1900.  R,  Beek,    Lehre  von  den  Erzlagerstätten. 

1901.  Heddle«    The  mineralogy  of  Scotland,  herausgegeben  von  6K)odchild.    2  Bde. 

1902.  Tenne  und  Calderon.    Die  Mineralfundstätten  der  iberischen  Halbinsel. 

(Siehe  außerdem  die  verschiedenen  Werke  über  Petrographie  von  Zirkel,  Bosenbusch, 
Ealkowsky,  v.  Lasaulx  u.  a.) 

H.  Sammelwerke,  Zeitschriften  eto. 

1806—18.    Hisinger  und  Berzelius.    Afhandlingar  i  Fisik,  Kemi  och  Mineralogi. 

6  Bde. 
1807—24.    C.  C*  V«  Leonhard.   Taschenbuch  für  die  gesammte  Mineralogie.   18  Bde. 
1811—33.    Sohweigger.    Journal  für  Physik  und  Chemie.    69  Bde. 
1829—55.    Karsten  und  v«  Deehen.    Archiv  für  Mineralogie,  Geognosie  etc.  26  Bde. 
1849.    Kenngott«    Mineralogische  Untersuchungen. 
1853 — 92.    V«  Kokseharow*    Siehe  unter  G. 

1853.    V.  Kobell.    Die  Mineralnamen  und  die  mineralogische  Nomenclatur. 
1854—75.    Hessenberg,    Mineralogische  Notizen.    12  Hefte.    Li  den  Abhandlungen 

der  Senckenbergischen  Gesellschaft  von  Bd.  1—10. 
1865—78.    Sohrauf«    AÜas  der  Erystallformen  des  Mineralreichs.    (Unvollständig.) 

1866.  Breithanpt«    Mineralogische  Studien. 

1867.  Des  Cloizeaux.    Nouvelles  recherches  sur  les  propri^t^s  optiques  des  cristaux. 

Zeitschriften,  in  welchen  gegenwärtig  mineralogische  Arbeiten 

publiziert  werden,  sind  n.  a.: 

Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie  von  Bauer,  Koken  und 
Liebisch,  gegründet  von  Leonhard  und  Bronn,  seit  1830. 

Mineralogische  und  petrographische  Mittheilungen  von  Tschermak,  seit  1871;  fort- 
gesetzt von  Becke. 

Zeitschrift  für  Erystallographie  und  Mineralogie  von  Groth,  seit  1877. 

Zeitschrift  der  Deutschen  Geologischen  G^esellschaft,  seit  1849. 


Literatur.  XI 

Annaleii  der  Physik  und  Chemie  (früher  yon  Wiedemann,  Poggendorff  und  von 
Gübert),  seit  1799. 

Zeitschrift  für  praktische  Geologie,  seit  1893. 

Berg-  und  hüttenmännische  Zeitnng,  seit  1842. 

Verhandlungen  der  russisch-kaiserlichen  mineralogischen  Gesellschaft  zu  St.  Peters- 
burg. 

Annales  de  chimie  et  de  physique,  seit  1816. 

Bulletin  de  la  soci6t6  min^ralogique  de  France,  seit  1878;  von  1886  ab  unter  dem 
Titel:  Bulletin  de  la  societ6  frangaise  de  min^ralogie. 

Bulletin  de  la  soci6t4  g^ologique  de  France,  seit  1836. 

Annales  des  mines,  seit  1816. 

The  mineralogical  magazine,  seit  1877. 

American  Journal  of  science  and  arts  yon  SiUiman,  seit  1818. 

(Außerdem  kommen  mineralogische  Arbeiten  in  den  zahlreichen  Schriften  der  Aka- 
demien und  naturwissenschaftlichen  Vereine  etc.  aller  Länder  zur  Veröffent- 
lichung, sowie  vereinzelt  in  fast  sämtlichen  der  Chemie  und  Physik  gewid- 
meten Zeitschriften.) 

J.  JahreBberiohte  über  den  Stand  und  den  Fortschritt  der 

Wisaensohaft. 

1822—48.  BerzeliuB.  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  physischen  Wissen- 
schaften.   Deutsch  von  Gmelin. 

1835—37.    Gloeker.    Mineralogische  Jahreshefte.    6  Bde. 

1845.  Haidingen  üebersicht  der  Resultate  mineralogischer  Forschungen  im 
Jahr  1843. 

1852—68.  Kenngott«  Üebersicht  der  Besultate  mineralogischer  Forschungen  in  den 
Jahren  1844—1865.    17  Theüe. 

1847—.  liebig  und  Kopp«  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  reinen  etc. 
Chemie,  Physik,  Mineralogie  und  Geologie,  nebst  Fortsetzungen,  welche  unter 
yerschiedenen  Herausgebern  bis  heutzutage  erscheinen ;  berücksichtigt  neuerer 
Zeit  die  Mineralogie  nicht  mehr. 

K.  Überslohten  über  das  System. 

1808.  Karsten.    Mineralogische  Tabellen.    2.  Aufl. 

1809.  Hafty.  Tableau  comparatif  des  r^sultats  de  la  cristallographie  et  de  Tanalyse 
chimique. 

1817.  A.  B*  Werner.  Letztes  Mineralsystem  (in  Hoffmann,  Handbuch  der  Minera- 
logie 1811—17,  Bd.  IV). 

1830.    Breithaupt.    üebersicht  des  Mineralsystems. 

1847.  Berzeliug'  neues  chemisches  Mineralsystem  nebst  einer  Zusammenstellung  seiner 
älteren  hierauf  bezüglichen  Arbeiten,  herausgegeben  von  C.  Rammelsberg. 

—  C^loeker.    Generum  et  specierum  mineralium  etc.  Synopsis. 

—  HSmes.    Uebersichtliche  Darstellung  des  Mohs'schen  Systems. 
1849.    Nordenskiöld.    Ueber  das  atomistisch-chemische  Mineralsystem. 
1852.    G.  Rose.    Das  krystallo-chemische  Mineralsystem. 

1853—54.    Kenngott.    Das  Mohs'sche  Mineralsystem  mit  Supplement. 
1860.    Hermann.    Heteromeres  Mineralsystem.    2.  Aufl. 
1886.    Toula.    Mineralogische  und  petrographische  Tabellen. 

1897.  A«  Weisbaeh.    Synopsis  mineralogica.    3.  Aufl. 

1898.  C^rotli.    Tabellarische  Üebersicht  der  Mineralien.    4.  Aufl. 

1899.  A.  Weisbaeh.    Characteres  mineralogici.    2.  Aufl. 


12  Literatar. 

L.  Beschreibuxig  von  Mineraliensainmltuigen« 

1804.  Mohs«    Des  Herrn  J.  F.  van  der  Nnll's  Mineralieiicabinet. 

1817.  Bonmon.    Catalog^e  de  la  collectioii  min^ralogiqne  speciale  du  Boi  (Paris).. 

1834.  Kayser«    Beschreibung  der  Mineraliensammlung  des  Medidnalraths  Bergemann 

in  Berlin. 

1837.  Ujj*    Description  d'une  collection  de  min^raux  formee  par  M.  Heuland. 

1843.  Haidinger.    Bericht  über  die  Mineraliensammlung  der  k.  k.  Hofkammer. 

1878.  €(roth.    Die  Mineraliensammlung  der  Eaiser-Wilhelms-Üniyersität  Strassbnrg» 

1885.  Hirsehwald.  Das  mineralogische  Museum  der  k.  technischen  Hochschule  Berlin. 
1899.  Yisohniakoff«    Allgemeine  Beschreibung  der  Mineraliensammlung  von  Rudolf 

Hermann  (Moskau). 

M.  Fraküsohe  Benatzimg  der  Mineralien  (Lithurgik  eto.)* 

1803.  Leonliardi«    Oekonomische  und  technische  Naturgeschichte  des  Mineralreichs. 
1803—04.    Sohmieden  Versuch  einer  Lithurgik  oder  ökonomischen  Mineralogie.  2  Bde. 

1805.  Yölker.    Handbuch  der  ökonomisch-technischen  Mineralogie.    2  Bde. 

1821.  Brard.    Mineralogie  appliqu^e  aux  arts.    3  Bde. 

1822.  Blomhof«    Lehrbuch  der  Lithurgik. 
1826.  Nanmann.    Entwurf  der  Lithurgik. 

1829.  Walehner«    Handbuch  der  Mineralogie  in  technischer  Beziehung.    2  Bde. 

1833.  Caire«    La  science  des  pierres  pr^cieuses  appliquee  aux  arts.    2.  Aufl. 

1840.  Blnm.    Lithurgik. 

1843.  Chapman.    Practical  mineralogj. 

1866.  Bnrat«    Trait^  du  gisement  et  de  Texploitation  des  min^rauz  utiles. 
1868.  Barbot.    Trait6  complet  des  pierres  pr^cieuses. 

1860.  Kluge.    Edelsteinkunde. 
1864.  Burat.    Mineralogie  appliquee. 

1867.  King.    The  natural  history  of  precious  stones  etc. 

1868.  Seliranf.    Handbuch  der  Edelsteinkunde. 
1870.  Bambosson,    Les  pierres  precieuses. 

1881.  Jannettaz,  Tanderheym  eto.    Diamant  et  pierres  precieuses. 

1886.  Jagnanx«    Traite  de  mineralogie  appliquee  aux  arts  etc. 

1887.  Blum.    Taschenbuch  der  Edelsteinkunde.    3.  Aufl. 

—  Oroth.    Grundriss  der  Edelsteinkunde. 

1890.  Kunz.    Gems  and  precious  stones  of  North-America. 

1893.  Dölten    Edelsteinkunde. 

—  Malaise«    Manuel  de  mineralogie  pratique.    3.  Aufl. 

1896.  Bauer*    Edelsteinkunde. 

1897.  Barrlnger«    A  description  of  mineraJs  of  commercial  yalue. 

1899.  Gürieh.    Das  Mineralreich. 

—  Streeter«    Precious  stones  and  gems.    6.  Aufl. 

1900.  Charpentier.    Geologie  et  mineralogie  appliquees;  les  mineraux  utiles  et 
leurs  gisements. 

N.  Geschichte  der  Mineralogie. 

1826.  Marx.    Geschichte  der  Krystallkunde. 

1839.  WheweU.    Geschichte  der  inductiven  Wissenschaften.    (Deutsch  von  Littrow.) 

1861.  Lenz.    Die  Mineralogie  der  alten  Griechen  und  Bömer. 
1866.  T.  Kobell.    (beschichte  der  Mineralogie. 


Allgemeiner  Teil 


L  Abschnitt 

Erystallographia 

Die  Krystallographie  umfaßt  die  Gesetzm&ßigkeiten, '  welche  die  regelmäßig^  poly- 
ednsche  Begrenzung  der  krystaUisierten  Körper  beherrschen.  Sie  sind  hei  natürlich 
gehildeten  Sahstanzen  dieser  Art  (Mineralien)  and  bei  künstlichen  genaa  dieselben. 


A.  Begriff  des  S[rystall8. 

4.  Krystallislert^  amorph.  Die  allermeisten  homogenen  Sub- 
stanzen von  bestimmter  chemischer  Konstitution  besitzen  die  Eigen- 
schaft, bei  ihrer  Entstehung  und  Festwerdung  lediglich  durch  die  ihnen 
von  Natur  innewohnenden  Kräfte  ohne  alles  äußere  Zutun  eine  regel- 
mäßig ebenflächige,  polyedrische  Begrenzung  anzunehmen,  wie  z.  B. 
der  Quarz,  Feldspat,  Alaun  etc.,  während  andere  nie  etwas  solches 
wahrnehmen  lassen,  wie  z.  B.  Glas,  Opal  etc.  Die  ersteren  Substanzen 
nannte  man  hyställisiert,  die  letzteren  amorph,    (joh.  Nep.  Fachs ,  Amor- 

phismos  im  Gegensatze  zu  Erjstallisation.    Schweiggers  Joamal  47.  1833  a.  Pogg. 
Ann.  31.  1834.  577.) 

Der  Unterschied  zwischen  dem  krystallisierten  und  amorphen  Zu- 
stande haftet  aber,  wie  man  später  gefunden  hat,  nicht  bloß  an  der 
Gestaltung  der  Oberfläche,  sondern  er  ist  ein  tiefgehender,  das  Ge- 
samtverhalten  der  Substanz  umfassender,  und  auch  in  den  inneren 
physikalischen  Eigenschaften  der  Körper  begründeter,  so  daß  es  nach 
diesen  letzteren  möglich  ist,  einen  krystallisierten  Körper  auch  dann 
von  einem  amorphen  zu  unterscheiden,  wenn  der  erstere  seine  regel- 
mäßige Begrenzung,  z.  B.  infolge  von  mechanischer  Entfernung  der 
äußeren  Schicht,  nicht  erkennen  läßt. 

Man  findet  nämlich  bei  der  Untersuchung  amorpher  homogener 
Substanzen,  daß  dieselben  nach  allen  Eichtungen  sich  physikalisch 


14  Ej7stallisiert.    Amorph. 

vollkommen  gleich  yerhalten,  und  daü  ganz  besonders  alle  diejenigen 
physikalischen  Eigenschaften,  welche  mit  der  Kohäsion  zusammen- 
hängen, in  ihnen  nach  allen  Bichtungen  yollkommen  gleich  sind. 
Namentlich  ist  dies  mit  der  Elastizität,  gemessen  durch  den  Elastizitäts- 
koeffizienten, der  Fall.  Diesen  letzteren  findet  man  an  einem  amorphen 
Körper  stets  gleich,  man  mag  das  zur  Messung  dienende  Stäbchen 
aus  demselben  herausschneiden,  in  welcher  Eichtung  man  will.  Er 
ist  Yon  der  Richtung  yöUig  unabhängig. 

Dem  gegenüber  sind  die  krystallisierten  Körper  dadurch  charak- 
terisiert, daß  in  ihnen  die  physikalischen  Eigenschaften  sich  im  allge- 
meinen mit  der  Richtung  ändern.  Dies  ist  bei  allen  Krystallen  ohne 
Ausnahme  besonders  mit  der  Kohäsion  und  den  damit  zusammen- 
hängenden Eigenschaften  der  Fall.  In  den  meisten  Krystallen  sind 
so  große  Kohäsiousunterschiede  vorhanden,  daß  sie  sich  in  gewissen 
Bichtungen  besonders  geringer  Kohärenz  leicht  nach  ganz  ebenen 
Flächen  zerspalten  lassen  (194),  während  dies  in  anderen  Bichtungen, 
wo  die  kleinsten  Teilchen  fester  zusammenhalten,  nicht  möglich  ist. 
Die  Existenz  solcher  Flächen  besonders  geringer  Kohäsion,  also  be- 
sonders leichter  Trennung  der  kleinsten  Teilchen,  sog.  Spaltungs- 
flächen oder  Blätterbrtiche,  ist  ein  sicheres  Kennzeichen  für  Krystalli- 
sation.  Sie  finden  sich  nie  an  amorphen  Körpern,  allerdings  auch 
nicht  an  allen  krystallisierten  gleich  deutlich. 

Besonders  wichtig  ist  aber  auch  hier  wie  bei  den  amorphen 
Körpern  die  Elastizität,  weil  man  diese  nach  allen  Bichtungen  hin 
besonders  genau  untersuchen  kann.  Man  findet,  daß  in  jedem  krystalli- 
sierten Körper  zwar  in  allen  parallelen  Lagen  der  Elastizitätskoeffizient 
stets  derselbe  ist,  daß  er  aber  in  abweichenden  Bichtungen  im  allge- 
meinen einen  anderen  Wert  besitzt,  daß  er  sich  also  mit  der  Bich- 
tung  ändert  Damit  ist  nicht  gesagt,  daß  in  jeder  anderen  Bichtung 
ausnahmslos  auch  ein  anderer  Elastizitätskoefflzient  erhalten  wird,  im 
Gegenteil  gibt  es  in  den  meisten  Krystallen  mehrere  Bichtungen 
gleicher  Elastizität,  aber  jede  Bichtung  verhält  sich  in  Bezug  auf  die 
Elastizität  stets  anders  als  alle  unmittelbar  benachbarten  (192). 

Danach  kann  man  amorphe  und  krystallisierte  Mineralien  folgender- 
maßen definieren: 

Amorphe  Substanzen  sind  solche,  bei  denen  die  physikalische  Be- 
schaffenheit, besonders  die  Kohäsion  und  alle  damit  in  Zusammenhang 
stehenden  physikalischen  Eigenschaften  nach  allen  Bichtungen  gleich, 
also  von  der  Bichtung  unabhängig  sind.  Keine  Bichtung  ist  von  den 
anderen  irgendwie  physikalisch  verschieden. 

Krystallisierte  Substanzen  sind  diejenigen  homogenen  festen  Körper, 
bei  denen  das  physikalische  Gtesamtverhalten,  vor  allem  die  Kohäsion 
und   alle   damit  zusammenhängenden  Eigenschaften,   besonders    die 


Individuum.  15 

Elastizität,  sich  mit  der  Richtung  stetig  ändern,  sofern  diese  Änderung 
nicht  durch  äaißere  Einflüsse  hervorgebracht  ist,  sondern  dem  Wesen 
der  Substanz  entspricht. 

Verschiedene  Elastizität  etc.  in  yerschiedenen  Richtungen  hahen  z.  B.  anch 
Holz,  Elfenhein  und  andere  ähnliche  Körper.  Diese  sind  aher  nicht  homogen,  faUen 
also  nicht  nnter  die  ohige  Definition.  Ebensowenig  fallen  darunter  gepreOte  oder 
gekohlte  Gläser  nnd  ähnliche  Substanzen,  die  zwar  homogen  sind,  bei  denen  aber 
die  Verschiedenheit  der  Elastizität  in  yerschiedenen  Sichtungen  durch  äuüere  Ein- 
flösse, wie  Pressung,  rasche  EUhlung  etc.  heryorgebracht  worden  ist,  während  Glas 
wie  alle  anderen  amorphen  Körper  im  ungepreßten  etc.,  also  im  natürlichen  Zustande, 
nach  allen  Richtungen  dieselbe  Elastizität  zeigt,  im  Gegensatz  beispielsweise  zum 
krystallisierten  Quarz,  der  im  yollkommen  normalen  natürlichen  Zustande  jene  Unter- 
schiede erkennen  läßt,  und  der  vielleicht  durch  äußere  Einflüsse,  wie  Pressung,  in 
einen  Zustand  der  allseitigen  Gleichheit  der  Elastizität  künstlich  versetzt  werden 
könnte,  ohne  daß  er  deshalh  aufhörte,  ein  krystallisierter  Körper  zu  sein. 

Einzelne  physikalische  Eigenschaften  sind  allerdings  in  gewissen  Krystallen 
nach  allen  Richtungen  die  gleichen.  So  pflanzt  sich  z.  B.  das  Licht  in  allen 
Krystallen  des  regulären  Systems  allseitig  mit  der  nämlichen  Geschwindigkeit  fort. 
Bei  dem  Unterschied  zwischen  krystallisierten  und  amorphen  Substanzen  handelt  es 
sich  aher  nicht  um  einzelne  physikalische  Eigenschaften,  sondern  um  alle  zusammen, 
um  das  physikalische  Geaamtverhalien. 

5.  IndiTidamn.  Ist  eine  zusammenhängende  Masse  eines 
krystallisierten  Minerals  so  beschaffen,  daß  die  von  allen  Punkten  o 
(Fig.  1)  (und  zwar  nicht  nur  in  einer  Ebene)  ausgehenden  parallelen 

Sichtungen  a^  Oj,  a^  a^,  a*  a^ ;   femer:  b^  6|,  b^  6„  6g  ftg ; 

etc.  sich  untereinander  auf  ihrer  ganzen  Erstreckung  durch  die  Masse 
hindurch  in  jeder  Beziehung  physikalisch  gleich  verhalten,  dann  ist 
diese  Masse  einheitlich  gebaut ;  sie  bUdet  ein  Individuimij  einen  nicht 
nur  chemisch,  sondern  auch  physikalisch  homogenen,  durchaus  gleich- 
artig beschaffenen  Körper.  Wenn  man  dagegen  durch  eine  solche 
Masse  hindurch  Eichtungen  legen  kann,  welche  nicht  auf  ihrer  ganzen 
Erstrecknng  von  einem  Ende  bis  zum  an- 
deren physikalisch  gleich  sind,  sondern 
nur  bis  zu  einem  gewissen  Punkt,  z.  B. 
auf  der  Strecke  ab  oder  cd  bis  zu  b  oder 
d  (Fig.  2),  von  wo  ab  sie  dann  in  ihrer 

Fortsetzung,  also  auf  der  Strecke  66^         mgTlT  Fig,  2 

und  ddl,  eine  andere  physikalische  Be- 
schaffenheit annehmen,  so  daß  man  sich  in  b  in  die  Richtung  bb^, 
und  in  d  in  die  Richtung  dä^  herumdrehen  muß,  um  die  erste  Be- 
schaffenheit in  den  Richtungen  ab  resp.  cd  wiederzufinden,  wie  dies 
die  gleich  resp.  verschieden  gezeichneten  Linien  andeuten,  dann  ist 
diese  Masse  nicht  einheitlich  gebaut,  sondern  ein  aus  zwei  (oder 
mehreren)  verschieden  orientierten  Individuen  verwachsenes  Aggregat. 
Die  Individuen  stoßen  stets  nach  einer  ganz  scharfen  Grenzfläche  mn 


16  Erystall.    Derb. 

zusammen ,  welche  von  allen  den  Punkten  6,  d  etc.  gebildet  wird ,  in 
welchen  die  physikalische  Beschaffenheit  der  hindurchgelegten  geraden 
Bichtungen  sich  ändert  Ein  solches  Aggregat  gleicher  Individuen,  d«  h. 
Individuen  derselben  Substanz,  aber  von  verschiedener  Orientierung, 
ist  dann  zwar  noch  chemisch,  aber  nicht  mehr  physikalisch  homogen. 

Wie  lineare  Bichttmgen  yerhalten  sich  auch  Ebenen,  die  man  dnrch  die 
Masse  hindnrcblegt.  So  gehen  Blätterbrüche  (Spaltungsflächen)  dorch  ein  Mineral- 
individnnm,  z.  B.  von  Kalkspat,  yoUkommen  gleichmäßig  und  nnonterbrochen  von 
einem  Ende  bis  zum  anderen  hindurch;  dagegen  gehen  sie  bei  einer  ans  zwei  oder 
mehr  Individuen  yerwachsenen  Masse  nur  bis  zur  Grenze  zweier  Individuen  in  einer 
bestimmten  Richtung,  von  dort  an  aber  in  den  anstoßenden  Individuen  in  einer 
anderen  Richtung  weiter,  während  sie  in  der  ursprünglichen  Richtung  genau  an  der 
Grenze  aufhören.  Hieran  lassen  sich  häufig  einzelne  Individuen  von  Verwachsungen 
mehrerer  Individuen  (Aggregaten)  leicht  unterscheiden. 

Zwei  getrennte  Individuen  derselben  Substanz,  welche  so  liegen, 
dafi  die  Richtungen  im  einen  allen  parallelen  Bichtungen  im  anderen 
Individuum  physikalisch  in  jeder  Hinsicht  gleich  sind,  heißen  pardUd, 
sie  befinden  sich  in  ParäUdstellung.  Individuen,  welche  so  stehen,  daß 
die  Bichtungen  im  einen  von  parallelen  Bichtungen  im  anderen,  wenn 
auch  nur  zum  Teil,  physikalisch  verschieden  sind,  sind  nicht  parallel, 
sie  sind  verschieden  orientiert. 

6.  Krystall,  derb.  Ein  krystallisierter  Körper,  welcher  nach 
außen  durch  eine  regelmäßige  und  ebenflächige  polyedrische  Be- 
grenzung abgeschlossen  wird,  heißt  ein  Kryställ,  sofern  diese  äußere  Be- 
grenzung sogleich  ursprünglich  bei  der  Festwerdung  des  Körpers  und 
zwar  lediglich  durch  die  inneren  Kräfte  desselben  und  ohne  Beein- 
flussung von  außen  sich  gebildet  hat,  und  somit  der  Substanz  des- 
selben wesentlich  ist.  Krystallisierte  Massen,  welche  eine  solche  regel- 
mäßige Begrenzung  nicht  besitzen,  heißen  Jerystallinisch  oder  derb. 
Sie  unterscheiden  sich  bezüglich  der  inneren  Beschafienheit  in  nichts 
von  den  Krystallen,  nur  fehlt  ihnen  die  regelmäßige  äußere  Begrenzung. 
Wie  die  Krystalle  bilden  auch  sie  Individuen  (5).  Aus  mehreren 
derben  Individuen  verwachsene  Mineralmassen  heißen  hrystallinische 
oder  derbe  Aggregate,  Durch  die  Verwachsung  mehrerer  Krystalle  ent- 
steht eine  KrystoHgruppe. 

Zu  dieser  Definition  des  Begriffs  Krystall  ist  folgendes  zu  hemerken: 

Aus  vielen  krystallisierten  Substanzen  lassen  sich,  wenn  in  ihnen  nach  mindestens 
drei  geeigneten  Bichtungen  leichte  Spaltbarkeit  herrscht  (4. 194),  ringsum  ebenflächig 
begrenzte  Stücke  herausspalten.  Die  Spaltbarkeit  ist  im  Wesen  der  Substanz  be- 
gründet, sie  verhält  sich  in  allen  Stücken  derselben  Substanz  völlig  gleich,  die 
einzelneu  Spaltungsflächen  sind  stets  in  derselben  Zahl  vorhanden  und  machen  stets 
dieselben  Winkel  miteinander,  wenn  man  sie  an  verschiedenen  Stücken  derselben 
Substanz  darstellt;  sie  sind  aber  nicht  ursprünglich,  sondern  erst  nachträglich  her- 
gestellt. Solche  regelmäßig  polyedrischen  Stücke  sind  also  keine  echten  Krystalle, 
trotzdem  ihre  Form  auf  den  inneren  Kräften  der  Substanz  beruht  und  ihr  daher 


Begrenxungselemente.    Flftchen.  17 

wesentlich  ist.   Man  nennt  sie  Spaliungsaiücke.  Solche  lassen  sich  z.  B.  in  aii4geieich- 
neter  Weise  am  Kalkspat  herstellen  (194). 

Ebensowenig  liegen  echte  Krystalle  yor,  wenn  eine  Substanz  durch  irgend  einen 
äußeren  Umstand  eine  regelmäßige  Form  erhält,  welche  für  die  Krystalle  dner 
anderen  Substanz  charakteristisch  ist,  wenn  z.  B.  ein  Krystall  einer  Substanz  eine  so 
langsame  und  allmähliche  chemische  Umwandlung  erlitt,  daß  zwar  die  ursprüngliche 
Substanz  einer  anderen  Platz  machte,  aber  unter  yöUiger  Erhaltung  der  ursprüng- 
lichen Form.  In  diesem  Fall  ist  die  Krystallform  zwar  ursprtLnglich,  jedoch  nicht 
durch  die  inneren  Kohäsionskräf te  der  Substanz  dieser  aufgeprägt,  sondern  mehr  durch 
ZufaU  entstanden,  sie  ist  der  Substanz  nicht  wesentlich.  Derartige  häufig  yorkommende 
kiystallähnUche  Bildungen  heißen  AfterkryntaUe  oder  Psettdomorphoaen  (311). 

Ein  von  regelmäßigen,  den  genannten  Anforderungen  entsprechen- 
den Flächen  begrenztes  Individuum  wird  ein  einfacher  Krystall  genannt 
(im  Gegensatz  zu  den  Zwillingen  (155 ff.);  einfache  Krystalle  sind  nicht 
zu  verwechseln  mit  einfachen  Krystallformen  (9)). 


B.  Begrenzungselemente. 

Die  Flächen y  Kanten  und  Ecken,  welche  die  ErystaUe  umschließen, 
heißen  die  Begrenzungselemente  derselben.  Ist  ihre  Anzahl  an  einem 
KrystaUe  beziehungsweise  =  Fy  K  und  E,  so  besteht  die  Beziehung :  F-^E==K'\-2, 

a.  FMcheiu 

7.  Fl&chenparallellsmns.  Die  Flächen,  welche  die  Krystalle 
hegrenzen,  treten  nicht  einzeln,  sondern  stets  paarweise  in  der  Art 
auf,  daß  zu  jeder  Fläche  eine  zweite  ihr  parallele  vorhanden  ist 
Diese  zwei  Flächen  gehören  notwendig  zusammen,  so  daß  man  streng 
genommen  nicht  von  Erystallflächen ,  sondern  von  Flächenpaaren  zu 
reden  hätte.  Wenn  von  einer  Fläche  gesprochen  wird,  so  ist  im  allge- 
meinen die  ihr  parallele  Gegenfläche  mit  verstanden. 

Ausnahmen  von  der  Erscheinung  des  Flächenparallelismus  büden  nur  gewisse 
hemimorphe  und  hemiedrische  Krystalle  ((68.  63)  z.  B.  Fig.  23  und  39  a  u.  c). 

8.  FliclienbeschaifeDheit.  Die  Begrenzungsflächen  der  ErystaUe 
fdnd  meist  ziemlich  eben,  doch  auch  nicht  selten  stark  gekrümmt,  wie 
z.  B.  beim  Diamant  und  bei  manchen  Gipskrystallen.  Aber  auch  die 
ebenen  Flächen  sind  meist  nicht  völlig  glatt,  sondern  sie  zeigen  häufig 
kleine  Erhabenheiten  und  Vertiefungen  von  verschiedener  Form  und 
Große,  regelmäjßig  geradlinige  Streifung  etc.  Manche  Flächen  zeigen 
starken  Olanz,  andere  sind  matt  und  rauh;  manche  sind  härter  als 
andere  desselben  Erystalls;  manchen  geht  ein  Blätterbruch  parallel, 
manchen  anderen  nicht  etc.  Dadurch  erhalten  die  Erystallflächen  einen 
^urch  die  Gesamtheit  ihrer  Eigenschaften  bestimmten  physikalischen 

Bauer,  Ui&enklogle.  ^ 


18 


EiDfache  KrjBtallfonnen.    Eombiitatioiieu. 


(iDorphologischen  oder  krystallographischen)  Charakter  (175).  Diejenigen 
Flächen  eines  Krystalls  {und  nur  auf  die  Flächen  eines  und  desselben 
Krystalls  bezieht  sich  das  Nachfolgende),  welche  denselben  physi- 
kalischen Charakter  haben,  welche  in  physikalischer  Hinsicht  in  jeder 
Beziehung  gleich  sind,  sind  auch  krystallographisch  gleichwertig,  sie 
heißen  kurzweg  ^gleich" ;  physikalisch  verschiedene  Flächen  sind  auch 
krystallographisch  verschieden.  Dabei  ist  ganz  abzusehen  von  der  rela- 
tiven Größe  und  Gestalt  derselben;  krystallographisch  gleiche  Flächen 
eines  Krystalls  siud  häufig  in  Form  und  Größe  sehr  voneinander  ver* 
schieden,  umgekehrt  sind  krystallographisch  verschiedene  Flächen  nicht 
selten  gleichgestaltet.  Parallele  Gegenflächen  sind  stets  einuLder  gleich 
(ausgenommen  bei  Hemiedrie  (63)  und  Hemimorphie  (68)). 

Weit  an  yollEtfindigren  Eryatallen  zn  jeder  Fl&che  eine  ihr 
g^leiche  parallele  Oegenfläche  vorhanden  int,  so  kann  man  Krystalt- 
brnchatflcke  sich  leicht  zn  vollatfindigen  Krystollen  ergänzt  denken. 
In  Fig.  3  wird  das  in  ausgezogenen  Linien  abgebildete  Erystallbmch- 
stflck  darcb  den  in  gestrichelten  Linien  (nnten  in  der  Fignr)  darge- 
stellten Teil  zn  einem  ToUstllndigen  Indifidanm  ergtnst.  Er;stftll- 
fragmente  genDgen  also,  wenn  sie  nicht  zn  mdimentAr  sind,  zur  Fes(> 
Stellung  krystallogrtiphischer  OesetzmäBigkeiten. 
Fig,  3.  Zur  Erleichtemng  der  KryatallbeBchreibnng  pflegt  mau  aof  Ab- 

bildungen nnd  Modellen  alle  gleichen  FlSchen  eines  Krystalls  mit 
demselben  Buchstaben  zq  hefeicbnen  (zu  signieren).  So  bedeutet  der  gleiche  Bnch- 
stabe  h  anf  den  Flächen  des  Krystalls  Fig.  5,  daß  sie  alle  einander  gleich  sind; 
die  BachBtaben  h  nnd  o  in  der  Erystallform  Fig.  7,  daQ  alle  Flächen  h  resp.  o  ein- 
ander gleich,  die  Flächen  h  aber  von  den  Flächen  o  yerscbieden  sind. 

9.  Elnfaehe  Erystallformen,  Kombinationen.  Untersncht  man 
die  in  der  Katur  vorkommenden  Krystalle,  so  findet  man,  daß  es 
einmal  solche  gibt,  deren  Begrenzungsfläcben  alle  einander  gleich 
sind,  sodann  solche,  welche  von  krystallographisch  verschiedenen  Flächen 
umgrenzt  werden.  Hierbei  ist,  wie  auch  im  folgenden  immer,  Gleichheit 
und  Verschiedenheit  im  Sinne  von  (8)  zu  verstehen. 

Die  Begrenzungen  von  Krystallen  der  ersten  Art  —  mit  lauter 
gleichen  Flächen  —  heißen  einfache  Krystallformen.  Solche  sind  z.  B. 
die  oktaedrischen  Formen,  welche 
man  häufig  beim  Magneteisen 
findet  (Fig.  4).  die  würfeligen  Ge- 
stalten des  Flnßspates  (Fig.  5) 
Q.  a.  m.  Man  findet  aber,  daß 
eine  solche  Form  nicht  aasschließ- 
lich  nur  bei  einem  einzigen  Mine* 
ral  vorkommt,  sondern  bei  meh- 
~'°  ~  "'°  reren.    So  trifft  man  die  okta- 

edrischen Formen  des  Magneteisens  gleicherweise  als  einfache  Formen 
wieder  beim    Glold,  Bleiglanz,  ebenfalls  beim  Flußspat,    der  außer 


Eombinatioiien.  19 

den  wOrfeligeo  aoch  oktaedrische  Erystalle  bildet,  beim  Alaun  etc. 
Die  wflrfeligen  Gestalten  des  Flußspats  treten  ebenso  wieder  beim 
Steinsalz,  Schwefelkies,  g'Ieichfalls  beim  Bleiglanz  etc.  anf. 

Die  Formen  mit  voneinander  verschiedenen  Begrenzangsflächen 
beiden  Konännaüonen.  Eine  solche  Kombination,  an  einem  Flußspat- 
krystaU  beobachtet,  ist  in  Fig.  7  abgebildet.  Der  Krystall  ist  nm- 
grenzt  von  den  8  dreieckigen  Flächen  o,  welche  alle  glatt  nnd  glänzend 
sind,  parallel  mit  welchen  die  Krystalle  sich  sehr  leicht  spalten  lassen, 
nnd  die  sich  überhaapt  in  jeder  Beziehung  gleich  verhalten ;  sodann 
von  den  6  viereckigen  Flächen  h,  welche  rauh  nnd  matt  sind,  in 
deren  Bichtong  Spaltung  nnmSglich  ist,  nnd  die  sich  ebenfalls  als 
untereinander  in  jeder  Beziehung  gleich,  aber  von  den  Flächen  o  ver- 
schieden erweisen. 

Denkt  man  sich  nun  die  sämtlichen  Flächen  o  bis  zur  gegen- 
seitigen Durchdringung  ausgedehnt,  bei  gleichzeitigem  Verschwinden 
der  Flächen  h,  nnd  faßt  sie  in  dieser  Weise  zn  einer  einfachen 
Erystallform  zusammen,  so  entsteht,  wie  Fig.  6  zeigt,  dieselbe  okta- 
edrische Gestalt,  welche  für  sich  allein  beim  Flußspat  etc.  auftritt 
(Fig.  4).  Denkt  man  sich  dagegen  in  gleicher  Weise  die  Flächen  A 
ausgedehnt  und  o  verschwunden  (Fig.  8),  so  entsteht  dadurch  die 
wOrfelige  Form,  welche  beim  Flatlspat  eta  vorkommt  (Fig.  5).    An 


Fig.  6.  Fig.  7.  Fig.  8. 


dem  in  Fig.  7  dargestellten  Krystall  sind  also  das  Oktaeder  und  der 
Würfel  gleichzeitig  nebeneinander  vorhanden;  er  ist  eine  Kombination 
dieser  beiden  einfachen  Formen.  Ebenso  kann  im  allgemeinen  jede 
andere  Erystallform  mit  angleichen  Flächen  als  eine  Yereinigong 
mehrerer,  meist  auch  isoliert  vorkommender  einfacher  Formen  aufge- 
faßt werden,  wobei  immer  die  zu  einer  einfachen  Form  gehörigen 
Flächen  einander  gleich  nnd  von  den  anderen  Flächen  verschieden 
sind  (vei^l.  10). 

Diese  einfachen  Formen  lassen  sich  somit  als  die  Elemente  be- 
trachten, ans  denen  man  den  ganzen  Keichtum  der  ErystaUgestalten 
ZDsammensetzen  kann.  Sie  sind  in  nur  geringer  Zahl  vorhanden  und 
jede  kehrfc  bei  einer  mehr  oder  weniger  großen  Zahl  von  Mineralien 
-wieder,  entweder  isoliert  für  sich,  wie  das  oben  tär  Oktaeder  nnd 


20 


Offene  und  geschlossene  Formen.    Kanten. 


Würfel  gezeigt  wurde,  oder  mit  anderen  Formen  zusammen,  in  Kom- 
binationen, die  ebenfalls  sich  bei  verschiedenen  Mineralien  in  der- 
selben Weise  wiederholen  können.  So  kommt  die  Form  Fig.  7  außer 
beim  Fluißspat  z.  B.  auch  beim  Bleiglanz  etc.  vor. 

Kombinationen,  m  welchen  2,  3,  4 . . .  einfache  Formen  vereinig  sind,  heißen 
2,  3,  4 . . .  gäfUig.  Die  Flächen  einer  einfachen  Form  sind  häufig  an  GrOfie  über- 
wiegend; diese  heißt  der  Träger  der  Kombination,  wie  z.  B.  0  in  Fig.  98  etc. 

10.  Offene,  geschlossene  Formen.  Eine  besondere  Art  einfacher 
Formen  lehrt  folgendes  Beispiel  kennen.  In  Fig.  9  (Mitte)  ist  ein 
von  den  Flächen  b  und  p  begrenzter  Ealkspatkrystall  abgebildet 
Alle  6  Flächen  p  sind  gleich,  aber  von  den  2  Flächen  b  verschieden« 
Erstere  sind  glasartig  glänzend,  letztere  milchig  trübe  und  matt.  Die 
Flächen  p  bilden  also  eine  einfache  Eiystallform  und  ebenso  die 
Flächen  b  eine  andere. 

Die  Flächen  p  schneiden  sich  in  6  parallelen  Kanten.  Sie  bilden 
offenbar  das  in  Fig.  9  (rechts)  abgebildete  sechsseitige  Prisma,  das 

den  Baum  nicht  mehr  allseitig  be- 
grenzt, sondern  ihn  nach  oben  und 
unten  offen  läßt.  Die  von  den  beiden 
Flächen  b  gebildete  einfache  Form  be- 
grenzt dagegen  den  ßaum  nur  nach 
oben  und  unten  (Fig.  9,  links),  läißt 
ihn  dagegen  nach  allen  anderen  Bich- 
tungen  hin  ringsum  offen.  Man  unterscheidet  danach  von  den  ge- 
schhssenen  einfachen  Krystallformen,  wie  z.  B.  Oktaeder  und  Würfel, 
die  offenen.  Von  diesen  werden  solche,  welche  den  Baum  nur  in  zwei 
entgegengesetzten  Bichtungen  offen  lassen,  wie  jenes  sechsseitige 
Prisma  p,  ganz  allgemein  JMsmen  genannl^  während  die  nur  von 
Fläche  und  Gegenfläche  b  begrenzten  Formen,  die  den  Baum  nur  nach 
zwei  entgegengesetzten  Bichtungen  abschließen,  Pinakoide  heißen. 

Offene  Formen  (Prismen  nnd  Pinakoide]  können  natürlich  isoliert  oder,  wie  man 
ea  sagen  pflegt,  selbständig  nicht  yorkommen,  sondern  nnr  in  Kombination  mit 
anderen  (offenen  oder  geschlossenen)  Formen.  Die  Zahl  der  ans  den  EombinationeB 
ableitbaren  (9)  einfachen  Formen  ist  also  nm  die  sämtlichen  offenen  Formen  größer 
als  die  der  selbständig  vorkommenden.  Übrigens  sind  anch  noch  nicht  aUe  in 
Kombinationen  sich  findenden  geschlossenen  einfachen  Formen  isoliert  bekannt  ge- 
worden. Hier  liegt  jedoch  keine  physische  Unmöglichkeit  yor,  sondern  es  ist  zu  er- 
warten oder  doch  möglich,  daß  sie  mit  fortschreitender  Kenntnis  der  Ejrystallwelt 
auch  selbständig  noch  gefunden  werden. 


iP 


Fig.  9. 


b.  Kanten. 

11.  Allgemeines.  Die  Flächen  schneiden  sich  in  Kanten,  welche 
gerade  verlaufen,  wenn  die  Flächen  eben  sind ;  im  anderen  Falle  sind 
sie  krumm,  wie  z.  B.  beim  Diamant  (8). 


Flfichenwinkel.    Goniometer.  21 

Da  die  Flächen  mit  ihren  parallelen  Gegenflächen,  also  paar- 
weise auftreten,  so  sind  die  Kanten  in  einer  Anzahl  von  mindestens 
vier  untereinander  parallelen  vorhanden  (oder  würden  vorhanden  sein, 
wenn  die  Flächen  weit  genug  ausgedehnt  wären). 

Die  Kante  zweier  Flächen  P  und  M  wird  mit  P/M  bezeichnet  (signiert).  Kanten, 
in  welchen  sich  an  einer  Kombination  zwei  nicht  derselben  einfachen  Krystallform 
angehGrige  Flüchen  schneiden,  heißen  Kombinationakanteny  z.  B.  die  Kanten  kjo 
m  Fig.  7. 

12.  FläehenwinkeL  In  den  Kanten  stoßen  die  Flächen  unter 
sehr  verschieden  großen  Winkeln  zusammen,  welche  aber  stets  bei 
vollkommen  regelmäßig  ausgebildeten  und  einheitlich  gebauten  ein-* 
fachen  Krystallen  (6)  ausspringend,  also  im  Innern  desKrystalls  <[180^ 
sind.  Die  vollkommen  regelmäßig  ausgebildeten  und  begrenzten  Krystall- 
individuen  sind  somit  stets  hmvexe  Polyeder  (vergl.  einspringende 
Winkel  der  Zwillinge  (155  ff.) ;  ebenso  (154)  bei  parallel  verwachsenen 
Individuen). 

Die  absolute  Größe  der  Flächenwinkel,  d.  h.  der  Winkel,  unter 
welchen  zwei  Flächen  in  einer  Kante  zusammenstoßen,  ist  das,  was 
man  unter  der  Gröfk  der  Kante  versteht.  Deren  Länge  ist  dabei  ebenso 
gleichgültig,  wie  die  Gestalt  der  Krystallflächen  (8).  Man  pflegt  zu 
sagen,  eine  Kante  ist  =  100®,  d.  h.  die  beiden  Flächen  stoßen  in  ihr 
unter  100®  zusammen.  Die  Größe  der  Kanten,  d.  h.  der  Flächen- 
winkel, ist  für  die  Kenntnis  der  Krystalle  höchst  wichtig,  und  man 
hat  daher  den  größten  Wert  auf  eine  möglichst  genaue  Messung 
derselben  zu  legen.  Diese  geschieht  mit  Hilfe  der  Goniometer,  welche 
als  die  wichtigsten  Instrumente  des  Krystallographen  anzusehen  sind. 
In  Gebrauch  ist  hauptsächlich  das  Anlegegoniometer  von  Garangeot 
und  das  Reflexionsgoniometer  von  WoUaston,  vielfach  mit  den  Ver- 
besserungen von  Mitscherlich,  Babinet  und  anderen.  Dieses  letztere 
gibt,  wenn  Krystalle  mit  gut  spiegelnden  Flächen  vorliegen,  auf  wenige 
Minuten,  ja  Sekunden  genaue  Resultate,  auch  wenn  die  Flächen  klein 
sind.  Das  erstere  setzt  große  Krystalle  mit  glatten,  wenn  auch  matten 
Flächen  voraus,  gibt  aber  auch  unter  den  günstigsten  Umständen 
nur  auf  V4* — V2^  richtige  Näherungsresultate.  Es  ist  sehr  viel  ein- 
facher gebaut  und  leichter  zu  handhaben  als  das  Reflexionsgonio- 
meter. 

Die  ebenen  Winkel  der  Kanten  (Xantemvinkel)  in  den  einzelnen  Flächen  lassen 
sich  nicht  so  genan  messen,  wie  die  Flächen winkel.  Sie  können  aber  ans  den 
Flächenwinkeln  leicht  durch  Rechnung  ermittelt  werden.  Nur  in  seltenen  Fällen  ist 
man  in  der  Lage,  sie  direkt  bestimmen  zu  müssen.  Die  dazu  dienenden  besonderen 
Methoden  sollen  aber  hier  nicht  weiter  berücksichtigt  werden. 

13.  Anlegegoniometer.  Das  Anlegegoniometer  ist  1783  von  dem 
Pariser  Mechaniker  Carangeot  erfunden  und  später  von  dem  Mineralogen 


22 


Anlegegoniometer.    fieflexionsgoniometer. 


Fig.  10. 


Haüy  verbessert  worden.    Es  besteht  aus  dem  in  Grade  etc.  geteilten 

Halbkreis  hgi  (Fig.  10),  dessen  Mittelpunkt  in  c 
sich  befindet.  Durch  c  gehen  zwei  Schienen,  deren 
eine  de  um  c  drehbar  ist,  die  andere  Tn  nicht 
Der  untere  Rand  der  Schiene  hi  ist  dem  Durch- 
b^  messer  0*^  bis  180®  des  Ej*eises  parallel  und  hl 
geht  verlängert  durch  c  und  durch  den  Anfangs- 
punkt 0®  der  Teilung,  sowie  durch  den  Punkt 
180^  Der  Rand  de  der  beweglichen  Schiene 
geht  dem  bei  jedem  Azimuth  derselben  durch 
den  Mittelpunkt  c  sich  fortsetzenden  Rande  ß  parallel.  Die 
Messung  geschieht,  indem  man  den  Erystall  so  zwischen  die  beiden 
Schienen  de  und  hi  bringt,  wie  das  den  Krystall  darstellende  ge- 
strichelte Parallelogramm  andeutet.  Die  zwei  Flächen,  deren  Winkel 
gemessen  werden  soll,  liegen  den  äußeren  Rändern  beider  Schienen 
genau  an,  was  durch  Drehung  der  beweglichen  Schiene  de  um  c  be- 
werkstelligt werden  kann.  Auch  muß  die  Ebene  des  Teilkreises  auf 
der  zu  messenden  Kante  möglichst  genau  senkrecht  stehen.  Der  Rand 
fk  der  beweglichen  Schiene  de  bezeichnet  am  Teilkreis  die  für  den 
gesuchten  Winkel  abzulesende  Zahl  a. 

um  auch  an  in  Hohlräumen  sitzenden  Erystalleu  Winkel  messen  zn  können, 
hat  das  Instrument  yielfach  die  Einiichtung,  daß  sich  die  eine  Hälfte  des  Kreises 
um  ein  bei  g  befindliches  Chamier  nach  hinten  umklappen  läßt.  Die  beiden  Schienen 
dt  und  hi  kann  man  meist  in  den  an  ihnen  angebrachten  Schlitzen  paraUel  mit  sich 
selbst  verschieben,  so  daß  sie  nach  Bedarf  nur  mit  zwei  kleinen  Spitzen  über  c 
hinausragen.  Auch  lassen  sich  bei  fast  allen  Instrumenten  dieser  Art  die  beiden 
Schienen  zusammen  aus  dem  Teilkreis  herausnehmen  und  wieder  einsetzen.  Noch 
etwas  andere  Konstruktionen  sind  ebenfalls  schon  yersucht  worden,  die  aber  yon  der 
obigen  nicht  wesentlich  abweichen. 

14.  Beflexionsgoniometer.  Prineip,  Das  Beflexionsgoniometer  be- 
ruht auf  folgendem  Prinzip  (Fig.  11):  Gemessen  soll  werden  der  Winkel 
der  beiden  Flächen  ac  und  hc  in  der  Kante  c  (kurz  die  Kante  c).  Auf 
der  einen  Fläche  ac  wird  bei  c  das  Bild  eines  leuchtenden  Punktes  p, 
des  Signals,  nach  dem  bei  o  befindlichen  Auge  reflektiert,  und  somit  in 

der  Richtung  ocgi  gesehen.  Diese  Richtung  kann 
durch  eine  in  der  Verlängerung  von  oc  bei  gt 
angebrachte  Marke  ein  fdr  allemal  fest  bestimmt 
werden.  Das  Auge  bleibt  dabei  stets  in  o  und 
der  leuchtende  Punkt  in  jp.  Der  Krystall 
ach  sei  so  orientiert,  daß  o  und  p  in  einer  zur 
Kante  c  senkrechten  Ebene  liegen  (welche  die 
Zeichnungsebene  sein  soll).  Dann  bewegt  sich 
das  auf  der  ersten  Fläche  ac  reflektierte  Bild 


Fig.  11. 


von  p  allmählich  über  das  Sehfeld  hin,  wenn  man  den  Krystall  um 


Wollastonsches  Groniometer.  23 

die  Kante  c  als  Achse  von  a  gegen  a^  dreht,  und  verschwindet  end- 
lich ganz.  Dabei  nähert  sich  die  zweite  Fläche  bc  in  ihrer  Lage 
immer  mehr  der  ursprünglichen  Lage  der  Fläche  ac  resp.  deren 
Erweiterung.  Wenn  so  bc  allmählich  ungefähr  in  die  erste  Position 
von  ac,  also  in  die  Nähe  von  cb^  gelangt  ist,  erscheint  das  nun  auf 
bc  reflektierte  Bild  von  p  wieder  von  der  anderen  Seite  her  im  Sehfeld, 
bewegt  sich  darin  bei  weiterem  Drehen  vorwärts  und  wird  in  dem 
Augenblick  wieder  genau  in  der  durch  die  Marke  q  fest  bestimmten 
Sichtung  acq  gesehen,  in  welchem  ob  nach  cb^  in  die  Verlängerung 
von  ac  fällt.  Man  erkennt  den  Moment,  in  dem  die  Fläche  cb  nach 
d>^  in  die  Erweiterung  der  Fläche  ac  gefallen  ist,  eben  gerade  daran, 
daß  man  das  Keflexbild  des  Signals  p  auf  der  zweiten  Fläche  cb^ 
wieder  genau  in  der  Richtung  ocq  sieht.  Der  Winkel,  um  den  man 
bis  dahin  drehen  muß,  ist  der  Winkel  bd)^,  den  die  zweite  Fläche 
in  ihrer  ersten  Lage  cb  mit  ihrer  zweiten  Lage  cb^  macht ;  es  ist  der 
Nebenwinkel  des  eigentlich  zu  messenden  Winkels  acb.  Letzteren  er- 
hält man,  wenn  man  den  ersteren  von  180®  abzieht.  Der  Winkel  oc6 
heißt  der  innere,  der  Winkel  bcb^  der  äußere  Winkel  der  beiden 
Flächen  ac  und  bc.  Die  Messung  des  Winkels  bcb^  kann  geschehen, 
wenn  der  Krystall  so  an  einem  drehbaren  Teilkreis  befestigt  wird, 
dass  die  zu  messende  Kante  c  mit  dessen  Drehachse  zusammen  resp. 
in  deren  Verlängerung  fällt 

Der  gemessene  äußere  Winkel  bcb^  ist  offenbar  gleich  dem  Winkel  der  Normalen  der 
beiden  Flächen  ac  und  bc.  Man  findet  diesen  direkt  gemessenen,  auch  als  „Normalen- 
winkel" bezeichneten  Winkel  vielfach  statt  des  eigentlichen  inneren  Flächenwinkels 
in  den  ExystaUbeschreibungen  angegeben.  Jeder  dieser  beiden  Winkel  ergänzt  den 
anderen  zu  180^  und  es  ist  namentlich:  ac5  =  180^  —  bcb\ 

15.  Wollastonsches  Goniometer.  Das  ursprüngliche,  zuerst  von 
WoUashn  1809  nach  diesem  Prinzip  konstruierte  Eeflexionsgoniometer 
in  seiner  einfachsten  Gestalt  ist  in  Fig.  12  abgebildet  (wo  man  sich 
zunächst  aber  den  Spiegel  s  und  das  Femrohr  e  auf  dem  Stativ  l,  die 
spätere  Zutaten  sind,  wegzudenken  hat). 

Auf  der  runden  Grundplatte  ist  das  oblonge  MessingstQck  q  befestigt,  auf 
welchem  sich  zwei  dicke  nach  oben  konvergierende  Messingftlße  erheben.  Dieselben 
vereinigen  sich  (hinter  dem  Teilkreis)  zu  einer  dicken  Messingplatte,  welche  cylindnsch 
durchbohrt  ist,  und  in  dieser  Durchbohrung  dreht  sich  die  Achse,  welche,  vorn  gegen 
den  Beschauer  gerichtet,  den  Teilkreis  trägt.  Dieser  ist  senkrecht  zu  der  Drehachse; 
letztere  ist  horizontal,  der  Kreis  selbst  vertikal.  Die  Drehung  dieser  Achse  mit  dem 
Teilkreis  geschieht  mittels  des  an  ihrem  hinteren  Ende  angebrachten  großen  runden 
Knopfes,  welcher  im  Bild  am  Rande  der  Scheibe  links  sichtbar  wird.  Diese  Achse  ist 
auch  ihrerseits  centrisch  durchbohrt  und  in  ihr  dreht  sich  koncentrisch  eine  zweite 
d&nnere  Achse  mittels  des  kleineren  Knopfes,  welcher  unmittelbar  links  von  dem  ge- 
nannten größeren  zu  sehen  ist.  Die  Einrichtung  ist  so  getrofien,  daß  beim  Drehen 
am  kleinen  Knopf  nur  die  innere  Achse  bewegt  wird,  während  die  äußere  mit  dem 
Teilkreis  unbeweglich  bleibt,  daß  aber  beim  Drehen  der  dickeren  äußeren  Achse  am 
großen  Knopf  die  innere  Achse  von  selbst  der  Drehung  folgt. 


24  Wollutoiuchefl  Goniometer. 

Am  Torderen  Ende  der  inneren  Achse  ist  der  Erystallträger  »ythk  befestigt.  Der- 
selbe läQt  sich  zunächst  zwischen  ewei  p&r&llelen  Schienen  (  in  radialer  Richtong 
aber  den  Endpunkt  der  Drehachse  hin  TerEchiel)en,  Das  zwischen  den  beiden  Schienen 
veTBcbiebhare  Stück  ist  senkrecht  nrng-ehogen;  der  zum  Teilkreis  senkrechte  Ann 
tr&gt  bei  j/  einen  dem  Kreis  parallelen  Stift,  um  welchen  sieh  das  bei  (  rechtwinklig 
nmgebogene  Stück  drehen  laßt.  An  diesem  ist  senkrecht  m  dem  Stift«  bei  y  die 
Hülse  h  befestigt,  in  welcher  der  Stift  k  geradlinig  verschoben  nnd  anch  gedreht  werden 
kann.  Dieser  Stift  k  hat  vom  einen  SchlitE,  in  welchem  ein  Tiereckiges  Mesäng- 
pl&ttchen  b  stecht,  an  das  der  zn  messende  Krjstall  mittels  Wachs  angeklebt  wird. 
Dieser  mnli  so  befestigt  sein,  daG  die  zn  messende  Kant«  der  Drehachse  des  Teil- 
kreises parallel  wird  nnd  in  ihre  Yerlftngeinng  fillt.  Je  genauer  dies  der  Fall  ist, 
desto  genaner  wild  aach  cet  psr.  die  Messang  des  Winkels. 


Fig.  12. 

Diese  Stellung  erhält  der  Erystaü  zunächst  so  gnt  als  mOglich  nach  dem  Angen- 
maQ,  wobei  der  Stift  k  dem  Teilkreis  parallel  gestellt  wird.  Um  die  Kante  ge- 
nauer in  die  bezeichnete  Lage  zn  bringen,  benutzt  man  die  beiden  zueinander  senk- 
rechten Drehachsen  y  nnd  k.  Darch  successive  Drehung  nm  dieselben  kann  dem  Erjstall, 
also  anch  der  i>etr.  Kante  jede  beliebige  Richtung  gegeben  werden,  also  auch  diejenige, 
welche  hier  erforderlich  ist.  Zu  diesem  Zweck  stellt  man  jetzt  das  Instrument  gerade 
Tor  einem  Fenster  so  anf,  daQ  der  Teilkreis  senkrecht  zn  demselben  gerichtet  ist; 
je  temer  das  als  gespiegeltes  Objekt  p  {Fig.  U)  benutzte  Fenster  yom  Krjslall  ist, 
desto  genauer  wird  die  Messung.  Han  bring't,  wie  Uberhanpt  immer  bei  diesen 
Messungen,  das  Auge  so  nahe  als  möglich  an  den  Krystall  und  läQt  nun  das  Fenster 
anf  der  einen  Erjstaliflttche  spiegeln,  indem  man  sie  durch  Drehung  am  kleinen 
Knopf  in  die  hierzu  geeignete  Lage  bringt.  Das  Bild  des  Fensters  wird  man  dabei  im 
allgemeine»  schief  stehen  sehen;  durch  eine  Drehung  des  ErjstalltrSgers  um  den 


Wollastonsches  Goniometer.  25 

Stift  y  wird  man  es  aber  leicht  dahin  bringen  können,  daß  das  anf  der  Fläche  ge- 
spiegelte Bild  dea  Fensters  gerade  steht,  d.  h.  daO  die  horizontalen  Sprossen  des 
Fensterkreuzes  ebenfalls  horizontale  Bilder  geben  nnd  daß  die  Bilder  der  vertikalen 
Sprossen  mit  den  direkt  gesehenen  zusammenfallen.  In  dieser  Lage  ist  die  erste 
Flftche  der  Drehachse  parallel;  durch  Drehung  des  Krystalls  um  die  letztere  wird  an 
dieser  Stellung  der  ersten  Fläche  nichts  geändert  Dreht  man  nun  den  Krystall  so, 
daß  das  Fenster  anf  der  anderen  Fläche,  deren  Winkel  zu  jener  ersten  gemessen 
weirden  soll,  gespiegelt  wird,  so  wird  dieses  zweite  Spiegelbild  im  allgemeinen  eben- 
falla  schief  stehen.  Dasselbe  kann  nun  durch  Drehung  des  Stiftes  k  in  der  Hülse  h 
gerade  gestellt  werden ;  die  zweite  Fläche  wird  dann  der  Drehachse  parallel.  Dadurch 
ist  aber  die  erste  Fläche  aus  ihrer  richtigen  Lage  wieder  etwas  herausgerückt  worden. 
Man  muß  sie  also  durch  Drehung  um  y  von  neuem  in  derselben  Weise  einstellen, 
wie  oben  gezeigt  wurde,  indem  man  auf  ihr  zum  zweitenmal  das  Fenster  spiegeln 
läßt;  dann  wieder  die  zweite  Fläche  durch  Drehung  yon  k  etc.  Dabei  ist  streng 
darauf  zu  sehen,  daß  jede  der  beiden  Flächen  stets  um  dieselbe  Achse,  y  oder  fc,  ge- 
dreht wird.  Nach  wenigen  Wiederholungen,  bei  denen  die  Abweichongen  immer 
kleiner  und  kleiner  werden,  sind  beide  Flächen,  also  auch  deren  Kante,  sowie  sämt- 
liche andere  in  derselben  Zone  liegenden  Flächen  der  Drehachse  des  Instruments 
parallel,  man  sagt,  der  Krystall  ist  justiert;  die  Spiegelbilder  des  Fensters  auf  beiden 
Flächen  gehen  dann  bei  einer  vollen  Drehung  des  Krystalls  bei  unveränderter  Stel- 
lung des  Auges  ganz  gerade  über  das  Sehfeld  hin.  Um  nun  die  der  Drehachse  parallele 
Kante  auch  genau  in  die  Verlängerung  von  jener  zu  bringen,  die  Kante  zu  ceiitHeren, 
ist  zuweilen  die  innere  Drehachse  noch  einmal  centrisch  durchbohrt  und  es  geht  ein 
nmder  Stift  hindurch,  der  vom  eine  scharfe  Schneide  hat,  welche  genau  in  die  Achse 
Mit.  Der  Krystallträger  wird  nun  in  dem  Schlitten  s  und  senkrecht  dazu  der  Stift 
k  längs  der  Hülse  h  ohne  Drehung  verschoben,  bis  die  zu  messende  Kante  genau 
an  der  Schneide  anliegt,  was  mittels  dieser  beiden  Bewegungen  stets  möglich  ist. 
Fehlt  der  Stift,  so  wird  dos  Centrieren  nur  nach  dem  Augenmaß  bewerkstelligt. 
Jedenfalls  aber  ist  zu  kontrollieren,  ob  dabei  nicht  die  Flächen  aus  ihrer  richtigen 
Lage  gekommen  sind,  eventuell  ist  die  Justierang  zu  korrigieren. 

Die  Messung  selbst  geschieht  dann  dadurch,  daß  man  eine  bestimmte  horizontale 
Sprosse  an  dem  Fenster  ins  Auge  faßt  und  den  Krystall  durch  Drehen  an  dem 
kleinen  Knopf  so  stellt,  daß  das  Spiegelbild  dieser  Sprosse  auf  der  ersten  Fläche  in 
geeigneter  Richtung  mit  einer  direkt  gesehenen  Marke,  welche  man  vor  dem  In- 
strument ebenfalls  in  möglichst  großer  Entfernung  wählt,  zusammenfällt.  Dann 
dreht  man  am  großen  Knopf,  bis  dasselbe  mit  dem  Spiegelbild  der  nämlichen  Fenster- 
sprosse auf  der  zweiten  Fläche  der  Fall  ist.  Die  vor  und  nach  der  letzteren  Drehung 
abgelesenen  Winkel  geben  die  Positionen  der  beiden  Flächen.  Wenn  man  sie  von 
einander  subtrahiert,  erhält  man  den  Normalenwinkel  (den  äußeren  Winkel)  der 
beiden  Flächen.  Die  Messung  wird  durch  Repetition  genauer:  man  dreht  an  dem 
kleinen  Knopf  den  Krystall  so,  daß  die  erste  Fläche  wieder  in  die  ursprüngliche 
Lage  kommt,  und  dreht  wieder  am  großen  Knopf,  bis  dasselbe  auch  mit  der  zweiten 
Fläche  abermals  der  Fall  ist  etc.  Abzulesen  ist  ev.  nur  vor  und  nach  dem  Beginn  der 
Messung  nötig;  der  ganze  ermittelte  Winkel  ist  ein  Multiphim  des  gesuchten,  den 
man  durch  Division  mit  der  Anzahl  der  Einstellungen  der  zweiten  Fläche  erhält 
als  arithmetisches  Mittel  aus  allen  Einzeleinstellungen  des  Winkels. 

Eine  Verbesserung  dieses  einfachsten  Instruments  ist  der  Spiegel  5,  der  um  eine 
der  Drehachse  des  Instruments  parallele  Achse  r  drehbar  ist.  Das  Fenster  wird  gleich- 
zeitig auf  der  Krystallfläche  und  dem  Spiegel  reflektiert.  Das  auf  dem  Spiegel  reflek- 
tierte Bild  des  Fensters  bleibt  bei  der  Drehung  des  Krystalls  unverändert  stehen, 
kann  also  anstatt  der  direkt  gesehenen  Marke  q  (Fig.  11)  benützt  werden.  Diese 
beiden  Reflexbilder  sind  oft  viel  bequemer  gleichzeitig  zu  beobachten  als  das  Spiegel- 


26  WoUastonsches  Goniometer. 

bild  auf  der  Krystallfläche  und  eine  möglichst  ferne  Marke  q ;  die  Messung  ist  daher 
mit  diesem  Spiegel  vielfach  leichter  und  auch  genauer  als  ohne  ihn. 

Eine  FehlerqueUe  liegt  bei  der  bisher  betrachteten  einfachen  Einrichtung  des 
Instruments  darin,  daß  das  Auge  des  Beobachters  unwillkürlich  während  der  Messung 
seine  Lage  etwas  ändert;  dadurch  ändert  sich  aber  auch  die  Visierrichtung  ocq 
(Fig.  11]  entsprechend.  Damit  immer  genau  in  derselben  Richtung  visiert  wird,  ist 
daher  weiter  auf  dem  Stativ  l  (Fig.  12)  das  um  die  mit  der  Drehachse  des  Instru- 
ments gleich  gerichtete  horizontale  Achse  d  in  einer  zum  Teilkreis  parallelen  Ebene 
drehbare,  mit  einem  Fadenkreuz  versehene  Fernrohr  e  angebracht  worden,  das  genau 
auf  die  Drehachse  gerichtet  wird.  Vor  der  Objektivlinse  desselben  kann  eine  weitere 
Linse  eingeschaltet  werden,  die  sich  durch  Drehung  um  einen  Stift  f  vor  der  vorderen 
Öf&iung  des  Fernrohrs  anbringen  und  wieder  entfernen  läßt.  Mit  dieser  Linse 
wirkt  das  Femrohr  als  Lupe,  in  der  man  den  Krystall  deutlich  sieht,  und  mittels 
welcher  das  Centrieren  mit  größerer  Genauigkeit  vorgenommen  werden  kann:  man 
schiebt  den  Krystall  so,  daß  die  zu  messende  Kante  in  das  Fadenkreuz  des  Fem- 
rohrs fällt.  Das  Femrohr  ist  mit  seinem  Stativ  längs  der  Platte  mn  in  der  Rich- 
tung der  Drehachse  des  Instruments  etwas  verschiebbar,  damit  man  stets  das  Faden- 
kreuz auf  die  Krystalle  richten  kann,  welche  nicht  immer  genau  in  derselben  Ent- 
femung  von  dem  Teilkreis  aufgeklebt  sind.  Bei  der  Beobachtung  der  Reflexe  zur 
Justierung  und  Messung  muß  die  Linse  wieder  zurückgeschlagen  werden. 

Natürlich  kann  statt  des  als  gespiegeltes  Objekt  benützten  Fensters  auch  etwas 
anderes  angewendet  werden,  namentlich  wenn  man  das  Fernrohr  e  gebraucht  In 
diesem  Fall  nimmt  man  zweckmäßig  eine  kleine,  möglichst  entfernte  Lichtflamme, 
welche  in  der  durch  das  Femrohr  gegebenen  Yertikalebene  liegen  muß.  Man  kon- 
trolliert dies,  indem  man  das  Licht  direkt  mit  dem  Femrohr  anvisiert,  das  man  zu 
diesem  Zweck  um  die  horizontale  Achse  d  nach  oben  dreht.  Das  Licht  muß  dann 
in  das  Fadenkreuz  fallen,  und  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist,  muß  das  Instrument 
auf  seiner  Unterlage  so  lange  gedreht  werden,  bis  diese  Koincidenz  eintritt;  dann 
hat  das  Instmment  gegen  das  Licht  die  richtige  Stellung. 

Das  vorstehend  beschriebene  Instrument  gibt  die  Winkel  guter 
Flächen  auf  eine  Minute  genau.  Noch  genauere  Messungen  erfordern 
einen  Krystallträger  von  größerer  Vollkommenheit  als  den  eben  be- 
schriebenen, der  nur  eine  annähernde  Einstellung  der  Krystallkante 
gestattet.  Ein  solcher  verbesserter  Centrier-  und  Justierapparat,  der 
an  dem  soeben  beschriebenen  Instrument  leicht  mit  dem  vertikalen 
Kreis  verbunden  werden  kann,  ist  in  (16)  beschrieben.  Ein  mit  einer 
derartigen  Einrichtung  versehenes  vollkommeneres  Instrument  hat  zu- 
erst Mit^cherlich  konstruiert,  der  auch  zuerst  mit  dem  Wollastonschen 
Instrument  das  erwähnte  Fernrohr  verband  und  ebenso  noch  ein 
zweites  Femrohr,  dem  ersten  gegenüber  auf  der  anderen  Seite  des 
Kiystallträgers  stehend,  beide  Femrohre  in  derselben  zur  Drehachse 
senkrechten  Vertikalebene  gelegen.  Auch  dieses  zweite  Fernrohr,  das 
Eollimatorrohr,  ist  mit  dem  einen  Ende  auf  die  Drehachse  gerichtet 
und  kehrt  das  andere  Ende  nach  oben  und  außen,  dem  Okular  des 
ersten,  des  Beobachtungsfernrohres,  entgegengesetzt.  Es  dient  dazu, 
die  Richtung  des  einfallenden  Lichts  genau  zu  fixieren.  Seine  Ein- 
richtung ist  wie  die  des  Beleuchtungsfernrohrs  C  in  Fig.  13  und 
gleichfalls  aus  (16)  zu  ersehen. 


Goniometer  mit  horizontalem  Kreis.  27 

Yollkommenere  Instrumente  dieser  Art  siehe:  Y.  v.  Lang^  Denkschr.  Wiener 
Ak.  1875;  Brezina,  Jahrb.  k.  k.  geol.  Eeichsanstalt,  1884,  pag.  321,  vergl.  anch  (3) 
B.  1883;  Klein,  Krystallo^raphie  (siehe  (3)  B.  1876);  Liebisch,  siehe  (16).  Die  ersten 
Beflexionsgoniometer :  WoUastony  Gilb.  Ann.  Bd.  37,  1811,  pag.  367  xmd  Mitscherlichj 
Abh.  Berl.  Akad.  1843,  pag.  189. 

16.  Goniometer  mit  horizontalem  Kreis«  Keflexionsgoniometer,  nament- 
lich vollkommenere  mit  einem  größeren  Teilkreis  versehene,  werden  heutzutage 
vielfach  nicht  mehr  mit  vertikalem  Kreis  konstruiert.  Dieser  wird  nach  dem  Vor- 
schlage von  Malus  und  Bahinet  besser  horizontal  gelegt ;  die  Drehachse  sowie  die  zu 
messenden  Krystallkanteu  stehen  dann  vertikal.  Der  Vorteil  davon  ist,  daß  man 
auch  große  Krjstalle  messen  kann,  welche  sich  bei  horizontaler  Achse  wegen  zu  be- 
deutenden Gewichts  kaum  stabil  am  Krystallträger  befestigen  lassen.  Femer  werden 
bei  dieser  Anordnung  die  drehenden  Teile  des  Instruments  weniger  und  nicht  ein- 
seitig abgenützt.  Im  übrigen  ist  die  Einrichtung  eines  derartigen  Instruments,  wie 
es  in  Fig.  13  im  Durchschnitt,  Fig.  14  in  etwas  anderer  Form  in  seiner  äußeren 
Ansicht  abgebildet  ist,  von  einem  solchen  mit  Vertikalkreis  nicht  wesentlich  ver- 
schieden. 

Ein  messingener  Dreifuß  mit  Stellschrauben  trägt  das  an  das  eine  Bein  fest 
angeschraubte  Beleuchtungsfemrohr  C  (Fig.  13),  sowie  eine  horizontale  dicke  Messing- 
platte, welche  centrisch  bei  o  eine  nach  unten  sich  verjüngende  konische  Durch- 
bohrung hat.  Darin  steckt  eine  erste  hohle  Achse  &,  welche  den  Nonienkreis  d  trägt 
und  an  der  zum  Drehen  unten  eine  Scheibe  c  befestigt  ist,  au  welcher  die  bei  a 
befindliche  Klemm-  und  Einstell  Vorrichtung  angreift.  An  den  Nonienkreis  ist  das 
auf  dem  Stativ  B  befindliche  Beobachtungsfemrohr  festgeschraubt.  In  der  Achse  b 
steckt  die  zweite  konisch-hohle  Achse  e,  an  welcher  der  Limbus  mit  der  Teilung  bei  f 
normal,  also  horizontal  befestigt  ist;  diese  Achse  e  hat  unten  den  Knopf  g  und  die 
Klemm-  und  Einstellvorrichtung  ß.  In  dieser  Achse  e  steckt  eine  dritte  konische  Achse  A, 
welche  innen  cylindrisch  durchbohrt  ist  und  die  den  Stahlcylinder  s  aufnimmt,  an 
dem  oben  der  Ej-ystallträger  befestigt  ist.  Unten  trägt  sie  einen  Knopf  i,  der  von 
der  sog.  Centralschraube  k  durchbohrt  ist,  mittels  welcher  sich  der  Gylinder  s  nebst 
dem  Krystallträger  höher  und  niedriger  stellen  läßt  Die  Schraube  l  dient  dazu, 
eine  feste  Verbindung  zwischen  den  Achsen  h  und  e  herzustellen,  so  daß  sie  sich  nur 
zusammen  drehen  können ;  nach  Lösung  der  Schraube  {  dreht  sich  jede  Achse  selbst- 
ständig. Eine  Klemmschraube  bei  p  erlaubt  eine  feste  Verbindung  zwischen  s  und  h 
herzusteUen  oder  zu  lösen. 

Auf  der  Säule  s  ist  der  Krystallträger  befestigt,  der  aus  der  Gentrier-  und 
Justiervorrichtung  besteht.  Die  Justiervorrichtung  wird  gebildet  von  zwei  Halb- 
cylindem,  von  denen  einer  bei  t  sichtbar  ist;  au  demselben  ist  unten  ein  Teil  eines 
kreisförmigen  Zahnrades  befestigt,  in  dessen  Zähne  die  Schraube  ohne  Ende  x  ein- 
greift und  den  Gylinderschlitten  um  eine  zu  s  und  zu  x  senkrechte  Achse  in  der 
hohlen  Gylinderschale  r  dreht.  Eine  zweite  genau  gleiche  nur  etwas  kleinere  Vor- 
richtung ist  auf  die  erstere  bei  y  angesetzt.  Hier  dreht  sich  der  zweite  Halb- 
cylinder  f  mittels  einer  zu  x  und  auf  der  Zeichuungsebene  senkrechten  Schraube 
ohne  Ende  y,  die  in  der  Zeichnung  nur  als  kleiner  Kreis  über  y  zu  sehen  ist,  senk- 
recht zum  ersten  Gylinder  t  in  der  hohlen  Gylinderschale  r*.  Dieser  zweite  Gylinder 
f  trägt  oben  das  mit  der  Schraube  v  zu  befestigende  Plättchen  u,  auf  dem  der  zu 
messende  Krystall  befestigt  wird.  Durch  Drehung  der  die  beiden  Gylinder  in  Be- 
wegung setzenden  aufeinander  senkrechten  Schrauben  x  und  y  kann  dann  der  Kante 
des  Krystalls  jede  beliebige  Neigung  gegeben  werden. 

Die  Centriervorrichtung  mm  besteht  aus  zwei  ebenen  Schlitten,  welche  normal 
zur  Stange  s  in  zwei  zueinander  senkrechten  Richtungen  verschoben  werden  können. 


28  Goniometer  mit  horizontalem  Kreis, 

Eine  Schraube  a  bewegt  den  unteren  Schlitten  m  aber  n  veg  Ton  rechts  nach  links; 
eine  dazu  senkrechte  in  a  sich  projizierende  Schranbe  bewegt  den  zweiten  Schlitten 
m'  flher  die  «nf  m  befestigte  Schiene  n  weg  von  vorn  nach  hinten.  Der  zweit« 
ebene  Schlitten  m'  trägt  seinerseits  den  oben  beachriehenen  Jiiatierapparat,  man  kann 
also  den  jastierten  KrjstalL  ohne  Andernug  seiner  Neigung  mittels  der  beiden  ebenen 
Schlitten  ins  Centmm  bringen.  Der  Erystall  selbst  wird  mit  der  zu  messenden 
Kante  anfrecht  mittels  Wachs  an!  dos  Plättchen  u  geklebt,  welches  dnrch  die 
Schranbe  v  fest  mit  der  Jnstiervorrichtnng  verbunden  werden  kann. 

Das  Bei  euch  tnogsfemrohr  (Kollimator)  C  trägt  nach  innen   ein  achromatisches 
Objektiv  and  nach  anQen  im  Brennpunkt  des  letzteren  einen  Spalt  mit  geraden  oder 


Fig.  13. 

in  der  Hitte  sich  verjüngenden  Wänden,  oder  eine  anders  gestaltete  ÖfTnnng  ''das 
Signal).  Diese  wird  intensiv  belenchtet,  das  Licht  fSIlt  von  hier  auf  die  Linse,  tritt 
parallel  ans  der  Röhre  heraus  und  zwar,  da  der  Kollimator  genau  anf  die  Drehachse 
gerichtet  ist,  in  der  Eichtnng  anf  letztere  hin,  in  deren  Fortsetzung  der  Krystall 
zunächst  nach  dem  AngenraaG  möglichst  genau  centricrt  und  justiert  auf  das  Plättchen  h 
aufgesetzt  ist.  Auch  das  Beobachtongsfemrohr  B  ist  genau  auf  die  Drehachse  ge- 
richtet; es  vergrößert  nicht  oder  nur  sehr  wenig.  Durch  Vorstecken  einer  Linse 
kann  es  in  eine  Lupe  verwandelt  werden,  mittels  welcher  man  den  bei  u  befindlichen 
Krjstall  deutlich  sieht. 

Der  Krystall  wird  nun  zunächst  centrierl,  indem  man  die  beiden  ebenen  Schlitten 
m  und  m'  mittels  der  Schrauben  a  und  a  hewegt,  bis  bei  einer  vollen  Umdrehung 
des  Knopfes  i  (bei  loser  Schranbe  {)  der  Krystall  im  Fadenkreuz  des  in  eine  Lupe 


Goniometer  mit  horiBOQtalem  Ereig.  29 

Terwandelten  Femrohra  unrerrfickt  Bteheo  bleibt.  Diuin  wird  die  Jaatieriuig^  bewirkt, 
indem  mftn  dtis  Signal  des  Beleoclititngsfemrohra  zneret  anf  der  einen,  dann  aut  der 
anderen  der  zn  meuenden  Flächen  reflektieren  IfiQt  nnd  jedesmal  an  den  Schrauben  x  nud  y 
des  JoBtierapparatR  den  Krjstall  bo  lange  dreht,  bis  das  Spiegelbild  des  Signals  mit 
dem  vertikalen  Ereaztaden  im  Beobachtnngsfemrohr  koiniidiert.  SchlieBlicta  wird  die 
■n  messende  KaDte  noch  einmal  fein  centriert.  Die  Hessnng  selbst  ei^bt  sich  dann 
nach  dem  beim  Wollastonscheu  Instrument  Angegebenen  (lö)  leicht  von  selbst 

[Whisky,  Zeitschr.  fürErfst.  IV.  1860.  54ö;  weitere  Literatur  Über  Ooniometer 
siehe:  Liäiitch,  Ber.  Über  die  wissenscb.  Instrumente  der  Berl.  Qewerbeaosstellnng, 


1860,  pag.  321  nnd  EaudwOrterbnch  fUr  Chemie,  Artikel  Erystallographie,  pag.  160ff.). 
J!>i«s,  liehe  Literator  (3)  B.  18»9. 

17.  TheodoUthgonioKeter,  Die  KeSeiionsgoniometer  mit  horiaontalem  und 
rertikaiem  Teilkreis  haben  im  Laufe  der  Zeit  sehr  Tersohiedenartige  Formen  er- 
halten, die  hier  nm  so  weniger  berücksichtigt  zra  werden  branchen,  als  sie  das  Wesen 
der  Sache  nuberllhrt  lieQen.  Nenestens  hat  man  nnn  auch  Instramente  dieser  Art 
mit  cwei  Teilkreisen,  einem  horizontalen  nnd  einem  vertikalen,  konstruiert,  die  dem- 
nach als  zvieikrätige  Goniometer  oder  auch  als  Theodolithgoniometer  bezeichnet  werden. 
Sie  bieten  für  die  Vesanng  nnd  Berechnung  der  Erystalle  gewisse  Tortmle,  sind 
aber  trotsdem   noch  nicht  sefar  verbreitet    Ihre  Einrichtung  ist  im  Detail  bu  dea 


30  Gleiche  Kanten.    Ecken. 

verschiedenen  Modellen  etwas  verschieden,  im  wesentlichen  aher  immer  dieselbe. 
(7.  Goldschmidt,  Zeit«chr.  f.  Kryst.  21.  1893.  210  u.  29.  1898.  339;  v.  Fedoraw,  ibid. 
21.  1893.  603;  icw«,  N.  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1897.  I.  78,  1898.  If.  64,  Beilage- 
band 10. 1896. 180:  Czapski,  Zeitschr.  f.  Instrnmentenk.  13. 1893.  242;  Viola,  Zeitschr. 
f.  Kryst.  30.  1899.'  417 ;  Stöher,  ibid.  29.  1898.  26). 

Sogar  Apparate  mit  3  Teilkreisen  sind  schon  gebant  worden. 

Die  meisten  besseren  Eeflexionsgoniometer  sind  anch  znr  Bestimmung  von 
Brechungskoeffizienten  und  zu  anderen  optischen  Untersuchungen  eingerichtet,  von 
denen  unten  noch  eingehend  die  Bede  sein  wird.  Ein  für  alle  in  der  Mineralogie 
gewöhnlich  vorkommenden  krystallographischen  und  krystalloptischen  Arbeiten  gleich- 
zeitig geeignetes  Instrument  ist  das  Krystallpolymete^'  (C.  Klein,  Sitzgsber.  Berlin. 
Akad.  1900.  248). 

Einige  eigenartige,  auf  anderen  Prinzipien  beruhende  Goniometer  seien  hier 
noch  wenigstens  dem  Namen  nach  erwähnt,  und  zwar  Hirsch walds  Mikroskop- 
goniometer  (N.  Jahrb.  f.  Mineralogie  etc.  1879.  301  u.  539.  ibid.  1880.  156;  Zeitschr. 
f.  Kryst.  8.  1884.  16)  sowie  Fuess'  Fühlhebelgoniometer  (Zeitschr.  f.  Kryst.  8.  1884.  1), 

18.  Gleiche  Kanten.  Gleiche  Kanten  eines  Krystalls  sind,  ganz 
unabhängig  von  ihrer  Länge,  solche,  in  welchen  sich  beziehungsweise 
gleiche  Flächen  unter  gleichen  Winkeln  schneiden.  Hat  man  z.  B. 
ein  oblonges  Prisma  (Fig.  15)  dessen  zwei  ungleiche  Flächenpaare  a 

und  b  sich  rechtwinklig  schnei- 
den, so  sind  alle  vier  Kanten 
K  einander  gleich,  denn  jede  ist 
von  zwei  unter  90®  zusammen- 
stoßenden Flächen  a  und  b  ge- 
Fig.  16.  bildet    Ist  dagegen  das  Prisma 

ein  rhombisches  (Fig.  16),  d.  h. 
gebildet  von  zwei  gleichen,  aber  schiefwinklig  sich  schneidenden 
Flächenpaaren  (also  vier  gleichen  Flächen)  a,  so  sind  zwar  je 
zwei  gegenüberliegende  Kanten  K  (resp.  E})  gleich,  da  sie  gebildet 
sind  von  den  gleichen  Flächen  a,  welche  unter  den  gleichen  Winkeln 
a  (resp.  a^)  zusammenstoßen.  Aber  K  ist  von  K^  trotz  der  Gleich- 
heit der  Flächen  a  an  beiden  Kanten  verschieden,  da  der  Winkel 
das  eine  Mal  a,  das  andere  Mal  a^=  180® — «  ist.  Stets  ist  eine  Kante 
gleich  der  ihr  diametral  gegenüberliegenden  parallelen  Gegenkante. 
Gleiche  Kanten  eines  Krystalls  können  sehr  verschiedene  Längen  be- 
sitzen, ebenso  wie  gleiche  Flächen  sehr  verschiedene  Größen  und  Umrisse. 

In  dem  Staurolithkrystall  (Fig.  17,  pag.  32)  sind  die  Kanten  mjo  rechts  und  links  ein- 
ander gleich,  weil  auf  beiden  Seiten  m  und  o  sich  unter  gleichen  Winkeln  von  115^  17' 
schneiden;  ebenso  sind  die  Kanten  mjr  rechts  und  links  von  r  oben  und  unten  am 
E^rystaU  gleich,  da  alle  diese  ^  m/r  =  137^  68',  also  einander  gleich  und  von  den- 
selben Flächen  m  und  r  gebildet  sind. 

c  Ecken. 

19.  Ecken.  Die  Ecken  entstehen  dadurch,  daß  3,  4,....n  Flächen 
und  Kanten  in  einem  Punkt  zusammenstoßen.    Man  nennt  eine  Ecke 


Gesetz  der  Winkelkonstanz.  3X 

z.  B.  4  kantig  oder  4  flächig,  wenn  sie  von  4  gleichen  Kanten  resp. 
Flächen  gebildet  wird,  2  +  2kantig  resp.  -flächig,  wenn  in  ihr  je 
2  nnd  2  gleiche  Kanten  resp.  Flächen  zusammenstoßen  etc. 

Glddie  Ecken  eines  Krystalls  sind  solche,  in  denen  gleich  viele 
einander  beziehungsweise  gleiche  Flächen  und  Kanten  in  der  gleichen 
Ordnung  aufeinander  folgen,  wobei  diese  Reihenfolge  im  gleichen  Sinne 
oder  im  entgegengesetzten  Sinne  stattfinden  kann. 

Der  Staurolithkrjstall  (Fig.  17,  pag.  32)  hat  z.  B.  oben  und  unten  an  der  vertikalen 
Kante  mjm  zwei  gleiche  Ecken  mrm,  beide  gebildet  von  den  drei  Flächen  m,  m,  r; 
femer  von  der  Kante  mjm  und  den  beiden  gleichen  Kanten  mjr^  rjm,  welche  an 
beiden  Ecken  in  der  angegebenen  Reihe  aufeinander  folgen.  Die  beiden  oberen 
Ecken  mrp  rechts  und  links  von  r  sind  ebenfaUs  einander  gleich;  an  beiden  folgen 
sich  die  drei  Flächen  mrp  in  der  von  den  Buchstaben  angegebenen  Beihe,  bei  der 
einen  rechts-,  bei  der  anderen  linksherum  und  ebenso  bei  beiden  die  Kanten  mlr^  rjp,  pim. 
In  beiden  Ecken  folgen  sich  also  in  der  Tat  dieselben  Flächen  und  Kanten  in  der- 
selben Beihenfolge,  aber  im  entgegengesetzten  Sinne.  Die  beiden  Ecken  mrp  an  der 
unteren  Fläche  r  sind  den  beiden  genannten  ebenfaUs  gleich. 

Jede  Ecke  ist  der  ihr  diametral  gegenüberliegenden  Ecke  (der 
Gegenecke)  gleich. 


C.   Gesetze,   nach    denen   die  Begrenzungselemente    der 

Erystalle  angeordnet  sind. 

a.  Gesetz  der  Winkelkonstanz  und  der  Fläeliengrappierang. 

20.  Winkelkonstanz.  Untersucht  man  alle  gleichbegrenzten 
Erystalle  derselben  Substanz,  so  findet  man,  daß  die  entsprechenden 
Flächen  sich  in  gleichliegenden  Kanten  stets  unter  denselben  Winkeln 
schneiden.  Bei  fernerer  Untersuchung  findet  man,  daß  dieselben 
Winkel  auch  dann  wiederkehren,  wenn  man  sie  an  Krystallen  mißt, 
an  denen  außer  jenen  Flächen  noch  andere  vorhanden  sind,  oder  an 
denen  auch  einige  von  ihnen  fehlen.  Kurz,  es  ist  ein  ausnahmslos 
durch  die  Erfahrung  festgestelltes  Gesetz:  An  sämtlichen  Krystallen 
derselben  Sübstana  schneiden  sich  entsprechende  Flächen  in  gleich  liegenden 
Kanten  stets  unter  gleichen  Winkeln,  Dies  ist  das  Gesetz  der  konstanten 
Flächenwinkel  oder,  weil  aus  ihm  von  selbst  auch  die  Gleichheit  gleich- 
liegender Eantenwlnkel  folgt,  allgemein  das  Gesete  der  Winkelkonstam. 

Dabei  ist  aber  abzusehen  von  der  Temperatur,  von  unvermeidlichen  kleinen 
MessTmgsfehlem  und  von  kleinen  Unregelmäßigkeiten  in  der  Aosbildnng  der  ErystaUe, 
welche  geringe  Abweichungen  zur  Folge  haben. 

Mißt  man  die  Winkel  der  Flächen  an  den  oktaedrischen  Krystallen  des 
Magneteisens  (Fig.  4),  so  findet  man  an  allen  Kanten  stets  109^  28',  und  zwar 
auch  dann,  wenn,  wie  es  häufig  vorkommt,  statt  der  Kanten  andere  Flächen  vor- 


vT" 


-^£^ 


32  Winket  TerBchiedener  Sabstatuen.    Flftchengmppienuig. 

handen  sind,  wie  in  Fig.  78,  oder  wenn  noch  andere  Modifikationen  des  oktaedrischen 

Körpers  eingetreten    sind    (Fig.  98).     Unter  den- 

y ,        ■-,_,.-'      -y,  selben  Winkeln  schneiden  sich  stets  die  Flächen  o 

'-•'~~, — - L /  der  FloBspatkrystalJe,   nährend   sich  die  Flächen 

k  Btets  unter  90*  schneiden  nnd  zwar  ebensowohl 
in  den  Fig.  5,  wie  Fig.  7  abgebildeten  Krjst&llen; 
die  Fl&chen  o  und  h  machen  stet«  125"  16'.  Bis 
beiden  prismatischen  Spaltnngsfläcben  der  Hom- 
hlende  schneiden  sich  in  allen  Erjstallen  unter 
Yig.  17,  Fig.  18.   124*'  28';   die    Flächen,    denen  im   Kalkspat  die 

BlätterbrQche  parallel  gehen,  nnter  105"  Ö'.  Btim 
Stanrolith  findet  man  au  allen  Krjgtsllen  von  der  Form  Fig.  17  oder  18:  .2fm/i»  = 
129»  86  ;  aUe  ^  m/r  =  137"  68';  aUe  -^C  m'o  =  115"  IT;  alle  ^  m/p  =  90"  nnd 
o/p  ^90"  etc.  Dieselben  Winkel  m/m,  nt/r  etc.  findet  man  aber  auch  an  Krystallen, 
an  welchen  die  Fl&chen  r  fehlen,  oder  wo  zn  den  angegebenen  Flttchen  noch  weitere 
himcngetreten  sind. 

21.  Winkel  Terschledener  Substanzen.  Die  an  äen  Terscfaiedenen 
Erystalleo  derselben  Substanz  stets  wiederkehrenden  Winkel  findet 
man  im  allg:enieiQen  nicht  an  Krystallen  anderer  Substanzen.  Die 
Winkel,  welche  die  Flächen  der  Krystalle  einer  Suistanx  miteinander 
machen,  sind  für  diese  Substanz  charakteristisch ;  man  kann  letztere  daran 
wiedei'erkennen  and  von  anderen  Substanzen  unterscheiden,  auch  wenn 
die  Kiystalle  der  verschiedenen  Substanzen  sonst  außerordentlich 
ähnlich  sind.  So  gibt  es  z.  B.  sog.  Rhomboeder  (Fig.  171)  von  Kalk- 
spat, deren  Flächen  sich  unter  105"  5'  schneiden;  äußerlich  häufig 
nuanterscheidbar  davon  sind  die  Ehomboeder  des  Magnesit,  wenn  man 
nicht  die  Winkel  mißt,  die  hier  107"  28'  betragen.  Nur  die  Formen 
des  regnlären  Systems  (102  ff.)  und  einige  wenige  andere  sind  fär  alle 
Krystalle  ohne  Ausnahme  stets  dieselben. 

22.  Konstanz  der  Il&ehengrnpplemng.  Untersucht  man  die 
Krystalle  einer  nnd  derselben  Substanz  in  Beziehung  anf  die  Be- 
scbafienheit  ihrer  Flächen,  so  findet  man,  daß  an  solchen  die  gleich, 
d.  h.  von  gleich  vielen  in  gleicher  Weise  gegeneinander  liegenden 
Flächen  begrenzt  sind,  die  Zahl  und  die  gegenseitige  Lage,  d.  h.  die 
Gruppierung  der  gleichen  Flächen  stets  die  nämliche  ist.  Diese  bei  allen 
Krystallen  derselben  Substanz  wiederkehrende  Anordnung  der  gleichen 
resp.  der  ungleichen  Flächen  kann  als  das  Gesetz  der  hmstanten  Flachen- 
grvppierung  bezeichnet  werden. 

So  sind  an  den  oktaedrischen  Krjetallen  des  Flußspats  (Fig.  4)  stets  alle 
8  Fl&chen  einander  gleich,  ebenso  anch  an  den  oktaedrischen  Krystallen  des  Magnet- 
eisens, des  Goldes  etc.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  den  6  Flächen  der  wDrfeUOmiigen 
Kijstalle  des  FlnOspatcs  (Fig.  b),  des  Steinsalzes  etc.  An  den  yon  14  Fl&chen  be- 
grenzten Kristallen  des  FlnQspata  (Fig.  TJ  sind  stets  die  8  dreieckigen  FlSchen 
nnd  ebenso  die  6  viereckigen  Fl&chen  je  nnter  sich  gleich  nnd  von  den  anderen  ver- 
schieden, nnd  ebenso  verhalten  sich  die  in  deraelben  Weise  begrenzten  Krystalle  de« 
Bleiglanzes.    Von  den  Fig.  9  abgebildeten   Krjstallen  des  Kalkspates  sind  immer 


ParallelYerschiebniigf  der  Flächen.  33 

ff, 

die  6  PrismenflSchen  p  untereinander  gleich  nnd  von  den  beiden  ebenfiJls  einander 
gleichen  Pinakoidflächen  b  verschieden  etc. 

Hieraus  in  Verbindnng  mit  (9)  und  (10)  folgt,  dafi  an  den  yer- 
schiedenen  Erystallen  einer  nnd  derselben  Substanz  stets  dieselben 
einfachen  Formen,  aber  allerdings  nicht  immer  in  derselben  Anzahl 
wiederkehren ,  die  jedesmal  von  den  sämtlichen  je  untereinander 
gleichen  Flächen  des  betreffenden  Krystalls  gebildet  werden. 

23.  ParallelTerschiebniig  der  FlScheB.  Nach  (20)  und  (22)  ist 
bei  gleich  begrenzten  Krystallen  derselben  Substanz  die  Flächen- 
gruppierung stets  dieselbe,  und  die  entsprechenden  Flächen  schneiden 
sich  in  gleichliegenden  Kanten  stets  unter  denselben  Winkeln.  Diese 
Verhältnisse  sind  also  konstant  und  daher  für  die  Krystalle  wesentlich 
und  wichtig.  Nicht  konstant  und  an  den  gleichbegrenzten  Krystallen 
derselben  Substanz  verschieden  sind  dagegen  die  Gröfie  und  die 
Gestalt  der  gleichen  Flächen  und  die  Länge  der  gleichen  Kanten 
und  somit  die  geometrische  Form  der  ganzen  Krystalle.  Diese  ist  also, 
weil  wechselnd,  für  die  Krystalle  unwichtig  und  unwesentlich.  Die 
verschieden  gestalteten  von  gleich  vielen  gleichliegenden  Flächen  be- 
grenzten Krystalle  einer  und  derselben  Substanz  lassen  sich  auch  sehr 
leicht  ineinander  überführen,  indem  man  die  Flächen  in  geeigneter 
Weise  parallel  mit  sich  verschiebt.  Einige  Beispiele  werden  dies 
näher  erläutern. 

Wenn  man  sämtliche  oktaedrischen  Krystalle  von  Magneteisen 
vergleicht,  deren  acht  gleiche  Flächen  sich  unter  dem  stets  wieder- 
kehrenden Winkel  von  109*  28'  (resp.  dessen  Supplement  von  70**  320 
schneiden,  so  haben  sie  z.  T.  die  Form  Fig.  4;  andere  haben  aber 
die  etwas  abweichende  Form  Fig.  19  oder  Fig.  20,  und  noch  viele 
andere  ähnliche  Gestalten  dieser  achtflächig  begrenzten  Krystalle 
kommen  vor.  Sie  alle  müssen  für  krystallographisch  gleich  gehalten 
werden  trotz  ihrer  großen  geometrischen  Verschiedenheit,  denn  in 
jeder  schneidet  sich  eine  gleich  große  Anzahl  (acht)  untereinander 
gleicher  Flächen  in  gleichliegenden  Kanten  unter  gleichen  Winkeln, 
so  daß  sich  alle  diese  Formen  bezüglich  der  Flächengruppierung  und 
4er  Flächenwinkel  vollkommen         yfr—\ 

gleichen  und  sich  nur  durch  die      yj  \\  \  yT'\  \ 

Gestalt^  den  Umfang  und  die  ^:qr::.;h-:f>^\\  y^/  \\'\\ 

Oröße  der  Begrenzungsflächen,  \^s(  /^  >^  ^L..x. — ^.M.  \ 
^so  in  der  geometrischenForm  y  \  /  /  \  \  /  yf  X 
unterscheiden,  welche  ja  aber  \      i/  \\^/V    1/ 

krystallographisch   ganz    un-  Yig,  19.  Fig.  20. 

wesentlich  ist.     Es   ist   nun 

aber  leicht  einzusehen,  daß  man  die  eine  dieser  Formen  z.  B.  Fig.  20 
aus  den  anderen  z.  B.  Fig.  4  dadurch  entstanden  denken  kann,  daß 

Bauer,  Mineralogie.  ^ 


34  Ideale  ErjstaUformen. 

f. 

zwei  Flächen  parallel  mit  sich  selbst  um  einen  entsprechenden  Betrage 
nach  außen  rücken;  dadurch  wird  ja  weder  an  der  physikalischen  Be- 
schaffenheit derselben,  noch  an  den  Flächenwinkeln  das  Mindeste  ge- 
ändert. Umgekehrt  entsteht  die  Form  Fig.  4  aus  der  Fig.  20,  wenn 
man  sich  die  beiden  Flächen  rechts  soweit  nach  links  verschoben 
denkt,  daß  sie  durch  die  beiden  Ecken  oben  und  unten  hindurch- 
gehen. In  Fig.  20  ist  dies  durch  die  gestrichelten  Linien  angedeutet. 
Ebenso  kann  durch  Parallelverschiebung  der  Flächen  die  Form  Fig.  4 
in  die  Form  Fig.  19  übergeführt  werden  und  umgekehrt,  wie  auch 
hier  die  gestrichelten  Linien  zeigen.  Ferner  findet  man  häufig  von 
den  oben  (20)  erwähnten  Flächen  begrenzte  Staurolithkrystalle,  die 
aber  nicht  die  Form  Fig.  17,  sondern  die  Form  Fig.  18  haben.  Beide 
Formen  lassen  sich  ohne  Änderung  der  krystallographisch  allein  in 
Betracht  kommenden  Winkel  und  der  Flächenbeschaffenheit  inein- 
ander überführen,  wenn  man  bei  Fig.  17  die  Flächen  o  parallel  mit 
sich  etwas  nach  innen,  resp.  bei  Fig.  18  nach  außen  schiebt 

Aus  allem  diesem  folgt,  daß  man  sich  die  Erystallflächen  nicht 
als  starr  und  unbeweglich  vorstellen  darf,  wie  die  Begrenzungsebenen 
geometrischer  Körper,  sondern  sie  müssen  parallel  mit  sich  beweglich 
gedacht  werden,  und  man  hat  den  Satz:  Jede  Krystcd/fläche  kann  in 
beliebiger  Weise  parallel  mit  sich  selbst  verschoben  werden,  ohne  daß  an 
der  betr.  Krystallform  dadurch  etwas  Wesentliches  geändert  wird.  Die 
Bichtungen  der  Erystallflächen  können  durch  ihre  Normalen  dargestellt 
werden;  längs  diesen  können  die  Flächen  hin-  und  hergieiten,  ohne 
in  ihrer  Richtung  und  in  ihrer  Beschaffenheit  irgend  eine  Änderung 
zu  erleiden. 

Ans  der  ParaUelverschiebbarkeit  der  Flächen  folgt  anch,  daß  die  Qi^Qe  der 
KrystaUe  eine  nnwesentliche  Sache  sein  mnß.  In  der  Tat  findet  man  auch  von 
derselben  Substanz  Erjstalle  von  krystallographisch  gleicher  Form  in  der  ver- 
schiedensten Größe,  so  z.  B.  QuarzkrystaUe  von  mikroskopischer  Kleinheit  bis  zu 
mehreren  Centnem  Gewicht. 

24.  Ideale  Hrygtallformen.  Denkt  man  sich  sämtliche  Flächen 
eines  Krystalls  parallel  mit  sich  so  verschoben,  daß  je  alle  gleichen 
Flächen  (8)  von  einem  beliebigen  Punkt  im  Innern  des  KrystaUs,  dem 
sog.  Mittelpunkt  desselben  gleich  weit  entfernt  sind,  so  schneiden  sich 
diese  Flächen,  die  nun  gleiche  Centraldistanz  haben,  wegen  ihrer 
regelmäßig  -  symmetrischen  Verteilung  um  den  Krystallmittelpunkt 
(52 ff.)  immer  so,  daß  alle  krystallographisch  gleichen  Flächen  auch 
gleiche  Form  und  Größe  erhalten,  also  kongruent  werden.  Solche  Formen^ 
bei  denen  die  krystallographisch  gleichen  Flächen  gleiche  Central- 
distanz haben  und  daher  auch  geometrisch  gleich  sind,  heißen  idede 
KrystaUformen ,  man  sagt,  ihre  Flächen  seien  im  Glüchgewicht.  Sie 
unterscheiden  sich  aber  krystallographisch  nicht  wesentlich  von  den 


Kantenschnitte.  35 

anderen  FonneD,  bei  welchen  die  gleichen  Flächen  ungleiche  Gestalten 
nnd  Umrisse  haben  und  welche  durch  paralleles  Verschieben  der 
Flächen  aus  ihnen  abgeleitet  werden  können.  Diese  letzteren,  deren 
Flächen  verschiedene  Centraldistanzen  zukommen,  nennt  man  zuweiten 
unzutreffend  vereenrte  Formen  oder  Verzerrungen.  Eine  ideale  Form 
ist  z.  B.  das  in  Fig.  4  dargestellte  Oktaeder;  verzerrte  Oktaeder 
stellen  Fig.  19  und  20  dar.  Ideale  Formen  kommen  in  voUkommener 
Ausbildung  wohl  niemals  in  der  Natur  vor,  stets  sind  die  Krystalle 
mehr  oder  weniger  „verzerrt".  Nicht  selten  geht  die  „Verzerrung" 
so  weit,  daß  von  der  idealen  Gestalt  sehr  bedeutend  abweichende, 
davon  scheinbar  ganz  verschiedene  Formen  entstehen,  welche  auf 
jene  oft  nur  mit  Hilfe  von  Winkelmessungen  zurückgeführt  werden 
können,  indem  man  aus  der  Gleichheit  gewisser  Winkel  in  beiden 
S^rystallen,  umgekehrt  wie  in  (20),  die  respektive  Gleichheit  der  be- 
treffenden, den  Winkel  einschließenden  Flächen  an  denselben  folgert. 

Hätte  man  z.  B.  an  einem  „verzerrten"  StanroUthkrystaU  einen  Winkel  von 
129*^  26'  gemessen,  so  würde  man  daraus  mit  Sicherheit  schließen,  daß  die  be- 
treffenden Flächen  diejenigen  des  Prismas  m  sind  etc. 

Diese  idealen  Formen  werden  gewählt,  wenn  man  die  Krystalle  plastisch  als 
Modelle  darstellen  oder  wenn  man  sie  zeichnen  will.  Man  ersieht  dann  aus  den  Um- 
rissen die  Gleichheit  nnd  Znsammengehörigkeit  der  Flächen,  resp.  die  Verschiedenheit 
derselben.  An  den  idealen  Gestalten  ist  die  Übersicht  tlber  die  einzelnen  Flächen  nnd 
einfachen  Formen  am  leichtesten  nnd  bequemsten.  Daher  wird  nicht  selten  die  ganze 
Krystallographie  auf  denselben  aufgebaut,  was  aber  den  Anfänger  leicht  zu  der 
falschen  Meinung  führen  kann,  als  seien  die  idealen  Formen  etwas  krystallographisch 
Vollkommeneres,  als  die  „Verzerrungen".  Dies  ist  aber  durchaus  nicht  der  FaU,  sie 
sind  im  Gegenteil  Abstraktionen,  welche  in  absoluter  Vollkommenheit  in  der  Natur 
wohl  nie  vorkommen. 

b.  Gesetz  der  rationalen  Kantenschnitte. 

25.  EaBtenschnitte.  Es  seien  XOY,  YOZ,  ZOX  drei  beUebige 
Flächen  eines  Krystalls  (Fig.  21),  welche  sich  in  dem  Punkt  0  und 
in  den  drei  Kanten  OX,  OY,  OZ  schneiden  oder  ge- 
nügend ausgedehnt  schneiden  würden,  wenn  etwa  da- 
zwischenliegende Flächen  wegfallend  gedacht  werden. 
Eine  vierte  Fläche  ABC  treffe  diese  drei  Kanten  in 
A,  jB,  (7,  so  ist  diese  letztere  in  ihrer  Lage  gegen  die 
drei  ersten  Flächen  vollkommen  unzweideutig  bestimmt, 
wenn  man  die  drei  Abschnitte  (Kantenschnitte)  OA, 
OB,  OC  kennt.  Verschiebt  man  nun  die  Fläche  ABC 
parallel  mit  sich  nach  A^B^C\  so  ist  diese  neue  Lage  der  Fläche 
durch    die   Kantenabschnitte  0A\  0B\  OC^  gegeben   und   zwar  ist 

offenbar : 

OA:OA^  =  OB:OB^  =  OC:OC^  oder 

OA :  OB :  OC  =  OA' :  OB^ :  OC^ 

3* 


36  Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte. 

Wenn  also  bei  dieser  Parallelyerschiebnng  auch  die  absoluten 
Werte  der  Kantenschnitte  der  vierten  Fläche  sich  ändern,  so  bleibt 
doch  das  Verhältnis  derselben  stets  das  nämliche.  Da  nun  die  beiden 
parallelen  Flächen  ABC  und  A^  B^  G^  als  krystallographisch  ident, 
als  eine  und  dieselbe  Erystallfläche  zu  betrachten  sind  (23),  so  ist 
diese  Fläche  offenbar  krystallographisch  in  ihrer  Lage  gegen  jene 
drei  Flächen  und  Kanten  yollkommen  bestimmt  durch  das  allen  den 
verschiedenen  Parallellagen  derselben  gemeinsame  Verhältnis  der  Ab- 
schnitte :  OA :  OB :  0(7,  während  die  absolute  Größe  dieser  letzteren 
gleichgültig  ist. 

Setzt  man  nun 

OA^=::r.OA,  so  ist  OB^  =  r.OB',  OC^  =  r.OG, 
da  nur  so  das  Verhältnis  OA :  OB :  OC  erhalten  bleibt.  Man  kann 
daher  auch  sagen:  Die  drei  Ka/rUenschnüte  einer  Fläche  lassen  sich  mit 
emer  helidngen  Zahl  multiplieieren  {oder  dividieren),  ohne  daß  die  durch 
die  neuen  Abschnitte  dargestellte  Fläche  krystallographisch  eine  andere 
wird.  Die  Fläche  mit  den  neuen  Abschnitten  ist  von  der  ersten  krystallo- 
graphisch nicht  verschieden,  sie  ist  durch  Parallelverschiebung  aus 
dieser  entstanden  und  die  Multiplikation  (oder  Division)  ist  der 
algebraische  Ausdruck  der  Parallelverschiebung. 

Ist  die  Fläche  einer  oder  zwei  von  den  drei  Kanten  parallel,  so 
sind  die  auf  diese  Kanten  bezüglichen  Abschnitte  =  oo. 

Das  Verhältnis  der  Eantenabschnitte  OA :  OB :  OC  ergibt  sich  anf  folgende 
Weise :  Aus  den  mit  dem  Goniometer  zn  messenden  V^inkeln,  welche  die  drei  Flächen 
XOY,  YOZ,  ZOX  in  den  drei  Kanten  OX,  OY,  OZ  miteinander  einschließen,  können 
zunächst  die  Neigungen  dieser  drei  Kanten  gegeneinander,  also  die  Winkel  XOY, 
YOZj  ZOX  berechnet  werden.  Aus  zwei  von  den  gleichfalls  mit  dem  Goniometer 
zu  ermittelnden  Winkeln  der  vierten  Fläche  ABC  zu  jenen  drei  ersten  erhält  man 
dann  das  Verhältnis  OA  :  OB :  OC  oder,  wenn  man  einen  dieser  Abschnitte  z.  B. 
OC  =  1  setzt,  die  beiden  anderen,  OA  und  OB^  ausgedrückt  in  OC  als  Einheit. 
Dieses  Verhältnis  ist  nur  abhängig  von  jenen  fünf  Winkeln  und  ändert  sich  mit 
diesen;  ebenso  ist  natürlich  das  Umgekehrte  der  Fall. 

26.  Bationale  KanteBSchnitte.  Wählt  man  unter  den  sämt- 
lichen Begrenzungsflächen  eines  Krystalls  drei  beliebige  XOY,  YOZ, 

ZOX,  welche  sich  in  drei  von  dem  Punkt  0  ausgehen- 
den Kanten  OX,  OY,  OZ  schneiden  (Fig.  22),  so  ist 
irgend  eine  ebenso  beliebige  vierte  Fläche  ABC,  welche 
die  drei  Kanten  in  A,  B,  C  trifft,  durch  das  Ver- 
hältnis der  Abschnitte  OA :  OB  :0C  ^=  a  :  b  :  c  in 
ihrer  Lage,  gegen  die  Kanten  OA,  OB,  OC  und  damit 
auch  in  ihrer  Neigung  gegen  jene  drei  Flächen  krystallo- 
graphisch unzweideutig  gegeben.  Ebenso  ist  dies  der 
Fall  für  eine  beliebige  fünfte  Fläche  MNP  durch 
das  Verhältnis  der  Abschnitte :  OM :  ON :OP=m:n:p.    Bildet  man 


Gesetz  der  rationalen  E^tenschnitte.  37 

nun  die  Quotienten  je  der  auf  dieselbe  Kaute  bezüglichen  beiden 

Abschnitte:  — ,  7-,  — ,  so  kann  man  setzen: 

a'   6'  c' 

:  "tT"  :     — —  ft  i  K  i  V» 
a    0    c 

Nach  einer  bei  allen  bisher  untersuchten  Erystallen  ohne  Aus- 
nahme gemachten  Erfahrung  sind  nun  die  Erystallflächen  stets  so 
gruppiert,  d.  h.  ihre  gegenseitigen  Neigungen,  die  Winkel,  die  sie  mit- 
einander einschließen,  sind  so,  daß  diese  Zahlen  A,  %,  l  rationale^  d.  h. 
durch  ganze  Zahlen  völlig  exakt  ausdrückbare  Größen,  also  entweder 
direkt  ganze  Zahlen  (inkl.  00)  oder  auch  echte  oder  unechte  Brüche  sind, 

m.  a.  W.  jene  drei  Quotienten  — ,  ^,  —  verhalten  sich  stets  wie  ratio- 
nale Größen  (00  eingeschlossen).  Die  Erfahrung  lehrt  gleichzeitig,  daß 
bei  geeigneter  Wahl  der  ersten  vier  Flächen  die  rationalen  Zahlen 
meist  auch  Meine,  einfache  Werte  haben,  die  selten  10  erreichen  oder 
noch  seltener  übersteigen  (ausgenommen  der  Wert  00).  So  findet  man 
also  z.  B.  häufig: 

—  :^:— =1:2:3  oder  =  -^:>,  :-rOder  =  2:3:i^oder  =  oo:l:letc. 
a    h    c  2    3    4  3 

in  welch  letzterem  Falle  die  betreffende  Fläche  mit  der  Kante  OX 
parallel  ist.  Ungewöhnlich,  wenn  schon  nicht  unmöglich,  sind  Ver- 
hältnisse, wie: 

— :  1  :  —  =  9 :  11 :  17  oder  =  tö  ^  t^  •  ^-0  etc. 
a    0     c  13    15    18 

Dagegen  sind  Verhältnisse  wie: 

J:J:^  =  log2:log3:log5  oder  =/2:/3:/5 

als  irrational  durchweg  ausgeschlossen.  Solche  konnten  niemals  fest- 
gestellt werden,  man  muß  sie  daher  nach  allen  unseren  Erfahrungen 
als  krystallographisch  unmöglich  betrachten. 

Da  man  ein  Verhältnis  von  Brüchen  stets  in  ein  solches  von 
ganzen  Zahlen  umwandeln  kann,  also  z.  B. : 

so  kann  man  auch  ebenso  allgemein  sagen,  die  Flächen  aller  Krystalle 
sind  so   gruppiert,  daß  h,  k,  l  stets  ganae  Zahlen  sind,    daß    sich 

also  jene  drei  Quotienten  — ,  -r-,  —  wie  ganze  Zahlen  verhalten.   Dabei 

m    n    p    i^ 

sind  die  Längen  a,  ft,  c ;  m,  n,  p  und  ebenso  die  Quotienten  — ,  -r '  T  ^ 

a    0    c 

sich  betrachtet  im  allgemeinen  irrational,  nur  die  Verhältnisse  der 
letzteren  sind  rational  (ganz). 


38  Gesetz  der  ratiojiale&  Kantenschnitte. 

Wie  die  fünfte  Fläche  MNP  verhält  sich  dann  jede  weitere 
sechste,  siebente  etc.  Fläche.  Dasselbe,  was  für  die  Abschnitte  der 
fünften  Fläche  in  Beziehung  zu  denen  der  vierten  gilt,  gilt  auch 
für  die  Abschnitte  aller  ferneren  Flächen  desselben  Krystalls. 

Dies  ist  das  Gesetz  der  rationalen  Kantenschnitte,  das  wohl  auch 
als  das  Gesetz  der  einfachen  rationalen  Eantenschnitte  bezeichnet  wird. 
Es  kann  unter  Zugrundelegung  der  obigen  Auseinandersetzungen  so 
ausgesprochen  werden:  Die  Flächen  aller  KrystaUe  liegen  so  gegenein- 
ander {schneiden  sich  unter  solchen  Winkeln),  daß  die  drei  Quotienten  je 
der  beiden  Stücke,  welche  moei  beüebige  Flächen  auf  jeder  der  drei  von 
einem  Punkt  ausgehenden  tmd  von  drei  beliebigen  anderen  Flächen  des- 
selben  Krystalls  geinldeten  Kanten  abschneiden,  sich  stets  tvie  rationale 
(ganze)  Zahlen  (oo  eingeschlossen)  verhalten. 

Dieses  Gesetz  der  rationalen  Kantenschnitte  ist  das  Hauptgesetz 
der  Krystallographie,  das  (in  Verbindung  mit  den  unten  zu  betrach- 
tenden Symmetriegesetzen)  die  ganze  Krystallwelt  beherrscht.  Alle 
die  zahllosen  Krystallformen,  die  bisher  untersucht  worden  sind,  folgen 
ihm  und  unterscheiden  sich  dadurch  auf  das  Wesentlichste  von  anderen 
geometrisch  denkbaren  Polyedern,  bei  denen  das  Gesetz  nicht  zutrifft 
und  die  daher  als  krystallographisch  unmöglich  bezeichnet  werden 
müssen,  wie  z.  B.  das  von  regulären  Fünfecken  begrenzte  Dodekaeder 
(Pentagondodekaeder),  das  Ikosaeder  und  andere. 

27.  Andere  Fassung  des  Gesetzes  der  rationalen  Eanten- 
sclmitte.  Das  Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte  läßt  sich  noch 
etwas  anders  fassen.   Wenn 

a     0     c 
ist,  so  kann  man  ganz  allgemein  setzen: 

m  =  ha,  dann  wird :  w  =  ä6  und  p  =  lc 
wo  h,  k,  l  wieder  rationale  (ganze)  Zahlen  sind. 

Die  Abschnitte  m,  n,  p  der  fünften  Fläche  MNP  können  somit  als 
rationale  Vielfache  der  Abschnitte  a,  b,  c  der  vierten  Fläche  ABC  je 
auf  derselben  Kante  dargestellt  werden,  d.  h.  als  solche,  wobei  die 
Koeffizienten  h,  k,  l  von  a,  b,  c  stets  rationale  (ganze)  Zahlen  sind 
(oo  eingeschlossen).  Ebenso  können  die  Abschnitte  m^,  w,,  p^  einer 
sechsten  Fläche  MiN^P^  in  den  Abschnitten  a,  b,  c  ausgedrückt 
werden : 

nii  =  h^a,     Hi  =  kj>,     p^  =  l^c, 
wo  Äj,  kj^,  li  wieder  rationale  (ganze)  Zahlen  sind.    In  gleicher  Weise 
ist  dies  für  jede  andere  Fläche  möglich  und  stets  sind  die  Koeffizienten 
h,  k,  l,  etc.  der  Abschnitte  a,  b,  c  der  vierten  Fläche  rationale  (ganze) 
Zahlen.    Das  Gesetz  der  rationalen  Kantenschnitte  kann  also  auch 


Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte.  S9 

aasgesprochen  werden :  Die  Abst^nMe,  welche  die  Flächen  eines  KrystoRs 
auf  drei  van  drei  anderen  Flächen  desselben  Knystails  gebildeten  Karlen 
machen,  können  als  rationale  (ganee)  Vielfache  der  Abschnitte  ausgedrikM 
werden,  die  eine  beliebige  vierte  Fläche  des  Krystaüs  von  jenen  drei 
Kanten  cibschneidet. 

Femer:  Wenn  eine  Fläche  MiN^P^  anf  den  drei  Kanten  OK, 
OY,  OZ  die  Stücke  m^n^p^  abschneidet  und  wenn  weitere  Flächen 
M^N^P^,  M^N^P^,  .  .  .  durch  die  Abschnitte  m^n^p^,  ^a^sPsy  •  •  •  be- 
stimmt sind,  dann  ist  nach  dem  Vorhergehenden  unter  Benutzung  der 
dortigen  Bezeichnungen: 

m^  =^  h^  a  üj  =  ij  6  p^  =  l^  c 

fitg  «=  Aj  a  n,  =  *2  6  p^  =  ^^  c 

m^  =  h^a  nj  =  ia  6  Ps  =  h  c 

Hieraus  ergeben  sich  ohne  weiteres  die  Verhältnisse : 

fit  t  :  7/ia  :  nt^  :  ■  •  •  •  — —  ri^  :  nq  •  /!»  :  •  •  •  • 

Wi   •   Wo   •   Wo  •    •    •    •    ■    -^—    /vj  •  /va  .  K^  •    «    •    B    « 

Vi    •   Po    •   Pa    «     •     •     •     •     ■  - "     V\     »    (fa    m    va     «     •     .     .     • 

WO  wieder  h^kj^,  etc.  rationale  (ganze)  Zahlen  sind.    Nach  dem  G€set0 
der  rationalen  Kantenschnitte  liegen  also  die  Flächen  der  KrystaUe  so 
gegeneinander,  daß  die  Abschnitte,  die  sie  auf  jeder  der  drei  Kanten 
OX,  OYj  OZ  machen,  in  rationalen  Verhältnissen  zueinander  stehen. 
Diese  letztere  Fassung  läßt  sich  nun  noch  etwas  modifizieren. 

Denkt  man  sich  (Fig.  22)  jene  fünfte  Fläche  MNP,  welche  von 
den  drei  Kanten  OA^  OB,  OC  Stücke  in  dem  Verhältnis :  m:n\p  = 
haiJcbilc  abschneidet ,  parallel  mit  sich  durch  einen  der  drei  Punkte 
A,  B,  (7,  also  hier  z.  B.  durch  C  gelegt,  in  welchem  die  vierte  Fläche 
ABC  die  Kante  OZ  trifft,  so  daß  MNP  nun  die  Lage  WN^C  hat, 
so  schneidet  sie  von  dieser  Kante  ein  Stück  OC  ^=^  c  ab  und  von  den 
Kanten  OX  und  OFdie  Stücke: 

OJir  =  mi=^  =  Äia  und  ON' =n^  =  jb  =  k'b, 

h  k 

wo  &'  =  y  und  k^  =  Y'  Eine  weitere  durch  den  Punkt  (7 gehende  Fläche 

M*N*C  ist  unzweideutig  gegeben  durch  die  Abschnitte :  m*  =  A*a  und 
n^^^k^b  und  so  jede  andere  Fläche  des  Ejystalls,  die  man  durch  C 
hindurchgelegt  denkt.  Die  Abschnitte  dieser  Flächen  auf  den  Kanten 
OX  und  OY  sind  nun: 

m^  =  h^a;  m^  =  h^a\  m^=^h^a; 

es  verhält  sich  daher  wie  vorhin: 

m^ :  m* :  w^ :  .  .  .  .  =  Ä^ :  Ä* :  Ä* :  .  .  .  . 

Da  nun  h,  k,  l  etc.  rationale  (ganze)  Zahlen  sind,  so  müssen  h^,  k^  etc. 


40  Mögliche  Ejrygtallfonnen.    Erystallreihe. 

ebenfalls  rational  sein  nnd  man  kann  das  Gesetz  der  rationalen  Eanten- 

schnitte  anch  so  aussprechen :  Denkt  man  sich  aile  Flächen  eines  Krystalls 

durch  denselben  Punkt  der  einen  der  drei  Kanten  gelegt,  so  schneiden  sie 

auf  jeder  der  beiden  anderen  Ka»Uen  Stücke  ab,  welche  zueinander  in 

rationalen  Verhältnissen  stehen  (vergL  das  Beispiel  (29)). 

Es  läßt  sich  anf  mathematischem  Wege  zeigen,  daß,  wenn  für  eine  Krystallform 
nnter  Zagnmdelegung  von  vier  heliehigen  Flächen  derselhen  das  Gesetz  der  rationalen 
Eantenschnitte  gilt,  es  unter  allen  Umständen  notwendigerweise  auch  unter  Zu- 
grundelegung irgend  heliehiger  Tier  anderer  Flächen  dieser  Form  gelten  muß.  Es 
genügt  also,  die  Bationalität  der  E^tenschnitte  für  eine  einzige  Gruppe  von  vier 
Flächen  nachzuweisen. 

28.  Mogliehe  KrystallflSelieii.  Krystallreihe.  An  jedem  Erystall 
findet  sich  natürlich  nur  eine  bestimmte  endliche  und  zwar  meist 
nicht  sehr  große  Zahl  von  Flächen  ausgebildet,  und  diese  sind  alle 
nach  dem  oben  genannten  Gesetze  gruppiert.  Man  muß  hieraus  schließen, 
daß,  wenn  an  dem  Kr3rstall  (oder  einem  anderen  sonst  ganz  gleichen 
derselben  Substanz)  noch  eine  weitere  Fläche  ausgebildet  wäre,  diese 
ebenfalls  auf  jeder  der  drei  Kanten  Stücke  abschneiden  würde,  welche 
mit  den  anderen  dort  von  den  sonstigen  Flächen  abgeschnittenen 
Stücken  in  rationalen  Verhältnissen  stehen.  Es  ist  kein  Grund  vor- 
handen, warum  irgend  eine  der  durch  dieses  Verhalten  charakterisierten 
Flächen  nicht  sollte  an  einem  Krystall  derselben  Substanz  vorkommen 
können.  In  der  Tat  beobachtet  man  an  neu  aufgefundenen  Erystallen 
der  verschiedenen  Substanzen  tagtäglich  neue  Flächen,  welche  alle 
nach  diesem  Gesetz  angeordnet  und  nach  ihm  mit  den  anderen  schon 
früher  bekannt  gewesenen  Flächen  verbunden  sind.  Man  kann  daher 
sagen :  An  den  KrystaUen  einer  bestimmten  Substanis  können  alle  Flächen 
möglicherweise  vorkommen  {sind  edle  Flächen  möglich),  deren  Abschnitte 
auf  drei  beliMgen  Kanten  in  rationalen  Verhaltnissen  zueinander  stelwn, 
die  also  dem  Gesetz  der  rationalen  Kantenschnitte  folgen. 

Die  Gesamtheit  aller  der  unendlich  vielen  an  einem  Erystall 
möglichen  Flächen,  resp.  die  Gesamtheit  aller  von  diesen  Flächen 
begrenzten  einfachen  Krystallformen  bildet  die  Krystallreihe  oder  Formen- 
reihe  der  beti*eflFenden  Substanz.  Sie  ist  implicite  bekannt,  wenn  man 
nur  vier  beliebige  Flächen  des  letzteren  und  ihre  gegenseitigen  Nei- 
gungen kennt,  wenn  diese  vier  Flächen  so  gegeneinander  liegen, 
wie  die  oben  (26,  27)  betrachteten.  Alle  anderen  lassen  sich  aus  diesen 
vieren  ableiten,  wie  wir  unten  noch  eingehender  sehen  werden.  Es 
ist  dabei  ganz  gleichgültig,  von  welcher  Gruppe  von  vier  solcher 
Flächen  man  ausgeht,  stets  erhält  man  denselben  durch  die  Neigungs- 
winkel charakterisierten  Flächenkomplex,  d.  h.  eben  die  Formenreihe 
der  betreffenden  Substanz. 

Für  unmöglich  an  einem  Erystall  müssen  dagegen  solche  Flächen 
gehalten  werden,  deren  Abschnitte  auf  jeder  der  drei  in  einem  Punkt 


Beispiel. 


41 


sich  schneidenden  Kanten  mit  den  entsprechenden  Abschnitten  der 
anderen  Flächen  nicht  in  rationalen  Verhältnissen  stehen;  solche 
Flächen,  welche  jenem  Gesetz  nicht  folgen,  sind  noch  nie  beobachtet 
worden. 

Welche  von  den  möglichen  Flächen  an  einem  Krystall  tatsächlich  znr  Aos- 
bildnng  gelang  sind,  hängt  von  den  speziellen  Verhältnissen  ab,  unter  denen  dieser 
Krystall  entstanden  ist.  Unter  anderen  Bildnngsbedingangen  entstehende  Krystalle 
derselben  Substanz  umgeben  sich  auch  mit  anderen  Flächen,  die  aber  alle  der  näm- 
lichen Krystallreihe  angehören. 

Mögliche  Kanten  eines  Erystalls  sind  Linien,  in  denen  sich  mögliche 
Flächen  desselben  schneiden. 


29.  BeispieL  An  einem  KrystaU  von  Kiesekinkerz  sind  die  in  Fig.  23  dar- 
gesteUten  Flächen  vorhanden,  welche  sich  unter  den  für  dieses  Mineral  charakteristi- 
schen Winkeln  (21)  schneiden.  Wählt 
man  unter  diesen  Flächen  drei  be- 
liebige z.  B.  a,  b,  c  aus,  so  schneiden 
sie  sich,  gehörig  erweitert,  in  einem 
Punkt  O,  von  dem  die  drei  Kanten 
hjc  =  OXy  cla  =OYxaiäalh  =  OZ 
ausgehen,  wie  dies  in  Fig.  24  be- 
sonders gezeichnet  ist.  Eine  Messung 
der  drei  Winkel  a/6,  6/c,  6/a  er- 
gibt, daß  sie  alle  =  90®  sind. 
Wählt  man  nun  unter  den  übrigen  Flächen  noch  eine  vierte,  z.  B.  z  ganz  be- 
liebig aus,  so  schneidet  diese  die  Kanten  OX,  OY^  OZ  in  A\  B^  C,  und  die 
Winkelmessung  ergibt,  daß:  ^  zja  =  137«  52*  und  ^  zjh  =  106«  46'.  Setzt 
man  OC  =  1,  so  findet  man  aus  den  erwähnten  Winkeln :  OA'  =  0,817 ;  OB'  = 
2,099.  (25,  Schluß).  Nimmt  man  nun  die  Fläche  s,  so  erhält  man  für  diese :  ^Bja  = 
113»  54'  und  ^  ajb  =  129"  7';  und  wenn  8  ebenfalls  durch  C  geht  und  OX  und 
Or  in  ^"  und  B'  schneidet,  so  ist:  OA"  =  1,633  und  OB"  =  1,049.    Die  Verhält- 

OA"       1 633 
nisse  der  auf  denselben  Achsen  OX  resp.  0  Y  abgeschnittenen  Stücke :  -jfp-  =  Jo.«  =2 

1,049 


Fig.  23. 


Fig.  24. 


und: 


OB" 
OB 


orkQQ  =0-  8Üid  dann  in  der  Tat  rational,  wie  es  das  Gresetz  der 

rationalen  Kantenschnitte  verlangt.  In  derselben  Weise  würde  sich  jede  weitere 
Fläche  des  E^rystalls  verhalten,  und  zum  gleichen  Resultat  würde  man  kommen,  wenn 
man  irgend  drei  andere  Flächen  statt  a,  &,  c,  und  eine  andere  statt  z  gewählt  hätte. 
Eine  Fläche,  welche  gegen  a  und  h  unter  Winkeln  =  105<^  53'  und  148^  25'  ge- 
neigt ist,  würde,  wenn  auch  sie  durch  den  Punkt  C  ginge,  auf  OX  und  0  Y  Stücke  ab- 

schneiden:  0^4'"=  0A"= 1,633 und  05"'=0,525unddieVerhältnis3e^;V  =  n  q??-=2 

{JA.  U,ol  I 

^"^^  ~07i'~  "^  2  nqQ  ^^  T  wären  auch  hier  rational.    Man  könnte  erwarten,  daß  eine 

unter  den  angegebenen  Winkeln  gegen  a  und  b  geneigte  Fläche  an  irgend  einem 
anderen  Kieselziukerzkrystall,  als  dem  vorliegenden,  dem  sie  fehlt,  vorkommt.  In 
der  Tat  kennt  man  auch  Krystalle  dieses  Minerals,  an  welchen  sich  eine  Fläche  mit 
solchen  Neigungen  gegen  a  und  b  findet.  Wäre  dies  nicht  der  Fall,  so  müßte  man 
es  doch  für  nicht  ausgeschlossen  halten,  daß  man  noch  einmal  einen  Kieselziukerz- 
krystall mit  einer  solchen  Fläche  fände;  es  wäre  eine  mögliche  Fläche  des  Kiesel- 
zinkerzes, eine  solche,  die  der  Krystallreihe  des  Kieselzinkerzes  augehört. 


42  Achsen. 

Dagegen  mÜOte  man  eine  Fläche,  welche  gegen  a  nnd  b  unter  120^  und  190* 
geneigt  ist  und  also,  darch  C  gebend,  von  OX  und  OY  Stücke  =  1,161  und  0,903 

1 161 
abschneidet,  am  Eieselzinkerz  für  unmöglich  halten,  da  die  Verhältnisse:  ((öyr'^ 

0903 
1,421 . . .  und  ötyqö"  =  0,430  . . .  irrational  sind.    In  der  Tat  ist  auch  eine  Fläche 

mit  solchen  Neigungen  gegen  a  und  b  noch  nie  beobachtet  worden. 

30.  Achsen.  Um  eine  leichte  und  bequeme  Übersicht  über  sämt- 
liche Flächen  eines  Krystalls  zu  erhalten,  bezieht  man  dieselben  in  ganz 
ähnlicher  Weise  auf  Achsen,  wie  dies  in  der  analytischen  Geometrie 
geschieht.  Man  denkt  sich  durch  einen  beliebigen  Punkt  im  Innern 
des  Krystalls,  den  AchsenmittelpunM  oder  Krystallmittelpunkt  drei  nicht 
in  einer  Ebene  liegende  Gerade  OX,  OY,  OZ  als  Achsen  gezogen,  die 
das  Achsensystem  des  Krystalls  bilden  (Fig.  25).    Auf  ihnen  ist  je  ein 

positiver  und  ein  negativer  Ast  zu  unterscheiden.  Sie 
werden  stets  in  ganz  bestimmter  Weise  aufgestellt 
gedacht  und  benannt.  Die  eine  Achse  denkt  man  sich 
aufrecht  stehend;  sie  heißt  die  Vertikalachse  und  wird 
mit  c  bezeichnet ;  der  positive  Ast  +  c  geht  nach  oben, 
der  negative — c  nach  unten.  Die  zweite,  die  Qt^erachse 
ft,  geht  von  rechts  (+  i)  nach  links  ( —  b).  Die  dritte, 
Fig.  25.  die  Längsachse  a,  geht  von  vom  (+  «)  »ach  hinten  (—  a). 

Durch  je  zwei  Achsen,  OX  und  OY,  OY  und  OZ,  OZ 
und  OX,  wird  eine  Ebene,  Achsenebene,  bestimmt.  Die  drei  Achsen- 
ebenen XOY,  YOZ,  ZOX  teilen  den  Baum  in  acht  Eaumabschnitte, 
OUanten.  In  diesen  liegen  die  den  Krystall  begrenzenden  Flächen 
rings  um  den  Achsenmittelpunkt  herum.  Wenn  man  die  Lage  jeder 
einzelnen  Fläche  des  Krystalls  an  den  Achsen  kennt,  so  kennt  man 
auch  die  Lage  sämtlicher  Flächen  desselben  gegeneinander,  ihre  An- 
ordnung in  der  Krystallform,  und  damit  ist  dann  diese  selbst  mathe- 
matisch bestimmt.  Wir  werden  im  folgenden  die  Verwendung  der 
Achsen  zum  Studium  der  Krystalle  speziell  und  eingehend  zu  betrachten 
haben. 

(Chr.  S.  Weiss.  De  indagando  formamm  crystallinamm  cbaractere  geometrico 
principali.    Diss.  Leipzig  1809.) 

31.  Parameter.  FlSehenausdrnck.  Jede  Krystallfläche  z. B.  abc 
(Fig.  26)  ist  in  ihrer  Lage  an  den  Achsen  unzweideutig  gegeben  durch 
die  drei  Stücke  Oa  =  a,  Oft  «=  ft,  Oc  =  c,  die  sie  von  jenen  ab- 
schneidet, und  die  man  die  Parameter  der  Fläche  nennt  Sie  sind  je 
nach  der  Lage  der  Fläche,  je  nachdem  diese  die  Achsen  auf  der 
positiven  oder  negativen  Seite  schneidet,  -\-  oder  — .  Da  die  Flächen 
parallel  mit  sich  beliebig  verschoben  werden  können,  so  kommt  es, 
wie  bei  den  Kantenschnitten  (25),  nicht  auf  die  absoluten  Längen 


Parameter.    Fl&chenaasdrnck.  43 

dieser  Stücke  an;  auch  hier  ist  nnr  ihr  Verhältnis,  das  Parameter- 
Verhältnis  der  Fläche: 

Oa :0b :0c  oder  a:b:c 
maßgebend.  Schon  hierdurch  ist  die  Fläche  in  ihrer  Lage  an  den 
Achsen  (dem  Achsensystem)  unzweidentig  krystallographisch  bestimmt. 
Man  kann  daher  die  drei  Parameter  einer  Fläche  ebenfalls  mit  der- 
selben beliebigen  Zahl  r  multiplizieren  oder  dividieren,  ohne  daß  die 
Fläche  dadurch  eine  andere  krystallographische  Bedeutung  erlangt. 
Das  Verhältnis  a:b:c  geht  dann  über  in : 

,  ^       a      b      c 

ra:rb :  rc  oder  —  :  —  :  — 

r      r      r 

Alle  diese  Verhältnisse  sind  aber  identisch  und  stellen  dieselbe 

Erystallfläche  dar,  nur  in  verschiedenen  Parallellagen  mit  jeweilig 

anderer  Centraldistanz.    Die  Multiplikation  oder  Division  ist,  wie  wir 

ebenfalls  schon  bei  der  Betrachtung  der  Eantenschnitte  gesehen  haben, 

nichts  anderes,  als  der  analytische  Ausdruck  der  Parallelverschiebung : 

bei  der  Multiplikation  nach  außen  (vom  Achsenmittelpunkt  0  weg),  bei 

der  Division  nach  innen  (gegen  den  Achsenmittelpunkt  0  hin). 

Die  Fläche  abc  liegt  in  dem  Oktanten  zwischen  den  drei  positiven 
Achsenästen  und  hat  daher  das  Parameterverhältnis  :  -|-  a  :  +  ^  *  +  ^ 
oder  kurz :  a:b:c.  Läge  sie  in  dem  daran  nach  unten  anstoßenden 
Oktanten,  so  wäre  der  Schnitt  auf  der  Achse  c  negativ  und  das  Para- 
meterverhältnis wäre :  a :  6  :  —  c.  Geht  eine  Fläche  mit  einer  Achse 
z.  B.  der  Achse  OZ  parallel  und  schneidet  sie  auf  den  beiden  Achsen  -f-^ 
und  -|-  r  Stucke  a  und  b  ab,  so  gilt  für  sie  das  Parameterverhältnis : 
a  :  6 :  oo,  resp.  in  den  links  anstoßenden  Oktanten :  a:  —  b  :oo  etc.  Ist 
eine  Fläche  zwei  Achsen,  z.  B.  OX  und  0  F  parallel  und  schneidet  sie 
die  dritte  Achse  OZ  in  der  Entfernung  p  von  0,  so  wäre  für  sie  jenes 
Verhältnis  =  oo  :  oo  :  |)  resp.  c«  :  oo  :  —  p.  Eine  solche  Fläche  würde 
der  Achsenebene  XO  Y  pai*allel  gehen ;  ihr  Parameterverhältnis  könnte 
auch,  nach  Division  aller  drei  Parameter  mit  p,  in  der  Form :  oo :  oo :  1 
resp.  oo:oo:  —  1  geschrieben  werden. 

Das  Verhältnis  der  drei  Parameter  einer  Fläche  unter  Berück- 
sichtigung der  +-  und  — Vorzeichen  der  Achsenschnitte  nennt  man  den 
Ächsenausdruck,  den  Ausdrtk^  oder  das  Symbol  der  Fläche,  kurz  den 
FläehenausdriAcJc,  Das  Symbol,  der  Ausdruck,  der  Fläche  abc  wäre 
danach:  a:b:c,  die  Symbole  der  anderen  oben  erwähnten  Flächen 
wären:  a  :  b  :  —  c;  a  :  6:oo;  a:  —  6  :oo;  oo:  oo:  p  oder  oo:  oo:  1  resp. 
oo  :  oo  :  —  1. 

Für  die  weitere  Fläche  def  (Fig.  25)  mit  den  Achsenschnitten  (Para- 
metern) Od  =  d,  Oc  =  c,  Of  =  f  wäre:  d:e:f  der  Ausdruck  u.  s.  w. 
In  allen  diesen  Symbolen  beziehen  sich  die  drei  Parameter  der  Reihe 
nach  auf  die  drei  Achsen  OX,  OY,  OZ, 


44  Achsenlftngen.    Ableitnngszahlen. 

32.  AchsenlSngeii.  Ableitangszahlen.  Zweckmäßig  ist  es,  wenn 

man  in  den  Flächensymbolen  die  Parameter  nicht 
direkt  dnrch  die  Werte  d,  c,  f  etc.  ausdrückt,  son- 
dern wenn  man  auf  den  drei  Achsen  drei  Stücke  a,  b,  c 
annimmt,  und  sie  als  gemeinsames  Maß  für  die 
Parameter  aller  Flächen  des  Krystalls  je  auf  der  be- 
treffenden Achse  benutzt  (Fig.  26).  Jeder  Parameter 
wird  dann  dadurch  ausgedrückt,  daß  man  angibt, 
wieviel  länger  er  ist,  als  das  betreffende  Stück  a,  b 
oder  c.  Die  Parameter  d,  e,  f  erhalten  dann  die  Form : 
d  =  ma]  e  =  n6;  f  =  pc 
und  ebenso  die  Parameter  anderer  Flächen  d^e^f^,  d^e^f^  etc.: 

dg  =  m^a\  e^  =  n^b\  f^=p^c  etc. 

Die  so  als  gemeinschaftliche  Einheitsmaße  für  die  Parameter 
aller  Flächen  des  Krystalls  auftretenden  Stücke  a,  6,  c,  die  in  gleicher 
Weise  in  den  Parametern  aller  Flächen  wiederkehren,  heißen  die 
Achsenlängen  oder  Achseneinheiten,  Die  von  einer  Fläche  zur  anderen 
wechselnden  Zahlen  w,  w,  p  etc.,  die  angeben,  wieviel  mal  die  Para- 
meter größer  sind  als  die  Achsenlängen,  werden  die  AbleitungsmUen 
der  betreffenden  Fläche  genannt.  Wenn  die  Achsenlängen  in  einem 
Achsensystem  ein  für  allemal  fest  bestimmt  sind,  ist  jede  Fläche  durch 
ihre  drei  Ableitungszahlen  ihrer  Lage  nach  unzweideutig  gegeben.  Die 
Achsenlängen  a,  i,  c  sind  absolute  positive  Werte.  Die  Ableitungszahlen 
sind  je  nach  der  Lage  der  Fläche  +  oder  — ;  eine  von  ihnen  oder 
auch  zwei  können  =  oo  sein,  wenn  die  Fläche  der  einen  Achse  oder 
zweien  derselben  (d.  h.  der  von  ihnen  bestimmten  Achsenebene) 
parallel  ist. 

Sind  die  Parameter  in  den  Achsenlängen  und  den  Ableitungszahlen 
ausgedrückt,  dann  erhalten  wir,  entsprechend  den  Auseinandersetzungen 
des  vorigen  Paragraphen,  Flächensymbole  von  folgender  Form: 

d:  e  :f=^ma\nb  :pc 
d  :  e  :oo  =  ma  :  nh  :  ooc 
d  :  —  e  :  oo  =  ma  :  —  nb  :ooc  etc. 
und  es  sind  m,  n,  p;  m,  w,  oo;  m,  —  w,  oo  etc.  die  Ableitungszahlen 
dieser  Flächen. 

Da  die  Parameter  einer  Fläche  stets  mit  derselben  Zahl  multi- 
pliziert oder  dividiei-t  werden  können,  kann  dies  selbstverständlich 
auch  mit  den  Ableitungszahlen  geschehen.  Es  handelt  sich  eben 
bei  der  Angabe  der  Lage  einer  Fläche  nicht  um  die  absoluten  Werte 
der  Ableitungszahlen  m,  n  und  p;  die  Fläche  ist  schon  dui*ch  das 
Verhältnis  der  Ableitungszahlen  m  :n  :p  krystallographisch  unzwei- 
deutig gegeben. 


Wahl  der  Achsen.    Fnndamentalflächen.  46 

33.  Wahl  der  Achsen.  Im  allgemeinen  ist  es  völlig  gleich- 
gültig, welche  Lage  die  Achsen  in  dem  Erystall  haben,  stets  kann 
man  in  der  angegebenen  Weise  die  Flächen  des  Erystalls  nnd  damit 
den  Erystall  selbst  anf  das  Achsensystem  beziehen.  Man  hat  aber  ge- 
funden, daß  Achsensysteme  von  bestimmter  Beschaffenheit  sich  durch 
besondere  Vorzüge  vor  allen  anderen  auszeichnen.  Diese  sind  es  da- 
her, die  bei  der  Betrachtung  der  Erystalle  benützt  werden.  Achsen- 
systeme dieser  Art  sind  solche,  die  aus  den  Begrenzungselementen 
der  Erystalle  selber  genommen  werden,  bei  denen  die  Achsenebenen  der 
Sichtung  nach  Flächen  (wirklich  vorhandenen  oder  möglichen),  die 
Achsen  selbst  also  Eanten  (wirklich  vorhandenen  oder  möglichen)  des 
Erystalls  entsprechen  (26),  (28). 

Ein  solches  Achsensystem  erhält  man,  wenn  man  drei  (wirklich  vor- 
handene oder  mögliche)  Flächen  des  Erystalls,  die  nicht  alle  drei  einer 
und  derselben  Geraden  parallel  gehen  (nicht  in  einer  Zone  liegen), 
parallel  mit  sich  durch  einen  beliebigen  Punkt  im  Innern  des  Ery- 
stalls verschoben  denkt,  der  dann  den  Erystall-  oder  Achsenmittelpunkt 
darstellt.  Diese  drei  Flächen,  die  die  FundamentalfläcJ^m  genannt 
werden,  haben  (Fig.  26)  die  Lage  XOY,  YOZ,  ZOX.  Sie  bilden  die 
drei  Achsenebenen  und  schneiden  sich  in  den  drei  Achsen  OX,  OY^  OZ. 
Diese  sind,  als  Durchschnittslinien  von  Erystallflächen,  der  Richtung 
nach  Eanten  des  Erystalls,  die  nun  aber  hier  nicht  an  der  äußeren 
Begrenzung  liegen,  sondern  durch  dessen  Mitte  hindurchgehen.  Eben- 
so sind  die  8  Oktanten  nichts  anderes  als  dreikantige  Ecken  des 
Erystalls,  die  jedoch  hier  im  Achsenmittelpunkt  zusammenstoßen. 

Sind  nun  die  so  bestimmten  Achsen  durch  den  Achsenmittelpunkt  0 
hindurchgehende  Eanten,  so  gilt  für  sie  alles,  was  für  Erystallkanten 
überhaupt  gilt.  Namentlich  müssen  nach  dem  Gesetz  der  rationalen 
Eantenschnitte  die  Abschnitte  (Parameter)  der  übrigen  Flächen  des 
Erystalls  auf  jeder  Achse  in  einem  rationalen  Verhältnis  zueinander 
stehen  (26,  27). 

Um  dies  für  den  Gebrauch  der  Achsen  anwendbar  zu  machen,  wählt 
man  irgend  eine  beliebige  weitere  vierte  Fläche  des  Erystalls  z.  B. 
äbc  (Fig.  26),  deren  Lage  an  den  Achsen  durch  das  Verhältnis  der 
Parameter  (den  Flächenausdruck)  a\h:c  gegeben  ist.  Diese  Para- 
meter a,  6,  c  benützt  man  sodann  als  die  Achseneinheiten  oder  die  Achsen- 
längen (32),  um  in  ihnen  die  Parameter  aller  weiteren  Flächen  aus- 
zudrücken. Wegen  der  Parallelverschiebbarkeit  der  vierten  Fläche 
kommt  es  nicht  auf  die  absoluten  Werte  der  Achsenlängen  an,  sondern 
nur  auf  ihr  Verhältnis :  a\h:c^  das  sog.  Achsenverhältnis.  Man  kann 
auch  die  drei  Achsenlängen  mit  jeder  beliebigen  Zahl  multiplizieren 
oder  dividieren. 

Die  vierte  Fläche,  die  auf  den  Achsenrichtungen  die  Achseneinheiten 


46  Eiuheitsfläche.    Gesetz  der  rationalen  Achsenschnitte. 

a,  ft,  c  abschneidet,  wird  die  Einheit^läche  des  Achsensystems  genannt 
Fnndamentalflächen  and  Einheitsfläche  bestimmen  dann  miteinander 
das  Achsensystem.  Sie  werden  wohl  auch  zusammen  als  die  Elementar- 
flachen  des  Krystalls  für  das  betreffende  Achsensystem  bezeichnet 

Schneidet  nun  eine  fünfte  Fläche  von  den  drei  Achsen  die  Para- 
meter d,  e,  f  ab,  so  müssen  nach  dem  Gesetz  der  rationalen  Kanten- 
schnitte  (26,  27)  in  der  Proportion: 

d    e    f 
a    b     c 
m,  n,  p  rationale  (ganze)  Werte  haben.  Man  kann  dann  auch  hier  setzen : 

d  =  ma]  e  =  nb;  f  =  pc 
m,  n  und  p  sind  alsdann  die  Ableitungszahlen  der  fünften  Fläche, 
wenn  deren  Parameter  d,  e,  f  in  den  Achsenlängen  a,  6,  c  (den  Para- 
metern der  vierten  Fläche)  ausgedrückt  werden,  und  diese  Ableitungs- 
zahlen müssen  notwendig  rationale  (ganze)  Zahlen  sein.  Das  Symbol 
der  fünften  Fläche  wird  dann  (32) : 

d  :e  :f  =  ma  :nb  :pc 
nnd  ebenso  würde  man  für  alle  weiteren  Flächen  an  dem  Erystall, 
^1  ^1  /i5  ^«  ^a  /«  ßte.,  mit  den  Parametern  d^,  e^,fi;   d^,  e^,  f^  etc. 
die  in  den  Achseneinheiten  ausgedrückten  Symbole  erhalten  können. 
Es  wäre  dann  das  Symbol  für: 

d^  e^  /*!  d^  :  e^ :  f^  ==  m^a  :  n^b  :  p^c 

dg  e»  /*a  dg  :  Cj  :  /*j  =  m^a  :  n^b  :  p^c  etc. 

wo  wieder  die  Ableitungszahlen  m^,  n^,  Pi;  ^29^1)  P^  etc.  rationale 
(ganze)  Zahlen  wären. 

Indem  man  so  die  Parameter  aller  Flächen  eines  Krystalls  in 
denen  einer  beliebigen  einzigen,  der  Einheitsfläche,  d.  h.  also  in  den 
Achsenlängen  ausdrückt,  ist  die  Lage  jeder  Fläche  durch  einige  meist 
einfache  ganze  oder  gebrochene  rationale  Zahlen,  die  Ableitungszahlen, 
gegeben.  Die  Begrenzung  der  Krystalle  wird  so  in  sehr  einfacher 
und  übersichtlicher  Weise  durch  die  derartig  gestalteten  Flächen- 
symbole bestimmt.  Dies  ist  der  Grund,  warum  man  die  Achsen  stets 
auf  diese  Art  aus  der  Begrenzung  der  Krystalle  wählt  und  warum 
man  die  Flächensymbole  mit  Hilfe  der  Achsenlängen  und  der  Ab- 
leitungszahlen schreibt  Würde  man  die  Parameter  direkt  und  ohne 
Zuhilfenahme  der  Achsenlängen  auszudrücken  versuchen,  oder  würde  man 
als  Elementarflächen  Flächen  wählen,  die  der  Begrenzung  (der  Formen- 
reihe) des  Krystalls  nicht  angehören,  so  würde  dies  auf  komplizierte 
irrationale  Zahlen  und  auf  sehr  wenig  übersichtliche  Flächenausdrücke 
führen,  durch  die  das  Studium  der  Krystalle  sehr  wesentlich  erschwert 
werden  müßte. 

34.  Gesetz  der  rationalen  Achsenschiiitte.  Das  Gesetz  der  ratio- 
nalen Kantenschnitte  kann  nun  nach  dem  Angeführten  auch  das  Ge- 


SpesieUe  Betrachtung:  der  Ableitnngszahlen.  47 

setz  der  raüonalen  Achsenscknitte  {Parameter),  oder  das  Gesetz  der  ratio- 
nalen Ableitungszahlen  genannt  nnd  so  aasgesprochen  werden :  Die  Ab- 
leitungszahien  aller  Flächen  eines  KrystaUs  sind  rational,  aber  nor  anter 
der  Voraassetzangy  daß  die  Achsen  parallel  mit  wirklichen  oder  mög- 
liehen Kanten  des  KrystaUs  sind,  and  daß  die  Achsenlängen  aaf  diesen 
dnrch  eine  Krystallfläche  abgeschnittene  Stücke  sind.  Man  kann 
ferner  sagen :  An  einem  KrystaU  sind  äUe  solche  Flächen  möglich,  welche 
von  derartigen  Achsen  Stücke  mit  rationalen  Ableitimgszählen  abschneiden, 
während  Flächen  mit  irrationalen  Ableitungszahlen  unmöglich  sind. 

Die  Neigang  and  die  Länge  der  Achsen,  sowie  die  Ableitangszahlen, 
welche  an  diesen  Achsen  die  einzelnen  Flächen  eines  KrystaUs  bestimmen, 
haben  stets  andere  Werte,  je  nachdem  man  diese  oder  andere  Flächen 
desselben  als  Einheits-  and  Fandamentalflächen  wählt.  Darch  eine 
geschickte  Wahl  dieser  letzteren  kann  man  bewirken,  daß  die  Ab- 
leitongszahlen  der  Flächen  sehr  kleine  Zahlen  sind,  1,  2,  3,  selten 
mehr,  abgesehen  von  00;  man  spricht  daher  aach  von  dem  Gesetz  der 
einfachen  rationcUen  Ableitungszahlen. 

35.  Spezielle  BetraGhtBngen  der  Ableitungszahlen.  Einige 
spezielle  Verhältnisse  der  Ableitangszahlen  ergeben  sich  nan  aas 
denen  der  Parameter  (31)  von  selbst,  so  daß  sich  das  dort  Angeführte 
in  entsprechender  Abändernng  hier  wiederholt. 

Selbstverständlich  kann  man  wie  die  Parameter  einer  Fläche  so 

auch  deren  Ableitangszahlen  mit  derselben  Zahl  maltiplizieren  oder 

dividieren  (32),  ohne  daß  die  krystallographische  Bedeatang  des  Aasdracks 

irgendwie  geändert  wird.    Es  ist  z.  B.   fftr  die  Fläche  d  e  f  das 

Symbol : 

die  :  f  =  ma  :  nb  :pc  =  r  '  ma  :r  '  nb  :  r  -  pc  =  rm  -  a  :  m  -b  :  rp  -  c 

-  ma  nb  pc        m       n ,     p 

oder  =  —  : —  :^~~  =  — a :  — b :  ~c. 
r     r     r         r        r        r 

Beziehen  sich  die  Achsenabschnitte  einer  Fläche  aaf  einen  positiven 
oder  negativen  Achsenast,  sind  also  ihre  Parameter  positiv  oder  negativ, 
80  wird  dies  dorch  das  +  oder  —  Vorzeichen  der  entsprechenden  Ab- 
leitangszahlen zam  Aasdrack  gebracht,  wobei  aber  +  als  selbstver- 
ständlich gewöhnlich  fortbleibt.  Danach  hat  eine  Fläche  im  oberen, 
vorderen,  rechten  Oktanten,  der  von  den  drei  positiven  Achsenästen 
gebildet  wird ,  im  allgemeinen  den  Aasdrack :  -|-  ma  :  -j-  «*  ■  + 1^ 
oder  karz  ma:nb  :pc  mit  den  Ableitangszahlen :  +  m,  +  w,  +  2>-  Eine 
Fläche  in  dem  nach  nnten  anstoßenden  Oktanten  ist :  mainb  :  —  pc 
mit  den  Ableitangszahlen  +  w,  +  w,  —  p  etc.  Die  Einheitsfläche  würde 
den  Aasdrack :  a:b  :c  mit  den  Ableitangszahlen  1, 1, 1  erhalten.  Geht 
^e  Fläche  einer  Achse  parallel,  ist  also  der  za  dieser  Achse  gehörige 
Parameter  =  00,  so  ist  aach  die  entsprechende  Ableitangszahl  =  00. 
Eine  Fläche  parallel  mit  der  Achse  c  würde  also,  je  nachdem  sie  rechts 


48  Spezielle  Flächenansdrücke.    Achsenelemente. 

oder  links  liegt,  die  Ausdrucke:  mainb  :ooc  oder  ma:  —  nbiooc  er- 
halten. Geht  eine  Fläche  zwei  Achsen  parallel,  sind  also  zwei  Para- 
meter derselben  =  oo,  dann  ist  die  Fläche  eine  Fundamentalfläche. 
Ist  sie  z.  B.  den  Achsen  OX  und  OY  parallel,  dann  hat  sie  ganz  all- 
gemein den  Ausdruck :  oo a :  oob  :pc]  wenn  man  die  drei  Ableitungs- 
zahlen oo,  oo,  p  mitp  dividiert  erhält  man:  ooa  :  006  :  c  als  das  Symbol 
der  Achsenebene  (Fundamentalfläche)  XOY. 

36.  Spezielle  Flftchenaasdrttcke.  Die  an  einem  Achsensystem  anftxetenden 
EryBtallflächen  kennen  in  dreifach  verschiedener  Weise  an  diesem  liegen.  Sie  schneiden 
entweder  alle  drei  Achsen,  oder  sie  schneiden  nnr  zwei  nnd  sind  der  dritten  paraUel, 
oder  endlich  sie  schneiden  nnr  eine  einzige  Achse  nnd  sind  parallel  den  heiden  anderen. 
Flächen  der  ersten  Art,  hei  denen  alle  drei  Ahleitnngszahlen  endliche  Werte  hahen, 
heißen  im  allgemeinen  Oktaid-  oder  Pyramiden0chen;  hierher  gehört  vor  allem 
anch  die  Einheitsfläche.  Flächen  der  zweiten  Art  mit  zwei  endlichen  und  einer  nn- 
endlichen  Ahleitnngszahl  werden  Dodekaid-  oder  Prismen-  resp.  Domenflächen  ge- 
nannt. Flächen  der  dritten  Art  mit  einer  endlichen  Ahleitnngszahl  nnd  zwei  un- 
endlichen hahen  den  Namen  Hexaid-  oder  Pinakoidflächen  erhalten.  Es  sind  ihrer 
drei,  die  wir  schon  als  die  Fnndamentalflächen  mehrfach  kennen  gelernt  haben. 

Beispiele  spezieller  Flächenansdrücke  sind: 

3 
Oktaidflächen:  2a:&:c;  a:-^b:  —  c  nnd  namentlich  die  Einheitsfläche:  a:b:c. 

Dodekaidflächen :  00  a:Sb  :  c;  2  aioob  :  —  Sc;  —  a:&:ooc. 
Hexaidflächen :  ai  00  b  :  00  c\  00  a  :b  :qoc\  ooa:oc&:c,  es  sind  die  drei  Fnnda- 
mentalflächen. 

37.  Parallele  Gegenflftehen.  Eine  Fläche  schneidet  auf  der  einen  Seite  des 
Achsenmittelpnnkts  von  den  Achsen  Stücke  ah,  welche  in  demselben  Verhältnis  stehen, 
wie  die  von  der  parallelen  Gegenfläche  anf  der  anderen  Seite  des  Achsenmittelpnnkts 

abgeschnittenen  Stücke  (Fig.  27).  Aber  die  von  der  einen  Fläche  anf 
der  einen  Seite  abgeschnittenen  Stücke  haben  entgegengesetzte  Vorzeichen 
in  Beziehung  auf  die  von  der  Parallelfläche  auf  der  anderen  Seite 
abgeschnittenen.  Man  erhält  also  den  Ausdruck  der  G^enfläche  zu 
einer  Krystallfläche  mainb  ipc^  wenn  man  deren  Ableitungszahlen 
mit  —  1  multipliziert.  Die  Gegenfläche  ist  also:  —  ma:  —  nb  :  — pc, 
also  z.  B.  —  a  :  —  b  :  —  c  die  Gegenfläche  zu  a:b  :  c;  2a:  —  6:  —  c 
zu  —  2  a:b  :  c  etc. 

38.  Achsensystem.  Ein  Achsen  System  ist  bestimmt,  wenn  man  kennt : 
1.  das  Achsen  Verhältnis  a:b:c\  2.  die  drei  Achsenwinkel,  d.  h.  die  Winkel, 
welche  die  Achsen  miteinander  einschließen:  a  =  blc;  ß^cja;  y  =  ajb 
(Fig.  26).  Das  Achsenverhältnis  und  die  Achsenwinkel  bilden  zusammen 
die  Achsenelemente  (kurz  die  Elemente)  des  betr.  Krystalls.  Da  es  bei 
den  Achseneinheiten  nur  auf  das  Verhältnis,  nicht  auf  die  absoluten 
Längen  ankommt,  kann  man  sie  mit  einer  beliebigen  Zahl  dividieren, 
z.  B.  mit  einer  der  drei  Achsenlängen,  etwa  6.  Man  erhält  dann:  aibic 
=  a/6  : 1  :  c/ä.  Wenn  man  nun  für  aß>  wieder  a,  für  c/6  wieder  c 
setzt,  läßt  sich  das  Achsenverhältnis  ebenso  allgemein  auch  unter  der 
Form :  a  :  1 :  c,  ebenso  aber  auch  unter  der  Form :  1  :b  :  c  oder  a:b:l 
schreiben.    Die  eine  der  drei  Achsen  ist  dann  die  Einheit,  in  der  die 


Achsensystem.  49 

beiden  anderen  aosgedrfickt  sind.  Mit  anderen  Worten :  Man  kann  in 
dem  Achsenyerhältnis  a:b  :c  eine  der  drei  Achsen  =  1  setzen  nnd  die 
beiden  anderen  in  dieser  Einheit  ausdrücken,  d.  h.  angeben,  wieviel 
mal  länger  oder  kftrzer  sie  sind  als  diese.  Die  Achsenelemente  eines 
Erystalls  enthalten  also  nur  5  voneinander  unabhängige  unbekannte 
Stücke :  2  der  Achsen  etwa  a  und  c  (wenn  5  =  1)  (resp.  die  Verhält- 
nisse: -r  ^  -r);  sowie  die  3  Achsenwinkel  a,  ß,  y.  Ihre  Bestimmung  ist 

am  einfachsten,  wenn  die  Winkel  der  drei  Fundamentalflächen  zu- 
einander und  die  der  Einheitsfläche  zu  zwei  Fundamentalflächen  ge^ 
messen  sind.  Man  verfährt  dann  ebenso,  wie  wir  bei  der  Betrachtung 
der  Eantenschnitte  (25)  gesehen  haben.  Die  ersteren  drei  Winkel 
geben  die  Achsenwinkel  a,  ß,  y  und  die  zwei  anderen  die  beiden  Achsen, 
wenn  die  dritte  =  1  gesetzt  wird.  Im  allgemeinsten  Fall  sind  5  von 
einander  ganz  unabhängige  Flächenwinkel  des  ErystaUs  nötig,  wenn 
die  Ausdrücke  sämtlicher  Flächen  an  dem  betreffenden  Achsensystem 
bekannt  sind.  Diese  fünf  Winkel,  aus  denen  man  das  Achsensystem 
berechnet,  werden  dessen  FundamenMimfilcel  genannt.  In  einzelnen 
Spezialfällen,  die  wir  weiter  unten  kennen  lernen  werden,  nehmen  die 
Achsenwinkel  a,  ß^  y  und  das  Achsenverhältnis  a\h\c  besondere  spezielle 
Werte  an,  so  daß  das  Achsensystem  weniger  als  5  voneinander  unab- 
hängige unbekannte  Größen  enthält  Dann  genügen  auch  weniger 
als  fünf  Fundamentalwinkel,  und  zwar  braucht  man  stets  ebensoviele, 
als  unbekannte  Stücke  vorhanden  sind,  zur  Bestimmung  derselben. 
Diese  letztere  bildet  eine  Aufgabe  der  rechnenden  Erystallographie 
und  soll  daher  hier  nicht  weiter  verfolgt  werden. 

•Wie  die  Neigimgswinkel  der  Flächen  für  alle  Erystalle  derselben  Substanz 
cbaraktezistisch  sind  (20,  21),  so  sind  es  demnach  ancb  die  Elemente  der  den  Krystallen 
untergelegten  Achsensysteme,  welche  nnr  von  jenen  Winkeln  abhängen  nnd  aus  ihnen 
berechnet  werden;  nnd  wie  nnr  bei  Krystallen  einer  bestimmten  Substanz  gewisse 
Flächenwinkel  vorkommen,  so  auch  nur  gewisse  Achsenwinkel  und  AchsenverhlütnisBe, 
während  andere  unmöglich  sind.  Allerdings  sind  an  einem  und  demselben  ErystaU 
viele  Achsensysteme  möglich,  da  jede  Gruppe  von  vier  in  der  oben  angegebenen  Weise 
gegeneinander  liegenden  Flächen  desselben  ein  solches  liefern.  Aber  alle  diese  Achsen- 
systeme  sind  aufeinander  zurückführbar  und  können  auseinander  abgeleitet  werden, 
denn  aUe  die  in  Frage  kommenden  Flächen  stehen  ja  nach  dem  Gesetz  der  rationalen 
Kantenschnitte  (oder  nach  dem  Zonengesetze  (44  ff.))  in  einer  bestimmten,  mathe- 
matisch ausdrückbaren  Beziehung  zueinander.  Die  Achsensysteme  von  Krystallen 
verschiedener  Substanzen  lassen  dagegen  keinerlei  gesetzmäßigen  Zusammenhang 
«rkennen  und  können  daher  auch  nicht  auseinander  berechnet  und  ineinander  über- 
geführt werden,  ebensowenig  wie  sich  ein  gesetzmäßiger  Znsammenhang  zwischen 
der  Anordnung  der  Flächen  bei  Krystallen  verschiedener  Substanzen  und  den  Winkeln, 
die  sie  miteinander  machen,  erkennen  läßt. 

Die  Ausdrücke  aller  an  einem  Achsensystem  möglichen  Flächen,  also  die  Krystall- 
reihe  des  betreffenden  Krystalls  (28),  erhält  man,  wenn  man  für  die  Ableitungszahlen 
m,  n,  ^  der  Beihe  nach  alle  möglidien  rationalen  Werte  (inkl.  00)  in  den  allgemeinen 
Bauer,  Mineralogie.  4 


50  Weißsche  FlftchenbezeichnnDg. 

Anedmck :  ma  :nb  :pe  einsetzt.  Alle  die  verschiedenen  an  einem  Erystall  oder  an 
allen  Krystallen  derselben  Substanz  möglichen  Achsensysteme,  die  sich  durch  ihre 
Acfasenwinkel  nnd  Achsenyerhältnisse  voneinander  unterscheiden,  geben  dabei  infolge 
des  erwähnten  gesetzmäßigen  Zusammenhangs  stets  dieselbe  Gruppe  von  Flächen, 
dieselbe  Erystallreihe,  indem  sich  die  Flächen  jedesmal  unter  denselben  Winkeln 
schneiden.  Dagegen  erhält  man  aus  Achsensystemen,  welche  von  Krystallen  ver- 
schiedener Substanzen  abgeleitet  sind,  stets  andere  Erystallreihen  mit  anderen 
Flächenneigungen,  und  zwar  mit  denjenigen,  welche  für  die  betr.  Substanz  charakte- 
ristisch sind  (20,  21).  Durch  die  Achsensysteme  resp.  durch  die  Elemente  derselben 
sind  somit  die  Erystalle  in  ihren  wesentlichen  Gestaltungsverhältnissen  bestimmt. 
Die  Achsen  geben  gewissermaßen  ein  übersichtliches  Bild  der  Erystallisation  der  ver- 
schiedenen Substanzen,  welche  sich  demnach  auch  durch  ihre  Achsenelemente  in 
krystallographischer  Beziehung  charakterisieren  und  voneinander  unterscheiden 
lassen^  ebenso  wie  durch  die  Flächenwinkel,  &ber  weitaus  einfacher  und  übersicht- 
licher, als  durch  diese. 

39.  Weißsche  FMclieiibezeiehnuiig.  Der  Berliner  Mineraloge 
Christian  Samuel  Weiß,  der  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderte  die  Achsen 
in  die  Erystallographie  einführte,  hat  auch  zuerst  die  Flächensymbole 
in  der  Form: 

ma  :  nb  :pc 
geschrieben,  in  der  die  Parameter  durch  MuttipWcatian  der  Achsenlängen 
a,  h,  c  mit  den  Zahlen  m,  n,  p  (den  Ableitungszahlen)  erhsklten  werden. 
Diese  Form  der  Achsenausdrücke  wird  danach  die  Weißsche  Flächen* 
beaeichnung  genannt.  Bei  ihr  wird  mittels  der  AbleitungBzahlen  an- 
gegeben, wieviel  mal  größer  die  Parameter  der  Flächen  sind,  als  die 
Achsenlängen ;  m,n,p  werden  dabei  im  allgemeinen  als  ganze  Zahlen, 
seltener  als  Brüche  angenommen. 

40.  Indices.  Im  Gegensatz  zu  Weiß  kann  man  nun  aber  die 
Flächensymbole  statt  mit  ganzen  Ableitungszahlen  auch  mit  gebrochenen 

schreiben  in  der  Form: 

■ 

1  1,  1  ^  a  b  c 
T^ :  T^ :  -rC  Oder  t-  :  i- :  ^ 
h      k       l  h    Je     l 

wo  h,  k,  l  dann  ebenfalls  rationale  Werte  haben  müssen  und  allge- 
mein als  gange  Zahlen  gedacht  oder  eyentuell  in  solche  umge- 
wandelt werden  können  ((26)  u.  (35)).  Sie  werden  die  Indices  der  Fläche 
genannt.  Durch  diese  Indices  ist  die  Lage  der  Fläche  an  einem 
Achsensystem  ebenso  unzweideutig  gegeben  wie  durch  die  Ableitungs- 
zahlen. Sie  geben  aber  im  Gegensatz  zu  den  letzteren  an,  wieviel 
mal  kleiner  die  Parameter  der  Fläche  sind  als  die  Achsenlängen. 
Man  erhält  die  Parameter,  indem  man  die  Achsenlängen  durch  die  In- 
dices dividiert.  Eine  durch  ihre  Indices  bestimmte  Fläche  liegt  inner- 
halb des  durch  die  Achsenebenen  und  die  Einheitefläche  abgegrenzten 
Baumes,  während  die  in  Ableitungszahlen  ausgedrückte  Fläche,  wenn 
jene  ganze  Zahlen  sind,  außerhalb  dieses  Raumes  liegen  muß.  Wie 
bei  den  Ableitungszahlen  kommt  es  auch  bei  den  Indices  einer  Fläche 


Millersche  Flächenbeseichnimg.  51 

nnr  auf  ihr  Verhältnis,  nicht  anf  ihre  absoluten  Werte  an.  Man 
kann  anch  die  Indices  mit  jeder  beliebigen  Zahl  moltiplizieren  oder 
dividieren,  was  hier  gleichfalls  einer  Parallelverschiebnng  der  Fläche 
entspricht  Wie  die  Ableitongszahlen ,  so  sind  auch  die  Indices  + 
oder  — ,  je  nachdem  sie  sich  anf  einen  positiven  oder  negativen  Achsen- 
zweig beziehen.  Der  Ableitnngszahl  oo  entspricht  selbstverständlich 
der  Index  0;  er  drückt  ans,  daß  die  Fläche  der  betreffenden  Achse 
parallel  ist.  Die  mittels  der  Indices  ausgedrückten  Flächensymbole 
sind  in  der  rechnenden  Krystallographie  und  besonders  auch  bei  der 
Betrachtung  dei*  2iOnenverhältnisse  (44  ff.)  sehr  bequem;  sie  werden 
daher  mit  großer  Vorliebe  benutzt. 

41.  Millersche  Fläehenbezeiehnung.  Der  erste,  der  die  Indices 
in  den  Achsenausdrücken  der  Erystalle  in  ausgedehntem  Maße  ver- 
wendete, war  der  englische  Mineraloge  William  Hälhws  MiUer,  Er 
änderte  aber  die  Symbole  in  ihrer  Form  und  vereinfachte  sie,  indem 
er  die  Achsenlängen  wegließ  und  nt*r  die  Indices  schrieb  und  zwar 
stets  in  der  Form  der  kleinstmöglichen  ganzen  Zahlen  und  in  der 
fieihenfolge,  in  der  sie  sich  auf  die  drei  Achsen  a,  b,  c  beziehen.  Ist 
ein  Index  negativ,  so  wird  ein  —  darüber  gesetzt.  So  sind  also 
ganz  allgemein  nach  Miller: 

Die  OMaidflächen : 

---:--:  —  =  ÄWund — t: — r' — 7-  =  **  l 

oder  speziell: 

J:|-:c=231;;^:6:c  =  311; 

a:h:c^==^  111  (die  Einheitsfläche)  etc. 
Da   dem   Maximalwert  00  hier   der  Minimalwert  0   entspricht, 
so  sind: 

die  Dodekaidflächen: 

a  :oo6  :c  =  a:jr-:  c=101;  o-'h-q  -^^  ==  230  etc. 

die  Heocaidflächm  (Fundamentalflächen): 
a  :  006  :  00c  =  100;  00a  :  h  :  00c  =  010;  00a  :  006  :  c  =  001. 

Die  ifiUersche  Bezeichnniigsweise  aoU  bei  der  Beschreibung  der  Mineralien  in 
diesem  Buche  besonders  angewendet  werden,  daneben  die  iVaumannsche,  die  bei  der 
Betrachtung  der  einzelnen  Erystallsysteme  näher  erläutert  werden  wird.  Letztere 
unterscheidet  sich  von  der  Millerschen  und  der  Weißschen  im  Prinzip  dadurch,  daß 
bei  ihr  nicht  einzelne  Flächen,  sondern  die  ganzen  einfachen  Krystallformen  durch 
besondere  Zeichen  zur  Darstellung  gelangen,  unter  Anwendung  derselben  Achsen  auf 
denen  auch  die  Weißschen  und  die  MiUerschen  Symbole  beruhen. 

42.  Umwandlung  Weißsoher  Symbole  in  Millersohe  und  umgekehrt. 
Hftoiig  kommt  man  in  die  Lage,  WelAsche  Symbole  in  Millersche  zu  verwandeln 

4* 


52  Weißsche  und  Millersche  Symbole. 

und  nmgekehrt  Dies  kann  leicht  durch  Division  der  Ableitnngszahlen,  resp.  dnrch 
Hnltiplikation  der  Indices  mit  einer  geeigneten  Zahl  bewerkstelligt  werden.  Es  ist 
dies  jedesmal  die  kleinste  Zahl,  in  der  die  sämtlidien  Ableitnngszahlen  resp.  Indices 
ohne  Rest  enthalten  sind,  d.  h..der  kleinste  gemeinschaftliche  Faktor  aller  Ableitnngs- 
zahlen  resp.  Indices. 

a)  TTe^sches  Symbol  in  J&fiZ^ersches  verwandelt : 

allgemein : 

,  ma     nb      PC        a     b      c       a    &    c      ,,, 

ma :  nb  :pc= : :  — —  =  — :  —  :---=^:-5-:-=-  =  hkl, 

^       mnp  min^    mnp      np  mp  mn      h    k    l  ' 

speziell  z.  B. : 

6a:46:3c  =  ^:32:jg=  2:3:^  =  234, 

b)  MUlerBcheB  ^yiubol  in  TTts^ches  umgewandelt: 
allgemein: 

,,,       a    b    c       hkl      hM,    hJd        1.      ».r   «.7  r 

h    k     l        h         k         l  "^  ' 

speziell  z.  B.: 

312  =  |:5:~  =  -g-a:66:-2-c  =  2a:65:3c 

3  2 

(ev.  auch:  a  : 3 6 : -5- c  oder  -^a:2b:c  etc.) 

021  = -TT-: -5-  •  c  =  -Tc-fl:  -g-  :2c  =  ooa:b:2c  etc. 

48.  Beispiel.  In  dem  oben  (29)  erwähnten  Erystall  von  Kieselzinkerz  seien 
a,  5,  c  als  Fundamentalflftchen  (Achsenebenen)  gewählt.  Sie  schneiden  sich  unter  90®, 
also  machen  auch  die  von  ihnen  gebildeten  Achsen  rechte  Winkel  miteinander. 
Wählt  man  noch  beliebig  eine  vierte  Fläche  als  Einheitsfläche  z.  B.  z^  so  ist  für 
diese  Annahme  das  Achsensystem  des  Eieselzinkerzes  bekannt  Die  drei  Achsenwinkel 
sind:  a  =  y^  =  y  =  90**;  das  Achsenverhältnis  ist :  a:  6  :c=0,817: 2,099:1.  Der  Aus- 
druck der  Einheitsfläche  zißt:  z  =  a:b:c  =  111.    Derjenige  der  Fläche  s  wird  dann : 

s  =  2a:^6:c  =  4a:6:2c=:142  und  derjenige  der  Fläche  .4'"  JB'''  C=2a:-rb:c  = 

8a :  5 : 4 c  =  182.  Die  Fundamentalflächen  sind  wie  immer:  a  &=  a :  oo5 : 00c  =  100; 
5  =  ooa :6:00c  =  010;  c  =  ooa:oo6:  c  =  001. 

Hätte  man  dagegen,  ohne  die  Fundamentalflächen  zu  ändern,  8  als  Einheits- 
fläche genommen,  dann  wären  wieder  die  Achsen winkel :  a=/9  =  /  =  90®,  aber  das 
Achsenverhältnis  würde :  a:b:c  =  1,633 : 1,049 : 1.  Jetzt  hätte  nicht  mehr  z^  sondern 
8  den  Ausdruck:  a:&:c  =  lll,  der  sich  nun  aber  auf  das  neue  Achsensystem  be- 
zieht.   Dagegen  hätte  z  in  Beziehung  auf  dieses  neue  Achsensystem  den  Audmck: 

ya:25:c  =  a:46:2c  =  412und  A"*  B**'  C  wäre  jetzt:  a :  y  6:  c=2a :  b :  2c=121. 

Ein  ferneres  Achsenverhältnis  würde  die  letztere  Fläche  geben,  und  ebenso  jede  andere, 
welche  nicht  einer  Achse  parallel  ist.  Ebenso  könnte  man  auch  stets  andere  Flächen 
zu  Fundamentalfiächen  nehmen.  Daß  diese  verschiedenen  Achsensysteme  wirklich  unter- 
einander in  einer  gesetzmäßigen  Beziehung  stehen  und  sich  auseinander  ableiten 

lassen,  sieht  man  hier  leicht,  denn  es  ist :  as:at  =  0,817 : 1,633  =  1 : 2,  d.  h.  a«  =  -^  a« ; 

femer  65 :&«  =  2,099: 1,049  =  2:1,  d.  h.  &«  =  2&<;  c  ist  in  allen  Fällen  =  1  ange- 


Zonen.  53 

nommen  worden.  Komplizierter  nnd  nnr  durch  weitläoflgere  Bechnnng  nachxnweisen 
ist  der  Zusammenhang  derjenigen  Achsensysteme  desselben  Erystalls,  bei  welchen 
auch  die  Fnndamentalflächen  andere  sind. 

Im  vorstehenden  sind  die  allgemeinen  Beziehnngen  der  Achsen  aller  Erystalle 
ohne  Ausnahme  auseinander  gesetzt  Je  nach  den  speziellen  Verhältnissen  (Symme- 
trieverhältnissen)  der  Krystalle  wählt  man  aber  die  als  Achsen  zu  benatzenden 
Kanten  etc.  in  yerschiedenen  Fällen  yerschieden  (82).  Wir  haben  aber  zuerst  noch 
das  Zonengesetz  kennen  zu  lernen,  das  dieselbe  Gesetzmäßigkeit  darstellt,  wie  das 
Gesetz  der  rationalen  Kanten-  oder  Achsenschnittei  nur  in  einer  anderen  Form. 


c.  Das  Zonengesetz. 

(Vergl.  F.  E.  Neumann.  De  lege  zonarum.  Diss.  Berlin  1826;  Beiträge  zur 
Krystallonomie  1823.) 

44.  Zone.  Unter  Zone  versteht  man  nach  dem  Vorgang  von 
Chr.  S.  Weiss  einen  Komplex  von  Flächen,  welche  alle  einer  Geraden 
(Kante),  der  sog.  Zofkenachse^  parallel  sind,  und  welche  sich  somit  alle, 
eventnell  in  der  Erweiterung,  in  Kanten  schneiden,  die  einander  nnd 
der  Zonenachse  parallel  laufen.  Jede  Zonenachse  ist  als  Schnittlinie 
(parallel  der  Schnittlinie)  zweier  Flächen  der  Richtung  nach  eine 
mögliche  Kante  desKrystalls  und  umgekehrt:  jede  Kante  eine  mög- 
liche Zonenrichtung.  Flächen,  die  in  einer  Zone  liegen,  heißen  tauto- 
ecndl;  so  sind  alle  Flächen  jedes  Prismas,  z.  B.  die  Flächen  p  (Fig.  9), 
tautozonal.  Schon  durch  je  zwei  Flächen  einer  Zone  ist  stets  die 
Richtung  der  Zonenachse  (die  Zonenrichtung)  und  damit  im  wesent- 
lichen die  Zone  selbst  bestimmt.  Liegt  eine  Fläche  in  einer  Zone, 
so  liegt  die  parallele  Gegenfläche  selbstverständlich  ebenfalls  darin. 

Ist  einKiystall  auf  einem  Reflexionsgoniometer  befestigt,  so  daß  die  Achse  einer  Zone 
(eine  Kante)  mit  der  Drehachse  parallel  ist  (15),  dann  müssen  die  Reflexe  eines  Licht- 
punkts auf  aUen  Flächen  der  Zone  der  Reihe  nach  auf  dem  gleichen  Wege  durch  das 
Sehfeld  wandern,  wenn  man  den  Krjstall  um  360®  dreht,  und  zwar  müssen  sie  sich  in 
einer  auf  der  Achse  senkrechten  Ebene  bewegen.  Ist  das  Goniometer  mit  einem  Fem- 
rohr yersehen,  so  gehen  die  Reflexe  der  Reihe  nach  durch  dessen  Fadenkreuz.  Daran 
kann  man  erkennen,  ob  eine  Anzahl  von  Flächen  in  einer  Zone  liegt  oder  nicht, 
und  zwar  ist  diese  Probe  sehr  scharf  und  besonders  dann  von  Wert,  wenn  sich  die 
Flächen  entweder  gar  nicht  oder  nur  in  sehr  kurzen  Kanten  schneiden  und  wenn 
die  KrystaUe  sehr  klein  sind. 

45.  Ausdruck  der  Zone.  Sind  an  dem  Achsensystem  OXYZ(¥\g,  28) 

die  beiden  Flächen  .iBC  =  -^:|.:4  =  Ä*?  und  2)£i?'=x-T--f=W, 

h    k     l  h,   Je,    l, 

gegeben,  so  ist  deren  Durchschnitt  GH  die  Achse  der  durch  die  beiden 

Flächen  bestimmten  Zone.   Man  denkt  sich  die  Zonenachse  GH  parallel 

mit  sich  durch  den  Achsenmittelpunkt  0  nach  OK  verlegt  und  das 

ParallelepipedOJfZfJVöPUS  konstruiert,  dessen  Flächen  den  drei  Achsen- 


54  Zonenansdnick. 

ebenen  XOY,  YOZ,  ZOX  parallel  sind,  und  dessen  Diagonale  OS  ist, 

wo  S  ein  ganz  beliebiger  Punkt  der  Geraden 

i  OK;   dann  sind  OM,  ON,  OP  die  Koordinaten 

^^N.  von  S.    Kennt  man   diese,  so  kennt  man  auch 

^   nN.  die  Zonenachse  SO  ihrer  Richtung  nach,  da  diese 

y^j^--^^p^    ja  außer  durch  S  auch  durch  den  Achsenmittel- 

I  punkt  0  gehen  soll.    Die  Kenntnis  des  Punkts 

I  S  resp.  der  Koordinaten  desselben  genügt  also, 

jo^        um  die  Zone  der  Richtung  nach  völlig  zu  be- 

j^LX ^^         stimmen;    ja  schon   das  Verhältnis    der  Koor- 

¥ig.  28.  dinaten  OM:  ON:OP  ist  hinreichend,  da  jeder 

beliebige  Punkt  der  Zonenachse  OK  die  Richtung 
derselben  angibt.    Man  findet  nun  mittels  einiger  ähnlicher  Dreiecke : 
OM:ON:OP  =  {M,  —  lk,)a:([h,~hl,)b:{hk,—  hh,)c 

=  ua:vb:wc. 

Diese  Zahlen  u=^M, —  lh,y  v  =  Vi,  —  hl,;  w=^hk,  —  M,,  welche 
hier  als  Koeffizienten  der  Achsenlängen  a,  2»,  c  auftreten  und  welche  in 
Verbindung  mit  diesen  die  Richtung  der  Zonenachse  bestimmen,  heißen 
die  Indices  der  Zone  (Kante);  in  eine  eckige  Klammer  gefaßt:  {umD\ 
geben  sie  den  Ausdruck  (das  Symbol)  der  Zone  (Kante) ;  als  Differenzen 
von  Produkten  rationaler  (ganzer)  Zahlen  sind  auch  die  Indices  der 
Zonen  (Kanten)  w,  v,  w  stets  rational  (ganz).  Jeder  durch  drei  ratio- 
nale (ganze)  Werte  von  w,  v,  w  dargestellte  Ausdruck  gibt  eine  an 
dem  Krystall  mögliche  Zone  oder  Kantenrichtung.  Zonen  (Kanten- 
richtungen), deren  Indices  irrational  sind,  können  an  einem  Krystall 
nicht  vorkommen. 

u,  Vf  w  lassen  sich  stets  leicht  nach  dem  folgenden  Schema  ermitteln: 

h    k    l    h    k    l 

XXX 

hf  k,   l,  h,   kf  If 

Schreiht  man  die  Indices  der  heiden  Flächen  doppelt  neben-  und  übereinander, 
multipliziert  die  durch  nach  rechts  unten  gehende  Linien  verbundenen  Indices  und 
ebenso  die  durch  nach  links  unten  gehende  Linien  verbundenen  Indices  und  zieht 
die  im  zweiten  Fall  erhaltenen  Produkte  von  den  im  ersten  FaU  erhaltenen  ab,  so 
daß  immer  die  Produkte  von  zwei  sich  schneidenden  Linien  voneinander  subtrahiert 
werden,  dann  ist  die  erste  Differenz^  über  welcher  im  Schema  u  steht,  der  Zonen- 
index u  für  die  Achse  a,  die  zweite  und  dritte  unter  v  und  w  sind  die  Zonenindices 
V  und  u;  für  6  und  c.  Dabei  müssen  die  Vorzeichen  der  Flächenindices  A,  k,  l  und 
h„  k„  l,  streng  beachtet  werden.  Die  Zonenindices  selbst  sind  wie  die  Flächen- 
indices  -f-  oder  —  und  können  wie  die  der  Flächen  alle  mit  einer  und  derselben 
Zahl  multipliziert  oder  dividiert  werden. 

Beispiel.    Gegeben  die  beiden  Flächen: 

ABC  =  212;  DEF ^111,  dann  ist:  [t*tw]  =  [303]  =  [101]  =  [101] ; 
denn  die  Formeln  für  die  Zonenindices  geben  nach  dem  Schema: 


2     1     S     2     1     2 

XXX 
1     1     1     l     1     1 
«  =  1.1  — 2.(— 1)  =  3;  »  =  2.1  —  2.1=0;  «J  =  2.(—l)  — 1.1=  — 3. 

46.  Zonenglelehnng.  H&t  eine  Fläche  den  Ausdrnck  hkl  und 
eine  Zone  den  Ausdnick  [avw],  so  ^t,  wenn  die  Fläche  in  dieser 
Zone  liegt,  die  8(^.  Zonengleichnng:: 

«Ä  +  vi  +  tri  =  0. 

Die  EntwicUnng  dieser  Oleichnng  üt  eine  Aufgabe  der  tachneQden  Kristallo- 
graphie, die  hier  nicht  Torgeuommen  werden  kann.  Sie  wird  eehi  hSnflg  angewendet 
nnd  dient  d.  a.  dain,  zu  nnteraachen,  ob  eine  FlScbe  mit  bestimmtem  Anadmck  in 
einer  dnrch  ihr  Symbol  bekannten  Zone  liegt  oder  nicht.  Dies  ist  der  Fall,  wenn 
die  Indices  der  FIftcbe  nnd  der  Zone  der  Zonengleichang  genSgen  oder  nicht  Ebenso 
l&ßt  sich  mit  Hilfe  dieser  Oletcbnng  in  entsprechender  Weise  ermitteln,  ob  drei  oder 
mehr  Ft&cben  derselben  Zone  ongebSren,  oder  ob  dies  nicht  der  FoU  ist.  Die  folgmden 
Beispiele  werden  das  deutlicher  zeigen. 

Ist  E.  B.  die  Zone  [121)  g^eben,  so  liegt  in  ihr  nach  dieser  Qleicbnng  offtobar 
die  Fläche:  111,  denn  es  ist:  «  =  1,  i>  =  2,  uj  =  l  nnd  Ä  =  — 1,  ft  =  l,  I  =  — 1.  Es 
ist  dann,  also: 

1.(_1}4.2.1  +  1.(—1)  =  — 1  +  2-1=0, 
die  Zonengleichnng  ist  also  etfOllt, 

Dagegen  liegt  in  dieser  Zone  nicht  die  Flfidie:  lOS,  denn  es  ist: 
l.l  +  2.0  +  l.(— 3)  =  1  — S  =  — 2,  also  nicht  =0, 
die  Zonengleichnng  ist  nicht  erfüllt. 

Diese  Fl&cbe  liegt  dagegen  i.  B.  in  der  Zone:  [311],  denn  es  ist,  der  Zonen- 
gleichnng entsprechend: 

3.1  +  {— 1).  0  +  1.  C— 3)  =  3—3-^0. 

Soll  die  ZngehSrigkeit  von  drei  FlSchen  ea  einer  Zone  nntersncht  werden,  so 
verfiUut  man  in  derselben  Weise,  indem  man  ans  iweien  der  Flttchen  das  Zonen- 
s;mbol  bestimmt  (45)  nnd  die  gefnndenen  Indices  mit  denen  der  dritten  Fläche  noch 
der  Zonengleichnng  kombiniert.    Ebenso  bei  jeder  weiteren  Fläche  dieser  Zone. 

17.  Flftehe  In  zwei  Zonen.    Eine  Fläche  eines  Erystalls  liej;^ 
im  aJI^meinen  nicht  nur  in  einer  2k>ne,  sondern  in  mehreren,  in  zwei, 
drei  etc.   gleichzeitig.     Dies  ist  der  Fall  wenn  sie 
gleichzeitig  den  Achsen  aller  dieser  Zonen  parallel  ist. 
So  liegt  z.  B.  in  Fig.  29  die  Fläche  c  gleichzeitig  in 
den  drei  Zonen :  [a'a,],  [«"a,,],  [a"'a„^.    Dies  sieht  man 
an  der  Parallelität  der  Kanten  cja',  a'a,,  ajc;  c/a", 
a"la„,  aJc;  cjtf",  a"'ja„,,  aJc  und  kann  es  eventuell         „.     „ 
mit  Hilfe  des  Goniometers  nachweisen  (44). 

Da  jede  Ebene  durch  zwei  Gerade,  denen  sie  parallel  geht,  der 
Richtung  nach  vOUig  bestimmt  ist,  so  ist  auch  eine  KrTstallfläche 
durch  zwei  Zonen,  in  denen  sie  liegt,  Tfillig  bestimmt,  denn:  eine 
Fläche  liegt  in  zwei  Zonen  heifit  ja  nichts  anderes,  als  sie  geht 
gleichzeitig  den  Achsen  beider  Zonen  parallel. 


56  Deduktion. 

Sind  die  beiden  Zonen,  in  denen  die  Fläche  (JiM)  liegt,  dorch  ihre 
Ausdrücke  [uvw]  und  [M,t;,u;J  gegeben,  so  bestehen  die  beiden  Zonen- 
gleichnngen  (46): 

hu-{-h)-{-lw  =  0  und  hu, -^Jcv,-}- Iw,  =  0. 

Ans  diesen  beiden  Gleichungen  folgt  das  Verhältnis  der  Indices 
hj  k  und  l  ausgedrückt  m  u,v,to  und  u„  v„  w„  und  zwar  erhält  man 
durch  Auflösen  derselben: 

h:Tc:l^=^  wo,  —  wv, :  um,  —  uw, :  uv,  —  vu, 
so  daß  der  Ausdruck  der  gesuchten  Fläche,  die  gleichzeitig  in  beiden 
Zonen  liegt,  wird: 

hkl  =  vw,  —  uw,,  um,  —  uw,,  u/o,  —  vu,. 

Da  u,  V,  w  und  u,,  v,,  w,  stets  rationale  (ganze)  Zahlen  sind,  so 
sind  auch  die  Werte  von  ä,  i,  l  stets  rational  (ganz).  Eine  in  ewei 
(oder  mäir)  Zonen  eines  KrysUüls  liegende  Ebene  ist  demnach  stets  eine 
mögliche  Fläche  des  KrystaUs. 

Liegt  die  Fläche  gleichzeitig  noch  in  einer  dritten  Zone,  dann  erhfilt  man  noch 
eine  dritte  Zonengleichung,  die  mit  je  einer  der  beiden  obigen  dieselben  Werte 
von  h,  kj  l  liefert,  wie  jene  zwei. 

Die  Flftchenindices  h,  k,  l  lassen  sich  genan  nach  demselben  Schema  ans  den 
Indices  der  zwei  Zonen:  u,  v,  to^  u„  v„  to,  unmittelbar  ablesen,  wie  (45)  die  Zonen- 
indices  u,  v,  w  ans  denen  der  beiden  Flächen:  h,  k,  l^  h„  k„  l,. 

h     k     l 

XXX 

worans  man,  wie  oben,  erhält: 

h  =  VW,  —  fvv, ;  k  =  um,  —  uw, ;  l  =  iw,  —  vu,. 

Sind  z.  B.  gegeben  die  Zonen:  [21 IJ  und  [102],  dann  erhält  man  für  die  Indices 
hkl  der  in  beiden  liegenden  Fläche  hkl: 

Ä  =  l.(— 2)  — 1.0  =  — 2;  fe==l^l  — 2.(-2)  =  6;  /  =  2.0  — 1 .1  =  — 1; 

also:  ÄW  =  251  =  — 6a:2ft:— 10c. 
oder  für  die  parallele  Gegenfläche  (37): 

ÄÄ?=  251  =:5a:  — 26:10c. 

48.  Deduktion.  Sind  yier  Flächen  eines  Erystalls  A,  B,  C,  D 
durch  ihre  Ausdrücke  an  einem  Achsensystem  bekannt,  so  ist  es  mög- 
lich, eine  fdnfte  Fläche  x  abzuleiten,  welche  gleichzeitig  in  den  Zonen 
von  je  zweien  derselben  liegt  (45 — 47). 

Istz.B.il  =  302;  JB=111;  C  =  101;  D  =  313,  und  soll  »  =  ÄfcHn  den  beiden 
Zonen  [A,B]  und  [CyD]  liegen,  so  sind  die  beiden  Zonensjmbole : 

[Ä,  B]  =  [uvw]  =  [2l3] ;  [C,  D]  =  [u,v,w,]  =  [101] 
nnd  hieraas  das  gesuchte  Flächensymbol:  ^ 

x  =  hkl  =  {uvWj  u,v,w,)  s=  111  oder  =  111. 

Diese  Flächen  A,  B,  C,  D  müssen  aber,  wenn  dies  möglich  sein 
soll,  eine  ganz  bestimmte  allgemeine  gegenseitige  Lage  haben.  Sie 
dürfen  nicht  alle  vier  in  einer  Zone  liegen,  auch  nicht  drei  in  einer 


ZonengeBets.  57 

Zone  und  die  vierte  außerhalb  derselben,  sondern  es  müssen  immer 
nur  je  zwei  in  einer  Zone  liegen.  Dies  tun  sie  nur,  wenn  sie  mit 
ihren  vier  parallelen  Gegenflächen  liegen  wie  die  Flächen  eines 
Oktaeders  (Fig.  4),  wobei  jedoch  die  Winkel  der  Oktaederflächen  gegen- 
einander gleichgültig  sind.  Dann  aber  bestimmen  solche  vier  Flächen 
nicht  bloß  2,  sondern  6  verschiedene  2iOnen  [A,  B],  [Ä,  C],  [Aj  D], 
[Bj  C],  [By  D],  [C,  D],  ans  welchen  nicht  bloß  eine,  sondern  drei  nene 
Flächen  x  abgeleitet  werden  können.  Diese  drei  Flächen  x  geben 
miteinander  drei  neue  Zonen,  welche  mit  den  ursprünglichen  sechs 
Zonen  [A^  B]  etc.  wieder  neue  Flächen  liefern,  und  so  kann  man 
durch  allmähliches  Fortschreiten  in  dieser  Weise  aus  jenen  vier  Flächen 
unendlich  viele  neue  ableiten,  welche  alle  miteinander  im  Zonen- 
zusammenhang stehen.    Man  nennt  diese  Operation  die  DeduMian. 

Die  Ausdrücke  der  deduzierten  Flächen  für  das  Achsensystem,  auf 
welches  die  Flächen  A  bis  D  bezogen  sind,  folgen  durch  fortgesetzte 
Anwendung  der  Formeln  in  (45)  bis  (47)  aus  den  Ausdrücken  der 
vier  ersten  Flächen.  Die  sämtlichen  abgeleiteten  Indices  sind  da- 
her notwendig  rational,  und  die  deduzierten  Flächen  mögliche 
Erystallflächen.  Die  unendlich  vielen  so  deduzierten  Flächen  mit  ihren 
rationalen  Indices  sind,  wie  sich  auf  mathematischem  Wege  nach- 
weisen läßt,  in  ihrer'  Gesamtheit  nicht  verschieden  von  den  unend- 
lich vielen  Flächen,  deren  Ausdrücke  man  erhält,  wenn  man  direkt 
die  Achsenlängen  jenes  Achsensystems  mit  allen  möglichen  rationalen 
Zahlen  als  Indices  kombiniert.  Man  erhält  somit  genau  denselben 
Flächenkomplex,  wenn  man,  entsprechend  dem  Gesetz  der  rationalen 
Kanten-  oder  Achsenschnitte,  an  ein  Achsensystem  unendlich  vieleFlächen 
mit  rationalen  Indices  legt,  oder  wenn  man  aus  vier  beliebigen  Flächen 
dieses  Komplexes,  welche  die  oben  angegebene  allgemeine  Lage  gegen- 
einander haben,  durch  Deduktion  aus  dem  Zonenzusammenhang  alle 
ferneren  möglichen  Flächen  ableitet.  Dieser  Flächenkomplex,  den 
man  in  übereinstimmender  Weise  auf  beiden  Wegen  erhält,  stellt  die 
Krystallreihe  der  betreffenden  Substanz  dar  (28)  und  die  Indices  bilden 
die  Beihe  der  rationalen  ganzen  Zahlen. 

Leicht  sieht  man  ein,  daß  die  vier  Flächen,  welche  man  der 
Deduktion  zu  Grunde  legen  muß,  dieselbe  allgemeine  Lage  gegen 
einander  haben,  wie  die  vier  Elementarflächen,  welche  die  Achsen- 
elemente bestimmen  (32).  Durch  vier  solche  Flächen  ist  also  mittels 
beider  Methoden  die  Gesamtheit  der  möglichen  Flächen  des  betr. 
Krystalls,  seine  Krystallreihe,  gegeben. 

49.  Zonengesetz.  Man  kann  danach  die  erfahrungsmäßig  fest- 
gestellte, durch  die  Neigungswinkel  charakterisierte  Gruppierung  der 
Flächen  eines  Krystalls  aus  solchen  vier  Flächen  nicht  nur  in  mehr 


58  Zonen^esets. 

algebraischer  Weise  durch  das  Gesetz  der  rationalen  Achsenschnitte 
angeben,  sondern  ganz  ebenso  gut  in  mehr  geometrischer  Weise,  je- 
doch mit  dem  vorigen  vollkommen  gleichbedeutend,  durch  Deduktion 
mit  Hilfe  des  sog.  Zofiengesetaes,  wie  es  zuerst  von  Chr.  8.  Weiss  und 
J^.  E.  Neumann  ausgesprochen  wurde.  Dasselbe  lautet:  AUe  Flädien 
eines  Krystdlls  stehen  untereinander  im  Zoneneusammenha/ng^  d.  h.  man 
kann  stets  je  vier  Flächen  aus  den  sämtlichen  an  einem  Erystall 
möglichen  beliebig  herausgreifen  und  alle  anderen  aus  ihnen  deduzieren, 
wenn  jene  vier  nur  die  Lage  gegeneinander  haben,  wie  in  (48)  an- 
gegeben. Welche  so  gestaltete  Gruppe  von  vier  Flächen  man  aus 
den  Flächen  eines  Krystalls  herausgreifen  mag,  stets  erhält  man  ganz 
genau  dieselbe  Gruppierung  der  deduzierten  Flächen,  d.  h.  dieselbe 
Krystallreihe,  ebenso  wie  man  auch  stets  dieselbe  Krystallreihe  be- 
kommt, gleichgültig  welche  von  den  Flächen  eines  Krystalls  man  als 
Fundamentalflächen  und  als  Einheitsfläche  zur  Bestimmung  eines 
Achsensystems  wählt  (28,  38). 

Dieser  vollkommen  ununterbrochene  Zonenzusammenhang  besteht 
jedoch  mit  Notwendigkeit  nur  für  die  Gesamtheit  aller  der  unendlich 
vielen  möglichen  Flächen  eines  Krystalls.  An  den  in  der  Natur  vor- 
kommenden Krystallen  ist  aber  nur  eine  beschränkte  Zahl  dieser 
Flächen  ausgebildet.  Die  Folge  davon  ist,  daß  man  an  ihnen  keinen 
vollkommen  ununterbrochenen  Zonenzusammenhang  mehr  beobachtet, 
d.  h.  daß  sich  nicht  mehr  aus  vier  ganz  beliebigen  Flächen,  welche 
nur  die  oben  angegebene  allgemeine  Lage  gegeneinander  haben,  alle 
anderen  mittels  der  Zonen  deduzieren  lassen.  Häufig  kann  man  auch 
an  den  Krystallen,  wie  sie  die  Natur  bildet,  alle  Flächen  aus  solchen 
vier  Flächen  deduzieren,  denn  auch  die  tatsächlich  ausgebildeten 
Flächen  der  Krystalle  sind  der  Eegel  nach  in  Zonen  geordnet.  Aber 
man  kann  dies  nur  aus  vier  ganz  bestimmten  Flächen  oder  auch  ans 
mehreren  Gruppen  von  solchen  vier  Flächen,  die  Zahl  dieser  Gruppen 
ist  jedoch  stets  eine  endlich  begrenzta 

Häufig  gibt  es  überhaupt  keine  solche  Gruppe  von  vier  Flächen, 
aus  denen  sich  atte  anderen  tatsächlich  vorhandenen  Flächen  des  betr. 
Krystalls  deduzieren  ließen.  Entweder  kann  man  nur  eine  Anzahl 
dieser  Flächen  aus  den  Zonen  bestimmen,  oder  aber  auch  wohl  in 
seltenen  Fällen  gar  keine.  Ist  der  Zonenzusammenhang  bei  geeigneter 
Wahl  der  vier  zu  Grunde  gelegten  Flächen  ununterbrochen,  so  folgen  die 
Ausdrücke  aller  deduzierten  Flächen  aus  denen  der  letzteren  nach  den 
Formeln  in  (45)  und  (47),  bezogen  auf  dasselbe  Achsensystem,  wie  jene 
vier.  Zur  Bestimmung  der  Ausdrücke  von  Flächen,  die  außer  dem 
Zonenverband  liegen,  ist  das  Messen  von  Flächenwinkeln  und 
Berechnung  nach  den  Methoden  der  rechnenden  Krystallographie 
nötig. 


Zonengeaetz. 


Ö9 


Fig.  90. 


50.  Beispiele«  fiat  man  z.  B.  den  Ejystall  Fig.  30,  bo  lassen  sich  daran 
dnrch  parallele  Kanten  oline  weiteres  die  Zonen:  [djiidiht],  [h^dihid4]^  Uh^Kd^], 
[hgOid^04]j  [d^OihiO^],  [AtOi<^Oi]f  [oJhoA],  [h^Otid^o^]  etc.  je  mit  den  nach  hinten 
liegenden  parallelen  Gegenflächen  erkennen  nnd  die  genauere 
Untersuchong  am  Goniometer  (44)  würde  noch  weitere  Zonen 
leicht  ergeben,  so  namentlich:  [dtdid^]^  [d^dgä^lf  [d^4d^]t  [did^d^] 
etc.  Aber  auch  schon  jene  nnmittelbar  erkennbaren  Zonen  zeigen, 
daß  jede  Fläche  des  ELiystalls  mindestens  in  2  Zonen  liegt,  so  hi 
in  [d^OihiOt]  nnd  [0tAi04(2e];  /'t  in  [^Oa^^Os]  nnd  [htOidiO^]  etc., 
nnd  daß  somit  jede  Fläche  dnrch  Zonen  anderer  Flächen  be^ 
stimmt  ist.  Femer  sieht  man,  daß  man  aus  den  vier  Flächen  o, 
welche  offenbar  die  erforderliche  allgemeine  Lage  zueinander  haben,  alle  an- 
deren Flächen  deduzieren  kann.  Zunächst  ist  Ai  bestimmt  durch  die  Zone  [oiOt] 
und  [0SO4];  h^  durch  [OiOt]  und  [0,04];  h^  durch  [0|0,]  und  [O1O4];  femer  die 
Flächen  d  durch  je  eine  2^ne  [00]  und  [hh],  also  z.  B.  di  durch  [tho^]  und  [AA];  d% 
durch  [o^Ot]  und  [hjit]'t  d<  durch  [01O4]  und  [hih^]  etc. 

Für  die  Flädien  0,  welche  der  Deduktion  zu  Grunde  liegen,  kann  man  beliebige 
Indices  wählen,  wenn  nicht  aus  irgend  welchen  Gründen  der  Symmetrie  etc.  solche 
Ton  Tomherein  gegeben  oder  angedeutet  sind.  Jeder  solchen  Wahl  entspricht  dann 
implidte  ein  ganz  bestimmtes  Achsensystem  für  den  Krystall,  das  für  alle  anderen 
Ausdrücke  jener  Tier  Flächen  0  ein  anderes  wird.  Die  Ausdrücke  (Indices)  der 
Flächen  0  müssen  nur  so  beschaffen  sein,  daß  nach  ihnen  nicht  z.  B.  drei  der  vier 
Flächen  in  einer  Zone  liegen  würden  etc.,  was  mittels  der  Zonengleichung  (46)^  ge- 
prüft wird.  Nimmt  man  z.  B.  an,  daß:  Oi  =  lll,  02  =  111|  Os  =  lll,  04  =  111,  so 
findet  man,  nach  (46—47)  aus  den  angegebenen  Zonen:  Ai  =  100,  ^  =  010  und  h^ 
=  001;  femer:  (2i»101;  ds  =  110;  (ig  =  110  etc.,  welche  Ausdrücke  sich  stets  auf 
dasselbe  Achsensystem  beziehen,  das  auch  den  Ausdrücken  der  Flächen  0  zu  Grunde 
liegt.  Eine  ähnliche  Deduktion  wäre  noch  ans  den  Tier  Flächen  di  d^  d^  d^,  d^d^d^d^ 
etc.  möglich,  nicht  aber  aus  dihiOid^  etc.,  trotzdem  sie  die  erforderliche  allgemeine 
gegenseitige  Lage  (49)  auch  haben,  noch  weniger  aus  d^hid^hg,  Ton  denen  die  drei 
ersten  in  derselben  2^ne  liegen. 

Ein  Flächenkomplex,  wie  der,  welcher  den  Axinitkrystall  Fig.  31  umgrenzt, 
gestattet  überhaupt  keine  ununterbrochene  Deduktion.  Von  den  Tier  Flächen  P^i, 
u,  8  kann  man  nicht  ausgehen,  da  P,  i,  u  in  einer  Zone  liegen,  dagegen  ist  P,  r,  u,  x 
geeignet.  Diese  Tier  Flächen  geben  die  Fläche  s  aus  den  beiden 
Zonen^[r,ii]  und  [P,»],  und  zwar  ist,  wenn  man:  P=  110;  «  =  110; 
r  =  111 ;  x  =  111  annimmt,  s  =  201.  Wenn  man  dagegen  die  Aus- 
drücke annimmt:  P  =  001;  tt  =  lll;  r==lll;  «  =  201,  so  wird 
s  =  101.  Der  Ansdmck  für  i  läßt  sich  nicht  aus  dem  ZoneuTcr- 
band  eimittebi,  denn  für  t  ist  nur^die  eine  Zone  [P,u]  bekannt,  nicht 
aber  eine  zweite.  Wenn  P  »  (HO)  und  u  ^  (110),  ist  der  Ans- 
dmck der  Zone  [P,u]  =  [001];  hat  die  Fläche  i  den  allgemeinen 
Ausdmck:  äW,  dann  müssen  ihre  Indices  der  Zonengleichung:  O.Ä-f-0.fe  +  l  =  0 
genügen  (46),  d.  h.  es  muß  jedenfalls  der  dritte  Index  2  =  0  sein.  Um  den  Ausdruck 
der  Fläche  i  Tollkommen  zu  bestimmen,  d.  h.  auch,  das  Verhältnis  h:h  der  beiden 
anderen  Indices  zu  ermitteln,  ist  es  nun  nötig,  einen  Winkel  zu  messen,  den  i 
mit  einer  anderen  Fläche  macht,  also  etwa  3  i/P  oder  ^  i/s  etc. 

Läge  eine  Fläche  in  gar  keiner  Zone  bekannter  Flächen,  so  müßte  man  zwei 
Winkel  messen  und  die  Bestimmung  des  Ausdmcks  nach  den  hier  nicht  zu  erläutern- 
den Methoden  der  rechnenden  Krystallographie  ausführen. 

51.  Praktiseher  Wert  der  Zonen.  Die  Kenntnis  des  Zonenzusammen- 
hangs der  an  einem  Krystall  Torhandenen  Flächen  ist  für  die  praktische  Unter- 


Fig.  31. 


60  Symmetrie. 

snchnng  nnd  Beschreibung  von  Eiystallen  yon  größter  Wichtigkeit,  da  man,  wie 
schon  oben  erwähnt,  wenn  alle  Flftchen  im  ununterbrochenen  Zonenverbande  stehen, 
die  Ausdrucke  derselben  ohne  jede  Winkelmessung  und  umständliche  Rechnung  nach 
den  Formeln  in  (45 — 47)  sehr  bequem  aus  denen  yon  vier  passend  gelegenen  Flächen 
bestimmen  kann.  Bei  der  Untersuchung  eines  Erystalls  wird  man  also  zweckmäßig 
Tor  allem  die  Zonen  ermitteln,  sei  es  durch  Beobachtung  paralleler  Kanten  oder  auf 
dem  Goniometer  (44).  Man  braucht  dann  schließlich,  wenn  alle  Flächen  im  Zonen- 
zusammenhang stehen,  nur  so  viele  Winkel  zu  messen,  als  nötig  sind,  um  das  Achsen- 
system zu  berechnen,  und  das  sind  im  Maximum  die  fünf  Fundamentalwinkel  (38).  Alle 
anderen  Winkel  lassen  sich  dann  mittels  der  Achsen  und  der  aus  den  Zonen  ermittelten 
Flächenausdrücke  berechnen.  Würde  man  keine  Zone  kennen,  so  müßte  man  ebenfalls 
Ton  Tier  beliebig,  aber  nach  den  obigen  Prinzipien  gelegenen  Flächen  ausgehen.  Man 
könnte  diesen  wieder  beliebige  Ausdrücke  beilegen,  müsste  aber  dann  für  jede  weitere 
zu  bestimmende  Fläche  zwei  Winkel  messen,  die  sie  mit  anderen  Flächen  des  Erystalls 
macht  Dies  wäre  eine  sehr  mühevolle  und  zeitraubende  Arbeit,  welche  außerdem 
vielfach  unsichere  Resultate  geben  würde.  In  vielen  praktischen  Fällen  wird  sich 
zwar  der  Zonenzusammenhang  der  Flächen  eines  Erystalls  nicht  vollkonmien  ununter- 
brochen darstellen  lassen,  und  die  Unterbrechungen  müssen  durch  Winkelmessungen 
ergänzt  und  ausgefüllt  werden,  aber  die  Zahl  der  dazu  nötigen  Winkel  ist  doch 
immer  gering.  So  kann  man  also  meist  mittels  weniger  gemessener  Winkel  aus 
dem  Zonenverbande  die  Ausdrücke  aller  Flächen  eines  Erystalls,  sowie  alle  anderen 
Flächenwinkel  desselben  berechnen,  im  konkreten  Fall  mißt  man  aber  der  Eontrolle 
wegen  immer  eine  größere  Zahl  von  Flächenwiukeln ,  als  die  zur  Rechnung  un- 
mittelbar nötigen  Fundamentalwinkel  und  vergleicht  sie  mit  den  durch  Rechnung 
erhaltenen.  Je  genauer  die  Winkelmessung  möglich,  d.  h.  je  günstiger  die  Be- 
schaffenheit der  Flächen  ist,  desto  größer  wird  im  allgemeinen  ihre  Überein- 
stimmung sein.  Je  größer  die  letztere  ist,  desto  genauer  ist  der  Erystall  in  Be- 
ziehung auf  seine  morphologischen  Verhältnisse  im  allgemeinen  bekannt. 

Mittels  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  läßt  sich  aus  der  Gesamtheit 
aUer  gemessenen  Winkel  ein  Achsensystem  berechnen,  das  ihnen  allen  gleich  gut  ent- 
spricht. Selten  sind  aber  die  Winkel  der  ErystaUe.so  genau  meßbar,  daß  sich 
diese  umständliche  Rechnung  lohnt.  In  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  kann 
man  sich  mit  den  Fundamentalwinkeln  begnügen. 

d.  Die  Symmetriererhältiiisse. 

52.  Symmetrie.  Die  oberflächliche  Begrenzung  der  Krystalle 
ist  außer  dem  Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte  (dem  Zonengesetz) 
noch  einer  weiteren  Gesetzmäßigkeit  unterworfen,  die  allerdings  mit 
jenem  im  engsten  Zusammenhang  steht  und  sich  aus  ihm  ableiten 
läßt.  Es  ist  diejenige  Gesetzmäßigkeit,  welche  die  mehr  oder  weniger 
symmetrische  Anordnung  der  Begrenzungselemente  beherrscht,  das 
Symmetriegesetz. 

Wenn  man  die  stets  dem  Zonengesetz  entsprechend  angeordneten 
Flächen  der  Krystalle  nach  ihrer  Gruppierung  näher  untersucht,  so 
findet  man,  daß  sie  nicht  immer  vollkommen  unabhängig  vonein- 
ander auftreten,  sondern  daß  in  den  meisten  Fällen  mehrere  der- 
selben, aber  ebenso  auch  mehrere  Kanten  und  Ecken  von  überein- 
stimmender Beschaffenheit  vorhanden  sind,  die  symmetrisch  zu  einer 


Symmetrieebenen.  gl 

Ebene  (Symmetrieebene),  oder  rings  um  eine  Achse  (Spnmdrieachse)  oder 
gegen  einen  Punkt  (Symmetriecenirum)  liegen.  Diese  zwei,  die  Sym- 
metrieebenen nnd  die  Symmetrieachsen,  die  einzeln  oder  zn  mehreren 
auftreten  können,  bilden  zusammen  mit  dem  stets  nur  einzeln  vor- 
handenen Symmetriecentrum  die  Symmetrieelemente  der  Krystalle.  Wir 
werden  zunächst  diese  Symmetrieelemente  getrennt  betrachten. 

53.  Symmetrieebenen.  Symmetiieebene  eines  Erystalls  ist  eine 
solche  Ebene,  die  ihn  in  zwei  gleiche,  aber  entgegengesetzte  Hälften 
teilt,  sodaB  jede  dieser  Hälften  das  Spiegelbild  der  anderen  ist  Jedem 
Begrenzungselement,  jeder  Fläche,  Kante  und  Ecke  der  einen  Hälfte 
liegt  dann  ein  gleichwertiges  Begrenzungselement,  eine  gleichwertige 
Fläche  (8),  Kante  (18)  und  Ecke  (19)  jenseits  der  Symmetrieebene 
gegenüber  und  zwar  so,  daß  die  sich  symmetrisch  entsprechenden 
gleichwertigen  Flächen  und  Kanten  gleiche  Winkel  mit  der  Sym- 
metrieebene einschlieBen  und  daß  in  den  idealen  Formen  symmetrisch 
zusammengehörige  Ecken  auf  Normalen  zur  Sjrmmetrieebene  und  in 
gleicher  Entfernung  von  diesei*  liegen. 

Eine  Symmetrieebene  liegt  demnach  so,  daß  sie  die  Winkel  der 
zu  ihr  symmetrisch  angeordneten  Flächen-  und  Kantenpaare  halbiert. 
Dies  setzt  voraus,  daß  sie  durch  die  sämtlichen  von  den  zusammen- 
gehörigen Flächenpaaren  direkt  oder  in  ihrer  Erweiterung  gebildeten 
Kanten  hindurch  geht,  d.  h.  mit  allen  Flächenpaaren  je  in  einer  Zone 
liegt  Jede  Sjrmmetrieebene  liegt  also  in  mehreren  Zonen  gleichzeitig 
und  ist  demnach  stets  eine  mögliche  Fläche  des  betreffenden  Krystalls 
(47)  und  sehr  häufig  eine  an  ihm  auch  wirklich  auftretende  Fläche. 
Eine  der  Sjrmmetrieebene  parallele  Krystallfläche  hat  selbstverständ- 
lich keine  andere  symmetrische  Gegenfläche  als  die  ihr  parallele;  sie 
erfallt  die  Symmetrie  in  Verbindung  mit  ihrer  parallelen  G^genfläche. 
Sämtliche  Krystallflächen ,  die  auf  der  Symmetrieebene  senkrecht 
stehen,  genügen  sogar  der  Symmetrie  füi*  sich  allein. 

Eine  Symmetrieebene  wird  an  der  paarweisen  Gleichheit  sämt- 
licher Flächen  und  Kanten  auf  beiden  Seiten  derselben  erkannt.  Da- 
bei ist  an  den  Flächen  die  physikalische  Beschaffenheit  zu  berück- 
sichtigen und  die  Gleichheit  der  Kanten  durch  die  Messung  der  Winkel 
mit  dem  Goniometer  festzustellen.  Die  Verhältnisse  der  Ecken  ergeben 
sich  dann  aus  denen  der  Flächen  und  Kanten  von  selber. 

Schon  wenn  der  Nachweis  geführt  ist,  daß  nur  ein  einziges  Paar 
von  Flächen,  Kanten  oder  Ecken  eines  Krystalls  zu  einer  Ebene 
symmetrisch  liegt,  kann  man  schließen,  daß  diese  letztere  eine 
Symmetrieebene  auch  für  die  anderen  Begrenzungselemente,  also  für 
den  Krystall  selbst  ist 

Zu  beobachten  ist  aber  dabei,  daß  für  jedes  einzelne  Flächen-  (und  z.  T. 
Kanten-)  Paar  durch  die  paraUelen  Gegenflächen  noch  eine  zweite  Symmetrieebene 


32  Symmetrieebenen, 

bestellt,  die  unter  UmBtänden  nur  Symmetrieebeue  für  diesaa  eine  Fläcben-  (event. 
Eanten-]  Paar  ist,  während  die  eratere  Sjmmetrieebene  dieses  FlSchenpaares  auch  die 
anderen  FlSchenpaare  and  tiberbaopt  den  ganzen  KrystaJl  symmetrisch  teilt.  Die 
zweite  Ebene  der  partiellen  Symmetrie  ist  lediglich  eine  Folge  des  Fl&chenparoUelis- 
mns  und  hat  an  sich  mit  der  Symmetrie  des  ErystollB  nichts  za  ton.  Sie  kann 
nnt«t  Umständeu  ebenfalls  Sytcmetrieebene  des  ganzen  Krystalls  sein,  miiQ  es  aber 
nicht.  Welche  Ton  den  beiden  Symmetrieebenen  eines  Fläcbeupaares  ftlr  den  ganzen 
KryBtaU  gilt,  ersieht  man  gegebenenfalls  leicht  ans  der  Flächengmppierang,  oder 
ea  mnß  eventuell  dnrch  eingehendere  üntersnchnng  ermittelt  werden. 

Es  gibt  Erystalle,  die  sich  Dach  gar  keiner  Ebene  symmetrisch 
teilen  lassen,  andere  haben  eine  einzige  und  wieder  andere  mehrere 
Symmetrieebenen.  Im  letzteren  Falle  sind  diese  entweder  alle 
kryatallographisch  gleichwertig  oder  alle  ungleichwertig,  oder  es 
lassen  sich  einzelne  Gruppen  von  je  unter  sich  gleichwertigen  und 
von  den  anderen  verschiedenen  Symmetrieebenen  unterscheiden. 

U.   SyMmctrieebenen.  Beispiele.  Der  Ävffitkryst<^  Fig.  32  hat  eine  einzige 
Symmetrieebene.    Die  beiden  Flächenpaare  «  nnd  ebenso  m  sind,  wie  ihre  physi- 
kalische Beschaffenheit  ergibt,    einander  gleich  (8).      Die  beiden  Flfichen  r  nnd  I 
treten  jede  uar  einzeln  mit  paralleler  Qegenfläche  anf  nnd  stehen, 
wie  man  am  Goniometer  sieht,  aufeinander  senkrecht.    Die  einander 
rechts  und  links  gegenflberliegeadeu  Kanten  mjr  reip.  m/I  haben  äeb 
.  bei  der  Messung  als  gleich  ergeben,  ebenso  die  beiden  Kanten  tfr 
reap.  »fl,  s;m  etc.    Der  Erystall  ist  demnach  offenbar  symmetrisch 
teilbar  nach   einer  Ebene,   die  durch  die  Kante  s>  hindurch  und 
senkrecht  über  die  Fliehe  r  hinweg  geht,  parallel  mit  den  Kanten 
mir,  wie  es  die  dünn  angelegte  Linie  nnd  die  Schrafßemng  zeigt, 
nj     33  Diese  Symmetrieebene  ist  parallel  mit  der  Fläche  I  nnd  liegt,  wie 

man  ans  der  Parallelität  der  Kanten  m/r  und  m/l  sieht,  in  der- 
selben Zone  auch  mit  den  beiden  Fliehen  m,  die  aber  wegen  des  Vorhandenseiiia 
der  Fläche  r  nicht  zum  Schnitt  gelangen  kOnuen.  Wurden  sie  sich,  erweitert  Über 
r  hinweg,  schneiden,  so  müßte  ihre  Schnittlinie  m!m  in  der  Symmetrieebene  liegen. 
DkH  letetere  mit  den  beiden  Flächen  s  in  eine  Zone  föllt,  aeigt  die  Figur  ohne 
weiteres.  Ebenso  wie  der  Aogit  hat  auch  der  Oipskrystall  (Fig.  36)  eine  Symmetrie- 
ebene,  die  durch  die  Kant«n  Iß  und  flf  hindurch  und  der  Fläche  p  parallel  geht. 
Sie  ist  auch  hier  durch  Schrafüernng  kenntlich  gemacht  Eine  Ebene,  die  die  Winkel 
an  den  seitlichen  Kanten  m'_m  Ober  l  hinweg  halbiert,  würde  das  Prisma  m  ebenfalls 
symmetrisch  teilen,  aber  nnr  dieses,  nicht  den  ganzen  Krystalj  [Fig.  32). 

Die  beiden  oben  betrachteten  Krystalle  von  Äugit  nnd  von  Oips  haben  nur  eine 
einzige  Symmetrieebene,  sie  sind  nur  nach  einer  einzigen  Bichtong  symmetrisch 
teilbar.  Ein  Beispiel  eines  Krystalls  mit  mehreren  Symmetrieebenen,  der  sich  also 
nach  mehreren  Richtungen  symmetrisch  teilen  läßt,  ist  der  Würfel,  begrenzt  von 
drei  gleichen  aufeinander  Kenkrechten  Flächenpaaren,  in  der  idealen  Form  von  sechs 
Quadraten  (Fig.  33).  Nach  jeder  seiner  Flächen  kann  der  Würfel  symmetrisch  ge- 
teilt werden.  Ks  sind  somit  zunächst  drei  anfeinsnder  senkrechte  Symmetrieebenen 
zz  und  A  vorhanden,  welche  sich  in  den  drei  strichpunktierten  Iiinien  oa  im 
Innern  des  Krystalls  schneiden.  Diese  stehen  ebenfalls  aufeinander  und  anch  auf 
den  Würfelflächen  senkrecht.  Der  Würfel  ist  aber  auch  nach  den  Diagonal- 
ebenen dd  symmetrisch  teilbar,  die  dnrch  je  zwei  gegenüberliegende  Würfelkanten 
hindnicbgehen  und  den  Winkel  der  beiden  in  dieser  Kante  znsammenstAlIenden 
Flächen  halbieren.    Sie  sind  dnrch  die  gestrichelten  Diagonalen  dd  angegeben.    Je 


STmmetrieachgen. 


63 


Ewei  solch«  diagonalen  Sjmiinetrieebenen  B  schneiden  sich  unter  90*  in  derselben 
Linie  aa,  wie  «wei  Symmetrieebenen  A  der  ersten  Art  nnd  halbieren  deren  Winkel 
Solcher  diagonaler  Symmetdeebeaen  mUsaen  also  sechs  vorhanden  sein.  Nach  anderen 
SJchtnngen  ist  eine  symmetrische  TeUnue:  des  Wörfels  nicht  mtlgUch;  diesem 
kommen  demnach  neun  Symmetrieebenen  zu.  Aber  diese  sind  offenbar  nicht  alle  gleich- 
wertig, wie  obne  weiteres  ans  ihrer  Lage  am  WUrtel  hervorgeht.  Die  drei  auf- 
einander senkrechten  mit  den  Würfelflächen  parallelen  Symmetrieebenen  A  haben 
dieselbe  Lage  gegen  die  Begrenzung  des    Krystalls  nnd  sind  daher  gleichwertig 


Hg.  33. 


Fig.  34. 


oder  kurz  gleich;  es  sind  die  sog.  Sanpttymmetritebenen.  Ebenso  sind  die  sechs 
diagonalen  Symmetrieebenen  B  einander  gleich,  aber  von  jenen  verschieden.  Die 
Gesamtzahl  der  nenn  Symmetrieebenen  des  Würfels  zerfKllt  demnach  in  zwei  Gruppen, 
von  drei  resp.  sechs  solchen;  man  sagt,  der  Würfel  hat  3  -|-  6  Symmetrieebenen. 

QanE  ebenso  wie  beim  WSrfel  verhalten  sich  die  Symmetrieebenen  beim 
Oktaeder  {V\g.  34).  In  beiden  sind  gleich  viele  gleich  Eneinander  liegende  Sym- 
metrieebenen  vorhanden,  die  hier  auch  mit  denselben  Bnchstaben  bezeichnet  sind. 
Die  drei  anfeinander  senkrechten  Hauptsym metrieebenen  A  gehen  beim  Oktaeder  durch 
je  vier  Kanten  hindorch,  die  sechs  daiwischen  liegenden  Nebensymmetrieebeuen  B 
gehen  in  der  Bichtaug  der  Höhenlinien  Ober  die  Flächen  hinweg. 

Der    in    Fig.  35  dargestellte  Enpfervitriolkry stall  läDt 
sich  uaclt  gar  keiner  Richtnng   symmetrisch  teilen.    Eben 
verhalt  sich  der  Aiiaitkryatall  Fig.  31.  \    P 

55.  Symmetrieachsen.  Symmetrieachsen  sind 
Bichtnngen,  um  welche  ein  Krystall  um  einen  be- 
stimmten Brachteil  ron  360**  so  gedreht  werden 
kann,  dafi  sämtliche  Flächen,  Kanten  und  Ecken 
nach  cler  Drehung  mit  gleichwertigen  Flächen, 
Kanten  und  Ecken  zusammen  fallen,  daß  der  Krystall 
also  wieder  mit  sich  selbst  vollkommen  zur  Deckung  „ 

gelangt.    Wenn  dies  bei  einer  Kreisdrehnng  n-mal 
geschieht,  also  jedesmal  nach  Durchmessung  eines  Winkels  Ton  3607», 


64 


SymmetrieachBen. 


so  nennt  man  die  Sjmmetrieaclise  n-zählig,  wo  n  stets  eine  ganze 
Zahl  ist.  Man  spricht  so  von  2-,  3-,  4-,  6-zähligea  SymmetrieachseiL 
Jede  Symmetrieachse  ist  eine  mögliche  Kante  des  Krystalls  nnd 
meist  senkrefM  auf  einer  Symmdriethene,  wenn  diese  nicht  infolge  von 
Hemiedrie  etc.  verschwunden  ist  (63  ff.,  68).  Die  Krystalle  haben  entweder 
gar  keine  oder  eine  oder  auch  in  vielen  F&llen  mehrere  Symmetrie- 
achsen, die  aber  nicht  alle  gleichwertig  nnd  gleichzählig  zn  sein 
brauchen  nnd  die  in  ähnlicher  Weise  in  Gruppen  zerfallen  können, 
wie  wir  es  bei  den  Symmetrieebenen  gesehen  haben.  Steht  eine 
Symmetrieachse  allein  nnd  ist  von  allen  anderen  verschieden,  dann  wird 
sie  eine  singulare  Achse  genannt.  Sind  diese  anderen  neben  ihr  vor- 
handenen nnd  von  ihr  Terschiedenen  gruppenweise  einander  gleich, 
so  heifit  die  singulare  Achse  eine  Haaptachae,  die  anderen  unterein- 
ander gleichen  nennt  man  Ntbenacksen. 

56.  SyraetriewliMa.  Beispiele.  Das  Wesen  einer  SymmetrieachBe  Terdent- 
licht  Tielleicht  am  besten  ein  Bhombns.  Eine  im  DnrchsclmittspuDbt  der  beiden  Diago- 
nalen errichtete  Normale  ist  eine  EweicUiIige  Symmetrieaclue 
deaselben.  Nach  einer  Drehong  am  360*/2  =  180*  kommt 
der  BhomboB  mm  eratenmal,  nach  einer  Drehnng  nm  wei- 
tere 180°  noch  einmal  mit  sich  Belbst  zar  Deckong. 

Sine  EiyataUf  orm  mit  einer  einzigen  Sjmmetrieachfle  ist 
die  de«  Oipte»  (Fig,  36),  begrenzt  Ton  den  gleichen  Flilchen- 
pa&ren  l  nnd  f,  wozn  noch  die  Fificfaen  p  treten,  die  der 
(in  der  Figur  schrafBerteu)  Symmetrieebene  des  Krystalls 
parallel  gehen.    Dann  sind   die  eSmtlicfaen   Kanten  ^p,  so- 
wie die  sämtlichen  Kanten  fjp  einander  gleich.    In  einem 
solchen  Erystoll  steht  eine   zweizShlige  Symmetrieachse  &6 
senkrecht  zn  der  Symmetrieebene  p.  Dreht  man  den  Krystall 
nm  diese  Linie  nra  360  °/2  =i  180°,  dann  fallen  die  vorderen 
Flfichen  f  anf  die  ihnen    parallelen  hinteren,    die    oberen 
Flächen  I  anf   die   unteren  nnd  umgekehrt.    Bntsprediend 
verhalten  sich  alle  gleichnamigen  Kanten  und  Ecken.    Der  Krystall  kommt  somit 
nach  einer  Drehnng  nm  180°  nm  die  Achse  b  wieder  vollkommen  zai  Deckung  mit 
sich  selbst.    Eine  weitere  Symmetrieachse  ist  hier  nicht  vorhanden. 

Betrachten  wir  dagegen  die  schon  oben  beispielsweise  angeführte  Krystallfonn 
des  Kalkspati,  wo  drei  sich  nnter  gleichen  Winkeln  von  120° 
schneidende  gleiche  FlAchenpaare  p  ein  heiagonales  Frisma 
bilden,  das  von  einem  anders  beschaffenen  Flfichenpaar  g  oben 
und  nnten  senkrecht  geschlossen  wird  (Fig.  37).  Wir  haben 
hier  Ennächst  eine  sechazShlige  Symmetrieachse  cc  parallel  mit 
den  Frismenkauten.  Um  diese  am  360°  gedreht  kommt  der 
Krystall  sechsmal  mit  sich  selbst  znr  Deckong.  Die  sechs- 
zählige  Achse  ist  aber  hier  nicht  die  einzige.  Es  sind  aach 
noch  sechs  zweizShlige  Symmetrieachsen  aa  und  bb  vor- 
handen, von  denen  drei  auf  den  FrismenkaJiten  nnd  drei 
aaf  den  Prismenflächen  senkrecht  stehen,  um  eine  Achse  a  ge- 
dreht, kommt  der  Krystall,  wie  man  leicht  sieht,  nach  180' 
mit  sich  selbst  zni  Decknng  nnd  dasselbe  ist  bei  einer  Drehnng  nm  eine  der  Achsen  6 
'  der  Fall.    Es  sind  also  hier  zwei  verschiedenwertige  Qmppen  von  je  drei  gleichen 


Fig.  36. 


Kg.  87. 


Symmetriecentram.  g5 

sweizähligen  Symmetrieachsen  aa  nnd  bb  vorhanden,  außerdem  eine  einzeln  stehende 
sechszählige  c,  die  auf  jenen  sechs  senkrecht  steht.  Auch  sieht  man  leicht,  daß 
jede  Symmetrieachse  zn  je  einer  Symmetrieebene  ab,  ac  nnd  hc  des  Erystalls  normal 
gerichtet  ist.  Die  einzelne  Symmetrieachse  c  ist  eine  singpiläre  Symmetrieachse  nnd 
zwar  eine  Hauptachse,  da  neben  ihr  mehrere  Gruppen  von  (je  drei)  untereinander 
gleichen  yorhanden  sind.    Letztere  sind  Nebenachsen. 

Als  weiteres  Beispiel  sei  der  Wwrfd  (Fig.  33)  erwähnt.  Hier  haben  wir,  wie 
die  Betrachtung  eines  Modells  ohne  Schwierigkeit  zu  erkennen  gestattet,  sechs  gleich» 
wertige  zweizählige,  vier  gleichwertige  dreizählige  und  drei  gleichwertige  yierzählige 
Symmetrieachsen,  die,  der  Beihe  nach,  in  der  Bichtung  zz  senkrecht  durch  zwei  gegen* 
überliegende  Würfelkanten,  in  der  Biditung  M  durch  zwei  gegenüberliegende  Würfel- 
ecken und  in  der  Bichtung  cm  senkrecht  durch  zwei  gegenüberliegende  Würfel* 
flächen  yerlaufen,  und  die  sämtlich  durch  den  ihnen  allen  gemeinsamen  Erystall- 
mittelpunkt  hindurchgehen,  ^e  werden  auch  als  die  digonalen,  trigonalen  und 
tetragonalen  Symmetrieachsen  des  Würfels  bezeichnet. 

Genau  dieselbe  Zahl  yon  Symmetrieachsen  mit  der  gleichen  Lage,  Zähligkeit  und 
Wertigkeit,  wie  beim  Würfel,  treffen  wir  beim  Oktaeder  (Fig.  34).  Die  entsprechen- 
den Achsen  sind  hier  mit  denselben  Buchstaben  bezeichnet,  wie  bei  jenen  in  Fig.  83. 
Sie  gehen  hier  der  Beihe  nach  senkrecht  durch  je  zwei  gegenüberliegende  Kanten 
(die  digonalen  zz\  senkrecht  durch  je  zwei  gegenüberliegende  Flächen  (die  trigo- 
nalen d(2),  und  durch  je  zwei  gegenüberliegende  Ecken  (die  tetragonalen  aa), 

57.  Symmetrieeentnim.  Ein  Centram  der  Symmetrie  ist  dann 
vorhanden,  wenn  man  durch  den  Krystallmittelpnnkt  gerade  Linien 
so  ziehen  kann,  daß  von  ihnen  allen  an  ihren  beiden  Enden  gleich- 
wertige Begrenzungselemente  in  derselben  Weise  getroffen  werden. 
Dies  ist  stets,  aber  auch  nur  dann  mOglich,  wenn  zu  jeder  Fläche  die 
parallele  Gegenfläche  yorhanden  ist  (7).  Es  ist  daher  gleichgültig, 
ob  man  sagt,  ein  Erystall  hat  ein  Symmetriecentrum  oder  er  ist 
parallelflächig  begrenzt.  Selbstverständlich  kann  ein  Erystall  niemals 
mehrere  Symmetriecentren  haben.  Es  ist  aber  möglich,  daß  gar  keines 
vorhanden  ist;  dies  ist  eben  der  FaU,  wenn  die  parallelen  Gegen- 
flächen fehlen. 

Beispiele  für  ErystaUe  mit  Symmetriecentmm  sind  sonach  das  Oktaeder  (Fig.  34), 
der  Würfet  (Fig.  33);  das  sechsseitige  Ftisma  mit  der  gerade  eingesetzten  Endfläche 
(Fig.  37).  Eine  Form  ohne  Symmetriecentram  ist  n.  a.  das  Tetraeder  (Fig.  39,  a  n.  c), 
der  Krystall  des  Kiesetzirikerzes  (Fig.  23)  etc.  Bei  dem  letzteren  treffen  wohl  ein- 
zelne der  dnrch  den  Krystallmittelpnnkt  hindurchgehenden  Geraden  die  Begrenzung 
beiderseitig  an  gleichwertigen  Stellen,  n.  a.  alle  diejenigen,  die  in  einer  zn  den 
Kanten  If/a  nnd  Mlh  senkrechten  Ebene  liegen,  denn  den  Flächen  J&f,  a  nnd  h 
liegen  ja  parallele  Flächen  gegenüber.  Bei  anderen  Flächen  ist  dies  aber  nicht  der 
FaU,  deshalb  Terhalten  sich  anch  andere  Linienrichtnngen  anders,  nnd  es  ist  somit 
doch  kein  Symmetriecentmm  vorhanden. 

58.  Grad  der  Symmetrie.  Jede  Erystallform  ist  in  Beziehung 
auf  ihre  Symmetrie  bestimmt  durch  die  Zahl  ihrer  Symmetrieebenen 
und  Symmetrieachsen,  sowie  durch  das  Auftreten  resp.  Fehlen  eines 
Symmetriecentrums,  wobei  die  krystallographische  Gleich-  oder  Ver- 
schiedenwertigkeit der  Symmetrieebenen  und  -Achsen,  sowie  die  Zählig- 

Bauer,  Mineralogie.  ^ 


66  Grad  der  S3rinmetrie. 

keit  der  letzteren  zu  berücksichtigen  sind.  Auf  der  Anzahl  und  der 
Beschaffenheit  der  Symmetrieelemente  (52)  beruht  der  Grad  oder  das 
Maß  der  Symmetrie  einer  Krystallform.  Zwei  Krystallformen  stimmen 
in  Beziehung  auf  die  Symmetrie  miteinander  vollständig  überein, 
wenn  sie  denselben  Grad  der  Symmetrie  besitzen,  d.  h.  wenn  in  beiden 
dieselbe  Zahl  von.  beziehungsweise  gleichwertigen  Symmetrieebenen 
und  Symmetrieachsen  sich  findet  und  wenn  beide  entweder  ein  Sym- 
metriecentrum  haben  oder  beide  nicht.  Die  entsprechenden  Symmetrie- 
elemente haben  in  allen  Krystallformen  desselben  Symmetriegrades 
dann  auch  stets  dieselbe  Lage  gegeneinander  und  zeigen  nach  ihrer 
Gleich-  oder  Verschiedenwertigkeit,  resp.  -Zähligkeit  dasselbe  Ver- 
halten. Derselbe  Symmetriegrad  liegt  auch  bei  allen  den  Formen  vor, 
denen  sämtliche  Symmetrieelemente  fehlen. 

Beispiele.  Der  Gipshrystaü  (Fig.  36)  hat  ein  Symmetiiecentrom  (parallele  Gegen- 
.  flächen),  eine  Symmetrieehene  paraUel  mit  der  Fläche  p  und  eine  zweizählige  Symme- 
trieachse senkrecht  darauf.  Ebenso  hat  auch  der  Augitkrystall  (Fig.  32)  ein  Symmetrie- 
centram (paraUele  Gegenflächen),  eine  Symmetrieebene  parallel  der  Fläche  l  nnd  eine 
zweizählige  Symmetrieachse  senkrecht  zu  dieser.  Weitere  Symmetrieelemente  sind  in 
beiden  Formen  nicht  vorhanden.  Beide  stimmen  nach  Zahl  nnd  gegenseitiger  Lage  der 
Symmetrieelemente  vollkommen  miteinander  überein,  sie  haben  denselben  Grad  der 
Symmetrie. 

Bei  der  Betrachtung  des  Würfels  (64)  haben  wir  gesehen,  daß  er  9  Symmetrie- 
ebenen besitzt,  die  in  drei  auf  einander  senkrechte  Hauptsymmetrieebenen  A  und  sechs 
unter  45^  zwischen  diesen  liegende  Nebensymmetriebenen  B  zerfallen  (Fig.  33). 
Außerdem  finden  sich  drei  gleiche  vierzählige  Symmetrieachsen  a,  in  denen  sich  je  zwei 
Hauptsymmetrieebenen  Aschneiden,  vier  gleiche  dreizählige  Symmetrieachsen  c2,  in  denen 
sich  je  drei  Nebensymmetrieebenen  B  treffen,  und  sechs  gleiche  zweizählige  Symmetrie- 
achsen Zj  in  denen  je  eine  Hauptsymmetrieebene  A  mit  einer  Nebensymmetrieebene  B 
zusammenstößt.  Endlich  ist  auch  ein  Symmetriecentrum  vorhanden.  Betrachten 
wir  nun  das  Oktaeder  (Fig.  34),  so  haben  wir  bei  ihm  ebenfalls  drei  aufeinander  senk- 
rechte Hauptsymmetrieebenen  A  und  sechs  Nebensymmetrieebenen  5,  die  unter  45® 
gegen  jene  geneigt  sind.  Beide  Gruppen  von  Symmetrieebenen  des  Oktaeders 
entsprechen  also  in  Zahl,  Beschaffenheit  und  gegenseitiger  Lage  genau  den  Sym- 
metrieebenen beim  Würfel.  Ferner  sieht  man  leicht,  daß  beim  Oktaeder  ebenfalls 
drei  aufeinander  senkrechte  gleiche  vierzählige  Symmetrieachsen  a,  vier  gleiche  drei- 
zählige Symmetrieachsen  d  und  sechs  gleiche  zweizählige  Symmetrieachsen  z  vorhanden 
sind,  die  zu  den  Symmetrieebenen  und  also  auch  gegeneinander  genau  ebenso  liegen, 
wie  im  Würfel.  Da  auch  das  Oktaeder  ein  Symmetriecentram  besitzt,  so  stimmt  es 
mit  dem  Würfel  in  Beziehung  auf  die  Symmetrie  in  aUen  Punkten  vollkommen 
überein,  es  hat  denselben  Grad  der  Symmetrie  wie  dieser. 

Li  Beziehung  auf  den  Grad  der  Symmetrie  stimmen  auch  alle  diejenigen  Erystalle 
miteinander  überein,  die  keine  Symmetrieebene  und  keine  Symmetrieachse,  dagegen 
ein  Symmetriecentrum  besitzen,  bei  denen  also  keine  andere  Symmetriebedingung 
zutrifft,  als  daß  zu  jeder  Fläche  die  parallele  Gegenfläche  in  gleicher  Beschaffenheit 
ausgebildet  ist.  Dies  findet  man  z.  B.  bei  dem  ErystaU  von  Axinit  (Fig.  31)  und 
dem  von  Kupfervitriol  (Fig.  35).  Ist  auch  kein  Symmetriecentrum,  also  gar  kein 
Symmetrieelement  mehr  da,  fehlt  also  zu  jeder  Fläche  eine  gleich  beschaffene  Gegeu- 
fläche,  dann  haben  wir,  wie  oben  schon  bemerkt,  gleichfaUs  einen  bestimmten  Symme- 
triegrad.   Beispiele  solcher  ErystaUe  sind  indessen  im  Mineralreich  noch  nicht  ge- 


Erystallklassen.  ffj 

fnnden  worden,  wohl  aber  bei  künstlichen  Snbstanisen  (nnterschwefligBanres  Calcium, 
sanres  rechtweinsanres  Stronünm  etc.)- 

59.  Krystallklassen.  Da  die  Krystallfomien  in  Beziehung  auf 
ihre  Symmetrie  einerseits  vielfach  vollkommene  Übereinstimmung 
(denselben  Symmetriegrad)  zeigen,  anderseits  aber  auch  in  dieser 
Hinsicht  sich  wesentlich  voneinander  untei'scheiden  (verschiedenen 
Symmetriegrad  haben),  so  können  sie  nach  den  Symmetrieverhältnissen 
in  sachgemäßer  und  zweckentsprechender  Weise  in  einzelne  Gruppen 
eingeteilt  werden,  die  man  als  £[rystallklassen  bezeichnet.  Eine 
KrystaUklasse  ist  der  Inbegriff  aller  derjenigen  einfachen  und  zusammen- 
gesetzten Erystallformen,  die  in  Beziehung  auf  die  Symmetrie  mit* 
einander  völlig  übereinstimmen,  die  also  denselben  Grad  dei'  Sym- 
metrie, dieselbe  Zahl  beziehungsweise  gleicher  und  gleichliegender 
Symmetrieelemente  besitzen. 

Beispiele.  Demnach  würden  also  die  Erystalle  Ton  Qips  {Fig.  36)  und  Äugit 
(Fig.  92)  zu  der  nftmlichen  Krystallkiasse  gehGren.  In  einer  anderen  Klasse  wären 
die  nnr  mit  einem  Symmetrieoentmm  yersehenen  ErystaUe  yon  Äxinit  (Fig.  31)  nnd 
Ton  Kupfervitriol  (Fig.  35)  nnterznbringen.  Alle  Erystalle  ohne  jedes  Symmetrie- 
element würden  miteinander  eine  fernere  Klasse  bilden.  Eine  weitere  Klasse  ist 
dnrch  den  Würfel  nnd  das  reguläre  Oktaeder  repräsentiert,  die  ja  ebenfalls  in  der 
Symmetrie  vollkommen  gleich  sind  etc. 

60.  Beziehung  der  Symmetrie  zum  Eantenschnittgesetz.  Wie 

die  Erystallfl&chen  in  ihrer  Anordnung  überhaupt,  so  sind  sie  selbst- 
verständlich auch  in  Beziehung  auf  ihre  symmetrische  Gruppierung 
völlig  dem  Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte  (dem  Zonengesetz) 
unterworfen.  Es  kann  keine  Art  der  Sjrmmetrischen  Anordnung  der 
Flächen,  Eanten  und  Ecken  in  der  Begrenzung  der  Erystalle  vor- 
kommen, die  auf  irrationale  £[antenschnitte  führen  würde,  sonst  könnte 
ja  das  Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte  nicht  allgemein  gültig 
sein.  Polyeder  mit  einer  Anordnung  der  Begrenzungselemente  nach 
einer  dem  Eantenschnittgesetz  nicht  entsprechenden  Symmetrie  sind 
zwar  geometrisch  wohl  denkbar,  aber  kiystallographisch  unmöglich 
und  auch  niemals  an  Erystallen  beobachtet  worden. 

Beispiele  hierfür  sind  das  im  geometrischen  Sinne  regul&re  Dodekaeder  (Pen- 
tagondodekaeder) nnd  das  Ikosaeder,  zwei  yon  den  fünf  platonischen  Körpern,  die 
beide  nach  15  Ebenen  symmetrisch  geteilt  werden  können.  Die  Anordnung  ihrer 
Flächen  führt  anf  irrationale  Eantenschnitte.  Sie  sind  also  krystallographisch  nn- 
möglichy  wie  ans  demselben  Grunde  alle  übrigen  mit  15  Symmetrieebenen  versehenen 
Polyeder.  Formen  genau  wie  jene  beiden  sind  auch  noch  niemals  an  einem  ErystaU 
beobachtet  worden,  wohl  aber  ihnen  sehr  ähnliche,  deren  Eanten  jedoch  nicht  mehr 
alle  einander  gleich  sind.  Es  ist  ein  Pentagondodekaeder  mit  in  der  idealen  Form 
nicht  regulären,  sondern  einseitig  symmetrischen  Fünfecken,  das  sog.  Pyritoeder 
(Fig.  136)  und  ein  Ikosaeder,  von  dessen  20  Flächen  in  der  idealen  Form  nur  8  gleich- 
seitige, die  übrigen  12  jedoch  gleichschenklige  Dreiecke  sind  (Fig.  143).  Bloß  unter 
diesen  Umständen  ist  eine  Anpassung  an  das  krystallographische  Grundgesetz  m6g- 

6* 


68  32  Erystallklassen. 

lieh,  aber  es  wird  auch  gleichzeitig  die  Symmetrie  erheblich  yermindert  nnd  die 
Zahl  der  Symmetrieebenen  anf  drei  reduziert.  Solche  Formen  zeigen  n.  a.  der 
Schwefelkies  nnd  andere  Mineralien. 

61.  Fortsetzung.  Gewisse  Arten  der  symmetrischen  Flächen- 
gruppiemng  sind  also  durch  das  Gesetz  der  rationalen  Eantenschnitte 
unbedingt  bei  Krystallen  ausgeschlossen.  Nur  solche  Formen,  die  in 
Beziehung  auf  die  symmetrische  Anordnung  der  Flächen  (und  der 
anderen  Begrenzungselemente)  diesem  Gesetze  entsprechen,  bleiben 
für  die  Krystalle  übrig.  Man  kann  nun  aus  dem  genannten  Gesetz 
auf  mathematischem  Wege  schliefen,  da£  Flächen  eines  Erystalls 
nur  nach  0,  1,  2,  3,  4,  5,  6,  7  oder  9,  nicht  aber  nach  8  oder  nach 
mehr  als  9  Ebenen  symmetrisch  angeordnet  sein  können ;  femer,  daß 
ein  Erystall  ausschließlich  nur  2-,  3-,  4-  und  6-zählige  Symme- 
trieachsen haben  kann,  niemals  aber  solche  von  einer  anderen  Zählig- 
keit;  dass,  wenn  eine  Symmetrieebene  und  eine  2-zählige  Sym- 
metrieachse vorhanden  sind,  diese  notwendig  aufeinander  senkrecht 
stehen  müssen  etc.  Man  kann  weiter  zeigen,  daß  die  Symmetrie- 
elemente nicht  immer  nach  Zahl,  relativer  Beschaffenheit  und  gegen- 
seitiger Lage  unabhängig  voneinander  auftreten  können,  sondern 
daß  z.  B.  eine  gewisse  Anzahl  von  Symmetrieebenen  notwendig  auch 
eine  gewisse  Anzahl  von  Symmetrieachsen  etc.  bedingt. 

So  müssen  z.  B.  neben  den  3  -|-  ^  Symmetrieebenen  des  Würfels  nnd  des 
Oktaeders  notwendig  die  scbon  oben  (56)  besprochenen  3  gleichen  Tierzähligen, 
4  gleichen  dreizähligen  nnd  6  gleichen  zweizähligen  Symmetrieachsen  vorhanden  sein 
nnd  zwar  genan  in  der  dort  mitgeteilten  gegenseitigen  Lage  nnd  ebenso  mnß 
notwendig  ein  Symmetriecentmm  existieren. 

62.  32  KrystallUassen.  Setzt  man  diese  Betrachtungen,  was 
aber  hier  nicht  geschehen  soll,  fort,  indem  man  das  Gesetz  der  ratio- 
nalen Eantenschnitte  einer  geeigneten  mathematischen  Behandlung 
unterwirft,  so  kommt  man  zu  dem  Resultat,  da£  mit  diesem  Gesetz 
32  durch  die  Zahl,  gegenseitige  Lage  und  relative  Beschaffenheit  der 
Symmetrieelemente  charakterisierte  Sjrmmetriegrade  vereinbar  sind,  daB 
also  die  diesem  Gesetz  unterworfenen  und  aus  ihm  ohne  andere  Vor- 
aussetzungen ableitbaren  polyedrischen  Formen  in  32fach  verschiedener 
Weise  symmetrisch  gebaut  sein  können.  Mit  anderen  Worten :  es  sind 
32  KrystaUklassen  möglich,  in  denen  sich  die  sämtlichen  Erystall- 
formen  nach  ihren  Symmetrieverhältnissen  unterbringen  lassen.  Dies 
ist  auch  in  der  Tat  ausnahmslos  der  Fall.  Allerdings  hat  man  für 
einige  wenige  dieser  32  Sjrmmetrieklassen  bisher  noch  keinen  in  der 
Krystallwelt  tatsächlich  vorhandenen  Repräsentanten  kennen  gelernt, 
und  für  mehrere  Klassen  hat  man  speziell  noch  keinen  Vertreter  im 
Mineralreich  aufgefunden.  Es  ist  jedoch  die  Erwartung  berechtigt, 
dass  diese  Lücken  bei  fortschreitendem  Studium  der  künstlichen  und 


Holoedrie.    Meroedrie.    Hemiedrie.  g9 

natürlichen  Erystalle  in  Zukunft  noch  ausgefüllt  werden.  Ander- 
seits hat  man  aber  noch  niemals  einen  Erystall  beobachtet,  der  eine 
andere  Symmetrie  zeigte,  als  es  einer  der  32  aus  dem  Gesetz  der 
rationalen  Eantenschnitte  ableitbaren  Klassen  entspricht. 

Diese  Übereinstimmung  der  in  der  Natur  tatsächlich  beobachteten 
Symmetrieverhältnisse  mit  den  aus  dem  krystallographischen  Grund- 
gesetze abgeleiteten  ist  eine  wichtige  indirekte  Bestätigung  des 
letzteren. 

Eine  Ableitung  der  32  KrystaUklassen  findet  man  n.  a.  in  folgenden  Werken: 

Hewelj  Artikel  „Krystall"  in  Gehler's  physikaliachem  Wörterbnch  Bd.  6 
pag.  1023— 1B40  (1830) ;  separat  1831  unter  dem  Titel:  Erystallometrie  oder  Erystallo- 
nomie  und  Erystallographie ;  anch  Ostwald's  Klassiker  Bd.  88,  89.  Bravais,  Memoire 
snr  les  poly^dres  de  forme  symmStrique.  1849 ;  Ostwald's  Klassiker  Nro.  17.  Etndes 
cristaUographiqnes  1861  nnd  1866;  Oadolin,  Memoire  snr  la  d^dnction  d^nn  senl  prin- 
cipe de  tons  les  systömes  ctistallographiqnes  avec  lenrs  subdivisions.  Acta  soc.  scient. 
fennicae  Bd.  9  pag.  1—71,  1871 ;  Ostwald's  Klassiker  Nro.  75.  P.  Curie,  Bulletin  de 
la  sod^tS  frangaise  de  min6ralogie.  Bd.  7,  1884  pag.  89  n.  418.  Sohnke,  Entwickelnng 
einer  Theorie  der  Krystallstmktnr.  1879.  Minr^igerode,  N.  Jahrb.  für  Mineralogie  etc. 
Beilage-Bd.  V,  1887,  pag.  145—166.  Schönfliess,  Kry Stallsysteme  und  Krystallstruktur. 
1891.  Groth,  Physikalische  Krystallographie.  3.  Aufl.,  1895,  pag.  311  ff.  WiUfing, 
Tabellarische  Uebersicht  der  einfachen  Formen  der  krystallographischen  Symmetrie- 
gmppen.  1895.  Th.  Lidfisch  y  Grundriss  der  physikalischen  Ejrystallographie. 
pag.  34 ff.  Erwähnt  sei  noch:  FcdoroWy  Uebersicht  über  dessen  russisch  geschriebene 
Arbeiten:  N.  Jahrb.  f.  Mineralogie,  1891,  I.  pag.  113—115. 

Ehe  wir  dazu  übergehen,  die  32  KrystaUklassen  eingehend  zu  betrachten,  haben 
wir  noch  eine  Beziehung  zwischen  ihnen  kennen  zu  lernen,  die  es  gestattet,  sie  zu 
einer  Anzahl  von  sechs  größeren  Gruppen,  den  sechs  Krystallsystemen,  zusammen- 
zufassen. 

63.  Holoedrie.  Meroedrie.  Hemiedrie.  Man  macht  bei  dem 
Studium  der  Kry  stallformen  vielfach  die  Beobachtung,  daß  eiuzelne 
Flächen,  die  nach  der  Symmetrie  eigentlich  vorhanden  sein  müßten, 
fehlen.  Dies  sind  Unregelmäßigkeiten  und  UnvoUkommenheiten,  die 
wegen  ihres  gelegentlichen  und  zufälligen  Auftretens  eine  größere 
Bedeutung  nicht  besitzen. 

In  zahlreichen  anderen  Fällen  ist  aber  auch  ein  regelmäßiges, 
ganz  bestimmten  Gesetzen  unterworfenes  Fehlen  von  Flächen  an  ge- 
wissen Formen  zu  konstatieren,  wodurch  neue,  weniger  symmetrische, 
abgeleitete  Formen  ebenfalls  mit  ganz  bestimmten  Symmetrieverhält- 
nissen entstehen.  Diese  Erscheinuug  ist  von  der  größten  Bedeutung, 
und  sie  ist  es,  die  wir  nun  etwas  genauer  kennen  zu  lernen  haben. 

Schon  bei  Beginn  der  Entwicklung  der  wissenschaftlichen  Krystall- 
kunde  am  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  wurde  diese  wichtige  Be- 
ziehung zwischen  gewissen  Krystallformen  erkannt,  die  man  als  die 
der  VoUfläcJiigkeit  und  TeilflächigJceit,  der  Holoedrie  und  Meroedrie  zu 
bezeichnen  pflegt.  Diese  besteht  u.  a.  darin,  daß  manche  Krystallformen 


70  Hemiedrie. 

Dur  Ton  der  Hälfte  der  Flftchen  anderer  Formen  begrenzt  sind,  wo- 
bei die  Flächen  der  ersteren  genau  dieselbe  Lage  zueinander  haben, 
wie  die  entsprechende  Hälfte  der  Flächen  der  letzteren.  lUan  kann 
sich  demnach  jene  ans  diesen  durch  Verschwinden  der  anderen  Hälfte 
der  Flächen  entstanden  denken,  indem  sich  gleichzeitig  die  bleiben- 
den Flächen  bis  znm  gegenseitigen  Dorchschnitt  nach  allen  Seiten 
hin  ausdehnen.  Solche  nur  Ton  der  Hälfte  der  Flächen  begrenzte 
Formen  heißen  hemiedrische  oder  hälbftächige  im  Vergleich  mit  denen, 
die  die  volle  Anzahl  der  Flächen  besitzen  und  ans  denen  sie  sich  in 
der  ei-wähnten  Weise  ableiten  lassen.  Diese  letzteren  werden  als 
die  holoedrischen  oder  voVflächigen  Formen  bezeichnet  Die  Erscheinnng 
selbst  wird  Hemiedrie  oder  Halbftäckigheit  genannt;  sie  bildet  einen 
speziellen  Fall  der  Teilflächigkeit  oder  Meroedrie. 

Die  aus  einfachen  vollSächigen  Krystallformen  abgeleiteten  hemi- 
edrischen  sind  ebenfalls  einfache  Krystallformen,  da  ja  auch  sie  von 
lauter  gleichen  Flächen  begrenzt  werden.    Diese  sind  auch  selbstver- 
ständlich in  ihrer  Anordnung  dem  Glesetz  der  rationalen  Kantenschnitte 
Unterworfen.    Das  Verschwinden  der  einen  Hälfte  der  Flächen  ist  ja 
von  keinem  Einfluß  auf  die  bleibenden,  die  nach  wie  vor  alle  ein- 
ander gleich  sein  und  dem  Kantenschnittgesetze  entsprechen  müssen. 
In  diesem  Verhältnis  der  Holoedrie  and  Hemiedrie  Bteben  z.  B.  das  re^olKre 
Oktaeder  und  das  Bteta  von  Tier  g:Ieichaeitigen  Dreiecken  begrenzt«  Tetraeder.    Denkt 
man  sich  im  einem  Oktaeäer  (Fig.  38)  die  vier  abwechselnden  Flächen  (die  Bchrafßrten) 
Terschwnnden  (regp.  von  Anfang  an  nicht  ansgebildet) 
nnd  die  übrigen  vier  Flächen  bis  znm  gegeneeitigeD 
Dnrcbsclinitt  erweitert,  so  entsteht  eine  neue,  dem  voll- 
fl&chigen  Oktaeder  gegenOber  bemiSdrische  Form,  die 
das  regnJäre   Tetraeder  genannt  wird,    DaB  zwisclien 
dem  Oktaeder  und  Tetraeder  wirklich  diese  Beziehung 
besteht,  zeigt  die  in  der  Figor  dargestellte  Grappimug 
der  Fluchen.    Sie  geht  noch  weiter  aas  den  WiiikelTer- 
bältniasen  beider  Formen  hervor.    Das  Oktaeder  ist  von 
acht  gleichen,  in  der  idealen  Form  gleichseitig  dreieckigen 
Fig.  SB.  Flächen  begrenzt,  die  sich  in  lauter  gleichen  Sauten  von 

109 "  28'  schneiden.  Über  die  Ecken  hinweg  atollen  sie 
dann  unter  Winkeln  von  180»— 109"  28'  =  70"  32'  zusammen.  Unter  demselben  Winkel 
von  70'  32 '  müssen  sich  aber  auch,  wie  mau  ans  der  Figur  sieht.  Je  zwei  Tetraeder- 
flächen in  den  Tetraederkanten  treffen,  denn  die  Tetraederflächen  sind  ja  der  Lage 
nach  nichts  anderes,  als  Oktaederflächen,  die  sich  über  die  Oktaederecken  weg 
schneiden.  In  der  Tat  trifft  man  auch  an  zahlreichen  Mineralien  (Fahlerz,  Boracit  etc.) 
tetraSdrische  Fennen,  deren  Flächen  unter  lauter  Winkeln  von  70°  32'  zusammen- 
stoOen,  die  also  reguläre  Tetraeder  sind  und  somit  in  der  erwähnten  Beziehung  zu 
dera  regulären  Oktaeder  stehen  und  ans  ihm  abgeleitet  werden  können. 

64.  Korrelate  hemiSdriBelie  Formed.  Die  voMächigen  Krystall- 
formen geben  selbstverständlich  mit  jeder  ihrer  beiden  Flächenhälften 
einen  zugehörigen  hemiedrischen  KSrper,  also  im  ganzen  zwei  (von 


verschiedener  Stellung).  Die  beiden  aus  demselben  VoUflächuer  abg:e- 
leiteten  HalbflSchner  heißen  korrdat;  jeder  ist  der  Gegenkörper  des 
anderen. 


So  gibt  das  Oktaeder  (Fig.  39  b]  Ewei  korrelate  Tetraeder  (Fig.  39  a  und  c), 
deren  Kanten  sich  nntet  90"  durchschneiden.  Das  eine  Tetraeder  ist  das  (Vt^en- 
tetraeder  des  andereii. 

65.  Charakter  der  Hemiedrle.  Zwei  korrelate  hemiedrische 
Formen,  also  z.  B,  die  beiden  Tetraeder  Fig.  39  a  und  c,  ergänzen 
sich  gegenseitig  geometrisch  zn  der  zugehörigen  Tollflächigen,  also  hier 
dem  Oktaeder  (Fig.  39  b).  Die  Flächen  der  einen  Form  (des  einen  Tetra- 
eders) sind  aber  stets  physikalisch  verschieden  von  denen  der  Gegen- 
form (des  Gegentetraeders).  Zwei  korrelate  Hernieder,  also  die  beiden 
Tetraeder,  bilden  somit  zwei  verschiedene  einfache  Formen,  die  völlig 
unabhängig  voneinander  anitreteo.  Durch  ihr  Zosammenvorkommen 
wird  daher  der  zugehörige  vollflftchige  Körper  nur  der  äußeren  Form 
nach  wiederhergestellt  (Fig.  39  b),  nicht  aber  der  Flächeubeschaffen- 
beit  nach,  da  nun  nicht  mehr  alle  Flächen  einander  gleich  sind, 
sondern  in  zwei  verschiedene  Gruppen  zerfallen.  Man  hat  es  mit  einer 
Kombination  der  beiden  korrelaten  Halbflächner  (der  beiden  Tetraeder) 
zn  ton. 

Danach  ist  es  für  die  Hemiedrie  nicht  unbedingt  erforderlieh, 
daß  die  eine  Hälfte  der  nächen  aus  der  vollflächigen  Form  verschwindet, 
Hemiedrie  ist  schon  vorhanden,  wenn  die  Flächen  der  letzteren  in  zwei 
Gruppen  von  ungleicher  Beschaffenheit  zerfallen,  von  denen  Jede  fttr 
sich  genflgend  erweitert  einen  der  beiden  korrelaten  Halbflächner 
bilden  kann.  Das  völlige  Verschwinden  der  einen  Hälfte  der  Flächen 
stellt  gewissermaßen  den  größtmöglichen  Unterschied  gegen  die 
andere  bleibende  Flächenhälfte  dar  und  liefert  die  zugehörigen  ein- 
fachen hemiedrischen  Formen. 

66.  KoDgraente  und  enantlomorphe  Hernieder.  Die  aus  einer 
vollflächigen  Form  ableitbaren  korrelaten  Hernieder  sind  in  allen 
Fällen  einander  der  Form  nach  gleich  und  nur  in  der  Stellung  von 
einander  verschieden.    Doch  ist  in  dem  gegenseitigen  Verhalten   der 


72  Eemiedrie. 

beiden  korrelaten  Formen  zueinander  eine  Verscliiedenlieit  nnd  zwar 
von  doppelter  Art  zd  erkennen. 

Die  beiden  korrelaten  Formen  sind  entweder  in  der  Weise  ein- 
ander gleich,  daß  jede  darch  eine  g:eeignete  Drehung  mit  der  anderen 
zur  Deckung  gebracht  werden  kann:  sie  sind  hmgrwnt.  Zwei  der- 
artige korrelate  Formen  werden  meist  ihrer  Stellung  nach  als  posiÜT 
und  negati?  (-f-  und  — )  voneinander  anterschieden,  wobei  es  gleich- 
gültig ist,  welche  von  beiden  als  +  angenommen  wird;  die  andere 
ist  dann  eben  — . 

Oder  die  beiden  korrelaten  Hemieder  können  nicht  durch  Drehung 
miteinander  zur  Deckung  gelangen;  sie  sind  nur  spiegelbildlich  gleich. 
Das  eine  ist  das  Spiegelbild  des  anderen,  und  sie  verhalten  sich  zu- 
einander wie  die  rechte  Hand  zur  linken.  Formen  dieser  Art  werden 
enarUiomor'ph  genannt.  Ihre  verschiedene  Stellung  wird  durch  die  Be- 
zeichnung „rechts"  nnd  „links"  zum  Ausdruck  gebracht.  Alle  enan- 
tiomorphen  Hemieder  sind  ohne  Symmetrieebenen  und  ohne  Symmetrie- 
centrum, wahrend  die  kongruenten  beides  besitzen  können. 

Beispiele.  Die  aas  dem  Oktaeder  ableitbaren  beiden  Tetraeder  (Fig.  39)  sind 
kongruent;  die  Kanten  des  einen  Tetraeders  krenzen  die  des  ooderen  rechtwinklig. 
Diebt  man  A»a  erste  nm  eine  der  drei  die  Mitten  zweier  gegentiberliegendet  Eanten 
Terbindende  Linie  nm  90°,  so  kommt  es  mit  dem  Gegentetraeder  vollkommen  zur 
Becknsg,  so  daß  die  FUchen  nnd  Kanten  des  einen  genau  in  die  Flachen  nnd 
Kauten  des  anderen  fallen.    Nennt  man  das  eine  Tetraeder  -{-,  so  ist  das  andere  — . 

Eine  an  zahlreicbea  Krystallen  vorkommende  einfache  vollfichige  Form  ist 
das  Fig.  40b  abgebildet«  Dioklaeder,  begrenzt  Ton  16  gleichen  Flächen,  die  üne 
doppelt  achtieitige  Pyramide  bilden  mit  gemeinsamer  ebener  Onmdfl&che  der  beiden 


Fig.  40. 

Hälft«ii.  Diese  16  FIfichen  gcbiteiden  sich  in  acht  gleichen  Kanten,  die  in  dieser  gemein- 
BchaftUchen  Grtindfliiche  liegen,  nnd  in  je  acht  abwechslnngsweise  gleichen  spitzeren 
resp.  stompferen  Eantenpaaren,  die  von  den  Ecken  der  Grundfläche  nach  den  beiden 
Pyramidenecken  hin  verlaufen.  Wenn  von  den  16  Flächen  des  Dioktaeders  nur  je 
die  acht  abnecbselnden  ausgebildet  sind,  wie  es  die  Schraffierung  in  h  angabt,  dann 
entstehen  zwei  korrelate  hemiedrische  Formen ,  die  man  Trapezoeder  genannt  bat 
(Fig.  40a  und  c).  Ihre  acht  Flächen  bilden  eine  vierseitige  Doppelpjramide,  deren  beide 
HUften  etwas  gegeneinander  verdreht  erscheinen,  so  d&O  in  der  Mitte  acht  abwechselnd 


Tetartoedrie.    Ogdoedrie.    Hemimorphie.  73 

Terschiedene  kürzere  ondlängere  Kanten  zickzackfOrmig  auf-  nnd  absteigen.  Acht  gleiche 
Kanten  gehen  zu  je  vier  von  den  beiden  Pyramidenecken  ans.  Diese  zwei  korrelaten 
Trapezoeder  sind  spiegelbildlich  gleich,  jedem  Begrenznngselement  des  einen  liegt  ein 
gleiches  am  anderen  symmetrisch  gegenüber.  Sie  lassen  sich  dnrch  keine  Drehung  zur 
Deckung  bringen,  sie  sind  enanüomorph -^  das  eine  ist  das  rechte,  das  andere  das 
linke.  Eine  Symmetrieebene  und  ein  Symmetriecentram  sind,  wie  man  sieht,  nicht 
Torhanden. 

67.  Tetartoedrie.  Ogdoedrie.  Nicht  selten  geht  die  Teil- 
fl&chigkeit  noch  weiter.  Von  manchen  (nicht  allen)  Krystallformen,  die 
zu  anderen  im  Verhältnis  der  Hemiedrie  stehen,  kann  man  sich  wieder 
nnr  die  Hälfte  der  Flächen  ausgebildet,  die  andere  Hälfte  verschwunden 
denken,  so  daß  also  von  den  Flächen  der  holoedrischen  Gestalten  nnr 
der  vierte  Teil  vorhanden  ist.  Man  erhält  so  viertelfläehige  oder 
ietartoedrische  Formen,  die  als  Hemieder  von  Hemiedern  aufgefaßt 
werden  können.  Die  Erscheinung  selbst  ist  die  der  Tetartoedrie  oder 
ViertäflächigkeU.  Die  vollflächigen  Formen  können  somit  vier  korre- 
late  tetartoedrische  Formen  geben,  die  hemiedrischen  deren  zwei.  Auch 
die  korrelaten  tetartoedrischen  Formen  sind  entweder  kongruent  oder 
enantiomorph.  Beispiele  dafür  werden  wir  unten  bei  der  Beschreibung 
der  einzelnen  Krystallformen  kennen  lernen. 

Durch  fortgesetztes  Verschwinden  der  Hälfte  der  Flächen  können  wir  ans  ge- 
wissen yiertelflächigen  Formen  achtelflächige  oder  ogdoedriache  Gestalten  ableiten, 
womit  dann  die  Teilflächigkeit  ihr  Ende  erreicht  hat.  Die  Ogdoedrie  oder  Achtd- 
flächigkeit  ist  aber  namentlich  für  Mineralien  von  so  geringer  Bedeutung)  daß  hier 
nur  kurz  darauf  hingewiesen  werden  soll. 

68.  HemlmorpUsmus.  Eine  besondere  Art  der  Hemiedrie  ist 
der  Hemimorphismus  (Hemimorphie).  Von  Hemimorphismus  spricht 
man,  wenn  an  einem  Krystall  an  dem  einen  Ende  einer  nur  einmal 
vorhandenen  (singulären)  Symmetrieachse  (56)  nicht  die  parallelen  Gegen- 
fl&chen  zum  anderen  Ende,  sondern  Flächen  von  abweichender  Lage 
vorhanden,  oder  wenn  die  Flächen  am  einen  Ende  den  etwaigen 
parallelen  am  anderen  nicht  krystallographisch  gleich  sind.  Die  beiden 
Enden  jener  Achse,  der  Achse  des  Hemimorphismus^  sind  demnach  ver- 
schieden ausgebildet,  aber  stets  so,  daß  die  Flächen  auf  beiden  Seiten 
in  derselben  Weise,  d.  h.  nach  den  nämlichen  Ebenen  und  Achsen, 
symmetrisch  angeordnet  sind.  Die  Achse  des  Hemimorphismus  ist  eine 
Symmetrieachse  von  gleicher  Zähligkeit  für  beide  Enden,  sie  zeigt  aber 
eine  ausgesprochene  Zweiseitigkeit,  der  Krystall  eine  bestimmte  Po- 
larität in  der  Richtung  der  Achse,  die  auch  in  einer  physikalischen 
Verschiedenheit  der  beiden  Pole  selbst,  nicht  nur  der  Flächen,  zum 
Ausdruck  kommt  (verschiedenes  pyroelektrisches  Verhalten  der  beiden 
Pole  etc.).  Die  Flächen  von  gleicher  Beschafifenheit  am  einen,  wie  die 
an  dem  entgegengesetzten  Pol,  bilden  je  für  sich  einfache  Formen, 
mit  Ausschluß  aller  gegenüberliegenden.     Sämtliche  einfache  Formen 


74  Symmetrie  hemiedrischer  Fonnen. 

hemimorpher  Krystalle  sind  daher  notwendig  oflfen  und  die  Krystalle 
selbst  müssen  stets  Kombinationen  ohne  Symmetriecentrum  darstellen. 

Hemimorphe  Formen  lassen  sich  aus  sämtlichen  solchen  Formen 
ableiten,  die  mindestens  eine  an  beiden  Enden  gleich  ausgebildete 
singulare  Symmetrieachse  besitzen,  und  nur  aus  solchen.  Auf  dieser 
Symmetrieachse  ist  stets  eine  Symmetrieebene  oder  eine  Anzahl  anderer 
Symmetrieachsen  senkrecht.  Man  denkt  sich  jede  der  vorhandenen  ein- 
fachen Formen  in  zwei  voneinander  unabhängige  (voneinander  ver- 
schiedene) Hälften  zerfallen,  deren  Flächen  je  um  die  beiden  Pole 
herumliegen  und  kann  sich  vorstellen,  daß  die  Flächen  am  einen  Ende 
verschwinden  und  durch  andere  nach  derselben  Sjrmmetrie  angeordnete 
ersetzt  werden.  Dadurch  kommen  dann  auch  die  Symmetrieelemente 
zum  Wegfall,  die  auf  der  zur  Achse  des  Hemimorphismus  gewordenen 
Symmetrieachse  senkrecht  sind  (Symmetrieebene,  resp.  Symmetrieachsen), 
wie  wir  bei  der  speziellen  Betrachtung  der  hemimorphen  Krystalle, 
namentlich  im  hexagonalen  System,  noch  eingehender  sehen  werden. 

Beispiel.  Eine  Anschannng  von  hemimorpher  Anshildnng  gibt  der  ErystaU 
von  Kiesebirikcrz  (Fig.  41).   Die  Achse  des  Hemimorphismus  ist  anfrecht  gestellt.  Es 

ist  eine  für  beide  Enden  zweizählige  Symmetrieachse.  Die  Flächen 
an  beiden  Polen  sind  nach  zwei  aufeinander  senkrechten  Symmetrie- 
ebenen, die  parallel  a  und  b  gehen,  symmetrisch  angeordnet.  Die 
Flächen  p,  m,  o,  r  nnd  c  sind  nur  oben,  die  Flächen  s  nur  unten 
ausgebildet.  Wäre  die  Begrenzung  oben  und  unten  dieselbe,  so  wäre 
noch  eine  horizontale  Symmetrieebene  senkrecht  zur  Achse  des  Hemi- 
morphismus Torhanden,  die  aber  nun  weggefallen  ist,  ebenso  auch 
die  beiden  auf  der  letzteren  und  auf  den  Flächen  a  und  b  senk- 
•^g-  41-  rechten  horizontalen  zweizähligen  Symmetrieachsen.     Zu  keiner  der 

Endflächen  ist  eine  parallele  Gegenfläche  Yorhanden,  wohl  aber  zu 
allen  Flächen,  die  der  Achse  des  Hemimorphismus  parallel  gehen,  zu  a,  &  und  g;  auf 
diese  hat  hier  die  Hemimorphie  keinen  Einfluß. 

69.  Symmetrie  hemiedrischer  Formen.  Durch  das  Verschwinden 
der  einen  Hälfte  der  Flächen  einer  vollflächigen  Krystallform  muß 
selbstverständlich  auch  ein  Teil  der  Symmetrieelemente  dieser 
letzteren  wegfallen.  Damit  wird  die  Symmetrie  der  hemiedrischen 
Formen  niedriger,  als  die  der  zugehörigen  holoedrischen.  Speziell  ist 
mit  der  einen  Hälfte  der  Flächen  auch  ein  Teil  der  Symmetrieebenen 
des  Vollflächners  und  damit  zusammen  meist  notwendig  von  selber 
auch  ein  Teil  der  Symmetrieachsen  verschwunden.  Letztere  brauchen 
daher  nur  in  einzelnen  Fällen  besonders  beiücksichtigt  zu  werden, 
wie  wir  unten  bei  der  genaueren  Betrachtung  der  einzelnen  Hemiedrien 
noch  weiter  sehen  werden.  Ebenso  verhält  es  sich  auch  mit  dem 
Sjnmmetriecentrum.  Geht  das  Symmetriecentrum  verloren,  so  fehlen 
zu  allen  Flächen  die  parallelen  Gregenflächen.  Die  so  entstehenden 
hemiedrischen  Formen  heißen  dann  geneigiflächig.    Im  Gegensatz  dazu 


Symmetrie  hemiedriBcher  Formen.  75 

werden  hemiedrische  Formen,  bei  denen  zu  jeder  Fläche  die  parallele 
Gegenfläche  noch  vorhanden  ist,  parallelflächige  genannt. 

An  sich  wäre  es  nun  wohl  möglich,  d.  h.  es  würde  dem  Gesetze 
der  rationalen  Kantenschnitte  nicht  widersprechen,  wenn  die  Hälfte 
der  Flächen  an  den  holoedrischen  Formen  in  ganz  beliebiger  Weise 
verschwinden  würde.  Bei  genauerer  Untersuchung  findet  man  aber, 
daß  hier  eine  strenge  Gesetzmäßigkeit  herrscht,  die  auf  die  allge- 
meinen Verhältnisse  der  Symmetrie  gegründet  ist 

70.  Hafiysches  Symmetriegesetz.  Diese  Gesetzmäßigkeit  folgt 
aus  einem  umfassenderen  Gesetz,  das  wir  hier  zum  ersten  Male  kennen 
lernen,  dem  wir  aber  später  noch  öfter  begegnen  werden.  Es  ist  zu- 
erst am  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  von  dem  Pariser  Mineralogen 
Haüy^  dem  Begründer  der  wissenschaftlichen  Erystallographie  auf- 
gestellt und  danach  das  Haüysche  SymmetriegeseUf  genannt  worden. 
Ganz  allgemein  kann  es  in  folgender  Form  ausgedrückt  werden:  In 
jedem  Krystalle  verhaften  sich  gleichwertige  Stüdce  jedereeit  gleich.  Je 
nachdem  diese  Stücke  Symmetrieelemente  oder  Begrenzungselemente 
sind,  wird  sich  dieses  Gesetz  im  speziellen  auf  verschiedene  Weise 
äußern. 

(Hdüy^  M6moire  snr  nne  loi  de  la  cristallisation  appel^e  loi  de  Symmetrie 
M4m.  du  mos.  d'hist.  nat.  1816.  I.  81.  206.  273.  341.  Uebersetzt  von  Hessel  unter 
dem  Titel:  Haüy's  Ebeumaassgesetz  der  Krystallbildung  1819). 

71.  Symmetrieverliältnisse  der  hemiedrlschen  Formen  nach 
dem  Hafiyschen  Symmetriesatz.  Die  Stücke  der  Krystalle,  um  die 
es  sich  hier  handelt,  sind  die  Symmetrieelemente  derselben,  namentlich 
die  Sjrmmetrieebenen.  Das  Haüysche  Gesetz  würde  also  speziell 
lauten :  Gleichwertige  Symmetrieelemente  (Symmetrieebenen)  ver- 
halten sich  bei  der  Hemiedrie  gleich.  Dieses  gleiche  Verhalten  besteht 
darin:  die  verschwindenden  resp.  bleibenden  und  sich  ausdehnenden 
Flächen  einer  holoedrischen  Form  sind  stets  in  der  Weise  angeordnet, 
daß  Gruppen  gleichwertiger  Symmetrieelemente  (gleichwertige  Sym- 
metrieebenen und  mit  ihnen  oft  auch  gleichwertige  Symmetrieachsen) 
stets  gleichzeitig  verschwinden  und  nur  die  anderen  übrig  bleiben. 
Manchmal  verschwindet  nur  eine  einzige  Gruppe  von  Symmetrieebenen, 
in  anderen  Fällen  mehrere  solche  Gruppen  gleichzeitig.  Durch  die 
übrig  bleibenden  Symmetrieelemente  sind  dann  die  hemiedrischen 
Formen  in  Bezug  auf  ihre  Symmetrie  charakterisiert.  Hat  der  voll- 
flächige Krystall  kein  anderes  Symmetrieelement  als  ein  Symmetrie- 
centrum, so  kann  bei  der  Hemiedrie  auch  dieses  verschwinden,  und 
die  hemiedrischen  Formen  sind  dann  dadurch  ausgezeichnet,  daß  sie 
gar  kein  Symmetrieelement  mehr  besitzen. 

Beispiel.  Das  Tetraeder  (Fig.  38)  ist  eioe  aus  dem  Oktaeder  ableitbare  hemi- 
edrische Form  (63).    Das  letztere  hat,  wie  wir  gesehen  haben  (64),  drei  Haupt-  und 


76  Gesetz  der  Hemiedrie. 

6  Nebensymmetrieebenen.  Fallen  bei  der  Ableitung  des  Tetraeders  die  abwechselnden 
Flächen  (die  schraffierten)  des  Oktaeders  weg,  so  yerschwinden,  wie  die  Fignr  deat- 
lich  zeigt,  die  drei  über  die  Oktaederkanten  hinweggehenden  Hanptsymmetrieebenen. 
Dagegen  bleiben  die  sechs  Nebensymmetrieebenen  in  der  Eichtnng  der  Höhenlinien  der 
Oktaeder-  und  der  Tetraederflächen  (angegeben  durch  die  gestrichelten  Linien)  auch 
bei  dem  Tetraeder  als  Symmetrieebenen  erhalten.  Die  drei  gleichwertigen  Haupt- 
symmetrieebenen sind  also  alle  gleichzeitig  verschwunden,  die  sechs  gleichwertigen 
Nebensymmetrieebenen  aUe  gleichzeitig  erhalten  geblieben.  Ähnlich  ist  es  mit  den 
Symmetrieachsen.  Gleichzeitig  mit  den  drei  Hauptsymmetrieebenen  verschwinden  die 
sechs  gleichwertigen  zweizähligen  Symmetrieachsen  des  Oktaeders,  es  bleiben  aber 
alle  vier  gleichen  dreizähligen  Symmetrieachsen  des  Oktaeders  als  solche  auch  beim 
Tetraeder  und  die  drei  gleichen  vierzähÜgen  Symmetrieachsen  des  Oktaeders  gehen 
in  drei  gleiche  zweizählige  beim  Tetraeder  über. 

72.  Symmetrieyerhältiilsse  der  tetartoedriscilen  Formen.   Wie 

die  hemiedrischen  Formen  weniger  symmetrisch  sind  als  die  zuge- 
hörigen vollflächigen,  so  sind  die  tetartoedrischen  weniger  symmetrisch 
als  die  hemiedrischen,  ans  denen  sie  sich  ableiten  lassen.  Zwischen 
den  beiden  letzteren  herrschen  aber  genau  dieselben  allgemeinen  Ver- 
hältnisse, wie  bei  den  beiden  erstgenannten.  Auch  aus  den  hemiedri- 
schen Formen  verschwinden  •  bei  der  Bildung  von  tetartoedrischen 
gewisse  Gruppen  gleicher  Symmetrieelemente.  Nur  aus  solchen 
hemiedrischen  Formen  können  tetartoedrische  abgeleitet  werden,  die 
noch  gewisse  Symmetrieelemente  besitzen.  Ebenso  verhalten  sich  die 
ogdoedrischen  Formen  zu  den  tetartoedrischen.  Mit  der  Achtelflächig- 
keit  ist  die  äußerste  Grenze  der  Meroedrie  erreicht 

73.  Gesetz  der  Hemiedrie  etc.  Die  Angabe  der  Symmetrie- 
elemente, besonders  der  Symmetrieebenen  einer  vollflächigen  Krystall- 
form,  die  beim  Eintreten  einer  Hemiedrie  verschwinden,  nennt  man 
das  Gesetz  der  Hemiedrie,  In  derselben  Weise  ist  auch  das  Gesetz  der 
Tetartoedrie  etc.  aufzufassen,  wobei  man  sich  die  tetartoedrischen 
Formen  entweder  direkt  aus  den  vollflächigen  oder  auch  aus  den 
hemiedrischen  etc.  abgeleitet  denken  kann.  Aus  diesem  Gesetz  folgt 
dann  die  Anordnung  der  verschwindenden  und  der  bleibenden  Flächen 
von  selbst;  sie  steht  mit  dem  Verschwinden  dieser  oder  jener  Gruppe 
von  Symmetrieebenen  in  engem  und  notwendigem  Zusammenhang. 
Das  Gesetz  der  Hemiedrie  etc.  läßt  sich  daher  auch  ebenso  gut  durch 
Angabe  der  gegenseitigen  Lage  der  verschwindenden  und  bleibenden 
Flächen  des  VoUflächners  bestimmen,  woraus  dann  umgekehrt  folgt, 
welche  Symmetrieelemente  dabei  verschwinden  müssen. 

Beispiel.  Bei  der  Ableitung  des  Tetraeders  aus  dem  Oktaeder  besteht  das 
Gesetz  der  Hemiedrie  darin,  daß  die  drei  Hauptsymmetrieebenen  im  letzteren  ver- 
schwinden. Dies  kann  aber  nur  geschehen,  wenn  von  den  auf  beiden  Seiten  einer 
Oktaederkante  liegenden  Flächen  überaU  eine  wegfällt  und  nur  die  andere  übrig 
bleibt.  Führt  man  dies  in  konsequenter  Weise  rings  um  den  ganzen  ErystaU  herum 
aus,  so  kann  nur  die  in  Fig.  38  oder  39b  durch  Schraffieren  angedeutete  Flächen- 


Geseti  der  Eemiedrie.  77 

(p^ippienmg  heraiukommeii,  bei  der  eine  jede  bleibende  Okt&ederfläcbe  umgeben  iat 
Ton  dnd  TenchwindeDden  tutd  nmgeliehTt.  Die  Qmppiemng  ist  auch  eine  Folge  dea 
Ha&jscben  SjmmetriegesetzeB ,  wonach  gleiche  Kanten  ond  Flächen  ancb  bei  dem 
Eintreten  der  Hemiedrie  sich  gleich  verhalten  mflaaen.  Fflr  die  Eemiedrie  würde 
es  Khon  genügen,  wenn  die  abwechselnden  Oktaederfl&chen  phjaikaliach  verschieden 
würden.  Schon  dadnrch  würde  die  Symmetrie  nach  den  Hanptajmmetrieebenen  dea 
Oktaeders  beim  Tetnieder  anfgehoben  werden,  wUirend  die  nach  den  Nebensjmmetri»- 
ebenen  bleibt. 

Umgekehrt  kannte  man  daher  das  Gesetz  auch  in  der  Weise  aossprechen,  daß 
man  sagt:  beim  Oktaeder  sollen  nur  die  abwechselnden  Flächen  noch  gleich  sein, 
die  anderen  von  diesen  verschieden  werden,  reap.  gam  verschwinden.  Dann  würde 
darans,  wie  dieselbe  Figur  ceigt,  folgen,  daQ  die  drei  Haoptsymmetrieebenen  nicht 
mehr  als  solche  funktionieren.  Je  die  eine  Hilft«  der  Flächen  würde  dann  für  sicli 
allein  beide  Male  ein  Tetraeder  bilden. 

74.  Ableltang  melirerer  hemlediisdier  Formen  aas  derselben 
TOllfläclilgen.  Aus  dem  Vorhergehenden  ist  obae  weiteres  zn  er- 
sehen, daß  aas  zahlreichen  einfachen  Tollflächigen  Formen  mehrere 
Terschieden  gestaltete  bemiedrische  Formenpaare  abgeleitet  werden 
kSnnen,  nämlich  ans  allen  solchen,  die  mehrere  voneinander  unab- 
hängige, d.  h.  nicht  gleichzeitig  miteinander  verschwindende  Gruppen 
gleicher  Synunetrieelemente  besitzen.  Durch  das  Verschwinden  von 
bald  der,  bald  jener  solchen  Gruppe  von  gleichen  Symmetrieelementen, 
oder  auch  von  mehreren  solchen  zusammen,  entsteht  je  ein  Paar  korre- 
later hemiedrischer  Formen,  die  jedesmal  einem  anderen  Gesetz  der 
Hemiedrie,  oder,  wie  man  karz  zu  sagen  flegt,  einer  anderen  Hemiedrie 
entsprechen.  In  ganz  analoger  Weise  verhält  es  sich  mit  den  Tetarto- 
edrien  etc. 

Ein  Beispiel  hierfür  liefert  die  flfichenreichBte  einfache  Erystallform,  die  Über- 
hanpt  mSglich  ist,  der  Achtundvieriigflächner,  auch  HexaJeitoktaeder  genannt  (Fig.  13). 
Er  ist  in  der  idealen  Form  begrenzt  von  48  kongruenten 
nnregebnUJigen  Dreiecken,  die  in  acht  Gruppen  von  je 
sechs  angeordnet  sind  in  der  Weise,  daO  diese  sechs  tn- 
sammen  der  Lage  nach  einer  Oktaederfl&che  entsprechen. 
Hit  dem    Oktaeder    und  mit    dem  Würfel  stimmt  dieser 

EOrper  in  Beziehung  anf  die  Symmetrie  vollkommen  über-    £  i 

ein,  weil  er  dieselbe  Zahl  von  Sjmmetrieelementen  in  der- 
selben Lage  ond  Beschaffenheit  nnd  also  denselben  Grad 
der  Symmetrie  besitzt  wie  sie,  daher  gehört  er  mit 
dieaeu  beiden  in  dieselbe  Klasse.  Drei  gleichwertige  auf- 
einander senkrechte  Hanptsymmetrieebenen  gehen  dnrch  Fig.  42. 
]e   acht   gleiche   Kanten  K  nnd   durch   je    vier  gleiche 

Ecken  E  und  O.  Die  Ewiscbenliegenden  Nebensymmetrieebenen  sind  durch  die 
beziebungsweiae  gleichen  Kanten  M  resp.  L  nnd  durch  die  beziehungsweise  gleichen 
Ecken  E,  O  und  G  bestimmt. 

Fallen  nun  die  drei  Hauptsymmetrieebenen  nnter  Erhaltung  der  sechs  Neben- 
Bjmmetrieebenen  weg,  geht  also  die  Hemiedrie  nach  demselben  Gesetze  vor  sich,  wie 
bei  dei  Ableitung  des  Tetraeders  ans  dem  Oktaeder  {daher  ietraedriidie  Hemiedrie 
genannt),  dann  müssen  die  vier  abwechselnden  Gruppen  von  je  sechs  Flächen  ver- 


78  QesetE  der  Eemiedrie. 

Bchwindeu,  reap-  toh  den  anderen  vier  in  der  vollflKchigen  Form  mit  ihnen  g'Ieich- 
vertigen  Qrappea  verschieden  werden,  wie  es  in  Fig.  43b  die  SchraEfierong  seigt. 


Fig.  43. 
Jede  der  beiden  FIScbenhälften  gibt  dann  einen  von  24  nnregelmäGigen  Dreiecken 
begrenzten  heiniedriBclien  Körper  von  der  allgemeinen  Form  eines  Tetraeder»,  dessen 
Flächen  zu  vier  gleichwertigen  Gruppen  von  je  sectu  angeordnet  sind.  Es  ent- 
stehen ans  dem  Heiakiaoktaeder  die  beiden  korrelaten  SexakUteiraeder  Fig.  43a 
und  c  mit  geaeigtSächiger  Begrenzung,  die  selbstverständlich  mit  den  Tetraedern 
bezüglich  der  Symmetrie  vollstfiudig  übereinstimmen  müssen. 

Nach  einem  zweiten  Gesetze  füllen  die  sechs  Nebenajmmetrieebenen  des  EeiaJda- 
oktaedera  weg,  während  die  drei  Hauptsjmmetrieebenen  als  solcbe  erhalten  bleiben. 
Die  verschwindenden  und  sich  ansdehnenden  Flächen  müssen  dann  wie  in  Fig.  44b 


Fig.  44. 
gegeneinander    gmppiert   sein.     Jede  Hälfte   gibt   als   hemiedriachen   KQrper   ein 
Diploeder.    Es  entstehen  nach  diesem  Gesetz  zwei  korrelat«  Diploeder,  begrenzt  von 
24  nngleicbschenkligen  vierseitigen  Flächen  (Fig.  44a  n.  c).    Es  ist  dies  eine  (parallel- 
flächige,  die  sogenannt«  pyritoeiriiche  Hemiedrie. 

Fallen  endlich,  der  einzigen  noch  Übrigbleibenden  HSglichkeit  entsprechend,  alle 
3  -|-  6  Sjmmetrieebenen  gleichzeitig  ana,  dann  kSnnen  die  beiden  Flächenhälften 
nnr  so,  wie  es  in  Fig.  45  b  dargestellt  ist,  angeordnet  sein.  Das  Heiakisoktaeder 
liefert  dann,  wenn  je  die  eine  Hälfte  der  Flächen  verschwindet,  die  dieser  Hemiedrie 
entsprechenden  beiden  korrelaten  Halbfläcbner,  die  man  als  Qyrotder  oder  Plagitder 


Fig.  46. 
bezeichnet  (Fig.  46  a  n.  c).    Es  liegt  die  gyrofdrisehe  oder  plagiedri$che  Hemiedrie 
vor,  die  wie  die  tetraedrische  geneigtflficbig  ist. 


Hemiedrie  ohne  Formyeränderang.  79 

Die  Mdglichkeit  weiterer  Hemiedrieen  ist  damit  erschöpft,  da  kein  anderes  gleich- 
^tiges  Wegfallen  von  gleichwertigen  Symmetrieebenen  mehr  denkbar  ist  Es  kann 
nnn  aber  an  diesen  hemiedrischen  Formen  wieder  die  Hälfte  der  Flächen  in  Wegfall 
kommen,  so  daß  tetartoedrische  Formen  entstehen.  Wir  wollen  hier  aber  diese  Be- 
tiachtnngen  nicht  weiter  fortsetzen,  sondern  sie  bis  zur  eingehenden  Beschreibung 
der  einzelnen  Ejrystallklassen  verschieben. 

75.  Hemiedrie  ohne  FormTerSnderung.  Bemerkenswert  ist  es, 
daß  manche  einfache  Krystallformen  durch  Eintritt  einer  Hemiedrie 
keine  Veränderung  erleiden.  Dies  ist  immer  dann  der  Fall,  wenn  die 
Flächen  dieser  Form  senkrecht  über  diejenigen  Symmetrieebenen  hin- 
weg gehen,  die  bei  der  betreffenden  Hemiedrie  in  Fortfall  kommen. 

Ein  Beispiel  hierfttr  Uefert  das  Rhonibendodekaeder  (Fig.  46),  begrenzt  in  der 
idealen  Form  von  zwölf  gleichen  Bhomben,  die  sich  in  den  Kanten  unter  120^,  über 
die  Tierflächigen  Ecken  hinweg  unter  rechten  Winkeln  schnei- 
den. Eine  solche  Form  gehört  ebenfalls  derselben  Krystall- 
klasse  an,  wie  das  Oktaeder  und  der  Würfel  und  hat  wie  sie 
drei  aufeinander  senkrechte  Hauptsymmetrieebenen,  die  in  der 
Richtung  der  großen  Diagonalen  über  die  Flächen  hinweg 
verlaufen  und  sechs  zwischenliegende  Nebensymmetrieebenen, 
die  durch  die  kleinen  Diagonalen  der  Flächen  und  je  vier 
Kanten  bestimmt  werden.  Fallen  nun  nach  dem  Gesetz  der 
t«traedrischen  Hemiedrie  die  drei  Hauptsymmetrieebenen  weg, 
so  werden  alle  Flächen  nach  den  großen  Diagonalen  in  zwei 
voneinander  verschiedene  Hälften  zerfallen  müssen.    Würde  ^^'  ^« 

nun  auch  die  eine  Hälfte  jeder  Fläche  verschwinden,  so  müßte 
sie  sofort  wieder  ersetzt  werden  durch  die  sich   gleichzeitig  ausdehnende  andere 
Flächenhälfte.     Das   Dodekaeder    kann    demnach    seine   äußere   Form    bei    dieser 
Hemiedrie  nicht  ändern  (vergl.  (106),  letzter  Abschnitt). 

76.  Auftreten  derselben  Formen  in  mehreren  Erystallklassen. 

Wir  haben  hier  gleichzeitig  beim  Dodekaeder  ein  Beispiel,  veie  eine 
und  dieselbe  einfache  Form  in  zwei  verschiedenen  Krystallklassen  auf- 
treten kann,  in  der  durch  das  Oktaeder  repräsentierten  vollflächigen  und 
in  der  durch  das  Tetraeder  repräsentierten  hemiedrischen  (tetraedrisch- 
hemiedrischen).  Bei  der  speziellen  Beschreibung  der  einzelnen  Klassen 
werden  wii*  sehen,  daß  dies  auch  in  zahlreichen  anderen  analogen 
Fällen  vorkommt.  Ähnliches  werden  wir  aber  auch  bei  vollflächigen 
einfachen  Formen  kennen  lernen  und  zwar  bei  den  offenen,  bei  manchen 
Prismen  und  den  Pinakoiden.  Der  Grund  liegt  hier  darin,  daß  in- 
folge ihrer  unvollständigen  Eaumabgrenzung  bei  ihnen  bezüglich  ihres 
Symmetriegrades  eine  Unbestimmtheit  bleibt,  so  daß  sie  in  ver- 
schiedenen durch  die  Symmetrie  gegebenen  Abteilungen  möglich 
sind.  Die  Unbestimmtheit  hört  auf,  wenn  durch  Zutreten  anderer 
einfacher  Formen,  offener  oder  geschlossener,  der  Raum  vollständig 
und  allseitig  abgegrenzt  wird. 


gO  Holoedrische  und  hemiedrische  E^stallklassen. 

77.  Holoediisclie  nnd  liemiediisclie  Krystallklassen.  Wir  haben 
im  bisherigen  den  Zusammenhang  einzelner  Erystallformen  in  Be- 
ziehung auf  ihre  Vollflächigkeit  und  Teilflächigkeit  betrachtet  In 
demselben  Zusammenhang  müssen  aber  auch  die  Erystallkiassen  unter- 
einander stehen,  da  ja  sämtliche  zu  einer  Klasse  gehörige  Formen 
hinsichtlich  der  Symmetrie  miteinander  vollkommen  übereinstimmen. 
Wie  es  voUflächige  und  teilflächige  Erystallformen  gibt,  so  gibt  es 
auch  voUflächige  und  teilflächige  Erystallkiassen.  Letztere  sind  der 
Inbegriff  aller  derjenigen  hemiedrischen  etc.  Formen,  die  aus  sämt- 
lichen einfachen  Formen  einer  vollflächigen  Elasse  nach  demselben 
Gesetz  der  Hemiedrie  (73)  abgeleitet  werden  können.  Alle  diese 
letzteren  Formen  haben  dieselbe  Symmetrie,  denn  bei  der  Hemiedrie 
verschwinden  jedesmal  die  nämlichen  Symmetrieelemente.  Diejenigen, 
die  den  entstehenden  hemiedrischen  Formen  schließlich  verbleiben, 
sind  demnach  wieder  bei  allen  dieselben.  Es  ist  also  klar,  daß  alle 
so  erhaltenen  hemiedrischen  Formen  dieselbe  Symmetrie  haben  müssen, 
daß  sie  somit  zusammen  eine  Elasse,  und  zwar  eine  jener  voll- 
flächigen gegenüber  halbflächige,  allgemein  gesagt,  teilflächige,  bilden 
müssen.  Wenn  z.  B.  aus  den  sämtlichen  Formen  mit  3  -f-  6  Sym- 
metrieebenen (54)  die  drei  Hauptsymmetrieebenen  wegfallen,  so  erhält 
man  aus  den  Formen  der  dui'ch  3  +  6  Symmetrieebenen  charakteri- 
sierten Elasse  eine  neue  Elasse  von  Formen,  die  alle  nur  noch  die  sechs 
Nebensymmetrieebenen  haben,  die  Formen  der  tetraedrischen  Hemiedrie 
(Tetraeder,  Hexakistetraeder  (74)  etc.,  aber  auch  das  bei  dieser 
Hemiedrie  seine  Form  nicht  ändernde  Rhombendodekaeder  (75)  etc.) 

Wenn  man  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  die  32  Erystallkiassen 
(62)  untersucht,  so  findet  man,  daß  sechs  unter  ihnen  sich  als  vollflächig 
erweisen,  während  die  übrigen  26  alle  je  aus  einer  von  diesen  sechs  als 
hemiedrische,  tetartoedrische  und  ogdoedrische  in  der  oben  ange- 
gebenen Weise  abgeleitet  werden  können,  indem  nach  bestimmten 
Gesetzen  ein  Teil  der  Begrenzungselemente  verschwindet,  womit 
dann  zu  gleicher  Zeit  auch  ein  Teil  der  Symmetrieelemente  in  Weg- 
fall kommt. 

Der  innige  Zusammenhang  zwischen  den  Yollflächigen  nnd  den  zugehörigen 
teilflächigen  Klassen  kann  vollständig  nur  nach  Kenntnisnahme  der  sämtlichen 
zugehörigen  einzelnen  Krystalllormen  verstanden  werden.  Eine  eingehende  Be- 
schreibung der  letzteren  wird  unten  bei  der  spezieUen  Betrachtung  der  einzelnen 
Krystallklassen  gegeben  werden.  Hier  beschränken  wir  uns  zunächst  auf  eine  aU- 
gemeine  Übersicht,  die  der  späteren  genaueren  Darstellung  zur  Grundlage  dienen  soU. 

78.  Krystallsysteme.  Vor  allem  haben  wir  hier  zunächst  noch 
den  Begriff  des  Krystallsystems  kennen  zu  lernen.  Man  faßt  je  eine 
der  sechs  yollflächigen  Klassen  mit  allen  denen,  die  sich  aus  ihr  als 
hemiedrische,  tetartoedrische  und  ogdoedrische  ableiten  lassen,  zu  einer 


Erystallsysteme.  gl 

größeren  Grappe  zusammen  und  nennt  eine  solche  Ornppe  dn 
Kryställsysiem.  Die  einzelnen  Glieder  eines  Erystallsystems  erweisen 
sich  nicht  nur  dnrch  diese  allgemeine  krystallographisehe  Beziehung 
als  zusammengehörig,  sondern  auch  durch  gewisse  physikalische, 
namentlich  optische  Eigenschaften,  die  ihnen  allen  gemeinsam  sind. 

Unter  den  Klassen  eines  und  desselben  Erystallsystems  hat  selbst- 
yerständlich  die  yollflächige  die  höchste  Symmetrie,  die  meisten  Sym- 
metrieelemente. Jeder  teilflächigen  Klasse  entspricht,  wie  wir  wissen 
(77),  ein  besonderes  Gesetz  der  Hemiedrie  etc.,  das  sich  aus  den  in 
jedem  einzelnen  Falle  verschwundenen  resp.  erhalten  gebliebenen  Sym- 
metrieelementen ergibt.  Indem  man  von  der  yollflächigen  Klasse  aus- 
geht und  sich  in  ihr  je  die  zusammengehörigen  gleichwertigen  Sym- 
metrieelemente auf  alle  denkbare  Arten  gruppenweise  wegfallend  denkt, 
erhält  man  die  26  durch  besondere  Symmetriegrade  charakterisierten 
teilflächigen  Abteilungen,  die  mit  den  6  yollflächigen  genau  dieselben 
82  Klassen  ergeben,  welche  sich  direkt  aus  dem  Gesetze  der  ratio- 
nalen Kantenschnitte  ableiten  lassen  (62).  Es  ist  dabei  immer  zu  be- 
achten, daß  nicht  die  sämtlichen  Symmetrieelemente  in  Bezug  auf 
ihr  Wegfallen  und  Erhaltenbleiben  voneinander  unabhängig  sind. 
Mit  dem  Verschwinden  mancher  Symmetrieebenen  verschwinden  oder 
verändern  sich  gleichzeitig  mit  Notwendigkeit  gewisse  Sjrmmetrie- 
achsen  und  eventueU  fällt  auch  das  Symmetriecentrum  von  selber  weg, 
so  daß  nicht  alle  denkbaren  Variationen  des  Wegfallens  von  Sym- 
metrieelementen zu  neuen  abgeleiteten  Klassen  führen. 

79.  Übersicht  ttber  die  Erystallsysteme.  Wie  wir  gesehen 
habeu,  gibt  es  sechs  vollflächige  Krystallklassen,  aus  denen  sich  die  26 
fibrigen  durch  Hemiedrie  etc.  ableiten  lassen.  Somit  gibt  es  auch  sechs 
und  nur  sechs  Krystall^f  steme  in  dem  oben  angegebenen  Sinne.  Diese 
sind  zur  Unterscheidung  mit  besonderen  Namen  belegt  worden.  Jedes 
Krystallsystem  ist  schon  durch  die  zugehörige  vollflächige  Klasse 
vollständig  bestimmt ;  in  ihm  sind  ja  die  zugehörigen  anderen  weniger 
symmetrischen  Klassen  enthalten.  Diese  sechs  vollflächigen  Klassen 
können  somit  als  Eepräsentanten  der  sechs  Krystallsysteme  aufgefaßt 
werden.  Sie  sind  hier  zusammengestellt  unter  Angabe  der  zu  ihrer 
Charakterisierung  zunächst  genügenden  Symmetrieebenen  und  unter 
BeifDgung  eines  speziellen  Beispiels  für  jede  einzelne. 

1.  Beguläres  System.  3  -^  ^  "=  ^  Symmetrieebenen.  Die  drei 
erstgenannten  gleichwertigen  Symmetrieebenen,  die  Hauptsymmetrie- 
ebenen, stehen  aufeinander  senkrecht  und  schneiden  sich  in  drei 
gleichfalls  aufeinander  senkrechten  Geraden.  Die  sechs  anderen 
gleichwertigen  Symmetrieebenen,  die  Nebensymmetrieebenen,  gehen 
zu  je  zweien  gleichfalls  durch  jene  drei  Geraden  und  halbieren  die 

Bftuer,  Mineralogi«.  ^ 


Winkel  zwischen  den  beiden  zngehSrigen  HanptsTmmetrieebenen,  mit 
denen  sie  also  Winkel  tod  45"  einschließen. 

Als  Boapiel  haben  wir  uhoD  oben  (54)  a.  a.  den  WQrfel  kennen  gelernt,  ^er 
mit  Betuen  sämtlichen  Sjmmetrieebeiteii  in  Fig.  33  dargestdlt 
ist.  In  den  Geraden  au,  die  den  Würfelkanten  parallel  sind, 
schneiden  sich  je  swei  Haoptajmmetrieebenen  A  parallel  den 
WarfelflSchen  and  je  swei  diagonal  verlanfende  NebeosTni- 
metrieebenen  B  unter  46'.  Quu  analog  ist  ea  beim  Okta- 
eder (Fig.  34)  (54).  Ein  anderes  Beispiel  eines  ToUfltcliig 
regnlBren  Erystalls  ist  das  von  KwSlf  Bhomben  begrenzte 
Bhombendodekaeder  (OranatMder)  (75),  desBen  Flftchen  Ober 
die  Kanten  unter  ISO',  über  die  Tierkantigen  Sckeit  unter 
Fig.  47.  90"  znsammenstolien  (Fig.  47).    Die  Hanpts}rmmetrieebeaeu  A 

gehen  nach  der  groasen,  die  Nebensymmetrieebenen  S  nach 
der  klänen  Diagonale  über  die  Fl&cben  hinweg.  Der  Würfel,  das  Oktaeder  und  das 
Bhombendodekaeder  lind  alao  ToUflKchige,  regnlin,  einfache  Formen. 

2.  HexagonaUs  System.  3  +  3  -f- 1  =  7  Symmetrieebenen.  Von 
diesen  steht  die  eine,  von  allen  abrigen  verschiedene,  die  Hauptsym- 
metrieebene, anf  den  sechs  anderen,  den  Nebensymmetrieebenen,  senk- 
recht. Letztere  schneiden  sich  unter  30"  in  einer  auf  der  Haupt- 
symmetrieebene  senkrechten  Gieraden.  Die  Nebensymmetrieebenen 
zerfallen  in  zwei  Gruppen;  je  die  drei  abwechselnden  sind  gleich- 
wertig und  von  den  drei  anderen  verschiedeD.  Die  drei  gleich- 
wertigen Nebensymmetrieebenen  jeder  Gruppe  schliessen  Winkel  von 
60"  ein  und  halbieren  die  Winkel  der  anderen  Gruppe. 

In  Fig.  48a  ist  ein  vollflfichig  hexagonaler  EiTStall 
TOD  der  Seite,  in  Fig.  48b  tod  oben  dargestellt.  C  ist 
HauptsymmetrieebeDe,  cc,  in  Fig.  48  b  «tun  Ponkt  ver- 
kürzt, ist  die  auf  C  senkrechte  Qerade,  in  der  sich  die 
sechs  Nebensymmetrieebenen  Bchneiden.  Die  abwechselnd 
gleichen  Nebensymmetrieebenen  sind  A  nnd  B.  Die 
Winkel  folgen  ohne  weiteres  ans  Fig.  48  b,  wo  sich 
alle  Fl&chen  oa  tmter  120*  schneiden.  Ebenso  geht 
ans  der  Fignr  nach  der  Lage  an  der  Begrenzung  des 
SrjstallB    hervor,    daQ    die   Nebensymmetrieebenen  A 

und  B  je  ontereinander  gleichwertig,  aber  voneinander 

nnd  von  der  Haoptajmmetrieebene  C  verschieden  sein 
mässen. 

3.  Quadratisches  System.  2  4-  2  -l-  1  =  5 
Symmetrieebenen.  Ganz  analog  wie  im  hexa- 
gonalen  System  steht  die  eine  Symmetrieebene, 
die  auch  hier  die  Hauptsymmetrieebene  ge- 
nannt wird,  auf  den  vier  anderen  von  ihr  ver- 
schiedenen Tfebensymmetrieebenen  senkrecht. 
I»     .g  Diese  zerfallen  gleichfalls  in  zwei  GmppeD, 

hier  von  je  zweien  zueinander  senkrechten, 
von  denen  die  beiden  der  einen  Gruppe  die  Winkel  der  anderen 


EryBtallijBtemfl.  gS 

Gmppe  halbieren.  Je  zvei  aufeinander  folgende  NebensTnunetrie* 
ebenen  achlieBen  demnach  einen  Winkel  von  46 "  ein  und  alle 
Tier  schneiden  sich'  in  einer  zur  Haaptsjmmetrieebene  senkrechten 
Oeraden. 

Dia  Fig.  49k  tmd  49b  Stelleu 
einen  TolMIftchig  qaadntücben 
KrTStall  von  der  Seite  und  von 
oben  bebachtet  dkr.  C  ist  die 
Hanptsyminetneebene,  A  und  B 
Bind  die  beiden  Omppen  Ton 
Nebensjmmetrieebenea.  Ihre  ffe- 
genseitige  Lage  folgt  atu  den 
Fignren,  ihre  relfttiTe  Beschaffen- 
heit, Oleichheit  reap.  VerscUeden- 
heit,  ans  denselben  Qrilnden,  wie 
l)flim  bexagonalen  System. 

4  Bhombisches  System. 
1 +  14-1  ="3  verschieden- 
wertige  Symmetrieebenen 
A,  B,  C,  die  aofeinander 
senkrecht  stehen, 

Beispiel:  Fig.  50a  von  der 
Seite,  Fig.  60  von  oben.  A,  B,  C 
sind  die  drei  Symmetrieebenen, 
die    lidi    in    drei    aufeinander 


•enkiechteu  Oetttden  c 


e  schneiden. 


Flg.  51. 


5.  Monokiinea  System.    1  Symme- 
trieebene. 

Beispiel:  Angit:  Fig.  61.     (Aach  Oips, 
Fig.  86.) 

6.  Trü^mes  System.   0  Symmetrie- 


(Anch  Kapfer- 


Beispiel :  Axinit  (Fig  6! 
Titriol  Fig.  36.) 


Fig.  6S. 


80.  6reBiforHea<  Zuweilen  findet  man,  daO  Formen,  denen  faktisch  eine  niedere 
Symmetrie  ankommt,  sich  in  der  allgemeinen  FlScheuanordniuig  und  in  den  Winkelver- 
bUtmasen  so  sehr  einer  Form  mit  höherer  Symmetrie  nUem,  daB  ihnen  olme  die 
genanest«  Untersnchnng  Jene  hOhere  Symmetrie  rageschrieben  werden  mOQte.  So 
bratallisiert  der  LeucU  in  Formen,  die  derart  einem  soj:-  regnlftren  Ikositetra- 
eder  (Fig.  M  (102))  gleichen,  dafi  man  du  Hiner^l  frflher  für  regnl&r  gehalten 
nnd  solche  regnIKre  Farmen  Leucitoedar  genannt  hat.  Tatsloblich  sind  aber 
die  Formen  des  Lencit«  quadratisch  nnd  twar  Kombinationen  eines  Oktaeders  mit 
einem  Dioktaeder  (183,  134).  Erystallformen  dieser  Art  nennt  man  Orenzformen, 
die  gaose  Erscheinung  Paeado^i/mmetrie.  Der  Leudt  wäre  demnach  pieudoregtUar. 
Der  Camaäit  bildet  rhombische  Krjstalle,  die  sich  in  hohem  Qrade  gewissen  bexa- 
gonalen Formen  nlhem.  Es  sind  sechsseitige  Prismen,  die,  wenn  sie  wirklich  bexft- 
goual  wlren,  lanter  Kanten  von  120°  haben  mflQten,    In  Wirklichkeit  sind  aber  diese 


g4  ErystaUklaasen.    Übersicht. 

]S^9]iteii  nur  sehr  nahezu  120®  und  zwar  amd  zwei  =  118®  36',  die  yier  anderen 
s=s  120®  42'.  Anch  die  Endbegrenzimg  hat  scheinbar  und  sehr  nahe  die  Symmetrie 
hexagonaler  Erystalle.  Der  Camallit  kann  also  als  pseudokeaxigonal  bezeichnet 
werden.  Andere  rhombische  Erystalle  bilden  Formen,  die  solchen  des  quadratischen 
Systems  sehr  ähnlich  sind.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  bei  dem  KaücurangUmmer 
(Autunit),  der  danach  paeudoqwtdratisek  wftre.  Manche  Erystalle  des  monoklinen 
Biotit  sind  pseudorhomhoedrUch  etc.  Ähnliche  Pseudosymmetrieen  können  auch 
durch  Zwillingsbildung  zu  stände  kommen  (Himesie),  wovon  unten  noch  weiter  die 
Bede  sein  wird  (171). 

81.  Übersicht  über  die  82  Krystallklaggen«  In  der  folgenden  Tabelle  sind 
die  32  möglichen  Erystallklassen  mit  ihren  Symmetrieelementen  übersichtlich  zu- 
sammengestellt; eine  genauere  Beschreibung  wird  unten  bei  der  Schilderung  der 
einzelnen  Erystallsysteme  (D.  ErystaUsysteme)  erfolgen.  Die  Elassen  sind  nach  den 
Ejrystallsystemen  geordnet,  und  bei  jedem  ist  das  kiystallographische  Achsenschema, 
wie  wir  es  unten  (84,  85)  näher  kennen  lernen  werden,  beigelegt.  In  jedem  Erystall- 
system  ist  die  yoUflächige  Elasse  mit  ihren  Symmetrieelementen  vorangestellt.  Aus 
ihr  sind  dann  zunächst  die  hemiedrischen,  und  aus  diesen  weiterhin  die  tetarto- 
edrischen  etc.  Elassen  durch  Wegfallen  der  entsprechenden  Symmetrieelemente,  in 
erster  Linie  der  Symmetrieebenen  abgeleitet.  Die  Symmetrieelemente  sind  nach 
ihrer  Wertigkeit  gruppiert,  wobei  z.  B.  die  Bezeichnung  „2  -{-  2  -f- 1  Symmetrieebenen*' 
bedeutet,  daß  zwei  Gruppen  von  je  zwei  gleichen  Symmetrieebenen  vorhanden  sind, 
dazu  noch  eine  einzelne  von  allen  anderen  verschiedene.  Die  beim  Eintreten  der 
Hemiedrien  weggefallenen  Symmetrieelemente  werden  dann  mit  0  bezeichnet,  so  dass 
in  dem  vorigen  Beispiel  hinter  der  vollflächigen  Elasse  mit  „2  -f-  2  -f-  ^  Symmetrie- 
ebenen^  das  Schema  „2  -{-  2  +  0  Symmetrieebenen*',  das  Wegfallen  der  einen  einzelnen 
Symmetrieebene  bei  gleichzeitiger  Erhaltung  aller  übrigen  bedeuten  würde.  Die 
Tetartoedrien  lassen  sich  aus  den  Hemiedrien  meist  in  verschiedener  Weise  ableiten, 
wie  sich  durch  Vergleichnng  der  einzelnen  Schemata  meist  ohne  Schwierigkeit  er- 
gibt. Im  quadratischen  System  führen  einige  an  sich  mögliche  Gruppierungen  von 
Symmetrieelementen  nicht  zu  teilflächigen  Elassen,  da  die  aus  ihnen  hervorgehenden 
Flächenanordnungen  der  Symmetrie  des  quadratischen  Systems  widersprechen.  So 
ist  eine  quadratische  Hemiedrie  mit  2  -f-  0  -f- 1  Symmetrieebenen  aus  diesem  Grunde 
unmöglich.  Für  jede  Elasse  ist  ein  Beispiel  aus  dem  Mineralrdch,  in  Ermangelung 
dessen  aus  der  Reihe  der  künstlichen  Erystalle  (dann  in())  angeführt  Für  ein- 
zelne Elassen  ist  bisher  überhaupt  noch  kein  Repräsentant  gefunden  worden,  was  in 
der  Tabelle  durch  „fehlf  vermerkt  ist. 

Wie  schon  erwähnt,  handelt  es  sich  hier  zunächst  nur  um  eine  vorläufige 
Übersicht  Eine  genauere  Erläuterung  der  in  der  Tabelle  dargestellten  Verhältnisse, 
namentlich  eine  Beschreibung  der  zu  den  einzelnen  Elassen  gehörigen  Erystall- 
formen,  wird  in  den  folgenden  Paragraphen  und  Abschnitten  gegeben  werden.  Yergl. 
auch  (79). 


Kryatallklanen.    Übersicht. 


85 


Krystallsysteme 

und 
Krystallklasden. 

Symmetrie- 
ebenen. 

Symmetrieachsen. 

Symme- 

trie- 
centmm. 

Beispiele. 

1.  Reguläres  System. 

a:a:a;  a/a==90®. 

1.  YoOfiächige  Klasu. 

3+6  =  9 

3  4-zählige  tetra- 
gonale. 

4  3-z&hlige  trigo- 
nale. 

6  2-zfthlige   digo- 
nale. 

vor- 
handen. 

Flußspat, 
Bleiglanz. 

Hemiedrien. 

i 

2.   Tetraedrisch-hemiedri- 
sehe  Klasse. 

0  +  6  =  6 

8  2-zfthlige   ||  den 
tetragonalen. 

4  3-zahlige    trigo- 
nale. 

0  2-z&hlige   digo- 
nale. 

fehlt. 

Fahlerz. 

3.  Fyritoedrisch  '  hemi- 
ednseke  Klasse. 

3  +  0  =  3 

3  2-zählige  ||  den 
tetragonalen. 

4  3-zfthlige   trigo- 
nale. 

0  2-zählige   digo- 
nale. 

vor- 
handen. 

Schwefelkies. 

4.   Oyroedrischrkemiedri- 
sche  Klasse. 

0  +  0  —  0 

3  4-zählige    tetra- 
gonale. 

4  3-zählige    trigo- 
nale. 

6  2-zählige    digo- 
nale. 

fehlt. 

Salmiak. 

Tetartoedrie» 

5.   Tetartoedrische  Klasse. 

0  +  0  =  0 

3  2-zählige  j    den 
tetragonalen. 

4  3-zählige    trigo- 
nale. 

0  2-zählige    digo- 
nale. 

fehlt. 

üllmannit. 

86 


Erystallklassen.    Übersicht 


KrystallBysteme 

und 
Krystallklassen. 


II.  HexagonalesSystem. 

a:a:a:c;  a/a=:60®, 
a/c  =  90». 

6.  VoUflächige  Klane, 

HeniieärieiU 

7.  Trigonal'hemiedrische 
Klasse, 


8.  Pyramidal  -  hemiedri' 
sehe  Klasse. 


9.  Voüftächig-hemimorfhe 
Klasse, 


10.  KhomboeäHsch'hemi' 
edrisehe  Klasse. 


11.  Trajpezoedriseh'hemi- 
ednsche  Klasse. 


Tetartoedrien. 

12.  Trigonal  -  Utartoedrir 
sehe  Klasse. 


13.  Ehamboedrisch-hemi- 
morphe  Klasse, 


14.  Bhofnhoedrisdi'tetart<h 
edrisehe  Klasse. 


16.  Trapezoedrisch-teUurto- 
edrtsche  Klasse. 


16. 


J^/ramidal-hemifnorphe 
JSlasse, 


Ogdoeärie. 

17.  JJemimor;»^  -  ^etor^ 
edrisehe  KlasH. 


Symmetrie- 
ebenen. 


3+3+1=7 


3+0+1  =  4 


0+0+1=1 


3+3+0=6 


3+0+0=3 


0+0+0=0 


0+0+1=1 


3+0+0=3 


0+0+0=0 


0+0+0=0 


Symmetrieachsen. 


1  6-SB&hlige  Hanpt- 
symmetrieachse. 

3+3  2-2&hligeNe- 
ben8ym.acäen. 

1  3-zählige  Hanpt- 
symmetrieachse. 

3-^0  2-zähligeNe- 
Den8ym.acluen. 

1  6-E&hlige  Hanpt- 
symmetrieachse. 

0+0  2.z&hÜgeNe- 
Densym.afchsen. 

1  6-z&hlige  Haapt- 
symmetrieachse. 

0+0  2-zähligeNe- 
Den8ym.ach8en. 

1  3-zähIige  Haupt- 
Symmetrieachse. 

3+0  2-zähligeNe- 
bensym-achsen. 

1  6-Eählige  Haupt- 
symmetrieachse. 

34-3  2-zähligeNe- 
Densym.acäen. 


1  3-zählige  Haupt- 
symmetrieachse. 

0+0  2-zShligeNe- 
Densym.acäen. 

1  3-zählige  Haupt- 
symmetrieachse. 

0+0  2-zähligeNe- 
bensym.achBen. 

1  3-z&hlige  Haupt- 
symmetrieachse. 

0+0  2-zähligeNe- 
bensym.ac]uen. 

1  3-zahlige  Hauptr 
Symmetrieachse. 

3-1-0  2-zählifi:e  Ne- 
bensym.achsen. 

0+0+0=0  1  6-zählige  Haupt- 
symmetrieachse. 
04-0  2-zähligeNe- 
Densym.acäen. 


0+0+0=0 


1  3-z&hlige  Haupt- 
symmetrieachse. 

0+0  2-zahligeNe- 
bensym.acäen. 


Symme- 

trie- 
centnun. 


vor- 
handen. 


vor- 
handen. 


vor- 
handen. 


fehlt. 


vor- 
handen. 


fehlt. 


fehlt. 


fehlt 


vor- 
handen. 


fehlt 


fehlt 


fehlt 


Beispiele. 


Beryll. 


fehlt 


Apatit 


Jodsilber. 


Kalkspat 


(Doppelsalsv. 
reäitswein- 
sauremAnti- 
monyl-Banr- 
um  u.  Kau- 
umnitrat) 
fehlt 


Turmalin. 


Dioptas. 


Quan. 


Nephelin. 


(Überjodsau- 
res  Natrium.) 


Krystallklassen.    Übersicht 


87 


Krystallsysteme 

und 
Krystallklassen. 


III.  Quadratisches 
System. 

a:a:c;a/a=90»;a/c=90*. 
18.  VoUflächige  Klasse. 


Hemiedrien» 

19.  Pyramidal  -  hemiedri- 
sehe  Klasse. 


20.  VoUflächig-hmir 
morphe  Klasse. 


21.  Teiraedrisch'hemiedri' 
sehe  Klasse. 


22.  Trapezoedriseh'hemi' 
edrisehe  Klasse. 


TetartoedHen* 

23.  Pfframidal'hemp' 
morphe  Klasse. 


24.  Tetraedrisch  '  teiarUh 
edrisehe  Klasse. 


Syminetrie- 
ebenen. 


2+2+1=6 


0+0+1=1 


2+2+0=4 


2+0+0=2 


0+0+0=0 


0+0+0=0 


0+0+0=0 


Symmetrieachsen. 


1  4-Eählige  Hanpt- 
symmetrieachse. 

2+2  2-2&hlige  Ne- 
bensymmetrie- 
achsen. 


1  4-sfthlige  Haupt- 
Symmetrieachse. 

0+0  2-2&hligeNe- 
bensymmetrie- 
achsen. 

1  4-2&hl]ge  Hanpt- 
symm  etrieachse. 

0+0  2-zfthlige  Ne- 
bensymmetrie- 
achsen. 

1  2-zählige  Haaptr 
symmetrieachse. 

2+0  2-sfthlige  Ne- 
bensymmetrie- 
achsen. 

1  4-zählige  Haupt- 
Symmetrieachse. 

2+2  2-2&hligeNe- 
bensymmetrie- 
achsen. 


1  4-zählige  Haupt- 
symmetrieachse. 

0+0  2.ssahlige  Ne- 
bensymmetrie- 
achsen. 

1  2-9sählige  Haupt- 
symmetrieachse. 

0+0  2.KfthligeNe- 
bensymmetrie- 
achsen. 


Symme- 
trie- 
centrum. 


vor- 
handen. 


Tor- 
handen. 


fehlt. 


fehlt 


fehlt 


fehlt 


fehlt 


Beispiele. 


Yesuyian. 


Scheelit. 


(Succii^od- 
imid.) 


Kupferkies. 


(Schwefel- 
saures 
Strychnin. 


Gelbbleien? 


fehlt 


88 


Krystallklassen.    Übersicht. 


KrystallBysteme 

und 
Erystallklassen. 


IV.  Rhombisches 
System. 

a :  ö :  c  j  ajb  ^hjc  =  clas 
90« 

25.  Voüflächige  Klasse, 

Hemiedrien. 

26.  Semimarphe  KUuae. 

27.  Tetraedrisch  -  hemu 
edrisehe  Klane, 


V.  Monokiines  System. 

a\h',c;  alb  =  blc  =  90^; 

ajc  =  ß, 

28.  Voüflächige  Klasse. 

Hemiedrie* 

29.  Hemiedrische  Klasse. 

30.  Hemimorphe  Klasse, 


VI.  Triklines  System. 

alh  =  y, 

31.  Voüflächige  Klasse. 

S[&ntiedTi€* 

32.  Hemiedrische  Klasse. 


Symmetrie- 
ebenen. 


1+1+1=3 


1+1-1-0=2 
0+0+0=0 


0 


Symmetrieachsen. 


Symme- 

trie- 
centnun. 


1+1+1  2-zählige 


1+0+0  2-ztthHge 
1+1+1  2-z&hlige 


1  2-zählige 


0  2-z&hlige 


1  2-cählige 


0 


0 


vor- 
huiden. 


fehlt 


fehlt 


vor- 
handen. 


fehlt 


fehlt 


vor- 
handen. 


fehlt 


Beispiele. 


Schwerspat. 


Eieselsink- 
ers. 

(Bittersals.) 


Gips. 


(Tetrathion- 
saores  £a- 
linm.) 

(Bohrzncker.) 


Axinit 


(Unterschwe- 
fliesanres 
Calciam.) 


Krystallographische  Achgen.  89 

82.  Krystallograplilsclie  Achsen.  Nachdem  wir  nunmehr  die 
Symmetrieverhältnisse  der  Erystalle  eingehend  kennen  gelernt  haben^ 
müssen  wir  noch  einmal  anf  die  Achsen  zurückkommen,  die  man  ihnen 
nun  Zweck  einer  genaueren  Untersuchung  unterzulegen  pflegt.  Wir 
haben  oben  (30ff.)  die  allgemeinen  Verhältnisse  der  Erystallachsen  kennen 
gelernt  und  gesehen,  daß  man  auf  jedes  Achsensystem,  das  von  mög- 
lichen Kanten  eines  Erystalls  gebildet  wird,  die  Flächen  mit  rationalen 
Ableitungszahlen  (Indices)  beziehen  kann.  Solcher  Achsensysteme  sind 
f&r  jeden  Erystall  unendlich  viele  möglich,  man  pflegt  aber  stets 
unter  den  möglichen  fdr  den  praktischen  Gebraach  eines  auszuwählen, 
dessen  Achsen  nach  Richtung  und  Größe  so  beschaffen  sind,  daß  seine 
Symmetrie  dieselbe  ist,  wie  die  des  Erystalls  selbst,  sowohl  was  die 
Zahl,  als  was  die  gegenseitige  Lage  der  Symmetrieebenen  anbelangt,  und 
zwar  so,  daß  zu  gleicher  Zeit  jede  Symmetrieebene  des  Achsensystems 
mit  einer  entsprechenden  des  Erystalls  zusammen^lt.  Aus  der  Üb^- 
einstimmung  der  Symmetrieebenen  folgt  dann  von  selbst  eine  ebenso 
vollkommene  Übereinstimmung  der  S]rmmetrieachsen  im  Erystall  und  im 
Achsensystem,  Man  kann  diese  Übereinstimmung  der  Symmetrie  in 
allen  Fällen  bewerkstelligen,  indem  man  zweckmäßig  gelegene  Sym- 
metrieebenen  der  Erystalle,  welche  ja  stets  möglichen  Flächen  parallel 
gehen  (53),  als  Achsenebenen  wählte  wobei  stets  einander  gleiche  Sym- 
metrieebenen auch  in  gleicher  Weise  zur  Verwendung  gelangen. 
Andere  passend  gelegene  Flächen  werden  als  Einheitsflächen  ge- 
nommen. Wenn  die  Symmetrieebenen  nicht  ausreichen,  wie  im  mo- 
noklinen  und  triklinen  System,  nimmt  man  noch  andere  Erystallflächen 
dazu,  und  man  findet  leicht  solche,  welche  die  Anforderung  erfBUen, 
daß  die  von  ihnen  gebildeten  Eanten  ein  mit  dem  Erystall  in  der 
Symmetrie  übereinstimmendes  Achsensystem  geben. 

In  den  meisten  Fällen  hat  man  sogar  die  Auswahl  zwischen 
mehreren  Achsensystemen,  welche  den  Anforderungen  der  Symmetrie  in 
gleich  vollkommener  Weise  genflgen.  Nur  im  regulären  System  ist  die 
Lage  der  Achsenebenen  und  die  der  Einheitsfläche  durch  die  Symmetrie 
ein  f&r  allemal  fest  bestimmt.  Bei  allen  Erystallsystemen  kann  man 
ein  ihren  Symmetrieverhältnissen  entsprechendes  Achsensystem  mittels 
drei  Achsen  darstellen,  nur  im  hexagonalen  System  sind  deren  vier 
erforderlich 

Ein  nach  obigen  Grundsätzen  gewähltes  Achsensystem,  welches 
mit  den  darauf  bezogenen  Erystallen  in  Betreff  der  Symmetrie  voll- 
kommen übereinstimmt,  heißt  ein  trjfgtallographisches  Achsensysiem. 

Bei  den  krystallographischen  Achsensystemen  genfigt  es,  sich  auf 
die  sechs  vollflächigen  Elassen  zu  beschränken.  Die  Flächen  der 
teilflächigen  Formen  liegen  ja  ganz  ebenso  gegeneinander,  wie  die 
der  holoedrischen,  aus  denen  sie  durch  Wegfallen  eines  Teils  der 


90  Erjstallographische  Achsen. 

Flächen  abgeleitet  werden  können.  Die  hemiedrischen  etc.  Formen 
lassen  sich  also  anf  dieselben  Achsen  beziehen,  wie  die  entsprechenden 
holoedrischen.  In  der  Tat  pflegt  man  anch  in  der  Praxis  fflr  die 
sämtlichen  Klassen  eines  nnd  desselben  Erystallsystems  die  Achsen 
ganz  übereinstimmend  zu  wählen  nnd  zwar  so,  daß  das  Achsensystem 
dieselbe  Symmetrie  hat,  wie  die  am  höchsten  symmetrische,  die  voll- 
flächige  Klasse  (Ausnahme  zuweilen  bei  der  rhomboedrisch-hemiedrischen 
Klasse  des  hexagonalen  Systems  (124) ).  Bei  den  zugehörigen  hemiedri- 
schen Krystallen  ist  dann  natürlich  die  Symmetrie  niedriger,  als  bei 
dem  Achsensystem,  da  ihnen  ja  ein  Teil  der  Symmetrieelemente  der 
zugehörigen  holoedrischen  fehlt ;  namentlich  treten  bei  ihnen  meistens 
die  Achsenebenen  nicht  mehr  oder  doch  nicht  mehr  alle  als  Symmetrie- 
ebenen auf. 

Nach  dem  Vorhergehenden  können  alle  demselben  Krystallsystem 
angehörigen  voUflächigen  nnd  teilflächigen  Formen,  auf  dasselbe 
krystallographische  Achsensystem,  d.  h.  Achsensystem  mit  denselben 
Symmetrieverhältnissen,  bezogen  werden,  während  den  Formen  anderer 
Krystallsysteme  Achsen  mit  anderer  Symmetrie  untergelegt  werden 
müssen.  Man  kann  danach  auch  umgekehrt  sagen :  Ein  KrystaUsj/stem 
ist  der  Inbegriff  aller  derjenigen  voUflächigen  und  teüflächigen  Formen^ 
die  sich  auf  krystallographische  Achsensysteme  mit  derselben  Symmetrie 
beliehen  lassen. 

88.   Toll-  und  teilflächige  Krystallformeii   an  den  Aehsen. 

Treten  an  einem  krystallographischen  Achsensystem  die  sämtlichen 
durch  dessen  Symmetrie  erforderten  und  nach  der  Symmetrie  zu- 
sammengehörigen Flächen  in  gleicher  Beschaffenheit  auf,  so  erhält 
man  einfache  Formen  von  der  höchsten  in  dem  betreffenden  Falle  an 
dem  Achsensystem  überhaupt  denkbaren  Symmetrie.  Es  sind  die  ein- 
fachen Formen  der  holoedrischen  Klasse  des  durch  das  Achsenkreuz  dar- 
gestellten Krystallsystems.  Hemiedrische  einfache  Formen  entstehen, 
wenn  solche  Flächen  an  demselben  Achsensystem  nur  in  den  abwechseln- 
den Raumabschnitten,  also  nur  in  der  Hälfte  der  Oktanten  oder  Dode- 
kanten  auftreten,  oder  wenn  dies  in  jedem  einzelnen  Eaumabschnitt 
nur  mit  der  Hälfte  der  durch  die  Symmetrie  gegebenen  Flächen  der 
Fall  ist.  Diese  können  in  den  einzelnen  Oktanten  etc.  wieder  auf 
verschiedene  Art  angeordnet  sein,  so  daß  bald  die  eine,  bald  die 
andere  Gruppe  der  Symmetrieelemente  der  Achsen  an  dem  Flächen- 
komplex nicht  zur  Ausbildung  gelangt.  Dadurch  erhält  man  die  ver- 
schiedenen Hemiedrieen  und  die  verschiedenen  Gesetze  der  Hemiedrie 
in  der  Weise,  wie  oben  besprochen  worden  ist  (70  ff).  Ganz  analog  sind  die 
hemimorphen,  tetartoedrischen  und  ogdoedrischen  Formen  in  ihrem 
Auftreten  an  den  Achsen  zu  beurteilen.    Bei  der  Betrachtung  der 


Krystallographische  Achsen.  91 

Erystallsysteme  mit   ihren  verschiedenen  Klassen  werden  wir   das 
Nähere  hierüber  kennen  lernen. 

8i«  Ableitung  der  krystallograplüsoheB  Aohsensysteaie.  Bei  regulärm 
KrystaUen  mnß  man  die  drei  aufeinander  senkrechten  Hanptsymmetrieebenen  A  (79) 
als  Achsenebenen  (Fnndamentalflächen)  nehmen.  Diese  schneiden  sich  in  drei  gleichen 
aufeinander  senkrechten  Linien,  den  Achsen.  Da  alle  drei  Achsenebenen  und  Achsen  ein- 
ander gleich  sind,  so  gibt  es  jedenfalls  der  Symmetrie  gemäß  nach  dem  Haüyschen 
Symmetriesatz  (70)  eine  FlSchei  welche  sie  alle  drei  gleich,  d.  h.  so  schneidet,  daß 
sie  die  drei  Achsenebenen  unter  gleichen  Winkeln  trifft,  und  daß  sie  infolgedessen 
Ton  den  Achsen  gleiche  Stücke  a  abschneidet.  Diese  Fläche  muß  als  Einheitsfläche 
gewählt  werden.  Das  krystallographische  Achsensystem  der  regulären  Erystalle  be- 
steht dann  aus  drei  aufeinander  senkrechten  und  gleichlangen  Achsen  a,  a,  a.  Daß 
ein  solches  Achsensystem  in  der  Tat  die  Symmetrie  der  regulären  ErystaUe  besitst, 
ist  leicht  einzusehen. 

Ln  gmdrcUiachen  System  wählt  man  zwei  aufeinander  senkrechte  und  gleiche 
Nebensymmetrieebenen  A  oder  B  (79)  und  dazu  noch  die  auf  jenen  beiden  senkrechte 
und  Ton  ihnen  yerschiedene  Hauptsymmetrieebene  C  als  Acbsenebenen.  Sowohl  die 
zwei  Flächen  ii,  als  die  zwei  Flächen  B  geben  je  mit  C  drei  aufeinander  senk- 
rechte Kanten  als  Achsen,  Ton  welchen  die  beiden  AlC  =  a  (resp.  BJC  =  b)  gleich- 
wertig und  von  der  dritten  AjA  (oder,  was  dasselbe  ist,  BjB)  =  c  yerschieden  sind. 
Solche  einzig  dastehenden  Achsen  c,  welche  von  mehreren  anderen  unter  sich  gleich- 
wertigen a  resp.  b  yerschieden  sind,  nennt  man  allgemein  ^auptocAsen,  jene  gleich- 
wertigen Achsen  a  resp.  b  Nebenacksen.  Im  quadratischen  System  hat  man  also  die 
Wahl  zwischen  zwei  Achsensystemen  a^  a,  c  und  b,  6,  c,  welchen  beiden  die  Haupt- 
achse c  gemeinsam  ist»  während  die  Nebenachsen  a  und  b  fttr  beide  Achsensysteme  in 
einer  zu  c  senkrechten  Ebene  liegen  und  sich  in  dieser  wie  die  Nebensymmetrie- 
ebenen  unter  46®  schneiden.  Was  die  Längen  der  Achsen  a  resp.  b  und  c  betrifft,  so 
muß,  es  mögen  die  Flächen  A  oder  B  neben  C  als  Achsenebenen  gewählt  sein,  die 
Symmetrie  Flächen  zulassen,  welche  von  den  beiden  gleichen  Nebenachsen  a,  resp.  b 
gleiche  Stücke  a,  resp.  b  abschneiden,  von  der  Hauptachse  dagegen,  welche  von  jenen 
Terschieden  ist,  ein  anderes  Stück  c;  irgend  eine  solche  Fläche  wählt  man  als  Einheits- 
fläche. Man  erhält  dann  als  quadratisches  Achsensystem  zwei  gleichlange  und  auf- 
einander senkrechte  Nebenachsen  a,  resp.  &,  und  eine  davon  verschiedene  auf  den 
Achsen  a  und  b  senkrechte  Hauptachse  c.  Ein  solches  Achsensystem  hat  wieder 
genau  dieselbe  Symmetrie,  wie  die  quadratischen  ErystaUe  selbst. 

Ganz  analog  hat  man  bei  der  Wahl  der  Achsen  hexagtmdUr  ErystaUe  zu  ver- 
fahren. Hier  müssen  aber  die  drei  gleichwertigen  Nebensymmetrieebenen  A,  resp.  B 
neben  der  Hauptsymmetrieebene  C  genommen  werden.  Mui  erhält  dann  drei  gleich- 
wertige Nebenachsen  a,  resp.  5,  die  sich  in  einer  mit  C  parallelen  Ebene  unter  60® 
schneiden,  und  eine  darauf  senkrechte  Hauptachse  c,  durch  die  die  sämtlichen  Neben- 
symmetrieebenen A  und  B  hindurchgehen.  Mittels  dreier  Achsen  läßt  sich  die 
Symmetrie  der  vollflächigen  hexagonalen  Erystalle  nicht  darstellen.  Statt  eines 
trimttn»chen  Achsenkreuzes,  wie  bei  den  anderen  ErystaUsystemen,  ist  hier  ein  aus 
vier  Achsen  bestehendes  tetramdrisches  erforderlich. 

In  rhombischen  ErystaUen  geben  die  Durchschnitte  der  drei  aufeinander  senk- 
rechten ungleichen  Symmetrieebenen  A,  B  und  C,  die  drei  aufeinander  senkrechten, 
aber  voneinander  verschiedenen  Achsen  BjC  =  a,  C/A  =  b  und  A/B  =  c  der 
Richtung  nach  (79).  Jede  beliebige,  diese  drei  Achsen  im  Endlichen  schneidende 
Fläche  des  Erystalls  kann  als  Einheitsfläche  dienen;  sie  schneidet,  der  Symmetrie 
entsprechend,  von  den  Aohsoi  die  drei  ungleichen  Stücke  a,  b  und  c  ab. 

In  monoMinen  Erystallen  ist  stets  die  Symmetrieebene  die  eine  der  drei  Achsen- 


92 


Erystallographische  Achsen. 


ebenen.  Dazu  wtthlt  man  noch  zwei  beliebige  aaf  ihr  senkrechte  Krystallflftchen  als 
Achsenebenen  nnd  erhält  dann  drei  voneinander  yerschiedene  Achsen  a,  6,  c,  von 
welchen  zwei  in  der  Symmetrieebene  liegen  nnd  sich  unter  einem  schiefen  Winkel  ß 
schneiden,  während  die  dritte  der  Symmetrieachse  parallel  ist  nnd  auf  jenen  beiden 
senkrecht  steht.  Jede  beliebige  Fläche,  welche  alle  drei  Achsen  schneidet  kann  als 
Einheitsfläche  genommen  werden. 

Bei  iriiJidi'Mn  Erystallen  geben  drei  beliebige  nur  in  einem  Punkt  sich  schneidende 
Flächen  die  drei  ungleichen  und  zueinander  schiefwinkligen  Achsen  a,  6,  c\  jede 
beliebige  diese  drei  Achsen  schneidende  Fläche  kann  als  Einheitsfläche  auftreten. 

85.  Krystallograpliiselie  Aehsen  für  die  einzelnen  Krystall- 
systeme.  Darnach  sind  die  fiir  die  einzelnen  Erystallsysteme  zu 
wählenden  natürlichen  Achsensjrsteme  die  folgenden : 

1,  Reguiäres  System.  Drei  gleiche  Achsen  a,  a^  a  stehen  aufein- 
ander senkrecht  (Fig.  53).    Achsenschema:  a:a:a;  a/a  =  90^. 

I 


-«^8/ 


in. 

Fig.  63. 


r- 


r" 


.^a 


j£ 

Fig.  55. 


2.  Hexagonales  System.    Drei  gleiche  Nebenachsen  a,  a,  a  liegen  in 

einer  Ebene  und  schneiden  sich  unter  je  60^;  die  Hauptachse  c  steht  auf 

ihnen  senkrecht  (Fig.  54).  Achsenschema :  a :  a :  a :  c ;  a/a  =  60® ;  a/c = 90®- 

Für  die  Krystalle  der  rhomhoedrisch-hemiedrischen  Klasse  werden  nicht  selten 
besondere  Achsen  benützt,  von  denen  bei  der  speziellen  Beschreibung  des  hexagonalen 
Systems  unten  noch  weiter  die  Bede  sein  wird  (124). 

3.  Quad/ratisches  System.  Zwei  gleiche  Nebenachsen  a,  a  und  die 
davon  verschiedene  Hauptachse  c  stehen  aufeinander  senkrecht  (Fig.  55). 
Achsenschema:  a:a\c\  ala  =  alc  =  90^. 

4.  Bhombisches  System.  Drei  voneinander  verschiedene  Achsen  a,  6,  c 
stehen  aufeinander  senkrecht  (Fig.  56).  Achsenschema :  a:i:c]  afb==^ 
ft/c  =  cja  =  90^. 


^"T 


.^8/ 


V — ^^ 

t 


Fig.  66. 


>a 


Fig.  57. 


ir^''^^ 


Je 
Fig.  58. 


5.  MoMklines  System.  Von  den  drei  ungleichen  Achsen  a,  h^  c  machen 
a  und  e  einen  schiefen  Winkel  ajc  —  ß  miteinahder,  die  dritte  b  steht 


Krystallographische  Achsen.  93 

senkrecht  auf  a  und  c  (Fig.  57).  Achsenschema :  a :  & :  c ;  o/i = c/& = 90^ ; 

alc  =  ß. 

6,  Trääines  System,  Die  drei  ungleichen  Achsen  a,  b^  c  machen  die 
schiefen  Winkel  bjc  — =  a;  cja  =^  ß;  a/ft  =  y  miteinander  (Fig.  68). 
Achsenschema:  a:b:c;  blc  =  a;  cja  =  ß',  a(b=^y. 


86«  AekseneleaieBte.  Im  re^ftren  System  sind'  das  Verhältnis  der  Achsen 
a',a\a  nnd  die  Achsenwinkel  (=  90®),  also  die  Achsenelemente  (38),  ein  fUr  allemal 
fest  bestimmt  nnd  für  alle  Substanzen  konstant.  Die  einselnen  regulären  Erystall- 
formen  werden  daher  bei  gleichen  Ableitnngszahlen  (Indices)  an  allen  regulär 
krystallisierten  Substanzen  stets  mit  denselben  Winkeln  und  flberhaupt  genau  in  der- 
selben Qestalt  wiederkehren  müssen.  Bei  aUen  anderen  Kristallsystemen  sind  die 
Achsenelemente  für  die  verschiedenen  Substanzen  wechselnd  je  nach  der  Wahl  der 
Fundamental-  resp.  Einheitsflächen.  Für  eine  bestimmte  Wahl  dieser  letzteren 
hängen  die  Achsenelemente  auch  hier  nur  von  den  Flächenwinkeln  der  Erystalle  der 
betreffenden  Substanz  ab  und  werden  in  derselben  Weise,  wie  wir  es  oben  (38)  ge- 
sehen haben,  aus  diesen  berechnet.  Sie  sind  daher  auch  in  einem  solchen  krystallo- 
graphischen  Achsensystem  für  die  Substanz  charakteristisch  (38).  Ein  solches  krystaUo- 
graphisches  Achsensystem  gibt  aber  in  noch  h(}herem  Maße  ein  übersichtliches  Bild 
der  Krystallisation  einer  Substanz,  als  ein  von  beliebigen  Kanten  gebildetes,  weil 
durch  ein  solches  auch  die  Symmetrieverhältnisse  der  Krystalle  dargestellt  werden. 

87.  Oktanten^  Dodekanten.  Die  in  diesen  Achsensystemen  vor- 
handenen, von  je  drei  aneinander  stoßenden  Achsenebenen  gebildeten 
Baunabschnitte  (Oktanten,  im  hexagonalen  System  Dodekanten)  mttssen 
Ecken  des  Erystalls  entsprechen,  denn  die  Achsenebenen  sind  Flächen, 
die  Achsen  selbst  Kanten  desselben  parallel.  Alles,  was  für  Ecken  gilt, 
gilt  somit  anch  ffir  die  Eanmabschnitte.  Diese  sind  alle  von  der  Beihe 
nach  gleichen  Flächen  gebildet,  nämlich  von  den  drei  (resp.  vier)  Achsen- 
ebenen. Diese  schneiden  sich  in  den  Kanten  (Achsen)  entweder  nnter 
lanter  in  allen  Oktanten  der  Eeihe  nach  gleichen  Winkeln,  wie  in 
den  vier  ersten  Systemen,  dann  sind  die  sämtlichen  ßanmabschnitte 
einander  gleich ;  oder  die  Winkel  von  je  vier  Oktanten  sind  einander 
gleich  nnd  von  den  vier  anderen  verschieden,  wie  im  monoklinen 
System;  oder  aber  es  sind  nnr  je  zwei  diametral  gegenüberliegende 
Banmabschnitte,  welche  nur  im  Achsenmittelpnnkt  aneinander  stoßen, 
einander  gleich,  wie  im  triklinen  System. 

88.  Gruppierung  der  Fläehen  um  die  Achsen.  Ist  das  Achsen- 
system der  Symmetrie  entsprechend  in  der  angedeuteten  Weise  ge- 
wählt^ so  sind  die  Flächen  der  holoedrischen  Krystalle  um  dasselbe 
durchaus  symmetrisch  angeordnet,  da  ja  die  Krystalle  und  die  krystallo- 
graphischen  Achsensysteme,  auf  welche  sie  bezogen  werden,  in  dem 
Orad  der  Symmetrie  vollständig  miteinander  übereinstimmen  (82) 
und  die  Symmetrieebenen  des  Krystalls  mit  den  entsprechenden  Sym- 
metrieebenen des  Achsensystems  zusammenfallen.    Dies  ist  aber  nur 


94  KrTBtallographische  Aduen. 

möglich,  wenn  1q  allen  gleictLen  ßanmabscbnitteii  (Oktanten  oder  Dode- 
kanten)  der  krystallographischen  Achsenaysteme  gleich  viele  gleich- 
liegende  Flächen  Torhanden  sind,  dorch  welche  alle  gleichen  Achsen 
gleich,  d.  b.  in  den  gleichen  B^tfernnngen  vom  Achsenmittelpuakt,  also 
mit  gleichen  Ableitnngszahlen  oder  Indices  geschnitten  werden,  nnd 
wenn  ferner  alle  Flächen,  die  von  gleichen  Achsen  gleiche  Stttcke  ab- 
schneiden, in  allen  Raamabschnltten  einander  gleich  (8)  nnd  von  allen 
anderen  Flächen  verschieden  sind. 

Umgekehrt  haben  die  krjstallographischen  Achsensysteme  die 
Eigenschaft,  dafi  an  ihnen  sämtliche  gleiche  Flächen  bezit^angsweise 
gleiche  StUcke  abschneiden,  sonst  wäi-e  ja  die  Übereinstimmong  der 
Spnmetrie  gestQrt  Alle  Flächen  einer  einfachen  Form  erhalten  dem- 
nach dieselben  Ableitungszahlen  (Indices),  d.  h.  denselben  Achsenaos- 
drnck.  Dies  gilt  sowohl  für  die  holoedrischen  Formen  wie  für  die 
hemiedrischen.  Biese  letzteren  entstehen  ja  ans  jenen  dadurch,  daB 
ein  Teil  ihrer  Flächen  wegftUt,  wodurch  die  Achsenschnitte  (die  Sym- 
bole) der  bleibenden  nicht  geändert  werden. 

Beispiel.     Wir   hatten    schon   oben   (66)    du    Dioktatder    als    eine   einfache 
Eryatallform  kennen  gelernt    In  Fig.  59  ist  es  pergpektiyiach  von  der  Seite,  in 
Fig.  61  Tim  oben  gesehen  in  der  Horizontalprojektian  abgebildet.    Die  Beschreibung 
nnd  die  Abbildungen  lassen  erkennen,  daH  es  eise  vollflächige  Form  des  quadra- 
tischen Systems  mit  6  ^  2  -\-  2  -\-  1  Sjmmetrieebenen  ist     Die  Banptsjmmetrie- 
ebene   ist   die   gemeinsame   Onind- 
flftche  der   beiden    nach    oben    nnd 
nach  unten  gerichteten  Pyramiden, 
die  das  Dioktaeder  Easammenaetzen. 
Die  beiden   Gruppen  Ton    je    zwei 
Nebeusymmetrieebenen    sind    dnrch 
die  beiden  Kichtnngen  Oa,  resp.  Ob 
bestimmt,  die  nach  den  in  der  Hanpt- 
symmetrieebene  liegenden    abwech- 
selnd gleichen  Ecken  verlanfen.  Sie 
schneiden   sich    in  der  zur  Hanpt- 
symmetrieebene  senkrechten  Geraden 
ee  unter  4ö"  und  sind  ebenfalls  ab- 
wechselnd einander  gleich.   Die  Sjm- 
uietrieTerhältniase  entsprechen  also 
Fig.  69.  völlig  denen  der  Tollflächigeii  Formen 

des  quadratischen  Systems. 
Wenn  man  nun  dem  Dioktaeder  an  krystollographisches  Achsenaystem  unterlegen 
will,  so  muß  die  Hauptachse  jedenfalls  die  Gerade  cOc  sein,  in  der  sich  die  vier 
Nebeosymmetrieebenen  schndden.  Als  Nebenachsen  stehen  je  die  beiden  auf  dieser 
nnd  aufeinander  senkrechten  Richtiuigen  aOa,  resp.  bOb  lur  VerfOgong.  Wir 
w&blen  davon  die  beiden  Richtungen  aOa  und  unterscheiden  sie,  unbeschadet  ihrer 
krystallographiscben  Gleichwertigkeit,  der  Richtnng  nach  als  Oa  und  Da',  indem 
wir  gleichceitig  die  -|-  und  —  Äste  in  der  Weise  annehmen,  wie  es  ans  den  Figuren 
EU  ersehen  ist.  An  einem  solchen  Achsensystem  schneidet  jede  Fl&che  des  Diokta- 
eders,  von  sSmtlichen  Achsen  ungleiche  StDcke  ab.    Der  allgemeine  Flachenausdruck 


Erystallographische  Achsen.  96 

ist  demnach:  x  *  T '  T'  ^^  ^  ^™^  ^  ^^  ^^  ^^  ~l~  ^^^  —  ^^  ^^'  Nebenachsen 

Oa  nnd  Oa*,  l  sich  ebenso  anf  die  Hauptachse  Oc  bezieht 

Für  dieses  Achsensystem  sind  die  Symmetrieebenen  des  Krystalls  ebenfalls 
Symmetrieebenen;  der  Erystall  und  die  Achsen  stimmen  in  Beziehung  auf  die  Sym- 
metrie vollkommen  überein.    Schneidet  nun  eine  Mäche,  z.  B.  3,  auf  der  Achse  -|-  ^ 

em  Stück  -r-»  ^^  ^^  Achse  +  a'  ein  Stück  -^  ab|  so  kann  die  Symmetrie  nach  Ob** 

nur  bestehen,  wenn  die  Fläche  4  auf  -|-  Oa  ein  Stück -r-,  auf  +  a*  ein  Stück  j- 

c 
abschneidet,  wobei  beide  Flächen  durch  den  Punkt  der  Hauptachse  -y  gehen  müssen. 

Dadurch  sind  dann  die  gleichen  Achsen  a  und  a*  zunächst  in  dem  einen  Oktanten 

["h  ^  4~  ^'i  +  ^]  gi^ch»  jede  mit  den  beiden  Indices  h  und  k  geschnitten.    Da  auch 

Oa  und  Oa',  sowie  ab  Symmetrieebenen  sind,  so  muß  in  jedem  anderen  Oktanten 

ebenfalls  eine  solche  Gruppe  tou  zwei  Flächen  auftreten,  die  überall  von  den  Achsen 

a  a 

a  die  beiden  Stücke  -r-  und  -j-  abschneiden  und  die  die  Achse  c  oben  oder  unten  in 

e 
der  Entfernung  -j  treffen.    Alle  diese  Flächen  müssen  auch  der  Symmetrie  wegen 

notwendig  einander  gleich  sein.  Die  Übereinstimmung  von  Erystall  und  Achsen- 
system hat  also  in  der  Tat  zur  Folge,  daß  von  den  Flächen  des  ersteren  gleiche 
Achsen  gleich  (d.  h.  mit  gleichen  Indices  oder  Ableitnngszahlen)  geschnitten  werden, 
daß  in  gleichen  Baumabschnitten  (Oktanten)  gleich  viele  gleich  liegende  Flächen 
vorhanden  sind  und  daß  die,  gleiche  Achsen  in  gleicherweise  schneidenden  Flächen 
einander  gleich  sein  müssen.  Das  Achsensystem  hat  die  Eigenschaft,  daß  alle  Flächen 
des  Dioktaeders,  wenn  man  von  den  Vorzeichen  der  Achsenäste  absieht,  dasselbe  Symbol : 

Wir  haben  hier  den  einfachsten  Fall,  den  einer  einfachen  vollflächigen  Erystall- 
form  als  Beispiel  zu  Grunde  gelegt.  Der  kompliziertere  Fall  der  hemiedrischen 
Formen  und  femer  der  Kombinationen  ergibt  sich  hieraus  dann  von  selbst. 

89.  Ableitnng  der  elnfaehen  Formen  aus  den  krystallo- 
gTaphisehen  Aehsen.  Danach  kann  man  die  sämtlichen  an  einem 
beliebigen  krystallographischen  Achsensystem  möglichen  einfachen  voll- 
flächigen  Fonnen  (und  durch  deren  Vereinigung  alle  denkbaren  Kom- 
binationen) a  priori  ableiten,  indem  man  sich  zunächst  eine  Fläche  in 
sämtlichen  überhaupt  möglichen  Lagen  an  den  Achsen  auftretend  denkt 
und  jedesmal  alle  anderen  Flächen  dazu  konstruiert,  die  nach  der 
Symmetrie  daneben  noch  weiter  auftreten  mfissen.  Diese  entsprechen 
dann  den  obigen  Bedingungen  für  die  symmetrische  Gruppierung  yon 
Flächen  um  den  Achsenmittelpunkt:  1.  In  jedem  einzelnen  Raumab- 
schnitt müssen  auf  allen  gleichen  Achsen  von  den  auftretenden  Flächen 
gleiche  Stücke  abgeschnitten  werden.  2.  In  allen  gleichen  Raumab- 
schnitten müssen  gleich  viele  solcher  Flächen  vorhanden  sein.  3.  Alle 
in  dieser  Weise  zusammengehörenden  Flächen  müssen  einander  gleich 
sein.  Die  vielfachen  so  abgeleiteten  Formen  stimmen  mit  den  an  den 
natürlichen  Erystallen  direkt  oder  in  Kombinationen  beobachteten  auf 


96  ErjatallograpliiBche  Achoen. 

das  TollfitäiidJg:ste  fibereia.  Dabei  kann  man  sich  auf  die  Ableitung 
der  Tollfiächigen  Formen  beschränken.  Ans  diesen  ergeben  sich  die 
teilflächigen,  indem  man  eine  Anzahl  von  Flächen  nach  den  rer- 
schiedenen  Gesetzen  der  Hemiedrie  et«,  verscbwundea  denkt. 

90.   Beispiele.    Hat  man  z.  B.  ein  rliombiacheB  Achseiujitein,  gebildet  von  den 

diei  nogleichen  aoIelnaitdeT  senkrechten  Achsen  a,  h,  e  (Fi^.  60),  nnd  wird  dieses  von  einer 

Fläche  so  getroffen,   daß  diese  von  Allen  drei  Achsen 

ungleiche    endliche  Stticka   abschneidet,  dum  hat  sie 

im  Oktanten  [-|- a,-\-h,-\-c\  im  allgemeinen  den  Ans- 

dnick:  -r— F^ -T— i- :-r   !■    Dadurch  wird  die  Symmetrie 

+  A   +fc   +1 

in  diesem  einen  Oktanten  Tollst&ndig  erfilllt,  and  da 

alle  drei  Achsen  nngleich  sind,  so  kOnnen  von  ihnen  anch 

ganz  beliebige  ungleiche  Stficke  abgeschnitten  werden. 

p.     gQ  bi  demselben  Oktanten  ist  also  keine  weitere  Flfiche 

durch  die  STmmetrie  erfordert,  dagegen  muO,  da  hier 

alle  Oktanten  einander  gleich  sind,  eine  solche  Fläche,  welche  von  den  Achsen  a,h,e 

9tBcke  im  Verhälbus  "T"  '  T  '  T  "^^Bchneidet,  in  jedem  der  sieben  anderen  Oktanten 

auftreten.    Diese  befriedigen  dann  mit  jener  ersten  die  Symmetrie  vollständig  und 

alle  acht  Eusammen  begrensen  ein  sog.  rhotnbitcke»  Oktaeder,  wie  es  als  einfache 

Erystallfonn  an  rhombischen  Erystallen  häufig  vorkommt.    Die  acht  Flfichen  eines 

solchen  Oktaeders  haben  unter  Berücksichtigung  der  Yoreeicben  der  Acbsenabschnitte 

folgende  Ausdrücke: 


+h-  +  k-  +  i     "**  +h+k 

+  A-  — ft-  +  J  +h'  —  k 


-h—k 


-h-  +  k-  +  l  — A'  +  k 


=  hia 


Hat  man  dagegen  ein  quadratiseha  Achsensystem  mit  drei  rechtwinklig  sich 
schneidenden  Achsen,  von  denen  swei  einander  gleich,  a  und  a,  und  die  dritte  e 
davon  verschieden  (Fig.  6],  auf  die  Ebene  der  Neben- 
achsen projiziert,  so  daß  die  Achse  c  auf  dem  Papier 
senkrecht  steht)  und  tritt  daran  eine  Fliehe 
-T- : -^ : -T- auf ,  so  erfordert  hier  die  Symmetrie 
nach  bb,  die  im  rhombischen  System  nicht  vor- 
handen ist,  zQuächst,  daQ  in  demselben  Oktanten, 
wo  die  genannte  Fläche  sich  befindet,  noch  eine 
Eweite  durch -T-  gehende  Fläche    auftritt,   welche 

die  erst  in  -^  geschnittene  Achse  nun  in  -r-  schneidet 

_.     g.  und  umgekehrt.    Dann  ist  in  diesem  Oktanten  wieder 

V'      '  alles  symmetrisch,  danon  die  beiden  gleichen  Achsena 

anch  in  gleicher  Weise,    beide  sowohl  in  -r-,  als  in  ■?- geschnitten  werden.   Unter- 


Ableitung:  einfacher  Krystallfonnen  ans  den  Achsen.  97 

Bcbeidet  man  wieder,  um  iuizweident%  featmatellen,  zn  welcher  Achse  a  die  Indicea 
gehören,  die  von  rechts  nach  links  gebende  als  a'  von  der  Ton  vom  noch  hinten 

gehenden  a,  dann  sind  diese  swei  Fl&chen:  X'  "fc"  'T^^^  ""^"iT'X  '  'T^^^ 
(wenn  man  bei  der  Hillerschen  BeEeichnnngsweiae  Btet«  die  anl  a  bezfl^chen  In- 
dicea BD  erster,  die  auf  a'  beiflglichen  an  cweit«r  Stelle  schreibt).  Da  nnn  die  ait- 
deren  neben  Oktanten  dem  hier  betrachteten  gleich  sind,  so  mnß  in  jedem  derselben 
eine  soldie  G^ppe  von  xwei  FUchen  liegen,  welche  von  den  Achsen  a  Stücke  -^ 
und  -r-  nnd  von  e  das  Stück  -j-  abschndden,  and  man  erhSlt  die  schon  mehrfach 

betrachtete  16  flächige  Doppelp^ramide,  welche  als  Dioktaeder  bei  quadratischen 
Kristallen  als  einfache  Erjstallform  Torkommt  (Fig.  40  o.  &9}.  Die  Adsdrtkcke 
der  Fischen  derselben  sind  mit  BerQcksichtignng  der  Torceichen; 


+  k-  +  h-  +  l- 
+k'-—h'-+T  = 


=  kU 


+  h-  +  k 
+  k'  +  h 


-A'-f  ft 


WOxde  an  dem  quadratischen  Acbsensystem  eine  Flfiche  auftreten,  die  von  den 
beiden  Nebenachsen  gleiche  Studie  abschneidet,  nnd  also  den  Ansdmck :  x  ■  X '  T  ^  **' 
hat,  so  wVrde  sie  in  dem  betreffenden  Oktanten  die  Symmetrie  für  sich  allein  Toll- 
stSadig  erftUlen.  In  Jedem  Oktanten  müHte  eine  solche  Fltlche  liegen,  und  man 
wfirde  anch  hier  einen  oktaedrischen  KOrper  aber  von  etwas  anderer  Art,  als  an 
einem  rhombischen  Achsensj^tem,  ein  quadratische»  Oktaeder,  erhalten.  Nach  dem 
obigen  würden  die  Symbole  der  acht  Flächen  sich  ohne  Schwierigkeit  ergeben. 

In  einem  monoMinen  Achsensystem  sind  nnr  je  Ewei 
in  der  Symmetrieri)ene  (oc)  aneinanderstoliende  Oktanten 
nnd  die  iwei  diametral  gegenQberliegenden,  also  je 
vier  und  vier  einander  gleich  [Fig.  62),  und  Ewar  die 
vier,  in  welchen  der  Winkel  aje  =  fi,  dann  die  vier,  in 
welchen  der  Nebenwinkel  a/c  =  180*  — ;fl  ist.    Tritt  in 


Q  Oktant«n  eine  Flfiche  - 


r  auf,  so  er- 


fUlt  diese  in  demselben  wegen  der  Ungleichheit  der 
drei  Achsen  die  Symmetrie  gani.  Dagegen  ist  noch  je 
eine  Flfiche  in  dem  symmetrisch  anstoBenden  Oktanten 
nnd  in  den  ewei  diametral  gegenüberliegenden  Oktanten 
erforderiich,  nnd  es  entsteht  ein  tehiefes  Pritma  mit  rhom- 
Baaai,  HinanJoiti«. 


98  Gleichliegende,  gleichnamige  Flächen. 

biaehem   Quer9chniit,    wie  es   bei  monoklinen   Krystallen   sehr  häufig  vorkommt 
Dessen  Flächen  haben  die  Ansdrücke: 


^h'  +  k'  +  l  —h'  +  k'-^l 


91.  CHdeUiegende^  glelehnamige  FlSclieii.  Die  nach  der  Sym- 
metrie zu  einer  einfachen  Krystallform  gehörigen  Flächen  haben,  wie 
diese  Beispiele  zeigen,  alle  gegen  das  krystallographische  Achsensystem 
genan  dieselbe  Lage,  man  nennt  sie  daher  anch  gleichliegende  Flächen. 
Außerdem  sieht  man,  wenn  man  die  Ausdrücke  der  sämtlichen 
Flächen  der  angeführten  einfachen  Krystallformen  miteinander  ver- 
gleicht, daß  sie  vollkommen  übereinstimmen,  wenn  man  von  dem  Unter- 
schied der  +  und  —  Richtung  der  Achsen  absieht  und  wenn  man 
gleichermaßen  absieht  von  einer  Unterscheidung  der  gleichwertigen 
Achsen  a  und  af  in  Bezug  auf  ihre  Richtung.   Dann  erhält  man  für  alle 

Flächen  des  rhombischen  Oktaeders  (90)  den  Ausdruck  •  r  •  x  •  T  ~  (^^• 

An  den  Ausdrücken  für  die  Flächen  des  Dioktaeders  (90)  kann  man 
die  auf  beide  Nebenachsen  a  und  a'  bezüglichen  Indices  wegen  der 
Gleichheit  von  a  und  a'  vertauschen.   Auch  sie  stellen  sich  dann  alle  dar 

unter  der  Form :  t  •  T  •  T  "^  (*^^'  ^^  ^^^^  ^^^  ^^  ®^^^  ^^^^  andere 

Bedeutung  hat  wie  oben,  da  sich  die  Indices  hier  nicht  auf  ein  rhom- 
bisches, sondern  auf  ein  quadratisches  Achsensystem  beziehen.  Die 
Flächen  des  schiefen  rhombischen  Prismas  erhalten  an  dem  monoklinen 

Achsensystem  ebenfalls  alle  den  Ausdruck:^:  x  •  y  ^*  (^*0j  wo  natürlich 

(Jüe[)  wieder  eine  andere  Bedeutung  hat  wie  oben.  So  kann  man  alle 
Flächen  einer  jeden  einfachen  Krystallform  ausnahmslos  an  einem 
krystallographischen  Achsensystem  auf  denselben  Ausdruck  bringen,  der 
zugleich  von  den  Ausdrücken  aller  anderen  einfachen  Formen  ver- 
schieden ist.  Daher  nennt  man  die  Flächen  der  einfachen  Krystall- 
formen auch  gleichnamige  oder  isoparametrische  Flächen.  Man  kann 
dann  eine  jede  einfache  Krystallform  mit  Beziehung  auf  ein  in  der 
Symmetrie  mit  ihr  übereinstimmendes  Achsensystem  auch  definieren  als 
eine  Krystallform,  welche  von  lauter  gleichliegenden  und  daher  gleich- 
namigen (isoparametrischen)  Flächen  begrenzt  ist.  Diese  Definition  gilt 
aber  nur  für  ein  solches  krystallographisches  Achsensystem. 

Man  kann  dann  auch  jede  einfache  Krystallform  mit  dem  Aus- 
druck einer  ihrer  Flächen  bezeichnen,  welchen  man  zu  diesem  Zweck 
in  eine  runde  Klammer  schließt,  wenn  man  ihn  in  Millerscher  Weise 
schreibt ;  dadurch  erhält  man  den  Ausdruck  (das  Symbol)  dieser  Krystall- 


Kombinationen.    Modifikationen  der  Kanten  und  Ecken. 


99 


form.  So  ist :  t-  •  x  •  t  =  (*^  ^^^  Ausdruck  des  rhombischen  Oktaeders 
oder  des  schiefen  rhombischen  Prismas,  je  nachdem  sich  derselbe  auf 
ein  rhombisches  oder  monoklines  Achsensystem  bezieht ;  x  -  T  -  y  =  (^ 

ist  der  Ausdruck  des  Dioktaeders,  und  jr  •  t"  *  T  "^  (**^^  ^^^  Ausdruck 

eines  quadratischen  Oktaeders  an  einem  quadratischen  Achsensytem  etc. 
Fflr  das  Symbol  der  ganzen  Erystallform  pflegt  man  die  Fläche  zu 
wählen,  bei  der  ä  >  *,  resp.  im  regulären  System  ä  >  ä  >  t 

92.  Kombinationen.  Im  bisherigen  haben  wir  kennen  gelernt, 
wie  sich  mit  Hilfe  der  krystallographischen  Achsen  alle  einzelnen  ein- 
fachen Formen  jedes  Erystallsystems,  voUflächige  sowohl  wie  teil- 
flächige, ableiten  lassen.  Nunmehr  müssen  wir  sehen,  wie  sich  diese 
einfachen  Formen  miteinander  zu  Kombinationen  (9)  vereinigen.  Man 
kann  sich  dies  ganz  allgemein  geometrisch  so  vorstellen  —  in  der 
Natur  ist  der  Vorgang  natürlich  ein  ganz  anderer  — ,  daß  zwei  ein* 
fache  Formen  (und  weiterhin  auch  jede  beliebige  größere  Zahl) 
sich  gegenseitig  durchdringen.  Dabei  müssen  dann  die  Flächen 
der  einen  Form  an  den  Kanten  und  Ecken  der  anderen  mehr  oder 
weniger  große  Stücke  abschneiden.  Dieses  Abschneiden  geschieht  in 
verschiedener  Weise,  je  nach  der  Gestalt  der  beiden  kombinierten 
Formen.  Man  bezeichnet  es  als  die  Modifikation  der  Kanten  und 
Ecken.  Wir  haben  zuerst  diese  Modifikationen  genauer  kennen  zu 
lernen  und  die  bei  der  Krystallbeschreibung  allgemein  benützten  Be- 
nennungen, die  ihnen  beigelegt  worden  sind,  zu  erläutern,  und  schließen 
daran  die  Betrachtung  der  strengen  Gesetzmäßigkeiten  an,  welche 
die  Kombinationsbildung,  d.  L  die  Ableitung  der  Kombination  aus  den 
einzelnen  einfachen  Formen  beherrschen. 


98.  Modifikationen  der  Kanten  nnd  Ecken.  Eine  Kante  a(b 
heißt  abgestumpft  durch  die  Fläche  c,  wenn  diese  die  zwei  Flächen  a 
und  6  in  parallelen  Kanten  schneidet 
<mit  a  und  h  in  einer  Zone  liegt) 
(Fig.  63);  c  heißt  Abstumpfungs- 
fläche. Ist  ^  alc  =  -^  hjcy  so  ist 
die  Abstumpfung  gerade^  im  anderen 
Falle  schief,  Ist  neben  der  Fläche 
c  noch  eine  weitere  d  in  der  Zone 
[ab]  vorhanden,  die  die  Flächen  h 
und  c  in  parallelen  Kanten  schneidet 
(Fig.  64),  so  sagt  man,  die  Kante  afb  ist  durch  die  Flächen  c  und  d 


Fig.  63.. 


Fig.  64. 


7» 


100 


Kombinationsbildimg. 


eugeschäfft    Auch  hier  kann  die  Znschärfong  eine  gerade  oder  schiefe 
sein,  je  nachdem  ^  ajc  =  -^  6/rf  oder  nicht. 

Ist  eine  Ecke  (abc)  dnrch  eine  Fläche  d  ersetzt,  so  sagt  man,  die 
Fläche  stumpft  die  Ecke  ab  (Fig.  65),  nnd  zwar  wieder  entweder  ge- 
rade oder  schief,  je  nachdem  die  Abstompfnngsfläche  d  gleiche  oder 


Fig.  66. 


Fig.  66. 


Fig.  67. 


ungleiche  Winkel  mit  den  die  Ecke  bildenden  Flächen  a,  6,  c  macht 
Treten  statt  der  Ecke  mehrere  Flächen  auf,  so  heißt  die  Ecke  guge- 
spittft,  und  zwar  von  den  Flächen  ans  (Fig.  66)  oder  von  den  Kanten 
ans  (Fig.  67).  Die  Fläche  a  (Fig.  67)  heißt  auf  die  Kante  min  auf- 
gesetzt,  und  zwar  gerade,  wenn  -=5  alm  =  -4  ajn,  sonst  schief.  In  Fig.  66 
ist  die  Fläche  a  auf  die  Fläche  m  aufgesetzt 

94.  Gesetze  der  KombinatioiisMldiiiig.  Aus  einer  jeden  Kom- 
bination kann  man  die  in  ihr  vereinigten  einfachen  Formen  ableiten 
in  derselben  Weise,  wie  es  oben  (9)  in  der  Kombination  des  Würfels 
und  des  Oktaeders  geschehen  ist,  indem  man  je  alle  gleichen  Flächen 
zusammen  sich  ausgedehnt  denkt  bis  zum  gegenseitigen  Schnitt  der 
unmittelbar  benachbarten,  unter  gleichzeitigem  Verschwinden  aller 
übrigen.  Führt  man  dies  bei  einer  möglichst  großen  Zahl  von 
Krystallen  aus  und  untersucht  die  Kombinationen  selbst  sowie  die 
aus  ihnen  in  dieser  Weise  ableitbaren  einfachen  Formen  in  Bezug 
auf  ihre  Symmetrie,  so  findet  man  das  ganz  allgemein  gültige  Gesetz. 

Die  sämtlichen  in  einer  Kombination  vereinigten  einfachen  Krystattformen 
haben  stets  genau  die  gleiche  Symmetrie  (denselben  Symmetriegrad) j  und  die 
von  ihnen  gebildete  Kombination  stimmt  mit  ihnen  hinsichtlich  der  Symr 
metrie  ebenfciUs  vollkommen  überein  oder  mit  anderen  Worten:  -4.Zfe  0U 
einer  Kombination  verbundenen  einfachen  Formen  gehören  der  nämlichen 
KrystaHMasse  an,  und  zu  derselben  Klasse  gehört  auch  die  von  ihnen  ge- 
bildete Kombination, 

Es  kombinieren  sich  beispielsweise  nur  yollflächig-regnlSre,  oder  nur  tetraedrisch- 
oder  nur  pyritoedrisch-reguläre  einfache  Formen  je  miteinander,  und  die  entstandenen 
Kombinationen  sind  ebenfaUs  vollflächig-regulär,  resp.  tetraedrisch  oder  pjrritoedriscL 
Es  kombinieren  sich  jedoch  niemals  regulär-pyritoedrische  mit  tetraedrischen,  qua- 
dratische mit  hexagonalen  einfachen  Formen  etc.  Dabei  ist  aber  stets  zu  berück- 
sichtigen, daß,  wie  oben  schon  (76)  angedeutet  wurde  und  wie  wir  noch  weiter 
sehen  werden,  einzelne  einfache  Formen  mehreren  Krystallklassen  und  auch  mehreren 
Krystallsystemen  gleichzeitig  angehören  können. 


Kombinatio&Bbildaiig.  101 

Ein  Beispiel  für  die  erwähnte  Gesetzmäßigkeit  gibt  die  oben  (9)  besprochene 
Kombination  von  Oktaeder  o  nnd  Würfel  h  (Fig.  7),  in  der  stets  die  sämtlichen 
Kombinationskanten  o/A  einander  genan  gleich  sind.  Würfel  sowohl  wie  Oktaeder 
haben  3  -f-  ^  Symmetrieebenen  nnd  gehören  also  der  voUflächig-regnlären  Klasse  an. 
Dieselbe  Zahl  von  3  -f-  6  Symmetrieebenen  (nnd  sonstigen  Symmetrieelementen)  findet 
man  ebenfalls  ia  der  Fig.  71  abgebildeten  Kombination  beider,  nnd  zwar  anch  genau 
in  der  gleichen  Anordnung,  wie  in  den  beiden  einfachen  Formen.  Die  drei  Hanpt- 
symmetrieebenen  ziehen  in  der  Richtung  der  Diagonalen  der  Würfelflächen  h  und 
die  sechs  Nebensymmetrieebenen  in  der  Richtung  der  Höhenlinien  der  Oktaederflächen  o 
und  auf  den  Würfelflächen  h  parallel  mit  den  gleichen  Kanten  hfo.  Die  Kombination 
ist  somit  ebenfalls  der  yoUflächig-regulären  Krystallklasse  zuzurechnen.  Ähnliche 
Beispiele  werden  wir  im  Laufe  unserer  Betrachtungen  noch  in  großer  Zahl  kennen 
leinen. 

95.  SymmetrleyerliSltiiisse  der  Eombinationeii.  Wenn  diese 
völlige  Übereinstimmung  in  der  Symmetrie  zwischen  den  einfachen 
Erystallformen  nnd  den  von  ihnen  gebildeten  Kombinationen  möglich 
sein  soll,  dann  müssen,  wie  eine  einfache  Betrachtung  lehrt,  die  kom- 
binierten Formen  nicht  nur  gleiche  Symmetriegrade  besitzen,  sondern 
es  müssen  auch  in  der  Kombination  die  sämtlichen  Symmetrieebenen 
und  -achsen  der  einen  Form  parallel  mit  den  entsprechenden  Stücken  der 
anderen  sein,  da  eine  Abweichung  in  der  Symmetrie  der  Kombination 
von  der  der  einfachen  Formen  nur  dann  vermieden  werden  kann, 
wenn  sich  diese  mit  parallelen  Symmetrieelementen,  vor  allem  mit 
parallelen  Symmetrieebenen,  miteinander  vereinigen  und  gegenseitig 
durchdringen.  Durchdringen  sich  zwei  einfache  Formen,  die  in  der 
Symmetrie  miteinander  übereinstimmen,  so  daß  ihre  entsprechenden 
Symmetrieelemente  einander  nicht  beziehungsweise  parallel  sind,  dann 
kann  die  Kombination  unmöglich  dieselbe  Symmetrie  besitzen. 

96.  Bildung  der  Kombinationen.  Unter  Berücksichtigung  dieses 
Verhaltens  lassen  sich  alle  überhaupt  möglichen  Kombinationen  einer 
Krystallklasse  ohne  Schwierigkeit  konstruieren,  wenn  man  nur  die 
sämmtlichen  dazu  gehörigen  einfachen  Formen  kennt.  Die  Kom- 
bination zweier  einfacher  Formen  entsteht,  wenn  man  sie  mü  paräl- 
lehn  Symnietried>enen  ineinander  stellt.  Sie  durchdringen  sich  dann 
gegenseitig  und  die  Flächen  der  einen  modifizieren  die  Kanten  und 
Ecken  der  anderen  je  nach  den  speziellen  Verhältnissen  iu  verschie- 
dener Weise. 

Dasselbe  Eesultat  erhält  man  aber  auch,  indem  man  beide  ein- 
fache Formen  parallel  nebeneinander  aufstellt  und  sodann  die  Flächen 
der  einen  parallel  mit  sich  an  die  andere  hin  verschoben  denkt,  so 
daß  sie  ebenfalls  die  Kanten  und  Ecken  der  letzteren  modifizieren 
müssen. 

Infolge  der  gleichen  Symmetrie,  die  sich  ja  nicht  bloß  auf  die 
Flächen,  sondern  ebenso  auch  auf  die  Kanten  und  Ecken,  bezieht, 


102 


EombinEitioiubUdniig'. 


mfisaen  stete  Qmppen  gleicher  Kanten  and  Ecken  der  einen  einfachen 
Form  ebensovielen  glelclien  Flächen  oder  Flfichengrnppen  der  anderen 
der  Lage  nach  entsprechen.  Bei  der  Vereinigang  beider  einfachen 
Formen  auf  diese  oder  jene  Art  werden  dann  die  gleichen  Flächen 
oder  Fläcbengruppen  der  einen  einfachen  Form  jene  gleichen  Kanten 
ond  Elcken  der  anderen  alle  in  derselben  Weise  abstumpfen,  znschirfen 
oder  zuspitzen. 

97.  KoMbinatlOBsblldiuff.  Beispiele,  Einig«  Beispiele  werden  dlei  nSher 
erUntern. 

Die  beiden  einfachen  Fonnen  der  ToMächig-regnUren  ElasBe,  du  Oktaeder  o 
nnd  der  Würfel  h,  gind  in  Fig.  68  und  69  in  paralleler  Stellnng  dargestellt,  was  man 
danin  erkennt,  daü  in  beiden  die  drei  aofeinender  Benkrechten  DarchsdmittBlinien 
der  drei  Hanptsjmmetrieebenen,  m.  a.  W. :  die  drei  Achsen  (86),  (strichpunktiert  ge- 
zeichnet) miteinander  beiiehangaweise  parallel  laufen.  Die  sechs  gleichen  Fl&chen 
dea  WUrfeU  befinden  sich  dann  in  derselben  gegenseitigen  Lage,  wie  die  sechs 
gleichen  Ecken  dea  Oktaeders.  Jeder  Ecke  des  Oktaeden  entspricht  der  Lage  nach 
eine  der  Fl&chen  des  Warfels. 


Li 1 

^ 

h 

r 

Kg.  71. 


Denkt  man  sich  nun  die  briden  in  paralleler  Stellung  ineinander  geschoben, 
wie  es  Fig.  70  eeigt,  dann  stampft  jede  Wtkrfelfiache  die  entsprechend  liegende 
Oktaederecke  mehr  oder  weniger  stark  ab  ond  man  erhUt  als  gemeinschaftlichen 
Kern  beider  Körper  ihre  Kombisation,  die  in  Fig.  71  noch  einmal  büonders  abgebildet 
ist  Diese  nämliche  Kombination  müQte  man  aber  anch  erhalten,  wenn  man, 
Oktaeder  nnd  Würfel  parallel  nebeneinander  gestellt  gedacht,  jede  der  sechs 
FlBchen  des  letzteren  parallel  mit  sich  an  das  Oktaeder  hin  Terschieben  würde.  Sie 
müßten  dann  je  die  der  Lage  nach  entsprechenden  Oktaederecke  abstumpfen,  deren 


EoubinatioTubildnng,  103 

jft  gldchfftllfl  sechs  TorhEuiden  eind.  Aach  rnnll  die  Äbstumpfang'  der  Ecken  eilw 
f^rade  sein,  denn  die  Symmetrie  verlangt,  AtÜ  alle  Kombiiuttionskaiiten  h/o  ein* 
ander  gleich  sind. 

DiDgekehrt  liegen  aber  auch  die  acht  gleichwertigen  Eclien  des  WOrfelg,  wie 
die  acht  ebenfalls  gleichen  Fl&chen  des  Oktaeders.  Venchiebt  man  letztere  parallel 
mit  sich  an  den  WUrfel,  bo  wird  von  dessen  Ecken  jede  dnrch  die  entsprechend  liegende 
Oktaederfläche  abgettmapft  nnd  swar  wieder  der  Symmetrie 
entsprechend  gerade,  so  daü  alle  Eombinatiooskanten  Ojoo  Ooo 
einander  gleich  sind.  Hau  eihttlt  dann  eine  Kombination,  wie 
sie  in  Fig.  12  abgebildet  ist,  wo  die  OktoederflBohen  wieder 
mit  0,  die  Würtelflttcben  aber  mit  ooO  oo  beieichnet  und.  Diese 
Form  bt  kry stallographisch  ident  mit  der  obigen  (Fig  70),  beide 
sind  Eombinatiouen  von  Wflrfel  nnd  Oktaeder.  Sie  nnterscheiden 
■ich  nnr  doich  die  verschiedene  Audehnnng  der  beiden  einfachen 
KSTper.  In  Fig.  71  ist  das  Oktaeder  groG,  der  Wflrf el  klein,  in 
Fig.  72  findet  das  umgekehrte  statt.  Dort  ist  du  Oktaeder,  hier  der  Wttrfel  der  Tilger 
der  EomhinatiDn.  Wieder  dieselbe  Kombination  stellt  die  schon  oben  eingebend  be- 
trachtete Fig.  7  dar,  in  der  das  Oktaeder  nnd  der  WOifel  ziemlich  gleichmtOig 
ausgedehnt,  oder,  wie  man  zn  sagen  pflegt,  mittlnander  im  Gleichgewicht  sind. 
%e  steht  in  der  Mitte  zwischen  den  beiden  in  Fig.  71  nnd  72  abgebildeten  Kom- 
binationen, daher  der  Name  Hittelkrystall  (auch  Cnbooktaeder). 

Wir  hoben  schon  oben  (79)  als  Beispiel  der  regnlfir-voUUchigen  Klasse  das 
Shombmdodekatder  (Qranatoeder)  kennen  gelernt.  Es  ist  in  Fig.  76  in  paralleler  SteUung 
mit  dem  Würfel  (Fig.  73)  dargestellt.  Jede  der  xvHÜ  Granatoederfi&cheu  entspricht 
dann  der  Loge  nach  einer  der  xwOlf  gleichwertigen  Kant«n  des  Würfels.  Denkt 
man  sich  nnn  die  Oranatoederflächen  il  parallel  mit  sich  an  den  Würfel  verlegt,  so 
stumpft  jede  von  ihnen  die  entsprechende  WUrfelkante  ab  nnd  zwar,  der  Symmetrie 


Fig.  72. 


h 


Fig.  73. 


Fig.  74. 

nfolge,  gerade.  Es  entsteht  dann  die  in  Fig.  74  abgebildete  Kombination  beider 
Formen.  DaO  die  Fl&chen  d  in  dieser  Figur  in  der  Tat  die  eines  Granatoeders 
nnd,  teigen  die  geetrichelten  Linien,  die  den  letzteren  KOrper  als  Erweitemng  der 
FUt^KD  d  bis  zum  gegenseitigen  Durchschnitt  darstellen. 

Wir  bedachten  nnn  die  Kombination  des  Öranatotdar»  und  des  Oktaedert,  die 
in  Fig.  76  nnd  77  in  paralleler  Stdlnng  abgebildet  sind.  Ans  diesen  Figuren  er- 
sehen wir,  daO  die  acht  Fl&chen  des  Oktaeders  nach  derselben  Bichtnng  hin  gelegen 
sind,  wie  die  acht  gleichwertigen  dreikantigen  Ecken  des  Granato«deTs.  Yerschiebtti 
wir  nnn  die  OktaederflOchen  parallel  mit  sich  an  das  Dodekaeder,  so  mnß  jede  von 
ihnen  eine  der  dreikantigen  Ecken  des  letzteren,  and  zwar  der  Symmetrie  ent- 
sprechend gerade,  abstumpfen,  wodnrch  die  Kombination  Fig.  79  entsteht  Die  zwOlf 
gleichen  Konten  des  Oktaeders  liegen  aber  auch  ebenso  wie  die  iwOU  Flächen  des 
Dodekaeders;  die  vier  in  den  Haaptsymmetrieebenen  liegenden  Oktoederkantes 
schneiden  sich  nnter  rechten  Winkeln,  wie  die  vier  entsprechenden  DodekoederflXcbeti, 


104  Kombinatioiiabildniig. 

deren  lange  Diagonalen  also  mit  den  Oktaederkanten  in  der  Lage  Tollkommeii  Überein- 
stimmen, Denkt  man  flieh  die  zwölf  Dodekaederfl&chen  parallel  mit  sicli  an  das  Oktaeder 


Fig.  76,  Fig.  78. 

hin  Terscboben,  so  Htnmpft  jede  von  ihnen  eine  der  xwOlf  Oktaederkanten  ab,  nnd 
zwar  wieder  der  SymmeMe  zafolge  gerade.  Wir  erhalten  daim  die  in  Fig.  ^8 
dargeBtellte  Kombination.  Anch  diene  beiden  letzteren  Kombinationen  sind  krjstallo- 
giAphisch  dasselbe,  der  Unterschied  liegt  auch  hier  wieder  nnr  in  der  verschiedenen 
Anedehnnng  der  beiden  kombinierten  einfachen  Formen. 

Eine  weitere  einfache  voUä&chig-regulftre  Fonn  ist  der  in  Fig.  80  abgebildete, 
von  24  gleichen  Fl&chen,  in  der  idealen  Form  gleichschenkligen  Dreiecken,  begrenEte 
Pyramidenwürfel  (TetrakishexaedeT).  Ea  ist  gewisaermalten  ein  Würfet,  Über  dessen 
qnadratischen  Flä<^en  sich  niedrige  vierseitige  Pyramiden  erheben.  Er  befindet  sich 
in  Parallelatellnng  mit  dem  Würfel  (Fig.  81).    Die  sechs  gleichen  Flächen  des  letzteren 


Fig.  80. 


Fig.  ( 


Fig.  81. 


liegen  wie  die  sechs  gleichwertigen  Pin'amidenecken  w  des  Pjramidenwilrfels.  Sie 
müssen  daher,  parallel  mit  sich  verschoben,  diese  Ecken  abstumpfen  nnd  zwar  nach 
der  Symmetrie  gerade.  Es  entsteht  dann  die  in  Fig.  82  dargestellte  Kombination. 
Umgekehrt  haben,  da,  der  Symmetrie  entsprechend,  die  Fl&chen  beider  KQrper  den 
drei  strichpunktierten  Achsen  parallel  gehen,  die  Kanten  des  WUrfels  dieselbe  Lage, 
wie  je  zwei  Fl&chen  des  PyramidenwQrfels.  Je  zwei  der  letzteren  müssen  daher 
bei  der  Vereinigung  beider  Formen  die  WQrtelkanten  znichärfen  und  zwar  gerade. 
Jeder  der  zwölf  WflrfeUcanten  entspricht  dabei  je  eine  der  zwölf  Qmppen  von  je  zwei 
Fl&chen  des  PyramidenwQrfels,  welche  notwendig  alle  Würfelflächen  nnter  gleichen 
Winkeln  treffen.  Man  erhält  dann  dieselbe  Kombination,  wie  im  ersten  Fall,  wo 
die  Würfelflächen  die  Pyramiden wUrf decken  abstumpften.  Die  Gestalt  der  Kom- 
bination kann  dabei  im  einzelnen  etwae  wechseln,  je  nach  der  relativen  GrCQe  der 
beiden  kombinierten  KOrper. 

Als  letztes  Beispiel  wählen  wir  die  Kombination  des  (^faederi  (Fig.  83)  mit 
dem  gleichfalls  regnlär-voUflächigen  IkosUetraeder  (Fig.  84),  das  von  24  symmetri- 
schen Tierecken  (Deltoiden)  begrenzt  ist.  Seine  Symmetrie  verhältniese  ergeben  sich 
ans  der  Figur,    Je  vier  FIftchen  der  letzter«)  Form  liegen  wie  eine  Ecke  des  Okta- 


KombinationBbildnDg.  105 

eden.  Deren  aind  es  sech«,  ebenso  auch  sMha  solche  Omppen  ron  je  Tier  Flachen 
des  Ikoütetraeders.  Jede  dieser  FlSchengTnppen  mnQ  <Jso  je  eine  der  sechs  Okta- 
ederechen  zuspitzen  nnd  twax  von  den  FUchen  au.  Es  entsteht  dann  die  Korn- 
bination  Fig.  85,  bei  der  die  Symmetrie  des  regnlären  SjBteros  die  Gleichheit  aller 
Kombinationskanten  zwischen  den  Oktaeder-  nnd  Ikositetraederflächen  erfordert. 


Fig.  83.  Fig.  86.  Fig.  84. 

98.  HaQyschfis  Symmetriegesetz  bei  der  KomblnatiooBbUdang. 

Ans  dem  Gesetz  der  Kombinationsbilduag,  wonach  die  sich  kombinieren- 
den einfachen  Formen  mitereinander  nnd  mit  der  von  ihnen  gebil- 
deten Kombination  in  Beziehung  aaf  die  Symmetiie  yollständig  Über- 
einstimmen, ergibt  sich  auch  für  die  Kombinationen  die  Gültigkeit 
der  Regel,  die  wir  schon  oben  (70)  als  den  Haflyschen  Symmetriesatz 
kennen  gelernt  haben,  nach  welcher  sich  gleichwertige  Stücke  eines 
Krystalls  durchaus  gleich,  ungleichwertige  verschieden  verhalten. 
Er  kann  für  den  hier  vorliegenden  Fall  in  folgender  Form  ausge- 
sprochen werden: 

Sei  äntrdender  Kombinationsbädung  werden  gleiche  SegrewmngS' 
demente  einer  Krgstailform  von  den  Flächen  einer  hinsnttretenden  wmieren 
einfachen  ErystaUform  stets  gleich,  ungleiche  im  allgemeinen  tmghich 
geschnitten.  Dies  gilt  allerdings  ganz  uneingeschränkt  nur  für  voU- 
flachige  Krystalle,  bei  teilflächigen  treten  infolge  des  Wegfalls  ge- 
wisser Flächen  maDchmal  Modifikationen  ein,  die  sich  in  jedem  ein- 
zelnen FaUe  von  selbst  ergeben. 

Im  einzelnen  kommt  der  Haüysche  Symmetriesatz  in  folgender 
Weise  znr  Oeltang:  Die  gleichen  Flächen  einer  einfachen  Krystallform 
werden  von  hinzutretenden  Flächen  einer  anderen  stets  gleich  d.  h. 
onter  gleichen  Winkeln  geschnitten.  Wird  eine  Kante  von  zwei  an- 
gleichen Flächen  gebildet  (was  natürlich  nur  bei  einer  Kombination 
mftglich  ist),  dann  werden  sie  von  einer  dazu  tretenden  weiteren 
Fläche  ungleich  d.  h.  unter  verschiedenen  Winkeln  getrofifen.  Es  wird 
also  eine  von  zwei  gleichen  Flächen  gebildete  Kante  gerade,  eine  von 
zwei  ungleichen  Flächen  gebildete  Kante  schief  abgestumpft.  Zwei 
ungleiche  Flächen  können  nnr  dann  von  einer  dritten  Fläche  unter 
gleichen  Winkeln  geschnitten  werden,  wenn  diese  Rechte  sind,  also 
die  dritte  Fläche  auf  jenen  beiden  senkrecht  steht. 


106  Kombinationsbildiiug 

Werden  zwei  gleiche  Flächen  von  einer  dritten  ungleich  ge^ 
schnitten,  d.  h.  wird  ihre  Kante  schief  abgestumpft,  so  muß  an  der- 
selben Kante  noch  eine  zweite  Abstumpfungsfläche  auftreten,  die 
die  beiden  gleichen  Flächen  in  entgegengesetzt  schiefer  Richtung 
schneidet  und  so  mit  der  ersten  Abstumpfungsfläche  eine  gerade  Zu- 
schärfung  der  Kante  bewirkt.  Ganz  analog  sind  die  Verhältnisse  bei 
Abstumpfung  resp.  Zuspitzung  einer  Ecke.  Ist  diese  gleichflächig 
und  -kantig,  so  kann  sie  nur  gerade  abgestumpft  werden,  und  wenn 
sie  zugespitzt  wird,  kann  es  nur  so  geschehen,  daß  die  Zuspitzuugs- 
flächen  in  ganz  gleicher  Weise  auf  die  Kanten  und  Flächen  ausge- 
setzt sind,  die  die  Ecke  bilden.  Sind  die  Flächen  und  Kanten  an 
einer  Ecke  nur  zum  Teil  gleich,  dann  werden  diese  gleichen  Stücke 
von  den  Abstumpfungs-  und  Zuspitzungsflächen  gleich  und  anders 
getroffen,  als  die  übrigen  Begrenzungselemente  dieser  Ecken.  Endlich 
müssen  notwendig  alle  gleichen  Kanten  und  Ecken  einer  einfachen 
Form  in  derselben  Weise  modifiziert,  also  abgestumpft  oder  zuge- 
schärft oder  zugespitzt  werden,  jederzeit  der  Symmetrie  an  den  einzelnen 
Kanten  oder  Ecken  entsprechend.  Vorausgesetzt  ist  dabei,  wie  schon 
erwähnt,  überall,  daß  man  es  mit  vollflächigen  Formen  zu  tun  hat^ 
und  daß  nicht  infolge  von  Hemiedrie  etc.  eine  Anzahl  von  Flächen, 
resp.  Symmetrieebenen,  in  Wegfall  gekommen  ist.  Die  besonderen 
Verhältnisse  der  Kombinationen  hemiedrischer  etc.  Formen  werden  wir 
bei  der  speziellen  Betrachtung  der  teilflächigen  Krystallklassen  kennen 
zu  lernen  haben. 

Der  Haüysche  Symmetriesatz  verlangt  endlich,  daß  Flächen,  durch 
todche  gleiche  Stücke  einer  einfachen  Farm  in  derselben  Weise  getroffen 
werden,  einander  gleich  sind.  Auch  dies  ist  eine  notwendige  Folge  der 
Symmetrie;  diese  Flächen  bilden  zusammen  die  Begrenzung  einer 
einfachen  Krystallform. 

99.  Beispiele.  Daß  diese  Haüyschen  Gesetze  mit  Notwendigkeit  aus  dem 
Gesetz  der  Eombinationsbildnng  folgen,  geht  schon  ans  den  oben  (97)  betrachteten 
Beispielen  hervor.  Hier  sollen  nur  noch  einmal  einige  derselben  mit  besonderer 
Besiehnng  daranf  knrz  betrachtet  werden. 

Wenn  eine  Fläche  des  Granatoeders  eine  Würfelkante  abstumpft  (Fig.  74), 
so  verlangt  die  Symmetrie  nach  den  Nebensymmetrieebenen ,  daß  dies  gerade  ge- 
schieht; die  zwei  gleichen  Würfelflächen  werden  also  von  der  hinzutretenden 
Granatoederfläche  gleich,  d.  h.  unter  gleichen  Winkehi  geschnitten.  Femer  müssen 
aUe  gleichen  Würfelkanten  ohne  Ausnahme  in  derselben  Weise  gerade  abgestumpft 
werden,  und  die  Abstumpfnngsflächen  müssen  alle  einander  gleich  sein,  da  sonst  die 
Symmetrie  nach  den  Hauptsymmetrieebenen  gestOrt  wäre.  Die  Kombination  von 
Würfel  und  Granatoeder  entspricht  somit  vollkommen  dem  Haüyschen  Symmetrie 
gesetz.  Ganz  entsprechend  ist  es,  wenn  man  die  Kombination  des  Oktaeders  mit  dem 
Granatoeder  betrachtet  (Fig.  78). 

Bei  der  Kombination  des  Pyramiden  würfeis  mit  dem  Würfel  (Fig.  82)  folgt  aus  der 
Symmetrie,  daß  jede  der  beiden  Würfelflächen  von  den  beiden  anstoßenden  Pyra* 


Eombinationsbildnng.  107 

midenwttrfelfläclien  gleich  getroffen  werden,  und  daß  jede  Kante  in  derselben  Weise, 
d.  h.  nnter  denselben  Winkeln  gerade  zngescbärft  werden  mnß  nnd  zwar  durch 
lanter  gleiche  Flächen,  welche  eben  die  des  Pyramidenwtlrfels  sind. 

Die  vierkantigen  Ecken  des  Granatoeders  können  nach  der  S3rmmetrie  nur 
gerade  abgestumpft  sein  (Fig.  102),  nicht  schief;  die  vier  gleichen  Flächen  an 
einer  Ecke  des  Qranatoeders  werden  von  der  hinzutretenden  Abstumpfungsfläche 
gleich  geschnitten,  und  wenn  eine  dieser  Ecken  abgestumpft  ist,  so  müssen  es  alle 
anderen  ihr  gleichen  vierkantigen  Ecken  ebenfalls  in  derselben  Weise  sein,  und 
zwar  von  lauter  der  ersten  gleichen  Flächen.  Entsprechend  ist  es  bei  den  drei- 
kantigen Ecken  (Fig.  104);  diese  werden  ebenfalls  alle  gerade  abgestumpft,  die  Ab- 
stumpfnngsflächen  schneiden  die  Granatoederflächen  gleich  und  sind  untereinander 
gleichwertig.  Wenn  die  vierkantigen  Ecken  abgestumpft  sind,  so  verlangt  die 
Symmetrie  nicht,  daß  die  von  ihnen  verschiedenen  dreikantigen  Ecken  gleichfalls 
abgestumpft  sind.  Wenn  sie  beide  gleichzeitig  abgestumpft  sind  (Fig.  105),  so  sind 
die  zu  beiden  gehörigen  Abstumpfungsflächen  jedenfalls  voneinander  verschieden. 
Unter  allen  umständen  verhalten  sich  die  verschiedenwertigen  Ecken  des  Granato- 
eders bei  der  Eombinationsbildung  verschieden. 

Eine  Zuspitzungsfläche  einer  Oktaederecke  bei  der  Kombination  des  Oktaeders  mit 
dem  Ikoeitetraeder  (Fig.  85)  muß  nach  der  Symmetrie  auf  die  Oktaederfläche  notwendig 
gerade  aufgesetzt  sein  und  zwar  auf  jede  Fläche  an  dieser  Ecke  in  derselben  Weise 
(unter  demselben  Winkel) ;  auch  müssen  alle  Oktaederecken  in  derselben  Weise  viel- 
flächig zugespitzt  sein,  so  daß  wieder  alle  gleichen  Begrenzungselemente  des  Okta- 
eders von  den  zutretenden  Flächen  des  Ikositetraeders  gleich  geschnitten  werden 
und  zwar  ebenfalls  von  lauter  untereinander  gleichen  Flächen. 

100.  Ableitnng  der  Kombinationeii  nach  dem  Haflyschen  Sym- 
metriegesetz.  Nach  unseren  bisherigen  Betrachtungen  haben  wir  die 
Kombinationen  angesehen  als  entstanden  durch  die  Vereinigung  der 
einfachen  Formen  (96)..  Als  notwendige  Eonsequenz  ihrer  symmetri- 
schen Durchdringung  ergaben  sich  dann  die  Haüyschen  Symmetrie- 
sätze. Wir  können  aber  auch  umgekehrt  diese  letzteren  durch  direkte 
Beobachtung  an  den  Erystallen  empirisch  feststellen  und  vermittels 
ihrer  die  an  jeder  einfachen  Erystallform  möglichen  Kombinationen 
ableiten.  Man  denkt  sich  zu  diesem  Zweck  an  den  Kanten  und  Ecken 
dieser  einfachen  Form  zunächst  eine  Fläche  in  irgend  einer  Lage  als 
Abstumpfung  auftretend,  und  konstruiert  alle  nach  den  Symmetriesätzen 
(oder  kurz,  nach  der  Symmetrie)  noch  weiter  erforderlichen  Flächen 
dazu.  Diese  müssen  dann  jener  ersten  gleich  sein,  und  sie  alle  zu- 
sammen begrenzen  bis  zum  gegenseitigen  Schnitt  ausgedehnt,  die  neue 
einfache  Form,  die  nun  mit  der  ersten  in  Combination  getreten  ist. 
Indem  man  die  Lage  der  ersten  Fläche  auf  alle  denkbaren  Arten 
ändert,  erhält  man  alle  überhaupt  möglichen  Fälle  der  Kombination 
jener  ersten  Form  mit  einer  zweiten.  Daß  diese  letzteren  alle  die- 
selbe Symmetrie  haben  müssen,  wie  die  erste  Form,  von  der  wir  aus- 
gegangen sind,  folgt  nach  dem  früheren  von  selbst;  die  Symmetrie- 
ebenen bleiben  ja  beim  Zutreten  der  neuen  Flächen  ganz  unverändert 
erhalten.    Es  ergibt  sich  daraus  dann  das  Gesetz  der  Kombinations- 


108 


Eombinatioiisbildang'. 


bildung,  daß  nur  einfache  Formen  derselben  Symmetrieklasse  sich  zu 
Kombinationen  vereinigen,  indem  sie  sich  in  paralleler  Stellung  d.  h. 
mit  parallelen  Achsen  durchdringen. 

Beispiele.  An  der  Ecke  eines  Oktaeders  trete  eine  einzige  Flftche  anf.  Dann 
muß  sie  diese  notwendig  gerade  abstumpfen,  da  nur  so  die  Erfordernisse  der 
Symmetrie  durch  diese  eine  Fläche  erfüUt  werden  kGnnen.  Die  Fläche  muß  alle  an 
der  Ecke  liegenden  Flächen  und  Kanten  gleich  treffen,  da  sie  ja  aUe  je  unterein- 
ander gleich  sind.  Da  alle  sechs  Oktaederecken  gleich  sind,  so  müssen  auch  alle 
anderen  in  derselben  Weise  gerade  abgestumpft  sein,  wenn  es  die  erste  ist  (Fig.  71). 
Die  sechs  Abstumpfungsflächen  sind  notwendig  einander  gleich  und  begrenzen  ge- 
hörig ausgedehnt  einen  sechsflächigen  Körper  von  derselben  Symmetrie  wie  das 
Oktaeder,  einen  Würfel.  Es  ist  ganz  gleichgültig,  ob  man  einen  KrystaU  beschreibt 
als  Kombination  von  Oktaeder  und  Würfel,  oder  als  Oktaeder  mit  abgestumpften 
Ecken;  beides  bedeutet  dasselbe. 

Liegt  eine  Fläche  an  der  Oktaederecke,  auf  eine  Oktaederfläche  aufgesetzt,  so 
kann  sie  nur  gerade  auf  diese  aufgesetzt  sein,  und  somit  die  beiden  seitlich  anstossen- 
den  Oktaederflächen  unter  gleichen  Winkeln  schneiden,  da  sonst  die  Symmetrie  ge- 
stört wäre  (Fig.  85).  Oder  aber  es  müßte,  wenn  die  Fläche  schief  auf  eine  Okta- 
ederfläche aufgesetzt  wäre,  an  dieser  letzteren  noch  eine  zweite  Fläche  in  entgegen- 
gesetzt schiefer  Stellung  auftreten.  Auf  jeder  anderen 
Oktaederfläche  an  derselben  Ecke  müsste  dann  noch 
eine  Fläche  gerade,  resp.  zwei  Flächen  schief  in  der- 
selben Weise  aufgesetzt  sein  und  die  Ecke  wäre  dann 
yierflächig  resp.  achtflächig  zugespitzt  (Fig.  85  und  86). 
Wenn  nun  alle  übrigen  Oktaederecken  in  derselben 
Weise  modifiziert  werden,  sind  die  Erfordernisse  der 
Symmetrie  erfüllt,  und  das  Symmetriegesetz  ist  befrie^ 
digt.  Die  Zuspitzungsflächen  sind  in  beiden  Fällen  in 
derselben  Weise  symmetrisch  angeordnet  wie  die  Flächen 
des  Oktaeders,  sie  liefern  alle  bei  gehöriger  Ausdehnung 
ebenfalls  reguläre  Formen.  Von  ihnen  haben  wir  die 
eine  (Fig.  85)  oben  schon  (97)  als  Ikositetraeder  kennen 
gelernt;  die  anderen  (Fig.  86)  werden  wir  unter  dem  Namen  des  Hexakiaoktaeders 
(Achtundyierzigflächners)  unten  noch  betrachten. 

Ganz  analog  sind  die  Verhältnisse  bei  der  Modifikation  der  Kanten,  so  daß 
keine  weiteren  Beispiele  erforderlich  sind,  die  sich  übrigens  auch  aus  dem  früheren 
und  dem  nachfolgenden  yon  selbst  ergeben. 

101.     rmkehrung    des    Haüyschen    Symmetrlesatzes.     Aus 

den  Symmetrieverhältnissen  ergibt  sich,  daß  das  Hattysche  Sym- 
metriegesetz auch  einer  Umkehrung  fähig  ist,  welche  lautet:  Wenn 
Begrenzungselemente  einer  KrystaUform  von  hinzutretenden  Flächen  in 
gleicher  Weise  geschnitten  werden,  so  sind  sie  ebenfalls  untereinander 
gleich,  Begrenzungselemente,  die  sich  in  dieser  Hinsicht  verschieden  ver- 
halten, sind  einander  im  allgemeinen  nicht  gleich. 

Wenn  z.  B.  in  dem  vierseitigen  Prisma  MM  (Fig.  87)  eine  Kante  durch  die 
Fläche  A  gerade  abgestumpft  wird,  dann  müssen  notwendig  die  beiden  Flächen  M 
einander  gleich  sein ;  denn  die  Gleichheit  der  beiden  Kanten  a  bedingt  eine  zwischen 
ihnen  hindurch  gehende  Symmetrieebene.   Wird  aber,  wie  in  Fig.  88,  die  Kante  MN 


Fig.  86. 


i 


Be^&rea  Sjstein. 


durch  die  Fläche  A  schief  abge- 
stumpft, dum  sind  jedenfalls  die 
beiden  PrismenflSaben  M  und  JV  von- 
einander Terschieden. 

Wir  haben  bieris  also  ein  Mittel, 
am  nnter  Umständen,  eventuell  mit- 
tels des  Goniometers,  die  Qleichheit 
oder  Ungleichheit  von  Flächen  fest- 
Eustellen,  was  manchmal  auf  Omnd 
ihrer  phrnkalischen    Beschaffenheit 


Fig.  87. 


Fig.  88. 


Bchvierig  nnd  in  vielen  Fällen  mit  voller  Beitimmtheit  Qberhanpt  nicht  möglich  ist. 

Wenn  t.  B.  an  einem  Oktaeder  eine  Fläche  eine  £ante  gerade  abstompft,  so 
mOssen  notwendig  die  beiden  Oht&edetfl&chen  einander  gleich  sein.  Wenn  an 
demselben  Oktaeder  nur  acht  von  den  EwOlf  Kanten  abgestumpft 
■ind,  die  vier  anderen  nicht  (Fig.  89),  dann  sind  jedenfalls  dieae 
vier  von  jenen  acht  verschieden  und  das  Oktaeder  kann  unmög- 
lich ein  reguläres  sein.  Ob  die  letctAren  acht  Kanten  alle  unter- 
einander gleich  sind  oder  nicht,  kann  nach  dem  Vorhandensein 
der  Abatnmptogen  allein  nicht  entschieden  werden.  Dam  ist 
ea  nOtig,  die  Winkel  an  ollen  Oktaederkanten  m  messen. 

Anch  hier  macht  indessen  der  rechte  Winkel  eine  Ausnahme. 
Wenn  mehrere  Flächen  eines  Erystalls  von  einer  Fläche  senk- 
recht geschnitten  werden,  sind  sie  troti  der  gleichen  Schnittwinkel  "^-  ™' 
nicht  notwendig  einander  gleich.    So  sind  in  den  (20)  erwähnten  Stamolitbkrystallen 
die  Flächen  m  und  o  nicht  einander  gleich,  obwohl  sie  von  p  nnter  gleichen  Winkeln 
geschnitten  werden ;  diese  gleichen  Winkel  sind  hier  rechte  (Fig.  17). 


D.    Die  Krystallsysteme. 
1.  Re^lres  System. 

(Tesserales,  laometrischeB,  knbisches  System.) 

Das  reguläre  Krystallsystem  nmfaßt  alle  Ei'yst&Uklafisen,  die  aof 
drei  gleiche  zueinander  aenkrecbte  Achsen  bezogen  werden  kSnnen. 
Das  reguläre  Ächsenschema  ist  daher: 

o:a:a;-4a/a  =  90". 
In  demselben  ist  kein  unbekanntes  StUck  vorhanden.  Es  ist  also 
dnrch  die  Symmetrie  allein  ohne  Winkelmessung  bekannt,  somit  in 
allen  regolären  Erystallen  dasselbe  and  von  der  Substanz  unabhängig. 
Alle  regulären  Formen  mit  demselben  Achsensusdmck  mUssen  daher 
genau  dieselbe  Gestalt  (dieselben  Flftcbenwinkel)  haben.  Auch  sie 
sind  durch  die  Symmetrie  allein  gegeben  nnd  werden  von  der  Za- 
sammensetzang  der  Erystalle  nicht  beeinfinfit.  Bei  der  gewShnlicfaen 
An&tellong  ist  eine  der  drei  Achsen  vertikal,  die  zweite  geht  tod  vom 


110  BegoUi^TolUScIuge  ElsMe. 

nach  binten,  die  dritte  liegt  qaer  von  rechts  nach  links.  Die  drei 
AchBenebenen  teilen  den  Ranni  in  acht  gleiche  Oktanten.  Die  Achsen 
Bind  in  den  folgenden  Figoren  dnrch  die  strichpanktierten  Linien  und 
an  ihnen  die  Flächen  in  ihrer  spezielten  Lage  durch  die  Lidices  an- 


Regulär-üollfläehige  (hexakiBoktaedrisohe)  Klasse. 
3  -|~  6  =  9  Symmetrieebenen ;  davon  drei  Hau/ptsymmetrie^enen 
parallel  den  drei  Achsenebenen  aa  and  sechs  N^)ensyminetrieehenen,  die 
dnrch  eine  Achse  a  gehen  und  den  Winkel  der  beiden  anderen  Achsen  a 
halbiren.  3  +  4  +  6  —  13  Symmetrieachsen,  davon:  drei  vierzählige 
parallel  den  krystallographischen  Achsen  a  (tetragonale  Achsen),  vier  drei 
zählige  za  je  drei  Achsen  a  gleich  geneigt  (trigonale  Achsen)  nnd  sechs 
zweizählige  in  den  Achsenebenen  aa,  die  Winkel  je  zweier  Achsen  a 
halbierend  (digonale  Achsen).  Symmetriecentram  vorhanden.  Die  drü 
Hauptsymmetrieebenen  sind  die  Fundamentalflächen  des  Achaensystems. 

102.    fünfkche  Formell.     1.  OTdaeder.     Die  Flächen  schneiden 

von  den  drei  Achsen  gleiche  Stücke  ab,  also  solche, 

die  sich  verhalten  wie:  a-.a-.a;  der  Ausdruck  des 

Oktaeders  ist  demnach :  {a-.a-.a)^  (111).    In  jedem 

Oktanten  liegt  somit  eine  Fläche,  also  sind  im  ganzen 

acht  vorhanden,  welche  sich  in  den  Kanten  unter 

Winkeln  von  109"  28'  16",  ober  die  Ecken  unter 

70"  31'  44"  treffen.   In  der  idealen  Form  sind  die  Be- 

Fig.  90.  grenzongsflächen  acht  gleichseitige  Dreiecke,  welche 

sich  in  zwßlf  gleichen,  zq  je  vieren  in  den  Achsenebenen  senkrecht 

zueinander   liegenden   Kanten    und   in    sechs    gleichen    vierflächigen 

Ecken,  durch  welche  die  Achsen  hindurchgehen,  schneiden  (Fig.  90). 

„Verzerrte"  Oktaeder  vgl.  Fig.  19  und  20. 

Di«  Oktaederflache  iit  die  Einheitsflftclie  des  res^iläreii  Systems. 
2.  Hexaeäer  (Würfel).   Drei  Flächenpaare  stehen  je  auf  einer  Achse 
senkrecht,  gehen  also  je  den  beiden  anderen  Achsen  parallel  (Fig.  91). 
Der  Ausdruck  ist  daher:  (a  :  oo  o  :  oo  a)  =  (100)  nnd 
die  sechs  Flächen  schneiden  sich  unter  90".    In  der 
idealen  Gestalt  sind  die  Flächen  Quadrate.    Jeder 
Krystall,  der  von  drei  aufeinander  senkrechten  glei- 
chen Fläcbenpaaren  begrenzt  wird,  ist  aber  krystallo- 
graphisch  ein  Wtlrfel,  auch  wenn  er  z.  B.  die  Form 
eines  in  die  Länge  gezogenen  Prismas  oder  die  einer 
~°    "  dünnen  Platte  etc.  besitzt.  Die  zwölf  Kiinten  and  die 

acht  Ekdcen  sind  je  alle  gleich.    Je  vier  Kanten  sind  einer  der  drei 
Achsen  parallel.    Diese  stehen  senkrecht  auf  je  zwei  gegenüberliegen- 


Einfiidie  Formen.  lU 

dm  Flächen  und  gehen  dnrch  die  Mitten  von  je  zwei  gegfenüber- 
liegenden  Flächeu  der  Idealform. 

Die  WUrfelflOcbeu  und  die  FnndamentaMllcheii  (AdiBenebenen)  des  regnlSren 
Systems;  Bie  sind  paiaUel  den  drei  Eanptsymmetrieebenen  A  (Fig.  33  und  47).  Die 
Achsen  entsprechen  der  Bichtnng  nach  den  WUrfelkanten. 

3.  Öranatoeder  (Ehombendodekaeder).  Die  Flächen  schneiden  zwei 
Achsen  gleich,  die  dritte  im  Unendlichen,  der  Äusdnick  ist  also :  (a :  a :  oo  a) 
=  (110).  Die  zwölf  Flächen  bilden  in  der  idealen 

Gestalt  Bhomben,  welche  sich  in  24   gleichen 

Kanten    Ton    120  *  schneiden.     Außerdem    sind 

sechs  gleiche  vierkantige  and  acht  gleiche  drei- 

bmtige  Ecken  vorhanden  (S  und  0)  (Fig.  92). 

Über  die  vierkantigen  Ecken  H  weg  schneiden 

sich  je  zwei  Flächen  unter  90".  Die  Achsen  gehen 

dnrcb   je   zwei   gegenüberliegende    vierkantige 

¥>^en  H  nnd  sind  den  kurzen  Diagonalen  der  fjg  gg 

Flächen  parallel 

Die  FUchen  dieees  EOrpers  sind  den  sechs  Neben^ymmetrieebenen  B  piirallel 

Cie- «). 

Oktaeder,  Hexaeder  nnd  Dodekaeder  kann  es  nach  der  Lage  der  Flächen  an 
den  Achsen  im  regnlftren  System  nnr  je  eines  gehen,  d.  h.  alle  Oktaeder,  alle 
W&rfel  etc,  sind  je  unter  einander  in  jeder  Beziehung,  besonders  betreib  der 
Flächen  Winkel,  gleich.  Dies  sieht  man  anch  ans  den  Ausdrücken,  in  denen  nnr  kon- 
Btante  Ableitangszahlen  1  und  oo  (Indices  1  und  0)  vorkommen.  In  den  Anadrüoken 
der  nächstfolgenden  Körper  kommen  variable  Ableitungsiahlen  (Indices)  vor,  für  die 
man  beliebige  rationale  Zahlen  einsetzen  kann.  Jeder  anderen  solchen  Zahl  ent- 
spricht eine  in  der  allgemeinen  Gestalt  den  anderen  analoge,  in  den  WinkelTOrhält^ 
Bissen  aber  Teischiedene  Form. 

4.  TetraJäshexaeder  (Pyramidenwfirfel).  Die  Flächen  gehen  einer 
Achse  parallel  und  schneiden  von  den  beiden  anderen  Achsen  ungleiche 
Stficke   ab.     Dies    entspricht    dem    Flächenausdruck :  (a  :  nta :  oo  a) 

=  {-la-.ooa)  =  (mlO)    oder  allgemein:    (äSO),  z.  B.  (210),  (310) 

(320)  etc.  Die  24  von  der  Symmetrie  geforderten  Flächen  sind  in  der 
Idealform  gleichschenklige  Dreiecke.  Sie  sind  so  gruppiert,  daß  sie  zu 
je  vieren  niedere  Pyramiden  Über  den  Flächen 
eines  Würfels  machen,  den  man  sich  einbe- 
Bchrieben  denken  kann  (Fig.  93).  Zwölf  gleiche 
längere  Kanten  H  sind  den  Achsen  parallel  und 
liegen  genau  so  gegeneinander,  wie  die  zw5U 
Kanten  eines  Würfels  (Fig.  91).  24  andere  gleiche 
kürzere  Kanten  P  bilden  die  vierseitigen  Pyra- 
miden über  den  Würfelflächen.  Acht  gleiche 
3-1-  3  kantige  Ecken  E  liegen  wie  die  Würfel-  p-    gg 

ecken ;  sechs  gleiche  vierkantige  Ecken  W  bilden 


X12  Be^nl&r-vollflSchige  Elaue. 

die  Spitzen  der  Pyramiden  und  liegen  wie  die  OktaedereckeD;  dnrclt 
sie  geben  die  drei  Achsen  a. 

Die  Neigungswinkel  der  FlSchen  in  den  Kanten  H  und  P  hingen  von  der 

QiOQe  von  ffi  (resp.  von  h  and  k)  ab,  und  nmgekebrt;  m  (resp.  -^)  bann  ans  einem 
in  S  oder  P  gemessenen  FlKcbeawinkel  berechnet  werden.  Fflr  alle  Werte  Ton  m 
(resp.  -j-)  bleibt  die  allgemeine  Gestalt  des  ECrpen  dieselbe,  nur  die  relative  Habe 
der  Pyramiden  &ndert  eich  entsprechend  den  FlBcbenwinkeln. 

5.  Xkosüetraeäer.  Die  Flächen  schneiden  eine  Achse  in  kleinerer, 
die  beiden  anderen  in  gröSerer,  aber  gleicher  Entfernung,  der  Ans- 

drudt  ist  also:  (a:ma:  mä)  (m  >■  1)  oder  -=  (—  :  o  :  a)  ^  (m  11)  oder 

allgemein  (AÄfc)  ft  >  ft,  z.  B.  (211),  (311),  (322)  etc.  Die  Symmetrie  ver- 
langt 24  Flächen  von  dieser  Lage  an  den  Achsen.  In  der  idealen  Qe- 
stalt  bilden  sie  symmetrische  Vierecke  (Deltoide),  welche  zu  dreien  in 
den  einzelnen  Oktanten  liegen.  Sie  schneiden  sich  in  24  in  den 
Achsenebcnen  gelegenen  längeren  Eanten  0,  den  sog.  gebrochenen 
Ottaederkanten  (Fig.  94)  und  in  24  kürzeren  Kanten  P,  den  sog.  ge- 
brochenen Wtirfelkanten.  Die  Ecken  sind  dreierlei:  acht  dreikantige 
Ecken  A  liegen  wie  die  Würfelecken  in  der  Mitte  der  Oktanten; 
sechs  Tierkantige  Ecken  B  liegen  wie  die  Oktaederecken  auf  den 
Achsen,  und  zwölf  2  +  2  kantige  Ecken  C  liegen  in  den  Achsenebenen 
in  der  Mitte  zwischen  je  zwei  Ecken  B.    Durch  B  gehen  die  Achsen. 

Mit  der  Zahl  m  resp.  mit  -r-  findem    eich   die  Flächenwinkel   und   damit  in 

etwas  die  Gestalt.  Die  Fig.  94  entspricht  dem  Anednick  (211);  Fig.  9ö  dem  Ana- 
drick  (311). 

Eine  gaoE  ftboUche  Form  wie 
-■>•  Fig.  94  findet  man  beim  Leucit 

{Fig.  211],  wo  man  es  aber  mit 
einer  pseudoregulären  Combina- 
tion  des  qnadratiachen  Systems 
zu  tun  hat.  Diese  Fonn  wnrde 
früher  für  ein  wirkliches  regnl&rea 
Ikositetraeder  gehalten,  welche 
Form  darnach  Lettcifoeder  ge- 
nannt wnrde  (80,  134). 
Fig.  94.  Fig.  95. 

6.  Triakisoktaeder  (Pyramidenoktaeder).  Jede  der  Flächen  schneidet 
zwei  Achsen  gleich,  die  dritte  in  größerer  Entfernung,  der  Ansdmck 
ist  also:  (a  :  a  :  mä),  wo  w  >■  1  oder:  (m  m  1)  oder  allgemein  (hhk), 
A>  Ä,  also  z.  B.  (221),  (331),  (332)  etc.  In  äer  idealen  Form  (Fig.  96) 
sind  die  Flächen,  von  denen  aach  hier  der  Symmetrie  nach  24  vor- 
handen sein  mflssen,  gleichschenklige  Dreiecke,  welche  dreiseitige 
niedere  Pyramiden  über  den  Flächen  des  Oktaeders  bilden,  das  man 


VolUftchige  Kluae.  1]3 

sich  einbeschriebeD  denken  kann.    Zwölf  läng^ere  b 

Kanten  0  entsprechen  in  ihrer  Lage  dorchaus 

den  zwölf  Kanten  und  sechs  4  +  4kantige  Ecken 

E  den  Ecken  den  Oktaeders.     AuSerdem    sind 

noch  24  gleiche  kürzere  Pyramidenkanten  P  nnd 

acht  3  kantige  Pyramidenecken  J  von  der  Lage 

der  Wörfelecken  vorhanden.    Die  Achsen  gehen 

durch  die  Ecken  E. 

Di«  Hüben  der  PyruniaeD  (d.  h.  die  Fl&cheDwinkel  ^S-  ^' 

in  P  und  0)  ändern  sich  mit  der  Zahl  m  (resp.  -r-),  welche  nun  aas  Jenen  Winkeln 
berechnen  kann,  nnd  omgekehrt. 

7.  BexdkiaoUaeder  (Achtundvierzigflächner).  Die  Flächen  schneiden 
alle  Achsen  ungleich,  der  Ausdruck  ist  also :  {ma  :na:pa)  oder  =  ( r '  y '  T^ 
=  (hkl),  wo  A  >  i  >  I,  z.  B.  (321),  (421)  etc.  Die  Flächen,  48  an  der 
Zahl,  bilden  ungleichseitige  Dreiecke  (Fig.  97),  ,„„ 

welche  sich  in  24  gleichen  Kanten  K  in  den 
Achsenebenen  (gebrochene  Oktaederkanten)  nnd  in 
je  24  Kanten  L  und  M  schneiden.  In  der  idealen 
Form  sind  die  Kanten  M  die  längsten,  L  die 
kilrzesten.  An  Ecken  sind  rorbanden :  sechs 
4  4-4kantige  sog.  Oktaederecken  E,  durch  welche 
die  Achsen  gehen,  acht  3  -|-  3kantige  0  in  der 
Mitte    der    Oktanten    (Wttrfelecken)    und  zwölf  Fig.  97. 

2  -}-  2kantige  G  in  den  Achsenebenen. 

Die  Fl&chenwinkel  in  £,  L  nnd  M  ändern  sich  mit  m  nnd  n,  reep.  mit  -j- 
nnd  y.    Hanchmal  nnd  die  Flächen  bo  grappiert,  daO  sie   en  je  vieren  niedere 

Pyramiden  anf  den  Flächen  eine«  Oranatoedars  bilden,  mit  deaeen  Kanten  ImI 
manchen  Werten  von  m  nnd  n  (resp.  h,  k,  l)  die  Kanten  M  EOBammenf allen ;  dies 
sind  die  sog.  Pyramidengranafoeder.  Die  Bedingung  luerfflr  ist;  h^=k-{-l,  %.  B. 
{321},  (431),  (632)  etc. 

Andere  einfache  KOrper  als  diese  sieben  sind  in  der  Tollflächigen  Klasse  des 
regulären  Syatema  nicht  mOglich.  Weder  lassen  sich  andere  Lagen  der  FlKchen  gegen 
die  Achsen  angeben,  als  jene  sieben,  noch  andere  FlächenansdrQcke,  welche  von  jenen 
sieben  wesentlich  verschieden  wären  nnd  nicht  durch  Mnltiplihation  oder  Division 
der  Indicee  mit  einer  geeigneten  Zahl  anf  sie  EtuttckgefUhrt  weiden  könnten.  £la 
kann  also  keinen  anders  gestalteten  einfachen  EOrper  mit  den  nenn  Symmetrieebenen 
der  genannten  Klasse  geben.  Alle  diese  sieben  KGrper  sind  anch,  teils  selbständig, 
teils  in  Kombinationen  voTkommeud,  an  Krystallen  tats&chlich  beobachtet  worden. 

Das  Eexakisoktaeder  ist  der  flBchenreichste  einfache  regnläre  KOrper  nnd  auch 

der  aUgemeisste,  als  dessen  spezielle  Fälle  die  anderen  angesehen  werden  künnen. 

So  kann  man  sich  e.  B.  ein  Ikoaitetraeder  als  ein  Hexakisoktaeder  vorstellen,  in 

dessen  Kanten  M  die  anstoßenden  Flächen  einen  Winkel  von  180"  machen,  d.  h. 

Baasr,  KioeraloclB.  8 


114  Beguläres  Erystallsystem. 

in  eine  Ebene  zusammen  fallen ;  beim  Pyramidenoktaeder  fallen  die  in  den  Kanten  L 
zusammenstoßenden  Flächen  in  eine  zusammen ;  beim  Oktaeder  alle  nm  eine  Ecke  0 
hemmliegenden  Flächen  etc.  Diesen  Änderungen  entsprechend  ändert  sich  selbst- 
verständlich jedesmal  der  Ausdruck  des  Hexakisoktaeders  und  geht  in  leicht  yer- 
ständlicher  Weise  in  den  des  betreffenden  speziellen  Körpers  über.  Diese  Auffassung 
des  Zusammenhangs  sämtlicher  yollflächig-regulärer  Formen  ist  namentlich  bei  der 
Ableitung  der  hemiedrischen  Formen  aus  jenen  oft  von  Wichtigkeit. 

103.  Naumannsclie  Bezeicliiinng  und  Übersicht.  Nach  der 
Naumannschen  Bezeichnungsweise  werden  nicht  einzelne  Flächen  einer 
einfachen  Erystallform,  sondern  die  ganzen  Foimen  in  den  Zeichen 
(Symbolen)  dargestellt  Man  geht  dabei  von  dem  Oktaeder  aus.  Eine 
Oktaederfläche  wird  im  Endpunkt  einer  Achse  a  festgehalten  und  so 
nach  außen  gedreht,  daß  sie  entweder  von  einer  oder  von  beiden 
anderen  Achsen  größere  Stücke  abschneidet,  als  von  der  ersten.  Auf 
diese  Weise  kann  man  offenbar  jede  überhaupt  mögliche  Lage  der 
Fläche,  also  die  Lage  der  Flächen  für  alle  oben  betrachteten  Körper 
erhalten.  Jedesmal  trifft  die  Fläche  die  eine  Achse,  in  deren  Ende  sie 
festgehalten  wird,  in  der  Entfernung  a,  die  beiden  anderen  Achsen  in 
je  nach  der  speziellen  Lage  der  Fläche  verschiedenen  Entfernungen 
gleich  oder  größer  als  a.  Naumann  bezeichnet  nun  das  Oktaeder  mit  0 
und  alle  anderen  regulären  einfachen  Formen  dadurch  mit  Hilfe  des 
Buchstabens  0,  daß  er  die  auf  die  zwei  letztgenannten  Achsen  bezüg- 
lichen Ableitungszahlen  vor  und  hinter  0  setzt  Eine  etwaige  Ab- 
leitungszahl 1  wird  dabei  fortgelassen.  Die  dritte  Ableitungszahl, 
welche  nach  dem  Obigen  stets  =  1  ist,  braucht  als  selbstverständlich 
nicht  geschrieben  zu  werden.  Danach  ist  allgemein :  mOn  =  a:ma:nay 
wo  m  >>  n  >>  1  sei;  und  speziell  z.  B.  SOf  =  a  :  3a  :  fa;  202  = 
a  :  2a  :  2a;  30  =  a  :  3a  :  a  oder  a:a:  3a;  oo02  =  a  :  ooa  :  2a  oder 
a  :  2a  :  oo  a  etc.  und  entsprechend :  0  =  a:l.a:l.a  =  a:a:a. 

Im  folgenden  ist  eine  Übersicht  über  jene  sieben  einfachen 
Körper  des  regulären  Systems  je  mit  der  betreffenden  Bezeichnung 
nach  Miller  und  Naumann  gegeben  : 

1.  Oktaeder:  0  —  a:a:a  =  (111). 

2.  Würfel:  ooOoo  =  a  :  oo  a  :  oo  a  =  (100). 

3.  Granatoeder :  ooO  =  a  :  a  :  ooa  «=  (HO). 

4.  Tetrakishexaeder :  oo  On  =  a  :na  :  ooa  oder  (ääO) 

z.  B.:  oo02  =  a  :  2a  :  ooa  =  (210). 

5.  Ikositetraeder :  mOm  =^  aima:  ma  oder  (hJck)  h^k 

z.  B.:  3 03  =  a  :  3a  :  3a  =  (311). 

6.  Triakisoktaeder :  mO  =  a:a:ma  oder  =  {hhk) h'^k 

z.  B.:  iO  =  a  :  a  :  |a  =  (332). 

7.  Hexakisoktaeder :  fnOn=^a  imaina  oder  (hM)  ä  >>  i  >  Z 

z.  B.:  3 0|  =  a  :  |a  :  3a  =  (321). 


Tollflftchige  Kluge. 


115 


104.  Komblnatloiieii.  Das  allgemeine  Über  die  Kombinationen 
ist  schon  oben  (92 S.)  gesagt,  wo  aach  bereits  einige  regulär-Toll- 
fi&chige  Kombinationen  speziell  besclirieben  worden  sind.  Danach 
wird  das  folgende  leicht  vei'Ständlich  sein.  Die  jo  den  folgenden 
Kombinationen  vorkommenden  einfachen  Formen  sind  anf  den  Abbil- 
dungen mit  Naumanngchen  Zeichen  angegeben  (vergl.  auch  (97)). 

Das  Oktaeder  in  Kombination  mit  dem  Würfel  stampft  dessen 
Ecken  ab  (Fig.  100)  and  ebenso  amgekehrt  (Fig.  98).    Beide  Formen 


Fig.  98. 


Fig.  99. 


Fig.  100. 


bilden  dieselbe  Kombination,  bei  Fig.  98  ist  das  Oktaeder,  bei  Fig.  100 
ist  der  Würfel  groß  und  der  Träger  der  Kombination ;  zwischen  beiden 
steht  die  in  Fig.  99  abgebildete  Form  dieser  selben  Kombination, 
der  sog.  Mittelkrystall  oder  das  Knbooktaeder,  in  der  Mitte. 

Das  Granatoeder  stampft  am  Würfel  die  Kanten  gerade  ab  (Fig.  101), 
nmgekehrt  der  Würfel  am  Granatoeder  die  vierkantigen  Ecken  (Fig.  102). 


Fig.  101. 


Fig.  102. 


Fig.  103. 


Fig.  104. 


Änch  diese  beiden  Fignren  stellen  mithin  die  gleiche  Kombination, 
die  des  Würfels  mit  dem  Granatoeder  dar.  Das  Grematoeder  stumpft 
anch  am  Oktaeder  die  Kanten  gerade  ab  (Fig.  103)  und  umgekehrt 
dieses  an  jenem  die  dreikantigen  Ek^ken  (Fig.  104).    Sind  Oktaeder, 


Fig.  106.  Fig.  106,  Fig.  lOJ. 

Wvrfü  und    Qrancdoeder  miteinander  kombiniert,  so   entstehen" die 
Formen,  welche  in  Fig.  105 — 107  dargestellt  sind.    Der  Reihe  nach 


l][g  ItepilBrei  EiystallBystem. 

sind  bei  ihnen  das  Granatoeder,  das  Oktaeder,  der  Wtlrfel  die  Träger 
der  Eombination. 

Die  Fig.  108  zeigt  den  Pyramidetucürfel  in  Kombination  mit  dem 
Würfel  Ersterer  schärft  die  Kanten  des  letzteren  zu,  letzterer  stampft 
die  Tierkantigen  Ecken  des  ersteren  ab.    In  Fig.  109  ist  die  Kom- 


Kg.  108.  Fig.  109.  Fig.  110. 


bination  des  Würfels,  des  Oktaeders,  des  Granatoeders  und  eines  ^a- 
midenoktaeders,  etwa  20  (221)  dargestellt.  Die  gegenseitige  Lage  der 
erstgenannten  drei  Körper  ist  aus  Fig.  106  bekannt;  das  Pyramiden- 
oktaeder  scbfirfl  im  allgemeinen  die  Oktaederkanten  zu,  hier  stumpft 
es  dementsprechend  die  Kombinationskanten  zwischen  Oktaeder  und 
Granatoeder  ab  und  zwar  notwendig  schief  (98).  Fig,  110  stellt  die 
Kombination  eines  Ikosüetraeders  mit  dem  Würfel  dar.  Die  Ecken 
des  letzteren  werden  von  den  Flächen  des  ersteren  von  den  Flächen  aus 
zugespitzt.      Fig.  111  gibt    das    Granatoeder,   dessen    Kanten   durch 


Fig.  111.  Fig.  112.  Fig.  113. 

das  Ikositetraeder  202  (211)  gerade  abgestumpft  werden.  Das  Hexa- 
kisoktaeder  30^(321)  schärft  die  Oranaloederkanten  zu  nnd  stumpft 
die  aus  Fig.  111  bekannten  Kombinationskanten  zwischen  den  Flächen 
von  ooO  und  202  schief  ab  (Fig.  112).  Die  Würfelechen  werden  von 
den  AcMundmereigflächnem,  z.  B.  402  (421),  sechsflächig  zugespitzt 
(Fig.  113).  Schon  oben  wurde  die  Kombination  des  Oktaeders  mit 
dem  Ikositetraeder  (Fig.  85)  und  mit  dem  Eexakisoktaeder  (Fig.  86) 
beschrieben. 

104a.  Kombinationen  (FortMtiniig).  Qrappieren  wir  die  EombinfttioDen  nach 
den  TrSgern  -derselben,  ao  erhalten  wir  das  folgende:  Der  Würfel  mit  abgeatiunpfl«n 
Ecken  (Fig.  100)  ist  die  Kombination  mit  dem  Oktaedecj  mit  abgestumpften  Kanten 
(Fig.  101)  die  mit  dem  Granatoeder;  mit  abgestampften  Kanten  und  Ecken  die  mit 
dem  Oktaeder  und  dem  Granatneder  (Fig.  107);  mit  sngeachärften  Kanten  die  mit 


Yoim&chige  Klasse.  117 

eiBem  Pyramidenwürfel  (Fig.  108) ;  mit  von  den  Flächen  aus  dreiflächig  mgespiteten 
Ecken  (Fig.  110)  die  mit  einem  Ikositetraeder ;  mit  sechsflächig  zugespitzten  Ecken 
die  mit  einem  Hexakisoktaeder  (Fig.  113)  etc. 

Das  Oktaeder  mit  abgestumpften  Ecken  (Fig.  98)  ist  kombiniert  mit  dem  Würfel ; 
das  mit  abgestumpften  Kanten  (Fig.  103)  mit  dem  Granatoeder ;  das  mit  abgestumpften 
Kanten  und  Ecken  (Fig.  106)  mit  dem  Würfel  und  dem  Granatoeder;  das  mit  vier- 
flächig von  den  Flächen  aus  zugespitzten  Ecken  (Fig.  85)  mit  einem  IkositetraSder; 
das  mit  achtflächig  zugespitzten  Ecken  mit  einem  Hexakisoktaeder  (Fig.  86)  etc. 

Am  Oranottoeder  bewirkt  der  Würfel  die  Abstumpfung  der  vierkantigen  Ecken 
(Fig.  102);  das  Oktaeder  die  der  dreikantigen  Ecken  (Fig.  104);  die  der  drei-  und 
der  vierkantigen  Ecken  gleichzeitig  der  Würfel  mit  dem  Oktaeder  (Fig.  105);  die 
Abstumpfung  der  Kanten  stellt  die  Kombination  mit  dem  Ikositetraeder  202  (211) 
dar  (Fig.  111)  und,  wenn  noch  die  Kanten  zwischen  den  Flächen  des  Granatoeders 
und  dieses  Ikositetraeders  abgestumpft  sind  (Fig.  112),  dann  tritt  zu  diesen  beiden 
noch  ein  Achtundvierzigflächner  und  zwar  ein  solcher  aus  der  Gruppe  der  Pjramiden- 
granatoeder.  Diese  letztere  Kombination  ist  oft  am  Granat  zu  beobachten,  wo  dieser 
Achtundvierzigflächner  den  Ausdruck:  30%  (321)  zu  haben  pflegt. 

Für  die  übrigen  einfachen  regulären  Formen  ergeben  sich  nach  dem  Obigen 
die  Verhältnisse  leicht  von  selbst. 

104  b.  Entwieklung  regalirer  Komblnatioiieii.  Die  regulären 
Eombinationen  sind  leicht  zn  entwickeln,  d.  h.  die  daran  beteiligten 
einfachen  Formen  sind  leicht  zn  bestimmen,  wenn  deren  Anzahl  nicht 
zu  groß  ist.  Manchmal  sind  die  Erystalle  aber  sehr  kompliziert,  so- 
fern sich  oft  nicht  nur  alle  oder  doch  die  meisten  der  sieben  ein- 
fachen Formen  im  allgemeinen  miteinander  vereinigen,  sondern  auch 
von  denen  mit  veränderlichen  Ableitungszahlen  m  resp.  n  mehrere 
mit  verschiedenem  Ausdruck  also  z.  B.  mehrere  Ikositetraeder,  mehrere 
Pyramidenwürfel  etc.  nebeneinander  vorhanden  sind.  Dann  ist  die 
Bestimmung  der  einzelnen  Formen  unter  Umständen  schwierig,  nament- 
lich wenn  noch  starke  Verzerrung  dazu  tritt.  Die  Symbole  aller 
Formen  lassen  sich  dann  nicht  ohne  eingehende  Beobachtung  der 
Zonen  am  Goniometer  und  ev.  umfangreiche  Winkelmessung  und  Be- 
rechnung ermitteln.  Handelt  es  sich  aber  nur  darum,  die  Zugehörig- 
keit der  einzelnen  Flächen  zu  der  oder  jener  der  einfachen  Formen 
im  allgemeinen  aufzusuchen  ohne  auf  die  speziellen  Werte  der  Ab- 
leitungszahlen m  und  n  einzugehen,  dann  fuhrt  auch  in  komplizierten 
Fällen  die  Zonenbeobachtung  mit  bloßem  Auge  unter  Berück- 
sichtigung der  Symmetrieverhältnisse  häufig  zum  Ziel.  Die"  Flächen 
des  Würfels,  des  Oktaeders  und  auch  des  Granatoeders  lassen  sich, 
wenn  sie  vorhanden  sind,  meist  unschwer  an  ihrer  Zahl  und  Anord- 
nung erkennen,  und  man  kann  auch  gewöhnlich,  selbst  wenn  sie  nicht 
zur  Ausbildung  gelangt  sind,  was  aber  bei  flächenreichen  Krystallen 
fast  nie  der  Fall  ist,  ihre  eventuelle  Lage  angeben.  Dann  sind 
aber  auch  die  drei  Achsen  bestimmt  und  aus  ihnen  folgen  die  Symbole 
der  anderen  Flächen  nach  den  Symmetrieverhältnissen.  Bei  solchen 
Untersuchungen  kann  man  auch  von  den  folgenden  leicht  verstand- 


118  Regnläres  Erystallsystem. 

liehen  Regeln  vorteilhaften  Gebrauch  machen:  Die  Ikositetraeder- 
flächen  liegen  zwischen  den  Flächen  des  Oktaeders  und  Würfels  und 
mit  ihnen  in  derselben  Zone.  Die  Flächen  der  Pyramidenoktaeder 
liegen  in  derselben  Zone,  aber  zwischen  denen  des  Oktaeders  und 
Granatoeders.  Die  Flächen  der  Pyramidenwürfel  liegen  zwischen 
denen  des  Würfels  und  des  Granatoeders.  Die  Flächen  der  Hexa- 
kisoktaMer  liegen  in  keiner  dieser  Zonen.  Diese  Beziehungen  der 
einfachen  vollflächig-regulären  Formen  zueinander  werden  durch  das 
folgende  Schema  übersichtlich  dargestellt: 

fnO\         ymOm 

I  \ 

ooO cxDÖn ooOoo 

Aus  der  Lage  der  Flächen  sieht  man  auch  häufig  ohne  weiteres, 
wie  viele  von  derselben  Art  vorhanden  sein  müssen,  was  die  weitere 
Bestimmung  erleichtert,  wenn  dadurch  nicht  schon  allein  die  Ent- 
scheidung gegeben  ist. 

Ganz  analoge  Betrachtungen  führen  bei  der  Entwicklung  regulär- 
hemiedrischer  Kombinationen  und  solcher  anderer  Erystallsysteme  zum 
Ziel.  Es  soll  daher  bei  ihnen  nicht  mehr  ausführlich  darauf  einge- 
gangen werden. 

Beispiele:  In  der  regulären  Kombination  des  Bleiglanzes  (Fig.  109)  sieht  man 
ohne  weiteres,  daß  die  Flächen  0  dem  Oktaeder,  cxsOoo  dem  Würfel  nnd  ooO 
dem  Granatoeder  angehören.  Nach  den  zuletzt  erwähnten  Eegeln  ist  2  0  ein  Pyra- 
midenoktaeder,  denn  die  Flächen  liegen  zwischen  denen  des  Oktaeders  nnd  Granatoeders 
in  der  Zone  derselben,  was  aus  den  paraUelen  Kanten  hervorgeht.  Der  allgemeine 
Ansdmck  der  Flächen  2  0  ergibt  sich  auch  ans  folgender  Betrachtung.  Die  Achsen 
stehen  senkrecht  auf  den  Wüifelflächen  oo  0  oo.  Von  zweien  dieser  Achsen  muß  jede 
der  Flächen  2  0  gleiche  Stücke  abschneiden,  da  sonst  die  Symmetrie  nach  den  Neben« 
symmetrieebenen  gestört  wäre.  Von  der  dritten  Axe  muss  dieselbe  Fläche  ihrer 
Lage  nach  ein  größeres  Stück  abschneiden,  als  auf  den  beiden  anderen,  da  sie  sonst 
mit  der  anstoßenden  Oktaederfläche  zusammenfaUen  oder  mit  ihr  einen  einspringen- 
den Winkel  machen  würde.  Der  Ausdruck  der  Fläche  2  0  ist  danach  im  allgemeinen: 
a:a:ma  (m}>l),  also  der  eines  Pyramidenoktaeders.  Der  spezielle  Wert  der  Ab- 
leitungszahl m  folgt  durch  Bechnung  aus  dem  Winkel,  den  eine  Fläche  2  0  mit 
einer  bekannten  Fläche  des  Krystalls,  also  etwa  mit  einer  Oktaederfläche  macht. 
Daß  die  Flächen  2  0  in  der  Zahl  von  24  vorhanden  sein  müssen,  geht  aus  ihrer 
Anordnung  hervor:  um  jede  der  acht  Oktaederflächen  liegen  ihrer  3;  an  jeder  der 
sechs  Würfelflächen  liegen  acht,  wobei  aber  zu  bedenken  ist,  daß  jede  Fläche  20 
gleichzeitig  an  zwei  Würfelflächen  angrenzt. 

In  Fig.  113  a  ist  ein  flächenreicher  Krystall  von  Rotkupfererz  abgebildet. 
Auf  den  ersten  Blick  lassen  sich  die  Flächen  p  als  die  des  Oktaeders,  femer  a  als 
die  des  Würfels,  somit  m  als  die  des  Granatoeders  erkennen.  Daß  n  ein  Pyramiden- 
oktaeder ist,  folgt  aus  dem  eben  betrachteten  einfacheren  Beispiele.  Von  den  Flächen 
b  schneidet  jede  der  Symmetrie  zufolge  auf  zwei  der  zu  den  Flächen  a  senkrechten 
Achsen  gleiche  Stücke  ab  und  zwar  größere  als  auf  der  dritten.    So  schneidet  z.  B. 


Tetnedrieohe  Hetniedrie.  HQ 

die  aber  p  liegende  FlSche  b  von  den  beiden  bomontftlen  Achnen  gleiche  Stflcke  ab, 

die  Dotbwendig  grOOer  sein  nttUseu,  als  das  aof  det  Tertikalen  Achse  abgeschnittene. 

b  hat  daher  des  Ansdmck :  ma :  ma :  a,  m  ^  1,  ei 

ist    also    ein    Ikositetraeder.     Dies    ergibt    sich 

auch  dsTSDi,   daß  die  FUchen  b  zwischen  den 

Wflrfeiatchen  a  und  den  OktaederflAchen  p  in 

deren  Zone  liegen.    6'  mni)  einem  iweiten  stnmp- 

feren  Ikositetraeder  angehSren,    etwa  mit  dem 

Aosdrack:  303,   wenn  6   den  Aasdmck    202 

hatte.     Ähnliche  Betracht nngeo    xeigen,    daß  e  ' 

die   Flfichen    eines   PyrsmidenwUrfels    dnd:    sie 

liegen  zwischen  den  Flachen  des  Wflrfels  a  and 

des  Qranaloeders  m  in  deren  Zone,  de  gehen 

ihrer  Lage  nach  einer  Achse  parallel  und  schneiden 

Ton  den  beiden  anderen  Achsen  ungleiche  Stücke 

ab,  was  den  Ansdrack ;  a :  ma :  oo  a  ergeben  wttrde. 

Die  Flachen  n,  b,  b'  und  e  mOssen  in  der  Zahl  £^.  113a. 

von  24  vorhanden  sein.    Die  Flachen  «  liegen  in 

keiner  der  oben  betrachteten  Zone,    de  sind  4Sn]al  vorhanden  and  begrenzen  ein 

Hexakisobtaeder. 

Hemiedrische  Klassen. 

Es  sind  dreierlei  H^niedrien  des  regulären  Systems  mOglich  und  bekannt,  die 
durch  Verschwinden  je  einer  Gruppe  von  S^metrieebenen  oder  beider  Gmppen 
glrichzeitig  ans  der  voltfl&chigen  Klasse  abgeleitet  werden  können. 

1.  Tetraedrische  Heniiedrie,  die  drei  Eanptsjmmetrieebenen  verschwinden. 

2.  Pjritoedrische  Hemiedrie,  die  sechs  Nehensymmetrieebenen  verschwinden. 

3.  G;roedriache  Heniiedrie,  alle  Symmetrieebenen  verschwinden  gleichcdtig. 
Nnr   die  beiden    erstgenannten  flemledrien    sind  verbreitet  nnd  h&nfig;    sie 

sollen  dahn  hier  allein  ebgehender  betrachtet  werden. 


Tetraedriaefi-hemledrisehe  (hexakistetraedrische,  tetraedrische,  geneigt- 
fläohig-fiemiedrischej  Klasse. 

Die  drei  Hauptsymmetrieebenen  sind  verschwunden,  mit  ihnen 
die  sechs  zweiz&hligen  (digonalen)  Symmetrieachsen  nnd  das  Symmetrie- 
centrnm.  Gfeblieben  sind  die  sechs  Nebensymmetrieebenen,  nnd  die 
vier  dreizfthligen  (trigonalen)  Symmetrieachsen,  sowie  die  drei  Symme- 
Irieaxen  parallel  den  drei  krystallographischen  Achsen  a;  diese  sind 
nun  aber  nicht  mehr  vlerzählig,  sondern  sie  sind  zweiz&hlig  geworden. 

105.  Gesetz  der  tetraedrlschen  Heniiedrie.  Nach  dem  Gesetz 
der  tetraedrischen  Hemiedrie  verhalten  sich  die  sämtlichen  P^lächen 
eines  nnd  desselben  Oktauten  gleich  and  die  in  den  abwechselnden 
Oktanten  verschieden,  wie  die  Schraffierung  an  dem  Hexakisoktaeder 
(Fig.  114)  zeigt  Uan  sieht  hieraus  ohne  weiteres,  dafi  die  drei  die 
Oktanten  scheidenden  Hanptsynunetrieebenen  hier  nicht  mehr  als 
solche  fon  gieren,  daffegen  bleiben  die  sechs  tlber  die  Oktanten  hinweg- 


X30  Begnllres  ErjttallsfBtem. 

geheoden  nad  sie  symmetrisch  teilenden  NebensymmetrieebeDen  aach 
hier  noch  Symmetrieebenen. 
Eine  sofort  erkennbare  Folge 
dieses  Gesetzes  ist  auch,  daß 
alle  drei  vierzähligen  Symme- 
trieachsen nnn  zweizählig  ge- 
worden nnd  die  sechs  zweizäh- 
UgenSymmetrieachsenvollkom- 
pj    1^4  pig  115  men  weggefallen  sind,  während 

die  vier  dreizähligen  Symme- 
trieachsen auch  hier  existieren.  Endlich  mnß  das  Symmetriecentmm 
verschwinden,  da  zu  jeder  Elächengmppe  die  parallele  in  dem  diame- 
tral gegenßberliegenden  Oktanten  verloren  geht;  die  tetraedrische 
Hemiedrie  ist  eine  geneigtflächige. 

106.  Elnfaelie  Formen  der  tetrsedTlBch-hemiedrlschen  Klasse. 

Jede  Hälfte  der  Flächen  einer  einfachen  vollflächigen  Form  gibt  im 
allgemeinen  eine  neae  halbflächige.  Die  beiden  korrelaten  hemi- 
edrischen  Formen  sind  stets  kongruent  nnd  lassen  sich  durch  Drehung 
nm  jede  der  drei  Achsen  nm  90^  znr  Deckung  bringen. 

Aus  jedem  HexakisoUaeder  entstehen  zwei  correlate  Hexahstetra- 
eder  (Fig.  116),  die  man  als  -|-  und  —  ant«rscheidet    Dire  Fonn   ist 


Figr.  116. 

die  eines  Tetraeders,  Über  dessen  vier  Flächen  sich  Pyramiden  von  je 
sechs,  nämlich  den  in  den  abwechselnden  Oktanten  erhalten  ge- 
bliebenen  Flächen,  erheben.  Diese  schneiden  sich  in  den  abwechselnd 
kOrzeren  nnd  längei-en  Kanten  M  und  L,  die  den  erhalten  gebliebenen 
Kanten  entsprechen  (Fig.  116,  wo  das  von  den  schraffierten  Flächen 
in  Fig.  114  begrenzte  Heiakistetraeder  besonders  abgebildet  ist).  Ton 
jeder  der  beziehungsweise  gleichen  Kanten  M  nnd  L  sind  in  jedem 
der  abwechselnden  Oktanten  drei,  im  ganzen  also  zwölf  vorhanden. 
AuBerdem  finden  sich  noch  zwOlf  gleiche  Kanten  N,  in  denen  sich 
die  vorhandenen  Flächen  aber  die  verschwundenen  hinweg  schneiden. 
Die  vier  3  +  3kantigen  Ecken  0  sind  die  bestehen  gebliebenen  Aber 
den  Mitten  der  abwechselnden  Oktanten.    Die  sechs  Ecken  E  an  den 


Tetnedrische  Hemiedrie.  121 

Enden  der  Achsen  siad  nun  2  -|-  2kantig  geworden.  Änßerdem  sind  vier 
3  4-  Skantige  Ecken  R  über  den  Oktanten  mit  den  Terschwnndenen 
Flächen  nea  entstanden.  Die  sechs  2 -|- 2  kantigen  Ecken  E  tut- 
sprechen  in  der  Lage  genau  den  sechs  4  -j-  4  kantigen  Ecken  (Fig.  97) 
des  Hexakisoktaeders.  Wie  durch  die  letzteren  die  Achsen  hindurch 
geheu,  so  gehen  sie  auch  beim  Hexakistetraeder  durch  je  zwei  gegen- 
flberliegeude  Ecken  E.  Das  Symbol  der  beiden  ans  dem  Hezakisokta- 
eder  mOn  oder  {hkl)  nach  obigem  Gesetz  abgeleiteten  Hexakistetraeder 

ist:  -| — s—  und jj—  oder:  +  "(ä^)  nnd  —  x(ßl)  .  x  dient  nur  zur 

Andeutung  der  Hemiedrie;  wo  diese  anderweitig  unzweifelhaft  ange- 
dentet  ist,  kann  x  auch  wegbleiben.  Die  Indices  der  einzelnen  Flächen 
der  beiden  korrelaten  Hexakistetraeder  im  Vergleich  mit  dem  Hexa- 
kisoktaeder  ergeben  sich  aus  Fig.  114  und  115. 

Ans  den  Terhältnissen  des  Hexakisoktaeders  folgen  die  Flächen- 
Terteilnng  and  die  Bezeichnung  der  tetraedrisch  -  hemiedrischen 
Körper,  die  aus  den  anderen  regnlären  Holoedern  sich  ableiten  lassen, 
von  selbst 

Das  Oktaeder  0  (lll)  gibt  zwei  korrelate  Tetraeder  +  -gUnd — -5- 

oder  -\-  x(lll)  und  —  "(^ll)'  welche  stets  von  yier  gleichseitigen  Drei- 
ecken begrenzt  werden.  Diese  schneiden  sich  in  den  sechs  gleichen 
Kanten  unter  Winkeln  Ton  70"  32'  (den  Winkeln,  unter  denen  sich 
zwei  Flächen  des  Oktaeders  Über  eine  Ecke  hinweg  schneiden)  und 
bilden  vier  gleiche  Ecken.  Die  Achsen  gehen  durch  die  Mitten  Ton  je 
zwei  gegenüberliegenden  Kanten,  welche  sich  unter  90 <>  kreuzen 
(Fig.  117 — 119).    Die  Kauten  des  einen  Tetraeders  schneiden  in  der 


Pig.  117.  Fig.  118.  Fig.  119. 

NormalstelluDg  die  Kanten  des  korrelaten  an  den  Enden  der  Achsen 
rechtwinklig. 

Jedes  Jkosiietraeder  mOm  {hkk)  gibt  zwei  TrvUäd^raeder  (Pyra- 
midentetraeder): -i-~!  oder  +  x(Wvt)  z.  B.  +^  =  -f  x(211)  und 

die  entsprechenden  negativen  Formen  der  anderen  Stellung: 5— 


122  Begiil&rea  RrjBtdlijsttiii. 

oifsc  ~K(kU);z.B.—  ~  =  —  x{2h)  (Fig.  120).     Daneben  giebt 


Fig.  120. 

Fig.121  die  Indices  der  einzelnen  Flächen  des  sclirafflei-ten  Triakistetni- 
eders  nnd  im  Vergleich  mit  Fig.  94  anch  die  des  korrelaten.   Die  Triakis- 
^  tetraeder  haben  die  Gestalt  eines  Tetraeders,  Ober 

3       '  i    dessen   Flächen  sich  niedrige  dreiseitige  Pyra- 

miden   erheben.     Die    sechs  langen  Kanten  Q 
liegen  genan  wie  die  Kanten  eines  Tetraeders 
nnd  je  zwei  gegenKber  liegende  kreozen  sich  wie 
dort  rechtwinklig.  Sie  entstehen  dnrch  den  Schnitt 
zweier  an  den  Enden  der  Achsen  in  einer  Tierkan- 
tigen Ecke  gegenüberliegenden  Flächen  des  Diosi- 
tetraeders,  wenn  die  beiden  anderen  in  dieser  Ecke 
zusammenstellenden  Flächen  bei  der  Hemiedrie  wegfallen.    Die  Uitten 
der  Kanten  Q  entsprechen  somit  den  vierkantigen  Ecken  des  Ikositetra- 
eders;  durch  sie  gehen  die  Achsen  hindurch.    Die  zwölf  gleichen  Pjra- 
midenkanten  P  sind  die  Kanten,  in  denen  sich  die  bei  der  Hemiedrie 
bleibenden   IkositetraederflELchen    schneiden.      Diese  bilden   die  vier 
gleichen  dreikantigen  Ecken  Ä,  während  in  den  vier  gleichen  3  ■}-  3kan- 
tigen  Ecken  S  sechs  Flächen  ober  den  verschwindenden  Oktanten  zn- 
sammenstofien. 

Jedes  Tridkiadktaeder  mO{hh]t)  giebt  zwei  DeMoeder  (Deltoiddode- 

kaeder) :  -| — g-  oder  +  ><äAä)  nnd g-  oder  —  xQM) ; 


Fig.  121. 


+  x(221)und- 


;  1!.  B.  -i-  - 


Fig.  122. 

-x(221)  (Fig.  122).    Diese  Figuren  in  Verbin- 


Tetnedriach«  Eemiediie. 


123 


Fig.  123. 


dnng  mit  der  Fig.  123,  in  der  eines  der  Deltoiddodekaeder  mit  den 

IndiceB  der  Flächen,  sowie  mit  der  Bezeiclinniig 

gleicher  Kanten  ond  Ekkeu  besonders  dargesteUt 

ist  geben  unter  BerückBichtigung  des  Torstehenden 

die  Verhältnisse  der  Deltoiddodekaeder  ohne  weitere 

Beschreibung. 

Die  übrigen  holoedrischen  Körper,  der  Wörfel, 
das  Granatoeder  und  die  Pyramidenwürfel,  werden 
nach  dem  Gesetz  der  tetraedrischen  Hemiedrie  nicht 
verändert    Da  jede  ihrer  Flächen  in  zwei  Oktanten 
zugleich  liegt,  so  müßte,  wenn  die  in  dem  einen  Oktanten  liegende 
Flficbenhälfte  aach  Terschwinden  würde,  sie  doch  durch  die  sich  ans- 
dehnende  andere  Hälfte  derselben  Fläche  in  dem  anstoßenden  Oktanten 
wieder  ersetzt  werden,  wie  das  z.  R  Fig.  124  am  Granatoeder  zeigt  (75). 
Diese  Körper  treten  also  bei  den  tetraedrischen 
Kombinationen  mit  ihrer  ganzen  Flächenzahl  auf. 
Es  besteht  aber  auf  diesen  Flächen  keine  Symme- 
trie mehr  nach  den  verloren  g^angenen  Symme- 
trieebenen, beim  Granatoeder  in  der  Richtung  der 
großen  Diagonalen,  wie  es  z.  B.  die   Ätzflgnren 
(200)  zeigen.     Analog    ist    es  beim   Würfel    und 
Pyramidenwürfel.  Fig.  124. 

I(y7.  Tetraedrische  Kombinationen.  Nar  Formen  der  tetra- 
edrisch-hemiedrischen  Klasse  vereinigen  sich  zu  solchen  Kombinationen. 
Hierher  gehört  aber,  anSer  dem  Tetraeder,  Pyramidentetraeder,  Del- 
toiddodekaeder und  Hexakistetraeder  auch  der  Würfel,  das  Granato- 
eder und  der  Pyramidenwürfel,  die  ihre  Gestalt  beibehalten  und  daher 
gleichzeitig  der  holoedrischen  und  der  tetraedrisch  -  hemiedrischen 
Klasse  angehören.  Kombinationen  entstehen  hier  wie  bei  vollflächigen 
Krystallen :  die  Achsen  der  zusammentretenden  einfachen  Gestalten  sind 
parallel.  Doch  hat  man  hier  die  Formen  der  Stellung  nach  zu  unter- 
scheiden, da  z.  B.  das  Tetraeder  der  einen  Stellung  von  dem  der  an- 
deren Stellung  wesentlich  verschieden  ist,  wie  sie  aach  bei  gleich- 
zeitigem Auftreten  an  demselben  KrystaU  von  physikalisch  ver- 
schiedenen Flächen  begrenzt  sind. 

Die  beiden  Tetraeder  stump- 
fen aneinander  die  Ecken  ab  (Fig. 
125).  Wenn  beide  ins  Gleichge- 
wicht treten,  so  ist  ihre  Kombina- 
tion geometrisch  identisch  mit  dem 
Oktaeder;  der  wesentliche  Unter- 
schied ist  aber  der,  daß  beim 
Oktaeder  0  alle  Flächen  einander 


124 


Regnläres  ErTitallsratem 


gleich,  bei  der  Kombination:  +  -ö -  — -ö  ^^^'^  ^^^  Flachen  +  g-  tob 
den  Flächen  —  -^  verBchieden  sind  (Fig.  126). 

Der  Würfel  stumpft  die 
Tetraederkanten  ab  (Fig.  127), 
umgekehrt  ein  Tetraeder  die 
abwechselnden  Würfelecken 
(Fig.  128).  Das  Granatoeder 
spitzt  die  Tetraedereeken  von 
den  Flachen  aus  zu  (Fig.  129), 
nnd  umgekehrt  stumpft  das 
Tetraeder  die  abwechselnden 
dreikantigen  Ecken  des  Gra- 
natoedera  ab  (Fig.  130). 

Das  Tetraeder  stumpft  am 
Pyramidentetraeder  der  glei- 
chen Stellang  die  Pyramiden- 
ecken  ab  und omgekehrt  schärft 
das  letztere  die  Kanten  des 
ersterenzu(Fig.l31).  Dagegen 
stumpft  das  Tetraederder  einen 
Stellung  die  3  -|-  3  kantigen 
Ecken  des  Pyramidentetra- 
eders der  anderen  Stellung  ab 
(Fig.  132).  (Weitere  Kombina- 
tionen siehe  bei  Blende,  Fahl- 
erz und  Boracit) 


Pyritoedrisefie  (pentagonal-hemiedrisohe,  parallel  flächig  -  hemiedrmhe, 
dyakiadodekaedriacfie)  Klasse. 
Die  sechs  Nebensymmetrieebenen  und  die  sechs  zweizähligea 
(digonalen)  Symmetrieachsen  sind  verschwunden.  Die  drei  Hauptsym- 
metrieebenen,  femer  die  vier  dreizähligen  (trigonalen)  Symmetrieachsen 
nebst  dem  Symmetriecentrum  sind  vorbanden  ebenso  die  drei  den 
tetragonalen  der  Tollflächigen  Formen  parallelen  Symmetrieachsen,  die 
aber  hier  zweizählig  geworden  sind. 

108.  Gesetz  der  pyrltoedrlschen  Hemiedrie.  Nach  dem  Gesetz 
der  pyritoedrischen  Hemiedrie  verhalten  sich  in  jedem  der  acht  durch 
die  Achsenebenen  (Hauptsymmetrieebenen)  bestimmten  Oktanten  die 
Flächen  abwechselnd  gleich  und  an  der  Grenze  zweier  Oktanten  stoßen 
sich  gleich  verhaltende  Flächen    der  beiden  letzteren  zusammen,  wie 


Pyritoedrwclie  Hemiedrie.  126 

es  in  Fijr.  133  fUr  das  Hexakisoktaeder  durch  die  schraffierten  and  nicht 

schraMerten  Flächen  dargestellt  ist.  Die  Folge  dieser  Flächengruppie- 

ning:  ist,  dafi  die  drei  Hanpt- 

gymmetrieefaenen    erhalten  n 

bleiben,  während  die  sechs 

Nebensjmmetrieebenen 
vegfallen.    Ebenso  bleiben 
die  vier  dreizähligen  Sym- 
metrieachsen, die  drei  vier- 
zähligen    Symmetrieachsen 

weisen  zweizählig  and  die  ^^  ^^ 

sechs     zweizähl^en     ver- 

schwinden.  Zn  jeder  Fläche  ist  die  parallele  Gtegenfläche,  also  fta 
die  ganze  Form  ein  Symmetriecentrum,  vorhanden;  die  Hemiedrie 
ist  eine  parallelfiächige.  Die  korrelateo  hemiedriscben  Formen  sind 
koDgment  and  können  durch  Drehnng  am  eine  Achse  am  90"  zur 
Deckung  gebracht  werden. 

109.  Einfache  Formen  d«T  pyrltoedrlaeheD  Klasse.  Aas  jedem 
Eexakisoktaeder  mOn  (Mi)  entstehen  zwei  D^loeder  (Dyakisdodekaeder) 
(Fig.  135).    Beide  korrelate  Diploeder  sind  kougraent  und  können 


darch  Drehung  um  eine  Achse  a  um  90"  zur  Deckang  gebracht  werden. 

Sie  werden  als  +   — ö—    nnd —  pö"    oder:  +  Mhkl)  und  —  n{fchl) 

bezeichnet.  In  Figur  134  (in  Yerbindang  mit  Fig.  97)  sind  die  In- 
dices  der  einzelnen  Flächen  der  Diploeder  zu  ersehen  und  ebenso  die 
Verhältnisse  der  Kanten  und  Ecken.  Es  sind  24  gleiche  Kanten  T 
vorhanden,  in  denen  sich  in  jedem  Oktanten  die  bleibenden  Flächen 
aber  die  verschwundenen  hinweg  schneiden  und  die  zu  je  dreien  in 
jedem  Oktanten  liegen;  ferner  zwölf  gleiche  lange  Kanten  K  und 
zwölf  gleiche  kurze  Kanten  Kin  den  Achsenebenen.  Die  sechs  24- ^kan- 
tigen Ecken  E  liegen  auf  den  Achsen;  durch  sie  gehen  die  Achsen  hin- 
darch.  Zwischen  je  zwei  Ecken  E  liegen  in  den  Achsenebenen  die 
2  -j- 1  +  Ikantigen  Ecken  Ü,  nUier  bei  der  einen  Ecke  E  als  bei  der 


^26  Begnlltres  KrjataUiyitem. 

anderen,  nnd  die  acht  dreikantigen  Ecken  0  liegen  mitten  über  den 
Oktanten.  Die  Flächen  sind  in  der  idealen  Fonn  unregelmäßige  Vier- 
ecke mit  zwei  in  einer  Ecke  zusammenstollenden  gleichen  Seiten  T. 
Ans  dem  Pyramidenwätfel  (Fig.  137)  kann  man  zwei  koirelate 
Pyriioeder  (Pentagondodekaeder)  ableiten  (Fig.  136   nnd  138).     Die 


Fig.  136.  Fig.  137.  Pig,  138. 

sechs  gleichen  längeren  Kanten  W  des  einen  Pyritoedei-s  sind  anf 
den  entsprechenden  des  Gegenkörpers  senkrecht.  Anch  die  beiden 
korrelaten  Pyritoeder  können  dnrch  Drehnng  um  eine  Achse  a  zar  Deckung 
gebracht  werden.  Die  zwölf  Fünfecke  sind  nicht  regulär,  sondern 
symmetrisch;  die  24  gleichen  Kanten  X  sind  von  den  sechs  ebenfalls 
gleichen  Kanten  W,  durch  deren  Mitten  die  Achsen  senkrecht  hindurch 
gehen,  Terschieden,  ebenso  die  acht  von  drei  Kanten  X  gebildeten 
Ecken  Q  von  den  zwölf  Ecken  T,  in  denen  je  zwei  Kanten  X  und 
eine  Kante  W  zusammenstoßen.  Das  reguläre  Pentagondodekaeder 
der  Geometrie  entspricht  nicht  dem  Gesetz  der  rationalen  Eanten- 
schnitte,  es  ist  daher  krystallographisch  unmöglich  und  noch  nie  be- 
obachtet worden.    Die  beiden  korrelaten  Pyritoeder  des  Pyramiden- 

würfelsooOnsind: +[^^]    oder    +   «(AAO)   nnd   —   n(*ÄO},  z.   B. 

+  p^|  =+  «:(210)  und  —  nr(120).    Sie  sind  wie  die  Diploeder 

parallelflächig. 

Alle  anderen  einfachen  regulären  Formen  außer  Hexakisoktaeder 

und  Pyramidenwürfel  ändern  ihre  Gestalt  bei  dieser  Hemiedrie  nicht; 
sie  treten  in  Kombinationen  mit  ihrer  vollen 
Flächenzahl  auf.  Ifan  überzengt  sich  davon 
leicht,  wenn  man  die  holoedrischen  Formen  als 
spezielle  Fälle  des  Hexakisoktaeders  auffaßt  (102). 
Beim  Würfel  z.  B.  (Fig.  139)  müßten  die  schraf- 
fierten, bleibenden  Flftchenteile  durch  ihre  Aus- 
dehnung die  heim  Eintritt  der  Hemiedrie  ver- 
p.    jgg  schwundenen    nicht    schraffierten    Flächenteüe 

wieder  ersetzen;  eine  Ändemng  der  ganzen  Form 

könnte  nicht  stattfinden  (75). 


Fyrit4wdriBclie  nnd  g;roedrische  Hemiedrie. 


127 


110.  Fyritoedrische  Eomblnatlonen.  Von  Eombinationen  pyri- 
toedrischer  Körper  sind  einige  besonders  hftnflg.  Die  Pyritoederflächen 
stampfen  am  Würfel  die  Kanten  ab,  aber  wegen  der  Hemiedrie  schief 
(Fi^.  140);  dies  ist  der  Unterschied  tod  der  Kombination  des  Grana- 
toeders  nnd  Wörfels,  wo  die  Abstumpfnng  eine  gerade  ist  (Fig.  101). 
Die  Würfelääclien  stumpfen  am  Pyritoeder  die  längeren  Kanten  W 
gerade  ab  (Fig.  141).  Das  Oktaeder  stumpft  am  Pyritoeder  die  drei- 
kantigen Ecken  Q  ab  (Fig.  142).  Bei  einer  gewissen  Änsdehnnng  der 
Oktaederflächen  bilden  sie  nnd  die  Pyritoederflächen  Dreiecke,  im 
ganzen  20,  von  denen  die  8  von  Ojlgebildeten  gleichseitig,  die  12  von 

\—n~\  gebildeten  gleichschenklig  sind ;  diese  Kombination  ist  das  sog. 

IJcosaeder  (Fig.  143).    Die  Pyritoederflächen  spitzen  am  Oktaeder  die 


Pig.  142. 


Fig.  143. 


Fig.  144. 


Ecken  zweifläclug  von  je  zwei  gegenüberliegenden  Kanten  aus  zu 
(Fig.  144).  Fig.  142—144  stellen  somit  dieselbe  Kombination  dar, 
aber  mit  verschiedener  Ausdehnung  der  beiden  kombinierten  einfachen 
Formen.  Das  Diploeder  spitzt  die  Würfelecken  dreiseitig,  aber  schief 
zu  (Fig.  14Ö)  (Tgl.  Fig.  113).  Einige  andere  Kombinationen  sind  noch 
beim  Schwefelkies  (Pyrit),  dem  fOr  diese  Hemiedrie  typischen  Mineral, 
und  beim  Eobaltglanz  angegeben  nnd  abgebildet 


Qyroedrisohe  (ptagiedrlBohe,  pentagon-ikoaitetraediiBohe)  Klaaae. 

111.  Ojrroelrlsek«  H«ni«dri«.  Bei  der  gTToedrischen  oder  plagiedrischen 
BemiBdrie  TerhaJton  uch  wie  bei  der  pjritoedrischen  in  jedem  Optanten  die  ab- 
wechtelndeu  Fl&cheu  gleich.  Der  Unterschied  besteht  nur  darin,  daG  in  den  OktAnten- 
gienzeu  *ngleiehe  FlSchen  aneinanderatoQen,  nie  es  Fig.  46b  für  das  Hezakisoktaeder 
im  Vergleich  mit  Fig.  44  b  oder  136  b  eeigt.    Infolgedessen  fillen  alle  Symmetrie- 


128  Regoläres  KrjstallBjitein.    Tetartoediie. 

«benen  und  das  Sjmmetriecentnim  weg.  Eh  bleiben  aber  die  drei  Tierz&hlijiren,  di« 
vier  dreizähligen  und  die  aechs  sweiz&hligeii  Sfinmetneachsen  des  Hexakisoktaeden 
erh&lteD.  Atu  dem  letzteren  entstehen  zwei  enontiomorphe  korrelat«  Oyrotder  oder 
Plagieder  [anch  Pentagon-IbOBitetraeder,  Fig.  4Öb  und  c);  olle  anderen  TotlflSchi^en 
regnl&ren  Fonnen  treten  dagegen  mit  ihrer  Tollen  Fttcheniahl  anf. 


Tetartoedriaohe  (tetraedrisoh-pentagondodehaedrisohe)  Klaaae. 

112.  Tetnrtoedrle.  Die  Tetartoedrie  des  regnULren  Sjatema  kann  ans  dor 
tetnedrischen  oder  pjritoedriacben  Hemiedrie  abgeleitet  werden,  indem  man  dnich 
abermaligea  VerBchwinden  der  Hälfte  der  Flachen  die  noch  Torhandenen  aecha  reap. 
drei  Sjmmetrieebenen  fortfallen  läHt.  Die  einfachen  tetartoedriachen  Formen  kann 
man  erhalten,  indem  man  anf  diejenigen  der  tetr»edriecben,  pyritoedrischen  oder 
gyroedrischen  Hemiedrie  daa  Gesetz  je  einer  der  beiden  anderen  Hemiedrien  an- 
wendet.   Jedesmal  ergibt  sich  ganc  genan  dasselbe  Beanltat    In  Fig.  146  iat  c  B. 


Fig.  146. 

anf  ein  Hexakiatetraeder  noch  das  Gesetz  der  pjritoedriBchen  (oder  gproedrischen) 
Hemiedrie  angewendet,  indem  von  den  aecha  in  einem  Oktanten  Torbandenen  Fl&chm 
nnr  je  die  abwechaelnden  erhalten  bleiben,  die  iwischenliegenden  verachwinden. 
Dadurch  fallen  die  sechs  Symmetrieebenen  des  Hexakiatetraeders  ebenfalls  weg  und 
es  iat  gar  keine  mehr  vorbanden.  Jedea  Hexakistetraeder  liefert  so  zwei  enanlio- 
morphe  tetartoedriacbe  Formen,  die  tetraedriaehe  Ptntagondodekaedtr  genannt 
werden.  Die  Hexakisoktaeder  geben  also  deren  Tier,  von  denen  je  zwei  kongruent 
sind.  Die  Pyramidenvrürfel  geben  zwei  Pyritoeder,  das  Oktaeder  Bwei  Tetraeder  etc. 
Bei  tetartoedriachen  Kombinationen  ist  also  eine  Vereinigung  von  Tetraedern  und  Pyri- 
toedem  an  demselben  Erystall  oder  es  ist  ein  getrenntes  Auftreten  Ton  tetraedriachen 
Formen  an  dem  einen  nnd  Ton  pjritoedrischen  Formen  an  einem  anderen  Erjstall 
derselben  Substanz  m^lich,  wie  es  z.  B.  beim  salpeteraanren  Blei  und  Baryum,  an 
Mineralien  beim  Ullmannit  nnd  Langbeinit  vorkommt.  Bei  hemiedriacber  Atu- 
bildnng  wäre  dies  nicht  denkbar. 


3.  Hexagonalea  Syatem. 

(Drei'  nnd  einachsiges,  hexagonalea  nnd  trigonalea,  aechggliedrigea  und  drei- 
gliedriges System.) 

Im  hexagonalen  System  sind  alle  diejenigen  Krystallklassen  ver- 
einigt, deren  Fonnen  sich  anf  drei  gleiche  in  einer  Ebene  nnter  60" 
gegeneinander  geneigte  Nebenachsen  a  nnd  eine  anf  diesen  senkrechte 


Hexagonales  Krystallsystem. 


129 


vierte  von  ihnen  verschiedene  Hauptachse  c  beziehen  lassen.    Das 
Achsenschema  ist  demnach: 

a:a:a:c;  ^a!a  =  m^;  ^a/c  =  90^ 

HS.  Achsen  des  hexagonalen  Systems.  Die  drei  gleichen  Achsen 
a,  welche  sich  unter  60^  schneiden,  liegen  in  einer  Ebene  (Nebenachsen) ; 
die  vierte  davon  verschiedene,  die  Hauptachse  Cj  ist  anf  diesen  senk- 
recht, c^a.  Die  zwölf  von  den  Achsenebenen  gebildeten  Banmab- 
schnitte  (Dodekanten)  sind  alle  einander  gleich.  Die  in  der  Ebene 
der  Nebenachsen  liegenden,  die  Winkel  zwischen  je  zweien  derselben 
halbierenden  Richtungen  h  werden  zuweüen 
als  Hilfslinien  verwendet  (Zwischenachsen) 
(Fig.  147).  Nach  den  Verhältnissen  der 
Symmetrie  kann  man  beliebig  die  Richtungen 
a  oder  b  als  die  der  Nebenachsen  nehmen, 
je  die  anderen  sind  dann  die  Zwischenachsen  ; 
die  Hauptachse  ist  dabei  stets  unveränderlich 
dieselbe.  Sie  wii'd  stets  vertikal  gestellt, 
so  dafi  die  Ebene  der  Neben-  und  Zwischen- 
achsen eine  horizontale  Lage  annimmt.  Aus 
einem  passenden  Flächenwinkel  der  Erystalle 
läßt  sich  das  Achsenverhältniss  a :  c  berechnen,  ^-  ^^''• 

oder,  wenn  man  a  resp.  c  =  1  setzt,  das  Achsenverhältniss  1 :  c  resp.  a :  1 
(38),  d.  h.  je  die  andere  Achse,  c  oder  a.  Alle  Achsen winkel  sind  bekannt. 
Das  Achsensystem  eines  hexagonalen  Erystalls  enthält  somit  nur  ein 
unbekanntes  Stuck  c  resp.  a. 

Jede  Fläche,  welche  an  einem  hexagonalen  Achsensystem  auftritt, 
schneidet  die  drei  Nebenachsen  (z.  T.  im  Unendlichen)  in  drei  auf 
einer  Geraden  liegenden  Punkten.    Schon  durch  zwei  Schnittpunkte, 

z.  B.  y  und  x  ist  aber  diese  Gerade  vollständig  bestimmt,  der  dritte 
Schnittpunkt  y  muß  also  aus  jenen  beiden  sich  ableiten  lassen.  Man 
findet,  daß  stets  für  den  dritten  zwischen  -j-  und  y  liegenden  Schnitt 
y  ist:  l  =  h-\-h,  also;  y  =  ,    ,  ,,  somit  ist  der  vollständige  Ausdruck 


\li*k+l-o 
h*k-4 


a 


a 


a 


einer  beliebigen  Fläche  an  den  hexagonalen  Achsen :  y :  fr-rri.  •  T  •  ~- 

Um  alle  einzelnen  Flächen  eines  Krystalls  in  ihrer  Lage  unzwei- 
deutig angeben  zu  können,  muß  man  die  Achsenrichtungen  wieder  als 
+  und  —  unterscheiden.  Nach  dem  Vorgang  von  Bravais  werden  als 
die  -{-Richtungen  die  um  120*^  gegeneinander  geneigten  Äste  der  Achsen  a 

Bauer,  Mineralogie.  ^ 


130  Hexagonales  Erystallsystem. 

angenommen,  die  zwischenliegenden  Äste  sind  — ,  (Fig.  147),  so  daß 
also  immer  ein + und — Zweig  der  Nebenachsen  miteinander  abwechseln. 
Dann  bezieht  sich  aber  von  den  obigen  Achsenschnitten  einer  Fläche  stets 
der  mittlere  auf  einen  Achsenast,  welcher  den  beiden  anderen  im  Vor- 
zeichen entgegengesetzt  ist;  sein  Index  l  muß  also  negativ  sein,  wenn  die 
beiden  anderen  Indices  h  und  k  positiv  sind,  und  umgekehrt.  In  jedem 
hexagonalen  Achsenausdruck  nach  Bravais  stehen  also  für  die  Neben- 
achsen zwei  positive  und  ein  negativer  oder  zwei  negative  und  ein 
positiver  Index,  und  es  muß  mit  Berücksichtigung  der  Vorzeichen 
sein:  ä-}-ä  =  —  l  oder  h-\-k-\-l  =  Oj  d.  h.  die  Summe  der  auf  die 
drei  Nebenachsen  bezüglichen  Indices  ist  =  0.    Der  Ausdruck  einer 

V  V  V        T71«  i.     •  X    1       "^^   "I"*   +öt    c     ,        a        a        a      c 
beliebigen  Fläche  ist  also :  =t-  :  -f- :  -V-  '  ~  oder  -r-r  :  -1—7  :  =-  :  — 
^  h        k        l       t  -\-h   +i-   ^i     % 

oder  in  Millerscher  Weise:  QJüi)  oder  auch  Qikli),  Es  erübrigt  dann 
nur  noch,  die  Indices  stets  in  derselben  Reihenfolge  auf  die  drei  Neben- 
achsen zu  bezieheu,  welche  man  zu  diesem  Zwecke  bezüglich  ihrer 
Richtung,  unbeschadet  ihrer  Gleichwertigkeit,  wohl  auch  als  a^,  o,,  a^ 
unterscheidet,  wobei  eine  beliebige  als  die  erste,  die  um  120^  davon 
abweichende  als  die  zweite  etc.  angenommen  wird,  so  wie  es  Fig.  147 
zeigt.  Von  den  Indices  in  Millerscher  Schreibweise  bezieht  sich  der 
erste  ä  stets  auf  a^,  der  zweite  k  auf  a^,  der  dritte  l  auf  Og;  der 
vierte  Index  i  bezieht  sich  auf  die  Hauptachse  c.  Zur  Bezeichnung 
der  ganzen  vollflächigen  Eiystallform  mit  dem  Ausdruck  Qtkli) 
pflegt  man  im  allgemeinen  diejenige  Fläche  zu  wählen,  bei  welcher 
Ä  >  Ä  und  l  =  h-\-k  (dem  absoluten  Werte  nach  ohne  Rücksicht  auf 
das_ Vorzeichen),  also  z.  B.  den  Ausdruck:  (2131),  nicht  aber  etwa: 
(1231),  welcher  Ausdruck  eine  Fläche  derselben  einfachen  Form  dar- 
stellt 


Vollfläohig  hexagonale  (dihexagonal-bipyramidale)  Klasse. 

3  +  3  +  1  Symmetrieebenen,  von  denen  die  eine,  die  Hauptsymme- 
tried>ene^  auf  der  Hauptachse  c  senkrecht  steht,  also  der  Ebene  der 
Neben-  und  Zwischenachsen  a  und  b  parallel  ist  Die  3  +  3  anderen 
Symmetrieebenen  gehen  alle  durch  die  Hauptachse  c  und  durch  je  eine 
Nebenachse  a,  resp.  eine  Zwischenachse  h.  Man  kann  sie  danach  als 
Neben-  und  Ztoischensymnietrieebenen  unterscheiden  (Symmetrieebenen 
ac  resp.  bc),  sie  werden  aber  meist  alle  zusammen  Nebensymmetrie- 
ebenen  genannt  3  +  3  +  1  Symmetrieaxen  parallel  den  krystallo- 
graphischen  Achsen,  davon  die  eine  sechszählige  parallel  der  Hauptachse  c, 
die  Hauptsymmetrieaxe ;  die  3  +  3  anderen  Nebensymmetrieaocen  parallel 
den  Nebenachsen  a,  resp.  den  Zwischenachsen  b  sind  zweizählig.  Auch  hier 
kann  man  zwischen  Nd>ensymfnetrieachsen  a  und  Ztvischensymmetrieachsen 


Vollflächige  Klasse.  131 

i  nnterscheiden.  Symmetriecentrum  vorhanden.  Die  Hanptsymmetrie- 
ebene  nnd  drei  gleichwertige  Nebeosymmetrieebenen,  die  sieb  unter 
dO'*  schneiden,  sind  die  Fundamentalflächen  des  Ächsensystems  (Tergl. 
(55)  und  (56)  und  Fig.  37). 

114.  Einfache  Formen.  1.  DiämMoeä«- (dihexagonale  Pyramiden, 
oder  anch  Bipyramiden,  Sechskantner).  Die  Flächen  schneiden  alle 
drei  Nebenschsen  nnglelch  nnd  treffen  die  Hauptachse  ia  einer  beliebigen 

endlichen  Entfemnog.  Der  Änsdntck  ist  also :  x :  -r-  ^  ~i  '■  ~^  =  {^^, 
z.  B.:  ^:  o:— ^  :  c=  (2131).     Die  Symmetrie  erfordert,  damit   alle 

Nebenachsen  von  der  Gesamtheit  der  Flächen  gleich  geschnitten  werden, 
24  Flächen,  welche  so  angeordnet  sind,  daß  sie  eine  auf  der  Ebene 
der  Kebenachsen  nach  oben  and  nuten  errichtete  24  flächige  Doppel- 
pyramide bilden  (Fig.  148).    Dieselbe  hat  zwölf 
gleiche  Seiten-,  Mittel-  oder  Randkanten  S  in 
der  Ebene  der  Nebenachsen,  die  ein  sechsfach 
symmetrisches,  aber  nie  ein  reguläres  Zwölfeck 
bilden;  femer  12 +  12  abwechselnd  gleiche  End- 
oder Polkanten,  V  und  E.    Zwei  End-  oder  Pol- 
edcen  e  liegen  auf  der  Hauptachse.    6  4-6  ab- 
wechselnd gleiche  Seiten-,  Mittel-  oder  Band- 
ecken a  nnd  b  liegen  in  der  Ebene  der  Neben- 
achsen   auf  den   Neben-   und    Zwischenachsen. 
Die    Bichtiing    der    Hauptachse  ist    durch   die  fj~  14g 

Ecken  c  gegeben,   die   Neben-  nnd  Zwischen- 
achsen  durch  die  Ecken  o  und  b,  wobei  man  beliebig  die  Richtungen 
aa  und  bb  als  Nebenachsen  wählen  kann.    In  jeder  Seitenecke  a  oder  b 
stofien  zwei  gleiche  Endkanten  mit  zwei  Seitenkanten  zusammen. 

Bei  den  Terschiedeneu  Körpern  dieser  Art,  die  an  einem  and  demBelbea  Achsen- 
System  Torkommen  kOnnen  und  welche  bald  hoch,  bald  niedrig  sind,  treffen  aich  die 
Flächen  in  den  Kanten  unter  verschiedenen  Winkeln,  und  danach  schneiden  die 
Flächen  die  Achsen  in  Terschiedenen  Verhältnisaen,  d.  h.  mit  verachiedenen  Indices, 
h,  k,  i.    Diese  lassen  sich  ans  jenen  Winkeln  berechnen  nnd  nmgekehrt. 

Didodekaeder,  die  flächenreichsten  einfachen  Formen  des  heiagonalen  Systems, 
sind  bisher  noch  nie  selbständig,  sondern  stets  nur  in  Kombinationen  beobachtet 
worden.  Alle  flächenänneren  Tollflächig-hexagonalen  Formen  kOnnen  als  Spezialfälle 
dee  Didodekaeders  betrachtet  werden. 

3.  IMexc^oruüe  Prismen  (zwölfseitige  Prismen).  Denkt  man  sieh 
alle  Flächen  des  Didodekaeders  aufgerichtet,  bis  sie  der  Hauptachse  c 
parallel  werden,  so  fallen  je  zwei,  welche  sich  in  einer  Seitenkante  S 
(Fig.  148)  schneiden,  in  eine  zusammen,  die  der  Hauptachse  parallel  ist. 
■Man  erhält  dann  ein  zwölfseitiges  Prisma,  dessen  Querschnitt  der  von  den 


132  Heia^nales  KryatallBystem. 

Seitenkanten  8  des  Didodekaeders  gebildeten  Figur  entspricht    Der 
Ausdruck  ist:  j-j-zri'-i  =  (**^°)  (^'^-  ^*^)-     ^'^  Neben-  und 
Zwischenachsen  gehen  durch  die  abwechselnden  Kan- 
ten, die  auf  diesen  senkrecht,  also  der  Hauptachse  c 
parallel,  und  abwechselnd  einander  gleich  sind. 

Die  Winkel  der  PriamenMclieiL  und  damit  die  Form  des 

Qnerachnitts  Hadem  sich  mit  den  ludices  h  und  k.    Am  gleichen 

Axensystem  kfinneu   viele  Eolcher  Prismen  vorhanden  sein,  abei 

Fig.  149.  ^^  keinem  ist  der  Querschnitt  ein  regnlär  iwSlfaeitigper;  dieser 

ist  mit  dem  Gesetz  der  rationaJen  Axeuscbnitte  nicht  vereinbar. 

Dieses  Prisma  ist  ein  Didodekaeder  mit  anendlich  grossem  Schnitt  der  FlKchen 

auf  der  Eanptaxe,  an  denen  daher  die  Kanten  S  =  180"  geworden  sind. 

3.  Dihexaeder  1.  Stellung  (heiagonale  Pyramiden  oder  Bipyramiden 
1.  Stellung,  Protopyramiden).  DiePlächengehen  einer  Nebenachse  parallel 
und  schneiden  die  beiden  anderen  Nebenachsen  gleich;  von  der  Hauptachse 
wird  ein  beliebiges  endliches  Stück  abgeschnitten.    Der  Ausdruck  ist: 

J :  -J  :  ~ :  4-  =  (hOhi) z.B.a: ooa :—aic  =  (lOll).    Es  ist  eine  6  +  6 

flächige  Doppelpyramide  über  der  Ebene  der  Nebenachsen  mit  sechs 
gleichen  Seiten-,  Mittel-,  oder  Randkanten  S,  welche 
ein  reguläres  Sechseck  bilden,  und  zwölf  gleichen 
End-  oder  Polkanten  K,  zwei  gleichen  End-  oder 
Polecken  c,  durch  welche  die  Hauptachse  geht,  and 
sechs  gleichen  Seiten-,  Mittel-,  oder  Eandecken  o, 
welche  die  Nebenachsen  bestimmen  (Fig  150).  Die 
Flächen  sind  in  der  Idealform  gleichschenklige  Drei- 
ecke.  Die  Zwisclienachsen  gehen  durch  die  Mitten 
^'  zweier  gegenüberliegender  Seitenkanten. 

An  jedem  Aiensystem  sind  viele  solche  Diheiaeder  möglich,  die  bald  hoch, 
bald  niedrig  sind  und  sich  dnrch  die  Eantenwinkel  unterscheiden,  von  denen  die 
Indicea  abhängen,  nnd  umgekehrt.  Alle  Dihexaeder  1.  Stellnng  kOnnen  als  Didodeka- 
eder angesehen  werden,  an  denen  die  Endkant«n  K=  160°  (Fig.  148]  sind,  so  dass  also 
zwei  in  K  KosammenstoBsende  Flächen  in  ein  Nivean  fallen. 

4.  Dihexaeder  3.  Stellung  (hexagonale  Pyramiden  oder  Bipyramiden 
2. Stellung, Deuteropyramiden).  Die Fläihen schneiden dieHauptachse;  so- 
dann die  Nebenachsen  so,  daß  von  einer  ein  gewisses  Stück,  von  den  beiden, 
rechts  und  links  unmittelbar  benachbarten  gleiche  Stücke  abgeschnitten 
werden.  Diese  müssen  dann  doppelt  so  groS  sein,  als  das  auf  der 
ersten  Nebenachse  abgeschnittene  Stück.    Der  Ausdruck   ist  daher: 

^:-^:-^:  j{h.hM.i),  z.  B.  a:a: -^;c  =  (U21).  DieSymmetrie 

erfordert  das  gleichzeitige  Auftreten  von  zwölf  solchen  Flächen,  welche 
genau  ebenso  gegeneinander  liegen,  wie  beim  Dihexaeder  1.  Stellang. 


VoMächige  Klaase.  133 

Von  diesen  sind  die  Dibezaeder  2.  Stellung  nicht  in  der  Form, 
sondern  nnr  in  der  Lage  verschieden  (Fig.  151),  indem  nämlich  hier 
die  NebenachseQ  a  durch  die  Hitten  zweier  Seiten- 
kanten, die  ZwischenaebseD  b  dnrcb  zwei  Seitenecken 
gehen.  Ein  Dihexaeder  1.  Stellung  kann  in  ein  solches 
2.  Stellang  an  demselben  Ächsensystem  übergeführt 
werden,  wenn  man  es  nm  die  Hauptachse  am  30<*  dreht.  ' 

Ein  fftr  sich  allein  TorkommeadeB  Dihexneder  ist  an  sich 
weder  erster  noch  «weiter  SteUnng,    Es  erhält  diese   Stellnng 
ent,  wenn  man  die  Nebenachsen  gewählt  hat,  welche  man  sich 
noch  Belieben  durch  die  Seitenecken  oder  die  Mitte  der  Seiten-         ^^-  ^^  ■ 
k)uit«n  legen  kann;    im  ersten  Fall  ist   der  Kürper  1.  Steltnng,  im  cweit«n  Fall 
a.  Stellnng.    Der  Unterschied  wird  erst  wichtig  bei  Kombinationen  (116).    (Vergl. 
qnadr.  System  (132)  Nro.  6).    Die  Dihexaeder  3.  Stellung  sind  Didodekaeder,  wo  die 
Endtanten  P^ISO"  (Fig.  148). 

5.  Hexagoncäes  Prisma  1.  /Teilung  (Protoprisma).  Denkt  man  sich 
die  Flächen  eines  Dihezaeders  1.  Stellung  aufgerichtet,  bis  sie  parallel 
mit  der  Hauptachse  werden,  so  entsteht  ein  sechsseitiges  Prisma,  dessen 
idealer  Querschnitt  ein  regelmflSiges  Sechseck  ist,  wie 
die  Seiteukanten  S  des  ersten  Dihexaeders  (Fig.  150). 
Die  sechs  gleichen  Kanten  sind  =^  120**  und  gehen  der 
Hauptachse  c  parallel;  die  Nebenachsen  a  stehen  auf 
ihnen  senkrecht  (Fig._JÖ2).  Der  Flächenansdmck  ist: 
a :  ooa :  —  a :  MC  =.  (1010).  Fi«-  ^^a. 

6.  Hexagmtües  Prisma  2.  Stellung  (Deuteroprisma).  Eis  steht  in 
derselben  Beziehung  zum  Dihexaeder  2.  Stellung,  wie  das  Prisma 
1.  Stellang  zum  Dihexaeder  1.  Stellang.  Es  ist  mit  dem  yorigen  voll- 
kommen gleichgestaltet,  aber  um  30"  dagegen  um  die  Hauptachse  ge- 
dreht,  so   daß   die  Nebenachsea  a   auf  den  Prismen- 

fiächen  senkrecht  stehen  (Fig.  153).    Achsenausdmck:  pr-"|  ^  '^ 


:ooc  =  a:a:  — ^■.<x>c  =  (1120). 


If*^ 


Für    die    Cnt«rscheidnng   beider    Prismen    gilt   das    bei    den 
Dihezaedem  Gesagte.    Es  sind  Dihexaeder  mit  anendlich  langem       ^       _ 
Schnitt  anf  der  Hanptacbee. 

7.  Die  Basis  (basisches  Pinakoid,  Geradendfläche).  Ein  Parallel- 
flächenpaar  senkrecht  zar  Achse  c  oder  parallel  der  Ebene  der  Neben- 
achsen ;  also :  ooa  :  ooo  ;  ooa  :  c  =  (0001)  (Fig.  9  links). 

Die  Baus  kann  als  eine  der  Pyramiden  betrachtet  werden,  deren  Endkouteu 
alle  =  180°  sind,  so  dali  die  Schnitte  anf  den  Nebenachsen  unendlich  groß  werden. 

Andere  vollflSchig-heisgonale  einfache  Formen  als  diese  sieben  sind  nicht  mög- 
lich (102). 

115.  Nanmaiinsche  Bezeichnung  und  'Übersicht.  Bei  der  Be- 
zeichnung der  vollflächigen  hexagonalen  Formen  nach  der  Methode 


134 


Hezagonales  Krystallsystem. 


von  Nanmann  geht  man  von  demjenigen  Dihexaeder  1.  Stellung  aus, 
welches  von  den  Achsen  die  Einheiten  abschneidet,  das  also  den  Aus- 
druck :  a  :  ooa  :  —  a:  c  =  (1011)  hat.  Dasselbe  wird  Hauptdihexaeder 
(Grundform,  Grundpyramide,  primäre  Pyramide)  genannt  und  mit  P 
bezeichnet.  Alle  anderen  an  dem  durch  P  gegebenen  Achsensystem 
möglichen  Erystallflächen  kann  man  sich  nun  so  entstanden  denken, 
dafi  man  eine  Fläche  von  P  im  Ende  einer  Nebenachse  a  (also  im 
Abstand  a  vom  Achsenmittelpunkt)  festhält  und  sie  sich  um  diesen 
Punkt  in  die  betreffende  Lage  gedreht  denkt,  und  zwar  in  der  Weise, 
daß  von  der  nächstfolgenden  Nebenachse  ebenfalls  ein  Stück  ==  a 
oder  ein  größeres  Stück  als  a,  auf  der  Hauptachse  aber  ein  ganz 
beliebiges  Stück  größer  oder  kleiner  als  c  abgeschnitten  wird. 
Eine  so  gedrehte  Fläche  ist  dann  in  jeder  Lage  vollkommen  be- 
stimmt, wenn  man  noch  die  von  der  nächstfolgenden  Nebenachse 
und  von  der  Hauptachse  abgeschnittenen  Stücke  na  und  mc  kennt, 
denn  der  Schnitt  a  auf  der  einen  Nebenachse  in  der  Entfernung 
a  ist  ja  ein  für  allemal  gegeben.  Die  Bezeichnung  der  betreffenden 
Krystallform,  die  von  dieser  und  allen  anderen  noch  von  der  Sym- 
metrie erforderten  Flächen  begrenzt  wird,  geschieht  nun,  indem  man 
vor  das  Zeichen  P  des  Hauptdihexaeders  die  Ableitungszahl  m  für  c 

und  hinter  P  die  Ableitungs- 
zahl n  für  die  andere  Neben- 
achse a  setzt,  also  mPn  = 
mc  :na:  a.  Dabei  ist  m  >,  = 
oder  <  1,  aber  es  muß  not- 
wendig n  ^  1  und  <  2  sein, 
wie  man  leicht  aus  einer  Pro- 
jektion in  der  Ebene  der  Ne- 
benachsen sieht  (Fig.  154).  Von 
2^  Naumann  sind  dabei  aber  ab- 
weichend von  Bravais  drei  un- 
mittelbar aufeinanderfolgende 
Halbaxen  a  positiv  gedacht 
(Fig.  154). 
Die  verschiedenen  einfachen  Formen  erhalten  danach  die  im 
folgenden  angegebenen  Symbole.    Dabei  ist  nach  den  Formeln  in  (113) 


Fig.  164. 


n 


die  auf  die  dritte  Nebenachse  bezügliche  Ableitungszahl « 
beiden  anderen  =  n  und  =  1  sind,  wie  es  hier  der  Fall  ist 


n — 1 


,  wenn  die 


i.  Bidodekaeder:  mPn  = 


na 
n^ 


a  :  na  :  mc  = 


a      a  m 

n — 1    n  n 

a    a     a 


(Fig.  157,  III)  in  Naumannschen  Achsen  oder:  -r  ^-r  -H;* 


Vollflächige  Klasse.  135 

=  (kkU)  in  Bravaisschen  Achsen ;  z.  B.  3P}  =  So  :  a  :  ^  :  3e 

=  a:-^:-^:ciü Naumannachen Achsen,  oder  =  ^  ;  o  ;  — "^  :  c 

=  (2131)  in  Bravaisschen  Achsen. 
3.  Dihexagonale  IVismen:  ooPn  oder  MIO  z.  B.:  ooPJ  =  (2130). 

3.  Dihexaeder  1.  St. :  mP  = -xa  :  a  :  a  :  mc  (I  in  Fig.  154)  oder  (AOÄi) 

z.  B.:  P  — (1011)  (Haoptdihexaeder);  }P  =  (3032)  etc. 

4.  Bihexaeder^  2.  St. :  mF2  =  2a:a:_2a:  mc  (II  in  Fig.  164)  oder 

(A  -Ä .  2Ä  .  i)  z.  B. :  2P2  =  (1121).  _ 

5.  Hexagonales  Prisma  1.  St.:  «.P  =  (1010). 

6.  Hexagowües  Prisma  2.  Si. :  ooP2  =  (1120). 

7.  Bans:  OP  =- (0001). 

Die  Flachen  des  Prismaa  der  1.  Stellung:  nnd  die  Basis  sind  die  FnadRinenUl- 
flftcben,  eine  FIBche  des  Hanptdihexaeders  (der  Ornndform)  P  —  (1011)  ist  die  Ein- 
heitsfläche  eines  hexagonalen  AchsensTstema. 

116.  Kombinatloneii.  Die  Flächen  p  des  hesagonalen  Prismas 
der  einen  Stellnng  stnmpfeD  die  Kanten  des  Prismas  der  anderen 
Stellung  p*  gerade  ah  {Fig.  155).  Die  Flächen  eioes  dihexagonalen 
Prismas  schärfen  die  Kanten  der  hexagonalen  Prismen  zu  oder  stampfen 
die  KombinatioDskanten  zwischen  den  beiden  hexagonalen  Prismen  p 
und  f*  ab.    Zuweilen  sind  beide  bexagonale  Prismen  mit  mehreren 


Fig.  155.  Fig.  166.  Fig.  1&7. 


dibexagonalen  Prismen  kombiniert,  dann  entstehen  von  so  schmalen 
Facetten  begrenzte  vielseitig  polygonale  Prismen,  daß  sie  auf  den 
erstes  Blick  f&r  walzenfönnig  mnd  gehalten  werden  kSimea  (z.  B. 
beim  Beryll).  Die  Basis  schließt  die  Prismen  oben  und  unten  und 
bildet  mit  ihnen  langsäulenförmige  (Fig.  155)  oder  dtlnnnadelfönnige  and 
haarförmige  Krystalle,  oder  aber  niedere  Tafeln  (Fig.  156)  oder  papier- 
dfinne  Plättchen,  welche  Formen  alle  krystallographisch  nicht  ver- 
schieden sind.  Die  Endecken  der  Pyramiden  werden  durch  die  Basis 
abgestumpft  (Fig.  157).  Die  Flächen  d  eines  stumpferen  Dihexaeders 
(Fig.  158)  spitzen  die  Endecken  eines  steileren  Dihexaeders  D  der- 
selben Stellung  von  den  Flächen  aus  zu,  nnd  umgekehrt:  die  Flächen 
TOD  D  schärfen  die  Seitenkanteo  von  ä  zu,  so  daß  beidemale  die 
Eombinationskaaten  Djd  den  ursprünglichen  Seitenkanten  d;d  nnd  DjD 
parallel  sind.    Die  Flächen  eines  Dihexaeders  d  sind  auf  die  Flächen 


]^36  EeiAgonales  ErjitallayBtem. 

eines  hexagonalen  Prismas  derselben  Stellnsg  p  angesetzt  (Fig.  159); 
die  Flächen  p  des  letzteren  stampfen  die  Seitenkanten  des  ersteren  d 


Fig.  158. 


Flg.  159. 


Fig.  160. 


gerade  ab ;  die  Kanten  djp  stehen  aof  den  Prismenkanten  pjp  senk- 
recht Dagegen  sind  die  Flächen  des  Dihexaeders  der  anderen  Stellung 
d^  anf  die  Kanten  des  Prismas  p  gerade  aufgesetzt,  und  die  Flächen 
des  letzteren  stumpfen  die  Seitenecken  des  ersteren  gerade  ab  (Fig. 
160).  Zwei  Dihexaeder  d  und  d,  von  verschiedener  Stellung  sind  so 
kombiniert,  daß  die  Flächen  des  einen  entweder  die  Endecken  oder 


Fig.  161. 


Fig.  162. 


Fig.  163. 


die  Seitenecken  des  anderen  von  den  Endkanten  ans  zospitzen  oder 
dessen  Endkanten  gerade  abstumpfen  (Fig.  161—163),  je  nachdem 
die  Flächen  des  Dihexaeders  d^  flacher,  oder  steiler  oder  genau  ebenso 
gegen  die  Achse  c  geneigt  liegen,  wie  die  Endkanten  von  d. 

An  dem  in  Fig.  164  dargestellten  Krystall  von  Beryll  sind  zwei 
^^_^_  ^_^  Dihexaeder  p  und  u  der  einen,  sowie  eines  s  der 

anderen  Stellung,  welches  die  Endkanten  von  u 
gerade  abstumpft,  wie  man  aus  der  Parallelität 
der  Kanten  s/u  an  jeder  Fläche  s  sieht;  dazu 
kommt  ein  hexagonales  Prisma  M  von  derselben 
Stellnng  wie  p  und  m,  ein  Didodekaeder  k  und 
die  Basis  m.  Wenn  man  diesen  Kristall  auf 
Achsen  beziehen  will,  so  hat  man  vollkommen 
freie  Wahl,  welches  von  den  Dihexaedem  man  als 
erster  Stellung  ansehen  will;  die  gleichliegenden 
sonstigen  Dihexaeder  (resp.  Prismen)  sind  dann  ebenfalls  erster,  die 
anderen  zweiter  Stellung  und  die  Nebenachsen  liegen  so,  daß  sie  durch 


Fig.  164. 


Hexagonale  und  trigonale  Elasseiu  137 

die  Seitenecken  der  Dihexaeder  erster  Stellung  resp.  durch  die  Kanten 
der  gleichliegenden  Prismen  gehen.  Hat  man  p  die  erste  Stellung 
gegeben,  so  ist  auch  u  und  M  erster,  s  zweiter  Stellung.  Die  Rich- 
tung der  Hauptachse  ist  wie  stets  den  Kanten  MjM  parallel  und  die 
Nebenachsen  schneiden  die  Kanten  MjM  senkrecht.  Hätte  man  umge- 
kehrt, für  8  die  erste  Stellung  angenommen,  so  wären  P,  u  und  M 
zweiter  Stellung  und  die  Nebenachsen  stünden  auf  den  Flächen  M  senk- 
recht Zur  Bestimmung  des  Achsenverhältnisses  kann  man  wieder  ein 
beliebiges  Dihexaeder  erster  Stellung,  z.  B.  p  als  Hauptdihexaeder 
wählen,  das  damit  den  Ausdruck :  a :  ooa :  —  a :  c  =  (1011)  erhält.  Seine 
Flächenwinkel  geben  dann  das  Verhältnis  a :  c.  Aus  den  Neigungen 
der  Flächen  der  anderen  einfachen  Formen  (resp.  dem  Zonenzusammen- 
hang (44 ff.))  folgen  die  Ausdrücke,  welche  diese  an  den  aus  p  be- 
stimmten Achsen  haben.  Ebenso  hätte  man  auch  u,  schließlich  aber 
auch,  bei  einer  anderen  Wahl  der  Nebenachsen,  s  als  Hauptdihexaeder 
wählen  können;  man  hätte  dann  ein  anderes  Achsenyerhältnis  a  :  c  und 
andere  Ausdrücke  für  die  anderen  einfachen  Formen  gefunden  etc. 

Beispiele  ToMftchig-hexagonaler  Erystalle  sind  yiel  seltener,  als  solche  Ton 
hemiedrischen  etc.  Von  Mineralien  ist  kaum  ein  anderes,  als  der  soeben  beispiels- 
weise genannte  Beryll  zu  erwähnen. 

Hemiedrische  und  tetartoedrische  Klassen. 

Hemiedrien  nnd  Tetartoedrien  gibt  es  im  hexagonalen  System  nach  yer- 
schiedenen  Gesetzen.  Sie  sind  z.  T.  viel  wichtiger  als  die  holoedrische  Klasse,  be- 
sonders gilt  dies  von  der  rhomboedrischen  Hemiedrie.  Nur  die,  welche  für  Mineralien 
Ton  einiger  Bedentang  sind,  sollen  hier  betrachtet  werden. 

117.  Hexagonale  und  trigonale  Klassen.  Wie  aus  der  obigen 
Tabelle  (81)  zu  ersehen,  können  die  teilflächigen  hexagonalen  Klassen 
in  zwei  Gruppen  geteilt  werden.  In  der  einen  derselben  ist  wie  in 
der  Yollflächigen  Klasse  eine  sechszählige  Hauptsymmetrieachse  vor- 
handen, in  der  anderen  ist  diese  infolge  der  Teilflächigkeit,  drei- 
zählig  geworden.  Man  hat  diese  beiden  Gruppen  wohl  auch  als  be- 
sondere Krystallsysteme  aufgefaßt  und  neben  dem  hexagonalen  oder 
sechsgliedrigen,  dem  dann  auch  die  yollflächige  Klasse  angehört,  noch 
ein  besonderes  siebentes,  das  trigonale  oder  dreigliedrige  unterschieden. 
Wir  betrachten  aber  alle  diese  Formen  als  Abteilungen  des  hexa- 
gonalen Systems  und  zwar  zunächst  die  sechsgliedrigen  Hemiedrien 
und  Tetartoedrien  mit  einer  sechszähligen  Hauptsymmetrieachse  und 
hierauf  die  dreigliedrigen  Hemiedrien  und  Tetartoedrien  mit  einer 
dreizähligen  Hauptsymmetrieachse.  Hier  würde  sich  dann  auch  die 
ogdoedrische  Klasse  einreihen,  die  aber  ohne  jede  Bedeutung  und  da- 
her hier  übergangen  ist.  Für  uns  würde  nur  in  Betracht  kommen: 
Sechsgliedrig :  Neben  der  schon  betrachteten  vollflächigen  die  voll- 


138  .    Hexagonales  Kryatallsystem. 

flächig-hemimorphe,  die  pyramidal  -  hemiedrische  und  die  pjrramidal* 
hemimorphe  Klasse ;  Dreigliedrig :  die  rhomboedrisch  -  hemiedrische, 
die  rhomboedrisch-hemimorphe,  sowie  die  rhomboedrisch-  und  die  trape- 
zoedrisch-tetartoedrische  Klasse. 


a)  Sechsgliedrige  (hexagonale)  Klassen. 

Die  Hauptachse  ist  eine  sechszählige  Symmetrieachse.  Von  ihnen  kommen  zwar 
drei,  die  vollflächig- hemimorphe,  die  pyramidal -hemiedrische  nnd  die  pyramidal- 
hemimorphe  im  Mineralreich  vor,  aber  nur  die  mittlere  ist  wegen  ihres  Auftretens 
am  Apatit  von  Bedeutung. 


l/ollflächig-hemlmorphe  ßexagonal-hemimorphe,  dibexagonal-pyraigldale) 

Klasse. 

118.  Hemimorphie  der  Tollflllchig-hexagonalen  Krjstalle.  Die  Krystalle 
sind  an  den  beiden  Enden  der  Hauptachse  c  verschieden  ausgebildet,  aber  jedes  Ende 
für  sich  zeigt  die  Symmetrie  der  voUflächig-hexagonalen  ErystaUe.  Die  Hanpt- 
symmetrieebene  ist  also  weggefallen  und  damit  auch  die  sechs  zweizähligen  Symme- 
trieachsen in  der  Ebene  der  Nebenachsen,  sowie  das  Symmetriecentrum.  Geblieben  sind 
dagegen  die  sechs  Nebeusymmetrieebenen  und  die  sechszählige  Symmetrieachse  parallel 
der  Hauptachse  c.  Was  die  einzelnen  einfachen  holoedrischen  Formen  anlangt,  so 
zerfallen  die  Doppelpyramiden  (Bipyramiden)  also  die  Didodekaeder  und  Dihexaeder 
in  je  eine  obere  und  eine  untere  Hälfte  und  es  entstehen  zwölfflächige,  resp.  sechs- 
flächige nach  unten  oder  oben  offene  Pyramiden,  deren  Spitzen  auf  der  Hauptachse 
liegen.  Die  Prismen  behalten  ihre  Gestalt  bei.  Die  Basis  zerföUt  in  die  beiden 
Einzelflächen,  von  denen  die  eine  fehlt  oder  Ton  der  anderen  physikalisch  verschieden 
ist.  Die  Symbole  dieser  hemimorphen  Formen  ergeben  sich  von  selbst  aus  denen  der 
vollflächigen.  Zwei  korrekte  Pyramiden  unterscheiden  sich  durch  den  +  resp.  — 
Schnitt  auf  der  Hauptachse  c.  So  gibt  das  Didodekaeder  mPn  (hkli)  die  beiden  zwölf- 
seitigen Pyramiden: 

0 .  — g —  {hklt)  und  u  .  — q— '  {hkit), 

wo  0  und  u  die  Lage  oben  und  unten  an  der  Hauptachse  andeuten  sollen.  Entsprechend 
ist  es  bei  den  Dihexaedem  und  der  Basis. 

Als  Beispiele  werden  genannt :  Greenockit,  Würtzit,  Zinkoxyd  (Rotzinkerz)  und 
Jodsilber, 


Pyramidal'hemiedrisohe  fhexagonal-bipyramidale)  Klasse. 

119.  Pyramidale  Hemledrie.  Bei  der  pyramidalen  Hemiedrie 
verhalten  sich  ringsum  je  die  zwei  an  einer  Seitenkante  anliegenden 
Flächen  einander  gleich  und  von  den  an  den  anstoßenden  Seitenkanten 
anliegenden  Flächen  verschieden,  wie  es  Fig.  165  für  das  Didode- 
kaeder zeigt.  Die  Folge  dieser  Flächenverteilung  ist,  daß  alle  Nebeu- 
symmetrieebenen verschwinden,  die  Hauptsymmetrieebene  aber  nicht, 
ebenso  fallen  auch  alle  sechs  ^w^eizähligen  Symmetrieachsen  in  der  Rieh- 


pyramidale  Hemiodrie.  139 

tnng  der  Neben-  und  der  Zwischenacbsen  fort,  aber  die  sechszftblige 

Haaptsymmetrieachse  nnd  das   Symmetriecentnim 

bleiben. 

Debnt  sich  nun  je  die  eine  Hälfte  der  Flächen 
des  Didodekaeders  aus  bei  gleichzeitigem  Ver- 
schwinden der  anderen,  wie  es  Fig.  166  in  der 
Projektion  auf  die  Ebene  der  Nebenachsen  zeigt, 
so  entstehen  ans  dem  Didodekaeder  zwei  kongruente 
korrelate  Dihexaeder,  denn  je  zwei  abwechselnde 
Seitenkanten  s  (oder  s^)  mQssen   sich   über    eine  pj^  -^q^ 

zwischenliegende  s^  (oder  s)  stets  unter  Winkeln  von 
120"  schneiden.  Diese  Dihexaeder  unterscheiden 
sich  in  der  allgemeinen  Form  in  nichts  von  den 
beiden  Arten  von  vollflächigen  Dihexaedern,  sie 
sind  aber  weder  erster  noch  zweiter  Stellung.  Die 
Hauptachse  geht  zwar  auch  bei  ihnen  durch  die 
beiden  Endecken,  aber  die  Nebenachsen  gehen 
weder    durch    die    Seitenecken ,    noch    durch    die  pj»  jgg. 

Mitten  der  Seitenkanten  (Dihexaeder  1.  und 
2.  Stellung),  sondern  sie  treffen  die  Seitenkanten  in  irgend  einem 
anderen  Funkt.  Sie  nehmen  daher  eine  intermediäre  Stellung  ein  und 
werden  als  Dihexaeder  (hexagonale  Bipyramiden)  der  ß.  Stellung  oder 
der  Zwischenstellung  oder  auch  als  Tritopyramiden  bezeichnet.  Je  zwei 
korrelate  Tritopyramiden  sind  kongruent  und  werden  als  +  "i^d  — 
von  einander  unterschieden.  Sie  sind  spitzer  oder  stumpfer  je  nach 
der  Gestalt  des  Didodekaeders,  aus  dem  sie  abgeleitet  wurden.  Hat 
letzteres  den  Ausdruck :  mPn  (hMi),  dann  haben  die  zugehörigen  beiden 
Dihexaeder  3.  Stellung  die  Ausdrücke: 


^[^].im)unA-[^p]nimi) 


')■ 

n  ist  nur  das  Zeichen  der  Hemiedrie  und  kann,  wo  kein  MiSverständ- 
nis  möglich  ist,  wegbleiben. 

Betrachtet  man  nun  die  übrigen  vollflächigen  hezagonalen  Ge- 
stalten als  Spezialfälle  des  Didodekaeders  (114),  so  sieht  man  leicht, 
dafi  außer  den  Didodekaedem  nur  die  dihexagonalen  Prismen  noch 
neue  Formen  liefern,  und  zwar  hexagonale  Prismen  der  dritten  oder 
Zwnschenstelhmg  (Tritoprismen),  indem  von  den  Flächen  der  dihexa- 
gonalen Prismen  je  die  abwechselnden  sich  ausdehnen  und  verschwinden 
(Fig.  166,  WD  man  sich  die  Prismenflächen  nach  den  Geraden  s  und 
s,  auf  der  Ebene  der  Nebenachsen  (des  Papiers)  senkrecht,  also  parallel 
mit  der  Hauptachse  zu  denken  bat).  Alle  anderen  holoedrischen  Formen 
ändern  ihre  Gestalt  nach  dem  Gesetz  dieser  Hemiedrie  nicht,  sondern  treten 
in  Kombinationen  dieser  Hemiedrie  mit  ihrer  ganzen  Flächenzahl  auf 


140  Hexagonales  Erystailsystem. 

Das  Haaptbeispiel  fttr  die  pyramidale  Hemiedrie  des  Hexagonalsystems  bildet 
der  Apatit,  Ton  welchem  ein  Krystall  Fig.  167  abgebildet  ists  Zwei  Dihexaeder  der 
einen  Stellung  x  nnd  z  und  zwei  der  anderen  Stellung  a 
und  8  sind  yorbanden,  dazu  ein  Prisma  M  von  der  ersteren 
und  ein  solches  e  von  der  anderen  Stellang.  Die  Kanten 
MJs  sind  durch  u  abgestumpft,  aber  nur  einseitig,  oben  und 
unten  links  von  8 ;  diese  Flächen  u,  von  denen  je  zwei  sich, 
gehörig  erweitert,  in  einer  horizontalen  Seitenkante  schneiden 
würden,  wie  die  Zonen  [ucu]  zeigen,  bilden  miteinander 
ein  Dihexaeder  der  dritten  Stellung.  Die  Flächen  c,  welche 
einseitig  die  Kanten  MJe  abstumpfen,  büden  ein  hexago-  ^^' 

nales  Prisma  der  dritten  Stellung  (vergl.  die  Yollflächige  Kombination  des  Beryll, 
Fig.  164). 


Pyramidal'hemimorphe  (hexagonal-pyramidale)  Klasse. 

120.  Pyramidale  Hemlmorphie.  Bei  der  Hemimorphie  der  pyramidalen 
Hemiedrie  sind  die  Formen  der  letzteren  (119)  in  der  Richtung  der  Hauptachse  c  an 
deren  beiden  Enden  verschieden  geworden.  Infolgedessen  ist  auch  die  Hauptsymmetrie- 
ebene nebst  dem  Symmetriecentrum  verschwunden;  als  einziges  Symmetrieelement 
ist  nur  die  sechszählige  Symmetrieachse  parallel  der  Hauptachse  c  geblieben.  Die 
Doppelpyramiden  (Dihexaeder  1.,  2.  und  3.  Stellung)  teilen  sich  in  je  zwei  korrelate 
einseitig  offene  einfache  Pyramiden,  deren  Spitzen  oben  und  unten  auf  der  Haupt- 
achse liegen  und  deren  Ausdrücke  sich  nur  durch  das  -|~  ^^^  — Vorzeichen  der  Ab- 
leitungszahl i  für  die  Hauptachse  unterscheiden.  Aus  dem  Dihexaeder  1.  Stellung 
(hOhi)  entstehen  also  z.  B.  die  beiden  korrekten  Teilformen  {hOhtj  und  {hOhi)  und 
entsprechend  bei  den  übrigen  Pyramiden.  Die  Basis  zerfällt  in  ihre  beiden  Einzel- 
flächen, nur  die  Prismen  behalten  ihre  Gestalt  und  Stellung  als  solche  1.,  2.  und 
3.  Stellung  bei. 

Geht  man  von  der  vollflächig  hexagonalen  Klasse  aus,  so  hat  man  es  hier  mit 
tetartoedrischen  Formen  zu  tun.  Die  Didodekaeder  mPn  oder  (hJdi)  geben  vier 
einfache  Pyramiden  3.  Stellung,  zunächst  eine  -{-  und  eine  —  Tritopyramide  (119) 
und  aus  beiden  entsteht  je  eine  obere  und  eine  untere  Hälfte.  Danach  erhält  man, 
wenn  o  und  u  oben  und  unten  bedeutet,  die  vier  Ausdrücke: 

0 . -t-  — —    oder  (hkl%)  und  o  .  —   — —    oder  (Mi); 

.   [mPn!     ,       ,  --        ,  rmPn"!     ,      ,_=-=-r. 

1* .  +  — ^ —    oder  (hklt)  und  u .  —   — —    oder  (M*). 

Die  Ausdrücke  für  die  aus  den  Dihexaedem  1.  und  2.  Stellung  und  aus  der 
Basis  abgeleiteten,  einfachen  hemimorphen  Gestalten  ergeben  sich  darnach  von  selbst. 

Dem  physikalischen  Verhalten  (Atzfiguren)  nach  wird  der  Nephelin  hierher 
gerechnet. 

ß)  Dreigliedrige  (trigonale)  Klassen. 

Hauptachse  eine  dreizählige  Symmetrieachse.  An  Mineralien  sind  beobachtet  die 
rhomboedrisch-hemiedrische,  die  rhomboedrisch-hemimorphe,  die  trapezoedrisch-tetar- 
toedrische  und  die  rhomboedrisch-tetartoedrische  Klasse.  Besonders  wichtig  ist  die 
erste  wegen  ihres  Vorkommens  an  dem  Kalkspat  und  die  dritte,  zu  welcher  der 
so  verbreitete  Quarz  gehört. 


Bhomboediische  Hemiedrie.  141 

Rhombaedrisoh-hemiedrisohe  (ditrigonal-skalenoedriache)  Klasse. 

121.  Bhomboediische  Hemiedrie.  Nach  dem  Gesetz  der  rhombo- 
edrischen  Hemiedrie  verhalten  sich  ähnlich  wie  bei  der  tetraedrischen 
Hemiedrie  des  regulären  Systems  (105)  alle  in  einem  Raomabschnitt, 
hier  in  einem  von  der  Hanptachse  c  nnd  zwei  Nebenachsen  a  begrenzten 
Dodekanten,  vorhandenen  Flächen  einander  gleich  nnd  von  denen  der 
umliegenden  Dodekanten  verschieden.  Setzt  man  diese  Flächenver- 
teilung rings  um  den  Ejystall  herum  konsequent  fort,  so  ist  jeder 
Dodekant  von  drei  entgegengesetzt  sich  verhaltenden  Dodekanten  um- 
geben, wie  dies  in  Fig.  169  für  das  Beispiel  des  Didodekaeders  durch 
schraffierte  und  nicht  schraffierte  Flächen  dargestellt  ist.  Jeder 
Dodekant  mit  schraffierten  Flächen  ist  umgeben  von  drei  Dodekanten 
mit  nicht  schraffierten,  und  umgekehrt. 

Die  Folge  dieser  Anordnung  ist,  daß  die  Hauptsymmetrieebene 
der  vollflächigen  Krystalle  als  solche  wegfällt,  und  ebenso  die  drei 
abwechselnden,  durch  die  Nebenachsen  a  gehenden  Nebensjrmmetrie- 
ebenen,  während  die  drei  durch  die  Zwischenachsen  bestimmten  Neben- 
sjnoimetrieebenen  bleiben.  Die  sechszählige  Hauptsymmetrieachse  des 
Didodekaeders  wird  dreizählig,  die  drei  den  Nebenachsen  a  parallelen 
zweizähligen  Symmetrieachsen  ändern  ihren  Charakter  nicht,  aber  die 
drei  den  Zwischenachsen  parallelen  Symmetrieachsen  fallen  weg.  Das 
Symmetriecentrum  bleibt,  die  rhomboedrische  Hemiedrie  ist  eine 
parallelflächige.  Die  Flächenverteilung  läßt  auch  erkennen,  daß  die 
korrelaten  Formen  nicht  enantiomorph,  sondern  kongruent  sind  und 
durch  Drehung  um  die  Hauptachse  c  um  180®  (resp.  auch  um  60®  und 
300®)  zur  Deckung  gebracht  werden  können.  Man  unterscheidet  sie 
als  -j-  ^^d  — . 

Die  rhomboedriach-hemiedrische  Klasse  ist  die  wichtigste  des  hexagonalen 
Systems.  Ihr  gehören  die  allermeisten  nnd  zngleich  mit  die  allerwichtigsten  hexa- 
gonal  krystallisierten  Mineralien  an,  mehr  als  allen  anderen  hexagonalen  Klassen 
zusammen.  Als  Hanptbeispiele  sind  der  Kalkspat  nnd  die  anderen  rhomboedrischen 
Karbonate,  der  Eisenglanz^  Korund  etc.  zn  nennen. 

122.  Einfache  Formen  der  rhomboedrischen  Hemiedrie.  Diese 
entstehen,  wenn  von  den  Flächen  der  holoedrischen  Formen,  die  in 
den  abwechselnden  Dodekanten  liegenden  Flächen  verschwinden  und 
die  übrigen  sich  ausdehnen,  wie  es  die  Flächenschraffierung  in  Fig. 
169  für  das  DidodeJcaeder  zeigt.  Denkt  man  sich  alle  schraffierten 
Flächen  ausgedehnt  und  gleichzeitig  alle  anderen  verschwunden,  und 
umgekehrt,  so  entstehen  aus  diesem  zwei  korrekte  Skdlenoeder  (Fig. 
168  und  170),  begrenzt  von  je  12  unregelmäßigen  Dreiecken,  welche 
sich  in  sechs  zickzackförmig  schief  auf-  und  absteigenden  Seiten-, 
Mittel-  oder  Randkanten  S  (Fig.  168)  und  in  6  +  6  abwechselnd 


142  Hexagonales  KrTatallsystem. 

gleidien  End-  oder  Polkanten  K  nnd  K^    schneiden.    Von  diesen 
stoßen  je  3  +  3  abwechselnd  gleiche  in  jeder  der  zwei  gleichen  End- 
oder Polecken  c  zusammen,  wäh- 
rend  sich   in   jeder   der   sechs 
gleichen   Seiten-,   Mittel-    oder 
Randeckea  e,    die  abwechselnd 
I  höher  nnd  tiefer  liegen,  je  zwei 
gleiche  Seitenkanten  S  nnd  je 
zwei  ungleiche  Endkanten  K  nnd 
K^  treffen.    An  jedem  Skaleno- 
eder  sind  in  der  Normalstellung, 
wie    sie    durch    die    Beziehung 
Fig.  168.        Fig.  169.         Fig.  170.     znm  Didodekaeder  gegeben,  and 
wie  sie  in  den  Fig.  168  und  170  dargestellt  ist,  die  Endkanten  K 
nach  derjenigen  Eichtung  gekehrt,  nach  welcher  die  Endkanten  K^ 
des  Gegenskalenoeders  gehen  Dud  umgekehrt.    Die  Seitenkanten  beider 
dnrchkrenzen  sich  in  den  Enden  der  Nebenachsen  unter  gewissen  Winkeln, 
welche  von  den  Indices  des  Didodekaeders  abhängen.    Beide  Skaleno- 
eder  werden  als  +  nnd  —  Skalenoeder  unterschieden.    Sie  sind  kon- 
gruent ;  das  eine  Skalenoeder  kann  dnrch  eine  Drehung  um  die  Haupt- 
achse um  180°  (resp.  auch  um  60°  und  300°)  in  die  Stellung  des 
anderen,  des  Gegenskalenoeders,  gebracht  werden.    Die  Hauptachse 
geht  bei  allen  Skalenoedern  durch  die  beiden  Endecken  c,   ebenso 
die  Nebenachsen  durch  die  Mitte  zweier  gegenüberliegender  Seiten- 
kanten S,  die  Körper  mögen  -\-  oder  —  sein.    Hier  kann  man  also 
die    Nebenachsen    nicht    beliebig    wählen,    wie    im    vollfiächigen 
System;  sie  sind  hier  ebenso  bestimmt  und  fest  g^eben,  wie   die 
Hanptachsa     Das    eine    Skalenoeder    wird    nach    der   Millerschen 
Methode  mit  dem  Ausdruck  q  QMi)  bezeichnet,  wo  ä  >  li,  das  Gegen- 
skalenoeder  ist  dann  eQchli). 

Nach  demselben  Gesetz  entstehen  aus  dem  Dihexaeder  1.  Stdlung 
(Fig.  172)  zwei  korrelate  Bhomboeder  (Fig.  171  und  173),  und  zwar 


ein  4*  und  ein  —  Bhomboeder,  eines  das  Gegenrhomboeder  des  anderen. 
Sie  sind  in  der  idealen  Gestalt  von  sechs  Rhomben  begrenzt,  welche 


Rhomboedriscbe  Hemiedrie.  143 

sich  in  seclis  gleichen  End-  oder  Poltanten  E,  die  darch  die  beiden 
Endecken  c  gehen,  und  in  sechs  gleichen  zickzackförmig  auf-  und  ab- 
steigenden Seiten-,  Mittel-  oder  Kandkanten  S  schneiden,  welche  dnrch 
di«  sechs  gleichen  Seiten-,  Mittel-  oder  Randecken  e  gehen.  Diese 
Seitenkanten  verlaufen  hier  genau  so  wie  bei  den  Skalenoedem,  auch 
die  Achsen  gehen  genau  so  wie  dort  durch  die  beiden  Endecken  und 
durch  die  Mitten  von  je  zwei  gegenüberliegenden  Seiteukanten.  Die 
Endkanteu  des  einen  Khomboeders  sind  in  der  Normalstellang  nach 
derselben  Seite  bin  gerichtet,  nach  welcher  die  Flächen  des  Oegen- 
rhomboeders  gerichtet  sind.  Die  Seitenkanten  steigen  in  beiden  in 
entgegengesetzten  Eichtungen  auf  und  ab,  wie  bei  den  Skalenoedem. 
Khomboeder  und  Gegenrhomboeder  sind  kongruent  und  können  durch 
Drehung  um  die  Hauptachse  um  180*  (resp.  auch  um  60"  und  300") 
zur  Deckung  gebracht  werden.  Rhomboeder  wie  Skalenoeder  sind 
bald  spitz,  bald  stumpf,  je  nachdem  sie  von  der  Hauptachse  größere 
oder  kleinere  Stücke  abschneiden.  Beide  sind  paraÜelfltLchig.  Der 
Ausdruck  der  beiden  Rhomboeder  nach  Miller  ist:  eQiOhi)  und  g(OJÄi). 
Das  Hauptdihexaeder  (lOU)  zerfällt  in  die  beiden  Rhomboeder  ^(1011) 
und  ^0111),  von  denen  das  eine  das  Rattptrhomboeder  (primäres  Rhombo- 
eder), das  andere  das  Gegenrhomboeder  im  engeren  Sinne  genannt 
wird.  Die  Achsen  werden  so  angenommen,  daß  die  -|-  Rhomboeder 
an  ihnen  den  Ausdruck  (hOkt),  resp.  (lOU)  erhalten. 

Alle  übrigen  hexagonalen  Formen  geben  nach  diesem  Gesetz 
keine  neuen  bemiedrischen  K&rper,  sondern  sie  treten 
in  den  Kombinationen  mit  ihrer  ganzen  Flächenzahl 
auf,  so  namentlich  die  Dihezaeder  2.  Stellung,  die 
sich  dadurch  als  solche  ganz  bestimmt  charakteri- 
sieren und  von  denen  1.  Stellung  unterscheiden ;  ebenso 
die  Prismen  und  die  Basis.  Für  die  Dihezaeder 
2.  Stellung  zeigt  das  die  Fig.  174.  Die  Hälfte  jeder 
Fläche  liegt  in  dem  einen  Dodekanten  und  verschwindet,  « 

die  andere  Hälfte  im  anstoßenden   Dodekanten  und         Fiff- 1'*- 
dehnt  sich  aus,  so  daß  sie  die  verschwundene  Hälfte  sofort  wieder 
ersetzt. 

Bei  der  rhomboedriadieu  Hemiedrie  nnteTscheiden  sich  also  die  beiden  Qmppen 
TOD  Diliexaedeni  außer  durch  ihre  Stellan^  nn  den  Achsen  auch  noch  dadurch  weaeot- 
lieh  voneinander,  daO  bei  der  einen  Ornppe  ein  Zerfallen  in  znei  Eboraboeder  ein- 
tritt, bei  der  anderen  nicht.  Uan  konnte  nnn  beliebig:  der  einen  oder  anderen 
Grnppe  die  erste  Stellnng  geben,  je  die  andere  hätte  dann  die  2.  Stellung. 
Xmem  allgemein  beobachteten  Qebraccb  gemlQ  erbalten  stets  die  in  iwei  Bbombo- 
eder  serfallenden  Dibesaeder  die  1.  Stellnng.  Die  flBcben  aller  Bhonboeder  ohne 
Ausnahme,  seien  sie  -\-  oder  — ,  haben  daher  an  den  Achsen  die  1.  Stellnng,  so  daQ 
sie  Ewei  Nebenachsen  in  gleicher  Entfemong  schneiden  nud  der  dritten  parallel  gehen, 
entsprechend  dem  allgemeinen  Ansdrack  -.  (ÄOÄi)  resp.  (OÄÄi).  Unter  dieser  Vorani- 
setctmg  ist  anch  das  Qeseta  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  in  der  obigen  Form 


144  Hexa^onales  KiystoUa^Btem. 

ansgeBprodieii  worden.  Bei  der  entge^engeEetzten  Änntthine,  bei  der  die  in  zwei 
Bhomboeder  zerfallenden  Diheiaeder  die  2.  Stellnng  erhalten  wQrden,  mttßte  die 
FasBnng  dea  GegeUea  etwa«  anders  sein  nnd  g'leichzeitig  würden  eich  anch  die 
fitirigen  YerhUtnisse  entsprechend  ändern.  Eine  BelbstTerständliche  Folge  obiger  An- 
nahme ist  femer,  daü  die  Nebenachsen  nnn  in  ihrer  Lage  fest  beetimmt  sind  und 
nicht  mehr  beliebig  mit  den  Zwiechenachsen  rertaascht  werden  kOnnen,  wie  z.  B.  in 
der  Tollfiächigen  Elaase. 

123.   NanmannB  Bezeichnung;  der  rhomboedrlBehen  Formen. 

Wegen  der  überwiegenden  Wichtigkeit  der  rhomboedriachen  Henüedrie 
im  Mineralreich  und  sonst  (121)  hat  Naumann  die  einfachen  Formen 
derselheo  nicht  wie  gewöhnlich  bei  bemiedriscben  Körpern,  z.  B.  mit 

— g— ,  bezeichnet,  sondern  er  hat  eine  besondere  anf  ihre  speziellen 

Verhältnisse  gegründete  Bezeichnungsweise  eingeführt.  Er  gibt  den 
beiden  von  dem  Dihezaeder  mP  ableitbaren  Bhomboedeni  das  Zeichen 
mB  nnd  unterscheidet  sie  als  -j-  mB  und  —  mB,  also  z.  B.,  Tom 
Hauptdihexaeder  P  abgeleitet,  -|-  R  (Hauptrhomboeder)  und  —  B 
(Gegenrhomboeder),  welche  von  den  Achsen  die  Einheiten  abschneiden. 
Dann  ist: 

4-  »i-B  =  "i  :  «lOg  :  —«3  :  mc  =^  p(fMOml) 

oder  allgemein:  ß(ÄOÄ»)  und  _ 

—  mB  =  — a,  :  ©oa^  :  Og  :  mc  ^  ^{niOml)  oder  auch 

=  coOi  :  Oj  :  — «g  :  me  =  ^(Omml) 
oder  allgemein:  p(ÄOAi)  oder  auch  Q{Ohhi). 
Dabei  dient  q  nur  dazu,  anzudeuten,  daß  rhomboedrische  Gestalten 
vorliegen;  wo  dies  anderweitig  unzweifelhaft  bekannt  ist,  kann  e  *nc^ 
fortbleiben. 

Zur  Bezeichnung  eines  Skalenoeders  denkt  man  sich  in  demselben  ein 
Bhomboeder  einbeschrieben,  indem  man  durch  je  zwei  zusammenstoßende 
Seitenkanten   eine   Ebene  legt  (Fig.  175).    Die  Seitenkanten  dieses 
Ehomboeders    fallen    dann    offenbar    mit   denen    des 
Skalenoeders  zusammen.     Umgekehrt  lassen  sich  an 
einem   Bhomboeder  unendlich  viele  Skalenoeder  an- 
bringen, die  mit  ihm  die  Seiteukanten  gemein  haben, 
indem  man  durch  alle  Seitenkanten  Flächen  legt,  die 
von  der  Hauptachse  größere  Stücke  abschneiden  &]s 
die  Bhomboederflächen.    Jedes  Skalenoeder  läßt  sich 
demnach  aus  dem  eingeschriebenen  Bhomboeder,  das 
mit  ihm  die  Seitenkanten  gemein  hat,  ableiten,  indem 
man  angibt,  ein  wievielmal  größeres  Stück  die  Skaleno- 
^'  ederfläcben  auf  der  Hauptachse  abschneiden  als  die 

Flächen  des  Ehomboeders.  Hat  dieses  den  Ausdruck  +tnB,  so 
schneidet  seine  Flache  das  Stück  mc  von  der  Hauptachse  ab ;  schneiden 


Rhomboedrische  Hemiedrie.  145 

dann  die  Flächen  des  Skalenoeders  ein  »imal  größeres  Stück  ab,  das 
also  =  n{mc)  ist,  wo  n  >  1,  so  schreibt  man  das  Zeichen  des 
Skalenoeders:  +mRn.  Das  Skalenoeder  ist  dadurch  unzweideutig 
gegeben. 

Dieses  Zeichen  ist  nun  ganz  anders  aufzufassen,  als  die  übrigen  Nanmannschen 
Zeichen.  Hier  beziehen  sich  jetzt  beide  Zahlen  m  nnd  n  auf  die  Hauptachse.  Die 
Schnitte  auf  den  Nebenachsen  lassen  sich  nur  durch  Rechnung  aus  m  und  n  ermitteln 
und  umgekehrt.    Man  hat  dazu  folgende  Formeln: 

Soll  ein  nach  Naumann  gegebenes  Skalenoeder:  mRn,  für  das  also  m  und  n 
bekannt  ist,  in  den  Indices  hkli  ausgedrückt  werden,  wo  h'^kf  d.  h.  sollen  aus  m 
und  n  die  Indices  A,  k,  l,  i  bestimmt  werden,  so  erhält  man: 

2 

Ä==n  +  1,  k  =  n  —  1,  i  =  2n,  i=  — »  und  somit : 

2 

mRn  =  (>  {hkli)  =  (>  (n  + 1,  n  —  1,  —  2  n,  — ),  z.  B. 

2E3  =  (>(3  +  1,3-1,  -2.3,  |-)  =(,(4261) 

und  das  Gegenskalenoeder: 

—  2B3  =  (>  (2461)  oder  e  (4261). 

Ist  für  das  Skalenoeder  umgekehrt  der  Ausdruck  ^  {kldi)  gegeben,  wo  A  >>  fc,  und 

wird  m  und  n  aus  h,  äc,  {,  i  gesucht,  so  ist: 

h—k      ,  h+k 

m=  — : —  und  n  =  .      ,,  somit: 
%  h — k 

^{hkli)  =  — :—  B  T^T»  also  z.  B. : 

_        4 2     44-2 

e  (4261)  =*  -^ —  B  -7~^ö  —  ^^-    Ebenso  wäre  das  Gegenskalenoeder : 

e  (2461)  =:  —  2B3. 

124,    Mlllersches    Aohsensystem    für    rhomboedrisohe    Krygtalle«     Die 

rhomboedrischen  ErystaUformen  werden  nach  dem  Vorgang  von  MiUer  nicht  selten 
auf  ein  anderes  Achsensystem  bezogen,  das  ihren  spezieUen  Verhältnissen  angepaßt 
ist  und  das  man  als  das  MiUersche  Achsenaystem  zu  bezeichnen  pflegt.  Es  besteht 
aus  drei  Achsen  und  ist  also  trimetrisch,  dem  aus  vier  Achsen  bestehenden  tetra- 
metrischen Achsenkreuz  der  hexagonalen  Erystalle  gegenüber,  das  wir  oben  in  der 
Weise  von  Bra/oais  benützt  haben.  Die  drei  MiUerschen  Achsen  erhält  man,  indem 
man  von  einem  Bhomboeder,  dem  sog.  Grundrhomboeder,  als  Grundform  ausgeht 
und,  ganz  ähnlich  wie  im  regulären  System  beim  Würfel,  durch  dessen  Mittelpunkt 
drei  Richtungen  legt,  die  den  Kanten  paraUel  gehen.  Die  drei  Flächen  des  Bhombo- 
eders  sind  dann  die  Achsenebenen  oder  Fundamental- 
flächen ;  zu  ihnen  gesellt  sich  als  Einheitsfläche  die  Basis, 
die  Ton  den  drei  Achsenrichtungen  drei  gleiche  Stücke 
abschneidet.  Die  drei  Achsen  sind  also  einander  gleich, 
das  AchsenyerhältniB  ist  wie  im  regulären  System  = 
a:a:  a.  Aber  man  hat  nicht  wie  im  letzteren  drei 
gleiche  rechte,  sondern  drei  gleiche  schiefe  Achsen winkel  ß, 
übereinstimmend  mit  den  Winkeln  der  Kanten  des  Grund- 
rhomboeders.  Die  -|-  Richtungen  der  Achsen  (-f-  a)  ent- 
sprechen denen  von  der  unteren  Endecke  des  Grund- 
rhomboeders  nach  den  drei  umliegenden  Seitenecken,  die 
entgegengesetzten  Richtungen  sind  (—  a)  (Fig.  176).  Fig.  176. 

Bauer,  Mineralogie.  10 


X46  Hezufcouales  Krystallsystem, 

Ein  derartiges  AchsenBystem  besitzt,  wie  die  rhomboedrischen  ErjstaUe,  drei 
sich  iii  der  dreizähligen  Symmetrieachse  unter  60®  schneidende  Symmetrieebenen, 
und  hat  auch  im  übrigen  genan  dieselben  SymmetrieTerhältnisse.  Wenn  an  ihm 
eine  Fläche  in  ganz  beliebiger  Lage  auftritt,  so  daß  sie  yon  allen  drei  Achsen  un- 
gleiche Stücke  abschneidet,  dann  hat  sie  den  allgemeinen  Ausdruck: 

a     a     a        j, 

t     f     9  ^ 

wo  die  drei  Indioes  t^f,g-\-  oder  —  sein  und  bei  besonderen  Lagen  der  Flächen 

spezielle  Werte,  u.  a.  den  Wert  0,  annehmen  kOnnen.  Im  allgemeinsten  Fall  müssen 
der  Symmetrie  entsprechend,  neben  der  ersteren  Fläche  {^fg)  noch  elf  andere  auf- 
treten. Alle  zwölf  zusammen  begrenzen  den  flächenreichsten  rhomboedrisch-hemi« 
edrischen  Körper,  ein  Skalenoeder  (e/^).  Für  das  korrelate  Gegenskalenoeder  gelten 
andere  Lidices  e^figi^  die  mit  jenen  nach  folgenden  Formeln  zusammenhängen: 
e^='-e  +  2f+2g;f,  =  2t-  f+2g',  gt  =  2e  +  2f--g. 

Die  Ausdrücke  der  einfachen  rhomboedrischen  Formen  an  den  Millerschen 
Rhomboederachsen  werden  wir  unten  (126)  kennen  lernen.  Hier  sollen  zunächst  die 
Formeln  angegeben  werden,  mittels  deren  man  den  für  die  Millerschen  Achsen  gül- 
tigen Flächenausdruck  eines  Skalenoeders  (efg)  in  einen  solchen  für  das  Bravaissche 
Achsenkreuz  (hkJ%)j  oder  in  einen  solchen  nach  Naumann,  mRn^  überführen  kann 
und  umgekehrt. 

Es  ist  dabei  immer  vorausgesetzt,  daß  in  allen  Fällen  dasselbe  Bhomboeder 
als  Grundform  gilt. 

1.  Gegeben  der  Flächenausdruck  {efg)  für  Miüersehe  Achsen,  wo  e^f^g. 
Gesucht: 

a)  der  Ausdruck  Qikli)  derselben  Fläche  für  Bravaissche  Achsen. 

Es  ist: 

also: 

m  =  {hld%)={t^f,f--g,g^e,€  +  f  +  g)^ 

z.  B.:  (212)  =  (2—1,  1  +  2,  —2  —  2,  2  +  1  — 2)  =  (1341) 
(310)«(3  — 1,  1  —  0,  0  —  3,  3  +  1  +  0)  =  (2134); 

b)  der  Ausdruck  m£»  derselben  Fläche  nach  Navmofnn,    Man  findet: 


also: 


^  +  f+g'         t^'^+g' 
{efg)=±mBn=^'—^^B      '""^ 


^+f+g       t-2f-^g 
z.  B.:  (212)  =  |^^|  B  ^^'^-^  =  -2B2 

(310)  -  g^iip Q  B  3_2^ö -  4" ^• 
Wenn  das  Skalenoeder  ein  negatives  ist,  werden  die  beiden  Werte  für  m  und  n 
negativ;  vor  den  Ausdruck  wird  dann  —  gesetzt. 

2.  Gegeben  der  Flächenausdruck  (hkli)  för  Bravaissche  Achsen.    Gesucht  der 
Ausdruck  (efg)  derselben  Fläche  für  Millersc?^  Achsen. 
Es  ergibt  sich: 

e=:h  —  i  +  t;  f==1c  —  Ä  +  t;  g  =  l  —  fc  +  »;  also: 
(h]di)  =  (efg)  =  {h^l  +  i,  k^h  +  i,  Z-Ä  +  i) 
z.  B.:  (2131)  =  (2  +  3  + 1,  1  —  2  +  1,  - 3  —  1  + 1)  =  (603)  =  (201) 
(1231)«=(l  +  3  +  l,  2  — 1  +  1,  —3  — 2  +  1)  =  (524). 


Rhomboedriache  Hemiedrie. 


147 


also: 


3.  Gegeben  der  Flächenansdruck  mBn  eines  Skalenoeders  nacb  Naumann.  Qe- 
sncht  der  Ansdmck  (efg)  derselben  Form,  bezogen  auf  MiUersohe  Achsen.  Man  hat 
erhalten : 

a)  für  positive  Skalenoeder  +  mBn : 

e  =  Bmn  +  m  +  2;  /«=— 2(m  — 1);  ^==i  — 3wn  +  m  +  2; 

+  wEn  =  (e/i7)  =  (3mn  +  tn  +  2,  — 2(m  — 1),  — 3mn  +  i»  +  2), 
z.  B.:  |-Ä5  =  (3. |, 5  +  1+2,-2(1— 1),  -3.|-.6  + 1- +  2) 

fi)  für  negctüve  Skalenoeder  —mRn: 

c  =  3mn--w  +  2;  /'=2(m  +  l);  p  =  — 3mn  — w  +  2; 

—  wBn  =  (c/'^)  =  (3wn  — m  +  2,  2(m  +  l),  — 3mn  — m  +  2); 

z.  B.:  — 2B-|-  =  3.a.2— 2  +  2,  2(2  +  1),  -3.2.^  —  2  +  2) 

=  (969)  =  (323). 
(Das  Zeichen  —  vor  mRn  dentet  nnr  die  Gegenstellnng  an.) 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  nnter  gleichzeitiger  Berücksichtigong  Ton  (123) 
die  Formeln  fttr  die  Umwandlnng  der  Ausdrücke  der  Skalenoeder  nach  Naumann, 
Bravais  und  Miller  schematisch  zusammengestellt: 


also: 


Naumann 


Bravais 


MiUer 


1. 


-^mRn 


—  mlin 


2. 
3. 


h—k ^ h+k 

: — "-    Ji    T T 

t  h  —  k 

ilZ^+9   R       c  —  9 
e  +  f+9         e-2f+g 


n  + 1,  n  —  1,  —  2n, 
n  —  1,  n  + 1,  —  2», 
hkli 


2_ 
m 

2^ 

m 


e—fj—gyg—e.e+f+g 


3wn+m+2,  — 2(m— 1), 
— 3mw+m+2 

3»in  — w  +  2,  2(in  +  l), 
—  3mn  —  m  +  2 

h  —  l  +  i,k^h  +  i 
l^k  +  i 


Dabei  ist  immer  anf  die  +  oder  —  Stellung  der  Skalenoeder  Bttcksicht  zu  nehmen. 

Bei  den  anderen  einfachen  rhomboedrischen  Formen  geben  die  Nwumannsehen 
Symbole  unmittelbar  die  Achsenschnitte  und  damit  die  Braoaisschen  Ausdrücke,  die 
dann  nach  der  obigen  Formel  in  die  für  die  Millerschen  trimetrischen  Achsen  um- 
gewandelt werden  können.  Bei  der  Überführung  yon  Bravaisschen  Symbolen  in 
Hiliersehe  und  umgekehrt  sind  bei  den  anderen  einfachen  Formen  als  den  Skaleno- 
edem  deren  spezieile  Indioes  in  die  obigen  Formeln  einzuführen. 


125.  tlbersiclit  über  die  einfaclien  rhomboedrischen  Formen. 

Die  eiafachen  Formen  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  sind  nun  die 
folgenden : 


10* 


]^48  Hezagonales  Erystallsystem. 

1,  Skcdenoeder: 

a)  positive:  mRn  oder  {hkli),  (ä>ä)  oder  (efg); 

z.  B.:^i?3  =  (2134)  =  (310). 

b)  negative:  — mRn  oder  (ääK),  (ä>ä;)  oder  (e/g^); 

z.  B.:  —2R2  =  (1341)  =  (212). 

2.  Dihexaeder  (2,  Stellung):  mP2  oder  {h.h.2h.i)  oder  (e^gr), 
(2f=e  +  gy, 

z.  B.:  4P2  =  (2241)  =  (715). 

5.  Bhomboeder: 

a)  positive^^  -fmÄ  oder  (hOhi)  oder:  (eyy)  spitzer,  resp.  (egg) 
flacher  als  jB  (lOf  1),  (c  >  flr) ; 

z.  B.:  U  =  (lOll)  =  (100). 

2E  =  (2021)  =  (511);  ^Ii  =  (1012)  =  (411). 

b)  negative:  —mB  oder  (Ohhi)  oder  (c^  spitzer,  resp.  (eeg) 
stumpfer  als  —  -i-  JB  (0112),  (c  >  gr); 

z.  B.:  —  i?  =  (Olli)  =  (22l);  —jR  =  (0112)  =  (HO); 

—  jR  =  (0223)  =  (551) ;  — -^  i?  =  (0115)  =  (221) ; 

4.  Dihexagonales Prisma :  ooP2  oder  (MM))  oder  (efg),  (e-\'f-\-g  =  0). 

z.  B.:  ooPf  =  (2130)  =  (5l4). 

5.  Hexagonales  Prisma  (1.  Stellung):    ooJB  =  (1010)  =  (211). 

6.  Hexagonales  Prisma  (2.  SteUung):  ooP2  =  (1120)  =  (lOl). 

7.  Basis:  OB  =  (0001)  =  (111). 

Aach  hier  lassen  sich  alle  flftchenärmeren  einfachen  Formen  (JS — 7)  als  spezieUe 
Fälle  der  flächenreichsten,  des  Skalenoeders  auffassen.  Das  Dihexaeder  2.  Stellnng 
ist  dann  ein  Skalenoeder  mit  lauter  gleichen  Endkanten,  dessen  Seitenkanten  nun 
aUe  in  einer  Ebene  liegen.  Das  dihexagonale  Prisma  ist  ein  Skalenoeder  mit  nn- 
endlich  großem  Schnitt  auf  der  Hauptachse,  dessen  Flächen  und  Kanten  also  dieser 
parallel  geworden  sind;  je  zwei  in  einer  stumpfen  Kaute  zusammenstoßende  Flächen 
gehören  abwechselnd  zum  oberen  und  zum  unteren  Ende  des  Erystails.  Beim  Rhombo- 
eder  sind  je  zwei  in  einer  stumpfen  Endkante  zusammenstoßende  Flächen  des 
Skalenoeders  in  eine  zusammengefallen,  die  Endkante  ist  =  180®  geworden.  Umge- 
kehrt kann  man  sagen,  das  Skalenoeder  ist  ein  Rhomboeder,  dessen  Flächen  längs 
der  schiefen  Diagonale  gebrochen  sind  und  dadurch  einen  stumpfen  Knick  erhalten 
haben.  Das  hexagonale  Prisma  1.  Stellung  ist  ein  Rhomboeder  (-f-  oder  — )  mit 
unendlich  fernem  Schnitt  auf  der  Hauptachse ;  die  Flächen  gehören  abwechselnd  zum 
oberen  und  zum  unteren  Ende.  Das  hexagonale  Prisma  2.  Stellung  ist  ein  Dihexa- 
eder 2.  Stellung  mit  unendlich  fernem  Schnitt  auf  der  Hauptachse.  Die  Basis 
ist  ein  Skalenoeder  oder  Rhomboeder,  bei  dem  alle  Endkanten  =  180®  und  daher 
alle  um  eine  Endecke  herumliegenden  Flächen  in  eine  Ebene  zusammengefallen  sind. 


Khomboedrische  Hemiedrie. 


149 


126.  Torzelclien  der  Bhomboeder  und  Skalenoeder.  Je  nach- 
dem die  an  einem  Achsensystem  gleichzeitig  auftretenden  Rhomboeder 
und  Skalenoeder  -j-  oder  —  sind,  haben  sie  eine  verschiedene  Stellung 
zueinander,  wie  das  in  der  Hauptsache  schon  ans  den  bisherigen  Be- 
trachtungen hervorgeht  Zwei  Rhomboeder  haben  dasselbe  Vorzeichen 
(sind  beide  +  oder  beide  — ),  wenn  ihre  Flächen,  resp.  ihre  End- 
kanten nach  derselben  Richtung  hin  gekehrt  sind.  Zwei  Skalenoeder 
haben  dasselbe  Vorzeichen,  wenn  sie  je  ihre  stumpfen,  resp.  ihre 
scharfen  Endkanten  nach  derselben  Richtung  kehren;  ihre  Zickzack- 
kanten steigen  dann,  wie  bei  zwei  Rhomboedem  mit  demselben  Vor- 
zeichen in  gleichem  Sinne  auf  und  ab.  Wendet  ein  Rhomboeder  seine 
Endkanten  dahin,  wohin  ein  anderes  seine  Flächen  kehrt,  so  sind  sie 
beide  von  verschiedenem  Vorzeichen.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  zwei 
Skalenoedem,  wenn  die  stumpfen  Endkanten  des  einen  nach  der  Seite 
der  scharfen  Endkanten  des  anderen  liegen.  Die  Seitenkanten  beider 
steigen  dann  in  entgegengesetztem  Sinne  auf  und  ab.  Kehrt  ein 
Skalenoeder  seine  stumpfen  Endkanten  in  die  Richtung  der  Flächen, 
seine  scharfen  Endkanten  in  die  Richtung  der  Endkanten  eines  Rhombo- 
eders,  so  haben  sie  beide  dasselbe  Vorzeichen.  Ist  aber  die  Endkante 
des  Rhomboeders  in  der  Richtung  der  stumpfen  Endkante  des  Skaleno- 
eders,  die  Flächen  des  ersteren  in  der  Richtung  der  scharfen  End- 
kanten des  letzteren  gelegen,  so  sind  beide  Körper  von  verschiedenem 
Vorzeichen.  Das  Verhältnis  der  Seitenkanten  beider  ergibt  sich  aus 
dem  Obigen.  Diese  Beziehungen  gewinnen  erst  Bedeutung  bei  den 
rhomboedrischen  Kombinationen,  die  wir  nun  zu  betrachten  haben. 


127.  Bhomboedrische  Kombinationen.  Die  Basis  h  stumpft  an 
den  Skalenoedem  und  Rhomboedem  die  Endecken  gerade  ab  (Fig.  177, 
wo,  wie  in  Fig.  179,  r^  statt 
r'  zu  lesen  ist)  und  schließt 
die  Prismen  oben  und  unten 
senkrecht  zu  deren  Flächen 
und  Kanten  (Fig.  165  und  156). 
Ein  Rhomboeder  r  spitzt  an 
einem  Rhomboeder  R  mit  dem- 
selben Vorzeichen  die  End- 
ecken von  den  Flächen  aus 
dreiflächig  zu,  wobei  r  we- 
niger steil  ist,  als  R  (Fig. 
178).  Wenn  ein  Rhomboeder 
r^  mit  einem  solchen  r  von  entgegengesetztem  Vorzeichen  in  Kom- 
bination tritt,  li^en  seine  Flächen  an  den  Endkanten  des  letzteren 
und  zwar  ist  das  in  dreierlei  verschiedener  Weise  möglich.    Entweder 


Rg.  177. 


Fig.  178. 


150 


Hesagonales  KrystaUsyetem. 


spitzen  die  Flächen  von  r^  die  Endecken  yon  r  von  den  Endkanten 
aus  dreiflächig  zu  (Fig.  179,  lies  r^  statt  r'),  wenn  die  Flächen  von 
r^  weniger  steil  sind,  als  die  Endkanten  von  r.  Oder  das  hinzu- 
tretende Rhomboeder  stumpft  die  Seitenecken  des  anderen  schief  ab, 
wenn  seine  Flächen  steiler  stehen  als  die  Endkanten  des  letzteren. 
Oder  endlich  die  Flächen  von  r^  stumpfen  die  Endkanten  von  r  ge- 
rade ab,  wenn  sie  ebenso  gegen  die  Hauptachse  geneigt  sind,  wie  die 
Endkanten  von  r  (Fig.  180).  Das  Rhomboeder,  dessen  Flächen  die 
Endkanten  eines  anderen  gerade  abstumpfen,  heißt  das  iMuckste 
stumpfere  zu  diesem ;  umgekehrt  dieses  letztere,  dessen  Endkanten  von 
den  Flächen  des  anderen  gerade  abgestumpft  werden,  das  nächste 
steilere,  spitzere  oder  schärfere;  r^  (Fig.  180)  ist  also  das  nächste  stumpfere 
zu  r,  r  das  nächste  steilere,  schärfere  oder  spitzere  zu  r^.  Das  nächste 
stumpfere  Rhomboeder  schneidet  bei  gleichen  Schnitten  auf  den  Neben- 
achsen von  der  Hauptachse  ein  halb  so  großes,  das  nächste  spitzere 
Rhomboeder  ein  doppelt  so  großes  Stück  ab,  als  das  Rhomboeder,  zu 
dem  sie  gehören.  Beide  müssen  das  diesem  entgegengesetzte  Vor- 
zeichen haben. 


Fig.  179. 


Fig.  180. 


Fig.  181. 


Greht  man  yon  dem  Bhomboeder  -{-  mE  =  (hOhi),  resp.  von  dem  Gegenrhomboeder 
—  fnB  =  {Ohhi)  aus,  dann  ist: 

Das  zugehörige  nächste  stumpfere  Rhomboeder: 


m 


■—  -jc- iJ  oder  0,h.h,2i  (zu  +  mE),  resp. 


m 


+  -g-5  oder  h.0.h,2i  (zu  — mJB). 
Das  zugehörige  nächste  spitzere  Bhomboeder  ist: 

—  2mi2  oder  (O.Ä.Ä.—)  =  (0.2ä.2ä.»)  (zu  +mÄ),  re«p. 


T       t 


+  2mR  oder  (Ä.O.Ä.y)  =  (2Ä.0.2Ä.i)  (zu  — wlB). 

Das  zweite  stumpfere  Rhomboeder  stumpft  die  Endkanten  des 
nächsten  stumpferen  gerade  ab  und  im  gleichen  Sinne  spricht  man 
von  einem  dritten,  vierten  etc.  stumpferen,  und  ebenso  auch  von  einem 
jsweiten,  dritten  etc.  sMrferen  Rhomboeder.  Dabei  ist  jedesmal  das 
nächstfolgende  von  anderem  Vorzeichen  als  das  ih^  vorhergehende, 
während  die  abwechselnden  Glieder  einer  solchen  Reihe  gleiche  Vor- 


Bhomboedrisehe  Hemiedrie. 


161 


zeichen  haben.  So  ist  in  Fig.  181  ^r^  das  nächste  stumpfere,  2r^ 
das  nächste  schärfere  Bhomboeder  zu  r.  Qeht  man  von  2r^  aus,  so 
ist  r  das  nächste,  ^r^  das  zweite  stumpfere  zu  2^1.  Legt  man  |r,  zu 
Grunde,  so  ist  r  das  nächste,  2r^  das  zweite  spitzere  Bhomboeder  zu 
^Tj.  Stets  ist  2ri  und  ^r^  von  gleichem  Vorzeichen,  aber  von  ent- 
gegengesetztem Vorzeichen  wie  r.  Daß  r  das  nächste  stumpfere 
Bhomboeder  zu  2r^  ist,  erkennt  man  daran,  daß  die  zwei  Kanten  rßr^ 
zu  beiden  Seiten  von  r  einander  parallel  sind,  ganz  ebenso  wie  die 
beiden  Kanten  rj^r^^  auf  beiden  Seiten  von  ^r^. 

Nimmt  man  r  als  Grnndfonn  (Hauptrhomboeder)  E  (1011)  so  wird,  entsprechend 
den  oben  angegebenen  Ausdrücken: 

y  n  =  —  y  5  (0112)  nnd :  2ri  =  —  222  (0221). 

Ist  2ri  die  Grundform  (Hauptrhomboeder,  also:  2ri  »»/{(lOll),  so  erhält  man: 

r  =  -|Ä(0li2);  i-n=lB(10U). 

Ist  endlich  — —ri  die  Grundform  und  =22(1011),  so  ist: 

r  =.  —  2iJ  (0221) ;  2ri  =  4B  (4041), 
wobei  selbstrerständlich  das  Achsenverhältnis  jedesmal  ein  anderes  ist.    Derartige 
Reihen  von  spiteeren  und  stumpferen  Rhomboedem  kommen  bei  rhomboedrischen 
Erystallen  nicht  selten  vor. 

Das  erste  hexagonak  Prisma  P^  stumpft  an  jedem  Bhomboeder  r^ 
die  Seitenecken  (Fig.  182),  das  mveUe  hexagonäle  Prisma  p^  an  jedem 
Rhomboeder  die  Seitenkanten  gerade  ab  (Fig.  183  und  184).  Um- 
gekehrt sind  die  Flächen  der 
Rhomboeder  auf  die  Flächen 
des  ersten  Prismas  P^,  resp. 
auf  die  Kanten  des  zweiten 
Prismas  p^  gerade  aufgesetzt 
und  zwar  abwechselnd  nach 
oben  und  nach  unten.  Es  ist 
dabei  ganz  gleichgültig,  ob 
die  Rhomboeder + oder  —  sind, 


Vig.  182. 


Fig.  183. 


Fig.  184. 


da  ja  alle  Rhomboeder  die  1.  Stellung  an  dem  Achsensystem  haben. 
Sind  die  Flächen  des  +Rhomboeders  r  auf  die  Kanten  des  zweiten 
Prismas  abwechselnd  nach  unten  und  nach  oben  aufgesetzt  (Fig.  184), 
so  sind  es  die  Flächen  des  — Rhomboeders  r^  in  entgegengesetzter 
Weise  auf  den  zwischenliegenden  Kanten  desselben  Prismas  {Fig.  183). 
Entsprechend  verhält  es  sich  bei  dem  Prisma  der  1.  Stellung. 

Ganz  analog  ist  die  Kombination  der  beiden  Prismen  mit  den 
Skalenoedem.  Das  erste  Prisma  stumpft  die  Seitenecken,  das  zweite 
Prisma  die  Seitenkanten  der  Skalenoeder  ab,  ganz  gleichgültig,  ob 
diese  -|-,oder  —  sind. 


162 


Eexagonalea  Errstalbyitem. 


Ein  Rbomboeder  r  spitzt  die  Endecken  eines  Skalenoeders  s 
mit  demselben  Vorzeichen  von  den  stumpfen  Endkanten  ans  drei- 
fläcMg  zu.  (Fig.  186).  Wären  die  beiden  Formen  von  entgegen- 
gesetztem Vorzeichen,  dann  wörde  diese  Zuspitzung  von  den  schärferen 
Endkanten  ans  geschehen.  In  anderer  Weise  kombiniert  sich  ein 
Skalenoeder  s  mit  einem  !^omboeder  r,  indem  es  die  Endkanten  des 
letzteren  znschftrft  (Fig.  186).  Liegt  dabei  die  stumpfe  Endkante  s's 
des  Skalenoeders  über  der  Fläche  des  Ehomboeders  r,  wie  es  in  der 
Fignr  angenommen  ist,  so  haben  sie  beide  dasselbe  Vorzeichen.  Läge 
au  dieser  Stelle  die  schärfere  Endkante  sjs,  dann  wären  beide  Körper 
yon  yerschiedenem  Vorzeichen. 


Fig.  186. 


Fig.  186. 


Fig.  187. 


Fig.  188. 


Li  Fig.  187  stumpft  das  Ehomboeder  r^  die  schärfere  Endkante 
des  Skalenoeders  s  ab;  beide  Formen  sind  dann  von  verschiedenem 
Vorzeichen.  Wären  die  stumpferen  Endkanten  des  Skalenoeders  s 
abgestumpft,  so  würden  die  Abstumpfungsflächen  wieder  einem 
Rhomboeder,  aber  einem  solchen  mit  demselben  Vorzeichen  wie  das 
Skalenoeder  angehören.  In  Fig.  188  ist  eine  kompliziertere  rbom- 
boedrische  Kombination  abgebildet  Die  beiden  Khomboeder  R  and  r 
kehren  ihre  Flächen  nach  der  Richtung  der  stumpferen  Endkanten 
der  beiden  Skalenoeder  S  und  s,  alle  vier  haben  also  dasselbe  Vor- 
zeichen; Pj  ist  das  erste  Prisma,  seine  Flächen  stumpfen  die  Seiten- 
ecken des  Skalenoeders  s  ab,  über  den  Flächen  P,  liegen  die  Flächen 
der  Bhomboeder  und  die  Endkanten  der  Skalenoeder.  P^  könnte  der 
allgemeinen  Lage  nach  auch  ein  Rhomboeder  sein;  als  Prisma  er- 
weist es  sich  dadurch,  daß  nach  der  Untersuchung 
auf  dem  Ooniometer  alle  sechs  Flächen  in  einer  Zone 
liegen  und  sich  unter  Winkeln  von  120"  schneiden. 

Ad  dem  Fig.  189  abgebildeten  Erystall  sind  zwei 
Rhomboeder  von  verschiedenem  Vorzeichen  r  und  r^, 
letzteres  das  nächste  stumpfere  zu  ersterem,  wie  man 
daran  sieht,  daß  die  Fläche  r^  von  den  zwei  anliegen- 
den r  in  zwei  parallelen  Kanten  geschnitten  wird ;  ferner 
zwei  Skaienoedervon  verschiedenem  Vorzeichen  sund*i; 
r  und  s  und  ebenso  r^  und  «,  sind  von  demselben  Vorzeichen.    In  einem 


Kg.  189. 


Rhomboedrische  Hemimorphie.  153 

solchen  Erystall  sind  alle  Achsen  der  Richtung  nach  gegeben.  Bei 
der  weiteren  krystallographischen  Betrachtung  pflegt  man  ein  ßhom- 
boeder  als  Hatiptrhomboeder  zu  wählen,  dem  man  damit  den  Ausdruck: 
-f-jB(lOll)  gibt  und  aus  dessen  Flächenwinkeln  man  das  dieser  An- 
nahme entsprechende  Achsenyerhältnis  a :  c  berechnet  Ist  hier  r  als 
Hauptrhomboeder  gewählt,  so  ist  r^  =  —  :^R  (0112)  (127).  Die 
Skalenoederausdrücke  lassen  sich  dann  aus  Zonen  oder  den  Neigungs- 
verhältnissen ihrer  Flächen  berechnen.  Jedenfalls  ist  aber:  s  = 
+  mRn  (hMi)  und  8^=  —  m*Rn'  {ifh'N).  Man  hätte  aber  ganz  ebenso 
r^  als  Hauptrhomboeder  mit  dem  Ausdruck:  i?(1011)  wählen  können, 
dann  wäre  das  Verhältnis  a:c  ein  anderes  als  vorher  geworden ;  es 
wäre  dann  r  das  nächste  schärfere  Rhomboeder  zu  r^  und  r  =  —  2B 
(0221)  und  die  beiden  Skalenoeder  s  und  Sj^  müßten  ihre  Vorzeichen 
vertauschen.  Die  Flächen  p^,  welche  die  Seitenkanten  der  Skalenoeder 
8  und  Sj^  abstumpfen,  gehören  unter  allen  Umständen  dem  Prisma 
2.  Stellung  an. 


Rhomboedmoh'hemimorphe  {ditrigonal-pyramidale,  hemimorph- 

hemiedrische)  Klasse, 

128.  Hemimorphie  der  rhomboedrischen  Hemiedrie.  Manche 
rhomboedrischen  Erystalle  sind  an  den  beiden  Enden  der  Hauptachse 
verschieden  ausgebildet.  Es  ist  Hemimorphismus  eingetreten,  dessen 
Achse  die  Hauptachse  ist  (68).  Am  einen  Ende  der  letzteren  finden 
sich  Flächen  von  anderer  Lage  und  anderem  Ausdruck,  eventuell  von 
anderer  Beschaffenheit,  als  am  anderen.  Die  parallelen  Gfegenflächen 
sind  entweder  weggefallen  und  durch  andere  ersetzt,  oder  von- 
einander verschieden  geworden.  Dadurch  verschwinden  die  drei  zur 
Hauptachse  senkrechten  zweizähligen  Symmetrieachsen  in  der  Rich- 
tung der  Nebenachsen  nebst  dem  Symmetiiecentrum  in  den  rhombo- 
edrischen Erystallen  und  es  bleiben  bei  den  rhomboedrisch-hemi- 
morphen  als  einzige  Symmetrieelemente  die  dreizählige  Hauptsymme- 
trieachse in  der  Eichtung  der  Achse  des  Hemimorphismus  sowie  die 
drei  Nebensymmetrieebenen  parallel  den  Zwischenachsen  übrig. 

Die  einzelnen  einfachen  rhomboedrischen  Formen  verhalten  sich 
dabei  folgendermaßen: 

Aus  den  Skcäenoedem  -f*  niRn  oder  {hJcii)  und  —  mRn  oder  {JMi) 
werden  durch  Wegfallen  der  oberen  resp.  unteren  Hälfte  der  Flächen 
zwei  kongruent«  korrelate  dreifach  symmetrische  sechsseitige  Pyra- 
miden,  deren  Flächen  sich  wie  beim  Skalenoeder  in  3  -|-  3  abwechselnd 
gleichen  spitzeren  und  stumpferen  Endkanten  schneiden.  Sie  sind 
nach  unten  resp.  oben  offen  und  ihre  Spitzen  liegen  auf  dem  oberen 
positiven  resp.  dem  unteren  negativen  Aste  der  Hauptachse  c.    Da- 


154  Hexagonales  ErystallBystem. 

nach  erhalten  sie,  wenn  o  nnd  u  die  Lage  oben  und  unten  an  der 
Hauptachse  andeuten,  die  Ausdrücke: 

0,  -|-  mBn  oder  {Mdi)  und  u.  -|-  mBn  oder  (JMf) 

0.  —  mBn  oder  (Jchli)  und  w.  —  mBn  oder  QikU). 

Ganz  entsprechend  entstehen  aus  jedem  Bihexaeder  2.  Stellung 
mP2  oder  {h.h,2h.i)  zwei  nach  unten  resp.  oben  offene  sechsseitige 
Pyramiden  mit  lauter  gleichen  Endkanten  und  mit  den  Ausdrücken: 

0 . mP2  oder  {h.h.2h.i)  und  u . mP2  oder  {h.h.2h.t). 

Die  Bhomhoeder  -^-mB  oder  (ÄÖÄi)  und  — wiJ  oder  (0/iÄi)  geben 
zwei  korrelate  gleichseitig  -  dreieckige  Pyramiden  mit  drei  gleichen 
Endkanten,  die  ihre  Spitzen  nach  oben  resp.  nach  unten  kehren. 
Ihre  Ausdrücke  sind: 

0.  +  mB  oder  {MM)  und  w.  +  mB  oder  (ÄOä^  und 

0.  —  mB  oder  (OAÄf)  und  u,  —  mB  oder  (OÄÄi). 

Die  Basis  OB  zerfällt  in  zwei  einzelne  Flächen  ö  .  OJB  «  (0001) 
und  w .  022  =  (0001). 

Die  sswolfseitigen  Prismen  ooPn  oder  (AiZO)  sind,  wie  wir  gesehen 
haben,  zu  betrachten  als  Skalenoeder,  deren  Flächen  die  Hauptachse 
im  Unendlichen  schneiden  (125).  Je  zwei  in  einer  stumpferen  Kante 
aneinander  liegende  Flächen  gehören  abwechselnd  zu  dem  einen  und 
dem  anderen  Ende.  Beim  Eintritt  der  Hemimorphie  werden  diese 
beiden  Flächenhälften  verschieden  und  das  zwölfseitige  Prisma  zer- 
fällt in  zwei  korrelate  dreifach  symmetrische  sechsseitige  Prismen  mit 
sechs  abwechselnd  gleichen  schärferen  und  stumpferen  Kanten.  Es 
werden  aus  dem  zwölfseitigen  Prisma  ooPn  oder  (hMO)  zwei  symme- 
trisch'Sechsseitige,  von  denen  das  eine  zu  dem  oberen»  das  andere  zu 
dem  unteren  Ende  zu  rechnen  ist  Beim  Hemimorphismus  ist  meist 
nur  das  eine  ausgebildet,  das  andere  mit  den  zu  dem  einen  Pol  ge- 
hörigen Flächen  verschwunden. 

Ganz  analog  ist  das  hexagonäle  Prisma  1.  Stellung  ooB  ==  (1010) 
als  ein  Bhomboeder  mit  unendlich  langem  Schnitt  auf  der  Hauptachse 
zu  betrachten;  seine  Flächen  gehören  abwechselnd  zu  dem  einen  und 
zu  dem  anderen  Ende.  Das  sechsseitige  Prisma  der  1.  Stellung 
ooB  (1010)  zerfällt  also  bei  der  Hemimorphie  in  zwei  regulär  drei- 
seitige, von  denen  meist  nur  eines  ausgebildet  ist 

Das  hexagonäle  Prisma  2.  Stellung ,  oöP2  oder  (A.Ä.2Ä.0),  das 
als  ein  Dihexaeder  2.  Stellung  mit  unendlich  großem  Schnitt  auf  der 
Hauptachse  anzusehen  ist,  bleibt  allein  in  seiner  Form  erhalten  und 
tritt  mit  seiner  vollen  Flächenzahl  in  die  rhomboedrisch-hemimorphen 
Kombinationen  ein. 

Eine  solche  Kombination  bildet  der  I^^rwaKn-Krystall  (Fig.  190).  Er  ist  an 
beiden  Enden  verschieden,  jedes  Ende  zeigt  für  sich  rhomboedrisch-bemiedriscfae 


Trapezoedrische  Tetartoedrie. 


155 


n 
Fig.  190. 


Ansbildnng.  An  beiden  Enden  ist  dasselbe  Ehomboeder  P,  wie  man  dnrch  die 
Gleichheit  der  Winkel  mittels  des  Goniometers  konstatieren  kann.  Aber  die  Flächen 
P^  oben  sind  anders  beschaffen  als  die  Flächen  Pi  nnten,  es  ist 
in  seine  beiden  Hälften  zerfallen.  Hat  es  den  Ansdruck  12(1011), 
80  sind  die  beiden  Hälften:  P^  (oben):  0.12(1011)  nnd  P^  (nnten): 
ii .  B  (1011). 

Zu  P^  tritt  oben  die  Hälfte  des  nächsten  spitzeren  Bhomboeders- 
0=0.  — 2JS (0221)  nnd  zn  Pi  unten  die  Hälfte  des  nächsten  stump- 
feren Rhomboeders:  n  =  tt. — -^i2(Oll2).  Das  Prisma  der  1.  Stel- 
lung l  =  —  ooB  (1010)  ist  nur  mit  drei  Flächen  vorhanden,  die  ein  re- 
gulär dreiseitiges  Prisma  bilden;  auf  seine  Flächen  und  Kanten  sind 
die  Rhomboederfiächen  nach  oben  und  unten  gerade  aufgesetzt  Das 
Prisma  s,  das  die  Kanten  des  dreiseitigen  Prismas  l  zuschärft,  könnte  der  allgemeinen 
Flächenlage  nach  ein  symmetrisch  sechsseitiges  Prisma,  die  Hälfte  eines  zwölfseitigen, 
sein,  oder  aber  das  Prisma  der  2.  Stellung  ooP2  =  {h.h.2h.O),  Im  ersten  Falle 
wären  nur  die  abwechselnden  Kanten  gleich,  aber  die,  in  denen  die  Flächen  8  direkt 
zusammenstoßen,  verschieden  von  denen,  in  welchen  sie  sich  über  die  Flächen  l 
hinweg  schneiden  w&rden.  Im  zweiten  Falle  wären  alle  diese  sechs  Kanten  einander 
gleich  und  ^=  120^  Die  Messung  mit  dem  Goniometer  zeigt,  daß  das  letztere  zu- 
trifft; 8  ist  also  das  Prisma  der  2.  Stellung,  l  und  8  zusammen  bilden  ein  neun- 
seitiges Prisma,  das  an  vielen  Turmalinkrystallen  zu  beobachten  ist. 

Es  sei  noch  bemerkt,  daß  die  Formen  der  hier  vorliegenden  Klasse  auch  aus 
denen  anderer  hemiedrischen  Klassen  mit  dreizähliger  Hauptsymmetrieachse  abge- 
leitet werden  können,  z.  B.  aus  denen  der  trigonalen  Hemiedrie  (Bl).  Die  Ab- 
leitung aus  der  rhomboednschen  Hemiedrie  erscheint  aber  am  natürlichsten  und 
anschaulichsten. 


Trapezoedriach'tetartoedmche  (trigonal-trapezoedrische)  Klasse. 

129.  Trapezoedrisclie  Tetartoedrie.  Bei  der  trapezoedrischen 
Tetartoedrie  kann  man  von  den  Skalenoedem  ausgehen.  Es  verhalten 
sich  je  zwei  in  einer  Seitenkante  des  Skalenoeders  zusammenstoßende 
Flächen  einander  gleich  und  von  den  in  den  anliegenden  Seitenkanten 
zusammenstoßenden  verschieden,  wie  es  Fig.  191  zeigt.  Infolge  dieser 
Flächengruppierung  geht  das  Symmetriecentrum  des  Skalenoeders  ver- 
loren, da  zu  jeder  Fläche  die  parallele  Gegenfläche  wegfällt.  Ebenso 
verschwinden  die  drei  vertikalen  Symmetrieebenen.  Erhalten  bleiben 
dagegen  die  drei  horizontalen  zweizähligen  Symmetrieachsen  parallel 
den  Nebenachsen  und  die  dreizählige  vertikale  Symmetrieachse  parallel 
der  Hauptachse. 

Aus  jedem  Skalenoeder  entstehen  durch  Verschwinden  der 
Hälfte  der  Flächen  zwei  korrekte  Trapeaoeder,  begrenzt  von 
sechs  ungleichseitigen  Vierecken.  Diese  schneiden  sich  in  sechs 
gleichen  Endkanten  und  in  3  +  3  abwechselnd  gleichen  Seiten- 
kanten, die  bei  beiden  in  entgegengesetzter  Richtung  zickzackformig 
Auf-  und   absteigen.     Die    beiden  von   einem  Skalenoeder  -|-mjBn 


156  Heiagonalea  EryataUfjBteiii. 

(Fig.  191)  abgeleiteten  Trapezoeder  (Fig.  192'  und  192'')  sind  enantio- 
morph,  sie  verhalt«»  sich  wie  die  rechte  nnd  die  linke  Hand  nnd 
werden  daher  als  rechte  nnd  Unke 
(r  nnd  l)  unterschieden.  Das  Gegen- 
skalenoeder  —  mEn  liefert  aber 
ebenfalls  zwei  als  r  und  /  voueiQ' 
ander  zn  unterscheidende  enantio- 
morphe  Trapezoeder,  welche  wie  die 
vorigen  nicht  miteinander  znr 
Decknng  gebracht  werden  können. 
Dagegen  ist  das  rechte  resp.  linke 
Trapezoeder  des  einen  Skaleno- 
eders  kongruent  dem  entsprechenden 
rechten  resp.  linken  des  Gegenskale- 
noeders  und  kann  mit  diesem  durch  eine  Drehung  um  die  Hauptachse  zur 
Decknng  gebracht  werden.  Die  vier  korrelaten  Trapezoeder,  welche 
ein  Didodekaeder  mPn  liefert,  werden  in  folgender  Weise  bezeichnet: 
mPn 

-nff  nv  rnt-yii     ■ 

aus  dem  +  Skalenoeder  +  mSn  ab- 
geleitet (beide  enantiomorph). 


aus  dem  —  Skalenoeder  —  mBn  ab- 
geleitet (beide  enantiomorph). 


Fig.  192a.     Fig.  191.        Fig.  192b. 


1. 

+  ' 

mjrn 

—r 

oder 

f» 

(«fO 

2. 

+  1 

■    4 

oder 

C 

im 

3. 

—  r 

mfl. 
■     4 

oder 

^ 

(im 

4. 

—  l 

mFn 
'    4 

oder 

e* 

(häi) 

1  und  3,  sowie  2  und  4  sind  kongruent  ^  dient  nur  zur  Bezeichnung 
der  Tetartoedrie ;  ist  diese  anderweitig  genügend  angedeutet,  so  kann 
fx  wegbleiben.' 

Die  Dihexaeäer  2.  SteUung  mP2  =  {h.h.2h.t)  z.  B.  2P2  (1121) 
geben  zwei  korrelate  Trigonoeder  (trigonale  Pyramiden)   fPig.  193): 

r^—px  (1121)  und  i.^  —  ^  (1121).     Die,  dihexagondlen  J\ismen 

geben  zwei  symmetrisch  sechsseitige  Prismen  und  die 
hexagonden  Prismen  2.  SteUvng  geben  zwei  reguläre 
dreiseitige  Prismen.  Auch  sie  sind  als  rechts  und  links 
zn  unterscheiden.  Die  speziellen  Verhältnisse  folgen 
leicht  aus  dem  fUr  das  Trapezoeder  and  Trigonoeder 
angeführten,  indem  man  die  Prismen  als  spezielle 
Fälle  der  Skalenoeder  und  ßhomboeder  betrachtet  (128). 
Alle  anderen  rhomboedrischen  Formen,  die  Bhombo- 


Fig.  193. 


eder,  das  Prisma  1.  SieUung  nnd  die  Basis  bleiben  unverändert. 

Das  Hanptbeispiel  für  die  trapezoedriscbe  Tetartoedrie  ist  der  Quarz.    Er  Efiigt 
fast  eteta   (Fig.  194)   ein  Rhomboeder  P  nsd  daa  Gegenrbomboedei  z,  welche  en- 


BhomlioedTisctie  Tetartoedrie. 


157 


Fig.  194. 


1  der  Form  nach  ein  Diheiaeder  1.  Stellnng,  aber  mit  abwechselnd  phyaikaliach 
Terschiedeoen  Flttchen  [DirhomlHieder]  bilden.  Die  Seitenkanten  deaaelben  werden 
dnioh  die  stark  borizontal  gestreiften  Flächen  des  hexagonalen 
PrismaÄ  1.  SteUnng  r  gerade  abgestumpft.  Auf  die  abwech- 
selnden PriBmenkanten  sind  oben  nnd  nnten  die  rhombisch 
gestalteten  Flächen  >  eines  Trigonoeders,  die  sog.  Rhomben- 
flachen,  gerade  aufgesetzt.  Wäre  der  Erystall  rhomboedrisch, 
so  mttssten  die  anderen  drei  Prismenkanten  ebenfalls  oben 
nnd  unten  solche  Flächen  s,  tragen,  wie  die  dQnn  gezeich- 
neten Linien  zeigen ;  diese  würden  die  dick  gezeichneten,  f  ak- 
tJMli  vorhandenen  Flächen  s  zu  einem  Diheiaeder  2.  Stellang 
e^änzen.  So  aber  sind  nnr  die  bei  gebsriger  ErweiUning 
in  einer  horizontalen  Seit«nk&nte  des  Diheiaedera  zn- 
sanunenstoBenden  dickgezeichneten  Flächen  s  vorhanden, 
die  dünngezeichneten,  die  in  den  anliegenden  Seitenkauten 
EDSammenstoBen  wQrden,  fehlen,  entsprechend  dem  Gesetz 
der  trapezoedrischen  Tetartoedrie.  AnQerdem  sind  die  Kanten  sjr  noch  durch  die 
sog.  Trapezflfichen  x  abgestampft,  welche  ebenfalls  nnr  an  den  abwechselnden  Kanten 
des  Prismas  r  oben  sowohl  als  nnten  liegen,  jedoch  oben  nnd  unten  auf  verschiedeueD 
Seiten  der  Kanten  r/r.  Die  Flächen  x  bilden  ein  Trapezoeder,  welches  von  den  au 
den  anderen  Prismenkanten  r/r  dflun  gezeichneten  entsprechend  liegenden  Flächen  Xi 
KU  einem  Skalenoeder  ergänzt  werden  wDrde,  wenn  der  Krjstall  rhomboedrisch  ana- 
gebildet wäre.  Die  Flächen  x,  fehlen  infolge  der  Tetartoedrie,  aber  sie  liegen  offen- 
bar so,  daß  sie  zwei  in  einer  Seitenkante  zusammenstoßende  Skalenoederflächen 
wären,  ebenso  auch  die  beiden  wirklich  Torhaudenen  Flächen  x.  Die  hier  dick  ana- 
gezeichneten Flächen  s  und  x  liegen  am  oberen  Ende  des  Prismas  rechts  von  der 
Prismenfläche  r,  wenn  die  Hanptrbomboederfläche  P  dem  Beschauer  zugekehrt  ist. 
Sie  sind  die  rechten  Trapez-  nnd  Rhorabenflächen  und  begrenzen  ein  rechtes  Trape- 
zoeder resp.  Trigonoeder;  ein  Krygtall,  der  sie  trägt,  heißt  ein  rechter  Eiyatall. 
Wären  autt  der  dick  gezeichneten  die  dQnn  gezeichneten  Flächen  *  und  x  anagebildet, 
so  wäre  der  Erjstall  ein  linker.  Diese  Flächen  liegen  ja  im  QegensatE  zn  den  anderen 
links  und  begrenzen  das  zum  gleichen  Skalenoeder  resp.  Dihexaeder  zweiter  Stellung 
gebsrige  linke  Trapezoeder  reap.  Trigonoeder.  Diese  Flächenlage  steht  mit  der  Er- 
scheinung der  Cirknlorpolarisadon  (247)  im  ZosammeDbaDg :  die  rechten  (linkai) 
Qnarze  drehen  die  FolarisationBebene  atets  nach  rechts  (links). 


RhomboedriBoh-tetartoedriaohe  (rhomboedrisohe)  Klaaae. 

180.  BhoBsboedrisehe  Tetartoedrie.  Auch  hier  kann  man  vom  Skalenoeder 
ausgehen.  An  einem  solchen  werden  die  abwech- 
selnden Flächen  verschieden  in  der  Weise,  daQ  eine 
nach  oben  gerichtete  Mäche  au  einer  Seitenkaute 
sich  mit  der  nach  unten  gerichteten  Fläche  an  der 
nächstfolgenden  Seitenkante  gleich  verhält  ete. 
(Fig.  190).  Dabei  bleibt  die  vertikale  dreizählige 
Symmetrieachse  nnd  das  Symmetriecentrum  erhalten, 
alle  Dbrigen  Symmetrieelemente  des  Skalenoeders 
fallen  weg. 

Verschwindet  je  die  eine  Hälfte  der  Flächen 
des  Sftalenoeders  nnter  gleichzeitiger  Anadehuimg 
der  anderen,  so  entstehen  zwei  korrelate  kongru- 
ente Bhomboeder,  die  in  der  Gestalt  in  nichte  von       Fig.  195.  Fig.  106. 


158  Quadratisches  Erystallsystem. 

den  Rhomboedern  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  abweichen.  Die  Nebenachsen 
gehen  hier  aber  nicht  durch  die  Mitten  zweier  gegenüberliegender  Seitenkanten, 
diese  Ehomboeder  haben  also  nicht  die  Stellung  der  -{-  oder  —  Bhomboeder 
der  rhomboedrischen  Hemiedrie,  sondern  sie  nehmen  eine  intermediäre  Lage 
zwischen  beiden  ein  und  werden  als  Rhömboeder  der  3.  Stellung  oder  der  Zwischen- 
steUung  von  jenen  unterschieden.  Aus  dem  Skalenoeder  -f-mEn  oder  {hkli) 
werden  die  beiden  Rhömboeder  der  Zwischenstellung :  {hkli)  und  (Ikhi)  und  aus  —  mBn 
oder  (khli)  die  beiden  Ehomboeder:  (kkli)  und  (iclhi).  Zwei  Bhomboeder  der  zweiten 
Stellung  entstehen  hier  aus  den  Dihexaedern  der  2.  Stellung.  Die  aus  mP2  oder 
{h.h.2h.i)  abgeleiteten  beiden  Bhomboeder  haben  die  Ausdrücke :  {h.h.2hA)  und 
{2h,h.h,i).  Jedes  dihexagonale  Prisma  liefert  zwei  hexagonale  Prismen  der  3.  oder 
Zwischenstellung  zwischen  dem  der  1.  und  der  2.  Stellung,  mit  denen  sie  in  der  Form 
übereinstimmen.  Die  übrigen  Formen  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  ändern  ihre 
Gestalt  nicht. 

Ein  Beispiel  dieser  Tetartoedrie  gibt  der  Dioptas  (Fig.  196).  r  bildet  ein 
Bhomboeder,  dessen  Flächen  auf  die  Kanten  des  Prismas  der  2.  Stellung  m  gerade 
aufgesetzt  sind,  wie  die  Messung  der  Winkel  ergibt.  Die  Kanten  mir  sind  nicht 
alle,  sondern  nur  abwechselnd  oben  und  unten  abgestumpft  durch  die  Flächen  8,  die 
entsprechend  dem  Gesetz  der  rhomboedrischen  Tetartoedrie  so  liegen  wie  die  schraf- 
fierten Flächen  in  Fig.  195.  Sie  gehören  also  einem  Bhomboeder  der  Zwischen* 
Stellung  an. 


3.  Quadratisches  System. 

(Viergliedriges  oder  tetragonales  System.) 

Das  quadratische  System  umfaßt  alle  diejenigen  Krystallklassen, 
deren  Formen  sich  auf  drei  zueinander  senkrechte  Achsen  beziehen 
lassen,  von  denen  zwei  (a)  gleich  und  von  der  dritten  (c)  verschieden 
sind.    Man  hat  also  das  Achsenschema: 

a:a:c;  ^ala  =  ^alc  =  90^. 

131.  Achsen  des  quadratischen  Systems.  Die  beiden  gleichen 
Achsen  a  heißen  auch  hier  die  Nebenachsen,  die  von  ihnen  ver- 
schiedene dritte  c  die  Hauptachse,  c  ist  bald  größer,  bald  kleiner 
als  a.  In  dem  Achsensystem  ist  eine  einzige  unbekannte  Größe,  das 
Achsenverhältnis,  a:c  enthalten.  Aus  einem  einzigen  gemessenen 
Flächenwinkel  folgt  die  Achse  c,  wenn  a  =  l  gesetzt  wird  (resp.  a, 
wenn  c  =  1).  Es  ist  eine  große  Ähnlichkeit  mit  dem  hexagonalen 
System  vorhanden,  das  ebenfalls  eine  Hauptachse  hat.  Die  hexagonalen 
Krystalle  zeigen  aber  eine  Anordnung  nach  der  Sechszahl  (resp.  nach 
der  Dreizahl),  die  quadratischen  dagegen  nach  der  Vierzahl.  Auch 
in  dem  quadratischen  System  werden  die  den  Winkel  zwischen  zwei 
Nebenachsen  halbierenden  Eichtungen  b  als  Zwischenachsen  bezeichnet 
Man  kann  hier  gleichfalls  diese  beiden  Kichtungen  vertauschen  und 
die  Zwischenachsen  als  Nebenachsen  wählen.  Nur  werden  dann  das 
Achsenverhältnis  a :  c  und  die  Ausdrücke  der  Flächen  andere.  Durch 
die  di'ei  Achsen  werden  acht  gleiche  Oktanten  bestimmt.    Die  Haupt- 


Vollflächige  Klasse.  159 

achse  c  wird  stets  aufrecht,  eine  der  Nebenaehsen  a  auf  den  Be- 
schauer zulaufend  gedacht.  Die  andere  Nebenachse  geht  dann  quer 
von  rechts  nach  links. 


Quadratisch^uollflächige  (ditetragonal-bipyramidate)  Klasse. 

2  +  2  +  1  Symmetrieebenen.  Die  eine  sog.  Hauptsymmetrieebene 
ist  senkrecht  zur  Hauptachse  c,  also  der  Ebene  der  Nebenachsen  a 
und  der  Zwischenachsen  b  parallel.  Die  anderen,  die  2  +  2  Neben- 
symmetrieelenen  gehen  alle  durch  die  Hauptachse  c  und  durch  je  eine 
Nebenachse  a  resp.  Zwischenachse  h  (Neben-  und  Zwischensymmetrie- 
ebenen).  Von  den  2  +  2  +  1  Symmetrieachsen  ist  eine  vierzählige 
parallel  der  Hauptachse  c  die  Hauj)tsymmärieachse\  die  anderen  2  +  2, 
die  Nebensymmetrieachsen,  sind  sämtlich  zweizählig  und  parallel  den 
Nebenachsen  a  resp.  den  Zwischenachsen  b  (Neben-  und  Zwischen- 
S3^metrieachsen).  Symmetriecentrum  vorhanden.  Die  Hauptsymmetrie- 
ebene und  zwei  zusammengehörige  aufeinander  senkrechte  Neben- 
symmetrieebenen  bilden  die  Fundamentalflächen  des  Achsensystems. 

132.  Einfaclie  Formen.  1.  DioJdaeder  (Vierkantner,  ditetragonale 
Pyramide  oder  Bipyramide).    Die  Flächen  schneiden  die  drei  Achsen 

ungleich  •  t  •  T  •  T  ==  (^'0 ;   ^  jedem  Oktanten  sind  zwei  Flächen, 

also  im  ganzen  16,  welche  eine  doppelt  achtseitige  Pyramide  bilden 
(Fig,  197)  (88,  89,  90).    Durch  die  zwei  Endecken  (Polecken)  c  geht 
die    Hauptachse;    je    die    vier    abwechselnd    einander 
gleichen  Seitenecken  (Mittel-  oder  Randecken)  a  oder  6 
geben    die    Neben-   resp.   Zwischenachsen.     Alle    acht 
Seitenkanten   (Mittelkanten,  Bandkanten)   S  sind  ein- 
ander gleich,  aber  nur  die  abwechselnden  End-  (Pol-) 
kanten  K  und  JP.    Die  Flächen  der  idealen  Form  sind 
unregelmäßige  Dreiecke.     Die  Seitenkanten  bilden  ein 
symmetrisches  Achteck;  ein  reguläres  Achteck  ist  un-      Fig.  197. 
möglich,  da  es  auf  irrationale  Indices  führen  würde. 

Diese  Körper  sind  teils  hoch  nnd  spitz,  teils  niedrig  und  flach;  ihre  Gestalt 
hängt  Yon  den  Flächenwinkeln  ah,  welche  mit  den  Indices  in  mathematischer  Be- 
ziehung stehen  nnd  sich  ans  ihnen  herechnen  lassen,  nnd  umgekehrt. 

Dioktaeder  sind  bisher  nur  in  Kombinationen,  noch  nie  selbständig  beobachtet 
worden.  Die  flächenärmeren  übrigen  Formen  können  als  Spezialfälle  des  Diokta- 
eders  aufgefasst  werden  (vergl.  (102)  und  (114)). 

2.  AchtseUiges  (ditetragonales)  Prisma.  Diese  Prismen  sind  ge- 
wissermaßen Dioktaeder  mit  unendlich  großer  Hauptachse,  deren 
Fl&chen  und  Kanten  also  der  Hauptachse  parallel  gehen  und  von 
den  Nebenachsen  verschieden  große  Stücke  abschneiden.    Sie  haben 


Quadratisches  EirstAlbyBtem. 


somit  den  Ausdruck: 


Ä   "Ä   ■ 


-  (AM)  (Fig.  1 


Die  auf  der  Ebene 


der    Nebenaclisen    senkrechten    Flächen   schneiden    die 
Ebene  der  Nebenachsen  in  derselben  Figur,  welche  die 
>  Seiteukanten  S  des  Dioktaeders  machen,  einem  symme- 
trisehen  Achteck,  dessen  Winkel,  die  Winkel  der  Pris- 
:    menflächeu,  sich  mit  den  Indices  A  und  k  ändern. 
Flg.  198.  gjji   reguläres   Achteck  kann    anch    hier  nie  entstehen,  weil 

ea  gleichfalls  ein  irrationales  Verhältnis  der  Abschnitte  anf  den  beiden  Neben- 
achsen a  ergeben  würde. 

3.  Oktaeder  1.  Stellung  (Protopyramide ,  tetragonale  Bipyramld« 

1.  Stellung).    Die  Flächen  schneiden  beide  Nebenachsea  gleich;  sie 

sind :  -^  :  ^  :  y  =  (AÄZ).    Acht  kongruente,  gleichschenkliche  Dreiecke 

bilden  in  der  Idealform  eine  auf  der  Ebene  der  Kebenachsen  aufge- 
setzte Doppelpyramjde  mit  zwei  Endecken  (Polecken)  c,  durch  welche 
die  Hauptachse  geht,  und  vier  gleichen  Seitenecken  (Mittel-  oder 
Eandecken)  a,  durch  welche  die  Nebenachsen  gehen  (Fig.  199).  Die 
Hauptachse  ist  entweder  länger  oder  kürzer  als  die  Nebenachsen. 
Die  vier  Seitenkanten  (Mittel-  oder  Eandkanten)  aa  sind  alle  gleich, 
ebenso  die  acht  Endkanten  (Polkanten)  ac.  Die  vier  Seitenkanten  aa 
bilden  in  der  idealen  Form  ein  Quadrat 

Alle  Oktaeder  1.  Stellnag  bOnnen  als  Dioktaeder  angesehen  werden,  in  denen 
die  Endkanten  E,  ^  180*  sind,  in  denen  also  je  die  beiden  in  E,  aneinander  stellenden 
FUchen  in  ein  Niveau  fallen.  Analog  ist  es  bei  den  anderen  einfachen  quadratischen 
Formen.  Diesen  Winkeländerangen  entsprechend  ändern  sich  dann  anch  die  Fl&chan- 
ansdrttcke. 

4.  Oktaeder  2.  Stellung  (Deateropyramide,  tetragonale  Bipyramide 

2.  Stellung).     Deren  Flächen   gehen   einer  Nebenachse  paraÜel  und 

haben  daher  den  Ausdruck:  ^:ooo:y=(A07).  Es  entsteht  dadurch 
ein  Körper,  der  in  jeder  Beziehung  dem  vorigen  in  den  allgemeinen 


r*"-  ^;^  5:i^ 


Fig.  199. 


Fig.  200. 


Fig.  202. 


Oestaltungsverhältnissen  gleich  ist,  und  sich  von  ihm  nur  dnrch  die 
Lage  an  den  Achsen  unterscheidet.  Hier  geben  die  Nebenachsea  a 
durch  die  Mitten  zweier  Seitenkanten,  die  Hauptachse  aber  ebenfalls 


VoUflächige  Klasse.  161 

durch  die  beiden  Endecken  c  (Fig.  200).  Durch  Drehung  um  45® 
um  die  Hauptachse  c  wird  ein  Oktaeder  2.  Stellung  in  die  1.  Stellung 
gebracht  und  umgekehrt. 

5.  Quadratisches  Prisma  1.  Stellung  (Protoprisma).  Seine  Flächen 
gehen  der  Achse  c  parallel  und  schneiden  die  beiden  Achsen  a  gleich. 
Der  Ausdruck  ist  also:  a:a:ooc  =  (110).  Es  sind  gewissermaßen 
Quadratoktaeder  1.  Stellung,  deren  Flächen  die  Achse  c  im  Unend- 
lichen schneiden.  Die  auf  der  Ebene  der  Nebenachsen  senkrechten 
Flächen  stehen  auch  senkrecht  aufeinander,  also  ist  der  ideale  Quer- 
schnitt ein  Quadrat  (Fig.  201).  Die  Nebenachsen  a  schneiden  die 
Kanten  senkrecht 

6.  Quadratisches  Prisma  2.  Stellung  (Deuteroprisma).  Ist  der 
Gestalt  nach  gleich  dem  Prisma  1.  Stellung  und  verhält  sich  zum 
Oktaeder  2.  Stellung  wie  das  Prisma  1.  Stellung  zum  Oktaeder 
1.  Stellung.  Die  Flächen  schneiden  eine  Nebenachse  und  sind  der 
anderen  Nebenachse  und  der  Hauptachse  parallel;  der  Ausdruck  ist 
also :  a :  ooa :  ooc  =  (100).  Die  Nebenachsen  a  stehen  auf  den  Flächen 
senkrecht  (Fig.  202). 

Der  Unterschied  zwischen  den  Oktaedern  resp.  Prismen  heider  Stellungen  tritt 
nnr  herror,  wenn  yerschieden  gesteUte  Körper  dieser  Art  am  nftmlichen  ErjstaU 
komhiniert  sind.  Man  hat  die  Wahl,  welche  SteUang  man.  als  die  erste  bezeichnen 
wül;  es  folgt  dann  daraas  die  Lage  der  Neben-  resp.  Zwischenachsen,  welche,,  wenn 
man  die  andere  Stellung  als  die  erste  wählt,  sich  vertauschen.  Sind  an  einem 
Erystall  nur  Formen  einer  Stellung,  so  sind  dieselben  an  sich  weder  erster  noch 
zweiter  SteUung;  sie  werden  es  erst,  wenn  man  die  Nebenachsen  in  der  einen  oder 
anderen  Weise  wählt  Die  Hauptachse  hat  immer  dieselbe  Richtung  und  ist  den 
Prismenkanten  paraUel. 

7.  Basis  (basisches  Pinakoid,  Geradendfläche).  Ein  Flächenpaar 
senkrecht  znr  Hauptachse:  ooa:ooa:c  =  (001);  genau  wie  im  hexa< 
gonalen  System  (Fig.  203  und  210). 

Eine  andere  Lage  und  andere  Ausdrücke  von  Flächen  am  quadratischen  Achsen- 
kreuz, also  andere  einfache  Formen  dieses  Systems  als  obige  7,  sind  nicht  möglich. 
Sie  entsprechen  Nummer  für  Nummer  den  analogen  hexagonalen  Formen  (114)  und  alle 
allgemeinen  Verhältnisse,  welche  dort  auseinandergesetzt  wurden,  gelten  mut.  mut. 
auch  hier. 

133.  Naumannsclie  Bezeichnung  und  Übersicht.  Für  die  Be- 
zeichnung der  Formen  nach  der  Naumannschen  Methode  geht  man 
auch  hier  von  dem  Oktaeder  1.  Stellung  aus,  das  von  allen  Achsen 
die  Achseneinheiten  abschneidet,  dem  Hauptoktaeder  oder  der  Grtmd- 
form  (Grundpyramide  oder  primäre  Pyramide).  Man  kann  dasselbe 
aus  den  sämtlichen  am  ErystaU  möglichen  Oktaedern  beliebig  aus- 
wählen. Dasselbe  hat  den  Ausdruck:  a:a;c  =  (111)  und  wird  mitP 
bezeichnet.  Man  kann  nun  wieder  alle  anderen  quadratischen  Formen 
daraus  ableiten,  indem  man  eine  seiner  Flächen .  im  Endpunkt  einer 

Baner,  Hinenlogie.  ^1 


152  QnadratischM  ErjBtallijitem. 

Nebenacbse  a  festhält,  so  daß  diese  eine  Nebenacbse  stets  in  der  Ent- 
fernang  a  TOm  ]kDtte)pimkt  gracbnitten  wird.  Dann  denkt  man  sich 
die  Fläche  gedreht,  bis  sie  die  gewtknschte  Lage  hat,  in  der  sie  die 
Achse  c  und  die  andere  Achse  a  im  allgemeinen  mit  den  Ableitnngs- 
zahlen  m  (flir  c)  und  h  (für  a)  schneidet,  von  denen  mui  stets  m  vor 
and  n  hinter  P  setzt.  Die  Fläche  begi'eozt  dann  mit  den  nach  der 
Symmetrie  noch  anSerdem  erforderlichen  Flächen  die  einfache  Krystall- 
form  miVi ^-ainaimc,  wo  das  anf  die  zweite  Nebenachse  a  bezägllche 
»  beliebig  groß,  Jedoch  nie  <  1  ist,  m  aber  jeden  beliebigen  rationalen 
Wert  haben  kann.  Danach 'hat  man  folgende  Übersicht  Über  die  ein- 
fachen Formen  des  quadratischen  Systems: 

1.  Dioktaeder:  mPn  =» a : na ; mc  oder:  (AÜ)  A>A, 

z.  B.:  4P3  =  a:3o:4c  =  (312). 

2.  Ditetragonale  Prismen:  ooPn^aina-.aoc  oder  (M)), 

z.  B.:  oaP2  —  a :  2a : a : ooc  —  (210). 

3.  Oktaeder    i.  Stellnng:  mP=a:o:»w  oder:  (ÄW), 

z.  B.:  P=a:a:c  =  (lll)  (Haaptoktaeder) ; 

2P-a:a:2c  =  {221);^P=a:a:^c=(113}. 

4.  Oktaeder    2.    Stellung:  »t Jto  =  o : ooa : mc  oder:  (A04 

z.  B.:  .P»  =  o :  ooo :  c  —  (101). 

5.  Quadratisches  Prisma  l.  Stellung:  ooP=a:a:ooc  =  (llO). 

6.  Qaadratiaches  Prisma  2.  Stellung:  oo2feo  =  a:ooa:ooc=(100). 

7.  Basis:  OP  =  ooa:ooa:c  =  (001). 

Die  FlKchen  des  1.  Prinnaa  und  die  Buie  sind  die  Fondameutalilftcheii,  die  toh 
P  ^e  EinheltBflftchei). 


134.  Kombinationen.  Von  KtmännaMmen  sind  n.  a.  folgende 
wichtig:  das  Prisma  der  einen  Stellang  n  stnmpft  die  Kanten  d^ 
anderen,  m,  gerade  ab  (Fig.  203);    achtseitige  Prismen  schärfen  die 


Fig.  203. 


Fig.  204. 


Fig.  a05. 


Fig.  206. 


Kanten  Ton  quadratischen  zu  oder  stampfen  die  Kombinationskaaten 
mjn  schief  ab.  Treten  mehrere  solche  Prismen  zusammen  aa£  so  ent- 
st^en  auch  hier,  wie  im  hezagonalen  System,  scheinbar  walzenflfrmig 
nmde  Ktystalle  (116).    Die  Basis  schlieSt  die  Prismen  oben  und  onten 


VoDOBchige  Klaue.  168 

wie  z.  B.  iu  Flg.  204,  wo  ein  Prisma  1.  Stellang  m  mit  der  Basis  c 
kombiniert  ist,  nnd  Fig.  203.  Dadurch  eutstehen  je  nach  den  Um- 
stftndeD  zam  Teil  dfinne  Tafeln,  znm  Teil  lange  prismatische,  sowie 
dftnne  nadel-  nnd  haarfOrmige  Erystalle.  Die  Kombination  (Fig.  204) 
ist  oft  wegen  der  aasschließlich  rechten  Winkel  in  der  änSeren  Form 
ganz  dem  Wflrfel  tlhnlich;  aber  hier  sind  die  beiden  Flächen  m  von 
der  Fläche  c  verschieden,  beim  Wariel  sind  alle  Flächen  einander 
gleich  ((102),  Fig.  Ol).  An  allen  quadratischen  Oktaedern  nnd  Diokta- 
edem  stampft  die  Basis  die  Endecken  ab  (Fig.  210).  Prismen  stumpfen 
an  Oktaedern  derselben  Stellnng  die  Seitenkanteu  (Fig.  206),  an 
Oktaedern  der  anderen  Stellung  die  Seitenecken  ab  (Fig.  206).  Treten 
zwei  verschieden  hohe  Oktaeder  0  und  o  derselben  Steltong  (Fig.  207) 
in  Kombination,  so  schärft  das  hßhere  0  die  Seitenkanten  des  niederen  o, 


Fig.  207.  Fig,  206.  Fig.  209.  Fig.  210. 

und  umgekehrt  spitzt  das  niedere  o  die  Endecken  des  höheren  0  von  den 
Flächen  aus  zn.  Bei  der  Kombination  eines  Oktaeders  der  einen  mit 
einem  solchen  der  anderen  Stellung,  o  und  o„  werden  entweder  die 
Seitenecken  des  ersteren  zweiflftchig  (Fig.  208),  oder  seine  Endecken 
vierfl&chig  (Fig.  209),  beidemal  von  den  Kanten  ans  zugespitzt,  je 
nach  der  Neigung  der  Flächen  und  Kanten.  Haben  die  Flächen  des 
einen  Oktaeders  o,  die  gleiche  Neigung  wie  die  Endkanten  des  anderen 
0  (Fig.  210),  so  stumpfen  die  Flächen  von  o,  die  Endkanten  von  o 
gerade  ab.  Das  Oktaeder  o,  heifit  dann  das  nät^iste  stumpfere  zu  o, 
oder  umgekehrt:  o  das  nächste  schärfen  oder  apiteere  zu  o,.  Werden 
die  Endkanten  von  o,  wieder  gerade  abgestumpft,  so  entsteht  das 
zweite  stumpfere  Oktaeder,  ferner  das  dritte  stumpfere  etc.  Umge- 
kehrt gibt  es  aacb  eine  Reibe  der  schärferen  Oktaeder,  das  zwedte, 
dritte  schärfere  etc.  (127).  Ein  niederes  Qnadrat- 
oktaeder  o  spitzt  an  einem  spitzeren  Diofctaeder  i 
die  Endecken  von  den  abwechselnden  Endkanten 
aus  za ,  nnd  es  entsteht  dadurch  zuweilen  eine 
dem  regnlären  Ikositetraeder  sehr  ähnliche  Form 
(Fig.  211,  Tergl.  (80,  102)),  das  sog.  LeucJtoeder.  Figrail. 

Fig.  212  gibt  einen  flächenreichen  quadratischen  Krystall  von 
Vesuvian.  Die  Flächen  a,  m,  f  bilden  lauter  parallele  Kanten;  die 
Flächen  a  und  die  Flächen  m  machen  je  90*  miteinander,  es  sind 

11« 


Ig4  Quadratisches  Krystallsystem. 

also  die  beiden  quadratischen  Prismen,  was  auch  unmittelbar  aus  der 
Lage  der  Symmetrieebenen  an  dem  Krystalle  hervorgeht.    Hieraus 

folgt  auch,  daß  c  die  Basis  sein  muß.  f  ist  ein 
achtseitiges  Prisma.  Über  a  liegen  die  Okta- 
eder u  und  0  und  über  m  liegen  die  Oktaeder 
^>  6j  Py  j«  von  derselben  Stellung  mit  a  und  m. 
Die  Flächen  t,  y,  is,  d  rechts  und  links  von  den 
Oktaederflächen  sind  oben  und  unten  je  acht- 
mal vorhanden,  es  sind  also  Dioktaederflächen. 
Tig,  212.  Will  man  nun  diesem  Krystall  Achsen  unter- 

legen, so  steht  jedenfalls  die  Hauptachse  senk- 
recht zu  c;  die  Nebenachsen  gehen  der  Symmetrie  entsprechend  ganz 
nach  Belieben  entweder  senkrecht  zu  a  oder  zu  m.  Es  ist  dann  ent- 
weder m  oder  a  das  Prisma  1.  Stellung,  und  es  sind  entweder  t,  6,  p 
oder  aber  w,  o  Oktaeder  1.  Stellung.  Jedenfalls  ist  aber  o  das  nächste 
stumpfere  Oktaeder  zu  p,  da  es  dessen  Endkanten  gerade  abstumpft, 
denn  die  Kanten  olp  rechts  und  links  von  o  sind  parallel;  femer  p 
das  nächste  stumpfere  zu  u,  denn  die  Kanten  pji  und  ifu  rechts  und 
links  von  p  sind  parallel;  endlich  u  das  nächste  stumpfere  zu  ft;  also 
in  einer  Eeihe:  u  das  nächste  stumpfere,  p  das  zweite,  o  das  dritte 
stumpfere  zu  6;  oder:  p  das  nächste,  u  das  zweite,  b  das  dritte 
schärfere  zu  o;  oder:  o  das  nächste  stumpfere,  u  das  nächste,  b  das 
zweite  schärfere  Oktaeder  zu  p,  etc.,  alles  ganz  unabhängig  von  der 
Achsenwahl.  Denkt  man  sich  nun  die  Nebenachsen  senkrecht  zu  a, 
m.  a.  W.  denkt  man  sich  m  und  damit  auch  die  Oktaeder  t,  b,  p 
1.  Stellung,  so  sind  a,  u,  o  von  der  2.  Stellung.  Die  Achseneinheiten 
erhält  man  für  diesen  Fall,  wenn  man  beliebig  ein  Oktaeder  1.  Stellung, 
z,  B.  p  als  Hauptoktaeder  annimmt  Ans  seinen  Neigungswinkeln 
folgt  dann  das  Achsenverhältnis  a :  c.  Aus  Zonenverhältnissen  ergeben 
sich  folgende  Ausdrücke  für  die  anderen  einfachen  Formen:  für 
p;=P(lll)  ist:  o  =  Poo(101),  w -=  2P oo (201),  6  =  2P(221)  und  aus 
gemessenen  Winkeln  t  =  SP  (331).  Wählt  man  aber  nun  z.  B.  t  als 
Hauptoktaeder,  dann  ist  ^  =  P(111)  und  das  Achsenverhältnis  a:c  ist 
nun,  den  Winkeln  von  t  entsprechend,  ein  anderes,  als  vorhin;  es 
wird  an  diesem  Achsensystem:  6  =  |P(223)  und  p  =  ^P  (113)  etc. 
In  beiden  Fällen  wird  wesentlich  nur  ausgesagt,  daß  die  Schnitte  auf 
der  Hauptachse  für  die  drei  Oktaeder  p,  6,  t,  gleiche  Schnitte  auf  den 
Nebenachsen  vorausgesetzt,  sich  wie :  1:2:3  verhalten,  und  diese  Be- 
ziehung ist  von  dem  Achsenverhältnis  a :  c  unabhängig.  Auch  b  könnte 
als  Hauptoktaeder  gewählt  werden,  und  wenn  die  Oktaeder  u  und  o 
als  die  der  I.Stellung  (also  die  bisherigen  Zwischenachsen  nun  als  Neben- 
achsen) angenommen  würden,  auch  diese;  jedesmal  würden  die  Achsenver- 
hältnisse und  die  Ausdrücke  der  Oktaeder  und  Dioktaeder  andere  sein. 


Tetraedriscbe  Hemiearie.  155 

Hemieärische  und  Martoedrische  Klassen. 

YdU  heinie4rischeii  Klassen  sind  bei  Mineralien  lianplsBchlicti  twei  beobachtet 
worden,  die  tetraedrische  und  die  pyramidale;  vielleicht  gesellt  sich  daza  nocb  eine 
tettuloedriscbe ,  die  pjrauiidal-heniimorphe.    Nur  diese  sollen  daher  hier  betrachtet 

Tetraedrisch-hemiedrisohe  (sphenoidmh-hemiedrisohe,  aphenoidiaohe, 
tetragonal-shalenoedriache)  Klasse. 

135.  Tetraedrische  Hemledrie.  Diese  entspricht  der  tetra- 
edriechen  Hemiedrie  des  regnläi'en  und  der  rtiomboedrischen  Hemiedrie 
des  hezagonalen  Systems:  Die  sämtlichen  Flächen  in  einem  durch  die 
Ächsenebenen  bestimmten  Raumabschnitt  (Oktanten)  verhalten  sich 
gleich  und  von  denen  der  umliegenden  Raumabschnitte  verschieden, 
wie  es  Fig.  213  für  das  Dioktaeder  zeigt.  Die  Folge  davon  ist,  daß 
die  Eanptsymmetrieebene  und  die  beiden  durch  die  Nebenachsen  a 
gehenden  Nebensymmetrieebenen  verschwinden  nnd  nur  die  beiden 
durch  die  Zwischenachsen  bestimmten  Nebensymmetrieebenen  bleiben. 
Die  vierzählige  Symmetrieachse  parallel  der  Hauptachse  wird  zwei- 
zählig,  die  zweizähligen  Symmetrieachsen  parallel  den  Nebenachsen  a 
bleiben,  diejenigen  parallel  den  Zwischeuacbsen  b  fallen  weg  und 
ebenso  das  Symmetriecentrum.  Zu  jeder  Fläche  verschwindet  die 
parallele  Gegenfläche  j  die  Hemiedrie  ist  eine  geneigtflächige. 


Fig.  213.  Fig.  213a. 

Dehnen  sich  nun  am  Dioktaeder  die  Flächen  je  zor  Hälfte  ans, 
indem  gleichzeitig  die  anderen  verschwinden  (Fig.  213),  dann  erhält 
man  zwei  kongruente,  durch  Drehung  um  90**  um  die  Hauptachse 
zur  Deckung  zu  bringende  quadratisdie  Shaienoeder,  als  -(-  und  — 
unterschieden,  von  denen  das  eine  in  Fig.  213a  abgebildet  ist.  Jedes 
derselben  ist  von  acht  ungleichseitig  dreieckigen  Flächen  begrenzt 
and  bat  je  vier  abwechselnd  gleiche  Kanten,  die  oben  nnd  untea 
durch  das  Ende  der  Hauptachse  e  gehen  (End-  oder  Polkanten)  und 
vier  gleiche  zickzackfBrmig  schief  von  nnten  nach  oben  gehende 
Seiten-,  Mittel-  oder  Kandkanten,  durch  deren  Mitten  die  Nebenachsen 
a  gehen.    Außerdem  sind  zwei  gleiche  2 -|- 2  kantige  End-  oder  Pol- 


Igg  Quadratisches  Krystallsystem. 

ecken  auf  der  Hauptachse  und  vier  gleiche  2  +  14-1  kantige  Seiten-, 
Mittel-  oder  Randecken  abwechselnd  über  und  unter  der  Ebene  der 
Nebenachsen  liegend  vorhanden.    Das  Dioktaeder  mPn  oder  (MZ)  gibt 

diebeidenSkalenoeder:-| — ^  oder  x(ÄiZ)  und ^oäeTxQi^I),{YeTgl. 

fOr  die  Indices  der  einzelnen  Flächen  auch  Fig.  197). 

Das  Oktaeder  1.  Stellung  gibt  zwei  Tetraeder  (Sphenoide)  von 
verschiedener  Ordnung,  ebenfalls  als  -|-  und  —  zu  unterscheiden.  Sie 
haben  zwei  gleiche  Kanten  an  den  beiden  Enden  der  Hauptachse  c, 
senkrecht  zu  dieser  (End-  oder  Polkanten)  und  sich  unter  90®  kreuzend, 
und  vier  gleiche  Kanten  (Seiten-,  Mittel-  oder  Randkanten),  länger 
oder  kürzer  als  die  ersteren,  gehen  durch  die  Enden  der  Nebenachsen 
a  zickzackförmig  auf  und  ab.  In  der  allgemeinen  Gestalt  gleichen 
sie  regulären  Tetraedern  (Fig.  117  und  119);  sie  sind  aber  spitzer 
oder  stumpfer  als  diese  und  die  Kanten  sind  nicht  mehr  alle  einander 
gleich,  sondern  die  beiden  Endkanten  sind  von  den  vier  Seitenkanten 
verschieden  geworden.    Aus  dem  Oktaeder  mP  oder  (hhl)  werden  die 

zwei  Tetraeder :  +  -ö"  °^®^  ^  (**^  ^^^ ' ö~  ^^^^  *  (**^"    ^^^^ 

solche  zwei  koirelate  Tetraeder  sind  durch  Drehung  um  90®  um  c 
zur  Deckung  zu  bringen. 

Alle  anderen  einfachen  holoedrischen  Formen,  besonders  die 
Oktaeder  2.  Stellung,  bleiben  durch  diese  Hemiedrie  unverändert,  und 
es  ist  dadurch,  ganz  analog  wie  für  die  Dihexaeder  bei  der  rhombo- 
edrischen  Hemiedrie  des  hexagonalen  Systems  (122),  für  solche  hemi- 
edrischen  Krystalle  ein  absoluter  Unterschied  zwischen  den  Oktaedern 
der  beiden  Stellungen  gegeben.  Das,  welches  in  zwei  Tetraeder  zer- 
fällt, wird  immer  als  dasjenige  1.  Stellung  angenommen. 

Fig.  214  gibt  einen  Kupferhiesbrystall,  welcher  diese  Hemiedrie 
zeigt,  p  und  p^  sind  zwei  aus  demselben  Oktaeder  abgeleitete  korre- 

late  Tetraeder,  zu  welchem  Oktaeder  das  Oktaeder 
b  das  nächste  stumpfere  bilden  würde.  Infolge  der 
Hemiedrie  sind  die  Flächen  p  und  jp,  voneinander 
verschieden,  alle  acht  Flächen  des  Oktaeders  b  aber 
sind  gleich,  p  und  p^  bilden  also  zusammen  der 
p.    214  Foi-m  nach  ein  Oktaeder  1.,  b  ein  solches  2.  Stel- 

lung, c  ist  ein  Skalenoeder,  dessen  zwei  Flächen 
über  p  stumpfere  Winkel  machen  als  über  p^,  das  also  mit  p 
von  demselben  Vorzeichen  ist.  Wenn  c  ein  Skalenoeder  ist,  sind  die 
beiden  Kanten  cjp  rechte  und  links  von  p  nicht  notwendig  parallel. 
Wären  sie  genau  parallel,  was  in  der  Figur  nur  annähernd  der  Fall  ist, 
so  könnte  c  auch  ein  Oktaeder  2,  Stellung  sein  und  zwar  das  nächste 
schärfere  zu  dem  von  p  und  p^  gebildeten.    Für  die  Vorzeichen  der 


Pyramidale  Hemiedrie.  167 

Tetraeder  and  Skalenoeder  sind  hier  dieselben  Gesichtspunkte  maß- 
gebend, wie  im  hexagonalen  System  bei  den  entsprechenden  Formen, 
den  Bhomboedem  und  Skalenoedem. 


Pyramidal'hemiedrisohe  {tetragonal-bipyramldale,  bipyramidale)  Kiasse, 

136.  Pyramidale  Hemiedrie.  Sie  entspricht  genau  der  gleich- 
benannten Hemiedrie  des  Hexagonalsystems  (119).  Auch  hier  ver- 
halten sich  beim  flächenreichsten  Körper,  dem  Dioktaeder,  die  beiden 
in  einer  Seitenkante  zusammenstoßenden  Flächen  einander  gleich  und 
von  den  in  den  anliegenden  Seitenkanten  zusammenstoßenden  Flächen 
verschieden,  wie  es  in  der  pyramidalen  Hemiedrie  des  hexagonalen 
Systems  bei  dem  Didodekaeder  der  Fall  war  (Fig.  165  u.  166).  Alle  Neben- 
symmetrieebenen  verschwinden  dann,  nur  die  Haupts3rmmetrieebene 
bleibt  bestehen.  Ebenso  bleibt  nur  die  vierzählige  Hauptsymmetrie- 
achse parallel  der  Hauptachse  c,  aber  keine  der  Nebens3rmmetrie- 
achsen.  Zu  jeder  Fläche  ist  die  parallele  Gegenfläche  vorhanden, 
die  Hemiedrie  ist  eine  parallelflächige;  es  ist  ein  Symmetriecentrum 
vorhanden. 

Aus  jedem  Dioktaeder  lassen  sich  zwei  korrelate  Quadratoktaeder 
ableiten,  die  ihrer  Form  nach  mit  den  Quadratoktaedem  1.  und 
2.  Stellung  übereinstimmen,  sich  aber  durch  eine  inter- 
mediäre Lage  von  ihnen  unterscheiden,  so  daß  weder 
die  Neben-,  noch  die  Zwischen  achsen  durch  die  Seiten- 
ecken gehen.  Es  sind  QuadratoJctaeder  von  3.  oder 
Zunschenstellung  oder  Trüopyramiden,  Analog  geben  die 
achtseitigen  Prismen  quadratische  Prismen  von  3.  oder 
Zwischenstellung  oder  Tritoprismen.  Alle  anderen  ein- 
fachen Formen  bleiben  unverändert.  Eine  hierher  ge-  ^-  215. 
hörige  Kombination  gibt  der  ScheelithryäaU  (Fig.  216).  P  Oktaeder 
1.,  e  2.  Stellung,  nächstes  stumpferes  zu  P;  h  und  s  Oktaeder  von 
Zwischenstellung. 

Pyramidai'hemimorphe  (pyramidale,  hemimorph-hemiedrisohe)  Klaaee. 

a 

187.  PjraBldale  HemlBorphle.  Dieser  Klasse  gehört  von  HineraUen  viel- 
leicht das  CMbbleierg  an,  deshalb  soll  hier  knn  darauf  hingewiesen  werden.  In  den 
Formen  der  pyramidalen  Hemiedrie  (136)  fIlUt  anch  die  Hanptsymmetrieebene  nnd 
damit  zugleich  das  Symmetriecentmm  fort  Es  sind  ErystaUe  der  pyramidalen  He- 
miedrie, die  an  beiden  Enden  der  Hauptachse  c  verschieden  ausgebildet  sind.  Ftlr 
beide  Enden  bleibt  aber  die  Hauptachse  c  vierzählige  Symmetrieachse.  Die  quadra- 
tischen  Oktaeder  (Bipyramiden)  zerfallen  in  je  zwei  nach  oben  resp.  unten  offene 
quadratische  Pyramiden,  bei  der  Basis  werden  die  beiden  Flächen  verschieden,  die 
anderen  pyramidal-hemiedrischen  einfachen  Formen  behalten  ihre  Gestalt  bei.  Hieraus 
ergibt  sich  auch  leicht  die  Form  der  Kombinationen. 


168  Bhombisches  Kxystallsystein. 

4.  Bhombisches  System. 

(Zweigliedriges  System). 

Das  rhombische  Krystallsystem  ist  der  Inbegriflf  aller  Krystall- 
klassen,  die  auf  drei  zueinander  senkrechte  ungleiche  Achsen  a  h  c 
bezogen  werden  können.    Das  Achsenschema  ist: 

a:6:c;  ^alb  =  blc==-c!a  =  90^. 

138.  Achsen  des  rhombisehen  Systems.  Eine  der  drei  Achsen^ 
beliebig  welche,  denkt  man  sich  stets  aufrecht;  sie  heißt  die  VertÜKÜ- 
ochse  und  wird  mit  c  oder  c  bezeichnet  Die  größere  der  beiden 
anderen,  die  nun  horizontal  sind,  heißt  die  Makrodiagonale  oder  Makro- 
achse^  die  kleinere  die  BrachydiagonaJe  oder  Brachyachse,  Erstere  denkt 
man  sich  meist  yon  rechts  nach  links  gerichtet;  nur  bei  wenigen 
Mineralien  stellt  man  aus  ganz  speziellen  Gründen  die  ErystaJle  so, 
daß  sie  von  vom  nach  hinten  auf  den  Beschauer  zu  läuft.  Die 
Brachydiagonale  geht  infolgedessen  bei  den  Erystallen  der  meisten 
Mineralien  von  vom  nach  hinten,  nur  in  seltenen  Ausnahmefällen  von 
rechts  nach  links.  Die  von  rechts  nach  links  gehende  Achse,  also  in 
den  allermeisten  Fällen  die  Makrodiagonale,  heißt  die  Querachsey  die 
Yon  Yom  nach  hinten  gehende  die  Längsachse.  Letztere  wird  stets  mit 
a  bezeichnet,  die  Querachse  mit  b  (oder  auch  mit  ä  resp.  h). 

Ein  Achsensystem  ist  durch  das  Achsenyerhältnis :  a:h:c  voll- 
kommen  gegeben,  da  alle  Achsenwinkel  =  90®  sind.  Es  sind  zwei 
unbekannte  Stücke  vorhanden,  etwa  a  und  c,  wenn  6  =  1  gesetzt  ist. 
Zu  ihrer  Berechnung  sind  zwei  voneinander  unabhängige  gemessene 
Winkel  erforderlich.  Die  Achsenebenen  teilen  den  Raum  in  acht 
gleiche  Oktanten. 

Rhomblach'üollfläohige  {bipyramidale,  rhombisch-bipyramidale)   Klasse. 

1  + 1  + 1  ■—  3  Symmetrieebenen  ||  den  drei  Achsenebenen  oft,  bc 
und  ac,  voneinander  verschieden  und  aufeinander  senkrecht.  1  +  1-1-1 
=  3  zweizählige  Symmetrieachsen  ||  den  drei  krystallographischen 
Achsen  a,  6,  r,  ebenfalls  voneinander  verschieden  und  aufeinander 
senkrecht,  sowie  senkrecht  zu  den  drei  Symmetrieebenen.  S3rmmetrie- 
centrum  vorhanden.  Die  Achsenrichtungen  und  Achsenebenen  sind 
durch  die  S3rmmetrie  stets  unzweideutig  gegeben.  Die  drei  Symmetrie- 
ebenen sind  die  Fundamentalflächen. 

139.  Einfache  Formen.  1.  Rhombische  Oktaeder  (Pyramiden; 
Bipyramiden).    Eine  Fläche  schneidet  im  allgemeinen  alle  drei  Achsen 

ungleich,  daher  ist  der  Ausdruck:  -r'-r'-r  =  Q^  (90).     In  jedem 


Vollflächige  Klasse. 


169 


Fig.  216. 


Oktanten  muß  nach  der  Symmetrie  eine  solche  Fläche  liegen.  Diese 
acht  M&chen  bilden  einen  oktaedrisdien  Körper  mit  sechs  Ecken, 
von  welchen  nnr  je  zwei  gegenüberliegende  an  den  l^eiden  Enden 
derselben  Achse  einander  gleich  sind  (Fig.  216).  Von  den  zwölf 
Kanten  sind  je  vier  gleich,  welche  in  einer  der 
drei  Achsenebenen  (Hanptschnitte)  liegen.  Diese 
bilden  in  jeder  der  Achsenebenen  oft,  bc  und  ac 
miteinander  eine  rhombische  Fignr  (einen  rhom- 
bischen Schnitt),  deren  Diagonalen  die  betreffenden 
beiden  Achsen  sind.  Die  Flächen  sind  unregelmäßige 
Dreiecke.  ^Die  Form  des  Körpers  ist  je  nach 
dem  Achsenverhältnisse  a:b:c  und  den  Indices  h,  i,  l  verschieden. 
An  jedem  rhombischen  Achsensystem  können  anendlich  viele  Oktaeder 
vorkommen,  deren  Gestalt  und  Flächenwinkel  sich  mit  den  Indices 
h,  ky  l  ändern. 

2.  Bhombische  Prismen.  Die  Flächen  schneiden  zwei  Achsen  im 
Endlichen,  die  dritte  im  Unendlichen ;  dieser  letzteren  Achse  ist  dann 
das  Prisma  resp.  dessen  Flächen  und  Kanten  parallel.  Prismen  ||  der 
Achse  c  heißen  Vertikalprismen,  Horizontal  liegende  Prismen  ||  den 
Achsen  b  oder  a  werden  im  allgemeinen  Damen  genannt,  und  zwar: 
Makrodamen  oder  Querprismen  |  der  Makrodiagonale  oder  Querachse  b ; 
Brachydamen  oder  Längsprismen  ||  der  Brachydiagonale  oder  Längs- 
achse a.  Alle  diese  Prismen  haben  einen  rhombischen,  von  je  vier 
in  einer  Achsenebene  liegenden  Kanten  gebildeten  Querschnitt^  welcher 
je  einem  der  drei  rhombischen  Hauptschnitte  eines  Oktaeders  entspricht. 
Die  Prismen  können  als  Oktaeder  aufgefaßt  werden,  deren  Flächen 
eine  der  drei  Achsen  im  Unendlichen  schneiden. 

a    b 
a.   VertikaJprismen.    ^  *  T  *  °^  ^  ^^  (hkO).    Die  vier  Kanten  in  der 

Achsenebene  ab  bilden  den  rhombischen  Querschnitt.  An  jedem 
Achsensystem  können  viele  Vertikalprismen  auftreten;  die  Winkel 
derselben  hängen  außer  von  den  Achsen  a  und  b  von  dem  Verhältnis : 
h:k  a.\>  (Fig«  217).  Das  Prisma,  resp.  die  Prismenkanten  sind  der 
Yertlkalachse  c  parallel. 


Pig.  217. 


Fig.  218. 


Fig.  219. 


b.  Querprismen  (Makrodomen),  ^loobij (hOl) ;  |1  Achse  b  (Fig. 218). 


170  Rhombisches  KrystallBystem. 

b     c 
c.  Längsprismen    (Brachydomen) :  °*^^-t'T  (ß^)'^    II   A.clise    a 

(Fig.  219).  . 

Ffir  die  beiden  letzteren  Körper  gilt  alles  für  das  Yertikal- 
prisma  Gesagte,  nur  maß  man  c  mit  b  resp.  a  und  l  mit  k  resp.  h  ver- 
tauschen. 

Diese  drei  Prismen  sind  keine  absolut  verschiedenen  Krystallformen.  Der  Cha- 
rakter derselben  hängt  von  der  Achsenwahl  ab  und  da  man  beliebig  jede  Achse  als 
Vertikalachse  nehmen  kann,  so  kann  man  auch  jedes  Prisma  als  Vertikalprisma  auf- 
fassen; die  Prismen  in  den  beiden  anderen  Bichtangen  sind  dann  Domen. 

3.  PinaJcoide.  Die  Flächen  schneiden  eine  Achse  und  sind  den 
beiden  anderen  Achsen  parallel;  daher  sind  die  Flächen  auf  jener 
ersten  Achse  senkrecht. 

a.  Basis  (basisches  Pinakoid)  _LAchse  Cj  also  ||  a  und  &,  somit: 
ooa:oob:c  =  (001)  (Fig.  220). 


•»pa 


Fig.  220. 

b.  Mdkropinakoid  (Querfläche)  _L Achse  a,  also  ||  b  und  c,  somit: 
a:oo6:ooc  =  (100)  (Fig.  221). 

c  BrachypinaJcoid  (Längsfläche)  _LAchse  b,  also  ||  c  und  a,  somit: 
ooa :  6 :  ooc  =  (010)  (Fig.  222). 

Die  Unterschiede  der  Pinakoide  sind  gleichfaUs  keine  absoluten;  sie  hängen 
ebenso  wie  bei  den*  Prismen  von  der  Achsenwahl  ab.  Jedes  Pinakoid  kann  je  nach 
dieser  Wahl  Basis,  Makro-  oder  Brachypinakoid  werden.  Sie  sind  die  Fundamental- 
flächen des  rhombischen  Systems. 

140.     Namnannsehe   Bezeiclmiing  und   Übersicht.     Bei   der 

Naumannschen  Bezeichnung  der  rhombischen  Formen  geht  man  eben- 
falls von  demjenigen  Oktaeder  (Pyramide  Naumanns)  aus,  dessen  Flächen 
von  den  Achsen  die  Achseneinheiten  a,  b,  c,  abschneiden,  und  die  also 
die  Einheitsflächen  darstellen.  Dieses  Oktaeder  wird  auch  hier  das 
Hauptoktaeder  oder  die  Grundfarm  (primäre  Pyramide,  Grundpyramide 
Naumanns)  genannt  und  mit  dem  Buchstaben  P  bezeichnet;  es  hat 
den  Ausdruck :  P  =  a:b:c=  (111).  Auf  diese  Grundform  werden  die 
anderen  einfachen  rhombischen  Formen  in  ganz  analoger  Weise,  wie 
bei  den  schon  betrachteten  Krystallsystemen  bezogen  (103,  115,  133), 
selbstverständlich  unter  Berücksichtigung  der  speziellen  Verhältnisse 
des  rhombischen  Systems. 

Die  sämtlichen  an  einem  rhombischen  Achsensystem  möglicher- 


VoUfl&chige  Klasse.  171 

weise  auftretenden  Oktaeder  zerfallen  nach  ihren  Schnitten  auf  den 
beiden  horizontalen  Achsen  a  und  b  in  drei  Beihen.   Der  Schnitt  auf 
der  Yertikalachse  c  ist  hierbei  nicht  von  Einfluß,  daher  gelten  die- 
selben drei  Eeihen  auch  für  die  Vertikalprismen, 
bei  denen  der  Schnitt  auf  c  unendlich  groß  ge- 
worden ist.    In  Fig.  223  sind  diese  Schnitte  in 
der  Achsenebene  ab  für  einen  Oktanten  dai^e- 
stellty  die  Flächen  selbst  gehen  an  den  hier  ge- 
zogenen Linien  nach  dem   betreffenden  Punkt 
auf  der  vertikalstehenden  Achse  c.    Diese  drei  Fig.  223. 

Reihen  sind  die  folgenden. 

1.  Hauptreihe.  Beide  horizontale  Achsen  a  und  b  werden  gleich 
d.  h.  mit  gleichen  Ableitungszahlen  geschnitten.  Der  allgemeine  Aus- 
druck der  Flächen  ist  dann :  ea :  e& :  ^rc,  wo  jr  =  1 ,  auch  =  oo  beim 

Vertikalprisma.  Wenn  man  die  Fläche  parallel  mit  sich  nach  den 
Enden  der  Achsen  a  und  b  verschiebt  (I.  Fig.  223)  erhält  man: 

a:b:  —  c  =  a:b: mc,  wo 

m  «==:  —  ^  1,  auch  =oo. 

Die  Pyramiden  der  Hauptreihe  unterscheiden  sich  dann  nur  durch 
die  Größe  der  Ableitungszahl  m^  d.  h.  durch  die  Länge  der  Stücke, 
die  sie  auf  der  Yertikalachse  c  abschneiden.  Sie  sind  in  der  Eichtung 
der  Yertikalachse  mehr  oder  weniger  spitz  oder  stumpf. 

2.  Makrodiagarude  Nebenreü^.  Die  Makrodiagonale  b  wird  von 
den  Flächen  mit  einer  größeren  Ableitungszahl  geschnitten,  als  die 
Brachydiagonale  a.  Der  allgemeine  Ausdruck  der  Flächen  ist  also : 

eaifbigc,  wo  f^e,  ^  =  1,  auch  =  oo. 

Legt  man  die  Flächen  parallel  mit  sich  durch  das  Ende  der  Achse  a 
(II.  Fig.  223),  so  schneiden  sie  auf  der  Makrodiagonale  ein  Stück  >  b 
ab.    Der  Flächenausdruck  geht  dann  über  in: 

a:~b:  — c  =  a:nb: mc,  wo 

n  =  — >1  und  m  =  ~^l,  auch«»c». 

3.  Brachydiagonale  Nfbenreihe,  Die  Brachydiagonale  a  wird  mit 
einer  größeren  Ableitungszahl  von  den  Flächen  geschnitten,  als  die 
Jtfakrodiagonale  b.    Der  allgemeine  Flächenausdruck  ist  wieder: 

eaißigc,  aber  c>/'  und  g^l,  auch  =  cjo. 

Legt  man  diese  Fläche  nun  parallel  mit  sich  durch  das  Ende  der 


172  Bhombisches  Erystallsystem. 

Achse  b  (in.  Fig.  223),  so  schneidet  sie  auf  der  Brachydiagonale  ein 
Stuck  >  a  ab  und  der  Flächenausdruck  geht  über  in : 

-7^  a  :o :  ~  c  =  na  10 :  mc,  wo 

n  =  y>>l  und  m=^^l,  auch  =  oo. 

Wird  in   den  beiden  letzten  Eeihen  n  =  1,  dann  gehen  sie  in  die 
Hauptreihe  über. 

Andere  Oktaeder  (resp.  Yertikalprismen)  als  solche  aus  diesen 
drei  Beihen  kann  es  offenbar  im  rhombischen  System  nicht  geben. 
Es  können  also  auch  keine  anderen  Ausdrücke  als  die  erwähnten 
vorkommen : 

I.  Hauptreihe:  a\h'.mc 

hierher  die  Grundform:  a:6:c, 
n.  Makrodiagonale  Nebenreihe :  ainb:  nie, 

HL  Brachydiagonale  Nebenreihe:  naibimc^ 
in  denen  allen  eine  der  beiden  auf  die  horizontalen  Achsen  a  oder  b 
bezüglichen  Ableitungszahlen  =  1  ist  (in  der  Hauptreihe  beide), 
während  die  andere  n  größer  als  1  (in  der  Hauptreihe  =  1)  sein 
muß.  Die  auf  die  Vertikalachse  c  bezügliche  Ableitungszahl  m  kann 
jeden  beliebigen  Wert  haben;  bei  den  Vertikalprismen  wird  m  =  oo. 

Aus  dem  Ausdruck  P  für  die  Grundfoim :  a:b:c  lassen  sich  nun 
die  Naumannschen  Ausdrücke  aller  übrigen  Oktaeder,  sowie  die  der 
Yertikalprismen  (und  weiterhin  auch  die  aUer  übrigen  einfachen  rhom* 
bischen  Formen)  analog  wie  im  quadratischen  und  hexagonalen  System 
ableiten,  indem  man  die  Ableitungszahl  m  vor,  n  hinter  P  setzt,  so 
daß  der  allgemeine  Naumannsche  Ausdruck  für  ein  rhombisches  Okta- 
eder =  mPn  wäre.  Dieses  Symbol  ist  aber  zweideutig,  denn  n  bezieht 
sich  bald  auf  die  Makrodiagonale  6,  bald  auf  die  Brachydiagonale  a, 
je  nachdem  das  Oktaeder  der  makrodiagonalen  oder  der  brachydiagonalen 
Nebenreihe  angehört.  Diese  beiden  Seihen  werden  dadurch  unterschieden, 
daß  man  über  n  (statt  dessen  manchmal  auch  über  P)  das  Zeichen  der 
Länge,  — ,  resp.  das  Zeichen  der  Kürze,  ^-^,  anbringt,  je  nachdem  sich  die 
Ableitungszahl  n  auf  die  Makro-  oder  auf  die  Brachydiagonale  be-* 
zieht  Es  bedeutet  also  mPn  oder  mPn,  resp.  mPH  oder  mPn  ein 
Oktaeder  der  makrodiagonalen  resp.  der  brachydiagonalen  Nebenreihe. 

Danach  hat  man  nun  fär  die  einfachen  rhombischen  Formen  fol- 
gende Übersicht 

1.  Oktaeder  (Pyramiden,  Bipyramiden) : 
a)  Hauptreihe: 

fnP  =  a:b:mc  oder  (hhl)  {h^T); 

z.  B.  Grundform:  P  =  a :  6 :  c  =  (111) ; 


Vollflächige  Klasse.  173 

2P  — a:6:2c  =  (221); 
iP=a:  6:^0  =  (113). 

b)  Makrodiagonale  Nebenreihe  (Makropyramiden) : 

fnBfl  =  a:nb:mc  oder  =(M?)  (Ä>>t); 
z.  B.  2P5  =  a:36:2c  =  (623); 
P2  =  a:26:   c  =  (212). 

c)  Brachydiagonale  Nebenreihe  (Brachypyramiden) : 

mPn  =  na:b:mc  oder  =  (hkl)  {h < Je)] 

z.  B.  2P3  =  3a :  ft  :  2c  =-  (263); 
iP2  =  2a:&:^c  =  (126). 

2.  Vertikalprismen: 

a)  Hauptreihe:  ooP  =  a:6:ooc==(110). 

b)  Makrodiagonale  Nebenreihe  (Makroprismen); 

ooPn  =  a:nh:occ  oder  (Kkff)  (A>Ä;); 
z.  B.  ooP2  =  a:2b:ooc  =  (210). 

c)  Brachydiagonale  Nebenreihe  (Brachyprismen) : 

ooPfi  =  na:b:ooc  oder  (hJcO)  (A < i) ; 

z.  B.  ocP2  =  2a:6:occ  =  (120). 

Analog  ist  es  bei  allen  fibrigen  einfachen  Formen  des  rhombischen 
Systems,  deren  Flächen  man  sich  gleichfalls  dnrch  die  Enden  einer 
der  horizontalen  Achsen  a  oder  b  parallel  mit  sich  verschoben  denkt: 

3.  Domen: 

a)  Makrodomen :  mPöo  =  a:oob:mc  oder  (hOl) : 

z.  B.  2P^  =  a:oob:2c  oder  =  (201); 
P^  =  a:oob:c  =(101). 

b)  Brachydomen:  mPoo  =  ooa :b:mc  oder  (OW); 

z.  B.  2P5S  =  ooa:6:2c  =  (021); 
lPoo  =  ooa  :b:^c  =  (013). 

4.  Pinakoide: 

a)  Makropinakoid :    ooPoo  =  a :  oo6 :  ooc  =  (100). 

b)  Brachypinakoid :  cjoP5o  =  ooa:6:ooc  =  (010). 

c)  Basisches  Pinakoid  (Basis):  0P=oca:ooJ:c  =  (001). 

Andere  einfache  Fonnen  als  diese  sind  an  einem  rhombischen  Achsensysteme  nn- 
mOglich.  Die  drei  Pinakoide  geben  die  Fnndamentalflächen  der  rhombischen  ErystaUe, 
eine  Fläche  des  Hanptoktaeders  (der  Grandform)  ist  die  Einheitsfläche. 

141.  Kombinatioiieii.  Zwei  Oktaeder  bilden,  je  nachdem  sie  die 
Achsen  schneiden,  verschiedene  Kombinationen.  Sind  die  auf  zwei 
Acbsen  bezüglichen  Indices  (Ableitnngszahlen)  in  beiden  Oktaedern 
einander  gleich,  dann  spitzt  das  eine  Oktaeder  die  auf  der  dritten 
Achse  liegenden  Ecken  des  anderen  so  zu,  daß  die  entstehenden 
Kombinationskanten  mit  den  in  der  Ebene  der  zwei  ersten  Achsen 


174 


Rhombiiches  Crystallayertea 


gelegenen  Oktaederkanten  parallel  sind,  z.  B.  wie  in  Fig.  224  fftr  die 
zwei  Oktaeder:  hJd  nnd  hh,l.  Sind  aber  zwei  oder  alle  drei  Indices 
(Ableitangszablen)  verscliieden,  so  sind  die  Kombinationskanten  schief 
zn  alten  Oktaederkanten  gerichtet  (Fig.  225  fQr  die  Oktaeder:  (hkT) 
und  (hM)- 


Fig.  22Ö. 


Fig.  286. 


Fig.  224. 

Prismen  stumpfen  an  Oktaedern  die  Kanten  ab,  oder  sie  sind 
auf  diejenigen  Kanten  der  Oktaeder  gerade  aufgesetzt,  welche  in  der 
Ebene  der  beiden  vom  Prisma  im  Endlichen  geschnittenen  Achsen  liegen. 
So  stnmpft  das  Prisma  (AÄO)  die  horizontalen  Kanten  des  Oktaeders  {hkt) 
gerade  ab.  Hier  sind  die  beiden  ersten  Indices  f&r  beide  Kßrper 
gleich  (Fig.  226).  Dagegen  sind  die  Flächen  des  Domas  ((ik,l,)  anf  die 
seitlichen  Kanten  des  Oktaeders  (hkl)  gerade  aufgesetzt  (Fig.  226); 


Fig.  227. 


Fig.  228. 


Fig.  229. 


hier  ist  k  nnd  k„  sowie  /  nnd  l,  verschieden.  Prismen  von  derselben 
Lf^e  schärfen  ihre  Kanten  gegenseitig  zu,  wie  die  beiden  Tertikai- 
prismen (hkO)  und  (Ä^O)  (Fig.  227).  Prismen  von  verschiedener  Lage, 
z.  B.  die  beiden  Domen  hOl  nnd  Ok,l,  geben  einen  oktaedrischen  KSrper 
(Fig.  228)  mit  einem  in  der  Ebene  der  beiden  Achsen,  denen  die  Domen 
parallel  gehen,  gelegenen  oblongen  Schnitt,  ein  sog.  Oblongi^taeder,  das 


^ 

-tm 

«F« 

.». 

m 

m. 

"■ 

Fig.  230. 


Fig.  231. 


Fig.  282. 


natfirlich  keine  einfache  Form,  sondern  eine  Kombination  ist.  Pinakoide 
schließen  entweder  Prismen  beiderseitig,  z.  B.  bei  dem  Hakrodoma  mit 
Lftngsflftche  (010)  (Fig.  229)  oder  dem  vertikalen  rhombischen  Prisma 
(AM)  mit  Basis  (001)  (Fig.  230) ;  oder  sie  stampfen  zwei  gegen&bet^ 


Vollflächige  EJMse.  175 

liegende  Kanten  gerade  ab,  wie  die  Längsflftche  (010)  am  Vertikal- 
prisma  (MO)  (Fig.  230).  An  Oktaedern  stampfen  sie  je  zwei  gegen- 
überliegende Ecken  gerade  ab  (Fig.  231).  Alle  drei  Pinakoide  geben 
ein  oblonges  Prisma  mit  Basis  (Fig.  232),  das  sich  vom  quadratischen 
Prisma  mit  Basis  and  vom  Würfel  nur  dadurch  unterscheidet,  daß 
alle  Flächenpaare  verschieden  sind,  während  beim  Würfel  alle  drei 
gleich,  beim  quadratischen  Prisma  zwei  gleich  sind ;  aufeinander  senk- 
recht sind  sie  bei  allen  dreien  (134). 

In  Fig.  233  ist  ein  komplizierterer  rhombischer 
Erystall,  dem  Topas  zugehörig,  abgebildet.  Die  Achsen- 
richtungen sind  durch  die  Symmetrieebenen  gegeben, 
deren  Verlauf  unmittelbar  ins  Auge  f&Ut.  Die  Achse, 
welche  parallel  der  Kante  der  Prismen  M  und  l  ver- 
läuft, soll  die  Yertikalachse  c  sein,  M  und  l  sind  Fig.  23a 
dann  Vertikalprismen  und  P  ist  die  Basis,  n  ist 
ein  Doma,  o,  s  und  x  sind  Oktaeder,  und  zwar  haben  o  und 
8  mit  M  teilweise  gleiche  Indizes,  denn  die  Flächen  M,  o,  s,  P 
liegen  in  einer  Zone  (schneiden  sich  in  parallelen  Kanten).  Ist 
o  =  hkl^  so  ist  8  =  hkl,  und  Jf=A^.  Zur  Bestimmung  des  Achsen- 
verhältnisses wählt  man  eines  der  vorhandenen  Oktaeder  als  Haupt- 
oktaeder, z.  B.  0,  dann  ist  o  =  P  (111),  und  das  Achsenverhältnis 
a:b:c  ergibt  sich  aus  den  Neigungswinkeln  der  Flächen  o;  if  ist 
=  ooP  (110)  und  n  ist  ein  Brachydoma,  denn  das  Prisma  Jfcf  hat  seinen 
stumpfen  Winkel  vom,  auf  seiner  scharfen  seitlichen  Kante  ist  die 
Fläche  n  gerade  aufgesetzt,  also  geht  n  in  der  Tat  der  Brachydiagonale 

parallel,    «ist  =  a :  6 :  y  c  (/  >  1)  und  zwar  =  ^P  =  (112),  und  x  = 

(AM)  und  Z  =  WO  wo  Ä  <  Ar.  Die  Indices  für  die  Flächen :  s,  x^  n  und  l 
folgen  meist  aus  den  Neigungswinkeln,  da  der  Zonenzusammenhang  hier 
vielfach  unterbrochen  ist;  doch  liegt  x  in  der  Zone  [oxn]  und  l  in  der 
Zone  [üäx].  Man  hätte  auch  s  als  Hauptoktaeder  nehmen  können, 
oder  Xy  jedesmal  hätte  sich  ein  anderes  Achsenverhältnis  aibic  und 
damit  andere  Indices  f&r  die  anderen  abgeleiteten  Flächen  ergeben. 
Statt  der  Kante  MjM  hätte  man  aber  auch  eine  andere  Achse  als 
Vertikalachse  wählen  können,  z.  B.  die  Kante  des  Prismas  n  (oder  die 
Kante  Pln\  das  dann  Vertikalprisma  z.  B.  =  oo  P  (HO)  geworden  wäre. 
Da  die  Flächen  n  sich  aber  P  in  einem  stumpfen  Winkel  schneiden, 
so  müßte  P  in  diesem  Fall  Makropinakoid  sein ,  also :  P  «=  oo  P  öo 
(100)  und  M  und  l  wären  Brachydomen;  o,  «,  x  wären  nach  wie  vor 
Oktaeder.  Je  nach  dem  Achsenverhältnis  a:b:c  kann  n  aber  auch 
einen  anderen  Ausdniek  als  (HO)  erhalten,  P  kann  dann  auch  Brachy- 
pinakoid  werden,  und  damit  werden  dann  M  und  l  Makrodomen. 


176  Rhombisches  Erystallsystem.    Hemiedrie. 

Hemiedrische  Klassen. 
Von  solchen  sind  zwei  möglich,  die  auch  beide  im  Mineralreich  vertreten  sind. 

Rhombisch'hemimorphe  (rhombisch-pyramidale)  Klasse. 

142.  Bhombisclie  Hemimorphie.  Die  Erystalle  sind  an  beiden 
Enden  einer  der  drei  krystallographischen  Achsen  verschieden;  sie 
werden  nach  dieser  Achse,  der  Achse  des  Hemimorphismus ,  polar. 
An  jedem  Ende  derselben  herrscht  noch  die  Symmetrie  des  rhombischen 
Systems,  aber  zu  jeder  Fläche  des  einen  Endes  sind  die  parallelen 
Gegenflächen  am  anderen  Ende  weggefallen,  oder  sie  sind  von  jenen 
physikalisch  verschieden  geworden.  Eine  der  drei  Symmetrieebenen, 
und  zwar  diejenige  senkrecht  zur  Achse  des  Hemimorphismus  ist  also 
weggefallen,  die  beiden  anderen,  die  durch  diese  Achse  hindurch  gehen, 
existieren  noch.  Von  den  drei  zweizähligen  Symmetrieachsen  ist  nur 
noch  die  mit  der  Achse  des  Hemimorphismus  parallele  vorhanden. 
Ein  Symmetriecentrum  besteht  nicht  mehr. 

Die  Achse  des  Hemimorphismus  wird  meist  als  Vertikalachse  c  auf- 
recht gestellt,  so  daß  an  den  Krystallen  eine  Verschiedenheit  zwischen 
oben  und  unten  vorhanden  ist.  Aus  den  Oktaedern  werden  dann 
zwei  nach  unten  resp.  nach  oben  offene  rhombische  Pyramiden,  deren 
Spitzen  auf  dem  oberen  (-f)  resp.  unteren  ( — )  Aste  der  Achse  c  liegen, 
und  die  man  wie  diese  als  obere  und  untere  mit  den  Zeichen  o  und  u 
unterscheiden  kann.  Das  Oktaeder  mFn  {hJcl)  gibt  z.  ß.  die  beiden 
hemimorphen  Hälften  o .  mPn  (hkl)  und  u .  mPn  (hU). 

Die  Vertikalprismen  behalten  ihre  Gestalt  bei.  Die  Domen  zer- 
fallen in  eine  obere  positive  und  in  eine  untere  negative  dachförmige 
Hälfte  (Hemidoma),  die  nach  unten  resp.  nach  oben  geöffnet  sind.  Das 
Makrodoma  mPöö  (hOl)  gibt  z.  B.  die  beiden  Hälften  o .  mPöö  (hOl)  und 
u .  mPoö(ÄOQ,  das  Brachydoma  wPoo(OW)  gibt  o .  mPo6  (Ofe?)  und  u .  mPSo 
(0kl).  Das  basische  Pinakoid  OP  (001)  zerfällt  in  die  beiden  Einzel- 
flächen o.OP(OOl)  und  w.0P(001),  während  die  der  Achse  des  Hemi- 
morphismus parallelen  Pinakoide,  das  Makro-  und  das 
Brachypinakoid  unverändert  bleiben. 

Als  Beispiel  des  Hemimorphismus  im  rhombischen  System 
haben  wir  schon  oben  (68)  einen  KrystaJl  von  Kieselzinkerz  kennen 
gelernt.    Ein  anderes  Beispiel  liefert  der  Struvit^  dessen  Formen 
JJig.  ^&k,  ^^y^  Yig^  234  ohne  weiteres  klar  sind. 

Rhombisch'hemiedrische  (rhombisch-bisphenoidische)  Klasse. 

143.  Bhombisehe  Hemiedrie«  Diese  Hemiedrie  des  rhombischen  Systems 
entspricht  ganz  der  tetraedrischen  Hemiedrie  der  quadratischen  und  der  regulären 
Krystalle  und  wird  daher  auch  hier  wohl  die  tetraedrische  Hemiedrie  genannt.  Die 
sämtlichen  in  einem  Oktanten  liegenden  Flächen  jeder  einfachen  Form  verhalten  sich 


Monoklines  Erystallsystem. 


177 


gleich  md  Ton  denen  in  den  umliegenden  Oktanten  verschieden.  Daher  fallen  die 
drei  Symmetrieebenen  nnd  das  Symmetriecentmm  weg,  aber  die  drei  aufeinander 
senkrechten  zweizähligen  Symmetrieachsen  parallel  den  krystallographischen  Achsen 
a,  b  und  c  bleiben  als  die  einzigen  Symmetrieelemente  erhalten.  Aus  jedem  Oktaeder 
werden  zwei  rhombisehe  Tetraeder  oder  Sphenoide  (Fig.  236),  die  von  Tier  nngleich- 
schenkligen  Dreiecken  begrenzt  werden.  Die  beiden 
gegenüberliegenden  Kanten  schneiden  sich  hier  nicht 
mehr  rechtwinklige  sondern  unter  den  schiefen  Win- 
keln der  Oktaederkanten  in  den  drei  Hauptschnitten. 
Korrelate  Tetraeder  können  also  nicht  durch  Drehung 
zur  Deckung  gebracht  werden,  sie  sind  enantiomorph. 
Alle  anderen  einfachen  Formen  außer  den  Oktaedern 
ändern  ihre  Gestalt  nicht. 

Diese  Hemiedrie  trifft  man  u.  a.  beim  Bittersalz 
(Fig.  236),  wo  ein  rhombisches  Yertikalprisma  (110) 
mit  einem  Tetraeder  (111)  kombiniert  ist,  dessen  Fl&chen  auf  die  Prismenflächen 
abwechselnd  nach  oben  und  nach  unten  gerade  angesetzt  sind. 


■J»«?. 

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ita 


Fig.  236. 


Fig.  236. 


Monoklines  System. 

(KlinorhombiBches,  monosymmetrisehes,  zwei-  und  eingliedriges  System). 

Im  monoklinen  System  sind  alle  diejenigen  Erystallklassen  ver- 
einigt, die  sieh  auf  drei  angleiche  Achsen  beziehen  lassen,  welche  sich 
in  zwei  rechten  nnd  einem  schiefen  Winkel  schneiden.  Das  Achsen- 
schema ist: 

a:6:c;  -^a/6  =  J/c  =  90®;  ^alc  =  ß. 

144.  Achsen  des  monoklinen  Systems.  Eine  der  drei  Achsen 
steht  auf  den  beiden  anderen  senkrecht.  Sie  wird  mit  b  bezeichnet 
und  geht  bei  der  gewöhnlichen  Anfstellung  quer  yon  rechts  nach 
links.  Man  nennt  sie  die  Querachse^  die  Orthodiagonale  oder  Orthoachse 
oder  die  Symmetrieachse,  Von  den  beiden  anderen  schief  gegen- 
einander geneigten  wird  die  eine,  beliebig  welche,  aufrecht  gestellt; 
es  ist  die  Vertikalachse  c.  Die  zweite,  a,  geht  dann  schief  von  vom 
nach  hinten;  sie  wird  als  Längsachse,  Klinodiagonale  oder  Klinoachse 
bezeichnet.  Die  Achsenebene  oc,  die  fcLr  das  Achsensystem  Symmetrie- 
ebene ist»  läuft  dann  gerade  auf  den  Beschauer  zu.  Das  Achsen- 
system wird  dabei  in  den  meisten  Fällen  so  orientiert,  daß  der 
stumpfe  Winkel  ajc  =  ß  der  beiden  schiefen  Achsen  a  und  c  nach 
vom  gekehrt  ist  (Fig.  57).  Die  beiden  anderen  Achsenwinkel  a;b  =  y 
und  c:b  ==>  a  sind  Rechte.  Das  Schema  eines  monoklinen  Achsen- 
systems ist  also: 

a:b:c;  -^ a/6  =  J/c  =  90® ;  ^ajc^ß. 

Hierin  sind  die  beiden  Winkel  ajb  und  bic  als  Rechte  bekannt,  es 
bleiben  also  noch  drei  unbekannte  Stücke  übrig :  das  Achsenverhältnis, 
also  z.  B.,  wenn  6  =  1  gesetzt  wird,  a  und  c,  sowie  der  Winkel  ajc  =  ß. 

Bauer,  Mineralogie.  12 


178  Monoklines  Ej^ystallsystem. 

Diese  drei  Unbekannten  können  aus  drei  an  dem  betreffenden  Krystall 
gemessenen  voneinander  unabhängigen  Winkeln  berechnet  werden. 
Achse  a  kann  >6  oder  <ii  sein. 

Die  drei  Achsenebenen  bilden  acht  Oktanten,  die  zu  vier  und  vier 
einander  gleich  sind:  je  zwei  in  der  Achsenebene  ajc  aneinander- 
stoßende und  die  beiden  diametral  gegenüberliegenden.  Die  eine 
Gruppe  von  vier  Oktanten  enthält  den  stumpfen  Winkel  (+  a)lc  =  /?, 
die  andere  den  spitzen  Nebenwinkel  ( —  a)/c  =  ß'  =  180  —  ß  (stumpfe 
und  spitze  Oktanten). 


Monohlin-üollflächige  (prismatische)  Klasse, 

145.  Allgemeine  TerhUtnisse  der  holoedrisehen  Klasse.    Es 

ist  außer  einem  Symmetriecentrum  eine  Symmetrieebene  und  eine  auf 
dieser  senkrechte  zweizählige  Symmetrieachse  vorhanden.  Mit  letzterer 
muß  die  Orthodiagonale,  mit  der  Symmetrieebene  die  Achsenebene  a/c 
parallel  sein.  Bei  der  gewöhnlichen  Aufstellung  der  monoklinen 
Krystalle  ist  es  also  so,  daß  die  Symmetrieebene  auf  den  Beschauer 
zuläuft,  während  die  Symmetrieachse  quer  von  rechts  nach  links  geht. 
Die  voUflächig-monoklinen  Krystalle  sind  dann  rechts  und  links  gleich 
ausgebildet,  aber  nicht  mehr  wie  im  rhombischen  System  auch  vorn 
und  hinten,  da  eine  entsprechende  Symmetrieebene  fehlt. 

Wenn  an  einem  monoklinen  Achsensystem  eine  Fläche  -r-y-T 

=  hJcl  auftritt,  die  von  allen  drei  Achsen  endliche  Werte  abschneidet, 
so  erfordert  die  Symmetrie  nur  noch  das  Auftreten  einer  zweiten 
gleichen  und  gleichliegenden  Fläche  auf  der  anderen  Seite  der 
Symmetrieebene : 

h   — Je    l 

Diese  beiden  Flächen  mit  ihren  parallelen  Gegenflächen  begrenzen 
ein  Prisma  von  rhombischem  Querschnitt,  das  sich  von  einem  Prisma 
des  rhombischen  Systems  in  der  Form  durch  nichts  unterscheidet,  das 
aber  schief  an  den  Achsen  liegt  und  dessen  vier  Flächen  im  all- 
gemeinen in  die  vier  gleichen  stumpfen  resp.  spitzen  Oktanten  fallen. 
Geht  man  von  den  vier  oberen  um  +  c  herumliegenden  Oktanten  aus, 
so  kann  man  diese  beiden  Arten  von  schiefen  Prismen  als  vordere 
und  hintere  unterscheiden.  Sie  sind  charakterisiert  durch  ihren 
Schnitt  auf  den  Achsenästen  4-a  und  —  a,  also  durch  die  Ausdrücke: 

VVl  =  ^f^  und  -^:|:|  =  (ÄAO. 
(yorderes  schiefes  Prisma)      (hinteres  schiefes  Prisma). 

Ein  rhombisches  Prisma  ist  die  flächenreichste  einfache  Form 


Monoklines  Kiystallsystem. 


179 


des  monoklinen  Systems.  Es  kann  verschiedene  besondere  Lagen  an 
den  Achsen  haben,  wodurch  seine  Indices  gewisse  spezieUe  Werte 
erhalten.  Dadurch,  daß  der  vordere  Prismenwinkel  =  180®  wird,  wo- 
mit je  zwei  Flächen  in  ein  Niveau  fallen,  entstehen  aus  den  Prismen 
neue  spezielle  Formen,  die  nur  von  einer  Fläche  und  ihrer  parallelen 
Gegenfläche  begrenzt  sind :  Pinakoide,  die  der  Orthodiagonale  parallel 
laufen.  Wird  die  seitliche  Prismenkante  =  180®,  so  entsteht  jederzeit 
das  Pinakoid  senkrecht  zur  Orthodiagonale  (parallel  mit  der  Symme- 
trieebene). Da  die  einfachen  Formen  des  monoklinen  Systems,  Prismen 
und  Pinakoide,  alle  offen  sind,  so  müssen  sämtliche  monoklinen  Krystalle 
Kombinationen  darstellen. 


146.  Einfache  Formen.  1.  Prismen.  Der  allgemeinste  FaU  ist 
der,  den  wir  schon  betrachtet  haben  (145),  wo  die  Flächen  die  drei 
Achsen  ungleich  und  im  Endlichen  schneiden.  Dies  sind  die  schiefen 
Prismen,  die  auch  nach  ihrem  ausgezeichneten  Vorkommen  am  Augit 
als  augitartige  Paare,  oder,  weil  sie  in  Kombination  mit  einem  zweiten 
Prisma  eine  Pyramide  geben,  Hemipyramiden  genannt  werden.  Eine 
spezielle  Lage  an  dem  Achsensystem  erhalten  die  Prismen,  wenn  sie 
entweder  der  Vertikalachse  c  oder  der  Klinodiagonale  a  parallel 
gehen.  Dies  sind  die  Vertikalprismen  resp.  die  Jlorizontalprismen, 
die  auch  den  Namen  Klinodomen  erhalten  haben.  Danach  können  an 
einem  monoklinen  Achsensystem  folgende  Prismen  auftreten: 

a.  Schiefe  Prismen  (Hemipyramiden,  augitartige  Paare).  Bei  ihnen 
tritt  nach  der  Lage  an  der  Achse  a  der  Unterschied  zwischen  vorn 
und  hinten  ein  (145).  Man  unterscheidet  danach  vordere  und  hintere 
schiefe  Prismen,  von  denen  man,  unnattirlicherweise,  nach  dem  Vor- 
gange von  Naumann  die  ersteren,  die  an  +  «  anliegen,  als  negative, 
die  letzteren  an  —  a  als  positive  Hemipyramiden  zu  bezeichnen  pflegt. 
Danach  hat  man: 

vordere  schief e  Prism/en  (vordere  augitartige  Paare,  — Hemipyramiden): 

|:-|:|  =  (ÄÄZ)  (Fig.  237). 


<fO 


Fig.  238. 


Fig.  239. 


Fig.  240. 


hmtere  schiefe  Prismen  (hintere  augitartige  Paare,  -j-  Hemipyramiden): 

_^:^:|  =  (MZ)  (Fig.  238). 

12* 


180 


Monoklines  EjrystaUBjstem. 


Liegen  die  Prismen  den  Achsen  c  oder  a  parallel,  dann  kann 
lelbstverständlicli  der  Unterschied  zwischen  vom  und  hinten  nicht  zur 
Oeltong  kommen.    Man  hat  dann: 

b.  VerUhalprismen,  parallel  der  Vertikalachse  c  (Fig.  239).  Ihr 
Ausdruck  ist :  ^ :  -r- :  ooc  =  (ÄiO). 

c.  HorizofiMprismen  (Klinodomen),  parallel  zur  Klinodiagonale  a 

b    c 
(Fig.  240)  mit  dem  Ausdruck :  ooa :  -r- :  y  =  (OM). 

Diese  drei  Arten  Yon  Prismen  sind  nicht  absolut  voneinander  yerscMeden ; 
ihr  spezieller  Charakter  hängt  von  der  Wahl  der  Achsen  a  und  c  ab  und  ändert  nch 
mit  dieser.  Ein  Vertikalprisma  wird  zum  Klinodoma,  wenn  man  die  bisher  als 
Vertikalachse  betrachtete  Richtung  als  Elinoachse,  oder  zu  einem  schiefen  Prisma, 
wenn  man  eine  andere  in  der  Symmetrieebene  liegende  Kante  als  Achse  c  annimmt, 
was  man  jederzeit  tan  kann  etc. 

2.  Querpinakoide.  Flächenpaare  parallel  der  Orthodiagonale  b, 
also  senkrecht  zur  Symmetrieebene  (Achsenebene  ac).  Es  sind  ge- 
wissermaßen Prismen,  deren  vorderer  Winkel  =  180®  ist  und  deren 
Flächen  längs  der  vorderen  in  der  Symmetrieebene  liegenden  Kante 
in  eine  zusammengefallen  sind.  In  derselben  Weise  wie  bei  den 
Prismen  kann  man  dann  auch  hier  drei  verschiedene  Lagen  an  den 
Achsen  a  und  c  unterscheiden: 

a.  Schiefendflächen  (Hemidomen,  Orthodomen,  Hemiorthodomen,  da 
zwei  zusammen  eine  domatische  Form  parallel  der  Orthodiagonale 
geben).    Sie  entsprechen  den  schiefen  Prismen  und  haben  den  all- 

gemeinen  Ausdruck '  it-^'t-    J®  nachdem  sie  an  den  Achsen  vom 

oder  hinten  liegen,  zerfallen  sie  in 

vordere  Schiefendflächen  (negative  Hemidomen): 

jioob  :j  =  {m)  (Fig.  241)  und 

hintere  ScMefendflächen  (positive  Hemidomen): 

-^-^:oob:j  =  (hOl)  (Fig.  242). 


UL^m. 


Fig.  242. 


Fig.  243. 


Fig.  244. 


b.  Querfläche  (Orthopinakoid);  den  Achsen  b  und  c  parallel. 
a:oob:ooc  =  (100)  (Fig.  243).    Entspricht  den  Vertikalprismen. 


Monoklines  Krystallsystem.  IgX 

c.  Geradendfläche  (Basis) ;  den  Achsen  a  und  b  parallel,  ooaioohic 
=  (001)  (Fig.  244).    Entspricht  den  Klinodomen. 

Anch  bei  diesen  drei  Formen  h&ngt  wie  bei  den  Prismen  der  spezieUe  Charakter 
Ton  der  Wahl  der  Achsen  a  nnd  c  ab;  ihr  Unterschied  ist  wieder  kein  absoluter. 

5.  ifl^njFs/locÄß(Klinopinakoid);  senkrecht  zur  Achse       ^      «i^«  ^ 

6,  also  der  S.  E.  ac  parallel,  oo  a :  6 :  ooc  =  (010)  (Fig.  ^ 

245).    Entspricht  einem  Prisma,  an  dem  der  seitliche  /itf — 

Winkel  =  180 «ist.  V  **  i 

Dieses  Pinakoid  unterscheidet  sich  absolut  von  den  Qner-  ^^J  a^ 

pinakoiden,  seine  Stellung  ist  von  der  Wahl  der  Achsen  a  und  c 
ganz  unabhängig,  mit  denen  es  parallel  geht,  diese  Achsen  mögen  in  der  S.  E, 
gewählt  sein  wie  sie  wollen.    Das  Elinopinakoid  bleibt  bei  jeder  Achsenwahl  ein 
solches  und  ändert  seinen  Charakter  niemals. 

Andere  einfache  Formen  als  die  genannten  sind  im  monoklinen  System  un- 
möglich. Weder  ist  eine  andere  Flächenlage  denkbar,  als  in  diesen  Formen,  noch 
ein  wesentlich  anderer  Flächenausdruck,  der  sich  nicht  auf  die  obigen  zurückführen  ließe. 

Die  Basis,  die  Längsfiäche  und  die  Querfläche  sind  die  Fundamentalflächen  des 
Achsensystems,  eine  Hemipyramidenfläche  dient  als  Einheitsfläche. 

147.  Namnannsche  Bezeidmnng  und  Übersicht.  Die  Naumann- 
sehe  Bezeichnung  der  monoklinen  Formen  ist  ganz  ähnlich  der  der 
rhombischen ,  nur  hat  man  hier  stets  statt  der  Brachy-  und  Makro- 
diagonale, die  Elino-  und  Orthodiagonale  zu  setzen.  Ganz  ebenso  wie 
im  rhombischen  System  werden  auch  hier  drei  Reihen  der  Pyramiden 
(hier  Hemipyramiden)  und  der  Vertikalpiismen  unterschieden,  die  man 
die  Hauptreihe,  die  orthodiagonale  und  die  klinodiagonale  Nebenreihe 
nennt.  Man  geht  auch  hier  von  denjenigen  Formen  der  Hauptreihe 
aus,  deren  Flächen  von  der  Achse  die  Achseneinheiten  abschneiden. 
Dies  sind  die  beiden  schiefen  Prismen:  das  negative:  -f-a:6:c  und 
das  positive:  —  a:ft:c,  die  zusammen  die  Grundform  (Grundpyramide, 
primäre  Pyramide)  bilden.  Naumann  bezeichnet  nun  das  vordere  schiefe 
Prisma  ( —  Hemipyramide) :  +a:6:c  mit  —  P,  das  hintere  schiefe 
Prisma  (-j-Hemipyramide) :  — a  :h:c  mit  +^-  Alle  Pyramiden  mit  anderen 
Ableitungszahlen  als  1  werden  nun  wieder  in  der  Weise  ausgedrückt, 
daß  man  die  Ableitungszahl  m  für  die  Vertikalachse  c  vor  P,  die  Ab- 
leitungszahl n  5  1  fär  die  Achse  a  oder  b  hinter  P  schreibt.  Je  nach- 
dem sich  n  auf  die  Orthodiagonale  b  oder  die  Klinodiagonale  a  be- 
zieht (orthodiagonale  oder  klinodiagonale  Nebenreihe)  wird  P  gerade 
oder  schief  durchstrichen  oder  auch  wohl  über  das  n  ein  horizontaler 
oder  schiefer  Strich  gesetzt.  Der  allgemeine  Naumannsche  Ausdruck 
einer  beliebigen  Hemipyramide  (eines  beliebigen  schiefen  Prismas)  wäre 
demnach : 

Orthodiagonale  Nel)enreihe:  +wPyi  oder  wPfl  =  +a:«6:mc. 
KÜDodiagonale  Nebenreihe:  +wP»  oder  mPn  =  +na:b:inc. 
In  der  Hasptreihe  ist  n  =  l,  also:  +mP==+a:6:mc. 


182  Monoklines  Erystallsystem. 

Bei  den  Vertikalprismen  hat  man  dieselben  drei  Reihen,  aber  der 
Unterschied  der  negativen  oder  positiven  Formen  fällt  hier  weg,  da 
die  hinteren  Flächen  die  parallelen  Gegenflächen  der  vorderen,  also 
zu  diesen  selbstverständlich  zugehörig  sind. 

Danach  hat  man  die  folgende  Übersicht  über  die  einfachen  mono- 
klinen  holoedrischen  Formen: 

1.  Prismen  und  zwar: 

a.  Schiefe  Prismen  (Hemipyramiden) : 
a,  Hauptreihe: 

vordere  schiefe  Pr.  ( —  Hemipyr.) :  —  mP ^^-^a-.himc  od.  QM). 

hintere  schiefe  Pr.  (-f-  Hemipyr.) :    +  mP  =  —  a:h:mc  od.  (hM). 

hierher  die  Grundform :  —  P='^a:b:c  =  (111)  und  -|-  P  =  —  a.b:c 

=  (111). 
ferner  z.  B.:  — 2P=a:6:2c  =  (221);  + iP=  — a:6:-^c  =  (113). 

ß,  Orthodiagonale  Nebenreihe: 
vord.  schiefe  Pr.  ( —  Hemipyr.):  — »??Pn  =  a:n6:mc  od.  Qikl)h'^k. 
hint.  schiefe  Pr.   (+  Hemipyr.):  -f-wPn  =  —  a:nb:mc  od.  (äAZ)ä>>ä:. 
z.  B.:  — 2P3  =  a:36:2c  =  (623);  +  P2  =  — a:26:c  =  (212). 

y.  KlinodiagoncHe  Nebenreihe: 
vord.  schiefe  Pr.  ( —  Hemipyr.) :  —  mlS!n  =  na :  6 :  mc  od.  (hkl)  h<^k 
hint.  schiefe  Pr.  (+  Hemipyr.):  -^-m^n^i  —  naibimc  od,  (ää?)ä<[ä;. 

b.  Vertikalprismen: 

a.  Hauptreihe:    ooP  =  a:6:ooc  =  (110). 

ß,  OtÜl  N.  E.:  o6Pn  =  a:nb:coc  oder  (ä«))A>ä-. 

z.  B.:  c»P2  =  a : 2ö : ooc  ==  (210). 
y.  Klinod.N.E.:  o6Sn  =  naib:ooc  oder  (hkO)h<:ik 

z.  B.:  ooP^  =  ^:6:ooc  =  (230). 

c.  Klinodomen:       m^oo  =  ooa:b:mc  oder  (OW). 

z.  B.:  2Poo  =  ooa : ft : 2c  =  (021). 
Ä  QuerpincJcoide :  \ 

a.  Schiefendfläehen  (Hemidomen)  und  zwar: 

vordere  Schiefendfl.  ( — Hemid.):  — mPoo  oder  (AO/), 

z.  B.  —  Poo(lOl);  —  ^oo  =  (102);  etc. 
hintere  Schiefendfl.(4- Hemid.) :  +mPoo  oder  (äOQ, 

z.  B.  Poo  =  (101) ;  poo  =  (302) ;  etc. 

b.  Querfläche  (Orthopinakoid) :  c»Poo  =  (100). 

c.  Basis  (Geradendfläche):  0P=(001).  1 

5.  Längsflüche  (Klinopinakoid) :     oo5oo  =  (010).  | 

i 

148.  Kombinationen.  Die  Kombinationen  dieser  einfachen  Formen 
kann  man  sich  leicht  vorstellen.  Ein  vorderes  und  hinteres  schiefes 
Prisma  geben  ein  monoklines  Oktaeder  (Pyramide)  (Fig.  246,  247),  wo 


Monoklines  Erystallsjstem. 


183 


bei  den  idealen  Formen  die  Achse  h  zwar  stets  durch  die  zwei  seit- 
lichen Ecken  gehen  mnß,  die  Achsen  a  und  c  gehen  aber  nicht  not- 


Fig.  246. 


Fig.  247. 


Fig.  248. 


r-m«c 


Fig.  249. 


Fig.  250. 


wendig  durch  die  anderen  Ecken  (Fig.  246).  Eine  Schiefendfläche 
(ÄjO/i)  ist  auf  die  vordere,  in  der  Syrametrieebene  gelegene  Kante  eines 
Prismas,  z.  B.  eines  Vertikalprismas  (^0)  gerade,  aber  schief  zu  den 
Prismenkanten-  und  -flächen  aufgesetzt  (Fig.  248).  Das  Klinopinakoid 
(010)  und  zwei  Querpinakoide  z.  B.  (hOl)  und  (100)  geben  ein  oblonges 
Prisma  mit  schiefer  Endfläche  (Fig.  249).  In  dem  monoklinen  Feldspat- 
IrystaU  (Fig.  250)  geht  die  Symmetrie- 
ebene durch  die  Kanten  T/T  senk- 
recht über  die  Flächen  P,  k,  x,  y  hin- 
weg, und  verläuft  parallel  mit  der 
Fläche  M\  notwendig  müssen  P,  t,  x,  y 
auf  M  senkrecht  sein,  sonst  wäre  ja 
keine  Symmetrie  rechts  und  links  von 
der  mit  -M"  parallelen  Symmetrieebene ;  der  Krystall  wäre  nicht  monoklin. 
Die  Symmetrieachse  h  steht  senkrecht  auf  üf,  M  ist  stets  das  Klinopina- 
koid (Längsfläche)  ooPoo  (010).  Achse  h  ist  mit  den  Flächen  P,  x,  y,  Je, 
also  mit  Kanten  Pjx  etc.  parallel,  die  Flächen  P,  x,  y.  Je  sind  somit 
Querpinakoide.  Die  Flächen  T,  ebenso  n  und  o  bilden  Prismen. 
Wählt  man  nun  T  als  Vertikalprisma  ooP  (110),  dann  wird  die 
Kante  T/T  (||  TjM)  Vertikalachse  c  und  Je  wird  Querfläche  (Orthopinakoid) 
ooPoo(lOO).  Wählt  man  ferner  die  Kantenrichtung  P/n  ( 1 1  Jtf/n)  •  als 
Achse  a,  dann  ist  P  als  Basis  =  OP  (001)  und  n  wird  ein  Klinodoma 
mSoo  oder  (fiJcl)  und  o  ein  hinteres  schiefes  Prisma  oder  eine  -f-Hemi- 
pyramide.  x  und  y  sind  hintere  Schiefendflächen  oder  +Hemidomen: 
+  mPoo  oder  (ÄOf).  Nimmt  man  nun  an,  daß  z.  B.  die  Hemipyramide  o 
einen  bestimmten  Ausdruck,  etwa  (111)  habe  und  zieht  z.  B.  die  drei 
unabhängigen  gemessenen  Flächenwinkel  ojo,  njn  und  P/Ä  in  Betracht, 
so  ergibt  sich  das  Achsenverhältnis  a:h:c  durch  Rechnung.  ^  ß  kann 
dann  als  ^PfJc  direkt  gemessen  werden.  Die  Indices  der  anderen 
Flächen  folgen  ebenfalls  aus  deren  Neigungswinkeln  oder  aus  den 
Zonenverhältnissen.  Würde  man  für  o  oder  T  andere  Ausdrücke  zu 
Grunde  legen,  so  würde  man  andere  Werte  für  das  Achsensystem 
und  auch  fär  die  Indices  der  übrigen  Flächen  finden.    Statt  T  kann 


Xg4  Monoklines  Krystallsystem. 

tnan  aber  auch  n  oder  o  etc.  als  Vertikalprisma  auffassen;  man 
könnte  eine  oder  die  andere  ||  h  verlaufende  Fläche  als  Basis  etc. 
wählen  und  würde  dadurch  wieder  andere  Achsensysteme  erhalten, 
welche  alle  dem  Krystall  im  allgemeinen  gleich  gut  zu  Grunde  gelegt 
werden  können. 

Hemiedrische  Klassen, 

Es  Bind  zwei  hemiedrische  Klassen  möglich,  indem  das  eine  Mal  die  Symmetrie- 
achse, das  andere  Mal  die  Symmetrieebene  nnd  beide  Male  gleichzeitig  das  Symmetrie- 
centnun  verschwindet 

Monoklin-hemiedrisohe  (domatische)  Klasse. 

149«  Monokline  Heniedrie«  An  jedem  Prisma  (schiefen  Prisma,  Vertikalprisma, 
Elinodoma)  bleiben  nnr  die  beiden  in  der  Symmetrieebene  zusammenstoßenden  Flächen 
einander  gleich,  die  beiden  parallelen  Gegenflächen  werden  Ton  diesen  verschieden 
nnd  entsprechend  bei  den  anderen  einfachen  monoklinen  Formen,  die  man  dabei  als 
spezielle  Fälle  der  Prismen  betrachtet.  Die  Symmetrieebene  bleibt  dann  bestehen, 
aber  die  Symmetrieachse  nnd  das  Symmetriecentmm  fallen  weg.  Die  sämtlichen 
Prismen  geben  dann  je  zwei  korrekte  Hemiprismen,  die  sich  durch  eine  Drehnng 
um  180^  nm  die  Orthoachse  znr  Deckung  bringen  lassen  nnd  die  als  vordere  nnd 
hintere  (resp.  obere  nnd  untere)  unterschieden  werden  können.  Die  Pinakoide  parallel 
der  Orthodiagonale  zeriallen  je  in  eine  vordere  und  eine  hintere  (obere  und  untere) 
Einzelfläche.  Das  Elinopinakoid  tritt  stets  mit  seinen  beiden  Flächen  auf.  Der 
Skokzit  ist  ein  Beispiel  dieser  Hemiedrie. 

Mono/ilin-hemimorphe  (monoklin-sphenoidfsche)  Klasse. 

ISO,  MoBokllne  Hemimorphie.  Die  Erystalle  sind  in  der  Bichtung  der  Ortho« 
diagonale  hemimorph  geworden;  diese  ist  Achse  der  Hemimorphie,  an  ihren  beiden 
Enden  ist  die  Ausbildung  verschieden.  Von  jedem  Prisma  sind  die  beiden  am  Ende  der 
Symmetrieachse  zusammenstoßenden  Flächen  einander  gleich  und  von  den  parallelen 
Gegenflächen  am  anderen  Ende  verschieden  und  entsprechend  bei  den  anderen  ein- 
fachen monoklinen  Formen.  Die  Symmetrieebene  ist  weggefaUen  und  damit  gleich- 
zeitig das  Symmetriecentrum ;  die  Symmetrieachse  ist  als  einziges  Symmetrieelement 
erhalten  geblieben.  Die  Prismen  zerfallen  in  je  zwei  rechts  und  links  liegende 
enantiomorphe  Hemiprismen  (Sphenoide)  und  das  Elinopinakoid  in  die  beiden 
Einzelflächen,  während  die  Pinakoide  parallel  der  Orthodiagonale  alle  mit  ihren 
beiden  Flächen  auftreten.  Beispiele:  Milchzucker,  Rohrzucker,  Weinsäure.  Ein 
hierher  gehöriges  Mineral  ist  noch  nicht  bekannt  geworden. 


6.  TriUines  System. 

(Klinorhomboidisches,  asymmetrisches,  eingliedriges  System). 

Es  umfaßt  alle  diejenigen  Erystalle,  die  auf  drei  ungleiche  sich 
anter  drei  verschiedenen  schiefen  Winkeln  schneidende  Achsen  a,  b,  c 
bez(^en  werden  können.    Das  Achsenschema  ist  also: 

a:b:c;  ^  blc  =  a^  c^a  =  /?,  ajb  =  y. 


Trikliues  Erystallsystem.  185 

Wir  haben  hier  den  allgemeinsten  Fall,  daß  fünf  unbekannte 
Größen  in  dem  Achsensystem  vorhanden  sind;  die  drei  Achsenwinkel 
und  zwei  Achsen  (die  dritte  z.  B.  ft  =  1  gesetzt).  Es  sind  also  zur 
Bestimmung  des  Achsensystems  fünf  voneinander  unabhängige  Winkel 
zu  messen  (38). 

151.  Achsen  des  triklinen  Systems.  Die  drei  ungleichen  Achsen 
a,  &,  c  schneiden  sich  unter  den  ungleichen  und  schiefen  Winkeln 
a!b  =  y,  bjc  =  a,  c/a  =  ß.  Sie  bestimmen  acht  Oktanten,  von  welchen 
jeder  nur  dem  diametral  gegenüberliegenden  gleich  ist.  Eine  der 
Achsen  denkt  man  sich  aufrecht  und  nennt  sie  die  Vertikalachse  c^ 
die  beiden  anderen  a  (Brachydiagonale,  Brachyachse  oder  Längsachse, 
von  vom  nach  hinten)  und  b  (Makrodiagonale,  Makroachse  oder  Quer- 
achse, von  rechts  nach  links)  verhalten  sich  wie  im  rhombischen 
System.  Man  stellt  die  Krystalle  gerne  so  auf,  daß  die  Winkel  a,  ß,  y 
im  vorderen,  oberen,  rechten  Oktanten  stumpf  sind. 

Trihlin-uollflächige  (pinakoidale)  Klasse. 

152.  Triklin  -  vollflächige  (pinakoidale)  Klasse.  Keine  Sym- 
metrieebene und  keine  Symmetrieachse,  sondern  nur  noch  ein  Sym- 
metriecentrum. Da  die  Flächen  nicht  mehr  zu  gewissen  Ebenen 
symmetrisch  angeordnet  sind,  so  ist  zu  jeder  nur  ihre  parallele  und 
gleiche  Gegenfläche  mit  Notwendigkeit  vorhanden  und  bildet  mit  dieser 
zusammen  eine  einfache  Krystallform,  die  einzige,  die  es  gibt,  ein 
Flächenpaar.  Der  ganze  Kry stall  wird  umgrenzt  von  solchen 
Flächenpaaren,  welche  nur  dem  Gesetz  der  rationalen  Achsenschnitte 
unterworfen  sind,  er  ist  also  stets  eine  Kombination.  Je  drei  beliebige 
Kantenrichtungen  können,  wenn  sie  nicht  in  einer  Ebene  liegen,  als 
Achsen  angenommen  werden.  An  solchen  haben  dann  die  Krystallflächen 
(Flächenpaare)  eine  bestimmte  Lage,  und  danach  werden  sie  mit  ver- 
schiedenen Namen  belegt  Viertelpyramiden  (Tetartopy ramiden)  schneiden 
alle  drei  Achsen.  Ihrer  vier,  die  in  einer  Ecke  zusammenstoßen, 
geben  eine  vollständige  Pyramide.  Hemiprismen  schneiden  a  und  & 
und  gehen  c  parallel ;  Hemidamen  schneiden  a  und  c,  resp.  b  und  c  und 
gehen  mit  6,  resp.  mit  a  parallel.  Sie  sind  als  Makro-  und  Brachy- 
domen  (Quer-  und  Längsprismen)  zu  unterscheiden.  Je  zwei  solche 
derselben  Achse  parallele  Flächenpaare  geben  ein  Prisma  resp.  ein 
Doma.  Pinakaide  gehen  den  Achsenebenen  parallel  und  bilden  die 
Fundamentalflächen  des  Achsensystems.  Dies  alles  gilt  aber  immer 
nur  für  ein  ganz  bestimmtes  Achsensystem.  Nimmt  man  andere  Kanten 
zu  Achsen,  so  können  die  Flächen  an  dem  neuen  Achsensystem  eine 
ganz  andere  Lage  und  damit  andere  Namen  haben;  die  Hemiprismen 
können  Pinakoide,  die  Viertelpyramiden  Hemidomen  etc.  werden,  so 


186  Triklines  Eürystallsystem. 

daß  also  keinerlei  absoluter  Unterschied  zwischen  diesen  Flächen- 
paaren vorhanden  ist. 

152  a.  Nanmannsclie  Bezeichnung  und  Übersicht.  Nach  der 
Nanmannschen  Methode  wird  eine  Fläche,  welche  von  den  Achsen  die 
Einheiten  abschneidet  (die  Einheitsfläche)  mit  P  bezeichnet.  Dieses 
P  kann  nun  in  irgend  einem  der  vier  vorderen  Oktanten  liegen,  also 
oben  rechts  oder  links,  oder  unten  rechts  oder  links;  die  parallelen 
Gegenflächen  liegen  dann  in  den  vier  hinteren  Oktanten.  Um  die 
Lage  in  einem  der  vorderen  Oktanten  anzudeuten,  wird  an  dem  P  oben 
oder  unten,  rechts  oder  links  ein  Akzent '  angebracht,  so  daß  P'  eine 
Fläche  a:h:c  ist,  welche  in  dem  vorderen  Oktanten  oben  rechts  liegt ; 
also  wenn  der  hintere  Zweig  von  a,  der  linke  von  h  und  d^r  untere  von  c 
negativ  sind  :P=a:6:c  =  (111)  ;,P=a:— 6:  —  c  =  (111)  etc.  Andere 
Achsenschnitte  als  in  der  Einheit  werden  durch  Ableitungszahlen  m 
vor  P  und  n  hinter  P  angegeben,  genau  wie  im  rhombischen  System. 

Erstere,  ml^lj,  beziehen  sich  immer  auf  die  Achse  c,  letztere, « (^  1), 

auf  6  oder  a,  je  nachdem  sie  mit  der  speziellen  Bezeichnung  —  oder 
^-^  versehen  sind  (140).  Dies  entspricht  ganz  einer  makrodiagonalen 
(n)  und  einer  brachydiagonalen  {fi)  Nebenreihe,  die  neben  der  Haupt- 
reihe (n  =  1)  hier  ganz  in  derselben  Weise  bei  den  Pyramiden  und  Ver- 
tikalprismen unterschieden  werden  können,  wie  im  rhombischen  System. 
Die  Flächen  von  Hemiprismen  und  Hemidomen  liegen  gleichzeitig  in 
zwei  vorderen  Oktanten,  die  ebenfalls  durch  Akzente  an  P  in  ent- 
sprechender Weise  bezeichnet  werden.  Bei  den  drei  Pinakoiden,  die 
gleichzeitig  in  vier  Oktanten  liegen,  ist  eine  solche  Unterscheidung 
durch  Akzente  überflüssig ;  hier  ist  das  Naumannsche  Symbol  für  sich 
schon  unzweideutig. 

Demnach  hat  man  über  die  an  triklinen  Krystallen  vorkommen- 
den einfachen  Formen  die  folgende  Übersicht,  wo  a,  b,  c  die  Haupt- 
reihe resp.  die  makro-  und  die  brachydiagonale  Nebenreihe  bezeichnen : 

1.  Viertelpyramiden  (Tetartopyramiden) : 
oben  rechts :  a)  mP*   ^^a.bimc  oder  (hM)  Ih  =  A 

b)  wP'n  =  a:nh:mc oder  (hU)  {h > k). 

c)  mP*n  =na:b:mc oder  (hkl)  {h < Ä). 

oben  links :  a)  niT  =a:  —  b:mc oder  (hhl). 

b)  mTn  =  a:  —  nbimc  oder  (hM)  (h >  Je), 

c)  ni'Pfi  =  na:  —  bimc  oder  {hM)  (ä  <[  Je). 

unten  rechts :  a)  mP,   =a:b:  —  mc  oder  QiJiT), 

b)  mlfn  =  a:nb:  —  mc  oder  (ä/J)  (ä >> Je). 

c)  mP,fi  =  na:b:  —  mc  oder  (Äi/)  (A <  Je). 


Triklines  Krystallsystem.  187 

unten  links :  a)  m,P   =a:  —  h:  —  mc  oder  (IM). 

b)  fn,Pn  =  a:  —  nb:  —  mc  oder  (hkl)  (h  >  Je). 

c)  m^fi  =  i\a:  —  6 :  —  mc  oder  QM)  (h  <[  k). 

z.  B.  3P'  =  (331);  'P=(lll);  2P,2(211);  i,P3  =  (136). 

Die  vier  Flächen  P\  P,  i?,  ,P  begrenzen  miteinander  die  Grund- 
form, der  man  das  Zeichen  /P/  geben  könnte. 

2.  Hemiprismen  und  Hemidomen: 

rechte  Hemiprismen: 
a)  ooi?'  =  (110);  b)  ool^n  oder  (ä*0)  (Ä>i;);  c)  ooP/n  oder  (ääO)  (A<ä) 

linke  Hemiprismen: 
a)  oo,P  =  (110) ;  b)  oo/P/i_oder  (hlO)  (h  >  ä)  ;  c)  oo/Ptt  oder  (AÄO)  (A  <  Je) 

z.  B.  ooij'2  =  (210);   oo/P3  =  (130)  etc. 
obere  Makrodoraen:    mP^  oder  (äOO  z.  B.:  2P'to  =  (201). 
untere  Makrodomen :  m,P^  oder  (fiOT)  z.  B. :   i,i?öö  =  (103). 
rechte  Brachydomen :  m,P*oo  oder  (OiZ)  z.  B. :  2,P'oo  =  (021). 
linke  Brachydomen :    m'^^  oder  (OJcl)  z.  B. :    ^'iJoS  ==  (013). 

3,  PinaJcoide: 

Makropinakoid  (Querfläche):  ooPöo  =  (100). 
Brachypinakoid  (Längsfläche) :  ooPäo  =  (010). 
basisches  Pinakoid  (Basis) :  OP  =  (001). 

Beispiel«    Wählt  man  in  dem  Fig.  251  als  Beispiel  einer  triklinen  Kombina- 
tion dargesteUten  ErystaU  von  Kupfervitriol  die  Kanten   T/n,  TjP  nnd  MjF  als 
Achsen  c,  &,  a,  dann  ist   T,  Mj  F  der  Reihe  nach  Quer-  und         ^^r->,»^ 
Längsfläche  und  Basis  (Fundamentalflächen).    n  ist  ein  linkes,       /x  V^^^X 
r  ein  rechtes  Hemiprisma;  v  ein  rechtes  Brachydoma;  8  ist  eine 
rechte  obere  Hemipyramide ;  tr,  g,  o  sind  rechte  untere,  und  p 
ist  eine  linke  untere  Hemipyramide.     Irgend  eine  der  Viertel- 
Pyramiden  wäre  dabei  die  Einheitsfläche.    Wäre  dagegen  wieder 
Tjn  Vertikalachse,   aber  njF  als  Makro-  und  vjr   als  Brachy- 
diagonale  genommen,  so  wäre  n  die  Quer-  und  r  die  Längs- 
fläche; F  wäre  ein  vorderes  oberes  Makrodoma,  p  die  Basis,  M  pig.  251. 
und   T  zwei  Hemiprismen  etc.,   und  so  wäre  für  jede  andere 
Achsenwahl  die  Bezeichnung  der  Flächen  eine  andere.    Die  Neigungswinkel  der 
Flächen  geben  jedesmal  die  Achsenlängen  und  -Winkel.   Die  Symbole  der  einzelnen 
Flächen,  welche  an  jedem  speziellen  Achsensystem  andere  werden,  folgen  aus  den 
Zonen,  oder  ebenfalls  aus  gemessenen  Winkeln. 


Trihlin-hemiedmohe  (asymmetrische,  hemipinalioidale,  pediale)  Klasse. 

153»  Trikline  Hemiedirie«  Hemiedrie  kommt  im  triklinen  System  an  Mine- 
ralien nach  unseren  bisherigen  Erfahrungen  nicht  vor,  wohl  aber  an  künstlichen 
Krystallen.  Jedes  Flächenpaar  zerfällt  in  zwei  Einzelflächen.  Jede  Fläche  ist  von 
allen  anderen,  auch  von  den  etwa  noch  vorhandenen  parallelen  Gegenflächen,  ver- 
schieden und  bildet  für  sich  allein  eine  einfache  Krystallform.  Da  zu  den  einzelnen 
Flächen  die  parallelen  Gegenflächen  entweder  fehlen  oder  verschieden  geworden  sind, 


Igg  PirallelverwachiDng. 

so  ist  hier  anch  das  letzte  Sjmiinetnedement,  diu  Sjminetriecentmin  yerscbwimden; 
die  Erystftlle  sind  vollkommen  asjmmetrüch. 


E.    aesetsmäTsige  Verwachsung  der  Erystalle. 

Parallel  Terwachsnng. 

154.  FarallelTerwachsnng.  Ki-ystalle  derselben  Snbstanz  findet 
man  znveilen  vollkommen  parallel  miteinander  verwacbsen,  d.  h.  so, 
daß  die  physikalisch  gleichen  Eichtungen  in  beiden  Individuen 
parallel  sind  (5).  Dann  sind  die  Achsen  des  einen  Individuums 
parallel  den  entsprechenden  Achsen  des  anderen  und  damit  auch  die 
Begrenzangselemente  des  einen  parallel  den  entjiprechenden  Begren- 
zungselementen  des  anderen  Individuums.    So  findet  man  z.  B.  häufig 

#  reguläre  Oktaeder  von  Alaun  in  der  Fig.  252  dar- 
gestellten Weise  verwachsen.  Es  entstehen  dabei 
einspringende  Winkel,  die  so  beschaffen  sind,  daS 
je  eine  Fläche  derselben  an  einem  Individuum 
parallel  einer  Fläche  am  anderen  Individuum  ist, 
also  hier  z.  B.  an  dem  einspringenden  Winkel  aJcC^ 
die  Flächen  a,  ||  a\,  a',  ||  o,  etc.  Diese  Art  der 
Parallelverwachsnng  ist  sehr  häufig  und  es  sind 
Fig.  252.  hierauf  sehr  viele  einspringende  Winkel  an  Krystall- 

individuen  zurückzuführen ;  letztere  haben  ja  sonst  lauter  ausspringende 
Winkel  (12).  Durch  solche  Parallelverwachsung  entstehen  zuweilen 
eigentttmliche  Gebilde,  wie  z.  B.  die  sog.  Scepterquarze» 
bei  welchen  auf  einem  langen  dfinnen  Quarzsäulchen  ein 
kurzer  dicker  Qaarzkrystall  aufgesetzt  ist  (Fig.  253)  etc. 
(vei^l.  auch  172). 

Nicht  selten  ist  eine  grofie  Anzahl  einzelner  kleinerer 

Individuen   parallel   verwachsen   und    diese   bilden   dann 

einen  größeren   Krystall,  der  zuweilen  eine  ganz  ander© 

Form    zeigt,    als    die     kleinen    Einzelkrjställchen ,    aus 

^'  welchen   er   aufgebaut  ist,   und  welche   auch   wohl   als 

Subindtviäuen  bezeichnet  werden.    So  findet  man  zuweilen  Oktaeder 

von  Flußspat,  welche  von  lauter  untereinander  parallelen  Würfelchen 

gebildet  sind,  deren  Ecken  alle  im  Niveau  der  Flächen  des  Oktaedere 

liegen,   so  daß  dadurch  die  Gestalt  des  letzteren,  aber  von  lauter 

Schemflächen  begrenzt,  hervorgebracht  wird  (Fig.  254).    Ebenso  findet 

man  vielfach  rhomboedrisch  oder  skalenoedrisch  begrenzte  Ealkspat- 

krystalle,  welche  aus  kleinen  Ehomboederchen,  zuweHen  von  derselben 


Zwil]ing:irerwacb8iuig.  189 

Form  wie  die  von  ihnen  gebildeten  groSen  Rbomboeder,  oder  ans 
andere  gestalteteo  SabindiTiduen  zusammengesetzt  erscheinen.  Man 
bringt  diese  Erscheinungen  in  Znsammenhang  mit  dem  allmählichen 
Wachstam  der  Eiystalle,  das  dnrch  Auflagerung  neuer  Substanz  auf 
der  Oberfläche  der  alten  vor  sich  geht,  und  nennt  sie  Wackslums- 
ersi^nungm.  Auch  bezeichnet  man  wohl  das  ganze  Gebiet  der  hier- 
her gehörigen  Erscheinungen  mit  dem  Namen  Kry^aUcteJctontk,  um  den 
Aufbau  der  Krystalle  aas  den  Snbindividaen  anzudeuten.  Die  Sub- 
individnen  sind  übrigens  nicht  immer  groß  nnd  einzeln  deutlich  er- 
kennbar und  von  den  anderen  deutlich  nnterscheidbar.  Die  durch  ihre 
Verwachsung  gebildeten  größeren  Krystalle  zeigen  häufig  eigentüm- 
liche Oberflächenerscheinimgen  (drusig,  fazettiert,  parkettiert  etc.)  (17ö). 


Fig.  254.  Fig.  266.        (Nach  Q.  Tsctiennak.)       Fig.  256. 

Häufig  kommt  es  vor,  daß  kleine  Eryställcheo,  welche  einen 
.größeren  Erystall  zusammensetzen,  nicht  vollkommen,  sondern  nur 
annähernd  parallel  (hypoparallel)  miteinander  verwachsen.  Dann  sind 
die  Flächen  der  so  gebildeten  größeren  Krystalle  nicht  eben,  sondern 
-mehr  oder  weniger  stark  gekrümmt.  Auf  diese  Weise  entstehen  x.  B. 
die  sattelförmig  gekrümmten  Flächen  der  Ehomboeder  des  Braunspats 
und  anderer  Mineralien  (Fig.  255),  femer  Gruppen,  wie  z.  B.  die  sog. 
garbenftrmigen  Krystalle  des  Desmin  (Fig.  256),  wo  von  der  Mitte 
eine  Anzahl  prismenförmiger  Krystalle  in  nahezu  paralleler  Richtung, 
aber  doch  etwas  divergierend,  nach  oben  und  unten  ausstrahlen,  so 
daß  in  der  Mitte  eine  Einschnürung  entsteht,  und  anderes  ähnliches 
mehr.  Doch  dürfen  nicht  ohne  weiteres  alle  krummen  Flächen  auf 
diese  Weise  erklärt  werden  ((116),  (134)). 

Sadebeck,  Angewandte  Erystallographie.    Berlin  1876  pag.  Iö6ff. 


ZwilllngsverwaehBnng. 

(Yergl.  Sadebeck,  Angewandte  KrystaUottraplüe.  1876.  Tscbennak,  Min.  nnd 
petr.  Hitteilnngen  II,  499.  1879.  BrSgger,  Zeitschr,  £.  Kiyst.  16.  1890.  24.  Klein, 
Über  Zwillingsverbiudnngen  nnd  Verzemuigen,  1868.  Liebiscb,  Zeitschr,  1.  Kryrt. 
2.  1677  pag.  74;  Bd.'  4.  1879  pag.  201). 


190  Zwülingsfläcbe. 

155.  Zwillinge.  Erystallindiyidaen  derselben  Sabstanz  kommen 
nicht  nur  in  paralleler,  sondern  auch  in  nichtparalleler  Stellung,  aber 
in  ganz  bestimmter,  krystallographisch  gesetzmäßiger  Weise  mitein- 
ander verwachsen  vor.  Letztere  Verwachsungen  nennt  man  ZtmUmge. 
Wenige  Fälle  ausgenommen,  besteht  die  Gesetzmäßigkeit  darin,  daß 
die  zwei  Individuen,  welche  den  Zwilling  bilden,  zu  einer  an  beiden 
in  gleicher  Weise  krystallonomisch  deflnierbaren  Ebene  symmetrisch 
(umgekehrt)  liegen.  Diese  Ebene  heißt  die  Zwillingsfläche  (Zw.  FL), 
die  Normale  derselben  die  ZmUingsachse  (Zw.  A.).  Die  Begrenzungs- 
elemente des  ersten  Individuums  auf  der  einen  Seite  der  Zwillings- 
fläche entsprechen  gleichen  Begrenzungselementen  des  zweiten  auf  der 
anderen  Seite.  Die  Zwillingsfläche  halbiert  die  Winkel  der  sich 
symmetrisch  gegenüberliegenden  Flächen  und  Kanten  und  liegt  in 
Zonen,  die  ununterbrochen  über  den  ganzen  Zwilling  hinweg  gehen, 
so  daß  dadurch  ihr  Ausdruck  sich  nicht  selten  ohne  weiteres  ergibt. 
Die  symmetrische  Lage  beider  Individuen  tritt  oft  auf  den  ersten 
Blick  hervor,  ist  aber  auch  häufig  durch  Verzerrung,  durch  die  Art 
ihrer  Ausbildung  und  Verwachsung  etc.  versteckt  und  dann  schwierig 
und  nicht  ohne  sorgfaltiges  Studium  zu  konstatieren.  Dreht  man  das 
eine  Individuum  eines  solchen  Zwillings  um  die  Zwillingsachse  um 
180^  herum,  so  wird  es  dem  anderen  Individuum  parallel,  und  um- 
gekehrt: Sind  beide  Individuen  parallel  und  dreht  man  das  eine  um 
180**  um  die  Zwillingsachse,  so  kommt  es  in  die  Zwillingsstellung 
gegen  das  andere.  In  den  verschwindend  wenigen  Fällen,  in  denen 
die  beiden  Individuen  eines  Zwillings  nicht  gegen  eine  Ebene  sym- 
metrisch liegen  (166),  wo  also  keine  Zwillingsfläche  existiert,  ist 
wenigstens  eine  Linie  vorhanden,  welche  die  angegebene  Eigenschaft 
der  Zwillingsachse  hat,  und  welche  man  daher  auch  hier  als  Zwillings- 
achse bezeichnet. 

Die  Zwillingsfläche  ist  in  den  meisten  Fällen  eine  wirklich  vor- 
handene oder  eine  mögliche  Krystallfläche  beider  Individuen  und  zwar 
ist  es  stets  in  beiden  Individuen  eine  Fläche  derselben  einfachen  Form, 
sie  ist  in  beiden  gleichnamig,  z.  B.  bei  regulären  Krystallen  vielfach 
eine  Oktaederfläche,  bei  Aragonitkrystallen  eine  Fläche  des  Vertikal- 
prismas ooP  (110)  etc.  Ist  die  Zwillingsfläche  als  Krystallfläche  aus- 
gebildet, dann  ist  sie  in  beiden  Individuen  parallel  und  daran  als 
Zwillingsfläche  meist  ohne  weiteres  leicht  erkennbar.  Ist  sie  nicht 
als  Krystallfläche  vorhanden,  so  ist  häufig  eine  eingehende  Unter- 
suchung am  Goniometer  nötig.  Als  Zwillingsfläche  kann  im  all^' 
gemeinen  jede  Fläche  eines  Krystalls  auftreten,  doch  kann  niemals  die 
Zwillingsfläche  einer  Symmetrieebene  desselben  parallel  sein.  Denn, 
wenn  zwei  Individuen  symmetrisch  zu  einer  in  beiden  gleichartigen 
Symmetrieebene  verwachsen  sind,  sind  sie  stets  parallel  und  nicht  in 


Zwillingsgesetz.  IQX 

Zwillingsstellung  gegeneinander.  Wenn  das  eine  Individuum  aus  der 
Parallelstellung  heraus  um  eine  Achse  senkiaBcht  zu  einer  Symmetrie- 
ebene um  180*^  gedreht  wird,  so  ist  es  immer  wieder  dem  anderen 
Individuum  parallel  Für  den  Fall,  daß  die  Zwillingsfläche  parallel 
mit  einer  Krystallfläche  ist,  ist  die  Zwillingsachse  meist  entweder  einer 
wirklich  vorhandenen  oder  einer  möglichen  Krystallkante  parallel  und 
zwar  wieder  derselben  Kante  in  beiden  Individuen.  Die  Richtung  der 
Zw.  A.  entspricht  aber  auch  zuweilen  keiner  möglichen  Kantenrichtung 
in  den  Einzelkrystallen.  Selten,  besonders  bei  den  Zwillingen  trikliner 
Krystalle  vorkommend,  sind  die  Fälle,  in  denen  die  Zwillingsfläche 
keiner  möglichen  Fläche  der  Individuen  parallel  ist  In  diesem  Falle 
ist  dann  entweder  die  Zwülingsachse  wie  vorhin  einer  in  beiden  Indi- 
viduen gleichartigen  Kante  parallel;  oder  auch  sie  ist  einer  Kante 
nicht  parallel,  läßt  sich  aber  kiystallonomisch  so  definieren,  daß  sie 
in  einer  beiden  Individuen  gemeinsamen  Fläche  auf  einer  ebenfalls 
beiden  gemeinsamen  Kante  derselben  Fläche  senkrecht  steht. 

Durch  die  Angabe  der  Zwillingsfläche  oder  -achse  ist  der 
Zwilling  unzweideutig  bestimmt.  Man  nennt  diese  Angabe  das 
Ztvüüngsgesetjs. 

Häufig  sind  die  beiden  Zwillingsindividuen  nach  der  Zwillings- 
fläche miteinander  verwachsen,  in  vielen  Fällen  geschieht  dies  auch 
nach  einer  anderen  Fläche.  Von  der  Zwillingsfläche  ist  also  die 
Verumhsungsfläche  zu  unterscheiden.  Sie  ist  nicht  selten  an  ein- 
springenden Winkeln  zu  erkennen.  Wenn  die  Verwachsungsfläche 
der  Zwillingsfläche  parallel  ist,  ist  das  Zwillingsgesetz  meist  leicht 
zu  erkennen,  indem  rechts  und  links  von  ihr  gleiche  Begrenzungs- 
elemente beider  Individuen  sich  unmittelbar  gegenüberliegen.  Wenn 
beide  Flächen  nicht  miteinander  übereinstimmen,  können  verschiedene 
Verhältnisse  eintreten.  Die  Verwachsungsfläche  ist  dann  oft  auf  der 
Zwillingsfläche  senkrecht;  man  muß  sich  dann  hüten,  sie  für  die  letztere 
zu  nehmen.  In  sehr  vielen  Fällen  ist  sie  aber  auch  anders  gerichtet. 
Sie  ist  dann  entweder  noch  mehr  oder  weniger  eben,  oder  kann 
auch  einen  ganz  unebenen  Verlauf  nehmen;  sie  kann  sehr  stark  ge- 
krümmt sein  und  sogar  aus  mehreren  getrennten  Teilen  bestehen. 
Bei  solch  komplizierter  Verwachsung  ist  das  Zwillingsgesetz  meist 
nicht  mehr  ohne  weiteres  erkennbar  und  es  bedaif  dann  gleichfalls 
einer  eingehenden  gonlometrischen  Untersuchung,  um  zu  flnden,  zu 
welcher  Fläche  oder  zu  welcher  Achse  die  beiden  Individuen  sym- 
metrisch liegen,  d.  h.  welches  die  Zwillingsfläche  oder  die  Zwillings- 
achse isty  mit  anderen  Worten  das  ZwiUingsgesetz  zu  bestimmen. 

Die  in  den  folgenden  Paragraphen  angeführten  Beispiele  werden 
das  Qesagte  und  noch  weitere  Verhältnisse  der  Zwillingskrystalle  er- 
läutern. 


192 


Zwillinge. 


Beispiele.  156.  Ein  einfaches  Beispiel  einer  Zwillingsbildnng 
bietet  der  in  Fig.  257  nnd  258  dargestellte  Augührystall^  bei  dem  der 
Augenschein  lehrt,  daß  er  ans  zwei  monoklinen  Individuen  von  der 
Form  der  Fig.  259  zusammengesetzt  ist,  an  welchen  T  ein  vertikales 
Prisma,  M  die  Längsfläche,  K  die  Querfläche  und  o  ein  schiefes  Prisma 
(augitartiges  Paar)  darstellen.  Die  Grenze  beider  Individuen  wird 
deutlich  markiert  durch  die  einspringenden  Kanten  der  Flächen  o 
und  Q.  Die  nähere  Untersuchung  lehrt,  daß  die  Flächen  K  {K  und  Z)  in 
beiden  Individuen  parallel  sind  und  daß  KooK  in  einer  Zone  liegen, 
da  die  Kanten  Klo  und  Kjo  den  einspringenden  Kanten  ojo  parallel 
laufen.  Somit  ist  die  beiden  Individuen  gemeinsame  Fläche,  die  Zwillings- 
fläche, zu  der  sie  beide  symmetrisch  liegen,  in  diesem  Fall  parallel 
mit  der  Querfläche  K.  Rechts  und  links  von  dieser  in  Fig.  257  auf 
M  gestrichelt  dargestellten  Fläche  ist  alles,  Flächen,  Kanten  und 
Ecken,  in  beiden  Individuen  gleich.  Das  Zwillingsgesetz  würde  also 
hier  lauten:  „Zwillingsfläche  ist  die  Querfläche  Jl^,  oder  man  sagt 
auch:   „Beide  Individuen  haben  die  Querfläche  K  gemein  und  liegen 


Fig.  258. 


Fig.  269. 


Fig.  260. 


umgekehrt  (d.  h.  zu  Z^  symmetrisch)".    Die  Zwillingsfläche  ist  hier 
auch  zugleich  die  Verwachsungsfläche. 

Man  kann  nun  auch  mit  Hilfe  der  auf  der  Zwillingsfläche  senk- 
rechten Zwillingsachse  zu  einer  klaren  Vorstellung  über  die  gegen- 
seitige Lage  der  Individuen  im  Zwilling  gelangen  und  das  Zwillings- 
gesetz auch  mit  Hilfe  dieser  Achse  angeben.  Denkt  man  sich  nämlich 
beide  Individuen  dieses  Zwillings  erst  in  vollkommen  paralleler  Stellung 
nebeneinander  liegend,  so  daß  sie  sich  in  der  Fläche  iT,  welche 
Zwillingsfläche  sein  soll,  berühren  (Fig.  260),  so  kann  man  sich  offen- 
bar den  Zwilling  dadurch  entstanden  denken,  daß  man  das  eine  Indi- 
viduum (mit  den  unterstrichenen  Flächenbuchstaben)  um  eine  Achse 
senkrecht  zu  f  um  180^  herumdreht.  Berührten  sich  vor  der  Drehung 
beide  Individuen  nach  der  Fläche  K^  so  ist  dies  auch  nachher  noch 
der  Fall ;  und  wie  vorher,  so  werden  sich  hier  auch  nachher  die  Um- 
risse von  K  in  beiden  Individuen  vollkommen  decken.  Statt  der  nach 
oben  links  liegenden  stumpfen  Ecke  wird  aber  durch  die  Drehung  die 
scharfe  von  unten  nach  oben  gebracht  werden  etc.,  und  es  entsteht 
die  in  Fig.  258  dargestellte  Verwachsung.  Diese  unterscheidet  sich 
offenbar  in  keinem  wesentlichen  Punkt  von  dem  in  Fig.  257  dar- 


Zwillinge.  193 

gestellten  Zwilling.  Die  einzige  Abweichung  ist  nur  die,  daß  im 
einen  Fall  (Fig.  258)  die  beiden  Individuen  ganz  vollständig  vorhanden 
sind,  während  im  anderen  Fall  (Fig.  257)  nur  Stücke  derselben  den 
Zwilling  bilden.  Es  ist  aber  eine  sehr  häufig  vorkommende  Erschei- 
nung, daß  an  einem  Zwilling  die  beiden  Individuen  in  der  Richtung 
der  ZwilliDgsachse  stark  verkürzt  erscheinen,  so  daß  man  besser  die 
in  der  Natur  tatsächlich  beobachtete  Form  des  Zwillings  erhält,  wenn 
man  ein  Individuum  durch  eine  Schnittfläche  parallel  mit  der  Zwillings- 
fläche (senkrecht  zur  Zwillingsachse)  halbiert  und  die  eine  Hälfte,  die 
nun  wie  die  andere  für  sich  ein  Individuum  darstellt,  gegen  die  andere 
um  180®  verdreht.  Mit  Hilfe  der  Zwillingsachse  wird  das  Zwillings- 
gesetz so  ausgesprochen:  „Zwillingsachse  senkrecht  zu  K^^  wobei  die 
Drehung  um  180®  selbstverständlich  ist,  oder :  „beide  Individuen  haben 
K  gemein  und  sind  in  K  (um  eine  Achse  senkrecht  zu  K)  um  180® 
verdreht".  Wegen  dieser  Drehung  um  einen  halben  Kreisumfang 
heißen  solche  Zwillinge  auch  wohl  Hemitropieen. 

Selbstverständlich  ist  die  Idee  der  Drehung  des  einen  Individuums  nur  eine 
geometrische  Abstraktion,  um  sich  die  gegenseitige  Lage  der  beiden  Individuen  im 
Zwilling  klar  zu  machen.  An  eine  Entstehung  der  Zwillinge  in  der  Natur  auf  diese 
Weise  wird  wohl  niemand  denken. 

Im  vorliegenden  Beispiel  war  die  Zwillingsfläche  eine  tatsächlich 
vorhandene  ErystaUfläche,  dagegen  ist  die  Zwillingsachse,  also  die 
Normale  zur  Querfläche,  wie  die  spezielle  Betrachtung  der  mono- 
klinen  Erystalle  zeigt,  keiner  krystaUographisch  möglichen  Kante  der 
Individuen  parallel. 

157.  Betrachten  wir  jetzt  den  in  Fig.  261  dargestellten  Krystall, 
der  z.  B.  bei  dem  regulären  Sodalüh  vorkommt,  so  flnden  wir,  daß 
derselbe  von  sechs  in  einer  Zone  liegenden  Trapezen 
mit  abwechselnd  langen  und  kurzen  Parallelkanten 
und  aus  je  drei  beiderseits  auf  die  kurzen  Trapez- 
kanten aufgesetzten  Bhomben  begrenzt  ist,  welch 
letztere  sich  aber  nicht  parallel  gegenüberliegen, 
wie  das  die  Trapeze  tun.  Sowohl  die  trapez-  als  die 
rhombenformigen  Flächen  schneiden  sich  unter  120^ 
Hier  sieht  man  nun  keine  einspringenden  Winkel,  ^^'  ^^^• 

aber  ebenso  wie  diese  vorher,  deutet  hier  der  Mangel  an  gegenseitiger 
Parallelität  bei  den  Bhombenflächen  auf  Zwillingsbildung  hin.  Man 
sieht  in  der  Tat  leicht,  daß  sich  dieser  Krystall  nach  einer  strich- 
punktiert angegebenen,  auf  den  Parallelkanten  der  Trapeze  senk- 
rechten Ebene  in  zwei  symmetrische  Hälften  teilen  läßt,  deren  jede  in 
iI^*en  wesentlichen  Beziehungen,  in  den  Winkeln  etc.  einem  halben 
Granatoeder  entspricht.  Jene  Ebene  ist  also  hier  Zwillingsfläche.  Weil 
sie  auf  den  sechs  parallelen  Kanten  der  beiden  granatoedrischen  Einzel- 

Baner,  Mineralogie.  ^^ 


1Ö4  ZwiUiBge. 

iadividueu  senkrecht  steht,  muß  sie  offenbar,  parallel  mit  sich  selbst 
verschoben,  die  rechts  und  links  liegenden  dreikantigen  Ecken  gerade 
abstumpfen,  wie  die  punktierten  Dreiecke  andeuten;  sie  ist  also  in 
beiden  Granatoedern  eine  Oktaederfläche.  Die  Zwillingsachse  ist  hiei- 
parallel  mit  den  sechs  parallelen  Kanten  der  Trapeze,  d.  h.  parallel 
mit  den  Granatoederkanten.  Dreht  man  die  eine  Hälfte  des  Krystalls 
um  180^  um  eine  solche  Achse,  so  erhält  man  ein  vollständig  regel- 
rechtes Granatoeder.  Aus  einem  solchen  kann  man  sich  umgekehrt 
den  Zwilling  entstanden  denken,  wenn  man  das  Granatoeder  senk- 
recht zu  sechs  parallelen  Kanten  halbiert  und  die  beiden  Hälften 
gegeneinander  um  180®  in  der  Halbierungsebene  (d.  h.  um  eine  jener 
sechs  Kanten  als  Achse)  verdreht.  Hier  ist  die  Zwülingsfläche  zwar 
auch  eine  Krystallfläche,  aber  nur  eine  mögliche,  nicht  eine  wirklich 
vorhandene  Ebenso  ist  aber  auch  gleichzeitig  die  Zwillingsachse 
eine  Kante  und  zwar  eine  tatsächlich  existierende,  in  beiden  Individuen 
gleichnamige,  eine  Grauatoederkante.  Auch  diese  Granatoederzwillinge 
sind  häufig  stark  v^kürzt,  nicht  selten  so  stark,  daß  von  den  sechs 
Fläche  senkrecht  zu  der  Zwillingsfläche  nichts  oder  fast  nichts  mehr 
übrig  ist  und  der  Zwilling  aus  einer,  über  einer  gemeinsamen,  gleichseitig 
dreieckigen  Basis  errichtetenDoppelpyramide  besteht  (z..B.  beimDiamant). 

158.  Ein  Beispiel  eines  Zwillings,  bei  dem  zwax  die  Zwillingsachse, 
aber  nicht  die  Zwillingsfläche  krystallonomisch  möglich  ist,  liefert  der 
trikline  Feldspat  (Albit  oder  Anorthit)  (Fig.  262).  Zwei  Krystalle» 
gebildet  von  den  vertikalen  Prismenflächen  T  und  ?,  der  Basis  P  und 
der  Längsfläche  M  und  zuweilen  auch  der  hier  nur  gestrichelt  an- 
gedeuteten Qu€a:*fläche  K,  sind  mit  d^  Basis  P  so  verwachsen,,  daii  T 


Fig.  268.  Fig.  268. 

und  l  einspringende  Winkel  machen  und  da£  die  Kanten  PjK  und 
PjK  beid^  Individuen  parallel  sind.  Die  Kanten  PIM  und  PfM  fallen 
daj^:  nicht  aiifeinander,  sondern  schneiden  sich  rechts  und  links  unter 
sehr  spiten,  Winkeln ;  M  und  M  machen  sehr  stumpfe  einerseits  aus-, 
anA^rseitQ.  einsprinkgende  Winkel.  Daß  P  hier  nicht  Symmetrieebene^ 
ist^  si^ht.  man^  so&rt,  die  Anordnung  beider  Individuen  symmetrisch 
ZU:  einßF  Bben^  tritt  dagegen  hervor,  wenn  man:  das  obere  Individuum 
pai^lel  mit.  sich  so  neben  das  untere,  verschiebt,  daß^  in  der  neuen 
Lage  die  Fl$cheo  P  und  P  zusammenfallen  und .  die  Kanten  JE/P  und 
KfP  paralW  sißd  (Fig.  26S^. 


Zwillinge. 


195 


Man  kann  dann  eine  mit  KjP  und  KjP  parallele  Linie  bbb^b^  un- 
unterbrochen über  P  und  P  hinziehen,  und  die  Anordnung  der  stumpfen 
und  spitzen  Winkel  der  Flächen  an  beiden  Individuen  in  Verbindung 
mit  der  Flächenverteilung  selbst  zeigt,  daß  in  dieser  Lage  beide 
Individuen  symmetrisch  sind  zu  einer  Ebene,  die  senkrecht  zu  bb^ 
(Kante  PIK)  den  schmalen  keilförmigen  Raum  zwischen  ihnen  halbiert, 
welcher  der  Kreuzung  der  Kanten  PjM  und  PIM  bei  der  ursprfing'- 
lichen,  in  Fig.  262  dargestellten  Lage  entspricht.  Diese  Halbierungs- 
ebene ist  also  hier  Zwillingsfläche.  Sie  ist  keine  krystallonomisch 
mögliche  Fläche,  dagegen  ist  die  Zwillingsachse  66*,  wie  erwähnt,  der 
Kante  PjK  in  beiden  Individuen  parallel,  also  eine  mögliche  (oder 
faktisch  vorhandene)  Kante  derselben.  Dreht  man  das  eine  Indi- 
viduum um  die  Zwillingsachse  66*  um  180®  herum,  so  wird  es  dem 
anderen  vollkommen  parallel.  Hier  hat  man  auch  zugleich  ein  Bei- 
spiel daffir,  daß  die  beiden  Individuen  nicht  mit  der  Zwillingsfläche, 
sondern  mit  einer  auf  dieser  senkrechten  Fläche  miteinander  ver- 
wachsen sind. 

Zwillinge,  bei  denen  sowoU  Zwillingsebene,  als  Zv^ingsacbse  keine  krystallo- 
nomiscb  mOglicben  Flächen  resp.  Kanten  sind,  sind  zu  selten,  als  daß  hier  ein  Bei- 
spiel daf&r  elrforderlich  wäre.    Sie  finden  sich  n.  a.  gleichfaUs  beim  triklinen  AnortMt. 

15Ö.  Übrigens  lassen  sich  viele  Zwillinge  auf  mehr  als  nur  eine 
einzige  Weise  erklären,  d.  h.  es  laßt  sich  auf  mehrfache  Weise  die 
Art  der  Verbindung  der  Individuen  krystallographisch  definieren; 
das  Zwillingsgesetz  kann  in  verschiedener  Fassung  ausgesprochen 
werden.  So  findet  man  sehr  häufig  einen  Zwilling  des  moÄoklinen 
OrihöklaSj  den  sog.  Karlsbader  Zwilling,  in  dem  zwei  Individuen,  be- 
grenzt von  den  Prismenflächen  T,  der  Längsfläche  M  und  der  vorderlen 
und  hinteren  Schiefendfläche  P  und  y,  in  der  Fig.  264  und  265  an- 
gegebenen Weise  vereinigt  sind.  Beide 
Individuen  sind  zwar  nach  der  Fläche 
JfcT verwachsen,  diese  ist  al)er  nicht  Zwil- 
lingsfläche, zu  der  beide  Individuen 
symmetrisch  liegen,  und  kann  auch  gar 
nicht  Zwillingsfläche  sein  (155),  da  sie 
in  beiden  Individuen  Symmetrieeberie  ist. 
Z'willingsfläche  ist  die  auf  M  senkrechte, 
hier  nicht  gezeichnete  Querfläche  Jt,  welche  die  stumpfe  Kante  T/T  jedes 
einzelnen  Individuums  und  ebenso  die  Kante  T/ T  des  Zwillings  gerade 
abstumpfen  Würdö.  Die  Vei-^achsungSfläche  M  ist  also  hier  glfeich&lls 
attf  der  ZwiMingsfläche  senkrecht'  (Fig.  264),  oder  sie  hat,  wie  in 
Fig.  265,  wo  die  beiden  Individuen  etwas"  ineinander  hineingewachsen 
sind,  einerf  uaregeKnäßigen,  jedoch  M  naheliegendeti  Verlauf  Die" 
Normale  zu  K  (d;  hv  eine  in  M  atrf'  der  Kante  \2li/jP  senkrechte;  ate'^ 

13* 


Fig:  264. 


Fig.  265. 


196  Zwillingsgrenze. 

Erystallkante  unmögliche  Linie)  ist  die  Zwillingsachse.  Wenn  man 
das  eine  Individuum  um  diese  Achse  um  180^  herumdreht,  so  werden 
beide  Individuen  parallel,  und  umgekehrt,  wenn  man  eines  aus  der 
ParaUelstellung  beider  ebenso  herausdreht,  so  entsteht  der  Zwilling. 
Derselbe  entsteht  aber  ganz  ebenso,  wenn  man  das  eine  Individuum 
aus  der  Parallelstellung  heraus  um  180®  um  die  Kante  MjT  dreht. 
Letztere  ist  dann  Zwillingsachse;  sie  ist  auf  der  anderen  Zwillings- 
achse senkrecht.  Eine  zu  ihr  senkrechte  Ebene,  welche  übrigens 
krystallonomisch  unmöglich  ist,  wäre  Zwillingsfläche;  auch  zu  ihr 
liegen  beide  Individuen  symmetrisch.  Diese  zweite  Zwillingsfläche  ist 
auf  der  ersterwähnten  K  senkrecht.  Während  bei  der  obigen  Deutung 
die  Zwillingsfläche  eine  mögliche  Erystallfläche  K,  die  Achse  dagegen 
eine  krystallonomisch  unmögliche,  jedoch  in  der  angegebenen  Weise 
definierbare  Richtung  war,  ist  es  hier  umgekehrt:  die  Zwillingsachse 
ist  eine  Eantenrichtung,  die  Zwillingsfläche  ist  als  Erystallfläche  un- 
möglich. Auch  den  oben  betrachteten  Augitzwilling  (Fig.  257)  kann 
man  ganz  genau  in  derselben  Weise  wie  hier  nach  dem  Gesetze  er- 
klären: Zwillingsachse  die  Vertikalkante  MjT  oder  TjK 

160.  Zwillingsgrenze.  Die  Verwachsungsfläche  beider  Zwülings- 
individuen  und  der  Verlauf  dieser  Fläche  auf  der  äußeren  Begrenzung 
des  Zwillingskrystalls,  die  sog.  Zwillingsgrenze  oder  Ztoülingsnakt,  ist 
an  den  Zwillingskrystallen  manchmal  auf  den  ersten  Blick  zu  er- 
kennen, manchmal  liegt  sie  auch  mehr  versteckt.  Ersteres  ist  nament- 
lich dann  der  Fall,  wenn  die  Flächen  der  beiden  Individuen  an  der 
Grenze  einspringende  Winkel  bilden,  wie  z.  B.  bei  dem  oben  be- 
schriebenen Augitzwilling  und  bei  dem  häufig  vorkommenden 
Zwilling  zweier  regulärer  Oktaeder  des  Spinells  und  anderer  Mine- 
ralien nach  der  Oktaederfläche  (Fig.  266),  welche  hier  gleichzeitig 
Verwachsungsfläche  und  Zwillingsebene  ist,  etc.  Es  ist  dasselbe  Ge- 
j<  setz  wie  in  Fig.  261:  Zwillingsfläche  die  Oktaeder- 

y7    \v         fläche.    Der  Unterschied  liegt  allein  in  der  Begrenzung 
y/y      ,//^^  der  Individuen,   die  dort  eine  dodekaedrische,   hier 
H'""~'/y     //    ^^^  oktaedrische  ist.    Ein  Zwilling  dieser  letzteren 
O.^  //^\  //     Art  (Fig.  266),  bei   dem   zwei   Oktaeder  mit   einer 
^vf  \  V  Oktaederfläche  als  Zwillingsfläche   verwachsen  sind, 

^^  heißt  nach  dem  Vorkommen  am  Spinell  Spindhwilling, 

Fig.  266.        g^y^jj  Yfenn  er  an  einem  anderen  Mineral  auftritt. 

Die  einspringenden  Winkel  an  Zwillingen  unterscheiden  sich  von 
den  einspringenden  Winkeln  parallel  verwachsener  Individuen  (154) 
wesentlich  dadurch,  daß  bei  letzteren  immer  eine  Fläche  rechts  von 
der  einspringenden  Kante  einer  solchen  links  parallel  ist  (Fig.  252); 
bei  Zwillingen  flndet  dies  nicht  statt.    Solche  einspringenden  Winkel 


Verwachsnngsfläche.  197 

fehlen,  wie  wir  schon  (157)  nnd  Fig.  261  gesehen  haben,  häufig  ganz. 
Dann  gibt  zuweilen  die  sog.  federartige  Streifung  (Fiederstreifung) 
den  Verlauf  der  Grenze  an.  Geht  nämlich  die  Zwillingsgrenze  über  eine 
beide  Individuen  des  Zwillings  in  ununterbrochener  Fortsetzung  be- 
grenzende Fläche  am  Zwillingskrystall  hin,  so  ist  nicht  selten  eine 
etwaige  Streifung  dieser  Fläche  rechts  und  links  von  der  Grenze 
schief,  aber  beiderseits  symmetrisch  zu  derselben  gestellt 
(Fig.  267.  Harmotom).  Ähnliche  federartige  Streifung  kommt 
indessen  manchmal  auch  bei  einfachen  Erystallen  (Chabasit, 
Glimmer  etc.)  vor.  Statt  ihrer  deuten  zuweilen  abwechselnd 
matte  und  glänzende  Partien  derselben  Fläche  die  Zwillings- 
bildung an  (166);  öfters  ist  auch  die  über  beiden  Indivi- 
duen gemeinsame  Flächen  hinlaufende  Zwillingsgi'enze  j.^^^~^7 
etwas  eingekerbt.  Bei  manchen  Zwillingen  ist  ein  solches 
äußeres  Zeichen  für  die  Erkennung  der  Zwillingsfläche  überhaupt 
nicht  mehr  vorhanden,  wie  z.  B.  bei  dem  oben  beschriebenen 
Granatoederzwilling  (Fig.  261),  wo  nur  noch  der  Mangel  paralleler 
Gegenflächen  an  beiden  Enden  des  Krystalls  auf  Zwülingsbildung 
hindeutet,  ihn  aber  nicht  mit  Sicherheit  beweist,  da  auch  durch 
Hemiedrie  etc.  geneigtflächige  Krystalle  entstehen.  In  derartigen 
Fällen  ist  es  überhaupt  oft  schwierig,  und  es  ist  die  genaueste  Unter- 
suchung erforderlich,  um  zu  erkennen,  ob  man  es  mit  einem  Zwilling 
oder  einem  einfachen  Krystall  zu  tun  hat.  Dann  sind  die  Blätter- 
brüche oft  wichtig,  die  bei  einem  Zwilling  nicht  mehr  alle  ununter- 
brochen durch  den  ganzen  Erystall  hindurch  gehen,  sondern  an  der 
Zwillingsgrenze  mitten  im  Krystall  plötzlich  aufhören  und  jenseits 
derselben  in  anderer  Richtung  weiterlaufen,  entsprechend  der  Spal- 
tungsrichtung im  zweiten  Individuum,  wie  beim  Sodalith,  Feldspat, 
Kalkspat  (5).  Bei  nicht  regulären  Krystallen  f Qhrt  die  Untersuchung 
im  polarisierten  Licht  oft  leicht  zum  Ziel  (256). 

161.  Terwaehsungsfläclie.  DieZusammensetzungs-(yerwachsungs-) 
fläche  ist,  wie  wir  gesehen  haben,  häufig  eine  ganz  ebene  Fläche. 
Sie  ist  entweder  parallel  mit  der  Zwillingsebene  (Spinellzwilling, 
Fig.  266,  Augitzwilling,  Fig.  257)  oder  senkrecht  darauf  (Fig.  262 
und  264).  Ist  die  Verwachsungsfläche  eben,  so  ist  die  Zwillingsgrenze 
eine  aus  einzelnen  geradlinigen  Stücken  zusammengesetzte  ebene  poly- 
gonale Figur  (Fig.  266).  Ist  die  Zusammensetzungsfläche  etwas  wellig 
gekrümmt,  so  ist  die  Grenze  ebenfalls  wellig  hin-  und  hergebogen, 
wie  z.  B.  häufig  bei  den  Karlsbader  Zwillingen  des  Orthoklases 
Fig.  268,  die  sich  von  den  in  Fig.  264  abgebildeten  nur  dadurch 
unterscheiden,  daß  statt  der  hinteren  Schiefendflächen  y  die  etwas 
weniger  steilen  Flächen  x  vorhanden  sind.  Weicht  die  Verwachsungs- 
fläche noch  stärker  von  der  Ebene  ab,  so  wird  die  Grenze  ziemlich 


198 


JDxtapoBition.    Penetration. 


.kompliziert,  so  dafi  die  beidea  Individaea  z.  T.  förmlich  einander 
durchdringen,  indem  Torsprilnge  des  einen  Individnams  in  Yer- 
tiefungen  des  anderen  eingreifen,  vie 
dies  bei  vielen  nach  demselben  Giesetz 
gebildeten  Orthoklaskrystallen  (Fig. 
265)  oder  dem  Zwilling  von  Flußspat- 
Würfeln  (Fig.  269)  mit  der  Oktaeder- 
fiäcbe  als  Zwillingsääcbe  der  Fall  ist. 
Diese  stecken  so  ineinander,  daß  die 
Flg.  268.  Fig.  269.        Ecken  des  einen  Individuums  ans  den 

Flächen  des  anderen  naseni^rmig  hervorrageD. 

162.  Juxtapositlon  und  Penetration.  Häufig  hOrt  ein  Indivi- 
duum nicht  an  der  Verwachsnngsfläche  auf,  in  der  es  sich  mit  dem 
anderen  Individuum  berührt,  sondern  beide  wachsen  darüber  hinaus 
fort  und  durchkreuzen  sich  vollständig,  so  daß  zwei  sich  unter  irgend 
einem  Winkel  durchschneidende  ebene  oder  auch  häufig  komplizierte 
krnmme  Verwachsnngsflächen  entstehen.  Dies  zeigt  z.  B.  der  Stauro- 
lithkrystall  (Fig.  270).     Solche  Zwillinge  werden  als  Durchkreueungs- 

oder  PenetraiiORSetcillinge  von  den  Berührungs-  oder 
JttxtapositionsgwnlHngen  unterschieden,  an  denen  sich  die 
,  Individuen  nach  einer  Fläche  mehr  oder  weniger  innig 
I  berühren.  Zu  den  Penetrationszwillingen  gehört  u.  a. 
f  auch  der  Flußapatzwilling  (Fig.  269),  während  der  Ortho- 
klaszwilling (Fig.  268),  der  Spinellzwilling  (Fig.  266) 
and  der  Augitzwilling  (Fig.  257)  Justapositionszwillinge 
^«-  ^-  sind. 
Zwei  Individuen  derselben  Substanz  können  nach  demselben 
Zwillingsgesetz  bald  Juztapositions-,  bald  Penetrationszwillinge  bilden. 
So  ist  z.  B.  der  Quarzzwilling  Fig.  275  und  der  lilg.  276  demselben 
Gesetz  unterworfen,  aber  der  eine  ist  durch  Juztaposition,  der  andere 
dnrch  Penetration  entstanden. 

163.  ZwiUlnge  hemiedrischer  Kristalle.  Bei  hemiedrischen 
Eiystallen  werden   die  Verhältnisse  der  Zwillingsblldung  oft  etwas 

modifiziert.  So  gilt  zuweilen  bei  derartigen  Zwil- 
lingMi  die  Symmetrie  nach  der  Zw.  Fl.  nur  noch  in 
Bezug  auf  die  Form  der  Zwillinge,  nicht  mehr  in 
Bezug  auf  die  physikalische  BeschafTenbeit  der 
Flächen.  Bei  der  der  tetraedrisch  -  hemiedrischen 
Klasse  des  regulären  Systems  uigeh&rigen  ZinJAlende 
kommen  Zwillinge  vor  (Fig.  271),  welche  ganz  ebenso 
Fig.  271.  gestaltet  sind  wie  die   Spinellzwillinge   (Fig.  266). 

Während  aber  bei  den  Spinellzwillingen  in  der  ZwiJiiugsgreaze  an  allen 


Zwillinge  hemiedriBcher  Kryat&lle.  \gQ 

Kanten  zwei  gleiohe  Flachen  znsammenstoflen,  treffen  eich  beim  Blende^ 
Zwilling,  dessen  IndiTiduen  eine  Kombination  beider  koiTelaten  Tetraeder 
darstellen,  zwei  infolge  der  Hemiedrie  verschieden  gewordene  PlScfaen. 

M.  a.  W.  die  Flächen  des  einen  Tetraeders  +  ■=■  am  einen  Individnnm 

etofien  in  der  ZwUling^renze  überall  aof  Flächen  des  Gegentetraeders 

—  -a-Ava.  anderen  nnd  umgekehrt,  wie  die  Schrafflerang  und  Signierung 

in  Figor  271  zeigt. 

164.  ZwUlbige  mit  pwallcAen  Aehs«».  Bei  sämtlichen  bisher 
betrachtete  Zwillingen  waren  die  Achsen  beider  Individuen  ver- 
si^ieden  gerichtet  und  lagen  zur  Zwillingsfläche  in  derselben  W^e 
eiouider  symmetrisch  gegenüber,  wie  die  äuflere  Begrenzung  der  Indi- 
viduen (Zwillinge  mit  gmeifften  Achsen).  Eemiedrische  Krjstalle  (and 
teilflächige  überhaupt)  bilden  abu*  zuweilen  eigentümli^e  Zwillinge, 
hei  welchen  die  beiden  Individuen  mit  paraiiden  Achsen  vereinigt 
sind.  Ein  derartiger  Zwilling  ist  Fig.  272  dargestellt,  wo  zwei  ßhom- 
boeder  von  K(äk3pat  in  dieser  Weise  zwillingsartig  aneinander  liegen. 
Die  Basis  ist  hier  ZwUlings-  und  Terwacbsnngsfiäche  zugleich. 
Zwillinge  mit  parallelen  Achsen  bilden  u.  a.  auch  hemimorpbe 
Erystalle,  wie  z.  B.  das  Kieaelsinkerg  (Fig.  645).  Bei  rollflächigen 
Formen  kann  selbstverständlich  eine  Zwillingsbildnng  mit  parallelen 
Achsen  nicht  vorkommen;  parallele  Achsen  bedingen  bei  ihnen  einoi 
vollkommenen  Parallelismus  auch  der  äußeren  Begrenzung. 

165.  E^iunrngszwininge.  Zwei  gleiche  hemiedrische  Krystalle 
wachsen  in  Zwillingsstellnng  mit  parallelen  Achsen  nicht  immer  in 
der  Weise  aneinander,  wie  es  Fig.  272  zeigt  Häufig  dorchdringen  sie 
sieh  in  dieser  gegenseitigen  Stellung  vollständig  und  bilden  Fene- 


Fig.  272.  ng.  273.  tig.  274. 


trationszwillinge,  bei  denen  die  Ek^eo  des  einen  Individunms  nasen- 
f&rmig  ans  den  Flftchen  des  anderen  herausragen,  wie  dies  iü  Fig.  273 
ftr  zwei  Tetraeder  und  Fig.  274  für  zwei  Pyritoeder  gezeichnet  Ist. 
Man  kann  auch  hier  den  Zwilling  durch  Drehnng  um  eine  Achse  oder 
durch  Angabe  der  ZwÜiingsfl&che  erklären,  gegen  welche  beide  lödi- 


200 


Erg;fliuniig8z  willing^e . 


Tidnen  der  GestAlt  nach  synuDetriscli  liefen.  Zweckmäßiger  und  au- 
schalllicher  scheint  ea  aber,  hier  zu  sagen:  beide  Individnen  haben 
alle  Äcbsenrichtnngen  gemein,  aber  die  Raamabschnitte  mit  den  sich 
ansdetmeoden  Flächen  des  einen  Individnnrns  liegen  so  wie  die  ßaum- 
abschnitte  mit  den  verschwundenen  Flächen  des  anderen;  die  durch 
die  Hemiedrie  angleich  gewordenen  Oktanten  beider  Individuen  haben 
die  gleiche  Lage.  Bei  genauerer  Betrachtung  sieht  man,  daß  durch 
eine  solche  Zwillingsbildung  diejenigen  Symmetrieebenen  am  Zwilling 
wiederhergestellt  werden,  welche  bei  der  Hemiedrie  in  jedem  einzelnen 
Individuum  verschwunden  sind.  Denkt  man  sich  die  auf  den  einzelnen 
Flächen  aufsitzenden  naseoartigen  Hervorrf^ngen  weg,  so  erhält  man 
die  entsprechenden  vollflächigen  £Crper,  deren  Kanten  mit  den  ein- 
springenden Kanten  dieser  Zwillinge  zusammenfallen.  Die  beiden 
hemiedrischen  Formen  ergänzen  sich  also  in  diesen  Zwillingen  gewisser- 
maßen zn  der  zngehürigen  vollflächigen  Gestalt:  die  beiden  Tetraeder 
znm  Oktaeder  (Fig.  273),  die  beiden  Pyritoeder  zum  PyramidenwOrfel 
(Fig.  274).  Zwillinge  dieser  Art  werden  daher  anch  Ergäruungs- 
etoiUinge  genannt. 


160.  Zwillinge  eaantlomorpfaer  Krystalle.  Zwillinge  mit  pa- 
rallelen Achsen  liefert  uns  u.  a.  auch  der  der  trapezoedrischen  Te- 
tartoedrie  des  hexagonalen  Systems  zagehörige  Quare.  Aus  ihnen  sind 
gleichzeitig  die  aUgemeinen  Verhältnisse  der  Zwillinge  enantiomorpher 
Krystalle  mit  parallelen  Achsen  zu  erkennen.  In  Fig.  275  sind  zwei 
von  dem  Prisma  r,  dem  größeren  (und  meist  glänzenden)  Rhomboeder 
P  und  dem  kleineren  (und  meist  mat- 
ten) Gegeorhomboeder  s  begrenzte 
Individaen  so  nach  einer  Fläche  r 
verwachsen,  daß  die  Prismenkanten 
r/r  resp.  rjr  in  beiden  parallel  sind 
und  daß  die  Flächen  n  des  einen 
Individuums  den  Flächen  P  des 
anderen  der  Lage  nach  entsprechen 
nnd  umgekehrt.  In  beiden  Indivi- 
duen haben  dann  die  Achsen  die- 
Die  Individuen  sind  aber  nicht  parallel,  sondern  in 


Fig.  275. 


Fig.  276. 


selbe  Bichtung. 

ZwUlingsstellung  und  zwar  in  der  Weise,  daß  das  eine  um  eine  Achse 
senkrecht  zu  einer  Prismenfläche  r  um  180°  gegen  das  andere  ver- 
dreht erscheint  So  lange  an  den  Krystallen  nur  die  genannten 
Flächen  ausgebildet  sind,  haben  sie  die  Symmetrie  der  rhomboedrischen 
Hemiedrie.  Sie  liegen  symmetrisch  zn  der  gemeinsamen  Fläche  r,  die 
hier  Zwillingsfläche  ist  Dies  zeigt  auch  die  Fig.  277,  I  und  I^  wo 
zwei  solche  Qnarzkrystalle  in  dieser  ZwUlingsstellung  mit  vertikal 


Zwillinge  enantioiDorpher  Erystalle.  201 

stehender  Hauptachse  abgebildet  sind  (die  Flächen  s  sind  vorläufig 
wegzudenken). 

Zu  den  Flächen  P,  /s  und  r  treten  nun  aber  nicht  selten  noch 
die  Ehombenflächen  s  und  ebenso  Trapezflächen  x  ((129),  Fig.  194),  die 
in  den  einfachen  Individuen  auf  die  abwechselnden  Prismenkanten 
oben  und  unten  aufgesetzt  sind  und  an  den  zwischenliegenden 
fehlen  und  die  den  speziell  tetartoedrischen  enantiomorphen  Formen, 
Trigonoedern  und  Trapezoedem,  angehören.  An  den  beiden  in  Zwillings- 
stellung befindlichen  Quarzkrystallen  Fig.  277  I  und  II  sind  die 
Shomben-  (Trigonoeder-)  flächen  s  ausgebildet,  durch  welche  sie  einen 
ausgesprochen  tetartoedrischen  Charakter  erhalten  haben. 

Gleichzeitig  hat  aber  auch  die  Symmetrie  nach  einer  Fläche  r 
aufgehört;  r  ist  nicht  mehr  Zwillingsfläche,  aber  eine  Gerade  senk- 
recht zu  r  ist  immer  noch  Zwillingsachse.  Durch  Drehung  um  eine 
solche  um  180^  kann  ein  Individuum  aus  der  Parallelstellung  heraus 
in  die  Zwillingsstellung  gebracht  werden.  Man  kann  dieselbe  gegen* 
seitige  Stellung  beider  Individuen  auch  durch  Drehung  um  180**  um 
die  Hauptachse  c  erhalten,  so  daß  also  auch  c  als  Zwillingsachse  an- 
gesehen werden  kann.  Aber  die  darauf  senkrechte  Fläche,  die  der 
Basis  entsprechen  wiirde,  ist  gleichfalls  keine  Zwillingsfläche ;  auch  zu 
ihr  liegen  die  beiden  Individuen  im  Zwillinge  nicht  symmetrisch.  Es 
gibt  nach  dem  Auftreten  der  enantimorphen  Formen  überhaupt  keine 
Ebene  mehr,  zu  der  dies  der  Fall  wäre.  Ganz  allgemein  ist  bei  jeder 
derartigen  Zwillingsverwachsung  von  gleichartigen  enantiomorphen 
Formen  (also  von  zwei  rechten  oder  zwei  linken  Individuen)  mit 
parallelen  Achsen  wohl  eine  Zwillingsachse  vorhanden,  um  die  das 
eine  Individuum  in  die  Zwillingsstellung  gedreht  werden  kann.  Es 
ist  aber  keine  Zwillingsfläche  denkbar,  zu  der  beide  Individuen  des 
Zwillings  symmetrisch  liegen. 

Derselbe  ZwiUing  kann  aber  noch  in  anderer  Weise  auftreten,  so  daß  er  von 
einem  einfachen  QnarzkrystaU  sich  auf  den  ersten  Blick  gar  nicht  unterscheiden  läßt 
(Fig.  276).  Hier  treten  außer  den  Flächen  r,  P  und  z  noch  die  Bhombenflächen  8 
und  die  Trapezflächen  x  auf.  Bei  genauerer  Betrachtung  sieht  man  an  einem 
solchen  Zwilling,  daß  die  abwechselnden  Bhomboederflächeu  P  und  z  nicht  gleich- 
mäßig matt  und  glänzend  sind,  sondern  daß  auf  derselben  Fläche  matte  und  glänzende 
SteUen  miteinander  in  scharfer  Umgrenzung  abwechseln.  Dabei  stoßen  in  den  End- 
kanten ausnahmslos  glänzende  Flächenelemente  einerseits  mit  matten  andererseits 
zusammen,  und  wo  eine  Linie,  welche  auf  einer  Fläche  matte  und  glänzende  SteUen 
voneinander  trennt,  eine  Endkante  trifft  und  überschreitet,  da  wechselt  auf  beiden 
in  dieser  Endkante  zusammenstoßenden  Flächen  die  Beschaffenheit:  ist  unter  dieser 
Grenze  die  Fläche  links  glänzend  und  rechts  matt,  so  ist  über  der  Grenze  die  Fläche 
rechts  glänzend,  links  matt  und  umgekehrt.  Außerdem  sieht  man  auch,  daß  hier 
die  Flächen  8  und  x  nicht  mehr  nach  der  Kegel  an  den  abwechselnden  Prismen- 
kanten rjr  oben  und  unten  vorkommen  und  an  den  zwischenliegenden  fehlen,  sondern 
daß  sie  ganz  regeUos  verteilt  sind.  Dies  aUes  ist  die  Folge  einer  innigen  Durch- 
dringung zweier  nach  dem  obigen  Gesetz  verwachsener  gleichartiger  Quarzindividuen. 


202 


Zwillinge  enantiomorpher  KryBtalie. 


Von  dieser  Verwachsung  kann  man  sich  anf  folgende  Weise  eine  Vorstellung  maehen : 
die  beiden  Individuen  I  und  II  (Fig.  277),  befinden  sich  gegeneinander  in  der  oben 
angegebenen  und  Fig.  275  abgebildeten  Zwillingsstellung.  Schneidet  man  aus  dem  einen 
Individuum  I  Stücke  längs  der  beliebigen  durch  die  krummen  Linien  angedeuteten 


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Fig.  277. 

Flächen  heraus  und  setzt  dafür  ganz  gleiche  Stücke  des  anderen  Individuums  H 
ein,  welche  aus  diesem  nach  den  entsprechenden  Flächen  herausgeschnitten  wurden, 
so  entsteht  der  Zwilling  III  (resp.  Fig.  276),  der  offenbar  in  allem  Wesentlichen  mit 
dem  in  Fig.  275  abgebildeten  Übereinstimmt,  nur  daO  hier  die  Verwachsungsflächen 
ganz  unregelmäßig  sind.  Derselbe  unterscheidet  sich  in  der  Tat  von  einem  ein- 
fachen Elrystall  der  Gestalt  nach  nur  durch  die  unregelmäßige  Verteilung  der 
Flächen  s  und  x,  und  auch  dieser  Unterschied  fällt  an  Erystallen  fort,  an  welchen, 
wk  in  Fig.  275,  diese  Flächen  nicht  ausgebildet  sind.  Die  Ungleichmäßigkeit  der 
Verteilung  von  s  (und  x)  entsteht  dadurch,  daß  statt  einer  jeden  ausgeschnittenen 
Ecke  mit  8  (und  x)  eine  solche  eingesetzt  ist,  wo  s  (und  x)  fehlen  (rechts  am  Zwilling  TU) 
und  umgekehrt  (links),  wie  die  Vergleichung  von  I  und  n  zeigt.  Da  dies  in  ganz 
willkürlicher  Weise  geschehen  kann,  so  wird  die  Verteilung  der  Flächen  8  xmd  x  am 
Zwilling  ganz  regellos.  Ganz  ähnlich  erklärt  sick  auch  die  Abwechslimg  matter  und 
glänzender  Stellen,  den  Flächenstttcken  z  und  P  entsprechend,  auf  einer  und  derselben 
Fläche  der  dihexaediischen  Begrenzung.  Solche  Zwillinge  sind  zuerst  an  Krystafien 
aus  dem  Dauphin6  beobachtet  worden,  sie  heißen  daher  auch  wohl  Dcuu^hinSer 
ZwÜlinge. 

Symmetrisch  zu  einer  Ebene  und  zwar  hier  zu  der  des  zweiten 
hexagonalen  Prismas  liegen  aber  wieder  die  beiden  Individuen,  wenn 
diese  ungleichartig  sind,  wenn  also  ein  rechter  und  ein  linker  Quarz- 
krystall  mit  parallelen  Achsen  verwachsen  (Fig.  278).  Je  die  Flächen 
P  und  die  Flächen  a  der  beiden  Individuen  fallen  dann 
zusammen.  Die  beiden  Individuen  lassen  sich  nun  aber 
nicht  durch  Drehung  um  eine  Achse,  etwa  die  Hauptachse 
oder  irgend  eine  andere,  in  ihre  gegenseitige  Lage  bringwi. 
Diese  Verwachsung  ist  zuerst  an  brasilianischen  ErystaUen 
beobachtet,  daher  der  Name  brasilianische  Ztcülinge.  Hier 
wie  bei  allen  solchen  Verwachsungen  ungleichartiger  enantio- 
morpher  Krystalle  (d.  h.  eines  rechten  und  eines  linken)  ist 
im  Gegensatz  zu  der  Verwachsung  gleichartiger  Formen,  wohl  eine 
Symmetrieebene,  aber  keine  Symmetrieachse  vorhanden,  wie  man  sich 
durch  ein  analoges  Schema  wie  in  Fig.  277  leicht  klar  machen  kann. 
Fig.  278  stellt  einen  Penetrationszwilling  dieser  Art  dar. 

Eine  solche  Form  (Fig.  278)  könnte  übrigens  auch  dadurch  entstehen,  daß  an 
einem  Qoai-zkrystall  das  rechte  und  linke  Trapezoeder  desselben  Skalenoeders  gleioh- 
zeitig  auftreten.     Den  Zwilling  unterscheidet  man  aber  hier  leicht  auf  optischem 


Fig.  278. 


Fortgesetete  Zwülingsbildang.  203 

Wege,  da  beide  Individuen  die  Polarisationsebene  in  yerscMedener  Bichtong  dreben, 
80  daß  auch  unter  Umständen  Airjsche  Spiralen  entstehen  (247).  Am  einfachen 
Erystall  und  am  Dauphin^er  Zwilling  kann  etwas  derartiges  nicht  beobachtet  werden. 
Mittels  der  Ätzfignren  (200)  und  der  Untersuchung  der  pyroelektrischen  Verhältnisse 
(270)  ist  diese  Unterscheidung  ebenfalls  möglich. 

167.  Fortgesetzte  Zwillingsbildung.  Im  vorhergehendeD  waren 
immer  nur  zwei  Individuen  zu  einem  Zwilling  verwachsen.  Die 
Zwillingsbildung  kann  aber  noch  weiter  gehen,  indem  sich  nach  dem- 
selben Gesetz,  oder  nach  einem  anderen  an  ein  zweites  Individuum 
ein  drittes,  an  dieses  ein  viertes  etc.  anschließt.  Derartige  Bil- 
dungen nennt  man  dann  Drülmge,  Vierlinge  etc.,  allgemein  VieUinge, 
Wir  betrachten  zunächst  die  fortgesetzte  Zwillingsbildung  nach  dem- 
selben Gesetz,  d.  h.  nach  Zwillingsflächen,  die  alle  derselben  ein- 
fachen Form  angehören. 

Diese  Verwachsung  kann  auf  zweierlei  Weise  geschehen:  einmal 
indem  die  Zwillingsfläche  (resp.  Achse),  nach  welcher  das  dritte  an 
das  zweite  Individuum  angewachsen  ist,  parallel  läuft  mit  der  Zwillings- 
fläche (resp.  Achse),  nach  welcher  die  Verwachsung  des  zweiten  und 
ersten  Individuums  stattgefunden  hat,  und  so  fort  für  alle  anderen 
Individuen.  In  diesem  Fall  ist  die  Verwachsung  aller  Individuen 
eine  reihenförmige  (polysynthetische).  Oder  aber  die  Zwillingsfläche 
(resp.  Zwillingsachse)  des  zweiten  und  dritten  Individuums  hat  nicht 
dieselbe  Richtung,  wie  die  Zwillingsfläche  (resp.  Zwillingsachse)  des 
ersten  und  zweiten  Individuums,  sie  ist  einer  anderen  Fläche  derselben 
einfachen  Erystallform  parallel,  der  die  erste  Zwillingsfläche  angehört. 
In  diesem  Falle  ist  dann  die  Verwachsung  aller  Individuen  eine 
hreisformige  (cyklische). 

168.  Polysynthetische  Zwilliiigsbildiuig.  Ist  z.  B.  ein  Zwilling 
gebildet  von  den  zwei  rhombischen  Prismen  1  und  2  (im  Querschnitt 
dargestellt,  so  daß  die  Flächen  auf  der  Ebene  des  Papiers  senkrecht 
sind)  (Fig.  279),  deren  Zwillings-  und  Verwachsungsfläche  die  gemein- 
same Prismenfläche  ist,  so  kann  an  die  dieser 
Zwillingsfläche  parallelen  anderen  Prismenfläche 
des  zweiten  Individuums  ein  drittes  zwillings- 
artig anwachsen,  an  dieses  ebenso  ein  viertes, 
f&nftes  etc.,  immer  je  zwei  benachbarte  in  pig.  279. 
ZwiUingsstellnng  und  stets  nach  derselben 
Zwillingsfläche,  so  daß  alle  Zwillings-  und  Verwachsungsflächen  der 
Beihe  einander  parallel  sind  und  die  Zwillingsachse  stets  dieselbe 
Richtung  hat.  Dann  muß,  wie  leicht  zu  sehen,  das  dritte  Individuum 
mit  dem  ersten  parallel  sein,  das  f&nfte  mit  dem  dritten  etc.,  ebenso 
auch  das  zweite,  vierte  etc.,  kurz,  es  mfissen  alle  Individuen  mit  un- 
geraden und  alle  mit  geraden  Nummern  je  untereinander  parallel  und 


204  PoljBynthelische  ZwUlingsbildnng. 

zQ  den  entgegengesetzten  in  Zwillingsstellung  sein.  In  Zwillingsstellnng 
sind  die  anmittelbar  benachbarten,  in  Parallelstellung  die  abwechselnden 
Individuen.  Solche  häufig  vorkommenden  reihenfönnig  wiederholten 
Zwillingsverwacbsungen  heißen  polysyntbeiische  Zwillinge  (Wieder- 
holnngszwillinge).  Ihre  spezielle  Ausbüdung  ist  Terschiedeu:  hänfig 
sind  es  nur  drei  ludividnen,  von  denen  das  mittlere  nicht  selten  als 
papierdünne  Lamelle  parallel  der  Zwülingsfläcbe  in  ein  gr5ßeres  Indi- 
viduum eingeschoben  erscheint  (Fig.  280,  281);  dies  kommt  z.  B.  bei 
manchen  Krystallen  des  Aragmit  vor.  Besondei-s  wichtig  sind 
Zwillinge  dieser  Art,  bei  denen  viele  solche  dünne  Lamellen  zwillings- 
artig in  ein  größeres  Individuum  eingewachsen  sind  oder  wo  der 
ganze  Krystall  aus  einer  außerordentlich  großen  Zahl  derartiger 
Lamellen  aufgebaut  ist,  wie  bei  den  trtklinen  Feldspaten  (Plagioklasen). 
Diese  Krystalle  sind  rhomboidische  Prismen  T  und  l  mit  schiefer 
Abstumpfung  der  scharfen  seitlichen  Kanten  durch  die  Längsfläcbe  M, 
mit  einer  auf  die  stumpfe  vordere  Kante  Tß  schief  aufgesetzten  End- 
fläche -P  (Fig.  506),  so  daß  FjM  =  94*  resp.  86",   und  einer  ent- 


Fig.  280.  Fi«.  281.  Fig.  282.  Fig.  283. 


sprechenden  hinteren  schiefen  Endfläche  x  resp.  y.  Das  hier  am 
häufigsten  vorkommeDde  Zwillingsgesetz  Ist  das,  wonach  die  Individuen 
die  Fläche  M  gemein  haben  und  umgekehrt  liegen  (Albitgesetz).  Beim 
Zwilling  müssen  dann  an  dem  unteren  Ende  die  beiden  scharfen,  an 
dem  oberen  die  beiden  stumpfen  Winkel  PjM  in  der  Zwillingsgrenze 
zusammenstoßen.  Am  letzteren  Ende  machen  die  beiden  Flächen  P 
einen  einspringenden  Winkel  FjP  von  188*  längs  den  Kanten  PjM 
and  FjM  (Fig.  282).  Wächst  an  das  zweite  Individuum  ein  drittes 
nach  demselben  Gesetz,  so  legt  sich  neben  den  einspringenden  Winkel 
PjF  nun  ein  ausspringender  FIP  von  172*,  während  am  anderen 
Ende  ein  einspringender  Winkel  entsteht,  und  beim  Anwachsen  noch 
weiterer  Individuen  bilden  sich  parallel  mit  der  Kante  FjM  immer 
wieder  neue  abwechselnd  ein-  und  ausspringende  Kanten  der  Flächen 
P  und  P  zweier  aneinander  stoßender  Individuen  (Fig.  283).  Werden 
diese  nun  durch  Zusammenrücken  der  Flächen  M  papierartjg  dünn, 
lamellenfSrmig,  so  folgen  die  aus-  und  einspringenden  Kanten  sehr  dicht 
aufeinander,  und  das  Ganze  macht  dann  den  Eindruck,  als  wäre  eine 
einheitliche  Fläche  P  vorhanden,    auf  welcher  eine  Streifung  ganz 


Cyklische  ZwiUingsbildnng. 


205 


geradlinig  in  der  Eichtang  der  Kante  PjM  hinläuft.    Eine  derartige 
Streifung  wird  ZtviUingsstreifung  (Zwillingsriefung)  genannt. 

169.  Cyklische  Zwillingsbildung.  Ist  die  Verwachsung  eine 
kreisförmige,  dann  kann  im  allgemeinen  kein  Individuum  der  Reihe 
einem  anderen  mehr  parallel  sein.  Die  auf  diese  Weise  gebildeten 
cyMischen  Zwillinge  werden  auch  wohl  Wendezwillinge  genannt.  Dabei 
wachsen  die  rhombischen  Prismen,  die  wir  auch  hier  als  Beispiele 
benützen  wollen,  so  aneinander,  daß  die  Zwillingsfläche  zwischen  2 
und  3  diejenige  Prismen  fläche  ist,  welche  bei  der  Verwachsung  von 
1  und  2  nicht  Zwillingsfläche  war  (Fig.  284).  Die  drei  Individuen 
liegen  dann  alle  um  einen  gemeinsamen  Mittelpunkt  herum  und  bilden 
einen  Drilling.  Da  der  Prismenwinkel  nicht  genau  gleich  120  ^  ist, 
so  bleibt  zwischen  dem  ersten  und  dritten  Individuum  ein  kleiner 
keilförmiger  Raum.  Dieser  wird  aber  ausgefüllt  durch  Ausdehnung 
dar  beiden  Individuen  1  und  3,  die  dann  längs  einer  unregelmäßig 
verlaufenden  Fläche  aneinander  stoßen.  ZuweUen  wächst  an  das  zweite 
Individuum  ein  drittes,  gleichzeitig  aber  an  das  erste  nach  der 
anderen  Fläche   ein  viertes  an  (Fig.  285),  einen  Vierling  bildend, 


1I7»4«' 


104*4»' 


|2SQ^ 


Fig.  284. 


Fig.  285. 


Fig.  286. 


Fig.  287.  Fig.  288. 


wobei  sich  dann  die  Individuen  3  und  4  nur  unvollständig  entwickeln 
können;  auch  sie  stoßen  dann  nach  einer  unregelmäßigen  Grenzfläche 
aneinander.  Eine  noch  größere  Anzahl  von  Individuen  kann  cyklisch 
verwachsen,  wenn  die  scharfe  Prismenkante  nach  dem  gemeinsamen 
Mittelpunkt  des  so  gebildeten  Viellings  gewendet  ist  (Fig.  286,  wo 
s^chs  Individuen  einen  Sechsling  bilden).  Auch  bei  solchen  Ver- 
wachsungen bleibt,  je  nach  der  Größe  des  Prismenwinkels,  zwischen 
dem  ersten  und  letzten  Individuum  ein  kleiner  keilförmiger  Zwischen- 
raum (wie  Fig.  284),  oder  es  hindern  sich  das  erste  und  letzte  Indi- 
viduum an  der  vollständigen  Ausbildung  (Fig.  285);  davon  ist  aber 
hier  der  Einfachheit  wegen  abgesehen.  Häuflg  sind  bei  solchen 
Sechslingen  die  nach  außen  gekehrten  scharfen  Kanten  sehr  stark 
abgestumpft,  so  daß  die  Abstumpfungsflächen,  die  an  jedem  einzelnen 
Individuum  Brachypinakoide  sind,  an  den  Zwillingsgrenzen  aneinander 
stoßen  (Fig.  286).  Es  entstehen  dann  häufig  scheinbar  regelmäßig 
sechsseitige  Prismen,  bei  denen  aber  ebensowenig  wie  bei  den  in 
Fig.  284  und  285  abgebildeten  alle  Gegenflächen  streng  parallel  und 
die  Winkel  genau  =  120®  sind. 


206 


Cykliscfae  Zwillingsbildung. 


Lidessen  können  solche  sechsfache  Verwachsungen  wie  Fig.  286 
auch  in  etwas  anderer  Weise  gebildet  sein.  Es  kommt  nämlich  auch 
bei  diesen  Bildungen  vor,  daß  die  Individuen,  über  die  Zwillings- 
grenze hinaus  sich  fortsetzend,  Penetrationszwillinge  bilden  (162). 
Sind  zunächst  die  drei  Individuen  1,  2,  3  (Fig.  286)  in  der  ange- 
gebenen Weise  miteinander  verwachsen  und  setzen  sich  dieselben 
über  den  gemeinsamen  Mittelpunkt  hinaus  fort,  so  daß  4  die  Fort-* 
Setzung  von  1,  5  von  2,  6  von  3  ist,  so  entsteht  eine  ganz  ähnliche 
Bildung  wie  jener  Sechsling.  Es  müssen  aber  dann  hier  zwei  dia- 
metral gegenüberliegende  keilförmige  Zwischenräume  zwischen  1  und 
6  und  3  und  4  entstehen,  die  indessen  auch  hier  stets,  durch  Fort- 
wachsen der  Individuen  bis  zur  gegenseitigen  Berührung,  ausgefüllt 
sind.  Ob  ein  solcher  durch  Juxtaposition  gebildeter  Sechsling  oder 
ein  durch  Penetration  gebildeter  Drilling  vorliegt,  ist  im  konkreten 
Fall  oft  schwer  zu  erkennen.  Eine  Entscheidung  ist  möglich  durch 
Messung  der  Prismenwinkel  oder  durch  Beobachtung  des  Verhaltens  im 
polarisierten  Licht  (256).  Eine  andere  Art  von  Penetration  ist  noch 
Fig,  287  abgebildet,  wo  in  ein  großes  Individuum  1  zwei  kleinere  2 
und  3  rechts  und  links  keilförmig  eingeschoben  sind,  beide  über  den 
Mittelpunkt  hinweg  zusammengehörig,  aber  beide  Hälften  2  resp.  3 
sich  gar  nicht  berührend.  Verhältnisse  wie  die  der  Fig.  286  kommeri 
z.  B.  beim  Witherit  vor,  die  der  anderen  genannten  Figuren  beim 
Araganit.  Hier  ist  zuweilen  noch  eine  andere  Art  dieser  cyklischen 
Verwachsung  zu  beobachten,  nach  welcher  in  ein  großes  Individuum 
nach  beiden  Prismenflächen  Zwillingslamellen  eingeschoben  sind 
(Fig.  288),  nicht  bloß  nach  einer  wie  in  Fig.  280  und  281. 

Nicht  immer  liegen  alle  cyklisch  verwachsenen  Individuen  eines  Viel- 
lings  um  einen  gemeinsamen  Punkt  herum,  sondern  sie  bilden  zuweilen 
einen  mehr  oder  weniger  geöffneten  Kreis.  So  gibt  es  quadratische 
Prismen  von  Rtdil,  welche  nach  einer  Oktaederfläche  zwillingsartig 
verwachsen  sind  (Fig.  289).  An  das  vom  1.  Individuum  abgdcehrte 
Ende  des  2.  heftet  sich  ein  3.  mit  einer  anderen  Fläche  desselben 

Oktaeders  als  Zwillingsfläche, 
daran  in  derselben  Weise  ein  4. 
und  so  fort.    Diese  Aneinander- 


reihung kann  so  vor  sich  gehetf, 
daß  die  Hauptachsen  aller  Indi- 
viduen in  einer  Ebene  liegen 
(Fig.  289);  oder  es  kann  auch 
^-  ^^-  ^-  2^-  so  geschehen,  daß  nur  die  Achsen 

der  Individuen  1  und  2,  2  und  3  etc.  je  in  einer  Ebene  liegen,  daß 
aber  diese  Ebenen  nicht  zusammenfallen,  so  daß  die  Individuen 
zickzackförmig  hin  und  her  gebogen  erscheinen  (Fig.  290). 


Doppels wiliinge.    Himeeie.  207 

170.  DoppelzwitllD^re.  Zuweilen  koniiiit  es  auch  vor,  daB  ein 
aoB  zwei  Individnen  nfich  einem  gewissen  Gesetz  gebildeter  Zwilling 
mit  einem  zweiten  gleich  gebaaten  Zwilling  dei-selben  Substanz  nach 
einem  anderen  Gesetz  verwachsen  ist.  Die  Fläche,  zu  der  die  beiden 
Zwillinge  symmetrisch  liegen,  gehört  hier  im  Gegensatz  zom  bisherigen, 
einer  anderen  einfachen  Krystallform  an,  als  die  Zwillingsflfichen  jedes 
einzelnen  Zwillings.  Es  entstehen  dann  DoppehtmSinffe  oder  Zwillinge 
höherer  Ordnung,  in  denen  jeder  der  beiden  Zwillinge  sich  verhält, 
wie  die  beiden  Individuen  in  einem  gewöhnlichen  Zwilling.  So  findet 
man  nicht  selten,  daS  beim  AJlnt  Zwillinge  zweier,  dem  Albitgesetz 
gemftS,  nach  M  verwaclisener  Individuen,  wie  sie  oben  beschrieben 
worden  (Fig.  282),  so  verbunden  sind,  daß  sie  wieder  eine  Fläche  M 
gemein  haben,  daneben  auch  eine  Kaute  Mil  (oder  MjT),  daß  aber  der 
eine  Zwilling  seine  Hinterseite  mit  den  Flächen  x  (oder  y)  nach  vorn 
wendet,  also  nach  derselben  Seite,  nach  welcher  der  andere 
Zwilling  seine  Vordei-seite  mit  den  Flächen  P  kehrt  (Fig. 

291).    Der  eine  Zwillingskrystall  kommt  aus  seiner  Farallel- 
stellung  mit  dem  anderen  in  die  Stellung,  die  er  am  Dop< 
pelzwilling  hat,   wenn  man  ihn  um    180  <*  um  die  Kante 
Tjl  ^=  MjT  dreht,    welche  somit  für  den   Doppelrwilling  ^ 
Zwillingsachse  ist    Die  damuf  senkrechte  Fläche  ist  seine    p.    ^^ 
Zwillingaflädie;  sie  ist  hier  krystallonomisch  unmöglich. 

171.  Mimest«.  DieFolge  der  symmetrischen  Verwachsnng  einzelner 
Individuen  in  den  Zwillingen  ist,  daß  die  letzteren  häufig  eine  höhere 
Symmetrie  zeigen,  als  die  ersteren,  aus  denen  sie  zusammengesetzt 
sind.  So  zeigt  z.  B.  der  gewj^hnliche  Albitzwilling  (Fig.  282),  gebildet 
von  zwei  triklinen  Individnen,  Symmetrie  nach  einer  Ebene  Jf,  also 
die  Symmetrie  numokliner  Krystalle.  Während  aber  hier  der  ein- 
springende Winkel  auf  P  deutlich  die  Zwillingsbildung  zeigt,  gibt  es 
andere  Uinlidie  Verwachsungen,  wo  nor  ausspringende  Winkel  tot- 
handen  sind,  wie'  z.  B.  an  dem  Erystall  von  HarmaUm  (Fig.  ^17), 
welcher  aus  zwei  durcheinander  hindurch  gewachsenen  monc^linen 
lodividaui  besteht  Darch  diese  Verwachsung  hat  der  Zwilling  die 
ein^riaigenden  Kant»  verloren  und  die  Symmetrie  rhombischer  Kry- 
stalle  angenommen.  Solche  Zwillinge  kann  man  leicht  für  rhomtusche, 
ei^tkcfae  Krystalle  halten  und  hat  dies  auch  beim  Harmotom  in  der 
Tat'  luge  getan,  bis  eine  g^iaue,  namenitieh  optische,  Untersuchung 
des  vrirklichen  Sachverhalt  klarstellte. 

In  den  genannt«!  b^den  Fällen  ist  die  Symmetrie  des  Zwillings 
gun  genau  die  des  höber  symmetrisdien  Krystallsystems,  in  anderen 
FiUen  ist  dies  dagegen  nnr  ^nähwnd  der  Fall.  So  gibt  es  z.  B.  KrystaUe 
dca-  rhoiBbisdieit  Aragmit  (Fig.  285),  w^he  ^n  seheiBber  r^ehnftfligr 


208  Mimesie. 

sechsseitiges  Prisma  bilden,  das  aber  nicht  lauter  gleiche  Kanten  von 
120^  sondern  solche  von  127«  40',  116<>  10'  und  104«  40'  hat  und 
welches  aus  vier  rhombischen  Prismen  in  der  in  der  Figur  angedeuteten 
Weise  cyklisch  verwachsen  ist:  4,1;  1,2;  2,3  sind  in  Zwillingsstellung, 
4,3  grenzen  unregelmäßig  aneinander.  Ahnlich  bildet  der  rhombische 
Alstonü  durch  Zwillingsbildung  scheinbar  hexagonale  Dihexaeder, 
und  nur  genaue  Untersuchung  der  Winkel  und  der  optischen  Ver- 
hältnisse (256)  zeigt,  daß  man  es  hier  mit  einer  Verwachsung  rhom- 
bischer Krystalle  zu  tun  hat. 

Wenn  die  Zwillingsbildung  einfach  ist,  wie  in  den  bisher  be- 
trachteten Beispielen,  wird  die  Symmetrie  nur  wenig  gehoben,  da  nur 
eine  oder  doch  nur  wenige  Symmetrieebenen  neu  hinzutreten.  Ver- 
einigt sich  aber  eine  größere  Anzahl  von  Individuen  durch  cyklische 
Verwachsung  nach  einem  oder  mehreren  Gesetzen,  dann  kann  sich  die 
Zahl  der  Symmetrieebenen  so  vermehi*en,  daß  eine  bedeutende  Stei- 
gerung der  Symmetrie  des  Zwillingsstocks  gegenüber  derjenigen  der 
einzelnen  Individuen  stattfindet.  Ist  damit  eine  Fortwachsung  der 
Individuen  über  den  gemeinschaftlichen  Mittelpunkt  hinaus  verbunden, 
so  daß  die  sämtlichen  einspringenden  Winkel  in  den  Zwillingsgrenzen 
dadurch  verschwinden,  so  ahmt  der  komplizierte  Zwilling  in  zahl- 
reichen Fällen  Formen  einfacher  KrystaUe  von  weit  höherer  Sym- 
metrie täuschend  nach.  Ein  Beispiel  hierfür  liefert  uns  ebenfalls  der 
Harmotom,  Wie  wir  bei  der  speziellen  Betrachtung  dieses  Minerals 
unten  sehen  werden,  sind  häufig  Zwillinge  wie  Fig.  267  zu  kompli- 
zierten Doppelzwillingen  (Zwölflingen)  verbunden,  welche  sehr  nahe 
die  Gestalt  des  Rhombendodekaeders  besitzen  und  so  die  Symmetrie 
des  regulär-vollflächigen  Systems  zeigen.  Die  Zahl  der  Symmetrie- 
ebenen ist  dabei  von  einer  bei  einem  Individuum  auf  neun  in  dem  von 
zwölf  Individuen  gebildeten  Zwillingsstock  gewachsen.  Voraussetzung 
hierbei  ist  stets,  daß  die  Individuen  niederer  Symmetrie  Winkel  be- 
sitzen, die  den  Winkeln  der  durch  die  Zwillingsbildung  nachgeahmten 
Formen  höherer  Symmetrie  so  nahe  wie  möglich  entsprechen.  So 
schneiden  sich  zwei  Prismenflächen  beim  Harmotom  unter  120**  1'. 
Es  sind  dieselben  Flächen,  die  beim  Zwölf  ling  die  Flächen,  und  deren 
Kanten  die  Kanten  des  scheinbar  einfachen  Rhombendodekaeders 
bilden ;  bei  einem  wirklichen  regulären  Rhombendodekaeder  ist  dieser 
Winkel  genau  =  120  ^.  Solche  scheinbar  einfache  und  einheitlich 
gebaute  Krystalle,  die  durch  derartige  mehr  oder  weniger  komplizierte 
Zwillingsbildung  Formen  höherer  Symmetrie  annehmen  oder  nach- 
ahmen, nennt  man  mimetische,  die  Erscheinung  selbst  Mimesie,  Mi- 
metisch ist  also  z.  B.  der  KrystaU  von  Harmotom  (Fig.  267),  der  wie 
ein  rhombischer  einfacher  Krystall  aussieht  und  das  erwähnte  Rhomben- 
dodekaeder, das  an  manchen  anderen  Krystallen  desselben  Minerals 


Nachahmende  Gestalten.  209 

auftritt.  Nicht  mimetisch  ist  der  Zwilling  von  Älbit  (Fig.  237),  dessen 
einspringende  Winkel  ihn  sofort  als  nicht  einfach,  als  Zwilling,  er- 
kennen lassen. 

Bei  manchen  Mineralien,  z.  B.  beim  Harmotom,  ist  es  sicher,  daß 
ihre,  höhere  Symmetrie  zeigenden,  scheinbar  einfachen  Krystalle  in 
der  Tat  mehr  oder  weniger  komplizierte  Zwillingsbildungen  der  er- 
wähnten Art  darstellen,  daß  sie  also  mimetisch  sind.  Bei  anderen 
Mineralien  ist  es  jedoch  zweifelhaft,  ob  ihren  Krystallen  die  Eigenschaft 
der  Mimesie  zukommt^  oder  ob  sie  tatsächlich  die  höhere  Symmetrie 
besitzen.  So  nehmen  manche  Mineralogen  an,  daß  die  quadratischen 
Formen  des  Apophyllit  aus  monoklinen,  die  rhomboedrischen  Formen 
des  Chabasü  aus  triklinen  Individuen  zwillingsartig  aufgebaut  und 
also  nur  mimetisch-quadratisch  resp.  mimetisch-rhomboedrisch  seien. 

Der  Grund,  warum  man  diese  Krystalle  nach  dem  Vorgang  von 
MäUard  (Explication  des  ph6nomönes  optiques  anomaux  1877)  in  der 
angedeuteten  Weise  auffaßt,  ist  der,  daß  sie  gewisse  Erscheinungen, 
kleine  Winkelunterschiede,  Blätterbrüche,  und  besonders  gewisse  op- 
tische Eigenschaften  etc.  zeigen,  welche  sich  nicht  mit  dem  Krystall- 
system  der  höheren  Symmetrie  direkt  vereinigen  lassen,  dagegen  un- 
gezwungen mit  der  niedrigen  Symmetrie  der  verwachsenen  Einzel- 
individuen. So  sind  viele  Apophyllitkrystalle  (nicht  alle)  optisch  zwei- 
achsig, ebenso  viele  Chabasitkrystalle,  während  sie  dem  quadratischen 
resp.  rhomboedrischen  System  entsprechend  einachsig  sein  müßten  etc. 
Die  Untersuchungen  hierüber  sind  aber  noch  nicht  abgeschlossen,  und 
solche  mimetischen  Krystalle  werden  durchaus  nicht  von  allen  Mine- 
ralogen in  der  angedeuteten  Weise  aufgefaßt.  Viele  halten  den 
Apophyllit  wirklich  für  quadratisch  und  den  Chabasit  wirklich  für 
rhomboedrisch  etc.  und  erklären  jene  mit  der  höheren  Symmetrie 
nicht  zu  vereinbarenden  Erscheinungen,  namentlich  die  optischen,  durch 
Störungen,  welche  die  Krystalle  bei  ihrer  Bildung  oder  später  erlitten 
haben,  um  so  mehr,  als  man  ganz  ähnliche  abweichende  Erscheinungen 
an  sicher  quadratischen,  rhomboedrischen  etc.  Krystallen  beliebig 
künstlich  nachmachen  kann. 

(Vergl.  (257)  optische  Anomalien;  ferner  Tschermak^  Ztschr.  d.  deutsch,  geol. 
Ges,  Bd.  31.  1879.  pag.  637;  Becke,  Chabasit;  Rumpfe  Apophyllit  etc.)  Vergleiche 
auch  Boracit,  Leucit,  Granat,  Perowskit  etc.,  wo  aber  z.  T.  noch  andere  Verhältnisse 
mit  zn  berücksichtigen  sind.    Siehe  auch  Grenzformen  (80). 

172.  Nachahmende  Gestalten.  Dnrch  teils  paralleles ,  teils 
zwillingsartiges,  allerdings  häufig  nicht  immer  ganz  vollkommen  regel- 
mäßiges Verwachsen  kleiner  Kryställchen  entstehen  zuweilen  eigen- 
tümliche Krystallaggregate ,  welche  namentlich  bei  den  gediegenen 
Metallen  eine  Rolle  spielen.  Sie  werden  mit  allerlei  organischen  oder 
anderen  Gebilden  verglichen,  deren  Gestalt  sie  nachahmen  und  nach 

Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


210  Nachahmende  Oeatalteii. 

denen  sie  benannt  werden.  Sie  werden  deswegen  (Dbrigens  mit 
einigen  anderen  Formen)  unter  der  Bezeichnung  der  „naclialimenden 
Gestalten"  zusammengefaßt 

Wenn  kleine  ErystäUchen  mit  ihren  diametral  gegenüberliegen- 
den Ecken,  Kanten  oder  Flächen  in  einer  Reihe  parallel  aneinander 
wachsen,  so  z.  B.  kleine  Oktaederchen  gediegenen  Silbers  mit  ibren 
Ecken,  so  entstehen  tanggezogene  Erystallstrahlen,  welche  teils  ganz 
gerade,  teils  anch  mehr  oder  weniger  stark  gebogen  Bind.  Die  einzelnen 
KrystSllcheu  einer  solchen  Reihe  sind  vielfach  ganz  scharf  aasgebildet, 
häufig  sind  sie  auch  stark  gerundet,  und  schließlich  gibt  es  solche 
Strahlen,  wo  jede  Spur  von  Kanten  und  Ecken  verschwunden  ist,  so 
daß  müde  droht-  oder  kaarförmige  Gebilde  vorliegen.  Diese,  mit  den 
scharf  aaskrystallisierten  durch  alle  möglichen  Übergänge  verbunden 
und  also  nicht  wesentlich  in  der  Bildnng  von  ihnen  verschieden,  sind 
meistens  stark  gekrümmt,  die  feinen  Haare  des  gediegenen  Silbers 
sind  sogar  zuweilen  in  dichte  Ballen  zusammengerollt  und  ineinander 
verschlangen.  Derartige  Bildungen  werden  moosförmig  genannt  Manch- 
mal haben  solche  Drähte  eine  ziemlich  erhebliche  Dicke;  sie  sind  dann 
oft  einfach  gebogen  wie  Eberzähne  and  werden  daher  ebenfalls  als 
Zähne  bezeichnet;  oft  sind  sie  anch  stärker  gekrfimmt  und  sogar 
pfropfenzieherfbrmig  eingerollt.  Zahnförmige  und  ähnliche  Gestalten 
bildet  nnter  den  Metallen  besonders  das  Silber,  Übrigens  auch  bei- 
spielsweise das  Steinsalz. 

Krystallstrahlen  wie  die  oben  genannten  darchkrenzen  sich  nun 
nicht  selten.  Dies  geschieht  häufig  in  einer  Ebene,  wobei  sie  Winkel 
von  60"  und  von  90"  mitein- 
ander machen;  es  entstehen 
dann  sog.  (2etuirät$cA« Bildungen 
(vergl.  auch  188),  welche  be- 

1  sonders  bei    dem   gediegenen 
Knpfer  nud  anderen   regulär 
krystallisierten  Metallen  ans- 
\  gezeichnet  zu  beobachten  sind 
^  (Fig.  292) :  mehr  oder  weniger 
dicke  Sti-ahlen  schneiden  sich 
i  nnter  60"  und  bilden  in  der 
Ebene  ein  mehr  oder  weniger 
I  dichtes  Maschenwerk.    Diese 
krystallisierten  Dendriten  sind 
aber  fast  durchweg  so  gebaut, 
daß  sie  einen  Zwilling  bilden, 
dessen    Zwillings-    und  Ver- 
^^'  *^  wacbsnugsebene  parallel    der 


Verwachsung  ungleichartigeT  Erystalle.  211 

Fläche  der  Hanpterstreckung  des  Maschenwerks  durch  dasselbe  hindurch- 
geht. Die  obere  Hälfte  dieses  letzteren  bildet  ein  trotz  des  maschigen 
Baues  einheitliches  von  dem  Würfel  a,  dem  Oktaeder  o  und  dem  Rhomben- 
dodekaeder d  begrenztes  Individuum,  ebenso  die  untere,  aber  diese 
beiden  Hälften  sind  Zwillinge  nach  der  erwähnten  Fläche,  die  einer 
Oktaederfläche  parallel  geht.  Die  Maschen  sind  zuweilen  sehr  eng, 
die  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen  Strahlen  verschwinden 
häufig  ganz  und  es  entstehen  Bleche^  besonders  ausgezeichnet  beim 
gediegenen  Gold.  Solche  Bleche  sind  ganz  in  derselben  Weise  ge- 
baut, wie  die  erwähnten  Dendriten,  die  obere  und  untere  Hälfte  sind 
in  Zwillingsstellung  zueinander :  die  Hauptausdehnungsfläche  des  Blechs 
ist  Zwillingsfläche,  die  das  Blech  in  zwei  halb  so  dicke  Hälften  teilt. 
Bei  dem  regulären  Gold  sind  die  Flächen  des  Blechs  parallel  einer 
Oktaederfläche.  Vielfach  sind  auf  ihnen  die  einzelnen  miteinander  ver- 
wachsenen Individuen  durch  regelmäßige  Dreiecke  und  die  Zwillings- 
stellung  der  oberen  Hälfte  zur  unteren  durch  deren  gegenseitige 
(parallele)  Lage  auf  der  Ober-  und  Unterseite  angedeutet 

Durchkreuzen  sich  die  Strahlen  nach  mehreren  Richtungen,  welche 
nicht  alle  einer  Ebene  angehören,  so  geschieht  dies  entweder,  wie 
z.  B.  beim  gediegenen  Silber,  in  der  Art,  daß  von  einzelnen  Punkten 
eines  Hauptstammes  Seitenäste  unter  90**  oder  60^  ausstrahlen,  von 
welchen  wieder  in  ähnlicher  Weise  kleinere  Zweige  abgehen  können. 
Dies  sind  die  regelmäßig  baumförmigen  Bildungen.  Oder  die  in  drei 
oder  mehr  Raumrichtungen  durcheinander  gewachsenen  Strahlen  bilden 
ein  mehr  oder  weniger  dichtes  räumliches  Maschengewebe,  wie  beim 
Speiskobalt,  Bleiglanz,  Gediegen  Wismuth  etc.  Solche  Bildungen  nennt 
man  gestrickt  oder  GitterhrysiaXle. 

Yerwachsang  ungleichartiger  Krystalle. 

173.  Verwachsung  nngleichartlger  Mineralien.  Zuweilen  verwachsen  auch 
Erystalle  von  yerschiedenen  Substanzen,  deren  Zusammensetzung  und  KrystaUform 
gar  keine  Beziehungen  zueinander  erkennen  lassen,  in  regelmäßiger,  krystallo- 
graphisch  definierbarer  Weise  miteinander,  und  die  häufige  Wiederholung  der  Ver- 
wachsung von  Erystallen  zweier  bestimmter  Substanzen  in  stets  gleicher  Art  zeigt, 
daß  man  es  nicht  mit  einer  zufälligen,  sondern  mit  einer  gesetzmäßigen  Erscheinung 
zu  tun  hat.  Die  Gesetzmäßigkeit  pflegt  darin  zu  bestehen,  daß  die  beiden  Erystalle 
bestimmte  Flächen,  und  in  diesen  bestimmte  Eanten  gemein  haben,  oder  daß  diese 
Eanten  sich  rechtwinklig  kreuzen. 

Ein  Beispiel  hierzu  bildet  der  trikline  langprismatische  Cyanit  und  der  rhom- 
bische, ebeufidls  langsäulenförmige  Staurolith,  Stets  liegt  bei  dieser  Verwachsung 
der  Staurolithkrystall  so  auf  dem  Cyanit,  daß  seine  Flächen  o  (Fig.  17)  mit  der 
Hauptspaltungsfläche  des  letzteren  und  bei  beiden  die  langen  Prismenkanten  paraUel 
sind.  Auf  vielen  rhomboedrischen  EisenglanzkrystaUen  sind  quadratische  Butü' 
hrystaüe  so  aufwachsen,  daß  dieselben  mit  einer  Fläche  des  Prismas  2.  SteUung 
auf  der  Basis  des  Eisenglanzes  liegen,  und  zwar  mit  ihrer  Hauptachse  senkrecht  zu 

14* 


212  Habitus  der  Krystalle. 

den  Kanten  dieser  Basis  gegen  die  flächen  des  nächsten  stumpferen  Bhomboeders. 
Ähnliche  gesetzmäßige  Verwachsungen  zeigen  noch  Quarz  und  Kalkspat,  Fahlerz 
und  Kupferkies  etc.  (Sadebeck,  Angew.  Krystallographie  1876  pag.  244  ff.)  Eine 
andere  gesetzmäßige  Verwachsung  ungleichartig  zusammengesetzter  Krystalle  ist 
die  isomorphe  Fortwachsung  (288). 


F.   Beschaffenheit  und  Ausbildung  der  Krystalle. 

Wir  betrachten  hier  die  allgemeinen  Verhältnisse  der  Krystallformen ,  der 
KrystaLlf ächen  und  der  inneren  Beschaffenheit  der  Krystalle  namentlich  in  ihrer 
Abweichung  von  dem  oben  Torausgesetzten  idealen  Zustande,  sowie  die  Art  und 
Weise  des  Auftretens  der  Mineralien  in  der  Natur  und  der  dadurch  bedingten  Aus- 
bildung der  Krystalle. 

174.  Habitns.  Die  Krystalle  haben  nur  selten  ihre  ideale  Form 
(24).  Die  meisten  weichen  infolge  der  verschiedenen  Größe  gleich- 
artiger Flächen  hiervon  mehr  oder  weniger  stark  ab;  sie  sind  ver- 
zerrt. 

Durch  die  besondere  Art  der  Ausbildung  der  Krystallflächen 
nach  relativer  Größe  und  Gestalt  wird  ganz  allgemein  der  Habitus 
der  Krystalle  hervorgebracht,  wobei  aber  allerdings  auch  oft  Zwillings- 
bildung und  anderes  eine  EoUe  spielen.  Der  Habitus  ist  eine  niclit 
ganz  unwichtige  Eigenschaft.  Er  ist  mehr  oder  weniger  von  der  Art 
der  Entstehung  der  Krystalle  abhängig  und  kehrt  daher  bei  ein  und 
demselben  Mineral  unter  den  gleichen  Bildungsumständen  vielfach  in 
tibereinstimmender  Weise  wieder,  während  unter  abweichenden  Be- 
dingungen ein  anderer  Habitus  zur  Entwicklung  gelangt.  Bei  der 
Beschreibung  des  Habitus  werden  leicht  verständliche  Ausdrücke  be- 
nutzt, wie:  prismatisch  oder  säulig,  nadeiförmig,  spießig  und  haar- 
förmig;  plattig  oder  taflig,  blättchenförmig,  pyramidenförmig  etc. 
Eine  und  dieselbe  Krystallform  kann,  wie  wir  schon  oben  bei  der 
Betrachtung  der  hexagonalen  und  quadratischen  Formen  gesehen  haben, 
sehr  verschiedenen  Habitus  zeigen.  Ein  hexagonales  Prisma  mit  der 
Basis  kann  säulig,  nadel-  oder  haarför'mig,  taflig  oder  blättchenförmig 
ausgebildet  sein,  je  nachdem  die  Prismen  dick  oder  dünn  und  die  Basis- 
flächen weit  voneinander  entfernt  sind,  oder  einander  nahe  liegen.  — 
Ein  quadratisches  Oktaeder  mit  der  Basis  zeigt  pyi^amidenförmigen 
Habitus,  wenn  die  Endecken  nur  wenig,  dagegen  taf  ligen  oder  blättchen- 
förmigen  Habitus,  wenn  sie  stark  bis  sehr  stark  abgestumpft  sind,  so 
daß  von  den  Pyramidenflächen  schließlich  nur  äußerst  schmale  Streifen 
übrig  bleiben.    Ähnliche  Verschiedenheiten  in  der  Ausbildung  können 


Beschaffenheit  der  Erystallfi&cheiL  213 

bei  anderen  Erystallformen  vorkommen.  Umgekehrt  kann  aber  auch 
derselbe  Habitus  bei  der  verschiedenartigsten,  krystallographischen 
Begrenzung  wiederkehren.  Eine  Nadel  kann  ein  hezagonales,  quadra- 
tisches oder  ein  anderes  Prisma  von  langer  und  dunner  Gestalt^  eine 
Tafel  eine  hexagonale  oder  quadratische  Pyramide  oder  irgend  ein 
Prisma  mit  nahe  beieinander  liegenden  Basisflächen  darstellen  etc. 
Wenn  man  Erystalle  als  Nädelchen,  Täfelchen,  Blättchen  etc.  be- 
schreibt, so  ist  das  vollkommen  unbestimmt.  Es  wird  damit  nur  etwas 
über  den  verhältnismäßig  gleichgültigen  Habitus,  aber  nichts  über  die 
sehr  viel  wichtigere  eigentliche  Krystallform  ausgesagt  Eine  und 
dieselbe  Substanz  kann  unter  gewissen  Umständen  Nädelchen,  unter 
anderen  Umständen  Blättchen  bilden  und  doch  jedesmal  krystallogra* 
phisch  genau  dieselbe  Begrenzung  haben. 

Durch  die  verschiedene  Ausbildung  gleicher  Flächen  bei  der  Ver- 
zerrung wird  eine  ganz  andere  Symmetrie,  und  zwar  eine  niedrigere 
nachgeahmt,  als  sie  dem  Krystall  eigentlich  zukommt  Umgekehrt 
kann  durch  das  Gleichwerden  der  Form  krystallographisch  ungleicher 
Flächen  die  Symmetrie  scheinbar  erhöht  werden.  Ein  Würfel  kann 
scheinbar  quadratisch  und  rhombisch  werden,  wenn  die  Parallelflächen 
verschiedene  Entfernung  voneinander  haben.  Ein  reguläres  Oktaeder, 
bei  dem  zwei  gegenüberliegende  Flächen  nahe  zusammen  oder  weit 
auseinander  rücken,  bildet  ein  scheinbares  Bhomboeder  mit  der  Basis. 
Granatoeder  geben,  in  der  Richtung  einer  vierzähligen  Sjrmmetrie- 
achse  verkürzt  oder  verlängert,  eine  scheinbar  quadratische,  in  der 
Richtung  einer  dreizähligen  Symmetrieachse  verkürzt  oder  verlängert 
eine  scheinbar  rhomboedrische  Kombination  etc.  Ein  Würfel  kann 
daher  regulären,  quadratischen  oder  rhombischen,  ein  Oktaeder  regu- 
lären oder  rhomboedrischen,  ein  Granatoeder  regulären,  quadratischen 
oder  rhomboedrischen,  alle  auch  u.  a.  einen  ganz  unregelmäßigen  Habitus 
annehmen  etc.  Die  in  der  Idealform  gleichen  Winkel  und  die  Flächen- 
beschaffenheit bleiben  dabei  jedoch  selbstverständlich  immer  dieselben, 
so  daß  man  daran,  auch  bei  Verzerrung  zu  ganz  symmetrielosen 
Formen,  die  richtigen  Symmetrieverhältnisse  zu  erkennen  vermag, 
wenn  schon  oft  nur  durch  eingehendes  und  mühevolles  goniometrisches 
Studium. 

Einen  gewissen  Einfloß  anf  den  Habitos  der  ErystaUe  hat  auch  das  Euweilen 
zn  beobachtende  yoUkommen  gesetzlose  Fehlen  einzelner  von  den  der  Symmetrie 
nach  eigentlich  za  erwartenden  Flächen.  Anch  diese  Erscheinung  wird  zuweilen 
Meroedrie  genannt  (63). 

175.  Krystallflachen.  Die  Krystallflächen  sind,  wie  schon  oben 
erwähnt  wurde  (8),  kaum  jemals  vollkommen  eben  und  glatt.  Am 
meisten  ist  dies  noch  bei  kleinen  aufgewachsenen  Krystallen  der  Fall, 
welche  daher  auch  zu  goniometrischen  Messungen  am  geeignetsten  sind. 


214  Beschaffenheit  der  Krystallflächen. 

Abweichungen  von  der  Ebenheit,  also  krumme  Flächen  und  da- 
mit auch  krumme  Kanten,  kommen  nicht  so  gar  häufig  vor;  die  ge- 
krümmten Flächen  sind  meist  konvex,  seltener  konkay.  So  ist  es 
beim  Diamant,  der  fast  ausschließlich  krumme  Begrenzungsflächen  hat ; 
nur  die  an  ihm  vorkommenden  Oktaederflächen  sind  stets  eben.  We- 
niger häufig  finden  sich  krumme  konvexe  Flächen  an  Gypskrystallen, 
die  zuweilen  linsenförmig  gerundet  aussehen.  Eigentümlich  sind  die 
sog.  geflossenen  Krystalle,  deren  Flächen  und  Kanten  so  abgerundet 
sind,  wie  wenn  sie  eine  oberfiächliche  Schmelzung  erlitten  hätten  (was 
aber  nicht  immer  der  Fall  ist);  so  bei  manchen  Krystallen  des  Apatit, 
des  Augit^  der  Hornblende,  des  Bleiglanzes  etc.  Namentlich  die  in 
Eontaktzonen  (302)  im  kömigen  Kalk  eingewachsenen  Krystalle  zeigen 
häufig  diese  Erscheinung. 

Vielfach  ist  die  Flächenkrümmung  nur  eine  scheinbare;  die 
Flächen  sind  aus  einer  größeren  Anzahl  von  kleinen  ebenen  Flächen- 
elementen zusammengesetzt,  welche  annähernd  aber  nicht  ganz  voll- 
kommen in  ein  Niveau  fallen.  Dies  ist  einmal  der  Fall,  wenn  eine 
größere  Anzahl  von  kleinen  ebenflächigen  Krystallen  in  nicht  voll- 
kommen paralleler  (hypoparalleler)  Stellung  miteinander  verwachsen. 
So  entstehen  z.  B.  die  krummen  Flächen  der  sattelförmigen  Braun- 
spatkrystalle  (Fig.  265),  ebenso  diejenigen  des  kugeligen  Prehnits,  des 
garbenförmigen  Desmins  (Fig.  256)  und  mancher  Bergkrystalle.  In 
anderer  Weise  wird  die  scheinbare  BjrümmuDg  dadurch  hervorgebracht, 
daß  an  völlig  einheitlich  gebauten  Krystallen  in  einer  Zone  zahlreiche 
sehr  schmale  Flächen  auftreten,  welche  zusammen  den  Eindruck  einer 
kontinuierlichen  cylinderförmigen  Krümmung  hervorbringen,  z.  B.  beim 
hexagonalen  Beryll  (116),  beim  quadratischen  Vesuvian  (134). 

Abweichungen  von  der  vollkommenen  Glätte  bei  in  ihrer  Haupt- 
erstreckung  ebenen  Flächen,  d.  h.  das  Auftreten  kleiner  Rauhigkeiten 
auf  in  der  Hauptsache  ebenen  Flächen  ist  häufiger,  als  die  Krümmung. 
Nach  der  speziellen  Beschaffenheit  unterscheidet  man :  Drüsige  Flächen, 
viele  kleine  von  anders  gerichteten  Flächen  begrenzte  Krystallecken 
sitzen  auf  den  Flächen  auf.  Solche  drusige  Flächen  sind  z.  B. 
die  Flächen  der  aus  parallelen  Würfelchen  verwachsenen  okta- 
edrischen  FlußspatkrystaUe  (Fig.  254).  Bei  rauhen  Flächen  sind 
diese  kleinen  Erhabenheiten  scharfkantig  und  eckig,  aber  unregelmäßig 
begrenzt.  Diese  Unregelmäßigkeiten  sind  vielfach  sehr  fein  und  dann 
die  Flächen  stets  matt.  Kömige  Flächen  sind  von  kleinen  rundlichen 
Erhabenheiten  bedeckt.  Manche  Flächen  tragen  wenige  regelmäßig 
gestaltete  größere  Erhabenheiten ;  so  die  Dihexaederfiächen  des  Quarzes 
vielfach  flache  gerundet  dreiseitige  Schuppen  {schuppige  Flächen)  etc. 
Auf  manchen  Flächen  sitzen  in  großer  Zahl  und  dicht  nebeneinander 
kleine  sehr  niedrige  Pyramiden,  begrenzt  von  Seitenflächen,  welche  von 


Beschaffenheit  der  KrystaUfiächen.  215 

jenen  Flächen  nur  um  sehr  kleine  Winkel  abweichen  (vizinale  Flächen, 
176),  und  an  den  Ecken  parallel  mit  der  betr.  Fläche  sehr  breit  ab- 
gestumpft. Solche  Flächen  heißen  parkettiert  oder  facettiert;  sie  finden 
sich  am  Zinnstein,  Vesuvian  etc. 

Besonders  hänfig  bemerkt  man  auf  den  Erystallflächen  eine  mehr 
oder  weniger  regelmäßige  Streifung  oder  Biefung,     Sie  ist  teils  fein, 
teils  dick  und  grob,  geradlinig  oder  auch  wohl  gebogen  und  krumm, 
und  verläuft  auf  den  Flächen  meist  in  einer  ganz  bestimmten  Sich- 
tung, so  z.  B.  auf  den  Würfelflächen  des  Schwefelkieses  parallel  den 
Wurfelkanten,  auf  den  Prismenflächen  des  Quarzes  senkrecht  zu  den 
Prismenkanten  und  parallel  den  Kanten  zu  den  Rhomboederflächen  etc. 
Seltener  ist  es,  daß  auf  einer  Fläche  in  mehreren  Richtungen  Streifen 
gehen,  die  sich  dann  aber  meist  nicht  schneiden,  sondern  längs  einer 
geraden  Linie  zusammenstoßen  und  eine  federartige  Streifung  bilden. 
Diese  findet  sich  vorzugsweise  bei  Zwillingen  (160),  aber  auch  bei 
einfachen  Erystallen  (Glimmer,  Chabasit).    Die  Streifen  sind  oft  durch . 
auf  den  Flächen  aufsitzende,  feine,  langgezogene  Erhabenheiten  ge- 
bildet, besonders  die  nicht  ganz  geradlinige  Streifung.    Nicht  selten 
entsteht  die  Streifung  aber  auch  dadurch,  daß  zwei  Flächen  vielfach 
wiederholt  treppenförmig  (oscillatorisch)  miteinander  abwechseln,   so 
z.  B.  beim  Quarz    die  Prismenfiächen    und    die   darüber  liegenden 
Rhomboederflächen.    Je  niederer  und  kleiner  die  Treppen  sind,  desto 
feiner   die  Streifung,  die  nach  ihrer  Entstehung  als  Kombinations' 
streifung  bezeichnet  wird.     Diese  treppenförmige  Abwechslung  von 
Flächen  bringt  zuweilen  stark  gestreifte  Scheinflächen  hervor.    So 
findet  man   die  Schiefendflächen  P  und   x   an    manchen  Feldspat- 
krystallen   (Adular)     derart    miteinander    oscillatorisch  vielfach  ab- 
wechselnd,   daß   aUe  dadurch   entstehenden  Kanten   in   eine  Ebene 
fallen,   welche  dann   als   eine   scheinbare,    in   der  Richtung   dieser 
Kanten  stark  gestreifte  Fläche  an  dem  Krystall  sich  darstellt. 

Aber  nicht  nur  durch  Erhabenheiten  wird  die  Glätte  und  Eben- 
heit der  Krystallflächen  gestört,  sondern  auch  durch  Vertieftmgen,  In 
viele  Flächen  sind  kleine  mehr  oder  weniger  regelmäßige  Vertiefungen 
eingesenkt,  zuweilen  von  ganz  ebenen  kleinen  Flächenelementen  be- 
grenzt, die  sich  in  scharfen  nach  innen  gerichteten  Kanten  und  Ecken 
schneiden  und  die  ganz  bestimmten  Krystallflächen  parallel  gehen. 
Zuweilen  werden  diese  Vertiefungen  aber  auch  von  ganz  unregel- 
mäßigen Flächen  gebildet,  besonders  wenn  sie  größer  sind.  Es  sind 
dies  wahrscheinlich  zum  Teil  nicht  ursprüngliche  Unregelmäßig- 
keiten, sondern  sie  sind  durch  die  korrodierende  Tätigkeit  des 
Wassers  und  anderer  Agentien  später  eingeätzt,  es  sind  natürliche 
Ätzfiguren  (200).  Sind  die  Vertiefungen  der  Flächen  zahlreich, 
groß,    unregelmäßig,    scharfkantig    und    eckig,    wenn    auch    nicht 


216  Vudnale  Flächen.    Erystallskelette. 

gerade  ebenflächig  begrenzt,  so  heißt  die  Fläche  eerfressen  (zerfressene 
Krystalle). 

Eine  eigentümliche  Art  von  Rauhigkeit  zeigen  die  Krystalle 
mancher  Mineralien  dadurch,  daß  ihre  Flächen  mit  oft  staubförmig 
feinen  Teilchen  einer  fremden  Substanz  bedeckt  sind.  Dabei  herrscht 
nicht  selten  die  Gesetzmäßigkeit,  daß  auch  hierin  die  gleichwertigen 
Flächen  eines  Erystalls  sich  gleich  und  von  den  anderen  verschieden 
verhalten.  Manche  Flächen  sind  in  dieser  Weise  bestäubt,  andere  an 
demselben  Erystall  nicht.  So  sind  an  zahlreichen  Erystallen  des 
alpinen  Adulars  (vgl.  Fig.  496)  die  Flächen  des  Klinopinakoids  M 
und  des  Prismas  z  mit  grünem  Chloritstaub  überzogen,  die  anderen 
Flächen  nicht  etc. 

176.  Tlsinale  Flftehen*  Eine  eigentümliche  Erscheinung,  welche  die  Be- 
sch&tfenheit  der  Erystallflächen  vieler  Mineralien  zuweilen  beeinflaßt,  sind  die  sog. 
vizinalen  Flächen.  Diese  Erscheinung  besteht  darin,  daß  eine  Fläche,  welche  nach 
ihrer  Lage  gegen  die  anderen  Flächen  einen  durch  einfache  Indices  bestimmten 
Ausdruck  zu  haben  scheint,  nach  mehreren  über  sie  hinweggehenden  sehr  stumpfen 
geraden  Kanten  gebrochen  oder  geknickt  ist  und  dadurch  in  eine  Anzahl  von  Flächen- 
stücken zerfällt,  welche  miteinander  und  mit  der  Fläche,  welche  auf  den  ersten 
Blick  allein  vorhanden  zu  sein  scheint,  sehr  stumpfe  Winkel  machen.  Diese  Flächen- 
stücke sind  vizinal  zu  der  großen  scheinbaren  Gesamtfläche,  der  zuweilen  eine  der 
Facetten  genau  parallel  geht,  zuweilen  auch  nicht.  Diese  Teilflächen  liegen  oft  in  be- 
stimmten Zonen  und  haben  rationale  Indices,  sind  also  echte  ErystaUflächen,  die 
Ausdrücke  sind  aber  sehr  kompliziert.  So  sieht  man  z.  B.  an  Adularkrystallen  häuflg 
die  Prismenflächen  T  durch  solche  stumpfe  Kanten  abgeteilt.  Es  ist  nicht  mehr  die 
Fläche  T  mit  dem  Ausdruck  ooP  (110)  rechts  und  links  von  der  Querfläche  K 

vorhanden,  sondern  in  dem  Fig.  293  als  Beispiel  gezeichneten  Fall 
sind  statt  T  die  diesem  sehr  nahe  liegenden  Flächen  |  =  43 .  42  . 1 ; 
S  =  71 .  70 . 1  etc.  vorhanden.  Eine  dieser  Facetten  ist  auch  genau 
mit  T  paraUel  und  hat  also  den  Ausdruck:  r=110.  Eine  ähn- 
liche Erscheinung  etwas  anderer  Art  ist  mit  dem  Namen  Polyedrie 
Fig.  293.  belegt  worden.  (Websky,  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  15,  1863, 
pag.  677.    A.  Scacchi,  ibid.  pag.  16.) 

177.  Krystallskelette.  Eine  eigentümliche  Beschaffenheit  nimmt 
oft  die  Oberfläche  der  Krystalle  an,  wenn  beim  Wachstum  derselben 
die  neue  Substanz  sich  vorzugsweise  an  einzelnen  Stellen  anhäuft. 
Geschieht  dies  an  den  Kanten,  so  ist  die  Folge,  daß  die  Flächen  nach 
ihrer  Mitte  hin  vertieft  erscheinen  (Quarz).  Ist  diese  Anhäufung  an 
den  Kanten  so  regelmäßig,  daß  die  Vertiefung  nach  dem  Innern  der 
Flächen  in  ebenflächigen  und  geradlinigen  Treppen  erfolgt,  wie  z.  B. 
nicht  selten  am  Bleiglanz,  dann  heißt  die  Fläche  kastenförmig  vertieft 
Zuweilen  ist  die  Einsenknng  der  Fläche  nur  gering  und  seicht,  zu- 
weilen ist  die  Substanz  des  KrystaUs  so  sehr  an  den  Kanten  koncen- 
triert,  daß  von  den  Flächen  aus  tiefe  Höhlungen  oft  bis  zum  Krystall- 
mittelpunkt  reichen.    Dann  ist  der  Krystall  durch  die  Kanten  ge- 


Krystallschalen.    ZonarstniktiLr.  217 

wissermaßen  nur  im  umriß  angedeutet,  aber  die  Umrisse  sind  nicht 
mit  Masse  ausgefüllt.  Solche  Bildungen  heißen  KrystcdlsMette  (Berg- 
krystall;  Bleiglanz).  Einsenkungen  der  Krystallflächen  werden  übrigens 
auch  zuweilen  durch  teilweise  Wegführung  der  Substanz  aus  dem 
Krystall  hervorgebracht;  so  sind  z.  B.bei  den  in  Malachit  verwandelten 
Krystallen  von  Rotkupfererz  aus  Chessy  bei  Lyon  die  Flächen  in  der 
Mitte  vertieft,  weil  bei  der  Umwandlung  mehr  Substanz  weg-  als  zu- 
geführt wurde,  so  daß  die  entstehende  Verbindung  (der  Malachit)  den 
durch  die  Kanten  des  Rotkupfererzkrystalls  im  Umriß  angegebenen 
Raum  nicht  mehr  völlig  ausfüllen  konnte. 

Häuft  sich  die  Masse  mehr  auf  den  Flächen  an,  so  sind  diese 
in  ihrer  Mitte  erhöht,  und  an  den  Kanten  sind  infolgedessen  die 
Krystalle  vertieft  —  eingekerbte  Kanten  — .  Solche  beobachtet  man 
bei  manchen  Quarzen,  beim  Rotkupfererz,  Gold,  Silber  etc.  (siehe  da- 
gegen die  infolge  von  Zwillingsbildung  eingekerbten  Kanten  des 
Diamaut). 

178.  Krystallschalen.  Sehr  verbreitet  ist  der  schalige  Aufbau 
vieler  Krystalle,  der  die  Folge  der  allmählichen,  z.  T.  sogar  einer 
intermittierenden  Bildung  ist.  Häufig  ist  nur  der  Kern  von  der 
Hülle  verschieden,  wie  bei  den  amerikanischen  Turmalinen,  wo  eine 
äußere  grüne  Schicht  eine  innere  rote  Partie  umgibt  Oft  liegen 
aber  auch  einzelne  dünnere  Schichten  parallel  der  äußeren  poly- 
edrischen  Umgrenzung  in  größerer  Anzahl  übereinander.  Diese 
hängen  meist  fest  zusammen,  sie  treten  aber  auf  dem  Bruch  der 
Krystalle  deutlich  hervor,  wenn  sie  kleine  Unterschiede  im  Aussehen, 
also  in  Farbe,  Durchsichtigkeit  etc.  erkennen  lassen  (ZonarstruUur). 
So  ist  es  z.  B.  bei  den  Krystallen  des  gemeinen  Quarzes,  die  häufig 
aus  einer  sehr  großen  Zahl  solcher  dünnen  Lagen  aufgebaut  sind 
Bei  manchen  Mineralien  tritt  die  Schichtenbildung  erst  bei  der  Ver- 
witterung deutlich  hervor  oder  bei  künstlichem  Anätzen  der  Brnch- 
flächen.  Bei  manchen  anderen  Krystallen  sind  die  Schichten  nament- 
lich in  der  Farbe  so  verschieden,  daß  sie  auf  den  ersten  Blick  und 
mit  größter  Deutlichkeit  ins  Auge  fallen,  so  bei  manchen  Amethysten, 
in  denen  vielfach  einzelne  Lagen  weißen  Quarzes  parallel  mit  den 
äußeren  E[rystallflächen  eingeschaltet  sind.  Manchmal  trägt  ein 
Kemkrystall  nur  Ecken  desselben  Minerals  von  anderer  Farbe,  z.  B. 
gibt  es  violette  Würfel  von  Flußspat  mit  weißen  Ecken  etc.  Sehr 
deutlich  tritt  diese  allmähliche  Bildung  der  Krystalle  hervor,  wenn 
die  Oberfläche  eines  im  Innern  steckenden  Kernes  mit  einer  dünnen 
Schicht  eines  anders  gefärbten  fremden  Minerals  bedeckt  ist.  So  findet 
man  nicht  selten  Bergkrystalle,  in  denen  ein  kleinerer  Bergkrystall- 
kem  steckt,  dessen  Rhomboederflächen  mit  Ghloritstaub  bedeckt  sind. 


218  Sandührstniktiir. 

SO  daß  ein  kleines  grfines,  der  äußeren  Begrenzung  paralleles  Dihexa- 
eder  durch  die  äußere  wasserhelle  Substanz  durchscheint.  Am  deut- 
lichsten wird  aber  der  Aufbau  aus  einzelnen  Schichten,  wenn  diese 
nicht  fest  zusammenhängen,  sondern  nur  lose  übereinander  liegen  und 
sich  voneinander  abheben  lassen,  wie  z.  B.  bei  dem  sog.  Eappenquarz, 
bei  manchen  E[rystaUen  von  Epidot^  Vesuvian,  Wolframit  etc. 

Als  eine  häufige  Erscheinung  zeigt  sich  die  Schalenbildung  (Zonar- 
struktur)  der  Mineralien  unter  dem  Mikroskop.  Die  Leucite,  Feld- 
spate, Granaten,  Augite  etc.  in  den  Gesteinen  erweisen  sich  häufig 
als  aus  einzelnen  dünnen  Schichten  aufgebaut,  welche  sich  koncentrisch 
um  einen  centralen  Kern  herumlagem  und  die  in  ihrer  äußeren  Form 
mehr  oder  weniger  vollkommen  mit  dem  Kern  und  miteinander  über- 
einstimmen. 

Die  Schalenbildung  kommt  dadurch  zu  stände,  daß  bei  der  Ent- 
stehung der  ErystaUe  das  Wachstum  durch  Ablagerung  immer  neuer 
Schichten  auf  der  jeweiligen  Oberfläche  erfolgt  Sind  diese  Schichten 
alle  vollkommen  gleichartig  und  wird  der  Bildungsprozeß  in  keiner 
Weise  gestört  oder  gar  unterbrochen,  dann  sind  sie  einzeln  nicht  be- 
merkbar; derErystall  erscheint  vollkommen  homogen  und  zusammen- 
hängend. Ändert  sich  dagegen  während  des  Prozesses  die  Lösung 
oder  der  Schmelzfluß,  worin  der  Krystall  wächst,  dann  werden  auch 
die  neugebildeten  Schichten  von  den  älteren  Teilen  des  Krystalls  ver- 
schieden sein  können  und  sich  in  Farbe,  Durchsichtigkeit  etc.,  kurz 
im  ganzen  Aussehen  und  z.  T.  auch  in  ihren  physikalischen  Eigen- 
schaften von  der  letzteren  mehr  oder  weniger  deutlich  abheben. 
Tritt  eine  solche  Änderung  nur  einmal  ein,  dann  ist  ein  Kern  von 
einer  davon  abweichenden  Hülle  umgeben.  Geschieht  dies  öfter,  dann 
entspricht  jeder  einzelnen  Änderung  eine  in  ihrer  Beschaffenheit  von 
der  benachbarten  verschiedene  Schicht  und  umgekehrt  Tritt  eine 
Unterbrechung  im  Wachstum  ein,  wächst  der  Krystall  nicht  stetig, 
sondern  intermittierend,  und  bedeckt  sich  dabei  die  Oberfläche  des- 
selben mit  einer  noch  so  dünnen  Schicht  einer  fremden  Substanz,  so 
hängen  die  neugebildeten  Schichten  vielfach  nicht  mehr  fest  an  ihrer 
Unterlage  und  lassen  sich  nun  kappenförmig  von  dem  Kern  abheben. 

179.  Sanduhrstruktnr.  Die  Ablagerung  der  neuen  Substanz  bei 
der  Vergrößerung  eines  Krystalls  geht  von  dessen  Flächen  aus.  Über 
jeder  Fläche  schreitet  das  Wachstum  in  der  erwähnten  Weise  weiter. 
Die  neuen  Schichten  über  jeder  Fläche  werden  immer  größer  und 
ausgedehnter  und  grenzen  in  den  Kanten  und  Ecken  an  die  zu  den 
benachbarten  Flächen  gehörigen  gleichalteu  Schichten.  Der  ganze 
Krystall  kann  so  als  zusammengesetzt  aus  einer  der  Anzahl  seiner 
Flächen  entsprechenden  Zahl  von  Pyramiden  gedacht  werden,  deren 


EiiiBchlttBse. 


219 


Fig.  294. 


Spitzen  im  Krystallmittelpnnkt  liegen,  deren  Basis  die  betr.  Fläche  ist 
und  die  sich  nach  außen  allmählich  immer  mehr  vergrößern  und  er- 
weitem (Fig.  294).  Sie  werden  danach  als  AmoachS' 
Pyramiden  oder  Anwachskegel  bezeichnet.  Wie  die  Krystall- 
flächen  in  ihrer  Beschaffenheit  verschieden  sein  können 
(8),  so  können  u.  U.  auch  die  zu  ihnen  gehörigen  An- 
wachskegel in  ihrer  Beschaffenheit  und  in  ihrem  Aus- 
sehen, besonders  in  der  Färbung,  verschieden  werden. 
Die  sich  gleichzeitig  ablagernden  Schichten  sind  dann 
auch  nicht  mehr  rings  um  den  Erystall  herum  einander 
gleich,  sondern  von  den  anstoßenden  über  den  benach- 
barten Flächen  etwas  verschieden.  Die  Folge  eines 
derartigen  Aufbaues  aus  verschiedenen  Anwachskegeln 
ist  dann  nicht  selten  eine  Struktur  des  Erystalls,  die  sich,  wie 
Fig.  294  deutlich  zeigt,  mit  der  einer  Sanduhr  vergleichen  läßt 
und  die  danach  als  Sanduhrstruktur  bezeichnet  wird.  Sie  kann  beim 
Chiastolith,  bei  manchen  Augiten  und  auch  bei  sonstigen  Mineralien 
beobachtet  werden. 

ISO.  Einschlüsse.  Auch  die  Eigenschaft  der  Homogenität  ist 
bei  den  Krystallen  oft  nur  unvollkommen  ausgebildet.  Dies  zeigt 
schon  der  soeben  betrachtete  schalige  Aufbau  vieler  derselben.  Noch 
größer  ist  jedoch  die  Störung  der  gleichmäßigen  Beschaffenheit  durch 
die  Anwesenheit  fremder  Substanzen  im  Innern  der  Erystalle,  die 
man  als  MnsMüsse  (Interpositionen)  bezeichnet  und  die  beim  Wachs- 
tum der  Erystalle  in  diesen  eingehüllt  wurden.  Sie  können  fest, 
flüssig  oder  gasförmig  sein.  Zwischen  ihnen  ist  die  Substanz  des 
umhüllenden  Erystalls,  des  sog.  Wirts,  vollkommen  homogen,  aber  die 
Homogenität  des  ganzen  Gebildes  wird  durch  ihre  Anwesenheit  mehr 
oder  weniger  beeinträchtigt.  Sie  finden  sich  häufig  nur  vereinzelt, 
oft  sind  sie  aber  auch  in  beträchtlicher  Zahl  vorhanden  und  in  manchen 
Fällen  bilden  sie  sogar  einen  größeren  Teil  des  Ganzen,  als  der  Wirt. 
Sie  sind  entweder  regellos  durch  den  ganzen  Erystall  zerstreut  oder 
auf  einzelne  Stellen  beschränkt.  Häufig  sind  sie  auch  in  einer  ge- 
wissen Gesetzmäßigkeit  in  demselben  angeordnet:  mehr  nach  der  Mitte 
oder  mehr  nach  der  Peripherie  hin  angehäuft,  oder  in  Schichten,  die 
durch  einschlußarme  oder  -freie  Schichten  voneinander  getrennt  sind, 
oder  in  zusammenhängenden  Schwärmen,  die  den  Erystall  durch- 
ziehen etc.  Manchmal  sind  sie  schon  mit  bloßem  Auge  deutlich  zu 
sehen,  sehr  viel  häufiger  sind  sie  jedoch  mikroskopisch  klein  und  nur 
in  bis  zur  Durchsichtigkeit  dünn  geschliffenen  Platten  der  betreffenden 
Mineralien,  sog.  Dünnschliffen,  unter  dem  Mikroskope  erkennbar. 

181.  Feste  Elnschlttsse.  Die  festen  Einschlüsse  sind  teils  amorph, 
teils  krystallisiert     Amorph  sind  sie  hauptsächlich  in  solchen  Mine- 


220  Feste  Einschlüsse. 

ralien,  welche  die  aus  fearigem  Fluß  erstarrten  Lavagesteine  zu- 
sammensetzen und  denen  daher  ebenfalls  eine  derartige  Entstehung 
zuzuschreiben  ist.  Es  ist  hier  glasartig  erstarrte  Gesteinsmasse, 
welche  nicht  Zeit  hatte,  sich  bei  der  Festwerdung  des  Ganzen  in 
Krystallen  auszubilden.  Feldspate,  Leucite,  Quarze  etc.  aus  Basalten, 
Trachyten,  Lipariten,  Felsitporphyren  etc.  zeigen  solche  Einschlüsse, 
nicht  selten  in  mehr  oder  weniger  großer  Zahl.  Die  einzelnen  Ein- 
schlüsse sind  mikroskopisch  klein,  erreichen  aber  auch  zuweilen  eine 
erhebliche  Größe.  Manchmal  haben  sie  die  Gestalt,  welche  die  äußere 
Begrenzung  des  umgebenden  Krystalls  zeigt  (Glaseinschlüsse  von  der 
Form  des  Wirts).  In  diesem  sind  sie  auch  in  einzelnen  Fällen  in 
irgend  einer  regelmäßigen  Weise  eingelagert  z.  B.  in  Zonen  parallel 
mit  der  äußeren  Begrenzung  etc.  Solche  Glaseinschlüsse  sind  sichere 
Beweise  für  die  Erstarrung  der  betr.  Mineralien  und  Gesteine  aus 
dem  Schmelzfluß,  also  für  ihre  vulkanische  Entstehung. 

Häufiger  sind  Einschlüsse  von  Krystallen  in  anderen  Krystallen. 
Die  Formen  der  Einschlüsse  sind  verschieden.  Nicht  selten  sind  es 
lange  Prismen  z.  B.  von  Strahlstein,  oder  Eutil,  oder  Turmalin  etc., 
besonders  im  Bergkrystall,  welche  manchmal  mit  einem  Ende  aus 
diesem  mehr  oder  weniger  weit  hervorragen.  In  anderen  Fällen  sind 
es  dünne  Plättchen  und  Schüppchen,  wie  z.  B.  die  Eisenglanz-  oder 
Goethitschuppen  in  dem  Oligoklas  (sog.  Sonnenstein)  von  Tvedestrand 
in  Norwegen,  in  welchem  alle  diese  Schüppchen  parallel  mit  der 
Hauptspaltungsfläche  des  Oligoklas  eingewachsen  sind.  Auch  im 
Camallit  findet  man  solche  dünnen  roten  Schüppchen.  Kömchen  von 
Magneteisen,  Quarz  etc.  trifft  man  in  vielen  Mineralien, 

Sind  die  eingeschlossenen  Kryställchen  sehr  klein  und  nur  noch 
unter  dem  Mikroskop  erkennbar,  so  nennt  man  sie  Mihrolithen,  Man 
spricht  so  von  Augit-,  Nephelin-  etc.  Mikrolithen,  doch  sind  diese 
kleinen  Gebilde  oft  ihrer  mineralogischen  Natur  nach  nicht  sicher  be- 
stimmbar. Auch  die  Mikrolithen  sind  zuweilen  in  regelmäßiger  Weise 
in  den  Krystallen  eingewachsen,  so  z.  B.  die  Eisenglanzschuppen  in 
dem  oben  erwähnten  Sonnenstein,  Magneteisenkörnchen  in  Flächen 
parallel  mit  den  Kry stallflächen  des  einschließenden  Leucits;  in  manchen 
Glimmern  findet  man  in  drei  unter  60®  gegeneinander  geneigten 
Kichtungen  parallel  den  Hauptblätterbrüchen  sehr  dünne  Nädelchen 
eines  anderen  Minerals  in  zahlloser  Menge  eingelagert,  welche  den 
Asterismus  (264)  dieser  Glimmer  hervorbringen  etc.  Nicht  ungewöhn- 
lich ist  eine  Verteilung  in  einzelnen  Schichten,  die  durch  einschluß- 
freie, reine  Schichten  voneinander  getrennt  sind. 

Die  Zahl  der  eingeschlossenen  Kryställchen  ist  manchmal  gering, 
manchmal  sehr  groß,  so  daß  nicht  selten  der  ganze  an  sich  farblose 
und  durchsichtige  Wirt  von  ihnen  scheinbar  gleichmäßig  getrübt  und 


Flüssigkeitseinschlfisse.  221 

gefärbt  erscheint.  So  ist  der  schon  erwähnte  Gamallit  durch  die 
Eisenglanz-  oder  Goethiteinschlüsse  rot,  der  Sonnenstein  erhält  dnrch 
diese  Schüppchen  einen  eigentümlichen  rötlichen  Lichtschein,  mancher 
Bergkrystall  wird  durch  Einschluß  massenhafter  staubartiger  Chlorit- 
partikelchen  dunkelgrün;  ebenso  wird  mancher  Quarz  grün  durch 
Strahlsteinnädelchen  etc.  Ist  aber  die  Zahl  der  Einschlüsse  auch  oft 
sehr  groß,  so  ist  wegen  der  äußersten  Kleinheit  oder  Dünne  derselben 
ihre  Masse  doch  gering.  So  beträgt  z.  B.  im  Sonnenstein  der  Oehalt 
an  Fe^O^  nur  ca,  ^U^U^  trotzdem  die  Eisenoxydschüppchen  so  zahl- 
reich eingewachsen  sind,  daß  sie  den  roten  Schiller  in  dem  Mineral 
erzeugen  können,  aber  diese  Plättchen  sind  eben  äußerst  dünn.  Viel- 
fach ist  die  Masse  der  Einschlüsse  allerdings  größer,  am  größten 
wohl  bei  dem  sog.  krystallisierten  Sandstein  von  Fontainebleau :  Kalk- 
spatkrystalle  mit  eingeschlossenen  Sandkörnern,  welche  ca.  -/b  ^^^ 
ganzen  Masse  der  Krystalle  ausmachen ;  ähnlich  die  zu  rosenähnlichen 
Gruppen  verbundenen  Schwerspatkrystalle  von  Eockenberg  bei  Butz- 
bach in  Oberhessen. 

(Söchting,  Seyffert,  Leonhard  und  Blum,  Einschlüsse  von  Mineralien  in  krystaUi- 
sierten  Mineralien.  Haarlem  1854.  Yergl.  auch  die  in  (3)  angeführten  Werke  über 
die  mikroskop.  Verhältnisse  der  Mineralien,  bes.  von  y.  Lasanlx,  Rosenbusch  and 
Zirkel,  auch  in  Bezug  auf  den  nächsten  Abschnitt.) 

182.  Flttssigkeltselnschlüsse.  Man  findet  in  den  Mineralien 
vielfach  Hohlräume,  welche  selten  ganz,  meist  nur  teilweise  mit  einer 
Flüssigkeit  erfüllt  sind.  Namentlich  in  mikroskopischer  Kleinheit  sind 
solche  Einschlüsse  sehr  häufig,  besonders  im  Quarz,  Olivin  und  noch 
in  vielen  anderen  Mineralien.  Sie  finden  sich  teils  einzeln,  teils  in 
größerer  Zahl  nebeneinander,  vielfach  gleichmäßig  durch  den  Wirt 
zerstreut,  oder  stellenweise  angehäuft,  oder  in  zusammenhängenden 
Zügen  oder  Schwärmen  gruppiert,  endlich  auch  ganz  unregelmäßig 
verteilt.  Indessen  sind  solche  Einschlüsse  von  makroskopischen 
Größen,  die  mit  bloßem  Auge  beobachtet  werden  können,  gleichfalls 
nicht  selten,  so  z.  B.  im  Quarz  von  Poretta  bei  Bologna,  in  manchen 
Steinsalzkrystallen  und  anderen  aus  wäßriger  Lösung  gebildeten 
Mineralien.  Am  größten  sind  die  Flüssigkeitseinschlüsse  wohl  beim 
sog.  EnhydroSj  einem  Ghalcedon,  der  als  dünne  Hülle  linsenförmig 
rundliche  halb  mit  Flüssigkeit  erfüllte  Hohlräume,  oft  von  mehreren 
Eubikcentimetem  Inhalt,  umschließt.  Sind  solche  Hohlräume  nicht 
ganz  mit  der  Flüssigkeit  erfüllt ,  so  steht  in  ihnen  an  der  höchsten 
Stelle  eine  Luft-  oder  Gasblase,  die  sich  beim  Neigen  des  Stückes 
hin-  und  herbewegt,  eine  sog.  Libelle,  An  dieser  wird  die  flüssige 
Natur  eines  solchen  Einsclüusses  oft  am  sichersten  erkannt.  Dies 
ist  auch  unter  dem  Mikroskop  möglich,  wo  man  die  Libellen  häufig 
ohne  erkennbaren  äußeren  Anlaß  lebhaft  hin  und  her  zittern  und 


222  Gasförmige  Einschlttsse. 

schwanken  sieht.  Die  Flussigkeitseinschlflsse  sind  oft  von  einfach 
rundlicher  Form,  nicht  selten  aber  auf  das  komplizierteste  nach  allen 
Richtangen  verästelt  und  schlauchförmig  verzweigt.  Gar  nicht  un- 
gewöhnlich sind  sie  aber  auch  von  regelmäßig  ebenen  Flächen  parallel 
der  äußeren  Begrenzung  des  Wirts  begrenzt;  auch  sie  haben  nicht 
selten  die  Form  des  Wirts,  wie  z.  B.  in  manchen  Quarzen,  besonders 
schön  in  manchen  Steinsalzkrystallen  etc.  Die  eingeschlossene  Flüssig- 
keit ist  von  verschiedener  Natur,  bald  fast  reines  Wasser,  bald  NaCl- 
Lösung,  bald  flüssige  Kohlensäure  etc.  Meist  hat  sie  die  Beschaifen- 
heit  der  nach  der  Ausbildung  der  Erystalle  übrig  gebliebenen  Mutter- 
lauge. 

183.  Gasförmige  Elnschlfisse.  Neben  den  Flüssigkeitseinschlüssen, 
vielfach  aber  auch  ganz  anabhängig  und  getrennt  von  ihnen  trifft 
man  leere  Einschlüsse,  d.  h.  solche,  die  nur  von  einem  Gas  oder  einem 
Dampf  erfüllt  sind.  Derartige  Einschlüsse  werden  daher  auch  wohl 
Gasporen  oder  Dampfporen  genannt.  Ihre  Form  ist  meist  rundlich, 
gewöhnlich  einfach,  selten  kompliziert  verzweigt  und  verästelt  wie 
bei  den  Flüssigkeitseinschlüssen.  Nicht  ungewöhnlich  haben  auch 
sie  die  Form  des  Wirts,  wie  z.  B.  in  den  Bergkrystallen  von  Middle- 
ville,  New  York,  wo  sie  bis  3  mm  groß  werden.  Sie  bilden  dann  die 
sog.  negativen  Krystalle,  von  denen  man  aber  in  derselben  Weise 
auch  bei  Flüssigkeitseinschlüsaen  von  der  Form  des  Wirts  spricht. 
Außer  im  Quarz  sind  solche  leere  negative  Erystalle  ganz  besonders 
auch  im  Gips,  im  Topas  und  im  Eis  beobachtet  worden.  Wie  die 
Flüssigkeitseinschlüsse,  so  sind  auch  die  Dampfporen  meist  mikro- 
skopisch klein,  nicht  selten  aber  auch  mit  bloßem  Auge  zu  sehen; 
wie  diese  sind  auch  sie,  bald  einzeln,  bald  reichlicher  und  in  ähn- 
licher Verteilung  vorhanden.  Es  ist  meistens  Wasserdampf,  Kohlen- 
wasserstoff, Kohlensäure,  Stickstoff  und  Sauerstoff.  Manchmal  sind 
diese  Gase  unter  einem  höheren  Druck  in  den  Hohlräumen  ein- 
geschlossen, wie  dies  das  sog.  Knistersalz  von  Wieliczka  zeigt.  Dies 
ist  ein  Steinsalz  mit  zahlreichen  Einschlüssen  von  Sumpfgas  und  Stick- 
stoff. Bringt  man  davon  ein  Stück  ins  Wasser,  dann  werden  die 
Hüllen,  welche  die  Einschlüsse  umgeben,  von  diesem  aufgelöst  und 
daher  immer  dünner,  bis  das  hochgespannte  Gas  die  einschließenden 
Wände  des  Steinsalzes,  unter  Erregung  deutlicher  Töne  sprengt  Bei 
dem  ganzen  Lösungsprozeß  hört  man  daher  fortdauernd  ein  knisterndes 
Geräusch  und  sieht  gleichzeitig  Gasblasen  in  großer  Menge  aufsteigen 
und  entweichen. 

184.  Ansbildung  der  Krystalle.  Die  in  der  Natur  vorkommenden 
Krystalle  finden  sich  in  zweierlei  Weise  ausgebildet:  einmal  ringsum 
mit  allen  von  der  Symmetiie  erforderten  Flächen  ausgestattet^  sodann 


Eing^ewachsene  ErystaUe.  223 

an  einer  Stelle  mehr  oder  weniger  verkflmmert  oder  verstümmelt. 
Dies  hängt  auf  das  Engste  mit  der  Art  nnd  Weise  des  Vorkommens 
nnd  der  Bildung  der  Krystalle  zusammen.  Bingsum  vollständig  aus- 
gebildet sind  diese,  wenn  sie  sich  in  einer  weichen  und  nachgiebigen 
Umgebung  schwebend  oder  schwimmend  entwickelt  haben,  in  der  sie 
später  nach  Festwerdnng  des  Ganzen  eingebettet  liegen  (eingewachsene 
KfTfstaUe).  Unvollständig  sind  sie,  wenn  sie  im  freien  Raum  auf  einer 
Unterlage  sitzend  entstanden  sind,  von  der  aus  sie  mit  ihrem  freien 
Ende  in  diesen  leeren  Raum  hineinragen  (aufgewachsene  Krystalle), 
Manche  Mineralien  finden  sich  nur  eingewachsen  (Boracit);  manche 
nur  aufgewachsen  (Kalkspat);  manche  andere  endlich,  und  zwar  die 
meisten,  bald  in  der  einen,  bald  in  der  anderen  Weise,  je  nach  der 
speziellen  Art  ihrer  Entstehung. 

185.  Eingewachsene  Krystalle.  Die  eingewachsenen  Krystalle 
finden  sich  zum  Teil  nur  vereinzelt  in  der  sie  umgebenden  Masse 
(Grundmasse,  Muttergestein),  zum  Teil  sind  sie  darin  in  größerer  Zahl 
vorhanden;  man  nennt  dies  dann  auch  wohl  eingesprengt.  Sind  sehr 
viele  kleine  KrystäUchen  (oder  derbe  Kömchen)  eines  Minerals  in 
einem  anderen  Mineral  oder  in  einem  Gesteine  eingesprengt,  so  sagt 
man,  das  letztere  Mineral  oder  Gestein  sei  mit  dem  ersteren  Mineral 
imprägniert.  Eingewachsene  Krystalle,  wie  z.  B.  Feldspat  und  Quarz 
im  Porphyr,  Granat  im  Glimmerschiefer,  Magneteisen  im  Chlorit- 
schiefer,  Schwefelkies  im  Tonschiefer  etc.  sind  rundum  vollkommen 
ausgdnldet,  zu  jeder  Fläche,  Kante  und  Ecke  ist  das  parallele  Gegen- 
stück vorhanden,  aber  die  Flächen  sind  infolge  der  innigen  Berührung 
mit  der  Umgebung  meist  matt,  sogar  rauh.  Diese  Krystalle  müssen 
sich  in  einer  nachgiebigen  Masse  (meist  ist  es  ein  Schmelzfluß) 
schwimmend  oder  schwebend  gebildet  haben,  sonst  hätten  sie  sich 
nicht  nach  allen  Richtungen  hin  in  der  Hauptsache  ungehindert  ent- 
wickeln können. 

Die  eingewachsenen  Krystalle  liegen  entweder  getrennt  und  ohne 
Znsammenhang  in  der  Grundmasse,  wie  z.  B.  der  Granat  im  Glimmer- 
schiefer etc.,  oder  sie  sind  zu  mehreren  miteinander  verwachsen.  Der- 
artige aus  mehreren  Krystallen  bestehende,  in  einer  Grundmasse  ein- 
gelagerte Zusammenhäufungen  nennt  msn  KrystaUgruppen-^  sie  können 
die  verschiedenartigste  Gestalt  haben,  sind  aber  meist  kugel-  oder 
knollenförmig.  Solche  Gruppen  bildet  z.  B.  der  Gips  im  Ton,  die 
Kupferlasur  von  Chessy  ebenfalls  im  Ton  etc.  Mehr  oder  weniger 
zahlreiche  Krystallspitzen,  jede  einem  der  zusammengewachsenen  Indi- 
viduen angehörig,  ragen  an  ihrer  Oberfläche  weiter  oder  weniger  weit 
hervor.  Werden  diese  Individuen  kleiner,  resp.  die  polyedrische  Be- 
grenzung der  aus  der  Oberfläche  der  Gruppe  herausragenden  Krystall- 


224  Aufgewachsene  Erystalle. 

spitzen  anregelmäßig,  unyoUkomnien  and  nndeatlich,  so  nähern  sich 
die  Grappen  immer  mehr  krystallinischen  Aggregaten  mit  randlicher 
Oberfläche  (187). 

186.  Anfgewachsene  Krystalle.  Die  aufgewachsenen  Erystalle 
sitzen  an  dem  einen  Ende  mit  einer  mehr  oder  weniger  aasgedehnten 
Fläche,  der  Ansatzstelle,  aaf  der  Unterlage  anf  und  ragen  mit  dem 
anderen  Ende  frei  in  einen  Hohlraam  hinein.  Die  Ansatzstelle  ist 
oft  nnr  klein,  manchmal  aber  anch  sehr  aasgedehnt  Nimmt  man 
einen  solchen  Krystall  von  der  Unterlage  ab,  so  ist  er  an  der  Ansatz- 
stelle unvollständig  ausgeMdet,  da  hier  sich  natürlich  keine  Flächen 
entwickeln  konnten.  Man  kann  aber,  wie  wir  schon  gesehen  haben, 
ein  solches  Krystallbruchstück  nach  den  Gesetzen  der  Symmetrie  und 
des  Flächenparallelismas  meist  leicht  ergänzen  (8).  Die  Flächen  der 
anfgewachsenen  KiystaUe  sind  meist  glatt  und  glänzend  und  daher 
zur  krystallographischen  Untersuchung  mit  dem  Goniometer  besonders 
geeignet,  trotz  ihrer  UnvoUständigkeit. 

Selten  sieht  man  einen  einzelnen  Krystall  aufgewachsen,  meist 
sind  mehrere  vereinigt  und  bilden  eine  Drtise  (Krystalldruse,  z.  B. 
Kalkspat-,  Bleiglanz-  etc.  Druse).  Wenn  die  Krystalle  der  Druse  sehr 
klein  sind  und  gi'ößere  Flächen  der  Unterlage  bedecken,  so  spricht 
man  wohl  von  einem  Rasen.  Die  einzelnen  Krystalle  einer  solchen 
Druse  sind  meist  ganz  regellos  gegeneinander  gestellt,  zuweilen  zeigen 
sie  aber  doch  eine  gewisse  Begelmäßigkeit  in  der  Anordnung;  man 
nennt  dies  dann  wohl  einen  KrystaUstock,  So  sind  manchmal,  aber 
selten,  alle  Krystalle  einer  Druse  parallel,  oder  sie  konvergieren  alle 
nach  einem  Punkte,  wobei  sie  entweder  langprismenförmig  (z.  B. 
Natrolith)  oder  dünn  tafelförmig  sind  (Eisenglanz  bei  den  sog.  Eisen* 
rosen  der  Alpen),  oder  die  Krystalle  bilden  dünne  Tafeln,  welche 
fächerförmig  von  einer  allen  gemeinsamen  Linie  ausstrahlen  (wie  z.  B. 
der  sog.  kammförmige  Schwerspat).  Dabei  entstehen  nicht  selten 
ziemlich  regelmäßige  kugelige  oder  ellipsoidische  Gebilde;  oder  es 
sind  tropfsteinartige  Zapfen,  deren  einzelne  Krystalle  senkrecht  zur 
Achse  der  Zapfen  nach  allen  Richtungen  radial  hinausragen.  Andere 
solche  Gruppierungen  kommen  noch  vor,  welche  in  leicht  verständ- 
licher Weise  durch  Vergleich  mit  bekannten  Gegenständen  von  cha- 
rakteristischer Gestalt  beschrieben  werden,  so  garbenförmig  (154), 
rutenförmig  etc.  Rosettenförmig  angeordnet  nennt  man  eine  Anzahl 
von  meist  kleinen,  dünnen  und  lang  gezogenen  Krystallen,  welche 
alle,  auf  einer  ebenen  Unterlage  aufgewachsen,  radial  von  einem 
Centrum  ausstrahlen  (Wavellit,  Kobaltblüte)  etc. 

Die  Krystalle  der  Drusen  sind  oft  groß  und  lang,  z.  B.  beim 
Quarz,  oft  sind  sie  nur  kurz  und  niedrig,  z.  B.  beim  Schwefelkies. 


AnfgewachMiie  Erjertalle.  ^5 

Zuweilen  werden  die  Krystalle  sehr  klein  und  bilden  nur  eine  dfinne 
Haut,  welche  auf  größere  Erstreckung  Gesteine  und  Mineralien  über- 
zieht. Solche  Häute  werden  v.  a.  vom  Quarz  gebildet,  der  auf  diese 
Weise  die  von  ihm  flbei*zogenen  Mineralien  förmlich  abgießt  und  ab- 
formt 

Die  Gestalt  der  Drusen  hängt  ab  von  derjenigen  ihrer  Unter- 
lage. Ist  diese  nahezu  eben,  wie  z.  B.  die  Wand  einer  Spalte  im  Ge- 
birge, so  ist  auch  die  Druse  eben  und  meist  stark  ausgedehnt.  Sitzt 
sie  auf  der  runden  Wand  eines  kleinen  Hohlraums  im  Gestein,  so  ist 
auch  die  Druse  rund,  wie  z.  B.  die  sog.  Mandeln  (300,  301).  Indessen 
sind  solche  runden  Drusenräume  nicht  immer  klein,  sondern  zuweilen 
von  gewaltigem  Umfang,  wie  z.  B.  die  sog.  Erystallkeller  in  den 
Alpen,  deren  Wände  mit  centnerschweren  Quarzkrystallen  besetzt  sind. 
Die  Unterlage  der  deutlich  ausgebildeten  Krystalle  ist  entweder  mit 
dem  aufsitzenden  Mineral  gleichartig  oder  nicht  Ersteres  ist  der  Fall, 
wenn  z.  B.  Quarzkrystalle  auf  derbem  Quarz  sitzen,  letzteres,  wenn 
Flußspatkrystalle  auf  Sandstein,  Ealkspatkrystalle  auf  Granit  auf- 
gewachsen sind,  oder  bei  den  Mineralien  in  den  Mandeln  (300).  Im 
ersteren  Fall  ist  die  herausragende  Erystallspitze  häufig  die  direkte 
Fortsetzung  eines  individualisierten  Stücks  der  die  Unterlage  bildenden 
derben  Masse,  welche  sich  mit  deutlichen  Flächen  nach  außen  hin  aus 
Mangel  an  Platz  nicht  ausbilden  konnte,  sondern  nur  nach  innen  in 
den  leeren  Drusenraum  hinein.  Sehr  häufig  beobachtet  man  so,  daß 
in  großen  derben  Massen  eines  Minerals  auf  Hohlräumen  dasselbe 
Mineral  in  drusenförmig  aufgewachsenen  Krystallen  ausgebildet  ist, 
welche  letztere  sich  unregelmäßig  begrenzt  in  die  derbe  Masse  hin- 
ein fortsetzen,  wie  z.  B.  Bleiglanzkrystalle  auf  Drusen  im  derben 
Bleiglanz  etc. 

Manchmal  ist  ein  Mineral  in  Fonn  einer  dünnen  ausgebreiteten,  zusammen- 
hängenden  oder  aach  pnlverförmigen  Decke  oder  eines  sehr  dünnen  Häntchens  anf 
der  Oberfläche  eines  anderen  Minerals  abgelagert,  z.  B.  eine  dünne  Haut  von  Bot- 
gültigerz, Glaserz  etc.,  oder  ein  feiner  Staub  von  Pharmakolith.  Man  nennt  dies 
einen  Anflug.  —  Zuweilen  bilden  sich  einzelne  Krystalle  oder  ein  feines  Mehl  auf 
der  Oberfläche  eines  Minerals  durch  chemische  Umwandlung  oder  teilweise  Auflösung 
und  Wiederabsatz  des  letzteren,  z.  B.  Kobaltblüte  auf  Speiskobalt,  Steinsalz  auf  dem 
Boden  von  Salzsteppen  etc.;  man  nennt  dies  eine  ÄMshluhimg  oder  Efflorescenz. 

187.  Derbe  Aggregate.  Krystalle  mit  regehnäßigen  Flächen 
können  nnr  dann  entstehen,  wenn  die  Umstände,  welche  bei  der 
Bildung  herrschten,  dazu  günstig  sind.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  bilden 
sich  z.  B.  gleichzeitig  viele  Krystalle  auf  beschränktem  Baum,  oder 
ist  die  Substanz  zwar  fähig  zu  krystallisieren,  aber  nicht,  regelmäßige 
Krystalle  zu  bilden,  wie  z.  B.  der  Brauneisenstein,  so  entstehen  un- 
regelmäßig begrenzte,  derbe  (6)  Krystallindividuen  und  durch  Zu- 

Baaer,  Mineralogie.  ^^ 


226  Bethe  Aggregate. 

sammenhäafang  von  vielen  solchen  die  sog.  derien  oder  hrystdllinischen 
Aggregate. 

Die  Individuen,  welche  diese  Aggregate  bilden,  nennt  man  die 
Zusammensdetmgssiücke  derselben.  Sie  haben  sehr  verschiedene  Größe. 
Je  nachdem  man  sie  noch  mit  bloBem  Auge  oder  erst  mit  dem  Mikro- 
skop erkennen  und  von  den  benachbarten  unterscheiden  kann,  nennt 
man  die  Aggregate  phanerohrystaUinisch  resp.  mihrokrystaUimsch  oder 
hrypiokrystaUinisch  oder  meist  dicht.  Sie  sind  aber  auch  von  sehr  ver- 
schiedener Gestalt  und  in  mehr  oder  weniger  regelmäßiger  Weise  mit- 
einander verbunden;  danach  ergeben  sich  die  StnMurformen  der 
Aggregate. 

Sind  die  Zusammensetzungsstücke  eines  Aggregats  isometrisch, 
d.  h.  nach  allen  Seiten  ziemlich  gleichmäßig  ausgedehnt,  so  heißt  die 
Struktur  Mmig^  und  man  unterscheidet  nach  der  abnehmenden  Größe 
des  Korns  groß-,  grob-,  mittel-,  und  feinkörnig  (Kalkspat  als  Marmor, 
Augit,  Magneteisen  etc.).  Dichte  (krypto-  oder  mikrokrystallinische) 
kömige  Aggregate  bildet  u.  a.  der  Kalkspat  als  Kalkstein,  der  Blei- 
glanz als  Bleischweif  etc. 

Sind  die  Zusammensetzungsstücke  dünn  und  tafelförmig,  so  nennt 
man  das  Aggregat  schalig,  und  zwar  je  nach  der  Form  und  Größe 
der  Schalen:  geradschalig  (Apophyllit,  Kalkspat),  nicht  mit  Blätter- 
bruch zu  verwechseln  (194) ;  krummschalig  (Eisenglanz,  Achat,  Arsen) ; 
femer  dick-  und  dünnschalig;  parallel-  und  verworrenschalig  etc. 
Besteht  die  ganze  Masse  aus  einzelnen  kleinen  und  dünnen  Blättchen, 
so  heißt  das  Aggregat  schuppig  (Glimmer).  Auch  schalige  und  schuppige 
Massen  können  dicht  werden. 

Sind  die  Zusammensetzungsstücke  nur  nach  einer  Eichtung  ausge- 
dehnt, so  heißt  das  Aggregat  stenglig  oder  auch  wohl  strahMg  wenn 
sie  dick,  fasrig  wenn  sie  sehr  fein  sind.  Man  unterscheidet  nach  der 
Größe  der  Stengel  dick-  und  dünnstenglige,  sowie  kurz-  und  lang- 
stenglige  Aggegrate;  nach  ihrer  Anordnung:  parallelstenglig  und 
-strahlig,  excentrisch-  oder  radial-stenglig  und  -strahlig,  oder  ver- 
worrenstenglig  und  -strahlig.  Dieselben  unterschiede  gelten  für  fas- 
rige  Aggregate.  Stenglig  ist  der  Pyknit,  mancher  Kalkspat  etc., 
fasrig  mancher  Gips,  ebenso  mancher  Kalkspat  etc.  Manche  ver- 
worrenfasrige  Mineralien  sind  auch  dicht,  z.  B.  der  Nephrit 

Zuweilen  sind  die  Zdsammensetzungsstücke  eines  Aggregats  gleich- 
zeitig auf  mehrere  verschiedene  Arten  miteinander  verbunden,  so  daß 
zunächst  kleinere  Teile  in  einer  bestimmten  Weise  zu  größeren  Zu- 
sammensetzungsstücken (höherer  Ordnung)  vereinigt  sind,  die  dann, 
auf  eine  andere  Art  verbunden,  das  Aggregat  bilden  (mehrfache  Zu- 
sammensetzung, doppelte  Struktur).  So  ist  z.  B.  der  Achat  fasrig 
dicht  und  zugleich  schalig.     Mikroskopisch  kleine  Kömchen  bilden 


Derbe  Aggregate.  227 

beim  Arsen  dünne  krnmme  Schichten  oder  Schalen,  welche  in  viel- 
facher Wiederholung  übereinander  liegen.  Manche  Vorkommnisse  des 
Eoteisensteins  sind  schalig  und  fasrig;  einzelne  krumme  Schalen  liegen 
übereinander,  jede  aus  radial  zu  den  koncentrischen  Schalenoberflächen 
gestellten  Fasern  bestehend.  Dieselben  beiden  Strukturformen  geben 
auch  die  Struktur  der  OoUthe  oder  Pisölithe  (z.  B.  Erbsenstein,  Eogen- 
stein).  Diese  bestehen  ganz  aus  zusammengehäuften  Engeln;  die 
Kugeln  sind  koncentrischschalig,  jede  einzelne  Schale  ist  radial- 
fasrig. 

Manchmal  sind  solche  Aggregate  in  bestimmter  regelmäßiger 
Weise  nach  außen  abgegrenzt.  Besonders  häufig  beobachtet  man 
rundliche  Knollen,  die  zuweilen  fast  regelmäßig  kugelförmig  werden 
(Wawellit)  oder  die  auch  eine  cylindrische,  röhrenförmige,  pilzförmige, 
nierenförmige,  traubige  etc.  Gestalt  haben.  Nierenförmig  nennt  man 
solche  Knollen,  wenn  sie  aus  einzelnen  Abschnitten  großer  Kugeln, 
iratMg,  wenn  sie  aus  vielen  kleinen  Kugeln  verwachsen  scheinen 
(Brauneisenstein,  Psilomelan).  Die  rundliche  Oberfläche  ist  oft  voll- 
kommen glatt,  zuweilen  auch  rauh  durch  hervorstehende  Krystall- 
spitzchen,  die  mehr  oder  weniger  deutlich  zur  Ei*scheinung  kommen 
können  und  welche  dann  den  Übergang  zu  den  Krystallgruppen  und 
-drusen  herstellen  (185,  186).  Solche  runde,  nierige  und  traubige 
Aggregate  sind  sehr  häufig  im  Innern  radialfasrig,  doch  auch  nicht 
selten  körnig,  dicht  oder  von  anderer  Struktur. 

Diese  rundlichen  Massen  sind  teils  auf  einer  Unterlage  auf- 
gewachsen, teils  sind  sie  eingewachsen  in  gleicher  Weise  wie  aus- 
gebildete Krystalle.  Aufgewachsen  sind  z.  B.  die  radialfasrigen 
Kugeln  des  Wawellits,  die  ebenfalls  radialfasrigen  traubigen  Massen 
des  Sphärosiderits  auf  Hohlräumen  im  Basalt  etc.  Zu  den  auf- 
gewachsenen Aggregaten  dieser  Art  gehört  der  Glaskopf.  Man  ver- 
steht darunter  radialfasrige  Mineralien  mit  einer  runden  (nieren- 
förmigen  oder  traubigen)  Oberfläche,  parallel  mit  welcher  im  Innern 
schalige  Absonderungs-  und  Verwachsungsflächen  verlaufen.  Diese 
doppelte  Strukturform  flndet  sich  besonders  bei  einigen  Eisenerzen, 
welche  man  durch  ein  Beiwort  näher  bezeichnet  (roter,  brauner  Glas- 
kopf etc.).  Krystallinische  Aggregate  mit  rundlicher  Oberfläche  bilden 
auch  die  krustenförmigen  Überzüge,  welche  häufig  z.  B.  aus  Kalk- 
spat durch  Sickerwasser  auf  große  Erstreckung  hin  gebildet  werden 
{Sinter,  speziell  Kalksinter);  ebenso  die  aus  tropfendem  Wasser  ab- 
gelagerten zapfenförmigen  Tropfsteine  (Stalaktiten),  welche  mit  solchen 
Sinterkrusten  oft  in  Verbindung  stehen.  Viele  lösliche  Mineralien 
bilden  derartige  Krusten  und  Stalaktiten:  Vitriole,  Steinsalz  etc.,  be- 
sonders aber,  wie  erwähnt,  Kalkspat.    Sie  sind  im  Innern  teils  kömig, 

teils  radialstrahlig  und  -fasrig  von  der  Achse  des  Zapfens  aus,  und 

15^ 


228  Derbe  Aggregate. 

nieht  selten  auch  parallel  der  Zapfenoberfläche  schalig.  Endlich  seien 
hier  die  vielfach  verästelten,  sog.  zackigen  Gebilde  der  runden  dAnnen 
Stengel  der  Eisenblflte,  einer  Abart  des  Aragonits,  erwähnt. 

Eingewachsene  rundliche  Knollen  von  ähnlicher  Form  und  Be- 
schaffenheit (Konkretionen,  vergl.  auch  (299))  bildet  vielfach  der 
Schwefelkies  im  Ton  (der  übrigens  auch  in  ganz  gleicher  Weise  auf- 
gewachsen vorkommt)  und  manche  andere  Mineralien.  Sie  unter- 
scheiden sich  nur  durch  den  Mangel  regelmäßiger  äußerer  Begren- 
zung der  einzelnen  Individuen  von  den  bei  der  Betrachtung  der 
eingewachsenen  Krystalle  (185)  erwähnten  ähnlich  gestalteten  Ag- 
gregaten. 

Die  Zusammensetzungsstücke  der  Aggregate  sind  zum  Teil  sehr 
fest  miteinander  verwachsen,  z.  B.  die  Kalkspathkömer  im  Marmor, 
zum  Teil  sind  sie  locker  und  lose  und  lassen  sich  durch  Drücken  in 
der  Hand  trennen,  z.  B.  der  kömige  Augit  (Kokkolith),  oder  sie  lassen 
sich  zwischen  den  Fingern  zu  Pulver  zerreiben  (Kreide).  Ersteres  ist 
"der  Fall,  wenn  die  Grenzen  der  Zusammensetzungsstücke  gegen- 
"^inander  (die  Zusammensetzungsflächen)  kompliziert  sind  und  in- 
einander eingreifen,  letzteres,  wenn  die  einzelnen  Stücke  nach  fast 
ebenen  Flächen  zusammenstoßen  oder  doch  so,  daß  nicht  weit  hervor- 
ragende Teile  des  einen  Korns  in  entsprechende  Vertiefungen  des 
anderen  hineinragen.  Daher  sind  namentlich  schalige  und  fasrige 
Aggregate  in  der  Richtung  der  Schalen  und  Fasern  häufig  leicht  zu 
trennen.  Beim  Arsen  z.  B.  lassen  sich  sogar  vielfach  einzelne  Schalen 
voneinander  abheben.  Beim  roten  Glaskopf  sieht  man  ^dielfach  fast 
ebene  Trennungsflächen  in  der  ungefähren  Richtung  der  radial  ver- 
laufenden Fasern  durch  die  Masse  hindurchgehen.  Diese  Flächen  sind 
ganz  glänzend  und  glatt  und  machen  daher  auf  den  ersten  Blick  den 
Eindruck  von  Krystallflächen.  Davon  ist  aber  keine  Rede,  die  Flächen 
liegen  unregelmäßig  gegeneinander  und  die  zwischen  den  einzelnen 
Flächen  liegenden  keilförmigen  Stücke  bilden  nicht  je  ein  Krystall- 
individuum,  sondern  ein  radial  fasriges  Aggregat.  Derartige  Flächen 
sind  nur  Scheinflächen. 

188.  Formen  der  amorphen  Minerallen.  Die  amorphen  Mine- 
ralien zeigen  zuweilen,  trotzdem  ihnen  an  sich  gar  keine  regel- 
mäßige Gestalt  zukommt^  ähnliche  Formen  wie  die  krystallinischen 
Aggregate.  So  findet  man  solche  Körper  häufig  in  Form  von  runden 
Knollen  eingewachsen  (Opal  als  Menilit)  oder  aufgewachsen  (Opal 
als  Hyalith);  schön  traubig  beim  letzteren  und  beim  PsUomelan;  auch 
bilden  sie  ausgedehnte  sinterartige  Krusten  und  Überzüge.  Man  findet 
zwar  hier  dieselben  nierenförmigen  und  traubigen  etc.  Oberflächen  wie 
bei  jenen  krystallinischen  Aggregaten,  aber  keine  Spur  von  innerer 


Formen  der  amorphen  Mineralien.  229 

fasriger,  kömiger  etCw  Struktur,  die  stets  ein  Anzeichen  von  Krystalli- 
sation  ist.  Auch  tropfsteinartige  Gestalten  finden  sich.  Vor  allem 
sind  aber  die  Dendriten  zu  erwähnen,  braune  oder  schwarze  moos- 

0 

oder  baumfSrmige  Anfluge  von  Eisen-  und  Manganerzen,  welche  aus 
Lösungen  abgeschieden  wurden,  die  infolge  der  Kapillarität  auf  ganz 
engen  Spalten  sich  in  dieser  eigentttmlichen  Weise  ausgebreitet  haben. 
Man  findet  die  Dendriten  nur  auf  den  Wänden  solcher  ganz  engen 
Spalten,  kann  auch  den  Prozeß  kunstlich  nachahmen.  (Dendritische 
Bildungen  anderer  Art,  aus  Erystallen  zusammengesetzt,  haben  wir 
oben  schon  kennen  gelernt  (172)). 


n.  Abschnitt. 

Mineralphysik. 


Die  Mineralphysik  hat  die  Anfgahe,  die  physikalischen  Eigenschaften  der  Mine- 
ralien soweit  zn  erforschen,  als  es  zu  deren  Charakterisiernng,  zu  ihrer  Erkennung  und 
Unterscheidung  notwendig  ist.  Wichtig  ist  dahei  die  Beziehung  der  physikalischen 
zu  anderen  Eigenschaften,  hesonders  zur  Krystallform  und  zur  chemischen  Zusammen- 
setzung. Sofern  die  Zahl  der  amorphen  Mineralsuhstanzen  den  krystaUisierten  gegen- 
üher  fast  verschwindet,  handelt  es  sich  hier  hauptsächlich  um  die  physikalische 
Beschaffenheit  krystallisierter  EOrper.  Die  Mineralphysik  ist  somit  in  dem  oben  be- 
zeichneten Umfang  beinahe  identisch  mit  Erystallphysik. 

Vergl.  hierzu  außer  den  eingangs  genannten  Werken:  Wüttner,  Lehrbuch  der 
Experimentalphysik,  letzte  Aufl.  FouiUet-MiäUi'f  Lehrbuch  der  Physik  (neueste 
Auflage,  bearbeitet  Ton  Pfaundler).  Beer,  Einleitung  in  die  höhere  Optik  (2.  Aufl., 
bearbeitet  Ton  V.  t.  Lang).  Lommel,  Das  Wesen  des  Lichts.  Badicke,  Handbuch 
der  höheren  Optik.  Bület,  Trait6  d'optique  physique.  Verdetf  Oeuvres  compl^tes. 
Merschelj  Vom  Licht  (übersetzt  von  Schmidt).  Brewster,  A  treatise  on  optics. 
Voigt,  Die  fundamentalen  physikalischen  Eigenschaften  der  Erystalle,  und  manche 
andere  Lehr-  und  Handbücher  der  Physik  und  einzelner  Zweige  derselben,  be- 
sonders der  Optik.  Besonders  hervorzuheben  sind  die  der  Erystallphysik  speziell 
gewidmeten  Werke  von  Chroth,  Liebisch,  Linck,  Mallard,  Schrauf  und  Soret 
(siehe  (3)  B).    (Neu  erschienen:  Becker,  Erystalloptik.) 

189.  Hauptgesetz  der  Erystallphysik.  Die  physikalischen 
Eigenschaften  der  Mineralien  stehen  z.  T.  zu  der  Struktur  derselben 
in  keiner  Beziehung,  wie  z.  B.  das  spezifische  Gewicht ;  z.  T.  sind  sie 
von  der  Struktur  abhängig.  Diese  letzteren  Eigenschaften  hängen 
in  bestimmter  gesetzmäßiger  Weise  mit  den  Sichtungen  zusammen, 
nach  welchen  sie  in  den  Krystallen  beobachtet  werden,  und  stehen 
daher  in  der  engsten  Beziehung  mit  der  Krystallform ;  so  die  optischen 
und  thermischen  Eigenschaften,  die  Verhältnisse  der  Kohäsion  etc. 
Amorphe  Mineralien  verhalten  sich  nach  allen  Richtungen  physikalisch 
gleich,  krystallisierte  im  allgemeinen  verschieden.  In  einfachen  Kry- 
stallen (Individuen)  sind  jedoch  stets  parallele  Richtungen  physikalisch 
von  derselben  Beschaffenheit,  weshalb  es  gleichgültig  ist,  an  welcher 
Stelle  eines  Krystalls  man  dessen  physikalische  Untersuchung  vor- 


Hauptgeaetz  der  Erystallphysik.  231 

Bimmt.  Es  gilt  hier  aber  auch  femer  durchaus  das  Gesetz :  Kryställo- 
grapkisch  gleiche  Richtungen  verhatten  sich  in  jeder  BedAwng  physikalisch 
gleich,  so  daß  also  die  krystallographischen  Symmetrieebenen  auch  in 
Beziehung  auf  die  physikalischen  Eigenschaften  solche  sind. 

Bezflglich  der  Umkehrung  dieses  Hauptsatzes  der  Erystallphysik 
hat  man  zwei  Gruppen  von  Eigenschaften  zu  unterscheiden.  Für 
die  eine  Gruppe,  in  die  vorzugsweise  die  Eohäsion  und  alles 
was  damit  zusammenhängt,  ferner  das  Wachstum  der  Erystalle  und 
ihr  Widerstand  gegen  die  Auflösung  (chemische  Kohäsion)  und  endlich 
die  Pyroelektrizität  gehören,  gilt  auch  die  ümkehrung  ganz  allgemein : 
Alle  hrystaHographisch  verschiedenen  Richtungen  sind  auch  physikalisch 
verschieden.  Die  Symmetrie  ist  hier  in  physikalischer  Hinsicht  genau 
dieselbe  wie  fftr  die  Krystallform.  Für  diese  Gruppe  von  Eigen- 
schaften sind  alle  Erystalle  anisotrop  und  unterscheiden  sich  dadurch 
von  den  amorphen  Substanzen,  die  in  diesem  Sinne  allein  isotrop 
sind  (4). 

Für  die  optischen,  thermischen  und  magnetischen  Eigenschaften 
und  für  die  Leitung  der  Elektiizität  sind  zwar  in  den  meisten  Fällen 
die  krystaliographisch  verschiedenen  Richtungen  ebenfalls  physikalisch 
verschieden,  aber  dies  gilt  hier  nicht  mehr  allgemein;  es  gibt  auch 
Fälle,  in  denen  dies  nicht  mehr  zutrifft.  So  sind  namentlich  sämtliche 
Bichtungen  eines  regulären  Erystalls  in  optischer  etc.  Beziehung  ein- 
ander gleich,  während  dies  in  krystallographischer  Beziehung  keines- 
wegs der  Fall  ist.  Der  Würfelkante  entspricht  z,  B.  eine  krystalio- 
graphisch andere  Richtung,  als  der  Würfelflächendiagonale;  Licht- 
schwingungen nach  diesen  beiden  Richtungen  bewegen  sich  aber  mit 
ganz  gleicher  Geschwindigkeit,  die  Wärmeleitung  und  die  Leitung  für 
die  Elektrizität  sind  in  beiden  Richtungen  dieselben  etc. 

In  Bezug  auf  die  zweite  Gruppe  physikalischer  Eigenschaften 
unterscheidet  sich  ein  regulärer  Erystall  nicht  mehr  von  einem 
amorphen  Eörper;  er  ist  isotrop  wie  letzterer.  Seine  physikalische 
Symmetrie  ist  für  diese  Eigenschaften  höher,  die  Zahl  der  Symmetrie- 
ebenen größer,  als  für  die  Erystallform.  Dasselbe  ist  auch  bei  allen 
Erystallen  mit  einer  Hauptachse  der  Fall.  Bei  ihnen  verhalten  sich 
alle  zur  Hauptachse  gleich  geneigten,  namentlich  also  auch  alle  auf 
der  Hauptachse  senkrechten  Richtungen  einander  physikalisch  gleich 
und  von  allen  Richtungen  mit  anderen  Neigungen  zur  Hauptachse 
verschieden.  Bei  Erystallen  des  rhombischen,  monoklinen  und  triklinen 
Systems  sind  auch  für  diese  zweite  Gruppe  von  Eigenschaften  alle 
krystaliographisch  verschiedenwertigen  Richtungen  physikalisch  gleich- 
falls verschieden;  die  physikalische  Symmetrie  stimmt  mit  der  krystallo- 
graphischen vollkommen  überein.  (Vergl.  Sohnke,  Entwicklung  einer  Theorie 
der  ErystaUstroktar  1879.) 


232  SpeEiÜBcbes  Gewicht 

Der  innige  Zusammenhang  der  physikalischen  Eigenschafben  mit 
der  Erystallform  ermöglicht  es  oft,  ans  der  ph3rsikalischen  Beschaffen- 
heit eines  Krystalls  allein  seine  Zugehörigkeit  zu  dem  oder  jenem 
Krystallsystem  mit  Sicherheit  abzuleiten.  Man  ist  darauf  sogar  aus- 
schließlich angewiesen,  wenn  die  regelmäßige  äußere  Form  fehlt;  und 
wenn  sie  mangelhaft  ausgebildet  ist,  wird  eine  Ergänzung  und  Kon- 
trolle der  krystallographischen  Untersuchung  durch  die  physikalische 
stets  wünschenswert  sein.  Die  Ermittlung  der  physikalischen  Eigen- 
schaften der  Krystalle  stellt  daher  nicht  nur  an  sich,  sondern  auch 
aus  dem  genannten  Grunde  eine  der  wichtigsten  Aufgaben  des  Mine- 
ralogen dar.  Von  besonderer  Bedeutung  sind  hierbei  für  die  Praxis 
(neben  dem  spezifischen  Gewicht)  das  optische  Verhalten,  sowie  die 
mechanische  und  chemische  Eohäsion  (Spaltbarkeit  und  Ätzflguren) 
Wir  werden  im  folgenden  die  einzelnen  physikalischen  Eigenschaften 
in  ihren  Beziehungen  zu  den  Mineralien,  soweit  es  für  die  Mineralogie 
nötig  ist,  mehr  oder  weniger  eingehend  betrachten. 

Spezifisches  Gewicht. 

190.  Spezifisehes  Gewicht.  Das  spejrifische  Oewickt  eines  Minerals 
ist  die  Zahl,  welche  angibt,  wievielmal  schwerer  ein  gewisses  Volumen 
desselben  ist,  als  dasselbe  Volumen  Wasser.  Sie  ist  konstant  for  alle 
Stücke  einer  und  derselben  Spezies,  aber  die  Mineralien  unterscheiden 
sich  voneinander  in  Bezug  hierauf  bedeutend.  Die  spezifischen  Ge- 
wichte sind  daher  zur  Charakterisierung  der  einzelnen  Mineralspezies 
von  großer  Wichtigkeit  Das  höchste  spezifische  Gewicht  (G.)  ist  bei 
dem  natürlich  vorkommenden  Iridium  beobachtet  worden:  G.  =  22,8^ 
woran  sich  die  Gewichte  der  anderen  schweren  Metalle  und  die  von 
deren  Verbindungen  anschließen.  Eines  der  schwersten  Mineralien, 
welche  kein  schweres  Metall  enthalten,  ist  der  Zirkon,  G.  =  4,6—4,7. 
Diejenigen  Mineralien,  welche  am  massenhaftesten  vorkommen,  welche 
also  in  der  Zusammensetzung  der  festen  Erdkruste  die  bedeutendste 
EoUe  spielen,  haben  ein  viel  geringeres  spez.  Gewicht:  Quarz  und 
Feldspat  2,65;  Kalkspat  2,7;  Hornblende  3,0  und  Augit  3,3.  Diese 
niederen  Zahlen  sind  mit  Bücksicht  auf  das  hohe  spezifische  Gewicht 
der  ganzen  Erde,  welches  etwa  5,5  beträgt,  sehr  auffallend,  um  so 
mehr,  als  sogar  die  schwersten  in  größeren  Mengen  in  der  Erdkruste 
vorhandenen  Mineralien,  Eisenglanz,  Magneteisen  etc.,  nur  spezifische 
Gewichte  von  5 — 57«  haben.  Noch  geringer  als  die  genannten  Ge- 
wichte ist  das  des  Gypses  (2,3)  und  der  meisten  wasserhaltigen  Silikate, 
des  Schwefels,  des  Graphits  etc.  An  der  untersten  Stufe  stehen  die 
Mineralien  organischen  Ursprungs,  die  Harze,  Naphta,  Asphalt  etc., 
deren  spezifische  Gewichte  zwischen  1,4  und  0,5  schwanken.    Die  ge- 


Spezifisches  Gewicht.    Eohäsioii.  233 

ringste  Zahl,  welche  überhaupt  angegeben  wird,  ist  die  für  den 
Pyropissit  von  Halle,  dessen  6.  =  0,49—0,52.  Es  ist  aber  nur  wegen 
zahlreicher  innerer  Poren  so  niedrig. 

Das  spezifische  Gewicht  eines  Minerals  wird  an  gr(SOeren  Stttcken  in  bekannter 
Weise  mittels  der  hydrostatischen  Wage  bestimmt.  Genauer  ist  in  vielen  Fällen 
die  Bestimmung  an  gri^blichem  Pulver  mittels  des  Pyknometers,  Dies  ist  ein  kleines 
dünnwandiges  Glasflftschchen  mit  einem  weit  herausragenden  sorgfältig  eingeriebenen 
Glasstöpsel,  der  in  seiner  Achse  von  einem  feinen  langen  Kanal  durchzogen  ist. 

Bei  der  Gewichtsbestimmung  wird  zuerst  das  absolute  (Gewicht  p  der  Substanz 
ermittelt.  Dann  wird  das  Pyknometer  mit  destilliertem  Wasser  gefttUt,  so  daß  das- 
selbe in  dem  Kanal  des  Stöpsels  bis  an  den  oberen  Rand  geht  und  das  Ganze  ge- 
wogen. Das  Gewicht  sei  » a.  Endlich  wird  die  Substanz  vom  Gewicht  p  in  das 
Fläschchen  geworfen,  wodurch  ein  Teil  des  Wassers  verdrängt  wird,  und  dafür 
gesorgt,  daß  nach  dem  Aufsetzen  des  Stöpsels  das  Wassemiveau  wieder  genau  das 
obere  Ende  desselben  erreicht;  dann  sei  das  Gewicht  des  Ganzen  ^6.  Nun  ist 
P'\'a — h  das  Gewicht  des  durch  die  Substanz  verdrängten  Wassers,  und  man  hat: 

6r.= — — £- — -.    Die  an  der  Substanz  adhärierende  Luft  ist  durch  Auskochen  oder 

unter  der  Luftpumpe  zu  entfernen  und  die  Temperatur  etc.  in  bekannter  Weise  zu 
berücksichtigen. 

In  neuerer  Zeit  wird  das  spezifische  Gewicht  von  Mineralien  auch  durch  Ein- 
tauchen in  Flüssigkeiten  ermittelt,  deren  spezifisches  Gewicht  man  durch  Verdünnen 
oder  Koncentrieren  genau  dem  des  Minerals  gleich  macht,  das  dann  darin  eben  noch 
schwimmt.  Das  Abwägen  eines  bestimmten  Volumens  der  Flüssigkeit  gibt  das 
spezifische  Gewicht.  Bequemer  erhält  man  es  mittels  der  WestphäUcheti  Wage,  die 
am  einen  Ende  des  Balkens  einen  gläsernen  Senkkörper  trägt,  der  in  die  Flüssigkeit 
eintaucht;  durch  Auflegen  von  Gewichten  auf  derselben  Seite,  die  dann  das  spezi- 
fische (Gewicht  ergeben,  wird  die  Wage  wieder  zum  Einspielen  gebracht  Zu  der- 
artigen Untersuchungen  sind  Flüssigkeiten  von  besonders  hohem  spezifischen  Gewicht 
am  geeignetsten,  so  eine  Lösung  von  Kaliumquecksilbeijodid  (Thouletsche  Lösung) 
oder  von  borwolframsaurem  Cadmium  (Kleinsche  Lösung),  Methylenjodid  etc.  Diese 
Flüssigkeiten  eignen  sich  namentlich  auch  zur  Trennung  von  lockeren  Mineral- 
gemengen nach  dem  spezifischen  Gewicht  in  ihre  einzelnen  Bestandteile. 

Verschiedene  Stücke  eines  und  desselben  Minerals  geben  nicht 
selten  etwas  verschiedene  Zahlen  f&r  G.  Dies  hängt  anßer  mit  kleinen 
Messnngsfehlem  hauptsächlich  mit  den  Verunreinigungen  zusammen, 
welche  die  Mineralien  als  mechanische  Verunreinigungen  und  als  iso- 
morphe Beimischungen  (180.  289)  enthalten. 

{Kohlrausehf  Praktische  Regeln  zur  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts  1866. 
Webgky,  Mineral.  Studien,  L:  Die  Mineralspezies  nach  den  für  das  spezifische  Ge- 
wicht gefundenen  Werten  1868.  CHseviuSf  Methode  der  Bestimmung  des  spezifischen 
Gewichts.  Diss.  Bonn  1883.  Ooldschmidt,  Verwendbarkeit  einer  Kaliumquecksilber- 
jodidlösung  bei  mineral.  Untersuchungen.  Diss.  Heidelberg  1881.  R.  Brauns^  Über 
die  Verwendbarkeit  des  Methylenjodids  etc.  N.  Jahrb.  f.  Min.  1886,  II,  72;  1888, 
I,  263.) 

Kohäsion. 

lOl.  KohteioD«  Die  Kohäsion  ist  diejenige  Eigenschaft  der 
Mineralien,  vermöge   deren  sie  einer  Trennung  oder  Verschiebung 


234  Elastirit&t. 

ihrer  Teilchen  Widerstand  entgegensetzen.  Die  Kräfte,  welche  den 
Zusammenhalt  der  kleinsten  Teile  der  Körper  bedingen,  werden  all- 
gemein die  Köhäsianskräfte  genannt  Auf  ihnen  beruhen  u.  a.  die 
Aggregatzustände,  von  welchen  hier  aber  nur  der  feste  von  Bedeutung 
ist.  Je  nach  der  speziellen  Beschaffenheit  der  Kohäsion  verhalten  sich 
die  Mineralien  verschieden  gegen  äußere  Einwirkungen,  welche  auf 
eine  Trennung  oder  Verschiebung  der  kleinsten  Teilchen  oder  auf  eine 
Gestaltungsänderung  des  vorliegenden  Stücks  gerichtet  sind.  Wir 
haben  danach  die  Elastizität,  die  Spaltbarkeit,  die  Zersprengbarkeit, 
die  Gleitflächen,  die  Härte  und  die  Tenazität,  endlich  auch  die 
chemische  Kohäsion,  den  Widerstand  gegen  Auflösung,  d.  h.  die  Ätz- 
figuren als  spezielle  Äußerungsformen  der  Kohäsion  kennen  zu  lernen. 

192.  Elastizität.  Unter  Elastmtät  versteht  man  die  Eigenschaft 
der  Mineralien,  einer  Gestalts-  und  Volumenänderung  einen  Wider- 
stand entgegenzusetzen.  Je  größer  dieser  Widerstand  ist,  je  größer 
also  die  äußeren  Krafteinwirkungen  sein  müssen,  um  eine  solche 
Änderung  herbeizuführen,  desto  größer  ist  die  Elastizität  des  be- 
treffenden Körpers;  je  leichter  die  Änderung  vor  sich  geht,  desto 
geringer  ist  sie.  Demnach  ist  also  Stahl  im  physikalischen  Sinne 
elastischer  als  Kautschuk.  Sind  die  Änderungen  nicht  zu  groß,  so 
nimmt  der  Körper  nach  dem  Aufhören  der  äußeren  Kraftwirkungen 
seine  ursprüngliche  Form  und  Größe  wieder  an.  Gehen  sie  über  einen 
bestimmten  Betrag  hinaus,  so  ist  dies  nicht  mehr  der  Fall;  die 
kleinsten  Teile  nehmen  dann  eine  neue  stabile  Gleichgewichtslage  ein, 
man  sagt,  die  Elastizitätsgrenze  ist  überschritten. 

Die  Elastizität  innerhalb  der  Elastizitätsgrenze  wird  gemessen 
durch  den  ElastiaüätsTcoeffisienten  (Dehnungskoeffizienten).  Derselbe 
gibt  das  Verhältnis  der  Verlängerung  oder  Verkürzung  eines  Stabes 
zu  der  Kraft  an,  welche  die  Verlängerung  oder  Verkürzung  hervor- 
gebracht hat.  Er  sagt  aus,  wie  groß  das  Gewicht  sein  muß,  aus- 
gedrückt in  Grammen,  das  quadratische  Stäbe  von  1  Dmm  Quer- 
schnitt auf  das  Doppelte  ihrer  Länge  auszudehnen  oder  auf  die  Hälfte 
ihrer  Länge  zusammenzudrücken  im  stände  wäre,  vorausgesetzt,  daß 
dabei  die  Elastizitätsgrenze  nicht  überschritten  würde.  Je  größer  der 
Elastizitätskoefflzient,  um  so  größer  die  Elastizität.  Bestimmt  wird 
derselbe  durch  Beobachtung  der  Ausdehnung,  der  Kompression  oder 
der  Biegung  von  Stäbchen  des  betreffenden  Minerals  von  bekannten 
Dimensionen  unter  dem  Einfluß  bekannter  Gewichte. 

Dabei  stellt  sich  heraus,  daß  man  bei  einem  amorphen  Körper 
stets  denselben  Elastizitätskoefflzienten  findet,  wie  auch  die  Richtung 
sein  mag,  in  welcher  das  Stäbchen  aus  dem  Stück  herausgeschnitten 
ist.  Anders  bei  Krystallen,  bei  denen  nur  dann  gleiche  Elastizitätskoeffi- 


Brach.    Spaltbarkeit.  235 

zienten  erhalten  werden,  wenn  alle  entsprechenden  Dimensionen  der 
Stäbchen  parallel  oder  sonst  krystallographisch  gleich  gerichtet  sind. 
In  allen  anderen  F&Ilen  erh&lt  man  verschiedene  Elastizitätskoeffl- 
zienten.  Die  Elastizität  ist  also  nach  sämtlichen  krystallographisch 
gleichwertigen  Bichtangen  eines  Krystalls  dieselbe,  nach  anderen 
Bichtnngen  hat  sie  einen  anderen  Wert,  ganz  wie  es  dem  Haupt- 
gesetz der  Krystallphysik  und  seiner  Umkehrung  entspricht  (189): 

Sehr  genau  ist  in  dieser  Beziehung  a.  A.  das  Tegviü&reSteinsaUs  untersucht.  Stäbchen 
parallel  den  Würfelkanten  (senkrecht  zu  den  Wttrfelflftchen)  ergaben  gleiche  Zahlen, 
der  Koeffizient  ist  =4170000  gr;  Stäbchen  senkrecht  zu  den  Granatoederflächen 
geben:  3403000  gr,  und  solche  senkrecht  zu  den  Oktaederflächen:  3186000  gr. 
Ähnliche  Beziehungen  gab  auch  der  rhomboedrisch  krystallisierte  Kalkspat.  In 
der  Richtung  der  drei  Endkanten  des  Hauptrhomboeders  ist  der  Elastizitätskoeffizient 
derselbe,  aber  größer  als  der  in  der  Richtung  der  kleinen  Diagonale  der  Haupt- 
rhomboederflächen,  bei  denen  wieder  untereinander  Gleichheit  herrscht.  ( Voigt,  Unter- 
suchungen über  die  Elastizitätsverhältnisse  des  Steinsalzes,  Diss.  Königsberg  1874 
und  Pogg.  Ann.  Erg.  Bd.  7  pag.  177.  Baumgarten  (Kalkspat),  Pogg.  Ann.  Bd.  162 
pag.  369.    Coromilas.    Diss.  Tübmgen  1877  etc.) 

193.  Brach.  Die  Formen  der  Bruchflächen,  welche  die  Mineralien 
beim  Zerschlagen  oder  Zerreißen  erhalten,  sind  für  dieselben  vielfach 
charakteristisch.  Sie  sind  entweder  regelmäßig  ebenflächig  {BlMter- 
hrüche)  (194),  oder  unregelmäßig.  Diese  unregelmäßigen  Formen  der 
Bmchflächen  nennt  man  kurz  den  Bruch  der  Mineralien.  Man  unter- 
scheidet in  dieser  Beziehung: 

1.  MuscKligen  Bruch.  Die  eine  Bruchfläche  ist  rundlich  erhaben, 
die  andere  entsprechend  ebenso  vertieft,  ähnlich  wie  das  Innere  einer 
Muschelschale,  und  auf  der  Bruchfläche  gehen  von  der  Ansatzstelle 
des  Hammers  koncentrische  Runzeln  aus  wie  die  Anwachsstreifen  auf 
einer  solchen.  Die  Vertiefungen  sind  groß  oder  klein,  flach  oder  tief; 
man  unterscheidet  danach:  groß-  und  klein-,  flach-  und  tiefmuschligen 
Bruch.  Sehr  vollkommen  großmuschlig  ist  z.  B.  der  Bruch  des  Feuer- 
steins. 2.  Unebener  Bruch  verläuft  in  den  kleinmuschligen  (Kalkstein, 
Schwefelkies).  3.  Ebener  Bruch  (Jaspis).  4.  SpUUriger  Bruch.  Auf 
den  Bruchflächen  sind  halblosgerissene  Splitter  hängen  geblieben, 
welche  sich  als  hellere  Stellen  auf  dem  dunkleren  Hintergrunde  ab- 
heben (Homstein).  Es  ist  der  GegensatSs  zum  glatten  Bruch,  bei  dem 
dies  nicht  der  Fall  ist.  5.  Hackiger  Bruch,  bei  geschmeidigen  Metallen. 
6.  Erdiger  Bruch  bei  erdigen  Mineralien  (Kreide,  Tripel  etc.)  Der 
Bruch  hängt  vielfach  in  bestimmter  Weise  mit  der  Struktur  des  be- 
treffenden Minerals  zusammen. 

194.  Blätterbraeh.  Zerschlägt  man  einen  Kalkspat-Krystall,  so 
zerbricht  derselbe  stets  nach  vollkommen  ebenen  Bruchflächen,  welche 
man  Blätterbrüche  oder  Elätterdurchgänge  oder  auch  wohl  Spaltungs- 


296  Spaltbarkeit 

flächen  nennt,  da  man  sie  vielfach  durch  Spalten  mit  einem  Meißel 
darstellt.  In  gleicher  Weise  zerbrechen  Krystalle  von  Steinsalz,  Blei- 
glanz, Flußspat  etc.  nach  ebenen  Flächen,  während  Quarz,  Granat 
und  andere  Mineralien  etwas  ähnliches  nicht  deutlich  beobachten 
lassen. 

Die  Leichtigkeit  der  Herstellung  der  Blätterdurchgänge  ist  bei 
verschiedenen  Mineralien  und  bei  einem  und  demselben  Mineral  in 
verschiedenen  Richtungen  eine  sehr  verschiedene.  Manchmal  ent- 
stehen sie  schon  beim  unregelmäßigen  Schlag  (Kalkspat)  oder  durch 
Zerreißen  (Glimmer);  manchmal  nur  wenn  man  einen  scharfen  Meißel 
in  der  geeigneten  Richtung  in  das  Mineral  eintreibt;  manchmal  erhält 
man  sie  überhaupt  nur  mehr  zufallig,  aber  kaum,  wenn  man  sie  mit 
Absicht  darzustellen  sucht.  Je  leichter  die  Darstellung  ist,  desto 
regelmäßiger,  ebener  und  glatter,  kurz  desto  vollkommener  sind  die 
erhaltenen  Flächen.  Je  schwieriger  jene  vor  sich  geht,  desto  unvoll- 
kommener, unterbrochener  und  rauher  sind  dieselben,  so  daß  nur  ein- 
zelne vollkommen  ebene  Flächenteilchen,  die  aber  alle  in  einer  Rich- 
tung liegen,  mit  umfangreicheren  unebenen  Stellen  des  Bruchs  ab- 
wechseln. Ein  derartiger  Blätterbruch  ist  dann  auf  den  ersten  Blick 
sehr  ähnlich  dem  gewöhnlichen  unregelmäßigen,  unebenen  Bruch,  aber 
dieser  letztere  ist  durchaus  uneben  und  enthält  gar  keine  ebenen 
Flächenelemente  mehr.  Die  Existenz  von  solchen  erkennt  man  an 
auf  ihnen  reflektierten  vollkommen  regelmäßigen  Spiegelbildern,  welche 
auf  unebenem  Bruch  nicht  entstehen  können.  Man  unterscheidet  ver- 
schiedene Grade  der  Vollkommenheit  der  Spaltbarkeit:  dieselbe  ist 
vollkommen  z.  B.  beim  Kalkspat,  Glimmer,  Gips  etc.,  ziemlich  voll- 
kommen z.  B.  beim  Flußspat,  Rutil  (in  der  Richtung  der  Prismen- 
flächen) etc.;  deutlich  z.  B.  beim  Augit,  Kryolith  etc.;  ziemlich  deut- 
lich z.  B.  beim  Nephelin,  Skapolith  etc.  und  undeutlich  z.  B.  beim 
Granat,  Fahlerz  etc.  Spuren  von  Blätterbrüchen  fehlen  wohl  bei 
keinem  Krystall. 

Diese  ebenen  Trennungsflächen,  die  Blätterbrüche,  gehen  stets 
(wirklichen  oder  möglichen)  Flächen  der  betreffenden  Krystalle  parallel, 
und  zwar  bei  allen  Krystallen  einer  jeden  hier  in  Betracht  kommen- 
den Mineralspezies  stets  den*  Flächen  derselben  einfachen  Krystall- 
form.  Parallel  mit  den  sämtlichen  krystallographisch  gleichwertigen 
Flächen  einer  solchen  einfachen  Form  geht  die  Spaltbarkeit  auch 
stets  mit  derselben  Leichtigkeit  und  Vollkommenheit  vor  sich.  So 
sind  die  Blätterbrüche  des  Kalkspats  den  Flächen  eines  Rhomboeders 
mit  dem  Endkantenwinkel  von  105^  5',  die  des  Steinsalzes  und 
Bleiglanzes  den  Flächen  des  Würfels,  die  des  Flußspats  denen 
des  Oktaeders  parallel.  Es  gilt  demnach  das  Gesetz:  Geht  einer 
Fläche  ein  Blätterbruch  parallel,  so  geht  auch   allen  anderen   ihr 


Spaltbarbeit.  237 

gleichen  Flächen  ein  solcher  parallel,  und  zwar  ein  gleich  leicht  dar- 
stellbarer. Zuweilen  gehen  auch  krystallographisch  verschiedenen 
Flächen  eines  ErystaUs  Blätterbrüche  parallel,  wie  z.  B.  beim  Schwer- 
spat Dann  sind  zwar  alle  diejenigen,  welche  gleichen  Flächen  ent- 
sprechen, auch  gleich  leicht  darstellbar,  aber  solche,  welche  zu  ver- 
schiedenen Flächen  gehören,  lassen  sich  verschieden  leicht  herstellen. 
Allgemein  kann  man  also  sagen:  Gleichwertige  Flächen  eines  Krystalls 
verhalten  sich  bezttglich  der  Spaltbarkeit  einander  gleich,  verschieden- 
wertige  verschieden. 

Die  einfachen  ErystaUformen,  parallel  mit  deren  Flächen  Blätterbrüche  von 
mehr  oder  weniger  großer  Vollkommenheit  beobachtet  worden  sind,  sind  die 
folgenden : 

Regtdärta  System.  Würfel  (Steinsalz);  Oktaeder  (Flnfispat);  Granatoeder 
(Blende). 

Hexagonales  System.  Dihexaeder  (Pyromorphit) ;  hexagonales  Prisma  (Zinnober) ; 
Bhomboeder  (Kalkspat);  Basis  (Beryll). 

Quadratisches  System.  Oktaeder  (Scheelit);  qnadr.  Prisma  (Butil);  Basis 
(Apophyllit). 

Rhombisches  System.  Oktaeder  (Schwefel);  Prisma  (Schwerspat);  Pinakoid 
(Schwerspat,  Topas). 

Monoklifies  System.  Prisma  (Hornblende);  Längsfläche  (Gips);  parallel  mit 
der  Achse  b  (Glimmer,  Orthoklas). 

TriMines  System.    (Plagioklas.) 

An  den  Blätterbrüchen  der  verschiedenen  Mineralien  kann  man  sich  ebensogut 
krystallographisch  orientieren,  wie  an  den  ursprünglichen  Begrenznngsflächen.  Man 
kann  mit  ihrer  Hilfe  auch  vielfach  Individaen  von  Zwillingen  unterscheiden.  In 
ersteren  gehen  die  Spaltungsflächen  durch  die  ganze  Masse  ununterbrochen  hindurch ; 
in  letzteren  (aber  auch  in  Aggregaten)  gehen  sie  bis  zur  Grenze  der  Individuen,  um 
jenseits  derselben  in  anderer  Richtung  weiter  zu  laufen.  Außerdem  ist  die  Spaltbar- 
keit eine  charakteristische  Eigenschaft,  die  in  allen  Exemplaren  einer  Spezies  in 
derselben  Weise  wiederkehrt.  Sie  kann  daher  zur  Bestimmung  und  Unterscheidung 
der  Mineralien  dienen  und  ist  hierzu  ihrer  im  allgemeinen  leichten  Erkennbarkeit 
wegen  sogar  ganz  besonders  wichtig.  Man  sieht  hieraus,  daß  die  Spaltbarkeit  eine 
Eigenschaft  von  ganz  hervorragender  Bedeutung  bei  dem  Studium  der  Mine- 
ralien ist. 

Gehen  durch  ein  Mineral  Blätterbrüche  (Bl.  Br.)  nach  mehr  als 
zwei  nicht  in  einer  Zone  liegenden  Flächen,  so  kann  man  aus  ihm  ringsum 
ebenflächig  begrenzte  sog.  Spaltungsstücke  herausspalten,  welche  die 
Gestalt  derjenigen  einfachen  Krystallform  haben,  mit  deren  Flächen 
die  Bl.  Br.  parallel  gehen.  So  gibt  es  z.  B.  beim  Kalkspat  rhombo- 
edrische,  beim  Flußspat  oktaedrische,  beim  Steinsalz  hexaedrische 
Spaltungsstiicke.  Man  muß  sich  hüten,  solche  mit  echten  Krystallen 
zu  verwechseln  (6). 

Ihrem  physikalischen  Charakter  nach  sind  die  Blätterbioiche 
Flächen,  senkrecht  zu  welchen  die  absolute  Festigkeit  des  be- 
treffenden Minerals  ein  Minimum,  d.  h.  kleiner  ist»  als  nach  allen 
unmittelbar  benachbarten  Richtungen.    Die  Krystalle  lassen  sich  somit 


238  Spaltbarkeit 

senkrecht  zu  diesen  Flächen  mit  einem  Minimum  von  Kraft  aus- 
einander reißen.  Aus  dem  Verhalten  der  Erystalle  bezüglich  der 
Spaltbarkeit  ergibt  sich  das  Gesetz,  daß  die  Festigkeit  nach  gleich- 
wertigen Richtungen  dieselbe,  nach  verschiedenwertigen  Richtungen 
eine  verschiedene  ist,  wie  man  durch  direkte  Versuche  u.  a.  am  Stein- 
salz auch  zahlenmäßig  festgestellt  hat.  Da  die  Blätterbrüche  auf 
Eohäsions-(Festigkeits-)unterschieden  beruhen,  so  können  amorphe 
Substanzen  keine  solchen  Erscheinungen  zeigen,  denn  bei  ihnen  ist 
die  Eohäsion  (Festigkeit)  nach  allen  Richtungen  dieselbe  (4).  Blätter- 
brüche sind  daher  stets  ein  Beweis  für  Krystallisation.  Je  rascher  die 
Festigkeit  von  der  Richtung  eines  Minimums  nach  den  benachbarten 
Richtungen  hin  zunimmt,  desto  vollkommener  ist  im  allgemeinen  die 
Spaltbarkeit.  In  einem  vollkommen  intakten  Krystall  ist  von  der  Spalt- 
barkeit äußerlich  nichts  zu  bemerken.  Hat  er  aber  durch  eine  mecha- 
nische Einwirkung  schon  eine  Veränderung  erlitten,  dann  ist  sie  viel- 
fach an  geradlinigen  Rissen  (Spaltungsrissen)  zu  erkennen  und  man 
sieht  auf  diesen  das  lebhafte  Farbenspiel  des  Irisierens  (264)  und  eine 
eigentümliche  Art  des  Glanzes,  den  Perlmutterglanz  (258),  was  beides 
für  vollkommene  Spaltung  charakteristisch  ist. 

Die  Blätterbrüche  sind  demnach  keine  präexistierenden  Flächen 
leichtester  Trennbarkeit  von  bestimmter  Lage;  es  sind  Richtungen 
von  dem  angegebenen  physikalischen  Charakter.  Die  leichte  Teilung 
ist  nicht  auf  gewisse  Stellen  im  Krystall  beschränkt,  sondern  unter 
Anwendung  der  geeigneten  Hilfsmittel  an  jedem  Punkt  in  der  be- 
treflfenden  Richtung  ausführbar.  Dadurch  unterscheiden  sich  spalt- 
bare (blättrige)  Mineralien  von  sog.  geradschaligen  Aggregaten  (187), 
welche  aus  einzelnen ,  oft  sehr  dünnen  parallelflächig  begrenzten 
Lamellen  verwachsen  sind.  Hier  findet  eine  leichte  Trennung  nur 
nach  den  Flächen  statt,  in  denen  sich  zwei  solche  Platten  beruhigen, 
nicht  aber  auch  durch  deren  Mitte  hindurch.  Die  Möglichkeit  der 
ebenflächigen  Teilung  ist  demnach  hier  eine  endliche,  durch  die  Zahl 
der  übereinander  liegenden  Lamellen  bedingte.  Bei  spaltbaren  Mine- 
ralien dagegen  ist  sie  unbegrenzt;  jedes  Spaltungsplättchen  läßt  sich 
wieder  weiter  spalten,  bis  die  Unzulänglichkeit  der  mechanischen 
Hilfsmittel  eine  Grenze  setzt.  Scheinbare  Spaltbarkeit  entsteht  auch 
dadurch,  daß  einem  Krystall  in  einer  Richtung  zahlreiche  äußerst 
dünne  Plättchen  einer  fremden  Substanz  eingewachsen  sind.  Nach  dieser 
Richtung  findet  dann  leicht  eine  ebenflächige  Trennung  statt,  ohne 
daß  sie  einer  Fläche  geringster  Kohäsion  entsprechen  würde,  z.  B. 
beim  rhombischen  Hypersthen  nach  der  Querfläche.  Man>  pflegt  dann 
von  ebener  oder  schäliger  Absonderung  zu  sprechen. 

(Für  Spaltbarkeit  siehe  q.  a.:  Sohrike,  Ztschr.  f.  Kryst  Bd.  13.  1887.  pag.  214; 
Viola,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1902.  I.  pag.  9;  Sadebeck,  Über  die  Teilbarkeit  der 
Krystalle.    Berlin  1876.) 


GldtflächeB.  239 

195.  GleltflSehen.  Wie  es  in  den  Erystallen  Flächen  der  ge- 
längsten  absoluten  Festigkeit  gibt^  parallel  mit  welchen  durch  Spaltung 
die  Blätterbrüche  dargestellt  werden  können,  so  existieren  auch  Minima 
der  Festigkeit  anderer  Art  nach  anderen  Flächen,  in  deren  Bichtung 
ebene  Trennungsflächen  durch  andere  mechanische  Prozesse  als  durch 
Spaltung  hergestellt  werden  können,  während  durch  Spaltung  dies 
nicht  möglich  ist. 

Preßt  man  einen  Steinsalzw&rfel  w  (Fig.  295)  senk-  ^^^^ 
recht  zu  zwei  gegenüberliegenden  Würfelkanten  v  (welche 
man  zweckmäßig  durch  Abfeilen  gerade  abstumpft),  so  j^ 
erfolgt  eine  Trennung  des  Würfels  in  zwei  Stücke  nach 
ganz  ebenen  und  glatten  Flächen,  welche  der  durch 
die  beiden  Kanten  v  gehenden  Granatoederfläche  g  ^.  ^^ 
parallel  sind.  Diese  Trennungsflächen  sind  dadurch 
entstanden,  daß  infolge  nie  ganz  zu  vermeidender  Unregelmäßig- 
keiten des  Drucks  die  beiden  Hälften  in  der  Richtung  der  Pfeile 
gegeneinander  verschoben  worden  sind,  und  man  hat  daher  in 
dieser  Granatoederfläche  eine  Fläche  leichtester  Verschiebbarkeit 
•oder  leichtesten  Gleitens,  eine  sog.  Gleitfläche  (Gleitbruch)  zu 
sehen.  Jeder  Granatoederfläche  des  Steinsalzes  geht  eine  Gleit- 
fläche parallel,  alle  lassen  sich  mit  gleicher  Leichtigkeit  dar- 
stellen, und  zwar  so  leicht,  daß  man  zuweilen  an  Steinsalzstücken 
solche  granatoedrischen  Gleitflächen  von  natürlicher  Entstehung  in- 
folge des  Gebirgsdrucks  sieht,  die  ganz  ebenso  glatt  und  glänzend 
sind,  wie  Blätterbrüche.  Durch  keinen  anderen  mechanischen  Prozess 
als  durch  das  Verschieben  lassen  sich  diese  Flächen  herstellen,  also 
namentlich  nicht  durch  Spalten,  während  man  umgekehii;  eine  ebene 
Trennungsfläche  parallel  den  Würfelflächen  des  Steinsalzes  nie  durch 
Abschieben  erhalten  kann.  Man  sieht  hieraus,  daß  hier  zwei  ganz 
verschiedene  Erscheinungen  vorliegen.  Gleitflächen  sowohl  wie  Blätter- 
brüche sind  wohl  Flächen,  nach  denen  eine  Trennung  der  kleinsten 
Teilchen  der  Krystalle  mit  der  größten  Leichtigkeit,  mit  der  ge- 
ringsten Kraft  bewerkstelligt  werden  kann.  Der  Unterschied  liegt 
darin,  das  beim  Spalten  die  trennenden  Kräfte  senkrecht,  beim  Ab- 
schieben parallel  zu  den  dabei  entstehenden  Trennungsflächen  gehen. 
Auf  der  Existenz  von  Gleitflächen  beruht  bei  manchen  Mineralien, 
z.  B.  dem  Gips,  Glimmer,  Antimonglanz  etc.,  die  Erscheinung,  daß 
ihre  KrystaUe  z.  T.  eine  deutliche  Biegung,  ja  eine  sehr  starke 
Krümmung  zeigen.  Für  die  Gleitflächen  und  die  ihnen  entsprechende 
Gleitfestigkeit  gilt  genau  dieselbe  Gesetzmäßigkeit  wie  fui*  die  Blätter- 
brüche. Auch  sie  sind  auf  Krystalle  beschränkt  und  ein  Beweis  für 
Krystallisation. 

Ähnliche  aber  etwas  kompliziertere  Erscheinungen  als  das  Stein- 


240  Gleitflftchen. 

salz^  dem  der  Bleiglanz  in  dieser  Beziehung  vollkommen  gleicht,  zeigt  der 
Kalkspat.    Feilt  man  an  zwei  gegenüberliegenden  Seitenecken  E  eines 

rhomboedrischen  Spaltnngsstücks  B  Flächen  an 
parallel  zu  zwei  Flächen  des  ersten  hexagonalen 
Prismas  und  preßt  in  der  Bichtung  der  Pfeile 
(Fig.  296),  so  entsteht  zunächst  eine  eingeschaltete 
Zwillingslamelle  zwischen  r  und  r^y  welche  in  der 
FiiT^e  Richtung  einer   Fläche   des  nächsten  stumpferen 

Rhomboeders  —  ^B  (0112)  verläuft.  Wird  der 
Druck  vermehrt,  so  findet  eine  Trennung  des  Rhomboeders  in  zwei  Stucke 
längs  einer  solchen  Fläche  — ^jR  statt,  welche  also  ebenfalls  eine 
Gleitfläche  ist.  Hier  geht  aber  nun  der  Trennung  in  der  Nähe  der 
nachmaligen  Trennungsfläche  eine  Umlagerung  der  Moleküle  in  eine 
Zwillingsstellung  voraus,  für  welche  ebendieselbe  Fläche  Zwillings- 
fläche ist  (Druckzwillinge).  Diese  Umlagerung  scheint  vor  der  durch 
die  Schiebung  bewirkten  völligen  Trennung  immer  dann  vor  sich  zu 
gehen,  wenn  die  betreffende  Gleitfläche  überhaupt  Zwillingsfläche  sein 
kann,  wenn  sie  also  keine  Symmetrieebene  ist  (155),  so  z.  B.  außer 
beim  Kalkspat  auch  beim  Glimmer,  Cyanit  etc.  Beim  Steinsalz  etc. 
dagegen  kann  die  Gleitfläche  parallel  der  Granatoederfläche,  da  sie  einer 
Symmetrieebene  entspricht,  nicht  Zwillingsfläche  sein ;  hier  findet  also 
eine  solche  vorläufige  Umlagerung  nicht  statt,  sondern  sofort  die  Trennung. 

Nach  dieser  Methode  lassen  sich  in  einem  Eaikspatkrystall  durch  Pressen  leicht 
ZwillingsIameUeu  herstellen.  Aber  auch  dnrch  natürliche  Vorgänge  sind  solche  viel* 
fach  entstanden.  EalkspatkrystaUe,  die  dem  Gebirgsdruck  ausgesetzt  gewesen  sind, 
enthalten  Lamellen  nach  den  Flächen  des  nächsten  stumpferen  Rhomboeders  stets  in 
größerer  Anzahl,  so  daß  ihre  Flächen  (Blätterbrüche)  mit  feinen  geradlinigen  Streifen 
parallel  der  großen  Diagonale  der  Spaltnngsflächen  bedeckt  sind,  die  durchaus  auf 
eine  natürliche  Pressung  zurückgeführt  werden  müssen. 

Noch  deutlicher  als  durch  diese  Zwillingslamellen  zeigt  sich  die  Umlagerung 
durch  das  Verfahren  von  Baumhatier^  bei  dem  ein  ganzes  Stück  eines  großen  Kalkspat- 
krystalls  durch  Druck  zu  letzterem  in  Zwillingsstellung  nach  demselben  Gesetz  ge- 

„1  bracht  werden  kann.    Setzt  man  (Fig.  297)  auf  einer  stumpfen 
~   Kante  Ee   eines  Spaltungsrhomboeders  von  Kalkspat  in  M  nahe 
bei  der  stumpfen  Ecke  E  ein  Messer  senkrecht  zu  der  Kante  auf, 
und  drückt  dasselbe  in  den  Krystall  hinein,  so  wird  die  bei  £ 
liegende  stumpfe  Ecke  infolge  der  leichten  Verschiebbarkeit  der 
p.     oQ«  Teilchen  in  der  Richtung  der  Fläche  r  nach  rechts  gedrängt. 

*  E  kommt  nach  E^  und  das  rechts  liegende  verschobene  Stück 

befindet  sich  gegen  das  Ganze  in  Zwillingsstellung,  wobei  wieder  die  Fläche  r  des 
nächsten  stumpferen  Rhomboeders,  welche  die  Kante  Eie  abstumpfen  würde,  Zwil- 
lingsfläche ist.    Die  stumpfe  Ecke  E  verwandelt  sich  dabei  in  die  scharfe  JSJK 

(i2eu«cA,  Pogg.  Ann.  132  pag.  441.  1867.  Sitzungsber.  Berl.  Ak.  1872.  Bauer, 
Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  1878  p.  283.  Baumhauer,  Zeitschr.  Kryst.  Bd.  HL  588, 
1879.  Bauer,  N.  Jahrb.  Min.  etc.  1882,  I.  Bd.  138.  Müyge,  ibid.  1883,  I.  Bd.  32, 
U.  Bd.  13;  1884,  I.  Bd.  60  und  216  und  an  anderen  Orten  der  Jahrg.  1883  u.  1884. 
Miiggt,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1898,  I,  pag.  71.    Coromüas,  Diss.,  Tübingen  1877.) 


EOrnerprobe.    Härte.  241 

196.  KOmerprobe.  Eine  eigentümliche  Methode,  Gleitf  ächen  und  Blätter- 
brfiche  darsnstellen,  besteht  darin,  eine  stampfe  Stahlspitze,  z.  B.  eine  Schneider- 
n&hnadel  oder  einen  Körner,  wie  ihn  die  Metallarbeiter  verwenden,  durch  einen 
leichten  Schlag  in  das  Mineral  einzutreiben.  Für  härtere  Mineralien  hat  man  anch 
eine  Diamantspitze  angewendet.  Dabei  entstehen  in  bestimmten  Richtungen  knrze, 
mit  jenen  Trennnngsflächen  parallele  Sprünge,  welche  auf  der  Fläche,  auf  welcher 
die  Spitze  aufgesetzt  war,  ein  fttr  das  Mineral  charakteristisches  Liniensystem  hervor- 
bringen. Diese  Linien  heißen  ScMaglinien^  zusammen  bilden  sie  die  Schlagfigur, 
Setzt  man  den  Körner  auf  eine  Steinsalzspaltnngsfläche  auf,  so  entstehen  sechs  von 
dem  Angriffspunkt  ausgehende  und  den  Granatoederflächen  parallel  verlaufende 
Spalten,  also  den  Gleitflächen  entsprechend,  und  ebenso  kann  man  die  Gleitflächen 
auch  beim  Gips,  Kalkspat  etc.  auf  diesem  Wege  mittels  der  sog.  Kömerprobe  sichtbar 
machen.  Legt  man  eine  dünne  Glimmerplatte  (siehe  Glimmer)  auf  eine  elastische 
Unterlage,  so  bekommt  man  durch  die  Kömerprobe  einen  sechsstrahligen  Stern,  der 
aber  einem  System  von  Blätterbrüchen,  nicht  von  Gleitflächen  entspricht.  Drückt 
man  dagegen  langsam  auf  ein  solches  GHmmerblättchen  mit  einem  vom  gerundeten 
Stift,  so  entsteht  ein  anderer  sechsstrahliger  Stem,  der  gegen  den  ersteren  um  30® 
verdreht  ist  und  dessen  Strahlen  Gleitflächen  des  Glimmers  entsprechen  (Drucklinien, 
Druckpgur).  Die  Kömerprobe  ist  für  die  krystallographische  Orientierung  in  un- 
regelmäßig begrenzten  Mineralien  z.  B.  gerade  beim  Glimmer  nicht  ohne  Wichtig- 
keit. Ob  dabei  in  den  verschiedenen  Mineralien  jeweilig  Spaltungs-  oder  Gleitflächen 
hervorgebracht  werden,  hängt  von  den  speziellen  Kohäsionsverhältnissen  des  be- 
treffenden Minerals  ab,  ist  aber  für  diesen  praktischen  Zweck  gleichgültig. 

{Bausch,  Pogg.  Ann.  132  pag.  441;  136  pag.  ^130  u.  632.  1868.  Bauer, 
Pogg.  Ann.  138.  1869  pag.  337.  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1874  pag.  138. 
Mugge,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1884,  I,  pag.  63.    YergL  auch  die  Lit  in  (195).) 

197.  Hftrte.  Die  Härte  ist  die  Eigenschaft  der  Mineralien,  dem 
Eindringen  einer  Spitze  eines  fi'emden  Körpers  einen  Wideratand  ent- 
gegenzusetzen. Ist  die  Spitze  härter,  so  dringt  sie  bei  einem  gewissen 
Druck  in  das  Mineral  ein;  dasselbe  wird  geritzt,  und  zwar  um  so 
leichter,  je  größer  der  Unterschied  der  Härte  ist.  Ist  das  Mineral 
härter  als  die  Spitze,  so  gleitet  letztere  ohne  einzudringen  darüber 
weg.  Es  ist  nicht  möglich,  die  in  dieser  Weise  aufgefaßte  Härte  so 
einfach  zu  definieren,  wie  die  Elastizität,  die  Spaltbarkeit  und  die 
Gleitung,  da  sie  auf  komplizierte  Art  von  allen  Äußerungen  der 
Eohäsion  abhängt  Aber  wie  alle  mit  der  letzteren  zusammen- 
hängenden Eigenschaften  ändert  auch  sie  sich  in  krystallisierten 
Substanzen  gesetzmäßig  (189)  mit  der  Bichtung.  Gleichzeitig  ist  sie 
eine  wichtige  charakteristische  Eigenschaft  der  Mineralien  und  wird 
daher  auch  praktisch  zum  Erkennen  und  Unterscheiden  der  ein- 
zelnen Spezies  vielfach  verwendet. 

Zu  diesem  letzteren  Zweck  vergleicht  man  die  Härte  des  be- 
treffenden Minerals  mit  der  Härte  von  zehn  bestimmten  verschieden 
harten  und  vom  ersten  bis  zum  zehnten  allmählich  an  Härte  zu- 
nehmenden Mineralien,  die  von  Möhs  nach  den  praktischen  Bedürf- 
nissen der  Mineralogie  zweckmäßig  ausgewählt  worden  sind  und  welche 
die  Mohssche  Härteskala  bilden.    Die  Glieder  derselben  repräsentieren 

Bauer»  Mineralogie.  16 


242  Härte. 

die  Härtegrade.  Diese  zehn  fiir  die  einzelnen  Härtegrade  typischen 
Glieder  der  Härteskala  sind  vom  weichsten  zum  härtesten: 

1.  Talk;  2.  Gips;  3.  Kalkspat;  4.  Flußspat;  5.  Apatit;  6.  Feld- 
spat; 7.  Quarz;  8.  Topas;  9.  Korund;  10.  Diamant 

Der  Talk  ist  das  weichste,  der  Diamant  das  härteste  der  be- 
kannten Mineralien;  innerhalb  dieser  Skala  müssen  also  die  übrigen 
alle  liegen. 

Man  bestimmt  die  Härte  der  Mineralien  in  Graden  der  stets 
vorrätig  zu  haltenden  Skala,  indem  man  mit  einer  spitzigen  Stelle 
der  Mineralien  derselben  von  Nr.  1  anfangend  und  der  Eeihe  nach 
zu  den  härteren  fortschreitend  über  eine  möglichst  glatte  und  aus- 
gedehnte Fläche  des  zu  untersuchenden  Minerals  hinfährt,  bis  bei 
irgend  einem,  z.  B.  dem  4.  Gliede  der  Skala,  ein  Ritzen  erfolgt.  Dann 
ist  das  zu  untersuchende  Mineral  weicher  als  dieses  letztere.  Ist  es 
genau  so  hart  wie  das  vorhergehende,  also  das  3.  Glied  der  Skala 
war,  durch  welches  noch  kein  Ritzen  hervorgebracht  wurde,  so  findet 
auch  kein  Ritzen  statt,  wenn  man  umgekehrt  über  dieses  letztere  mit 
dem  zu  untersuchenden  Mineral  hinstreicht.  Erhält  man  jedoch  hierbei 
eine  Einwirkung,  so  ist  das  Mineral  des  dritten  Härtegrades  weicher 
als  das  zu  untersuchende,  und  die  Härte  des  letzteren  liegt  zwischen 
der  des  3.  und  4.  Gliedes  der  Skala.  Man  sagt  im  ersten  Fall,  das 
Mineral  hat  den  dritten  Härtegrad  (H.  =  3);  im  anderen  Fall  ist 
H.«»3 — 4  oder  =3Va.  Weitere  Unterabteilungen  lassen  sich  zwar 
schwer,  aber  immerhin  zuweilen  noch  mit  einiger  Sicherheit  fest- 
stellen: H.  =  3 Vi  oder  3*/4.  Hierdurch  soll  aber  nur  ausgedrückt 
werden,  daß  die  Härte  des  zu  untersuchenden  Minerals  näher  beim 
dritten  resp.  beim  vierten  Härtegrad  liegt. 

Annähernden  Aufschluß  üher  die  Härte  der  Mineralien  gehen  folgende  Be*- 
merkungen.  Mineralien  des  .1.  Härtegrades  fühlen  sich  fettig  an  (Graphit,  Talk); 
die  des  zweiten  lassen  sich  noch  mit  dem  Fingernagel  ritzen,  nicht  mehr  aher  die 
des  dritten;  bis  £.  =  4  leicht  mit  einem  Messer  ritzbar,  5  schon  nicht  mehr  gut, 
aber  mit  einer  harten  Feile.  Für  gewöhnliches  Fensterglas  ist  ziemlich  genau 
^.  =  5;  Mineralien,  welche  Fensterglas  ritzen,  haben  also  mindestens  etwas  mehr 
als  H.s^b,  Von  B.,^1  an  geben  die  Mineralien  am  Stahl  reichliche  Funken,  z.  B. 
Quarz.  Härter  als  Quarz  sind  nur  einige  wenige  Mineralien,  meist  Edelsteine 
(Edelsteinhärte),  denen  allen  weit  voran  der  Diamant. 

Die  Mohssche  Methode  der  Härtebestimmnng  ist  zwar  praktisch  von  hohem 
Wert,  aber  doch  zu  wenig  genau,  als  daß  die  Gesetze  der  Verteilung  der  Härte  an 
den  KrystaUen  nach  ihr  könnten  ermittelt  werden.  Dies  ist  nur  bei  sehr  großen 
Härtedifferenzen  der  FaU,  z.  B.  beim  Cyanit,  wo  an  verschiedenen  Stellen  die  Härte 
zwischen  den  Graden  4  Vs  und  7  schwankt,  und  in  wenigen  anderen  Fällen,  in  denen  aber 
immer  die  unterschiede  weit  geringer  sind,  als  beim  Cyanit.  Bei  dem  rhomboedrisch 
krystallisierenden  Kalkspat  findet  man  z.  B.,  daß  die  Härte  am  größten  ist  auf  den 
Flächen  des  ersten  Prismas,  am  kleinsten  auf  den  Flächen  des  Hauptrhomboeders 
(Spaltungsrhomboeders)  in  der  Richtung  der  kleinen  Diagonale  von  der  Seitenecke 
zu  der  Endecke;  in  der  umgekehrten  Richtung,  von  der  Endecke  zur  Seitenecke, 


Härte.  248 

geht  auf  derselben  Fläche  das  Ritzen  schwieriger  von  statten.  Dieser  Unterschied 
entspricht  der  krystallographischen  Verschiedenheit  der  beiden  Richtungen  längs 
der  kleinen  Diagonale;  längs  der  großen  Diagonale  ist  wie  krystallographischi  so 
auch  in  Bezug  auf  die  Härte  kein  Unterschied,  ob  man  Ton  rechts  nach  links  geht 
oder  entgegengesetzt:  beide  Endpunkte  sind  Seitenecken,  also  gleichwertig. 

Die  Möglichkeit  solcher  größerer  Differenzen  an  demselben  Krystall  ist  bei  der 
Härtebestimmung  mittels  der  Mohsschen  Skala  stets  im  Auge  zu  behalten,  tn  den 
meisten  Fällen  zeigen  aber  die  Krystalle  dabei  überall  ziemlich  dieselbe  Härte,  da  ge- 
ringere Unterschiede  bei  diesen  verhältnismäßig  rohen  Versuchen  nicht  mehr  hervor- 
treten ;  es  ist  die  charakteriatische  Härte  des  Minerals,  die  durch  den  Mohsschen  Härte- 
grad  angegeben  wird.  Handelt  et  sich  aber  darum,  behufs  Ermittlung  der  Änderung  der 
Härte  auf  der  Oberfläche  eines  Krystalls  auch  die  feineren  Unterschiede  festzustellen, 
so  hat  man  zu  diesen  genaueren  Untersuchungen  besondere  Instrumente,  sog.  Skkro- 
meter,  zu  benützen.  Diese  ermöglichen  das  Messen  der  Kraft,  die  nötig  ist,  um  eine 
Spitze  von  Stahl  oder  Diamant  eben  noch  in  das  Mineral  eindringen  zu  lassen,  wenn 
dieselbe  in  einer  bestimmten  Richtung  über  eine  ebene  Fläche  desselben  hinweg- 
gezogen wird.  Die  Spitze  wird  solange  mit  Gewichten  beschwert,  bis  sie  bei  ihrem 
Wege  eben  noch  einen  Ritz  hervorbringt,  und  diese  Gewichte  werden  als  Maß  der 
Härte  betrachtet,  gleiches  Material  der  Spitze  vorausgesetzt.  Auf  diese  Weise  hat 
man  ermittelt,  daß  die  Krystalle  in  krystallographisch  gleichen  Richtungen  stets 
dieselbe  Härte  haben;  ob  die  Härte  in  ungleichen  Richtungen  stets  verschieden  ist, 
ist  noch  unsicher,  da  eben  auch  das  Skierometer  ganz  kleine  Unterschiede  nicht  mehr 
angibt;  doch  ist  dies  durchaus  wahrscheinlich. 

Die  Härte  auf  jeder  Fläche  kann  graphisch  mittels  der  sog.  Härtekurve  da- 
durch dargestellt  werden,  daß  man  die  zum  Ritzen  in  jeder  Richtung  nötigen  Ge- 
wichte als  Radien  in  dieser  Richtung  von  einem  gemeinsamen  Mittelpunkt  aus  auf- 
trägt und  die  Endpunkte  dieser  Radien  miteinander  durch  eine  Linie  verbindet.  Die 
Härtekurven  stellen  die  Verteilung  der  Härte  in  den  verschiedenen  Richtungen  jeder 
Kjystallfläche  unmittelbar  anschaulich  dar.  Ihre  Symmetrie  ist  stets  dieselbe  wie 
die  der  Fläche,  auf  der  sie  liegen.  Amorphe  Substanzen  haben  nach  allen  Rich- 
tungen die  gleiche  Härte,  die  Härtekurven  sind  demnach  bei  ihnen  stets 
Kreise.  Härteunterschiede  an  homogenen  Körpern  beweisen,  daß  letztere  krystalli- 
siert  sind. 

Vermittelst  des  Skierometers  hat  man  auch  die  Härtegrade  der  Mohsschen 
Skala  miteinander  verglichen  und  gefunden,  daß  zwischen  ihnen  keineswegs  gleiche 
Härteunterschiede  liegen.  Als  allgemeines  Vergleichsobjekt  diente  das  Gußeisen, 
dessen  mit  dem  Skierometer  gemessene  Härte  =  1000  Einheiten  (Gewichtseinheiten) 
gesetzt  wurde.  Dann  ergaben  sich  die  Härten  anderer  Objekte  gemessen  mit  dem 
Skierometer  einerseits  und  anderseits  mit  der  Mohsschen  Härteskala: 

Stabeisen    948  Einheiten  =  5  Grad. 


Platin 

376 

n 

=  4-4'/, 

Kupfer 

301 

n 

=  2V,-3 

SUber 

208 

n 

=  2'/.-3 

Gold 

167 

n 

=  2V.-3 

Wismuth 

52 

n 

=  2". 

Zinn 

27 

n 

<=2 

Blei 

16 

n 

=  1'/. 

n 


Hieraus  sieht  man,  daß  innerhalb  des  Mohsschen  Härteintervalls  2»/2— 3  Sklero* 
meterhärten  von  167  bis  301  Einheiten  mit  einer  Differenz  =  134  Einheiten  liegen 
und  daß  die  Härteunterschiede  zwischen  den  Mohsschen  Graden  in  der  Tat  recht 
erheblich  verschieden  sind.    Es  stellen  sich  folgende  Differenzen  heraus: 

16* 


244  Härte.    Zenprengbarkeit 

Zwischen  IVt  und  2     Grad     11  Einheiten. 

„  2  „  2V.  „  26  „ 
„  2V«  ,  3  „  249  „ 
,  3  „  4V.  „  74  „ 
n        ^V«    »6         »673         „ 

Dnrch  die  genauere  Härteuntersnchung  mittels  des  Skierometers  sind  anch 
Begehungen  zwischen  der  Härte  und  SpcUtbarkeit  (194)  konstatiert  worden.  Nur 
deutlich  spaltbare  Erystalle  zeigen  auch  deutliche  Härteunterschiede,  und  zwar  findet 
man  die  geringste  Härte  auf  den  Flächen,  die  den  Blätterbrüchen  parallel  gehen, 
die  grüßte  auf  denen,  die  zu  diesen  senkrecht  sind.  Ist  ein  Blätterbruch  senkrecht 
zu  einer  Erjstallfläche,  so  findet  man  auf  ihr  in  der  Richtung  des  Blätterbruchs  die 
geringste,  senkrecht  dazu  die  größte  Härte.  Ist  ein  Blätterbruch  schief  zu  einer 
Krystallfiäche,  so  daß  er  mit  ihr  einerseits  eine  spitze,  anderseits  eine  stumpfe  Kante 
bildet,  so  ist  auf  einer  Linie  senkrecht  zu  diesen  beiden  Kanten  auf  der  Fläche  die 
größte  Härte  zu  finden,  wenn  man  die  Spitze  von  der  Mitte  nach  der  spitzen,  die 
geringste,  wenn  man  sie  nach  der  stumpfen  E^ante  bewegt.  Hier  ist  also  ebenfalls 
auf  einer  Linie  in  beiden  entgegengesetzten  Bichtungen  yerschiedene  Härte  und  dies 
ist  immer  dann  der  Fall,  wenn  die  beiden  Enden  dieser  Linie  krystallog^phisch  un- 
gleichartig sind.  Sind  mehrere  Blätterbrttche  vorhanden,  so  summieren  sich  ihre 
Wirkungen  auf  der  betreffenden  Fläche.  Ist  nur  eine  einzig^  deutliche  Spaltungs- 
richtung vorhanden,  so  sind  auf  ihr  keine  deutlichen  Härtennt6rschiede  zu  beobachten. 

Solche  Härteunterschiede  an  einem  und  demselben  Krystall  sind  den  Edelstein- 
schleifem  längst  bekannt.  Diese  haben  z.  B.  die  Erfahrung  gemacht,  daß  sich  der 
Diamant  auf  den  Oktaederflächen  viel  leichter  schleift,  als  auf  den  Wtlrfelflächen, 
daß  erstere  also  erheblich  weicher  sind,  als  letztere.  Schleifversuche  sind  auch 
schon  zu  vergleichenden  Bestimmungen  der  Härte  ganzer  Flächen  benützt  worden 
und  man  hat  auch  besondere  Instrumente  dafür  konstruiert  (Usometer).  Doch  hat 
diese  Methode  bis  jetzt  für  die  praktischen  Zwecke  der  Mineralogie  noch  keine  Be- 
deutung erlangt,  ebensowenig  wie  der  Pfaffsche  Begriff  der  „absoluten  Härte**  in 
einer  linearen  Richtung  und  der  „mittleren  Härte**  einer  Fläche  und  der  Bestimmung 
der  letzteren  durch  das  Mesosklerometer.  Dasselbe  gilt  auch  für  die  von  Hertz  ein- 
geführte streng  wissenschaftliche  Definition  des  Begriffs  der  Härte  in  einem  anderen 
Sinne,  als  dem  obigen,  nämlich  als  der  Elastizitätsgrenze  eines  Körpers  bei  der 
Berührung  einer  ebenen  Fläche  desselben  mit  einer  kugelförmigen  Fläche  eines 
anderen  Körpers.  (Verhandlgn.  d.  pbys.  Ges.  Beriin  1^,  pag.  67,  sowie  Auerbach, 
Ann.  d.  Phys.  Bd.  43,  1891,.  pag.  61  Bd.  4ß,  1892,  pag.  262  u.  277;  Bd.  58,  1896, 
pag.  357.)    Hiervon  soll  daher  hier  nicht  weiter  die  Rede  sein. 

{Exner,  Untersuchungen  über  die  Härte  an  Krystallflächen  1873.  Franz,  Pogg. 
Ann.  Bd.  80,  18ö0,  pag.  37.  Grailich  und  Pekarek,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  13  Bd. 
1854,  pag.  410.  Pfaff,  Sitzgsber.  München.  Akad.  1883,  pag.  55  u.  372,  1884,  pag.  226 
(Mesosklerometer).  Bosival,  Verhandlgn.  k.  k.  geol.  Reichsanst.  Wien.  1896  Nr.  17 
u.  18.  Jannettaz,  Association  fran^se  pour  Tavancement  des  sdences.  Aug.  1895 
(Usometer).) 

198.  Zersprengbarkeit«  Von  der  Härte  im  allgemeinen  verschieden  ist  die 
Zersprengbarkeit  der  Mineralien,  die  größere  oder  geringere  Leichtigkeit,  mit  der 
durch  Hammerschläge  Stücke  losgelöst  werden  können.  Manche  Mineralien  sind 
zwischen  den  Fingern  zerreiblich,  lockere  Massen,  z.  B.  Kreide.  Leicht  zersprengbar 
ist  z.  B.  Schwefel,  Feuerstein  etc.,  schwer  zersprengbar  (fest^  zähe)  z.  B.  Nephrit. 
Diese  Eigenschaft  scheint  mit  der  Tenazität  (199)  und  d^  Struktur  in  naher  Beziehung 
zu  stehen,    l^pröde  Mineralien  sind  häufig  leichter  zersprengbar  als  milde,  dehnbare 


Tenazität.    AtEfig^nren.  246 

lassen  sich  überhaupt  nicht  mehr  in  Stücke  zerschlagen.  Besonders  fest  und  z&he 
sind  gewisse  yerworren  fasrige  Aggregate,  wie  z.  B.  der  Nephrit,  der  sich  viel 
schwieriger  zertrümmern  l&ßt,  als  kiystallisierte  Hornblenden,  zn  denen  er  als  Varie- 
tät gehört  Auch  die  verschiedenen  Varietäten  des  Quarzes  zeigen  sich  in  Bezug 
auf  Zersprengbarkeit  sehr  verschieden,  was  ebenfalls  mit  Strukturverhältnissen  zu« 
sammenhängen  dürfte.  Jedenfalls  sind  nicht  immer  härtere  Mineralien  auch  schwerer 
zersprenghar  (fester),  als  weichere. 

199.  Tenazltat  Unter  Tenazität  versteht  man  das  auf  der 
Eohäsion  beruhende  Verhalten  der  Mineralien  gewissen  besonderen 
äußeren  mechanischen  Einwirkungen  gegenüber.  Es  zeigen  sich  dabei 
mancherlei  charakteristische  Eigenschaften,  die  für  das  Erkennen  und 
Unterscheiden  der  Mineralkörper  von  Bedeutung  sind  und  die  man 
daher  mit  besonderen  Namen  belegt  hat. 

Spröde  heißen  solche  Mineralien,  von  denen  das  beim  Einritzen 
mit  dem  Messer  erzeugte  Pulver  unter  Geräusch  weggeschleudert 
wird  (Feldspat,  Blende  etc.,  überhaupt  die  Mehrzahl  der  Mineralien). 
Müde  sind  solche,  bei  welchen  das  Pulver  neben  der  durch  das  Eitzen 
entstandenen  Einne  ruhig  liegen  bleibt  (Speckstein,  Graphit  etc.).  An 
manchen  Mineralien  entsteht  beim  Eitzen  überhaupt  kein  Pulver, 
sondern  nur  eine  vertiefte  Einne.  Von  solchen  kann  man  am  Eande 
Spähne  abschneiden.  Zerbrechen  diese  auf  dem  Amboß  beim  Schlagen 
mit  dem  Hammer,  so  ist  das  Mineral  geschmeidig  (z.  B.  Kupferglanz); 
zerbrechen  sie  nicht,  sondern  lassen  sie  sich  zu  einer  Platte  hämmern, 
so  heißt  das  Mineral  dehnbar  (duktil)  (edle  Metalle);  doch  wird 
zwischen  dehnbar  und  geschmeidig  nicht  immer  scharf  unterschieden. 
Mineralien,  welche  sich  in  dünnen  Platten  umbiegen  lassen,  heißen 
biegsam^  und  zwar  elastisch  biegsam,  wenn  sie  nach  Aufhören  der 
Wirkung  der  biegenden  Kräfte  ihre  ursprüngliche  Gestalt  wieder  an- 
nehmen (Glimmer) ;  gemein  biegsam^  wenn  sie  dauernd  gebogen  bleiben 
(Chlorit).  Manche  Mineralien  sind  nach  gewissen  Eichtungen  biegsam, 
nach  anderen  brechen  sie  ohne  Biegung  durch,  z.  B.  Gips. 

200.  Atzflgruren.  In  nahem  Zusammenhang  mit  den  bisher  be- 
trachteten Verhältnissen  der  Kohäsion  steht  das  Verhalten  der  Mine- 
ralien gegen  den  Einfluß  von  Lösungsmitteln,  durch  welche  die  sog. 
Ätafiguten  hervorgebracht  werden.  Diese  sind  mehr  oder  weniger 
regelmäßig  geradlinig,  scharfkantig  und  -eckig  begrenzte  Ver- 
tiefungen auf  den  Flächen  der  Mineralien.  Sie  entstehen,  wenn  man 
die  Krystallflächen  kurze  Zeit  mit  einem  passenden  gasförmigen  oder 
flussigen  Lösungsmittel  in  Berührung  bringt.  Diese  Figuren  folgen 
mit  ihrer  Symmetrie  genau  der  Symmetrie  der  Krystalle,  auf  denen 
sie  gebildet  werden.  Sie  werden  begrenzt  von  kleinen  Flächen,  den 
Auflachen,  welche  parallel  mit  möglichen  Krystallflächen  in  das  Innere 
des  Krystalls  hineingehen.    Die  Ätzflächen  liegen  in  bestimmten  Zonen, 


246 


Ätzfiguren. 


den  Ätzeonen  des  betreffenden  Krystalls.  Alle  gleichen  Flächen  eines 
Krystalls  tragen  cet.  par.  stets  die  gleichen  Ätzflguren,  und  die 
anf  jeder  Fläche  befindlichen  Figuren  sind  untereinander  parallel  und 
haben  stets  dieselbe  Symmetrie,  wie  die  betreffende  Fläche  selbst. 
Treten  die  Ätzfiguren  dicht  zusammen,  so  daß  sie  sich  berühren,  so 
lassen  sie  zwischen  sich  regelmäßig  ebenflächig  begrenzte  Erhaben- 
heiten, die  man  Ätzhügel  nennt  und  die  gleichfalls  dieselbe  Symmetrie 
zeigen  müssen,  wie  die  Flächen,  auf  denen  sie  sitzen. 

So  haben  die  drei  rhomboedrischen  Spaltlingsflächen  des  Kalkspats  durch  Ätzen 
mit  HCl  Figuren  von  der  Fig.  298  abgebildeten  Form,  welche  symmetrisch  znr 
kleinen  Diagonale  dieser  Flächen  liegen:  rechts  und  links  gleich,  oben  und  unten 
Terschieden  ausgebildet.  Eine  Glimmerplatte  erhält  durch  Ätzen  mit  HFl  Ätzein- 
drücke, welche  nur  zur  kleinen  Diagonale  der  natürlichen  rhomblBchen  Spaltungs- 
plättchen  symmetrisch  sind,  nicht  aber  zur  großen,  ganz  der  monoklinen  Erystalli- 
sation  des  Glimmers  entsprechend  (Fig.  299).    Die  Ätzflguren  auf  den  Pinakoidflächen 


A                  A. 

;• 

A 

Fig.  298. 


Fig.  299. 


Fig.  300. 


Fig.  301 


des  Schwerspats  sind  der  rhombischen  Symmetrie  entsprechend  stets  nach  zwei  auf- 
einander senkrechten  Richtungen  symmetrisch.  Auf  einer  Prismenfläche  von  Apatit 
sind  sie  der  pyramidalen  Hemiedrie  entsprechend  oben  und  unten  gleich,  rechts  und 
links  verschieden  (Fig.  300).  Auf  der  Querfläche  von  Kieselzinkerz  sind  sie  endlich 
rechts  und  links  gleich,  aber  dem  Hemimorphismus  nach  der  aufrecht  stehenden 
Achse  entsprechend  oben  und  unten  verschieden  (Fig.  301)  etc. 

Wegen  der  Übereinstimmung  der  Symmetrie  der  Ätzfiguren  mit 
der  des  betreffenden  Krystalls,  resp.  der  betreffenden  Krystallfläche 
kann  man  aus  ersterer  auf  letztere,  also  auf  die  Zugehörigkeit  zu  der 
oder  jener  Krystallklasse  schließen.  Man  stellt  zu  diesem  Zweck  viel- 
fach an  den  Mineralien  solche  Figuren  dar.  Diese  üntersuchungs- 
methode  hat  sogar  neuerer  Zeit  eine  erhebliche  Wichtigkeit  erlangt, 
und  die  Kiystallisation  mancher  Mineralien  ist  durch  sie  erst  richtig 
erkannt  worden.  So  hat  z.  B.  die  Gestalt  der  Ätzeindrücke  auf  den 
Spaltungsflächen  des  Glimmers  zuerst  auf  die  Vermutung  geführt^  daß 
derselbe  monoklin  sei,  und  niclit  rhombisch,  wie  man  früher  geglaubt 
hatte.  Die  Ätzflguren  an  dem  seiner  äußeren  Begrenzung  nach 
scheinbar  hexagonal- vollflächigen  Nephelin  haben  gezeigt,  daß  er  mit 
Wahrscheinlichkeit  pyramidal-hemiedrisch  und  zugleich  hemimorph  ist, 
also  der  pyramidal  hemimorphen  Klasse  angehört  Beim  Quara  kann 
man  an  den  Ätzflguren  die  beiden  korrelaten  Rhomboeder  voneinander 
unterscheiden  und  erkennen,  daß  er  trapezoedrisch-tetartoedrisch  sein 
muß.    Auch  für  die  Erforschung  von  Zmllingen  bieten  die  Ätzflguren 


Ätzfi^ren.  247 

ein  gutes  Hilfsmittel  durch  ihre  symmetrische  Lage  zur  Zwillings- 
grenze statt  der  durchweg  parallelen  über  die  ganze  Fläche  weg; 
daher  eignen  sie  sich  auch  vorzüglich  zur  Untersuchung  des  Baues 
mimetischer  (171)  Krystalle. 

Die  voUkommene  Übereinstimmung  der  Symmetrie  der  Ätzfignren  mit  derjenigen 
der  Fläcbe,  an!  der  sie  liegen,  zeigt,  daß  die  Ätznng,  der  Angriff  der  KrystaUe  durch 
Lösungsmittel,  nach  krystallographisch  gleichen  Richtungen  gleich,  nach  yerschieden- 
wertigen  verschieden  leicht  vorwärts  schreitet.  Durch  die  LOsung  wird  der  Zu- 
sammenhang der  kleinsten  Teilchen  der  KrystaUe  auf  chemischem  Wege  aufgehoben. 
Die  Ätzfiguren  geben  uns  also  einen  Einblick  in  die  chemische  Kohäsion  der 
•KrystaUe  und  zwar  sind  die  Atzflächen  solche  Flächenrichtungen,  senkrecht  zu 
denen  die  Auflösung  am  schwierigsten  fortschreitet;  senkrecht  zu  ihnen  gehen  Rich- 
tungen der  größten  chemischen  Kohäsion.  Fftr  letztere  gelten  also  in  ihren  Be- 
ziehungen zur  Krystallform  dieselben  Gesetzmäßigkeiten,  wie  fRr  die  mechanische 
Kohäsion.  Daß  auf  gleichwertigen  Flächen  eines  Krystalls  die  Lösung  mit  gleicher 
Leichtigkeit,  auf  verschieden  wertigen  in  zuweilen  sehr  stark  verschiedenem  Maße 
einwirkt,  kann  man  auch  direkt  zahlenmäßig  nachweisen.  Auf  den  vollkommen 
spaltbaren  Rhomboederflächen  R  von  Kalkspat  (CaCO^)  wird  durch  HCl  unter 
gleichen  Umständen  siebenmal  so  viel  CO^  entwickelt,  als  auf  der  Basis  OR. 
Krystalle  des  rhombischen  Äragonit  (gleichfaUs  CaCO^),  werden  auf  den  Prismen- 
flächen viel  leichter  von  HCl  angegriffen  als  auf  der  Längsfläche.  HF  wirkt  auf 
die  Frismenflächen  beim  Qitarz  (StO«)  viel  schwieriger  ein,  als  auf  die  Endflächen 
etc.  Immer  verhalten  sich  dabei  aber  gleichwertige  Flächen  ganz  gleich,  also  alle 
Rhomboederflächen  R  des  Kalkspats,  alle  Prismenflächen  des  Quarzes  etc.  Auf 
amorphen  Mineralien  können  niemals  regelmäßig  ebenflächige  Atzfiguren  entstehen. 
Bei  ihnen  dringt  die  Auflösung  stets  nach  allen  Richtungen  gleich  leicht  in  die 
Substanz  ein. 

Auch  wenn  nicht  einzelne  Krystallflächen,  sondern  ganze  KrystaUe  mit  einem 
Lösungsmittel  behandelt  werden,  tritt  die  genannte  Gesetzmäßigkeit  deutlich  hervor. 
Der  Angriff  erfolgt  dabei  häufig  besonders  an  den  Kauten  und  es  entstehen  an  ihrer 
Stelle  Flächen,  sog.  Frärosionsflächen.  Dabei  verhalten  sich  stets  gleiche  Kanten 
gleich  etc.  Behandelt  man  z.  B.  einen  Quarzkrystall  mit  HF,  so  werden  dadurch 
die  abwechselnden  Kanten  F/z,  sowie  die  Kanten  FjF,  Fjs  und  r/z  abgestumpft, 
j^anz  wie  es  der  trapezoedrischen  Tetartoedrie  des  Minerals  entspricht  (siehe  die  Be- 
schreibung des  Quarzes).  Nicht  minder  beweisend  sind  Versuche  an  Kugeln,  die 
aus  Krystallen  herausgeschnitten  sind.  Diese  nehmen  in  einem  Lösungsmittel  all- 
mählich eine  der  Symmetrie  der  betreffenden  Substanz  entsprechende  Form  an. 
Kalkspatkugeln  erhalten  nach  längerem  Liegen  in  HCl  rhomboedrische  Formen  etc. 

Die  Ät^eindrtlcke  sind  im  allgemeinen  um  so  schärfer,  je  kleiner  sie  sind  und 
durch  je  kürzere  Einwirkung  des  Lösungsmittels  sie  entstanden  sind.  Einige  Augen- 
bUcke  der  Einwirkung  des  letzteren  genügen  vielfach.  Verlängert  man  die  Ein^ 
Wirkung,  so  werden  die  Figuren  groß,  aber  unregelmäßig  und  verschwommen. 
Manchmal  sind  sie  von  mikroskopischer  EUeinheit  und  werden  dann  gerne  in  Hausen- 
blasenabdrücken  der  Flächen  beobachtet.  Ihre  spezielle  Gestalt  auf  einem  Mineral 
hängt  z.  T.  von  der  Natur  und  von  der  Koncentration  des  Lösungsmittels  ab,  aber 
für  aUe  Lösungsmittel  sind  die  Verhältnisse  der  Symmetrie  so,  wie  wir  sie  oben 
kennen  gelernt  haben.  Als  gasförmiges  Lösungsmittel  dient  u.  a.  der  Sauerstoff, 
so  beim  Glühen  eines  oxydierbaren  Körpers,  z.  B.  des  Diamants,  an  der  Luft. 

Viele  kleine  Ätzfiguren  auf  einer  Fläche  beeinflussen  die  Reflexion  des  Lichts 
auf  dieser.  Die  Folge  davon  ist  häufig  eine  charakteristische  Art  von  Glanz,  den 
man    Krystalldamast    genannt    hat,    sowie    eigentümlich    gestaltete   Reflexbilder 


248  Verwittenmg.    Yerst&abuiig.    OptiBche  Eigenschaften. 

einer  Lichtflamme,  die  Lichtfiffuren,  die  gleichfalls  in  derselben  Weise  symmetrisch 
gestaltet  sind,  wie  die  Flächen,  auf  denen  sie  erscheinen. 

Viele  Mineralien  (Kalkspat,  Flußspat,  Qnarz,  Topas,  Schwerspat  etc.)  zeigen 
nicht  selten  natürliche  Ätzfignren,  hervorgebracht  durch  die  Gebirgsfeuchtigkeit  und 
andere  natttrliche  Einflüsse.  Dieselben  sind  meist  groß  und  ihre  Begrenzung  ist 
unregelm&ßig  und  undeutlich.  Durch  längeres  Andauern  solcher  natürlicher  Atzung 
werden  die  Krystalle  nicht  selten  ganz  zerfressen  (korrodiert)  und  gleichen  dann 
Krystallskeletten  (177). 

(Leydolt,  Sitzungsber.  Wiener  Akad.  Bd.  15.  1865.  pag.  59  und  19.  1855.  pag.  70; 
Baumhauer,  Zusammenfassung  zahlreicher  Arbeiten  in :  die  Resultate  der  Atzmethode 
in  der  krystallographischen  Forschung,  1894;  ExncTf  Sitzungsber.  Wiener  Akad.  69. 
pag.  6;  Birschwald,  Fogg.  An.  Bd.  137.  1869.  pag.  248;  G.  Rose,  Sitzungsber. 
Berl.  Akad.  1872.  pag.  520;  Tschermak,  Min.  u.  petr.  Mittig.  Bd.  4.  1882.  pag.  99; 
Becke,  ibid.  Bd.  5.  1883.  pag.  457;  6.  1886.  pag.  237;  7.  1886.  pag.  200;  8.  1887. 
pag.  239;  9.  1888.  pag.  1;  Bamberg,  Geol.  Foren  i.  Stockholm  FörhandL,  Bd.  12. 
1890.  pag.  617;  Bd.  17.  1895.  pag.  53  u.  453;  und  noch  viele  andere  Aufsätze,  die 
z.  T.  noch  bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Mineralien  genannt  werden  sollen.) 

200  a.  Terwittenmg.  Terstäabiing«  Mit  der  chemischen  Eohäsion  hängt 
auch  der  Wasserverlust  zusammen,  den  manche  Ersrstalle  schon  bei  niederer  Tempe- 
ratur erleiden  und  der  einen  Teil  der  Verwltterungsprozesse  (310)  bildet.  Man  hat 
die  Erscheinung  auch  wohl  als  Verstaubung  bezeichnet.  Der  Vorgang  beginnt  zu- 
weilen wie  die  Auflösung  (200)  von  einzelnen  Punkten  der  Oberfläche  und  schreitet 
Ton  hier  aus  allmählich  vorwärts,  bis  das  ganze  Stück  entwässert  und  gleichzeitig 
in  ein  trübes  Pulver  zerfallen  ist.  Um  die  Anfangsstellen  bilden  sich  zunächst  rund- 
liche, halbkugelfBrmig  oder  ellipsoidisch  erscheinende  mit  diesem  trüben  Pulver  er- 
füllte Vertiefungen,  die  sog.  VeruntterungseUipsoide,  die  erst  punktförmig  klein  sind 
und  allmählich  immer  größer  werden,  bis  sie  sich  berühren  und  schließlich  die  ganze 
Krystalloberfläche  bedecken.  Bei  Entfernung  des  Pulvers  sieht  man  in  ihnen  zu- 
weilen deutliche  ebene  Begrenzungsflächen,  so  daß  sie  der  Form  nach  ganz  den  Ätz- 
figuren entsprechen.  Sie  sind  dann  auch  denselben  Gesetzmäßigkeiten  unterworfen, 
wie  diese.  An  künstlichen  Erystallen  von  Alaun,  Eupfer-  und  Eisenvitriol  etc.  ent- 
stehen die  Verwitterungsellipsoide  sehr  häufig.  An  eigentlichen  Mineralien  ist  es 
seltener  der  Fall,  doch  lassen  sie  sich  an  ihnen  zuweilen  künstlich  herstellen,  wie 
z.  B.  am  Gips  durch  vorsichtiges  Erwärmen. 

(Pape,  Fogg,  An.  124.  pag.  329  und  125.  1865.  513;  Sohrücey  Zeitschr.  f.  Eryst 
Bd.  4.  1880.  225;  Blasius,  ibid.  Bd.  10.  1885.  pag.  221;  Bouman,  Min.  Mag. 
Nr.  58.  1900.  pag.  353.) 

Opttsche  Eigenschaften. 

Von  allen  physikalischen  Eigenschaften  sind  die  optischen  diejenigen,  deren  Be- 
ziehungen zur  Erystallform  am  eingehendsten  studiert  und  am  leichtesten  und  ein- 
fachsten, wenigstens  an  durchsichtigen  Erystallen,  zu  konstatieren  sind.  Sie  dienen 
daher  vielfach  zur  Kontrolle  der  krystallographischen  Untersuchungen  unvollkommen 
ausgebildeter  Erystalle  und  erlauben  sogar  häufig  die  Erkennung  des  Erystall- 
Systems  an  solchen,  die  gar  keine  regelmäßigen  Formen  mehr  erkennen  lassen.  Die 
optischen  Verhältnisse  sind  somit  von  besonderer  Wichtigkeit  und  sollen  daher  ein? 
gehender  besprochen  werden,  als  die  anderen  physikalischen  Eigenschaften. 

201.  Isotrop.  Anisotrop.  In  Bezag  auf  die  Art  der  Fort- 
pflanzung einer  im  Innern  einer  Substanz  erregten  Lichtbewegung 
unterscheidet  man  in  optischer  Hinsicht  zwei  Klassen  von  Körpern: 


Isotrope  Medien.  249 

1.  Isotr&pe.  Bei  ihnen  hat  der  Äther  nach  allen  Blchtnngen  hin 
dieselbe  Elastizität ;  das  Licht  pflanzt  sich  daher  nach  allen  Richtungen 
mit  derselben  Geschwindigkeit  fort  (Gase,  Flüssigkeiten,  amorphe 
Körper,  reguläre  Krystalle). 

2.  Anisotrope  (heterotrope).  Bei  diesen  ändert  sich  die  Elasti* 
zität  des  Äthers  mit  der  Richtung,  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
des  Lichts  ist  also  für  Schwingungen  nach  verschiedenen  Richtungen 
verschieden.    (Alle  Krystalle  außer  den  regulären.) 

202.  Welle.  Strahl.  Eine  in  einem  beliebigen  Punkt  im  Innern 
einer  Substanz  erregte  Lichtbewegung  pflanzt  sich  durch  die  Quer- 
schwingungen des  Äthers  nach  allen  Seiten  fort,  und  in  jedem  ein- 
zelnen Moment  ist  die  Bewegung  in  jeder  Richtung  bis  zu  einem 
bestimmten  Punkt  gelangt.  Die  Fläche,  welche  alle  diese  Punkte 
verbindet,  heißt  die  WeVerifiäche  (Strahlenfläche)  der  Substanz.  Der 
erregte  Punkt  ist  der  Mittelpunkt  derselben,  ihre  Gestalt  ist  die 
nämliche  für  alle  Exemplare  derselben  Substanz  und  in  jedem  ein- 
zelnen Stück  für  jeden  Punkt  desselben  als  Mittelpunkt.  Alle  auf  der 
Wellenfläche  liegenden  Punkte  befinden  sich  im  gleichen  Schwin- 
gnngszustand.  Die  gerade  Fortpflanzungsrichtung  vom  Gentrum  der 
Wellenfläche  nach  einem  Punkt  derselben  heißt  ein  Strahl.  Die 
Richtung  der  Wellenfläche  in  diesem  Punkt  wird  durch  die  Tangential- 
ebene derselben  gegeben.  Das  vom  Mittelpunkt  auf  diese  Tangential- 
ebene gefällte  Lot  ist  die  WeOennormale,  sie  gibt  die  Richtung  an, 
in  welcher  die  Welle  an  dem  betreffenden  Punkt  vorwärts  schreitet. 

Strahlen  nach  benachbarten  Punkten  der  Wellenfläche  divergieren 
unter  einem  gewissen  Winkel,  welcher  um  so  kleiner  ist,  je  weiter 
sich  die  Welle  vorwärts  bewegt  hat.  Ist  die  Welle  unendlich  weit 
fortgeschritten,  so  werden  diese  Strahlen  parallel  und  das  betreffende 
Stück  der  Wellenfläche  wird  eben.  Eine  ebene  Welle  besteht  also 
aus  einem  Bündel  paralleler  Strahlen. 

Sehr  weit  entfernte  LichtqneUen,  z.  B.  die  Sonne  oder  anch  entfernte  terrestri- 
sche Lichtquellen,  liefern  sehr  annähernd  parallele  Lichtstrahlen;  die  Kollimatoren 
sind  zur  Herstellung  yon  Bündeln  paralleler  Lichtstrahlen  bestimmte  Instrumente 
(siehe  Beleuchtnngsfemrohr  des  Goniometers  etc.  (16)). 

Isotrope  Medien. 

Verhalten  sich  nach  aUen  Richtungen  optisch  gleich.  In  regulären  Erystallen 
ist  also  jede  krystallographische  Symmetrieebene  auch  eine  für  die  optischen  Ver- 
hältnisse, aber  nicht  umgekehrt.  Jede  beliebige  Ebene  ist  eine  Symmetrieebene  für 
die  letzteren.  Die  optische  Symmetrie,  bestimmt  durch  unendlich  yiele  Symmetrie- 
ebenen,  ist  demnach  höher  als  die  krystallographische. 

aOS.  Fortpflanznngsgeschwindigkeit.  Da  in  isotropen  Sab- 
stanzen   die   Fortpflanzungsgeschwindigkeit   des  Lichts    nach   allen 


250  Isotrope  Medien. 

Richtungen  dieselbe  ist,  so  ist  die  Wellenfläche  eine  Kugel  und  die 
Strahlen  fallen  stets  mit  den  entsprechenden  Wellennormalen  zu- 
sammen, denn  die  Eugelfläche  ist  ja  in  jedem  Punkte  senkrecht  zum 
betreffenden  Eadius. 

Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  v  einer  in  einem  isotropen 
Medium  sich  fortpflanzenden  ebenen  Welle  geht  nach  der  Formel: 

t;  =  1/  —  vor  sich,  wo  e  die  Elastizität  des  Äthers  und  d  die  Dichte 

djsselben  bedeutet.  Nach  der  Annahme  von  Fresnel  ist  in  allen 
isotropen  Substanzen  die  Elastizität  des  Äthers  die  gleiche,  seine 
Dichte  d  dagegen  in  verschiedenen  Substanzen  verschieden.  Man 
unterscheidet  danach  optisch  mehr  oder  weniger  dichte  Körper.  In 
dichteren  Substanzen  pflanzt  sich  das  Licht  langsamer  fort  als  in 
dünneren,  z.  B.  ist  Wasser  (!;  =  225000  Kilometer)  dichter  als  Luft 
{v  =  300  000  Kilometer).    Alle  Mineralien  sind  optisch  dichter  als  Luft 

204.  Reflexion.  Trifft  eine  ebene  Welle  die  ebene  Grenzfläche 
zweier  durchsichtiger  isotroper  Körper,  z.  B.  von  Luft  und  Steinsalz, 
unter  irgend  einem  Winkel,  so  dringt  ein  Teil  der  Welle  in  die 
zweite  Substanz  ein,  der  andere  Teil  wird  an  der  Grenzfläche  in  das 
erste  Mittel  zurückgeworfen  (reflektiert).  Die  Reflexion  geht  nach 
dem  bekannten  Gesetze  in  der  Art  vor  sich,  daß  die  Normale  der 
reflektierten  Welle  in  der  Einfallsebene  liegt  und  mit  dem  Einfalls- 
lot denselben  Winkel  macht  wie  die  Normale  der  einfallenden  Welle, 
und  dasselbe  gilt  auch  für  die  einzelnen  Strahlen  der  beiden  ebenen 
Wellen.  Hierauf  beruht  das  Reflexionsgoniometer  (14),  das  übrigens 
auch  zur  Messung  der  Flächenwinkel  an  anisotropen  Krystallen  be- 
nutzt werden  kann,  da  auch  die  Reflexion  einer  aus  Luft  einfallenden 
Lichtwelle  an  Flächen  anisotroper  Krystalle  nach  demselben  Gesetz 
vor  sich  geht. 

Die  Reflexion  des  Lichts  geht  in  voller  Gesetzmäßigkeit  nur  vor  sich,  wenn 
die  reflektierende  Fläche  Yollkommen  eben  und  glatt  ist.  In  diesem  Fall  entsteht 
von  einem  gespiegelten  Objekt,  z.  B.  von  einer  Lichtflamme,  ein  scharfes  und  rich- 
tiges Bild.  Unregelmäßigkeiten  der  Flächen  veranlassen  Störungen  im  Zustande- 
kommen der  Bilder.  So  wird  z.  B.  durch  eine  Flächenkrümmung  das  Spiegelbild  in 
der  Eichtung  der  Krümmung  auseinander  gezogen;  auf  rauhen  Flächen  entstehen 
nur  undeutlich  umgrenzte  Spiegelbilder.  Zerfällt  eine  Fläche  in  mehrere  nicht  voll- 
kommen parallele  Facetten,  so  gibt  jede  Facette  ein  besonderes  Spiegelbild,  die 
Fläche  reflektiert  dann  mehrere  Bilder  desselben  Objekts  etc.  Durch  derartige  Un- 
regelmäßigkeiten wird  die  Genauigkeit  der  Winkelmessung  mit  dem  Reflexions- 
goniometer vielfach  sehr  beeinträchtigt. 

Durch  gewisse  bestimmte  Unregelmäßigkeiten  der  Erystallflächen  werden  viel- 
fach eigentümlich  gestaltete,  von  der  Beschaffenheit  der  Flächen  abhängige  Reflex- 
bilder von  Lichtflammen  (sog.  Lichtfiguren)  erzeugt,  die  man  namentlich  auch  oft 
auf  durch  Ätzen  künstlich  matt  gemachten  Kryatallflächen  beobachtet,  und  welche 
in  derselben  Weise  symmetrisch  gestaltet  sind,  wie  die  Erystallflächen  selbst  (200). 


Reflexion.    Refraktion.  251 

205.  Refraktion.  Der  Teil  einer  an  der  ebenen  Grenze  zweier 
isotroper  Medien  in  schiefer  Richtung  ankommenden  ebenen  Welle, 
welcher  in  das  zweite  Medium  eindringt,  wird  dabei  aus  seiner 
ursprünglichen  Eichtung  abgelenkt  (gebrochen),  er  erleidet  eine 
Refraktion.  Diese  findet  nicht  statt,  wenn  die  ankommende  Welle 
senkrecht  einfällt;  in  diesem  Fall  geht  die  Welle  im  zweiten  Medium 
in  der  ursprünglichen  Richtung  weiter.  Bei  jeder  Refraktion  liegt 
dem  Brechungsgesetze  zufolge  die  Normale  der  einfallenden  und  die 
der  gebrochenen  Welle  oder,  was  hier  dasselbe  ist,  der  einfallende 
und  der  gebrochene  Strahl  in  der  Einfalls-  l| 
ebene.  Macht  die  Normale  der  einfallen- 
den ebenen  Welle  (der  einfallende  Strahl)  AO 
(Fig.  302)  mit  dem  Einfallslot  LL^  (der  Nor- 
male zur  Grenzfläche  MM)  den  Einfallswinkel 
i  und  die  Normale  der  gebrochenen  ebenen 
Welle  (der  gebrochene  Strahl)  OC  den  Brechungswinkel  r,  so  ist  stets : 

•         • 

— —  =  n,  wo  n  eine  konstante  von  dem  Einfallswinkel  i  unabhängige 
stn  r         ^  °  ° 

Zahl  ist,  die  der  Brechungshoeffisfient  (Brechungsindex)  der  zweiten 

Substanz  Z>,  gegen  die  andere  L  heißt.    Er  ist  abhängig  von  der 

Natur  der  beiden  Medien  und  von  der  Farbe  (Schwingungsdauer  oder 

Wellenlänge)  des  angewendeten  Lichts.    Man  pflegt  den  Brechungs- 

koefflzienten  meist  anzugeben  für  den  Fall,  daß  das  erste  Medium 

Luft  ist,  und  wenn  von  dem  Brechungskoefflzienten  einer  Substanz 

ohne  speziellere  Angabe  die  Rede  ist,  so  meint  man  stets  diesen.    Der 

absolute  Brechungskoeffijsietd   einer   Substanz   ist   dagegen    derjenige, 

welcher  sich  beim  Übergang  des  Lichts  aus  einem  luftleeren  Raum 

(aus  dem  freien  Äther)  in  diese  ergibt. 

Die  Brechnngskoeffizienten  der  Mineralien  Bind  alle  ^  1 ;  sie  schwanken  bei 
isotropen  zwischen :  n  =  1,3305  (Wasser)  und  n  =  2,849  (Rotkupfererz).  Werte, 
welche  sich  der  2  nähern  oder  sie  gar  überschreiten,  sind  nicht  sehr  häufig. 

Sind  Vj  und  r,  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  des  Lichts 

im  ersten  und  zweiten  Medium,  so  ist:  n=-. —  =  — .     So  ist  z.  B. 

800000 
der  Brechungskoefftzient  von  Wasser  gegen  Luft:  ^  =  ööTooö  ^^  ^'^^ 

=  "0-  ca.  und  da  v«  =— ,  so  ist  auch:  225000  =  — ttk —  =  -^-i 

3  *       n'  4/3  4 

Wenn  das  erste  Medium  wieder  Luft  ist  und  wenn  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit des  Lichtes  in  der  Luft :  r^  =  1  gesetzt  wird,  dann 


ist 


:  n  =  —  oder  t?2  =  — ,    d.  h.  der   Berechnungskoefflzient  ist  der 


v^  n 


reziproke  Wert    der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit    des   Lichts   im 
zweiten  Medium,  und  umgekehrt. 


252  Isotrope  Medien. 

Aus  der  Formel:  n  =  —. —  =  -i  ergeben  sich  die  speziellen  Ver- 

«n  r     t?2      ® 

hältnisse  der  Brechung,  je  nachdem  das  Licht  ans  einem  optisch 
dttnneren  in  ein  dichteres  Medium  übergeht  oder  umgekehrt  Ist  das 
erste  Medium  das  dünnere,  dann  ist  v,  ^t;,,  also  n^l  und  i'^r. 
Der  gebrochene  Strahl  OC  liegt  dem  Einfallslot  näher,  als  der  ein- 
fallende OA,  das  Licht  wird  nach  dem  Einfallslot  hin  gebrochen 
(Fig.  302).  Ist  umgekehrt  das  erste  Medium  das  dichtere,  dann  ist 
^i<*^9>  somit  w<l  und  i<r.  Der  gebrochene  Strahl  OC  liegt  von 
dem  Einfallslot  femer,  als  der  einfallende  OA,  das  Licht  wird  von 
dem  Einfallslot  weggebrochen  (Fig.  303).  Wenn  beide  Medien  gleich 
dicht  sind,  findet  beim  Übergang  überhaupt  keine  Ablenkung  statt 
Ist  beim  Übergang  von  einem  Medium  A  in  ein  zweites  B  der 
Brechungskoeffizient  =.n,  dann  ist  er  beim  umgekehrten  Übergang 

von  -B  in  -4  =  —,  und  wenn  das  Licht  von  A  aus  den  Weg  AOG 

durchläuft  (Fig.  302,  303),  dann  durchläuft  es  von  C  ausgehend  den- 
selben Weg  COAj  aber  in  umgekehrter  Richtung. 

Je  größer  der  Unterschied  der  Dichte  in  beiden  Medien  ist,  desto 
größer  ist  der  Brechungsindex.  Haben  zwei  Substanzen  verschiedene 
BrechungskoeMzienten  gegen  Luft  (oder  eine  beliebige  andere  dritte 

isotrope   Substanz),  dann  ist  nach  der  Formel  n  =  —  die  Substanz 

mit  dem  größeren  Brechungskoeffizienten  die  dichtere,  und  umgekehrt. 

206.  Dispersion.  Der  Brechungskoeffizient  ist  von  der  Farbe 
d.  h.  von  der  Wellenlänge  des  Lichts  abhängig  und  also  nur  durch 
Angabe  der  Art  des  Lichts  vollkommen  bestimmt  Er  ist  am  kleinsten 
für  rotes,  am  größten  für  violettes  Licht  Eine  Welle  roten  Lichts 
wird  ceteris  paribus  weniger  stark  abgelenkt,  als  eine  Welle  violetten 
Lichts.  Fällt  ein  Bündel  weißer  Lichtstrahlen  ein,  so  wird  es  bei 
der  Brechung  zerlegt  und  die  verschieden  stark  abgelenkten  roten 
bis  violetten  Strahlen  folgen  in  ununterbrochener  Eeihe  nebeneinander. 
Diese  Erscheinung  heißt  die  Farbeneerstreuvmg  oder  Dispersion,  Je 
mehr  sich  dabei  die  roten  von  den  violetten  Strahlen  entfernen, 
desto  stärker  ist  die  Dispersion.  Diese  wird  durch  die  Differenz 
der  Brechungskoeffizienten  für  rotes  und  violettes  Licht  gemessen 
(vergl.  209). 

Nach  Cauchy  mid  die  Abhängigkeit  der  absoluten  Brechnngskoeffizienten  n 
einer  Substanz  ron  der  Farbe  des  betreffenden  Lichts  (WeUenlänge  A  im  freien  Äther) 

ausgedrückt  durch  die  Formel  :»»  =  «  +  ^ ,  wo  a  und  ß  zwei  von  der  Natur  der 

Substanz  abhängige  konstante  Koeffizienten  sind.  Kennt  man  n  einer  Substanz  für 
zwei  Terschiedene  Farben  (fttr  zwei  Werte  von  X),  so  erhält  man  zwei  spezieUe 


Dispersion.    Polarisation.    Planparallele  Platte.  253 

Gleichimgen,  welche  «und  ß  ergeben.  Mit  deren  Hilfe  läßt  sich  dann  ans  der 
Formel  fttr  jedes  weitere  X  (jede  andere  Farbe)  der  zugehörige  Brechnngskoeffisient 
n  berechnen. 

207.  Polarlsatioii.  Wenn  an  der  ebenen  Grenzfläche  zweier 
dnrchsichtigen  isotropen  Medien  einfallendes  Licht  teils  reflektiert^ 
teils  gebrochen  wird,  so  sind  diese  beiden  Teile  des  einfallenden 
Lichts,  der  reflektierte  nnd  der  gebrochene,  polarisiert,  und  zwar 
senkrecht  zueinander;  das  reflektierte  Licht  in  der  Einfallsebene,  das 
gebrochene  in  einer  darauf  senkrechten.  Die  Schwingungen  des  re* 
flektierten  Lichts  gehen  also  (nach  Fresnel)  senkrecht,  die  des  ge- 
brochenen Lichts  parallel  mit  der  Einfallsebene  vor  sich.  Bei  den 
meisten  Einfallswinkeln  ist  jedoch  die  Polarisation  im  reflektierten 
Lichte  nur  eine  teilweise,  es  ist  dem  polarisierten  Licht 
natürliches  beigemischt.  Vollständig  flndet  die  Polari- 
sation des  reflektierten  und  des  gebrochenen  Lichts 
nur  statt,  wenn  die  reflektierten  Strahlen  OB  auf  den 
gebrochenen  OG  senkrecht  stehen  (Fig.  304).  In  diesem 
Fall  ist  r  =  90<>  —  i,  also:  ^^'  ^• 

sin  i-=n  «in  ra=w  sin  (90®  —  i)  =n  cos  %  oder:  n  =  ^  ♦. 

Der  Einfallswinkel  i,  welcher  diese  Gleichung  befriedigt,  bei 
welchem  also  vollständige  Polarisation  des  reflektierten  Lichts  statt- 
findet, heißt  der  Pölarisationsmnkel  der  betreffenden  Substanz.  Er  ist 
z.  B.  für  Glas  =54V/,  fttr  Diamant  =68<>  1'  flir  Licht  von  mittlerer 
Brechbarkeit  (grün). 

Vollständige  Polarisation  namentlich  auch  des  hindurchgegangenen  Lichts  kann 
ttbrigens  auch  bei  anderen  Einfallswinkeln  erhalten  werden,  wenn  man  statt  einer 
einfachen  Platte  z.  B.  von  Glas  ein  System  übereinander  geschichteter  Glasplatten, 
einen  sog.  Glassatz  anwendet,  dessen  einzelne  Scheiben  wiederholte  Eeflexionen  und 
Brechungen  veranlassen.  Solche  Glassätze  werden  zuweilen  als  polarisierende  Appa- 
rate statt  der  Nicols  (219)  verwendet.  Der  Polarisationswinkel  i  kann  bestimmt 
und  aus  ihm  der  Brechungskoeffizient  n  ermittelt  werden  nach  der  Gleichung: 
ni=tgi;  doch  ist  diese  Methode,  die  Brechungskoeffizienten  zu  bestimmen,  ungenau 
und  wenig  ausgebildet,    [ßeehtck^  Pogg.  Ann.  20,  18B0,  27.) 

206«  Planparallele  Platte.  Nach  den  Anseinandersetzungen  in 
(205)  kann  man  sich  die  Vorgänge  klar  machen,  welche  man  be- 
obachtet, wenn  das  Licht  eine  planparallele  Platte  MN  eines  Minerals, 
die  ttberall  von  Lnft  umgeben  ist,  durchstrahlt  (Fig.  305). 
Der  unter  dem  Einfallswinkel  i  auf  der  Fläche  NN^  an- 
kommende Strahl  AB  wird  unter  dem  Brechungswinkel  r 
nach  BC  gebrochen ;  er  kommt  an  der  Fläche  MM^  unter 
dem  Einfallswinkel  r  an  und  wird  beim  Austritt  unter  „,  ^^ 
dem  obigen  Winkel  i  nach  CD  gebrochen,  so  daß  ^' 
AB  II  CD.  Wenn  ein  Strahl  also  nach  dem  Durchgang  durch  eine 
planparallele  Platte  in  dasselbe  Medium  austritt,  aus  welchem  er  ein- 


254  Isotrope  Medien. 

getreten  war,  so  geschieht  dies  ohne  Ablenkung  aas  seiner  ursprüng- 
lichen Eichtüng,  es  findet  nur  eine  geringe  seitliche  Verschiebung 
des  Strahles  statt  Man  kann  also  stets  planparallele  Glasplatten 
(Objektträger,  Deckgläschen  etc.)  in  den  Gang  der  Lichtstrahlen  ein- 
schalten, ohne  daß  dadurch  eine  Ablenkung  des  Lichts  erfolgt. 

Dasselbe  findet  statt,  wenn  man  drei  oder  mehrere  verschiedene  plauparaUele 
Platten,  z.  B.  Glastafeln  oder  eine  Tafel  von  Glas  nnd  eine  solche  von  einer  anderen 
durchsichtigen  Substanz,  übereinander  legt.  Aach  in  diesem  Falle  erleidet  ein  hin- 
durchgehender Strahl  beim  Austritt  in  dasselbe  Medium  (Luft)  keine  Ablenkung. 
Daraus  läßt  sich  ermitteln,  daß,  wenn  tn  und  n«  die  Brechungskoeffizienten  zweier 
Substanzen  A  und  B  (gegen  Luft)  sind  und  n^  der  Brechungskoeffizient  beim  Über** 

gang  aus  der  ersten  A  in  die  zweite  B,  man  erhält:  na  =  -- ,  wo  n,  ^1,  aber  n^ 

und  n^  stets  >>  1.    Ist  z.  B.  der  Brechungskoeffizient  von  Wasser:  ni  =  1,3305,  der 

von  Flußspat  n^  =  1,433  (gegen  Luft),   so  ist  der  Koeffizient  beim  Übergang  von 

ru       1433 
Wasser  in  Flußspat  (von  Flußspat  gegen  Wasser) :  =  —  =    '         =  1,077.     Diese 

Formel  gibt  auch  den  absoluten  Brechungskoeffizienten  (n«)  einer  Substanz,  wenn 

der  gewöhnliche  Brechungskoeffizient  derselben  (gegen  Luft)  (n^)  und  der  absolute 

Brechungfikoeffizient  der  Luft  gegeben  ist.    Letzterer  ist  ein  für  allemal  bekannt 

=  1,000294;  (bei  0»  C  und  760«"»  Druck),  der  Koeffizient  für  den  Übergang  aus 

l                                 no 
Luft  in  den  freien  Äther  ist  also :  n^  =  ^  nmobj. »  so^it  ng  = ^ —  ~  1,000294  n^. 

i;ÖÖ0^94 
Der    absolute    Brechungskoeffizient    des  Wassers   ist   danach  =  1,000294.   1,33Q5 
=  1,3311. 

209.  Prisma.  Geht  dagegen  ein  Lichtstrahl  durch  einen  von 
zwei  konvergierenden  ebenen  Flächen  begrenzten  Körper,  ein  sog. 
Prisma  hindurch,  so  wird  er  beim  Wiederaustritt  in  die  Luft  nicht 
mehr  in  seine  ursprüngliche  Richtung  zurückgeführt,  sondern  in  der- 
selben Ebene  noch  weiter  aus  ihr  abgelenkt. 

Man  läßt  die  Lichtstrahlen  meist  zur  brechenden  Kante  senkrecht 
auf  die  erste  Fläche  des  Prismas  einfallen.    Der  Durchschnitt  des 

Prismas  durch  eine  zu  dieser  Kante  senkrechte  Ebene 
sei  MNP  (Fig.  306),  N  sei  die  brechende  Kante.  Fällt 
ein  Strahl  roten  Lichts  in  der  Sichtung  AB  ein,  so  wird 
er  nach  BCr  gebrochen  und  verläßt  das  Prisma  in  der 
Richtung  CrDr  und  ABCrDr  liegt  in  jener  zur  brechenden 
Kante  senkrechten  Ebene.  Der  Winkel  A^ErDr  =  «r,  den 
Fig.  306.  der  austretende  Strahl  CrDr  mit  dem  einfallenden  AB  macht, 
heißt  die  Ahlmhung  des  Strahls.  Fällt  nach  AB  ein  Strahl  violetten 
Lichts  ein,  so  wird  dieser  in  B  stärker,  nach  BC^  gebrochen  und  verläßt 
das  Prisma  nach  einer  abermaligen  stärkeren  Brechung  bei  C»  in  der 
Richtung  CDp.  Auch  ABCJ),  liegt  in  der  Ebene  ABCrDr.  Die  Ab* 
lenkung  ist  hier  a„  =  A^EJ)„  und  zwar  ist  stets  ar>«r.  Läßt  man 
auf  dasselbe  Prisma  in  der  Richtung  AB  ein  Strahlenbündel  weißen 


Prisma.    Totalreflexion.  255 

Lichts  einfallen,  so  wird  dasselbe  infolge  der  Dispersion  zerlegt  (206). 
Die  dabei  entstehenden  roten  Strahlen  werden  wieder  nach  CrDr,  die 
violetten  nach  CpDp  gebrochen,  die  gebrochenen  Strahlen  der  zwischen- 
liegenden Farben  liegen  zwischen  diesen  beiden  Geraden  in  derselben 
Ebene  mit  ihnen.  Wenn  man  diese  zerlegten  Strahlen  auffängt,  so 
entsteht  ein  Spdctrum,  dessen  rotes  Ende  der  ursprünglichen  Einfalls« 
richtung  stets  näher  ist,  als  das  violette.  Je  weiter  vom  roten  Ende 
das  violette  entfernt  ist,  je  länger  das  Spektrum  ist,  desto  größer  ist 
die  Dispersion  der  Substanz ;  diese  ist  z.  B.  beim  Diamant  viel  größer 
als  beim  Steinsalz.  Sie  wird  durch  die  Differenz  des  Brechungs* 
koeffizienten  für  rotes  und  violettes  Licht  gemessen.  Eine  plan« 
parallele  Platte  kann  kein  Spektrum  geben,  weil  das  beim  Eintritt 
zerlegte  weiße  Licht  beim  Austritt  sich  wieder  vereinigt,  wodurch 
das  ursprungliche  Weiß  wiederhergestellt  wird. 

Die  Ablenkung  eines  Lichtstrahls  durch  das  Prisma  ist  für  jeden 
Einfallswinkel  eine  andere.  Sie  ist  ein  Minimum,  wenn  der  Strahl  im 
Innern  des  Prismas  gegen  beide  brechenden  Flächen 
gleich  geneigt  ist,  wie  der  Strahl  BC  in  Fig.  307.  Dann 
macht  auch  der  einfallende  Strahl  z.  B.  ArB  mit  der 
Ebene  MN  des  Prismas  denselben  Winkel,  den  der  ent- 
sprechende austretende  Strahl  CDr  mit  der  Ebene  NP 
macht.  Die  Minimalablenkung  ist  für  Prismen  aus  der- 
selben Substanz  um  so  gi*ößer,  je  größer  der  brechende  p.  ^^ 
Winkel  MNP  des  Prismas  ist.  Ein  violetter  Strahl 
JÜ^,  der  durch  das  Prisma  nach  BC  hindurchgehen  soll,  muß  nach 
dem  Obigen  mit  BC  einen  etwas  größeren  Winkel  machen,  als  ein 
roter  Strahl  ArB\  entsprechend  ist  es  mit  den  austretenden  Strahlen 
CDf,  und  CDr.  Bei  der  Minimalablenkung  ist  ArBCDr  der  Gang 
eines  Strahles  von  rotem,  A^BCD^  der  eines  Strahles  von  violettem 
Licht 

210.  Totalreflexion.  Tritt  ein  Lichtstrahl  AB  (Fig.  308)  aus 
einem  dichteren  Medium  in  ein  dünneres  nach  J?(7,  so  ist  i  •<  r  (205). 
Fällt  ein  zweiter  Strahl  A^B  unter  einem  größeren  Ein- 
fallswinkel A^BL  ein,  so  wird  er  nach  BC^  gebrochen; 
der  Brechungswinkel  C^BL^  ist  ebenfalls  größer  geworden. 
Nimmt  so  der  Einfallswinkel  stetig  zu,  so  geschieht  dies 
auch  beim  Brechungswinkel  und  bei  einem  gewissen  Ein-  „.  "^^^ 
faUswinkel  A^BL  wird  der  betreffende  einfallende  Strahl 
A^B  nach  BD  in  der  Richtung  der  Trennungsfläche  DD^  beider 
Medien  gebrochen:  der  Brechungswinkel  ist  für  diesen  Fall  =DBL^ 
=  90^  Wird  nun  der  Einfallswinkel  noch  größer,  fällt  z.  B.  ein 
Strahl  in  der  Sichtung  MB  ein,  so  wird  derselbe  überhaupt  nicht 
mehr  gebrochen,  sondern  der  einfallende  Strahl  wird  in  B^  ohne  daß 


256  Isotrope  Medien. 

eine  Lichtbewegung  in  das  zweite,  dünnere  Medium  eintritt,  nach  dem 
gewöhnlichen  Brechnngsgesetz  vollständig  und  ohne  Schwächung  in  der 
Richtung  BN  reflektiert  und  kehrt  in  das  erste  dichtere  Medium 
zurück,  so  daß  ^NBL  =  ^MBL.  Diese  Erscheinung  heißt  die 
Totalreflexion.  Der  Einfallswinkel  A^BL,  für  welchen  der  Brechungs- 
winkel DBLi  =  90®  ist,  heißt  der  Grensncinkd  der  totalen  Beflexion. 

1  *     * 

Für  diesen  Grenzwinkel  ist :  —  =    .    ^^  =  «w   i>    wenn  n   den 

n       s%n  90*^ 

Brechungskoefifizienten  aus  dem  dünneren  in  das  dichtere  Medium  be- 
deutet, so  daß  also  n  ;>  1.  Je  größer  der  Brechungskoefßzient,  desto 
kleiner  ist  der  Grenzwinkel  A^BL,  bei  desto  steilerem  Einfallen  wird 
das  Licht  bereits  total  reflektiert.  Für  Wasser  mit  dem  Brechungs- 
koefi^ienten  n  =  1,33  ist  der  Grenzwinkel  A^BL  «=  48®  35'.  Beim 
Diamant,  wo  n  =  2,5,  ist  letzterer  nur  nahe  =24®. 

Totalrefiezion  ist  nnr  mOglich,  wenn  Lichtstrahlen  von  einem  dichteren  Medium 
her  an  der  Grenze  gegen  ein  dünneres  Medinm  ankommen.  Beim  Übergang  ans 
einem  dünneren  in  ein  dichteres  Medium  kann  niemals  Totalreflexion  eintreten« 
Wenn  in  diesem  Falle  der  Einfallswinkel  seinen  größten  Wert:  i  =  9(P  erreicht  hat 
(streifende  Incidenz),  ist  stets  noch  der  Brechungswinkel  r  <^  90^.  Aus  einem 
dünneren  Medium  kann  somit  das  Licht  stets  in  ein  dichteres  eintreten. 

211.  Brechnngskoefflzienten.  Ein  isotroper  Körper  ist  in  der 
Hauptsache  optisch  bestimmt,  wenn  man  seine  Brechangskoef&zienten 
für  die  verschiedenen  Farben  kennt.  Diese  und  damit  implicite  die 
Lichtgeschwindigkeit  in  der  betreffenden  Substanz  werden  nach  ver- 
schiedenen Methoden  ermittelt  (vergl.  außerdem  207),  die  alle  ergeben,  daß 
in  jeder  isotropen  Substanz  die  Brechnngskoeffizienten  stets  denselben 
Wert  haben  und  daß  sie  von  der  Richtung  der  Schwingungen  ganz 
unabhängig  sind.  Hieraus  folgt,  daß  auch  die  Elastizität  des  Äthers 
in  den  isotropen  Körpern  nach  allen  Sichtungen  dieselbe  ist  Dies 
entspricht  ja  auch  der  oben  zu  Grunde  gelegten  Annahme  von  Fresnel, 
deren  Zulässigkeit  damit  bewiesen  ist. 

1.  Methode  mit  dem  Prisma,  Aus  der  Substanz  wird  ein  Prisma 
mit   zwei  vollkommen   glatten   und    ebenen   und   möglichst    großen 

Flächen,  die  miteinander  den  brechenden  Winkel  ß 
machen,  geschliffen  (Fig.  309).  Das  Prisma  wird  so  auf 
dem  Objekttisch  eines  Qoniometers  (16)  befestigt,  daß 
die  brechende  Kante  der  in  0  gelegenen,  in  der  Ver- 
längerung durch  das  Prisma  hindurchgehenden  Dreh- 
achse des  Instruments  parallel  ist.  Es  ist  dabei  gleich- 
gültig, welche  Lage  die  Flächen  des  Prismas  und 
ihre  brechende  Kante  im  Krystall  haben;  stets  erhält 
man  dieselben  Brechungskoeffizienten.  Auf  die  erste 
Prismenfläche  fällt  ein   Bündel  paralleler  Lichtstrahlen  AB  durch 


Bestimmung  der  Brechnngakoeffizienten.  257 

einen  anf  die  Drehachse  0  gerichteten  Kollimator  AS  mit  einer  der 
brechenden  Kante  parallelen  Spalte  A,  Diese  Strahlen  werden  nach 
BC  gebrochen  und  treten  nach  CD^  aus.  Man  kann  nun  den  Träger  mit 
dem  Prisma  leicht  so  drehen,  daß  dabei  die  Ablenkung  ein  Minimum 
wird.  Die  Kichtung  des  Strahls  CB^  für  die  Minimalablenkung  wird 
durch  das  ebenfalls  auf  die  Drehachse  0  gerichtete  Femrohr  bei  D^ 
fixiert.  Dieses  muß  aber  um  den  Winkel  Dj  OB  =  a  um  die  Achse  0 
bis  in  die  ursprüngliche  Richtung  OD  des  einfallenden  Strahls  gedreht 
werden,  indem  man  nach  Wegnahme  des  Prismas  die  Spalte  bei  A 
anvisiert,  und  dieser  Winkel  a  ist  die  Ablenkung.  Aus  den  Winkeln 
et  und  ß  ergibt  sich  dann: 

sin  ic  (a-\-  ß) 
Sin  ^ß 

Der  brechende  Winkel  ß  darf  nicht  zu  groß  sein,  weil  sonst  der  Strahl  BC 
wegen  Totalreflexion  (210)  nicht  ans  dem  Prisma  austreten  kann.  Für  jede  Farbe 
ist  der  EiufaUswinkel  bei  der  Minimalablenkung  ein  anderer  (209),  daher  ist  für  jede 
Farbe  die  Minimalablenknng  besonders  aufzusuchen  und  einzusteUen.  Eine  kleine 
Ungenauigkeit  in  der  Einstellung  des  Prismas  auf  die  Minimalablenkung  bat  auf 
den  Wert  von  n  nur  einen  geringen  Einfluß.  Einen  Zusammenhang  zwischen  den 
Brechungskoeffizienten  für  die  einzelnen  Farben  mit  bekannten  Wellenlängen  gibt 
die  Dispersionsformel  von  Cauchy  (206). 

Wenn  das  Prisma  ein  deutliches  Spektrum  gibt,  so  kann  man  für  jede  Farbe 
desselben  besonders  die  Minimalablenkung  suchen  und  daraus  den  betreffenden  Wert 
von  n  bestimmen.  Wenn  die  Beschaffenheit  der  Substanz  ein  solches  nicht  zu  stände 
kommen  läßt,  so  kann  man  die  Spalte  mit  verschiedenem  homogenen  Licht  beleuchten 
(mittels  gefärbter  Metallflammen,  Xi-Flamme  rot,  iVa-Flamme  gelb,  27-Flamme  grün, 
oder  mittels  gefärbter  Gläser,  von  weichen  aber  nur  durch  Kupfer  gefärbte  rote  sehr 
annähernd  homogene  Farbe  geben  etc.).  Vollkommen  homogenes  Licht  liefert  das 
Spektrum  eines  Glasprismas.  (Wülfing,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.  Bd.  XU. 
1899.  343.) 

2.  Methode  mit  dem  Mikroskop  (erfanden  von  dem  Marquis  von 
Chaulnes).  Diese  ist  u.  U.  von  Wert,  wenn  eine  Substanz  nur  in 
Form  planparalleler  Platten  erhalten  werden  kann  und  nicht  die 
Herstellung  eines  Prismas  gestattet.  Sie  beruht  darauf,  daß  wenn 
ein  im  Mikroskop  deutlich  und  scharf  gesehener  Punkt  mit  einer 
planparallelen  Platte  einer  durchsichtigen  Substanz  bedeckt  wird,  man 
denselben  nicht  mehr  sieht,  um  ihn  wiederzusehen,  ist  es  nötig,  das 
Objektiv  um  einen  gewissen  Betrag  v  zu  heben,  der  nur  von  der 
Dicke  d   der  Platte    und  von   deren  Brechungskoefl&zienten  n  ab- 

1  /2 

hängt  und  zwar  ist  sehr  annähernd:  v  =  d  (1 )  oder  ^=='^^1'' 

Für  jede  Lage  der  Platte  im  Krystall  erhält  man  denselben  Wert 
für  n. 

Bei  der  Erzeugung  des  Bildes  von  A  im  Mikroskop  spielen  alle  von  A  aus 
auf  die   bei    G  (Fig.  310)   gelegene  Objektivlinse   fallenden    Strahlen  eine  RoDe 
so  a.  Bw  der  Strahl  AD.    Wird  die  Platte  von  der  Dkke  AB  =  d  wä  A  gelegt,  so 
Bauer,  Mineralogie.  l*? 


258  Isotrope  Medien. 

wird  AD  abgelenkt.  Wenn  das  Bild  von  A  wie  früher  entstehen  soll,  so  mnß  für  AD 
ein  anderer  Strahl  von  A  ans  eintreten,  der  durch  die  Platte  hindurch  die  Linse  1)  anter 
demselben  Winkel  und  2)  in  derselben  Entfernung  von  der  Mikroskopachse 
AQ  trifft  wie  vorher  AD.  Das  kann  nur  ein  Strahl,  der  von  A  in  einer  sol- 
chen Richtung  ^lIT  ausgeht,  daß  er  in  M  beim  Austritt  aus  dem  PlSttchen 
nach  der  Bichtung  JELD^  ||  AD  gebrochen  wird,  dann  ist  die  erste  Bedingung 
erfüllt  Die  zweite  ist  erfüllt,  wenn  man  dann  das  Objektiv  bis  zu  dem 
Punkt  A  zurückschiebt,  der  gegeben  ist  als  Schnitt  von  HD^  mit 
DDi  II  AB.  Die  Länge,  um  welche  das  Objektiv  hat  zurückge- 
jjig.  6  u.     2ogen  werden  müssen,  ist  GGi=v  =  DDi.    Zieht  man  nun  KD^  bis 

AtM  TTm 
C  und  JKK  y  AB,  dann  ist  auch  CA  =  DD^  =  v.    Femer  ist :  n  =  — — .„  '  = 

-57^  =  -^Ti TTi  =  j •    Denn  offenbar  sind   stets  die  Winkel  BAH  etc.,  um 

BC      BA  —  AC      d  —  V  * 

weiche  es  sich  hier  handelt,  sehr  klein,  so  daß  mau  AC=DD*  sehr  annähernd  auch 

=  GGi  setzen  kann.    Ebenso  sind  sehr  nahe  die  tg  der  Winkel  =  deren  sin ;  es 

.  .  j  V       ^  ^C'ir     sin  BCH  d 

ist  daher :  .     p^fy^  -= — bttt  =  »  =  j . 

tg  BAH     sin  BAH  d  —  v 

Bei  der  Ausführung  der  Messung  wird  d  mit  dem  Sphärometer  oder  auf  einem 
anderen  Wege,  v  mittels  einer  auf  dem  Knopf  der  Mikrometerschraube  des  Mikroskops 
angebrachten  Teilung  geraessen,  welche  Bruchteile  der  bekannten  Ganghöhe  jener 
Schraube  abzulesen  gestattet.  Das  Zurückziehen  des  Objektivs  muß  natürlich  um 
den  vollen  Betrag  v  mit  dieser  Schraube  ausgeführt  werden. 

(Bauer,  Sitzgsber.  Berl.  Akad.  22.  Nov.  1877  pag.  698  und  Tschermak,  Min. 
Mitt.  I.  1878  pag.  28 ;  vergl.  auch :  Bertin,  Ann.  chim.  phys.  ser.  III.  Bd.  26  pag.  228 
für  eine  kleine  Abänderung  dieser  Methode.) 

3.  Methode  der  Totalreflexion.  Während  beide  genannte  Methoden 
eine  durchsichtige  Substanz  und  zwei  ebene  Flächen  voraussetzen,  hat 
die  Methode  der  Totalreflexion  den  Vorzug,  auch  an  undurchsichtigen 
Substanzen  ausführbar  zu  sein;  auch  ist  nur  eine  einzige  ebene  Fläche 
erforderlich. 

Es  sei  MN  (Fig.  311)  eine  ebene  Fläche  eines  von  einer  stärker 
brechenden  Flüssigkeit  umgebenen  isotropen  Minerals,  auf  welche  von 

allen  Seiten  her  Licht  einfällt,  und  das  Auge  sei  fest 
in  0.  Dann  werden  unter  zu  großem  Winkel  auf  MN 
einfallende  Strahlen  total  reflektiert  (210)  und  ein  unter 
einem  bestimmten  Winkel  ankommender  Strahl  AI  wird 
dabei  nach  0  gelangen,  ebenso  der  etwas  steiler  ein- 
Fig.  311.  fallende  Strahl  BE  etc.  Dagegen  wird  der  noch  steiler 
einfallende  Strahl  DG  nicht  mehr  total  reflektiert  werden,  sondern  in  das 
optisch  dfinnere  Mineral  nach  GH  eintreten,  wenn  sein  Einfallswinkel 
kleiner  als  der  Grenzwinkel  ist.  Die  linke  Hälfte  der  Fläche  MN  ist  also 
durch  die  in  das  Auge  gelangenden  totalreflektierten  Strahlen  hell, 
die  rechte  Hälfte,  welche  keine  Strahlen  ins  Auge  reflektiert,  dunkel, 
und  beide  Hälften  sind  durch  eine  Grenzlinie  bei  F  geschieden,  deren 


Bestimmang  der  Brechungskoeffizienten.  259 

Lage  dem  Grenzstrahl  CFO  entspricht,  welcher  unter  dem  Grenz- 
"winkel  einfäUt.  Bei  Anwendung  homogenen  Lichts  ist  diese  Grenz- 
linie ziemlich  scharf,  bei  weißem  Licht  ist  sie  farbig  gesäumt,  weil 
die  Grenze  für  jede  Farbe  eine  etwas  andere  Lage  hat 

Man  kann  nun  die  Beobachtung  der  Grenze  der  Totalreflexion 
in  folgender  Weise  zur  Ermittlung  der  Brechungskoeffizienten  benützen. 

Man  befestigt  das  zu  untersuchende  Mineral  an  einer  in  0  (Fig. 
312)  projizierten  vertikalen  Drehachse,  welche  senkrecht  zu  einem 
horizontalen  Teilkreis  durch  dessen  Mittelpunkt  geht. 
Diese  Achse  fällt  in  die  ebenfalls  senkrechte  reflek- 
tierende Fläche  MN,  welche  in  ein  mit  einer  stark 
brechenden  Flüssigkeit,  etwa  Schwefelkohlenstoff  (n  = 
1,6274)  oder  Monobromnaphtalin  (n  =  1,65724)  oder 
Methylenjodid  (n  =  1,73798 ,  je  für  gelbes  JVo-Licht 
bei  20®  C)  etc.,  gefülltes  zylindrisches  Gefäß  einge-  Fig.  312. 
taucht  ist.  Dieses  ist  ringsum  von  mattgeschliffenem 
Glas  gebildet,  durch  welches  diffuses  Licht  von  allen  Seiten 
auf  H/DJ  fallen  kann,  nur  bei  BQ  ist  eine  yertikalstehende  plan- 
parallele durchsichtige  Glasscheibe,  auf  welche  normal  das  hori- 
zontale auf  Unendlich  eingestellte  Fernrohr  P  gerichtet  ist  Hat  die 
Fläche  MN  zuerst  die  Stellung  M^N^^  so  werden  die  von  rechts 
kommenden  Strahlen  die  Grenze  der  Totalreflexion  erzeugen,  und  man 
kann  diese  Grenze  durch  Drehung  der  Fläche  MN  um  die  Achse  0 
auf  das  Fadenkreuz  des  Femrohrs  einstellen.  Ist  m^n^  die  Normale 
zu  M^N^,  so  ist  iWj  OP  der  Grenzwinkel  i.  Dreht  man  nun  die  Fläche 
M^N^  an  der  Drehachse  in  die  Stellung  M^N^,  so  geben  die  von 
links  kommenden  Strahlen  ebenfalls  eine  Grenze,  die  man  auf  das 
Fadenkreuz  einstellen  kann.  Ist  m^n^  die  Normale  zu  M^N^^  so  ist 
m^  OP  der  Grenzwinkel  i  für  diese  Stellung.  Man  muß  also,  um  von 
der  einen  Grenze  auf  die  andere  einzustellen,  die  Fläche  MN  um  den 
doppelten  Grenzwinkel,  um  m^  Om^  =  2i,  drehen,  und  da  man  diese 
Drehung  am  Teilkreis  ablesen  kann,  so  ist  damit  i  gegeben.  Zu- 
nächst ist  der  Brechungskoefflzient  v  (v  >  1)  des  Minerals  gegen  die 

stärker  brechende  Flüssigkeit  bestimmt,  und  man  hat:  —  =  »n  i. 

Sind  aber  N  und  n  die  Brechungskoefflzienten  der  Flüssigkeit  und 

1  M 

des  Minerals  gegen  Luft,  so  ist  (208):  —  =  ^=sini,  a\so:  n  =  Nsini. 

Die  zu  solchen  Bestimmungen  benutzten  Instrumente  werden  im  all- 
gemeinen ToUüreflekUmeter  genannt.  Bei  jeder  beliebigen  Lage  der 
reflektierenden  Fläche  erhält  man  denselben  Wert  für  n. 

N  ist  ein  für  aUemal  bekannt.     Da  sich  dieser  Wert  mit  der  Temperatur 
wesentlich  Ändert,  so  ist  hierauf  Bücksicht  zu  nehmen.    Für  g^elbes  Licht  beträgt 

17* 


260  Isotrope  Medien.    Brechnngskoeffizieiiten. 

beim  Schwefelkohleiutoff  die  Yermindenmg  von  N  bei  1^  C.  Temperatormnahme: 
0,00080.  Die  entsprechenden  Zahlen  sind:  0,00045  beim  Monobramnaphtalin  und 
0,00073  beim  Methylenjodid. 

(F.  Kohlrausch,  Verh.  d.  phys.  med.  Ges.  Würzburg  XII.  1877  pag.  1;  Wied. 
Ann.  IV.  1878  pag.  1  und  XVI.  1882  pag.  603;  W.  Kohlrausch,  Wied.  Ann.  VI. 
1879  pag.  94;  LeiO,  Zeitachr.  f.  Kryst.  XXX.  1898  pag.  357.) 

Nach  dem  Vorschlag  von  Woüaston  kann  die  Totalreflexion  noch  in  anderer 
Weise  zur  Bestimmung  der  Brechungsexponenten  benutzt  nrerden,  die  den  störenden 
Einfluß  der  Temperatur  wesentlich  vermindert.  An  die  Fl&che  I  eines  Glasprismaa 
A  Ton  bekannter  möglichst  starker  Lichtbrechung  wird  die  zu  nntersnchende  Sub- 
stanz B  mit  einer  natttrlichen  oder  künstlichen  ganz  glatten  und  ebenen  Fl&che  an- 
gedrückt, und  zur  Herstellung  eines  vollkommenen  Kontakts  ein  Tropfen  C  einer 
Flüssigkeit  dazwischen  gebracht.  Der  Brechungskoeffizient  des  Glases  sowohl  als 
der  der  Flüssigkeit  muß  mindestens  etwas  höher  sein,  als  der  der  zu  messenden  Sub- 
stanz. Dann  läßt  man  diffuses  Licht  auf  der  zweiten  Fläche  11  des  Prismas  links 
von  der  zu  untersuchenden  Platte  eintreten.  Dieses  erleidet  an  der  letzteren  z.  T. 
Totalreflexion  und  tritt  auf  der  dritten  Fläche  III  des  Prisma«  wieder  aus.  In  einem 
auf  diese  gerichteten  Femrohre  entsteht  dann  ganz  wie  bei  der  oben  beschriebenen 
Methode  eine  Grenze  zwischen  hell  imd  dunkel,  die  dem  Grenzstrahl  entspricht  und 
man  kann  auf  dem  Goniometer  leicht  den  Winkel  messen,  den  die  der  Grenze  der 
Totalreflexion  entsprechenden  Strahlen  mit  der  Normale  zur  dritten  Fläche  des 
Prismas,  der  Austrittsfläche,  einschließen.  Hieraus  und  aus  dem  Brechungskoefflzienten 
des  Glasprismas  ergibt  sich  dann  der  Brechungskoef&zient  der  Substanz. 

(K.  Feußner,  Diss.  Marburg  1882;  Liebisch,  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  IV.  1884 
pag.  185  und  V.  1885  pag.  13;  Danker,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.  Bd.  IV.  1885 
pag.  241 ;  Liebisch,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc   1886  II.  pag.  51.) 

Pulfrich  konstruierte  ein  auf  ähnlichem  Prinzip  beruhendes  Instrument,  bei  dem 
aber  statt  des  Prismas  ein  Kreiszylinder  aus  stark  lichtbrechendem  Glase  benutet 
wird,  auf  dessen  Basis  die  zu  untersuchende  Substanz  mit  einer  möglichst  eben^ 
Fläche,  gleichfalls  mit  einem  Tropfen  einer  stark  liohtbzechenden  Flüssigkeit  da- 
zwischen, gelegt  wird. 

(Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  VII.  1887  pag.  16.  65.  392;  Wied,  Ann.  30.  31. 

1887  pag.  193.  317.  487,  resp.  pag.  724.  734;  Mühlheims,  Zeitschr.  f.  Kryst  XIV. 

1888  pag.  206.) 

Das  vollkommenste  Instrument  dieser  Art  ist  das  Abbe-Czapekisehe  KrystaU- 
refrcüdometeTj  wo  der  Zylinder  Pulfrichs  durch  eine  Halbkugel  ersetzt  ist,  die  oben 
eine  nach  einem  Großkreis  angeschliffene  ebene  Fläche  trägt.  Auf  diese  wird  die 
zu  untersuchende  Substanz  wie  bei  den  anderen  genannten  Instrumenten  gelegt 

(Czapski,  Zeitschr.  f.  Instrumentenk.  X.  1890  pag.  246.  269;  W.  Feußner,  Sitzgsber. 
d.  Ges.  z.  Beförderung  d.  ges.  Natnrw.  Marburg  1893  pag.  6;  Viola,  Zeitschr.  f. 
Instrumentenk.  19.  1899  pag.  335;  Zeitschr.  f.  Kryst.  30.  1899  pag.  417  und  32. 
1899  pag.  66.) 

Siehe  auch  die  in  (3)  B  angeführten  Werke  von  Greth,  Leiß,  Liebisch,  Soret  etc. 
für  die  Theorie  der  Bestimmung  der  Brechungskoeffizienten  mittels  der  Totalreflexion 
tmd  die  dazu  dienenden  Instrumente  nicht  nur  bei  isotropen,  sondern  auch  bei 
anisotropen  Substanzen,  von  denen  unten  eingehender  speziell  die  Rede  sein  wird. 
Einfaches  Refraktometer:  Bertraud,  Bull.  soc.  fran^.  de  min.  Bd.  %.  9.  10.  186&— 87. 

£ine  Methode  zur  annähernden  Ermittlung  der  Brechungskoeffizienten,  wie  sie 
für  die  praktischen  Zwecke  der  Mineralbestimmung  zuweilen  wünschenswert  ist,  be- 
ruht darauf,  daß  ein  fester  Körper  in  einer  gleich  stark  lichtbrechenden  Flüssigkeit 
bei  gleicher  Farbe  keine  scharfen  Umrisse  mehr  zeigt.  Man  verfilhrt  in  der  Weise, 
daß  man,  etwa  durch  Verdünnen  von  Kaliumquecksüberjodid  mit  Wasser,  eine  nicht 


Anisotrope  Medien.    SchwiBgnngsrichtongen.  261 

zn  geringe  AnEabl  von  venchiedenen  Flüssigkeiten  mit  bekannten  möglichst  all- 
mählich steigenden  Brechongskoeffizienten  herstellt  und  dann  das  zu  nntersuchende 
Stück  in  die  einzelnen  Gläser  der  Beihe  nach  hineinwirft.  Wo  die  Umrisse  am 
Tollständigsten  verschwinden  —  am  besten  ist  es,  die  Beobachtung  im  homogenen 
Licht,  etwa  im  iVitz-Licht,  vorzunehmen  —  ist  die  größte  Übereinstimmung  der  Licht- 
brechung. Der  Brechungskoeffizient  kann  an  dem  betreffenden  Olase  abgelesen 
weiden.  Diese  Methode  eignet  sich  am  besten  für  farblose  Substanzen.  Sie  kann 
in  ganz  analoger  Weise  auch  für  anisotrope  Krystalle  angewendet  werden,  bei  denen 
man  einen  mittleren  Wert  für  die  Brechungskoeffizienten  erhält.  (Vergl.  Schröder 
van  der  Kolk,  Tabellen  zur  mikroskopischen  Bestimmung  der  Mineralien  nach  ihrem 
Brechungsindex.    1900.) 


Anisotrope  Medien. 

Verhalten  sich  nicht  nach  allen  Richtungen  optisch  gleich. 

212.  Schwingiingsrichtnngen.  Nach  der  Ansicht  von  Fresnel 
ist  der  Äther  in  anisotropen  Medien  (201)  so  beschaffen,  daß  seine 
Elastizität  nicht  nach  allen  Richtungen  gleich  ist,  sondern  sich  mit 
der  Richtung  ändert,  während  die  Dichte  für  jede  Substanz  unab- 
hängig von  der  Richtung  stets  denselben  Wert  hat.  Das  Licht  wird 
also  nicht  mehr  nach  allen  Seiten  mit  derselben  Geschwindigkeit  fort- 
gepflanzt,  sondern  diese  ändert  sich  ebenfalls  mit  der  Richtung.  Die 
Wellenfläche   kann    also  keine  Kugel  mehr  sein.     Auch  hier   gilt 

noch  die  Gleichung:  v «»  1/-^  (vergl.  203);  aber  während  die  Geschwin- 
digkeit in  jedem  isotropen  Medium  wegen  der  Konstanz  von  e  und  d  für 
alle  Richtungen  denselben  Wert  hat,  ändert  sich  hier  der  Wert  von  v 
gleichzeitig  mit  dem  von  e  mit  der  Richtung.  Sind  v^  und  v^  die 
Geschwindigkeiten,  mit  welchen  in  demselben  anisotropen  Medium 
Schwingungen  fortgepflanzt  werden,  die  in  Richtungen  mit  den 
Elastizitäten  e^  und  e^  stattfinden,  so  ist,  da  hier  d  konstant: 


Vi  :  v^  =|/^:  |/^  =  |'ei  :  ]^e^, 


d.  h.  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  zweier  verschiedener  Wellen 
in  demselben  anisotropen  Medium  verhalten  sich  wie  die  Quadrat- 
wurzeln ans  den  Elastizitäten  des  Äthers  in  den  Richtungen,  in 
welchen  die  Schwingungen  der  beiden  Wellen  vor  sich  gehen.  Es 
handelt  sich  dabei  stets  nur  um  die  Elastizität  in  der  Richtung  senkrecht 
zur  Fortpflanzungsrichtung,  in  welcher  die  Schwingungen  stattfinden, 
nicht  nm  die  in  der  Fortpflanzangsrichtnng  herrschende;  diese  ist 
vollkommen  gleichgültig.  Daher  ist  es  auch  möglich,  daß  in  derselben 
Bichtnng  in  einem  anisotropen  Krystall  sich  zwei  Wellen  mit  ver- 
schiedener Geschwindigkeit  fortpflanzen,  wenn  die  Schwingungen  der 


262  Anisotrope  Medien. 

beiden  Wellen  in  zwei  der  unendlich  vielen,  auf  der  Fortpflanzungs- 
richtung  senkrechten  Richtungen  vor  sich  gehen. 

In  jedem  anisotropen  Krystall  können  sich  in  der  Tat  in  der- 
selben Richtung  zwei,  und  nur  zwei,  Wellen  gleichzeitig  und  mit  ver- 
schiedenen Geschwindigkeiten  fortpflanzen,  die  ihre  Schwingungen  in 
zwei  zueinander  senkrechten  Richtungen  normal  zur  Fortpflanzungs- 
richtung ausführen.  Diese  beiden  Richtungen  sind  die  sog.  Schwin- 
gungsricktungen  des  Krystalls  für  die  betreffende  Fortpflanzungs- 
richtung. Sie  fallen  zusammen  mit  den  stets  zueinander  senkrechten 
beiden  Richtungen,  in  welchen  der  Äther  in  einer  zur  Fortpflanzungs- 
richtung der  beiden  Wellen  senkrechten  Ebene  die  größte  und  die 
kleinste  Elastizität  besitzt.  Sind  e^  und  et  diese  beiden  Elastizitäten 
und  Vg  und  vt  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  der  beiden  ent- 
sprechenden Wellen,  dann  ist: 

Beim  Hindurchgehen  durch  einen  anisotropen  Krystall  wird  also 
das  Licht  polarisiert  und  zwar  die  beiden  in  derselben  Richtung  sich 
fortpflanzenden  Wellen  senkrecht  zueinander.  Wir  haben  somit  ein 
zweites  Mittel,  gewöhnliches  Licht  in  polarisiertes  zu  verwandeln 
(vergl.  (207)  und  (219)). 

213.  Doppelbrechung.  Die  Grösse  der  Ablenkung  (Brechung) 
beim  Übergang  einer  Welle  aus  einem  Medium  in  ein  anderes  ist 
für  jede  Farbe  und  Temperatur  lediglich  von  der  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit des  Lichts  in  beiden  Medien  (205)  abhängig.  Somit 
müssen,  wie  die  Huyghenssche  Konstruktion  in  bekannter  Weise  zeigt, 
die  beiden  Wellen,  welche  sich  in  einem  anisotropen  Krystall  in  der- 
selben Richtung,  aber  mit  verschiedener  Geschwindigkeit  fortpflanzen, 
beim  Austreten  in  Luft  verschieden  stark  abgelenkt  werden,  also 
ihren  Weg  in  der  Luft  in  zwei  verschiedenen,  einander  allerdings 
sehr  naheliegenden  Richtungen  fortsetzen.  Dabei  erleidet  auch  hier 
die  rascher  im  Krystall  sich  fortpflanzende  Welle  eine  geringere  Ab- 
lenkung, als  die  langsamere.  Ebenso  werden  aber  auch,  wenn  auf 
einen  solchen  Krystall  eine  ebene  Lichtwelle  von  außen  einfällt,  in 
demselben  zwei  Schwingungen  erregt,  welche  zwei  mit  verschiedener 
Geschwindigkeit  und  in  verschiedener  Richtung  im  Krystall  sich  fort- 
pflanzende Wellen  (resp.  Strahlen)  liefern.  Diese  können  ebenfalls 
mittels  der  Huyghensschen  Konstruktion  aufgefunden  werden.  Bei 
jedem  solchen  Übergang  aus  dem  anisotropen  Krystall  in  ein  anderes 
Medium,  z.  B.  Luft,  oder  umgekehrt  entstehen  also  im  allgemeinen 
aus  einer  Fortpflanzungsrichtung  des  Lichts  deren  zwei,  eine  ein- 
fallende Lichtwelle  (Lichtstrahl)  zerfallt  bei  der  Brechung  in  zwei 
Wellen,  resp.  Strahlen,  die  sich  im  zweiten  Medium  unter  verschie- 


Doppelbrechung.    Optische  Achsen.  263 

denen  Richtungen  fortpflanzen.  Die  anisotropen  Krystalle  heiBen  daher 
doppeltbrechend  im  Gregensatz  zu  den  einfach  lichtbrechenden  isotropen 
Substanzen,  wo  jeder  einfallenden  Welle  nur  eine  einzige  des  ge- 
brochenen Lichts  entspricht  Die  Erscheinung  selbst  heißt  die  doppelte 
Lichtbrechung  (Doppelbrechung).  Dieselbe  äußert  sich  u.  a.  darin,  daß, 
wenn  man  durch  einen  doppeltbrechenden  Körper  hindurch  einen 
leuchtenden  Punkt  betrachtet,  derselbe  doppelt  erscheint  (218).  Je 
größer  der  Winkel  ist,  den  die  beiden  so  entstehenden  Strahlen  mit- 
einander machen,  desto  stärker  ist  die  Doppelbrechung,  desto  weiter 
sind  dann  auch  die  beiden  Bilder  voneinander  entfeint,  die  bei  der 
Betrachtung  eines  Gegenstands  durch  einen  doppeltbrechenden  Körper 
hindurch  erscheinen.  Am  bequemsten  ist  dies  im  allgemeinen  mittels 
eines  Spaltungsstficks  von  Kalkspat  zu  beobachten.  Die  beiden  durch 
Doppelbrechung  entstehenden  Wellen  (Strahlen)  sind  stets  vollständig 
polarisiert  und  zwar  senkrecht  zueinander  (212);  Doppelbrechung  ohne 
Polarisation  ist  undenkbai*. 

214.  Optische  Achsen.  Es  gibt  in  jedem  doppeltbrechenden 
Krystall  eine  resp.  zwei  Richtungen,  in  welchen  sich  nur  eine  ein- 
zige Welle  durch  denselben  hindurch  bewegen  kann,  in  welchen  also 
nur  einfache  Lichtbrechung  und  keine  Polarisation  stattfindet,  und 
in  welchen  daher  auch  nur  einfache  Bilder  eines  Lichtpunkts  gesehen 
werden.  Solche  Richtungen  heißen  optische  Achsen.  Man  unterscheidet 
nach  der  Zahl  derselben  einachsige  und  zweiachsige  Krystalle.  Die 
ersteren  umfassen  alle  Krystalle  mit  einer  Hauptachse,  also  alle,  die 
dem  hexagonalen  und  quadratischen  System  angehören,  und  die  optische 
Achse  ist  stets  der  Hauptachse  parallel.  Die  Richtung  wird  daher 
meist  kurz  als  die  Achse  der  einachsigen  Krystalle  bezeichnet.  Zwei- 
achsig sind  die  sämtlichen  Krystalle  des  rhombischen,  monoklinen  und 
triklinen  Systems  (vergl.  (214)  und  (224)). 

Einachsige  Krystalle. 

Die  hierbergehdrigen  hexagonalen  und  quadratischen  Krystalle  verhalten  sich 
in  Beziehung  auf  die  allgemeinen  optischen  Eigenschaften  vöUig  gleich  und  kOnnen 
auf  optischem  Wege  nicht  unterschieden  werden.  Auch  bei  ihnen  ist,  wie  bei  den 
regulären  Krystallen,  die  optische  Symmetrie  höher  als  die  krystallographische.  Bei 
beiden  ist  die  zur  Achse  normale  Ebene  Symmetrieebene;  in  optischer  Hinsicht  ist 
auch  jede  durch  die  Achse  gehende  Ebene  (Hauptschnitt)  Symmetrieebene,  aber  nicht 
für  die  krystallographische  Begrenzung. 

215.  Allgemeine  Eigenschaften.  In  einachsigen  Erystallen  ist 
nach  den  Annahmen  von  Fresnel  der  Äther  so  beschaffen,  daß  seine 
Elastizität  in  der  Bichtnng  der  Achse  =  e  und  ein  Maximom  (resp.  Mi- 
nimnm),  in  allen  darauf  senkrechten  Eichtungen  dagegen  =  o  and  ein 


264  Einachsige  Erjstalle. 

Minimum  (resp.  Maximum)  ist.  In  den  Zwischenrichtungen  ist  die 
Elastizität  eine  intermediäre,  und  zwar  ist  sie  in  allen  solchen  Rich- 
tnngen  gleich,  die  gegen  die  Achse  gleiche  Neigung  haben.  Danach 
ist  die  Elastizität  in  allen  durch  die  Achse  hindurchgehenden  Ebenen, 
den  sog.  Hawptschnitten,  ganz  gleich  verteilt.  Sie  nimmt  in  jedem 
Hauptschnitt  von  der  Richtung  der  Achse  nach  der  darauf  senkrechten 
in  der  Ebene  der  Nebenachsen  gelegenen  Richtung  ganz  stetig  und 
in  ganz  gleicher  Weise  ab  (resp.  zu)  und  zwar  nach  einem  Gesetz, 
das  wir  unten  speziell  kennen  lernen  werden  (216). 

Krystalle,  bei  denen  die  Elastizität  des  Äthers  in  der  Richtung 
der  Achse  ein  Maximum  ist,  wo  also  c>>o,  heißen  negativ  ( — ),  z.  B. 
Kalkspat.  Solche,  wo  die  Elastizität  in  der  Richtung  der  Achse  ein 
Jffmmum,  bei  denen  also  « <  o,  heißen  posüiv  (+),  z.  B.  Quarz. 

Die  beiden  nach  irgend  einer  Richtung  in  einem  solchen  Krystall 
sich  fortpflanzenden  Wellen  schreiten  mittels  Schwingungen  vorwärts, 
welche  senkrecht  und  parallel  zu  dem  Hauptschnitt  sind,  in  welchem 
die  Fortpflanzungsrichtung  liegt,  d.  h.  senkrecht  und  parallel  zu  einer 
Ebene,  welche  man  durch  die  Fortpflanzungsrichtung  und  die  Richtung 
der  Hauptachse  legen  kann.  Die  Schwingungsrichtungen  der  Wellen 
in  einachsigen  Krystallen  sind  also  flir  jede  Fortpflanzungsrichtung 
senkrecht  und  parallel  zu  dem  durch  diese  letzteren  bestimmten 
Hauptschnitt.  Der  Grund  liegt  darin,  daß  die  Elastizität  des  Äthers 
senkrecht  zu  dem  Hauptschnitt,  also  senkrecht  zu  der  in  diesem 
liegenden  Fortpflanzungsrichtung  und  der  Achse  des  Krystalls,  bei 
4- Krystallen  den  größten,  bei  — Krystallen  den  kleinsten  in  dem 
Krystall  überhaupt  möglichen  Wert  hat  (212).  Andere  Lichtschwin- 
gungen als  solche  senkrecht  und  parallel  zu  diesem  Hauptschnitt 
können  in  einem  einachsigen  Krystall  in  der  betreffenden  Richtung 
nicht  fortgepflanzt  werden. 

Alle  senkrecht  zu  einem  Hauptschnitt  schwingenden  Lichtbewe- 
gungen müssen  sich  im  Krystall  stets  mit  derselben  Geschwindigkeit 
fortpflanzen,  die  Fortpflanzungsricbtung  mag  sein,  welche  sie  will; 
denn  diese  Schwingungen  gehen  alle  senkrecht  zur  Achse  vor  sich, 
und  in  allen  diesen  Richtungen  ist  ja  die  Elastizität  des  Äthers  im 
ganzen  Krystall  dieselbe,  nämlich  =  o.  Eine  solche  Lichtbewegung 
verhält  sich  also,  wie  wenn  sie  in  einem  isotropen  Medium  stattfände ; 
ihre  Geschwindigkeit  ist  konstant  und  von  der  Richtung  der  Fort- 
pflanzung im  Krystall  (von  der  Neigung  derselben  gegen  die  optische 
Achse)  vollkommen  unabhängig.  Bei  einer  im  Hauptschnitt  schwin- 
genden Lichtbewegung  ändert  sich  mit  der  Fortpflanzungsrichtung 
auch  die  Schwingungsricbtung  in  ihrer  Neigung  zur  Achse  und  damit 
die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  Diese  ist  nur  in  allen  solchen 
Richtungen  gleich,  welche  zur  Achse  gleich  geneigt  sind,  entsprechend 


WeUenfl&che.  265 

den  Verhältnissen  der  Elastizität  des  Äthers,  nnd  nimmt  von  der 
Bichtung  parallel  der  Achse  bis  zu  der  Richtung  senkrecht  darauf 
stetig  ab  bei  +  I^rystallen,  resp.  zu  bei  — Krystallen.  Eine  Licht- 
bewegung, deren  Fortpflanzung  durch  Schwingungen  im  Hauptschnitt 
geschieht  und  deren  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  sich  daher  mit  der 
Tüchtniig  ändert,  heißt  eine  außerwrdenüiche  (extraordinäre,  außer- 
ordentliche Wellen  und  Strahlen).  Dagegen  wird  eine  Lichtbewegung, 
die  mit  Schwingungen  senkrecht  zum  Hauptschnitt,  also  mit  konstanter 
Geschwindigkeit  fortschreitet,  eine  ordentliche  (ordinäre,  ordentliche 
Wellen  und  Strahlen)  genannt.  Das  ordentliche  Licht  ist  also  stets 
in  dem  Hauptschnitt,  das  außerordentliche  senkrecht  zu  dem  Haupt- 
schnitt polarisiert,  in  dem  die  Fortpflanzungsrichtung  liegt. 

'  216.  Wellenfläehe  (Strahlenfläehe).  In  positiven  Krystallen 
wird  sich  eine  Lichtbewegung  in  der  Richtung  der  Achse,  also  mit 
Schwingungen  senkrecht  zur  Achse,  mit  einer  Geschwindigkeit  o  fort- 
pflanzen, die  größer  ist,  als  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  e  einer 
sdchen  senkrecht  zur  Achse,  also  mit  Schwingungen  parallel  der 
Achse,  weil  die  Elastizität  des  Äthers  e  parallel  der  Achse  kleiner 
ist,  als  diejenige  o  senkrecht  dazu  (215).  Die  Geschwindigkeit  o  ist  die 
größte,  c  die  kleinste  überhaupt  in  dem  betrefienden  Krystall  mögliche 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit.  Bei  negativen  Krystallen  ist  dies  alles 
gerade  umgekehrt.    In  beiden  Fällen  besteht  aber  das  Verhältnis  (212) : 

b :  e  =?=  y  0  :  y^ 

Je  größer  die  Diflferenz  zwischen  o  und  e,  resp.  o  und  e,  desto 
größer  ist  die  Doppelbrechung  des  Krystalls,  desto  weiter  können  die 
durch  ihn  hindurch  gesehenen  beiden  Bilder  eines  leuchtenden  Punkts 
auseinanderrücken. 

Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  in  einer  intermediären  Richtung 
erhält  man,  wenn  man  o  =  ^ö  in  der  Richtung  der  Hauptachse,  c  =  /c 
senkrecht  dazu  aufträgt  und  über  beiden  als  Achsen  eine  Ellipse 
konstruiert.  Eine  außerordentliche  Lichtbewegung,  deren  Fortpflan- 
zuogsrichtung  mit  der  Achse  den  Winkel  a  macht,  hat  eine  Ge- 
schwindigkeit, welche  gleich  ist  dem  Radius  der  Ellipse,  welcher  mit 
der  Achse  denselben  Winkel  a  ein- 
schließt (Fig.  313  für  einen  posi- 
tiven, Fig.  314  für  einen  negativen 
Krystall).  Die  Fortpflanzungsge- 
schwindigkeit einer  ordentlichen 
Lichtbewegung  ist  nach  allen  Rieh- 
tungen  dieselbe,  nämlich  o.    In  der      ^^'  ^^^'  ^'^'  ^^^' 

Bichtung  der  Achse  bewegt  sich  also  alles  Licht  mit  derselben  Ge- 
schwindigkeit 0,  hier  hört  der  Unterschied  zwischen  ordentlicher  und 


y^ 


266  Einachsige  Krystalle. 

außerordentlicher  Lichtbewegung  daher  auf.  Es  findet  hier  somit 
in  der  Tat  keine  Doppelbrechung  statt.  Das  in  der  Richtung  der 
Achse  gehende  Licht  wird  nicht  polarisiert 

Wird  also  im  Innern  eines  einachsigen  Krystalls  der  Äther  an 
einem  Punkt  0  erschüttert,  so  breitet  sich  gleichzeitig  eine  ordent- 
liche und  eine  außerordentliche  Welle  um  0  herum  aus.  Die  erstere 
schreitet  nach  allen  Seiten  mit  der  Geschwindigkeit  o  fort,  die  ordent- 
liche Wellenfläche  (Strahlenfläche)  ist  also  eine  Kugel  um  0  mit  dem 
Halbmesser  o.  Die  letztere  bewegt  sich  nur  in  der  Richtung  der 
Achse  mit  der  Geschwindigkeit  o,  senkrecht  dazu  mit  der  Geschwindig- 
keit c,  in  allen  intermediären  Richtungen  mit  Geschwindigkeiten,  welche 
man  aus  den  oben  genannten  Ellipsen  in  der  angegebenen  Weise  er- 
hält. Da  sich  in  allen  Hauptschnitten  des  Krystalls  die  außerordent- 
lichen Wellen  ganz  in  derselben  Weise  fortpflanzen,  so  daß  dies  in 
gleich  zu  der  Achse  geneigten  Richtungen  auch  stets  mit  derselben 
Geschwindigkeit  geschieht,  so  muß  die  außerordentliche  Wellenfläche 
ein  Rotationsellipsoid  sein,  dessen  Rotationsachse  der  Richtung  nach 
die  Hauptachse  und  dessen  Meridiane  die  genannten  Ellipsen  sind; 
dessen  Rotationsachse  der  Länge  nach  =  o,  dessen  Äquatorialachse 
=  e  ist.  In  der  Richtung  der  Achse  ist  die  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit der  ordentlichen  sowohl  als  der  außerordentlichen  Welle  =o, 
somit  berühren  sich  beide  Wellenflächen  an  den  Enden  der  Haupt- 
achse, umfassen  sich  aber  im  übrigen,  und  zwar  umgibt  bei 
-+-  Krystallen  die  kugelförmige  ordentliche  Wellenfläche  die  elliptische 
außerordentliche  (Fig.  313),  bei  — Krystallen  umgibt  die  elliptische 
außerordentliche  die  kuglige  ordentliche  (Fig.  314).  Hieraus  folgt 
dann  unmittelbar,  daß  bei  +  Krystallen  die  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit der  außerordentlichen  Wellen  stets  kleiner,  bei  —  Krystallen  stets 
größer  ist,  als  die  ordentlichen  Wellen. 

217.  Charakter  der  Doppelbrechung.  Wenn  eine  ebene  Licht- 
welle in  der  Richtung  AB  (Fig.  315,  316)  die   irgendwie  gelegene 

ebene  Grenzfläche  MN  eines  einachsigen 
Krystalls  trifft,  dessen  Hauptachse  nach  BG 
gerichtet  ist,  so  wird  diese  Welle  doppelt 
gebrochen ;  nach  Bo  geht  die  ordentliche,  nach 

Fi  316  "^^  ^^®  außerordentliche  gebrochene  Welle.  Da 
bei  negativen  Krystallen  die  ordentliche  Welle 
sich  langsamer  fortpflanzt,  als  die  außerordentliche,  so  wird  sie  stärker 
gebrochen  als  letztere  (213,  216),  bei  positiven  Krystallen  ist  dies  um- 
gekehrt. Die  Fortpflanzungsrichtung  der  außerordentlichen  Welle  Be 
ist  daher  bei  negativen  Krystallen  stets  von  der  Hauptachse  BG 
weiter  entfernt,  als  die  Richtung  der  ordentlichen  Welle  Bo  (Fig.  316), 


Charakter  der  Doppelbrechung.    Doppelbrechnng  im  Kalkspat.  267 

sie  wird  von  der  Achse  gleichsam  abgestoßen ;  bei  positiven  Krystallen 
ist  sie  näher  bei  der  Achse  jBC,  sie  wird  von  der  Achse  gleichsam 
angezogen  (Fig.  315) ,  daher  heißen  —  Krystalle  auch  repfdsiv, 
+  Krystalle  attraktiv. 

Die  Fortpflanzangsrichtnngen  der  ordentlichen  nnd  anOerordenÜichen  Wellen 
Bo  nnd  Be  (die  ordentliche  und  außerordentliche  Wellennormale)  folgen  hei  der 
Brechnng  dem  gewöhnlichen  Brechnngsgesetz  (205).  Was  die  gebrochenen  Strahlen 
betrifft,  so  füllt  der  ordentliche  Strahl  mit  der  ordentlichen  Wellennormale  Bo  stets 
zusammen,  er  folgt  also  ebenfalls  in  jeder  Beziehung  dem  allgemeinen  Brechungs- 
gesetz. Der  gebrochene  außerordentliche  Strahl  fällt  aber  mit  der  außerordentlichen 
Wellennormale  Be  im  allgemeinen  nicht  mehr  zusammen  und  folgt  nicht  dem  all- 
gemeinen Brechungsgesetz.  Er  liegt  sogar  nicht  einmal  stets  in  der  Einfallsebene 
des  Strahls  AB.  Dies  geschieht  nur,  wenn  AB  in  dem  durch  das  Einfallslot  be- 
stimmten Hauptschnitt  oder  senkrecht  dazu  einfällt;  in  allen  anderen  Fällen  tritt 
der  gebrochene  außerordentliche  Strahl  aus  der  Einfallsebene  heraus.  Sein  Brechungs- 
gesetz ist  dann  ziemlich  kompliziert  und  wird  mittels  der  Huyghensschen  Konstruk- 
tion angegeben. 

218.  Doppelbrechung  im  Kalkspat.  Am  geeignetsten  zur  Be- 
obachtung der  Erscheinungen  der  Doppelbrechnng  ist  der  rhombo- 
edrische,  also  einachsige  Kalkspat.  Er  ist  sehr  stark  doppeltbrechend 
und  findet  sich  in  großen  durchsichtigen  Massen,  aus  denen  man  schöne 
Spaltungsrhomboeder  herstellen  kann.  Wegen  der  sehr  starken  Doppel- 
brechung nennt  man  die  durchsichtige  Varietät  des  Kalkspats  Doppel- 
spat.  An  ihm  beobachtet  man  bezüglich  der  Doppelbrechung  folgendes: 
Legt  man  ein  Spaltungsstück  auf  ein  weißes,  mit  einem  schwarzen 
Punkt  versehenes  Papier,  so  sieht  man  von  oben  aus  zwei  Bilder  des 
Punkts,  beide  in  dem  vertikalen  Hauptschnitt  des  Krystalls  gelegen. 
Befindet  sich  das  Auge  senkrecht  über  dem  Punkte  m 
(Fig.  317),  so  sieht  man  das  eine  Bild  senkrecht  nach  unten 
an  der  Stelle,  wo  der  Punkt  m  selbst  ist,  das  andere  im 
vertikalen  Hauptschnitt  etwas  nach  der  unteren  stumpfen  ^^ 
Ecke  c  des  Spaltungsstücks  hin  verschoben  bei  m,.  Die 
Entfernung  der  Bilder  bleibt  dieselbe,  ob  man  das  Auge  *^' 
der  Fläche  nähert,  oder  von  ihr  entfernt,  dagegen  ist  ihre  Entfernung 
größer  bei  dickeren,  als  bei  dünneren  Stücken.  Dreht  man  den  Kalk- 
spat um  eine  Achse  o^m  senkrecht  zu  der  Spaltungsfläche,  auf  welche 
man  sieht,  so  bleibt  das  Bild  m  an  seiner  Stelle,  das  Bild  m^  dagegen 
dreht  sich  mit,  indem  es  immer  in  dem  vertikalen  Hauptschnitt  bleibt. 
Beide  Bilder  m  und  m^  haben  dabei  stets  dieselbe  Helligkeit  und  die- 
selbe Entfernung  voneinander.  Das  nicht  abgelenkte  Bild  m  ist  das 
ordentliche,  das  abgelenkte  Bild  m^  das  außerordentliche.  Betrachtet 
man  einen  fernen  Punkt  durch  einen  Kalkspat,  so  sind  die  Erschei- 
nungen ganz  ähnlich.  Sieht  man  in  einer  anderen  Richtung  als  senk- 
recht zum  Blätterbruch  durch  den  Krystall,  so  sind  die  beiden  Bilder 


268  Einachsige  Erjstalle. 

bei  gleicher  Dicke  des  letzteren  um  so  entfernter,  je  mehr  diese 
Richtung  sich  der  Normale  zur  Achse  nähert,  bis  zu  einem  bestimmten 
Punkt;  von  da  ab  nähern  sie  sich  einander  wieder.  Senkrecht  zur 
Achse,  also  durch  zwei  gegenüberliegende  Prismenflächen  gesehen, 
decken  sie  sich,  wie  die  Huyghensche  Konstruktion  zeigt.  Die  beiden 
Bilder  sind  einander  um  so  näher,  je  näher  die  Richtung,  in  der  man 
durch  den  Krystall  hindurchsieht,  der  Richtung  der  Achse  ist  Längs 
der  Achse  gesehen,  erhält  man  überhaupt  nur  ein  einziges  Bild ;  nach 
der  Achse  findet  keine  Doppelbrechung  statt. 

Alle  anderen  einachsigen  Krjstalle  zeigen  dieselben  Eracheinnngen  wie  der 
Kalkspat,  doch  ist  bei  den  meisten  die  Doppelbrechnng  viel  schwächer.  Die  beiden 
Bilder  liegen  sich  dann  näher  und  vielfach  überdecken  sie  sich  sogar  teilweise,  selbst 
in  der  Stellung,  in  der  sie  das  Maximum  der  Entfernung  haben.  Die  Erscheinung 
tritt  dann  vielfach  nicht  mehr  in  der  angegebenen  Weise  hervor,  und  viele  KrystaUe 
erscheinen  bei  dieser  direkten  Beobachtung  einfachbrecheud,  während  sie  doch  tat- 
sächlich doppeltbrechend  sind,  oder  sie  lassen  doch  die  Art  ihrer  Lichtbrechung 
zweifelhaft.  Die  beiden  Bilder  treten  aber  weiter  auseinander  und  lassen  dann  die 
Doppelbrechung  auch  bei  geringerer  Stärke  oft  noch  deutlich  erkennen,  wenn  man 
einen  Punkt  statt  durch  eine  planparallele  Platte  durch  ein  Prisma  aus  dem  be- 
treffenden ELrystall  betrachtet.  (Erkennung  der  Doppelbrechung  auf  indirektem  Wege 
im  Polarisationsinstrument  veigl.  (237)  ff.) 

210.  Nicolsehes  Prisma.  Tormalinplatte.  Der  Umstand,  daß  doppelt- 
brechende Körper  das  durch  sie  hindurchgehende  Licht  vollkommen  polarisieren  (213), 
wird  zur  Herstellung  von  Apparaten  benützt,  welche  Licht  liefern,  das  in  einer  be- 
stimmten Ebene  polarisiert  ist.  Es  handelt  sich  dabei  darum,  die  eine  der  beiden 
durch  die  Doppelbrechung  erhaltenen  WeUen  zu  eliminieren  und  nur  die  andere  ins 
Auge  gelangen  zu  lassen.  Man  benutzt  dazu  am  häufigsten  Turmalin-  und  Kalk- 
spatkrjstalle,  beide  dem  hexagonalen  Krystallsystem  angehörig,  doch  können  auch 
andere  doppeltbrechende  Krystalle  verwendet  werden. 

Schleift  man  eine  Platte  von  Turmalin  von  dunkelbrauner  oder  -grüner  Farbe 
(hellgefärbte  sind  untauglich)  paraUel  mit  der  Hauptachse,  so  wird  beim  Hindurch- 
gehen des  Lichts  die  dabei  entstehende  ordentliche  Welle  total  absorbiert  (262)  und 
nur  die  außerordentliche  gelangt,  stark  gefärbt,  ins  Auge.  Man  hat  also  nur  in  die 
Fortpflanzungsrichtung  eines  Strahlenbündels  gewöhnlichen  Lichts  eine  solche  Tur- 
malinplatte  einzuschalten,  um  ein  Bündel  polarisierter  Lichtstrahlen  zu  erhalten, 
deren  Schwingungen  parallel  mit  der  Achse  des  Turmalins  vor  sich  gehen. 

Um  statt  des  gefärbten  Lichts,  das  der  Turmalin  liefert,  weißes  zu  erhalten, 
benützt  man  den  Doppdapat^  in  welchem  man  die  Beseitigung  des  einen  und  zwar 
des  ordentlichen  Strahls  künstlich  bewirken  kann.  Man  schleift  an  ein  längliches 
Doppelspatspaltungsstück,  dessen  Umriß  in  dem  durch  die  lange  Endkante  BD 
gehenden  Hauptschnitt  durch  das  Parallelogramm  ABCD  darstellt  (Fig.  318),  zwei 

neue  Flächen  ABi  und  CiD  an,  welche  wie  die  beiden 
Spaltungsflächen  AB  und  CD  auf  dem  Hauptschnitt  ABCD 
senkrecht  stehen  und  mit  AB  und  CD  Winkel  von  je  3® 
machen.  Dann  zersägt  man  das  Spaltungsprisma  senkrecht 
Fig.  318.  2U    ABCD,   so  daß  die  Trennungsfläche  ByCi  mit  AB^^ 

und  CiD  Winkel  von  90**  macht,  poliert  die  beiden  Schnitt- 
flächen und  klebt  die  beiden  Hälften  mittels  Canadabalsam  genau  in  der  alten 
Lage  wieder  aufeinander.    Der  Balsam  hat  einen  Brechungskoeffizienten,   welcher 


Nicoisches  Prisma.    TnrmallnplaCte.    Brechnngskoeffizienten.  269 

zwischen  denen  der  ordentlichen  nnd  außerordentlichen  Welle  im  EalksiMtt  in 
deT  Mitte  steht.  Fällt  nnn  anf  die  Fläche  ABi  ein  gewöhnlicher  Lichtstrahl  ab 
parallel  znr  Kante  BD  ein,  so  wird  er  doppelt  gehrochen,  nnd  zwar,  weil  der 
Kalkspat  —  ist,  der  ordentliche  stärker  nach  &o,  der  außerordentliche  weniger 
stark  nach  he.  Der  ordentliche  Strahl  ho  wird  an  dem  optisch  weniger  dichten 
Cknadabalsam  total  reflektiert  und  durch  Ablenken  nach  od  beseitigft;  der  außer- 
ordentliche Strahl  be  geht  durch  die  Balsamschicht  hindurch  nach  ef  und  ver- 
läßt den  Kalkspat  nach  fg  \\  ab.  Dieser  Apparat  heißt  nach  seinem  Erfinder  ein 
Nicolachea  Prisma  oder  kurz  ein  Nicol.  Das  durch  einen  solchen  Apparat  gegangene 
Licht  ist  senkrecht  zum  Hauptschnitt  polarisiert,  die  Schwingungen  gehen  somit  im 
Hauptschnitt,  also  in  der  von  der  kurzen  Diagonale  des  Querschnitts  des  Spaltungs- 
rhomhoeders  bestimmten  Eichtung  vor  sich.  Dieser  Hanptschnitt  wird  auch  wohl 
die  Schwingungsebene  des  Nicols  genannt  Die  Nicols  sind  die  bequemsten  und  am 
häufigsten  angewendeten  polarisierenden  Apparate,  die  znr  Zeit  bekannt  sind. 

Übrigens  sind  diese  Prismen  zuweilen  auch  in  etwas  anderer  Weise  konstruiert, 
was  aber  in  der  Hauptsache  ihre  Wirkung  nicht  wesentlich  ändert.  (K.  Feußner, 
Zeitschr.  f&r  Listrumentenkunde  Bd.  IV.  1884  pag.  41.)  Auch  aus  anderen  Sub- 
stanzen (Natronsalpeter  etc.)  werden  sie  zuweilen  hergestellt,  statt  aus  Kalkspat. 

220,  BrechuiigskoefHzienteiL.  Kennt  man  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeiten e  und  0  der  in  der  Richtnng  der  Achse  nnd  senk- 
recht dazu  schwingenden  außerordentlichen  Wellen  in  einem  ein- 
achsigen EryBtall,  so  folgen  daraus  die  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keiten der  in  intermediären  Kichtungen  schwingenden  Wellen  nach 
(316).  Durch  die  Kenntnis  von  e  und  o  für  jede  Farbe  und  Temperatur 
sind  somit  einachsige  Krystalle  in  der  Hauptsache  optisch  bestimmt. 
Diese  Werte  werden  aber  ermittelt  durch  die  Brechungskoeffizienten 
€  und  (o  der  Wellen,  welche  parallel  und  senkrecht  zur  Achse 
schwingen,  der  sog.  Hauptbrechungskoeffiaienten,  Sie  sind  für  alle 
Krystalle  derselben  Substanz  dieselben,  ändern  sich  aber  von  einer  Sub- 
stanz znr  anderen.  Man  bezeichnet  sie  auch  als  die  optischen  Kon- 
stanten der  einachsigen  Krystalle. 

Die  Brechnngskoeffizienten  sind  wie  bei  isotropen  Substanzen  (205) 
die  reciproken  Werte  der  entsprechenden  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keiten und  man.  hat  die  Formeln : 

w  und  e  sind  die  größten  und  kleinsten  Brechnngskoeffizienten, 
die  in  einem  Krystall  überhaupt  vorkommen  können,  w  ist  der  ordent- 
liche (ordinäre)  Brechungskoefftzient ;  er  gilt  für  ordentliche  Wellen 
durchaus,  b  ist  der  außerardentlidie  (extraordinäre)  Brechungskoefft- 
zient; er  gilt  für  diejenigen  außerordentlichen  Wellen,  die  sich,  in 
der  Bichtung  der  Hauptachse  schwingend,  senkrecht  zu  dieser  fort- 
pflanzen. Für  außerordentliche  Schwingungen,  die  weder  nach  der 
Achse  noch  senkrecht  dazu  stattfinden,  gelten  Brechnngskoeffizienten, 
die  zwischen  (o  und  e  liegen  und  zwar  entsprechend  dem  durch  die 


270  Einachsige  Krystalle. 

Wellen-  oder  Strahlenfläche  dargestellten  Gesetz.  Fttr  +  Krystalle 
ist  stets  w<€,  z.  B.  beim  Quarz:  ct>  =  1,54418;  fi  =  1,55328.  Ffir 
—  Krystalle  ist  w  >  ß,  z.  B.  beim  Kalkspat :  (o  =  1,6583 ;  e  =  1,4864, 
bei  beiden  Mineralien  für  Natriumlicht  (Linie  D  des  Spektrums).  Da 
die  Hauptbrechungskoeffizienten  durch  die  obigen  Formeln  direkt  ntit 
der  Elastizität  des  Äthers  in  der  Richtung  der  Achse  und  senkrecht 
dazu  in  Verbindung  stehen,  so  geben  sie  auch  ein  Maß  flir  die  Doppel- 
brechung. Ein  Krystall  ist  um  so  stärker  doppeltbrechend,  je  größer 
die  Differenz  der  beiden  Hauptbrechungskoeffizienten  w  —  e  für  — , 
€  —  0)  für  -[-Krystalle.  Der  Kalkspat,  wo  w  —  «  =  0,1719,  ist  viel 
stärker  doppeltbrechend,  als  der  Quarz,  bei  dem  c  —  w  =  0,0091  und 
die  Doppelbrechung  selbst  ist  =  0,1719  resp.  =  0,0091. 

Unter  den  bisher  bekannten  einachsigen  Erystallen  ist  das  quadratische 
Calomel,  die  am  stärksten  doppeltbrechendei  zugleich  die  am  stärksten  doppelt- 
brechende Substanz  überhaupt;  bei  ihm  ist:  <»  =  l,9732d  und  c  =  2,66618,  die 
Doppelbrechung  also:  e  —  tt>  =  0,68293  für  i\ra-Licht,  für  27-Licht  ist  sogar:  «  — » 
=  0,722.  Sehr  stark  doppeltbrechend  ist  anch  der  Zinnober  (diff.  =  0,847)  und  der 
Rutil  (0,287,  beide  für  rotes  Licht).  Sehr  schwach  doppeltbrechend  sind  dagegen 
der  Nephdin  (a;  =  1,541;  «=1,Ö37;  diff.  =  0,004)  und  der  Leucit  (öi  =  1,ö08; 
e  =  1,509 ;  diff.  =  0,001). 

Die  Bestimmung  der  Brechungshoefßjnenten  einachsiger  Krystalle 
erfolgt  mut.  mut  nach  denselben  Methoden,  wie  die  isotroper  Sub- 
stanzen (211).  Man  erhält  dabei  stets  dieselben  Werte  für  alle 
Schwingungen  senkrecht  zur  Hauptachse,  sie  mögen  sonst  in  einer 
Richtung  vor  sich  gehen,  in  welcher  sie  wollen,  also  stets  dieselben 
Werte  für  w.  Die  Elastizität  des  Äthers  ist  demnach  in  allen  Rich- 
tungen senkrecht  zur  Achse  die  gleiche,  wie  es  der  Annahme  von 
Fresnel  (215)  entspricht.  Ermittelt  man  die  BrechungskoefBzienten 
für  Lichtschwingungen,  die  in  einem  Hauptschnitt  in  allen  Azimuten 
von  der  Hauptachse  bis  zur  Richtung  senkrecht  dazu  vor  sich  gehen, 
so  findet  man  far  die  Schwingungen  parallel  der  Achse  stets  einen 
größten  und  für  die  senkrecht  darauf  stattfindenden  einen  kleinsten 
Wert  oder  umgekehrt.  Die  Änderung  der  Ätherelastizität  von 
einer  Richtung  zur  anderen  findet  in  allen  Hauptschnitten  in  der 
gleichen  Weise  und  stets  ebenfalls  der  Ansicht  von  Fresnel  gemäß 
statt,  wie  sie  durch  die  Wellenfläche  dargestellt  ist.  Die  Methoden, 
um  die  es  sich  hier  hauptsächlich  handelt,  sind  nun  die  folgenden: 

1.  Methode  mit  dem  Prisma,  Die  Prismen  müssen  so  geschliffen 
sein,  daß  bei  der  Minimalablenkung  die  senkrecht  zur  brechenden 
Kante  hindurchgehenden  Wellen  das  Prisma  in  der  Richtung  der 
Hauptachse  oder  senkrecht  dazu  durchziehen.  Die  Schwingungen  der 
Wellen  im  Prisma  müssen  dann  in  der  Tat  senkrecht  resp.  parallel 
mit  der  Achse  vor  sich  gehen,  wie  es  fttr  die  Wellen,  welche  oi  und  b 
geben  sollen,  nach  dem  Obigen  erforderlich  ist.    Dies  wird  am  besten 


Bestiminnng  der  Brechnngskoeffizienten.  271 

erreicht,  wenn  man  die  brechende  Kante  der  Hauptachse  parallel 
macht  oder  unter  Umständen  auch,  wenn  man  das  Prisma  so  schleift, 
daß  die  Hauptachse  in  der  den  brechenden  Winkel  halbierenden 
Ebene  auf  der  brechenden  Kante  des  Prismas  senkrecht  steht. 
Weniger  empfiehlt  es  sich,  die  brechende  Kante  senkrecht  zur  Haupt- 
achse zu  legen,  so  daß  diese  letztere  auf  der  Halbierungslinie  des 
brechenden  Winkels  senkrecht  steht. 

In  Fig.  319  sei  die  brechende  Kante  N  des  Prismas  der  Haupt- 
achse des  Krystalls  parallel,  die  Prismenflächen  MN  und  NP  sind 
dann  ebenfalls  der  Hauptachse  parallel,  können  aber  sonst  ^^^ 

ganz  beliebig  liegen.    Minimalablenkung  findet  auch  hier 
statt,  wenn  die  Wellen  den  Krystall  in  der  Richtung  BC  ^,. 
durchziehen,  welche  gegen  MN  und  NT?  gleich  geneigt  und    ^ 
zur  brechenden  Kante  senkrecht  ist.    In  dieser  Richtung 
gehen  aber  zwei  Wellen,  die  ordentliche  und  die  außer-  ^•^ 

ordentliche  mit  verschiedener  Geschwindigkeit  hindurch,  ^ff*  ^^^• 
die  eine,  außerordentliche,  mit  Schwingungen  parallel  der  brechenden 
Kante  N^  (Achse);  die  andere,  ordentliche,  senkrecht  dazu  nach  ISO 
schwingend,  welches  so  liegt,  daß  MNO  —  PNO^  also  NO  J_  BC  ist. 
Wegen  der  verschiedenen  Geschwindigkeit  beider  Wellen  treten  sie 
bei  C  nach  verschiedenen  Richtungen  CDo  und  CD«  aus,  sie  müssen 
also  auch  aus  verschiedenen  Richtungen  AoB  und  AeB  auf  der  Fläche 
MN  in  B  ankommen.  Man  muß  somit  für  die  ordentliche  und  die 
außerordentliche  Welle  die  Minimalablenkung  getrennt  aufsuchen  und 
erhält  daraus  dann  w  und  e  nach  der  oben  (211)  mitgeteilten  Formel, 
Man  unterscheidet  beide  Wellen  mittels  eines  auf  das  Okular  des 
Beobachtungsfemrohrs  aufgesetzten  Nicols.  Ist  dessen  Schwingungs- 
ebene der  brechenden  Kante  parallel,  dann  können  nur  Schwingungen 
parallel  dieser  Kante  d.  h.  parallel  der  Achse  hindurch  und  man  er- 
hält £.  Ist  dagegen  die  Schwingungsebene  des  Nicols  senkrecht  zur 
Kante,  so  sind  die  hindurchgehenden  Schwingungen  senkrecht  zur 
Achse  und  man  erhält  w,  wobei  dann  immer  Farbe  und  Temperatur 
noch  besonders  zu  berücksichtigen  sind. 

Man  erhält  dabei  stets  denselben  Wert  fttr  den  ordentlichen  Brechungskoeffi- 
zienten 07,  d.  h.  für  Schwingungen  senkrecht  zur  Achse  c,  das  Prisma  mit  der 
brechenden  Kante  parallel  zu  dieser  mag  in  dem  Krystall  orientiert  sein  wie  es  will, 
die  Flächen  NM  und  NP  mögen  diese  oder  jene  Lage  ||  c  haben  und  die  Fortpflan- 
zungsrichtung  BCj  sowie  die  Schwingungsrichtung  ON  mögen,  beide  in  der  Ebene 
der  Nebenachsen,  also  senkrecht  zu  c,  irgendwie  gerichtet  sein.  Dies  ist  nur  mög- 
lich, wenn  die  Elastizität  des  Äthers  in  allen  Bichtungen  senkrecht  zur  Achse  den 
gleichen  Wert  hat,  wie  es  der  Annahme  von  Fresnel  entspricht. 

Ist  dagegen  die  brechende  Kante  N  auf  der  Hauptachse  senkrecht,  dann  sei 
die  letztere  zunächst  nach  NO  (Fig.  319)  gerichtet,  so  daß  sie  den  brechenden 
Winkel  MNP  halbiert.  Nun  sind  die  beiden  Flächen  MN  und  NP  des  Prismas 
gegen  die  Hauptachse  NO  gleich  geneigt,  können  aber  sonst  beliebig  liegen.    In 


272 


Einachsige  Krystalle. 


H 


Fig.  320. 


diesem  Fall  schwingt  von  den  beiden  bei  der  Minimalablenlnmg  nach  BC  durch  das 
Prisma  gehenden  Wellen  die  eine,  ordentliche,  senkrecht  zur  Adise,  also  parallel  mit 
der  brechenden  Kante  Ny  die  andere,  anßerordentliche,  parallel  mit  der  Achse  NO. 
Bei  einem  solchen  Prisma  muß  die  Schwingnngsebene  des  Nicols,  umgekehrt  wie 
vorhin,  parallel  mit  der  brechenden  Kante  des  Prismas  sein,  wenn  man  oi,  senkrecht 
dazu  und  parallel  NO^  wenn  man  e  erhalten  will. 

Sind  die  beiden  Prismenflächen  MN  und  NP  gegen  die  Achse  nicht  gleich 
geneigt,  so  daß  die  Achse  nach  NO  gerichtet  ist,  wie  in  Fig.  320,  so  erhält  mau 
zwar  wieder  den  ordentlichen  Koeffizienten  co  aus  einer  Welle,  welche 
nach  BC  hindurch  geht  und  parallel  mit  der  brechenden  Kante  N,  also 
^'^  senkrecht  zur  Achse  NO  schwingt.  Aber  man  erhält  aus  einer  in  der 
Richtung  der  Minimalablenkung  BC  hindurchgehenden  außerordentUcben 
Welle  nun  nicht  mehr  e,  sondern  einen  Brechungskoeffidenten,  der  zwischen 
e  und  to  liegt.  Er  entspricht  den  Schwingungen  in  der  Richtung  BS, 
welche  in  dem  durch  AB  und  NO  bestimmten  Hauptschnitt  MNP 
senkrecht  zu  BC,  aber  schief  zur  Achse  NO  ist.  Mittels  Prismen  dieser  Art,  in 
denen  die  Achse  NO  die  verschiedenste  Lage  und  daher  die  verschiedenste  Neigung 
zur  Fortpflanzungsrichtnng  BC  des  Lichtes  im  Prisma  hat,  lassen  sich  die  außer- 
ordentlichen Brechungskoeffixienten  fftr  alle  in  einem  Hauptschnitt  gelegenen 
Schwingungsrichtungen  ermitteln.  Aus  ihnen  folgt  dann  die  Änderung  der  Elasti- 
zität des  Äthers  von  der  Richtung  der  Achse  bis  zu  der  Richtung  senkrecht  dam, 
gemäß  der  -\-  und  —  Doppelbrechung  und  entsprechend  der  Annahme  von  Fresnel, 
auch  in  allen  Hauptschnitten  ganz  in  derselben  Weise. 

Ist  endlich  die  brechende  Kante  wieder  senkrecht  zur  Hauptachse  (Fig.  321), 
liegt  diese  aber  so  in  BC,  daß  sie  auf  der  Halbierungslinie  NO  das 
brechenden  Winkels  senkrecht  steht,  dann  ist  sie  offenbar  der  Rich- 
tung BC  der  Minimalablenkung  parallel.  Geht  nun  in  dieser  Rich- 
tung das  Licht  durch  das  Prisma,  so  erhält  man  nur  den  Koeffi- 
zienten to,  weil  eben  in  der  Richtung  der  Hauptachse  BC  nur  Wellen 
durch  den  Krystall  gehen,  welche  die  Geschvrindigkeit  o  haben,  keine 
anderen. 

2.  Methode  mit  dem  Mikroskop.  Diese  wird  hier  ganz  ebenso  an- 
gewendet, wie  bei  isotropen  Substanzen  (211).  Eine  Platte  senkrecht 
zur  Achse,  parallel  mit  der  Basis,  gibt  nur  co.  Eine  solche  parallel 
mit  der  Achse  gibt  w  und  e.  Beide  werden  mit  Hilfe  eines  am 
Mikroskop  angebrachten  Nicols  unterschieden :  ist  dessen  Schwingungs- 
richtung der  Hauptachse  des  Krystalls  parallel,  so  erhält  man  €,  ist 
sie  darauf  senkrecht,  so  erhält  man  o. 

3,  Methode  der  Totalrefieocion,  Im  allgemeinen  gibt  jede  irgendwie 
am  Krystall  gelegene  Fläche  w  und  «.    Die  Fläche  MN  (Fig.  322) 

ip  sei  senkrecht  zur  Achse  CC,.    Eine  aus  der  Flüssigkeit 

auf  MN  einfallende  Welle  AO  gibt  zwei  vom  Einfallslot 
weggebrochene  Wellen  im  Krystall,  welche  sich  nach 
OBo  und  OBt  fortpflanzen.  Die  Schwingungen  der  ordent- 
lichen Welle  OBo  sind  im  Grenzfall,  d.  h.  wenn  sie 
sich  nach  ON  bewegt,  wie  überhaupt  immer,  senkrecht  zu  CC^  und 
somit  zur  Ebene  der  Zeichnung;  die  Schwingungen  der  außerordent- 
lichen Wellen  OB^  gehen  im  Grenzfall  parallel  CC^   vor  sich.    Die 


-  -0 


CiiitaJl! 

ii 


C9. 


'S 


Fig.  322. 


Zweiachsige  Erystalle.    Elastizitätsellipsoid.  273 

Brechungsverhältnisse  beider  lassen  sich  wie  bei  isotropen  Mineralien 
durch  Totalreflexion  bestimmen.  Die  den  beiden  gebrochenen  Wellen 
entsprechenden  Grenzen  der  Totalreflexion  gehen  beim  liehen  der 
Krystallplatte  um  die  in  0  vertikal  stehende  Drehachse  des  In- 
struments nacheinander  durch  das  Sehfeld,  hier  zuerst  f  «,  dann  Bo^ 
denn  in  dem  Moment,  wo  OBe  bereits  total  reflektiert  ist,  wird  OBo 
noch  nach  innen  gebrochen,  und  erst  bei  einer  weiteren  Drehung  der 
Fläche  um  die  zur  Zeichnungsebene  senkrechte,  durch  0  gehende 
Achse  tritt  die  Totalreflexion  auch  für  OB^  ein.  Die  beiden  reflek- 
tiei-ten  Wellen  unterscheidet  man  auch  hier  mittels  eines  auf  das 
Beobachtungsfemrohr  aufgesetzten  Nicols ;  ist  dessen  kleine  Diagonale 
senkrecht,  so  geht  die  ordentliche  Welle  hindurch  und  man  erhält  cti, 
ist  dieselbe  horizontal,  so  erhält  man  e. 

Ist  die  reflektierende  Fläche  MN  parallel  der  Achse  und  ist  die 
Achse  selbst  horizontal,  also  senkrecht  zur  Drehachse  des  Instruments, 
somit  parallel  der  Linie  MN^  auf  welcher  die  Drehachse  des  Instru- 
ments in  0  senkrecht  steht,  so  werden  nur  senkrecht  zur  Achse  des 
Krystalls  schwingende  Wellen  reflektiert  und  man  erhält  nui*  eine 
einzige  Grenze,  die  cu  liefert  Ist  die  Achse  dagegen  senkrecht  und 
der  Drehachse  0  parallel,  so  erhält  man  wieder  (n  und  «,  und  zwar 
nun,  entgegengesetzt  gegen  vorhin,  b  bei  senkrechter,  u>  bei  wage* 
rechter  Stellung  der  kleinen  Diagonale  des  Nicols. 

Die  WollastoDsche  Methode  kann  in  ganz  entsprechender  Weise 
angewendet  werden. 

(Lit.  vergl.  (211)).  Außerdem:  Liebisch,  N.  Jahrb.  Min.  1885,  I,  pag.  245  und 
n,  181;  Born,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beilageband  V,  1886,  pag.  1. 

Eine  andere  Methode  der  Bestimmung  von  Brechnngskoeffizienten  an  einachsigen 
Erystalien,  vergL  Baner,  N.  Jahrb.  für  Mineralogie  etc.,  Beilageband  II,  1883,  pag.  49. 

Zweiachsige  Krystalle. 

In  den  hierhergehörigen  rhombischen,  monoklinen  nnd  triklinen  Krystallen  ist 
die  Symmetrie  fttr  das  optische  Gesamtyerhalten  genau  dieselbe  wie  für  die  holoedrische 
krystallographische  Begrenzung.  Jede  krystallographische  Symmetrieebene  ist  eine 
optische  und  umgekehrt. 

22K  ElastlzltStselllpsoid.  In  zweiachsigen  Krystallen  ist  nach 
der  Annahme  von  Fresnel  der  Äther  so  beschaffen,  daß  seine  Elastizität 
in  einer  Richtung  OX  ihren  größten  Wert  a,  in  einer  zweiten  darauf 
senkrechten  Richtung  OZ  ihren  kleinsten  Wert  c  und  in  einer  dritten, 
auf  diesen  beiden  senkrechten  Richtung  OY  irgend  einen  mittleren 
«wischen  a  und  e  liegenden  Wert  b  hat,  der  aber  nicht  etwa  das 
arithmetische  Mittel  zwischen  a  und  c  ist.  Es  ist  also  a>&>c. 
Diese  drei  aufeinander  senkrechten  Richtungen  OX,  OY  und  OZ  der 
größten,  mittleren  und  kleinsten  Elastizität  werden  die  Elasturims^ 

Bauor,  Mineralogie.  *-^ 


274  Zweiachsige  Erystalle. 

ochsen,  die  drei  ebenfalls  aufeinander  senkrechten  Ebenen  XOY,  TOZ, 
ZOX  werden  die  Hauptschnüte  des  Erystalls  genannt. 

Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  a,  b,  c  der  nach  OX,  OYy 
OZ  schwingenden  Wellen  haben  gleichfalls  einen  höchsten,  mittleren 
und  kleinsten  Wert,  so  daß  a  >  b  >  c.  Sie  stehen  auch  hier  in  einer 
einfachen  Beziehung  zur  Elastizität  und  man  hat: 

Die  Lichtwellen,  die  durch  Schwingungen  in  der  Richtung  OXy 
OYy  OZ  fortgepflanzt  werden,  sind  charakterisiert  durch  die  Brechungs- 
koeffizienten a,  ß,  y,  die  als  die  HaupibrechungsJcoeffmenten  des 
Krystalls  bezeichnet  werden.  Sie  sind,  wie  bei  isotropen  Substanzen 
(205)  und  bei  einachsigen  Krystallen  (220): 

1^1  1 

a'  ^       b '  '       c 
so  daß:  a<;/?<;y.    Man  hat  somit: 

a,  b,  c;  Q,  b,  c;  o,  ß,  y  sind  in  allen  Krystallen  derselben  Substanz 
gleich,  aber  mit  der  Farbe  des  angewandten  Lichts  und  mit  der 
Temperatur  etwas  verschieden.  Die  Doppelbrechung  ist,  analog  wie 
bei  den  einachsigen  Krystallen  (220),  durch  die  Differenz  des  größten 
und  kleinsten  Hauptbrechungskoeffizienten  y — a  bestimmt 

In  allen  zwischen  den  drei  Elastizitätsachsen  liegenden  Richtungen 
ist  die  Elastizität  zwischen  a,  h  und  c  um  so  näher  dem  einen  oder 
anderen  dieser  Werte,  je  näher  die  Richtung  der  Achse  OX^  OY  oder 
OZ  ist.  Den  Wert  der  Elastizität  in  jeder  beliebigen  Richtung  kann 
man  nach  dem  Vorgang  von  Fresnel  darstellen  mit  Hilfe  der  Elasti- 
eüätsfiäche.  Diese  erhält  man,  wenn  man  von  einem  Punkte  0  aus 
auf  den  dreiJSlastizitätsachsen  OX^  OY,  OZ  nach  beiden  Seiten  die 
Stücke  a=ya;  b  =  y6;  c  =  Yc  abträgt  und  darüber  ein  Ellipsoid 
konstruiert.  Li  jeder  Richtung  ist  die  Quadratwurzel  aus  der 
Elastizität  des  Äthers,  "j/e,  gegeben  durch  den  betreffenden  Radius 
des  Elastizitätsellipsoids  und  die  in  dieser  Richtung  schwingenden 
Lichtwellen  pflanzen  sich  mit  einer  Geschwindigkeit  t  =  ie  fort. 
Überhaupt  sind  alle  Radien  des  Elastizitätsellipsoids  proportional  den 
Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  der  in  den  betreffenden  Richtungen 
schwingenden  Lichtwellen  und  nach  dem  Obigen  auch  proportional 
den  reciproken  Werten  der  für  diese  Richtungen  geltenden  Brechungs- 
koeffizienten.   Speziell  die  Längen  der  drei  Elastizitätsachsen  a,  b,  c 

111 
verhalten  sich  wie  —  >-ö>,— •     Aus   dem  Elastizitätsellipsoid   lassen 

sich  dann,  wie  wir  sehen  werden,  die  optischen  Eigenschaften  der 
zweiachsigen  Krystalle  ableiten. 


Elastkittttsellipsoid.    Schwingongsrichtiuigren.  275 

Die  entsprechende  Elastizitätsilfiche  bei  einachsigen  Krystallen,  Ton  der  wir 
aber  allerdings  oben  keinen  Gebrauch  gemacht  haben  (216),  würde  man  erhalten, 
wenn  zwei  der  drei  Elastintätsachsen  einander  gleich  würden.  Das  bei  den  zwei- 
achsigen Sjystallen  dreiachsige  Ellipsoid  würde  dann  ein  Rotationsellipsoid,  dessen 
Jlotationsachse  die  dritte  Elastizitätsachse  wäre.  Ein  solches  Botationsellipsoid  würde 
die  Beschaffenheit  des  Äthers  in  einem  einachsigen  Krystall  znr  Darstellung  bringen. 
Ebenso  eine  Kugel  für  eine  isotrope  Substanz;  alle  drei  Elastizitätsachsen  sind  hier 
gleich,  der  Äther  hat  nach  allen  Richtungen  die  gleiche  Elastizität. 

Statt  des  Elastizitätsellipsoids  benützt  man  zur  Darstellung  der  optischen  Ver- 
hältnisse zweiachsiger  Krystalle  häufig  ein  Ellipsoid,  dessen  Achsen  nicht  den  reci- 
proken  Werten  der  Hauptbrechungskoeffizienten,  sondern  diesen  direkt  proportional 
sind.  Alle  Radien  sind  dann  den  Brechungskoeffizienten  der  in  den  betreffenden 
Richtungen  schwingenden  Lichtwellen  proportional  und  man  kann  sie  danach  aus 
den  Hauptbrechungskoeffizienten  a,  ß^  y  berechnen.  Dieses  Ellipsoid  ist  die  Index- 
fläche  oder  Indicatrix,  die  ebenfalls  wie  die  Elastizitätsfläche  entweder  dreiachsig, 
oder  ein  Rotationsellipsoid  oder  eine  Kugel  ist  Sie  führt  genau  auf  dieselben  Gesetz- 
mäßigkeiten im  optischen  Verhalten  wie  die  letztere. 

(Fletcher,  The  optical  indicatrix  and  the  transmission  of  light  in  crystals, 
London  1892;  Deutsch  von  Ambronn  und  König:  Die  optische  Lidicatiix,  Leipzig 
1892.) 

222.  Schwingaiigsrichtaiigeii.  Aach  in  einem  zweiachsigen 
ErystaU  bewegen  sich  nach  jeder  Bichtnng  im  allgemeinen  zwei 
senkrecht  zueinander  polarisierte  Lichtwellen  mit  verschiedener  Ge- 
schwindigkeit fort,  wenn  der  Äther  an  einem  beliebigen  Punkt  er- 
schBttert  worden  ist.  Die  Schwingungsrichtangen  dieser  beiden  Licht- 
wellen erhält  man  (212),  indem  man  um  den  erschütterten  Punkt  im 
Innern  des  Erystalls,  den  Ausgangspunkt  der  Lichtbewegung,  das 
Elastizitätsellipsoid  des  Erystalls  beschreibt  und  durch  denselben 
Punkt  eine  Ebene  senkrecht  zu  der  Fortpflanzungsrichtung  legt.  In 
dieser  Ebene  müssen  die  beiden  Schwingungsrichtungen  jedenfalls 
liegen  und  zwar  sind  es  die  beiden  Achsen  der  Ellipse,  in  der  die 
Ebene  die  Elastizitätsfläche  schneidet.  In  deren  Richtung  hat  ja  die 
Elastizität  des  Äthers  senkrecht  zu  der  Fortpflanzungsrichtung  ihren 
größten  und  ihren  kleinsten  Wert.  Die  Schwingungen  parallel  mit 
der  größeren  Ellipsenachse  werden  der  in  dieser  Eichtung  herr- 
schenden größeren  Elastizität  wegen  rascher  vorwärts  schreiten,  als 
die  Schwingungen  parallel  mit  der  kleineren,  und  zwar  sind  die 
beiden  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  den  Längen  dieser  beiden 
Ellipsenachsen,  die  ja  den  Quadratwurzeln  aus  den  Elastizitäten  iu 
diesen  Bichtungen  gleich  sind  (221),  direkt  proportional.  Die  in  der 
Richtung  der  kleinen  Achse  schwingende  Welle  wird  also  hinter  der 
in  der  Richtung  der  größeren  Achse  schwingenden  um  einen  mit  der 
Zeit  wachsenden  Betrag  zurückbleiben  müssen. 

Hierauf  beruhen  n.  a  die  Viertelundülathnsglimmerplatten  (V4  ^Plfttten),  die 
man  bei  der  optischen  Untersachimg  der  Krystalle  häufig  eot  Bestimmung  des 
Charakters  der  Doppelbrechung  (24S,  254)  etc.  benfitzt    Es  sind  Spaltungsplättchen 

18* 


276  Zw«iu;lim^  SiyfltBlle. 

Ton  QUmniär,  Toa  solcher  Dicke,  daQ  bei  senkncht  hindnrehgehendem  Licht  die 
langsamere  Welle  beim  AnBtritt  ans  der  Platte  hinter  der  rascheren  genau  nm  «ne 
ViertelweileBläng^e  ['Ul)  larOckgehlteben  ist  (fttr  Strahlen  von  mittlerer  Brschbar- 
keit  and  bei  gewShnlicher  Temperatur). 

Die  Elastizitätsaehsen  werden  wohl  ancb  als  die  Hauptschwingunffs- 
ricktungm  der  Krjstalle,  der  zweiachsigen  und  entsprechend  der  ein- 
achsigen, bezeichnet. 

22S.  WelleHllfteke.  FfStr  die  in  den  Hauptschnitten  gelegenen 
Fortpäanzungsrichtnngen  lassen  sich  nun  die  zugehSrigen  Schwin- 
gnngsrichtnngen  (senkrecht  und  parallel  zu  dem  betreffenden  Hanpt- 
scbnitt)  und  auch  die  zugehörigen  FortpSanzungsgeschwindigkeiten 
ohne  Schwierigkeit  angeben,  und  man  kann  danach  den  Verlauf  der 
Wellenfläche  (Strahlenflftcfae)  in  den  Hanptschnitten  ermitteln  und 
dadurch  einen  Einblick  in  die  Oestalt  dieser  Fläche  erlangen. 

In  einer  in  einem  Hanptschnitt  gelegenen  Richtung  pflanzen  sich 
zwei  Wellen  fort,  welche  nach  dem  obigen  senkrecht  und  parallel 
zum  Hauptschnitt  schwingen.  Liegt  diese  Richtung  in  dem  Haupt- 
schnitt XOZ,  so  mOssen  sich  die  senkrecht  dazu,  also  parallel  mit  der 
Achse  OY  sehwingesden  Wellen  mit  derselben  Geschwindigkeit  b  im 
Krystall  fortpflanzen,  die  Fortpäfunzungsricbtung  mag  in  diesem  Haupt- 
sebnitt  sein,  welche  ^e  will  Eme  solche  Welle  verhält  sich  in  diese» 
Hanptschnitt  als»  wie  die  ordentliche  Welle  in  einem  einachsigeB 
Kristall.  Die  Wellenfläche  gibt  im  Schnitt  mit  der  Ebene  XOZ 
einen  Kreis  um  des  erregten  Punkt  0  mit  dem  Radius  b.  Aber  in 
dem  Hauptschnitt  XOZ  können  sich  noch  Wellen  mit  Schwingungen 
parallel  dem  Hanptschnitt  fortpflanzen  (Fig.  323}.  Gieschieht  dies  in 
der  Richtang  OX,  so  Schwingt  die  Welle  parallel  OZ;  pflanzt  sie  sich 
nach  OZ  fort,  so  schwingt  sie  parallel  OX.  Diese  beiden  Wellen 
haben  also  die  Oescfawindigkeiten  c  und  a,  und  in  derselben  Zeit,  wo 
die  parallel  OY  sehwingenden  Wellen  sich  nach  allen  Seiten  in  du 


Fig.  323.  Fig.  324.  Pig.  826. 


Ebene  XOZ  bis  zn  einem  Ereis  mit  dem  Radina  b  ausgebreitet  haben, 
entfernen  sich  die  letzteren  beiden  Wellen  ron  0  um  die  Längen  c 
auf  OX  und  a  auf  OZ.  Die  Geschwindigkeiten  der  zwischen  OX  und 
OZ  sich  fortpflanzenden  Wellen  erhält  man  für  jede  Richtung  wieder 
all  Radios  einer  tiber  a  und  c  als  Achsen  konstraierten  Ellips«.    Die« 


Wel]«DflMie.    Oirtift^e  Achsen.  277 

imrallel  dem  iHaoptsduiitt  tKshwiligenden  Wellen  pflanzen  ^ch  also  je 
nach  der  Eichtnng  verschieden  rasch  fort,  sie  verhalten  sich  in  dieser 
Seddehnng  wie  die  außerordentliche  Welle  in  einem  einachsigen 
Krystall  (216). 

Der  Verlauf  der  WeUenfläche  in  den  Hanptschnitten  XOZ  nnd  TOZ  ergibt 
sich  in  ganz  ähnlicher  Weise.  In  YOZ  erhält  man  (Fig.  324]  einen  Kreis  mit  dem 
Itadias  a  nnd  eine  Ellipse  mit  der  Achse  c  anf  OF  nnd  b  anf  OZ^  nnd  in  XOT 
einen  Elreis  mit  dem  Badins  c  nnd  eine  Ellipse  mit  den  Achsen  a  nnd  b  anf  OT 
nnd  OX  (Fig.  325).  Setzt  man  die  Hanptschnitte  in  der  natürlichen  Lage  senkrecht 
aneinander  znsammen,  so  gewinnt  man  eine  genügende  Vorstellnng  von  der  Wellen- 
fläche zweiachsiger  Krystalle.  Diese  besteht  ebenfalls  ans  zwei  Schalen,  bis  zn 
welchen  die  in  jeder  Richtnng  mit  yerschiedener  (Geschwindigkeit  fortschreitenden 
beiden  Lichtbewegnngen  in  der  Zeiteinheit  gelangt  sind.  Die  Verhältnisse  sind 
ganz  ähnlich  wie  bei  den  einachsigen  Erystallen,  aber  bei  den  zweiachsigen  durch- 
dringen sich  die  beiden  Schalen  gegenseitig,  wie  Fig.  323  zeigt.  Die  ganze  Fläche 
ist  symmetrisch  zn  den  drei  durch  die  Elastizitätsachsen  OX,  OY^  OZ  gelegten 
Hanptschnitten. 

224.  Optische  Achsen.  Von  besonderem  Interesse  ist  die  Be^ 
wegnng  der  Lichtwellen  in  dem  Hanptschnitt  XOZ  (Fig.  328).  Während 
sich  in  jeder  Bichtnng  in  einem  zweiachsigen  Krystall  zwei  Wellen 
parallel,  aber  mit  verschiedener  Geschwindigkeit  fortpflanzen  können, 
deren  Lagen  in  einem  bestimmten  Moment  durch  die  zwei  Tangential- 
ebenen an  jede  der  beiden  Schalen  der  Wellenfläche  bestimmt  werden, 
gibt  es  in  dem  Hauptschnitt  XOZ  zwei  Richtungen,  in  welchen  sich 
*je  nur  eine  einzige  Welle  fortpflanzen  kann.  Es  gibt  nämlich  rechts 
und  links  von  OZ  resp.  OX  eine  Bichtung,  in  wehdier  beide  Schalen 
der  Wellenflächen  von  einer  einzigen  gemeinsamen  Ebene  berührt 
werden,  was  bei  den  beiden  anderen  Hauptschnitten  (Fig.  324,  325) 
nicht  möglich  ist.  Diese  gemeinsame  Berührungsebene  erhält  man, 
wenn  man  die  gemeinsamen  Tangenten  MN  und  MN  der  Ellipse 
nnd  des  Kreises  um  0  zieht  und  in  diesen  Linien  MN  und  MN*  auf 
der  Ebene  XOZ  senkrechte  Ebenen  errichtet  Zu  diesen  parallel  be- 
wegen sich  die  beiden  in  der  betreffenden  Bichtung  allein  sich  fort- 
pflanzenden Wellen;  ihre  Fortpflanzungsrichtungen  (Normalen)  siAd 
OM  und  OM,  beiderseits  symmetrisch  zu  OZ  und  OX,  so  daß  MOZ 
=  MOZ,  MOX^MOX.  In  diesen  Richtungen  OJlf  und  OM  findet 
also  keine  Doppelbrechung  statt.  Die  nach  OJf  und  OM  sich  be- 
wegenden Wellen  schreiten  mit  der  mittleren  Geschwindigkeit  i  =  -ö 

vorwärts,  die  der  auf  dem  Hauptschnitt  XOZ  senkrechten  mittleren 
Elastizität  b  entspricht  Diese  beiden  Bichtungen  OM  und  OM',  in 
denen  keine  Doppelbrechung  der  Lichtwellen  stattfindet,  sind  die 
optischen  Achsen  des  Krystalls.  Diese  liegen  stets  in  der  Ebene  XOZ, 
die  durch  die  größte  und  die  kleinste  Elastizitätsachse  bestimmt  und 
die   daher    auch  die   Ebene  der  optischen  Achsen  (optische  Achsen- 


278  Zweiachsige  Erystalle. 

ebene)  genannt  wird.    Letztere  ist  daher  auch  stets  senkrecht  zur 
Achse  der  mittleren  Elastizität  OY. 

Die  Bichtnng«n  OM  und  OM*  ergeben  sich,  wie  eine  mathematische  Betrach- 
tong  zeigt,  aus  dem  Elastizitätsellipsoid.  Legt  man  durch  die  Achse  OY  der  mitt- 
leren Elastizität  eine  Ebene  senkrecht  zum  Hauptschnitt  XOZ,  so  schneidet  diese 
das  Ellipsoid  im  allgemeinen  in  einer  Ellipse,  deren  anf  XOZ  senkrechte  Achse  ==  b 
ist.  Es  gibt  aber  auf  beiden  Seiten  der  Elastizitätsachse  OZ  resp.  OX  und  gegen 
diese  gleich  geneigt  je  einen  Schnitt,  in  welchem  die  im  Hanptschnitt  liegende 
Ellipsenachse  ebenfalls  =  b  ist,  so  daß  dieser  spezielle  elliptische  Schnitt  in  einen 
kreisförmigen  mit  dem  Halbmesser  b  übergeht.  Die  Normalen  zn  diesen  beiden  Kreis- 
schnitten sind  die  Bichtungen  OM  nnd  OM*,  also  die  optischen  Achsen  des  Erystalls. 
Bings  nm  diese  ist  die  Ätherelastizität  dieselbe.  Es  kann  also  in  diesen  beiden 
Bichtungen  in  der  Tat  nnr  je  eine  Welle  fortschreiten  nnd  zwar  mit  einer  Ge- 
schwind^keit  b  =-  ib.  Einer  solchen  Welle  muß  daher  der  mittlere  Brechnngs- 
koeffizient  ß  entsprechen. 

OM  und  OM  yerhalten  sich  also  in  gewisser  Beziehung  optisch  wie  die  Haupt- 
achsen einachsiger  Erystalle.  Aber  während  bei  diesen  zu  der  einzigen  Welle  auch 
nur  ein  einziger  Strahl  gehört,  gehören  bei  den  zweiachsigen  Krystallen  zu  der 
einen  Welle  unendlich  viele  Strahlen.  Die  Ebenen  MN  und  MN*  berühren  die 
WeUenfläche  nach  einem  Kreis,  und  jeder  von  0  nach  einem  Punkt  dieses  Kreises 
gezogene  Badius  ist  ein  zu  dieser  Welle  gehöriger  Strahl,  also  z.  B.  die  beiden  in 
XOZ  liegenden  Badien  OM  und  ON.  AUe  diese  Strahlen  liegen  je  auf  einem  Kreis- 
kege),  dessen  Spitze  in  0  und  dessen  Basis  jener  Kreis  auf  der  Ebene  MN  und 
MN*  ist.  Sie  erzeugen  die  Erscheinung  der  konischen  Refraktion,  indem  sie  beim 
Austritt  aus  einer  der  Tangentialebene  MN  paraUelen  Fläche  des  KrystaUs  den 
Mantel  eines  Kreiszylinders  mit  der  Basis  MN  bilden. 

225,  AchsenwinkeL  Der  Winkel  der  optischen  Achsen  MOM 
(Fig.  323)  ist  eine  für  die  optische  Charakterisierung  der  Erystalle 
sehr  wichtige  Größe,  da  er  im  allgemeinen,  nicht  immer,  für  alle 
Erystalle  derselben  Substanz  konstant  derselbe  ist.  Dieser  Winkel 
hängt  einzig  und  allein  von  den  drei  Hauptbrechungskoeffizienten 
a,  /?,  y  (resp.  von  den  Längen  der  Elastizitätsachsen  a,  6,  c)  ab,  mit 
welchen  er  gleichzeitig  für  verschiedene  Farben  und  Temperaturen 
seine  Größe  ändert.  Ist  v  der  Winkel,  den  eine  optische  Achse  OM 
oder  OM  mit  der  Achse  OZ  der  kleinsten  Elastizität  macht,  also 
v  =  ZOM=ZOM,  so  ist: 

"1     r 


a«       y« 


/rix 


/IZX 


Oder  auch  ^  =  V^-l/f4_iV'^ 


1—a){ß  +  a) 


ß)  iy+ß) 


Achsenwinkel.    Dispersion  der  optischen  Achsen  nnd  Elastdzitätsachsen.       279 

Diejenige  Elastizitätsaze,  welche  den  spitaen  Winkel  der  optischen 
Achsen  halbiert,  heißt  die  optische  Mittellinie  (M.  L.)  oder  auch  die 
erste  Mitteüinie  (Bisektrix);  die  darauf  senkrechte  Elastizitätsachse, 
welche  den  stumpfen  Achsenwinkel  halbiert,  heißt  die  zweite  Mittel- 
linie (Supplementarlinie).  Die  erste  nnd  die  zweite  Mittellinie  liegen 
in  der  Ebene  XOZ  der  optischen  Achsen;  sie  sind  stets  die  Achsen 
OX  nnd  OZ  der  größten  und  kleinsten  Elastizität  Die  auf  ihnen 
resp.  auf  der  optischen  Achsenebene  stets  senkrechte  mittlere  Elastizi- 
tätsachse OY  wird  auch  die  optische  Normale  genannt.  Krystalle,  bei 
welchen  die  Mittellinie  die  Achse  OX  der  größten  Elastizität  ist, 
heißen  ganz  analog  wie  bei  den  einachsigen  (215)  negative,  — ^  (Fig.  326), 
solche,  bei  denen  sie  die  Achse  OZ  der  kleinsten 
Elastizität  ist,   heißen  positive,  +,  Krystalle      —  !^  \\ 

(Fig.  327).    Für  negative  Krystalle  ist  somit  .^^  ■""'  "*" 

V  >  45®,  ifttr  positive :  v  <  45®.  Ein  negativer 
Krystall  wäre  demnach  auch  in  Fig.  323  dar- 
gestellt. ^«'  326.  Fig.  327. 

226,  Dispersion  der  optischen  Achsen.  In  jedem  zweiachsigen 
Krystall  ist  der  Achsenwinkel  für  rotes  Licht  von  dem  für  violettes 
verschieden,  und  zwar  ist  er  bei  manchen  größer,  bei  manchen  kleiner. 
Das  erstere  Verhalten,  daß  der  Achsenwinkel  für  rotes  Licht  der 
größere  ist^  bezeichnet  man  mit :  ^  >>  t; ;  das  letztere,  daß  der  Achsen- 
winkel für  rotes  Licht  der  kleinere  ist,  mit  Q<iv.  Die  Winkel  für 
alle  anderen  Farben  liegen  zwischen  denen  für  rotes  und  für 
violettes  Licht  in  der  Mitte.  Diese  ganze  Erscheinung  nennt  man 
die  Dispersion  der  optischen  Achsen. 

Dieselbe  kann  so  weit  gehen,  daß  die  Ebene  der  Achsen  für  rotes  Licht  anf 
der  f&r  violettes  (blanes)  Licht  senkrecht  steht  bei  gleich  bleibender  Mittellinie;  so 
z.  B.  beim  Brookit  (Dispersion  der  AchHenebene). 

227.  Dispersion  der  Elastlzitatsaclisen.  Die  Lage  der  Elastizitäts- 
achsen ist  ebenfalls  im  allgemeinen  von  der  Farbe  des  Lichts  abhängig, 
ebenso  auch  von  der  Temperatur.  Man  nennt  die  Erscheinung,  daß 
die  Elastizitätsachsen  ihre  Lage  mit  der  Farbe  des  angewandten 
Lichts  ändern,  die  Dispersion  der  Elastimtiitsachsen.  Für  jede  Farbe 
aber  und  für  jede  Temperatur  stehen  die  Elastizitätsachsen  in  Be- 
ziehung auf  ihre  Lage  im  engsten  Zusammenhang  mit  der  Symmetrie 
des  betreffenden  Krystalls,  derart,  daß  jede  krystallographische  Symme- 
trieebene auch  eine  solche  in  Bezug  auf  jene  Achsen,  also  eine  optische 
Symmetrieebene  ist.  Jede  Elastizitätsachse  parallel  einer  Symmetrie- 
achse und  jeder  Hauptschnitt  parallel  einer  Symmetrieebene  behalten 
konstant  diese  Richtung  bei,  da  ja  die  krystallographische  Symmetrie 
von    Farbe   und    Temperatur    unabhängig    ist.     Für   jede   andere 


280  Zwdkdttige  ErjBtaUe. 

Elastizitätsachse  resp.  Haaptschnitt  ist  aber  die  Lage  von  diesen 
beiden  Eigenscliaften  &bhibi^  und  mit  diesen  Terftnderlich. 

Far  die  einzelnen  ErystAllsysteme  verhält  sich  die  Diqtersion 
der  optischen  und  Elastizit&tsachsen  folgendenuaßen: 

1.  In  rhombischen  Krystallen  sind  för  jede  Farbe  nnd  für  jede 
Temperatur  die  Slaatizitätsacbsen  den  brystallographischen  Achsen 
parallel,  Dispersion  der  Elastizitätsachsen  findet  also  hier  nicht  statt. 
Jede  der  drei  krystallographischen  Achsenebenen  ist  ein  optischer 
Hanptschnitt;  die  Ebene  der  optischen  Achsen  föllt  stets  mit  einer 
solchen  Achsenebene  zusammen,  nnd  ebenso  ist  die  Mittellinie  stets 
einer  Krysta,llach9e  parallel.  Nor  die  Länge  der  Elastizitfitsachsen 
ändert  sich  mit  der  Farbe  nnd  der  Teroperatnr,  nnd  damit  der 
Achsen  Winkel. 

2.  In  monoklitteH  Krystallen  ist  stets  eine  der  drei  Elastizitäts- 
achsen bei  jeder  Temperatnr  and  für  jede  Farbe  anf  der  Symmetrie- 
ebene senkrecht  (der  Symmetrieachse  parallel),  die  beiden  anderen 
liegen  irgendwie  in  der  Symmetrieebene,  aber  fUr  verschiedene  Farben 
und  Temperaturen  verschieden.  Die  Symmetrieachse  (Orthodiagonale) 
ist  also  stets  eine  optische  Elastizitätsachse  und  die  Symmetrieebeue 
ist  stets  ein  optischer  Haaptschnitt.  In  diesem  findet  fflr  die  zwei 
darin  liegenden  Elastizitätsachsen  Dispersion  statt,  so  daß  die  Elastizi- 
tätsachsen für  rotes  Licht  mit  den  entsprechenden  für  blaues  einen 
kleinen  Winkel  einschließen.  Bezüglich  der  Lage  der  optischen 
Achsen  und  der  optischen  Mittellinie  hat  man  hier  drei  verschiedene 
Fälle  zu  unterscheiden.  Bei  der  bildlichen  Darstellung  derselben  ist 
als  Beispiel  das  Verhalten  von  ~\-  Krystallen  gewählt,  wo  die  Mittel- 
linie der  Achse  OZ  der  kleinsten  Elastizität  parallel  ist;  die  Ver- 
hältnisse der  — Krystalle  ergeben  sich  dann  daraus  von  seihst. 

a.  Die  Ebene  der  optischen  Achsen  fällt  mit  der  Symmetrieebeue 
des  Krystalls  zusammen.  In  dieser  Ebene  liegen  dann  auch  die  erste 
nnd  die  zweite  MitteUioie  nnd  die  optische  Normale  OY  ist  der 


Symmetrieachse  parallel  (Fig.  328).    Die  Mittellinien  OZr  and  OZ, 
für  rotes  und  violettes  Licht  haben  eine  etwas  verschiedene  Lage 


DispendoQ  der  EiaBÜeitftteachsen.  281 

(Disperskm  der  Elastizitätsachsen,  speziell  der  Mittellinien);  ebenso 
die  Achsen  OB  und  OF  für  rotes  und  violettes  Licht  (Dispersion  der 
optischen  Achsen  (226));  anf  der  einen  Seite  der  Mittellinien  müssen  daher 
die  Achsen  OR^  und  OV^  etwas  näher  beieinander  liegen,  als  auf  der 
anderen  Seite  die  Achsen  OR  und  OV.  Der  Winkel  ROR^^  ist  stets 
von  VOVj^  oder  ZrOR  von  Z^OV  etwas  verschieden.  Diese  Art  der 
Diversion  heißt  die  geneigte  Dispersion  (z.  B.  beim  Gips). 

b.  Die  Ebene  der  optischen  Achsen  ist  senkrecht  znr  Symmetrie- 
ebene; sie  geht  fttr  jede  Farbe  dnrch  die  Symmetrieachse  b  und  ist 
gegen  die  Qnerfläche  ooPoo(lOO)  (Fig.  329  nnd  330)  unter  einem 
schiefen  Winkel  geneigt  Aber  dieser  Winkel  ist  fftr  rotes  Licht 
anders  als  f&r  violettes,  so  daß  die  Achsenebene  RORi  fttr  rotes 
Licht  mit  der  fttr  violettes  Licht  TOV^  einen  kleinen  Winkel  macht. 
Hier  sind  zwei  Spezialfälle  zu  unterscheiden. 

cf.  Die  1.  Mittellinie  OZ  liegt  in  der  Symmetrieebene  (Fig.  329). 
OR  und  OÄji  sind  die  optischen  Achsen,  OZr  ist  die  Mittellinie  für 
rotes  Licht;  OV  und  OV^  sind  die  Achsen,  OZ^  ist  die  Mittellinie  für 
violettes  Licht.  Die  den  Mittellinien  entsprechenden  Elastizitäts- 
achsen Zr  und  Zt,  machen  also  hier  in  der  Symmetrieebene  einen 
kleinen  Winkel  ZrOZ^,  miteinander;  denselben  Winkel  machen  die 
ebenfalls  in  der  Symmetrieebene  liegenden,  hier  aber  nicht  gezeich- 
neten Elastizitätsachsen  OYr  und  OY^  Nur  die  dritte  Elastizitäts- 
achse OX  (die  zweite  Mittellinie)  ist  stets  für  alle  Farben  etc.  die- 
selbe, sie  ist  parallel  der  Symmetrieachse  b.  Diese  Art  von  Disper- 
sion heißt  die  horizontale  Dispersion  (z.  B.  beim  Orthoklas). 

ß.  Die  1.  Mittellinie  OZ  ist  auf  der  Symmetrieebene  senkrecht  und 
geht  der  Symmetrieachse  parallel  Dies  gilt  für  alle  Farben  und 
Temperaturen.  In  Fig.  330  sind  wieder  OR  und  OR^  die  optischen 
Achsen  fftr  rotes,  OV  und  OV^  die  für  violettes  Licht.  Die  Ebenen 
beider  gehen  durch  die  Achse  b,  welche  ja  die  für  alle  Farben  ge- 
meinsame Mittellinie  OZ  ist,  und  sie  durchkreuzen  sich  in  OZ  unter 
einem  kleinen  Winkel  VZR.  Das  weitere  ergibt  die  Figur.  Disper- 
sion der  1.  Mittellinie  findet  hier  nicht  statt.  Diese  Art  von  Dispersion 
heißt  die  gehreuste  (z.  B.  beim  Borax).  Andere  als  diese  drei  Arten 
der  Dispersion  sind  mit  der  Symmetrie  monokliner  Krystalle  unver- 
einbar. 

3.  In  iriklinen  Krystallen  ist  irgend  eine  gesetzmäßige  Beziehung 
zwischen  der  Lage  der  Elastizitätsachsen  und  der  krystallographischen 
Begi'enzung  überhaupt  nicht  mehr  vorhanden;  die  Elastizitätsachsen 
liegen  für  jede  andere  Farbe  und  Temperatur  immer  etwas  anders; 
es  findet  Dispersion  der  optischen  Achsen,  der  Achsenebene,  der 
Elastizitätsachsen  und  also  auch  der  Mittellinien  zugleich  statt. 


282  Zweiachsige  Krystalle. 

228.  Opüsche  Konstanten.  Die  optischen  Verhältnisse  eines 
zweiachsigen  Erystalls  sind  im  wesentlichen  bekannt,  wenn  man  die 
Länge  der  Elastizitätsachsen  o,  6,  c  fQr  alle  Farben  und  Tempera- 
turen oder,  was  im  Grunde  dasselbe  ist,  die  Hauptbrechungskoeffl- 

zienten  a  =  —,ß  =  ^,  y  =  —  kennt,  sowie  die  Lage  der  Elastizitäts- 
achsen gegen  die  krystallographischen  Begrenzungselemente.  Die 
Zahlen,  welche  die  Richtung  und  Größe  der  Elastizitätsachsen  in 
einem  solchen  Erystall  angeben,  heißen  die  optischen  Konstanten  des- 
selben. Die  Richtung  der  Elastizitätsachsen,  d.  h.  ihre  Lage  zu  der 
Begrenzung  des  betreffenden  Erystalls  wird,  soweit  sie  nicht  schon 
durch  die  S3rmmetrie  der  Erystalle  gegeben  sind,  nach  den  folgenden 
Abschnitten  (230  ff.)  mittels  des  Polarisationsinstruments  ermittelt. 
Die  Bestimmung  der  Hauptbrechungskoefflzienten  geschieht  auch  hier 
am  häufigsten  nach  den  schon  oben  bei  den  isotropen  und  einachsigen 
Erystallen  erläuterten  Methoden  (211,  220).  Im  konkreten  Falle  muß 
eine  eventuelle  Bestimmung  der  Lage  der  Elastizitätsachsen  der  Be- 
stimmung der  Hauptbrechungkoeffizienten  vorausgehen. 

In  triklinen  Ej-ystalleii)  sJs  dem  allgemeinsten  FaUe,  sind  die  meisten,  nämlich  fttnf 
voneinander  unabhängige  optische  Eonstanten  zu  bestimmen :  die  drei  Hauptbrechungs- 
koeffizienten und  die  Lage  zweier  EJastizitätsachsen  gegen  die  krystaUographische 
Begrenzung,  gemessen  etwa  durch  die  Neigung  der  beiden  Elastizitätsachsen  zu 
zwei  Kanten  des  Krystalls  (die  dritte  auf  jenen  beiden  senkrechte  Elastizitätsachse 
ist  dann  in  ihrer  Lage  ebenfalls  gegeben).  In  monoklinen  Erystallen  sind  vier  un- 
abhängige optische  Eonstanten  vorhanden:  die  drei  Hauptbrechungskoeffizienten 
und  die  Neigung  einer  in  der  Symmetrieebene  liegenden  Elastizitätsachse  zu  einer 
Eante  in  derselben  Ebene  (etwa  die  Vertikal-  oder  die  Elinoachse);  alles  übrige  ist 
durch  die  Symmetrie  gegeben.  Bei  rhombischen  Erystallen  ist  die  Lage  der  Elasti- 
zitätsachsen bekannt,  also  sind  nur  drei  Eonstanten,  die  drei  Hauptbrechungskoeffi- 
zienten, noch  zu  bestimmen. 

In  dem  SpezialfaU  der  einachsigen  Erystalle  sind  es  der  letzteren  nur  zwei, 
m  und  e,  auf  diese  Zahl  beschränkt  sich  also  die  Zahl  der  optischen  Eonstanten  und 
in  isotropen  Substanzen  ist  es  endlich  nur  ein  einziger  Brechungskoeffizient,  der  für 
alle  Lichtschwingungen  in  dem  Eörper  in  derselben  Weise  wiederkehrt. 

Auch  für  die  anisotropen  Erystalle  gilt  die  Dispersionsformel  von  Cauchy  (206) ; 
sie  wird  für  jeden  einzelnen  Hauptbrechungskoeffizienten  genau  in  derselben  Weise 
angewendet,  wie  bei  den  isotropen  Eörpem. 

229.  Brechungskoefflzienteii.    1.  Methode  mit  dem  Prisma.    Die 

drei  Hauptbrechungskoeffizienten  erhält  man  mit  Hilfe  dreier  Prismen, 
deren  Kanten  den  drei  Elastizitätsachsen  parallel  gehen,  deren  Flächen 
aber  im  Erystall  sonst  beliebig  liegen  können.  Durch  jedes  solches 
Prisma  gehen  zwei  Wellen,  von  denen  die  eine  parallel  mit  der 
brechenden  Kante  resp.  der  betreffenden  Elastizitätsachse  schwingt. 
Nur  diese  kommt  hier  in  Betracht,  und  sie  kann  leicht  mit  dem  Nicol 
erkannt  werden;  sie  liefert  den  Brechungskoefflzienten,  welcher  den 


Bestimmiuig  der  Brechungskoeffizienten.  283 

Schwingungen  in  der  Richtung  jener  Achse  entspricht  Man  kann  aber 
auch  mit  nur  zwei  Prismen  alle  drei  Hauptbrechungskoeffizienten, 
darunter  sogar  einen  davon  doppelt,  bestimmen.  Dabei  gehen  die  Kanten 
der  Prismen  ebenfalls  je  einer  Elastizitätsachse  parallel,  die  Prismen- 
flächen NM  und  NP  müssen  aber  so  liegen,  daß  je  eine  zweite 
Elastizitätsachse  NO^  welche  auf  der  Prismenkante  senkrecht  ist,  den 
Prismenwinkel  MNF  halbirt  (Fig.  321).  Ist  z.  B.  die  brechende 
Kante  N  parallel  mit  der  Achse  OY  und  ist  NO  parallel  mit  der 
Achse  OX,  so  schwingt  von  den  beiden  Wellen,  welche  bei  der  Minimal- 
ablenkung das  Prisma  längs  BC  durchschreiten,  die  eine  ||  N  oder  OF, 
die  andere  ||  NO  oder  0X\  die  erste  gibt  also  /?,  die  andere  a.  Ist 
in  einem  zweiten  Prisma  die  brechende  Kante  ||  OZ  und  entspricht 
NO  der  Achse  OF,  so  erhält  man  y  und  /?,  letzteres  zum  zweitenmal, 
was  als  Kontrolle  wichtig  sein  kann.  Die  Unterscheidung  von  a,  /S,  y 
erfolgt  auch  hier  mittels  eines  Nicols.  Ist  beim  zweiten  Prisma  die 
Kante  parallel  OZ,  liegen  aber  die  Flächen  desselben  sonst  beliebig, 
so  erhält  man  aus  ihm  nur  y.  Man  braucht  also  nur  ein  Prisma  mit 
zwei  orientierten  Flächen,  beim  zweiten  braucht  bloß  die  Kante  orien- 
tiert zu  sein. 

2.  Methode  mit  dem  MihrosJcap.  Hierbei  sind  mindestens  zwei 
planparallele  Platten,  parallel  mit  zwei  Hauptschnitten,  z.  B.  XOY 
und  XOZ  nötig.  Die  erstere  Platte  gibt  a  und  ß  aus  der  Verschiebung, 
welche  der  Tubus  des  Mikroskops  erleiden  muß  (220),  wenn  parallel 
mit  OX  resp.  OY  schwingendes  Licht  (mittels  eines  Nicols  herzu- 
stellen) durch  den  Krystall  geht  Die  zweite  Platte  gibt  a  (zum 
zweitenmal)  und  y. 

3.  Methode  der  Totalreflexion.  Eine  einzige  ebene  Fläche  parallel 
einem  Hauptschnitt,  für  welche  die  Lage  der  Elastizitätsachsen  be- 
kannt ist  (zu  ermitteln  nach  (234)),  genügt  zur  Bestimmung  von 
c,  ß,  y  (220).  Ist  die  Fläche  parallel  XOY  und  wird  sie  in  die 
Flüssigkeit  so  eingetaucht,  daß  OY  horizontal,  also  OX  senkrecht  ist, 
60  erhält  man  zwei  Grenzen,  welche  Schwingungen  ||  OX  und  ||  OZ 
entsprechen,  und  man  findet  daraus  a  und  y.  Ist  dann  bei  einer 
zweiten  Einstellung  derselben  Platte  OX  horizontal  und  OY  vertikal, 
dann  entsprechen  die  beiden  Grenzen  Schwingungen  \\  OY  und  ||  OZ 
und  man  erhält  ß  und  y  (letzteres  zur  Kontrolle  zum  zweitenmal). 
Sogar  mittels  einer  ganz  beliebig  gerichteten  Fläche  können  alle  drei 
Hauptbrechungskoeffizienten  ermittelt  werden,  wenn  diese  Fläche  nur 
einer  der  drei  Elastizitätsachsen  z.  B.  X  parallel  ist.  Liegt  diese 
Achse  horizontal,  also  in  der  Einfallsebene  des  Lichts,  dann  bewegen 
sich  beide  Wellen  in  der  Bichtung  dieser  Achse  und  man  erhält  die 
Brechungskoeffizienten  ß  und  y  für  die  beiden  anderen  Elastizitäts- 
achsen.   Steht  die  Ache  X  vertikal,  dann  erhält  man  a.    Die  Messung 


284  PolarisatianBmBtriimente. 

kann  nach  der  Methode  des  Eintauchens  von  Kohlransch  oder  nach 
der  Methode  von  WoDaston  mit  dem  Prisma  ausgef&hrt  werden.  An 
beiden  Instrumenten  sind  Vorrichtungen,  um  die  Erystallplatte  durch 
Drehung  in  ihrer  Fläche  aus  einer  Stellung  in  die  andere  ütbersn- 
führen. 

(Lit.  yergl.  (211)  und  (220),  aowie  TT.  Kohlrauschj  Wiedem.  Ann.  YII;  Liebisch, 
N.  Jahrb.  f.  Hin.  etc.  1890,  I,  pag.  57;  Zeitschr.  f.  Kryst.  VII,  1883,  pag.  433.) 

Eine  Methode  zur  Bestimmung  des  mittleren  Brechnngskoeffizienten  fi  ans  dem 
Winkel  der  optischen  Achsen  vergl.  (252).  Andere  Methoden  zur  Bestimmung  der 
BrechungskoeMzienten  zweiachsiger  Erystalle:  Batter,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1877, 
pag.  684;  auch  Tschemtakf  Min.  u.  petr.  Mitteilgn.  I,  1878,  pag.  14;  lAehiBch, 
Zeitschr.  Kryrt.  Bd.  VII,  1888,  pag.  433;  Viola,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XXX— XXXIT, 
1898,  1899. 

Bei  4-Kry8tallen  liegt  ß  näher  an  a,  als  an  /,  also  /?—«</—/?;  bei 
—  Erystallen  ist  es  umgekehrt:  ß  liegt  n&her  an  y,  als  an  «,  also  ß — «>y  — A 

Beispiele: 
Schwefel:   +.a  =  l,958;    /9  =  2,038;    y  =  2,240;    /?— «  =  0,080,    ;'— /ff  =  0,202. 
Aragonit:  — .a  =  l,5031;  /9  =  1,6816;  y  =  l,6859;  /ff— «  =  0,1786,  y— (J  =  0,0043. 


Folarisationsinstrumente. 

230.  Zweck  des  Folarisationsinstraments.  Um  ein  Mineral  als^ 
einfach-  oder  doppeltbrechend  zu  erkennen,  um  bei  doppeltbrechenden 
Substanzen  die  Ein-  oder  Zweiachsigkeit  unabhängig  von  der  Krystall- 
form  zu  unterscheiden,  um  die  Lage  der  Elastizitätsachsen  und  der 
Hauptschnitte  gegen  die  krystallographische  Begrenzung  resp.  die 
Blätterbrüche  zu  bestimmen,  um  die  Lage  der  optischen  Achsen,  den 
Achsenwinkel,  die  Dispersionsverhältnisse,  endlich  um  den  Charakter 
der  Doppelbrechung  (ob  -^-  oder  — )  ohne  Kenntnis  der  absoluten  Werte 
der  Längen  der  Elastizitätsachsen  (der  Hauptbrechungskoefßzienten) 
zu  untersuchen,  dienen  die  Pol4mscUi(ynsinsirumente,  von  denen  einige 
auch  fälschlicherweise  Polarisationsmikroskope  genannt  werden.  Bei 
ihnen  fällt  das  durch  eine  polarisierende  Vorrichtung  (den  Polarisator: 
einen  Nicol,  eine  Turmalinplatte  oder  einen  Glassatz)  polarisierte 
Licht  auf  das  meist  in  Form  von  planparallelen  Platten  angewendete 
Mineral,  geht  durch  dasselbe  hindurch,  durchdringt  eine  zweite  polari- 
sierende Vorrichtung,  den  Analyseur,  und  gelangt  dann  in  das  Ange. 
Dabei  muß  man,  um  alle  hierher  gehörigen  Erscheinungen  zu  be- 
obachten, das  polarisierte  Licht  teUs  in  parallelen  Strahlen,  teils  in 
solchen  durch  das  Mineral  gehen  lassen,  welche  im  Innern  desselben 
konvergieren  (Polarisationsinstrument  mit  parallelem  und  konver- 
gentem  Licht  oder  Orthoskop  und  Eonoskop). 

Da  die  Lage  aller  optischen  Sichtungen  mit  der  Symmetrie  der 
Krystalle  auf  das  innigste  zusammenhängt,  so  bilden  diese  optischen 
Untersuchungen  wichtige  Ergänzungen  zu  den  krystallographischen^ 


Polariflitioiisinstnimeiite.  285 

und  nicht  seltea  kann  man  aas  den  optischen  Erscheinungen,  welche 
das  Polarisationsinstrament  zeigt,  das  Erystallsystem  eines  Minerals 
bestimmen,  aach  wenn  keine  Spur  von  einer  regelmäßigen  Begrenzung 
vorhanden  oder  wenn  diese  mangelhaft  ausgebildet  ist.  In  manchen 
Fällen  hat  die  optische  Untersuchung  das  Erystallsystem  eines  Mine- 
rals richtig  kennen  gelehrt,  nachdem  es  durch  bloße  Beobachtung  der 
äußeren  Form  zuerst  unrichtig  bestimmt  worden  war  (vergl.  z.  B.  Grenz- 
formen  (80)  und  Mimesie  (171)).  Daher  ist  bei  durchsichtigen  Sub- 
stanzen die  Eontrolle  der  krystallographischen  Untersuchungen  durch 
optische  stets  dringend  geboten.  Die  optische  Untersuchung  der 
Mineralien  im  Polarisationsinstrument  ist  somit  von  großer  Wichtig- 
keit und  bildet  heutzutage  einen  der  wesentlichsten  Teile  der  wissen- 
schaftlichen mineralogischen  Forschung. 

{Des  CloizeaviXj  Memoire  sur  Temploi  du  microscope  polarisant.  Paris  1864  (ans : 
Aimales  des  mines  6.  ser.  Bd.  6).  Snr  Temploi  des  propri^t^s  optiqnes  bir^lrin- 
geantes  pour  la  d^termination  des  espöces  cristallis^es,  I  und  n.  (An.  d.  mines  6.  ser. 
Bd.  14.  1868  und  1859.)  NonveUes  recherches  snr  les  proprietes  optiqnes  d^ 
cristanx.  H6moires  des  savants  ^trangers  Bd.  13,  1867,  pag-.  511.  Ferner  die  Werke 
Ton:  Grailich,  Groth,  Liebisch,  Schabns,  Schranf  etc.  in  (3)  B.) 

Wenn  die  im  Polarisationsinstrament  zn  nntersnehenden  Elrystalle  gew5hnhch 
in  Form  planparalleler  Platten  angewandt  werden,  so  geschieht  dies,  damit 
das  senkrecht  zn  ihrer  Unterseite  einfaUende  nnd  an  ihrer  Oberseite  anstretende 
Licht  keinen  Intensitätsverlnst  dnrch  Totalreflexion  etc.  erleidet.  Solche  Platten  sind 
meist  mühsam  herznsteUen  nnd  oft  überhaupt  nicht  zn  erlangen.  Deshalb  verf&hit 
man  nach  dem  Vorgang  von  C  Klein  jetzt  oft  anch  zweckmäßigerweise  so,  daß 
man  die  unregelmäßig  begrenzten  Kdmer  der  betreffenden  Substanzen  m  kleinen 
Glasröhren  in  ein  in  der  Lichtbrechung  ihnen  möglichst  gleiches  flüssiges  Medium 
(Kaaadabalsam,  Methylenjodid  etc.)  hinein  und  mit  diesem  in  dasPolarisationsinstnunent 
bringt.  Die  Totalreflexion  und  der  dadurch  bedingte  Lichtverlnst  wird  so  bei- 
nahe vollständig  vermieden.  Das  zn  untersuchende  Mineral  wird  dabei  zweckmäßig 
an  einem  geeigneten  Drehapparat  befestigt,  der  erlaubt,  ihm  jede  denkbare  Lage 
gegen  die  einfallenden  Lichtstrahlen  zu  geben.  (Sitzungaber.  Berlin.  Akad.  1890, 
pag.  347  und  703.) 

231.   FolarisatioBsiiistrainent  fllr  koiiTergentes  Licht.     Ein 

voll  Mineralogen  vielgebrauchtes  Polarisationsinstrament  ist  Fig.  331 
abgebildet  Die  Einrichtung  für  konvergentes  Licht  ist  links^  die 
ftr  paralleles  Licht  rechts  dargestellt. 

Das  Polarisationsinstrnment  für  konvergentes  Licht  besteht  aus  einem  schweren 
MetaUfnI{,  auf  welchem  sich  die  dreiseitige  Säule  A  erhebt.  Längs  dieser  bewegt 
sich  der  Arm  B^  der  mittels  einer  Schraube  festgeklemmt  werden  kann,  nnd  der 
Arm  C,  der  sich  mittels  eines  Triebes  heben  und  senken  läßt.  An  dem  Arm  B  ist 
die  abwärts  gehende  cylindnsche  BiOure  g  befestigt,  in  der  sich  die  zweite  Bohre  f 
verschiebt  und  dreht  In  dieser  steckt  der  polarisierende  Micol  p  nnd  darüber  nnd 
darunter  je  eine  Linse  e  nnd  &,  deren  gemeinsamer  Brennpunkt  in  der  Mitte  von  p 
liegt.  In  dem  oberen  Teil  der  Bohre  ^  ist  ein  System  Ton  vier  SammeUinsen  n  von 
sehr  knrser  Brennweite  eingelassen,  die  zusammen  nnd  dicht  übereinander  in  eine 
kunee  MesiingrShre  gefaßt  sind,  mittels  welcher  man  sie  beliebig  aus  g  heranshebeii 


286  Polarisaticiiiaiiutnimente. 

nud  wieder  einaetEen  kann.    Daa  obere  Ende  von  g  ist  ferner  noch  nmg'eben  von 

einem  nm  die  Achae  des  Instnunents  drehbaren  Objekttiflch  l,  auf  weichem  oben  der 

ErjBtallti^er  k,  eine  Glasplatte,  lie^    Der  Objekttisch  l  hat  am  Kaade  bei  i  eine 

KrebteiloDg,  welche  Dber  den  mit  dem  Arm  B  fest  verbandenen  Noninakreis  k  sich 

A  hinwegpbewegt.    Die  Teilung  anf 

i  geht  Tou   rechte  nach  links. 

den  Uhrzeigern  entgegen,  wie  h 

rechts  oben  in  Fig.  331  zeigt 

In  der  Dnrchbohmng  dea 
oberen  Armes  G  bewegt  sich 
ebenfalls  eine  HessingriihTe  b, 
die  gerade  Fortaetcnng  von  g 
bildend.  Dieselbe  trägt  nnten 
ein  System  von  vier  Linaen  von 
kurzer  Brennweite  o,  welches 
dem  Linsensystem  n  ganz  gleich 
ist,  aber  die  Linsen  liegen  hier 
umgekehrt.  In  der  Brennebene 
dieser  Linaen  ist  ein  Olaamikro- 
meter  r  mit  einem  geteilten  und 
einem  darauf  senkrechten  onge- 
teilten  Arm.  In  der  Bflhre  b  ist 
die  Okalarrühre  v  mit  der  Okn- 
larlinse  t  verschiebbar.  Auf  ihr 
ist  der  analysierende  Nico!  q  auf- 
gesetzt, der  mit  seiner  Fassnng 
t  gedreht ,  aber  anch  beliebig 
aufgesetzt  nnd  abgenommen  wer- 
den kann.    Bei  t  ist  ein  Schlitz, 

in  welchem  eine  -y  A-Glimmer- 
platte  (32SJ  oder  ein  Qnarzkeil 
(240)  znr  Beatimmnng  des  Cha- 
rakters der  Doppelbrechong  (248, 
254)  oder  ein  dünnes  Oipapl&tt- 
chen  eingeschoben  werden  kann. 
Der  zu  beobachtende  Kryetall 
wird  anf  die  Glasplatte  k  des 
Objekttischea  gelegt;  zur  Er- 
zielnng  einea  mOglichat  großen 
Sehfelds  werden  ihm  die  Linsen 
n  und  0  möglichst  genähert. 
Die  Belenchtnng  geschieht  von 
nnten  durch  den  Spiegel  rS  (Lit 
Fig.  331.  siehe  (232)). 

Ein  sehr  viel  einfacheres,  aber  zn  vielen  Zwecken  sehr  gut  brauchbares  Polari- 
sationsinstnunent  ftkr  konvergentes  Licht  ist  die  Tumuüinzange.  Zwei  parallel 
der  Achse  geschnittene  Tnrmalinplatten  (319)  in  geeigneter  Fassung  werden  von 
einem  federnden  Draht  in  paralleler  Lage  nuammengehalten;  zwischen  beiden  wird 
die  zu  beobachtende  Erystallptatte  eingeklemmt.  Beide  Tnrmalinplatten  sind  in 
ihrer  Ebene  drehbar  und  die  Achsen  (Schwingnngs-  resp.  Folarisationsebenen)  beider 


Polarisationffliistnimente.  287 

können  daher  rechtwinklig  gekreuzt  oder  parallel  gestellt  werden.    Im  ersten  Fall 
ist  das  Sehfeld  dunkel,  im  letzteren  hell  (vergl.  (233)). 

282»  Polarisationgingtmraeiit  für  paralleles  Liebt*  Soll  das  Instrument 
fflr  Beohachtang  im  parallelen  Licht  eingerichtet  werden,  so  werden  (Fig.  331,  rechts)  die 
Linsen  n  ans  der  unteren  Bohre  herausgenommen  und  die  ohere  Bohre  b  wird  er- 
setzt durch  eine  andere  r,  welcher  die  Linsen  o  und  i  fehlen.  Der  analysierende 
Nicol  q  wird  auch  auf  diese  Bdhre  aufgesetzt,  und  die  Beleuchtung  geschieht  wieder 
mittels  des  Spiegels  8,  Durch  die  Drehung  und  Verschiebung  der  Bohren  können 
alle  erforderlichen  gegenseitigen  Stellungen  der  einzelnen  Teile,  namentlich  der 
Nicols  gegeneinander,  leicht  hergestellt  werden.  Eingeritzte  Marken  erleichtem  das 
Auffinden  dieser  Stellungen,  und  mit  Hilfe  yon  Klemmringen,  von  denen  einer  bei 
f*  abgebildet  ist,  können  die  einzelnen  Teile  des  Instruments  in  der  erforderlichen 
Lage  gegeneinander  festgestellt  werden.  Auch  mit  Erhitzungsyorrichtungen  yer- 
schiedener  Art  werden  die  Polarisationsinstrumente  für  paralleles  und  konvergentes 
Licht  nicht  selten  ausgestattet,  damit  man  auch  bei  höherer  Temperatur  die  optischen 
Eigenschaften  der  Mineralien  zu  untersuchen  im  stände  ist.  (Liebisch,  yergl.  (16) 
Beuschf  Pogg.  Ann.  92  und  Ber.  NaturL-Vers.  Karlsruhe  1868;  Bartin,  Ann.  chim. 
phys.  in.  s6r,  Bd.  69  pag.  78  j  7.  v.  Lang,  Carls  Bepertorium  Bd.  VII;  Groth, 
Pogg.  Ann.  144,  1871,  pag.  37 ;  Becke,  Tschermak,  Min.  Mitt.  Bd.  II,  1880,  pag.  430, 
femer  (230),  sowie  Brezina,  Des  Cloizeaux,  Groth,  Leiß,  Liebisch,  Binne  (3)  B.) 

2S3.  Wirknng  des  Folarisationsinstniments.  Fällt  gewöhn- 
liches Licht  anf  den  Spiegel  S  des  Polarisationsinstraments  f&r  ianver- 
gentes  Lieht  (Fig.  331,  links),  so  gelangen  die  Strahlen  zunächst  von  S  auf 
die  Linse  e,  von  welcher  sie  nach  ihrem  Brennpunkt  in  der  Mitte  des 
polarisierenden  Nicols  p  konzentriert  werden.  Nach  Durchstrahlung 
dieses  Nicols  fallen  sie  divergierend  auf  die  mit  e  ganz  gleiche 
Linse  ^,  deren  Brennpunkt  mit  dem  der  Linse  e  in  der  Mitte  des 
Nicols  p  zusammenfällt  und  von  welcher  aus  sie  als  ein  mit  der 
Achse  des  Instruments  paralleles  Strahlenbündel  auf  das  Linsen- 
system n  gelangen.  Hier  werden  sie  sehr  stark  nach  oben  konvergent 
gemacht,  so  daß  sie  aus  der  obersten,  kleinen  Linse  n  als  ein  sehr 
stumpfer  Kegel  austreten,  dessen  Spitze  unmittelbar  über  dieser  Linse 
liegt  und  eventueU  in  eine  auf  die  Linse  (resp.  den  Krystallträger) 
gelegte  Erystallplatte  fällt.  In  diese  tritt  das  Licht  an  der  Unter- 
seite konvergierend  ein  und  aus  ihr  an  der  Oberseite  unter  demselben 
Winkel  divergierend  aus,  so  daß  es  in  einem  ebenso  stumpfen  Kegel, 
als  welcher  es  die  Linsen  n  verlassen  hatte,  nun  auf  die  Linsen  o 
fällt  Von  diesen  werden  die  Strahlen  wieder  der  Achse  des  Instru- 
ments parallel  gemacht  und  fallen  so  auf  die  Linse  t,  welche  die 
Strahlen  wieder  konvergierend  durch  den  analysierenden  Nicol  q 
und  dann  ins  Auge  sendet.  Bei  den  meisten  Beobachtungen  sind 
die  Nicols  gekreuzt,  d.  h.  ihre  Schwingungsebenen  machen  90^ 
miteinander,  und  dies  wird  im  folgenden  als  Normalstellung  an- 
genommen. Die  Nicols  erhalten  dabei  eine  ganz  bestimmte  Stellung 
im  Instrument,   und  die   Lage  ihrer   Schwingungsrichtungen   wird 


288  PoiarisationsiiiBtrameBte. 

durch  die  beiden  Krenzfäden  kenntlich  nnd  unmittelbar  sichtbar  ge- 
macht. Bei  dieser  Anordnung  ist  das  Sehfeld  dunkel,  denn  die  von 
dem  Nicol  jp  kommenden  Strahlen  können  weder  ganz  noch  zum  Teil 
durch  den  oberen  Nicol  q  hindurch  gehen  und  in  das  Auge  gelangen. 
Sind  beide  Nicols  parallel,  so  ist  das  Sehfeld  hell,  da  nun  die  von  p 
kommenden  Schwingungen  ungehindert  durch  q  hindurch  gehen  können. 
Bei  einer  Kreuzung  der  Schwingungsebenen  unter  irgend  einem  Winkel 
findet  eine  teilweise  Aufhellung  statt.  Bei  einer  vollen  Drehung  des 
oberen  Nicols  um  360^  erhält  man  also  abwechselnd  je  zweimal  völlige 
Aufhellung  und  Verdunklung  des  Sehfelds  mit  ganz  allmählichen 
Übergängen.  Man  beobachtet  im  konvergenten  polarisierten  Licht 
hauptsächlich  Krystallplatten  senkrecht  zu  den  optischen  Achsen  und 
Mittellinien  und  erhält  dabei  die  Interferenzerscheinungen,  welche  in 
(246),  (247),  (250)  etc.  beschrieben  werden,  mittels  deren  die  Lage  der 
optischen  Achsen  im  Erystall,  der  Charakter  der  Doppelbrechung,  die 
Größe  des  Achsenwinkels  etc.  bestimmt  wird. 

In  dem  Folarisationsinstrument  für  paralleles  Licht  (Fig.  331,  rechts) 
gehen  die  von  S  kommenden  Strahlen  wie  vorhin  durch  e,  p  und  &  hin- 
durch, fallen  aber  dann,  da  die  Linsen  n  fehlen,  parallel  auf  die  auf  dem 
Erystallträger  y  liegende  Krystallplatte,  senkrecht  zu  deren  Oberfläche, 
und  gelangen  als  paralleles  Bündel  durch  den  Nicol  q  ins  Auge.  Auch 
hier  ist  das  Sehfeld  ganz  ebenso  wie  vorhin  bei  gekreuzten  Nicols 
dunkel  etc.  Das  dunkle  Sehfeld  wird  aber  aufgehellt,  wenn  man  eine 
anisotrope  Krystallplatte  so  zwischen  beide  Nicols  auf  den  Erystall- 
träger bringt,  daß  ihre  Schwingungsrichtungen  nicht  mit  denen  der 
beiden  Nicols  zusammenfallen.  Fallen  die  genannten  Ebenen  zu- 
sammen, so  geht  das  von  p  kommende  polarisierte  Licht  ungehindert 
durch  den  Krystall,  wie  wenn  er  gar  nicht  vorhanden  wäre.  Findet 
diese  Eoincidenz  nicht  statt,  so  wird  die  von  unten  kommende  Licht- 
welle von  dem  Krystall  in  zwei  nach  seinen  beiden  Schwingungs- 
richtungen schwingende  Wellen  zerlegt  (212),  welche  infolge  der 
verschiedenen  Elastizität  nach  diesen  beiden  Richtungen  den  Krystall 
mit  verschiedener  Geschwindigkeit  durcheilen  und  an  seiner  oberen 
Grenzfläche  infolgedessen  im  allgemeinen  mit  einem  Gangunterschied 
ankommen  und  aus  dem  Krystall  austreten.  Sie  interferieren  dabei, 
nachdem  ihre  Schwingungen  nach  dem  Parallelogramm  der  Kräfte  auf 
die  Schwingungsebene  des  oberen  Nicols  reduziert  sind,  und  die  Folge 
davon  ist  eine  Aufhellung  und  auch  eine  Färbung  des  Sehfelds  im 
Bereich  des  Plättchens,  letztere  aber  nur,  wenn  die  Krystallplatte 
nicht  zu  dick  ist 

Da  die  im  allgemeinen  durch  eine  anisotrope  Krystallplatte  her- 
vorgebradite  Aufhellung  des  Sehfelds  einer  vollkommenen  Verdunklung 
Platz  macht,  wenn  die  Schwingungsrichtungen  der  Platte  mit  denen 


Anslöschungsschiefe.  289 

der  beiden  Nicols  zusammeDfallen  und  bei  einer  Drehung  der  Erystall- 
platte  auf  dem  drehbaren  Objekttisch  l  für  den  Fall  dieser  Koincidenz 
eine  vollkommene  Auslöschung  des  vorher  mehr  oder  weniger  hellen 
Sehfelds  stattfindet,  so  nennt  man  die  SchwingungsrichtuDgen  der 
Platte  auch  ihre  Auslöschungsrichtwngen.  Man  erkennt  diese  Rich- 
tungen der  größten  und  kleinsten  Elastizität  in  jeder  Erystallplatte 
eben  daran,  daß  sie  bei  völliger  Auslöschung  des  Sehfelds  mit  den 
aufeinander  senkrechten  Schwingungsrichtungen  der  Nicols,  also  mit 
den  beiden  Kreuzfäden  des  Instruments  zusammenfallen,  was  die  Be- 
stimmung ihrer  Lage  gegen  eine  in  der  Fläche  des  Flättchens  liegende 
Kante  (die  sog.  Auslöschunysschiefe  in  Bezug  auf  diese  Kante)  gestattet. 
Dies  ist  eine  Hauptaufgabe  des  Polarisationsinstruments  mit  paral- 
lelem Licht  (234),  das  allerdings  zu  diesem  Zweck  auch  besonders 
eingerichtet  wird  (Stauroskop  (235)).  Sodann  beobachtet  man  aber  in 
demselben  auch  überhaupt,  ob  eine  Substanz  isotrop  ist  oder  nicht 
(237),  ob  sie  einheitlich  gebaut  oder  aus  mehreren  Individuen  zu- 
sammengesetzt ist  (256),  man  beobachtet  die  Cirkularpolarisation 
(247)  etc. 

234.  AusloschnngsscUefe.  Man  versteht  unter  der  Auslöschungs- 
schiefe  einer  Krystallplatte  in  Beziehung  auf  eine  in  der  Platte  ge- 
legene Kantenrichtung  den  spitzen  Winkel,  welchen  eine  Auslöschungs- 
richtung der  Platte  mit  dieser  Kante  bildet.  Ist  dieser  Winkel  =  0^ 
also  die  Auslöschungsschiefe  gleich  0^,  so  ist  die  Schwingungsrichtung 
der  betreffenden  Kante  parallel  und  die  Auslöschung  zu  dieser  Kante 
ist  gerade.  Ist  der  Winkel  nicht  =  0®,  dann  ist  die  Auslöschung 
schief.  Machen  beide  Schwingungsrichtungen  gleiche  Winkel  mit  einer 
Kante,  oder  zwei  Kanten  gleiche  Winkel  zu  einer  Auslöschungsrichtung, 
oder  macht  je  eine  Schwingungsrichtung  in  den  zwei  Individuen  eines 
Zwillings  gleiche  Winkel  mit  der  ZwiUingsgrenze,  dann  spricht  man 
von  symmetrischer  Auslöschung.  Derartige  Beobachtungen  sind  nicht 
selten  zur  Bestimmung  und  Kontrolle  des  Krystallsystems  wichtig. 
Sie  werden  nach  dem  Instrument  (235)  stauroskopische  genannt. 

Hat  man  das  Plättchen  AB  CD  (Fig.  332),  mit  den  beiden  Auslöschungs- 
richtungen AC  und  BD,  so  ist  DJ5^= a  die  Auslöschungsschiefe  von  BD 
in  Bezug  auf  die  Kante  AB.  Für  -4(7  ist  die  Schiefe  in  Bezug  auf  dieselbe 
Kante  =  GAB  =  90^  —  a ;  es  ist  also  nur  die  Bestimmung  des  Winkels  a 
für  eine  der  Auslöschungsrichtungen  nötig,  der  Winkel  für  die  andere 
folgt  dann  von  selbst,  und  ebenso  die  Auslöschungsschiefen  für  andere 
Kanten  in  demselben  Plättchen,  wenn  man  die  Neigungen  aller  dieser 
Kanten  gegeneinander  aus  der  Krystallform  kennt.  Die  Bestimmung 
von  c  geschieht,  indem  man  das  Plättchen  so  auf  den  Krystallträger 
des  mit  einem  Teilkreis  versehenen  Objekttisches  l  (Fig.  331)  legt, 

Bauer,  Mineralogie.  1^ 


290  PolariBationsinstromente. 

daß  die  betreffende  Kante  AB  mit  der  Schwingangsebene  B^B^  des 
einen  Nicols,  beliebig  welches,  also  mit  dem  einen  der  beiden  Erenz- 
fäden  z.  B.  B^D^  zusammenfällt  oder  mit  ihm  parallel  ist  (Fig.  332), 

so  daß  also  AB  \\  B^B^.  Dann  macht  die  be- 
treffende Auslöschungsrichtang  BB  mit  dieser 
Schwingungsebene  B^  D^  des  Nicols  offenbar  den 
««••  gesQchteii  Winkel  BB^  =  a.  Das  Sehfeld  ist 
jetzt  hell,  wird  aber  dunkel,  wenn  der  Krystall 
mit  dem  Objekttisch  so  von  B  in  der  Richtung 
nach  -Bi  gedreht  wird,  bis  B  auf  -B^  fällt. 
T^.    «o«  J^*2t    fällt   die   Auslöschungsrichtung  BD  der 

*'  Krystallplatte    mit    der     Schwingungsrichtung 

B^Dj^  des  Nicols  zusammen,  und  man  erkennt  diese  Koinzidenz  an 
der  völligen  Verdunklung  des  Sehfeldea  Der  Winkel  a,  um  den 
man  den  Krystall  aus  der  Anfangsstellung  BD  bis  zur  Verdunklung 
des  Sehfelds  hat  drehen  müssen,  kann  an  dem  Teilkreis  des  Objekt- 
tisches  abgelesen  werden.  Findet  gerade  Auslöschung  zur  Kante 
AB  statt,  dann  ist  der  Krystall  schon  bei  der  ersten  Stellung  voll- 
kommen verdunkelt. 

Eme  Methode,  durch  welche  mit  Hilfe  des  in  Fig.  331  (rechts)  dargestellten 
Inatnunents  die  Aaslöschungsschiefe  praktisch  gemessen  wird,  soll  im  Prinzip  ange- 
deutet werden.  Man  ersetzt  den  Erystallträger  k  (Fig.  331,  links)  durch  einen  an- 
deren y  Ton  quadratischer  Form  (rechts  oheu),  der  in  den  Objekttisch  unbeweglich 
eingelassen  werden  kann.  Eine  auf  ihm  befestigte  geradlinige  Schiene  verlftuft, 
etwas  über  die  obere  Fläche  von  y  hervorragend,  in  der  Richtung  90^—270®  der 
Teilung  des  Tisches  nahe  am  Centnun  vorbei.  Zuweilen  ist  es  zweckmäßig,  den 
Erystallträger  y  aus  undurchsichtigem  Material  herzustellen  und  das  Licht  nur 
durch  eine  kleine  centrale  Öffnung  hindurchgehen  zu  lasseu.  Die  Krystallplatte 
wird  in  centraler  Lage  so  auf  den  Träger  gelegt,  daß  die  betreffende  Kante  an  die 
Schiene  anstößt,  und  wird  mit  einer  Feder  bei  /  an  diese  Schiene  angedrttckt.  Das 
Polarisationsinstrument  ist  so  eingerichtet,  daß  die  Schwingungsebene  des  einen 
Nicols  durch  den  Nullpunkt  des  feststehenden  Nonius  geht.  Setzt  man  dann  den 
Objekttisch  mit  der  Krystallplatte  so  auf  den  Noniuskreis,  daß  der  Nullpunkt  der 
Teilung  mit  dem  des  Nonius  koinzidiert  (Fig.  331,  rechts  oben),  so  fällt  die 
Kante  AB  (Fig.  332),  zu  welcher  die  Auslöschungsschiefe  gefunden  werden  soll,  in 
die  Richtung  ^  A  der  Schwingungsebene  des  zweiten  Nicols,  die  nun  mit  der  Rich- 
tung 90^— 270^  welche  die  der  Schiene  ist,  koinzidiert.  Dreht  man  jetzt  den  Krystall 
bis  zum  Eintritt  der  völligen  Auslöschung,  so  kann  man  den  dazu  nötigen  Winkel «, 
die  gesuchte  Auslöschungsschiefe,  unmittelbar  am  Teilkreis  ablesen.  Die  Listrumente, 
mit  denen  die  Auslöschnngsschiefen  bestimmt  werden,  sind  das  Stauroskop  (235) 
und  vor  allem  das  Mikroskop  mit  Polarisation  (236). 

285.  Staaroskop.  Die  Messung  der  Anslöschungsschiefe  ist  mit 
dem  gewöhnlichen  Folarisationsinstrnment  ungenau,  weil  das  durch 
Kreuzung  der  Nicols  erzeugte  dunkle  Sehfeld  infolge  des  ganz  all- 
mählichen Übergangs  von  Hell  in  Dunkel  wenig  empfindlich  ist,  so 
daß  man  die  Krystallplatte,  wenn  ihre  Schwingungsrichtungen  mit 


Stanroskop.  291 

denen  der  gekreuzten  Nicols  zusammenfallen,  um  einen  gewissen 
Winkel  nach  rechts  oder  links  drehen  kann,  ohne  daß  das  Auge  eine 
deutliche  Veränderung  (Aufhellung)  des  Sehfelds  wahrnimmt.  Um 
diesem  Übelstand  abzuhelfen,  hat  man  das  Stauroskop  konstruiert, 
dessen  wesentlicher  Unterschied  von  einem  gewöhnlichen  Polarisations- 
instrument  fär  paralleles  Licht  darin  besteht,  daß  in  dasselbe  noch 
ein  Stück  eingeschaltet  ist,  durch  welches  sein  Sehfeld  für  solche 
Messungen  empfindlicher  gemacht  wird,  d.  h.  so,  daß  in  demselben 
sofort  eine  starke,  leicht  bemerkbare  Veränderung  ohne  allmähliche 
Übergänge  eintritt,  wenn  die  aufeinander  senkrechten  Schwingungs- 
richtungen beider  Nicols  und  die  der  Platte  einen  auch  nur  ganz  ge- 
ringen Winkel  miteinander  machen. 

Man  benutzt  zn  diesem  Zweck  gegenwärtig  vielfach  die  ans  zwei  planparaUei 
nad  gleich  schief  gegen  die  Achsen  geschliffenen  Kalkspatstttcken  bestehende  Doppel- 
platte Yon  Calderany  in  der  die  beiden  EalkspatstUcke  nach  einer  durch  die  Achse 
des  Instruments  gehenden,  das  Sehfeld  halbierenden  Diametralebene  symmetrisch 
miteinander  verbunden  sind.  Diese  Platte  gibt  bei  gekreuzten  Nicols  ein  gleich- 
mäßig graues  Sehfeld,  wenn  die  Trennungsfläche  der  beiden  Stücke  der  Doppelplatte 
dem  Hauptschnitt  eines  Nicols  parallel  ist,  vorausgesetzt,  daß  kein  anisotroper 
ErystaU  eingelegt  ist  oder  daß  die  Schwingungsrichtungen  des  Krystalls  mit  denen 
des  Instruments  zusammenfaUen.  Machen  diese  dagegen  einen  auch  nur  ganz 
kleinen  Winkel  miteinander,  so  wird  das  Sehfeld  in  der  Weise  geändert,  daß  die 
beiden  Hälften  desselben  rechts  und  links  von  dem  durch  jene  Trennungsfläche  be- 
stimmten Durchmesser  die  eine  heller,  die  andere  dunkler  werden  als  vorhin  (sog. 
Halbschattenapparat),  also  eine  große  Verschiedenheit  zeigen,  welche  bei  der  Drehung 
der  ErystaUplatte  erst  bei  der  genauen  Koinzidenz  jener  Schwingungsrichtungen 
wieder  voUständig  verschwindet.  Diese  Koinzidenz  erkennt  man  also  dann  aus  der 
vOUig  gleichmäßigen  Färbung  des  Sehfelds.  Dabei  ist  die  Unsicherheit  der  £in- 
steUung  sehr  viel  geringer,  als  bei  dem  einfachen  dunkeln  Sehfeld  des  Polarisations- 
instruments. Bei  der  Beobachtung  muß  man  aber  hierbei  auf  das  Okular  des  In- 
struments (Fig.  331,  rechts)  eine  Linse  a  aufsetzen,  welche  die  bei  m  beflndliche 
Doppelplatte,  die  mittels  einer  über  das  untere  Ende  der  Röhre  z  übergeschobenen 
Messinghülse  d  befestigt  ist,  sowie  den  unmittelbar  unter  m  befindlichen  Krystall 
scharf  zu  sehen  gestattet.  Die  Messinghülse  8  trägt  bei  a  und  ß  einen  Diaphragma- 
apparat. 

Man  hat  außer  dieser  Calderonschen  Doppelplatte  das  Sehfeld  auch  durch  andere 
Mittel  empfindlicher  gemacht.  Der  Erfinder  des  Stauroskops,  van  Kobeü,  hat  eine 
senkrecht  zur  Achse  geschliffene  Kalkspatplatte  eingeschaltet,  welche  die  in  (246)  be- 
schriebene Interferenzfigur  gibt.  Brezina  hat  eine,  eine  ähnliche  Figur  gebende 
Kalkspatdoppelplatte  konstruiert.  Beide  Figuren  bleiben  nur  dann  ganz  ungestört, 
wenn  die  Schwingungsrichtungen  einer  anisotropen  Krystallplatte  genau  mit  denen 
der  gekreuzten  Nicols  zusammenfallen  resp.  wenn  das  untersuchte  Mineral  isotrop 
ist.  Auch  sind  sog.  Zvnllingsnieola  statt  des  einen  gewöhnlichen  Nicols  p  des  In- 
struments angewendet  worden ;  femer  eine  3,76  mm  dicke  Quarzplatte  senkrecht  zur 
Achse  oder  die  sog.  Bertrandsche  Quarz-Doppdplatte  (247)  und  anderes.  Auch  zur 
Verbesserung  und  zur  Korrektur  der  Einstellung  der  Kante  in  der  Kichtung  der 
Schwingungsebene  des  einen  Nicols  sind  besondere  Vorrichtungen  getroffen  worden 
(vergl.  auch  (237)). 

(Vergl.  V.  Kobeüf  Gelehrte  Anzeigen  Münch.  Ak.  1866,  146  und  Pogg.  Ann. 

19* 


292  Mikroskop  mit  Polarisation. 

Bd.  40,  41,  42;  Grailich,  kryst-opt.  Untersuchungen  (vergl.  (3));  Brezina,  Pogg. 
Ann.  Bd.  128  und  130;  Oroth,  Pogg.  Ann.  144;  CaMeron^  Zeitschr.  Eryst.  IT; 
LaspeyreSf  Zeitschr.  Kryst.  VI.  VIII.,  Zeitschr.  Instmm.-Kunde,  1882.) 

236.  Hikroskop  mit  Polarisation.  Zar  Beobacbtang  der  Erystalle 
im  polarisierten  Licht,  besonders  von  sehr  kleinen,  z.  B.  in  Mineral- 
gemengen, Gesteinen  etc.,  werden  vielfach  gewöhnliche  Mikroskope 
angewendet  Diese  müssen  einen  drehbaren  und  in  Grade  geteilten 
Objekttisch  haben;  über  und  unter  diesem  wird  je  ein  Nicol  in  den 
Gang  der  Lichtstrahlen  eingeschaltet  und  die  beiden  Ereuzfäden  gehen 
den  Schwingungsrichtungen  der  beiden  gekreuzten  Nicols  parallel.  Die 
Mineralien  werden,  wenn  nötig,  in  papierdünnen  Lamellen  (Dttnn- 
schliflfen)  untersucht,  da  oft  dickere  Schichten  nicht  durchsichtig  genug 
sind.  Bei  der  gewöhnlichen  Anordnung  der  Mikroskope  findet  die 
Beobachtung  im  parallelen  Licht  statt,  und  man  kann  dabei  be- 
obachten, ob  ein  Mineral  isotrop  ist  oder  nicht,  wobei  man  oft  zweck- 
mäßig durch  Einschaltung  eines  Gipsplättchens  etc.  das  Sehfeld 
empfindlicher  macht  (235).  Man  kann  die  Auslöschungsschiefen  be- 
stimmen, indem  man  die  betreffende  Kante  auf  einen  Ereuzfäden  ein- 
stellt und  SQdann  den  Erystall  bis  zur  Verdunklung  herumdreht; 
dann  läuft  eine  Auslöschungsrichtung  demselben  Ereuzfäden  parallel. 
Der  Winkel  kann  an  dem  Objekttisch  abgelesen  werden.  Ist  der 
Winkel,  um  den  man  den  Erystall  von  einer  Stellung  zur  anderen 
drehen  muß,  =  a,  so  ist  auch  die  Auslöschungsschiefe  zu  der  be- 
treflfenden  Eante  =  a.  War  die  Platte  schon  bei  der  ersten  Stellung 
vollkommen  verdunkelt,  also  gar  keine  Drehung  nötig,  somit  a  ==  0^, 
dann  ist  die  AuslöschuDg  zu  jener  Eante  gerade.  Dabei  wird  häufig  das 
Mikroskop  durch  Beifügung  einer  Bertrandschen  Quarz-Doppelplatte 
(235)  etc.  als  Stauroskop  (Mikrostauroskop)  eingerichtet.  Man  beobachtet 
im  Mikroskop,  ob  das  Mineral  homogen  ist  oder  fremde  Einschlüsse  ent- 
hält, die  sich  im  polarisierten  Licht  besonders  scharf  erkennen  lassen ; 
beobachtet,  ob  eine  Substanz  einheitlich  gebaut  oder  aus  einzelnen 
verschieden  orientierten  Individuen  zusammengesetzt  ist  (256)  etc.  Auch 
Erystallwinkel  (Eantenwinkel)  können  mit  zweckmäßig  eingerichteten 
Mikroskopen  gemessen  werden,  sowie  Brechungskoefflzienten  (211, 
220,  229);  ebenso  kann  man  die  Verhältnisse  des  Pleochroismus  unter- 
suchen (262).  Entfernt  man  das  Okular,  so  kann  man  das  Mikroskop 
in  ein  Polarisationsinstrument  für  konvergentes  Licht  verwandeln  und 
wie  in  einem  solchen  die  Interferenzfiguren  (246,  250)  untersuchen. 
Dabei  muß  dem  unteren  Nicol  eine  Linse  (Eondensorlinse)  aufgesetzt 
werden,  damit  das  in  den  Erystall  eintretende  Licht  konvergent  genug 
wird,  auch  ist  die  Anwendung  eines  starken  Objektivs  erforderlich. 
Die  so  erhaltenen  InterferenzbUder  sind  klein  aber  sehr  scharf.  Will 
man  sie  größer  haben,  wobei  sie  jedoch  von  ihrer  Schärfe  verlieren. 


Beobachtnng  im  Polarisationsinstrament.    Isotrope  Miiieralien.  293 

dann  läßt  man  das  Okular  sitzen  und  schiebt  über  dem  Objektiv  eine 
vergrößernde  Linse  (Bertrandsche  Linse)  ein.  Auch  solche  Mikroskope 
erhalten  vielfach  Erhitzungsvorrichtungen  zur  Erwärmung  der  zu 
beobachtenden  Objekte  und  zur  Beobachtung  der  optischen  Eigen- 
schaften bei  höherer  Temperatur. 

(Vergl.  die  Werke  von  Kosenbusch,  Zirkel  und  von  Fouqu6  nnd  Michel  Lövy  (3); 
nome  Bertrand,  Bull.  soc.  min.  France  I.  1878,  m.  1880,  pagf.  98;  C,  Klein,  Nachr. 
Göttg.  Ges.  Wissensch.  1878,  pajr.  461  und  Sitzungsher.  Berlin.  Akad.  1893,  pag.  1; 
17.  Lasaulx,  N.  Jahrh.  Min.  1878,  pag.  377  und  ö09j  endlich  Rosenbuach  ibid.  1876; 
Rinne,  Das  Mikroskop  im  chemischen  Laboratorium  1900;  Weinschenk,  Anleitung 
zum  Gehrauch  des  Polarisationsmikroskops  1901.) 

Im  folgenden  werden  wir  nun  die  verschiedenen  Erscheinungen,  die  die  iso- 
tropen und  anisotropen  Mineralien  im  Polarisatiousinstrument  darbieten,  speziell  und 
eingehend  zu  betrachten  haben. 


Yerhalten  isotroper  und  anisotroper  Korper  im  Folarisations- 

instmineiit. 

(Des  Cloizeaux,  Memoire  sur  Temploi  du  microscope  polarisant.  Paris  1864. 
Aus  Ann.  des  mines  6.  ser.  Bd.  6:  deutsch;  Pogg.  Ann.  Bd.  126,  1865,  pag.  387.) 

Isotrope  Mineralien. 

Amorphe  Substanzen  und  reguläre  Erystalle  ohne  Unterschied  der  Klassen. 
Beguläre  KrjstaUe  lassen  sich  auf  optischem  Wege  allein  nicht  von  amorphen  Mine- 
rallen unterscheiden.  Eventuell  können  die  ersteren  an  der  regelmäßigen  Form  oder 
an  Blätterbrüchen  erkannt  werden,  wenn  sie  im  Polarisationsinstrument  resp.  Mikroskop 
als  isotrop  nachgewiesen  sind. 

237.  Isotrope  Mineralien.  Bringt  man  ein  isotropes  Mineral 
in  das  Polarisationsinstrument  (für  paralleles  oder  auch  für  konver- 
gentes Licht),  so  wird  dadurch  das  Sehfeld  im  Bereich  des  Krystalls 
gar  nicht  verändert.  Dasselbige  bleibt  hell  bei  parallelen,  dunkel  bei 
gekreuzten  Nicols,  wenn  das  Mineral  mit  dem  Objektträger  um  360^ 
gedreht  wird.  Dies  gilt  für  jede  Richtung,  in  der  man  durch  das  Mineral 
hindurchsieht,  sie  mag  sein,  welche  sie  will.  Diese  Eigenschaft  zeigt,  daß 

• « 

in  isotropen  Substanzen  die  Beschaffenheit  de^  Äthers  nach  allen 
Richtungen  dieselbe  ist.  Auch  ist  sie  für  isotrope  Substanzen  so 
charakteristisch,  daß  sie  erlaubt,  isotrope  Mineralien  von  anisotropen 
zu  unterscheiden,  was  auf  anderem  Wege  häufig  unmöglich  ist;  denn 
anisotrope  Substanzen  verändern  das  Sehfeld  des  Polarisationsinstru- 
ments (233),  wenn  sie  nicht  in  Plättchen  senkrecht  zu  einer  optischen 
Achse  angewendet  werden.  Hierüber  wird  das  Nähere  unten  (238  flf.) 
mitgeteilt  werden. 

Sehr  schwache  Doppelhrechnng  wird,  da  sie  nur  schwache  Aufhellung  des  Seh- 
felds hervorhringt,  leicht  tibersehen,  und  sehr  schwach  doppeltbrechende  Körper 
werden  daher  leicht  für  isotrop  gehalten.    Man  macht  das  Polarisationsinstrument 


294  Beobachtung  im  Polarisationsiiiatrainent. 

empfindlicher,  indem  man  eine  sehr  dünne  Gipsplatte  so  in  das  Instrument  bringt, 
daß  ihre  Hauptschnitte  45^  mit  den  Schwingungsebenen  der  Nicols  machen.  Das 
Sehfeld  wird  dann  stark  gefärbt  und  ein  auch  nur  schwach  doppeltbrechender 
Körper  ändert  die  Farbe  sehr  deutlich,  während  auch  das  geförbte  Sehfeld  von 
einem  wirklich  und  nicht  bloß  scheinbar  isotropen  Körper  nicht  verändert  wird.  Am 
besten  ist  ein  Gipsplättchen,  welches  im  Polarisationsinstrument  das  Bot  1.  Ordnung 
annimmt.  Auch  eine  Quarzplatte  senkrecht  zur  Achse  Ton  3,75  mm  Dicke  gibt  ein 
sehr  empfindliches  violettes  Sehfeld  (vergl.  (235)  und  239)). 

Anisotr(^€  MinercAien, 
Alle  Krystalle  mit  Ausnahme  der  regulären. 

238.  ErschelniiBgeii  im  Folarisationsinstrnment  für  paralleles 
Licht.  Die  Erscheinungen,  welche  anisotrope  Substanzen  im  Polari- 
sationsinstrument für  paralleles  Licht  zeigen,  sind  ftLr  einachsige  und 
zweiachsige  Krystalle  genau  dieselben,  wenn  die  Platten  nicht  senk- 
recht zu  der  (oder  einer)  optischen  Achse  gerichtet  sind.  Mit  Aus- 
nahme des  letzteren  Falles  können  sie  daher  hier  einer  gemeinsamen 
Betrachtung  unterzogen  werden.  Sie  sind  von  sehr  erheblicher  Be- 
deutung, da  auf  ihnen  die  Möglichkeit  der  sicheren  Unterscheidung 
isotroper  und  anisotroper  Substanzen  (237)  und  manche  andere  wich- 
tige Beobachtung  beruht,  die  wir  später  kennen  zu  lernen  haben, 
während  hier  zunächst  nur  von  diesen  Erscheinungen  an  sich  die 
Eede  sein  wird.  Sie  bestehen  in  einer  charakteristischen  Verände- 
rung des  dunklen  Sehfelds  im  Polarisationsinstrument  zwischen  ge- 
kreuzten Nicols  im  Bereich  der  Krystallplatte,  wie  schon  oben  (233) 
angedeutet  ist  und  nun  eingehender  dargestellt  werden  soll. 

Im  konvergenten  Licht  sind  die  Erscheinungen  in  einachsigen  und  zweiachsigen 
Erystallen  nicht  mehr  dieselben  und  werden  daher  unten  getrennt  betrachtet  werden. 

Bringt  man  eine  Platte  eines  anisotropen  (doppeltbrechenden) 
einachsigen  oder  zweiachsigen  Krystalls,  die  nicht  senkrecht  zu  der 
(oder  einer)  optischen  Achse  ist,  in  das  Polarisationsinstrument  für 
paralleles  Licht  mit  gekreuzten  Nicols,  so  ist  sie  in  dem  dunkeln 
Sehfeld  völlig  dunkel,  sie  ist,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  ausgelöscht, 
wenn  ihre  beiden  Auslöschungsrichtungen  den  Schwingungsebenen  der 
beiden  Nicols,  also  den  beiden  in  diesen  Richtungen  gespannten  Kreuz- 
fäden parallel  sind.  Dies  gibt  uns  ein  Mittel,  die  Lage  der  Schwin- 
gungsrichtungen in  einer  solchen  Krystallplatte  zu  bestimmen.  Es 
sind  die  beiden  Richtungen,  in  denen  die  Kreuzf&den  bei  der  Dunkel- 
stellung über  die  Platte  hingehen.  Sie  können  auf  ihr  in  irgend  einer 
Weise  markiert  werden ;  auch  läßt  sich  deren  Lage  genauer  bestimmen, 
indem  man  mittels  des  Stauroskops  ihre  Neigung  zur  krystallogra- 
phischen  Begrenzung  oder  zu  Blätterbrüchen  (Spaltungsrissen)  mißt 
(234). 

Im  Gegensatz  zu  isotropen  (einfachbrechenden)  Substanzen  bleibt 


Anisotrope  Mineralien  im  parallelen  Licht.    Interferenzfarben.  296 

eine  solche  anisotrope  Platte  aber  nur  in  der  oben  bezeichneten  Lage 
dnnkel.  Dreht  man  sie  nun  aus  dieser  Dunkelstellung  mit  dem  Ob- 
jekttisch um  360^,  so  findet  man,  daß  auch  bei  Azimuten  von  90^, 
180^  270»  und  360«  (der  ursprünglichen  Lage)  das  Sehfeld  dunkel 
ist;  bei  allen  diesen  Stellungen  fallen  die  Auslöschungsrichtungen  der 
Platte  mit  den  Schwingungsrichtungen  des  Instruments  zusammen 
(Parallelstellung,  auch  Kreuz- (-{-)  Stellung  oder  Normalstellung  der 
Krystallplatte).  In  sämtlichen  zwischenliegenden  Azimuten  ist  das 
Sehfeld  dagegen  im  Bereich  der  Platte  mehr  oder  weniger  aufgehellt, 
am  stärksten  bei  den  Azimuten  von  45«,  135«,  225«  und  315«,  also  bei 
denen,  die  zwischen  zwei  solchen  yollkommener  Verdunklung  genau 
in  der  Mitte  liegen,  so  daß  die  Auslöschungsrichtungen  des  Plättchens 
Winkel  von  45«  mit  den  Schwingungsrichtungen  des  Instruments  ein- 
schließen (Diagonalstellung  oder  45« -Stellung  oder  X'^^t^l^^^ST  der 
Krystallplatte).  Dreht  man  letztere  von  diesen  Stellungen  aus  nach 
beiden  Seiten,  so  findet  allmähliche  Verdunklung  statt  und  bei  45« 
tritt  völlige  Auslöschung  ein,  worauf  dann  wieder  eine  allmähliche 
Aufhellung  bis  zu  abermals  45«  zu  beobachten  ist.  Bei  einer  voll- 
kommenen Kreisdrehung  der  Platte  um  360«  zwischen  gekreuzten 
Nicols  folgen  sich  also  abwechselnd  je  vier  allmählich  ineinander  fiber- 
gehende vollständige  Aufhellungen  und  Verdanklungen  in  Abständen 
von  je  45«.  Diese  Erscheinungen  sind  sichere  Merkmale  der  Doppel- 
brechung, eine  einfachbrechende  Platte  würde  ja  bei  der  Kreisdrehung 
um  360«  ganz  unverändert  dunkel  bleiben  (237). 

Hier  ist  die  Dispersion  der  Elastizitätsachsen  zu  beachten  (227).  Eine  Krystall- 
platte kann  nur  dann  yollkommen  dnnkel  werden,  wenn  ihre  Schwingnngsrichtangen 
fttr  alle  Farben  dieselbe  Lage,  also  keine  Dispersion  haben.  Ist  Dispersion  yor- 
handen,  dann  ist  die  Platte  nur  für  eine  bestimmte  Farbe  ausgelöscht,  für  die  anderen 
nnr  nahezu,  nicht  ganz.  Sie  bleibt  also  im  weißen  Licht,  allerdings  im  allgemeinen 
nnr  sehr  wenig,  heil  nnd  zeigt  jedenfalls  keine  bestimmte,  rasch  eintretende  völlige 
Yerdnnkelifiig.  Manche  Erystalle  besitzen  indessen  doch  eine  so  starke  Dispersion, 
daß  die  Helligkeit  zwischen  gekreuzten  Nicols  im  weifien  Licht  bei  der  Normal- 
stellung recht  merklich  ist.  Dies  kann  natürlich  nur  bei  monoklinen  und  triklinen 
Krystallen  yorkommen. 

289.  Interferenzfarben.  Nnr  Aufhellung  und  Verdunklung  des 
Krystalls  findet  statt,  wenn  man  das  Instrument  mit  homogenem  Licht 
beleuchtet  (211,  1).  Tritt  jedoch  weißes  Licht  ein,  so  wird  das  auf- 
gehellte Plättchen,  wenn  es  nicht  zu  dick  ist,  auch,  unabhängig  von 
seiner  Körperfarbe,  gefärbt  Aufhellung  sowohl  wie  Färbung  sind 
Folge  der  Interferenz  der  durch  die  Doppelbrechung  entstehenden 
Lichtstrahlen  (233);  diese  Farben  werden  daher  die  Interferenzfarben 
oder  auch  die  Polarisaiionsfarben  der  Krystalle  genannt.  Es  sind  die- 
selben Farben,  die  auch  in  sehr  dünnen  Schichten  isotroper  Substanzen 
im  gewöhnlichen  Licht,  z.  B.  an  Seifenblasen,  zu  beobachten  sind  und 


296  Beobachtung  im  Polarisationsinstroment. 

die  danach  die  Farben  dünner  PläUchen  (oder  auch  die  Newtonianischen 
Farben)  heißen.  Am  lebhaftesten  ist  die  Färbung  in  der  Diagonal- 
stellung. Die  Art  der  Färbung  (die  Farbe)  hängt  allein  ab  von  dem 
mehr  oder  weniger  großen  Gangunterschied,  den  die  beiden  den 
Krystall  in  derselben  Richtung,  aber  mit  verschiedener  Geschwindig- 
keit durchziehenden  Lichtwellen  bei  ihrem  Austritt  aus  demselben 
erlangt  haben.  Ist  der  Gangunterschied  klein,  so  entstehen  blasse  graue 
und  gelbe  Farben ;  bei  größeren  Gangunterschieden  tritt  ein  lebhaftes 
Rot,  Violett,  Blau,  Grün  und  Gelb  auf.  Dies  wiederholt  sich  bei  all- 
mählich weiter  wachsenden  Gangunterschieden,  wobei  die  Farben 
aber  immer  blasser  werden,  bis  sie  schließlich  einem  einheitlichen 
Weiß  Platz  machen.  Die  Interferenzfarben  bilden  bei  stetig  fort- 
schreitender Zunahme  der  Gangunterschiede  eine  fortlaufende  Reihe 
mit  ganz  allmählichen  Übergängen,  die  bei  allen  Substanzen  (wenigstens 
soweit  sie  farblos  sind),  genau  in  derselben  Weise  wiederkehrt  Um 
die  einzelnen  Farben  genauer  bezeichnen  zu  können,  hat  man  diese 
ganze  Reihe  nach  dem  mehrfach  wiederholten  Auftreten  von  Rot  in 
eine  Anzahl  von  Ordnungen  eingeteilt,  die  von  der  ersten,  niedrigsten 
an,  immer  größeren  Gangunterschieden  entsprechen.  Die  1.  Ordnung, 
die  Farben  der  kleinsten  Gangunterschiede  umfassend,  geht  bis  hinter 
das  erste  Rot,  das  Rot  1.  Ordnung;  die  2.  Ordnung  geht  bis  hinter 
das  zweite  Rot  (Rot  2.  Ordnung)  etc.  bis  zum  Weiß,  das  bei  den 
größten  Gangunterschieden  auftritt  und  das  als  das  Weiß  höherer 
Ordnung  bezeichnet  wird.  Innerhalb  jeder  einzelnen  Ordnung  findet 
bei  dieser  Abgrenzung  keine  Wiederholung  der  Farben  statt  Am 
intensivsten  und  leuchtendsten  sind  die  Farben  der  2.  Ordnung  und 
die  daran  sich  anschließenden  Teile  der  1.  und  3.  Von  hier  an  werden 
sie  nach  beiden  Richtungen  hin  blasser  und  matter,  bis  sie  in  der 

1.  Ordnung  in  völliger  Dunkelheit  (Gangunterschied  =  0),  nach  den 
höheren  Ordnungen  hin  im  Weiß  endigen.  Nach  der  ersten  Richtung 
hin  fallen^  nach  der  anderen  steigen  die  Farben. 

Die  Gangunterschiede  der  einen  anisotropen  Krystall  in  derselben 
Richtung  durchziehenden  Lichtwellen  und  damit  die  Interferenzfarben 
sind  abhängig  von  der  Dicke  und  von  der  speziellen  Doppelbrechung 
der  Platte.  Je  dicker  die  Platte  ist,  desto  größer  muß  cet.  par.  der 
Gangunterschied  der  austretenden  Lichtwellen  werden,  desto  höher 
somit  die  Interferenzfarbe.  So  zeigt  ein  Spaltungsplättchen  von  Gips  bei 
einer  Dicke  von  0,044  resp.  0,116  und  0,178  mm  das  Rot  der  1.  resp.  der 

2.  und  der  3.  Ordnung  etc.  Bei  gleicher  Dicke  ist  die  Farbe  überall 
dieselbe  über  die  ganze  Platte  hinweg;  bei  verschiedener  Dicke  der 
Platte  wechselt  deren  Farbe  mit  dieser  und  zeigt  einen  oftmals  recht 
bunten  Anblick.  Danach  ist  es  auch  leicht,  die  Interferenzfarben  in 
kontinuierlicher  Reihenfolge  von  der  niedrigsten  bis  zur  höchsten  in 


Anisotrope  Mineralien  im  parallelen  Licht.    Interferenzfarben.  297 

ilirem  allmählichen  Wechsel  sichtbar  zu  machen,  indem  man  nicht 
eine  planparallele  Platte,  sondern  eine  keilförmig  geschliffene  im 
Polarisationsinstrument  betrachtet,  deren  Dicke  von  0  an  der  Schneide 
allmählich  wächst.  Mit  der  Dicke  nehmen  die  Gangunterschiede  ganz 
stetig  zu  und  demgemäß  wechseln  die  Polarisationsfarben,  die  sich 
in  geradlinigen  isochromatischen  Streifen  parallel  mit  der  Schneide, 
entsprechend  Streifen  gleicher  Dicke,  über  die  keilförmige  Platte  hin- 
ziehen. An  der  Schneide  treten  die  niedrigsten,  nach  der  entgegen- 
gesetzten Seite  hin  allmählich  immer  höhere  Ordnungen,  überhaupt 
höhere  Farben  auf.  Je  schärfer  der  Keil,  je  geringer  und  allmählicher 
dessen  Dickenzunahme,  desto  langsamer  die  Farbenänderung,  desto 
breiter  die  Streifen  gleicher  Färbung  und  umgekehrt.  Wir  werden 
darauf  unten  noch  einmal  zurückkommen  und  die  Erscheinungen  im 
Keil  eingehend  betrachten  (240).  (Eine  sehr  gute  Abbildung  der  drei 
ersten  Ordnungen  der  Polarisationsfarben  siehe:  Rosenbusch,  Mikro- 
skopische Physiographie  der  Mineralien,  2.  u.  3.  Aufl.  Tafel  1.) 

Betrachtet  man  gleich  dicke  Platten  von  Krystallen  verschiedener 
Substanzen  oder  solche  von  verschiedener  Orientierung  in  demselben 
Krystall,  so  sind  ihre  Farben  im  allgemeinen  verschieden,  weil  die 
spezielle  Doppelbrechung  dieser  Platten,  d.  h.  der  Unterschied  der 
Elastizität  in  den  beiden  in  ihr  liegenden  Schwingungsrichtungen, 
verschieden  ist.  Je  größer  dieser  Elastizitätsunterschied  ist,  je  größer 
also  auch  die  GeschwindigkeitsdifiFerenz  der  beiden,  den  Krystall  durch- 
ziehenden Lichtwellen  ist,  desto  beträchtlicher  muß  der  Gangunter- 
schied, desto  höher  die  Interferenzfarbe  sein.  Der  Unterschied  der 
Ätherelastizität  in  der  Krystallplatte  ist  aber  seinerseits  wieder  ab- 
hängig einmal  von  der  Größe  der  Doppelbrechung  in  dem  Krystall 
überhaupt,  d.  h.  von  der  Größe  der  Elastizität  in  der  Richtung  der 
Hauptachse  und  senkrecht  dazu  resp.  in  der  Richtung  der  größten 
und  der  kleinsten  Elastizitätsachse,  oder  was  dasselbe  ist,  von  den 
Hauptbrechungskoefflzienten.  Er  ist  aber  auch  in  demselben  Krystall 
von  der  Lage  der  Platte,  von  ihrer  Neigung  in  einachsigen  Krystallen 
gegen  die  Hauptachse,  in  zweiachsigen  gegen  die  Elastizitätsachsen  ab- 
hängig. Ist  die  Platte  parallel  der  Hauptachse  oder  parallel  den  Elastizi- 
tätsachsen OX  und  OZ  (221),  dann  ist  die  Elastizitätsdifferenz  und 
damit  die  spezielle  Doppelbrechung  der  Platte  die  größte  in  dem 
Krystall  überhaupt  mögliche  und  die  Interferenzfarbe  die  höchste,  die 
bei  der  betreffenden  Dicke  an  dem  Krystall  überhaupt  vorkommen 
kann.  Je  größer  dessen  Doppelbrechung  überhaupt  ist,  je  größer  die 
Differenz  des  kleinsten  und  des  größten  (resp.  der  beiden)  Haupt- 
brechungskoeffizienten, desto  höher  die  Farbe.  Ist  die  Platte  gegen 
die  Achse  resp.  die  beiden  genannten  Elastizitätsachsen  geneigt,  so 
wird  ihre  spezielle  Doppelbrechung  kleiner ;  die  Farbe  wird  bei  gleich- 


298  Beobachtnng  im  Polarisationsinstniment. 

bleibender  Dicke  uiedriger  und  zwar  um  so  mehr,  je  großer  der 
Winkel  wird,  den  die  Platte  mit  der  einen  resp.  einer  der  beiden 
optischen  Achsen  macht.  Der  Grenzfall  tritt  ein,  wenn  sie  auf  einer 
optischen  Achse  senkrecht  ist.  Dann  ist  überhaupt  kein  Elastizitäts- 
unterschied mehr  in  der  Fläche  der  Platte,  diese  bleibt  dunkel  (bei 
einachsigen  Krystallen)  oder  zeigt  wenigstens  (bei  zweiachsigen)  beim 
Drehen  keine  Helligkeitsunterschiede  mehr. 

Die  Interferenzfarben  sind  neben  der  abwechselnden  Aufhellung 
und  Verdunkelung  mit  die  sichersten  Beweise  für  die  Doppelbrechung. 
Wo  man  im  Folarisationsinstrument  derartiges  beobachtet,  hat  man 
es  gewiß  mit  einer  anisotropen  Substanz  zu  tun.  Wenn  die  Doppel- 
brechung sehr  schwach  ist,  dann  ist  die  Aufhellung  oft  so  gering  und 
die  Farbe  so  nieder  (grau),  daß  sie  zweifelhaft  bleiben  und  der  KrystaU 
isotrop  erscheinen  kann.  Die  Hilfsmittel  zur  Erkennung  sehr  geringer 
Spuren  von  Doppelbrechung  sind  schon  oben  (237)  angegeben.  In- 
dessen darf  man,  wenn  eine  Platte  auch  keine  Spur  von  Doppel- 
brechung durch  Aufhellung  und  Verdunklung  und  durch  Polarisations- 
farben zeigt,  noch  nicht  schließen,  daß  der  Krystall  überhaupt  isotrop 
sei.  Die  Platte  kann  ja  zufällig  genau  senkrecht  zu  der  optischen 
Achse  getroflfen  sein.  Um  ganz  sicher  zu  gehen,  ist  es  dann  geboten, 
aus  demselben  Krystall  in  anderer  Richtung  noch  eine  zweite  Platte 
zu  schleifen.  Erst  wenn  beide  Platten  vollkommen  dunkel  bleiben  etc. 
kann  man  auf  Isotropie  der  betreffenden  Substanz  mit  Sicherheit 
schließen. 

Die  Stärke  der  Aufhellung  einer  Platte  und  die  Höhe  der  Inter- 
ferenzfarben sind  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ein  Maß  der  Doppel- 
brechung des  betreffenden  Krystalls  oder  können  es  wenigstens  unter 
Umständen  sein.  Wenn  dünne  Plättchen  schon  Farben  höherer  Ord- 
nung zeigen,  ist  die  Substanz  sicher  stark  doppeltbrechend;  ihre 
Hauptbrechungskoefflzienten  sind  sehr  verschieden.  Es  ist  aber  nicht 
gestattet,  den  umgekehrten  Schluß  zu  machen.  Wenn  eine  Platte 
niedrige  Polarisationsfarben  zeigt,  so  kann  dies  ja  wohl  daher  rühren, 
daß  die  betreffende  Substanz  überhaupt  schwach  doppeltbrechend  ist, 
ebensogut  aber  auch  daher,  daß  die  Platte  nahezu  normal  zu  einer 
optischen  Achse  getroffen  ist.  Niedrige  Polarisationsfarben  sind  somit 
nicht  charakteristisch  für  die  Substanz  der  Platte,  nur  hohe.  Nur 
wenn  Platten  in  allen  Richtungen  aus  dem  Krystall  herausgeschnitten 
niedrige  Polarisationsfarben  zeigen,  ist  die  Substanz  überhaupt  schwach 
doppeltbrechend. 

V^ichtig  sind  Beobachtungen  dieser  Art  für  die  Untersachnug  yon  Mineralien 
in  Gesteinsdünnschliffen.  Die  Dicke  ist  Mer  sehr  gering,  ca.  0,025—0,04  mm  und 
überall  ziemlich  dieselbe  an  einem  Schliff,  so  daß  also  bei  der  Yergleichung  der 
Interferenzfarben  nnr  die  Doppelbrechung  der  einzelnen  ErystaUdurchschnitte  zu 
berücksichtigen  ist.    Findet  man  bei  einem  Mineral  auch  nur  in  einem  Durchschnitt 


Anisotrope  Mineralien  im  parallelen  Licht.    Qaarzkeil.  299 

hohe  Interferenzfarben,  so  ist  es  sicher  stark  doppeltbrechend.  Sind  die  Farben  bei 
allen  Schnitten  eines  anderen  Minerals  ausnahmslos  niedrig,  dann  ist  dieses  schwach 
doppeltbrechend,  denn  sonst  hätte  sicher  das  eine  oder  andere  Korn  höhere  Farben 
hervorgebracht  etc. 

Es  sei  noch  bemerkt,  daß  bei  paralleler  Stellung  der  Nicols  alle  die  oben  be- 
trachteten Erscheinungen  gerade  entgegengesetzt  werden.  Wo  Dunkelheit  war,  ist 
dann  Helligkeit  und  jede  Farbe  ist  in  ihre  Eomplementärfarbe  verkehrt. 

Platten  senkrecht  zu  der  Achse  einachsiger  Krystalle  oder  zu 
einer  der  beiden  optischen  Achsen  zweiachsiger  haben  das  gemeinsam, 
daß  sie  ihre  Erscheinungsweise  im  Polarisationsinstrument  beim  Drehen 
nicht  ändern,  sie  zeigen  aber  den  Untei^schied,  daß  sie  im  ersteren 
Fall  stets  dunkel,  im  letzteren  stets  hell  bleiben,  wovon  unten  bei 
der  speziellen  Betrachtung  der  ein-  und  zweiachsigen  Krystalle  noch 
weiter  die  Eede  sein  wird. 

Ist  die  Platte  nicht  genau,  aber  nahezu  senkrecht  zu  der  (einer)  Achse,  so 
ändert  sie  sich  beim  Drehen  etwas,  aber  wenig  und  die  maximalen  Dunkelheiten  und 
Helligkeiten  gehen  ganz  allmählich  ineinander  über.  Je  weiter  sich  die  Platte  von 
dieser  Richtung  entfernt,  desto  erheblicher  und  schärfer  werden  die  Helligkeitsunter- 
schiede. Diese  erhalten  ihren  größten  Wert,  wenn  die  Platte  der  Achse,  resp.  einer 
Achsenebene  (namentlich  der  Achsenebene  XOZ  0^1))  parallel  ist. 

240.  QuarzkeU.  Der  Grad  der  Aufhellung  einer  Erystallplatte 
im  homogenen  Licht  in  der  Diagonalstellung  ist,  wie  wir  gesehen 
haben,  auch  von  der  Dicke  abhängig.  Am  stärksten  wird  eine  solche 
Platte  aufgehellt,  wenn  diese  Dicke  so  ist,  daß  die  geschwindere  der 
beiden  in  ihr  sich  bewegenden  Wellen  beim  Austritt  aus  der  Platte 
der  langsameren  um  eine  halbe  Wellenlänge  des  angewendeten  Lichts 
in  der  Luft  (^A)  oder  um  ein   ungerades  Vielfaches  einer  solchen 

(fA,  |X, ... — w— ^)  verausgeeilt  ist.  Dagegen  findet  eine  Auf- 
hellung auch  bei  der  Diagonalstellnng  überhaupt  nicht  mehr  statt, 
wenn  die  Platte  eine  solche  Dicke  hat,  daß  der  Gangunterschied  genau 
eine  ganze  Wellenlänge  (l)  oder  ein  ganzes  Vielfaches  derselben 
(2  X,  3  X . . .  nX)  beträgt.  In  diesem  Fall  bleibt  die  Platte  bei  einer 
Umdrehung  um  360®  zwischen  gekreuzten  Nicols  bei  der  Beleuchtung 
mit  der  betreffenden  Lichtsorte  stets  dunkel.  Bei  Anwendung  einer 
anderen  Lichtsorte  (einem  anderen  Wert  für  l)  würde  wie  gewöhnlich 
abwechselnde  Aufhellung  und  Verdunklung  stattfinden.  Für  bleibende 
Dunkelheit  müßte  jetzt  die  Dicke  eine  etwas  andere  sein. 

Hierauf  beruhen  die  Erscheinungen,  die  eine  keilförmig  ge- 
schliffene Erystallplatte,  zunächst  im  homogenen  Licht,  zwischen  ge- 
kreuzten Nicols  darbietet  Hat  man  z.  B.  einen  Quarzkeil,  dessen 
eine  Fläche  der  Achse  parallel  ist  und  dessen  andere  Fläche  einen 
sehr  kleinen  Winkel  mit  dieser  macht,  so  zeigt  sich  im  Polarisations- 
'nstrument,  wenn  die  Achse  einen  Winkel  von  45®  mit  den  Schwin- 


300  Beobachtung  im  Polarisationsinstrament. 

gungsrichtungen  beider  Nicols  einschließt  (Diagonalstellung),  ein  System 
von  Streifen,  die  abwechselnd  hell  (von  der  Farbe  des  angewendeten 
Lichts)  und  dunkel  parallel  mit  der  Schneide  des  Keils  über  diesen  in 
gerader  Linie  und  in  gleicher  Entfernung  voneinander  hinziehen.  Die 

dunkeln  Streifen  entsprechen  Dicken,  bei  denen  der  Gangunterschied  nX, 

2fi 1 

die  zwischenliegenden  hellsten  Dicken,  bei  denen  dieser  — ^ —  X  beträgt. 

In  der  Normalstellung  ist  jedesmal  der  ganze  Keil  dunkel,  in  der 
Diagonalstellung  sind  die  hellen  Streifen  am  intensivsten,  und  beides 
wechselt  bei  einer  Drehung  um  360®  viermal  ab.  Eine  planparallele 
Platte  erscheint  in  allen  Lagen  über  ihre  ganze  Oberfläche  wie  eine 
gleich  dicke  Stelle  des  Keils. 

Die  Streifen  sind  aber,  wie  nach  dem  Obigen  ohne  weiteres  klar 
ist,  nicht  für  alle  Lichtarten  gleich  weit  voneinander  entfernt.  Für 
Licht  mit  größerer  Wellenlänge,  also  z.  B.  für  rotes,  sind  sie  weiter 
voneinander  entfernt,  als  für  solches  mit  kleinerer  Wellenlänge,  also 
z.  B.  für  blaues.  Dies  kann  man  schon  sehen,  wenn  man  den  Keil 
erst  durch  ein  rotes,  dann  durch  ein  dunkelblaues  Glas  betrachtet. 
Im  ersten  Fall  liegen  die  Streifen  merklich  weiter  auseinander,  als 
im  zweiten,  und  an  mancher  Stelle  liegt  ein  heller  Streifen  füi*  rot 
da,  wo  ein  dunkler  für  blau  sich  befindet  und  umgekehrt.  Daher 
müssen  auch  die  im  roten  Licht  dunkel  bleibenden  Platten  jeweilig 
etwas  dicker  sein,  als  im  blauen. 

Dieses  Verhalten  gibt  uns  die  Erklärung  für  die  Farbenerschei- 
nungen, die  man  an  einem  Keil  im  weißen  Licht  sieht  und  für  die 
Interferenzfarben  von  Krystallplatten  im  weißen  Licht  überhaupt.  Im 
weißen  Licht  verschwinden  die  dunkeln  Streifen,  alle  sind  hell,  aber 
von  verschiedener  Färbung,  in  ihrer  Aufeinanderfolge  entsprechend 
der  Reihe  der  newtonianischen  Farben  nach  ihren  verschiedenen  Ord- 
nungen, wie  wir  dies  schon  oben  (239)  gesehen  haben.  Dies  rührt 
daher,  daß  an  Stellen,  wo  eine  Lichtsorte  ausgelöscht  ist,  also  für  sich 
einen  dunkeln  Streifen  geben  würde,  andere  Lichtsorten  nicht  aus- 
gelöscht sind,  also  einen  mehr  oder  weniger  hellen  Streifen  erzeugen. 
Die  Farbe  dieses  Streifens  ist  eine  Mischung  aller  der  Teile  des 
weißen  Lichts,  die  an  dieser  Stelle  (bei  dieser  Dicke)  nicht  ausgelöscht 
sind  und  hier  demnach  zur  Geltung  kommen.  Wird  z.  B.  blau  aus- 
gelöscht, so  wird  ein  Streifen  entstehen,  der  sich  dem  komplementären 
Gelb  nähert,  da  außer  blau  alle  anderen  Lichtsorten  mehr  oder  weniger 
intensiv  mrken  etc.  Diese  Mischfarben  sind  auch  hier  die  newtoniani- 
schen Farben  dünner  Plättchen  und  jede  planparallele  Platte  hat  überall 
im  weißen  Licht  dieselbe  Farbe,  wie  die  gleich  dicke  Stelle  des  Keils. 

Solche  Keile  sind  nicht  unwichtige  Instrumente,  die  wir  zu  gewissen  Unter- 
suchungen (Ermittlung  des  Charakters  der  Doppelbrechung,  genaue  Bestimmung 


Kompensation.    Bestimmnng  der  Interferenzfarben.  301 

Ton  Interferenzfarben,  Unterscheidung  der  Richtungen  der  größten  und  kleinsten 
Elastizität  auf  einer  Platte)  vielfach  benutzen  werden.  Sie  werden  meist  in  der 
oben  angegebenen  Weise  aus  Quarz  hergestellt  und  zwar  gewöhnlich  so,  daO  die 
Bichtung  der  Achse  auf  der  Schneide  senkrecht  steht.  In  der  Achsenrichtung  ist 
der  Keil  stets  stark  verlängert.  Diese  Längsrichtung  ist  dann  die  Richtung  der 
kleinsten  Elastizität  in  dem  Keil;  letztere  kann  man  daran  auf  den  ersten  Blick 
erkennen.  Zum  Schutz  der  Schneide  wird  der  Keil  auf  eine  etwas  größere  Glasplatte 
aufgeklebt. 

241.  Eompensatioii.  Zwei  anisotrope  Krystallplatten  kann 
man  mit  parallelen  Auslöschnngsrichtungen  in  zweifacher  Weise 
übereinander  legen.  Entweder  fallen  die  gleichartigen  Richtungen 
aufeinander  oder  die  ungleichartigen,  m.  a.  W.:  entweder  sind  die 
Richtungen  der  größten  Elastizität  und  ebenso  die  der  kleinsten 
in  beiden  Platten  parallel;  oder  die  Richtung  der  größten  Elastizität 
der  einen  Platte  fällt  in  die  der  kleinsten  der  anderen  und  umgekehrt 
(parallele  und  gekreuzte  Lage  der  Platten).  Im  Polarisationsinstru- 
ment summieren  sich  bei  der  ersten  Lage  die  Gangunterschiede  beider 
Platten  und  sie  zeigt  eine  Farbe,  die  einer  Krystallplatte  zukommt, 
in  der  für  sich  allein  ein  Gangunterschied  entsteht,  wie  in  den  beiden 
zusammen  (Additionsstellung  beider  Platten).  Hat  man  z.  B.  zwei 
Platten  derselben  Substanz  mit  gleicher  krystallographischer  Orien- 
tierung, also  etwa  zwei  Spaltungsplättchen  von  Gips,  so  wirken  sie 
beide  zusammen  wie  eine  Gipsplatte  von  der  Summe  der  Dicken,  so- 
mit, wenn  sie  beide  gleich  dick  sind,  von  der  doppelten  Dicke.  Bei 
der  zweiten  gekreuzten  Lage  der  Platte  ist  ihr  Gesamtgangunterschied 
gleich  der  Differenz  der  Gangunterschiede  beider  und  die  Farbe  ent- 
spricht der  einer  Platte,  in  welcher  der  Gangunterschied  diese  geringere 
Größe  hat  (Subtraktionsstellung  beider  Platten).  Die  zwei  Spaltungs- 
plättchen von  Gips  wirken  bei  der  Kreuzung  wie  ein  einziges  mit 
der  DiflFerenz  der  Dicken  beider  und  wenn  sie  beide  gleich  dick  sind, 
hebt  sich  ihre  Wirkung  vollkommen  auf;  das  Plättchenpaar  bleibt 
bei  einer  vollkommenen  Kreisdrehung  jederzeit  vollkommen  dunkel, 
wie  wenn  die  Substanz  isotrop  wäre.  Diese  Erscheinung  wird  als  die 
der  Kompensation  bezeichnet.  Sie  kann  benützt  werden:  1.  zur  ge- 
nauen Bestimmung  der  Interferenzfarben  und  ihrer  Zugehörigkeit  zu 
der  oder  jener  Ordnung,  was  zur  Beurteilung  der  Stärke  der  Doppel- 
brechung u.  U.  von  Wichtigkeit  sein  kann ;  2.  zur  Unterscheidung  der 
beiden  in  der  Platte  liegenden  Schwingungsrichtungen  (Bestimmung 
des  Charakters  der  Doppelbrechung).  Erscheinungen  der  Kompensation 
waren  es  auch,  die  wir  oben  zur  Erkennung  sehr  schwacher  Grade 
von  Doppelbrechung  benützt  haben  (237). 

242.  Bestimmung  der  Interferenzfarben.  Wenn  eine  Krystall- 
platte im  Polarisationsinstrument  z.  B.  Rot  zeigt,  so  kann  dies  ver- 


302  Beobachtung  im  Polarisationsinstrnment. 

schiedenen  Ordnungen  angehören.  Um  zu  entscheiden  welcher,  gibt 
man  der  Platte  genau  die  45**-Stellung,  in  der  die  Farbe  in  höchster 
Intensität  erscheint.  Dann  schiebt  man  dicht  unter  dem  oberen  Nicol, 
ebenfalls  unter  45^  ganz  allmählich  den  Quarzkeil  ein,  so  daß  auch 
seine  Farben  im  höchsten  Glanz  erscheinen.  Es  seien  nun  Keil  und 
Platte  gekreuzt  Dann  subtrahieren  sich  die  Wirkungen  beider;  die 
Farben  des  Keils  werden  niedriger  und  an  einer  gewissen  Stelle,  bei 
einer  gewissen  Dicke  des  Keils,  werden  sich  beider  Wirkungen  gerade 
aufheben.  Hier  muß  statt  eines  farbigen  ein  schwarzer  Streifen  ent- 
stehen und,  wenn  man  nun  die  zu  untersuchende  Platte  entfernt,  sieht 
man  unmittelbar,  an  welcher  Stelle  des  Keils  dieser  auftrat,  wo  also 
die  Wirkung  der  Platte  und  des  Keils  sich  gegenseitig  aufhoben.  Die 
Interferenzfarbe  an  dieser  Stelle  des  Keils  ist  diejenige  der  Platte. 
Trat  beim  ersten  Einschieben  des  Keils  nirgends  ein  schwarzer 
Streifen  auf  und  wurden  die  Farben  gleichzeitig  höher  statt  niedriger, 
dann  lagen  Platte  und  Keil  mit  gleichartigen  Schwingungsrichtungen 
übereinander.  Der  Keil  muß  dann  unter  90^  zur  1.  Stellung  noch 
einmal  eingeschoben  werden,  damit  Kreuzung  mit  der  Platte  entsteht, 
die  zur  Bestimmung  der  Fai*be  notwendig  ist. 

243.  Unterscheidung  der  beiden  Schwingungsrichtungen  in 
der  Platte.  Nach  dem  Bisherigen  können  wir  die  Lage  der  beiden 
Schwingungsrichtungen  in  einer  Platte  leicht  ermitteln  (238).  Sie 
sind  durch  die  beiden  Kreuzfäden  bei  der  Dunkelstellung  gegeben 
und  lassen  sich  ohne  Schwierigkeit  auf  der  Platte  markieren.  Es 
handelt  sich  nun  aber  darum,  zu  erfahren,  welcher  von  diesen  beiden 
Richtungen  die  größte  und  welcher  die  kleinste  Elastizität  entspricht 
Hierzu  kann  man  sich  in  ganz  gleicher  Weise  des  Keils  bedienen, 
wie  oben  (242).  Werden  die  Farben  des  Keils  bei  der  Überdeckung 
der  Platte  erniedrigt  und  tritt  statt  eines  farbigen  irgendwo  ein 
schwarzer  Streifen  auf,  dann  sind  beide  gekreuzt  und  die  auf  dem 
Keil  bezeichnete  Richtung  der  kleinsten  Elastizität  (dessen  Längs- 
richtung) ist  die  Richtung  der  größten  Elastizität  in  der  Platte. 
Findet  ein  Steigen  der  Farben  statt  (was  aber  weniger  charakte- 
ristisch ist),  so  bezeichnet  die  Richtung  der  kleinsten  Elastizität  des 
Keils  auch  die  in  der  Krystallplatte.  Der  Kontrolle  wegen  pflegt 
man  den  Keil  stets  in  beiden  Richtungen  einzuschieben. 

Statt  des  Keils  läßt  sich  zn  demselben  Zwecke  anch  oft  eine  überall  gleich 
dicke  Platte  eines  anisotropen  Erystalls  verwenden,  die  eine  empfindliche  Interferenz- 
farbe gpibt  und  anf  der  die  Bichtnng  der  kleinsten  Elastizität  verzeichnet  ist,  z.  B. 
ein  Gipsplättchen  mit  Rot  1.  Ordnung  etc.  Sinkt  die  Farbe  beim  Einschieben 
über  die  zn  untersuchende  Platte,  d.  h.  wird  sie  niedriger,  geht  sie  also  z.  B.  aus 
Bot  1.  Ordnung  in  gelb  oder  grau  über,  dann  sind  beide  gekreuzt  etc.  Der  Keil 
wird  aber  im  allgemeinen  vorgezogen,  da  bei  ihm  das  besonders  charakteristische 


Eiiiachsige  Krystalle  im  parallelen  Licht. 


303 


Keuzeichen  des  schwarzen  Streifens  anftritt.    {Klocke,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1886, 
1.  Bd.,  pag.  54;  C.  Klein,  Nachr.  Götting.  Qea,  Wissensch.  1884,  pag.  421.) 

Gipsplättchen  mit  dem  Bot  1.  Ordnung,  anf  dem  die  Richtnng  der  kleinsten 
Elastizität  bezeichnet  ist,  werden  den  Polarisationsinstmmenten  gewöhnlich  beige- 
geben. Zar  Kontrolle  dieser  letzteren  Richtnng  kann  man  folgende  Erscheinung 
benutzen:  Stellt  man  ein  solches  Gipsplättchen  zwischen  den  gekreuzten  Nicols  auf 
rot  und  dreht  es  dann  um  die  beiden  Ausl5schungsrichtungen,  so  daß  man  nun 
nicht  mehr  senkrecht  hindurch  sieht,  dann  geht  die  rote  Farbe  das  eine  Mal  in  blau, 
das  andere  Mal  in  gelb  über.  Bei  dem  Übergang  in  blau  hat  man  um  die  Richtung 
der  kleinsten  Elastizität  gedreht. 


Einachsige  Krystalle. 

Krystalle  des  quadratischen  und  hexagonalen  Systems.  Beide  Gruppen  yerhaltea 
sich  im  Polarisationsinstrament  ganz  gleich  und  kOnnen  auf  optischem  Wege  nicht 
unterschieden  werden.  Hexagonale  Krystalle  zeigen  manchmal  dreiseitige  und  sechs- 
seitige, quadratische  Tier-  oder  achtseitige  umrisse  und  Durchschnitte  (Spaltrisse). 

244.  Im  parallelen  Licht.  Eine  Platte  eines  einachsigen 
Krystalls  senkrecht  zur  optischen  Achse  bleibt  bei  einer  voUen  Um- 
drehung zwischen  gekreuzten  Nicols  und  für  alle  Farben  dunkel,  da 
durch  sie  das  Licht  in  einer  Eichtung  hindurchgeht,  in  der  sich  nur 
eine  einzige  Welle  und  nur  ein  Strahl  fortpflanzen  kann.  Sie  verhält 
sich  genau  wie  eine  Platte  aus  einem  isotropen  Körper;  der  Unter- 
schied ist  nur  der,  daß  alle  aus  einem  solchen  herausgeschnittenen 
Platten,  sie  mögen  gerichtet  sein,  wie  sie  wollen,  dieses  Verhalten 
zeigen  (237),  während  dies  bei  einachsigen  Erystallen  nur  in 
Platten  senkrecht  zur  Achse  der  Fall  ist.  In  allen  Platten  von 
anderer  Richtung  treten  die  in  (238  ff.)  betrachteten  Erscheinungen 
auf.  Bleibt  von  einem  Erystall,  der  nach  seiner  Form  für  quadratisch 
oder  hexagonal  gehalten  wird,  eine  Platte  senkrecht  zur  vermeintlichen 
Achse  im  Polarisationsinstrument  nicht  dunkel,  dann  ist  der  Erystall 
nur  scheinbar  hexagonal  oder  quadratisch  und  ist  tatsächlich  einem 
anderen  System  zuzuweisen, 

245.  Im  Stanroskop.  In  einer  Platte  eines  einachsigen  Krystalls 
sind  die  beiden  Schwingungsrichtungen  stets  senkrecht  und  parallel 
zu  dem  Hauptschnitt,  in  dem  der  einfallende  Lichtstrahl  liegt  (215). 
Dem  entsprechend  beobachtet  man  an  einachsigen  Erystallen  im  Stan- 
roskop stets  die  folgenden  Erscheinungen: 
Auf  Prismenflächen  (quadratischen  und 
hexagonalen)  ist  eine  Auslöschungsrich- 
tung stets  parallel,  die  andere  senkrecht 
zur  Prismenkante  (Fig.  333,  wo  die  Pfeile 
die  Auslöschungsrichtungen  angeben,  Fig.  333.  Fig.  334. 
letzteres    auch    bei    den   nachfolgenden    Figuren).     Auf   Oktaeder- 


304  Einachsige  Krystalle  im  PolariBationsinstniment. 

und  Dihexaederflächen  ist  eine  AnslGschnngsrichtung  senkrecht,  die 
andere  parallel  der  Seitenkante;  auf  Ehomboederflächen  sind  sie 
beiden  Diagonalen  parallel  (Fig.  334),  und  zwar  alles  dies  für  jede 
Farbe  und  Temperatur.  TriflFt  eines  dieser  Merkmale  nicht  zu,  so 
ist  der  Krystall  nicht  hexagonal  resp.  quadratisch,  wenn  er  auch 
äußerlich  noch  so  sehr  danach  aussieht.  So  gibt  es  im  monoklinen 
System  rhomboederähnliche  Körper  (rhombische  Prismen  mit  Schief- 
endfläche), welche  aber  die  in  Fig.  338  dargestellten  Auslöschungs- 
verhältnisse zeigen  (249,  b)  und  sich  dadurch  von  wirklichen  Rhombo- 
edem  meist  leicht  und  sicher  unterscheiden  lassen. 

246.  Im  konvergenten  Licht.  Eine  Platte  senkrecht  zur  Achse, 
welche  im  parallelen  Licht  von  einer  isotropen  Platte  nicht  zu  unter- 
scheiden ist  (244),  läßt  sich  im ,  konvergenten  Licht  leicht  erkennen, 
da  sie  durch  die  Interferenz  der  den  Krystall  durchschreitenden 
ordentlichen  und  außerordentlichen  Wellen  eine  sog.  Interferenzfigur 
von  folgender  Form  gibt :  bei  gekreuzten  Nicols  wird  das  Sehfeld  von 
zwei  in  der  Richtung  der  Polarisationsebenen  des  oberen  und  unteren 
Nicols  verlaufenden  und  sich  im  Mittelpunkt  rechtwinklig  schneidenden 
schwarzen  Balken  durchzogen.  Der  Mittelpunkt  ist  umgeben  von  einem 
System  von  abwechselnd  hellen  und  dunkeln,  nach  außen  hin  immer 
matter  werdenden  Kreisen.  Erstere  sind  bei  homogenem  Licht  alle 
gleich  weit  voneinander  entfernt  und  gleich  gefärbt.  Bei  weißem 
Licht  sind  sie  von  außen  nach  innen  von  verschiedener  Färbung,  aber 
in  jedem  Kreis  auf  dem  ganzen  Umfang  gleich  (isochromatische  Kreise). 
Die  Farben  dieser  Kreise  stimmen  nach  Art  und  Aufeinanderfolge 
mit  denen  des  Keils  überein  (240)  und  zwar  liegen  die  niedrigen  Ord- 
nungen am  nächsten  beim  Centrum.  Sie  blassen  nach  außen  hin 
immer  mehr  ab,  bis  auch  hier  das  Weiß  der  höheren  Ordnung  ein- 
tritt. Diese  Erscheinung  unterscheidet  einachsige  Krystalle  von 
allen  anderen. 

Die  Durchmesser  der  Ringe  sind  in  derselben  Platte  größer  für 
rotes,  als  für  violettes  Licht;  sie  sind  um  so  enger,  je  dicker  die 
Platten,  gleiche  Substanz  und  Farbe  vorausgesetzt.  Gleich  dicke 
Platten  verschiedener  Substanzen  geben  um  so  engere  Ringe,  je  stärker 
doppeltbrechend  sie  sind,  je  größer  also  der  Unterschied  der  Brechungs- 
koeffizienten ü)  und  €.  Dies  gibt  uns  ein  Mittel,  die  Stärke  der 
Doppelbrechung  annähernd  zu  beurteilen.  Gibt  eine  dicke  Platte 
weite  Ringe,  so  ist  sie  nur  wenig  doppeltbrechend.  Beobachtet  man 
in  einer  dünnen  Platte  enge  Ringe,  so  muß  die  Doppelbrechung 
stark  sein. 

Eine  Drehung  der  Platte  um  die  Achse  und  eine  Verschiebung 
der  Platte  läßt  diese  Interferenzfigur  völlig  ungeändert. 


Interferenzfigur.    Cirkularpolarisation.  305 

Bei  parallelen  Nicols  wird  alles  bisher  Helle  dunkel,  und  umgekehrt;  alle 
Farben  werden  in  ihre  Komplementärfarben  verwandelt. 

(Abbildungen  von  Interferenzerscheinungen,  auch  von  zweiachsigen  Erystallen: 
Hatiswaldt,  Interferenzerscheinungen  an  doppeltbrechenden  Erystallplatten  im  kon- 
Tergenten  polarisierten  Licht,  photographisch  aufgenommen.  Magdeburg  1902.  Mit 
einen*  Vorwort  von  Th.  Liebisch.) 

247.  Cirkularpolarisation.  Einige  einachsige  Krystalle  (von 
Mineralien  Quarz  und  Zinnober)  haben  die  Eigenschaft,  daß  sich 
längs  ihrer  Achse  zwei  nicht  geradlinig,  sondern  in  Kreislinien  in 
entgegengesetzter  Richtung  schwingende  (cirkular  polarisierte)  Wellen 
mit  verschiedener  Geschwindigkeit,  aber  gleicher  Intensität  vorwäiis 
bewegen,  wenn  eine  geradlinig  polarisierte  Welle  auf  die  Unterseite 
der  Platte  fällt.  Diese  beiden  Wellen  interferieren  beim  Austritt  aus 
der  oberen  Fläche  der  Platte  und  erzeugen  wieder  eine  geradlinig 
polarisierte  Welle,  deren  Polarisationsebene  aber  einen  gevriissen 
Winkel  gegen  die  der  einfallenden  geradlinig  polarisierten  Welle 
macht,  so  daß  im  Krystall  gewissermaßen  die  Schwingungsebene  des 
durch  den  unteren  Nicol  polarisierten  Lichts  um  jenen  Winkel  ent- 
weder nach  rechts  oder  nach  links  gedreht  erscheint.  Diese  Er- 
scheinung heißt  die  Cirkularpolarisation  der  einachsigen  Erystalle. 
Man  unterscheidet  dabei  in  dem  eben  angegebenen  Sinne  rechts-  und 
linksdrehende  Krystalle.  In  anderen  Richtungen  als  in  der  der  Achse 
findet  keine  Cirkularpolarisation  statt. 

Solche  cirkularpolarisierende  Krystalle  zeigen  daher  in  Platten 
senkrecht  zur  Achse  im  Polarisationsinstrument  Erscheinungen,  welche 
von  den  an  anderen  einachsigen  Krystallen  beobachteten  zum  Teil 
abweichen.  Eine  solche  Platte  erscheint  in  homogenem  Licht  und  bei 
gekreuzten  Nicols  im  Polarisationsinstrument  für  paralleles  Licht  nicht 
dunkel,  sondern  man  muß  erst  den  oberen  Nicol  nach  rechts  (rechts- 
drehende Krystalle),  resp.  nach  links  (linksdrehende  Krystalle)  drehen, 
ehe  das  Sehfeld  dunkel  wird,  und  zwar  gerade  um  den  Winkel,  um 
welchen  die  Polarisationsebene  gedreht  erscheint.  Dieser  Winkel  ist 
bei  Quarzplatten  bei  gleicher  Dicke  kleiner  für  rotes  als  für  violettes 
Licht  und  ist  für  dasselbe  Licht  der  Dicke  der  Platte  proportional, 
also  bei  einer  Platte  von  2  mm  Dicke  noch  einmal  so  groß,  als  bei 
einer  solchen  von  1  mm.  Die  Drehung  (nach  rechts  oder  links  ganz 
gleich)  beträgt  bei  einer  Quarzplatte  von  1  mm  Dicke  15®,  3  für  rotes, 
21®,  67  für  gelbes,  42^  20  für  violettes  Licht.  Eine  Quarzplatte  von 
3,75  mm  Dicke  dreht  die  untere  Polarisationsebene  für  mittleres  (gelb- 
grünes) Licht  um  90®,  sie  zeigt  also  für  solches  Licht  bei  parallelen 
Nicols  ein  dunkles  Sehfeld. 

Im  weißen  Licht  ist  das  Sehfeld  bei  jedem  Winkel  der  beiden 
Nicols  gegeneinander  gefärbt,  aber  je  nach  der  Größe  des  Winkels 

Baner,  Mineralogie.  20 


306  Einachsige  Erystalle  im  PdarisationBinfltniment. 

beider  Polarisationsebenen  ist  die  Farbe  verschieden  und  bei  der 
Drehung  eines,  etwa  des  oberen,  Nicols  ändert  sich  dieselbe,  denn  bei 
jedem  solchen  Winkel  ist  eine  andere  Farbe  ausgelöscht  und  die 
Platte  ist  getärbt  durch  eine  Mischung  der  jeweilig  nicht  ausge- 
löschten Teile  des  weißen  Lichts.  Ist  das  Sehfeld  bei  senkrecht  ge- 
kreuzten Nicols  z.  B.  gelb,  so  wird  es  bei  rechten  Krystallen  bei  der 
Drehung  des  oberen  Nicols  nach  rechts  im  Sinne  der  Uhrzeiger  der 
Beihe  nach  grftn,  blau  etc.,  kurz,  die  Farben  folgen  sich  in  der  Ord- 
nung der  Spektralfarben,  obgleich  es  keine  einfachen  Spektralfarben, 
sondern  (auch  hier  wieder  die  kompliziert  gemischten  Farben  dfinner 
Plättchen  sind.  In  linken  Krystallen  folgen  sich  beim  Drehen  des 
oberen  Nicols  von  rechts  nach  links  die  Farben  in  derselben  Ordnung; 
man  kann  daran  rechte  und  linke  Krystalle  leicht  unterscheiden. 
Wenn  an  den  Quarzkrystallen  Rhomben-  oder  Trapezflächen  auftreten, 
kann  man  schon  äußerlich  erkennen,  nach  welcher  Richtung  die 
Drehung  der  Polarisationsebene  erfolgt  Liegen  diese  Flächen  rechts 
resp.  links,  dann  wird  auch  die  Polarisationsebene  nach  rechts  resp. 
links  gedreht  (129). 

Bei  parallelen  Nicols  zeigt  die  Qnarzplatte  von  3,75  mm  Dicke  im  weißen  Licht 
eine  eigentümliche  rötlich  violette  Farhe,  die  sog.  „teinte  de  passage"  oder  ,,teinte 
Benaihle".  Diese  ändert  sich  schon  bei  einer  ganz  geringen  Drehung  eines  Nioolii 
«ehr  merklich  in  rot  oder  blan,  ebenso  wenn  noch  ein  doppeltbrechender  Erystail 
eingeschaltet  wird,  dessen  Schwingnngsrichtnngen  einen  wenn  auch  nur  ^nz  ge- 
ringen Winkel  mit  den  Schwingongsebenen  der  beiden  Nicols  machen,  selbst  wenn 
seine  Doppelbrechung  sehr  unbedeutend  ist  Daher  wird  eine  solche  Quarzplatte  dazu 
benützt,  um  das  Sehfeld  des  Polarisationsinstruments  empfindlicher  zu  machen,  um 
geringe  Spuren  von  Doppelbrechung  zu  entdecken  (237)  und  im  Stauroskop  (235). 
Bei  gekreuzten  Nicols  ist  eine  solche  Platte  gelb. 

Aus  vier  gleich  dicken  Quarztafeln  senkrecht  zur  Achse,  am  besten  mit  der 
„teinte  sensible*^,  besteht  auch  die  Bertrandsche  DoppetplattCf  die  wir  schon  oben  be- 
nutzt haben,  um  das  Sehfeld  des  Stauroskops  so  empfindlich  wie  möglich  zu  machen 
(235).  Die  Doppelplatte  wird  im  Okular  nahe  unter  dem  oberen  Nicol  eingesetzt. 
Jede  der  vier  Quarztafeln  nimmt  genau  einen  Quadranten  des  Sehfelds  ein  und  zwar 
sind  die  abwechselnden  rechts  und  links  drehend.  Die  Quadrantengrenzen  gehen 
den  Schwingungsrichtungen  der  gekreuzten  Nicols  parallel  und  ersetzen  das  Faden- 
kreuz. Bei  parallelen,  sowie  bei  gekreuzten  Nicols  sind  aUe  vier  Quarze  ganz  gleich 
gefärbt.  Bringt  man  in  das  Polarisationsinstrument  einen  doppeltbrechenden  Erjstall, 
dessen  Schwingungsrichtungen  mit  denen  der  beiden  Nicols  koinzidieren ,  so 
bleiben  die  vier  Quadranten  gleich,  wie  sie  vorher  waren.  Hat  aber  die  Platte  eine 
andere  Lage,  so  ändern  sich  die  Farben  der  aneinanderstoßenden  Quadranten  und 
zwar,  ihrer  verschieden en  Drehung  wegen,  in  entgegengesetztem  Sinne:  im  einen 
gegen  rot,  im  anderen  gegen  blau  hin.  So  entstehen  sehr  starke  Farbenkontraste, 
die  erst  dann  vollständig  wieder  verschwinden,  wenn  die  Koinzidenz  der  Schwingungs- 
richtnngen  durch  Drehen  der  Platte  auf  dem  Objekttisch  vollkommen  genau  herge- 
stellt ist.  Da  die  verschieden  gefärbten  Felder  unmittelbar  aneinander  grenzen,  so 
erlaubt  der  Kontrast  die  Erkennung  der  geringsten  Differenzen  und  daher  eine  be- 
sonders genaue  und  scharfe  Einstellung  des  Krystalls  auf  die  Stellung,  wo  seine 
Schwingungsebenen  mit  denen  der  Nicols  zusammenfallen. 


OirknlarpolariBation.    Charakter  der  Doppelbrechung.  307 

Im  konverg^enten  Licht  entsteht  bei  cirknlarpolarisierenden 
Krystallen  in  Platten  senkrecht  zur  Achse  eine  ähnliche  Interferenz- 
figur,  wie  bei  anderen  einachsigen  Erystallen,  aber  die  Balken  des 
schwarzen  Kreozes  setzen  sich  nicht  durch  das  Mittelfeld  fort^  sondern 
dieses  ist  hell  und  gefiLrbt^  und  zwar  zeigt  es  die  Farbe,  weldie  die 
Platte  auch  im  parallelen  Licht  zeigen  würde.  Beim  Drehen  des 
oberen  Nicols  verändert  sich  diese  Farbe  wie  im  parallelen  Licht. 

Legt  man  eine  Platte  eines  rechts-  und  eine  solche  eines  links- 
drehenden Quarzes  aufeinander,  so  entstehen  eigentümliche  spiral- 
förmige Figuren  (Airysche  Spiralen),  welche  nach  entgegengesetzten 
Seiten  gebogen  sind,  je  nachdem  der  rechte  oder  der  linke  Quarz 
oben  liegt.  Auch  scheinbar  einfache  QuarzkrystaUe  zeigen  zuweilen 
diese  Erscheinung,  welche  dann  beweist,  daß  man  es  mit  Verwach- 
sungen eines  rechten  und  eines  linken  Erjnstalls  mit  parallelen  Erystall- 
achsen  zu  tun  hat  (166). 

Die  Cirkularpolarisation  steht  mit  gewissen  krystallograpbischen 
Erscheinungen  der  genannten  Mineralien  in  engster  Beziehung:  die 
selben  sind  trapezoedrisch-tetartoedrisch,  was  namentlich  der  Qaarz 
deutlich  zeigt.  Die  rechtsdrehenden  Krystalle  sind  durch  rechts-, 
die  linksdrehenden  durch  linksliegende  Bhomben-  und  Trapezflächen 
ausgezeichnet  (129).  Allgemein  findet  man  Cirkularpolarisation  häufig 
bei  enantiomorphen  Körpern  (66)  und  zwar  nur  bei  solchen.  Aber 
es  gibt  allerdings  auch  enantiomorphe  Krystalle  ohne  Cirkularpolari- 
sation. 

248.  Charakter  der  Doppelbrechung.  Dieser  ist  im  allgemeinen 
für  sämtliche  Krystalle  einer  und  derselben  Substanz  der  nämliche ;  ent- 
weder sind  sie  alle  +,  oder  alle  —  (vergL  (217)).  Die  Kenntnis  desselben 
ist  daher  wichtig  und  zar  Bestimmung  des  Minerals  unter  Umständen 
von  Bedeutung.  Kennt  man  die  Hauptbrechungskoeffizienten  u  und  «, 
so  ist  auch  der  Charakter  der  Doppelbrechung  gegeben,  er  ist  -|-, 
wenn  co  <;  c,  —  im  entgegengesetzten  Fall  (220).  Man  hat  aber  auch 
Methoden,  ihn  ohne  Kenntnis  von  cü  und  e  festzustellen  und  diese 
werden  bei  der  Untersuchung  der  Mineralien  sehr  häufig  angewendet. 
Die  wichtigsten  derselben  sind  die  folgenden : 

1.  Pla^  II  der  Achse.  Der  zu  untersuchende  Krystall  ist  in  dieser 
Richtung  geschliffen  oder  von  zwei  gegenüberliegenden  natürlichen 
Prismenflächen  begrenzt;  jedenfalls  muB  die  Bichtung  der  Achse  be- 
kannt sein.  Man  bestimmt  im  parallelen  Licht  mittels  eines  Keils 
oder  eines  Gipsplättchens  mit  Rot  1.  Ordnung  etc.  die  Richtung  der 
kleinsten  Elastizität  (243).  Fällt  diese  mit  der  Achse  des  Krystalls 
zusammen,  so  ist  dieser  -f-,  steht  sie  auf  der  Achse  senkrecht,  so  ist 
er  —  (215). 

20* 


308  Einachsige  Erystalle.    Charakter  der  Doppelbrechung. 

2.  Platte  J_  gur  Achse.  Der  Krystall  ist  in  dieser  Bichtang  ge- 
schliffen oder  von  den  beiden  Flächen  der  Basis  begrenzt  Die  Be- 
Stimmung  findet  im  hmvergewten  Licht  statt,  in  welchem  die  Platte  die 
Interferenzfigur  mit  ihren  isochromatischen  Kreisen  und  dem  schwarzen 
Kreuz  zeigt  (246).  Der  Charakter  der  Doppelbrechung  wird  am  besten  er- 
kannt aus  den  Veränderungen,  welche  diese  Figur  erleidet,  wenn  über 
der  zu  untersuchenden  Platte  noch  eine  Viertelundulationsglimmer- 
platte  (222)  unter  dem  oberen  Nicol  eingeschaltet  wird,  etwa  indem 
man  diese  in  den  Schlitz  Z  (Fig.  331)  links  einschiebt.  Die  |A-Platte 
muß  diagonal  orientiert  sein,  so  da£  die  Richtung  der  kleinsten 
Elastizität  in  derselben  (zusammenfallend  im  Glimmer  mit  der  Ebene 
der  optischen  Achsen  und  auf  der  Platte  gewöhnlich  daran  kenntlich, 
daß  sie  deren  längeren  Seite  parallel  geht)  einen  Winkel  von  45®  mit 
den  Schwingungsrichtungen  der  beiden  Nicols  macht  Dann  wird  durch 
sie  jene  Interferenzfigur  derart  umgestaltet,  daß  die  durch  die  beiden 
Schwingungsrichtungen  der  Nicols  (das  Fadenkreuz)  gebildeten  Qua- 
dranten der  isochromatischen  Kreise  sich  abwechselnd  erweitern  und 
verengern.  Gleichzeitig  bleiben  von  dem  schwarzen  Kreuz  nur  zwei 
schwarze  Punkte  übrig,  die  in  den  erweiterten  Quadranten  liegen 
und  deren  Verbindungslinie  den  Winkel  dieser  Quadranten  halbiert 
Dies  ist  in  zweierlei  Weise  möglich.  Entweder  kann  die  Verbindungs- 
linie der  schwarzen  Punkte  oder  die  Halbierungslinie  der  Quadranten 
mit  den  erweiterten  Eingen  der  Ebene  der  optischen  Achsen  in  der 
^i-Glimm erplatte  parallel  sein,  oder  sie  kann  auf  dieser  Richtung 
senkrecht  stehen.  Im  ersten  Fall  ist  der  zu  untersuchende  Krystall 
negativ,  im  anderen  Fall  ist  er  positiv. 

{Dove,  Pogg.  Ann.  40,  1837,  pag.  457  und  Farbenlehre  1853,  pag.  242;  Bertin, 
Ann.  chim.  phys.  4.  ser.  Bd.  13,  1868;  C.  KUin,  Sitznngsber.  Berlin.  Akad.  1893, 
pag.  221 ;  Rosenbusch,  Physiographie  1, 1892,  3.  Aufl.  pag.  187 ;  Wadsworth,  American 
Geologist.  21,  1898,  pag.  170.) 

Eine  neuerzeit  eingeführte,  in  manchen  Fällen  bequeme  Methode 
bedient  sich  eines  Gipsplättchens  mit  dem  Eot  1.  Ordnung.  Auch  dies 
schiebt  man  über  der  zu  untersuchenden  Krystallplatte  im  Polari- 
sationsinstrument für  konvergentes  Licht  so  ein,  daß  seine  (durch 
ein  Zeichen,  einen  Pfeil  oder  sonst,  kenntlich  gemachte)  Richtung 
der  kleinsten  Elastizität  unter  45®  gegen  die  Nicolhauptschnitte  ge- 
neigt ist.  Dann  wird  die  Interferenzfigur  derart  geändert,  daß  zwei 
gegenüberliegende  Quadranten,  wie  sie  durch  das  Fadenkreuz  resp. 
die  beiden  nun  roten  Balken  der  Interferenzflgur  angegeben  werden, 
in  der  Mitte  blau  (resp.  grün),  die  beiden  zwischenliegenden,  ebenfalls 
in  der  Mitte,  gelb  gefärbt  sind.  Wenn  die  ersten  Ringe  zu  sehen 
sind,  so  wechseln  diese  quadrantenweise,  so  daß  sie  um  die  blauen 
(resp.  grünen)  Quadranten  farbig,  um  die  gelben  schwarz  erscheinen. 
Der  zu  untersuchende  Krystall  ist  +,  wenn  die  Richtung  der  kleinsten 


Zweiachsige  Erystalle.    Im  parallelen  Licht  nnd  ini  Stanroskop.  309 

Elastizität  in  dem  Qipsplättchen  die  blauen  Quadranten  resp.  die 
farbigen  Einge,  er  ist  — ,  wenn  sie  die  gelben  Quadranten  resp.  die 
schwarzen  Ringe  halbiert. 

{RinnCj  Centralhl.  f.  Min.  etc.  1901,  pag.  653.) 

Manche  Mineralien  von  sehr  geringer  Doppelbrechnng,  bei  denen  also  t»  und  e 
sehr  wenig  verschieden  sind,  zeigen  an  einzelnen  Krystallen  -|-)  ui  anderen  —  Doppel- 
hrechnng,  ja  anf  einer  und  derselben  Platte  kann  das  Vorzeichen  der  Doppelbrechung 
wechseln,  namentlich  anch  für  yerschiedene  Farben.   Beispiele :  Apophyllit,  Pennin  etc. 


Zweiaehsige  Krystalle. 

m 

Erystalle  des  rhombischen,  monoklinen  und  triklinen  Systems.  AUe  zu  einem 
und  demselben  System  gehörigen  Erystalle  verhalten  sich  im  wesentlichen  optisch 
gleich,  aber  abweichend  von  den  Ery  stallen  der  anderen  Systeme,  so  daß  man  die 
drei  hierhergehörigen  Erystallsysteme  auf  optischem  Wege  voneinander  unter- 
scheiden kann. 

249.  Im  parallelen  Lieht  und  im  Stanroskop.  Eine  Platte 
senkrecht  zu  einer  optischen  Achse  bleibt  nicht  wie  bei  einem  ein- 
achsigen Krystall  dunkel,  sondern  hell^  verändert  sich  aber  bei  einer 
vollen  Kreisdrehung  des  Präparats  ebenfalls  nicht. 

Dies  ist  die  Folge  der  am  Schluß  von  (224)  angedeuteten  Erscheinung,  daß 
einer  in  der  Richtung  dieser  Achse  sich  fortpflanzenden  Welle  heim  Austritt  aus 
der  Platte  unendlich  viele  Strahlen  entsprechen,  die  auf  dem  Mantel  eines  Ereiscylinders 
liegen  und  von  denen  jeder  eine  andere  Schwingungsrichtung  hesitzt.  Von  diesen 
Strahlen  werden  nur  diejenigen  ausgelöscht,  die  senkrecht  zum  oheren  Nicol  schwingen. 
Die  anderen  gehen  ganz  oder  teilweise  hindurch  und  lassen  die  Platte  hell  erscheinen. 
(Kalkowsky,  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  9,  1884,  pag.  486.) 

Platten  parallel  oder  schief  zu  einer  oder  beiden  optischen  Achsen 
verhalten  sich,  wie  es  (238)  auseinandergesetzt  ist.  Am  bequemsten 
beobachtet  man  derartige  Erscheinungen  an  Spaltungslamellen  von 
Gips  oder  auch  von  Glimmer,  die  ohne  jede  Schwierigkeit  durch 
Spalten  mit  dem  Messer  in  jeder  beliebigen  Dicke  hergestellt 
werden  können.  Das  dort  Angeführte  gilt  in  voller  Allgemeinheit 
für  alle  zweiachsigen  Erystalle  ohne  Ausnahme.  Die  einzelnen 
Krystallsysteme  unterscheiden  sich  aber  voneinander  durch  die  Lage 
der  Auslöschungsrichtungen  gegen  die  krystallographische  Begrenzung 
der  Krystalle.  Diese  Lage  entspricht  auch  hier  wieder  durchaus  der 
Symmetrie  der  Krystalle  (227): 

a.  An  rhombischen  Krystallen  sind  die  Auslöschungsrichtungen 
auf  Pinakoidflächen  stets  den  der  Fläche  parallelen  Krystallachsen 
parallel,  und  zwar  gleichzeitig  für  alle  Farben.  Auf  den  Flächen 
eines  oblongen  Prismas  mit  der  Basis  (Fig.  335)  gehen  also  die  Aus- 
löschungsrichtungen für  alle  Farben  mit  den  Kanten  parallel.  TriflPt 
dies  bei  der  Beobachtung  im  Stanroskop  nicht  zu,  so  ist  der  Krystall 


310 


Zweiachsige  Krystalle  im  Polarisationfliiistramait. 


nicht  rhombisch.  Auf  den  Flächen  der  rhombischen  Prismen  (nebst 
Domen)  stehen  die  Anslöschongsrichtnngen  zu  den  Prismenkanten 
senkrecht  and  sind  mit  diesen  parallel,  ebenfalls  für  alle  Farben 
(Fig.  336).  Ist  dies  nicht  der  Fall,  ergibt  das  Stauroskop  auf  Flächen 
eines  rhombischen  Prismas  die  Aaslöschung  schief  zu  den  Kanten,  so 
kann  das  Prisma  nicht  einem  rhombischen,  es  kann  z.  B.  einem  monoklinen 
Krystall  angehören  (Fig.  338).  Auf  der  Basis  eines  rhombischen 
Prismas  sind  die  Auslöschungsrichtungen  f&r  alle  Farben  den  beiden 
Diagonalen  parallel  (Fig.  336). 

b.  In  monoMifien  Krystallen  findet  auf  Platten  parallel  der 
Symmetrieachse  b  Auslöschung  statt,  wenn  diese  Achse  der  Schwin- 
gungsebene des  einen  Nicols  parallel  ist,  und  zwar  fftr  alle  Farben 
ohne  Ausnahme.  Auf  Platten  senkrecht  zur  Symmetrieachse  6,  dem- 
nach parallel  mit  der  Symmetrieebene,  also  auf  dem  Klinopinakoid 
odSoo  (010)  haben  die  Auslöschungsrichtungen  keine  bestimmte  gesetz- 
mäßige Lage  gegen  die  krystaUographische  Begrenzung  und  sind  dem- 


Fig.  a35. 


Fig.  336. 


Fig.  337. 


Fig.  338. 


nach  auch  für  verschiedene  Farben  etwas  verschieden,  d.  h.  um  einen 
kleinen  Winkel  gegeneinander  geneigt.  Dasselbe  ist  auch  auf  allen 
Prismenflächen  der  Fall.  Auf  einem  oblongen  Prisma  mit  schiefer 
Endfläche  sind  demgemäfi  beispielsweise  die  Auslöschungsverhältnisse 
die  folgenden  (Fig.  337):  Auf  der  Basis  0P(001)  und  auf  der  Quer- 
fläche ooPoo  (100)  ist  eine  der  Auslöschungsrichtungen  parallel  mit  der 
Kante  beider  Flächen,  die  mit  der  Symmetrieachse  b  parallel  ist,  und 
die  beiden  anderen  sind  senkrecht  zu  dieser  Kante  und  liegen  in 
der  Symmetrieebene,  alles  für  sämtliche  Farben.  Auf  dem  Klino- 
pinakoid ooPoo(010)  liegen  die  beiden  Auslöschungsrichtungen  schief 
zu  den  Kanten  in  dieser  Fläche,  und  zwar  für  rotes  Licht  etwas 
anders,  als  für  violettes,  in  rr  und  in  w;  die  Neigung  gegen  diese 
Kanten  (Auslöschungsschiefe)  muB  mit  dem  Stauroskop  ermittelt 
werden.  Auf  den  Flächen  der  rhombischen  Prismen  der  monoklinen 
Krystalle  liegen  die  Auslöschungsrichtungen  schief  zu  der  Kante,  für 
die  verschiedenen  Farben  verschieden,  aber  auf  den  beiden  rechts 
und  links  von  der  Symmetrieebene  liegenden  Prismenflächen  voll- 
kommen symmetrisch    (Fig.  338).     Auf   der  Basis    gehen  die  Aus- 


Im  konyergenten  Licht.    Interferenzkorren. 


311 


löschungsrichtangen  den  beiden  Diagonalen  für  alle  Farben  parallel 
(Fig.  338)  (vergl.  das  Rhomboeder  (Fig.  334  und  (245)). 

c.  In  triklinen  Erystallen  liegen  die  Anslöschnngsrichtungen  auf 
allen  Flächen  schief  zu  den  Kanten,  ungleich  schief  für  die  ver- 
schiedenen Farben  und  ohne  jede  Symmetrie.  Hier  müssen  alle  Be- 
stimmungen von  Auslöschungsrichtungen  mittels  des  Stauroskops  aus- 
geführt werden,  da  irgend  eine  theoretische  Beziehung  zur  natür- 
lichen Begrenzung  der  Erystalle  hier  nicht  mehr  vorhanden  ist. 

250.  Im  konvergenten  Licht.  Eine  Platte  senkrecht  zu  einer 
optischen  Achse  gibt  eine  Interferenzflgur,  welche  der  von  einachsigen 
Krystallen  ähnlich  ist.  Die  chromatischen  Ringe  sind  aber  hier  nicht 
Kreise,  sondern  ellipsen  ähnliche  Figuren,  und  das  schwarze  Kreuz  ist 
auf  einen  schwarzen  Balken  reduziert. 

Viel  wichtiger  sind  die  Interferenzfiguren  von  senkrecht  gur  1.  Mittel- 
linie geschliflFenen  Platten.  Es  entstehen  hier  bei  homogener  Beleuchtung 
abwechselnd  helle  und  dunkle  Lemniskaten  (Fig.  339, 340),  in  deren  Polen 
(oder  Augpunkten)  0^  und  0^  die  optischen  Achsen  und  in  deren  Mitte 


Pig.  339. 


Fig.  340. 


C  die  Mittellinie  die  Ebene  der  Platte  treffen,  so  daß  die  Linie  0^0^ 
die  Spur  der  Ebene  der  optischen  Achsen  auf  der  Platte  darstellt 
und  deren  Richtung  angibt  Für  jede  Farbe  sind  die  Lemniskaten 
symmetrisch  zu  0^  0,  und  zu  der  im  Centrum  C  darauf  Senkrechten 
(in  Fig.  339  P^P^.  Bei  einer  Drehung  der  Krystallplatte  ändern 
sich  diese  Figuren  nicht,  sie  nehmen  nur  jeweilig  andere  Stellungen 
zum  Fadenkreuz  P^P^  ein.  Die  Entfernung  0^0^  ist  von  der  Dieke  der 
Platte  etc.  ganz  unabhängig;  sie  ist  nur  bestimmt  durch  den  Winkel 
der  optischen  Achsen.  Je  größer  dieser  ist,  was  von  einer  Substanz 
zur  anderen  wechselt,  desto  größer  ist  die  Entfernung  0^0^  und  um- 
gekehrt Wie  der  Achsenwinkel,  so  ändert  sich  auch  die  letztere 
etwas  mit  der  Farbe  (226.  226).  Je  nachdem  ^>t;  oder  ^<v  ist, 
ist  0^0,  für  rotes  oder  für  violettes  Licht  größer.  An  Krystallen 
mit  starker  Dispersion  der  optischen  Achsen  kann  man  dies  unmittel- 
bar sehen,  wenn  man  die  Interferenzflgur  nacheinander  durch  ein 
rotes  und  ein  violettes  (blaues)  Glas  betrachtet  (z.  B.  beim  Titanit). 


312  Zweiachsige  Krystalle  im  Polarisationsinstrnment. 

Auch  sonst  zeigen  die  Lemniskaten  auf  derselben  Platte  für  ver- 
schiedene Farben  kleine  Verschiedenheiten  in  der  Form  und  im 
allgemeinen  auch  in  der  Lage;  sie  sind  für  rotes  Licht  etwas  weiter, 
als  für  blaues. 

Neben  den  Lemniskaten  ist  aber  in  dieser  Interferenzflgur  stets 
noch  etwas  weiteres  vorhanden.  Ist  zunächst  die  Platte  so  in  das 
Polarisationsinstrument  gelegt,  daß  die  Achsenebene  O^^O^  mit  der 
Polarisationsebene  des  einen  Nicols  (dem  einen  Kreuzfaden),  z.  B.  P^P^ 
zusammenfällt  (Fig.  339)  und  auf  dem  anderen  Kreuzfaden  P2P2  senk- 
recht steht  (0  **- Stellung,  Parallel-  oder  Normalstellung,  -|- -Stellung), 
dann  sind  die  Lemniskaten  von  einem  schwarzen  Kreuz  durchzogen, 
dessen  beide  Balken  sich  in  der  Mitte  C  in  den  Eichtungen  P^P^  und 
P2P2  durchschneiden.  Dreht  man  nun  die  Platte  auf  dem  Objekt- 
tisch, also  um  C,  so  öffnet  sich  das  Kreuz,  und  wenn  die  Achsenebene 
0^0^  mit  den  beiden  Polarisationsebenen  des  Instruments  Winkel  von 
45^  einschließt  (45^-Stellung  oder  Diagonalstellung,  X- Stellung),  dann 
hat  sich  das  Kreuz  allmählich  in  eine  schwarze  Hyperbel  verwandelt 
(Fig.  340),  deren  Scheitelpunkte  in  den  Lemniskatenpolen  0^  und  0, 
liegen  und  zu  der  P^Pi  und  P^P^  die  Asymptoten  sind.  Bei  dieser 
Stellung  wird  die  Lage  der  optischen  Achsen  somit  genau  durch  die 
beiden  Scheitelpunkte  der  Hyperbel  angegeben.  Bei  einer  Drehung 
der  Platte  um  360  ^  hat  man  bei  vier  um  je  90  ®  voneinander  ent- 
fernten Stellungen  das  schwarze  Kreuz,  bei  vier  zwischenliegenden, 
die  mit  den  ersteren  Winkel  von  45^  einschließen,  die  Hyperbel, 
jedesmal  mit  ganz  allmählichem  Übergang. 

Im  weißen  Licht  sind  alle  Lemniskaten  farbig,  keine  ist  mehr 
schwarz.  Es  sind  dieselben  Farben,  die  auch  im  Quarzkeil  und  in 
der  Interferenzfigur  der  einachsigen  Krystalle  auftreten,  jedoch  in 
anderer  Anordnung.  Die  Verteilung  derselben  ist  das  Resultat  der 
Übereinanderlagerung  und  des  Zusammenwirkens  der  Interferenzkurven 
für  die  verschiedenen  einzelnen  Farben  auf  derselben  Platte.  Sie  ist 
im  allgemeinen  nicht  mehr  symmetrisch  nach  0^0^  oder  P^P^  und  PgPj, 
wie  im  homogenen  Licht,  sondern  sie  richtet  sich  genau  nach  der  Sym- 
metrie des  Krystalls,  so  daß  eine  krystallographische  Symmetrieebene, 
welche  über  die  zur  Mittellinie  senkrechte  Platte  hinzieht,  auch  eine 
Symmetrierichtung  für  die  Verteilung  der  Interferenzfarben  auf  dieser 
Platte  bildet.  Auf  beiden  Seiten  derselben  kehren  die  gleichen  Farben 
in  übereinstimmender  Weise  wieder.  Hierin  zeigen  sich  demnach  eben- 
falls charakteristische  Unterschiede  bei  den  Krystallen  der  zwei- 
achsigen Krystallsysteme,  die  daran,  wie  wir  unten  (251)  sehen 
werden,  erkannt  werden  können.  Diese  Farbenverteilung  ist  eine 
Folge  der  Dispersion  der  Elastizitätsachsen,  speziell  der  Mittellinien, 
und  der  optischen  Achsen  (226,  227). 


Interferenzknryen.    Dispersion  der  optischen  Achsen.  313 

In  jeder  einzelnen  Substanz  sind  die  Ringe  der  Lemniskaten  nm  so  eng^er,  je 
dicker  die  Platte,  im  weißen  sowohl  wie  im  homogenen  Licht.  Bei  gleicher  Dicke 
von  Platten  yerschiedener  Substanzen  sind  die  Ringe  nm  so  enger,  je  st<ärker  die 
Doppelbrechung.  Dies  gibt  ein  Mittel  an  die  Hand,  um  auch  bei  zweiachsigen 
Krystallen  die  Stärke  der  Doppelbrechung  annähernd  in  derselben  Weise  zu  benr- 
teilen,  wie  wir  es  oben  bei  den  einachsigen  kennen  gelernt  haben  (246).  Nur  wenn 
die  Kurven  sehr  eng  gedrängt  sind,  treten  die  getrennten  Ringe  um  Oi  und  0,  auf. 
Werden  sie  weiter,  so  verschwinden  zuerst  diese,  dann  die  oo- förmigen  und  man 
hat  nur  Farbenstreifen,  die  bei  P«  eine  Einschnürung  zeigen,  wie  die  äußerste  Kurve 
in  Fig.  339  und  340.  Ist  die  Dicke  resp.  die  Doppelbrechung  noch  geringer,  dann 
hat  man  nur  noch  Ringe  von  ellipsenähnlicher  (Gestalt  ohne  jene  Einschnürung. 
Gleichzeitig  mit  dem  Weiterwerden  der  Kurven  nimmt  auch  ihre  Zahl  immer  mehr 
ab  und  schließlich  ist  das  ganze  Sehfeld  ziemlich  gleichmäßig  gefärbt.  Man  sieht  gar 
keine  bestimmt  abgegränzten  Lemniskaten  mehr  und  es  erscheint  nur  noch  das 
schwarze  Kreuz,  das  sich  beim  Drehen  in  die  Hyperbel  verwandelt  und  umgekehrt, 
beide  zusammen  den  charakteristischsten  Teil  der  Interferenzfignr  zweiachsiger 
Krystalle  bildend. 

Infolge  der  Dispersion  der  optischen  Achsen  sind  die  Hyperbeln  im 
weißen  Licht  auch  nicht  mehr  ganz  schwarz,  sondern  mit  roten  und 
blauen  Säumen  versehen.  Ist  der  innere  Saum  rot  und  der  äußere 
blau,  so  ist  q^v,  ist  dagegen  der  äußere  Saum  rot,  der  innere  blau, 
so  ist  ß<i;  (226). 

Ist  nämlich  in  Fig.  341  RR  die  schwarze  Hyperbel  für  rotes  (ausgezogen),  VV 
für  violettes  (oder  blaues)  Licht  (gestrichelt),  so  ist  in  dieser  Figur  das  Verhältoig 
(>  >  V  dargestellt.    Wendet  man  gleichzeitig  rotes  und  violettes  ^^^ 

(oder  auch  weißes)  Licht  an,  so  ist  auf  beiden  Seiten  von  c  \\}^ 
zwischen  den  inneren  Linien  R  luid  V  jedenfalls  Dunkelheit,  denn 
hier  liegt  sowohl  ein  Teil  der  dunkeln  Hyperbel  für  rotes,  als 
auch  fttr  blaues  Licht.  Nach  innen  geht  nur  noch  die  Hyperbel 
f&r  Violett  bis  r,  hier  ist  also  Violett  (Blau)  ausgelöscht,  also 
muß   hier   ein    roter   Saum   entstehen.     Nach  außen  geht  nur  p-     ^^  ' 

die  Hyperbel  fttr  Rot  noch  bis  b.  Hier  ist  also  Rot  im  Mini- 
mum, somit  muß  hier  ein  blauer  Saum  entstehen ;  denn  jenseits  der  äußeren  Linie  V 
ist  Violett  (Blau)  ungeschwächt,  wie  Rot  jenseits  der  inneren  Linie  R.  Bei  sehr 
starker  Dispersion  der  optischen  Achsen  (z.  B.  beim  Titanit)  fallen  die  schwarzen 
Hyperbeln  fttr  Rot  und  Blau  gar  nicht  mehr  oder  kaum  übereinander.  Die  Folge  ist, 
daß  im  weißen  Licht  die  Hyperbel  gar  keine  schwarze  Mitte  mehr  hat,  sondern 
durchweg  gefärbt  ist,  der  rote  Rand  schließt  sich  unmittelbar  an  den  blauen  an. 
Ist  der  Achaenwinkel  zu  groß,  so  faUeu  die  Augpnnkte  der  Lemniskaten  mit  der 
Hyperbel  über  das  Sehfeld  des  Instruments  hinaus. 

Auch  auf  Platten  senkrecht  zur  2.  Mittellinie  entstehen  solche  Interferenzfiguren. 
An  einer  solchen  ist  aber  selbstverständlich  (»  <  v,  wenn  an  der  1.  Mittellinie  (>  >  v 
ist  und  umgekehrt.  Diese  Interferenzfiguren  um  die  2.  Mittellinie  sind  aber  meist 
nicht  ohne  weiteres  sichtbar,  da  infolge  zu  schiefen  Auffallens  der  in  der  Richtung  der 
Achsen  verlaufenden  Strahlen  auf  die  Plattenfläche  Totalreflexion  eintritt.  Die 
ErystaUplatte  muß  dann  zur  Beobachtung  in  eine  stark  lichtbrechende  Flüssigkeit 
eingetaucht  werden  (vergl.  252),  was  übrigens  auch  bei  Platten  senkrecht  zur  ersten 
Mittellinie  notwendig  oder  erwünscht  sein  kann,  wenn  der  Achsen winkel  zu  groß  ist. 

Ähnliche  Erscheinungen  als  die  eben  beschriebenen  erblickt  man  in  manchen 
Krystallen  beim  Hindurchsehen  mit  bloßem  Auge  in  bestimmten  Richtungen,  ohne 


314 


Zweiachsige  Erystalle  im  Polarisationsinstrnment. 


Anwendung  eines  Polarisationsinstrnments.  Man  nennt  solche  Erystalle  idiocydophan. 
{Bertin,  Ztschr.  Kryst.  Bd.  III,  1879,  449.)  Hierher  gehören  gewisse  (nicht  alle) 
Krystalle  von  Aragonit,  Epidot  etc. 

(Abhüdungen  siehe  Hanswaldt  (246)). 

251.  Interferenzflguren  bei  den  einzelnen  Erystallsystenien. 

Für  die  einzelnen  Krystallsysteme  gilt  nun  bezüglich  der  Interferenz- 
figuren im  weißen  Licht  und  der  Symmetrie  der  Farbenverteilung  in 
denselben  unter  Berücksichtigung  der  in  (227)  auseinandergesetzten 
Verhältnisse  der  Dispersion  das  Folgende. 

1.  Rhombische  Krystalle.  In  rhombischen  Krystallen  ist  die  1.  Mittel- 
linie einer  dei*  drei  Krystallachsen  parallel.  Die  zu  dieser  senkrechte 
Platte,  auf  der  man  die  Interferenzfigur  beobachtet,  ist  somit  für  alle 
Farben  stets  ganz  gleich  gerichtet  und  wird  von  den  beiden  Flächen 
des  einen  der  drei  Pinakoide  begrenzt.  In  ihr  liegen  die  beiden  an- 
deren Elastizitätsachsen,  die  nicht  1.  Mittellinie  sind,  8E  und  S^E^ 
{Fig.  342 — ^344),  in  der  Richtung  der  beiden  anderen  Krystallachsen 


P  5(100)  E 

Fig!  344. 


Fig.  342.  Fig.  343. 

(Symmetrieebenen)  und  zwar 
ebenfalls  wieder  für  alle  Farben 
gleich.  Zu  SE  und  S^E"^  sind 
alle  Interferenzkurven,  R  für 
rotes  und  F  für  violettes  Licht 
und  alle  zwischenliegenden  für 
intermediäre  Lichtsorteu  sym- 
metrisch (Fig.  344)  und  für  alle  Lichtsorten  ist  auch  das  Centrum  G 
(Fig.  339)  konstant  dasselbe,  die  Lemniskaten  sind  aber  in  dem  in  Fig.  344 
vorliegenden  Beispiel,  wo  ^  >  v,  für  Rot  etwas  länger,  als  für  Violett 
Notwendig  müssen  daher  auch  die  Interferenzkurven  für  weißes  Licht 
in  Bezug  auf  die  Farbenverteilung  symmetrisch  sein  nach  SE  und 
8^E^  und  ihr  gemeinsames  Centrum  muß  wieder  in  C  liegen,  wie  für 
die  einzelnen  Farben,  alles  für  die  Normalstellung  (Fig.  342),  sowohl 
als  für  die  Diagonalstellung  (Fig.  343),  (wo  beidemale  gleiche  Schraf- 
fierung die  gleiche  Farbe  andeuten  soll).  Diese  nach  zwei  aufeinander 
senkrechten  Richtungen  symmetrische  Verteilung  der  Farben  der 
Interferenzfigur  im  weißen   Licht  auf  einer  Platte   senkrecht   zur 


InterferenzÖgiireii  bei  den  nncelnen  Erjst&Ufljstemen.  315 

1.  Mittallinie  ist  chara^eristisch  fUr  rhombische  Krystalle.  Findet  sie 
Bicbt  statt,  ist  nicht  ein  Ang:e  der  Lemniskateu  genau  ebenso  geßlrbt 
wie  das  andere  und  jedes  einzelne  vom  ebenso  wie  hinten,  dann  ist 
der  Krystall  gewiß  nicht  rhombisch. 

Bei  EiyBtalleii,  bei  denen  die  Ebene  der  optischen  Achsen  fOr  Hot  senkrecht  ist 
aaf  4er  fflr  Violett,  entstehen  noch  8E  nnd  S'E^  symmetriMshe  Inteiferenzflgnren  von 
besonderer  Form,  an  deoen  sich  diese  st»TkB  Dispersion  der  optischen  Achsen  er- 
kennen I&Üt  (e.  B.  beim  Brookit  (226)).  Ähnliches  kann  natHrlicb  anch  bei  mono- 
klinen  nnd  trUdinen  Erjstallen  vorkommen. 

2.  Monokline  Krystalle.  Bei  monoklinen  KrystalUn  sind  die  zur 
1.  Mittellinie  normalen  Platten,  auf  welchen  man  die  Interferenzfiguren 
.  beobachtet,  entweder  parallel  oder  senkrecht  zur  Symmetrieebene 
(senkrecht  oder  parallel  zur  Symmetrieachse). 

a)  Bei  Krystallen  mit  geneigter  Dispersion,  wo  die  optischen  Achsen, 
also  auch  die  Mittellinien,  in  der  Symmetrieebene  liegen  ({227),  Fig.  328), 
muß  die  Platte  senkrecht  zur  Symmetrieebene  sein.  Sie  ist  aber  nicht 
ffir  alle  Farben  genau  senkrecht  zur  1.  Mittellinie,  da  diese  für  die  ver- 
schiedenen Farben  eine  etwas  verschiedene  Lage  OZr  und  OZ,  hat. 
Von  den  Interferenzlemniskaten  liegen  die  beiden  Pole  Oi  und  0, 
(Fig.  339,  340)  in  der  Symmetrieebene  des  Krystalls,  welche  in  der 
Richtung  SE  (Fig.  345—347)  verläuft    R  (Fig.  345)  sind  die  Lemnis- 


Pig.  345.  Fig.  346.  K?-  B47. 

katen  far  rotes,  V  für  violettes  Licht;  Zr  und  Z,  sind  die  Punkte, 
wo  die  zugehörigen  Mittellinien  die  Flftche  dei-  Platte  treffen.  Die 
Lemniskaten  für  die  verschiedenen  Farben  sind  längs  der  Symmetrie- 
ebene SE  etwas  gegeneinander  verschoben,  aber  SE  bleibt  Symme- 
trieebene fär  die  Gresamtheit  alier,  dagegen  ist  diese  Gresamtheit  nun 
nicht  mehr  symmetrisch  zu  der  anf  SE  senkrechten  Richtung,  wie  es 
die  Lemniakate  för  jede  einzelne  Farbe  ist.  In  der  Interferenzflgur 
ffir  weißes  Licht  liegen  somit  die  beiden  Pole  ebenfalls  in  der  Sym- 
metrieebene. Sie  wird  von  dieser  längs  SE  in  zwei  gleiche  Teile 
geteilt,  wahrend  Symmetrie  nach  einer  auf  SE  senkrechten  Richtung, 


316 


Zweiachsige  Erystalle  im  Polarisationsinstrnment 


wie  im  rhombischen  System,  entsprechend  den  krystallographischen 
Symmetrieverhältnissen  nicht  mehr  existiert.  Jedes  Lemniskatenauge 
ist  rechts  gefärbt  wie  links,  aber  das  eine  ist  vom  anderen  verschieden 
(Fig.  346,  347).  Diese  Farbenverteilung  in  der  Interferenzflgur  im 
weißen  Licht  ist  charakteristisch  fär  die  geneigte  Dispersion.  Wo 
sie  auftritt,  weiß  man,  daß  der  Krystall  monoklin  ist  und  daß  seine 
optischen  Achsen  in  der  Symmetrieebene  liegen. 

b)  Bei  der  horiaontdlen  Dispersion  ((227),  Fig.  329),  bei  der  die  Ebene 
der  optischen  Achsen  senkrecht  zur  Symmetrieebene  ist  und  die  I.Mittel- 
linie in  dieser  liegt,  muß  die  Krystallplatte  gleichfalls  senkrecht  zur 
Symmetrieebene  sein.  Auch  in  diesem  Fall  kann  sie  wegen  der  Dis- 
persion der  Mittellinien  nur  fiir  eine  bestimmte  Farbe  auf  der  1.  Mittel- 
linie genau  senkrecht  st^.hen;  für  alle  anderen  Farben  ist  dies  nur 
annähernd  der  Fall.  8E  (Fig.  348)  ist  die  Richtung  der  Symmetrie- 
ebene des  Krystalls ;  dann  tritt  für  jede  Farbe  in  gleicher  Entfernung 
rechts  und  links  von  ihr  je  eine  Achse  aus,  so  daß  die  Verbindungs- 
linie der  Lemniskatenpole  auf  SE  senkrecht  steht.    B  sind  die  Lemnis- 


8 
8 


oP(ooi) 

s 

^l- 

fefa 

mP«QieB 

ü?(uun     K 
Fig.  348. 


s 
% 


Fig.  360. 


katen  für  rotes,  V  die  für  violettes  Licht.  Beide  sind  in  der  an- 
gegebenen Weise  gegen  8E  gelegen,  aber  in  dieser  Richtung  etwas 
gegeneinander  verschoben,  so  daß  Zr  und  Z„  die  den  beiden  Mittel- 
linien für  Rot  uud  Violett  entsprechenden  Punkte  sind.  Im  weißen 
Licht  wird  dann  eine  Interferenzfigur  entstehen,  wie  sie  in  Fig.  349 
und  350  dargestellt  ist.  Die  beiden  Augen  liegen  rechts  und  links 
in  gleicher  Entfernung  von  SE  und  sind  einander  gleich,  aber  vorn 
gegen  E  ist  die  Färbung  anders,  als  hinten  gegen  S.  Dies  ist  der 
Charakter  der  Interferenzfiguren  für  die  horizontale  Dispersion.  Wenn 
eine  Krystallplatte  eine  solche  Farbenverteilung  zeigt,  dann  ist  die 
Substanz  monoklin;  die  Achsenebene  ist  senkrecht  zur  Symmetrie- 
ebene und  die  Mittellinie  liegt  in  dieser. 

c)  Bei  der  gehreuzten  Dispersion  ((227),  Fig.  330),  wo  die  optische 
Achsenebene,  ebenso  aber  auch  die  1.  Mittellinie  senkrecht  zur  Symme- 
trieebene ist,  hat  die  Mittellinie  für  alle  Farben  dieselbe  Lage  parallel 
zur  Symmetrieachse.  Die  Platte,  auf  der  man  die  Interferenzkurven 
beobachtet,  muß  also  der  Symmetrieebene  (dem  Klinopinakoid)  parallel 
gehen;   sie  ist  hier  für  alle  Farben  zur  1.  Mittellinie  streng  normal 


Interferenzfigaren  bei  den  einzelnen  Erystallsytemen.  Größe  des  Achsen  winkeis.    317 


Die  Interferenzkurven  für  Eot  liegen  in  R  (Fig.  351),  die  fftr  "Violett, 
um  einen  kleinen  Winkel  dagegen  verdreht,  in  F.  Die  diesen  beiden 
nnd  allen  anderen  Farben  gemeinsame  1.  Mittellinie  projiziert  sich  in 
Z,  dem  gemeinsamen  Mittelpunkt  aller  dieser  Lemniskaten,  in  dem 
sich  bei  der  Normalstellnng  die  beiden  schwarzen  Balken  schneiden. 
Z  ist  also  auch  der  Mittelpunkt  der  Interferenzflgur  für  weißes  Licht, 
die  sich  hier  aber  nicht  mehr  durch  eine  Linie  symmetrisch  teilen 


Fig.  351. 


Kg.  352. 


Fig.  863. 


läßt,  ebensowenig  wie  das  Elinopinakoid,  auf  dem  sie  liegt.  Es  ist 
nur  noch  ein  Symmetriecentrum  bei  Z  vorhanden  und  die  Farben  sind 
so  verteilt,  daß  jeder  durch  Z  gehende  Durchmesser  an  beiden  Enden, 
überhaupt  an  allen  gleich  weit  von  Z  entfernten  Punkten,  gleich  ge- 
färbt erscheint  (antimetrische  Farbenverteilung,  Fig.  352  und  353). 
Dies  ist  das  charakteristische  Merkmal  der  gekreuzten  Dispersion. 
Zeigt  eine  Erystallplatte  diese  Farbenverteilung,  dann  ist  die  Substanz 
monoklin,  die  optischen  Achsen  haben  die  erwähnte  Lage  und  die 
Platte  entspricht  dem  Klinopinakoid. 

3.  Trikline  Erystalle,  Bei  ^nÄ^iw^nZrys^aZten  ist  die  Farben  verteilung 
ganz  unregelmäßig,  aber  insofern  charakteristisch,  als  hier  das  eine 
Auge  der  Lemniskaten  die  eine,  das  andere  eine  zweite  Art  von 
Dispersion  zeigen  kann,  wie  sie  bei  monoklinen  Krystallen,  hier  aber 
stets  für  beide  Augen  gleich,  beobachtet  werden. 

Ausdrücklich  sei  zum  Schlnß  noch  einmal  hervorgehoben,  daß  in  Beziehung 
anf  die  Interferenzfignren  sich  aUe  Erystalle  eines  Systems  in  der  angegebenen  Weise 
gleich  verhalten  ohne  Eücksicht  anf  die  Zugehörigkeit  zu  der  vollflächigen  oder  zu 
einer  hemiedrischen  Klasse.  Die  Symmetrie  der  ^terferenzfiguren  wird  aber  jeder- 
zeit durch  die  voUflächige  Symmetrie  des  betreffenden  Systems  bestimmt. 

252.  Große  des  Aehsenwinkels.  Da  in  dem  Interferenzbild 
zweiachsiger  Krystalle  bei  der  45^-Stellung  die  Scheitel  der  Hyperbel 
die  Orte  angeben,  wo  die  optischen  Achsen  eine  zur  Mittellinie  senk- 
rechte Erystallplatte  verlassen,  so  kann  man  eine  solche  auch  zur 
Bestimmung  des  Winkels  der  optischen  Achsen  benützen.  Man  be- 
festigt die  Platte  so  an  einem  Teilkreis,  daß  dieser  der  Ebene  der 
optischen  Achsen  parallel  ist,  und  läßt  die  Platte  um  eine  zu  letzterer 


318  Zweiachsige  Erystalle  im  Polarisationsinstrament. 

senkrechten,  also  der  optischen  Normale  parallelen  Achse  sich  drehen, 
welche  durch  den  Mittelpunkt  des  Teilkreises  geht.  Alsdann  stellt 
man  erst  den  einen  Scheitel  der  Hyperbel  anf  das  Fadenkreuz  eines 
zum  l^eilkreis  parallelen  und  senkrecht  auf  die  Drehachse  gerichteten 
Fernrohrs  ein,  dreht  den  Erystall  um  jene  Achse,  bis  der  zweite 
Scheitel  mit  dem  Fadenkreuz  koinzidiert,  und  liest  den  Winkel,  um 
den  man  drehen  mußte,  am  Teilkreis  ab.  Dies  ist  dann  der  schewibcsire 
Winkel  der  optischen  Achsen  in  Luft,  der  =  2  JS  ist,  wenn  E  den 
Winkel  einer  optischen  Achse  mit  der  ersten  Mittellinie  bezeichnet. 
Der  wahre  oder  innere  Achsenwinkel  kann  daraus  leicht  berechnet 
werden,  wenn  der  mittlere  Brechungskoeffizient  des  Erystalls  be- 
kannt ist. 

Wenn  man  einen  Hyperbelscheitel  auf  das  Fadenkreuz  einstellt, 
so  visiert  man  nämlich  nicht  in  der  Richtung  o^m^  und  o^nty  der 
optischen  Achsen  (Fig.  354,  die  einen  Schnitt  durch  die  Platte 
^  parallel  mit  der  Ebene  der  optischen  Achsen  darstellt), 

^  ^       sondern  in  den  Eichtungen  o^o^  und  o^d^^  in  denen  die 
längs  der  optischen  Achsen  m^o^  und  m^o^  den  Erystall 
durchziehenden  Strahlen  diesen  infolge  der  Brechung  an 
«.     «. .  der  Austrittsfläche  o.  o*  der  Platte  verlassen.  Man  mißt 

^  ■      '  somit  nicht  den  wahren  Achsen winkel  o^  m^  o  ^  =  2  F«,  son- 

dern den  scheinbaren  o^Ko^  =  2E.   Da  die  Wellen  in  der  Richtung  der 

Achsen  mo^  und  mo^  sich  mit  der  mittleren  Geschwindigkeit  b=-3^  im 

ß 
KrystaU  bewegen  (224),  ihnen  also  der  mittlere  Brechungskoefflzient  ß  zu- 

kommt,  so  ist :  ~ ^t» «^ ä  od^  :stnfn.o^P= .    Es  ist  aber 

No^o^  der  halbe  scheinbare  Achsenwinkel  E,  m^o^P  der  halbe  wahre 
Achsenwinkel  F«,  d.  h.  der  Winkel,  den  eine  optische  Achse  im 
Innern  des  Krystalls  mit  der  1.  Mittellinie  macht.  Man  erhält  somit 
den  letzteren   aus  dem  gemessenen   scheinbaren  nach  der  Formel: 

sin  Va  =  —3 — .     Bei  +Krystallen  ist:    F«  =  v,   bei  — Krystallen: 

Va  =  90«  —  v  (vergl.  225). 

Je  größer  der  spitze  Achsenwinkel  2Va  ist,  desto  größer  ist  aach  der  Einfalls- 
winkel, nnter  welchem  eine  in  der  Bichtung  einer  Achse  WiO*  sich  bewegende  Welle 
die  Fläche  o^Oi  des  Plättchens  trifft.  Bei  manchen  Mineralien  nnd  namentlich  in  der 
Tnterferenzfigur  nm  die  2.  Mittellinie  ist  dieser  Winkel  oft  so  groß  (225),  daß  totale  Be- 
flexion  eintritt.  Die  Strahlen  parallel  den  optischen  Achsen  können  dann  den  Krystall 
nicht  verlassen,  sondern  werden  nach  innen  earilckgeworfen.  Unter  solchen  Um- 
ständen kommt  das  Interferenzbild  nicht  zu  Stande,  und  der  Achsenwinkel  kann 
nicht  gemessen  werden.  In  diesem  Fall  taucht  man  das  Krystallplättchen  in  eine 
Flüssigkeit,  etwa  in  Ol,  Monobromnaphtalin,  Methyleigodid  etc.,  in  welche  die 
Strahlen  nun  austreten,  so  daß  jetzt  das  Interferenzbild  entstehen  kann.  Beim  Aus- 
tritt des  Lichts  in  Öl  etc.  findet  keine  so  starke  Brechung  statt,  wie  in  Luft;  der 


OrOße  und  Hessimg  des  ÄchsenwinkeU.  319 

Bcheinbare  Winkel  der  optischeD  Achsen  in  Öl  iHa  ist  tilso  kleiner  als  2E.    Ist  n 

der  Brechnnffakoeffizient  des  Öls,  so  ist:  ~. — ir-  =  '^  °<^Br:  «in  Va=—   sin  Sa; 

sm  IIa       ß  p 

auch  hat  man :  sin  £  —  n  sin  Sa. 

Hat  man  eine  Platte  sentrecht  <nr  2.  Hittellinie,  so  sieht  msji  auf  ihr,  aller- 
dinge der  QrSQe  des  stumpfen  Achsenwinkels  2Vo  wegen  meist  nur  im  Ol,  ebenfalls 
ein  Interferenilnld  nnd  kann  den  dem  Winkel  2Fo  entsprechenden  Bcheinbaran 
Winkel  in  Öl  2Ho  meuen  und  daraus  jenen  wahren  stumpfen  Achsenwinkel  2Fo 
berechnen,  welcher  das  Supplement  Ton  8 Fa  ist,  so  äaä:  fo  ^  90'  —  Va.    Man  hat 

io  diesem  Fall :  — — 5^=  -ji  *1^'  ««  Vo=^  -^  sin  Ho.  Ferner  ist,  wenn  2Eo  der 
scheinbare  Acheenwinkd  in  Luft  an  der  sweiten  Hittallinie  ist :  »in  Eo  =  ß  n'n  Vo. 

Da  nnn  ain  Vo  =  cos  Ya,  so  hat  man  nach  der  obigen  Formel :  (0  Fa  =    .  —f^. 
'  "  nn  So 

Han  erhtUt  also  ohne  Kenntnis  von  ^den  spitzen  wahren  Achsenwinkel  Ya,  wenn  mau  die 
scheinbaren  Achsenwinkel  Ho  nnd  Sa  in  Öl  an  der  1.  nnd  an  der  2.  Hittellinie  mlOt, 
woen  Bwei  planparallele  Platten  senkrecht  m  je  einer  der  beiden  Hittellinien  nStig  sind. 
Solche  Beobachtungen  ergeben  aber  anch  den  Wert  von  ß\  denn  es  ist;  «in  Ya^^ 

— - — ,  also:  ß=^—. — -p  ,  wobei  man  E  direkt  beobachten  und  Ya  ans  dem  obigen 
Anfdrocke  fflr  tg  Ya  berechnen  kann.  Aber  auch  der  Wert  für  n  ergibt  sich  ans 
diesen  Winkeln.  Es  ist  nach  obiger  Formel;  »  =^  .  -^-;  man  hat  also  den  Achsen- 
winkel auf  einer  Platte  erst  in  der  Lnft,  2E,  sodanit  in  öl,  iSa,  jedesmal  an  iet 
1.  HittelUnie  xa  messen. 


Fig.  'Abb. 

353.    Hewang  des  Aohsenwlnkels.     Die  Uessnng  des  scheinbaren  Achsen- 

winkele  bewerkstelligt  man  anf  folgende  Weise:  Hau  bringt  die  beiden  RShren  f 

nnd  r  des  PolaiisationBinstraments  fllr  konvergentes  Licht  (Fig.  331)  in  die  beiden 

HSlsen  A  und  A'  (Fig.  366),  so  daß  die  Achse  der  einen  genau  in  die  der  anderen 


320  Zweiachsige  Krystalle  im  Polarisationsinstniinent. 

fällt  und  daß  diese  Achsen  dem  horizontalen  Teilkreis  K  parallel  nnd  in  der  Bich- 
tnng  eines  Durchmessers  desselben  gehen.  Der  Teilkreis  ist  centrisch  durchbohrt 
durch  den  Konus  B^  an  welchem  sich  rechts  der  Arm  D  mit  dem  Nonius  befindet, 
welchen  man  mittels  des  Knopfes  rechts  von  D  herumdrehen,  auch  am  Teilkreis  fest- 
klemmen kann.  Der  Konus  B  ist  wieder  centrisch  durchbohrt  durch  den  hohlen 
Konus  E^  den  man  mittels  der  Schraube  e  an  £  festklemmen  kann,  und  welcher 
unten  die  Scheibe  F  trägt,  in  der  sich  die  kleinere  Scheibe  f  horizontal  hin  und  her 
schieben  läßt.  Durch  f  geht  die  Achse  G^  welche  sich  in  f  auf  und  ab  schieben  und 
drehen  und  mittels  der  Schraube  y  festklemmen  läßt.  G  trägt  unten  die  Kugel- 
schale J?,  in  welcher  sich  eine  kleinere  Kugelschale  verschieben  läßt.  An  dieser 
letzteren  ist  eine  federnde  Zange  befestigt,  welche  die  Krjstallplatte  p  so  faßt,  daß 
ihre  Flächen  der  Achse  G  parallel  sind.  Die  zur  Mittellinie  senkrechte  Platte  p  muß 
nun  so  in  den  Apparat  gebracht  werden,  daß  sie  vertikal  und  die  Ebene  der  op- 
tischen Achsen  horizontal  ist.  Dies  wird  mit  der  als  Justiervorrichtung  dienenden 
Kugelschale  ü  bewerkstelligt;  der  Krystall  ist  dann  um  seine  zur  Achsenebene  senk- 
rechte optische  Normale  drehbar,  und  die  Achsenebene  bleibt  bei  der  Drehung  hori- 
zontal. Sodann  muß  die  Platte  p  in  den  Mittelpunkt  des  Teilkreises  K  gerückt  werden, 
wad  mittels  der  als  Centriervorrichtung  dienenden  Scheiben  F  und  f  geschieht.  Sind 
nun  die  Nicols  in  w  und  f  so  gekreuzt,  daß  die  Schwingongsebene  eines  jeden  mit 
dem  Horizont  45®  macht,  dann  erhält  mau  in  der  Krjstallplatte  horizontal  liegende 
Lemniskaten  mit  der  Hyperbel.  Man  kann  jetzt  den  ersten  Hyperbelast  auf  den 
Vertikalfaden  des  Okulars  einstellen,  sodann  den  Krystall  mit  dem  Arm  D  solange 
drehen,  bis  der  zweite  Hyperbelast  von  dem  Vertikalfaden  berührt  wird,  und 
dann  den  Winkel  ablesen;  derselbe  ist  gleich  dem  gesuchten  scheinbaren  Achsen- 
winkel 2E.  Dabei  ist  die  Beleuchtungsröhre  f  mit  dem  polarisierenden  Nicol  nach 
dem  hellen  Himmel  gekehrt,  oder  mit  weißem  oder  homogenem  Licht  erleuchtet. 
Die  Linsen  o  und  n  werden  der  Platte  zur  Erzielung  eines  großen  Sehfelds  möglichst 
genähert.  Bei  Winkelmessungen  in  Öl  wird  der  Krystall  in  einem  Trog  M  gedreht, 
der  von  zwei  parallelen  und  planparallelen  Glasplatten  begrenzt  ist  und  der  das  Ol 
enthält.    Ein  derartiges  Instrument  wird  ein  Achsenwinkelapparat  genannt. 

Über  eine  andere  Art  der  Messung  der  optischen  Achsenwinkel  durch  Ver- 
gleichung  mit  einem  bekannten  Acbsenwinkel  mittels  eines  Mikrometers,  vergL 
Schwarzmann,  N.  Jahrb.  1896,  I,  pag.  62  und  MaUard  ibid.  1884,  I,  316. 

254.  Charakter  der  Doppelbrechung.  Die  Bestimmung  des 
Charakters  der  Doppelbrechung  bei  zweiachsigen  Krystallen  hat  nicht 
dieselbe  theoretische  Bedeutung  wie  bei  einachsigen,  bei  denen  da- 
durch unmittelbar  festgestellt  wird,  ob  der  ordentliche  oder  außer- 
ordentliche Brechungskoefflzient  den  größeren  Wert  hat.  Doch  ist  dies 
auch  hier  ein  praktisch  nicht  unwichtiges  Merkmal  und  man  pflegt 
daher  diese  Bestimmung  häufig  vorzunehmen.  Es  handelt  sich  darum, 
zu  entscheiden,  ob  die  den  spitzen  Achsenwinkel  halbierende  Elastizi- 
tätsachse die  Achse  der  größten  (negativ)  oder  kleinsten  (positiv) 
Elastizität  ist  (Fig.  326  und  327). 

Diese  Untersuchung  geschieht  direkt  und  ohne  Kenntnis  der 
Brechungsindices  ganz  analog,  wie  bei  einachsigen  Krystallen  (248)  und 
zwar  am  bequemsten  an  einer  Platte  senkrecht  zur  ersten  Mittellinie. 
Sie  kann  im  parallelen  und  im  konvergenten  Licht  ausgeführt  werden. 

a)  Im  parallelen  Licht    Auf  der  Platte  muß  die  Eichtung  der 


Charakter  der  Doppelbrechong.  321 

Ebene  der  optischen  Achsen  etwa  durch  vorherige  Beobachtung  der 
Platte  im  konvei^enten  Lichte  bekannt  sein.  Senki^echt  zu  dieser 
liegt  in  der  Platte  jederzeit  die  Sichtung  der  mittleren  Elastizität 
Bei  +  Krystallen  ist  die  Richtung  der  Achsenebene  in  der  Platte  die 
der  größten  Elastizität  im  Erystall,  also  auch  spezieU  in  der  Platte 
selbst;  namentlich  ist  die  Elastizität  in  dieser  Richtung  größer,  als 
senkrecht  zur  Achsenebene.  Bei  —  Krystallen  ist  dies  umgekehrt 
(225,  Fig.  326,  327).  Man  hat  also  in  einer  solchen  Platte  mittes  des 
Keils  (oder  eines  Gipsplättchens  etc.)  die  stets  der  Achsenebene  parallele 
oder  auf  ihr  senkrechte  Richtung  der  kleinsten  Elastizität  aufzusuchen 
(248,  1).  Fällt  diese  in  die  Achsenebene,  dann  ist  der  Krystall  — ,  ist 
sie  senkrecht  dazu,  dann  ist  er  -f-. 

Ist  die  Platte  der  Achsenebene  parallel,  wie  z.  B.  bei  Spaltungsplättchen  von 
GipS|  auf  ihr  aber  die  Richtimg  der  1.  Mittellinie  irgendwie  bekannt,  dann  kann  der 
Charakter  der  Doppelbrechung  des  Krystalls  in  ganz  entsprechender  Weise  nach  der- 
selben Methode  bestimmt  werden. 

b)  Im  konvergenten  lAcht.  Man  kann,  ähnlich  wie  bei  den  ein- 
achsigen Krystallen,  in  Platten  senkrecht  zur  1.  Mittellinie  die  Viertel- 
undiUaiiansglimmerplatte  benützen,  besonders  wenn  der  Achsenwinkel 
nicht  zu  groß  ist.  Die  Krystallplatte  wird  in  der  Normalstellung  in 
das  Polarisationsinstrument  gebracht,  so  daß  die  Achsenebene  einer  der 
beiden  gekreuzten  Polarisationsebenen  desselben  parallel  ist,  daß  also 
die  Lemniskaten  mit  dem  schwarzen  Kreuz  entstehen.  Man  führt  dann 
die  i  ArPlatte  so  ein,  daß  ihre  Achsenebene  45^  mit  den  Polarisations- 
ebenen des  Instruments  macht  Dann  verengern  sich  in  zwei  gegen- 
fiberliegenden  von  den  vier  durch  das  Fadenkreuz  gebildeten  Qua- 
dranten die  Ringe;  in  den  beiden  anderen  erweitern  sie  sich  und  es 
entstehen  in  den  letzteren  aus  dem  schwarzen  Kreuz  zwei  schwarze 
Punkte.  Der  Krystall  ist  nun  positiv  resp.  negativ,  je  nachdem  die 
Halbierungslinie  der  Quadranten  mit  den  erweiterten  Ringen  oder, 
was  dasselbe  ist,  die  Verbindungslinie  der  beiden  schwarzen  Punkte 
senkrecht  oder  parallel  zur  Richtung  der  Ebene  der  optischen  Achsen 
in  der  ^X-Platte  ist. 

Auch  des  Quarekeüs  kann  man  sich  zu  diesem  Zwecke  bedienen. 
Man  bringt  die  zu  untersuchende  Platte  in  der  Diagonalstellung 
in  das  Polarisationsinstrument  ffir  konvergentes  Licht,  so  daß  die 
Hyperbel  entsteht,  und  schiebt  dann  den  Keil  zwischen  der  Platte 
und  dem  oberen  Nicol  so  ein,  daß  das  eine  Mal  seine  Längsrichtung, 
d.  h.  seine  Achse  der  kleinsten  Elastizität  parallel,  das  andere  Mal 
senkrecht  zur  Achsenebene  des  Krystalls  ist  Bei  einer  von  diesen 
beiden  Lagen  des  Keils  erweitern  sich  die  inneren  Ringe  der  Lemnis- 
katen um  die  Pole  herum.  Geschieht  dies,  wenn  der  Keil  mit  seiner 
Längsrichtung  (d.  h.  die  Richtung  der  kleinsten  Elastizität  im  Keil) 

Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


322  Zweiachsige  Erystalle.    Charakter  der  Doppelbrechung. 

parallel  der  Achsenebene  eingeschoben  wurde,  so  ist  der  Krystall 
positiv;  war  die  Längsrichtung  des  Keils  senkrecht  zur  Achsenebene, 
so  ist  der  Krystall  negativ.  Nicht  zu  dünne  Quarzplatten  senkrecht 
zur  Achse  kann  man  gleichfalls  anwenden.  Man  bringt  sie  unter  den 
oberen  Nicol  und  dreht  sie  etwas  um  eine  horizontale  Achse,  welche 
parallel,  sodann  um  eine  solche,  welche  senkrecht  zur  Richtung  der 
Achsenebene  des  Krystalls  liegt.  In  einem  dieser  beiden  Fälle  er- 
weitern sich  die  Binge  der  Interferenzfiguren  und  laufen  nach  der 
Mitte  hin  zusammen.  Der  Krystall  ist  +>  wenn  jene  Achse  senk- 
recht zur  Ebene  der  optischen  Achsen  des  Krystalls  ist,  — ,  wenn  die 
Achse  mit  derselben  parallel  läuft.  Auch  hierbei  muß  die  Krystall- 
platte  in  der  45®-Stellung  sein.  Man  wird  die  Quarzplatte  der  Sicher- 
heit wegen  stets  um  beide  Richtungen  drehen. 

(Literatur  über  die  Bestimmimg  des  Charakters  der  Doppelbrechung  wie  bei 
den  einachsigen  KrystaUen  (248).) 

Wie  bei  den  einachsigen,  so  kann  auch  bei  den  zweiachsigen 
Krystallen  im  konvergenten  Licht  ein  Gipspläächen  mit  Eot  L  Ord- 
nung benützt  werden,  wenn  die  optischen  Achsen  der  zu  untersuchenden 
Platte  noch  im  Sehfeld  austreten.  Die  Erscheinungen  sind  dieselben 
wie  dort  (248),  wenn  die  Platte  in  Normalstellung  sich  befindet.  Je 
zwei  gegenüberliegende  Quadranten  sind  an  den  optischen  Achsen 
gelb,  die  beiden  anderen  blau  resp.  grün  und  ebenso  sind  die  ersten 
hier  natürlich  nicht  mehr  kreisförmigen  Binge  in  vier  Teile  geteilt, 
schwarz  um  die  gelben,  farbig  um  die  blauen  Quadranten.  Der  Unter- 
schied kann  wie  bei  den  einachsigen  Krystallen  ausgesprochen  werden : 
die  Platte  ist  -f-«  wenn  die  Richtung  der  kleinsten  Elastizität  im  Gips 
die  blauen  Quadranten  resp.  die  mit  den  farbigen  Teilen  der  ersten 
Einge  halbiert,  während  in  den  — Platten  die  gelben  Quadranten 
resp.  die  mit  den  schwarzen  Teilen  der  ersten  Binge  durch  jene 
Bichtung  halbiert  werden. 

{Rinne,  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1901,  653.) 

Der  Keil  und  die  Qnarzplatten  erfordern  zn  einer  sicheren  Entscheidung  eine 
Anzahl  deutlich  unterscheidbarer  Einge  um  die  Achsen,  die  am  besten  beide  im  Seh- 
feld austreten;  bei  der  Anwendung  der  Gipsplatte  sind  Hinge  nicht  unbedingt  er- 
forderlich, da  die  Farbe  der  Quadranten  allein  schon  genügt. 

Ist  die  Platte  senkrecht  zur  zweiten  Mittellinie  geschliffen,  so  wird  man  für 
die  beiden  Arten  der  Erystalle  die  umgekehrten  Merkmale  erhalten,  da  hier  bei  posi- 
tiven Krystallen  die  den  stumpfen  Achsenwinkel  halbierende  Elastizitätsachse  die 
Achse  der  größten  Elastizität  ist  (Fig.  327).  Man  sagt  daher  auch  z.  B.  bei  einem 
nach  der  obigen  Definition  (225)  positiven  Krystall,  die  seinen  spitzen  Achsen winkel 
halbierende  (erste)  Mittellinie  sei  -j-i  ^^^  ^^^^  stumpfen  Achsenwinkel  halbierende 
(zweite)  Mittellinie  sei  —  und  umgekehrt  bei  negativen  Krystallen. 


255.    Einfluß   der  Temperatur  auf  die   optischen   Eigenschaften.     Die 

Temperatur  ist,  wie  mehrfach  schon  erwähnt  wurde,  von  großem  Einfluß  auf  die 


Einfluß  der  Temperatur  auf  die  optischen  Eigenschaften  der  Krystalle.      323 

optischen  Eigenschaften  der  Mineralien,  aber  nnr  anf  diejenigen,  welche  nicht  mit 
den  krystallographischen  Symmetrie verh&itnissen  gesetzmäßig  zusammenhängen. 
Isotrope  Mineralien  bleiben  bei  jeder  Temperatur  isotrop,  einachsige  resp.  zweiachsige 
bleiben  ein-  resp.  zweiachsig  (yergl.  übrigens  weiter  unten).  Die  optische  Achse 
bleibt  bei  ersteren  bei  jeder  Temperatur  der  Hauptachse  parallel,  die  Elastizitäts- 
achsen stets  den  Krystallachsen  bei  rhombischen  Krjstallen,  eine  Elastizitätsachse 
stets  der  Symmetrieachse  im  monoklinen  System.  Alles  andere  ist  von  der  Tempe- 
ratur abhängig:  die  Brechungskoeffizienten  isotroper  Mineralien,  die  Lage  der  zwei 
Elastizitätsachsen  in  der  Symmetrieebene  monokliner  Elrystalle,  die  Lage  aller  drei 
Elastizitätsachsen  in  triklinen  Erystallen,  die  Größe  der  Elastizitätsachsen  (Haupt- 
brechungskoeffizienten) anisotroper  Krystalle  und  damit  die  Größe  der  Winkel  der 
optischen  Achsen,  die  Stärke  der  Cirkularpolarisation  (Drehungsvermögen) ;  und  zwar 
ändert  sich  dabei  das  Gleiche  stets  in  gleicher  Weise,  z.  B.  die  für  alle  Schwingungs- 
richtungen gleichen  Brechungskoeffizienten  isotroper  Substanzen,  das  Un^eiche,  also 
z.  B.  die  drei  Hauptbrechungskoeffizienten  a,  ß,  y  eines  zweiachsigen  Krystalls  un- 
gleich. Dem  entsprechend  ändert  sich  dann  auch  die  Interferenzfigur.  Die  Angabe 
der  Temperatur,  bei  welcher  solche  Untersuchungen  ausgeführt  worden  sind,  ist 
daher  notwendig. 

Vielfach  lassen  sich  diese  Änderungen  nur  mittels  genauer  Messungen  kon- 
statieren, zuweilen  können  sie  unmittelbar  sichtbar  gemacht  werden,  wenn  sie  näm- 
lich nicht,  wie  gewöhnlich,  sehr  klein,  sondern  von  erheblicher  Größe  sind.  Hat  man 
z.  B.  eine  senkrecht  zur  Mittellinie  der  in  der  Symmetrieebene  liegenden  optischen 
Achsen  geschliffene  Platte  des  monoklinen  Gij^ses,  so  sieht  man  im  Polarisations- 
instrument die  Erscheinungen  der  geneigten  Dispersion  (227)  sehr  deutlich.  Erwärmt 
man  nun,  so  bewegen  sich  beide  Augen  der  Lemniskate  gegen  die  Mitte  des  Seh- 
felds aber,  ihrer  Verschiedenheit  entsprechend,  mit  yerschiedener  Geschwindigkeit.  Der 
Achsenwinkel  wird  immer  kleiner.  Bei  einer  gewissen  Temperatur  fallen  beide  Augen 
zusammen  der  Achsen winkel  ist  =  0®,  aber  nicht  gleichzeitig  für  alle  Farben,  was 
diesen  Zustand  von  dem  Verhalten  einachsiger  Krystalle  wesentlich  unterscheidet. 
Während  für  mittlere  Strahlen  die  optischen  Achsen  zusammenfallen,  ist  ihre  Ebene 
für  das  eine  Ende  des  Spektrums  noch  der  Symmetrieebene  parallel,  für  das  andere  Ende 
desselben  ist  sie  zil  dieser  senkrecht.  Steigt  die  Temperatur  noch  höher,  so  ist  schließ- 
lich die  Ebene  der  optischen  Achsen  für  alle  Farben  zur  Symmetrieebene  senkrecht 
und  die  Dispersion  ist  nicht  mehr  geneigt,  sondern  horizontal ;  nun  wird  der  Achsen- 
winkel für  steigende  Temperaturen  immer  größer.  Bei  Verminderung  der  Temperatur 
geht  die  ganze  Erscheinung  rückwärts  vor  sich.  Außer  anderen  Mineralien,  z.  B. 
Glauberit,  zeigt  auch  noch  der  Orthoklas  diese  Änderung  der  Lage  der  Achsenebene 
bei  steigender  Temperatur;  hier  bleibt  aber  bei  genügender  Erhitzung  die  neue  Lage 
der  Achsen  sehr  häufig  bestehen,  die  Erscheinung  geht  nicht  wieder  rückwärts  vor 
sich.  Eine  eigentümliche  Änderung  erleiden  manche  Mineralien  beim  Erhitzen,  in- 
dem sie,  anfänglich  anisotrop,  bei  einer  gewissen  Temperatur  isotrop  werden,  um 
nachher  beim  Erkalten  wieder  den  früheren  Zustand  anzunehmen,  so  Tridymit,  Leudt, 
Boracit.  Dies  hängt  aber  mit  einer  molekularen  Umlagerung  und  dem  dadurch  be- 
dingten Übergang  in  ein  anderes  Krystallsystem  zusammen  (vergl.  (267) ).  Daß  die  Er- 
wärmung in  der  Tat  im  stände  ist,  weitgehende  molekulare  Umlagerungen  in  den 
Krystallen  hervorzubringen,  sieht  man  daran,  daß  dadurch  in  einheitlich  gebauten 
Individuen  mancher  Mineralien  Zwillingslamellen  sich  bilden  oder  auch  wohl  vor- 
handene Lamellen  verschwinden  (z.  B.  beim  Kalkspat,  Anhydrit,  Leadhillit). 

(W.  Klein,  Zeitschr.  Kryst.  Bd.  IX,  1884,  pag.  38;  C.  Klein,  Nachrichten  Gott. 
Ges.  Wissensch.  1884,  pag.  129  (Leucit);  Mallard,  Bull.  soc.  min.  France.  Bd.  V 
(Heulandit)  etc.;  Des  Gloizeaux,  Nouvelles  recherches  etc.,  M^moires  des  savants 
6trangers  etc.  18,  1867,  pag.  611.) 

21* 


324  Zwillinge  im  PolariBationsinstrument. 

256.  Zwillinge.  Der  Bau  der  Zwillingskrystalle  läßt  sich  mit 
Hilfe  des  polarisierten  Lichts  sehr  gut  untersuchen.  Eine  Platte 
eines  Zwillings  wird  bei  paralleler  Beleuchtung  nicht  wie  eine  plan- 
parallele Platte  eines  Individuums  für  die  ganze  Fläche  gleichzeitig 
hell  und  dunkel,  sondern,  wenn  das  eine  Individuum  dunkel  ist,  ist 
das  andere  daneben  liegende  wegen  der  verschiedenen  Orientierung 
seiner  Schwingungsebenen  gegen  die  Polarisationsebenen  der  beiden 
Nicols  mehr  oder  weniger  hell.  Diese  Unterschiede  treten  noch  deut- 
licher hervor,  wenn  man  gleichzeitig  in  den  Apparat  ein  dfinnes  Gips- 
plättchen  oder  eine  Quarzplatte  senkrecht  zur  Achse  einschaltet  (235, 
237).  Im  Bereich  des  einen  Zwillingsindividuums  ist  dann  die  Färbung 
eine  andere,  als  im  Bereich  des  anderen.  Die  scharfe  Grenze  zwischen 
den  beiden  verschieden  gefärbten  Feldern  gibt  den  Verlauf  der 
Zwillingsgrenze  an,  der  bald  geradlinig,  bald  unregelmäßig  ist  Sehr 
gut  zeigen  diese  Erscheinung  die  aus  sehr  vielen  Zwillingsindividuen 
lamellenförmig  verwachsenen  triklinen  Feldspate  (Plagioklase).  Ist 
^^,^7^.^  die  Fläche  des  Plättchens  senkrecht  zur  Zwillingsfläche, 
so  sind  die  (durch  Pfeile  bezeichneten)  Schwingungsrich- 
tungen beider  Individuen  zur  Zwillingsfläche  symmetrisch 

F'^^JSfi     ^^^^'  ^^^^  ^^^  ^^^  durch  Messung  im  Stauroskop  leicht 
*^'  konstatieren  kann. 

Im  bisherigen  sind  die  beiden  Individuen  nebeneinander  liegend, 
also  ihre  Verwachsungsfläche  genau  oder  nahezu  auf  der  Begrenzungs- 
ebene des  Plättchens  senkrecht  angenommen  worden.  Sind  die  Indi- 
viduen aber  nach  einer  Ebene  verwachsen,  welche  nahezu  oder  genau 
der  Begrenzungsebene  des  Plättchens  parallel  ist,  so  daß  also  die 
hindurchgehenden  Lichtstrahlen  beide  Individuen  passieren  müssen, 
so  ist  bei  keinem  Azimut  im  parallelen  Licht  vollständige  Dunkelheit 
vorhanden,  wie  das  z.  B.  manche  Glimmerzwillinge  zeigen. 

Im  konvergenten  Licht  sieht  man,  wenn  die  Fläche  der  Platte 
zu  den  Mittellinien  der  (zweiachsigen)  Individuen  senkrecht  ist,  die 
Interferenzflguren  verschieden  gerichtet :  entweder  nebeneinander,  wie 
bei  dem  Aragonitzwilling  (Fig.  356),  oder  auch  wohl,  wenn  die  Indi- 
viduen sich  stellenweise  oder  ganz  überlagern,  sich  durchkreuzend, 
wie  z.  B.  bei  den  oben  erwähnten  Aragonit-  und  Glimmerzwillingen, 
bei  den  Weißbleierzzwillingen  etc. 

Durch  derartige  Beobachtungen  werden  manche 
scheinbar  einem  gewissen  Krystallsystem  angehörige 
(mimetische)  Krystalle,  z.  B.  die  scheinbar  hexagonalen, 
dihexaederähnlichen  des  Alstonit,  als  aus  rhombischen  Indi- 
viduen verwachsene  Zwillinge  ( Viellinge)  erkannt  (Fig.  357). 
^'  Im   parallelen  Licht  gibt  die  parallel   der   Basis    ge- 

schliffene Platte  12  verschieden  helle  Felder,  von  welchen  immer  zwei 


Optische  Anomalien.  325 

durch  je  zwei  Felder  getrennte  Abschnitte  sich  optisch  gleich  ver- 
halten,  also  zu  einem  Individuum  gehören.  Es  ist  somit  eine  Ver- 
wachsung von  drei  Individuen,  welche  alle,  über  den  Mittelpunkt 
hinaus  sich  fortsetzend,  sich  durchkreuzen. 

Vollkommen  bunte  Farbenverteilnng  zeigen  im  polarisierten  Licht  dttnne  Plfttt- 
dien  kOmiger  Aggregate,  bei  denen  aber,  der  unregelmäßigen  Verwachsung  der 
Körner  entsprechendi  keine  Symmetrie  der  Auslöschuugsiichtungen  gegen  die  Grenzen 
zu  beobachten  ist.  Dies  ist  namentlich  wichtig  bei  der  Beurteilung  der  Natur  von 
scheinbar  einheitlich  gebauten  dichten  Aggregaten,  die  unter  dem  Mikroskop  mit 
PolarisationsYorrichtung  in  dünnen  Plättchen  ein  höchst  kompliziertes  buntes  Bild 
geben  (Aggregatpolarisation) ,  während  ein  wirklich  einheitlich  gebautes  Mineral,  wie 
z.  B.  ein  Gipspl&ttchen,  überall  bei  gleicher  Dicke  ganz  gleichmäßig  geförbt  ist 

257.  Optisehe  Anomalieii.  ^ele  Erystalle  verhalten  sich  optisch 
anders,  als  nach  der  Symmetrie  ihrer  Form  zu  erwarten  wäre.  Regu- 
läre Krystalle  sind  doppeltbrechend,  quadratische  und  hexagonale, 
optisch  zweiachsig,  und  optisch  zweiachsige  besitzen  von  den  normalen 
abweichende  Hauptschwingungsrichtungen.  Derartige  Krystalle  werden 
als  optiscfi  anamal  bezeichnet.  Daß  anomale  Erscheinungen  dabei  vor- 
liegen, erkennt  man  u.  a.  häufig  daran,  daß  sie  nicht  an  allen,  sondern 
nur  an  einigen  Exemplaren  des  betreffenden  Minerals  auftreten, 
während  an  den  übrigen  die  optischen  Verhältnisse  ganz  im  Einklang 
mit  der  Krystallform  stehen,  und  daß  sogar  auf  einer  und  derselben 
Erystallplatte  die  Erscheinungen  wechseln  können.  Naturgemäß  lassen 
sich  Abweichungen  von  dem  normalen  Verhalten  um  so  leichter  er- 
kennen, je  höher  symmetrisch  die  Form  der  Krystalle  ist.  Darum 
sind  optische  Anomalien  von  regulären,  quadratischen  und  hexagonalen 
Krystallen  bekannter  als  von  den  ihrer  Symmetrie  nach  zweiachsigen 
Krystallen.  Im  allgemeinen  verhalten  sich  optisch  anomale  Krystalle 
im  paraUelen  polarisierten  Licht  so  wie  Zwillingskrystalle ;  sie  er- 
scheinen wie  diese  aus  optisch  verschieden  orientierten  Teilen  auf- 
gebaut und  zerfallen  daher  im  polarisierten  Licht  in  ebensoviel  ge- 
trennte Felder.  Im  einzelnen  unterscheiden  sie  sich  aber  doch  wesent- 
lich von  Zwillingen  und  weichen  auch  untereinander  ab  und  nur 
diejenigen  verhalten  sich  im  großen  und  ganzen  ähnlich,  deren  Ano- 
malie durch  die  gleiche  Ursache  hervorgerufen  wird.  Nach  den  hier- 
über vorliegenden  Untersuchungen  werden  optische  Anomalien  hervor- 
gerufen durch  Dimorphie  der  Substanz,  durch  isomorphe  Beimischung, 
durch  mechanische  Kräfte.  Erscheinungen,  welche  mit  denen  anomaler 
Krystalle  sehr  viel  Ähnlichkeit  haben,  aber  ihrer  Natur  nach  in  das 
Gebiet  der  Zwillingsverwachsungen  gehören,  werden  durch  Überlage- 
rung von  Lamellen  hervorgerufen. 

a)  Optische  Anomciien  dwrch  Dimorphie  der  Substanz  (282)  treten 
bei  enantiotropen  Körpern  auf;  die  eine  Modifikation  hat  die  Form 


326  Optische  Anomalien. 

gebildet,  eine  andere,  weniger  symmetrische  füllt  sie  jetzt  aus,  ihre 
Teilchen  sind  gegen  die  Form  gesetzmäßig  orientiert.  Bei  einer  be- 
stimmten Temperatur  geht  die  letztere  Modifikation  in  die  erstere 
Aber  und  Form  und  optische  Eigenschaften  stehen  dann  in  Einklang. 
Das  beste  Beispiel  hierfür  ist  Boracit;  die  Form  ist  regulär  -  tetra- 
edrisch,  die  Substanz  ist  doppeltbrechend  und  verhält  sich  so,  als  ob 
sie  rhombisch  wäre.  Die  erste  Mittellinie  ist  senkrecht  zur  Richtung 
der  Rhombendodekaederflächen,  die  optischen  Achsen  sind  senkrecht  zu 
den  Würfelflächen,  einerlei  ob  diese  vorhanden  sind  oder  nicht.  Die 
verschieden  orientierten  Teilchen  grenzen  bald  in  breiteren  Feldern, 
bald  in  schmalen  Lamellen  aneinander.  Bei  265^  wird  der  Boracit 
plötzlich  einfachbrechend,  unterhalb  dieser  Temperatur  sofort  wieder 
doppeltbrechend.  Wird  genau  jene  Temperatur  eingehalten,  so  können 
beide  Modifikationen  nebeneinander  bestehen,  oberhalb  derselben  ist 
nur  die  reguläre,  unterhalb  derselben  nar  die  rhombische  Modifikation 
beständig,  innerhalb  der  regulären  Form  vollzieht  sich  ohne  weitere 
Störung  die  molekulare  Umwandlung.  Zu  dieser  Gruppe  gehört  außer 
Boracit  auch  Leucit,  Tridymit,  Cristobalit  und  Katapleit. 

b)  Optische  Anomalien  durch  isomorphe  Beimischimg  (289)  sind  sehr 
verbreitet.  Die  Ei-scheinung  ist  die,  daß  die  reinen  Grundverbindungen 
sich  optisch  ganz  gesetzmäßig  verhalten,  während  eine  Mischung  der- 
selben anomal  ist.  So  ist  z.  B.  ein  Krystall  des  dem  regulären  System 
angehörigen  Bleinitrats  unter  normalen  Verhältnissen  vollkommen 
isotrop  und  ebenso  ein  Krystall  des  isomorphen  Baryumnitrats.  Ein 
ebenfalls  regulärer  Mischkrystall  beider  läßt  aber  stets  optische  Ano- 
malien erkennen.  Bei  diesen  ist  es  charakteristisch,  daß  die  optischen 
Eigenschaften  von  der  äußeren  Form  weitgehend  beeinflußt  werden, 
derart,  daß  der  Symmetrie  jeder  äußeren  Fläche  in  der  zum  Bezirk 
dieser  Fläche  gehörenden  Krystallsubstanz  (der  Anwachspyramide 
(179))  eine  bestimmte  optische  Symmetrie  entspricht.  Ein  solcher 
Krystall  verhält  sich  so,  als  sei  er  aus  einzelnen  Pyramiden  auf- 
gebaut, deren  Basis  die  äußere  Krystallfläche  ist,  und  deren  optisches 
Verhalten  von  der  geometrischen  Symmetrie  dieser  Fläche  abhängt 
Hierdurch  unterscheiden  sich  diese  Krystalle  ganz  wesentlich  von 
Zwillingsverwachsungen.  Ein  ideales  reguläres  Oktaeder  z.  B.  eines 
Mischkrystalls  von  Blei-  und  Baryumnitrat  verhält  sich  so,  als  ob  es 
aus  acht  optisch  einachsigen  Anwachspyramiden  bestände,  deren  Basis 
je  eine  Oktaederfläche  ist,  zu  der  die  optische  Achse  senkrecht  wäre. 
Tritt  aber  an  demselben  Krystall  noch  das  Pentagondodekaeder  auf, 
so  verhält  sich  der  Krystall  in  den  hierzu  gehörenden  Anwachspyra- 
miden wie  optisch  zweiachsig,  monoklin.  So  zeigen  diese  Krystalle 
durchgehends  eine  strenge  Abhängigkeit  des  optischen  Verhaltens  von 
der  äußeren  Umgrenzung  und  dies  geht  so  weit,  daß  auch  das  Auf- 


Optische  Anomalien.  327 

treten  von  Vizinalflächen  (z.  B.  bei  Topazolith)  sich  im  optischen  Ver- 
halten verrät.  Selbstverständlich  üben  nur  solche  Flächen  einen  Ein- 
fluß auf  die  optischen  Eigenschaften  aus,  die  bei  dem  Wachsen  der 
Krystalle  vorhanden  waren,  nicht  solche,  die,  wie  Ätzflächen,  später 
entstanden  sind. 

Quadratische  und  hexagonale  Krystalle  werden  durch  isomorphe 
Beimischung  anomal  zweiachsig,  die  optische  Achse  wird  zur  ersten 
Mittellinie  und  die  Abhängigkeit  der  optischen  Struktur  von  der 
äußeren  Begrenzung  gibt  sich  dadurch  zu  erkennen,  daß  in  Platten 
parallel  der  Basis  die  Zahl  der  zweiachsigen  Felder  im  allgemeinen 
der  Zahl  der  Prismenflächen  entspricht. 

Die  eigentliche  Ursache  dieser  Anomalien  ist  noch  nicht  sicher 
ermittelt.  Man  kann  sich  vorstellen,  daß  durch  den  Eintritt  der  fremden 
Moleküle  der  Erystallbau  eine  geringe  Störung  erleidet,  die  sich  in 
dem  optischen  Verhalten  zu  erkennen  gibt.  Diese  Störungen  wären 
in  den  zu  vorhandenen  Erystallflächen  gehörenden  Anwachspyramiden 
wirksam  und  ändern  die  optischen  Eigenschaften,  entsprechend  der 
Symmetrie  der  zugehörigen  Fläche. 

Von  Mineralien  gehören  hierher  Granat,  Vesuvian,  Apophyllit, 
Chabasity  Turmalin,  Apatit,  Pennin,  Topas  u.  a. 

c)  Anomalien  durch  mechanische  Kräfte  beruhen  auf  Spannungen, 
die  auf  irgend  eine  Weise  im  Innern  des  Krystalls  zu  stände  kommen. 
Sie  treten  entweder  um  Einschlüsse  herum  auf  und  sind  dann  gegen 
die  Umgebung  nicht  regelmäßig  abgegrenzt  (im  Diamant)  oder  sie 
stehen  mit  Spalt-  oder  Gleit  flächen  in  Verbindung  und  sind  auf  gerade 
Streifen  beschränkt,  die  diesen  Richtungen  parallel  gehen  (Steinsalz, 
Zinkblende),  oder  sie  sind  unabhängig  von  solchen  Beziehungen  und 
dann  ganz  unregelmäßig  im  Erystall  verteilt  (Quarz,  Brucit,  Zirkon). 
In  den  beiden  letzteren  FäUen  sind  die  Anomalien  durch  den 
Gebirgsdruck  oder  andere  äußere  mechanische  Einwirkungen  ent- 
standen, im  ersten  ist  es  der  Fremdkörper,  der  die  Störung  bedingt 
Daß  derartige  Anomalien  in  der  Tat  durch  Druck  hervorgebracht 
werden  können,  läßt  sich  leicht  experimentell  nachweisen.  Glas,  ein- 
seitig gepreßt,  wird  doppeltbrechend,  ebenso  reguläre  Krystalle  wie 
Zinkblende,  Steinsalz,  Sylvin  etc.,  der  hexagonale  und  einachsige  Quarz 
wird  durch  einen  Druck  senkrecht  zur  Achse  zweiachsig  und  ähnlich 
sonst.  War  der  Druck  schwach,  so  wird  nach  dem  Aufhören  desselben 
der  ursprüngliche  normale  Zustand  wieder  hergestellt;  war  er  stark 
genug,  so  bleibt  die  Substanz  vielfach  dauernd  anomal.  Auch  durch 
Erhitzen  und  rasches  Abkühlen  können  innere  Spannungen  und  damit 
optische  Anomalien  hervorgebracht  werden.  Rasch  gekühltes  Glas  ist 
stark  doppeltbrechend;  ein  Beispiel  hierfür  sind  z.  B.  die  sog.  Glas- 
tränen.   Ähnlich  verhalten  sich  auch  manche  Krystalle,  wie  z.  B.  der 


328  Optische  Anomalien. 

reguläre  Flußspat  und  andere.  Optische  Anomalien  der  aus  Schmelz- 
fluß erstarrten  Mineralien  in  den  vulkanischen  Gesteinen  sind  wohl 
zum  Teil  auf  diese  Ursache  zurückzufahren  (vergl.  Feldspat). 

d)  Durch  regelmäßige  Überlagerung  von  dünnen  Lamellen  einer 
zweiachsigen  Substanz  kann  diese  an  den  Kreuzungen  sich  wie  ein- 
achsig verhalten,  um  so  vollkommener,  je  dünner  die  Lamellen  sind 
und  je  häufiger  sie  sich  überlagern.  In  den  Glimmerkombinationen 
nach  Nörremberg  und  Reusch  wird  Einachsigkeit  dadurch  erreicht,  daß 
sich  die  zweiachsigen  Plättchen  abwechselnd  in  größerer  Zahl  unter 
je  90*  überlagern.  Wenn  die  abwechselnden  Glimmerplättchen  unter 
je  60*  gegeneinander  orientiert  sind,  zeigt  die  Kombination  die  Er- 
scheinungen der  Cirkularpolarisation. 

Analoge  Überlagerungen  treten  auch  bei  natürlichen  Krystallen 
auf,  und  wenn  diese,  wie  es  meist  der  Fall  ist,  zugleich  in  ihrer 
Form  höhere  Symmetrie  nachahmen,  ist  es  oft  schwer  zu  entscheiden, 
ob  die  höhere  Symmetrie  sekundär  und  durch  Überlagerung  von 
weniger  symmetrischen  Lamellen  zu  stände  gekommen  ist,  oder  ob 
die  Krystalle  tatsächlich  so  hoch  symmetrisch  und  etwaige  Ab- 
weichungen als  optische  Anomalien  zu  betrachten  sind.  E.  MaUard 
hat  im  weitesten  Umfang  das  erstere  angenommen,  so  daß  er  eigent- 
liche optische  Anomalien  gar  nicht  anerkennt,  vielmehr  für  alle  diese 
Krystalle  annimmt,  daß  es  Grenzformen  oder  mimetische  Bildungen 
seien,  daß  das  am  wenigsten  symmetrische  optische  Verhalten  einer 
Substanz  ihrer  wahren  Symmetrie  entspreche  und  die  scheinbar  höher 
symmetrischen  Krystalle  aus  dünnen  Lamellen  nach  Art  der  Glimmer- 
kombinationen aufgebaut  seien.  Der  Granat  wäre  im  Topazolith  nach 
seiner  Auffassung  triklin ;  anderer  Granat,  der  wie  monoklin,  rhombisch, 
hexagonal  oder  regulär  sich  verhält,  bestünde  aus  triklinen  Lamellen,  der 
optisch  isotrope,  in  der  Form  reguläre  Granat  enthielte  diese  in  der  feinsten 
Verwachsung.  Gegen  diese  Verallgemeinerung  Mallards  haben  sich 
andere  Forscher  erklärt  und  von  der  Mehrzahl  werden  nur  die  zuerst 
hier  angeführten  drei  Gruppen  von  optischen  Anomalien  als  solche 
anerkannt.  Immerhin  gibt  es  Mineralien,  deren  optisches  Verhalten  in 
der  Annahme  von  regelmäßiger  Überlagerung  dünner  Lamellen  eine 
befriedigende  Erklärung  findet,  es  sind  dies  besonders  Prehnit  z.  T., 
Kalkuranglimmer  und  Mineralien  aus  der  Glimmer-  und  Chloritgruppe. 

(Mallard,  Explication  des  ph6nom^nes  optiqnes  anomanx,  Paris  1877 ;  R.  Branns, 
Die  optischen  Anomalien  der  Krystalle,  Leipzig  1891.) 

258.  Glanz.  Das  an  der  Oberfläche  eines  Minerals  ankommende 
Licht  wird  dort  z.  T.  reflektiert  und  je  nach  der  Beschaffenheit  der 
Oberfläche  vielfach  verändert,  z.  T.  dringt  es  ins  Innere  ein.  Von 
diesem  letzteren  Teil  wird  aber  wieder  ein  Teil  im  Innern  reflektiert 


Glanz.  329 

nnd  nach  anßen  geworfen,  so  daß  es  mit  dem  oberflächlich  gespiegelten 
Licht  ins  Ange  gelangt.  Hier  mft  diese  Mischung  n.  a.  den  Ein- 
drack  des  Glanzes  hervor,  dessen  Charakter  bei  verschiedenen  Mine- 
ralien je  nach  der  Mischung  jener  beiden  Lichtarten  ein  verschiedener 
ist  Er  ist  ein  sehr  wichtiges  Kennzeichen  der  Mineralien,  und  wird 
angegeben,  indem  man  den  Glanz  des  betreffenden  Minerals  mit  dem 
Glanz  bekannter  Gegenstände  vergleicht.  Man  pflegt  mehrere  Arten 
von  Glanz  zu  untei*scheiden,  die  aber  z.  T.  auf  einzelne  Flächen  eines 
Erystalls  beschränkt  sind,  während  andere  Flächen  einen  anderen 
Glanz  zeigen.    Es  sind  die  folgenden: 

1.  MetallgUmz.  Der  starke  mit  vollkommener  Undurchsichtigkeit 
verbundene  Glanz  der  Metalle.  Alle  Mineralien,  welche  ihn  zeigen, 
heißen  metallische  (Gold,  Bleiglanz,  Schwefelkies),  auf  ihm  beruht 
der  Untei'schied  zwischen  metallisch  und  nicht  metallisch.  Den  Über- 
gang zwischen  beiden  bildet  der  halbmetaUische  Glanz  (Pyrolusit^ 
Chromeisenstein). 

2.  Glasglans.  Bei  den  meisten  nicht  metallischen  Mineralien, 
z.  B.  Quarz.  Er  ist  verbunden  mit  mehr  oder  weniger  vollkommener 
Durchsichtigkeit.  Von  ihm  sind  die  anderen  Abarten  des  nicht  me- 
tallischen Glanzes  im  Grunde  nur  Unterabteilungen,  welche  durch  ge- 
wisse Verhältnisse  der  Struktur  oder  andere  physikalische  Eigen- 
schaften der  Substanz  verursacht  werden. 

3.  Diamantglafuf.  Starker  Glanz  beim  Diamant  und  andere  Mine- 
ralien, welche  vollkommene  Durchsichtigkeit,  sowie  starke  Licht- 
brechung und  Farbenzerstreuung  zeigen  (Diamant,  Weißbleierz,  Vitriol- 
blei). Wenn  Färbung  eintritt  und  die  Durchsichtigkeit  dadurch  ab- 
nimmt, nähert  sich  der  Diamantglanz  dem  metallischen  (metallartiger 
Diamantglanz,  z.  B.  Zinkblende). 

4.  Perlmfdterglana.  Auf  Flächen,  denen  sehr  deutliche  Blätter- 
brüche parallel  gehen,  wenn  schon  eine  gewisse  Aufblätterung  statt- 
gefunden hat.  Blätterbrtiche  lassen  sich  vielfach  leicht  an  dem  sehr 
charakteristischen  Perlmutterglanz  erkennen  (Glimmer,  Apophyllit). 

5.  Seidenglanz  (Atlasglanz).    Fasrige  Mineralien,  z.  B.  Fasergips. 

6.  Fettglanz  (Harz-,  Wachsglanz).  Das  Mineral  sieht  aus,  wie 
mit  einer  Schicht  fetten  Öls  überzogen  (Eläolith),  oder  wie  Harz  oder 
Wachs  (manche  Opale). 

Zwischen  diesen  Arten  des  Glanzes  gibt  es  alle  möglichen 
Zwischenstufen,  die  nach  dem  Obigen  leicht  verständlich  sind. 

Die  Mineralien  zeigen  nicht  nur  verschiedene  Arten,  sondern 
auch  verschiedene  Qrade  des  Glanzes:  1.  starkglänzend,  natürliche 
ebene  Flächen  reflektieren  völlig  scharfe  Bilder  (Bergkrystall) ; 
2.  glänzend,  die  Bilder  sind  verschwommen;  3.  wenig  glänzend,  die 
Fläche  reflektiert  noch  viel  Licht,  gibt  aber  keine  Bilder  mehr,  meist 


330  PeUnzidität. 

bei  körnigen  Aggregaten,  z.  B.  Marmor;  4.  schimmernd,  die  Fläche 
zeigt  nur  noch  einen  schwachen  Schein,  dichte  Aggregate,  z.  B.  Jaspis ; 
5.  matt,  es  \^ard  fast  kein  Licht  mehr  reflektiert,  erdige  Substanzen 
(Ton,  Tripel). 

Der  natürliche  Glanz  kann  dnrch  künstliches  Polieren  der  Art  nnd  dem  Grade 
nach  oft  sehr  stark  verändert  werden.  Schleifen  und  Polleren  der  Edelsteine. 
Matte  oder  wenig  glänzende  Mineralien,  welche  beim  Streichen  mit  einem  runden 
harten  Körper  glänzend  werden,  heißen  im  Strich  glänzend  (z.  B.  Schieferton). 

259.  Fellnzidltät.  Wenn  das  Licht  dickere  oder  dünnere  Schichten 
der  Mineralien  durchstrahlt,  so  wird  ein  mehr  oder  weniger  großer 
Teil  desselben  absorbiert,  und  nur  der  Rest  tritt  wieder  aus  dem 
Mineral  heraus.  Hierauf  beruhen  die  Erscheinungen  der  Peütmdität 
und  der  Farben. 

Bei  der  PeUtmdität  (Durchsichtigkeit,  Durchscheinenheit)  der 
Mineralien  kommt  es  auf  die  Menge  des  durchgelassenen  Lichtes  an. 
Je  nach  dem  größeren  oder  geringeren  Bruchteil,  welcher  von  dem 
ankommenden  Licht  durchgelassen  resp.  absorbiert  wird,  unterscheidet 
man  yerschiedene  Grade  der  Pelluzidität,  welche  allerdings  in  hohem 
Grade  von  der  Dicke  des  untersuchten  Stückes  beeinflußt  werden. 

1.  Durchsichtig,  Dicke  Stücke  lassen  beinahe  die  ganze  an-, 
kommende  Lichtmenge  durch.  Man  erblickt,  durch  dicke  Schichten 
gesehen,  die  Gegenstände  mit  deutlichen  Umrissen.  Sind  durchsichtige 
Mineralien  farblos,  so  heißen  sie  wasserheU,  2.  Halbdurchsichtig,  Lassen 
durch  dicke  Schichten  hindurch  nur  noch  unbestimmt«  Umrisse  er- 
kennen. 3.  Durchscheinend.  Das  ganze  Stück  läßt  noch  Licht  durch, 
aber  Umrisse  sind  gar  nicht  mehr  zu  bemerken.  4.  Kantendurch- 
scheinend. Nur  sehr  dünne  Schichten,  so  namentlich  die  dünnen  Bänder 
an  scharfkantigen  Bruchstücken,  lassen  noch  etwas  Licht  durch;  der 
Rand  ist  deswegen  beim  Durchsehen  heller,  als  die  dickere  nach  innen 
zu  gelegene  Masse.  5.  Undurchsichtig  (opak).  Lassen  gar  kein  Licht 
mehr  durch. 

Am  wenigsten  durchsichtig,  d.  h.  so  beschaffen,  daß  sie  in  sehr  dünnen  Lagen 
schon  die  ganze  einfaUende  Lichtbewegnng  absorbieren,  sind  die  MetaUe  nnd  die 
metaUischen  Mineralien.  Doch  lassen  sich  sogar  gewisse  Metalle  in  so  feinen 
Lamellen  hersteUen,  daß  sie  durchsichtig  werden.  So  zeigen  feine  Goldhäntchen 
grüne,  Silberhäntchen  blaue  Farbe. 

Es  gibt  Mineralien,  z.  B.  Quarz,  an  deren  yerschiedenen  Varietäten  alle  die 
angeführten  Grade  der  PeUuzidität  beobachtet  werden  können.  Dies  ist  z.  T.  die 
Folge  der  Struktur  (feinkörnige  und  dichte  Aggregate  sind  nie  durchsichtig)  oder 
Yon  Einschlüssen  oder  Hohlräumen.  An  sich  ist  der  Quarz  yollkommen  durchsichtig, 
wenn  er  in  reinen  einheitlichen  Stücken  yorliegt.  Die  Durchsichtigkeit  geht  nur 
durch  die  genannten  äußeren  Umstände  verloren.    Er  wird  dadurch  frühe. 

Ganz  anders  als  gegen  gewöhnliches  Licht  verhalten  sich  die  Mineralien  viel- 
fach gegen  Röntgenstrahlen.  Manche  undurchsichtige  Mineralien  lassen  diese  fast 
ungehindert  hindurch  (Graphit) ;  umgekehrt  sind  im  gewöhnlichen  Licht  durchsichtige 


Pellnzidität.    Farbe.  331 

Sabstanzen  für  X-Strahlen  nndnrchlässig  (Quarz,  Silikate  etc.).  Dies  Verhalten 

bietet  ein  gntes  Mittel,  z.  B.  Diamant  von  Imitationen  in  Glas,  Bergkrystall  etc. 

za  unterscheiden.     (Dölter,  N.  Jahrb.  f.  Bfin.  etc.  1896,   II,   pag.  87   and  1897,  I, 
pag.  256.) 

260.  Farbe.  Die  Farbe  der  Mineralien  hängt  von  der  Qualität 
des  dnrchgelassenen  Lichte  ab,  welche  darauf  beruht,  daß  von  dem 
hindurchgegangenen  oder  an  der  Oberfläche  etwas  in  das  Mineral 
eingedrungenen  und  wieder  aus  dem  Inneren  heraus  nach  außen 
reflektierten,  urspr&nglich  weißen  Licht  nicht  alle  farbigen  Teilstrahlen 
in  gleichem  Maße,  sondern  nur  einzelne  Strahlen  von  gewisser  Brech- 
barkeit absorbiert  werden.  Die  übrigen  erzeugen  dann  im  Auge  eine 
von  der  Menge  und  Qualität  des  absorbierten  Lichts  abhängige  Misch- 
farbe. Werden  nicht  einzelne  farbige  Strahlen  vorzugsweise  stark 
geschwächt,  sondern  erleiden  sie  alle  ohne  Bucksicht  auf  die  Wellen- 
länge dieselbe  Schwächung,  so  sind  die  betreffenden  Mineralien  farb- 
los, wenn  die  Absorption  gering,  grau,  schließlich  schwarz,  wenn  sie 
stärker  oder  fast  vollständig  ist. 

Die  Farbe  ist  ein  für  die  verschiedenen  Mineralien  in  verschie- 
denem Grade  wichtiges  Kennzeichen.  Manche  Mineralien,  vorzugsweise 
die  sämtlichen  metallischen,  zeigen  im  reinen  Zustande  stets  dieselbe 
Farbe:  Gold  ist  stets  gelb,  Silber  weiß.  Magneteisen  schwarz  etc.  Aber 
auch  bei  manchen  nicht  metallischen  Mineralien  kommt  diese  konstante 
Färbung  vor :  Kupfervitriol  ist  stets  blau,  Malachit  grün,  Bealgar  rot 
Für  sie  ist  die  Farbe  ein  konstantes  charakteristisches  Merkmal.  Es 
sind  die  farbigen  oder  idiochramatischen  Mineralien.  Bei  solchen  ist  die 
Farbe  eine  wesentliche  Eigenschaft  der  Substanz.  Die  anderen  nicht 
metallischen  Mineralien  sind  in  ihrem  reinsten  Zustande  farblos  oder 
nur  äußerst  schwach  gelblich  oder  granlich  gefärbt,  wie  Quarz  (als 
Bergkrystall),  Flußspat  etc.;  sie  erhalten  aber  häufig  durch  Bei- 
mischung fremder  farbiger  Körper  eine  Färbung.  Die^e  ist  jedoch  dann 
nicht  immer  für  alle  Stücke  des  Minerals  die  nämliche,  sondern  sie 
hängt  von  der  färbenden  Beimischung  ab,  so  daß  also  verschiedene 
Stücke  eines  Minerals  verschiedene  Farben  zeigen  können.  Quarz 
findet  sich  z.  B.  außer  in  farblosen  Stücken  auch  rot,  violett,  gelb, 
braun  etc.  Derartige  Mineralien  heißen  gefärbt  oder  aUochromatisch. 
Ihre  Färbung  ist  wechselnd,  also  kein  charakteristisches,  sondern  nur 
ein  sehr  unwesentliches,  zufälliges  Kennzeichen.  Die  sämtlichen  bei 
einem  gefärbten  Mineral  beobachteten  Farben  nennt  man  die  Farben- 
reihe  desselben.  Sogar  an  einem  und  demselben  Stück  eines  solchen 
Minerals  kommen  häufig  verschiedene  Farben  vor,  z.  B.  bei  dem  Achat, 
manchen  Diopsidkrystallen,  die  am  einen  Ende  grün,  am  anderen  weiß 
sind,  manchen  Turmalinen,  welche  weiß  und  an  einem  Ende  schwarz 
sind  (Mohrenköpfe)  etc.    Es  entstehen  dadurch  zuweilen  Farbenzeich- 


332  Farbe. 

nuDgen,  welche  mit  den  selbstverständlichen  Ausdrücken :  gestreift, 
geflammt,  geädert,  gefleckt,  wolkig  etc.  benannt  werden. 

Die  fremden  farbigen  Körper,  die  die  Färbung  von  an  sich  farb- 
losen oder  wenig  gefärbten  Mineralsubstanzen  bewirken,  heißen  die 
Pigmente.  Sie  sind  z.  T.  mit  bloßem  Auge  oder  noch  besser  unter 
dem  Mikroskop  als  eingemengte  Fremdkörper  deutlich  zu  erkennen^ 
wie  z.  B.  die  Schüppchen  von  Eisenglanz,  die  den  an  sich  farblosen 
Carnallit  rot  förben.  In  den  meisten  Fällen  sind  aber  die  Pigmente 
so  fein  verteilt,  daß  sie  auch  bei  der  stärksten  Vergrößerung  nicht 
als  getrennte  Partikel  unterschieden  werden  können.  Sie  sind  ge- 
wissermaßen in  der  farblosen  Substanz  des  Minerals  aufgelöst,  wie 
bei  den  meisten  farbigen  Edelsteinen:  Bubin,  Sapphir,  Amethyst  etc. 
Eine  derartige  Färbung  wird  däut  genannt.  Sie  beiniht  bei  zahl- 
reichen Mineralien,  wie  z.  B.  bei  dem  grünen  Diopsid  auf  der  iso- 
morphen Beimischung  einer  farbigen  Verbindung.  Li  anderen  Fällen 
sind  es  Substanzen  von  ganz  anderer  chemischer  Beschaffenheit,  die 
wohl  in  Form  einer  festen  Lösung  in  dem  Mineral  enthalten  sind,  wie 
z.  B.  das  braune  Pigment  des  Rauchtopases  etc.  Ihre  Menge  ist  meist 
eine  minimale.  Dies  setzt  eine  ungemein  große  Färbekraft  voraus, 
aber  es  ist  auch  der  Grund,  der  bis  jetzt  vielfach  eine  genaue  Er- 
mittlung der  chemischen  Natur  dieser  Pigmente  verhindert  hat.  Viel- 
fach werden  sie  bei  höherer  Temperatur  zerstört  und  die  betreffenden 
Mineralien  durch  Glühen  entfärbt,  wie  z.  B.  der  Bauchtopas;  andere 
werden  sogar  schon  vom  Licht  verändert,  die  Mineralien  bleichen  am 
Licht  aus,  wie  z.  B.  manche  Topase.  Daher  wird  von  Vielen  angenommen, 
daß  es  sich  um  Pigmente  organischer  Natur  (Kohlenwasserstoffe  etc.) 
handle.  Andere  sind  aber  der  Ansicht,  daß  dies  nicht  der  Fall  sei, 
daß  es  durchaus  unorganische,  wenn  auch  z.  T.  leicht  zerstörbare 
Verbindungen  seien,  die  die  dilute  Färbung  der  Mineralien  bewirken. 

(Weinschenk,  Zeitschr.  f.  anorg.  Chemie  XII,  1896,  pag.  376;  Min.  n.  petr. 
MitÜgn.  XIX,  1900,  pag.  144;  y.  Eraatz-Eoschlau  und  Wöhler,  ibid.  XYIU,  1899, 
pag.  d04  und  447 ;  Eönigsberger,  ibid.  XIX,  1900,  pag.  148.) 

Die  metallischen  Mineralien  lassen  an  jedem  einzelnen  Stücke 
schon  durch  ihren  metallischen  Habitus  erkennen,  daß  sie  farbig  sind, 
daß  bei  ihnen  also  die  Farbe  ein  wichtiges  Kennzeichen  ist,  während 
man  bei  nicht  metallischen  Mineralien  an  den  einzelnen  Stücken  nicht 
unterscheiden  kann,  ob  die  Farbe  wesentlich  oder  nur  zufällig  ist 
Es  sind  daher  vorzugsweise  die  metallischen  Farben  für  die  Charakte- 
risierung der  Mineralien  von  Bedeutung.  Unter  ihnen  fehlt  blau  und 
grün.  Die  an  den  metallischen  Mineralien  beobachteten  Farben  sind: 
1.  Bot  (kupferrot :  Kupfer).  2.  Braun  (tombakbraun :  Magnetkies,  wenn 
angelaufen).  3.  Crdb  (bronzegelb:  Magnetkies  auf  frischem  Bruch; 
speißgelb,  etwas  ins  Graue:    Schwefelkies;    messinggelb,  etwas  ins 


Farbe.  333 

Grflne:  Kupferkies;  goldgelb:  Gold).  4.  Weiß  (silberweiß,  ins  Gelbe: 
Silber;  zinnweiß,  ins  Graue:  Antimon).  5.  Orau  (stablgrau:  Platin; 
bleigrau :  Antimonglanz,  Bleiglanz).  6.  Schwäre  (eisenschwarz :  Magnet- 
eisen). 

Aach  die  nicht  metaUischen  Farben  sind,  obwohl  sie  keine  so  erhebliche  Bedea- 
tong  haben,  klassifiziert  worden,  nnd  zwar  schon  von  dem  Begründer  der] wissenschaft- 
lichen Mineralogie,  A.  G.  Werner^  der  allen  Farben  eine  große  Wichtigkeit  beilegte. 
(A.  G.  Werner,  Von  den  äußerlichen  Kennzeichen  der  Fossilien,  Leipzig  1774.)  Man 
nnterscheidet  acht  Hanptfarben,  jede  mit  einer  Anzahl  von  Nuancen.  Die  Nuance, 
welche  eine  bestimmte  Farbe  in  höchster  Beinheit  darsteUt,  heißt  die  Charakterfarhe^ 
sie  ist  in  der  folgenden  Übersicht  gesperrt  gedruckt. 

1.  Weiß  (schneeweiß,  rötlich-j  gelblich-,  grünlich-,  bläulich-,  graulichweiß). 

2.  Orau  (aschgrau,  grünlich-,  blaulich-,  rötlich-,  gelblich-,  rauch-,  schwarz- 
grau). 

3.  Schwarz  (sammetschwarz,  graulich-,  bräunlich-  oder  pech-,  rötlich-, 
grünlich-  oder  raben-,  blaulichschwarz). 

4.  Blau  (beriinerblau,  schwärzlich-,  lasur-,  lavendel-,  Tiol-,  pflaumen-, 
smalte-,  indigo-,  himmelblau). 

5.  Grün  (smaragdgrün,  span-,  seladon-,  berg-,  lauch-,  apfel-,  pistacien-, 
schwärzlich-,  oliyen-,  gras-,  spargel-,  öl-,  zeisiggrün). 

6.  Qelh  (citronengelb,  schwefel-,  stroh-,  wachs-,  honig-,  ocker-,  wein-,  isabell-, 
erbsen-,  pommeranzengelb). 

7.  Bot  (karminrot,   morgen-,  hyacinth-,  ziegel-,  Scharlach-,  blut-,  fleisch-, 
.Cochenille-,  rosen-,  karmoisin-,  pfirsichblüt-,  kolumbin-,  kirsch-,  bräunlichrot). 

8.  Brown  (kastanienbraun,  rötlich-,  nelken-,  haar-,  gelblich-,  holz-,  leder-, 
schwärzlichbraun). 

Jede  Farbeunüauce  ist  bald  hell,  bald  dunkel.  Allgemein  bekannte  Ausdrücke 
wie  licht,  blaß,  tief,  hoch,  gesättigt  etc.  beziehen  sich  hierauf. 

Die  Farben  werden,  wie  wir  schon  oben  im  Vorbeigehen  gesehen  haben,  durch 
Glühen  häufig  stark  verändert  oder  auch  wohl  ganz  zerstört;  so  werden  gelbe  Topase 
rot,  der  braune  Bauchtopas  wird  farblos  etc.  Manchmal  ist  die  Änderung  nur  eine 
vorübergehende :  der  rote  edle  Spinell  wird  durch  Glühen  farblos  und  nimmt  nachher 
seine  ursprüngliche  Farbe  wieder  an  und  ebenso  verhält  sich  der  rote  Bubin,  der 
aber  beim  Abkühlen  eine  grüne  Zwischenstufe  durchläuft.  Auch  schon  an  der  Luft 
und  am  Licht  ändern  sich  die  Farben  der  Mineralien  vielfach  entweder  durch  die 
ganze  Masse,  oder  nur  an  der  Oberfläche,  indem  das  Mineral  eine  mehr  oder  weniger 
tiefgehende  chemische  Umwandlung  erleidet,  z.  B.  wird  der  Eisenspat  bei  Luft- 
zutritt dunkler  etc.  An  der  Oberfläche  ändert  sich  die  bronzegelbe  Farbe  des 
Magnetkieses  in  tombakbraun,  die  weiße  des  Arsens  in  schwarz.  Findet  diese 
Farbenänderung  nur  an  der  Oberfläche  statt,  so  nennt  man  sie  das  Anlaufen,  die 
entstehenden  Farben  Anlauffarben,  Sie  sind  entweder,  wie  in  den  beiden  erwähnten 
Beispielen  des  Magnetkieses  und  des  Arsens,  auf  der  ganzen  Fläche  gleich,  oder 
das  Mineral  läuft  bunt  an,  z.  B.  Buntkupfererz,  Wismuth  etc.  Dieses  Buntanlaufen 
wird  auch  mit  den  Namen:  regenbogenartig,  pfauenschweifig,  taubenhälsig  etc.  be- 
zeichnet. 

Um  die  Farben  der  Mineralien  in  ihren  verachiedenen  Nuancen  genau  und  in 
unzweideutiger  Weise  angeben  und  vergleichen  zu  können,  hat  man  statt  der  obigen 
etwas  vagen  Bezeichnungen  vielfach  die  Vergleichung  mit  einer  möglichst  alle  Farben- 
ntiancen  umfassenden  Farbenskala  gewählt.  Am  häufigsten  wird  dazu  die  „inter- 
nationale Farbenskala  von  Radde**  benutzt  (H.  Fischer,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1879, 
pag.  854).    Am  besten  gelingt  dabei  die  Bestimmung  von  trüben,  undurchsichtigen. 


334  Strich.    Pleochroismus. 

nicht  metallischen  Mineralien,  da  die  Glieder  der  Skala  mittels  Deckfarhen  hergestellt 
sind.  Bei  der  Farhwirknng  der  Mineralien  kommt  aber  auch  der  Glanz  und  die  Durch- 
sichtigkeit in  Betracht.  Daher  ist  es  oft  kaum  möglich,  für  metallische  und  voll- 
kommen durchsichtige  Mineralien  einen  ganz  entsprechenden  Vertreter  in  der  Skala 
zu  finden. 

261.  Strich.  Von  Wichtigkeit  ist  häufig  die  Farbe  des  feinen 
Pulvers,  die  von  der  ganzer  Stücke  meist  mehr  oder  weniger  verschieden 
ist.  Bei  farbigen  Mineralien  pflegt  das  Pulver  ebenfalls  charakte- 
ristisch gefärbt  zu  sein,  während  gefärbte  meist  weißes  oder  doch 
sehr  helles  Pulver  geben.  Man  stellt  das  Pulver  dar,  indem  man  mit 
dem  Mineral  über  eine  rauhe  weiße  Porzellanplatte  (sog.  Biskuitplatte) 
streicht;  die  Farbe  des  Strichs  ist  dann  die  des  hängengebliebenen 
Pulvers.  Man  spricht  daher  statt  von  der  Farbe  des  Pulvers  auch 
von  der  Farbe  des  Strichs  oder  kurz  vom  Strich.  Der  Strich  der 
Mineralien  ist  meist  eine  hellere  Nuance  der  Farbe,  welche  die  Masse 
des  Minerals  hat;  nicht  selten  zeigt  er  aber  auch  eine  andere  Färbung, 
als  diese.  So  ist  Eisenglanz  schwarz,  der  Strich  rot;  Manganblende 
braun,  der  Strich  grün;  Schwefelkies  gelb,  der  Strich  schwarz  etc. 

Der  schwarze  Strich,  den  viele  opake  Mineralien  zunächst  zeigen,  kann  bei 
einigen  derselben  noch  farbig  gemacht  werden,  wenn  man  das  auf  einer  Biskuittafel 
hergestellte  Pulver  mit  einer  zweiten  solchen  noch  weiter  zerreibt.  So  wird  z.  B. 
der  schwarze  Strich  des  Schwefelkieses  hellbraun  mit  einem  Stich  ins  Violette  etc. 
(Schroeder  van  der  Kolk,  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1901,  75  und  519.) 

262.  Fleochrolsinns.  Viele  durchsichtige ,  doppeltbrechende 
Erystalle  haben  die  Eigenschaft,  daß  sie  beim  Hindurchsehen  nach 
verschiedenen  Eichtungen  nicht  immer  dieselbe,  sondern  verschiedene 
Farben  zeigen.  Der  Grund  liegt  darin,  daß  die  in  verschiedenen 
Richtungen  durch  den  Erystall  hindurchgehenden  Lichtstrahlen  auch 
verschieden  absorbiert  werden,  und  zwar  in  verschiedenem  Grade  und 
namentlich  auch  in  verschiedener  Weise,  d.  h.  das  eine  Mal  dieser,  das 
andere  Mal  jener  Teil  des  angewandten  weißen  Lichts.  Es  bleibt 
dann  jedesmal  ein  anderer  Rest  übrig,  der  die  in  der  betreffenden 
Richtung  erscheinende  Farbe  bildet.  So  zeigt  z.  B.  der  rhomboedrische 
Pennin  senkrecht  zur  Basis,  also  in  der  Richtung  der  Achse  grüne, 
senkrecht  zur  Achse  rotbraune  Farbe,  und  zwar  ringsum  genau  die- 
selbe. Der  rhombische  Cordierit  (Dichroit)  gibt  auf  den  drei  Pina- 
koidflächen,  also  in  der  Richtung  der  drei  krystallographischen  Achsen 
gesehen,  die  Farben :  dunkelblau,  hellblau  und  gi'anUchgelb.  In  beiden 
Mineralien  treten  in  zwischenliegenden  Richtungen  intermediäre  Farben- 
töne auf,  die  sich  je  nach  der  Richtung  bald  der,  bald  jener  der  ge- 
nannten Farben  nähern.  Diese  Erscheinung  nennt  man  Pleochroismus 
(Dichroismus  beim  Pennin  und  den  anderen  einachsigen,  Trichroismus 
beim  Cordierit  und  den  übrigen  zweiachsigen  Krystallen).     Sie  ist 


Pleochroismus.  335 

nicht  immer  so  deutlich  wie  bei  diesen  beiden  Mineralien;  manchmal 
stehen  sich  die  in  verschiedenen  Richtungen  gesehenen  Farbentöne 
sehr  nahe,  häufig  beobachtet  man  nur  geringe  Helligkeitsdifferenzen 
und  nicht  selten  sind  die  unterschiede  so  klein,  daß  sie  kaum  mehr 
wahrgenommen  werden  können,  oder  sich  der  Beobachtung  ganz  ent- 
ziehen. In  allen  Fällen  gilt  aber,  wenn  überhaupt  Pleochroismus  auf- 
tritt, das  Gesetz,  daß  beim  Hindurchsehen  durch  einen  Erystall  nach 
optisch  gleichwertigen  Richtungen,  d.  L  nach  Richtungen  gleicher 
Elastizität  des  Äthers,  stets  gleiche,  beim  Hindurchsehen  nach  optisch 
ungleichwertigen  Richtungen  verechiedene  Farben  erscheinen,  wobei 
aber  die  unterschiede  eventuelL  bis  zur  Unerkennbarkeit  herunter- 
sinken können. 

Hieraus  ergibt  sich  sofort,  daß  der  Pleochroismus  eine  Begleit- 
erscheinung der  doppelten  Lichtbrechung  ist,  und  daß  er  nur  in  an- 
isotropen Krystallen  vorkommen  kann,  nicht  aber  in  isotropen,  nach 
allen  Richtungen  optisch  gleichen  Substanzen.  Wo  also  sich  Pleo- 
chroismus zeigt,  hat  man  es  sicher  mit  einem  anisotropen  Krystall  zu 
tun.  Man  darf  aber  nicht  umgekehrt  aus  dem  Mangel  an  deutlich 
erkennbarem  Pleochroismus  auf  isotrope  Beschaffenheit  schließen,  da 
ja,  wie  wir  gesehen  haben,  auch  in  doppeltbrechenden  Krystallen  die 
Farbenunterschiede  verschwindend  klein  sein  können. 

Die  drei  aufeinander  senkrechen  Richtungen  der  größten  Absorp- 
tionsunterschiede in  einem  Krystall  nennt  man  die  Absarptionsachaen 
desselben.  Sie  liegen  aber  nur  dann  wie  die  Elastizitätsachsen,  wenn 
diese  in  ihrer  Richtung  durch  die  Symmetrie  des  Krystalls  gegeben 
und  für  alle  Farben  dieselben  sind:  bei  einachsigen  Krystallen  hat 
man  zwei  solche,  parallel  und  senkrecht  zur  Hauptachse.  Bei  rhom- 
bischen gehen  sie  in  der  Richtung  der  drei  Krystallachsen.  Bei 
monoklinen  fällt  eine  in  die  Richtung  der  Symmetrieachse,  die  beiden 
anderen  liegen  in  der  Symmetrieebene  senkrecht  zueinander,  aber 
im  allgemeinen  anders  als  die  Elastizitätsachseu.  Dieses  letztere 
gilt  für  alle  drei  Absorptionsachsen  bei  triklinen  Krystallen,  in  denen 
eine  gesetzmäßige  Beziehung  zur  Begrenzung  nicht  mehr  vorhanden  ist. 

Einen  näheren  Einblick  in  das  Wesen  des  Pleochroismus  erhält 
man  durch  folgende  Betrachtung.  Fällt  auf  eine  (als  eben  voraus- 
gesetzte) Fläche  eines  anisotropen  durchsichtigen  Krystalls  Licht  auf, 
so  wird  es  beim  Eindringen  in  denselben  infolge  der  Doppelbrechung 
im  allgemeinen  in  zwei  Wellen  zerlegt,  die  sich  mit  senkrecht  zuein- 
ander stattfindenden  Schwingungen  fortpfianzen.  Diese  beiden  Schwin- 
gungsrichtungen sind  optisch  verschieden;  von  den  Schwingungen  in 
der  einen  Richtung  wird  daher  ein  anderer  Teil  absorbiert  werden, 
als  von  denen  in  der  darauf  senkrechten  Richtung.  Von  der  einen 
Welle  bleibt  somit  nach  dem  Verlassen  des  Krystalls  ein  anders  ge- 


336  PleochroiBmuB. 

färbter  Rest  übrig  als  von  der  zweiten.  Diese  beiden  Lichtwellea 
gelangen  zusammen  ins  Auge  und  geben  hier  eine  Mischfarbe,  die 
man  direkt  sieht,  als  Farbe  der  betreflfenden  Krystallplatte.  Es  gibt 
aber  auch  ein  Mittel,  die  beiden  Wellen  zu  trennen  und  die  Farben, 
die  ihnen  nach  ihren  speziellen  Absorptionsverhältnissen  zukommen, 
einzeln  zu  beobachten.  Dieses  Mittel  ist  die  von  Haidinger  zur  Unter- 
suchung des  Pleochroismus  speziell  konstruierte  dichroskopische  Lupe 
(kurz :  Dichrolupe).  Sie  erlaubt,  viel  geringere  Grade  von  Pleochroismus 
noch  wahrzunehmen,  die  bei  der  Beobachtung  mit  bloßem  Auge  nicht 
mehr  erkennbar  wären. 

Die  Dichrolupe  oder  das  Dickroskop  ist  ein  nach  einer  Endkante  stark  ver- 
längertes Spaltongsstück  von  Doppelspat  A  (Fig.  368),  an  dessen  beiden  Flächen  die 

Glaskeile  F  und  B  so  angeklebt  werden,  daß  dadurch  zwei 

/\  ebene  Grenzflächen  senkrecht  zn  der  langen  Kante  entstehen. 

-t-^  Bei  B  ist  ein  MetaUplättchen  mit  einer  kleinen  quadratischen 

^        /^  /  Öffnung  2>,  bei  C  ist  eine  Lupe,  welche  die  Öfl'nung  D  beim 
Fifi-  368  Hindurchsehen  von  C  nach  D  scharf  sichtbar  macht.    Das 

Ganze  ist  in  eine  Messinghülse  gefaßt  und  diese  bei  B  viel- 
fach noch  mit  einem  um  die  Achse  des  Ganzen  drehbaren  KrystaUträger  versehen, 
der  in  der  Mitte  so  durchbohrt  ist,  daß  bei  der  Drehung  seine  Öffnung  stets  genau 
Über  der  quadratischen  bei  B  liegen  bleibt. 

Blickt  man  nun  bei  C  in  das  Instrument  nach  einer  LichtqueUe  (dem  heUen 
Himmel),  so  fällt  das  Licht  parallel  mit  der  langen  Kante  auf  die  vordere  Fläche 
bei  D  ein,  also  in  dem  durch  diese  Kante  bestimmten  Hauptschnitt,  und  man  sieht 
wegen  der  Doppelbrechung  des  Kalkspats  zwei  Bilder  der  quadratischen  Öffnung, 
das  eine  o  geradeaus,  da  wo  diese  Öffnung  liegt,  das  andere  e  in  dem  Hauptschnitt 
etwas  nach  der  stumpfen  Ecke  des  Kalkspats  verschoben  (218).  Das  erstere  Bild  o  ist 
das  ordentliche,  es  entspricht  Schwingungen  senkrecht  zum  Hauptschnitt,  oder,  wenn 
man  sich  diesen  ein  für  allemal  vertikal  gestellt  denkt,  Horizontalschwingungen 
paraUel  mit  der  langen  Diagonale  des  Querschnitts  des  Kalkspatstücks.  Es  ist 
farblos.  Das  andere,  außerordentliche,  Bild  e  wird  durch  Schwingungen  im  Haupt- 
schnitt,  also  durch  Yertikalschwingungen  parallel  mit  der  kurzen  Diagonale  hervor- 
gebracht und  hat  einen  nach  o  hin  roten,  auf  der  anderen  Seite  einen  blauen  Saum, 
an  dem  man  es  leicht  wieder  erkennt.  Ist  eine  Seite  des  Quadrats  bei  D  hori- 
zontal, 80  liegen  beide  Bilder  mit  horizontalen  und  vertikalen  Grenzen  im  Haupt- 
schnitt Übereinander,  und  wenn  die  Öffnung  die  geeignete  Größe  hat,  so  berühren 
sie  sich  längs  einer  horizontalen  Linie,  wie  es  die  beiden  Quadrate  o  und  e  der 
Fig.  358  zeigen.  Dabei  sieht  man  leicht,  daß  das  Bild  o  etwas  heller  ist  als  e ;  auch 
der  Kalkspat  ist  etwas  dichroitisch,  Schwingungen  im  Hauptschnitt  werden  etwas 
stärker  absorbiert,  als  solche  senkrecht  dazu. 

Bringt  man  nun  einen  dichroitischen  Erystall  auf  den  drehbaren 
Objektträger  vor  die  Öffnung  2),  so  sind  die  beiden  Bilder  o  und  e 
gefärbt  und  zwar  im  allgemeinen  verschieden.  Da  die  Felder  o  und  e 
sich  berühren,  so  heben  sich  infolge  des  Kontrastes  schon  sehr  geringe 
Farbenunterschiede  deutlich  hervor.  Hierauf  beruht  die  große  Em- 
pfindlichkeit der  Dichrolupe.  Im  einzelnen  ist  die  Erscheinung  die 
folgende. 


Pleochroismus.  337 

Die  Schwingungsrichtungen  (Auslöschungsrichtungen)  der  Krystall- 
platte  seien  zunächst  dem  Hauptschnitt  des  Kalkspates  im  Instrument 
parallel  resp.  senkrecht  darauf.  Eine  normal  auf  dem  Erystall  an- 
kommende Lichtwelle  zerfällt  in  ihm  in  die  zwei  in  derselben  Sich- 
tung fortschreitenden,  aber  senkrecht  zueinander  nach  den  zwei  Aus- 
löschungsrichtungen schwingenden  Wellen,  die  nun  je  die  diesen  beiden 
Richtungen  entsprechende  Absorption  erleiden.  Mit  der  dieser  Ab- 
sorption entsprechenden  Farbe  treten  sie  in  den  Kalkspat  ein,  in  welchem 
sich  ihre  Schwingungsrichtungen  bei  der  angenommenen  Stellung 
nicht  ändern.  Das  eine  Bild  e  wird  also  die  Farbe  derjenigen  Licht- 
welle annehmen,  die  sich  mit  Schwingungen  parallel  dem  Haupt- 
schnitt, das  andere  o  die  Farbe  derjenigen,  die  sich  mit  Schwingungen 
senkrecht  zum  Hauptschnitt  im  Kalkspat  fortgepflanzt  hat.  Diese 
beiden  Farben  o  und  e  zeigen  das  Maximum  der  Differenz,  die  in  der 
Platte  überhaupt  vorkommen  kann.  Dreht  man  diese  letztere  nun 
mit  dem  Objektträger  in  ihrer  Fläche,  so  findet  eine  Zerlegung  der 
aus  ihr  austretenden  Lichtschwingungen  im  Kalkspat  statt.  Die 
Farben  der  beiden  Felder  o  und  e  nähern  sich  einander  infolgedessen 
und  zwar  bei  fortschreitender  Drehung  immer  mehr  bis  zu  45®,  wo 
sie  beide  genau  gleich  sind.  Weiterhin  wird  o  und  e  wieder  ver- 
schieden, aber  entgegengesetzt,  wie  vorher,  so  daß  o  die  Färbung  an- 
nimmt, die  e  zuerst  hatte  und  umgekehrt.  Die  Verschiedenheit  nimmt 
zu,  bis  zum  Azimut  von  90  ®,  wo  sich  die  Schwingungsrichtungen  des 
Krystalls  und  des  Kalkspats  wieder  decken,  wo  infolgedessen  wieder 
das  Maximum  des  Farbenunterschieds  eingetreten  ist,  aber  mit  einer 
Vertauschung  der  Farben,  die  o  und  e  bei  der  Anfangsstellung  hatten. 
Bei  weiterer  Drehung  wiederholen  sich  diese  Erscheinungen  in  jedem 
Quadranten  und  zwar  derart,  daß  bei  180®  o  und  e  gefärbt  sind  wie 
bei  0®  und  bei  270®  wie  bei  90®,  hier  aber  entgegengesetzt  wie 
vorhin.  Diese  beiden  Farben  o  und  e  kann  man  ganz  allgemein  die 
Achsenfarben  der  Platte  nennen.  Blickt  man  ohne  Dichroskop  hin- 
durch, so  kommen  sie  gleichzeitig  ins  Auge  und  geben  eine  Misch- 
farbe, die  Flächenfarbe  der  Platte.  Das  Dichroskop  zerlegt  also  die 
direkt  gesehenen  Flächenfarben  der  pleochroitischen  Krystalle  in  ihre 
Komponenten,  die  beiden  Achsenfarben. 

Die  verschiedenen  isotropen  und  anisotropen  Substanzen  zeigen 
danach  im  Dichroskop  folgende  Eigenschaften. 

1.  Isotrope  Stibstanzen.  Die  Bilder  o  und  e  sind  stets  einander  gleich, 
man  mag  in  der  oder  jener  Richtung  durch  den  Krystall  hindurch 
sehen,  und  sie  ändern  sich  auch  nicht  bei  der  Drehung  der  Platte. 
Wenn  irgend  welche  Farbenunterschiede  auftreten,  ist  die  Substanz 
sicher  nicht  isotrop. 

2.  Einachsige  Krystalle.    Ist  die  Platte  parallel  der  Basis  (senkrecht 

Bauer,  Mineralogie.  22 


338  Pleochroismofl. 

zur  Achse),  sieht  man  also  in  der  Richtnng  der  Achse  dnrch  den 
Xrystall  hindurch,  so  sind  die  Bilder  o  und  e  bei  jeder  Stellang  der 
Platte  einander  gleich,  da  fttr  Schwingungen  senkrecht  zur  Achse,  wie 
sie  hier  unter  diesen  Umständen  ausschließlich  ins  Auge  gelangen, 
keine  Absorptionsunterschiede  vorhanden  sind. 

Ist  die  Platte  parallel  der  Achse,  sieht  man  also  senkrecht  zur 
Achse  durch  den  Krystall  hindurch,  so  sind  die  Felder  o  und  e  ver- 
schieden geförbt,  und  zwar  erhält  man  die  größte  Farbendiflferenz, 
wenn  die  Achse  des  Erystalls  dem  Hauptschnitt  des  Kalkspats  parallel 
oder  zu  ihm  senkrecht  ist.  Die  Richtung  der  Achse  und  die  auf 
ihm  senkrechte  sind  somit  in  der  Tat  die  beiden  Absorptionsachsen 
eines  einachsigen  Erystalls.  Ist  die  Achse  dem  Hauptschnitt  parallel, 
dann  zeigt  das  Feld  e  die  den  Schwingungen  nach  der  Achse  ent- 
sprechende Farbe  E  und  das  Feld  o  die  den  Schwingungen  senk- 
recht zur  Achse  entsprechende  Farbe  0.  Dreht  man  die  Platte  um 
90^  herum,  dann  sind  die  Farben  von  o  und  e  vertauscht  und  während 
der  Drehung  erblickt  man  intermediäre  Farben,  ebenso  in  Platten 
schief  zur  Achse.  Die  Farben  0  und  E  sind  die  Achsenfarben  des 
einachsigen  Xrystalls.  Sie  entsprechen  der  Absorption  der  ordent- 
lichen und  außerordentlichen  Lichtschwingungen  in  diesem,  und  sind 
genau  dieselben  fftr  alle  Platten,  die  der  Achse  des  Erystalls  parallel 
sind,  sie  mögen  sonst  in  diesem  gerichtet  sein,  wie  sie  wollen;  die 
Absorptionsverhältnisse  rings  um  die  Achse  herum  sind  also  überalT 
genau  dieselben. 

Bei  den  Flächenfarhen^  die  man  in  den  einachsigen  Krystalleu 
ohne  Dichroskop  sieht,  ist  die  Basisfarbe  von  der  Prismenfarbe  zu 
unterscheiden.  Auf  der  Basis,  also  in  der  Richtung  der  Achse  ge- 
sehen, erblickt  man  eine  Flächenfarbe  (die  Basisfarbe),  die  genau  mit 
der  Achsenfarbe  0  tibereinstimmt.  Die  Prismenfarbe  die  man  senk- 
recht zur  Achse,  also  auf  einer  beliebigen  Prismenfläche  wahrnimmt, 
ist  eine  Mischung  von  0  und  E,  Zur  Beobachtung  aller  an  einem  ein- 
achsigen Krystall  vorkommenden  Farben  genügt  eine  Platte  ||  zur 
Hauptachse. 

Häufig  läßt  sich  angeben,  ob  die  ordentlichen  oder  außerordent- 
lichen Schwingungen  in  einem  Erystall  stärker  absorbiert  werden. 
Man  schreibt  in  diesen  beiden  Fällen  0  >  J?  oder  -B  >  0 ;  oder  man 
gibt  auch  an,  ob  die  Schwingungen  parallel  der  Achse  der  größten 
oder  kleinsten  Elastizität  a  oder  c  stärker  absorbiert  werden :  a  >  c 
oder  c>>a,  wo  dann  bei  der  Vergleichung  beider  Bezeichnungen  der 
Charakter  der  Doppelbrechung  berücksichtigt  werden  muß.  Bei  dem 
optisch  negativen  Turmalin  z.  B.  werden  die  ordentlichen  Schwingungen 
fast  ganz  absorbiert,  die  außerordentlichen  sehr  wenig.  Hier  ist  das 
Schema  der  Absorption :  0  >»  -B  oder  c  >  a  oder  auch  w  >  c  (215.  220). 


FleoahToismiu.  33g 

3.  ZweicKhsigeKrystalie.  Bei  ^tcetacA^enKrjstallenverh&Jt  sich  jede 
Platte  II  mit  einem  Hauptschnitt  mnt.  mut.  wie  eine  Platte  eines  ein- 
achsigen Krystalls  |1  der  Achse.  Ist  die  Platte  ||  dem  Hanptschnitt  XO^, 
so  gibt  das  Dichroskop  die  den  Schwingungen  ||  OX  und  OZ  entsprechen- 
den Farben  a  und  c ;  ebenso  Platten  ||  den  beiden  anderen  Haaptscbnitten 
ZOY  and  YQX  die  den  Schwingungen    ||  OZ  und  OY,  reap.  OY  und 
OX  entsprechenden  Farben  c  and  b,  resp.  6  und  a.     Aus  den  drei 
Platten  erhält  man  also  die  drei  Acbsenrarben  doppelt;  schon  zwei 
Platten  liefern  alle  drei  Farben  und  auch  sie  noch  eine  zum  zweiten 
Male.    Blickt  man  ohne  Dichrolupe  durch  die  erste  Platte,  also  in 
der  Sichtung  der  EUastizitätsachse  OY,  so  siebt  man  eine  Mischfarbe 
iß  aus  a  and  c;  die  zweite  Platte  gibt  eine  Mischfarbe  81  aus  b  nnd  c 
und  die  dritte  eine  Mischfarbe  K  ans  q  und  6 ;  3,  SB  und  E  sind  die 
drei  Flächenfarhen  des  Erystalls.    Das  Schema  in  Fig.  359  gibt  deren 
Anordnung   nnd   ihren    Zusammenhang   mit    den   drei 
Achsenfarben  a,  b,  c    Die  Verhältnisse  des  Pleochroismns 
zweiachsiger   ErTstalle    werden    meist  durch    die    drei 
Achsenfarben  <i,  b,  c  angegeben.    Für  den  Cordierit  gilt 
z.  B.  das  Schema:  a  graulich  gelb,  t>  hellblau,  c  dunkel- 
blau.    Auch  bei  zweiachsigen  Erystallen  läßt  sich  zu- 
weilen mit  Bestimmtheit  angeben,    welche  Achsenfarbe       -p.     „» 
am    stärksten   nnd  welche   am   schwächsten   absorbiert 
wird.     Man    drfickt    dies    ebenso    ans,    wie    bei    den    einachsigen. 
Für  den  Cordierit  besteht  z.  B.  das  Absorptionsschema:  c  >  b  >■  a, 
d.  h.  die  Schwingungen  ||  OZ  werden  am  stärksten  nnd  die  ||  OX  werden 
am  schwächsten  absorbiert.    In  der  Richtung  der  optischen  Achsea 
erblickt  man  in  der  Dichrolupe  eine  stets  gleiche  Färbung  der  beiden 
Bilder  0  nnd  e. 

(Eudin^er,  Fogg.  Ann.  65, 184Ö,  1;  Sitigsber.  Wien.  Akad.  13, 1864,  3  und  306; 
Sitzgaber.  bOhm.  Oes.  d.  Wigsenach.  1846;  V.  t.  iMag,  SlUgsbet.  Wien.  Akad.  88; 
HaUard,  BaU.  soc  min.  France  VI,  1863,  46;  Sinumont,  Pogg.  Ann.  »I,  1854,  491. 
Laipeyrea,  ZeiWchr.  f.  Kryst  IV,  1880,  444;  Ram«ij  ibid.  Xm.  1888,  ptg.  97,) 

Eine  andere,  bes.  für  Uetne  Kristalle  zweckmäüige  Beobacbtungamethode  des 
PleocbnuBmna  iat  die  mittebt  eines  Mikroskop«  mit  drehbarem  Tisch,  an  welchen 
unter  dem  Objekttisch,  nicht  aber  darüber,  ein  Micol  eingeschaltet  ist.  Stellt  mau 
die  eine  Scbwingungsebene  des  Krystalls  parallel  dem  Haaptschnitt  de»  Nicols,  so 
kommt  nnr  Licht  ins  Auge,  welches  sich  durch  Schwingnogen  parallel  mit  dieser 
Scbwingnngsrichtnng  im  Erjstall  fortgepflanzt  hat  nnd  welches  daher  im  Ange  den 
Farbeneindmck  hervorbringt,  welcher  diesen  Schwingungen  entapriebt.  Den  Farben- 
eindmck,  welcher  Sebwingnngen  nach  der  anderen  Schwingnngsrichtimg  des  Erystalls 
entspricht,  erhält  man,  wenn  man  nun  diese  Scbwingungsricbtong  dem  Hanptschnitt 
des  Nicols  parallel  stellt  Dreht  man  von  der  einen  Stellung  den  Krjstall  mit  dem 
ObjektCisch  in  die  andere,  so  geht  die  eine  Farbe  ganz  stetig  dnrch  allmäblicbe  Ober- 
gänge in  die  andere  aber,  welche  nach  einer  Drehung  tob  90°  erreicht  wird.  Maa 
erhält  so  die  beiden  Achsenfatben  der  Platte  nicht  nebeneinander,  wie  im  Dichroakep, 
sondern  nacheinander.    Diese  Methode  ist  namentlich  bei  der  Untersuchong  von  6e- 

22» 


340  Phosphorescenz.    Flnorescenz.    Besondere  Farbenerscheinnogen. 

steinsdünnschliffen  von  Bedentnng.  (Tschermak,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  69  1868, 
pag.  2.)  Dies  bernht  darauf,  daß  nicht  nnr  die  Existenz  yon  Dichroismns  ein  sicheres 
nnd  scharfes  Mittel  znr  Erkennung  von  Doppelbrechung,  also  bis  zu  einem  gewissen 
Grad  znr  Beurteilung  der  Krystallisation  ist,  sondern  daß  der  Pleochroismus  auch 
in  seiner  speziellen  Art,  d.  h.  in  den  dabei  auftretenden  Farben  ein  charakte- 
ristisches Merkmal  für  viele  Mineralien  darstellt,  die  sich  daran  erkennen  und  von 
anderen  ähnlichen  unterscheiden  lassen. 

263«  PhosphoreBcenz*  Flaoresceni«  Manche  Mineralien  zeigen  die  Eigen- 
schaft, daß  sie  während  der  Bestrahlung  mit  Licht  selbstleuchtend  werden  nnd 
eigenes  Licht,  aber  von  anderer  Brechbarkeit  aussenden.  So  sendet  der  grüne  Fluß- 
spat Yon  Cumberland,  besser  gesagt,  das  in  ihm  yorhandene  Pigment,  ein  schOn 
blaues  Licht  aus.  Er  ist  im  hindurchgehenden  Licht  lebhaft  grttn,  im  auffallenden 
und  reflektierten  Licht  dagegen  schön  blau.  Nach  dem  Flußspat  (Fluorit)  hat  man 
diese  Eigenschaft  die  Fluarescenz  genannt.  Sie  ist  an  Mineralien  selten  zu  be- 
obachten; außer  beim  Flußspat  z.  B.  noch  bei  dem  Bernstein  von  Sizilien. 

Verbreiteter  ist  die  Phosphor escetiZj  d.  h.  das  Ausstrahlen  eines  eigenen  Lichts 
in  der  Dunkelheit  bei  gewöhnlicher  oder  doch  bei  einer  wenig  erhöhten,  noch  unter 
der  Glühhitze  gelegenen  Temperatur,  welches  durch  yerschiedene  Mittel  hervor- 
gebracht werden  kann.  Nach  dem  Bestrahlen  mit  Sonnenlicht  phosphorescieren  manche, 
aber  durchaus  nicht  alle  Diamanten  und  senden  im  Dunkeln  ein  ziemlich  intensives 
Licht  aus.  Durch  mechanische  Eraftwirkungen  wird  diese  Erscheinung  vielfach 
hervorgerufen,  so  z.  B.  durch  Zerreißen  von  Glimmerplatten  nach  den  Blätter- 
brüchen, durch  Eratzen  mit  einem  harten  Körper  an  Zinkblende,  Dolomit,  durch 
Beiben  mit  Tuch,  Holz  etc.  am  Diamant.  Sehr  schön  zeigt  sich  das  Selbstlenchten 
beim  Schleifen  und  Schneiden  harter  Steinarten,  z.  B.  von  Achaten.  Durch  schwaches 
Erwärmen  wird  das  Phosphorescieren  z.  B.  bei  gewissen  Varietäten  von  Flußspat 
und  Apatit  hervorgerufen.  Sie  glühen  bei  einer  gewissen  Temperatur  plötzlich  auf 
und  werden  bald  wieder  dunkel.  Ähnliches  Aufglühen  zeigt  auch  z.  B.  der  Gadolinit. 
Bei  allen  diesen  Mineralien  läßt  sich  die  Erscheinung  des  Aufglühens  nur  einmal 
hervorbringen,  aber  zum  zweitenmal  an  demselben  Stück  nicht  wieder. 

264«  Besondere  Farbenerschelnimgen«  Manche  Mineralien  zeigen  gewisse 
besondere  Farben-  und  Lichterscheinungen,  die  oft  sehr  charakteristisch  sind. 

Das  Irisieren  wird  hervorgebracht  durch  dünne  Luftlamellen,  welche  auf  Spalten 
und  besonders  in  der  Bichtung  von  Blätterbrüchen  sich  innerhalb  der  Mineralien  be- 
finden, und  welche  die  grellen  Farben  der  dünnen  Plättchen,  die  sog.  newtonianischen 
Farben  hervorbringen.  An  ihrem  Vorhandensein  in  bestimmten  Bichtungen  kann 
man  ebenso  wie  am  Perlmutterglanz  Spaltungsflächen,  auch  wenn  sie  nicht  tatsächlich 
ausgebildet  sind,  vielfach  leicht  erkennen  (Glimmer,  Adular,  Kalkspat  etc.).  Am 
Quarz  und  anderen  nicht  spaltbaren  Mineralien  sieht  man  das  Irisieren  vielfach  auf 
unregelmäßigen  Hissen,  die  dann  nicht  wie  bei  Blätterbrüchen  eben,  sondern  krumm 
sind.  Auf  ähnliche  Weise  zu  erklären  ist  wohl  auch  der  Farbenschiller  des  edlen 
Opals,  auf  welchem  dessen  Verwendung  als  Edelstein  beruht.  Auf  dem  milchweißen, 
seltener  schwsurzen  Hintergrund,  den  die  Farbe  des  Minerals  liefert,  sieht  man  die 
mehr  oder  weniger  zahlreichen  glänzenden  Farbenflitter  rot,  grün,  blau,  gelb  etc. 
scharf  hervortreten,  und  bemerkt,  daß  sie  mit  unregelmäßigen  Bissen  im  Opal  im 
Zusammenhang  stehen.    (Behrens,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  64,  1874.) 

Das  Asterisie^-en y  das  besonders  manche  Glimmer  zeigen,  besteht  darin, 
daß  man  beim  Durchsehen  nach  einer  Lichtflamme  einen  regelmäßigen  hellen 
meist  sechsstrahligen  Stern  erblickt.  Er  wird  hervorgebracht  durch  zahlreich  ein- 
gelagerte, mikroskopisch  kleine  Stäbchen,  welche  alle  in  drei  sich  unter  60^  schnei- 


Thermische  Eigenschaften.    WilrmeBtrahlnng'  n.  Wärmeleitang.  341 

denden  Richtungen  orientiert  sind,  anf  denen  die  Strahlen  des  Sterns  senkrecht 
stehen.  Es  ist  eine  Bengnngserscheinnng.  Auch  manche  Sapphirkrystalle  zeigen 
beim  Durchsehen  senkrecht  zur  Basis  (längs  der  Achse)  einen  solchen  Stern,  der 
auch  bei  der  Beflexion  von  Licht  auf  der  Basis  erscheint  (Stemsapphir).  Manche 
fasrige  Mineralien  (Fasergips,  Katzenauge  eta)  zeigen  besonders  auf  rund  geschliffe- 
nen Flächen  einen  eigentümlichen  milchigen  Lichtschein^  welcher  beim  Drehen  des 
Minerals  um  die  Faserrichtung  über  die  krumme  Fläche  quer  zur  Faser  hinwandert 
(wogendes  Licht). 

In  manchen  farblosen  Feldspaten  (Adularen)  sieht  man  nach  gewissen  bestimmten 
Bichtungen  ein  bläulich-weißes,  mondartiges  wogendes  Licht,  das  yon  ausgedehnten 
dünnen  Hohlräumen  herrührt,  auf  welchen  die  eingedrungenen  Strahlen  wieder  nach 
außen  reflektiert  werden.  Die  Erscheinung  nennt  man  Ädularisieren ;  die  Adulare,  die 
sie  zeigen,  Mondstein.  Eine  ähnliche  Ursache  hat  wohl  auch  die  prächtige  Farben- 
erscheinung des  auf  gewissen  (nicht  auf  allen)  Krystallflächen,  besonders  auf  der 
Längsfläche  in  den  glänzendsten  grünen,  blauen,  roten  etc.  Tinten  spielenden  La- 
bradorfeldspats {Labradorisieren  oder  Farbentoandlung).  (Keusch,  Pogg.  Ann.  Bd. 
116,  118,  120.  Viola,  Zeitschr.  f.  Kryst.  34,  1901,  171.  Vogelsang,  Arch.  nöerland. 
Bd.  III.  1868).  Für  den  Hyperstben  charakteristisch  ist  ein  auf  den  deutlichsten 
Spaltungsflächen  herrortretender  metallischer  Schiller^  besonders  von  kupferroter 
Farbe  (Eosmann,  N.  Jahrb.  Min.  etc.  1869),  der  durch  dünne  metallisch  glänzende,  alle 
parallel  mit  sich  in  der  betreffenden  Eichtung  in  den  Erystallen  eingelagerte  Blättchen 
eines  noch  nicht  zweifellos  bestimmten  Minerals  herrorgebracht  wird  (wahrscheinlich 
Titaneisen);  ähnlich  beim  Bronzit  etc.  Der  rote  Schiller  des  Ayanturinquarzes,  des 
sog.  Sonnensteins  (eines  Feldspats)  etc.  beruht  auf  der  Einlagerung  von  unterein- 
ander mehr  oder  weniger  yollständig  parallelen  dünnen  Schüppchen  Yon  Eisenglanz 
oder  Goethit. 


Thermische,  elektrische  nnd  magnetische  Eigenschaften. 

265.  Thennische  Eigenschaften.  Es  handelt  sich  hier  um  die  Wärmestrah- 
lung, die  Wärmeleitung  nnd  die  Ausdehnung  durch  die  Wärme,  sowie  um  die  durch 
Temperatursteigerung  bewirkte  Änderung  des  Aggregatzustands.  Für  die  drei  erst- 
genannten Äußerungen  der  Wärme  herrscht  vollkommene  Übereinstimmung  mit  den 
optischen  Eigenschaften,  was  die  Beziehungen  zu  den  Erystallformen  anbelangt. 

266.  Wärmestrahlnng.  Die  Mineralien  verhalten  sich  in  Bezug  auf  strahlende 
Wärme  ganz  analog»  wie  gegen  das  Licht.  Es  gibt  diathermane  Mineralien,  wie 
das  Steinsalz,  welche  wenig  von  den  durchgehenden  Wärmestrahlen  absorbieren,  und 
athennane,  wie  der  Alaun,  welche  wenig  Wärmestrahlen  hindurchlassen.  In  einem 
Wärme  durchlassenden,  den  durchsichtigen  Körpern  vergleichbaren  Krystall  ver- 
halten sich  gleiche  Bichtungen  stets  in  Beziehung  auf  die  Wärmestrahlung  ein- 
ander gleich. 

267.  Wärmeleltnng.  Die  Mineralien  sind  teils  gute,  teils  schlechte 
Leiter  der  Wärme.  Zu  den  besten  Wärmeleitern  gehören  die  metallischen 
Mineralien,  zu  den  schlechtesten  gewisse  organische  Substanzen,  wie 
Bernstein.  Je  leichter  ein  Mineral  die  Wärme  leitet,  desto  kälter  fühlt 
es  sich  in  der  Hand  an,  da  es  die  Wärme  derselben  rasch  in  seiner 
ganzen  Masse  verteilt;  schlechte  Wärmeleiter  fühlen  sich  warm  an, 
da  dnrch  sie  der  Hand  nur  wenig  Wärme  entzogen  wird.  Es  ist  dies 
ein  znweilen  ganz  bequemes  Mittel,  um  rasch  Mineralsubstanzen  im  be- 


842  Thermische  Eigenschaften. 

arbeiteten,  polierten  Zustande  von  ähnlich  aussehendem  Holz  etc.  zu 
unterscheiden;  das  besser  leitende  Mineral  fühlt  sich  kälter  an,  als 
das  Holz.  Auch  verschiedene  Mineralien  können  auf  diese  Weise 
unterschieden  werden :  Marmor  fühlt  sich  kälter  an  als  Gips,  Diamant 
kälter  als  eine  Glasimitation.  In  krystallographisch  gleichen  Sich- 
tungen ist  auch  die  Wärmeleitung  stets  genau  dieselbe. 

Dies  kann  sehr  leicht  nach  der  Methode  von  S6narmont  gezeigt  werden.  Eine 
nicht  zu  dicke  Erystallplatte  ist  mit  einer  dünneu  Schicht  Wachs  bedeckt.  Die  Platte 
wird  von  einem  centralen  Pnnkt  ans  erwärmt  mittels  eines  langen  gebogenen  Drahts, 
der  an  einem  Ende  dnrch  ein  in  der  Mitte  der  Erystallplatte  befindliches  Loch  gesteckt 
und  am  anderen  Ende  erhitzt  wird.  Von  jenem  Punkt  wird  die  Erwftrmung  in  der 
Platte  nach  allen  Richtungen  fortgeleitet,  und  zwar  gleich,  wenn  die  Leitungsfähig- 
keit nach  aUen  Seiten  die  gleiche,  ungleich,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist.  Wird  die 
Erwärmung  bis  zum  Schmelzen  des  Wachses  fortgesetzt,  so  kann  man  an  der  Grenze 
zwischen  der  geschmolzenen  und  nicht  geschmolzenen  Partie,  welche  auch  nach  dem 
Erkalten  an  einem  niederen  Bingwall  erkennbar  bleibt,  die  Art  der  Wärmeleitung 
konstatieren.  Diese  Grenze,  die  isothermische  Linie,  ist  entweder  ein  Kreis,  dann 
wurde  die  Wärme  offenbar  nach  allen  Seiten  gleich  gut  geleitet,  oder  sie  ist  eine 
Ellipse,  dann  wird  die  Leitnngsfähigkeit  durch  die  radii  vectores  derselben  ange- 
geben. (S6narmont,  Pogg.  Ann.  Bd.  73,  74,  75,  1847.  Die  Modifikation  dieser  Me- 
thode Yon  Röntgen,  Ztschr.  f.  Eryst.  Bd.  III.  1879  pag.  17.  Pape,  Wiedemanns  Ann. 
Bd.  1,  1877;  vergl.  auch  Bäckström  (bei  Elektrizität)  1888.) 

Danach  findet  man,  daß  Platten  amorpher  und  regulär  krystalli- 
sierter  Mineralien  stets  Kreise  geben,  sie  leiten  die  Wärme  nach 
allen  Raumrichtungen  gleich  gut.  Einachsige  Krystalle  geben  auf 
Platten  parallel  der  Basis  ebenfalls  stets  Kreise;  auf  Platten  parallel 
mit  der  Achse  entstehen  aber  Ellipsen,  deren  eine  Achse  in  dem 
Hauptschnitt  des  Krystalls  liegt.  Diese  sind  in  der  Richtung  der  Achse 
verlängert  oder  verkürzt,  je  nachdem  die  Leitungsfähigkeit  in  der 
Richtung  der  Achse  größer  oder  kleiner  ist,  als  senkrecht  dazu. 
Beim  Quarz  findet  man  bei  den  Ellipsen  auf  den  Prismenflächen  die 
beiden  Ellipsenachsen  senkrecht  und  parallel  der  Hauptachse  =  10 :  13, 
and  in  diesem  Verhältnis  steht  die  Leitungsfahigkeit  nach  diesen 
beiden  Richtungen.  In  anders  orientierten  Platten  und  in  Platten 
optisch  zweiachsiger  Krystalle  erhält  man  Ellipsen,  deren  Achsen  stets 
mit  etwaigen  Symmetrierichtungen  in  der  Ebene  der  Platten  zu- 
sammenfallen. Die  isothermische  Fläche,  bis  zu  der  von  einem  er- 
wärmten Punkt  im  Innern  eines  Krystalls  am  Ende  der  Zeiteinheit 
dieselbe  Temperatur  vorgeschritten  ist,  ist  somit  bei  isotropen  Sub- 
stanzen eine  Kugel,  bei  einachsigen  Krystallen  ein  Rotationsellipsoid, 
dessen  Achse  mit  der  Hauptachse  zusammenfällt,  und  bei  zweiachsigen 
Krystallen  ein  dreiachsiges  Ellipsoid,  überall  ganz  entsprechend  den 
optischen  Elastizitätsflächen. 

268.  Ansdehnnng.  Fast  alle  Mineralien  dehnen  sich  in  der 
Wärme  aus,    aber  die  Größe  der   Ausdehnung,    der  AusdehnungS" 


Aofidehnnng^  durch  die  Wärme.  343 

koefftzient,  ist  nicht  bei  allen  gleich  groß.  Es  gibt  einige  Mineralien, 
bei  welchen  in  gewissen  Richtungen  sogar  eine  Kontraktion  einüitt, 
wenn  die  Temperatur  steigt,  z.  B.  beim  Kalkspat  in  der  Richtung  der 
Nefoenachsen. 

Krystalle  dehnen  sich  im  allgemeinen  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen verschieden,  immer  aber  nach  gleichen  Richtungen  gleich  aus. 
Dabei  bleibt  stets  das  KrysiaTlsystem  dasselbe,  tautojscmaie  Flächen  bleiben 
tautoaoncU  und  alle  Flächen  behalten  ihre  rationalen  Ausdrücke. 

Bei  amorphen  Mineralien  und  regulären  Krystallen  ist  die  Aus- 
dehnung nach  allen  Richtungen  dieselbe,  daher  bleiben  dieFlächenwinkel 
regulärer  Krystalle  bei  allen  Temperaturen  dieselben,  und  eine  Kugel 
aus  einem  solchen  Mineral  bleibt  bei  jeder  Temperatur  eine  Kugel, 
nur  ist  der  Durchmesser  jedesmal  ein  anderer. 

Einige  regalftre  KrjstaUe  seigen  bei  einer  bestimmten  Temperatur  ein  Maximum 
der  Dichtigkeit,  ähnlich  wie  das  Wasser  bei  4®  C,  und  dehnen  8i(^  Ton  da  ab  bei 
Temperatur-Erhöhung  und  -Erniedrigung  aus,  so  z.  B.  Diamant  bei  —  42®  C. 

Bei  einachsigen  Krystallen  ist  die  Ausdehnung  in  allen  Richtungen 
senkrecht  zur  Achse  dieselbe  und  von  der  Ausdehnung  in  der  Rich- 
tung der  letzteren  verschieden,  welche  bald  die  größere,  bald  die 
kleinere  ist.  Eine  Kugel  aus  einem  solchen  Krystall  wird  bei  ein«* 
Temperatnrveränderung  ein  Rotationsellipsoid,  dessen  Drehachse  der 
Hauptachse  des  Krystalls  parallel  ist.  An  den  Krystallen  bleiben  die 
mit  der  Symmetrie  derselben  zusammenhängenden  Winkel  (Prismen- 
winkel  und  Winkel  der  Basis  gegen  die  Prismenfl&chen)  für  alle  Tem- 
peraturen stets  dieselben,  während  sich  die  anderen  mit  der  Temperatur 
verändern,  z.  B.  die  Winkel  der  Quadratoktaeder  etc.  Damit  ändert 
sich  dann  auch  das  Achsenverhältnis  a:c. 

Dies  wurde  besonders  beim  Kalkspat  beobachtet.  In  der  Richtung  der  Haupt- 
achse ist  der  Ausdehnungskoeffizient  für  100^  C.  ~  +  0,002626;  in  der  Richtung 
.der  Nebenachsen  =  —  0^000310,  d.  h.  senkrecht  zur  Achse  zieht  sich  der  Elalkspat 
zwischen  0®  und  100^  bei  der  Erwftrmung  zusammen.  Dabei  wird  jedes  Bhomboeder 
spitzer  y  und  die  Endkanten winkel  derselben  müssen  also  beim  Erwärmen  kleiner 
werden.  Für  das  Spaltungsrhomboeder  üit  dieser  Winkel :  =s  lOo*  4'  bei  1(F  0.  und 
1040  551^^^  bei  1000  c.,  also  um  8V«'  kleiner. 

Bei  zweiachsigen  Krystalten  beobachtet  man  drei  aufunander 
senkrechte  Richtungen  der  größten,  kleinsten  und  mittleren  Au£h 
dehnung  (thermische  Achsen).  Bei  rhombischen  Krystallen  fallen 
dieselben  mit  den  drei  Erystallachsen  zusammen.  Bei  monoklinen 
Krystallen  geht  die  eine  derselben  der  Orthodiagonale  parallel,  und 
die  zwei  anderen  liegen  irgendwo  in  der  Symmetrieebene.  Endlich 
bd  triklinen  Krystallen  findet  eine  Beziehung  zwischen  der  Lage 
dieser  Achsen  und  der  krystallographischen  Begrenzung  nicht  mehr 
statt  Die  thermischen  Achsen  liegen  also  stets  symmetrisch  zu  den 
-Symmetrieebenen  der  Krystalle,  ebenso  wie  die  optischen  Elastizitäts- 


344  Thermische  Eigenschaften. 

achsen,  mit  welchen  sie  aber  im  allgemeinen  nicht  zusammenfallen. 
Eine  aus  einem  solchen  Krystall  geschliffene  Kugel  wird  bei  einer 
Temperaturänderung  ein  dreiachsiges  Ellipsoid,  und  an  einem  Krystall 
ändern  sich  alle  Winkel,  welche  nicht  =  90®  sind,  weil  nur  diese 
letzteren  mit  der  Symmetrie  (dem  Krystallsystem)  notwendig  zu- 
sammenhängen. Das  Gesetz  der  Winkelkonstanz  gilt  somit  hier  wie 
bei  den  einachsigen  Krystallen  nur  für  eine  bestimmte  Temperatur. 
Mit  den  Winkeln  ändert  sich  auch  das  Verhältnis  ungleicher  Achsen : 
a:b:c  oder  a :  c,  während  gleiche  Achsen,  wie  die  drei  im  regulären 
System  und  die  Nebenachsen  der  hexagonalen  und  quadratischen 
Krystalle,  entsprechend  den  allgemeinen  Symmetrieverhältnissen  bei 
allen  Temperaturen  einander  gleich  sein  müssen. 

Die  Änderungen  der  Krystallwinkel  und  der  Achsenverhältnisse 
aibic  finden  bei  stetigen  Temperaturänderungen  ebenfalls  ganz  stetig 
statt.  Dies  ist  für  die  Krystallographie  von  großer  Bedeutung,  da 
es  beweist,  daß  die  Verhältnisse  der  Achsenlängen  a:b: c. nicht  rational 
sein  können  (sofern  sie  nicht  einander  gleich  sind:  z.  B.  a:a:a). 
Würden  z.  B.  die  drei  Achsen  a,  6,  c  eines  rhombischen  Krystalls  sich 
wie  rationale  Zahlen  verhalten,  so  könnte  dies  nur  für  eine  ganz 
bestimmte  Temperatur  richtig  sein.  Bei  einer  geringen  Änderung 
derselben  würde  sich  das  Achsenverhältnis  ändern  und  müßte  dann 
irrational  werden,  da  die  Änderung  ganz  stetig  und  nicht  sprung- 
weise von  einem  rationalen  Verhältnis  zum  anderen  stattfindet.  Ebenso 
ist  es  in  allen  anderen  Fällen.  Die  Verhältnisse  der  Achsen  der 
Krystalle  sind  somit  im  allgemeinen  irrational.  Ebensowenig  können 
die  Achsenlängen  Wurzeln  aus  ganzen  Zahlen  sein,  wie  es  firüher 
Chr.  S.  Weiß  angenommen  hat. 

(Mitscheriich,  Pogg.  Ann.  Bd.  1  1824,  pag.  125  und  10,  1827,  pag.  137;  F.  E. 
Neumann,  ibid.  Bd.  27,  1833  pag.  240;  Fletcher,  Ztschr.  f.  Kryst  Bd.  IV.  1880  und 
Vm.  1884;  Fizeau,  Versch.  SteUen  der  Comptes  rendus,  1866,  1868  etc.;  ferner  Pogg. 
Ann.  Bd.  128,  137  etc.;  Bäckström  (bei  Elektrizität)  1894.) 

269.  Ändernng  des  Aggregatznstandes.  Die  meisten  Mine- 
ralien ändern  in  höherer  Temperatur  ihren  Aggregatzustand,  indem 
sie  schmelzen  oder  sich  verflüchtigen.  Ihr  Verhalten  in  dieser  Be- 
ziehung wird  geprüft  mittels  einer  gewöhnlichen  Lötrohrflamme,  und 
alle  Angaben  hierüber  beziehen  sich  auf  die  dadurch  hervorgebrachte 
Temperatur.  So  gilt  z.  B.  der  Quarz  in  der  Mineralogie  für  un- 
schmelzbar, weil  er  vor  dem  Lötrohr  (v.  d.  L.)  nicht  schmilzt,  während 
er  in  dem  Knallgasgebläse  dies  mit  großer  Leichtigkeit  tut. 

Die  SchmeUbarkät  schwankt  bei  den  verschiedenen  Substanzen 
in  weiten  Grenzen.  Sie  ist  ein  charakteristisches  Kennzeichen  und 
wichtig  zur  Unterscheidung  und  Erkennung  der  Mineralien.  Es  ist 
daher,  um  dieselben  in  Bezug  auf  diese  Eigenschaft  miteinander  ver- 


^ 


1.  Aniimanglanjg. 

2.  Nairölüh, 


Ändening  des  Aggregatznstandes.  345 

gleichen  za  können,  von  v.  Köbell  eine  Schmelzbarkeitsskala  anfgestellt 
worden,  analog  der  Mohsschen  Härteskala,  welche  sechs  je  durch  ein 
typisches  Mineral  charakterisierte  Grade  mit  von  1  bis  6  immer 
schwieriger  werdender  Schmelzbarkeit  enthält: 

In  gröberen  resp.  feineren  Splittern  schon  am 
Saume  eines  Kerzenlichts  (ohne  Lötrohrblasen) 

schmelzend. 

3.  Almandin.  Nicht  mehr  am  Kerzenlicht,  wie  die  vorigen,  aber 
leicht  und  auch  in  groben  Splittern  vor  dem  Lötrohr  schmelzend. 

4.  Strahlstein  (vom  Zillertal).    \  Vor  dem  Lötrohr  in  weniger  feinen 

5.  Adular  (vom  St.  Gotthard).  /  resp.  feineren  Splittern  schmelzbar. 

6.  Bronzit  (vor  Kupferberg  im  Bayreuthschen  etc.).  Vor  dem 
Lötrohr  nur  in  den  feinsten  Spitzen  etwas  abrundbar.  Hier  schließen 
sich  dann  die  (von  dem  Lötrohr)  unschmelzbaren  (Quarz  etc.)  an. 

Man  hat  Splitter  dieser  Mineralien  vorrätig  und  vergleicht  sie 
bei  der  Bestimmung  mit  ähnlichen  der  zu  untersuchenden  Probe,  da 
Form  und  Größe  der  Stücke  die  Schmelzbarkeit  nicht  unwesentlich 
beeinflussen. 

Auch  die  Temperatnr,  bei  welcher  die  Mineralien  schmelzen,  hat  man  genauer 
zn  bestimmen  gesucht.  Die  höchsten  Schmelzpunkte,  die  dabei  ermittelt  worden 
sind,  zeigen  einige  Silikate:  Leucit  1310^;  Meionit  1116®;  Orthoklas  1175®;  Albit 
1110**;  Strahlstein  1240**;  Muscovit  1230**  etc.  Die  mit  verschiedenen  Methoden  er- 
haltenen Zahlen  weichen  etwas  voneinander  ab.  (Dölter,  min.  u.  petr.  Mittlgn. 
Bd.  20,  1901,  pag.  210  und  Bd.  21,  1902,  pag.  23.) 

Schmelzbarkeit  in  der  Knallgasflamme:  Spezia,  Atti  R.  Accad.  Torino  Bd.  22, 
Febr.  1887. 

Die  Mineralien  verhalten  sich  beim  Erhitzen  und  Schmelzen  oft 
eigentümlich.  Manche  zerspringen  oder  zerknistem  (dekrepitieren)  in 
kleine  Stückchen  oder  in  ein  feines  Pulver;  manche  schmelzen  unter 
Aufkochen  (Zeolithe);  manche  blähen  sich  auf  und  bilden  blumen- 
kohlähnliche Massen,  welche  dann  zuweilen  nicht  weiter  schmelzbar 
sind  (Epidot) ;  manche  zeigen  nach  dem  Erkalten  ebene  Begrenzungs- 
flächen der  Schmelzprobe  (Pyromorphit)  etc.  Dies  hängt  z.  T.  mit 
einem  beim  Erhitzen  vor  sich  gehenden  Substanzverlust  zusammen 
(siehe  unten). 

Bei  diesen  Versuchen  werden  die  Stücke  entweder  in  der  Platin- 
pincette  oder  im  Platindraht  oder  auf  Kohle  erhitzt. 

Viele  Mineralien  lassen  sich  verdampfen  (sublimieren),  sind  flüchtig, 
z.  B.  Steinsalz,  und  lassen  auf  der  Kohle  oder  dem  Platinblech  keinen 
Bückstand. 

Manche  Mineralien  werden  beim  Schmelzen  und  Sublimieren  nicht 
wesentlich  verändert  und  erstarren  in  der  Kälte  zu  Massen,  welche 
den  ursprünglichen  durchaus  gleich  sind.  Geschmolzener  Augit  er- 
starrt wieder  zu  Augit,  sublimiertes  Steinsalz  gibt  wieder  Steinsalz. 


346  Elektrische  Eigeaschaften. 

Andere  werden  wesentlich  verändert.  In  chemischer  Beziehung  besteht 
diese  Änderung  vielfach  darin,  daß  in  der  Hitze  einzelne  Bestandteile 
weggehen,  z.  B.  das  Wasser  der  Zeolithe,  der  Schwefel  mancher  Schwefel- 
metalle etc.  Mineralien,  welche  sich  in  dieser  Weise  verhalten  werdea, 
teätoeise  flüchtig  genannt.  Oder  es  treten  Oxydationsprozesse  ein,  wie  z.  B, 
beim  Spateisenstein,  FeCO^,  welcher  CO^  verliert  und  dessen  FeO  sich  zu 
Fe^O^^  oxydiert  und  dadurch  magnetisch  wird,  u.  a.  mehr.  Bei  anderen 
Mineralien  gehen  Umwandlungen  in  physikalischer  Hinsicht  vor  sich. 
Manche  Erystalle  erstarren  nach  dem  Schmelzen  ohne  Substanzverlust 
zu  amorphen  Massen,  wie  z.  B.  ßealgar,  Granat,  Yesuvian.  Letztere 
beide  verlieren  dabei  bedeutend  an  spezifischem  Gewicht,  z.  B.  sinkt 
das  des  Vesuvians  von  3,4  vor,  auf  2,9  nach  dem  Erstarren,  und 
außerdem  wird  die  vorher  von  Säuren  nicht  angreifbare  Substanz 
nachher  von  solchen  leicht  zersetzt.  Manche  Mineralien  erscheinen  in 
anderer  Krystallform ;  so  erstarrt  geschmolzene  Hornblende  ohne 
Änderung  der  chemischen  Zusammensetzung  in  der  Krystallform  des 
Augits  etc. 

270.  Elektrizität.  PyroelektrizitSt.  Die  Mineralien  sind  teils 
gute,  teils  schlechte  Leiter  der  Elektrizität.  Bei  Krystallen  sind  stets 
gleiche  Sichtungen  in  Bezug  auf  die  LeUungsfähigJceU  für  die  Elek- 
trizität einander  gleich. 

(Beijerinck,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.  Bd.  XI  1898,  pag.  403;  Bäckström, 
Öefvers.  kongl.  Vetensk.  Akad.  Stockholm  Förh.  1888.  pag.  633  und  1894,  pag.  546.) 

Man  kann  in  den  Mineralien  durch  verschiedene  Einwirkungen 
EleMrmtät  erregen,  so  durch  Reibung,  wobei  z.  B.  der  Quarz  +, 
der  Bernstein  —  wird;  durch  Druck,  z.  B.  im  Kalkspat,  der  schon 
bei  einer  gelinden  Pressung  zwischen  den  Fingern  stark  -f*  wird 
(Piezoelektrizität);  durch  Lichtbestrahlung,  z.  B.  im  Flußspat  (Photo- 
elektrizität) ;  durch  Wärmebestrahlung,  z.  B.  in  Quarz  (Aktinoelektri- 
zität).  Am  wichtigsten  ist  aber  die  Erregung  von  Elektrizität  in 
Krystallen  durch  Temperaturänderung,  die  Ftfroelektrieüät  (Thermoelek- 
trizität Hankel).  Bei  konstanter,  hoher  oder  niederer  Temperatur  sind 
die  hierher  gehörigen  Krystalle  nicht  elektrisch,  werden  es  aber  bei 
jeder  Erhöhung  oder  Erniedrigung  derselben.  Die  Erregung  ist  der- 
art, daß  einzelne  Stellen  der  Oberfläche,  und  zwar  oft  auf  derselben 
Krystallfläche  in  vielfachem  Wechsel  -f>  andere  —  werden.  Diejenigen 
Stellen,  welche  bei  der  Temperaturerhöhung  -f-  sind,  werden  bei  Er- 
niedrigung —  und  umgekehrt.  Man  nennt  solche  Stellen  analog,  wdl 
die  Vorzeichen  der  Temperaturänderung  und  der  dadurch  erregten 
Elektrizität  dieselben  sind.  Die  antilogen  Stellen  werden  beim  Er- 
wärmen — ,  beim  Erkalten  +  elektrisch  oder  umgekehrt.  Die  Be- 
obachtungen  werden  meist   mit   erkaltenden   Krystallen    angestellt. 


Pyroelektrizität.    Thermoelektrizität.  347 

Manche  Mineralien  verlieren  beim  Erwärmen  über  eine  gewisse 
Temperatur  hinaus  die  elektrische  EiTegbarkeit,  z.  B.  Boracit  über 
265^,  d.  h.  also  genau  von  derselben  Temperatur  ab,  bei  welcher  er 
isotrop  wird  (257).  Sehr  merkwürdig  ist  auch  die  Erscheinung,  daß 
sich  beim  Abkühlen  von  105^ — 110*^  ab  die  Pole  des  Boracits  um- 
kehren, d.  h.  daß  die  Pole,  welche  beim  Abkühlen  über  dieser  Tem- 
peratur +  sind,  unter  derselben  —  werden  und  umgekehrt. 

Krystallographisch  gleiche  Richtungen  und  gleiche  Stellen  eines 
Krystalls  verhalten  sich  pyroelektrisch  gleich  in  Bezug  auf  Vorzeichen 
und  Intensit&t  der  Erregung,  und  es  scheint  auch,  als  ob  ungleiche 
Stellen  sich  stets  verschieden  verhielten,  so  daß  die  Verteilung  der 
pyroelektrischen  EiTegung  genau  nach  der  Symmetrie  des  betreffenden 
Krystalls  stattfände.  Allerdings  treten  dabei  vielfach  Störungen  auf, 
welche  mit  der  Oberflächenbeschaffenheit,  mit  Bruchstellen  etc.  zu- 
sammenhängen. Wegen  dieser  genauen  Übereinstimmung  der  Erystall- 
form  und  der  Pjrroelektrizität  in  Beziehung  auf  die  Symmetrie  kann 
die  letztere  viel&ch  mit  Nutzen  zur  näheren  Bestimmung  der  Erystalli- 
sation  gebraucht  werden,  wenn  aus  irgend  einem  Qrund  die  erstere 
dazu  nicht  völlig  hinreicht,  besonders  zur  Erkennung  von  Hemiedrien. 

Sind  beide  Enden  einer  Richtung  in  einem  Krystall  krystallo- 
graphisch ungleich  und  infolgedessen  am  einen  Ende  andere  Krystall- 
flächen  ausgebildet  als  am  anderen,  so  beobachtet  man  häufig,  daß 
auch  die  Pyroelektrizität  an  beiden  Enden  einer  solchen  Richtung 
verschieden  ist,  die  Krystalle  sind  dann  polar  elektrisch.  Dies  ist 
z.  B.  bei  hemimorphen  Krystallen  längs  der  Achse  des  Hemimorphis- 
mus  der  Fall,  so  bes.  beim  Turmalin  und  Kieselzinkerz;  oder  bei 
hemiedrisch-geneigtflächigen  Krystallen,  z.  B.  bei  dem  tetraedrischen 
Boracit,  an  dem  jede  zwei  gegenüberliegende  Würfelecken  verbindende 
Gerade  an  beiden  Enden  verschieden  erregt  wird,  so  daß  die  vier 
Flächen  des  einen  Tetraeders  analog,  die  des  anderen  antilog  sind. 
Auch  an  Zwillingen,  z.  B.  des  Skolecits,  beobachtet  man  eine  ähnliche 
Erscheinung. 

(Riesa  und  G.  £ose,  Abhndlg.  Berlin.  Akad.  phyB.-matb.  Ol.  1843,  pag.  59. 
Hankel  an  vielen  Stellen  der  Berichte  der  sächa.  Akad.  in  Leipzig  seit  1857,  v. 
Pogg.  Ann.) 

Eine  sehr  bequeme  Methode,  die  Verteilung  der  Elektrizität  auf  der  Oberfläche 
einea  durch  Temperaturänderung  oder  sonstwie  elektrisch  erregten  Krystalls  sichtbar 
zu  machen,  besteht  darin,  daß  man  diesen  mit  einem  sehr  feinen  Pulver  bestäubt,  das 
aus  Schwefel  und  Mennige  gemischt  ist.  Auf  den  -\-  erregten  SteUen  der  Oberfläche 
werden  dann  die  —  erregten  gelben  Schwefelstäubchen,  auf  den  —  erregten  Stellen 
die  dabei  ihrerseits  -{-  gewordenen  roten  Mennigestäubcheu  angesammelt.  (Kuudt, 
Ztschr.  f.  Kryst.  Bd.  VIII.  1884,  pag.  530.)  Turmalin  zieht  sogar  kleine  Papierstück- 
chen an. 

271.  Thermoelektrizität.  Auch  die  Thermoelektrizität,  die  Erregung  eines 
galvanischen  Stroms  durch  Erwärmen  der  Bertthrungsstelle  zweier  leitender  Minera- 


348  Magnetische  Eigenschaften. 

lien,  deren  andere  Enden  durch  eine  metallische  Leitnng  verhnnden  sind,  ist  von 
einiger  Bedeutung.  So  gibt  es  Schwefelkies-  (auch  Eobaltglanz-)  Krystalle,  welche 
in  der  thermoelektrischen  Spannungsreihe  noch  jenseits  des  Antimons,  und  andere, 
welche  noch  jenseits  des  Wismuts  stehen.  G.  Rose  hat  dieses  Verhalten  mit  der 
pyritoedrischen  Hemiedrie  dieser  Mineralien  in  Zusammenhang  zu  bringen  gesucht, 
indem  er  die  hemiedrischen  Formen  der  auf  der  Seite  des  Sb  stehenden  positiven 
Erystalle  als  die  Formen  der  einen  Stellung,  die  der  anderen  Kry stalle  als  die  der 
anderen  Stellung,  und  solche  Erystalle,  welche  an  yerschiedenen  Stellen  -|-  und  — 
sind,  als  Ergänzungszwillinge  mit  parallelen  Hauptachsen  auffaßte.  Es  gibt  aber 
auch  holoedrische  Körper  von  ähnlichem  Verhalten,  von  denen  verschiedene  Stücke 
im  Kontakt  miteinander  einen  thermoelektrischen  Strom  liefern  können,  z.  B.  metal- 
lisches Kupfer,  Bleiglanz  etc.,  was  mit  der  Beimischung  geringer  Mengen  von  Ver- 
unreinigungen zusammen  zu  hängen  scheint.  (G.  Böse,  Pogg.  Ann.  142,  13.  1871; 
Schrauf  und  Dana,  Sitzgsber.  Wiener  Akad.  69.  1874;  Liebisch,  Ann.  d.  Physik.  39. 
Bd.  1890,  pag.  390.) 

272.  Magnetismiis.  Manche  Mineralien  sind  magnetisch,  indem 
sie  vom  Magnet  gezogen  werden  (retraUorisch) ,  wie  Magneteisen, 
Magnetkies,  ein  Teil  des  gediegenen  Platins.  Diese  sind  zuweilen 
polar,  an  einem  Ende  — ,  am  anderen  -|-,  meist  aber  wirken  alle 
Stellen  ihrer  Oberfläche  in  gleicher  Weise  auf  beide  Pole  einer 
Magnetnadel.  Gewisse  Varietäten,  bes.  angewitterte  Stücke  des  Magnet- 
eisens, sind  sogar  attraktorisch  magnetisch  und  ziehen  Eisenfeile  an 
sich  (natürliche  Magnete).  Auch  sie  sind  zuweilen  polar.  Die 
genannten  Mineralien  zeigen  starken  Magnetismus,  schwächere  Grade, 
durch  feinere  Hilfsmittel  nachweisbar,  lassen  noch  viele  andere  Mine- 
ralien, bes.  Fe-  und  Ni-  haltige,  erkennen.  Manche  an  sich  nicht 
magnetische  Mineralien  und  Gesteine  sind  durch  Einmengung  von 
Magneteisen  magnetisch.  Im  natürlichen  Zustand  unmagnetische 
eisenhaltige  Mineralien  werden  durch  Glühen  vielfach  magnetisch,  so 
z.  B.  der  Eisenspat  Fe  CO^,  indem  das  Eisenkarbonat  in  Magneteisen 
übergeht.  Dies  ist  manchmal  zur  Erkennung  und  Unterscheidung  von 
anderen  ähnlich  aussehenden  wichtig.  Eisenhaltige  Mineralien  werden 
von  starken  Elektromagneten  angezogen,  was  zuweilen  zur  Trennung 
in  Mineralgemengen  z.  B.  in  Gesteinspulvern  mit  Vorteil  benutzt 
wird  (vergl.  Rosenbusch,  Mikrosk.  Physiographie,  3.  Aufl.  I,  pag.  250, 
1892). 

(Greiss,  Pogg.  Ann.  98,  1856,  pag.  478;  Graüich  nnd  v.  Lang,  Sitzgsber.  Wien. 
Akad.  Bd.  32,  1858,  pag.  43;  Plücker,  Pogg.  Ann.  Bd.  72,  74,  1847). 


IIL  Abschnitt. 

Mineralchemie. 


Dieser  Abschnitt  nmfaßt  mit  dem  folgenden  die  Darstellung  der  chemischen 
Zasammensetzung  der  Mineralien  nnd  der  chemischen  Charakteristik  derselben, 
der  Beziehungen  zwischen  chemischer  Zusammensetzung  und  Erystallform,  sowie  der 
Art  und  Weise,  wie  sie  sich  bilden  und  wie  sie  umgewandelt  und  zerstört  werden, 
endlich  der  sowohl  an  sich,  als  auch  namentlich  für  die  Beurteilung  der  Entstehung 
besonders  wichtigen  Art  und  Weise  des  Vorkommens  derselben  in  der  Natur.  Lite- 
ratur siehe  (3)D — G,  besonders  Brauns,  Dölter,  Rammeisberg,  auch  Oroth,  Tabellen. 

273.  Zusammensetziiiig.  Die  Mineralien  sind  aus  den  chemischen 
Elementen  nach  den  Gesetzen  aufgebaut,  welche  die  Chemie  ermittelt 
hat.  Diese  Gesetze  werden  hier  als  bekannt  vorausgesetzt  Alle  bis- 
her aufgefundenen  Elemente  sind  in  Mineralien  vertreten,  es  kommen 
aber  nicht  alle  Elemente  isoliert  (gediegen)  und  auch  nicht  alle  mög- 
lichen Verbindungen  der  Elemente  als  Mineralien  in  der  Natur  vor, 
sondern  nur  solche,  welche  unter  der  Einwirkung  der  in  der  Erd- 
kniste  stets  vor  sich  gehenden  chemischen  Prozesse  nicht  leicht  Ver- 
bindungen eingehen  resp.  zerstört  werden. 

Die  Zusammensetzung  der  Mineralien  wird  durch  eine  Formel 
ausgedrückt,  welche  zeigt,  welche  Elemente  und  wie  viel  Atome  von 
jedem  in  denselben  vorhanden  sind.  Solche  Formeln  heißen  empirische. 
Konstitutionsformeln,  welche  angeben  sollen,  wie  die  Atome  im  Molekül 
gelagert  sind,  beruhen  bei  vielen  und  namentlich  bei  den  kompliziert 
zusammengesetzten  Mineralien  auf  willkürlichen  und  unsicheren  An- 
nahmen; von  ihnen  wird  daher  hier  abgesehen.  Dagegen  werden  zu- 
weilen, wenn  es  zur  Erreichung  einer  leichteren  Übersicht  und  für 
das  Gedächtnis  bequem  erscheint,  die  sog.  gruppierenden  (dualistischen) 
Formeln  der  älteren  Chemie  angewendet.  So  wird  also  z.  B.  ein 
Mineral  von  der  Zusammensetzung  des  Orthoklases  geschiieben : 
E^Al^Si^O^Q  oder  auch  nach  Bedürfnis:  K^O . Äl^O.^ .  6SiO^. 

274.  Analyse.  Die  chemische  Zusammensetzung  eines  Minerals 
wird  durch  eine  genaue  quantitative  Analyse  ennittelt,  deren  Aus- 


^ 


350  Mineralchemie. 

fiihrung  die  Aufgabe  der  MineraJcheraie  ist.  Aus  der  Analyse  wird 
dann,  unter  Berücksichtigung  der  Verhältnisse  des  Isomorphismus 
(283 flf.)  etc.,  nach  den  Gesetzen  der  Stöchiometrie  die  Formel  be- 
rechnet. So  ist  die  Formel  für  sehr  viele  Mineralien  unzweifelhaft 
festgestellt,  bei  anderen  ist  dies  noch  nicht  gelungen.  Das  sind  meist 
solche  Mineralien,  welche  entweder  sehr  kompliziert  und  aus  vielen 
schwierig  trennbaren  Elementen,  von  z.  T.  wenig  bekannten  Eigen- 
schaften zusammengesetzt  sind,  oder  welche  sehr  komplizierte  isomorphe 
Mischungen  darstellen,  oder  welche  nur  in  geringen  Mengen  zur  Ver- 
fügung stehen  etc.  Bei  manchen  Mineralien  sind  sogar  alle  diese 
Schwierigkeiten  gleichzeitig  vorhanden. 

Dabei  ist  immer  voransgesetzt,  daß  die  Analyse  mit  vollkommen  reinem  und 
homogenem  Material  angestellt  ist.  Die  Mineralien  enthalten  (180)  vielfach  fremde 
Beimengungen  (Unreinigkeiten)  mechanisch  eingeschlossen.  Die  Betrachtung  anter 
dem  Mikroskop,  wenn  nötig  im  polarisirten  Licht,  eventuell  im  Dännschliff  lehrt,  ob 
solche  vorhanden  sind  oder  nicht.  Ist  die  Masse  frei  davon,  so  ist  sie  ohne  weiteres 
zur  Analyse  geeignet;  wenn  nicht,  so  muß  man  die  Unreinigkeiten  zu  entfernt 
sucheh.  Sind  diese  größere  Kömchen,  oder  sind  sie  nur  an  einzehien  Stellen  in  dem 
zu  untersuchenden  Mineral  angehäuft,  so  kann  man  sie  zuweilen  unter  der  Lupe^ 
oder  dem  Mikroskop  durch  Auslesen  des  Unreinen  mechanisch  entfernen.  Auch  durch 
Schlemmen  des  feinen  Pulvers  kann  zuweilen  eine  mechanische  Trennung  bewirict 
werden,  wenn  die  zu  trennenden  Teilchen  ein  erheblich  verschiedenes  spezifisches 
Gewidit  haben,  oder  besser  durch  Behandeln  des  Pulvers  mit  Flüssigkeiten  von  ver- 
Bchied^em  spezifischen  Gewicht  (190)  oder  durch  den  Magnet  (272).  Leichter  und  voll- 
ständiger geht  diese  Trennung  zuweilen  auf  chemischem  Wege  vor  sich,  wenn  das 
SU  untersuchende  Mineral  in  Wajsner  oder  Säuren  löslich  ist,  die  Unreinigkeiten 
nicht,  oder  wenn  das  Umgekehrte  der  FaU  ist.  Ist  kein  Mittel  zur  Trennung  aue- 
reichend» so  ist  die  vorliegende  Substanz  zur  Ermittelung  der  chemischen  Zusammen- 
setzung des  in  Frage  stehenden  Minerals  ungeeignet.  Oeringe  Mengen  von  fremden 
Beimengungen  sind  übrigens  meist  von  keinem  erheblichen  Belang  und  können  oft 
vernachlässigt,  eventueU  auch  bei  der  Ermittelung  der  Formel  in  Bechnung  gestellt 
werden  (vergl.  Sonnenstein  von  Tvedestrand  (264)). 

Die  zur  Berechnung  von  Analysen  nötigen  Atomgewichte  sind  am  Sdilnsse 
des  allgemeinen  Teiles  nach  den  neuesten  Bestimmungen  in  einer  Tabelle  zu- 
sammengestellt. 

Über  den  Wert  und  die  Bedeutung  der  Mineralanalysen  siehe  u.  A.:  Dölter, 
Mitthlgn.  d.  naturwissensch.  Vereins  f.  Steiermark,  Jahrg.  1877,  pag.  1;  Tscher mak. 
Min.  Mitthlgn.  I,  1872,  pag.  93. 

275.  Wassergehalt.  Aus  vielen  Mineralien  entweicht  unter  ge- 
eigneten Umständen  Wasser.  Dies  geschieht  bei  manchen  schon  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  (Laumontit)  oder  bei  einer  geringen  Steige- 
rung derselben  (Vitriol,  Gips)  oder  doch  unter  300^  (Natrolith).  Solches 
Wasser  wird  in  feuchter  Luft  oder  beim  Befeuchten  der  Substanz 
häufig  unter  Herstellung  des  früheren  Zustandes  von  dem  entwässerten 
Mineral  wieder  aufgenommen,  das  auch  im  entwässerten  Zustand  seine 
ursprünglichen  physikalischen  Eigenschaften   zum   Teil   beibehalten 


Wassergehalt.  351 

hatte.  Es  hat  also  keine  völlige  Zerstörung  der  arsprüngliclien  Su1>* 
stanz  dadurch  stattgefunden,  daß  das  Wasser  zeitweilig  ans  der  Ver- 
bindung austrat.  Aus  manchen  Mineralien  entweicht  das  Wasser  aber 
aueh  erst  bei  sehr  hoher  Temperatur,  welche  jenseits  der  Glühhitze 
Hegt,  und  das  so  ausgegebene  Wasser  wird  in  feuchter  Luft  nicht 
wieder  aufgenommen.  Die  ursprüngliche  Substanz  ist  gänzlich  zer* 
stört  und  unfähig,  durch  Wasseraufnahme  wieder  in  den  früheren 
Zustand  überzugehen  (z.  B.  Dioptas).  Endlich  gibt  es  solche  Mine- 
ralien, aus  wekhen  ein  Teil  des  Wassers  unter  300^  C,  ein  anderer 
Teil  erst  bei  Olühhitze  entweicht,  wie  z.  B.  beim  Desmin. 

Man  stellt  sich  vor,  daß  alles  bei  nicht  zu  hoher  Temperatur 
entweichende  Wasser,  namentlich  wenn  es  nachher  von  dem  ent- 
wässerten Mineral  wieder  aufgenommen  wird,  als  sog.  KrystaUwasser 
fertig  gebildet  in  dem  Mineral  enthalten,  dem  Molekül  desselben  an- 
gelagert und  nur  lose  mit  diesem  verbunden  ist.  Als  Krystallwasser 
wird  das  Wasser  namentlich  auch  dann  angesprochen^  wenn  es  nach 
der  herrschf^nden  Valenzlehre  nicht  gut  in  der  Atomverbindung  unter- 
gebracht werden  kann.  Demzufolge  schreibt  man  z.  B.  die  Formel  des 
Natrolith:  Nos^Al^Si^O^^  .  2H^0  oder  .  203.  Dagegen  wäre  das  erst  in 
der  Glühhitze  entweichende  Wasser,  das  man  basisches  Wasser^  auch 
Hydratwasser  oder  EonstiitUionswasser  nennt  und  das  nicht  wieder  auf- 
genommen wird,  nicht  als  H^  0  im  Mineral  fertig  gebildet,  sondern  letz- 
teres enthielte  IZ,  der  eventuell  durch  Metalle  ersetart  werden  könnte, 
oder  auch  (HO);  aus  ihnen  entstünde  das  Wasser  erst  beim  Glühen 
durch  Zersetzung  der  Substanz  und  Aufnahme  von  O  aus  derselben. 
Danach  wäre  Dioptas:  H^CuSiO^  (nicht:  CuSiO^  -  H^O)  und  Desmin: 
H^CaÄl^Si^Oi^  .  4H^0,  hier  also  H  neben  H^O.  In  einzelnen  Mine- 
ralien ist  auch  eine  kleine  Menge  Chlor  oder  Flu«»*  durch  Hydroxyl 
ersetzt,  das  beim  Glühen  ebenfalls  Eonstitutionswasser  liefert.  In- 
dessen ist  es  keineswegs  immer  sicher  festzustellen,  ob  man  es  mit 
Krystallwasser  oder  mit  Eonstitutionswasser  zu  tun  hat.  Besonders 
IMht  es  oft  unentschieden,  ob  das  eine  oder  das  andere  vorliegt, 
wenn  ein  Wasser  abgebendes  Mineral  nach  der  Wertigkeit  der  in 
ihm  enthaltenen  Elemente  unter  beiden  Umständen  eine  Atomver- 
bindung sein  kann. 

Durch  diese  Auffassung  des  beim  Glühen  entweichenden  Wassers 
ist  die  Formel  mancher  Mineralien  klargelegt  worden,  welche,  wie 
Glimmer,  Epidot,  Turmalin  etc.,  eine  kleine  Menge  H^O  beim  Glühen 
abgeben.  Dieses  war  lange  für  spätere,  infolge  von  beginnender  Ver- 
witterung hinzugetretene  Beimengung  gehalten  worden  (310),  man  muß 
jetzt  aber  annehmen,  daß  oft  die  frischen  Mineralien  neben  den  Me- 
tallen eine  kleine  Menge  H  enthalten,  welche,  zu  den  Metallen  hinzu- 
genommen, die  Aufstellung  einfacher  und  befriedigender  Formeln  er- 


352  Mineralcbemie. 

möglicht  wie  sie  ohne  diese  Annahme  nicht  aufgestellt  werden  können 
(vergl.  übrigens  (311)). 

Das  Entweichen  des  Wassers  ans  den  Mineralien  hat  häufig  die 
Folge,  daß  die  ursprünglich  frische,  glänzende,  durchsichtige  und  kom- 
pakte Masse  matt,  undurchsichtig,  trübe,  vielfach  auch  locker  und 
erdig  wird.  Wenn  nur  Krystallwasser  entweicht,  bleibt  vielfach  die 
Krystallstiniktur  und  auch  mehr  oder  weniger  die  Durchsichtigkeit 
erhalten.  Die  neu  entstandene  wasserfreie  oder  wasserärmere  Sub- 
stanz hat  aber  natürlich  andere  Eigenschaften,  namentlich  optische, 
als  die  ursprüngliche  und  gehört  nicht  selten  einem  anderen  Erystall- 
system  an,  wie  man  dies  namentlich  bei  der  Untersuchung  der  unter 
dem  Namen  der  Zeolithe  bekannten  wasserhaltigen  Silikate  be- 
obachtet hat.  Bei  diesen  kann  das  entwichene  Krystallwasser  auch 
u.  U.  durch  Alkohol,  Schwefelkohlenstoff,  Kohlensäui^e  etc.  ersetzt 
werden. 

(Laspeyres,  Jonm.  für  prakt.  Chemie.  1875;  Mallard,  Bull.  soc.  min.  France 
Bd.  V,  1882,  pag.  225;  C.  Klein,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1891,  I,  pag.  104;  Rinne 
Sitzgßber.  Berlin.  Akad.  1890,  pag.  1163;  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1897,  II,  pag.  28; 
1899,  I,  pag.  1;  G.  Friedel,  Bull.  soc.  franij.  de  min.  Bd.  19,  18%,  pag.  363;  Bd. 
21,  1898,  pag.  6  und  86;  Bd.  22,  1899,  pag.  6;  Penfield,  American  Joum.  S.ser.  Bd. 
18,  1879;  pag.  295  (Vertretung  von  (HO)  u.  F);  Damour,  Ann.  de  chimie  et  de 
physique,  3.  ser.  Bd.  53.) 

276«  Chemische  Charakteristik.  Handelt  es  sich  darum,  die 
chemische  Zusammensetzung  der  Mineralien  zu  erforschen,  so  ist  eine 
mit  den  besten  Hilfsmitteln  der  Chemie  ausgeführte  vollständige 
quantitative  Analyse  unbedingt  erforderlich.  Chemische  Verauche 
sind  aber  auch  von  besonderem  Wert  und  Vorteil,  ja  sie  allein  fühi-en 
manchmal  zum  Ziel,  wenn  die  Aufgabe  gesteUt  ist,  ein  Mineral  zu 
bestimmen,  d.  h.  nachzuweisen,  zu  welcher  der  bekannten  Spezies  es 
gehört.  Unter  diesen  Umständen  genügt  in  den  weitaus  meisten 
Fällen  (nicht  in  allen)  eine  qualitative  Untersuchung.  Ja  gewöhnlich 
ist  es  gar  nicht  nötig,  diese  vollständig  durchzuführen ;  es  ist  vielfach 
schon  ausreichend,  einen  oder  den  anderen  besonders  leicht  bestimm- 
baren oder  vorzugsweise  charakteristischen  Bestandtheil  des  zu  unter- 
suchenden Minerals  zu  ermitteln  oder  eventuell  auch  die  Abwesenheit 
eines  solchen  zu  konstatieren  und  diese  Befunde  unter  Berücksichtigung 
der  äußeren  Eigenschaften,  der  Krystallform,  der  physikalischen  Be- 
schaffenheit etc.  mit  der  bekannten  Zusammensetzung  der  in  Betracht 
kommenden  Mineralien  zu  vergleichen. 

Solche  mehr  oder  weniger  unvollständigen  chemischen  Versuche 
zur  Bestimmung  der  Mineralien  unter  Zuhilfenahme  der  krystallo- 
graphischen  und  physikalischen  Eigenschaften  derselben  werden  die 
chemische  Charakteristik  der  Mineralien  genannt    Vielfach  wird  hierbei 


Chemische  Charakteristik.    Verhalten  yor  dem  Lötrohr.  353 

der  gewöhnliche  nasse  Weg  eingeschlagen,  noch  häufiger  ist  aber  die 
Benutzung  der  trockenen  Methoden,  wobei  es  sieh  vor  allem  um  das 
Verhalten  der  Mineralien  vor  dem  L5trohr  handelt.  In  neuerer  Zeit 
hat  sich  auch  die  unter  manchen  Umständen  besonders  vcHrteilhafte 
mikrochemische  Analyse  Geltung  verschafft.  Selbstverständlich  wird 
man  sich  bei  Erledigung  einer  vorli^enden  Aufgabe  dieser  All;  nicht 
auf  die  eine  oder  andere  dieser  Methoden  ausschliefilich  beschränken, 
sondern  man  wird  sie  nebeneinander  benutzen,  wenn  es  die  Verhält- 
nisse zweckmäßig  erscheinen  lassen.  In  sehr  vielen  Fällen  kann  man 
sogar  ohne  chemische  Proben  mit  den  physikalischen  Eigenschaften 
und  der  Erystallform  allein  zum  Ziele  kommen. 

Vergl.  die  Tabellen  Ten  Fuch»-Braiins,  t.  KobeU  u,  Weisbach,  (3)  F. 

277.  Yerkalteii  vor  dem  Lötrohr.  Bei  der  chemischen  Charak- 
teristik der  Mineralien  und  bei  deren  Bestimmung  überhaupt  ist  die 
Verwendung  des  Lötrohrs  besonders  beliebt,  denn  die  Prüfung  der 
Mineralien  vor  dem  Lötrohr  (v.  d.  L.)  ist  leicht  auszufühi*en  und  bringt 
rasch  zum  Ziele,  auch  genügen  ganz  geringe  Mengen  der  Substanz 
zur  Untersuchung.  Statt  der  Lötrohrflamme  bedient  man  sich  in 
manchen  Fällen  bequemer  der  heißen  und  farblosen  Flamme  des 
Bunsenbrenners,  besonders  wenn  die  Färbung  der  Flamme  beobachtet 
werden  soll.  Die  hauptsächlichsten  Operationen,  die  man  mit  dem 
Lötrohr  ausführt^  sind  die  folgenden :  Erhitzen  der  Substanz  im  unten 
geschlossenen  Glasröhrchen  (im  Kolben)  zur  Ermittlung,  ob  etwas 
Flüchtiges  fortgeht,  z.  B.H^O  aus  Hydraten,  oder  ob  die  ganze  Probe 
verschwindet,  z.  B.  gediegen  Arsen  (teilweise  oder  ganz  flüchtig  und 
zwar  bei  Luftabschluß).  Erhitzen  in  der  beiderseits  offenen  Bohre, 
welche  Luft  zutreten  läßt,  oder  auf  Platinblech,  zur  Prüfung  des  Ver- 
haltens der  Probe  bei  Einwirkung  des  Sauerstofiis;  auch  hier  ist 
manches  Mineral  ganz  oder  teilweise  flüchtig.  Hier  wie  im  vorigen 
Fall  hat  man  den  Geruch  der  fortgehenden  Gase  zu  prüfen,  welcher 
zuweilen,  z.  B.  für  /S  der  Geruch  der  50,,  sehr  charakteristisch  ist, 
und  zu  beobachten,  ob  sich  im  Böhrchen  auf  der  Wand  desselben  ein 
Beschlag  absetzt  (z.  B.  bei  Arsenkies).  In  manchen  Fällen  ist  es  zweck- 
mäßig, hierbei  das  feine  Pulver  des  Minerals  mit  Soda  zu  mischen, 
z.  B.  bei  Nachweis  von  Hg,  Auch  die  Erscheinung  des  Aufblähens, 
Dekrepitierens  (Zerknistems),  des  Farbenwechsels  beim  Erhitzen,  des 
Phosphoreszierens  etc.  muß  hierbei  beachtet  werden.  Femer  wird  der 
Körper  auf  Kohle  besonders  in  der  Beduktionsflamme  erhitzt,  entweder 
für  sich,  oder  in  feinem  Pulver  mit  Soda  zusammen.  Auch  hier  wird  die 
vollkommene  oder  teilweise  Flüchtigkeit  der  Substanz  ermittelt,  die 
sich  manchmal  an  einem  mehr  oder  weniger  dicken  Rauch  zu  erkennen 
gibt,  zuweilen  tritt  auch  hier  ein  charakteristischer  Geruch  auf,  z.  B. 

Bauer,  Mineralogie.  23 


354  Mineralchemie. 

der  Knoblauchgeruch  des  Arsens.  Wenn  nötig,  werden  auf  diese 
Weise  für  gewisse  anderweitige  Versuche  schädliche  flüchtige  Bestand- 
teile wie  8,  As  etc.  entfernt  (Rösten,  wenn  die  Erhitzung  im  Oxy- 
dationsfeuer geschieht);  sodann  wird  oft  nach  dem  Erhitzen  im  Re- 
duktionsfeuer  ev.  mit  Soda  die  Entstehung  von  metallischen  Körnchen, 
z.  B.  von  Pb,  Cu  etc.  beobachtet,  welche  dann  spezieller  auf  ihre 
Natur  geprüft  werden  müssen.  Kömer  von  Pb,  Cu,  Ag  etc.,  überhaupt 
von  regulären  Metallen  müssen  sich  auf  dem  Amboß  in  dünne  Plättchen 
aushämmern'  lassen,  da  sie  dehnbar  sind.  Gewisse  Mineralien  {Fe- 
haltige)  werden  beim  Erhitzen  auf  der  Kohle  magnetisch.  Andere 
nehmen  beim  Glühen  mit  Kobaltsolution  eine  charakteristische  Färbung 
an.  Endlich  wii*d  oft  die  Bildung  von  für  einzelne  Elemente  charak- 
teristischen Beschlägen  auf  der  Kohle  beobachtet,  welche  sich  aus  dem 
oben  erwähnten  Rauche  absetzen  und  welche  sich  durch  die  in  der 
Hitze  und  nach  dem  Erkalten  hervortretende  Farbe  und  durch  andere 
Eigenschafben  voneinander  unterscheiden.  Zuweilen  werden  diese 
Beschläge  auf  Glasplatten  aufgefangen,  um  sie  mikroskopisch  unter- 
suchen zu  können.  Auch  diese  Beschläge  werden  zum  Teil  durch 
Glühen  mit  Kobaltsolution  charakt-eristisch  gefärbt  Die  oxydierende 
Wirkung  der  Flamme  wird  bei  diesen  Prozessen  oft  durch  Zusatz 
von  etwas  KNO^,  die  reduzierende  durch  Zusatz  von  etwas  Sn  zur 
Probe  verstärkt.  Manche  Mineralien  oxydieren  sich,  in  Pulverform 
mit  Salpeter  gemischt,  beim  Erhitzen  plötzlich  unter  Explosions- 
erscheinungen (verpuffen),  z.  B.  Molybdänglanz. 

Das  Erhitzen  in  der  Platinzange  geschieht  hauptsächlich  zur  Er- 
mittlung der  Schmelzbarkeit  des  Minerals  (269).  Man  verwendet  dazu 
kleine  dünne  und  spitzige  Splitter.  Es  ist  hierbei  zu  beobachten,  ob 
die  Probe  unverändert  schmilzt,  ob  sie  trübe  wird,  die  Farbe  ändert, 
sich  aufbläht  oder  Blasen  wirft,  ob  sie  nach  einiger  Zeit  des  Schmelzens 
unschmelzbar  wird,  ob  sie  nach  dem  Erkalten  klar  bleibt  und  wieder 
in  den  früheren  Zustand  übergeht,  oder  ob  und  wie  sie  sich  ändert  etc. 
Daneben  erhält  man  zuweilen  eine  für  gewisse  Elemente,  bes.  B,  P,  Cu, 
Alkalien,  Erdalkalien  etc.,  charakteristische  Färbung  der  blauen  Löt- 
rohrflamme (bequemer  in  der  Flamme  des  Bunsenbrenners)  ev.  nach 
dem  Eintauchen  der  Probe  in  HCl  oder  H^SO^.  Die  Erhitzung  As-,  Sb-, 
Pb-  etc.  haltiger  Mineralien  darf  nicht  in  der  Platinzange  vorgenommen 
werden,  da  diese  Elemente  mit  dem  Pt  sehr  leicht  zusammenschmelzen ; 
bei  solchen  erhitzt  man  auf  Kohle. 

Zur  Prüftmg  auf  Metalloxyde  dient  besonders  das  Schmelzen  von 
feinem  Pulver  der  Substanz  (bei  den  Schwefelmetallen  nach  dem 
Rösten)  mit  Borax,  wobei  häufig  die  Perle  eine  charakteristische  Fär- 
bung annimmt.  In  der  Öse  eines  Platindrahts  wird  eine  Boraxperle 
geschmolzen,  von  dem  Pulver  des  Minerals  eine  geringe  Menge  zu- 


Verhalten  Tor  dem  Lötrohr. 


356 


gesetzt  und  wieder  geschmolzen,  Das  Pulver  16st  sich  dabei  im  Borax 
auf  oder  verhält  sich  darin  irgendwie  anders,  was  oft  neben  der  dabei 
entstehenden  Farbe  von  Bedeutung  ist.  Man  hat  hier  die  Farbe  in 
der  Oxydations-  und  Reduktionsflamme  {0.11  und  R.FI.)  zu  unter- 
scheiden, die  beide  nicht  selten  verschieden  sind.  Die  Phosphorsalz- 
perle wird  durch  viele  Metalle  ebenfalls  charakteristisch  gefärbt.  Auch 
löst  sie  die  Silikate  in  der  Hitze  unter  Hinterlassung  der  SiO^  (Eiesel- 
skelett).  Freie  Kieselsäure  (Quarz  etc.)  mit  Soda  zusammengeschmolzen 
erzeugt  lebhaftes  Aufbrausen  durch  Entweichen  von  CO^. 

In  der  folgenden  Tabelle  ist  das  Hauptsächlichste  über  das  che- 
mische Verhalten  der  wichtigei*en  Elemente  vor  dem  Lötrohr  zu- 
sammengestellt, besonders  mit  Bezug  auf  das  oben  Erwähnte,  doch 
sind  auch  einige  andere,  ohne  besondere  Erläuterung  verständliche 
Reaktionen  noch  beigefügt.  Die  Tabelle  genügt  in  den  meisten  Fällen 
zur  Ermittlung  der  Bestandteile  der  Mineralien,  zuweilen  stört  aber 
das  Nebeneinandervorkommen  mehrerer  Elemente  die  Erscheinungen. 
In  diesem  Fall  muß  eines  der  genannten  diesem  Gegenstand  speziell 
gewidmeten  Werke  nachgeschlagen  werden.    (Vergi.  hesonders  Plattner 

und  Scheerer.  (3)  F.). 


Anm. :    O.Fl.  =  Oxydations-,  B.FI.  =  Bednktionsflamme.     Bsch.  =  Beschlag. 
h.  =  heiü ;  k.  =  kalt. 


Element 

Erhitzen  anf 

Kohle  in  der 

Bednktions- 

flamme. 

Flammen- 
förhnng. 

Färhnng  der  Borax- 
perle. 

Sonstige 

resp. 
Verhin- 

0.  Fl.  (ev.  Zvi' 

Ä.  Fl.  (ev.  Zu- 
satz von  Sn.) 

Beaküonen. 

dnng. 

(iSi-MetaUe  sind  vorher 
zu  rösten.) 

(Bemerkungen.) 

8 

Im    Glasrohr    heim 

Schmelze  mit  So- 
da in  R.FI.  färht 

angefeuchtet 
J^-Blech  hrann 
(Heparreaktion). 

Bettichgemch, 
graner    metalli- 
scher Beschlag. 

Weißör  Bsch.  mit 
rotem  Band. 

Erwärmen  Wasser- 
tropfen (vergl.  275). 

S  und  /S-Metalle  ffe- 
ben  verbrannt  oder 
geröstetSOrGeruch. 

In  offener  Glasröhre 

(80,) 
8e 

hlau  in  0.J7. 

Te 

fiTÜn 

.        .        ■        . 

ein  metAl1iflcher,wei- 
ter  oben  ein  roter 
Beschlag. 

In  offener  Glasröhre 

I'iPM 

blangrün  nach 
Befeuchten  mit 

ein  weißer  od.  graner 
Beschlag,  der  zu 
farblosen  Tropfen 
schmilzt. 

23* 


856 


Hineraldiemie. 


Färbxmg  der  Borax- 
peiie. 


Element 
Verbin- 


Etrhitsen  auf 

Kohle  in  der 

BednktionB- 

ft&mine. 


B{BtO,) 


N 


C 

(CO,) 

Si{SiO;) 


TKTiO^) 


Cl 

Br 
1 

F 


K 


Na 
Li 


Ca 
Ba 

8r 


Flammen- 
ftrbong:. 


0,  Fl.  (ev.  Zu-  Ä.  n.  (ev.  Zn- 


sats  y.  Kjro»). 


eatz  von  8n). 


SelbLgrünnadi 
ef enchten  mit 
S^SO^;  kleine 
Mengen  nach 
Schmelzen  mit 

CaFlt  nnd 
HKSO4,,    bes. 
in  SiHkaten. 


lasurblau 
ins  Pur- 
purne 

blaugrün 

grün 


Mg 


violett  (wenn 
Na  vorhanden 
durch    Eobalt- 
glas  gesehen.)- 
gelb. 

karminrot 
(durch  i\ra  gelb- 
rot), 
gelbrot. 
gelbl.  grün, 
purpurrot. 


(S-lfotaUe  siad  voiker 
SU  rOstea.) 


h,  ^elb,  k. 
farbloB  bis 
weiß  email- 
artig, wenn 
viel  zuge- 
setzt. 


gelb  bis 
braun. 


Sonstige 
Reaktionen. 

(Bemerkungen.) 


VerpujQft  mit  C.  Im 
Kolben  mit  H^04, 
rote  Dämpfe. 

Mit  it-Lauge 
Dämpfe,  welche  rotes 
Lackmuspapier  blau 
fiirben  etc. 
Verpufft  mit  KNO^ 
(nicht  Diamant). 
Aufbrausen  mit  kal- 
ter oder  nur  mit  war- 
mer-ETCi  oderÄYÖ^. 
In  P-Salzperle  Kie- 
selskelett. Freie  8i0% 
in  Sodaperle  unter 
Aufbrausen  löslich 
zu  klarer  Perle. 
P-Salzperle:  R.FI, 
h.  gelb;  k,  violett 
(bei  Gegenw.  von 
Fe  braunrot,  durch 
Zusatz  vonSn-Staub 
violett).  0.1?7.  farb- 
los. In  Perle  TtO^ 
KrystäUchen. 


mit  RKSO4,  erhitzt 
I-Dämpfe,dieStärke- 
papier  blau  färben. 
Mit  HtS04,  oder  ge- 
schmolzen mit 
HKSO4.  Dämpfe  von 
HF,  welche  Glas 
ätzen  und  Femam- 
bukpap.  gelb  färben. 


Die  Flamme  even- 
tuell im  Spektro- 
skop zu  unter- 
suchen. 


Verhalten  vor  dem  Lötrohr. 


857 


Element 

lesp. 

Verbin- 

dimg. 


AI 
Mg 


Cd 


Zn 


Fe 


Mn 


Co 

'm 


V 

Cr 
W 


Mo 


ü 


Pb 


Erhitzen  auf 

Kohle  in  der 

Eednktions- 

flamme. 


Flammen« 
fibrbimg. 


nachBe- 
fenchtea 
blan  I  mit 
hlaßiDt  ( CoN^O^ 
nnd 
Gltthen 
(wenn  das  Mine- 
neral  farblos). 
Bsch.  rot-\ 
brann,  wei- 
ter von  der 
Probe  entf. 


a 


orange, 

B$ch,  h. 
gelb^ 

k,  weiß, 
nicht  flttch-  s 
tiginO.-F7 

magnetisch 
dnrch  Bildung  t. 
J'esOiCwennyiel 
Fe  Torhanden). 


zn  granem,  mag- 
net  metikU.  M 
reduziert 


Bick,  in  Wftrme 
gelb,  in  Kälte 
weiß,  nahe  der 
Probe  rot  (^ 
O.FI.).  In  RFl. 
wird  der  weiße 
Beschlag  dunkel. 


Mit  Soda  ge- 
schmolz,   firanes 
dehnbar.  Metall- 
kom.  B9oA.geIb, 
am  Rande  weiß. 


Färbung  der  Boraz- 
perle. 


0.  Fl.  («▼.  Zu- 


Ä.  ri.  (ev.  Zn- 
satz von  Sm), 


(jS-Metalle  sind  Torher 
zn  rösten.) 


Sonstige 
Reaktionen. 

(Bemerkungen.) 


h.  dunkel- 
rot bis  gelb, 
k.  dunk.fi;elb 
bis  farblos, 
yiolett 


blau. 

h,  violett,  k. 

rotbravn. 


gelb  bis 
burbloa. 

Jl  gelbrot, 

k.  smaragdgrün. 


flaschen- 
grün. 

blaßrot   bis 
farblos. 

blau, 
trübe  grau. 

A.  bräunlich. 
k,  chrom- 
grttn. 


{ 


h.  gelblich 

iHraun,  k, 

opalartig 

trübe. 


h,  braun  bis 
rot,  k,  gelbl. 
grün. 


undurch- 
sieht,  braun. 


B9(^.  durch  Glühen 
mit  CoNtOt  grün. 


Mit  Soda  und  Sal- 
peter ffTüneSchmelze 
auf  Platinblech. 


Mit  Soda  u.  Salpeter 
hellgelbe  Schmelze 
auf  Platinblech. 

P-Salzperle  in  0,FL 
gelbl.,  in  R.Fl,  h. 

Sn,  k.  blau;  bei 
^enw.TonJP^  blut- 
rot. Mit  Soda  ge- 
schmolzen, in  HCl 
gelOtt  uau  mit  Zn 
erwärmt,  schOn  blaue 
Flüssigkeit. 
P-Sai^rle  in  B.FL 
fiTün»  Mit  konz. 
H^SOi  erwärmt  und 
mit  Weingeist  ver- 
setzt blaue  Lösung. 


P-Salzperle  in  O.FI. 
gelb,  K.FI.  grün. 


358 


Mineralchemie. 


lement 
resp. 
Verbm- 
dnng. 


Erhitzen  auf 

Kohle  in  der 

Bednktions- 

flamme. 


Flammen- 
färbnng. 


Fftrbnng  der  Borax- 
perle. 


0.  Fl.  (ev.  Zu-  R,  FL  (ev.  Zu- 
satz V.  ^IfOg).  satK  yon  Sn). 


(S-Metalle  sind  Torher 
zn  rösten.) 


Sonstige 
Beaktionen. 

(Bemerkungen.) 


Cu 


Sg 


Au 

Sn 


Ä8 


Sb 


m 


rotes  dehnbares 
Metallkom  (mit 
Soda). 


)dehn- 
weüies  I  bares 
gelbes  |Metall- 

;  kom. 
ßsch.  weiß,  nicht 
flüchtig ;  mitSoda 

S'aues  dehnbares 
etallkom. 
Enoblanch- 
genich  y    weißer 
Beschlafi"  weit 
von  der  Frobe. 
ÄcÄ.  weiß,  flüch- 
tig dicht  weißer 
Ranch. 

Bsch.h.hiSLxairotj 
k.  gelb;  sprödes 
Metallkom. 


fTün,  mit  HCl 
efenchtetblaa. 


h.  grün, 
k,  blan. 


hellblau. 


blaß  grünlich- 
blan. 


nndnrch- 
sicht.brann- 
rot. 


Mit  Soda  im  Glas- 
rohr JET^Tropfen. 


Back,  durch  Glühen 
mit  CoNiO^  blan. 


278.  Mikrochemische  Analyse.  Die  mikrocliemische  Analyse 
beruht  darauf,  daß  die  Niederschläge,  die  bei  der  Vereinigung  mancher 
Lösungen  entstehen,  nicht  selten  aus  deutlichen,  mehr  oder  weniger 
scharf  begrenzten  Krystallen  bestehen.  Diese  sind  charakteristisch 
für  die  Substanz  des  Niederschlags;  letztere  kann  daran  erkannt 
werden,  und  hieraus  läßt  sich  dann  weiterhin,  unter  Berücksichtigung 
des  angewandten  Reagens,  auf  die  Gegenwart  dieses  oder  jenes  Ele- 
ments in  dem  zu  untersuchenden  Minerale  schließen.  Man  setzt  bei 
einer  solchen  Untersuchung  meist  einen  Tropfen  des  in  irgend  einer 
geeigneten  Weise  in  Lösung  gebrachten  Minerals  auf  einen  Objekt- 
träger, bringt  daneben  einen  Tropfen  des  Reagens  und  vereinigt  beide, 
erforderlichenfalls  in  der  Wärme.  Bei  manchen  Reaktionen  ist  es 
indessen  vorzuziehen,  ein  Körnchen  des  Minerals  oder  des  Reagens 
je  in  einen  Tropfen  der  Lösung  des  anderen  hineinzulegen.  Man  be- 
obachtet nun  den  eventuell  entstehenden  Niederschlag.  Da  die 
ErystäUchen,  die  ihn  zusammensetzen,  sehr  klein  sind,  so  muß  dies  unter 
dem  Mikroskop  (u.  d.  M.)  geschehen  und  zwar  am  besten  unter  einem 
solchen  mit  Polarisationsvorrichtung  und  drehbarem  Objekttisch,  damit 
neben  der  äußeren  Form  und  der  Farbe  auch  die  optische  Beschaffen- 
heit (einfache  oder  doppelte  Lichtbrechung,  Polarisationsfarben,  Aus- 
löschungsschiefe, Dichroismus  etc.)  ermittelt  werden  kann.  Hat  man 
z.  B.  eine  kalihaltige  Lösung  und  bringt  dazu  einen  Tropfen  einer 


Mikrochemische  Analyse.  359 

Platinchloridlösnng,  so  entstehen  scharf  begrenzte  isotrope,  also  regu- 
läre Eryställchen  (Oktaeder,  Würfel  und  Kombinationen  beider)  von 
gelber  Farbe,  die  für  das  Kalium  charakteristisch  sind.  Ebenso  kann 
es  natürlich  auch  umgekehrt  zur  Entdeckung  von  Platin  führen,  wenn 
man  bei  Zusatz  einer  kalihaltigen  Lösung  zu  einer  zu  untersuchenden 
dieselben  Kryställchen  erhält 

Bei  solchen  mikrochemischen  Beaktionen  ist  das  Hauptgewicht 
auf  die  Entstehung  nicht  zu  kleiner,  scharf  begrenzter  und  dadurch 
möglichst  charakteristischer  Kryställchen  zu  legen.  Es  müssen  daher 
in  vielen  Fällen  andere  Eeagentien  verwendet  werden,  als  bei  der 
gewöhnlichen  im  übrigen  nicht  wesentlich  verschiedenen  qualitativen 
Analyse.  Vor  allem  sind  solche  zu  meiden,  die  zu  schwer  lösliche 
Niederschläge  hervorbringen.  Diese,  wie  z.  B.  BaSO^  bei  der  Probe  auf 
Baryum  oder  Schwefelsäure,  bilden  unkrystallinische  Pulver,  die  sich 
von  anderen  derartigen  Pulvern  in  keiner  Weise  bestimmt  unter- 
scheiden. Solche  Niederschläge  sind  nur  brauchbar,  wenn  sie  eine 
charakteristische  Farbe  haben  oder  beim  Umkrystallisieren  gröfiere 
deutliche  Krystalle  bilden.  Die  Entstehung  guter  Krystalle  wird 
durch  langsame  Ausbildung  befördert,  daher  nimmt  man  gerne  mög- 
lichst verdünnte  Lösungen.  Bei  zu  großer  Konzentration  erhält  man 
vielfach  dendritische  Gebilde,  Wachstumsformen  und  andere  unvoll- 
kommene Krystallisationen,  die  keine  zweifellose  Entscheidung  liefern, 
da  sie  in  zahlreichen  Fällen  in  derselben  Weise  wiederkehren.  Sehr 
empfindlich  können  die  mikrochemischen  Reaktionen  gemacht  werden, 
wenn  man  die  Keagentien  so  wählt,  daß  die  Krystalle  des  Nieder- 
schlags ein  recht  großes  Molekül  besitzen,  in  welchem  von  dem 
nachzuweisenden  Element  nur  eine  ganz  kleine  Menge  enthalten 
ist.  So  wird  z.  B.  zur  Erkennnung  von  Tonerde  Caesiumsulfat  be- 
nutzt, das  mit  jener  ziemlich  schwer  lösliche,  farblose  reguläre  Okta- 
ederchen von  Caesiumalaun  bildet  Dieser  besitzt  das  große  Molekül : 
Cs^SO^.Al^8^Q^^.24tH^O  und  enthält  nur  ca.  9%%  Al^O^  oder  ca. 
5  %  AI,  Man  kann  so  in  einem  Tropfen  von  1  mg  Gewicht  noch 
0,00035  mg  AI  nachweisen. 

Wichtig  ist  es,  daß  die  bei  einer  Reaktion  entstehenden  Kiystalle 
nicht  solchen  gleichen,  die  unter  anderen,  ähnlichen  Umständen 
zu  Stande  kommen,  so  daß  eine  Verwechslung  möglich  ist  Wenn 
die  Bildungsverhältnisse  ganz  verschieden  sind,  hat  eine  derartige 
Übereinstimmung  nichts  zu  bedeuten  und  ist  unschädlich.  So  erhält 
man  bei  manchen  Beaktionen  auf  Arsen  kleine  farblose  Oktaederchen 
von-i^jOg,  die  von  den  soeben  erwähnten  Oktaederchen  von  Caesium- 
alaun an  sich  ununterscheidbar  sind.  Aber  die  umstände,  unter  denen 
beide  entstehen,  sind  so  durchaus  abweichend,  daß  diese  bei  deren 
Berücksichtigung  doch  nicht  verwechselt  werden  können.    Selbstver- 


360 


Mineiaichemie. 


st&Bdlich  wählt  man  die  Reaktionen  möglichst  so,  daß  sie  durch  etwa 
mitanwesende  andere  Elemente  nicht  gestört  werden. 

Die  meisten  mikrochemischen  Methoden  zeichnen  sich  durch  ungemeine  Schärfe 
vnd  Empfindlichkeit  ans  und  erlamb^,  Tiele  Elemente,  k.  B.  Natrium,  auch  bei  An* 
wesenh^t  ganz  kleiner  Mengfen  leichter  nnd  aich««r  nacksaweisen,  als  irgend  ein 
anderes  Verfahren.  Schon  ein  einziges  mikroskopisch  kleines  KiystftUchen  kann 
hierzu  nnter  Umständen  ausreichen.  Daher  erfordern  sie  auch  nur  minimale  Mengen 
von  Suhstanz,  was  bei  der  Dbtersuchung  von  Mineralien  oft  von  großer  Bedeutung 
ist.    Andererseits  sind  aber  auch  ganz  besonders  reine  Reagratien  zu  verwenden. 

Die  Nützlichkeit  der  nikrochemischen  Methode  hat  sich  znerst  bei  der  Unter- 
suchung von  (Gesteinen  und  deren  Gemengteilen  eigeben,  wobei  anfänglich  Eiesel- 
flußsäure  als  einziges  Beagens  nnd  zugleich  als  Lösongsmittel  benutzt  wurde 
(Boricky,  Elemente  einer  neuen  chemisch-mineralogischen  Mineral-  und  Gesteinsnnter- 
suchung.  Prafc  1877).  Allmählich  hat  sich  aber  das  Verfahren  erweitert  nnd  ver- 
bessert (Streng,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  seit  1883,  und  andere),  und  man  macht  jetzt 
Gebrauch  von  zahlreichen  Beagentien.  Leider  haben  sich  für  einzelne  Elemente  noch 
keine  passenden  Beaktionen  gefanden. 

Im  folgenden  sollen  einige  der  wichtigsten  mikrochemischen  Beaktionen  auf  die 
yerbreitetsten  Elemente  mitgeteilt  werden.  Bei  Vornahme  derartiger  Untersuchungen 
hat  man  aber  stets  einen  der  zu  diesem  Zweck  besonders  verfaßten  Leitfildeu  zur 
Hand  zu  nehmen,  die  gleichfalls  in  hohem  Maße  zur  Ausbildung  der  mikrochemischen 
Analyse  beigetragen  haben.  (Haushofer,  Mikrochemische  Beaktionen  1885.  Klement 
et  Benard,  B^actions  microchimiques  k  cristaux  1886.  Behrens,  Anleitung  zur  mikro- 
chemischen Analyse,  2.  Aufl.  1899  und  für  manche  Zwecke  von  demselben  Verfasser : 
Mikrochemische  Technik  1900;  Huyße,  Atlas  zum  Gebrauch  bei  der  mikrochemischen 
Analyse,  anorg.  Teil  1900.) 


279.  MikroeheMi«eke  Seaktioaen  auf  etmelne  Elemente«  Die  zu  unter- 
suchende Substanz  ist  im-  allgemeinen  in  Lösung  gedacht.  Dann  erhält  man  auf 
einzelne  Elemente  folgende  leicht  auszuführende  Beaktionen,  die  als  Beispiele  für 
die  erste  Einführung  in  die  mikrochemische  Methode  dienen  können. 

1.  Kalium.  Mit  PtCl^  gelbe  reguläre  Erystalle  von  KiPtCU  (siehe  oben  (278)  und 
Fig.  A).  Mit  Kieselflußsäure  farblose  Würfel  von  Kieselflnorkalium ;  (hierbei  Benutzung 
eines  Objektträgers,  der  durch  eine  Schicht  in  der  Wärme  erhärteten  Ganadabalsams 
vor  dem  Angriff  durch  die  Säure  geschützt  ist) 


Fig.  A. 


(Nach  B.  Brauns.) 


Fig.  B. 


2.  Natrium,  Ein  Körnchen  von  essigsaurem  Uranyl  gibt  in  der  natronhaltigen 
essigsauren  Lösung  gelbe  reguläre  Tetraeder  von  essigsaurem  Uranyl-Natrium  (Fig.  B 
bei  a);  (bei  b  ist  essigsaures  Uranyl  auskrystallisiert,  das  in  Lösung  gegangen 


Mikrochemische  Beaktionen  aaf  einzelne  Elemente. 


361 


war).  Noch  empfindlicher  ist  die  Beaküon  anf  Natrinm ,  wenn  man  der  Lösong 
noch  essigsanre  Magnesia  zusetzt.  Dann  entstehen  gelblichei  fast  farblose,  durch- 
sichtige rhomboedrische  Krystalle  von  essigsaurem  Üranyl-Natrinm-Magnesium 
(NaC^H^Oi  +  TO. .  C^HoO;)  +  (MgC^H^O^  +  2  ZJO« .  C^H^O,)  +  9  E^O.  Mit  Kiesel- 
fiufis&nre  hexagonale  Krystalle  von  Eieselfinomatrinm,  Na^SiF^. 

3.  CktkiHm,  Mit  H^SO^  sehr  charakteristische  fijrystalle  und  Erystallgmppeu 
des  monoklinen  Gipses  (Fig.  C).  Mit  Kieselflnfisänre  nicht  sehr  regelmäßige,  aber 
charakteristische  XrystäUchen  Ton  Kieselfluorcalcinm,  CaSiF^ .  2  HtO, 


Fig.  C. 


(Nach  R.  Brauns.)  Fig.  D. 


4.  Magnesium,  Ein  Tropfen  der  LQsung  wird  mit  Salmiak  versetzt ,  Ida- 
neben ein  durch  Ammoniak  stark  basischer  Tropfen  einer  Natriumphosphatlösung 
aufgetragen.  Beide  werden  in  der  Wärme  (über  dem  Wasserbade)  vereinigt. 
Dann  entstehen  rhombische  Eryställchen  yon  phosphorsaurer  Ammoniak-Magnesia 
(NH^  MgPOi,ßHiOj  die  durch  ihre  hemimorpfae  Ausbildung  sehr  charakteristisch 
sind.    (Es  ist  dies^be  Substanz  wie  das  Mineral  Struvit)  (Fig.  D). 

5.  Aluminium.    Beaktion  mit  Caesiumsnlfat  (siehe  oben  (278)). 


Fig.  E. 


(Nach  R.  Brauns.) 


Fig.  F. 


6.  Baryum.  Mit  Ferrocyankalium  in  basischen  oder  neutraleoi  L^Ssungen,  gelbe 
rhomboedrische  Krystalle  yon  Ferrocyankalium-Baryum  (FeCy^BaK^.SHiO), 

7.  Blei.  Mit  HCl  rhombische  Krystalle  yon  PhCky  nicht  selten  stark  verlängert 
mit  eigentümlichen  Lücken  an  den  Enden  (Fig.  E).  Durch  tJmkrystallisieren  in  warmem 
Wasser  (Lösen  auf  dem  Wasserbad  und  Erkalten)  bildet  der  anfänglich  oft  unregel- 
mäßige Niedow^hlag  bessere  Krystalle. 

8.  Silber.  Mit  Ha  käsiger  Niederschlag  von  AgCl.  Nach  Auflösen  in  Ammo- 
niak krystallisieren  farblose  durchsichtige  Würfel  etc.  aus  (Fig.  F). 

9.  Kupfer.  Mit  großem  Überschuß  von  Ammoniak  und  wenig  Ferrocyankalium 
ein  gelber  Niederschlag,  oft  deutliche  rhombische  Kryställchen  von  Ferrocyankupfer- 


362  Mineralchemie. 

ammoninm,  der  unter  Abgabe  yon  Ammoniak  und  Übergang  in  Ferrocyanknpfer 
allmählich  rotbraun  wird. 

10.  Chlor,    Ph'  oder  A^-nitrat  (vergl.  Nr.  7  oder  8). 

11.  Schwefelsäure,    CaCl^  (vergl.  Nr.  3). 

12.  Fhosphorsäure.  Jlf^S04-lÖ8nng  (vergl.  Nr.  4).  Ist  die  Lösnng  nicht  basisch, 
sondern  saner,  dann  wendet  man  moljbdänsaures  Ammoniak  in  Salpetersäure  geltet 
an  und  erhält,  am  besten  in  der  Wärme,  sehr  kleine  gelbe  reguläre  Eryställchen 
(meist  Granatoeder)  Ton  phosphormolybdänsanrem  Ammoniak.  (Beide  Beaktionen 
gibt  auch  die  Ar8ensäure\  letztere  liefert  aber  mit  Silbemitrat  einen  rotbraunen, 
erstere  einen  gelben  Niederschlag.) 

13.  Kieselsäure  (Silikate).  Zersetzung,  ev.  in  der  Wärme,  durch  reine  Flnfi- 
säure  in  einem  Platintiegel.  Es  entweicht  Eieselflußsäure,  die  in  einem  an  dem 
Deckel  des  Tiegels  (mit  der  Konvexseite  nach  unten)  hängenden  Wassertropfen  auf- 
gefangen wird.  Dieser  wird  dann  mit  KCl  versetzt  und  liefert  farblose  Wttrf eichen 
(vergl.  Nr.  1). 

14.  Fluor.  Entsprechend  veränderte  Reaktion.  Das  Mineral  wird,  wenn  er- 
forderlich, unter  Zusatz  von  Kieselsäure  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  in  der 
Wärme  zersetzt  und  weiter  verfahren  wie  in  Nr..  13. 

280.  Terhalten  gegen  Lösungsmittel.  Neben  dem  Verhalten 
der  Mineralien  vor  dem  Lötrohr  und  den  mikrochemischen  Reaktionen 
ist  noch  wichtig  ihr  Verhalten  gegen  Lösungsmittel. 

Im  Wasser  sind  wenige  Mineralien  vollkommen  und  leicht  löslich, 
wie  Steinsalz,  Sylvin,  Carnallit.  Letzterer  ist  sogar  an  feuchter  Luft 
zerfließlich  und  ebenso  noch  manche  andere  Mineralsubstanzen.  Die 
im  Wasser  leicht  löslichen  Mineralien  haben  einen  meist  starken,  zu- 
weilen charakteristischen  Geschmack,  der  sie  auf  der  Zunge  rasch  als 
löslich,  und  an  der  Art  des  Geschmacks  auch  häufig  in  ihrer  Sub- 
stanz erkennen  läßt  Schwerer  löslich,  aber  immer  noch  zu  den  am 
leichtesten  löslichen  Mineralien  gehörig,  ist  der  Gips.  Die  meisten 
anderen  lösen  sich  sehr  wenig,  mit  am  wenigsten  Quarz,  Schwer- 
spat etc.,  keines  ist  aber  absolut  unlöslich.  Bei  höherer  Temperatur 
lösen  sich  die  Mineralien  fast  durchweg  erheblich  leichter,  als  in  der 
Kälte,  doch  gibt  es  auch  Ausnahmen,  z.  B.  Gips.  Manche  Mineralien 
sind  nur  teilweise  löslich;  es  kann  aus  ihnen  ein  löslicher  Teil  aus- 
gezogen (ausgelaugt)  werden,  und  ein  unlöslicher  Best  bleibt  zurück. 
So  wird  z.  B.  aus  Glauberit,  Na^SO^ .  CaSO^,  nur  Na^SO^  ausgezogen 
und  CaSO^^  bleibt  ungelöst  zurück.  Aus  vielen  Silikaten  wird  durch 
destilliertes  Wasser  eine  kleine  Menge  von  Alkalien  leicht  ausgezogen, 
die  dem  Wasser  eine  alkalische  Reaktion  mitteilen.  Manche  Mine- 
ralien werden  erst  nach  dem  Glühen  vom  Wasser  erheblich  angegriffen 
und  teilweise  aufgelöst,  wie  z.  B.  der  Alaunstein. 

Das  in  der  Erdkruste  zirkulierende  Wasser  ist  nie  ganz  rein,  es 
enthält,  wenngleich  nur  in  geringer  Menge,  0,  COg,  ev.  organische  Sub- 
stanzen, und  verschiedene  unorganische  Verbindungen,  welche  aus  den 
die  Erdkruste  zusammensetzenden  Mineralien  ausgelaugt  sind.    Der- 


Verhalten  g^egen  Lösung^smittel.  363 

artiges  Wasser  ist  das  wichtigste  Lösungsmittel,  das  auf  die  Mineralien 
einwirkt.  Durch  die  Gegenwart  der  genannten  Substanzen  wird  vielfach 
die  wenigstens  teilweise  Lösung  anderer  Mineralstoffe  vermittelt,  welche 
ohne  sie  nicht  in  Lösung  gelangen  würden  (vergl.  (309, 310)).  So  löst  sich 
CaCO^  in  CO^-haltigem  Wasser  sehr  viel  leichter,  und  der  Kalkspat 
(Kalkstein)  wird  hauptsächlich  durch  solches  in  Lösung  gebracht.  Man 
hat  es  bei  diesen  Vorgängen  vielfach  nicht  mehr  mit  reinen  Lösungs- 
prozessen zu  tun,  sondern  es  liegen  schon  chemische  Veränderungen 
vor,  die  wir  unten  eingehender  betrachten  werden  (310).  Auf  ihnen 
beruht  u.  a.  auch  die  Entstehung  der  natürlichen  Ätzfiguren  (200)  und 
das  zerfressene  Äu£ere  mancher  Krystalle,  z.  B.  von  Quarz,  welche 
zeigen,  da£  auch  die  schwerstlöslichen  Substanzen  im  Laufe  der  Zeiten 
von  diesen  natürlichen  schwachen  Lösungsmitteln  angegriffen  werden. 

Das  Verhalten  der  Mineralien  gegen  Säuren  ist  häufig  charak- 
teristisch und  kann  zu  ihrer  Erkennung  und  Unterscheidung  benützt 
werden.  Hauptsächlich  ist  es  die  Salzsäure  (HCl)  und  die  Salpeter- 
säure (HNO^),  welche  man  bei  derartigen  Untersuchungen  anwendet 
Manche  Mineralien  sind  in  diesen  Säuren  vollkommen  löslich,  so  z.  B. 
manche  Oxyde  (Eisenglanz,  Magneteisen  etc.),  manche  Phosphate  und 
Arseniate  etc.  Andere  werden  bei  der  Behandlung  mit  Säuren  zer- 
setzt. Sie  geben  dabei  zuweilen  Gase  ab,  so  die  Karbonate  (Kalk- 
spat und  andere)  CO^j  und  brausen  dann  stark  auf,  manche  allerdings 
erst  in  der  Wärme  (Dolomit).  Einige  Schwefelverbindungen  ent- 
wickeln H^S  bei  der  Behandlung  mit  -ffC7,  z.  B.  der  Antimonglanz; 
manganoxyd-  und  -hyperoxydhaltige,  z.  B.  Pyrolusit,  Psilomelan  etc. 
liefern  Chlorgas,  das  man  dann,  wie  den  Schwefelwasserstoff,  an  dem 
Geruch  erkennt.  Viele  Mineralien  sind  nur  teilweise  in  den  Säuren 
löslich  und  hinterlassen  einen  festen  Rückstand.  So  verhalten  sich 
namentlich  gewisse  Silikate,  aus  welchen  die  Gesamtheit  der  Basen 
sich  löst,  während  die  Kieselsäure  ungelöst  bleibt  oder  ausgeschieden 
wird.  Diese  bildet  dabei  entweder  eine  Gallerte,  wie  z.  B.  beim 
Anorthit,  Nephelin,  Analcim  etc.,  man  sagt,  diese  Mineralien  (Silikate) 
gelatinieren  mit  Säuren;  oder  die  Kieselsäure  bildet  ein  schleimiges 
Pulver  wie  beim  Leucit,  Natrolith  etc.  Auch  aus  Titanaten,  Wolf- 
ramiaten  etc.  wird  durch  HCl  die  Säure  ausgeschieden,  aber  durch 
einen  Überschuß  von  HCl  wieder  aufgelöst.  Die  Schwefelverbindungen 
werden  in  charakteristischer  Weise  besonders  von  Salpetersäure  ange- 
griffen, die  meist  die  Metalle  auflöst,  während  manchmal  Schwefel  als 
feines  Pulver  ausgeschieden  wird.  Königswasser  pflegt  ähnlich  zu  wirken, 
aber  energischer.  Manche  Metalle  werden  überhaupt  nur  von  Königs- 
wasser angegriffen  (Gold,  Platin).  Nicht  selten  gibt  auch  das  Ver- 
halten der  Mineralien  gegen  HF,  sowie  manchmal  auch  gegen  H^SO^ 
charakteristische  Merkmale  zur  Erkennung.     Die  Mineralien  werden 


364  Mineralchemie. 

bei  diesen  Versuchen  meist  als  feine  Pulver,  die  Säuren  bald  kon- 
zentriert und  bald  verdünnt,  bald  kalt,  bald  warm  angewendet. 

In  Alkalien  losen  sich  einige  Mineralien  vollkommen,  z.  B.  ßealgar ; 
teilweise  löslich  ist  darin  eine  Anzahl  von  Schwefelmetallen  etc.  Auch 
einige  Phosphate,  Arseniate,  Oxyde  etc.  sind  ganz  oder  teilweise  in 
Alkalien  löslich.  Gar  nicht  oder  doch  nur  sehr  wenig  von  allen  diesen 
stärkeren  Lösungsmitteln  angegriffen  werden  viele  Mineralien,  wie 
Diamant,  Korund,  Schwerspat,  Quarz  (dieser  nur  von  HF),  Topas, 
Augit,  Hornblende,  Vesuvian,  Epidot,  Granat  und  manche  andere  Sili- 
kate. Die  drei  letzgenannten  werden  aber  nach  dem  starken  Glühen 
oder  Schmelzen  von  HCl  zersetzt. 

281.  Beziehung  zwischen  chemischer  Zusammensetzung  und 
Krystallform.  Zwischen  beiden  besteht  ein  inniger  Zusammenhang. 
Die  Gesetzmäßigkeiten,  die  dabei  herrschen,  werden  unter  dem  Namen 
der  chemischen  Krystdlographie  zusammengefaßt.  Eine  erste  Beziehung 
wurde  schon  zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  von  Haüy  ausgesprochen : 
Jede  chemisch  bestimmt  definierte,  in  ihrer  Zusammensetzung  durch 
eine  Formel  ausdrückbare  Substanz  hat  auch  eine  ganz  bestimmte  nur 
ihr  eigentümliche  und  daher  für  sie  charakteristische  Krystallform 
oder  besser  gesagt  Formenreihe  (21),  an  der  die  Substanz  ebensogut 
erkannt  werden  kann,  wie  durch  die  Analyse. 

Dabei  kommen  nur  solche  Formen  in  Betracht,  die  bei  derselben  Symmetrie 
(loch  yerschiedene  Winkel  zeigen  können,  wie  quadratische  und  rhombische  Oktaeder 
Dihexaeder,  Rhomboeder  etc.,  nicht  aber  solche,  die  durch  die  Symmetrie  allein  auch 
in  ihren  Winkelverh&ltniBsen  fest  bestimmt  sind.  Es  ist  also  vor  aUem  abzusehen 
von  den  Formen  des  regnl&ren  j^stems,  die  bei  gleichem  Symbol  in  ihren  Form-  und 
Winkelyerhältnissen  völlig  übereinstimmen,  auch  wenn  die  Körper  chemisch  durdiaiis 
verschieden  sind.  Dies  ist  eine  notwendige  Folge  der  durch  drei  aufeinander  senkrechte 
gleiche  Achsen  darstellbaren  Symmetrie  und  hat  mit  der  Substanz  gar  nichts  zu 
tun.  Aus  Ähnlichen  Gründen  müssen  auch  die  hexagonalen  und  quadratischen 
Prismen  und  die  von  den  drei  Pinakolden  begrenzte  rhombische  Form  unberück- 
sichtigt bleiben;  auch  sie  kehren  bei  den  verschiedenartigsten  Substanzen  ganz  in 
der  gleichen  Weise  wieder. 

Von  dieser  allgemeinen  Gesetzmäßigkeit  sind  aber  bald  nach  ihrer 
Entdeckung  durch  Hafiy  von  E.  Mitscherlich  zwei  (wirkliche  oder 
scheinbare)  Ausnahmen  aufgefunden  worden,  die  man  als  Polymorphis- 
mus oder  fieteromorphismus  und  als  Isomorphismus  bezeichnet.  Diese 
Erscheinungen  können  vorläufig  in  Kürze  so  definiert  werden,  da£  es 
Substanzen  gibt,  die  bei  chemischer  Gleichheit  doch  verechiedene  Krystall- 
formen  besitzen  (Polymorphismus  oder  Heteromorphismus),  und  anderer- 
seits solche,  die  trotz  ihrer  chemischen  Verschiedenheit  doch  dieselbe 
(oder  doch  nahezu  dieselbe)  Krystallform  zeigen  (Isomorphismus).  Diese 
beiden  wichtigen  Beziehungen,  den  Polymorphismus  und  den  Isomor- 


Polymorpliigmns.  365 

phismns,  haben  wir  nun  im  folgendien  in  ihren  Einzelheiten  näher 
kennen  zu  lernen. 

(Yer^l.  Arznini,  Braims,  D(nter,  Fock,  Rammelsberg  (3,  D) ;  auch  Groth»  Pogg. 
Aon.  Bd.  141,  1870,  pag.  31  (Morpkotropte);  Linck,  Zeitachr.  f.  pbjs.  Chemie,  Bd.  19, 
1896,  pag.  19B,  (Entropie).) 

282.  PolymorpUsmas.  Der  Fcigmarphismus  (Polymorphie,  Di- 
morphismus, Heteromorphismus ,  bei  Elementen  AUotropie)  besteht 
darin,  da£  eine  bestimmte  Substanz  in  zwei  oder  mehreren  selbstän- 
digen Formenreihen  krystallisieren  kann,  die  durch  verschiedene 
Flächenwinkel  (Achsensysteme)  charakterisiert  und  nicht  aufeinander 
zorückluhrbar  sind  und  die  zuweilen  demselben  Krystallsystem, 
meist  aber  verschiedenen  Systemen,  angehören.  Je  nach  der  Anzahl 
solcher  verschiedener  Fonnenreihen  bei  derselben  Substanz  sagt  man, 
die  letztere  sei  dimorph,  trimorph  etc.  Alle  diese  chemisch  gleichen, 
d.  h.  bei  der  Analyse  dieselbe  prozentische  Zusammensetzung  und  daher 
dieselbe  empirische  Formel  ergebenden,  aber  krystallographisch  ver- 
schiedene, d.  h.  nicht  nach  den  Gesetzen  der  Erystallographie  auf 
das  nämliche  Achsen  System  beziehbaren  Körper  heißen  heteramarphe 
Modifikationen  der  betreffenden  Verbindung  resp.  des  betreffenden 
Elements.  Nicht  selten  beobachtet  man,  daß  die  Erystallformen 
heteromorpher  Substanzen  bei  aller  Verschiedenheit  doch  in  gewissen 
Zonen  sehr  nahestehende  Winkel  zeigen. 

Beispiele:  Die  Yerbinduig'  CaCO^  ist  dimorph ;  sie  krystallisiert  hezagonal  (rhom- 
boedrisch)  als  Kalkspat,  rhombisch  als  Aragfonit.  Kalkspat  und  Aragonit  sind  heteromorphe 
Modifikationen  des  Calcinmkarbonats ;  Kalkspat  ist  mit  Ara^nit  heteromorph  nnd 
umgekehrt.  Der  Kalkspat  zeigt  häufig  hexagonale  Prismen  mit  lanter  Winkeln  von 
120^  Beim  Aragonit  kommen  ähnliche  Prismen  ror,  die  eine  Kombination  eines 
rhombischen  Prismas  mit  der  Längsfläche  darstellen.  Der  Prismenwinkel  ist  ==  116^  10', 
die  Winkel  zwischen  einer  Prismenfläche  und  der  anliegenden  Längsfläche  =  121®  55*, 
also  in  der  Tat  große  Ähnlichkeit  der  Winkel  in  der  Prismenzone  bei  beiden 
Mineralien,  aber  nur  in  dieser  einen  Zone. 

Trimorph  ist  die  Titansäure,  TiOt;  sie  bildet  die  heteromorphen  Mineralien 
Brookit,  rhombisch,  Bntil  und  Anatas  beide  quadratisch.  Die  zwei  letzteren  sind 
aber  trotz  der  Übereinstimmung  in  der  Symmetrie  doch  krystaUographisch  ganz  yer- 
schieden.  Sie  zeigen  eine  ganz  Terschiedene  Formenentwicklung  (siehe  die  spezielle 
Beschreibung  des  Butils  und  des  Anatases)  und  ganz  abweichende  Achsenverhält- 
nisse.  Für  den  Rutil  findet  man :  a :  c  =  1 : 0,644,  für  den  Anatas :  a :  c  =  1 : 1,777. 
Diese  wären  identisch,  wenn  die  beiden  Werte  für  c  in  einem  rationalen  Verhältnis 
zueinander  stünden,  aber  man  sieht  leicht,  daß  der  Quotient  1,777 : 0,644  einen  irra- 
tionalen Wert  besitzt  Es  ist  also  unmöglieh,  die  Flächen  des  einen  Minerals  mit 
rationalen  Ableitungszahlen  auf  das  Achsensystem  des  anderen  zu  beziehen. 

Vom  Schwefel  sind  mindestens  sechs,  vielleicht  acht  heteromorphe  Modifikationen 
bekannt,  allerdings  die  meisten  nur  als  Kunstprodukte. 

Manche  Substanzen,  die  in  mehreren  yerschieden  krystallisierten  heteromorphen 
Modifikationen  Torkommen,  können  außerdem  auch  amorph  auftreten,  so  die  Ver- 
bindungen SiOif  CaCOi  etc. 


366  Mineralcfaemie. 

Eine  bemerkenswerte  Erscheinung  ist  es,  daß  stets  die  hetero- 
morphen  Modifikationen  einer  Substanz  zum  Teil  sehr  erheblich  ver- 
schiedene spezifische  Gewichte  und  nicht  selten  auch  mehr  oder  weniger 
verschiedene  sonstige  physQcdlische  und  auch  chemische  Eigenschaffen  be- 
sitzen. Im  Extrem  ist  dies  beim  Kohlenstoff  der  Fall  Dieser  ist  als 
äußerst  harter  (Ä  =:  10),  durchsichtiger,  farbloser,  demantglänzender 
Diamant,  dessen  G.  =  3,52,  regulär  und  als  äußerst  weicher  (Ä  =  1),  un- 
durchsichtiger, schwarzer,  metallisch  glänzender  Oraphit,  dessen  G.  =  2,0, 
hexagonal  krystallisiert,  beide  mit  ganz  verschiedenen  Blätterbrüchen, 
verschiedenem  Verhalten  gegen  Beagentien  etc.  Allerdings  sind  diese 
Unterschiede  in  den  allermeisten  Fällen  weitaus  geringer,  als  beim 
Kohlenstoff  und  beschränken  sich  häufig  im  wesentlichen  auf  das  spe- 
zifische Gewicht.  Dieses  zeigt  z.  B.  auch  bei  den  beiden  quadra- 
tischen Modifikationen  der  TiO^  erhebliche  Unterschiede  (siehe  unten) 
und  beweist  so  gleichfalls,  daß  beide  nicht  identisch  sein  können.  Das 
verschiedene  chemische  Verhalten  erweist  sich  u.  a.  zuweilen  in  der 
Löslichkeit  (SiO^  als  rhombischer  Tridymit  ist  leicht,  als  hexagonaler 
Quarz  schwer  in  der  Kalilauge  löslich)  oder  in  der  Verwitterbarkeit 
(die  Verbindung  Äl^SiOf^  in  dem  triklinen  Cyanit  verwittert  sehr 
schwer,  in  dem  damit  heteromorphen  rhombischen  Andalusit  sehr 
leicht)  etc. 

Im  folgenden  ist  eine  Anzahl  der  wichtigsten  unter  den  Mineralien  vorkommen- 
den Beispiele  für  Dimorphismus  mit  Angahe  der  spezifischen  Gewichte  aufzählt: 

C.  Eegulär:  Diamant  {(?.==  3,62);  hexagonal:  Graphit  (ö.  =  2,0). 

SiOi,  Hexagonal:  Quarz  {^  =  2,65);  rhomhisch:  Tridymit  (ö.  =  2,30). 

TtOj.  «-quadratisch :  Rutil  (G.  =  4,3) ;  rhomhisch :  Brookit  {Q-,  =  4,1) ;  /9-quadra- 
tisch :  Anatas  (6r .  =  3,9). 

FeS^,  Regulär:  Schwefelkies  (Ö.  =  5,l);  rhomhisch:  Markasit,  ((?.  =  4,7). 

CaCOs,  Hexagonal-rhomhoedrisch :  Kalkspat  (6r.  =  2,7);  rhomhisch:  Aragonit 
(ff.  =  2,9). 

Die  Entstehung  dieser  oder  jener  Modifikation  einer  Verbindung 
oder  eines  Elements  hängt  natürlich  ab  von  den  Bildungsbedinguugen, 
von  der  Temperatur  und  sonstigen  Beschaffenheit  des  Mediums,  in  dem 
die  Erystalle  zur  Ausbildung  gelangen.  So  entsteht  aus  kalten  Lö- 
sungen von  CaCO.;^  Kalkspat,  aus  heißen  Aragonit. 

Heteromorphe  Modifikationen  derselben  Substanz  gehen  zuweilen 
durch  molehdare  ümlagertmg  von  selbst  und  ohne  äußeres  Zutun  in- 
einander über,  so  namentlich  zahlreiche  künstlich  dargestellte  Körper : 
der  durch  Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluß  erhaltene  monokline  Schwefel 
verwandelt  sich  nach  einiger  Zeit  in  rhombischen  etc.  Nicht  selten 
geschieht  dies  unter  Beibehaltung  der  alten  Form;  es  entstehen  da- 
durch diejenigen  Pseudomorphosen,  die  speziell  als  Paramorphosen  be- 
zeichnet werden  (311). 

Sehr  häufig  ist  es  möglich,  eine  Modifikation  durch  Einwirkung 


Polymorphismus.    Isomorphismus.  367 

von  anßen,  namentlich  durch  Temperaturänderung  in   eine  andere 
Modifikation  überzuführen.    Dabei  sind  zwei  Fälle  denkbar: 

1.  Eine  Modifikation  läßt  sich  zwar  durch  Temperaturerhöhung 
in  die  andere  transformieren,  aber  der  Vorgang  ist  nicht  umgekehrbar 
(monctrope  Körper).  Hierher  gehört  z.  B.  das  rhombische  CaCO^,  der 
Aragonit,  der  beim  Erhitzen  in  das  rhomboedrische  Karbonat,  den 
Kalkspat,  übergeht.  Ebenso  der  Diamant,  der  sich  beim  Glühen  in 
Graphit  verwandelt  Es  ist  kein  Mittel  bekannt,  um  umgekehrt  direkt 
und  in  festem  Zustande  Kalkspat  in  Aragonit  oder  Graphit  in  Diamant 
zu  verwandeln,  jedenfalls  kann  es  nicht  durch  Temperaturänderung 
bewirkt  werden. 

2.  Die  eine  Modifikation  geht  beim  Erhitzen  in  eine  andere,  um- 
gekehrt  die  letztere  bei  der  Abkühlung  wieder  in  die  erste  über 
(enantiotrope  Körper).  Hierher  gehört  der  Leucit;  er  ist  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  rhombisch  in  pseudoregulären  Grenzformen,  wird 
aber  bei  Rotglut  wirklich  regulär  und  isotrop;  beim  Erkalten  tritt 
der  alte  Zustand  wieder  ein.  Ganz  ähnlich  verhält  sich  der  Boracit; 
die  Umwandlungstemperatur  liegt  hier  bei  265®  G.  (257). 

Die  Ursache  des  Polymorphismus  wird  meist  in  der  physikalischen,  in  -einzelnen 
FäUen  auch  in  der  chemischen  Isomerie  der  heteromorphen  Modifikationen  gesucht. 
Im  ersten  Falle  wären  die  chemischen  Moleküle  in  den  physikalischen  (den  Erystall- 
molekülen)  verschieden  gelagert  (physikalische  Metamerie]  oder  es  wäre  in  den  letzteren, 
die  dann  Terschieden  groß  sein  müßten,  eine  yerschieden  große  Anzahl  yon  chemischen 
Molekülen  vorhanden  (physikalische  Polymerie").  Im  anderen  Falle  wäre  die  Anord- 
nung oder  die  Anzahl  der  Atome  im  chemischen  Molekül  verschieden  (chemische 
Metamerie  und  Polymerie}.  Wenn  so  auch  die  prozentische  Zusammensetzung  und 
die  empirische  Formel  aller  Modifikationen  einer  Substanz  stets  dieselbe  ist,  so  können 
sie  unter  diesen  Umständen  nicht  mehr  als  chemisch  vollkommen  gleich  betrachtet 
werden,  da  ihnen  eine  verschiedene  chemische  Konstitution  zugeschrieben  werden 
müßte.  In  diesem  Sinne  bliebe  dann  neben  dem  Polymorphismus  das  Haüysche  Ge- 
setz (281)  doch  noch  in  voller  Allgemeinheit  bestehen. 

(Vgl.  Arzruni,  Brauns,  Dölter,  Fock,  Rammelsberg  (3,  D) ;  femer  Otto  Lehmann, 
Molekularphysik;  Schaum,  die  Arten  der  Isomerie,  Diss.  Marburg  1897;  Schoenbeck, 
Beiträge  zur  Kenntnis  der  polymorphen  Körper,  Diss.  Marburg  1901.) 

288.  Isomorphismns.  Äußerst  wichtig  ist  die  von  Eilhard  Mit- 
scherlich  1819  entdeckte  Gesetzmäßigkeit,  die  den  Namen  Isomorphismus 
erhalten  hat  und  die  man  auch  Homöomorphismus  nennt.  Sie  besteht 
darin,  daß  sehr  häufig  chemisch  verschiedene,  aber  analog  gebaute 
Mineralien  in  Formen  krystallisieren,  welche  sich  so  nahe  stehen,  daß 
die  entsprechenden  Flächenwinkel  nur  um  ganz  kleine  Beträge  von- 
einander verschieden  sind.  Körper,  welche  diese  Beziehung  zeigen, 
heißen  isomorph  (homöomorph).  Eine  Anzahl  untereinander  isomorpher 
Körper  nennt  man  eine  isomorphe  Beihe  oder  Gruppe;  solche  spielen  im 
Mineralreiche  eine  sehr  große  Rolle. 


368  Isomorphismos. 

Einige  Beispiele  solcher  isomorpher  Beihen  oder  Gruppen  sind  die  folgenden: 

Spinellgruppe  (regulär):  Spinell:  MgAliOii  Magneteiseu:  FeFctO^;  Ghromeisen- 
stein:  FeCr^Oi\  Zinkspinell:  ZnAl^Oi,. 

Steiraalzgntppe  (regnlftr):  Steinsalz:  NaCl]  Sylviu:  KCl;  Chlorsilber:  AgCl; 
Bromsilber:  AgBr;  Salmiak:  NH4CI. 

Bleiglanzgrtippe  (regulär):  Bleiglanz:  FhS;  Süberg^anz:  ^^t^  n&d  die  ^t- 
sprechenden  Se-  und  Je-Yerbindnngen. 

Kalkspatgruppe  (rhomboedrisch) :  Kalkspat:  CaCOg,  Bhomboederwinkel  = 
105^  5'  (E.  K.);  Talkspat:  MgCOn,  107<»  24';  Eisenspat:  -FcCO»  107<^  O;  Man- 
ganspat: MnCOt,  106«  61';  Zinkspat:  ZnCOt,  107<^  40';  Natrimsalpeter :  NaNOg, 
106«  30'. 

Schwenpatgruppe  (rhombisch):  Schwerspat:  BaS04,  110  :  110  —  101«  40', 
011  :  011  =  74«  36';  Cölestin:  SrSO^,  104«  10'  und  76«  0';  Vitriolblei:  FbSO^. 
103«  43',  75«  36'. 

Flagiokiasgruppe  (triklin):  Albit:  iVag^^St^Oi«;  110  :  110  =  120«  47'; 
001  :  010  =  93«  36';  110  :  001  =  114«  42';  Anorthit:  CaAltSitOsi  120«  30», 
94«  10',  114«  7'. 

Der  Isomorphismus  ist  hier  in  einem  weiten  Umfang  des  Begriffs  dargestellt, 
wie  es  den  Bedürfnissen  der  Mineralogie  am  besten  zu  entsprechen  scheint.  Vielfach 
wird  er  Tiel  enger  aufgefaßt.  Überhaupt  befindet  sich  die  Lehre  vom  Isomorphismus 
zur  Zeit  in  einem  unfertigen  Zustand  und  die  Ansichten  der  verschiedenen  Forscher 
gehen  in  wichtigen  Punkten  weit  auseinander.  Es  sei  in  dieser  Hinsicht  wieder  verwiesen 
auf  die  Werke  von  Arzruni,  Brauns,  Dölter,  Fock,  Bammelsberg  etc.  (3,  D).  Femer 
Eilhard  Hitscherlich,  Klassiker  derNaturw.  Nr.  94;  Betgers,  Zeitschr.  f.  phys.  Chemie 
Bd.  4,  1889  bis  20,  1896 ;  Fock,  Krystallographisch-chemische  Tabellen  Leipzig  1890. 

284.  Chem.  Yertaalten  Isom.  Korper.  1.  Die  chemische  Analogie 
isomorpher  Substanzen  besteht,  wenn  sie  am  vollkommensten  ist,  darin, 
daß  dieselben  eine  gleiche  Anzahl  gleicher  oder  gleichwertiger  Atome 
im  Molekül  enthalten,  wobei  in  den  meisten  Fällen  ein  und  dasselbe 
Element  (oder  auch  mehrere  Elemente)  in  mehreren  oder  allen  Gliedern 
der  betr.  isomorphen  Reihe  wiederkehrt.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  iiv  der 
Reihe  des  Schwerspats  (283) ;  alle  Glieder  enthalten  1  At.  8  und  4  At.  0, 
also  die  Atomgruppe  SO^ ;  daneben  ist  im  Schwerspat  1  At.  Ba,  im  Cölestin 
Sr,  im  Vitriolblei  P6,  ebenfalls  je  1  Atom,  welche  alle  zweiwertig  sind.  In 
der  Formel  sowohl  des  Spinells  als  des  Magneteisens  ist  O4  vorhanden ; 
im  ersteren  ist  das  zweiwertige  Mg  entsprechend  dem  zweiwertigen 
Fe,  ebenso  entsprechen  sich  die  dreiwertigen  Atome  Äl  und  Fe,  und 
ähnlich  verhalten  sich  je  die  anderen  Glieder  der  Reihe.  Sind  auf 
diese  Weise  in  allen  Gliedern  einer  isomorphen  Reihe  gleich  viele 
gleiche,  beziehungsweise  gleichwertige  Atome,  so  kann  man  alle  diese 
Glieder  durch  eine  gemeinsame  Formel  mit  einem  oder  mehreren  all- 
gemeinen Zeichen  angeben,  welche  letztere  sich  dann  der  Reihe  nach 
durch  die  in  den  einzelnen  Verbindungen  vorhandenen  speziellen  Ele- 
mente ersetzen  lassen.  So  haben  die  Glieder  der  Schwerspatreihe  die 
allgemeine  Formel  li"  SO^,  wo  R^^  =  Ba,  Sr,  Fb.  Für  die  Glieder 
der  Spinellgruppe  ist  diese:  jJf"  R^^\0^,  wo  Jlf"  =  Mg,  Fe,  Zn; 
E^  =  AI,  Fe,  Cr. 


Chemisches  Verhalten  isomorpher  Körper.  359 

2.  Geringere  Übereinstimmang  zeigen  schon  die  zwei  isomorphen 
Mineralien:  Kalkspat  CaCO^  und  Natronsalpeter ^a^Og.  Hier  ent- 
halten zwar  ebenfalls  noch  beide  Moleküle  gleich  viele  Atome,  sie  sind 
atomistisch  gleichartig,  die  entsprechenden  Atome  sind  jedoch  nicht 
mehr  alle  gleichwertig.  Das  einwertige  Na  entspricht  hier  dem  zwei- 
wertigen Ca  und  ebenso  entsprechen  sich  die  verschiedenwertigen  C 
und  Nj  aber  die  Wertigkeit  von  Ca-^C  ist  dieselbe  wie  die  von 
Na-\-N.  Ähnlich  ist  es  in  der  Plagioklasgruppe,  wo  die  chemische 
Analogie  erst  deutlich  hervortritt,  wenn  man  die  Formel  des  Anorthits 
verdoppelt,  oder  die  des  Albits  halbiert.  Tut  man  das  letztere  und 
schreibt : 

Albit:  NaAlSiSi^Os;  Anorthit:  CaAlAlSi^O^, 
so  sind  sie  beide  atomistisch  gleichartig,  aber  es  entsprechen  sich  die 
verschiedenwertigen  Atome  Na  und  Ca,  sowie  Si  und   AI,   wobei 
Na-^Si  und  Ca-^AJ  gleich  viele  Wertigkeiten  entsprechen.    Alles 
übrige,  (AlSi^O^),  ist  in  beiden  Formeln  gleich. 

3.  Endlich  kann  auch  die  Zahl  der  Atome  in  den  verschiedenen 
Gliedern  einer  Eeihe  verschieden  sein ;  dann  ist  aber  stets  eine  Anzahl 
von  Atomen  (eine  Atomgruppe)  in  der  einen  Verbindung  mit  einem 
ihr  entsprechenden  einzigen  Atom  (oder  einer  Atomgruppe)  in  der 
anderen  Verbindung  gleichwertig.  So  ist  es  z.  B.  beim  Sylvin:  KCl 
und  Salmiak:  NH^Cl,  wo  K  der  ebenfalls  einwertigen  Gruppe  NH^ 
entspricht,  die  man  auch  als  Am  bezeichnet,  worauf  dann  die  Formel 
des  Salmiaks,  AmCl  auch  äußerlich  mit  der  des  Sylvins,  KCl  über- 
einstimmt. Ähnlich  beim  Bleiglanz:  PhS  und  Silberglanz:  Ag^S,  wo 
die  zwei  einwertigen  Ag-kiom^  dem  zweiwertigen  Ph  entsprechen. 

Andere  Beziehungen  zwischen  den  Gliedern  isomorpher  Seihen 
als  die  drei  hier  genannten  sind  in  chemischer  Beziehung  bisher  noch 
nicht  beobachtet. 

Aus  chemischer  Analogie  aUein  darf  man  nicht  anf  Isomorphismus  schlieOen. 
So  ist  Miifit  quadratisch,  Fe^Ot  rhomboedrisch  in  ganz  abweichenden  Formen;  ebenso 
ist  FeSO^  .1  HiO  und  MgSO^,  .1  H%0  ganz  y erschieden  krystallisiert  etc.  Manch- 
mal liegt  in  solchen  F&Uen  Isodimorphie  (287)  Tor. 

Die  Elemente,  welche  in  den  Formeln  der  isomorphen  Mineralien  einer  Beihe 
für  die  aUgemeinen  Zeichen  gesetzt  werden  können,  wie  z.  B.  J3a,  Sr,  Ph  in  der 
Schwerspatreihe  etc.,  nennt  man  isomorphe  Elemente,  ohne  damit  aussprechen  zu 
wollen,  daß  sie  im  chemisch  reinen  Zustand  gleich  krystallisieren.  Elemente,  welche 
in  einer  Keihe  isomorph  sind,  sind  es  in  anderen  Beihen  nicht  immer;  so  ist  in  der 
Ealkspatreihe  (283)  Ca  mit  Mg^  Fe^  Mn,  Zn  isomorph,  nicht  aber  mit  JBa,  fifr,  P&, 
während  in  der  Aragonitreihe  (287)  Ca  mit  Ba^  Sr,  Ph  isomorph  ist,  nicht  aber  auch  mit 
Mg,  Mfij  Fe,  Zn.  Dieser  sog.  Isomorphismus  der  Elemente  bezieht  sich  also  immer 
nur  auf  eine  bestimmte  Reihe.  Uebrigens  sind  vielfach  Elemente  auch  wirklich 
isomorph,  so  Au,  Ag,  Pt,  Cu  etc.;  sodami  Bi,  8h,  As,  etc. 

285.    Krystallographisehes    Verhalten    isomorpher    Korper. 

Die   Erystallfonnen   isomorpher   Mineralien    sind    nicht    vollständig 

Bauer,  Mineralogie.  24 


370  Isomorphismns. 

identisch,  sondern  sie  sind  nur  sehr  ähnlich,  indem  einander  ent- 
sprechende gleichlieg^ende  Flächen  sich  unter  sehr  nahe,  aber  nicht 
vollkommen  gleichen  Winkeln  schneiden.  Die  entsprechenden  Rhombo- 
ederendkantenwinkel  in  der  rhomboedrischen  Ealkspati*eihe  schwanken 
z.  B.  zwischen  105*  5'  und  107*  40';  die  entsprechenden  Winkel  der 
Oktaeder  der  quadratischen  Rutilreihe  zwischen  123*  8'  und  121*  40'  etc. 
Größere  Unterschiede  kommen  selten  vor,  über  5*  gehen  dieselben 
wohl  kaum  hinaus;  häufig  sinken  sie  auf  wenige  Minuten  herab. 
Nur  bei  regulären  isomorphen  Substanzen  findet,  wie  wir  schon  oben 
(281)  gesehen  haben,  vollkommene  Übereinstimmung  aller  Winkel 
statt,  die  aber  hier  ihren  Grund  in  der  Symmetrie  der  regulären 
Erystalle,  nicht  im  Isomorphismus  hat,  denn  auch  nicht  isomorphe 
reguläre  Ej*ystalle  stimmen  ja  in  ihren  Winkeln  völlig  überein. 

Eine  Folge  der  Winkelähnlichkeit  ist  auch  eine  große  Überein- 
stimmung der  Achsenverhältnisse  isomorpher  Körper;  so  ist  z.  B.  für 
die  isomorphen  rhombischen  Mineralien: 

Schwerspat :  a:b:c  =  0,8152 : 1 : 1,3136 ; 
Cölestin :  =  0,7789 : 1 : 1,2800 ; 

Vitriolblei :  =  0,7852 : 1 : 1,2894. 

Die  Krystalle  der  Glieder  einer  isomorphen  Reihe  gehören  in  den 
meisten  Fällen  derselben  Krystallklasse  an.  Es  gibt  indessen  auch 
zahlreiche  Beispiele,  wo  sie  in  der  Symmetrie  nicht  vollkommen  über- 
einstimmen. Manchmal  sind  sie  verschiedenen  Klassen  desselben 
Systems,  zuweilen  sogar  verschiedenen  Krystallsystemen  zuzuweisen, 
ohne  daß  die  entsprechenden  Winkel  deshalb  aufhören,  sehr  nahe  und 
innerhalb  der  überhaupt  bei  isomorphen  Substanzen  beobachteten 
Grenzen  miteinander  übereinzustimmen. 

Der  Eisenglanz  {Fe^O^)  ist  isomorph  mit  dem  gleichfalls  hexagonalen  Titaneisen 
{FeTiOt).  Der  erstere  ist  rhomboedrisch-hemiedrisch ,  das  letztere  rhomboedrisch- 
tetartoedrisch;  bei  beiden  ist  die  Hauptform  ein  Ehomboeder  mit  einem  Endkanten- 
winkel, der  beim  einen  wie  beim  anderen  nur  um  wenige  Minuten  von  86^  abweicht. 
Der  Ealifeldspat  (Orthoklas),  KiAliSi^Om^  hat  dieselbe  allgemeine  Formel  wie  der 
Natronfeldspat  (Albit),  Na2Al2Si^0i^f  und  sehr  nahe  dieselbe  Krystallform ,  aber 
ersterer  ist  monoklin,  letzterer  triklin.  Die  Formentwicklung  ist  in  beiden  Fällen 
dieselbe,  jedoch  st^ht  beim  Orthoklas  die  Basis  auf  der  Längsfläche  genau  senkrecht 
(001 :  010  =  90«  0'),  beim  Albit  ist  dies  nur  nahezu  der  FaU  (001 :  010  =  eS«»  .S6'  resp. 
86»  24').  Andere  entsprechende  Winkel  sind :  110 :  110  =  118«  48'  (0.)  und  120«  47'  (A.) ; 
110 :  001  =  112n3'  (0.)  und  110«  50'  resp.  114M2'  (A.)  etc. 

Manche  Krystallographen  fassen  den  Begriff  des  Isomorphismus  enger  und  be- 
trachten nur  solche  Substanzen  als  isomorph,  die  in  derselben  Klasse  oder  doch  we- 
nigstens in  demselben  System  krystallisieren.  Zugehörigkeit  zu  verschiedenen  Klassen 
dieses  Systems  wird  wohl  ziemlich  allgemein  gestattet. 

Übrigens  gibt  es  auch  Beispiele  van  ebenso  vollkommener  Winkelttberein- 
stimmung  bei  Substanzen,  welche  wohl  gar  keine  näheren  Beziehungen  zueinander 
haben,  wie  z.  B.  Borax  und  Augit,  bei  denen  die  chemische  Zusammensetzung  gar 
keine  Analogien  bietet,  und  die  also  auch  nicht  als  isomorph  anzusehen  sind  (Iso- 


Krystallogr.  und  physikal.  Verhalten  iBom.  KCrper.    Isodimorphismns.      371 

gonismnB).  Dieses  rein  ftnßerliche  Verhältnis  besteht  namentlich  bei  allen  reg^ären 
Substanzen»  bei  welchen  daher  die  Benrteilnng  der  Frage,  ob  Isomorphismns  vor- 
liegt oder  nicht,  besondere  Schwierigkeiten  hat  Hier  müssen  dann  besonders  die 
isomorphen  Mischnngen  nnd  Fortwachsnngen  ins  Auge  gefaßt  werden  (288,  289). 
Jedenfalls  sieht  man,  daß  Übereinstimmung  der  Krystallform  allein  nicht  als  Beweis 
für  Isomorphismns  gelten  kann,  so  wenig  wie  Übereinstimmung  der  chemischen 
Formel  allein. 

286.  Physika!.  Yertaalten  Isom.  Korper.  Vergleicht  man  die 
physikalischen  Eigenschaften  isomorpher  Mineralien,  so  findet  man 
auch  in  dieser  Beziehung  vielfach  große  Analogie.  So  sind  besonders 
die  Blätterbrüche  häufig  dieselben,  z.  B.  in  der  Ealkspatreihe,  wo 
durchweg  den  Flächen  der  obenerwähnten  Rhomboeder  mit  Endkanten- 
winkeln von  105^  5'  etc.  vollkommene  Spaltbarkeit  entspricht  Ebenso 
finden  sich  in  der  Schwerspatreihe  Blätterbräche  parallel  den  Flächen 
des  Prismas,  dessen  Winkel  oben  angegeben  sind,  und  eine  weitere 
Spaltbarkeit  geht  senkrecht  zu  den  Prismenflächen.  Aber  die  Blätter- 
brftche  sind  nicht  in  allen  Fällen  in  dieser  Weise  analog,  so  gehen 
z.  B.  den  Flächen  des  Granatoeders  bei  der  Zinkblende  vollkommene 
Blätterbrüche  parallel,  bei  der  damit  isomorphen  Manganblende  nicht. 
Dagegen  hat  letzteres  Mineral  vollkommene  hexaedrische  Spaltbarkeit, 
ersteres  nicht.    Wie  Blätterbrüche  verhalten  sich  auch  Gleitflächen. 

In  Beziehung  auf  die  optischen  Verhältnisse  zeigen  die  Glieder 
der  isomorphen  Eeihen  vielfach  sehr  große  Übereinstimmung,  häufig 
ist  dies  auch  weniger  der  Fall.  So  sind  z.  B.  alle  Mineralien  der 
Kalkspatreihe  negativ  und  sehr  stark  doppeltbrechend.  Bei  allen 
Mineralien  der  Schwerspatreihe  liegen  die  Elastizitätsachsen  q,  6,  c 
ganz  gleich.  Die  kleine  Diagonale  des  Spaltungsprismas  (Krystall- 
achse  a)  ist  positive  Mittellinie,  Achsenebene  ist  die  Ebene  ac,  bei 
aDen  ist  Q<iv,  nur  der  Achsenwinkel  ist  nicht  bei  allen  derselbe. 
In  anderen  Fällen  ist  die  Übereinstimmung  weniger  groß.  Beim 
rhombischen  Aragonit  ist  die  Vertikalachse  c  die  negative  Mittellinie, 
bc  ist  Achsenebene  und  Q<iv,  Bei  den  damit  isomorphen  Witherit 
und  Weißbleierz  ist  noch  c  Mittellinie  und  negativ,  aber  ac  ist  Achsen- 
ebene und  ß  >  V.  Bei  den  isomorphen  triklinen  Feldspäten  Albit  und 
Anorthit  liegen  die  entsprechenden  Elastizitätsachsen  sehr  verschieden, 
wie  überhaupt  isomorphe  Erystalle  des  triklinen  Systems  in  Bezug 
auf  ihre  optischen  Verhältnisse  wenig  Übereinstimmung  zeigen. 

287.  Isodimorphismus.  Wichtig  sind  die  sogenannten  isodi- 
morphen Reihen,  die  gleichzeitig  Isomorphismus  und  Dimorphismus 
zeigen.  Sie  entstehen  dadurch,  daß  eine  Substanz  dimorph  ist  und 
daß  sich  an  jede  ihrer  heteromorphen  Modifikationen  andere  damit 
isomorphe  Substanzen  anschließen.  Ein  bekanntes  Beispiel  dieser  Art 
ist  die  isodimorphe  Reihe  des  CaCO^.    Diese  Verbindung  ist  dimorph 

24* 


372  Isomorphismus.  • 

und  krystallisiert  rhomboedrisch  als  Kalkspat,  rhombisch  als  Aragonit. 
An  jede  dieser  beiden  Modifikationen  schließen  sich  einige  andere, 
je  damit  isomorphe  Mineralien  an,  die  isomorphe  Reihe  des  Kalkspats 
und  die  des  Aragonits  bildend,  so  daß  man  folgende  isodimorphe 
Gruppe  erhält: 

, Kalkspat \  damit  isomorph: -SfflrCOg,  Talkspat;  -FcCOg»  Eisen- 


CaCO^. 
dimorph. 


spat;    MnCO^j    Manganspat;    ZnCO^^   Zinkspat;    NaNO^, 

Natronsalpeter. 

Aragonit]  damit  isomorph :  JBaC/Og»  Witherit;  SrCO^j  Stron- 

tianit;  PbCO^,  Weißbleierz;  KNO^,  Kalisalpeter. 

Eine  andere  isodimorphe  Reihe  ist  die  von  uis^O^  und  Sb^O^. 
Jede  Verbindung  fiir  sich  ist  dimorph,  regulär  und  rhombisch  (Sb^Of^), 
resp.  monoklin  in  sehr  nahe  übereinstimmenden  Formen  (As^O^).  Je 
die  gleich  krystallisierten  sind  isomorph. 

regulär  rhombisch  (resp.  monoklin) 

heteromorph 


Sftjög  (dimorph)  —  Senarmontit 

isomorph  mit 
As^Oq  (dimorph)  —  Arsenblfite 


Antimonbläte  (rhombisch) 

isomorph  mit 
Claudetit  (monoklin) 


heteromorph. 

288.  Isomorphe  Fortwachsimg.  Die  chemische  Ähnlichkeit 
isomorpher  Substanzen,  welche  in  der  Formel  ihren  Ausdruck  findet, 
tritt  in  einer  anderen  Erscheinung  besonders  klar  hervor,  welche 
daher  als  wichtiges  Kriterium  des  Isomorphismus  anzusehen  ist.  Es 
ist  dies  die  Fähigkeit  zusammen  zu  krystallisieren,  oder  mit  anderen 
Worten,  isomorphe  Fortwachsungen  und  isomorphe  Mischungen  zu  bilden. 

Bringt  man  einen  Krystall  in  eine  Lösung  seiner  eigenen  Sub- 
stanz, so  wächst  er  darin  fort,  indem  sich  an  seiner  Oberfläche  neue 
Schichten  derselben  Substanz  ablagern.  Die  Oberfläche  behält  so 
stets  wesentlich  dieselbe  Krystallform  bei,  und  jede  Fläche  der  neuen 
Schicht  ist  der  betreffenden  der  alten  Oberfläche  parallel.  Ein  kleines 
Oktaeder  von  Alaun  z.  B.  wächst  in  einer  Alaunlösung  fort,  wobei 
sich  seine  oktaedrische  Gestalt  nicht  verändert. 

Ganz  analog  verhält  es  sich,  wenn  man  einen  Krystall  in  die 
Lösung  einer  mit  ihm  isomorphen  Substanz  hängt;  er  wächst  in  der- 
selben fort  wie  in  einer  Lösung  seiner  eigenen  Substanz.  An  seiner 
Oberfläche  lagern  sich  ebenfalls  neue  Schichten  ab,  und  zwar  nun  der 
isomorphen  Substanz,  so  daß  unter  Umständen  der  alte  Krystall  voll- 
ständig als  Kern  in  der  neugebildeten  isomorphen  Schale  stecken 
kann,  wenn  die  Überwachsung  über  die  ganze  Oberfläche  hin  erfolgt 
ist  Dabei  ist  die  Begrenzung  der  Schale  krystallographisch  ebenso 
orientiert,  wie  die  des  Kerns.    Allerdings  können  die  entsprechenden 


Isomorphe  Fortw^chsung.    Isomorphe  Mischnng.  373 

Flächen  im  allgemeinen  nicht  mehr  bei  beiden  genau  parallel  sein, 
weil  ja  die  Winkel  isomorpher  Ejrystalle  im  allgemeinen  nur  sehr 
ähnlich,  nicht  gleich  sind.  Meist  sind  einige  Flächen  und  Kanten  in 
dem  Kern  und  der  Überwachsungskrnste  genau  parallel,  und  die  an- 
deren Flächen  etc.  machen  in  beiden  kleine  Winkel  miteinander ;  nur 
bei  regulären  Substanzen  ist  die  Oberfläche  des  Kerns  mit  derjenigen 
der  isomorphen  Schale  stets  vollkommen  parallel.  Diese  Erscheinung 
nennt  man  die  isomorphe  Schichtung  oder  Fortwachsung,  Sie  kommt 
im  allgemeinen  bei  nicht  isomorphen  Substanzen  nicht  vor  (siehe 
unten),  sie  kann  daher  als  ein  Beweis  für  Isomorphismus  aufgefaßt 
werden  z.  B.  beim  Kalkspat  und  Natronsalpeter,  Aragonit  und  Kali- 
salpeter etc. 

Ein  bekanntes  Beispiel  ist  die  Überrindnng  eines  roten  oktaedrischen  Erystalls 
von  Chromalann  in  einer  Lösung  des  durchsichtigen  farblosen  gewöhnlichen  Alauns. 
Das  ursprüngliche  Oktaeder  yergröUert  sich  fortwährend.  Der  Erystall  bleibt  stets 
oktaedrisch,  und  jede  Fläche  des  Oktaeders  des  Kerns  ist  (weil  die  Krystalle  regulär 
sind)  genau  parallel  der  entsprechenden  Fläche  des  Oktaeders  der  Binde. 

Aber  auch  bei  Krystallen  natürlich  vorkommender  Mineralien  findet  man  diese 
isomorphe  Fortwachsung,  und  solche  durch  Übereinanderwachsen  isomorpher  Sub- 
stanzen entstendene  Schichtkiystalle  sind  nicht  selten.  Häufig  wiederholt  sich  sogar  die 
Schichtung  öfters,  so  daß  der  ganze  Erystall  aus  einer  großen  Anzahl  dünner  Lagen 
aufgebaut  erscheint,  die  sich  dann,  oft  allerdings  erst  unter  dem  Mikroskop,  und  zwar 
durch  ihre  etwas  verschiedene  Beschaffenheit  mehr  oder  weniger  deutlich  voneinander 
abheben.  Hierauf  beruht  bei  den  Erystallen  zahlreicher  Mineralien  die  Zonarstruktur 
(178),  z.  B.  bei  den  Augiten,  Feldspaten  etc.,  die  in  den  Gesteinen  als  Gemengteile 
auftreten.  Deutlich  mit  bloßem  Auge  sichtbare  Beispiele  natürlicher  isomorpher 
Fortwachsungen  sind  u.  a.  die  folgenden:  Talkspatkrystalle  tragen  einen  parallel 
orientierten  Überzug  von  Ealkspat,  tonerdereicher  und  eisenoxydreicher  Epidot,  Epidot 
und  Orthit,  verschieden  zusammengesetzte  und  gefärbte  Tnrmaline  etc.  sind  in 
dieser  Weise  verbunden.  Solche  Übereianderwachsungen  sind  von  besonderer  Wichtig- 
keit, weil  bei  ihnen  die  isomorphen  Substanzen  ungemischt  nebeneinander  liegen  und 
getrennt  untersucht  werden  können. 

(Eopp,  Ber.  d.  deutsch  ehem.  Ges.  Bd.  12,  1879,  pag.  868.) 

Diese  Parallelverwachsung  isomorpher  Erystalle  ist  nicht  zu  verwechseln  mit 
der  orientierten  regelmäßigen  Verwachsung  nicht  isomorpher  Erystalle,  wie  Stauro- 
lith  und  Cyanit,  Rutil  und  Eisenglanz  etc.  (173),  welche  weder  in  ihrer  Erystallform 
noch  in  ihrer  Zusammensetzung  nähere  Beziehungen  zueinander  erkennen  lassen. 

289.  Isomorphe  Mischungen.  Befinden  sich  zwei  (oder  mehr) 
isomorphe  Substanzen,  z.  B.  gewöhnlicher  Alaun  und  Chromalaun 
gleichzeitig  in  derselben  Flüssigkeit  gelöst  und  es  scheiden  sich  aus 
dieser  Lösung  Erystalle  aus,  so  enthalten  diese  beide  isomorphe  Sub- 
stanzen nebeneinander,  z.  B.  die  beiden  Alaune,  aber  nicht  etwa  in 
mechanischer  Mengung,  sondern  die  Erystalle  sind  yollkomtnen  homogen 
und  die  Vereinigung  der  isomorphen  Substanzen  hat  schon  im  Molekül 
stattgefunden.  Solche  von  verschiedenen  isomorphen  Eörpem  gleich- 
zeitig gebildete  Erystalle  sind  die  isomorphen  Mischungen,  Diese 
haben  wieder  dieselbe  Eiystallform  wie  die  Grundverbindungen,  aus 


374  IsomorpbiBmas. 

denen  sie  gebildet  sind  (290).  Etwas  Ähnliches  beobachtet  man  nicht, 
wenn  zwei  nicht  isomorphe  Substanzen,  z.  B.  NaCl  nnd  NaNO^  in 
derselben  Flüssigkeit  gelöst  sind.  Es  scheiden  sich  hier  beim  Erystalli- 
sieren  die  Erystalle  beider  Substanzen  ganz  getrennt  voneinander  aus. 
Die  Mischung  in  der  angedeuteten  Weise  kann  also  wie  das  parallele 
Fortwachsen  als  ein  Beweis  ffir  den  Isomorphismus  der  betr.  Sub- 
stanzen gelten.  Für  manche  isomorphe  Substanzen  ist  die  Möglich- 
keit der  Mischung  ganz  unbeschränkt :  sie  können  in  jedem  beliebigen 
Verhältnis  zusammen  krystallisieren,  wie  z.  B.  die  Plagioklase  (Albit 
und  Anorthit).  In  anderen  Fällen  hat  die  Mischbarkeit  eine  Orenze; 
ein  Erystall  vermag  nur  höchstens  gewisse,  oft  ganz  geringe  Mengen 
einer  isomorphen  Substanz  aufzunehmen.  In  dieser  Weise  verhalten 
sich  die  beiden  Rotgültigerze  von  der  Zusammensetzung :  Ag^ShS^  und 
Ag^AßS^. 

In  chemischer  Beziehung  sind  die  isomorphen  Mischungen  dadurch 
charakterisiert,  daß  sich  die  Grundverbindungen  in  sehr  wechselnden 
Verhältnissen  vereinigen,  so  daß  also  in  den  verschiedenen  Misch- 
krystallen  zweier  isomorpher  Substanzen  die  in  ihnen  vorhandenen 
isomorphen  Elemente  in  den  verschiedensten  relativen  Mengen  neben- 
einander vorkommen  können.  Allerdings  wird  in  manchen  Fällen  ein 
bestimmtes  Mischungsverhältnis  besonders  häufig,  ja  fast  ausschließlich 
angetroffen,  z.  B.  beim  Dolomit,  wo  in  den  Erystallen  die  beiden  iso- 
morphen Grundverbindungen  CaCO^  und  MgCO^  meist  in  einer  gleichen 
Zahl  von  Molekülen  vorhanden  sind  (sog.  Normaldolomit,  CaCO^  -f- 
MgCO^),  Dieser  wird  daher  auch  oft  als  ein  Doppelsalz  von  der  konstanten 
Zusammensetzung:  CaMgC^O^  angesehen,  dem  dann  bei  einem  anderen 
Mischungsverhältnis  noch  Calcium-  oder  Magnesiumkarbonat  bei- 
gemischt sein  müßte.  Für  diese  beiden  Karbonate  wären  dann,  um 
eine  Übereinstimmung  der  Formeln  herbeizufuhren,  die  Moleküle  zu 
verdoppeln:  Ca^C^O^  (oder  CaCaC^O^)  und  Mg^C^O^  (MgMgC^O^). 

Das  schwankende  MischungsTerhältnis  unterscheidet  die  isomorphen  Mischnngen 
von  den  Doppelsalzen,  in  welchen  ebenfalls  gleichzeitig  mehrere  Metalle  nebeneinander 
vorhanden  nnd  mit  derselben  Säure  verbunden  sind,  z.  B.  K^SO^ .  MgSO^ .  ßS^O. 
Hier  sind  aber  K  und  Mg  nicht  isomorphe  Elemente  in  einer  Mischung,  sondern  sie 
sind  Teile  einer  konstanten  Verbindung,  eines  Doppelsalzes,  in  welchem  ihre  Atome 
immer  und  jederzeit  im  nämlichen  Verhältnis  2  : 1  nebeneinander  vorkommen. 

Die  Formel  isomorpher  Mischungen  kann  man  in  verschiedener 
Weise  ausdi'ücken.  So  schreibt  man  z.  B.  den  Dolomit,  der  aus  CaCO^ 
und  MgCO^  gemischt  ist:  (Ca,  Mg)CO^,  oder,  da  die  Mischung  meist 
zu  gleich  vielen  Molekülen  stattfindet:  (^  Ca,  ^ Mg)  CO^,  oder  man 
schreibt  die  allgemeine  Formel:  BCO^,  B  =  Ca,  Mg,  oder:  B  = 
i  C'a+iJM^',  oder  2B  =  Ca  +  Mg;  oder  man  schreibt  endlich  aus- 
führlich: CaCO^ -^  MgCO^,  wobei  etwaige  andere  Mischungsverhältnisse 
unter  der  Form :  |  CaCO^  +  |  MgCO^  oder  2CaC0^  +  MgCO^  an- 


Isomorphe  Mischangen.  375 

gedeutet  werden.  Die  Mischungsverhältnisse  sind  oft  sehr  kompliziert 
und  nicht  durch  einfache  Zahlen  auszudrScken,  man  gibt  dann  die 
Mischung  meist  nur  angenähert  durch  nahestehende  kleinere  Zahlen 
an.  Schematisch  kann  man  sich  eine  solche  isomorphe  Mischung  so 
entstanden  denken,  daß  für  einen  Teil  eines  darin  vorhandenen  Ele- 
ments, also  z.  B.  beim  Dolomit  für  einen  Teil  des  Ca,  eine  äquivalente 
Menge  des  isomorphen  Mg  in  die  Verbindung  CaCO^  eingetreten  ist. 
Die  isomorphen  Elemente  einer  Reihe  vertreten  sich  also  in  den 
Mischungen  gegenseitig,  man  nennt  sie  daher  auch  vicariierende  Ele- 
mente oder  Bestandteile. 

Unter  den  Mineralien  gibt  es  nur  sehr  wenige,  die  eine  ganz  be- 
stimmte chemische  Verbindung  in  voller  Reinheit  ohne  jede  isomorphe 
Beimischung  darstellen.  Im  Gegensatz  dazu  sind  isomorphe  Misch- 
ungen äußerst  verbreitet,  und  die  Zusammensetzung  vieler  Krystalle 
läßt  sich  nur  mit  ihrer  Hilfe  begreifen.  So  gibt  es  vollkommen  homo- 
gene rhomboedrisch  krystallisierte  Mineralien,  welche  CaO,  MgO,  FeO, 
MnO  und  CO^  enthalten,  und  zwar  in  sehr  komplizierten,  von  einem 
Exemplar  zum  anderen  schwankenden  Mengenverhältnissen ;  sie  erweisen 
sich  als  isomorphe  Mischungen  von  CaCO^,  MgCO^,  FeCO^,  MnCO^. 
Die  triklinen  Feldspäte  enthalten  neben  SiO^  und  Al^O^  besonders 
noch  Na^O  und  CaO  und  zwar  in  sehr  wechselnden  Mengen;  alle  aber 
lassen  sich  als  isomorphe  Mischungen  von  m  Mol.  Albit  (Na^Al^Si^O^^) 
und  n  Mol.  Anorthit  (CaÄl^Si^O^)  auffassen.  Ähnliche  derartige 
Mischungen  sind  die  Turmaline,  die  Epidote,  Skapolithe,  Fahlerze; 
kurz  eine  sehr  große,  ja  die  überwiegende  Menge  der  Mineralien  sind 
in  dieser  Weise  gemischt,  und  zwar  nicht  selten  aus  Grundverbin- 
dungen, welche  isoliert  gar  nicht  bekannt  sind,  die  man  aber  aus  den 
Mischungen  berechnen  kann,  und  deren  Krystallform  durch  die  der 
Mischung  selbst  ebenfalls  wenigstens  annähernd  gegeben  ist  (indirekter 
oder  versteckter  Isomorphismus). 

So  ist  z.  B.  der  Fisanit  ein  monokliner  Cti-haltiger  Eisenvitriol,  der  als  iso- 
morphe Mischung :  mFeSOi .  1  HiO+nOuS04, .  7  H^O  zu  betrachten  ist.  CuSOi .  IH^O 
ist  isoliert  nicht  bekannt;  es  folgt  ans  der  Existenz  des  Pisanits,  daß  es  eine  diesem 
nnd  dem  Eisenvitriol  selbst  sehr  nahe  stehende  Krystallform  haben  müßte. 

Aus  isomorphen  Beimischungen  erklärt  sich  auch  der  Umstand, 
daß  häufig  in  vollkommen  homogenen  und  im  mechanischen  Sinne 
reinen  Mineralien,  in  denen  das  Mikroskop  keine  Spur  von  Beimengung 
erkennen  läßt,  geringe  Quantitäten  von  fremden  „Verunreinigungen" 
bei  der  Analyse  sich  finden.  So  gibt  es  kaum  einen  Kalkspat,  der 
nicht  Spuren  von  Mg,  d.  h.  eine  Beimischung  von  MgCO^  zum  CaCO^ 
enthielte;  keinen  Albit  ohne  etwas  Ca  und  K^  keinen  Anorthit  ohne 
Na,  weil  immer  dem  Albit  etwas  Anorthit  und  Orthoklas  beigemischt 
ist  und  umgekehrt  etc. 


376  Isomorphismus. 

Von  Manchen  wird  beim  Isomorphismus  das  Hauptgewicht  auf  die  Mischungen 
gelegt  und  zwei  Substanzen  nur  dann  als  isomorph  anerkannt,  wenn  die  physi- 
kalischen (und  krystallographischen)  Eigenschaften  ihrer  Mischkryst^lle  kontinuier- 
liche Funktionen  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  bilden  d.  h.  den  Mischungs- 
verhältnissen proportional  sind. 

290.  Krystallographisches  und  physikalisches  Yerhalten  yon 
Mischkrystallen.  Durch  isomorphe  Beimischung'en  werden  die  Eigen- 
schaften der  Grundverbindungen  mehr  oder  weniger  stark  verändert. 
Dies  geschieht  im  allgemeinen  dem  Mischungsverhältnis  gemäß,  so  daß 
die  Eigenschaften  des  Mischkrystalls  zwischen  denen  der  Grundver- 
bindungen liegen  und  zwar  näher  derjenigen,  die  in  größerer  Menge 
vorhanden  ist.  Nicht  selten  sind  sie  dem  Mischungsverhältnis  genau 
proportional,  so  daß  sich  aus  ihm  und  den  Eonstanten  der  Grundver- 
bindungen die  entsprechenden  Eonstanten  der  Mischkrystalle  be- 
rechnen lassen.  Im  Gegensatz  dazu  liegen  aber  auch  in  einigen  Fällen 
die  Eigenschaften  der  Mischkrystalle  nicht  zwischen,  sondern  völlig 
außerhalb  denen  der  Grundverbindungen. 

Was  die  Krystallisation  betrifft,  so  findet  man  nicht  selten,  daß 
die  isomorphen  Mischungen  nur  sehr  schwer  Erystalle  bilden,  wenn 
dies  auch  bei  den  Grundverbindungen  für  sich  sehr  leicht  geschieht. 
Die  Formen  der  Mischkrystalle  sind,  wie  wir  gesehen  haben,  gleich 
oder  ähnlich  denen  der  Grundverbindungen;  entsprechende  Winkel 
sind  innerhalb  der  bei  isomorphen  Substanzen  überhaupt  beobachteten 
Differenzen  einander  und  denen  der  Grundverbindungen  gleich  (285). 
Meist  liegen  die  Winkel  der  Mischungen  zwischen  den  entsprechenden 
Winkeln  der  Grundverbindungen,  so  ist  z.  B.  der  Winkel  an  der  End- 
kante eines  Dolomitrhomboeders  CaCO^  +  ^9(^0^  =  106®  16',  zwischen 
den  Winkeln  beim  Ealkspat  CaCO^  (106®  6')  und  beim  Talkspat 
MgCOf^  (107®  24').  Manchmal  ändern  sich  die  Winkel  der  Mischungen 
dem  Mischungsverhältnis  proportional,  z.  B.  gerade  in  der  Ealkspat- 
reihe;  der  Endkanten winkel  des  Dolomitrhomboeders  steht  genau  in 
der  Mitte  zwischen  denen  des  Kalkspats  und  des  Talkspats,  ent- 
sprechend der  Mischung  beider  in  gleichen  Verhältnissen.  Manchmal 
ändern  sie  sich  regellos  innerhalb  der  Werte  bei  den  Grundverbin- 
dungen, und  manchmal  allerdings  liegen  dieselben  auch  ganz  außerhalb 
der  durch  die  entsprechenden  Winkel  der  Grundverbindungen  gegebenen 
Grenzen.  Letzteres  ist  u.  a.  bei  dem  Barytocoelestin  der  Fall,  einer 
isomorphen  Mischung  von  Coelestin  (ßrSO^  und  Schwerspat  (BaSO^), 
wie  aus  der  Vergleichung  der  Achsenverhältnisse  hervorgeht    Es  ist : 

beim  Coelestin  a:b:c  =  0,7789 : 1 : 1,2800 ; 

„     Barytocoelestin :  =  0,7666 : 1 : 1,2534 ; 

„     Schwerspat  =  0,8162 : 1 : 1,3136. 

Die  physikalischen   Verhältnisse   der   Mischkrystalle   sind    eben- 


Krystallographisclies  und  physikalisches  Verhalten  Ton  Mischkrystallen.        377 

falls  häufig  innerhalb  der  bei  der  Betrachtung  der  physikalischen 
Eigenschaften  isomorpher  Körper  überhaupt  gefundenen  Grenzen 
(286)  einander  gleich.  Die  Blätterbrüche  stimmen  häufig  mit 
denen  der  Grundverbindungen  überein,  z.  B.  in  der  Kalkspatreihe. 
Die  optischen  Verhältnisse  der  Mischkrystalle  sind  denen  der  Grund- 
verbindungen analog,  wenn  diese  selbst  analog  sind.  So  sind  z.  B. 
alle  Mischkrystalle  der  Kalkspati*eihe  negativ,  gerade  wie  alle  Grund- 
verbindungen derselben,  und  haben  sehr  starke  Doppelbrechung.  Zeigen 
die  Grundverbindungen  Verschiedenheiten,  so  beobachtet  man  nicht 
selten  bei  den  Mischkrystallen,  daß  z.  B.  die  optischen  Eigenschaften 
sich  um  so  mehr  denen  des  einen  Endglieds  nähern,  je  mehr  von  dem- 
selben in  der  Mischung  vorhanden  ist.  In  optischer  Beziehung  be- 
steht so  ein  ganz  stetiger  und  allmählicher  Übergang  von  einem 
zum  anderen  Ende,  ebenso  wie  in  chemischer,  was  sich  besonders  in 
der  Größe  des  Achsenwinkels  und  in  der  Lage  der  Elastizitätsachsen 
gegen  die  Begrenzungselemente  der  Krystalle  zu  erkennen  gibt.  Dies 
ist  z.  B.  besonders  bei  der  Untersuchung  der  Plagioklase,  der  iso- 
morphen Mischungen  von  Albit  und  Anorthit  nachgewiesen  worden. 
Bei  ihnen  hat  man  eine  so  innige  Beziehung  zwischen  der  chemischen 
Zusammensetzung  und  dem  optischen  Verhalten  und  so  allmähliche 
kontinuierliche  Änderungen  der  optischen  Eigenschaften  mit  der  Zu- 
sammensetzung beobachtet,  daß  man  aus  dem  relativen  Gehalt  an  Ca 
und  Na  auf  die  Lage  der  optischen  Elastizitätsachsen  schließen  kann, 
und  umgekehrt.  Es  hat  sich  dabei  herausgestellt,  daß  man  bei  solchen 
Vergleichungen  in  erster  Linie  die  Lage  der  Elastizitätsachsen  in 
Betracht  ziehen  muß,  und  daß  der  Charakter  der  Doppelbrechung  und 
die  Dispersion  unwesentlich  sind,  da  die  Winkel  der  optischen  Achsen 
sich  mit  dem  Mischungsverhältnis  ändern,  und  so  bei  einer  gewissen 
Zusammensetzung  an  einer  Achse  als  Mittellinie  ein  dem  rechten 
naher  spitzer,  bei  einer  nur  wenig  anderen  Zusammensetzung  an 
derselben  Achse  und  in  derselben  Ebene  ein  ebensolcher  stumpfer 
Achsenwinkel  auftreten  kann,  womit  der  Charakter  der  Doppelbrechung 
in  das  Gegenteil  umschlägt.  Ebenso  geht  damit  ^  >  v  in  g  <  ^  über, 
und  umgekehrt.    (Vergl.  Schuster  bei  Plagioklas.) 

In  neuerer  Zeit  hat  man  namentlich  auch  die  spezifischen  Gewichte 
isomorpher  Mischungen  eingehend  untersucht  und  vielfach  eine  Pro- 
portionalität derselben  mit  der  chemischen  Zusammensetzung  feststellen 
können,  doch  ist  dies  keineswegs  immer  der  Fall. 


IV.  Abschnitt. 

Vorkommen,  Entsteimng  nnd  Umwandlung  der 

Mineralien. 


291.  Entstehung  der  Mineralien.  Die  Entstehung  der  Mineralien 
geht  nach  den  in  der  Chemie  gelehrten  Prozessen  vor  sich;  es  sind 
durchaus  chemische  Vorgänge,  welche  hierbei  in  Frage  kommen, 
die  einmal  von  den  in  Wirksamkeit  tretenden  Stoffen,  sodann  von 
den  durch  die  geologischen  Verhältnisse  bedingten  Umständen  ab- 
hängen, unter  welchen  die  Substanzen  miteinander  in  Berührung 
kommen  und  in  Verbindung  treten. 

Wenn  eine  dabei  sich  bildende  Substanz  überhaupt  fähig  ist  zu 
krystallisieren,  so  werden  Erystalle  entstehen,  und  zwar  im  allgemeinen 
um  so  schöner  ausgebildet  und  größer,  je  langsamer,  stetiger  und 
ungestörter  der  Prozeß  vor  sich  gehen  konnte,  um  so  kleiner  und  un- 
vollständiger dagegen,  je  rascher  dies  der  Fall  war.  Häufig  haben 
aber  die  bei  der  Entstehung  eines  krystallisierten  Minerals  herrschenden 
Umstände  die  Ausbildung  von  Krystallflächen  ganz  verhindert,  es  ent- 
standen dann  derbe  Aggregate  (187).  Ja  manchmal  kann  sogar  eine 
an  sich  krystallisationsfähige  Substanz  völlig  verhindert  werden, 
sich  überhaupt  krystallinisch  auszubilden,  sie  kann  durch  die  bei 
ihrer  Festwerdung  herrschenden  Umstände  gezwungen  werden,  den 
amorphen  Zustand  anzunehmen. 

Die  in  der  Natur  als  Mineralien  sich  findenden  Substanzen  lassen 
sich  vielfach  mit  allen  wesentlichen  Eigenschaften  der  natürlichen 
Mineralien  in  den  Laboratorien  herstellen,  man  kann  die  Mineralien 
also  künstlich  nachbilden,  oder,  wie  man  unzutreffend  sagt,  viele  Mine- 
ralien lassen  sich  künstlich  darstellen  (Mineralsynthese).  Es  wäre 
aber  unrichtig  zu  glauben,  daß  die  Art  und  Weise,  wie  man  ein 
solches  „künstliches  Mineral''  im  Laboratorium  erzeugt  hat,  auch  stets 
diejenige  ist,  auf  welche  die  entsprechende  Mineralsubstanz  sich  in 
der  Natur  gebildet  hat ;  oder  umgekehrt,  daß  man  ein  Mineral,  welches 
man  auf  eine  bestimmte  Weise  durchaus  nicht  künstlich  nachbilden 


Entstehung  der  Mineralien.  379 

kann,  auch  in  der  Natnr  nie  so  entstanden  sei  Die  Beding;ungen, 
welche  bei  den  Mineralbildungsprozessen  in  der  Natur  obgewaltet 
haben,  lassen  sich  eben  nicht  immer  in  Bezug  auf  alle  Einzelheiten, 
z,  B.  des  Druckes,  der  Temperatur  etc.,  künstlich  wiederholen. 

So  kann  man  z.  B.  Qaarz  künstlich  nicht  dnrch  AnskrystaUisieren  ans  einem 
Schmelzfluß  erhalten.  Dagegen  findet  man  dieses  Mineral  häufig  als  Gemengteil  von 
Gesteinen,  weiche  nach  der  ganzen  Art  ihres  Vorkommens  als  erstarrte  Laven  zu 
betrachten  sind,  so  daß  hier  die  natürUche  Bildung  des  Quarzes  aus  einem  Schmelz- 
fluß unzweifelhaft  ist.  Schwerspat,  BaSOi,  kann  man  sehr  leicht  künstlich  durch 
Zusammenschmelzen  von  BaCl^  und  K^Oi  herstellen;  die  Art  und  Weise  des  Vor- 
kommens des  natürlichen  Schwerspats  ist  aber  derart,  daß  er  auf  diese  Weise  niemals 
entstanden  sein  kann,  sondern  daß  er  als  Absatz  aus  wäßriger  Lösung  anzusehen 
ist,  wie  er  sich  übrigens  künstlich  ebenfalls  hersteUen  läßt. 

Wenn  man  ein  richtiges  Urteil  über  die  Bildung  der  Mineralien 
in  der  Natur  gewinnen  will,  muß  man  nicht  allein  die  chemischen 
Prozesse  ins  Auge  fassen,  welche  überhaupt  zur  Entstehung  der  be- 
treffenden Verbindung  führen  können,  sondern  man  muß  auch  die 
Bildungsweise  der  so  vielfach  heutzutage  noch  unter  unseren  Augen 
entstehenden  Mineralien  studieren  und  man  muß  vor  allem  berück- 
sichtigen, wie  die  Mineralien  in  der  Natur  vorkommen,  wie  sie  sich 
in  der  Erdkruste  finden,  wie  sie  gelagert,  wie  sie  mit  anderen  Mine- 
ralien vergesellschaftet  sind  etc.  Man  wird  danach  in  den  meisten 
Fällen  ohne  weitere  Versuche  die  allgemeinen  Verhältnisse  ermitteln 
können,  welche  bei  der  Entstehung  des  betreffenden  Minerals  obge- 
waltet haben,  ob  primäre  Entstehung  durch  Niederschlag  aus  Wasser, 
durch  Erstarrung  aus  Schmelzfluß  oder  durch  Verdichtung  aus  Gasen 
und  Dämpfen  (Sublimation) ;  ob  sekundäre  Bildung  durch  Umwandlung 
eines  präexistierenden  anderen  Minerals  etc.  vorliegt.  Sache  der 
chemischen  Forschung  bleibt  es  dann,  das  Detail  des  Vorgangs  auf- 
zuklären, aber  auch  das  immer  im  Hinblick  auf  das  Vorkommen  der 
Mineralien.  Man  darf  dabei  nicht  vergessen,  daß  ein  und  dasselbe 
Mineral  oft  in  verschiedener  Weise  in  der  Erdkruste  sich  findet  und 
demgemäß  auch  in  verschiedener  Weise  entstanden  ist.  So  findet  sich 
Quarz  außer  eingewachsen  in  jenen  Laven  auch  aufgewachsen  auf 
Drusenräumen  mancher  Gesteine,  wo  er  nach  seinem  ganzen  Ver- 
halten nur  durch  Absatz  aus  wäßriger  Lösung  sich  gebildet  haben 
kann.  Bei  manchen  Mineralien  ist  die  Art  der  Entstehung  noch  in 
Dunkel  gehüllt.  Vollkommene  Klarheit  darüber  auch  in  den  Einzel- 
heiten ist  nur  vorhanden,  wenn  die  Versuche  künstlicher  Nachbildung 
unter  den  durch  das  Vorkommen  angedeuteten  Verhältnissen  gelingen, 
aber  auch  da  läßt  sich  manchmal  noch  denken,  daß  nicht  ein  Weg 
der  Entstehung  der  allein  mögliche  ist,  sondern  daß  vielleicht  doch 
auch  noch  andere  zum  Ziele  führen  und  bei  Entstehung  des  Minerals 
wirklich  zum  Ziele  geführt  haben. 


380  Verbreitung  and  Vorkommen  der  Mineralien. 

Es  sollen  demnach  im  folgenden  die  Prozesse  erläutert  werden, 
die  bei  der  Bildung  der  Mineralien  wirksam  gewesen  sind.  Zunächst 
ist  es  aber  erforderlich,  eine  Darstellung  der  Art  und  Weise  ihres 
Vorkommens  in  der  Natur  zu  geben.  Dies  ist  ja  nicht  nur  zur  Be- 
urteilung der  Entstehung  der  Mineralien  wichtig,  sondern  es  gehört 
überhaupt,  wie  wir  schon  oben  (1)  gesehen  haben,  notwendig  mit  zu 
einer  vollständigen  Kenntnis  derselben.  Es  handelt  sich  hierbei  nicht 
bloß  darum,  wie  die  Mineralien  in  der  Erdkruste  angeordnet  sind  und 
wie  sie  sich  an  deren  Aufbau  beteiligen  (Lagerungslehre,  Topik), 
sondern  auch  um  die  Verbreitung  derselben  in  den  verschiedenen 
Gegenden  der  Erde  (Topographie  der  Mineralien). 

(Lit.  vergl.  (3)  6r.,  femer :  Bischof,  Chemische  und  physikalische  Geologie,  sowie 
Roth,  Allgemeine  und  chemische  Geologie.) 

292.  Verbreitung  der  Mineralien.  Die  Mineralien  sind  in  sehr 
verschiedener  Weise  verbreitet.  Manche,  wie  Quarz,  Feldspat,  Kalk- 
spat etc.  sind  über  die  ganze  Erde  hin  bekannt  und  an  sehr  vielen 
Stellen  in  Massen  vorhanden,  letzterer  für  sich  allein  ganze  Gebirge 
bildend.  Manche  andere  sind  zwar  ebenfalls  sehr  weithin  verbreitet, 
nicht  weniger  wie  die  vorigen,  aber  sie  finden  sich  fast  überall  nur 
sparsam,  höchstens  stellenweise  in  größeren  Mengen,  z.  B.  Apatit, 
Schwefelkies  etc.  Andere,  wie  z.  B.  Kryolith,  kommen  nur  an  einer 
oder  wenigen  Stellen  vor,  dort  aber  massenhaft.  Die  meisten  finden 
sich  nur  an  wenigen  Orten  und  auch  dort  nur  spärlich,  wie  z.  B. 
Diamant,  Gadolinit,  Euklas  etc.  Man  unterscheidet  danach  die  inten- 
sive und  die  extensive  Verbreitung  der  Mineralien.  Unter  allen  Um- 
ständen ist  aber  das  Auftreten  von  Mineralien  an  irgend  einer  Stelle 
nur  Folge  der  dortigen  geologischen  Verhältnisse,  und  die  Verbreitung 
derselben  gehorcht  in  keiner  Weise  irgend  einer  davon  unabhängigen 
geographischen  Gesetzmäßigkeit. 

293.  Yorkommen  der  Mineralien.  Die  feste  Erdkruste  wird, 
wie  wir  wissen,  zum  allergrößten  Teil  von  Mineralien  aufgebaut. 
Deren  Fundstellen  werden  die  Lagerstätten  derselben  genannt,  wobei 
aber  nicht  bloß  der  Ort,  sondern  auch  die  spezielle  Weise  des  natür- 
lichen Vorkommens  ins  Auge  zu  fassen  ist.  Diese  Lagerstätten  sind 
von  verschiedener  Art.  Es  sind  die  Gesteine  und  die  sogenannten 
besonderen  Lagerstätten. 

Die  Mineralien  sind  allermeist  zu  geologisch  selbständigen 
Körpern  vereinigt,  die,  auf  mehr  oder  weniger  große  Erstreckung 
gleich  beschaffen  und  im  wesentlichen  von  derselben  Zusammensetzung, 
an  zahlreichen  Orten  wiederkehren.  Derartige  Mineralmassen,  ge- 
wissermaßen die  Bausteine,  aus  denen  die  Erdkruste  aufgebaut  ist, 
werden  als  Gesteine  oder  Felsarten  bezeichnet.     Die  Mineralien,  die 


Gesteinsgemengteile.  381 

die  Bestandteile  oder  Oemengteile  derselben  bilden^  haben  ihre  Lager- 
stätte in  diesen  und  sind  auf  dieselbe  Weise  wie  sie  und  gleichzeitig 
mit  ihnen  entstanden. 

Andererseits  finden  sich  die  Mineralien  auch  vielfach  derart,  daß 
sie  zwar  in  irgend  einer  Weise  mit  einem  Gestein  verbunden  sind, 
ohne  aber  zu  dessen  Bestand  zu  gehören.  Sie  haben  sich  durch  irgend 
einen  von  dem  des  Gesteins  unabhängigen  Bildungsvorgang  entweder 
in  diesem  selbst  und  rings  von  ihm  umschlossen  oder  an  dessen  Ober- 
fläche oder  auch  auf  den  Wänden  von  Hohlräumen  im  Innern  des- 
selben nachträglich  angesiedelt,  als  es  schon  fertig  und  mehr  oder 
weniger  fest  geworden  war.  Diese  Arten  des  Vorkommens  werden 
als  die  besonderen  Lagerstätten  der  betreffenden  Mineralien  bezeichnet. 
Ein  und  dasselbe  Mineral  kann  hier  als  Bestandteil  eines  Gesteins, 
dort  auf  einer  solchen  besonderen  Lagerstätte  in  der  Erdkruste  auf- 
treten. Zwischen  diesen  beiden  Arten  des  Vorkommens  wird  indessen 
keineswegs  ein  scharfer  Unterschied  gemacht.  So  pflegt  man  zu  den 
besonderen  Lagerstätten  namentlich  auch  die  Imprägnationen  (295) 
zu  rechnen,  obwohl  es  sich  hierbei  meist  um  Gesteinsgemengteile 
handelt. 

Nicht  selten  haben  Minerallagerstätten  nach  ihrer  Entstehung 
eine  mehr  oder  weniger  durchgreifende  Veränderung  und  Umwand- 
lung durch  nachträgliche  geologische  Prozesse  irgend  welcher  Art 
erlitten.  Diese  werden  dann  metamarpkische  Lagerstätten  genannt. 
Hierher  gehören  u.  a.  die  Kontaktlagerstätten  (302).  Bei  ihnen  hat  ein 
Einiptivgestein  auf  das  umgebende  Nebengestein  eingewirkt  und  in 
diesem  an  den  Berührungsstellen  beider,  in  ihrem  Kontakt,  die  Um- 
änderung des  Nebengesteins  und  die  Entstehung  von  neuen  Mineralien 
in  demselben  veranlaßt.  Ist  die  Umwandlung  durch  die  Tätigkeit  des 
Wassers,  also  durch  hydrochemische  Prozesse  veranlaßt,  so  wird  die 
Lagerstätte  als  eine  metasomatische  bezeichnet.  Im  folgenden  soll  das 
Vorkommen  der  Mineralien  in  der  Erdkruste  und  ihre  Entstehung 
genauer  betrachtet  werden. 

Die  Yorkommnisse  von  technisch-nntzbaren  Mineralstoffen,  von  Erzen,  Salz, 
Kohlen  etc.  werden  nnabhängig  von  den  obigen  Definitionen  Lagerstätten,  wenn 
sie  geschichtet  sind,  Lager,  Flötz  etc.  genannt,  gleichgültig,  ob  diese  Mineralien 
ein  Gestein  oder  Bestandteile  eines  Gesteins  bilden  oder  ob  sie  anf  einer  besonderen 
Lagerstätte  in  dem  oben  besprochenen  Sinne  gefunden  werden.  Man  spricht  so  ohne 
Rücksicht  anf  die  spezielle  Art  des  Auftretens  von  einem  mehr  praktischen  Gesichts- 
punkte ans  von  Erzlagerstätten,  Salzlagerstätten  oder  knrz  -Lagern  etc. 

294.  Oesteinsgemengtelle.  Die  ursprünglichen  (primären)  mine- 
ralischen Bestandteile  (Gemengteile)  der  Gesteine  sind  von  wesentlich 
gleicher  Entstehung  wie  die  Gesteine  selbst,  deren  Bildung  nach  der 
Lagerung  und  nach  anderen,  meist  geologischen  Merkmalen  in  der  großen 


382  Yorkommen  der  Mineralien. 

Mehrzahl  der  Fälle  sich  unzweifelhaft  feststellen  läßt  Die  Kenntnis 
der  Entstehung  des  ganzen  Gesteins  gibt  uns  dann  gleichzeitig  Kunde 
von  der  Entstehung  der  Bestandteile  desselben. 

Die  Gesteine  enthalten  entweder  lauter  gleichartige  Bestandteile 
{einfache  G^steine)^  z.  B.  kann  ein  Gestein  aufgebaut  sein  aus  lauter 
Kalkspatindiyiduen  (der  sog.  Kalkstein  und  der  Marmor);  sie  re- 
präsentieren das  massenhafte  Vorkommen  eines  Minerals.  In  anderen 
Fällen  ist  das  Gestein  aus  Individuen  mehrerer  Mineralspezies  zu- 
sammengesetzt, {gemengte  Gesteine)  z.  B.  Granit  aus  Feldspat,  Quarz 
und  Glimmer;  diese  letzteren  sind  die  Gemengteile.  Man  nennt  sie 
wesenäiche  Gemengteile,  wenn  sie  zur  Existenz  eines  petrographisch 
bestimmt  charakterisierten  Gesteins  notwendig  gehören,  so  daß  nicht 
mehr  derselbe,  sondern  ein  anderer  Gesteinstypus  vorliegen  würde, 
wenn  einer  dieser  Gemengteile  fehlte.  So  besteht  der  Gneiß  (wie  der 
Granit)  aus  Feldspat,  Quarz  und  Glimmer  als  wesentlichen  Gemeng- 
teilen ;  fehlte  eines  derselben,  z.  B.  Feldspat,  so  hätte  man  nicht  mehr 
Gneiß  vor  sich,  sondern  Glimmerschiefer.  Diesen  wesentlichen  gegen- 
über sind  die  accessorischen  Gemengteile  der  Gesteine  solche,  welche 
nicht  notwendig  zu  denselben  gehören,  welche  aber  zuweilen  vor- 
handen sind,  zuweilen  nicht,  in  manchen  Gesteinsvarietäten  aber  doch 
von  charakteristischer  Bedeutung  sein  können.  So  gibt  es  manche 
Gneiße,  welche  neben  den  genannten  Gemengteilen  Granat  enthalten; 
der  Granat  ist  also  ein  accessorischer  Bestandteil  eines  solchen  Gneißes, 
der  in  anderen  Gneißen  nicht  vorhanden  zu  sein  braucht.  Ein  und 
dasselbe  Mineral  kann  in  dem  einen  Gestein  als  wesentlicher,  in  einem 
anderen  als  accessorischer  Gemengteil  auftreten. 

Die  Zahl  der  in  den  Gesteinen  wichtigen  und  verbreiteten  Mine- 
ralien, welche  entweder  die  wesentlichen  oder  die  häufigeren  acces- 
sorischen  Bestandteile  derselben  bilden,  ist  nicht  sehr  groß ;  man  nennt 
sie  die  gestein^ildenden  Mineralien.  Es  sind  in  der  Hauptsache  die 
folgenden:  Quarz,  Feldspat,  Leucit,  Nephelin,  Augit,  Hornblende, 
Glimmer,  Olivin,  Kalkspat,  Dolomit,  Steinsalz,  Anhydrit  und  Gips  als 
die  meist  wesentlichen,  zu  denen  sich  als  von  geringerer  Bedeutung 
und  gewöhnlich  nur  accessorisch  auftretend  gesellen:  Sodalith  und 
die  Verwandten  (Haüyn,  Nosean),  Granat,  Turmalin,  Zirkon,  Spinell, 
Magneteisen,  Chromeisen,  Eisenglanz,  Titanit,  Apatit,  Kiese,  bes. 
Schwefelkies,  auch  Magnetkies.  Die  anderen  Mineralien,  weitaus  die 
Mehrzahl  der  bekannten  Spezies,  finden  sich  nur  so  spärlich,  daß  sie 
im  Aufbau  der  Erdkruste  eine  ganz  untergeordnete  EoUe  spielen. 

295.  Struktur  der  Gesteine.  Die  Mineralbestandteile  der  Ge- 
steine sind  meist  ganz  unregelmäßig  begrenzt,  derb;  ihre  Form  ist 
ihnen  nicht  eigentümlich,  sie  ist  zufällig  (xenomorphe,  allotriomorphe 


Strnktar  nnd  Lsgernng  der  Gesteine.  383 

6esteinsgemengteile).  Sehr  häufig  haben  aber  auch  manche  Gemeng- 
teile eines  Gesteins  eine  ganz  regelmäßige  Umgrenzung,  die  durch  die 
der  Substanz  innewohnenden  Kräfte  zur  Ausbildung  gelangt  ist;  es 
sind  Krystalle  (idiomorphe,  automorphe  Gesteinsgemengteile).  Die  Ge- 
steine sind  die  Hanptfundstätten  der  eingewachsenen  Krystalle  (185). 
In  den  Gesteinen  sind  auch  die  Gemengteile  in  verschiedener  Weise 
miteinander  verbunden.  Davon  und  von  deren  Form  hängt  die  Struktur 
der  Gesteine  ab.  Die  bei  ihnen  beobachteten  Strukturformen  sind  im 
allgemeinen  die  nämlichen,  welche  auch  bei  den  krystallinischen  Aggre- 
gaten vorkommen  (187),  nur  eine  oder  die  andere,  z.  B.  die  faserige, 
trifft  man  kaum  an  den  Gesteinen.  Dagegen  beobachtet  man  bei 
ihnen  einige  besondere  Strukturarten,  z.  B.  die  porphyrische,  wo 
größere  mehr  oder  weniger  regelmäßig  ausgebildete  Krystalle  in  einer 
feinkörnigen  oder  dichten,  auch  glasigen,  Grundmasse  liegen.  Auch 
ist  in  den  Gesteinen  nicht  selten  die  Raumerfullung  unterbrochen,  sie 
sind  oftmals  blasig  mit  regelmäßig  rundlichen,  elliptischen  Hohlräumen, 
oder  zellig  (kavernös)  mit  großen,  unregelmäßigen  Löchern  etc.  (vergl. 
(300)).  Die  Struktur  ist  für  die  Unterscheidung  der  Gesteine  und  für 
die  Beurteilung  ihrer  Entstehung  höchst  wichtig.  Dasselbe  Mineral- 
gemenge, Feldspat,  Quarz  und  Glimmer,  bildet  mit  körniger  Struktur 
den  Granit,  mit  porphyrischer  den  davon  sehr  verschiedenen  Felsit- 
oder  Quarzporphyr. 

Auch  die  Art  und  Weise,  wie  die  accessorischen  Mineralien  in 
den  Gesteinen  verteilt  sind,  ist  verschieden:  bald  sind  es  einzelne 
größere  Krystalle  (oder  Krystallgruppen) ,  z.  B.  Granat  im  Gneiß, 
Gips  im  Ton;  bald  eine  große  Menge  kleiner  Krystalle,  welche  mehr 
oder  weniger  gleichmäßig  das  ganze  Gestein  durchziehen  oder  an  ein- 
zelnen Stellen  in  ihm  besonders  reichlich  angehäuft  sind.  Partien 
eines  Gesteins,  wo  solche  kleine,  oft  mikroskopische  Mineralteilchen 
in  größerer  Menge  eingestreut  sind,  als  ringsumher,  nennt  man  Im- 
prägnationen  (185).  Hierher  gehören  z.  B.  die  sog.  Fahlbänder,  Im- 
prägnationen von  Kiesen  in  den  norwegischen  Gneißen  und  anderen 
krystallinischen  Schiefem. 

296.  Lagerung  der  Gesteine.  Von  der  größten  Wichtigkeit  für 
die  Beurteilung  der  Entstehung  der  Gesteine  und  der  dieselben  zu- 
sammensetzenden Mineralien  ist  ihre  Lagerung,  die  Art  und  Weise, 
wie  sie  in  der  Erdkruste  miteinander  verknüpft  und  gruppiert  sind. 
Man  hat  in  dieser  Beziehung  geschichtete  und  massige  Gesteine  zu 
unterscheiden. 

Die  ersteren,  die  geschichteten  oder  Schichtgesteine,  bestehen  aus 
einer  mehr  oder  weniger  bedeutenden  Anzahl  übereinanderliegender 
parallelflächig  begrenzter  Gesteinsplatten  von  größerer  oder  geringerer 


384  Vorkommen  der  Mineralieii. 

Dicke  (Mächtigkeit).  Eine  solche  Platte  heißt  eine  SchicM,  die  Be- 
grenzungsflächen die  Schichtflächen.  Manche  Schichten  erstrecken  sich 
über  große  Flächenränme,  manche  andere  sind  ringsum  nicht  sehr 
ausgedehnt  und  nehmen  dann  oft  die  Form  einer  flachen  Linse  an.  Ist 
gleichzeitig  die  Mächtigkeit  einer  solchen  linsenförmigen  Schicht  sehr 
beträchtlich,  so  wird  sie  als  ein  Stoclt  bezeichnet  Man  spricht  in  diesem 
Sinne  von  Oipsstöcken,  Salzstöcken  etc.  (Stöcke  von  massigen  Gesteinen 
siehe  unten).  Eine  Anzahl  übereinanderliegender  Schichten  bildet 
ein  Schichtensystem.  Alle  Schichten  eines  Schichtensystems  sind  entweder 
von  demselben  Mineral  oder  Mineralgemenge  gebildet,  oder  es  wechseln 
Schichten  von  verschiedener  mineralischer  Natur  miteinander  ab. 
Wiederholen  sich  Schichten  von  verschiedener  Beschaffenheit  öfters 
in  verschiedenen  Niveaus  eines  Schichtensystems  in  derselben  Weise, 
so  daß  je  aus  demselben  Material  gebildete  Schichten  mehrmals  mit- 
einander abwechseln,  so  findet  eine  sog.  Wechsellägerung  statt.  Eine 
Schicht  eines  solchen  Systems,  welche  auJ3  einem  anderen  Gesteins- 
material besteht  als  die  anderen  Schichten,  nennt  man  ein  Flöt/g,  bes. 
wenn  das  Material  der  Schicht  technisch  nutzbar  ist,  z.  B.  Kohlen- 
flötze,  Eisensteinflötze  etc.  Die  Art  der  Lagerung  der  geschichteten 
Gesteine  ist  genau  dieselbe,  wie  die  der  unter  unseren  Augen  ent- 
stehenden Absätze  aus  den  verschiedenen  an  der  Erdoberfläche  vor- 
handenen Gewässern,  namentlich  aus  dem  Meere. 

Den  geschichteten  gegenüber  stehen  die  massigen  Gesteine  oder 
Massengesteine,  welche  eine  solche  schichtenformige  Gliederung  nicht 
zeigen,  sondern  mehr  aus  einem  Guß  sind  (von  späteren  Zerklüftungen 
abgesehen).  Dieselben  lagern  regellos  gegen  die  umgebenden  Gesteine, 
welche  sie  meist  quer  durchsetzen  (durchgreifende  Lagerung).  Nament- 
lich durchschneiden  sie,  wenn  sie  in  Verbindung  mit  Schichtgesteinen 
stehen,  meist  die  Schichten  derselben  unter  beliebigen  Winkeln.  Sie 
sitzen  häufig  als  umfangreiche,  unregelmäßig  begrenzte,  nach  allen 
Horizontalrichtungen  ziemlich  gleichmäßig  ausgedehnte  Massen  in  dem 
umgebenden  Gestein  (Stöcke),  oder  sie  erfüllen  mehr  oder  weniger 
mächtige  Spalten  in  den  Gesteinen  (Gest^nsgänge),  oder  sie  sind  in 
ringsum  ausgedehnten  Decken  an  der  Oberfläche  der  Erde  ausgebreitet, 
oder  sie  ziehen  sich  als  Ströme  mehr  nach  einer  Eichtung  in  die  Länge. 
Diese  Lagerungsformen  stehen  vielfach  miteinander  in  Verbindung. 
Von  einem  Stock  gehen  häufig  Gänge  desselben  Gesteins  nach  allen 
Richtungen  aus;  Gänge  breiten  sich  an  der  Stelle,  wo  sie  die  Erd- 
oberfläche erreichen,  zu  Strömen  und  Decken  aus  etc.  An  der  Erd- 
oberfläche ragen  solche  Gesteine  häufig  als  Kuppen  über  die  Umgebung 
empor,  und  diese  Kuppen  sind  nicht  selten  durch  einen  gangartig  in 
die  unterliegenden  Gesteine  sich  hinein  erstreckenden  Stiel  oder  durch 
einen  eigentlichen  Gang  mit  dem  Innern  der  Erde  verbunden.   Solche 


Material  nnd  Entstehung  der  Gesteine.  385 

Lagerungsyerhältnisse  beobachtet  man  bei  den  in  glühendflüssigem 
Zustand  ans  dem  Erdinnern  herausbrechenden  Laven  und  ihren  Er- 
starrungsprodukten. 

297.  Material  und  Entstehung  der  Gesteine.  Untersucht  man 
das  Material,  aus  dem  diese  beiden  nach  der  Lagerung  verschiedenen 
Arten  von  Gesteinen  gebildet  sind,  so  findet  man,  daß  die  massigen 
Gesteine  fast  ausschließlich  aus  SiO^-helügen  Mineralien  bestehen: 
Feldspat,  Glimmer,  Augit,  Hornblende,  Quarz  etc.,  neben  denen  viel- 
fach noch  amorphe  glasartige  Gesteinspartikel  in  größerer  oder  ge- 
ringerer Menge  auftreten,  alles  so,  wie  man  es  bei  unzweifelhaft  aus 
feurigem  Fluß  erstarrten  Lavengesteinen  jetzt  noch  tätiger  Vulkane 
beobachtet.  Man  darf  daher,  in  Berücksichtigung  der  Lagerungsver- 
hältnisse (296),  unbedenklich  den  Massengesteinen  dieselbe  Entstehung 
zuschreiben  nnd  sie  als  Erstan*ungsprodukte  von  in  glühendem  Fluß 
aus  dem  Erdinnern  emporgedrungenem  Gesteinsmagma  betrachten. 
Man  nennt  sie  daher  Eruptivgesteine. 

Eine  Anzahl  derselben:  Granit,  Diorit,  Syenit  etc.,  sind,  ohne 
im  geschmolzenen  Zustand  die  Erdoberfläche  zu  erreichen,  auf  ihrem 
Weg  nach  oben  schon  in  der  Tiefe  der  Erdkruste  erstarrt  und  nur 
dadurch  jetzt  an  der  Oberfläche  sichtbar  geworden,  daß  die  über- 
lagernden Gesteinsmassen  durch  Verwitterung  etc.  entfernt  wurden. 
Dies  sind  die  Tiefengesteine  (plutonischen  Gesteine),  denen,  soweit  sie 
heute  an  der  Erdoberfläche  erscheinen,  zum  großen  Teil  ein  hohes 
geologisches  Alter  zukommt.  Neben  ihnen  gibt  es  andere  Eruptiv- 
gesteine, wie  die  Diabase,  Felsitporphyre,  Trachyte,  Basalte  etc.,  bei 
denen  das  glühend  flüssige  Magma,  aus  dem  sie  entstanden  sind,  bis 
zur  Erdoberfläche  gelangte  und  hier  Eruptionsvorgänge  veranlaßte, 
wie  wir  sie  an  den  noch  jetzt  tätigen  Vulkanen  beobachten.  Derartige 
Gesteine  sind  von  den  Laven  heutiger  Vulkane  in  keinem  wesent- 
lichen Punkt  verschieden,  und  manche  von  ihnen  sind  sogar  mit  Laven 
heutiger  Vulkane  in  jeder  Hinsicht  übereinstinmiend.  Es  sind  die 
Ergußgesteine  (Effusiv-  oder  vulkanische  Gesteine).  Nach  der  Zeit 
ihrer  Entstehung  sind  sie  sehr  verschieden  und  werden  danach  in 
alte  (bis  zur  Tertiärformation :  Diabase,  Porphyre  etc.)  und  junge  (ter- 
tiär bis  zur  Jetztzeit:  Trachyte,  Basalt^e  etc.)  eingeteilt  Die  Erguß- 
gesteine unterscheiden  sich  in  manchen  Eigenschaften  der  Bestand- 
teile, der  Struktur  und  der  Lagerung  in  charakteristischer  Weise 
wesentlich  von  den  Tiefengesteinen.  Ein  wichtiger  Unterschied  besteht 
u.  a.  darin,  daß  nur  die  vulkanischen  Gesteine,  die  Ergußgesteine, 
nicht  aber  die  Tiefengesteine,  infolge  der  an  der  Erdoberfläche  sich  ab- 
spielenden Eruptionsvorgange  mit  vulkanischen  Trümmergesteinen mYer- 
bindung  stehen.   Diese  sind  fein  verstäubte  Lava  (sog.  Asche  und  Sand) 

Bauer,  Mineralogie.  25 


386  Vorkommen  der  Mineralien. 

ausgeschleuderte  Lavafetzen  {Wurfschlacken,  Bomben,  Lapüli  etc.)  und 
in  der  Tiefe  losgerissene  Brocken  der  Nebengesteine.  Solche  Trümmer- 
massen häufen  sich  um  den  Eruptionskanal,  den  Krater,  herum  an  und 
setzen  so  im  Vereine  mit  den  aus  dem  Krater  ausgeflossenen  und  an 
der  Erdoberfläche  erstarrten  Lavaströmen  die  vulkanischen  Berge  zu- 
sammen. Wird  dieses  ursprünglich  lose  und  lockere  Material  mit  der 
Zeit  durch  Hinzutreten  irgend  eines  Bindemittels  mehr  oder  weniger 
verfestigt,  so  entstehen  die  vulkanischen  Tuffe  (speziell  Basalt-,  Trachyt-, 
Porphyrtuffe,  Diabastuffe  oder  Schalsteine  etc). 

Das  Material  der  Schichtgesteine  ist  ein  verschiedenes.  Es  sind 
z.  T.  von  denen  der  Eruptivgesteine  vollständig  abweichende  Mine- 
ralien, wie  Kalkspat,  Gips,  Steinsalz,  Ton,  welche  unter  unseren  Augen 
auch  heute  noch  aus  dem  Wasser  schichtenförmig  abgelagert  werden 
und  man  muß  daher  auch  die  Schichtgesteine  solcher  Art  als  Ab- 
sätze aus  dem  Wasser  betrachten,  um  so  mehr,  als  sie  vielfach  ßeste 
von  wasserbewohnenden  Organismen  als  sog.  Versteinerungen  ein- 
schließen, welche  in  den  massigen  Gesteinen  durchaus  fehlen.  Man 
nennt  derartige  geschichteten  Gesteine  daher  auch  Sedimentärgesteine. 

Dagegen  gibt  es  andere  Schichtgesteine,  die  in  der  mineralogischen 
Beschaffenheit  der  Bestandteile  völlig  mit  manchen  plutonischen  Gesteinen 
übereinstimmen.  Sie  bestehen  wie  diese  wesentlich  aus  Kieselmine- 
ralien: Feldspat)  Quarz,  Glimmer,  Augit,  Hornblende  etc.  und  unter- 
scheiden sich  von  ihnen  nur  dadurch,  daß  sie  geschichtet,  die  anderen 
dagegen  massig  sind.  Dies  sind  die  sog.  hrystallinischen  Schiefer  (Gneiß, 
Glimmerschiefer  etc.),  welche,  mit  Schichten  von  Kalk  (Marmor),  Eisen- 
erzen und  anderen  Gesteinsmassen  wechsellagemd,  die  Basis  aller 
anderen  Schichtgesteine  bilden,  und  auf  denen,  als  den  ältesten,  die 
stets  jüngeren  Sedimentärgesteine  aufruhen.  Sie  setzen  mit  den  mi- 
neralogisch gleichen  plutonischen  Eruptivgesteinen  das  zusammen, 
was  man  das  Urgdnrge  nennt;  die  Sedimentärgesteine  bilden  das  Flötz- 
g^rge. 

Die  Entstehung  der  krystallinischen  Schiefer  ist  in  manchen  Pmikten  noch  in 
Dnnkel  gehüllt ,  da  man  ein  solches  Gestein  noch  niemals  sich  hat  bilden  sehen 
(kryptogene  Qesteine,  im  Gegensatz  zn  den  hydatogenen  Sedimentär-  und  zu  den 
pyrogenen  Eruptivgesteinen).  Es  ist  indessen  nicht  mehr  zweifelhaft,  daß  sie  in 
zahlreichen  FäUen  und  an  vielen  Orten  umgewandelte  (metamorphosierte)  Gesteine 
von  ursprünglich  anderer  Art,  sedimentärer  sowohl  als  eruptiver,  sind.  Man  nennt 
sie  daher  auch  wohl  metamarphische  Gesteine. 

298.  Trflmmergesteiiie.  Die  Gesteine  sind  femer  noch  danach 
zu  unterscheiden,  ob  sie  durch  einen  der  erwähnten  Vorgänge  von 
vomherein,  primär,  als  zusammenhängende  Massen  sich  gebildet  haben 
oder  ob  sie  sekundär  aus  den  Überresten  und  Bruchstücken  älterer 
der  Zerstörung  anheimgefallener  Gesteine  bestehen.    Danach  werden 


Trümmergesteine.    Mineralien  auf  Hohlräomen.  387 

sie  als  ursprüngliche  oder  primäre  Oesteine   nnd   als  Mastische  oder 
Trümmergesteine  bezeichnet. 

Die  Bestandteile  der  Trümmergesteine  entstehen  durch  Zersetzung 
und  Zerbröckelung  präexistierender  ursprünglicher  Gesteine  und  zwar 
hauptsächlich  durch  Verwitterung  infolge  der  Einwirkung  des  Wassers 
auf  chemischem  und  mechanischem  Wege.  Es  sind  hauptsächlich 
schwer  zerstörbare  und  harte  Mineralien,  wie  namentlich  Quarz,  die, 
vielfach  untermengt  mit  noch  unzersetzten  Oesteinsbrocken,  bei  der- 
artigen Prozessen  zuletzt  übrig  bleiben. 

Diese  Trümmermassen  bilden  in  vielen  Fällen  lockere  Haufwerke, 
(lose  Accumulate),  die  man  je  nach  der  Größe  und  Form  der  Bruch- 
stücke als  Sand,  Grand,  Eies  etc.  zu  bezeichnen  pflegt.  Diese  aus  Ge- 
steinstrümmem  bestehenden  Schuttmassen  werden  als  sehmdäre  Lager- 
stätten von  den  primären,  ursprünglichen  unterschieden.  Sie  enthalten 
zuweilen  nutzbare  Mineralien,  wie  edle  Metalle  (Gold,  Platin),  Zinnerz, 
Edelsteine  etc.  in  für  die  Gewinnung  genügender  Menge  und  führen 
dann  den  Namen  Seifen  oder  Seifenlager,  Man  spricht  so  von  Gold-, 
Platin-,  Zinn-,  Diamant-,  Edelstein  etc.  -Seifen  oder  auch  -Wäschen, 
weil  die  genannten  Mineralien  aus  den  Sauden  etc.  durch  Waschen 
mit  Wasser  gewonnen  werden. 

Sehr  häufig  sind  diese  losen  Massen  durch  irgend  ein  Bindemittel 
(Zement)  mehr  oder  weniger  fest  miteinander  verkittet  und  bilden 
dann  die  festen  Trümmergesteine,  die  man,  ebenfalls  nach  der  Größe 
und  Form  der  Bestandteile,  als  Sandsteine,  Breccien  und  Konglomerate 
unterscheidet.  Auch  sie  enthalten  auf  sekundärer  Lagerstätte  nicht 
selten  nutzbare  Mineralien  in  für  die  Gewinnung  genügender  Menge, 
wie  z.  B.  der  Sandstein  von  Commem  und  Mechemich  in  der  Eifel 
Bleiglanz,  die  Konglomerate  am  Witwatersrand  bei  Johannesburg  in 
Transvaal  Gold  etc.  Die  feinsten  Trümmergesteine  sind  die  Ton- 
gesteine: Ton,  Lehm,  Schieferton,  Tonschiefer  etc.,  die  durch  Ver- 
witterung tonerdehaltiger  Gesteinsgemengteile,  besonders  der  Feld- 
spate, entstehen.    (Vulkanische  Trümmergesteine  siehe  (297)). 

299.  Mineralien  auf  Hohlräumen.  Von  besonderer  Wichtigkeit 
als  Änsiedlungsplätze  von  neugebildeten  Mineralien  sind  die  Wände 
von  Hohlräumen,  die  in  der  verschiedensten  Weise  und  von  mannig- 
Müger  Form,  Größe  und  Entstehung  im  Innern  der  Gesteine  sich 
finden.  Diese  Hohlräume  sind  die  Fundstätten  der  aufgewachsenen 
Krystalle  (186),  die  hier  nicht  selten  zu  den  prachtvollsten  Drusen 
vereinigt  sind.  Teils  sind  es  geschlossene,  ringsum  von  der  Gesteins- 
masse umgebene  Höhlungen  von  rundlicher  oder  unregehnäßiger  Ge- 
stalt, oder  es  sind  Spalten  und  Klüfte,  welche  die  Gesteine  auf  größere 
oder  geringere  Erstreckung  durchsetzen.    Selten  ist  in  einem  solchen 

25* 


388  Vorkommen  der  Mineralien. 

Hohlraum  nur  ein  einziges  Mineral  vorhanden;  gewöhnlich  sind  in 
ihnen  deren  mehrere  zur  Ausbildung  gelangt,  die  dann  in  mehr  oder 
weniger  regel-  und  gesetzmäßiger  Weise  miteinander  verbunden  zu 
sein  pflegen,  entweder  miteinander  gemengt  oder  scharf  gegenein- 
ander abgegrenzt 

Auf  den  Wänden  dieser  Hohlräume  sitzen  die  neugebildeten 
Mineralien.  Vielfach  bilden  sie  nur  einen  dickeren  oder  dünneren 
Überzug  ohne  den  Hohlraum  ganz  zu  erfüllen,  eine  J^ruste.  Solche 
Ernsten  bestehen  zu  unterst  meist  aus  einem  krystallinischen  Aggregat 
der  betreffenden  Mineralien.  Von  diesem  aus  ragen  vielfach  wohl- 
gebildete Krystallspitzen  in  den  verbliebenen  leeren  Kaum  hinein  und 
l)ilden  die  schon  erwähnten  Drusen;  oder  sie  zeigen  auch  eine  rund- 
liche, nierenförmige  oder  traubige  Oberfläche,  von  der  nicht  selten 
zapfenförmige  Stalaktiten  (Tropfsteine)  herabhängen.  In  derselben 
Weise  finden  sich  auch  vielfach  amorphe  Mineralien,  Opal  etc.  Bund- 
lich begrenzte  Bildungen  dieser  Art  werden  wohl  als  Sinter  bezeichnet, 
wenn  sie  über  größere  Flächen  ausgebreitet  sind,  sei  es  an  der  Erd- 
oberfläche oder  auf  den  Wänden  ausgedehnter  Hohlräume  (Ealksinter, 
Eieselsinter  etc.).  Sehr  häufig  werden  die  Hohlräume  aber  auch  gan2 
ausgef&Ut,  so  daß  die  von  allen  Seiten  her  nach  innen  zu  wachsenden 
Neubildungen  in  der  Mitte  zusammenstoßen.  Indessen  sind  auch  in 
diesem  Falle  nicht  selten  in  der  kompakten  Füllmasse  noch  einzelne 
kleinere  Räume  leer  geblieben,  deren  Wände  in  derselben  Weise  mit 
Krystallen  besetzt  oder  mit  einem  rundlich  begrenzten  Überzug  ver- 
sehen sind,  wie  wir  es  bei  den  Krusten  gesehen  haben. 

Solche  Hohlraumausfüllungen,  die  man  auch  kurz  als  Füllungen 
bezeichnet,  bilden  den  Inbegriff  derjenigen  Mineralneubildungen,  die 
man  als  Sekretionen  zusammenfaßt.  Sie  sind  dadurch  charakterisiert, 
daß  sie  auf  Hohlräumen  in  der  genannten  Weise  von  außen  nach  innen 
wachsen  und  diese  so  allmählich  mehr  oder  weniger  vollständig  aus- 
füllen. Mineralien  oder  Mineralaggregate,  die  in  einer  anders  be- 
schaffenen Umgebung  sich,  ohne  daß  ein  Hohlraum  vorhanden  wäre, 
durch  Konzentration  der  betreffenden  Substanz  an  einem  Punkt  so  bilden, 
daß  die  innersten  Teile  derselben  zuei-st  entstehen,  werden  im  Gegen- 
satz dazu  Konkretionen  genannt. 

300.  Mineralien  auf  geschlossenen  Hohlräumen.  Diese  Hohl- 
räume sind  vielfach  rundlich,  nahezu  kugelförmig  oder  linsenf5rmig, 
oft  ganz  flach ;  oder  sie  sind  auch  unregelmäßig  eckig  von  der  mannig- 
faltigsten Gestalt.  Meist  sind  sie  nicht  von  erheblicher  Größe,  die 
bis  zur  mikroskopischen  herabsinken  kann.  Die  Entstehung  solcher 
Hohlräume  ist  sehr  verschieden.  Oft  sind  sie  gleich  bei  der  Bildung 
der  Gesteine  offen  geblieben,  oft  sind  auch  Teile  der  letzteren  aufge- 


Mineralien  auf  geschlossenen  Hohlräumen.    Mineralien  auf  Spalten.        389 

löst  und  fortgeführt,  nnd  so  nachträglich  Lücken  geschaffen  worden. 
Die  Substanz  der  in  ihnen  neugebildeten  Mineralien  entstammt  ent- 
weder dem  umgebenden  Muttergestein  und  ist  aus  diesem  ausgelaugt 
oder  sie  ist  in  Lösung  aus  der  Ferne  herbeigeführt  worden. 

Am  meisten  Interesse  bieten  wohl  die  Manddräume  in  Basalten, 
Melaphyren  und  anderen,  vorzugsweise  kieselsäurearmen  (basischen) 
vulkanischen  Gesteinen.  Sie  sind  in  dem  noch  halbflüssigen  Gesteins- 
magma durch  die  Entwicklung  der  darin  gelöst  gewesenen  Wasserdämpfe 
und  Gase  entstanden,  die  aus  der  zähen  Masse  nicht  mehr  entweichen 
konnten.  Jede  Dampfblase  bildete  bei  der  völligen  Erstarrung  des 
Gesteins  einen  meist  rundlichen  und  glattwandigen  Hohlraum  von  mehr 
oder  weniger  ausgesprochener  Kugel-,  Linsen-,  Birn-,  Schlauch-  etc.  Form, 
manchmal  auch  von  unregelmäßiger  Gestalt.  Diese  Hohlräume  sind  meist 
in  großer  Zahl  nebeneinander  vorhanden.  Gewöhnlich  sind  sie  klein  bis 
sehr  klein  und  gehen  über  einen  Meter  im  größten  Durchmesser  selten 
hinaus.  In  ihnen  haben  sich  bei  der  Verwitterung  des  Gesteins  aus 
den  diesem  entzogenen  Bestandteilen  die  verschiedenartigsten  Mine- 
ralien gebildet,  namentlich  Kieselmineralien  (Quarz,  Chalcedon  etc.), 
Zeolithe,  auch  Karbonate  (bes.  Kalkspat).  Sehr  vielfach  ist,,  wie  über- 
haupt bei  solchen  Hohlraumausfüllungen  (299),  nur  ein  einziges  Mineral 
vorhanden,  nur  ein  bestimmter  ZeoHth,  nur  Kalkspat  etc.  Oft  finden 
sich  auch  mehrere  nebeneinander  und  dann  meist  in  Schichten 
parallel  mit  den  Wänden  des  Blasenraums  gegeneinander  abgegrenzt. 
Häufig  ist  zuerst  eine  Folge  äußerst  zahlreicher  und  äußerst  dünner 
Chalcedonschichten  (sog.  Achat)  abgelagert  worden,  auf  welchen  Quarz- 
krystalle,  oft  von  der  violetten  Abart  des  Amethysts  sitzen,  die  ihre 
Spitzen  in  das  leere  Innere  kehren.  Diese  sind  nicht  selten  ihrerseits 
wieder  bedeckt  von  Zeolithen,  Kalkspat  etc.,  der  dann  wohl  die  vom 
Quarz  etc.  noch  gelassene  Höhlung  vollends  ausfüllt.  Die  so  ent- 
standenen Hohldrusen  werden  Geoden  oder  auch  Mandeln  (z.  B.  Achat- 
mandeln) genannt,  da  man  ihre  Form  mit  derjenigen  der  Mandeln  ver- 
glichen hat.  Gesteine,  die  solche  Mandeln  in  größerer  Menge  ent- 
halten, heißen  daher  Manddsteine. 

Ähnliche  Bildungen,  wie  diese  Mandeln,  können  natürlich  in  der- 
selben Weise  in  Hohlräumen  von  jeder  beliebigen  Entstehung  und 
in  jedem  beliebigen  Gestein  sich  entwickeln.  Die  spezielle  Aus- 
bildungsform wird  u.  a.  von  dem  jeweiligen  Bildungsakt  abhängig 
sein,  der  ein  verschiedener  sein  kann.  So  findet  man  nicht  selten 
schöne  Krystalle  auf  leeren  Innenräumen  von  Petrefakten  z.  B.  auf 
den  Wänden  der  Luftkammem  von  Ammoniten  aufgewachsen. 

301.  Mineralien  auf  Spalten.  Am  großartigsten  ist  aber  die 
Ansiedlung  neu  gebildeter  Mineralien  auf  den  Klüften  und  Spalten, 


390  Vorkommen  der  Mineralien. 

welche  so  häufig  die  Gesteine  durchziehen.  Niemals  zeigen  die  Ge- 
steine einen  yollkommenen  Zusammenhang  nach  allen  Eichtungen, 
stets  sind  sie  bei  ihrer  Erhärtung  und  Verfestigung  und  bei  den 
späteren  Bewegungen  der  Erdkruste  zerrissen  und  zerklüftet  worden. 
Die  so  entstandenen  Spalten  und  Elüfte  sind  teils  klein  und  eng  bis 
zur  Dicke  eines  Blattes  Papier,  teils  größer  und  weiter.  Zuweilen 
sind  es  Öffnungen  von  erheblicher  Breite  (Mächtigkeit),  die  sich  kilo- 
meterweit in  die  Länge  und  bis  in  unergründliche  Tiefen  ausdehnen. 
Auf  den  Wänden  dieser  Spalten  sind  häufig  neugebildete  Mineralien 
angesiedelt,  welche  entweder  die  ganze  Spalte  ausfüllen  oder  zwischen 
den  Wänden  noch  Hohlräume,  Drusenräume,  übrig  lassen.  Auch  auf 
diesen  Drusenräumen  sind  die  Mineralien  dann  meist  sehr  schön  aus- 
krystallisiert  und  die  Spitzen  der  Krystalle  ragen  in  den  leergebliebenen 
Kaum.  Kleine  ausgefüllte  Elüfte  dieser  Art  (Adem)  findet  man  häufig 
im  Kalkstein;  hier  sind  sie  mit  Kalkspat  erfüllt,  im  Tonschiefer  und 
Kieselschiefer  mit  Quarz,  im  körnigen  Gips  mit  fasrigem  Gips,  dessen 
Fasern  zu  den  Spaltenwänden  senkrecht  sind.  Auf  Klüften  in  den 
Silikatgesteinen  (Gneifien)  der  Alpen  sind  schöne  Krystalle  von  Quarz, 
Feldspat,  Titanit,  Eisenglanz  etc.  sehr  häufig.  Diese  Klüfte  erweitem 
sich  oft  stellenweise  zu  ausgedehnten  Räumen,  die  mit  äußerst  zahl- 
reichen und  großen  Krystallen  ausgekleidet  sind;  namentlich  finden 
sich  in  diesen  centnerschwere  Bergkrystalle  etc.  (Krystallkeller  der 
Alpen).  Sind  die  mit  später  gebildeten  Mineralien  ganz  oder  zum 
Teil  erfüllten  Spalten  von  nicht  zu  kleinen  Dimensionen,  so  nennt 
man  sie  Oänge,  und  zwar  zum  Unterschiede  von  den  äußerlich  ganz 
ebenso  beschaffenen  und  gestalteten  Gängen  von  Eruptivgesteinen  (Ge- 
steinsgängen, (296)),  Mineralgänge.  Diese  sind  häufig  ganz  oder  zum 
Teil  mit  nutzbaren  Erzen  ausgefüllt  und  heißen  dann  Erzgänge;  sie 
bilden  in  vielen  Gegenden,  im  Erzgebirge,  im  Harz  etc.,  den  Gegen- 
stand eines  umfangreichen  Bergbaus  und  haben  daher  neben  dem 
wissenschaftlichen  ein  sehr  hervorragendes  praktisches  Interesse. 

Die  Mineralgänge  sind  selten  vollständig  mit  ein  und  demselben 
Mineral  ausgefüllt.  Meist  sind  es  mehrere  Mineralien,  welche  dann  sehr 
häufig  in  rechts  und  links  symmetrischen  Lagen  als  dünne  Platten  von 
den  Spaltenwänden  aus  aufeinander  folgen ;  also  z.  B.  eine  Schicht  Kalk- 
spat rechts  und  links,  darüber  beidei^eits  eine  Schicht  Bleiglanz ;  dann 
rechts  und  links  eine  Lage  Quarz,  dann  vielleicht  wieder  Bleiglanz  etc. 
Diese  Anordnung,  die  sog.  Lateralstruktur,  weist  auf  den  Absatz  der 
Gangmineralien  aus  wäßriger  Lösung  hin;  denn  ist  die  Gangspalte 
mit  einer  Flüssigkeit  erfüllt,  welche  Mineralien  ausscheidet,  so  muß 
dies  im  allgemeinen  in  gleicher  Weise  auf  beiden  Spaltenwänden  ge- 
schehen und  wenn  im  Laufe  der  Zeiten  sich  die  Natur  der  Lösung 
ändert,  so  müssen  auch  die  aus  ihr  abgesetzten  Mineralien  andere 


Mineralien  auf  Spalten.  391 

werden,  aber  rechts  und  links  äbereinstimmend.  Doch  ist  die  Struktur 
solcher  Gänge  keineswegs  immer  dieselbe,  es  ist  im  Gegenteil  eine 
große  Mannigfaltigkeit  darin  zu  beobachten.  So  ist  u.  a.  nicht  selten 
ein  Teil  der  Spalte  mit  abgebrochenen  Stücken  des  Nebengesteins  er- 
füllt, um  welche  herum  sich  dann  die  neugebildeten  Gangmineralien 
und  Erze  in  konzentrischen  Lagen  anordnen  (Ringel-  oder  Kokarden- 
struktur,  Eingel-  oder  Eokardenerze).  Besonders  schön  ausgebildete 
aufgewachsene  Erystalle  haben  gerade  die  im  Innern  der  Erzgänge 
offen  gebliebenen  Drusenräume  geliefert,  die  beim  Bergbau  häufig 
angebrochen  und  ausgebeutet  werden.  Doch  bedecken  auch  in  solchen 
Drusenräumen  nicht  nur  deutliche  Erystalle  die  Wände,  sondern  auch 
derbe  Ernsten  mit  gerundeter  Oberfläche  und  tropfsteinförmige  Bil- 
dungen, namentlich  wenn  die  betreffende  Substanz  gar  nicht  im  stände 
ist,  regelmäßige  Erystallformen  auszubilden,  wie  z.  B.  der  Braun- 
eisenstein. 

Vorzugsweise  mannigfaltig  ist  die  Mineralfuhrung  der  Erzgänge 
nicht  selten  am  Ausgehenden  derselben,  d.  h.  in  den  der  Erdoberfläche 
nächsten  Teilen  (den  obersten  Teufen),  während  nach  unten  hin  ziem- 
lich einförmig  Schwefelmetalle  verschiedener  Art  und  Zusammen- 
setzung vorhanden  zu  sein  pflegen.  Diese  Schwefelmetalle  erfüllten 
zuerst  den  Gang  bis  oben.  Sie  veränderten  sich  jedoch  unter  der  Ein- 
wirkung namentlich  der  in  die  Erdkruste  eindringenden  atmosphä- 
rischen Wässer,  also  durch  Verwitterung,  sehr  leicht  und  um  so 
rascher  und  vollständiger,  je  näher  der  Oberfläche.  Sie  bildeten  dabei, 
wie  wir  unten  noch  näher  sehen  werden  (309),  eine  Menge  neuer 
oxydischer  Mineralien,  die  nun  in  dem  Gang  zu  oberst  herrschen, 
nach  unten  hin  aber  allmählich  immer  mehr  abnehmen,  bis  sie  end- 
lich jenen  Schwefelmetallen  vollständig  Platz  machen.  Sehr  häufig 
geht  dabei  die  Ausfüllungsmasse  eines  Gangs  oben  in  der  Haupt- 
sache in  Eisenhydroxyd  über,  und  man  nennt  daher  diese  obersten 
umgewandelten  Teile  der  Erzgänge  ganz  allgemein  ihren  „eisernen 
Hut".  Dies  ist  auch  gewöhnlich  der  Fall,  wenn  durch  andere  Um- 
wandlungsvorgänge andere  Neubildungen,  als  Eisenhydroxyd  entstehen. 
So  findet  man  in  manchen  Silbererzgängen  von  Südamerika  die  obersten 
Teile  mit  Chlor-  und  Bromverbindungen  des  Silbers  erfüllt^  die,  wie 
man  annimmt,  durch  die  Einwirkung  darüberstehenden  Meerwassers 
in  einer  früheren  Senkungsperiode  aus  den  weiter  unten  den  Gang 
erfüllenden  Schwefelsilbermineralien  hervorgegangen  sind. 

Nichts  anderes  wie  lokale  Erweiterungen  von  Elüften  und  Spalten 
pflegen  die  mächtigen  Höhlen  zu  sein,  die  in  manchen  Kalk-  und 
Gipsgebirgen  sich  vielfach  in  gewaltiger  Ausdehnung  und  mannig- 
facher Gestalt  finden.  Auch  diese  sind  mit  Neubildungen  ausgekleidet, 
gewöhnlich  von  der  Art  des  umgebenden  Gesteins.    In  den  Gipshöhlen 


392  Vorkommen  und  Entstehung  der  Mineralien. 

(Schlotten)  sind  es  vorzugsweise  Gipskrystalle ,  in  den  Höhlen  im 
Kalkgebirge  Kalkspatkrystalle,  aber  weit  häufiger  Krusten  und  Sinter  von 
Kalkspat  oft  von  beträchtlicher  Dicke  und  mit  rundlicher  Oberfläche 
oder  namentlich  Tropfsteine  (Stalaktiten,  von  oben  herabhängend  und 
Stalagmiten,  von  unten  in  die  Höhe  wachsend)  von  den  kleinsten  bis 
zu  einer  Ausdehnung  von  mehreren  Metern  Länge  und  entsprechender 
Dicke  und  von  der  prächtigsten  Ausbildung  (Tropfsteinhöhlen :  Dechen- 
höhle  in  Westphalen ;  Baumanns-  und  Bielshöhle  im  Harz ;  Nebelhöhle 
in  der  schwäbischen  Alb ;  Adelsberger  Grotte  im  Karst  etc.).  Indessen 
sind  in  solchen  größeren  Höhlungen  im  Kalkstein  und  Dolomit  nicht 
bloß  Neubildungen  von  Kalkspat  entstanden,  auch  Erze  haben  sich 
darin  als  Krusten  etc.  auf  den  Wänden  und  als  vollständige  Aus- 
füllungen abgelagert  In  dieser  Weise  finden  sich  z.  B.  die  Zink-  und 
Bleierze  von  Eaibl  und  Bleiberg  in  Kärnten,  in  Missouri  etc. 

(Literatur,  besonders  über  Erzlagerstätten  auf  Gängen  etc. ;  Tergl.  (3)  G.). 

302.  Eontaktbildangen.  Hierunter  versteht  man  die  Ver- 
änderungen, die  ein  Gestein  in  Berührung,  im  Kontakt,  mit  einem 
Eruptivgestein,  besonders  mit  einem  Tiefengestein,  wie  Granit,  Syenit, 
Diorit  etc.  erleidet  Diese  Veränderung  ist  im  allgemeinen  an  der 
Berühmngsstelle  am  stärksten  und  verliert  sich  allmählich  nach  außen 
hin  immer  mehr  und  mehr,  bis  sie  endlich  ganz  verschwindet.  Die 
ganze  veränderte  Strecke  rings  um  das  Eruptivgestein  wird  als  Kon- 
takt^ane  bezeichnet ;  eine  solche  ist  manchmal  mehrere  Kilometer  breit, 
kann  aber  auch  auf  wenige  Centimeter  heruntersinken.  Namentlich 
Kalk  und  Dolomit,  sowie  Tonschiefer  sind  es,  die  sich  im  Kontakt 
leicht  verändern.  Sie  werden  dabei  mehr  krystallinisch  und  der  Kalk 
geht  häufig  in  einen  sehr  grobkörnigen,  manchmal  eigentümlich  bläu- 
lichen Marmor  über.  Gleichzeitig  stellen  sich  in  dem  umgewandelten 
Gestein,  von  ihm  ringsum  dicht  umschlossen,  neugebildete  Mineralien, 
meist  Silikate  ein,  die  man  KontaUtninerälien  nennt,  und  die  z.  T. 
ihre  Hauptlagerstätte  in  solchen  Kontaktzonen  haben.  Einzelne  der- 
selben, wie  z.  B.  der  Gehlenit,  kommen  überhaupt  nur  auf  diese  Weise 
vor,  und  andere  haben  als  Kontaktbildungen  eine  besondere  charakte- 
ristische Beschaffenheit. 

Im  Kalk  (Marmor)  und  Dolomit  sind  es  vorwiegend  kalkreiche  Sili- 
kate, außer  dem  schon  genannten  Gehlenit  besonders  Wollastonit  und 
andere  Pyroxene,  Vesuvian,  Kalktongranat,  Skapolith,  Anorthit  etc.,  aber 
auch  Chondrodit,  Graphit,  Spinell,  Apatit  und  andere  Mineralien.  Im 
Tonschiefer  findet  man :  Staurolith,  Andalusit  als  Chiastolith,  Turmalin, 
Feldspat,  Skapolith  als  Couzeranit  und  Dipyr  etc.  Diese  Mineralien 
sind  häufig  sehr  schön  und  scharf  ausgebildet,  und  die  Kontaktzonen 
gehören  mit  zu  den  ausgezeichnetsten  Fundstätten  eingewachsener 


Eontaktbildungen.    Paragenesis.  393 

Erystalle.  Vielfach  zeigen  die  Kontaktmineralien  aber  auch  „geflossene 
Oberflächen^  mit  abgerundeten  Kanten  und  Ecken  und  mit  eigentüm- 
lichem fettartigem  Glanz  (175),  besonders  im  Kalk.  Ausgezeichnete 
Bildungen  dieser  Art  finden  sich  bei  Auerbach  a.  d.  Bergstraße,  am  Monzoni 
und  bei  Predazzo  in  Sttdtirol,  bei  Orawicza,  Dognaczka,  Cziclowa  etc. 
im  Banat,  bei  Arendal  und  an  verschiedenen  anderen  Orten  in  Nor- 
wegen, bei  Pargas  in  Finnland  etc.,  überall  in  Kalk.  Hierher  gehören 
auch  die  Auswürflinge  des  alten  Vesuvs,  der  Somma,  mit  ihren  vielen 
schönen  Mineralien.  Kontaktmineralien  im  Tonschiefer  findet  man 
bei  Gefrees  im  Fichtelgebirge,  an  manchen  Orten  der  Bretagne,  der 
Pyrenäen  etc. 

Diese  Eontaktmineralien  verdanken  ihre  Entstehung  offenbar  irgend  einer  Ein- 
wirkung des  Eruptivgesteins  auf  das  Nebengestein,  der  sog.  Kontaktmetamorphoae. 
Wie  man  sich  diese  Einwirkung  im  einzehien  zu  denken  hat,  ist  noch  nicht  toU- 
kommen  aufgeklärt,  wahrscheinlich  spielt  dabei  das  die  Eruptionen  begleitende  heiße 
Wasser  und  dessen  Dämpfe,  sowie  Gase  verschiedener  Art  eine  große  Bolle. 

In  manchen  Fällen  wirken  Eruptivgesteine,  besonders  Ergußgesteine,  nur  durch 
ihre  hohe  Temperatur.  So  ist  durch  die  Hitze  des  Basalts  auf  der  Grube  „Alte  Birke''  im 
Siegenschen  der  Spateisenstein,  FeCO^^  in  mulmiges  Magneteisen,  Fe^Oi,  umgewandelt, 
und  am  Meißner  hat  unter  denselben  umständen  die  Braunkohle  ihr  Bitumen  ver- 
loren und  eine  stenglige  Absonderung  erlitten  (Stangenkohle).  Derartige  reine  Hitze- 
wirkungen der  Eruptivgesteine  werden  ka'oatische  genannt.  Es  sei  hier  beigefügt, 
daß  Mineralien  auch  durch  hohe  Temperaturen  anderen  Ursprungs  zuweilen  umge- 
wandelt werden.  So  ist  im  nördlichen  Böhmen,  bei  Epterode  unweit  Grossalmerode 
in  Hessen  etc.  der  Braunkohlenton  durch  Kohlenbrände  geglüht  und  gefrittet  worden 
und  dabei  in  den  harten  und  festen  Forzellanjaspis  übergegangen. 

Es  soll  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  man  dieselben  Mineralien,  die  wir  oben 
als  Eontaktmineralien  im  Kalk  kennen  gelernt  haben,  auch  fem  von  jedem  Eontakt 
mit  einem  Eruptivgestein  an  manchen  Stellen  in  denjenigen  kömigen  Kalken  ein- 
gewachsen findet,  die  dem  Gneiß  und  anderen  krjstallinischen  Schiefem  zwischen- 
gelagert sind.  Dies  ist  namentlich  der  Fall  an  solchen  Orten,  wo  die  Schichten 
durch  die  Gebirgsbewegung  starkem  Drack  ausgesetzt  gewesen  und  daher  in  ihrer 
Lagerung  gestört  worden  sind.  Ebenso  trifft  man  auch  unter  denselben  Umständen 
in  manchen  Tonschiefem  die  für  dieses  Gestein  in  den  Eontaktzonen  charakteristischen 
Mineralien.  Hier  ist  der  Gebirgsdmck  die  Ursache  der  Mineralbildung,  die  Mine- 
ralien verdanken  hier  der  DynamometamorpTmse  ihre  Entstehung. 

303.  Paragenesis.  Von  nicht  unerheblichem  Interesse  ist  es,  von 
jedem  einzelnen  Mineral  zu  wissen,  in  welcher  Weise  es  an  den  ver- 
schiedenen Fundorten  vorkommt,  welche  andere  Mineralien  mit  ihm 
auf  derselben  Lagerstätte  erscheinen,  wie  alle  diese  Mineralien 
daselbst  miteinander  vergesellschaftet,  in  welcher  Reihenfolge  sie 
dort  entstanden  sind  etc.  Auf  den  allerwenigsten  Lagerstätten  triflFt 
man  ausschließlich  nur  eine  einzige  Mineralspezies,  meistens  sind  deren 
mehrere  vorhanden.  Diese  sind  dann  entweder  alle  gleichzeitig  ge- 
bildet oder  sie  sind  nacheinander  entstanden,  wobei  sich  nicht  selten 
die  Reihenfolge,  die  Succession  feststellen  läßt.    Alle  gleichzeitig  ge- 


394  Vorkommen  und  Entstehung  der  Mineralien. 

bildeten  Mineralien  einer  Lagerstatte  nennt  man  eine  Generation.  Die 
Oemengteile  des  Granits  sind  z.  B.  nach  ihrem  ganzen  gegen- 
seitigen Verhalten  als  gleichzeitig  anzusehen,  sie  bilden  eine  Gene- 
ration. Anders  ist  es  bei  den  porphyrischen  Gesteinen  (295).  Die 
großen,  wohlauskrystallisierten  Einsprengunge  müssen  schon  fertig 
gewesen  sein,  als  die  umgebende  Masse  noch  weich  und  nachgiebig 
war.  Sie  bilden  eine  erste  Generation  den  Eiystallen  der  ztveiten 
Generation  in  der  Grundmasse  gegenüber.  Die  Succession  der  Mine- 
ralien in  vielen  Mandeln  und  die  in  manchen  Spalten  ist  aus  den 
obigen  Beschreibungen  ohne  weiteres  zu  ersehen.  Es  sind  dabei  die 
Merkmale  maßgebend,  daß  auflagernde  Mineralien  notwendig  jünger 
sein  müssen,  als  darunter  liegende  und  daß  jüngere  von  älteren  Ein- 
drücke annehmen,  während  gleichzeitig  gebildete  sich  gegenseitig  in 
ihrer  Form  beeinflussen.  Nicht  selten  wiederholt  sich  dasselbe  Mineral 
auf  einer  Lagerstätte  mehrere  Male,  wobei  die  verschiedenen  Gene- 
rationen gewöhnlich  abweichende  Ausbildung,  Krystallform,  Farbe, 
Durchsichtigkeit  etc.  zeigen.  So  sind  die  Kalkspatkrystalle  der  ersten 
Generation  in  den  Andreasberger  Silbererzgängen  trübe  und  flächen- 
arm, die  der  zweiten  Generation  fast  wasserhell  und  meist  flächen- 
reicher. 

Die  mehr  oder  weniger  ausgesprochene  Weise  des  Zusammen- 
yorkommens  der  Mineralien  nennt  man  nach  Breithaupt  die  Paragenesis 
derselben  (vergl.  (3)  G.).  Einige  Beispiele  daflir  sind  außer  den  schon 
oben  erwähnten  noch  die  folgenden:  Leucit,  Melanit  und  manche  an- 
dere Mineralien  finden  sich  stets  oder  doch  fast  stets  nur  in  vulka- 
nischen Gesteinen,  resp.  in  den  Tuffen  derselben,  niemals  in  pintonischen 
Gesteinen,  im  Ealk  etc.  Zeolithe  sind  vorzugsweise  auf  Hohlräumen 
in  basischen  Eruptivgesteinen  aufgewachsen.  Die  Hauptlagerstätten 
der  natürlichen  Schwefelverbindungen  sind  die  Erzgänge.  Gtehlenit  ist, 
wie  schon  erwähnt,  nur  als  Kontaktmineral  bekannt.  Wismutglanz 
findet  sich  fast  nur  mit  Kupferkies  und  ist  jünger  als  dieser.  Neben 
Buntkupfererz  sind  beinahe  immer  später  gebildete  Kupferkieskrystalle 
vorhanden.  Die  Scheelitkrystalle  von  Zinnwald  sitzen  viel  häufiger 
auf  den  mitvorkommenden  Quai*z-,  als  auf  den  ebenfalls  bei  ihrer 
Bildung  schon  vorhanden  gewesenen  Glimmerkrystallen.  Auf  den 
Freiberger  Erzgängen  findet  sich  der  Kalkspat  stets  nur  mit  dem 
gewöhnlichen  Skalenoeder  Jß3  (2131),  wenn  er  mit  Kupferkies  zu- 
sammen vorkommt.  Quarz  mit  Ehomben-  und  Trapezflächen  findet 
sich  mit  fiuorhaltigen  Mineralien  zusammen.  Noch  andere  ähnliche 
Segeln  des  Vorkommens  sind  in  großer  Zahl  beobachtet  worden  und 
haben  schon  vielfach  Licht  auf  die  Vorgänge  und  Verhältnisse  bei 
der  Bildung  der  einzelnen  Mineralien  und  ihrer  Varietäten  geworfen. 

In  ganz  charakteristischer  Weise  wiederholt  sich  das  Nebenein- 


Paragenesis.    Mineralbildungsprozesse.    Abscheidung  ans  Wasser.         395 

andervorkommen  mancher  Mineralien  an  den  verschiedensten  Orten 
aber  die  ganze  Erdoberfläche  hin.  Derartige  hänflg  wiederkehrende 
Gruppen  von  zusammengehörigen  Mineralien  werden  MineräOcombi" 
nationen  oder  Formationen  genannt.  Eine  solche  ist  z.  B.  die  Ver- 
einigung von  Feldspat,  Quarz  und  Glimmer  im  Granit  und  ähn- 
liche Mineralgemenge  in  anderen  Gesteinen;  hierher  gehört  auch  die 
stete  Begleitung  des  Zinnsteins  durch  Quarz,  Lithionglimmer,  Topas, 
Turmalin,  Apatit,  Wolframit,  Scheelit  etc.  auf  fast  allen  Zinnerzlager- 
stätten der  Welt.  Es  liegt  dabei  eine  bestimmte  auf  den  Entstehungs- 
verhältnissen beruhende  Gesetzmäßigkeit  vor. 

304.  Mineralbildungsprozesse«  Die  chemischen  Prozesse,  welche 
zur  Entstehung  der  Mineralien  Veranlassung  gegeben  haben,  sind 
hauptsächlich:  Abscheidung  aus  wäßriger  Lösung,  und  zwar  ent- 
weder auf  rein  chemischem,  unorganischem  Wege,  oft  bei  höherer 
Temperatur  und  auch  wohl  nicht  selten  bei  hohem  Druck,  oder  unter 
Beihilfe  oder  Vermittlung  von  organischen  Wesen;  ferner  Erstarrung 
aus  dem  Schmelzfluß,  und  endlich  Verdichtung  aus  dem  gasförmigen 
Zustand  (Sublimation),  wobei  gleichfalls  nicht  selten  höherer  Druck 
eine  nicht  unwesentliche  Rolle  gespielt  hat.  Diese  Prozesse  lassen 
sich  künstlich  mehr  oder  weniger  genau  nachahmen  und  man  kann 
so  viele  Mineralien  künstlich  nachbilden  oder,  wie  man  zu  sagen  pflegt, 
künstlich  darstellen  (vergl.  (3)  G.). 

Einige  andere  Mineralbildnngsprozesse ,  wie  z.  B.  die  Kontaktmetamorphose, 
haben  wir  schon  oben  kennen  gelernt;  andere  werden  wir  noch  im  folgenden  zu  be- 
trachten haben,  wenn  von  der  Umwandlang  der  Mineralien  die  Rede  sein  wird. 

305.  Abscheidung  aus  Wasser.  Am  wichtigsten  sind  wohl  die 
Ausscheidungen  aus  wäßriger  Lösung,  die  auf  verschiedene  Weise 
zu  Stande  kommen  können.  Die  so  entstandenen  Mineralien  enthalten 
häufig  zahlreiche,   meist  mikroskopische  Flüssigkeitseinschlüsse  (182). 

Durch  Verdunstung  des  Lösungsmittels  scheidet  sich  Steinsalz  aus, 
z.  B.  noch  jetzt  aus  den  Salzseen  der  Umgebung  des  kaspischen 
Meeres  etc.  Die  großen  Steinsalzmassen,  die  sich  in  den  Gebirgs- 
schichten  eingelagert  finden,  sind  nebst  den  sie  begleitenden  Abraum- 
salzen und  dem  sie  über-  und  unterlagemden  Gips  und  Anhydrit  alle 
auf  diese  Weise  entstanden,  ebenso  noch  viele  andere  direkt  im  Wasser 
lösliche  Mineralien. 

Auch  durch  Temperaturerniedrigung  wird  das  Wasser  häufig 
veranlaßt,  einen  Teil  der  aufgelösten  Substanzen  abzuscheiden.  So  ist 
es  u.  a.  bei  den  heißen,  kieselsäurehaltigen  Quellen,  z.  B.  dem  Geysii- 
auf  Island,  und  in  anderen  vulkanischen  Gegenden.  Die  SiO^  scheidet 
sich  bei  der  Erkaltung  des  Wassers  zum  größten  Teil  amorph  als 
Opal  aus. 


396  Entstehung  der  Mineralien. 

Zuweilen  wird  die  Lösung  durch  die  Gegenwart  irgend  einer 
Substanz  im  Wasser  vermittelt.  Dies  geschieht  namentlich  bei  dem 
kohlensauren  Kalk  und  anderen  Karbonaten  durch  die  Anwesenheit 
von  COj.  Geht  die  CO^  fort,  so  fällt  CaCO^  aus,  und  zwar  im  all- 
gemeinen bei  niederer  Temperatur  als  Kalkspat,  bei  höherer  als  Ara- 
gonit.  Letzteres  ist  der  Fall  in  den  Thermen  von  Karlsbad,  in  denen 
sich  der  aus  Aragonit  bestehende  Erbsenstein  und  Sprudelstein  ge- 
bildet hat.  Verbreiteter  ist  die  Ausscheidung  von  Kalkspat.  Diese 
geschieht  teilweise  in  deutUch  ausgebildeten  Krystallen  auf  Klüften 
und  Spalten  im  Kalkgebirge.  Das  Wasser  löste  aus  dem  Kalkstein 
mittels  der  in  ihm  gebundenen  Kohlensäure  die  Substanz  auf,  welche 
es  nach  der  Verdunstung  dieses  Gases  wieder  zur  Ablagerung  brachte 
Mit  derben  krystallinischen  Massen  von  Kalkspat  erfüllen  sich  eben- 
falls häufig  die  Klüfte  und  Spalten  im  Kalkgebirge;  solche  Massen 
setzen  auch  die  mit  nierenförmigen  Oberflächen  versehenen  Krusten 
und  Sinter  zusammen,  welche  die  Wände  von  Kalkhöhlen  überziehen, 
sowie  die  aus  tropfendem  Wasser  gebildeten  Kalkstalaktiten  und 
-Stalagmiten  (Tropfsteine)  an  denselben  Orten.  In  großen  Massen  ent- 
steht Kalk  als  Kalktuflf  (Travertin)  auf  diesem  Wege,  z.  B.  an  Wasser- 
fSUlen,  welche  von  stark  CaCOg -haltigem,  aus  dem  Kalkgebirge  kommen- 
den Wasser  gebildet  werden,  auf  dem  Grunde  von  Seen,  welche  durch 
solche  Wasser  gespeist  werden  etc.  Hier  fängt  aber  schon  die  Mit- 
wirkung des  organischen  Lebens  an  (306). 

Viele  Mineralien  und  große  Massen  derselben  haben  sich  offenbar 
auch  durch  doppelte  Umsetzung  aus  Lösungen  gebildet,  an  Orten, 
in  welchen  von  allen  Seiten  das  Wasser  zusammenfloß  und  wo  es 
mehr  oder  weniger  stagnierte,  also  vor  allem  in  den  Hohlräumen  der 
Gesteine,  auf  Klüften  und  Spalten,  in  Blasenräuraen  vulkanischer  Ge- 
steine etc.  So  ist  wohl  meist  die  Bildung  sehr  schwer  lösUcher  Mine- 
ralien aufzufassen,  wie  die  des  Schwerspats,  der  Schwefelmetalle  und  kom- 
pliziert zusammengesetzter  Substanzen,  wie  mancher  Silikate  etc.  Bei- 
spiele solcher  Bildungen  zeigen  wohl  die  meisten  Mineralien  der  Erz- 
gänge, femer  zum  Teil  die  Mineralien,  welche  die  Mandelräume  der 
Melaphyre  erfüllen  etc.  Die  Lösungen,  welche  derartige  Bildungen 
erzeugten,  haben  die  in  den  Hohlräumen  abgelagerten  Substanzen  sehr 
häuflg  den  G^steinsmassen  entnommen,  die  den  Hohlraum  umgeben, 
also  dem  sog.  Nebengestein  der  Gänge,  dem  die  Mandeln  umgebenden 
Melaphyr  etc.,  welch  letzterer,  wenn  die  Mandelräume  mit  Mineral- 
masse erfüllt  sind,  stets  stark  verwittert  erscheint  etc.  Überhaupt 
wird  das  Material  zur  Bildung  von  Mineralien  aus  wäßriger  Lösung 
sehr  häufig  ans  schon  vorhandenen  Mineralien  genommen,  welche 
durch  alle  möglichen  ümwandlungsprozesse  verändert  und  schließlich 
zerstört  werden  (309,  310).    Die  neugebildeten  Mineralien  von  sekun- 


Organische  Bildungen.    Erstarrnng  aus  dem  Schmelzfluß.  397 

därer  Entstehong  siedeln  sich  entweder  an  der  Stelle  an,  wo  das  um- 
gewandelte Mineral  gewesen  war,  oder  die  ans  diesem  genommenen 
StoflTe  werden  in  Lösung  fortgeführt  und  bewirken,  vielfach  mit  aus 
anderen  Gegenden  stammenden  Stoffen,  die  Neubildungen.  Jeden- 
falls wird  durch  diese  fortwährenden  Neu-  und  Umbildungen  von  Mi- 
neralien in  der  Erdkruste  ein  ununterbrochener  Kreislauf  der  unor- 
ganischen Materie  hervorgebracht,  über  den  weiter  unten  noch  Einzel- 
heiten angeführt  werden  sollen.  Höchst  wahrscheinlich  haben  dabei 
vielfach  auch  elektrische  Ströme  mitgewirkt. 

306.  Organisclie  Mlneralbildangen.  Durch  Yeimittlung  von  orga- 
nischen Wesen  sind  gewaltige  MineraJmassen  gebildet  worden.  Hierher 
gehören  zunächst  alle  Steinkohlen  und  ähnliche  Bildungen,  welche 
nichts  anderes  sind,  als  zusammengehäufte  Pflanzensubstanzen  und  die 
Umwandlungsprodukte  derselben.  Organischen  Ursprungs  ist  auch 
wohl  aller  aus  dem  Meer  abgelagerte  Kalk,  also  die  Hauptmasse  des 
Materials,  welches  die  Kalkgebirge  zusammensetzt.  Direkt  durch  che- 
mische Prozesse  kann  sich  aus  Meerwa^ser  kein  CaCO^  ausscheiden, 
dazu  ist  viel  zu  wenig  davon  in  demselben  aufgelöst  Aber  viele 
Meeresbewohner:  Kalkalgen,  Foraminiferen,  Korallen,  Echinodermen, 
Konchylien  etc.  scheiden  durch  ihren  Lebensprozeß  Calciumkarbonat 
aus  und  formen  aus  ihm  ihre  Hartteile,  Schalen  etc.  Diese  häufen 
sich  nach  dem  Tode  der  Tiere  zusammen  und  bilden  mit  der  Zeit 
gewaltige  Kalkablagerungen.  In  diesen  sieht  man  häufig  noch  die 
Schalenstücke  etc.  teils  mit  bloßem  Auge,  teils  unter  dem  Mikroskop ; 
teilweise  ist  allerdings  auch  jede  Spur  organischer  Struktur  durch 
spätere  Umwandlung  zerstört  worden,  so  daß  jetzt  ihrer  Struktur  nach 
rein  unorganische  Massen  vorliegen.  Auch  die  Kalkausscheidung  ans 
süßem  Wasser  wird  durch  Vermittlung  organischer  Wesen,  besonders 
durch  Pflanzen,  veranlaßt  oder  doch  vermehrt.  Wasserpflanzen  über- 
ziehen sich  häufig  dadurch,  daß  sie  dem  Wasser  CO^  entziehen,  mit 
Kalk  und  bilden  dadurch  einen  Teil  des  Kalktuffs,  auch  Moose  und 
Schilf  am  Rande  von  Quellen  etc.  wirken  ähnlich  (305).  Aber  nicht 
nur  Kalk  wird  auf  diese  Weise  ausgeschieden,  auch  Kieselsäure,  z.  B. 
Polierschiefer,  Tripel  und  ähnliches.  Hier  sind  es  Diatomeen,  welche 
die  Abscheidung  veranlassen,  indem  sie  sich  aus  der  im  Wasser  ge- 
lösten Kieselsäure  Kieselpanzer  bilden.  Endlich  werden  auch  Eisen- 
erze (Raseneisenerze  etc.)  z.  T.  durch  Vermittlung  von  Diatomeen  aus 
Fc-haltigen  Wassern  massenhaft  zur  Ablagerung  gebracht. 

307«  Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluß.  Bei  der  Erstarrung 
ans  dem  Schmelzflusse  war  selten  oder  nie  ein  Mineral  allein  ge- 
schmolzen, sondern  aus  einem  glühend  flüssigen  Magma  von  irgend 
welcher  Zusammensetzung  schieden  sich  beim  Erkalten  verschieden- 


398  Entstehung  der  Mineralien.    Sublimation. 

artige  Mineralien  ans.  Es  liegt  also  auch  hier  eine  Ausscheidang  von 
Mineralien  aus  einer  Lösang  vor,  aber  nicht  in  der  Kälte,  sondern  bei 
sehr  hoher  Temperatur.  Eine  solche  Schmelze  ist  meist  nur  dann 
im  Stande,  Krystalle  abzuscheiden,  wenn  die  Erkaltung  sehr  langsam 
und  stetig  vor  sich  geht.  Die  Krystalle  sind  um  so  größer,  je  lang- 
samer sie  sich  bildeten.  Meist  erstarrt  aber  ein  mehr  oder  weniger 
großer  Teil  der  Masse  amorph  als  Gesteinsglas,  und  eingeschlossene 
Glaspartikel,  oft  von  mikroskopischer  Kleinheit,  sind  ein  untrügliches 
Kennzeichen  f&r  die  durch  Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluß  gebildeten 
Mineralien.  Auf  diese  Weise  entstehen  alle  die  Mineralien  der  Lava- 
ströme und  entstanden  überhaupt  die  der  Emptivgesteine.  Häufig 
spielte  dabei  allerdings  das  Wasser  gleichzeitig  eine  große  Rolle,  bes. 
bei  den  plutonischen  Gesteinen  (Granit,  Syenit,  Diorit  etc.),  deren  Be- 
standteile kein  Glas,  sondern  Flüssigkeitseinschlüsse  enthalten,  und 
denen  man  daher,  trotzdem  sie  ihren  Lagerungsverhältnissen  nach 
sicher  Eruptivgesteine  sind,  keinen  rein  pyrogenen,  sondern  einen  sog. 
hydatopyrogenen  Ursprung  zuschreibt. 

308.  Sublimation.  Am  wenigsten  wichtig  ist  die  Bildung  von 
Mineralien  durch  Absatz  aus  Dämpfen,  d.  h.  durch  Sublimation.  Die 
Schauplätze  solcher  Vorgänge  sind  zuweilen  brennende  Kohlenfelder, 
hauptsächlich  aber  die  Fumarolen  der  Vulkane,  in  denen  bei  nachlassen- 
der oder  ei-sterbender  Eruptionstätigkeit  Gase  und  Dämpfe  aller  Art 
entweichen  (postvulkanische  Tätigkeit).  Es  sind  dies  vorzugsweise 
Wasserdämpfe,  mit  denen  flüchtige  Substanzen  von  mannigfaltiger  Zu- 
sammensetzung, namentlich  Chlor-  und  Fluorverbindungen  von  Silicium 
und  von  Metallen,  auch  schweren,  Borverbindungen  etc.  an  die  Erd- 
oberfläche geführt  werden.  Selten  werden  Dämpfe  eines  bestimmten 
Minerals  erzeugt  und  dieses  somit  direkt  sublimiert,  wie  es  z.  B.  beim 
vulkanischen  Steinsalz  (stets  £C2-haltig)  und  Salmiak  der  Fall  ist 
Meist  findet  auch  hier  doppelte  Umsetzung  statt,  so  z.  B.  bei  der 
Bildung  von  vulkanischem  Eisenglanz,  Fe^O^.  Er  bildet  sich  aus 
Dämpfen  von  Eisenchlorid  und  Wasser,  die  sich  gegenseitig  zersetzen, 
überzieht  die  Wände  der  Krater  und  der  Fumarolenspalten  oft  in  deut- 
lichen Krystallen  und  füllt  auch  wohl  derartige  Klüfte  vollständig 
aus.  Durch  gegenseitige  Zersetzung  von  ÄC/^-Dämpfen  mit  metall- 
haltigen entstehen  in  den  Fumarolen  nicht  selten  sublimierte  Silikate, 
wie  Augit,  Hornblende  etc.,  die  fertig  gebildet  ebensowenig  flüchtig 
sind  wie  der  Eisenglanz.  Alle  derartigen  durch  Gase  und  Dämpfe 
vermittelte  Mineralbildungen  werden  als  pneumatolytische  bezeichnet. 
Ein  wichtiges  Beispiel  einer  solchen  pneumatolytischen  Bildung  ist 
neben  den  genannten  der  Zinnstein  mit  seinen  charakteristischen  Be- 
gleitern (303),  der  fast  durchweg  an  Granit  gebunden  und  aus  den 
im  Gefolge  der  Graniteruption  entwickelten  Dämpfen  entstanden  ist 


Umwandlung  der  Mineralien.  399 

309.  Umwandlnng:  der  Mineralleii.  Die  Mineralien,  welche  auf 
irgend  eine  der  eben  besprochenen  Arten  sich  gebildet  haben,  sind 
vom  Augenblick  ihrer  Entstehung  an,  stets  der  Einwirkung  der  in  der 
Erde  tätigen  Agentien  ausgesetzt  und  werden  dadurch  wohl  alle  mehr 
oder  weniger  stark  angegriffen  und  schließlich  vollkommen  umgewan- 
delt und  zerstört.  Manche  Mineralien  leisten  diesen  Einwirkungen 
einen  sehr  starken  Widerstand  und  sind  daher  beständig,  wie  Diamant, 
Gold,  Platin,  auch  Quarz  etc.,  andere  sind  unbeständig,  sie  werden 
leicht  angegriffen  und  unterliegen  rasch  der  Umwandlung,  wie  die 
Schwefelmetalle,  Feldspat,  Olivin  und  andere.  Der  Grad  der  Beständig- 
keit solchen  Prozessen  gegenüber  ist  für  die  einzelnen  Mineralien  sehr 
verschieden,  hängt  aber  nicht  nur  von  ihrer  Substanz,  sondern  auch  von 
ihrer  Struktur,  ihrem  Vorkommen  und  anderen  derartigen  Umständen 
ab.  Viele  Mineralien  gibt  es,  die  sich  nur  an  gewissen  Orten  halten 
können,  wo  sie  vor  schädlichen  Einflüssen  geschützt  sind,  z.  B.  Salpeter 
in  den  regenlosen  Gegenden  des  nördlichen  Chile  und  in  Höhlen,  Stein- 
salz unter  seiner  Gipsdecke,  Schwefelmetalle  im  Innern  der  Erde 
außer  Berührung  mit  dem  Sauerstoff  der  Luft,  unter  dessen  Einwirkung 
sie  sich  rasch  oxydieren  würden  (vergl.  eiserner  Hut  der  Erzgänge 
(301)).  Substanzen,  welche  durch  die  in  der  Erdkruste  wirkenden 
chemischen  Kräfte  gar  zu  leicht  umgewandelt  und  zerstört  werden, 
und  welche  durch  die  Art  und  Weise  ihres  Vorkommens  keinen  Schutz 
genießen,  können  als  Mineralien  überhaupt  nicht  vorkommen.  Wenn 
sie  je  da  und  dort  unter  besonderen  Umständen  gebildet  werden,  so 
verschwinden  sie  doch  sehr  bald  wieder  und  beteiligen  sich  nicht 
dauernd  an  dem  Aufbau  der  Erdrinde. 

Der  Hauptträger  dieser  Umwandlungs-  und  Zersetzungsprozesse 
ist  das  Wasser,  und  zwar  das  atmosphärische  Wasser,  das  fast  überall 
als  Regen,  Schnee  etc.  auf  die  Erdoberfläche  fällt  und  von  hier  aus 
die  gesamte  Erdkruste  auf  das  innigste  durchtränkt.  Es  sind  also 
zumeist  hydrochemische  Prozesse,  die  hier  in  Betracht  kommen,  alle 
anderen  Einwirkungen  sind  viel  weniger  wichtig.  Ist  das  Wasser  in 
dem  Zustande  tätig,  in  dem  es  aus  der  Atmosphäre  und  aus  der  Humus- 
decke des  Bodens  in  die  Erde  eindringt,  also  bei  niedriger  Temperatur 
und  beladen  mit  den  in  den  Mineralien  langsam  wirkenden  Stoffen: 
Sauerstoff,  Kohlensäure  und  eventuell  organischen  Humussubstanzen, 
so  nennt  man  seine  Tätigkeit  einfache  Verwitterung,  Bei  seiner  Be- 
wegung in  der  Erdkruste  nimmt  aber  das  Wasser  allmählich  Mineral- 
bestandteile auf,  die  sich  an  den  ferneren  Umwandlungsprozessen  eben- 
falls beteiligen  und  namentlich  durch  doppelte  Umsetzungen  Ver- 
änderungen in  den  Mineralien  hervorrufen.  Dies  ist  die  komplizierte 
Venmtterung.  Zu  den  Verwitterungserscheinungen  pflegt  man  auch 
den  Wasserverlust  mancher  Mineralien  bei  niederer  Temperatur  zu 


400  Umwandlung  der  Mineralien. 

rechnen  (Verstäubung  (200*)).  Alle  diese  Vorgänge  spielen  sich  sehr  lang- 
sam ab,  und  ihre  Eesultate  sind  meist  erst  nach  längerer  Zeit  in  den 
Mineralien  wahrzunehmen.  Wirkt  aber  das  Wasser  bei  höherer  Tem- 
peratur, wie  das  der  heißen  Quellen,  oder  enthält  es  starke  Säuren, 
wie  z.  B.  HCl  in  den  Vulkanen,  oder  H^SO^  ebendort,  aber  auch  viel- 
fach durch  Verwitterung  von  fi^-Metallen  erzeugt,  so  nennt  man  die 
Umwandlung  der  Mineralien  Zersetzung.  Doch  wird  diese  Unterschei- 
dung nicht  immer  streng  festgehalten,  und  man  nennt  häufig  auch 
solche  Mineralien  zersetzt,  welche  durch  Verwitterung  eine  mehr  oder 
weniger  weitgehende  Umwandlung  erlitten  haben.  Da  diese  Um- 
wandlungsprozesse stets  eine  gewisse  Zeit  beanspruchen,  so  sind  neu 
entstandene  Mineralien  frisch  und  ev.  vollkommen  klar  und  durch- 
sichtig, während  ältere  Exemplare  derselben  Spezies  schon  mehr  oder 
weniger  stark  angegriffen  und  dadurch  stärker  oder  schwächer  ge- 
trübt sind.  So  ist  es  z.  B.  in  den  jüngeren  und  den  älteren  Eruptiv- 
gesteinen mit  den  Feldspäten,  die  man  danach  auch  als  Sanidin  und 
Orthoklas  (glasigen  und  gemeinen  Feldspat)  unterschieden  und  be- 
sonders benannt  hat. 

Selten  beginnen  die  Umwandlungsprozesse  im  Innern  der  Mine- 
ralien, so  bei  manchen  aus  isomorphen  Schichten  aufgebauten  Plagio- 
klasen,  deren  innere  Partien  basischer  und  daher  leichter  verwitterbar 
zu  sein  pflegen,  als  die  äußeren.  In  den  allermeisten  Fällen  fängt 
die  Zersetzung  außen  an  und  schreitet  nach  innen  fort,  so  daß  sehr 
häufig  noch  ein  frischer  Kern  vorhanden  ist^  umgeben,  vielfach  in 
ganz  scharfer  Abgrenzung,  von  einer  umgewandelten  Hülle.  Zuweilen 
dringt  die  Verwittening  in  der  Art  in  das  Innere  vor,  daß  sich 
mikroskopisch  feine  Spältchen  bilden,  von  deren  Wänden  aus  die  Um- 
änderung erfolgt.  In  diesem  Falle  bildet  dann  das  neu  entstandene 
Mineral  ein  Netzwerk,  in  dessen  einzelnen  Maschen  Beste  des  ur- 
sprünglichen sitzen.  So  ist  es  z.  B.  meist  bei  dem  in  der  Umwand- 
lung zu  Serpentin  begriffenen  Olivin.  Häufig  sitzen  auch  die  Produkte 
der  Verwitterung  in  deutlichen  Krystallen  auf  dem  noch  unverwitterten 
Best  des  ursprünglichen  Minerals  oder  auf  dessen  Überbleibseln  auf, 
wie  z.  B.  Weißbleierz  auf  Bleiglanz,  Zeolithe  in  den  Mandeln  der 
zersetzten  Mandelsteine  etc. 

Die  hydrochemische  Einwirkung  auf  die  Mineralien  ist  unter 
verschiedenen  Umständen  eine  verschiedene,  dasselbe  Mineral  kann 
also  auch  unter  verschiedenen  Umständen  sehr  verschiedene  Umwand- 
lungsprodukte liefern.  So  gibt  die  Verwitterung  des  Bleiglanzes, 
P6S,  bald  Vitriolblei,  PhSO^ ;  bald  Weißbleierz,  PbCO^ ;  bald  Pyro- 
morphit  (Bleiphosphat) ;  und  noch  andere  Mineralien  können  durch  die 
Veränderung  desselben  entstehen. 

Die  wichtigsten  hydrochemischen  Prozesse,  welche  umwandelnd 


Umwandlung  der  Mineralien.    Beispiele  für  Umwandlnngsprozesse.        401 

nnd  zerstörend  auf  die  Mineralien  einwirken,  sind:  die  einfache  Lö- 
sung, die  Aufnahme  von  Sauerstoff  (Oxydation)  und  Kohlensäure,  die 
Abgabe  von  Sauerstoff  (Reduktion),  Aufiiahme,  seltener  Verlust  yon 
Wasser,  Aufnahme  fester  Bestandteile  aus  Lösungen  ohne  gleich- 
zeitige Abgabe  von  Bestandteilen,  oder  umgekehrt  bloße  Abgabe  von 
Bestandteilen,  oder  auch  endlich  gleichzeitige  Abgabe  und  Aufnahme 
von  solchen  (Austausch  von  Bestandteilen).  Im  Falle  des  Austauschs 
verschwindet  ein  Bestandteil  und  wird  durch  einen  anderen  ersetzt  ; 
man  sagt,  er  wird  verdrängt.  Das  letztere,  der  Austausch  von  Be- 
standteilen ist  am  häufigsten;  die  einfachen  Vorgänge  der  Lösung, 
Oxydation,  Reduktion,  Wasserauinahme  etc.  kommen  in  voller  Reinheit 
ohne  jede  Mitwirkung  der  anderen  Prozesse  selten  vor.  Die  meisten 
Verwitterungsvorgänge  sind  sehr  verwickelt  und  die  genannten 
Prozesse  wirken  fast  stets  mehr  oder  weniger  vollzählig  neben- 
einander. 

Dabei  geht  meist  von  der  Substanz  der  umgewandelten  Mine- 
ralien ein  größerer  oder  kleinerer  Teil  in  Lösung,  wird  vom  V^asser 
fortgeführt  und  an  anderen  Stellen  zur  Einleitung  komplizierter  Ver- 
witterungsprozesse  oder  in  irgend  einer  Weise  zu  Neubildungen  ver- 
wendet. Die  aus  solchen  Lösungen  ausgeschiedenen  neugebildeten  Mine- 
ralien (305)  können  dann  ihrerseits  wieder  Verwitterungs-  und  Zer- 
setzungsprozessen anheimfallen,  so  daß  also  auf  diese  Weise,  wie  schon 
erwähnt,  ein  steter  Kreislauf  der  unorganischen  Substanz  in  der  Erd- 
kruste stattfindet. 

Die  hydrochemischen  Prozesse  sind  aber,  wenn  schon  die  wich- 
tigsten, doch  nicht  die  einzigen,  die  zur  Umwandlung  vorhandener 
und  zur  Herstellung  neuer  Mineralien  führen.  Wir  haben  oben  schon 
(302)  die  Umwandlung  des  Nebengesteins  im  Eontakt  mit  einem 
Eruptivgestein,  die  Kontaktmetamorphose,  besprochen.  Auch  durch 
die  Einwirkung  von  Gasen,  namentlich  solchen  vulkanischen  Ursprungs, 
können  derartige  Veränderungen  bewirkt  werden  (pneumatolytische 
Umwandlung). 

310.  Beispiele  ftlr  llmwandlnngsprozesse.  Im  folgenden  ist 
eine  Anzahl  von  Beispielen  für  die  Umwandlung,  Zerstörung  und  Neu- 
bildung von  Mineralien  durch  hydrochemische  und  andere  Prozesse 
angeführt. 

Vollständige  Auflösung  durch  reines  Wasser  erleiden  Steinsalz, 
Sylvin,  Vitriole,  ebenso  aber  auch  Gips.  Unter  Beihilfe  von  CO^ 
löst  sich  leicht  Kalkspat  und  andere  Karbonate.  Dabei  hinterbleiben 
die  in  den  löslichen  Mineralien  etwa  eingemengten  unlöslichen  fremden 
Körper,  wie  Quarzkrystalle  im  Gips  (sog.  Gipsresidua),  feiner  roter 
eisenreicher  Ton  im  Kalk  (terra  rossa)  etc.    Ganz  unlöslich  ist  wohl 

Bauer,  Mineralogie.  26 


402  Umwandlung  der  Mineralien. 

kein  Mineral,  wie  man  schon  an  den  natürlichen  Ätzfignren  der  vom 
Wasser  anscheinend  unangreifbaren,  Qnarz,  Schwerspat  etc.,  sieht. 

Partielle  Auflösung  (Auslaugung)  findet  ebenfalls  häufig  statt ;  in 
besonders  großem  Maßstabe  bei  manchen  MgCO^-heltigen  Kalken: 
GaCO^  wird  fortgeffthrt  und  MgCO^-TBicherer  dolomitischer  Kalk  und 
zuletzt  eigentlicher  Dolomit  bleibt  zurfick  (Dolomitisiemng).  Ein 
etwas  komplizierteres  Beispiel  von  Auslaugung  verbunden  mit  Wasser- 
auftiahme  bietet  die  Verwandlung  von  Orthoklas,  K^O  .  JJ^O^ .  6SiO^, 
in  Kaolin  2H^0 .  Al^O^ .  2SiO^  (Kaolinisierung) ;  K^O  mit  einem  Teil 
der  SiO^  tritt  aus  und  wird  in  Lösung  fortgef&hrt,  H^O  tritt  ein; 
dieses  wird  also  gegen  jene  Bestandteile  ausgetauscht 

Schwefelmetalle  erleiden  häufig  Oxydatianspro/sesse.  Speiskobalt, 
CoAs^j  geht  bei  gleichzeitiger  Wasseraufuahme  über  in  Kobaltblüte, 
Co^As^O^ .  SH^O,  welche  als  rote  Ausblühung  den  grauen  Speiskobalt 
bedeckt.  Schwefelkies,  FeS^,  Magnetkies,  JPc^Sg,  geben  Unterwasser- 
aufnahme Eisenvitriol,  FeSO^.lH^O;  dabei  wird  H^SO^  frei,  welche 
auf  benachbarte  Mineralien  zersetzend  einwirkt,  und  z.  B.  aus  der 
Al^O^  des  Tons,  der  häufig  den  Schwefelkies  einschließt,  ebenfalls 
unter  fi,0- Aufnahme  Tonerdesulphat,  sowie  unter  weiterer  Aufnahme 
von  K^O  auch  Alaun  bildet.  Ist  in  dem  Ton  Kalk  in  geringer  Menge, 
so  wird  dieser  aufgelöst  und  es  entstehen  neugebildete  Krystalle  von 
Gips,  CaSO^ .  2^32^;  von  oft  sehr  schöner  Ausbildung,  alles  dies  infolge 
der  Oxydation  des  Schwefelkieses.  Ein  reiner  Oxydationsprozeß  liegt 
der  schon  erwähnten  Umwandlung  von  Bleiglanz,  P6S,  in  Vitriolblei, 
PbSO^y  zu  Grunde.  Auch  niederoxydierte  Metalle  oder  gediegene 
Metalle  nehmen  0  auf,  z.  B.  Magneteisen  FeO.Fe^O^j  das  in  Eisen- 
glanz, Fe^Of^,  ebenso  Cu,  das  inCu^O  (Rotkupfererz)  übergeht  Spat- 
eisenstein, FeCO^,  verliert  00^,  FeO  geht  unter  Aufnahme  von  0  und 
H^O  in  Goethit,  H^O .  Fe^O^  (oder  Brauneisenstein,  3H^0 .  2Fe^0^)  über 
und  wird  dabei  braun.  In  Goethit  wird  auch  Schwefelkies  nicht 
selten  verwandelt,  wenn  alles  S  in  irgend  einer  Form  aufgelöst  und 
fortgeführt  wird.  Manche  Mineralien  nehmen  S  statt  0  auf.  So  geht 
ged.  Silber  in  flaS-haltiger  Luft  oder  in  Berührung  mit  JT^iS-fÖhren- 
dem  Wasser  in  Silberglanz,  Ag^S,  über. 

Seine  Hydrostbildung  kommt  in  der  Natur  in  großem  Maßstabe 
vor,  indem  sich  der  Anhydrit,  CaSO^,  durch  Wasseraufnahme  in  Gips, 
CaSO^ .  2H^0  verwandelt,  womit  eine  außerordentliche  Volumenver- 
mehrung verbunden  ist  Das  ursprüngliche  Volumen  des  Anhydrits 
wird  um  ca.  33  %  vergrößert  Beispiele  von  Wasserauftiahme,  neben 
anderen  Prozessen,  sind  schon  oben  angeführt  Sehr  viele  an  sich 
wasserfreie  Mineralien  enthalten  infolge  beginnender  Verwitterung 
kleine  Quantitäten  H^O.  Solche  kleine  Mengen  Wasser  können  oft 
als  Zeichen  dafür  angesehen  werden,  daß  das  Mineral  nicht  mehr 


Beispiele  fttr  Umwandlnngsprozesse.  403 

ganz  frisch  ist  (vergL  dazu  (275)).  Der  nmgekehrte  Prozeß  des 
Wasserverlostes  ist  verhältnismäßig  selten;  er  tritt  haaptsäch* 
lieh  bei  höherer  Temperatur  ein^  z.  R  beim  Erhitzen  des  Tons  dorch 
Kohlenbrände  und  Bildung  von  Porzellanjaspis  etc.  Aber  auch  bei 
niederer  Temperatur  geht  zuweilen  H^O  fort,  z.  B.  aus  Brauneisen- 
stein {3H^0 .2Fe^0Q)  unter  Bildung  von  Eisenoxyd;  der  Laumontit^ 
ein  wasserhaltiges  Ealktonerdeselikat  (Zeolith),  some  der  Eisenvitriol, 
Alaun  etc.,  verliert  sein  Erystallwasser  in  trockener  Luft  etc.  (vergl. 
Verstäubung  (200*)). 

BedukHmsprMesse  sind  nicht  selten.  EisenvitriollOsungen  in  Be* 
rtthrung  mit  organischen  Resten  pflanzlichen  oder  tierischen  Ursprungs 
geben  Schwefelkies;  auf  diese  Weise  ist  wohl  der  Schwefelkies  in 
den  Stein-  und  Braunkohlen,  im  Bernstein  etc.  entstanden.  Eisen- 
oxydsalze, z.  B.  Silikate,  werden  zu  Oxydulsilikaten  reduziert;  Eisen- 
oxyd gibt  Magneteisen,  FeO.Fe^O^;  Rotkupfererz  Cu^O  wird  Cu  etc., 
alles  meist  unter  dem  Einfluß  organischer  Substanzen,  die  im  Wasser 
gelost  oder  suspendiert  sind. 

Der  Karb(maUnldf4ngspro£feß  unter  dem  Einfluß  CO,- haltigen 
Wassers  kommt  häufig  bei  Kupfererzen  vor ;  Cu  geht  durch  Oxydation 
zunächst  in  Rotkupfererz  Cu^O  über,  was  seinerseits  dann  noch  mehr 
0,  femer  CO,  und  H^O  aufnimmt  und  Malachit,  ein  grfines  H^O- 
haltiges  Kupferkarbonat  liefert  In  größerem  Maßstabe  bilden  sich 
Karbonate  bei  der  Umwandlung  des  Olivins,  2MgO  .  SiO^  oder 
iMgO .  2Si0^j  in  Serpentin,  SMgO  .  28iO^  .  2H^0  (Serpentinisierung). 
Es  entsteht  dabei  aus  dem  überschießenden  MgO  und  einem  Teil  der 
(70,  des  Wassers  MgCO^,  das  sich  als  Magnesit  ablagert  Der  nun 
zunächst  entstandene  Serpentin  wird  aber  von  dem  OO^-haltigen 
Wasser  häufig  noch  weiter  umgewandelt  Alle  MgO  geht  dann  oft 
in  MgCO^  (Magnesit)  über  und  die  SiO^  wird  als  Quarz,  Opal  etc.  frei 
Infolge  beginnender  Karbonatbildung  enthalten  viele  Mineralien  kleine 
Quantitäten  00,  und  brausen  daher  mit  Säuren  etwas  auf,  auch  wenn 
sie  an  sich  im  reinen  und  frischen  Zustand  vollkommen  00, -frei  sind. 
Diese  kleinen  OO^-Mengen  können  ebenso  als  bezeichnend  fttr  den 
Beginn  der  Verwitterung  angesehen  werden,  wie  die  kleinen  Mengen 
^0  in  manchen  MinersJien. 

Als  Beispiel  einer  hmplieierten  Verwitterung  (Austausch  fester 
Bestandteile)  diene  der  Leucit,  K^O  .  Äl^O^  .  ^SiO^,  der  in  Berüh- 
rung mit  Wasser,  das  ein  Natronsalz  (z.  B.  NatronsUikat)  aufgelöst 
enthält,  sich  in  Analcim  Na^O  .  Al^O^  .  iSiO^  .  2J3,0  verwandelt; 
Na^O  und  K^O  werden  gegenseitig  ausgetauscht,  JE, 0  wird  durch 
Na^O  verdrängt,  und  H^O  wird  aufgenommen.  Ähnliche  Prozesse 
kommen  äußerst  häufig  vor.  Die  Eisenerzlager  des  unteren  Lahntals 
und  mancher  anderer  Gegenden  entstanden  durch  Einwii'kung  von  eisen- 

26* 


404  Pseadomorphosen. 

haltigen  Lösungen  auf  Kalkstein.  Das  Eisen  verdrängte  das  Calcium, 
das  seinerseits  in  Lösung  ging  und  fortgeführt  wurde.  Die  eisenhaltigen 
Lösungen  entstammen  hier  den  eisenreichen  Grünsteinen  und  Schal- 
steinen, die  mit  jenen  Eisenerzen  stets  in  Verbindung  stehen.  Durch 
analoge  Vorgänge  hat  man  sich  die  Bildung  der  gewaltigen  Ablage- 
rungen von  Eisenspat,  FeCO^,  z.  B.  in  Steiermark  und  wohl  ebenso 
die  mit  Kalk  in  Verbindung  stehenden  Galmeimassen  in  Ober- 
schlesien etc.  zu  denken.  Wir  haben  es  also  hier  mit  metasomatischen 
Erzlagerstätten  zu  tun  (293);  metasomatische  Bildungen  sind  auch 
der  Dolomit,  der  Serpentin,  der  Kaolin,  von  denen  oben  die  Bede  ge- 
wesen ist. 

Endlich  sei  als  Beispiel  einer  pneumatölytischen  Zersetzung  in 
giößerem  Maßstabe,  die  Bildung  des  Alaunsteins  aus  Feldspat, 
K^O  .  Al^O^  .  6SiO^^  erwähnt.  Auf  letzteren  wirken  iSOg -haltige 
Dämpfe  vulkanischen  Ursprungs  ein,  häufig  durch  Oxydation  von  SO^ 
gebildet  K^O  und  Äl^O^  des  Feldspats  verbinden  sich  mit  Schwefel- 
säure zu  Alaunstein:  K^O  .  SÄl^O^  ,  iSO^  .  6H^0,  und  SiO^  wird  in 
verschiedener  Form,  als  Quarz,  Chalcedon,  Opal  etc.  ausgeschieden. 

311.  Pseudomorphosen.  Von  besonderem  Interesse  sind  die- 
jenigen Fälle  der  Umwandlung  von  Mineralien,  wo  die  Prozesse  so 
langsam  und  stetig  vor  sich  gingen,  daß  die  Krystallform  des  ur- 
sprünglichen Minerals  erhalten  blieb.  Das  Resultat  ist  dann,  daß 
eine  Substanz,  die  neu  gebildete,  in  der  ihr  nach  ihrer  natttrlichen 
Beschaflfenheit  gar  nicht  zukommenden  Krystallform  einer  anderen 
Substanz,  des  Urminerals,  sich  findet.  Derartige  Mineralien  mit  von 
anderen  Mineralien  entlehnter  Krystallform  nennt  man  Fseudomor- 
phosen  oder  AfierhrystaTle,  So  kommt  z.  B.  manchmal  Serpentin  in  der 
Krystallform  des  Olivins  vor,  oder  wie  man  zu  sagen  pfiegt,  eine 
Pseudomorphose  von  Serpentin  nach  Olivin;  oder  Quarz  in  der  Form 
von  Kalkspat,  eine  Pseudomorphose  von  Quarz  nach  Kalkspat  etc. 

Die  Umwandlungsprozesse  sind  bei  den  Pseudomorphosen  genau 
dieselben  wie  sonst  (309,  310).  Auch  bei  ihnen  beginnen  sie  zumeist 
außen.  Zuerst  ist  die  umgewandelte  Schicht  ganz  dünn,  wird  aber 
allmählich  immer  dicker,  bis  endlich  der  Vorgang  durch  Verschwinden 
des  letzten  Eests  des  Urminerals  beendet  ist  Gewöhnlich  sind  aber 
immer  noch  Teile  des  letzteren  wenigstens  in  geringer  Menge  vor- 
handen, die  beweisen,  daß  die  formgebende  Substanz  ursprünglich  in 
der  Tat  vorhanden  gewesen  ist.  Von  echten  ursprünglichen  KrystaUen 
unterscheiden  sich  die  Pseudomorphosen  meist  dadurch,  daß  sie  keine 
einheitlichen  Individuen,  sondern  Aggregate  eines  oder  auch  wohl 
mehrerer  Mineralien  von  der  vei-schiedensten  Struktur  (187)  darstellen, 
die  die  Form  des  Urminerals  erfüllen.  Häufig  ist  dies  nur  unvoll- 
ständig der  Fall;  in  den  Pseudomorphosen  finden  sich  größere  und 


Psendomorphosen.  405 

kleinere  Hofalräame.  Manche  sind  sogar  im  Innern  ganz  hohl  und  be- 
stehen nur  aus  einer  dünnen  Haut  des  neuen  Minerals,  vergleichbar 
einem  Modell  aus  Karton  von  der  Form  des  ürminerals.  Sehr  be- 
zeichnend für  manche  Pseudomorphosen  sind  auch  trichterförmige 
Einsenkungen  in  der  Mitte  der  Flächen,  wie  z.  B.  bei  denen  von  Ma- 
lachit nach  Rotkupfererz  von  Chessy  bei  Lyon. 

Die  Pseudomorphosen  haben  für  die  Beurteilung  der  ümwand- 
lungsvorgänge  im  Mineralreich  eine  sehr  große  Bedeutung,  da  die  er- 
halten gebliebene  Form  das  ursprüngliche  Mineral,  das  die  Umwand- 
lung« erlitten  hat,  auch  dann  noch  erkennen  läßt,  wenn  dieses  selbst 
vollkommen  verschwunden  ist.  Durch  sie  wird  die  Möglichkeit  vieler 
TJmwandlungsvorgänge  nachgewiesen,  die  man  sonst  für  wenig  wahr- 
scheinlich, ja  für  unmöglich  gehalten  haben  würde.  Die  Prozesse,  um 
die  es  sich  hier  handelt,  sind  fast  ausschließlich  hydrochemische, 
durch  die  oben  geschilderte  Tätigkeit  des  Wassers  vermittelte.  Die 
Pseudomorphosen  zeigen,  daß  auch  die  unlöslichsten  Substanzen  im 
Laufe  der  Zeit  vom  Wasser  angegriffen  und  umgewandelt  werden 
können.  Findet  man  z.  6.  irgend  eine  Substanz  z.  B.  Speckstein  in 
der  Form  des  Quarzes,  also  als  Pseudomorphose  nach  Quarz,  so  muß 
ursprünglich  Quarz  vorhanden  gewesen,  und  dieser  durch  die  Tätig- 
keit des  Wassers  in  die  neue  Substanz  übergeführt  worden  sein,  trotz- 
dem der  Quarz  sich  bei  Lösungsversuchen  als  fast  unangreifbar  durch 
das  Wasser  erweist.  Allerdings  ist  das  Wasser  dabei  sicherlich  nicht 
rein,  sondern  mit  gelösten  Substanzen  beladen  gewesen,  welche,  zu- 
weilen wohl  im  Verein  mit  höherer  Temperatur,  den  Umwandlungs- 
prozeß förderten  und  unterstützten. 

Je  nach  den  speziellen  Vorgängen  bei  der  Bildung  von  Pseudo- 
morphosen unterscheidet  man  folgende  Arten  derselben: 

1.  Paramorphosen.  Eine  Substanz  geht  durch  molekulare  Um- 
lagerung  ohne  chemische  Veränderung  in  eine  heteromorphe  Modi- 
fikation derselben  Substanz  über.  Hierher  gehören  u.  a.  die  Pseudo- 
morphosen von  Eutil  nach  Brookit  (Arkansit),  beide  TiO^ ;  ebenso  auch 
die  Krystalle  des  Leucit,  Boracit  etc.  bei  verschiedenen  Temperaturen 
(siehe  diese). 

2.  Umwandlungspseudomorphosen.  Neben  den  unter  3  genannten 
Verdrängungspseudomorphosen ,  die  eigentlichen ,  durch  chemische 
Umwandlung  des  Ürminerals  entstandenen  Pseudomorphosen.  Dabei 
wurden  entweder  nur  neue  Bestandteile  aufgenommen  (selten);  oder 
es  werden  nur  Bestandteile  abgegeben  (ebenfalls  nicht  häufig);  oder 
es  fand,  wie  in  den  meisten  Fällen,  ein  Austausch  einzelner  Bestand- 
teile gegen  andere  neue  Substanzen  statt. 

Beispiele : 

Pseudomorphose  von  Silberglanz,  Ag^S,  nach  Silber,  Ag]  Auf- 


406  Pseadomorphosen. 

nähme  von  S,  Gips,  CaSO^  .  2-ff,0,  nach  Anhydrit,  CaSO^;  Aufiiahme 
von  H^O,    Aber  auch: 

Pseadomorphosen  von  Anhydrit  nach  Gips;  Abgabe  von  H^O. 
Kupfer,  Gu,  nach  Rotkupfererz,  Cu^O;  Verlust  von  0.    EJndlich: 

Pseudomorphosen  von  Epidot  {H^O  .  ^GaO  .  ^A1^0^,Fe^0^) .  6SiO,) 
nach  Orthoklas  {E^O.Al^O^  .6S»0g);  Verlust  von  jK^O,  Aufnahme  von 
H^O,  CaO  und  l>,Os.  Speckstein  {H^O  .SMgO  .^iO^)  nach  Talkspat 
(JfflrCOj);  Abgabe  von  (70,,  Aufnahme  von  SiO^  und  H^O.  Goethit 
{H^O  .  FtfgOg)  nach  Schwefelkies  (FeS^);  Verlust  von  5,  Aufnahme  von 
O  und  H^O.  Ähnlicher  Austausch  auch  bei  den  Pseudomorphosen 
von  Serpentin  nach  Olivin,  Kaolin  nach  Orthoklas  etc. 

3.  Verdrängungspseudomarphosen.  Von  der  Substanz  des  ursprüng- 
lichen Minerals  ist  in  der  Pseudomorphose  nichts  mehr  vor- 
handen, als  etwa  Sauerstoff  und  andere  ähnliche  indifferente  Bestand- 
teile, sie  ist  vollständig  verdrängt.  Die  Veränderung  geht  aber  hier 
genau  nach  denselben  chemischen  Gesetzen  vor  sich,  wie  bei  den  Um- 
wandlungspseudomorphosen. 

Pyrolusit  (MnO^)  nach  Kalkspat  (CaCO^).  Quarz  (SiO,)  nach 
Flußspat  {CaF2^)  oder  Kalkspat  {GaCO^\  Gips  {CaSO^  .  2H^0)  nach 
Steinsalz  {NaCJ)]  Kupfer  {Cu)  nach  Kalkspat  oder  Aragonit  (beide 
CaCO^). 

Neben  diesen  eigentlichen  durch  hydrochemische  Umwandlungs- 
prozesse sich  bildenden  vielfach  sogenannten  mäasomatischen  oder 
Veränderungspseudomarphasen  gibt  es  auch  solche,  bei  denen  der  neuen 
Substanz  die  ihr  fremde  Form  durch  mehr  zufällige  Vorgänge  aufge- 
prägt wird  (mechanische  Abformung).  Nicht  immer  besteht  aber  ein 
scharfer  Unterschied  zwischen  jenen  und  diesen,  und  noch  häufiger  wird 
man  im  Zweifel  bleiben,  ob  in  einem  speziellen  Falle  dieser  oder  jener 
Vorgang  sich  abgespielt  hat.  Jedenfalls  haben  diese  letzteren  Bil- 
dungen nicht  die  große  Wichtigkeit  der  eigentlichen  Pseudomorphosen. 

Manche  Mineralien  finden  sich  mit  einer  papierdünnen  Haut  eines 
anderen  Minerals  überzogen,  die  sich  den  Flächen  des  Kemkrystalls 
so  anlegt,  daß  sie  seine  Form  erkennen  läßt  So  sind  manche  Fahl- 
erzkiystalle  von  Clausthal  und  anderen  Orten  mit  einer  ganz  dünnen 
Kupferkieshülle  bedeckt,  so  daß  man  Kupferkies  in  der  Form  des 
Fahlerzes,  eine  Pseudomorphose  von  Kupferkies  nach  Fahlerz  vor  sich 
zu  haben  glaubt  Ähnliche  wenn  auch  meist  dickere  Überzüge  bildet 
namentlich  der  Quarz,  z.  B.  auf  dem  Schwerspat  von  Schriesheim  im 
Odenwald  und  von  vielen  anderen  Orten.  Derartige  Bildungen  nennt 
man  UmhüUung^pseudomorphosen  (Perimoiphosen  Kenngotts). 

Nun  kommt  es  zuweilen  vor,  daß  der  von  einer  solchen  dünnen 
Hülle  umgebene  Kern  aufgelöst  und  fortgeführt  wird,  während  die 
Hülle  selbst  unverändert  bleibt    Man  hat  dann  eine  HohUbrm  von 


PsendomorphoBen.  407 

der  Gestalt  des  urspr&nglichen  Erystalls  (hohle  Pseadomorphosen). 
Dies  ist  anf  Erzgängen  gar  nicht  selten,  wo  eine  Quarzhant  die  Hülle 
bildet,  nnd  z.  B.  Kalkspat  den  verschwundenen  Kern  einnahm.  Diese 
HfiUe  bleibt  aber  nicht  immer  leer,  sondern  sie  füllt  sich  oft  wieder  mit 
später  neu  gebildeten  Mineralien  ans.  Dabei  sind  zwei  Fälle  denk- 
bar: einmal  ist  die  den  Hohlraum  ausfällende  Substanz  dieselbe  wie 
diejenige,  welche  die  Hfllle  bildet,  also  im  obigen  Beispiel  wieder 
Quarz,  dann  erhält  man  einen  Erystall,  in  welchem  nun  Kern  und 
Httlle  aus  derselben  Substanz  besteht  Beide  haften  fest  aneinander, 
haben  aber  verschiedene  Struktur  etc.,  und  u.  d.  M.  kann  man  meist 
leicht  die  scharf  geradlinig  verlaufende  Grenze  zwischen  Hülle  und 
Kern  sehen.  Äufierlich  scheint  der  so  gebildete  Afterkrystall  aus 
einem  Guß  zu  sein,  mit  meistens  mehr  oder  weniger  rauhen  Flächen. 
So  sind  vielfach  die  Pseudomorphosen  von  Quarz  (Homstein  oder 
Chalcedon)  nach  Kalkspat  gebaut  und  entstanden,  welche  man  nicht 
selten  auf  Erzgängen  findet.  In  anderen  Fällen  ist  die  ausfüllende 
Substanz  eine  beliebige  von  der  Hülle  abweichende.  Nicht  selten  wird 
endlich  auch  noch  die  Hülle  zerstört  und  weggeführt  und  die  Aus- 
füllungsmasse  liegt  in  der  Form  des  ürminerals  frei.  In  dieser  Art 
geht  es  bei  aufgewachsenen  Krystallen.  Wenn  eingewachsene  Krystalle 
zerstört  werden  und  verschwinden,  bildet  das  umgebende  Muttergestein 
eine  Hohlform,  die  dann  auf  dieselbe  Weise  ausgefüllt  werden  kann. 
Derartige  Büdungen  werden  als  AtisfüUungspseudoimrphosen  (Plero- 
morphosen  Kenngotts)  bezeichnet 

Solche  Umhüllungen  spielen  indessen  auch  zuweilen  bei  der  Bil- 
dung von  echten  Yeränderungspseudomorphosen  eine  Bolle  und  tragen 
mit  zur  Erhaltung  der  Form  des  ürminerals  bei.  So  findet  man  bei 
Sundwig  unweit  Iserlohn  in  Westphalen  Pseudomorphosen  von  Eisen- 
glanz (Eoteisenstein)  nach  Kalkspat  und  zwar  in  der  Form  von  mehrere 
Centimeter  großen  Skalenoedem.  Diese  sind  häufig  noch  von.  einer 
Quarzhaut  überzogen,  die  sich  vielfach  wie  eine  Kappe  abheben  läßt 
Der  Prozeß  der  Pseudomorphosenbildung  begann  damit,  daß  sich  der 
Kalkspat  mit  der  Quarzhülle  bedeckte.  Innerhalb  dieser  vollzog  sich 
die  Umwandlung,  indem  das  Calciumkarbonat  sich  in  hinzutretendem 
eisenhaltigem  Wasser  auflöste  und  dabei  aus  diesem  Eisenoxyd  aus- 
fällte, das  an  die  Stelle  des  CaCO^^  trat  Dieses  Eisenoxyd  mußte  not- 
wendig in  der  Hohlform  die  skalenoedrische  Form  des  Kalkspats  an- 
nehmen. In  ähnlicher  Weise  wirkten  auch  sonst  vielfach  derartige 
Hüllen  formgebend  auf  das  neugebildete  Mineral  ein,  in  zahlreichen 
anderen  Fällen  wurde  die  Form  aber  allerdings  auch  ohne  ein  solches 
Hilfsmittel  erhalten,  so  namentlich  auch  bei  Pseudomorphosen  von 
Eisenoxyd  nach  Kalkspat  von  anderen  Orten,  an  denen  nie  eine  Spur 
einer  Quarzhaut  sich  findet     Eine  solche  ursprüngliche  Hülle  wird 


408  Pseudomorphosen. 

allerdings  wohl  vielfach  durch  nachfolgende  Prozesse  wieder  zerstört 
worden  sein,  wie  sie  auch  tatsächlich  bei  manchen  Sundwiger  Exem- 
plaren fehlt;  dann  ist  oft  die  sichere  Beurteilung  des  speziellen  Vor- 
gangs unmöglich. 

Nicht  ganz  selten  findet  man  bei  den  Ausfilllungspseudomorphosen 
eine  zweite  Generation  des  verschwundenen  formgebenden  Minerals 
als  Ausfulluhgsmasse,  so  z.  B.  in  Hohlformen  von  der  Gestalt  des 
Kalkspats  neuen  Kalkspat  statt  des  verschwundenen  ursprünglichen 
(Pseudomorphosen  von  Kalkspat  nach  Kalkspat).  Oder  aber,  man  findet 
den  Hohlraum  von  einem  mit  dem  ursprünglichen  Mineral  hetero- 
morphen  erfüllt,  also  z.  B.  die  von  einem  Kalkspatkrystall  hinterlassene 
Höhlung  mit  Aragonit  (Pseudomorphosen  von  Aragonit  nach  Kalk- 
spat); zuweilen  trifft  man  auch  das  Umgekehrte.  Man  muß  sich  hUten, 
Bildungen  solcher  Art  für  Paramorphosen  zu  halten. 

Ganz  eigentümliche  Bildungen  sind  die  von  Scheerer  Perimor- 
phosen  genannten  Mineralien  von  Arendal  (nicht  Perimorphosen  Kenn- 
gotts,  siehe  oben).  Dünne  Schalen  oder  Häute  von  Granat-  oder 
Vesuviansubstanz  umschließen  Käume  je  von  der  Krystallform  dieser 
Mineralien,  welche  innen  vollkommen  erfüllt  sind  mit  einem  regel- 
losen Gemenge  von  Granat  resp.  Vesuvian  mit  Skapolith,  Epidot, 
Quarz,  Kalkspat  und  anderen  Mineralien. 

Zn  den  Psendomorphosen  gehören  in  einem  gewissen  Sinne  anch  die  Ver- 
Steinerungen,  in  denen  verschiedene  Mineralsnbstanzen  die  Stelle  von  organischen 
Formen  einnehmen.  Sehr  hänfig  sind  die  Yersteinemngen  von  Kalk  gebildet,  wie  die 
erhaltenen  Teile  der  betreffenden  Organismen,  die  Muschelschalen,  KoraUenstöcke  etc. 
ebenfaUs  waren.  Häufig  ist  an  die  SteUe  des  Kalks  später  Kieselerde  getreten,  die 
Versteinerungen  sind  verkieselt,  das  ist  namentlich  auch  bei  yersteinerten  Pflanzen 
häufig.  Sodann  ist  besonders  Schwefelkies  zu  erwähnen  (verkieste  Versteinerungen). 
Seltenere  Versteinerungsmittel  sind  Flußspat,  Gips,  Eisenglanz  und  manche  andere. 
(Blum,  Die  Pseudomorphosen  des  Mineralreichs.  1843.  Mit  vier  Nachträgen. 
1847—79.  E.  Geinitz,  N.  Jahrb.  für  Min.  etc.  1877,  449  und  Tschermaks  Min. 
Mittlgn.  n.  489.   1879.    J.  Both,  Allgemeine  und  chemische  Geologie.) 


Atomgewichte. 

409 

Internationale  Atomgewichte. 

1903. 

0  —  16.00          (H  —  1.008) 

Ni 

Alaminiom 

AI 

27.1 

Nickel 

58.7 

Antimon 

Sb 

120.2 

Niobium 

Nb 

94 

Argon 

A 

39.9 

Osmium 

Os 

191 

Arsen 

As 

76.0 

Palladium 

Pd 

106 

Baryum 

Ba 

137.4 

Phosphor 

P 

31.0 

Beryllium 

Be 

9.1 

Platin 

Pt 

194.8 

Blei 

Pb 

206.9 

Praseodym 

Pr 

140.5 

Bor 

B 

11 

Quecksilber 

Hg 

200.0 

Brom 

Br 

79.96 

Radium 

Ra 

225 

Cadminm 

Cd 

112.4 

.  Rhodium 

Rh 

103.0 

Caesjam 

Cs 

133 

Rubidium 

Rb 

86.4 

Calcium 

Ca 

40.1 

Ruthenium 

Ru 

101.7 

Cerium 

Ce 

140 

1  Samarium 

Sa 

160 

Chlor 

Cl 

36.45 

Sauerstoff 

0 

16.00 

Chrom 

Cr 

52.1 

i  Scandium 

Sc 

44.1 

Eisen 

Fe 

66.9 

Schwefel 

S 

32.06 

Erbium 

Er 

166 

Selen 

Se 

79.2 

Fluor 

F 

19 

Süber 

Ag 

107.93 

Gadolinium 

Gd 

166 

Silicium 

Si 

28.4 

Gallium 

Ga 

70 

Stickstoff 

N 

14.04 

Germanium 

Ge 

72.6 

Strontium 

Sr 

87.6 

Gold 

Au 

197.2 

Tantal 

Ta 

183 

Helium 

He 

4 

Tellur 

Te 

127.6 

Indium 

In 

114 

Terbium 

Tb 

160 

Iridium 

Ir 

193.0 

Thallium 

Tl 

204.1 

Jod 

J 

126.85 

Thorium 

Th 

232.5 

Kalium 

K 

39.16 

Thulium 

Tu 

171 

Kobalt 

Co 

59.0 

Titan 

Ti 

48.1 

Kohlenstoff 

C 

12.00 

Uran 

U 

238.5 

Krypton 

Kr 

81.8 

Vanadin 

V 

51.2 

Kupfer 

Cu 

63.6 

W  asserstoff 

H 

1.008 

Tianthan 

La        138.9 

Wismut 

Bi 

208.5 

Lithium 

Li 

7.03 

Wolfram 

W 

184.0 

Magnesium 

Mg 

24.36 

1 

Xenon 

X 

128 

Mangan 

Mn 

56.0 

Ytterbium 

Yb 

173.0 

Molybdän 

Mo 

96.0 

Yttrium 

Y 

89.0 

Natrium 

Na 

23.06 

Zink 

Zn 

65.4 

Neodym 

Nd 

143.6 

Zinn 

Sn 

119.0 

Neon 

Ne 

20 

Zirconium 

Zr 

90.6 

Spezieller  Teil. 


I.  Abschnitt. 

Systematik. 


818.  Mineralspezlefl.  Man  faßt  alle  diejenigen  Mineralsubstanzen  zu  einer 
Minerdlspezies  zusammen,  welche  die  gleiche  chemische  Znsammensetznng  und  die- 
selbe Erystallform  haben  (resp.  amorph  sind).  Die  äußeren  und  physikalischen  Eigen- 
schaften hftngen  von  den  genannten  beiden  mehr  oder  weniger  direkt  and  ausschließ- 
lich ab,  oder  sie  sind  mit  äußeren  Einflüssen  veränderlich  und  daher  bei  der  Klassi- 
fikation unwesentlich  und  unwichtig. 

Die  Identität  der  chemischen  Zusammensetzung  aller  zu  derselben  Mineral- 
spezies zu  rechnenden  Exemplare  ist  aber  selten  eine  absolute.  Gkinz  abgesehen  von 
mechanisch  eingemengten  Verunreinigungen  sind  den  meisten  Mineralien  mehr  oder 
weniger  große  Quantitäten  isomorpher  Substanzen  beigemischt.  Kleine  Mengen 
solcher  isomorpher  Beimischungen  werden  vernachlässigt,  Schwierigkeiten  in  der  Ab- 
grenzung der  Spezies  treten  aber  ein,  wenn  zwischen  zwei  isomorphen  Endgliedern 
so  viele  verschiedene  Mischungen  sich  gebildet  haben,  daß  vom  einen  zum  anderen 
ein  ganz  allmählicher  Übergang  stattfindet,  wie  z.  B.  zwischen  dem  Natronfeldspat 
(Albit)  und  dem  Kalkfeldspat  (Anorthit).  In  solchen  Fällen  muß  man  an  je  nach 
den  speziellen  Verhältnissen  zu  beurteilenden  Punkten  in  der  Mischungreihe  Grenzen 
ziehen,  zwischen  weichen  die  eine  solche  Beihe  bildenden  Spezies  liegen  (vergl.  die 
Beihe  der  Plagioklase).  Die  Spezies  sind  in  solchen  Fällen  im  ganzen  vollkommen 
willkürlich  und  beliebig  abgeschieden,  aber  eine  Einteilung  einer  solchen  Beihe  in 
einzelne  Spezies  ist  nötig,  trotzdem  hier  eine  rationelle  Abgrenzung  unmöglich  ist, 
weil,  wenn  man  die  ganze  Beihe  als  zu  einer  Spezies  gehörig  ansehen  wollte,  man 
in  diese  auch  die  beiden  ganz  verschiedenen  Endglieder  (hier  z.  B.  Albit  und  Anor- 
thit) rechnen  müßte,  was  einer  zweckmäßigen  Systematik  widerspräche. 

Daß  die  chemische  Zusammensetzung  allein  nicht  zur  Umgrenzung  der  Spezies 
ausreicht,  sieht  man  aus  der  Existenz  von  dimorphen  Körpern,  die  zwar  gleich  zu- 
sammengesetzty  aber  sonst  sehr  verschieden  sind.  Wollte  man  alle  chemisch  gleich 
zusammengesetzten  Mineralien  ohne  Bücksicht  auf  das  KrystaUsystem  zu  einer  Spezies 
zusammenfassen,  so  würde  z.B.  Graphit  und  Diamant  zusammen  eine  solche  bilden, 
zwei  Körper,  welche  doch  in  jeder  Hinsicht,  außer  in  der  Zusammensetzung  von  ein- 
ander abweichen.  Es  ist  also  außer  der  Zusammensetzung  noch  Anderes  zur  Ab- 
grenzung der  Spezies  nötig,  und  dabei  bietet  sich  als  das  Wichtigste  von  selbst  die 


Mmeralapezies.    Varietät  411 

Krystallfonn  dar.  Bei  Bemteilnn^  der  Qleidiheit  oder  Verschiedenheit  der  Erystall- 
iorm  kommt  es  lediglich  auf  die  Erystallreihe  (das  Achsensystem),  nicht  auf  die  im 
spenellen  Fall  gerade  ausgebildeten  Erystallformen  an.  Aber  auch  das  Achsen- 
system, d.  h.  das  Achsenverhältnis  (ey.  die  Achsenwinkel),  ist  nicht  stets  bei  allen 
Krystallen  derselben  Speides  absolut  gleich,  sondern  es  ist  ebenfalls  wie  die  Zu- 
sammenseteung  und  mit  dieser  etwas,  aber  allerdings  in  engen  Grenzen  schwankend. 
Die  Erystallklasse  ist  aber  bei  allen  zu  einer  Spezies  gehörigen  Mineralien  stets 
dasselbe. 

Was  die  von  der  Zusammensetzung  und  von  der  £rystallform  abhängigen 
physikalischen  Eigenschaften  betrifft,  so  sind  von  ihnen  vorzugsweise  das  spezifische 
Gewicht,  die  Blätterbrüche  und  die  optischen  Verhältnisse  ins  Auge  zu  fassen. 
Ersteres  steht  mit  der  Zusammensetzung  und  £rystallform  derart  in  Verbindung, 
daß  stets  gleich  zusammengesetzte  und  krystalUsierte  Mineralien  auch  das  gleiche 
spezifische  Gewicht  haben.  Dasselbe  gilt  für  die  Blätterbrüche:  gleich  zusammen- 
gesetzte Mineralien  von  derselben  £rystallform  sind  stets  in  den  nämlichen  Bich- 
tungen  spaltbar.  Diese  Eigenschaften  sind  also  bei  der  Klassifikation  nicht  weiter 
zu  Terwerten.  Von  den  optischen  Verhältnissen  stehen  einige  mit  der  Krystallfonn  in 
notwendigem  Zusammenhang,  wie  optische  Einachsigkeit  mit  dem  hezagonalen  resp. 
dem  quadratischen  Krystallsystem  etc.  Diese  sind  hier  ebenfalls  nicht  weiter  zu  berück- 
sichtigen. Andere  an  sich  veränderliche  und  mit  der  Krystallform  zum  Teil  weniger 
direkt  zusammenhängende  Eigenschaften  sind  an  allen  Exemplaren  eines  durch  che- 
mische Zusammensetzung  und  Krystallform  charakterisierten  Minerals  ziemlich  kon- 
stant dieselben.  Dies  ist  namentlich  betrefis  der  Lage  der  Elastizitätsachsen  gegen 
die  krystallographischen  der  Fall,  soweit  sie  Überhaupt  von  diesen  in  der  Lage  ver- 
schieden sind,  was  nur  im  monoklinen  und  triklinen  System  der  Fall  ist.  Sie  sind 
zwar  durch  isomorphe  Beimischungen  und  auch  durch  gewisse  äußere  Einflüsse,  wie 
Temperaturveränderungen  etc.,  etwas  schwankend,  aber  meist  innerhalb  enger 
Grenzen.  Weniger  konstant  und  daher  weniger  wichtig  ist  der  Charakter  der 
Doppelbrechung  —  es  gibt  Mineralspezies,  bei  denen  einzelne  Exemplare  teils  positiv, 
teils  negativ  sind  — ,  der  Achsenwinkel  etc.  Wie  weit  Farben  von  Wichtigkeit 
sind,  vergl.  (260) ;  nur  bei  metallischen  Substanzen  haben  sie  selbständige  Bedeutung 
und  sind  für  die  durch  chemische  Zusammensetzung  und  Krystallform  charakteri- 
sierten mineralischen  Substanzen  konstant.  Ähnlich  ist  es  beim  Glanz,  der  bei  nicht 
metallischen,  zum  Teil  auch  bei  metallischen  Substanzen  wesentiich  mit  von  der 
Struktur  des  betreffenden  Stücks  abhängt  Kurz,  man  überzeugt  sich  bei  der  Be- 
trachtung sämtiicher  Eigenschaften  der  Mineralien,  daß  die  chemische  Zusammen- 
setzung und  die  Krystallisation  für  die  Charakterisierung  der  Mineralspezies  er- 
forderlich, aber  auch  genügend  sind,  da  die  anderen  Eigenschaften  von  diesen  beiden 
entweder  abhängen  oder  mit  äußeren  Einflüssen  schwankend,  also  für  den  vorliegen- 
den Zweck  unwichtig  sind. 

S14.  Varietät«  Nach  der  Verschiedenheit  der  mit  äußeren  Einflüssen  schwan- 
kenden Eigenschaften  werden  innerhalb  der  einzelnen  Mineralspezies,  namentlich  der 
häufigen  und  weit  verbreiteten,  vielfach  Varietäten  als  Unterabteilungen  der  Spezies 
unterschieden,  welche  aber  wegen  des  schwankenden  Charakters  der  Unterscheidungs- 
merkmale nicht  scharf  geschieden  sind,  sondern  ineinander  allmählich  übergehen,  im 
Gegensatz  zu  den  Spezies,  welche  abgesehen  von  den  isomorphen  Mischungen  voll- 
kommen scharfe  Grenzen  gegen  einander  haben.  Die  bei  der  Abscheidung  der 
Varietäten  einer  Mineralspezies  voneinander  in  Betracht  zu  ziehenden  Eigenschaften 
sind  in  jedem  einzelnen  Falle  andere:  es  ist  die  Farbe  (z.  B.  bei  Bergkrystall  und 
Bauchtopas),  Glanz  (Fettquarz),  Durchsichtigkeit  (Bergkrystall  und  gemeiner  Quarz), 
ferner  Stmkturverhältnisse  (z.  B.  Gipsspat,  Alabaster,  Fasergips)  und  anderes  mehr. 


412  Systematik. 

315«  ttineralByBtem«  Das  Mineralsystem  ordnet  nnn  die  einzelnen  Mineral- 
Spezies  in  der  Weise  an,  daß  dadurch  ein  möglichst  leichter  und  heqnemer  Über- 
blick über  die  Gesamtheit  des  Mineralreichs  gewährt  wird.  Eine  tiefergehende 
Bedeutnng,  etwa  wie  dem  zoologischen  und  botanischen  System,  kommt  dem  Mineral- 
system nicht  zn,  es  bezweckt  lediglich  eine  möglichst  übersichtliche  Gruppierung 
der  Mineralspezies.  Auch  hierbei  wie  bei  der  Abgrenzung  der  Spezies  wird  man 
zweckmäßig  die  chemische  Zusammensetzung  und  £rystallisation  in  erste  Linie 
stellen.  In  Bezug  auf  die  erstere  werden  auf  Grund  der  chemischen  Zusammen- 
setzung größere  Hauptabteilungen  —  Klassen  —  unterschieden,  und  zwar  nehmen 
wir  deren  14  an,  deren  umfang  allerdings  zum  Teil  verschieden  ist.  Die  folgende 
Tabelle  gibt  eine  Übersicht  darüber.  Sie  zeigt  außerdem,  welche  Arten  Yon  che- 
mischen Verbindungen  die  Natur  gebildet  hat,  die  zugleich  so  beschaffen  sind, 
daß  sie  in  der  Erdkruste  sich  längere  Zeit  erhalten  und  so  als  Mineralien  an  dem 
Aufbau  derselben  teilnehmen  können. 

1.  Klasse:  Elemente. 


2. 

,        HcUoidverbindungen. 

3. 

,        Schwefelverhindungen. 

4. 

,        Oxyde. 

5. 

,        Borate. 

6. 

,       Karbonate  und  Nitrate. 

7.        , 

,        Silikate. 

8. 

,        Titanate,  Zirkoniate,  Thorate. 

9. 

,        Tantalate  und  Niobate. 

10. 

,        Phosphate,  Arseniate,  Vanadinate. 

11.        , 

,        Wolframiate  und  Molybdate. 

12. 

,        Chromate. 

13.        , 

,        Sulphate. 

14. 

,        Mineralsuhstanzen  organischen  Ursprungs. 

Die  Klassen,  welche  Mineralien  mit  Sauerstoffsäuren  enthalten,  sind  nach  dem 
steigenden  Sauerstoffgehalt  der  Säureanhydride  geordnet.  Innerhalb  der  einzelnen 
Klassen  wird  zunächst  eine  Abteilung  der  wasserfreien  und  wasserhaltigen  Mine- 
ralien unterschieden,  sofern  wasserhaltige  Mineralien  in  der  Klasse  überhaupt  vor- 
handen sind.  Sodann  werden  stets  alle  isomorphen  Mineralien  in  eine  Reihe  zu- 
sammengefaßt und  in  ununterbrochener  Folge  beschrieben,  aber  vielfach  an  die  ein- 
zelnen Mineralien  die  mit  ihnen  heteromorphen  unmittelbar  angeschlossen.  Dem 
Isomorphismus  ist  somit  bei  der  Gruppierung  der  Spezies  innerhalb  der  Klassen  eine 
große  Wichtigkeit  beigelegt.  Diese  trat  auch  schon  zum  Teil  bei  der  Abgrenzung 
der  Klassen  hervor,  sofern  innerhalb  der  Reihe  der  Sauerstoffsalze  die  Verbindungen 
aller  deijenigen  Säuren  in  eine  Klasse  vereinigt  wurden,  welche  in  denselben  iso- 
morphen Reihen  auftreten.  Es  müßte  ja  sonst,  wenn  die  Salze  aller  Säuren  in  be- 
sonderen Klassen  zusammengestellt  und  von  denen  aller  anderen  Säuren  getrennt 
würden,  ein  Zerreißen  der  isomorphen  Reihen  eintreten,  was  unnatürlich  und  unüber- 
sichtlich erscheint.  Aus  diesem  Grunde  sind  z.  B.  alle  Phosphate,  Arseniate  und 
Vanadinate  zu  einer  Klasse  zusammengefaßt,  weil  sie  vielfach  miteinander  isomorph 
sind.  Im  Gegensatz  dazu  bilden  die  Tantalate  und  Niobate,  zwar  wieder  unterein- 
ander, aber  niemals  mit  den  Phosphaten  etc.  isomorphe  Verbindungen  und  sind  daher 
zu  einer  neuen  Klasse  vereinigt  und  von  der  der  Phosphate  etc.  abgetrennt  Auf  diese 
Weise  wird  es  erreicht,  daß  stets  alle  Glieder  einer  isomorphen  Reihe  im  System 
unmittelbar  hintereinander  aufgeführt  werden  können.  Die  Aneinanderreihung  der 
einzelnen  isomorphen  Gruppen  und  der  außerhalb  dieser  isoliert  stehenden  Minera- 
lien geschieht  wieder  nach  chemischen  Grundsätzen,  im  allgemeinen  so,  daß  sie  nach 


Mineralgystem.  413 

steigendem  Gtehalt  eines  bestimmten  Bestandteils  geordnet  sind,  also  z.  B.  bei  Salzen 
in  der  Reihe  der  zunehmenden  Basizität.  Doch  ist  dies  nicht  konsequent  durch- 
gef&hrt,  und  es  sind  zuweilen  Mineralien  zusammengestellt,  welche  durch  die  Ge- 
samtheit ihres  Verhaltens  nahe  Beziehungen  zeigen,  auch  wenn  sie  nach  dem  rein 
chemischen  Gesichtspunkt  getrennt  sein  müßten.  £benso  sind  auch  an  gewisse 
wasserfreie  Mineralien  einige  ihnen  sonst  in  anderer  Hinsicht  nahestehende  wasser- 
haltige angeschlossen,  namentlich  wenn  die  letzteren  Zersetzungsprodukte  von  jenen 
sind.  In  dien  Fällen  war  der  oberste  Gesichtspunkt  Leichtigkeit  und  Bequemlich- 
keit der  Übersicht  über  das  Mineralreich,  die  man  sich  allerdings  wohl  in  gleicher 
Weise  auch  durch  andere  Gruppierung  der  Spezies  verschaffen  kann. 


IL  Abschnitt. 


Systematische  Beschreibung  der  Mineralspezies. 


Abkürzungen. 

Sym.  Eb.  ^  Symmetrieebene. 

S.  K.  <=  Seitenkante.       E.  E.  <=  Endkante. 

S.  E.  B=  Seitenecke.       E.  E.  =  Endecke. 

Zw.  FL  =  Zwillingsfiäche.       Zw.  A.  =  Zwillingsachse. 

Bl.  Br.  «  Blätterbrach. 

n.  d.  M.  =  nnter  dem  Mikroskop. 

r.,  g.j  gr.,  bl.,  etc.  =  rot,  gelb,  grfin,  blau  etc. 

D.  Br.  s=  Doppelbrechung;  beispielsweise: 

—  D.  Br.  =  die  Doppelbrechung  des  KrjstaUs  ist  negativ. 

opt  A.  E.  B  Ebene  der  optischen  Achsen  und 

M.  L.  =  erste  optische  Mittellinie;  beispielsweise: 

opt.  A.  E.  aCf  -^  IL  L.  a  =  die  Ebene  der  optischen  Achsen  ist  der  krystallo» 

graphischen  Achsenebene  ac  und  die  positive  1.  Mittellinie  der  Erystall- 

achse  a  parallel, 
n  s=  Brechungskoeffizient  isotroper  Substanzen,  z.  B.  ttr  für  rotes,  fw  fflr  blaues  etc. 

Licht. 
a>^  e  s=  Hauptbrechungskoeffizienten  einachsiger  Krystalle. 

«,  A/=         n  »  zweiachsiger      „        («</*</)• 

H.  »  Härte. 

G.  ^  spezifisches  Gewicht 

V.  d.  L.  =  vor  dem  LQtrohr. 


I.  Klasse. 
Elemente. 

a.  Metalloide.        b.  Metalle. 

a.  Metalloide. 
SchwefeL 

S,  z.  T.  sehr  rein,  z.  T.  mit  Ton,  Bitumen,  Schwefelarsen  etc. 
gemengt;  auch  Se  ist  manchmal  darin  enthalten  (Selenschwefel),  ebenso 
Te  (Tellurschwefel).  Ein  braunrote  Ernsten  bildender  Schwefel  mit 
29,22  As  aus  dem  Vulkan  Pagandajan  in  Java  ist  ArsenstdfurU  ge- 
nannt worden. 

Rhombisch,  häufig  in  ausgezeichneten  aufgewachsenen  Erystallen : 
Oktaeder  P  =  P  (111)  fehlt  nie:  143«  18'  (S.  K);  106*  38'  und 
84^  58'  (E.  E.);  die  seitlichen  E.  K  sind  häufig  durch  die  Flächen 
von  w  =  Poo  (011),  die  R  E.  durch  die  Basis  c  =  OP  (001)  gerade 
abgestumpft.  Die  Flächen  des  stumpferen  Oktaeders  8  =  ^P  (113) 
stumpfen  häufig  die  Kanten  Fjc  ab  (Fig.  360),  seltener  sind 
die  Prismenflächen  m  =  ooP  (110),  die  die  S.  K.  von  P  ab- 
stumpfen würden.  Zuweilen  haben  die  Erystalle  einen  tetra- 
edrischen  Habitus,  indem  die  abwechselnden  Flächen  P  groß 
und  klein  sind  oder  auch  wohl  ganz  fehlen.  Zwillinge  nicht 
häufig,  nach  3  Gesetzen ;  Zw.  Fl.  eine  Fläche  eines  der  drei 
Prismen,  welche  die  Kanten  von  P  abstumpfen.  ^' 

BL  Br.  sehr  unvollkommen;  Bruch  bei  reinen  Stücken  muschlig. 
Spröd  ins  Milde.  Leicht  zersprengbar.  H.  =  2.  6.  =  1,9—2,1.  Reine 
Stücke  schwefelgelb;  häufig  auch  andere  Nuancen  von  gelb,  bes.  ins 
Braune  und  Eote,  unreine  Massen  auch  leberbraun.  Zuweilen  voll- 
kommen durchsichtig,  meist  allerdings  trübe ;  demantartiger  Fettglanz 
auf  Krystallfiächen,  auf  Bruchfiächen  reiner  Stücke  reiner  Fettglanz. 
Sehr  starke  Licht-  und  Doppelbrechung,  ß  =  2,019  (r.)  und  2,061  (gr.) ; 
a  —  y  =  0,277  (r.)  und  0,301  (gr.).  Opt.  A.  E.  oc;  -f  M.  L.  c,  e<f. 
Durch  Selben  mit  Tuch  etc.  —  elektrisch.  Leitet  die  Elektrizität 
schlecht;  ebenso  die  Wärme,  größere  Stücke  zerspringen  daher  leicht 
in  der  Hand,  weil  sie  ungleich  erwärmt  und  dadurch  ungleichmäßig 
ausgedehnt  werden. 


416  Elemente. 

Schmilzt  bei  114<>  und  verdampft  bei  450«.  In  CS^  löslich.  Aus 
der  Lösung  und  aus  Dämpfen  bilden  sich  rhombische  Krystalle  wie  die 
natürlichen.  Aus  dem  Schmelzfluß  erstarren  monokline  Krystalle, 
welche  an  natürlichem  Schwefel  noch  nicht  beobachtet  worden  sind,  die 
aber  allmählich  durch  molekulare  ümlagerung  wieder  in  die  eben  be- 
schriebene natürliche  Modifikation  übergehen,  wobei  die  erst  klaren  mono- 
klinen  Krystalle  trübe  werden,  indem  sie  sich  in  Aggi'egate  rhombischer 
Kryställchen  verwandeln.  Unter  anderen  Umständen  können  noch 
mehrere  weitere  heteromorphe  Modifikationen  des  Schwefels  entstehen, 
von  denen  jetzt  im  ganzen  ca.  6  genauer  studiert  sind.  Auch  amorph 
kann  er  erstarren.  In  der  Natur  ist  aber  nur  die  eine  rhombische 
Modifikation  bekannt,  die  anderen  sind  alle  Kunstprodukte.  Verbrennt 
an  der  Luft  mit  blauer  Flamme  zu  SO^  mit  dem  charakteristischen 
Geruch. 

Findet  sich  in  schönen  Krystallen  und  in  derben  Massen,  zuweilen 
auch  in  krustenförmigen  Überzügen  mit  nierenförmiger  Oberfläche, 
als  Stalaktiten  etc.,  oder  als  lockeres  Aggregat  kleiner  Kryställchen 
(Mehlschwefel);  auch  in  runden  mehr  oder  weniger  stark  verun- 
reinigten Knollen  von  brauner  Farbe.  Sehr  häufig  ist  Schwefel 
mit  Gips  zusammen  im  Ton,  vielfach  mit  Braunkohlen  und  bitumi- 
nösen Substanzen,  vorzugsweise  in  der  Tertiärformation.  Berühmt 
ist  das  Vorkommen  bei  Girgenti,  Galtanisetta,  Bacalmuto,  Ler- 
cara  etc.,  in  Sizilien,  dem  Hauptschwefelland  der  Erde,  wo  jähr- 
lich mehr  als  10  Mill.  Centner  gewonnen  werden;  es  sind  derbe 
Massen  im  gipsfuhrenden  Tertiärton  und  auf  Drusen  schöne  Krystalle 
mit  Cölestin,  Gips,  Kalkspat,  Aragonit  etc.  Ähnlich  ist  das  Vor- 
kommen bei  Gonil  in  Spanien,  wo  sich  ebenfalls  ausgezeichnete 
Krystalle  finden.  Die  schönen  Krystalle  von  Perticara  in  der  Eomagna 
in  Italien  sind  mit  Asphalt  bedeckt.  Eigentümlich  ist  das  Vorkommen 
von  Terruel  in  Spanien,  wo  Schwefel  die  Schalen  von  Süßwasser- 
schuecken  erfüllt  Derbe  Massen  bei  Bex  in  der  Schweiz,  Weenzen 
in  Hannover  etc.  im  Gips,  ebenso  bei  Swoszowice  in  Galizien  etc.  Die 
erwähnten  braunen  runden  Knollen  im  Ton  bei  Eadoboj  in  Kroatien  mit 
Braunkohle.  Als  Sublimationsprodukt  von  Vulkanen  nicht  selten 
(Solfatara  bei  Neapel,  Vulkano  etc.),  zuweilen  in  gut  ausgebildeten 
Krystallen;  ebenso  auch  als  ein  Sublimationsprodukt  von  Stein- 
und  Braunkohlenbränden  gebildet.  Mehlschwefel  bildet  sich  ebenfalls 
in  Vulkanen,  aber  auch  vielfach  als  Absatz  -ff^S-haltiger  Quellen  in 
geringen  Mengen  (sog.  Badeschwefel).  Der  meiste  Schwefel  entsteht 
bei  der  teilweisen  Oxydation  von  Schwefelwasserstoff  durch  den  Sauer- 
stoff der  Luft.  Der  Schwefelwasserstoff  entweicht  entweder  gasförmig 
aus  manchen  Vulkanen  und  bildet  dann  den  vulkanischen  Schwefel. 
Oder  er  entsteht  durch  Reduktion  von  Sulfaten,  bes.  Gips,  mittels 


Diamant.  417 

organischer  Stoffe.  Auf  diese  Weise  hat  man  sich  die  Entstehung  des 
sizilianischen  Schwefels  und  aller  anderen  Vorkommnisse  in  Gips  etc. 
zu  denken.  Aus  Vulkanen  entweicht  häufig  SOo  neben  H^S,  die  sich 
unter  Bildung  von  H^O  und  Ausscheidung  von  Schwefel  gegenseitig 
zersetzen.  Aus  Schwefelmetallen  wird  nicht  selten  bei  der  Verwitte- 
rung S,  oft  in  der  Form  flächenreicher  Krystalle  abgeschieden,  z.  B. 
aus  Bleiglanz,  Kupferkies,  Schwefelkies,  aus  letzterem  in  größerer 
Menge  bei  Famatina  in  Argentinien  etc.  Große  Massen  Schwefel 
kommen  gegenwärtig  auch  aus  Daghestan  im  Kaukasus. 

(G.  V.  Rath,  Pogg.  Ann.  145  pag.  1,  VI.  Ergänz. -Bd.  pag.  349;  Brezina, 
Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  60;  Schrauf,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  18,  1890,  pag.  113; 
Busz,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  20,  1892,  pag.  658;  Branns,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
Beil.-Bd.  13,  1899,  pag.  39;  Molengraaff,  Zeitflchr.  f.  Kryst.,  Bd.  14,  1888,  pag.  43.) 

Diamant« 

C,  sehr  rein.  Kleine  Spuren  von  unorganischen  Beimengungen 
bleiben  beim  Verbrennen  zurück  (Aschenbestandteile). 

Der  Diamant  krystallisiert  ausgezeichnet  regulär:  Oktaeder; 
Granatoeder  und  Hexakisoktaeder  sind  die  gewöhnlichsten  Formen, 
seltener  sind  Würfel  und  Pyramidenwürfel;  auch  Ikositetraeder 
und  Pyramidenoktaeder  kommen  vor.  Somit  treten  alle  einfachen 
Formen  des  regulären  Systems  am  Diamant  auf,  und  von  diesen  nur 
Ikositetraeder  niemals  selbständig  oder  doch  vorwiegend.  Die  Flächen 
des  Oktaeders  sind  glatt  und  eben,  aber  vielfach  mit  dreiseitigpyra- 
midalen Vertiefungen  versehen.  Die  Flächen  der  anderen  Formen 
sind  gekrümmt,  vielfach  gestreift,  unregelmäßig  und  drusig;  die 
Würfelflächen  sind  meist  matt  und  rauh,  auch  die  Pyramidenwürfel- 
flächen  zeigen  vielfach  diese  Beschaffenheit.  Die  oben  genannten 
Formen  sind  jedoch  bloß  scheinbar  vollflächig,  in  Wirklichkeit  sind 
«ie  tetraedrisch-hemiedrisch.  Deutlich  tetraedrische  Krystalle  findet 
man  zwar  selten,  aber  ihr  wenn  auch  seltenes  Vorkommen  läßt  keinen 
Zweifel  an  der  genannten  krystallographischen  Ausbildung  des  Dia- 
mants.  Die  scheinbar  vollflächigen  oktaedrischen  Krystalle  (Fig.  362) 
sind  Ergänzungszwillinge  zweier  tetraedrischer  Formen  nach  Art  des 
in  Fig.  273  dargestellten,  wo  die  Tetraederkanten  (oder  die  diesen 
in  der  Lage  entsprechenden  Kanten  anderer  tetraedrischer  KöiTper) 
sich  rechtwinklig  durchkreuzen  und  wo  die  Ecken  des  einen  Tetra- 
eders (resp.  die  den  Tetraederecken  entsprechenden  Ecken)  aus  den 
Flächen  des  Gegentetraeders  nasenartig  hervorragen.  Vielfach  sind 
es  nicht  Tetraeder,  sondern  Hexakistetraeder  p  und  p,  welche  in 
dieser  Weise  miteinander  verwachsen  sind.  Die  scheinbar  vollflächigen 
oktaedrischen  Formen  kommen  dann  dadurch  zu  stände,  daß  die 
Tetraederecken,  resp.  sechskantigen  Ecken  der  beiden  Hexakistetra- 

Bauer,  Mineralogie.  27 


418  Elemente. 

eder  p  und  ^,  welche  in  ihren  Lagen  den  Tetraederecken  entsprechen, 
darch  die  Flächen  je  des  Tetraeders  der  anderen  Stellung  o^  und  o* 
abgestnmpft  sind,  wenig,  wie  in  Fig.  363,  in  den  allermeisten  Fällen 
jedoch  stärker,  wie  in  Fig.  362,  so  daß  an  den  einspringenden  Zwillings- 
grenzen von  den  Flächen  p  und  j>  nur  kleine  Facetten  übrig  bleiben, 
während  die  Flächen  o>  und  o>  ein  Oktaeder  bilden,  an  dessen  Kanten 
die  Reste  der  Flächen  p  and  jj  einspringende  Winkel  (Einkerbungen) 
bilden.  Die  zu  Tetraedern  gleicher  Stellung  gehörigen  Flächen  o'  und  «• 
Kind  physikalisch  nicht  voneinander  vei'ScbiedeD ;  p  und  p  sind  meist 
parallel  mit  den  einspringenden  Kanten  deutlich  gestreift.    Ton  der 


Fig.  361.  Fig.  362.  Fig.  363. 

Zwillingsbildnng  und  Hemiedrie  gibt  dann  nichts  mehr  Kunde,  als  diese 
eingekerbten  Kanten  des  scheinbaren  Oktaeders,  die  man  an  sehr  vielen 
Diamantkrystallen  beobachtet.  Wenn  die  Abstumpfung  der  Ecken 
von  p  noch  stärker  ist,  als  in  Fig.  362,  dann  versehwinden  diese 
Kerben  oft  ganz  und  man  hat  ein  scheinbar  vollflächiges,  weil  von  lauter 
gleichen  Flächen  umgrenztes  Oktaeder.  Formen  wie  das  scheinbar  voll- 
flächige Hexakisoktaeder  {Fig.  361)  hat  man  sich  wohl  als  Kombination 
zweier  korrelater  Hezakistetraeder  vorzustellen;  allerdings  ist  ein 
physikalischer  Unterschied  der  in  den  abwechselnden  Oktanten  liegen- 
den Flächen,  wie  er  eigentlich  zu  erwarten  wäre,  auch  hier  nicht 
zu  erkennen. 

Übrigens  finden  sich  häufig  auch  Zwillinge  mit  gekreuzten  Achsen 
nach  dem  gewöhnlichen  Zwillingsgesetz,  Zw.  Fl.  die  Oktaederfläche. 
Die  Individuen  sind  oft  für  sich  Durchkreuzungszwillinge  wie  der 
eben  beschriebene,  von  der  Form  des  Oktaeders;  dann  entstehen 
Zwillinge  wie  Fig.  266  (Spinellzwillinge);  oder  sie  sind,  und  zwar 
noch  häufiger,  von  Granatoeder-  oder  Heiakisoktaederform,  die  Zwil- 
linge sind  dann  ganz  analog  gebildet  wie  die  SodalithzwllÜnge  ((157) 
Fig.  261),  aber  meist  in  der  Richtung  der  Zwillingsachse  stark  ver- 
kürzL  Ein  solcher  DiamantzwUling  ist  Fig.  364  abgebildet:  zwei  der 
Zwillingsfläche  parallele  Oktaederflächen  o  sind  senkrecht  zui-  Zwil- 
lingsacbse,  die  übrigen  Flächen  sind  Hexakisoktaederflächen.  Der- 
artige Krystalle  haben  wegen  der  Flächenkrümmung  eine  charakte- 
ristische Linsenform.  Auch  Dnrchwachsung  zweier  Würfel  nach  diesem 
Gesetz,  wie  beim  FluBgpat  (Fig.  269),  kommt  vor. 


Diamant  419 

Den  Oktaederflächen  gehen  vollkommene  Bl.  Br.  pai'allel.  H.  =  10, 
härtestes  Mineral.  Spröde.  G.  =  3,50— 3,53 ;  bei  —  42^3  ein  Maxi- 
raum der  Dichtigkeit.  Demantglänzend ;  wenn  ganz  rein,  durchsichtig, 
wenn  unrein,  trübe  bis  undurchsichtig.  Farblos  und  wasserhell  (wenn 
keine  Spur  von  Färbung  oder  Trübung:  Steine  vom  reinsten  oder 
ersten  Wasser);  häufig  etwas  gefärbt,  meist  gelblich,  dann  weniger 
wertvoll.  Tiefe,  gesättigte  Farben :  blau,  rot,  grün,  auch  schwarz  sind 
sehr  selten  und  sehr  geschätzt.  Sehr  starke  einfache  Lichtbrechung 
und  Farbenzerstreuung :  n  =  2,40735  (r.) ;  2,46476  (v.).  Auf  letzterer 
beruht  das  prächtige  Farbenspiel  (Feuer)  geschliffener  Diamanten. 
Zuweilen  Spuren  von  anomaler  Doppelbrechung,  besonders  in  der  Nähe 
der  nicht  selten  vorhandenen  Einschlüsse  fester,  flüssiger  und  gas- 
förmiger Natur.  Durch  Bestrahlung,  besser  durch  Reiben,  phosphores- 
zierend, oft  lang  andauernd.  Durch  Reiben  auch  +  elektrisch.  Sehr 
schlechter  Leiter  der  Elektrizität  Guter  Leiter  der  Wärme.  Durch 
Erwärmen  wenig  ausgedehnt.  V.  d.  L.  unschmelzbar.  Bei  längerem 
Glühen  an  der  Luft,  oder  besser  im  Sauerstoff,  verbrennt  er  zu  CO^ ; 
im  0-Strom  brennt  er  sogar,  einmal  entzündet,  fort.  Nach  kürzerem 
Glühen  an  der  Luft  entstehen  auf  den  Oktaederfllächen  als  Ätzfiguren 
regelmäßig  dreiseitige  pyramidale  Vertiefungen  ähnlich  den  oben  er- 
wähnten, aber  von  anderer  Orientierung.  Durch  Erhitzen  im  elek- 
trischen Bogen  geht  der  Diamant  in  Graphit  über.  Von  Säuren  und 
Alkalien  nicht  angegriffen;  durch  Kochen  mit  Scwefelsäure  und 
Kaliumbichromat  wird  das  feine  Pulver  oxydiert.  Mit  „blue  ground" 
(siehe  unten)  geschmolzen  werden  die  Krystalle  resorbiert 

Der  Diamant  findet  sich  meist  in  ringsum  ausgebildeten  Krystallen 
oder  in  Gruppen  unregelmäßig  verwachsener  Krystalle  (Bort).  Nicht 
selten  finden  sich  auch  runde,  radialfasrige  Kugeln  (Bortkugeln).  Die 
früher  und  seit  den  ältesten  Zeiten  bekannten  Lagerstätten  waren 
durchweg  Seifen,  z.  T.  durch  ein  Bindemittel  wieder  verfestigte,  Sand- 
steine und  Konglomerate  bildend,  und  vielfach  älteren  geologischen 
Formationen  angehörig.  Die  Hauptfundstellen  der  frühesten  Zeiten 
und  bis  in  das  18.  Jahrhundert  lagen  in  Vorderindien;  sie  sind  heut- 
zutage fast  erschöpft  und  von  geringer  Bedeutung.  Daneben  lieferte 
Bomeo  eine  kleine  Anzahl  von  Steinen.  Seit  etwa  1728  kennt  man  die 
brasilianischen  Diamanten,  besonders  aus  den  Provinzen  Minas  Geraös 
und  Bahia  stammend,  die  auch  heute  noch  wichtig  sind.  In  neuester 
Zeit  werden  auch  die  australischen  Seifen  nach  Diamanten  durch- 
sucht und  dabei  so  viele  Steine  erbeutet,  daß  sie  eine  gewisse  be- 
schränkte Wichtigkeit  erlangt  haben.  Sie  sind  besonders  hart  und 
bieten  daher  dem  Schleifer  große  Schwierigkeiten.  Unbedeutend  ist 
das  Vorkommen  am  Ural  und  in  den  Vereinigten  Staaten  an  zahl- 
reichen Stellen,  auch  hier  wie  in  allen  genannten  Gegenden  nur  auf 

27* 


420  Elemente. 

sekundärer  Lagerstätte,  in  Seifen.    Das  ursprüngliche  Muttergesteiu 
und  die  Art  der  Entstehung  ist  überall  noch  ganz  in  Dunkel  gehüllt. 

Seit  1867  ist  Südafrika  in  die  Reihe  der  Diamanten  liefernden 
Länder  eingetreten.  Zuerst  waren  die  Funde  nur  spärlich  und  eben- 
falls auf  Seifen  beschränkt,  besonders  im  Vaalfluß,  der  auch  jetzt 
noch  einigen  Ertrag  liefert.  Um  1870  wurden  aber  die  Lagerstätten 
bei  der  (darauf  hin  entstandenen)  Stadt  Kimberley  bekannt,  die  sich 
durch  eine  ganz  abweichende  Art  des  Vorkommens  und  durch  be- 
sondere Reichhaltigkeit  auszeichnen.  Die  Edelsteine  finden  sich  hier 
nicht  in  Seifen ;  sie  liegen  in  einer  grünen  serpentinartigen  Trümmer- 
masse, die  eine  Anzahl  von  senkrecht  in  die  Erde  sich  hinein- 
ziehenden Kanälen  mit  rundlichem  Querschnitt  von  unbekannter 
Tiefe  und  einigen  hundert  Meter  Durchmesser  erfüllt.  Sie  ist 
scharf  gegen  das  umgebende  Gestein  abgegrenzt,  das  keine  Spur 
von  Diamanten  enthält.  In  dem  die  Kanäle  erfüllenden  Gestein, 
dem  sog.  blue  ground,  sind  sie  aber  in  verhältnismäßig  so  großer 
Menge  eingeschlossen,  daß  die  Gegend  von  Kimberley  jetzt  mehr 
Diamanten  liefert,  als  alle  anderen  Fundorte  zusammen,  und  daß 
sie  sogar  in  der  kurzen  Zeit  seit  1870  schon  mehr  geliefert  hat,  als 
alle  anderen  Fundorte  zusammen  seit  den  ältesten  Zeiten.  Die 
gegenwärtige  Jahresproduktion,  die  aber  leicht  gesteigert  werden 
könnte,  wiegt  etwa  3^2  Mill.  Karat  und  hat  einen  Wert  von  ca. 
80  Mill.  Mark.  Die  Diamanten  am  Kap  (Kapdiamanten)  sind  nicht 
nur  reichlicher,  sondern  auch  durchschnittlich  größer  als  sonstwo. 
Während  in  Indien  und  Brasilien  meist  nur  sehr  kleine  Steine  vor- 
kommen, so  daß  solche  von  Erbsengröße  schon  selten,  von  Haselnuß- 
größe recht  ungewöhnlich  und  noch  größere  nur  ganz  vereinzelt  vor- 
gekommen sind,  trifft  man  am  Kap  haselnußgroße  Steine  noch  recht 
häufig  und  es  vergeht  kaum  ein  Tag,  an  dem  nicht  ein  solcher  ge- 
funden würde.  Der  größte  Kapdiamant  und  zugleich  der  größte 
überhaupt  gefundene  ist  der  sog.  Excelsior,  ca.  8  cm  lang  und  4  cm 
dick  und  breit;  er  hat  etwa  den  Umfang  einer  Kinderfaust  und  ein 
Gewicht  von  971  ^/^  Karat  (nahezu  200  Gramm).  Im  allgemeinen  sind 
aber  die  Kapsteine  deswegen  weniger  wertvoll,  als  die  indischen  und 
brasilischen,  weil  sie  meist  eine  etwas  ins  gelbliche  gehende  Farbe 
zeigen,  was  bei  den  letzteren  nicht  so  der  Fall  ist. 

Bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  von  meist  mikroskopisch  kleinen 
Diamanten  in  manchen  Meteoriten,  so  in  dem  Meteoreisen  vom  Caüon 
Diablo  in  Arizona  und  im  Meteorstein  von  Nowo  ürei,  Gouv.  Pensa 
in  Rußland.  Ebenso  hat  man  im  Stahl  und  im  Hartgußeisen  kleine 
Diamanten  beobachtet.  Der  im  Eisen  gelöste  Kohlenstoff  scheidet 
sich  z.  T.  in  der  Form  von  Diamant  aus,  wenn  die  Erkaltung  und 
Ei-starrung  unter  starkem  Druck  vor  sich  geht.    Moissan  hat  auf 


Diamant.    Graphit.  421 

diese  Weise  zuerst  kleine  Diamanten  künstlieh  dargestellt.  Auch 
Kohlenstoff,  der  in  einem  Silikatschmelzfluß  gelöst  ist,  krystallisiert 
nach  J.  Friedländer  und  R.  von  Haßlinger  beim  Erkalten  teilweise 
als  Diamant. 

Karbonat  (Carbonado)  ist  ein  krystallinischer,  derber,  poröser, 
schwarzer  D.  von  coaksähnlichem  Aussehen  und  vielleicht  noch  etwas 
härter,  der  in  oft  größeren  Klumpen  (bis  2  Äf.  Gewicht)  sich  in  den 
brasilischen  Diamantseifen,  besonders  in  Bahia  findet;  er  ist  unrein 
und  hat  bis  zu  2  %  Beimengungen. 

Der  D.  wird  seit  den  ältesten  Zeiten  als  Edelstein  verwendet. 
Zur  Erhöhung  des  Effekts  wird  er  geschliffen,  was  wegen  der  großen 
Härte  nur  im  eigenen  Pulver  geschehen  kann.  Je  nach  der  Zahl 
und  gegenseitigen  Lage  der  angeschliffenen  Facetten  unterscheidet 
man  hier  wie  bei  anderen  Edelsteinen  verschiedene  Schliffformen: 
Brillanten,  Rosetten,  Tafelsteine  etc.  Zur  Herstellung  des  Schleif- 
pulvers verwendet  man  z.  T.  Abfälle  größerer  Stücke,  welche  zum 
Schleifen  zu  klein  oder  zu  schlecht  sind,  und  trübe  oder  unregelmäßig 
verwachsene  Kryställchen,  die  sich  zum  Schleifen  nicht  eignen  (Dia- 
mantbort). Im  Juwelenhandel  werden  die  D.  nach  Karatgewicht  ver- 
kauft, 1  Karat  schwankend  um  200  mgr,  meist  205  mgr.  Der  Dia- 
mant dient  übrigens  wegen  seiner  Härte  auch  zum  Schleifen  anderer 
Edelsteine,  zum  Bohren  derselben  etc.,  neuerdings  hauptsächlich  auch 
zu  Gesteinsbohrungen  in  Bergwerken,  Tunnels  etc.;  besonders  der 
Karbonat  wird  hierzu  benutzt.  Zum  Glasschneiden  kann  nur  eine 
natürliche  Krystallkante  dienen,  nicht  ein  Spaltungssplitter,  ein  solcher 
ritat  nur,  schneidet  aber  nicht  Ein  Karat  rohen  Diamants  kostet  in 
Kimberley  im  Durchschnitt  gegen  30  Mk.  Ein  als  Brillant  gut  ge- 
schliffener Stein  von  einem  Karat  und  von  der  besten  Qualität  (vom 
reinsten  Wasser)  wird  im  Edelsteinkleinhandel  um  ca.  300  Mk.  ver- 
kauft. Dieser  Preis  steigt  bei  höherem  Gewicht  in  stärkerem  Maße 
als  dieses,  da  größere  Steine  verhältnismäßig  weit  seltener  sind,  als 
kleinere.  Wenn  die  Qualität  geringer  ist,  ermäßigt  sich  der  Preis 
erheblich. 

(G.  Rose-Sadebeck,  Abh.  Berl.  Akad.  1876;  E.  Weiß,  N.  Jahrb.  Min.  etc.  1880, 
Bd.  II;  G.  B^se,  Sitzgaber.  BerL  Akad.  1872;  Bauer,  Edeleteinkunde  1896.) 

Graphit  (Reißblei). 

C,  aber  weniger  rein,  als  Diamant;  selten  weniger  als  1  ^/o  Fe- 
haltiger  Aschenbestandteile,  deren  Menge  bis  zu  20  %  steigen  kann. 
Auch  flachtige  Bestandteile  fehlen  nicht  ganz.  Findet  sich  zuweilen 
in  dünnen  sechsseitigen  Plättchen,  welche  aber  dem  monoklinen  System 
angehören  sollen.  Sehr  deutlicher  Blätterbruch  nach  der  Basis;  sehr 
mild,  gemein  biegsam.   H.  =  0,5—1,  daher  fettig  anzuföhlen  und  auf 


422  Elemente. 

Papier  schreibend.  Schwarz  mit  schwarzem  Strich;  reine  Massen 
stark  metallglänzend,  unreine  matt,  halbmetallisch;  undurchsichtig. 
Guter  Leiter  der  Elektrizität.  6.  =  1,9—2,3 ;  der  reine  von  Ceylon : 
G.  =  2,25.  Unschmelzbar.  Von  Säuren  und  Basen  nicht  angegriffen, 
jedoch  durch  Kochen  des  Pulvers  mit  Schwefelsäure  und  Kalium- 
bichromat;  ebenso  durch  Erhitzen  mit  Salpetersäure  und  Kalium- 
chlorat,  wobei  Graphitsäure  entsteht  Mit  Salpeter  schwach  ver- 
puffend; im  Sauerstoff  schwerer  verbrennend,  als  Diamant.  Mancher 
Graphit  bläht  sich,  mit  konz.  HNO^  getränkt  und  auf  Platinblech 
geglüht,  wurmartig  auf  (Graphit  im  engeren  Sinne),  mancher  andere 
tut  das  nicht  {Graphüit),  Doch  soll  dieser  Unterschied  nur  auf  der 
mehr  oder  weniger  feinkörnigen  Struktur  beruhen.  Ein  äußerst  fein- 
körniger Graphit  aus  dem  Glimmerschiefer  im  sächsichen  Erzgebirge 
ist  Graphitoid  genannt  worden. 

Der  Graphit  ist  ein  technisch  wichtiges  Mineral,  von  dem  hier 
nur  die  Art  und  Weise  des  Vorkommens  im  allgemeinen  nebst  einer 
Anzahl  der  wichtigsten  Fundorte  angegeben  werden  kann.  Einzelne 
Täfelchen  liegen  im  körnigen  Kalk,  z.  T.  mit  deutlicheren  Krystall- 
flächen  (Pargas  in  Finnland,  Ticonderoga  im  Staat  New  York  etc.), 
meist  aber  unregelmäßige  kleine  Plättchen.  Besonders  in  der  Kontakt- 
zone gegen  Silikatgesteine;  stellenweise  ist  der  Kalk  mit  Graphit- 
staub förmlich  imprägniert  und  dadurch  schwarz  gefärbt  (Auerbach 
a.  d.  Bergstraße,  Wunsiedel  im  Fichtelgebirge,  in  Schlesien  an  mehreren 
Orten  etc.).  Sparsam  in  Eruptivgesteinen  (im  Gabbro  von  Harzburg,  im 
Syenit  von  Miask  im  Ural  und  von  Fredriksväm  in  Norwegen,  im  Por- 
phyr von  Elbingerode  im  Harz)  etc.  Hauptsächlich  verbreitet  in  krystal- 
linischen  Schiefem  (Gneiß,  Glimmerschiefer  etc.),  auch  Tonschiefer,  in 
denen  er  vielfach  den  Glimmer  ersetzt  und  Graphitschiefer  bildet  Da- 
zwischen nicht  selten  größere  Massen  reineren  Graphits,  blättrig,  zuweilen 
von  ausgedehnten  Lamellen  zusammengesetzt,  auch  strahlig  und  stenglig- 
blättrig,  sowie  schuppig  bis  dicht,  mehr  oder  weniger  rein,  selten 
fasrig,  holzähnlich.  So  findet  er  sich  in  den  krystallinischen  Schiefern, 
Gneißen  etc.  am  Rande  des  bayrisch-böhmischen  Waldes,  stellenweise 
in  Massen.  Hierher  gehört  u.  a.  das  wichtige  Vorkommen  in  der 
Gegend  von  Passau,  das  einen  beträchtlichen  Ertrag  liefert,  und  das 
von  Schwarzbach  in  Böhmen.  Ebenso  findet  sich  das  Mineral  in  den 
krystallinischen  Schiefem  der  steirischen  Alpen,  wo  es  gleichfalls  da 
und  dort  gewonnen  wird,  an  vielen  Orten  in  den  Vereinigten  Staaten, 
in  Kanada  etc.  Das  heutzutage  wichtigste  Vorkommen  ist  aber  auf 
Gängen  im  Granit,  Gneiß,  Granulit  etc.,  wo  der  Graphit  besonders 
rein  ist  und  ebenfalls  alle  die  oben  erwähnten  Strukturformen  zeigt. 
So  ist  es  in  Ceylon,  von  wo  gegenwärtig  der  meiste  und  beste  Graphit 
in  den  Handel  kommt.  Hierher  gehört  wohl  auch  der  jetzt  erschöpfte,  sog. 


Bhomboedrische  Metalle.  423 

Alibert-Graphit  aus  dem  Tunkinskschen  Gebirge  in  Sibirien,  400  Werst 
westlich  von  Irkutsk  (oder  vom  Baikalsee)  und  der  früher  berühmte 
Graphit  von  Borrowdale  in  Cumberland  (England).  In  größeren  Mengen 
kommt  Graphit  auch  in  Grönland  vor.  Schließlich  sei  noch  er- 
wähnt, daß  auch  in  einigen  Meteoriten  Graphit  gefunden  worden  ist. 
Die  Entstehung  des  Graphits  in  der  Natur  kann  noch  nicht  be- 
friedigend erklärt  werden.  Künstlich  entsteht  er  durch  Ausscheiden 
von  Kohlenstoff  aus  schmelzendem  Gußeisen  bei  der  Erstarrung. 

Verwendung  des  weniger  reinen  Gr.  zum  Ofenschwärzen,  zu  Schmelztiegeln  etc., 
des  reineren  zu  Bleistiften.  —  (Nordenskiöld,  Pogg.  Ann.  Bd.  96;  Hj.  Sjögren,  Öfvers. 
kgl.  Yetenskaps-Ak.  Förh.  Stockholm,  1884  pag.  29;  Weinschenk,  Abhandlgn.  bayr. 
Akad.  1897,  1900;  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  28,  1897,  pag.  291.) 

CUfionit  ist  Graphit  in  regulären,  besonders  würfligen  Formen,  aus  manchen 
Meteoreisen;  wahrscheinlich  eine  PHCudomorphose  (Paramorphose)  von  Graphit  nach 
Diamant. 

Schungit  ist  ein  metallglänzender  amorpher  Kohlenstoff,  zwischen  Graphit  und 
Anthracit  in  der  Mitte  stehend,  sehr  hygroskopisch;  dünne  Flötze  im  Tonschiefer 
von  Schunga,  Gouv.  Olonetz,  Eußland,  bildend. 


b.  Metalle. 

Die  in  der  Natur  im  freien,  gediegenen  Zustande  vorkommenden  Metalle  sind 
teils  regulär^  teils  rhomhoedrisch.  AUe  regulären  und  alle  rhoraboedrischen  sind  je 
miteinander  isomorph  und  finden  sich  vielfach  miteinander  gemischt.  Fd  ist  sowohl 
regulär  als  rhomhoedrisch  bekannt.  Die  Gesamtheit  der  natürlich  vorkommenden  Metalle 
bildet  daher  eine  isodimorphe  Eeihe,  um  so  mehr,  als  auch  noch  andere  Metalle,  besonders 
Jr,  wenigstens  in  den  isomorphen  Mischungen,  in  beiden  Reihen  vorkommen.  Die 
regulären  Metalle  sind  geschmeidig  und  dehnbar,  die  rhomboedrischen  höchstens 
milde,  jedenfalls  stets  spiöder  als  die  regulären,  und  nie  dehnbar.  Man  unterscheidet 
daher  auch  geschneidige  und  spröde  MetaUe. 

Isomorphe  Reihe  der  rhomboedrischen  (spröden)  Metalle, 

Palladium :  a:c  =  '^  Arsen :  a :  c  =  1 : 1,4025 

AVismut :      a :  c  =  1 : 1,3036  Tellur :  rt  :  c  ==  1 : 1,3298 

Antimon :     a :  c  =  1 : 1,3236  Osmium-Iridium :  a:c  =  l:  1,4105. 

In  isomorpher  Mischung  findet  sich  also  hier  das  isoliert  nur  in   regulären, 

nicht  aber  in  rhomboedrischen  Erystallen  bekannte  Iridium,  sowie  andere  Metalle 

der  regulären  Reihe.    (G.  Rose,  Abh.  Berl.  Ak.  1850.) 

Wlsmnt. 

Bi  mit  geringen  Beimischungen  von  As,  Sb,  S  etc.  Das  Haupt- 
rhomboeder  B  (1011)  hat  in  den  E.  K:  iJ/iJ  =  87»  40',  ist  also  dem 
Würfd  sehr  ähnUch.  ZwiUinge  nach:  —  ^B  (0112).  Natürliche 
Krystalle  sehr  selten,  meist  nur  körnige,  derbe,  blättrige  Massen; 
die  Bl.  Br.  gehen  nach  der  Basis  OB  (0001)  vollkommen,  nach  dem 
nächsten  schärferen  Rhomboeder—2iZ  (0221),  das  auch  als  selbständige 


424  Elemente. 

Krystallform  vorkommt  (Schneeberg),  etwas  weniger  deutlich.  Auch 
blechförmig,  federartig,  baumformig  und  gestrickt.  Metallglänzend, 
rötlich  silberweiß ,  häufig  grün  oder  bunt  angelaufen.  H.  =  2 — 3, 
milde.  G.  =  9,6 — 9,8.  Leicht  v.  d.  L.  schmelzbar,  gibt  einen  gelben 
Beschlag  auf  der  Kohle.  In  HNO^  löslich,  die  Lösung  gibt  mit  viel 
Wasser  einen  weißen  Niederschlag.  Findet  sich  vorzugsweise  auf  Gängen 
im  Gneiß  etc.  mit  Co-  und  M-Erzen.  Im  Erzgebirge  besonders  bei 
Schneeberg,  aber  auch  bei  Joachimsthal  etc.;  dann  bei  Riecheisdorf 
und  Bieber  in  Hessen ;  bei  Wittichen  im  Schwarzwald  etc. ;  in  größeren 
Mengen  in  Bolivia;  auch  in  Neu-Sttd- Wales.  Wird  in  der  Medizin, 
zu  TheiTQOSäulen  und  zu  leichtflüssigen  Legierungen  verwendet. 

Als  isomorphe  Mischnngen  Ton  Bi  nnd  Te,  die  auch  zuweilen  noch  Se  und  S 
enthalten,  gelten  manchmal  Tellur wismut,  Tetradymit  etc.    Siehe  dagegen  unten. 

Aiitimoii. 

Sb,  etwas  As,  Ag  etc.  BIB  =  8V  T  (E.  K).  Zwillinge  nach 
—  ^22(0112);  zuweilen  mehrfach  wiederholte  Zwillingsbildung.  Deut- 
liche Krystalle  selten.  Bl.  Br.  nach  der  Basis  OjB(OOOI)  und  dem 
nächsten  schärferen  Ehomboeder  —  2R  (0221)  vollkommen.  H.  = 
3—4.  Mild  ins  Spröde.  G.  =  6,6—6,8.  Metallglänzend.  Zinnweiß,' 
wenig  anlaufend.  Leicht  schmelzbar  und  flüchtig,  gibt  einen  dicken 
weißen  Bauch  und  auf  der  Kohle  einen  weißen  Beschlag.  Selten  in 
größeren  Mengen  als  derbes,  kömiges  Aggregat,  meist  in  einzelnen 
Kömern,  oder  als  dünner  Überzug,  besonders  auf  Arsen;  auch  mit 
nierenförmig  gerundeter  Oberfläche.  Hauptsächlich  auf  Erzgängen: 
Andreasberg  im  Harz,  Pfibram  in  Böhmen,  Allemont  in  Frankreich, 
Sala  in  Schweden;  Sarawak  auf  Boraeo  etc. 

(Laspeyres,  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  27,  1875,  674;  F.  A.  Roemer,  N.  Jabrh. 
Min.  1848,  pag.  310;  Mügge,  N.  Jahrb.  Min.  1884,  II,  pag.  40.) 

Arsen. 

As  mit  wenig  Sb,  Fe,  Ni,  Co,  Ag,  Au  etc.  Natürliche  Krystalle  sehr 
selten.  RjR  =  85<>  4'  (E.  K).  Bl.  Br.  nach  der  Basis  OB  (0001)  voll- 
kommen und  nach  —  ^-K  (0112)  weniger  deutlich.  Zinnweiß  ins  Graue 
auf  ganz  frischem  Bmch,  aber  sehr  rasch  schwarz  anlaufend.  Spröde. 
H.  =  3—4.  6.  =  5,7—5,8.  V.  d.  L.  ohne  zu  schmelzen  flüchtig  mit 
Knoblauchgeruch.  Meist  in  derben,  häufig  schaligen,  feinkörnigen  bis 
dichten  Stücken  mit  nierenförmiger  Oberfläche  (Scherbenkobalt);  die 
einzelnen  Schalen  lassen  sich  häufig  voneinander  abheben;  die  Ober- 
fläche trägt  nicht  selten  einen  dünnen  Überzug  von  weißem  upd  an 
der  Luft  nicht  schwarz  werdendem  Antimon.  Auf  Erz-,  bes.  Silber- 
gängen (Andreasberg,  Freiberg  und  andere  Orte  im  Erzgebirge,  Alle- 
mont etc.),  auch  mit  Co-  und  -Ni-Erzen.    Nirgends  in  großer  Menge. 


Reguläre  Metalle.  425 

Neuerdings  in  rhomboedrischen  Krystallen  bei  Akadanimura,  Prov. 
Echizen  in  Japan,  in  nicht  ganz  geringer  Quantität. 

(v.  Zepharovich,  Sitzgsber.  Wiener  Akad.  Bd.  71.) 

Isomorphe  Mischungen  von  As  und  Sh  finden  sich  unter  dem  Namen  Avsen- 
antimon  (Allemontit).    Andreasberg,  Pribram  in  Böhmen,  Allemont  im  Dauphin^. 

Tellur,  Te  zuweilen  mit  einer  isomorphen  Beimischung  von  Se.  Kleine 
selten  deutliche  KrystaUe,  E/-B  =  86*  57'  (E.  K.).  Spaltbar  nach  dem  Prisma 
ooR  (1010)  vollkommen,  nach  der  Basis  unvollkommen.  Meist  feinkörnige,  metallisch 
glänzende  Aggregate  von  zinnweißer  Farbe.  G.  =  64— 6,3.  H.  =  272,  mild.  Faze- 
laja  in  Siebenbürgen,  Colorado  und  Kalifornien  in  Nordamerika,  (v.  Foullon,  Verh. 
k.  k.  Keichsanstalt  1884.) 

Osmium- Iridium,  Rhomboedrische  isomorphe  Mischungen  von  Jr,  Os  und 
einigen  anderen  Platinmetallen  in  verschiedenen  Verhältnissen:  17 — 80  %  Os; 
70—20  %  Ir,  wenig  Pf,  Rh,  Ru  etc.  RjR  =  84  <>  52'.  Es  sind  aUe  möglichen 
Mischungsverhältnisse  beobachtet,  doch  unterscheidet  man  vornehmlich  deren  zwei, 
die  aber  an  den  Fundorten  stets  zusammen  vorkommen: 

a)  Dunkles  0.  (Iridosmin,  Sysserskit);  20—30%  7r,  den  Formeln:  Ir  O53  bis 
Ir  Osx  entsprechend.  G.  =  20,0—21,2.  H.  =  7.  Bildet  kleine  stahl-  bis  bleigraue, 
basisch  spaltbare,  spröde  Piättchen,  zuweilen  regelmäßig  sechsseitig  mit  Dihexaeder- 
flächen.  Verlieren  in  der  Hitze  Os  und  geben  den  charakteristischen  0«-geruch. 
Werden  in  der  Spiritusfiamme  schwarz,  und  auf  Platinblech  erhitzt  laufen  sie  bunt 
an.  Spärlich  in  den  Platinseifen  des  Ural,  besonders  bei  Syssersk,  auch  in  Kali- 
fornien. 

b)  Helles  oder  lichtes  0.  (Osmiridium,  Newjanskit.)  40—70  %  Ir,  den  Formeln : 
Ir  Os  bis  Iri  Os  entsprechend.  Selten  dihexaedrische  Kryställchen.  sonst  in  ähn- 
lichen Plättchen  wie  das  dunkle  0.,  aber  zinnweiß  und  v.  d.  L.  unveränderlich,  nur 
von  schmelzendem  Salpeter  angegriffen.  G.  =  18,8—19,5.  H.  =  7.  Ebenfalls  mit  Ft 
zusammen  im  Ural,  aber  häufiger  als  das  dunkle  0.;  besonders  bei  Newjansk  und 
Nischne-Tagilsk  im  Ural;  auch  in  Südamerika,  Brasilien  etc. 

Palladium,  sehr  selten.  Dimorph.  1.  sehr  kleine,  silberweiße,  hexagouale 
Täfelchen  auf  Gold  bei  Tilkerode  am  Harz  (AUopalladium),  2.  kleine  lichte  stahl- 
graue Oktaederchen  mit  Platin  in  Brasilien.    Hiermit  beginnt  die 

Isomorphe  Reihe  der  regulären  (geschmeidigen)  Metalle. 

Umfassend  die  Metalle:  Fd,  Ir,  Ft,  Au,  Ag,  Cu,  Fe,  Fb,  Hg  nebst  Amalgam. 

Iridium,  sehr  selten.  Silberweiße  Kömchen  und  undeutliche  Kryställchen.  Ural. 
Stets  P^haltig;  sehr  Pf-reiche  heißen  Flatiniridium  (Brasilien).    G.  =  21,57— 23,46. 

Platin. 

Ft  in  isomorpher  Mischung  mit  Fe,  Ir,  Eh,  Bu,  Pä,  Os,  Au,  Cu  etc., 
selten  Ni  Wegen  der  vielen  fremden  Beimischungen  auch  Polyxen 
genannt.  Pt  meist  zwischen  70  und  80**/o,  sodann  5 — 13  Fe,  sogar 
19<^/o  Fe  (Eisenplatin),  die  anderen  Metalle  in  geringeren  Mengen. 
KrystaUe,  Oktaeder  und  Würfel,  wenig  deutlich  und  nicht  spaltbar, 
sind  selten.  Meist  kleine  Kömchen  oder  Schüppchen,  seltener  größere, 
unregelmäßig  gestaltete  Knollen  und  Klumpen  mit  meist  löcheriger, 
rauher  oder  durch  Abrollung  glatter  Oberfläche,  bis  zu  20  Pfund.  Metall- 


426  Elemente. 

glänzend,  licht  stahlgrau.  6.  =  17 — 19.  H.  =  4— 4|;  für  das  Eisen- 
platin ist  H.  =6  und  G.=  14i— 15^.  Vielfach  magnetisch,  oft  ziem- 
lich stark,  nicht  selten  polar  (Platinmagnete),  besonders  die  eisen- 
reichen, doch  ist  die  Stärke  des  Magnetismus  nicht  durchweg  dem 
jP(?-gehalt  entsprechend.  Dehnbar  mit  hakigem  Bruch.  V.  d.  L.  un- 
schmelzbar. Nur  in  Königswasser  löslich.  Hat  sich  bisher  fast  aus- 
schließlich in  Seifen  gefunden,  aus  denen  es  ausgewaschen  wird  (Platin- 
seifen), zuerst  bei  Popayan  in  Kolumbien  in  Südamerika,  sodann  in 
Brasilien,  Borneo  etc.  Die  Hauptmasse  des  in  der  Technik  (früher  auch 
zu  russischen  Münzen)  verwendeten  Pt  kommt  aber  (seit  1822)  vom 
Ural,  wo  es  an  vielen  Stellen,  besonders  in  der  Gegend  von  Nischne- 
Tagilsk,  mit  anderen  Platinmetallen,  besonders  Iridium  und  Osmium- 
iridium, wenig  Au  (das  für  sich  allein  in  anderen  Seifen  vorkommt), 
Edelsteinen,  Chromeisenstein  und  Serpentin,  in  welchem  es  ursprüng- 
lich eingewachsen  war,  sich  findet.  Das  ursprüngliche  Muttergestein 
ist  ein  Olivingestein,  das  durch  Verwitterung  in  Serpentin  übergeht. 
Bei  Beresowsk  im  Ural  und  in  Neugranada  auch  mit  Gold  im  Quarz. 
Produktion  im  ganzen  Ural:  96  Pud  im  Jahre  1876;  181  Pud  im  Jahre 
1881 ;  363  und  332  Pud  in  den  Jahren  1899  und  1900. 

Gold. 

Au,  aber  nie  ohne  einen  mehr  oder  weniger  großen  -4^-Gehalt, 
0,16—15%  Ag^  doch  steigt  derselbe  ausnahmsweise  bis  über  30% 
(EleJifrum,  z.  B.  vom  vom  Schlangenberg  im  Altai) ;  wenig  Fe  und  Cu ; 
selten  etwas  Pd  {Palladiumgold  =  Porpemt  aus  Brasilien)  oder  Eh 
(Bhodiumgold). 

Das  Gold  ist  häufig  schön  krystallisiert.  Oktaeder:  0  (111) 
und  Würfel:  ooOoo  (100)  sind  die  Hauptformen,  weniger  häufig  ist 
das  Granatoeder:  ooO  (110),  der  Pyramiden  Würfel:  oo02  (210)  und 
das  Ikositetraeder :  303  (311),  auch  202  (211).  Weitere  Formen  sind 
selten.  Zwillinge  nach  0  sind  sehr  gewöhnlich;  sie  bilden  häufig 
dendritische  und  blechförmige  Gestalten,  an  denen  die  Oberseite  zur 
Unterseite  in  Zwillingsstellung  sich  befindet  (172).  Auch  bäum-,  zahn-, 
draht-,  haar-  und  moosförmig  und  gestrickt  Sehr  geschmeidig  und 
dehnbar  mit  hakigem  Bruch.  H.  =  2^^— 3.  G.  =  15,0—19,4.  Gold- 
gelb, um  so  lichter,  je  mehr  Ag,  Lebhafter  Metallglanz.  In  äußerst 
dünnen  Schichten  mit  grüner  Farbe  durchscheinend.  V.  d.  L.  unschwer 
schmelzbar;  nur  in  Königswasser  leicht  löslich.  Verbindet  sich  schwer 
mit  anderen  Elementen,  daher  fast  nur  gediegen  in  der  Natur;  in 
Ei-zen,  und  zwar  nur  mit  Te  verbunden,  spärlich  (vergl.  Schrifterz. 
Blättererz  etc.). 

Das  gediegene  Gold  findet  sich  auf  ursprünglicher,  primärer  Lager- 
stätte da,  wo  es  entstanden  ist  (Berggold),  und  in  großen  Mengen  in 


Reguläre  Metalle.  427 

sekundären  Ablagerungen,  in  Seifen,  aus  denen  es  durch  Waschen  ge- 
wonnen wird  (Seifengold  oder  Waschgold).  Es  ist  sehr  häufig  in 
Quarz  eingewachsen  (sog.  Goldquarz),  häufig  in  größeren  Körnern, 
vielfach  auch  in  windigen  mit  bloßem  Auge  nicht  wahrnehmbaren 
Flitterchen.  Hier  ist  es  außer  von  anderen  Mineralien  fast  immer  von 
Schwefelkies  begleitet,  der  dann  gleichfalls  goldhaltig  zu  sein  pflegt. 
An  zahlreichen  Orten  steht  das  Gold  mit  jüngeren  Eruptivgesteinen 
(Andesiten,  Propyliten,  Grünsteintrachyten)  in  Beziehung.  Es  ist  dann 
meist  stark  silberhaltig  und  deshalb  hellgelb  gefärbt  und  wird  auf 
solchen  Lagerstätten  auch  vielfach  von  Silbererzen,  manchmal  auch 
von  Tellurgolderzen  begleitet,  auch  hier  mit  Schwefelkies  in  Quarz 
eingewachsen,  der  Spalten  und  Klüfte  in  dem  zersetzten  Gestein  er- 
füllt. So  findet  es  sich  bei  Verespatak,  Nagyag  und  Offenbanya  in  Sieben- 
bürgen, z.  T.  mit  Tellurgoldverbindungen,  bei  Schemnitz  und  Kremnitz 
in  Ungarn  mit  Silbererzen,  ähnlich  in  den  westlichen  Staaten  der 
nordamerikanischen  Union  (Comstockgang  in  Nevada  etc.)  und  weiter 
im  Süden  in  Mexiko,  Peru,  Chile,  die  Gold  nebst  Silber  in  großer 
Menge  geliefert  haben.  Das  Gold  ist  hier  von  junger  Bildung,  und 
wahrscheinlich  ist  seine  Entstehung  mit  der  Eruption  jener  Gesteine 
in  Verbindung  zu  bringen,  die  in  der  Tertiärzeit  erfolgte.  Übrigens 
hat  man  auch  schon  in  älteren  Eruptivgesteinen  Gold  eingewachsen 
gefunden,  so  im  Granit  und  Diorit  im  Ural  etc. 

Da  und  dort  ist  der  Goldquarz  in  linsenförmigen  Massen,  den 
krystallinischen  Schiefern,  oder  auch  wohl  den  Schichten  der  ältesten 
paläozoischen  Formationen  eingelagert ;  so  in  den  atlantischen  Unions- 
staaten (Georgia,  Nord-  und  Süd-Carolina,  Virginia),  am  Heinzenberg 
in  Tirol  etc.  Noch  häufiger  und  in  noch  größerer  Menge  erfüllt  er  aber 
Spalten  und  Klüfte,  oft  von  erheblicher  Länge  und  Mächtigkeit  in  diesen 
Schiefem,  Gneiß  etc.  und  in  den  damit  in  Verbindung  stehenden  Eruptiv- 
gesteinen, Granit  etc.  In  dieser  Weise  findet  sich  das  Gold  an  zahl- 
reichen Stellen  in  Kalifornien  und  Mexiko,  in  Australien  und  zwar  be- 
sonders in  Westaustralien  (Coolgardie  und  Murchison-Distrikt),  Victoria 
(Goldfelder  von  Ballarat  undBendigo)  und  Queensland  (Mt.  Morgan); 
in  Transvaal  (Barberton-Distrikt),  bei  Beresowsk  im  Ural  etc.  An 
aUen  diesen  Stellen  ist  der  Goldgehalt  des  Quarzes  so  groß,  daß  es 
daraus  gewonnen  werden  kann.  Ärmere  Lagerstätten  desselben  Cha- 
rakters gibt  es  noch  viele,  auch  in  Europa,  die  aber  nicht  weiter  er- 
wähnt werden  sollen.  Überhaupt  gehört  das  Gold  keineswegs  zu  den 
seltenen  Mineralien,  es  ist  aber  an  den  meisten  Stellen  nur  in  sehr 
geringer  Menge  vorhanden. 

Diese  alten  Goldquarzlagerstätten  sind  nun  vielfach  durch  die 
seit  den  frühesten  geologischen  Zeiten  auf  sie  einwirkenden  Umwand- 
lungsprozesse zersetzt  und  zerstört    Es  haben  sich  aus  ihnen  Seifen 


428  Elemente. 

gebildet,  in  denen  das  Gold  nur  in  einzelnen  winzigen  losen  Plättchen^ 
Schüppchen  und  Körnchen,  bis  zu  Knollen  und  Klumpen  von  mehreren 
Zentnern  Gewicht  mit  den  Trümmern  und  Zersetzungsprodukten  des 
iluttergesteins  gemengt  sich  findet  Der  größte  bekannte  Goldklumpen 
dieser  Art,  aus  einer  chilenischen  Seife  stammend,  wog  153,16  Kilo. 
Die  schalige  Struktur  dieser  Massen  macht  es  wahrscheinlich,  daß  sie 
allmählich,  z.  T.  vielleicht  ei-st  in  den  Seifen,  durch  Absatz  aus  Lö- 
sungen entstanden  sind.  Mit  allen  jenen  alten  Goldquarzvorkommen 
stehen  Seifen  in  Verbindung,  niemals  aber  mit  den  Goldlagerstätten^ 
die  an  jüngere  Eruptivgesteine  gebunden  sind.  Diese  haben  noch 
keine  Zeit  zur  völligen  Verwitterung  und  Seifenbildung  gehabt.  Die 
Seifen  liegen  häufig  in  den  heutigen  Tälern  und  bilden  die  AUuvionen 
der  gegenwärtigen  Flüsse  und  Bäche,  die  ja  auch  bei  uns  in  Deutsch- 
land z.  T.  etwas  Gold  führen,  wie  der  Rhein,  die  Eder  in  Hessen  etc. 
Vielfach  liegen  sie  aber  auch  auf  den  Plateaus  über  den  jetzigen 
Talläufen  und  sind  Bildungen  früherer  Zeiten  (Tertiär).  Stets  sind 
die  Seifen  zuerst  in  Abbau  genommen  worden,  da  sie  reicher  und 
leichter  zu  bearbeiten  sind,  als  der  anstehende  Goldquarz.  Dieser  wurde 
erst  in  Angriff  genommen,  nachdem  jene  erschöpft  waren,  was  immer 
rasch  der  Fall  wai\  So  war  es  mit  den  Ende  der  vierziger  Jahre 
des  19.  Jahrhunderts  entdeckten  reichen  Seifen  in  Kalifornien  und 
Australien,  deren  Ertrag  sehr  stark  zurückgegangen  ist.  In  letzterem 
Lande  und  auch  sonst  sind  inzwischen  aber  viele  neue  Funde  dieser 
Art  gemacht  worden.  Goldwäschereien  finden  sich  heutzutage  außer 
dort  hauptsächlich  im  Ural  und  Sibirien,  Brasilien,  Neuseeland  etc. 
Vor  allem  muß  aber  der  Klondyke-Distrikt  am  Yukonflusse  in  Nord- 
west-Kanada, nahe  der  Grenze  von  Alaska,  genannt  werden,  von  wo 
in  den  letzten  Jahren  reiche  Schätze  gekommen  sind. 

An  einigen  Orten  wurden  die  Trümmermassen  der  Seifen  durch 
ein  Bindemittel  miteinander  verkittet,  so  daß  goldhaltige  Sandsteine  und 
Konglomerate  entstanden.  Von  dieser  Beschaffenheit  sind  die  reichsten 
fcegenwärtig  bekannten  Goldlagerstätten,  die  vom  Witwatersrand  west- 
lich von  Johannesburg  in  Transvaal.  Das  Gold  liegt  aber  hier  nicht 
in  den  Gesteinsbrocken,  sondern  in  dem  Cement  und  in  den  dieses 
und  die  letzteren  durchziehenden  haarfeinen  Spältchen. 

Die  Gesamtgoldprodnktion  der  Erde  betrug  1900  im  ganzen  386000  KUo  im 
Wert  von  1065  MiUionen  Mark;  davon  kamen  ans  Nordamerika  etwa  f^^y  aus 
Anstralasien  30  ^/q,  Bußland  ca.  10  %.  Der  Kest  fiel  auf  die  übrigen  Länder,  von 
denen  in  Europa  außer  Rußland  Ungarn  das  reichste  ist  (3073  Kilo).  Transvaal  hat 
wegen  des  Krieges  nur  10300  Kilo  geliefert,  1889  war  der  Ertrag  dort  110000  Kilo. 

(G.  Rose,  Pogg.  Ann.  Bd.  23,  161  und  196;  G.  vom  Rath,  Ztschr.  f.  Kryst.  I, 
1877, 1 ;  Helmhacker,  Tschermaks  Mineralog.  Mitteilungen  Bd.  VIT,  1, 1877 ;  G.  Werner, 
N.  Jahrb.  Min.  1881,  Bd.  I,  1;  Dana,  Ztschr.  für  Kryst.  XII,  1887,  275;  E.  Cohen, 
Mittlgn.  d.  naturw.  Vereins  f.  Neu- Vorpommern  und  Rügen  1887  (Seifengold) ;  Suess, 


Regniläre  Metalle.  429 

Die  Zukunft  des  Goldes,  1877;   Schmeißer,  Vorkommen  und  Gewinnung  der  nutz- 
baren Minerale  in  der  südafrikanischen  Republik,  1894.) 

Silber. 

Ag,  meist  sehr  wenig  fremde  Beimischungen.  Zuweilen  etwas  Au, 
bis  28  %  (güldisches  Silber  von  Kongsberg),  auch  etwas  Cti,  As,  Te,  Hg, 
Bi,  Ft  etc.  Häufig  schön  krystallisiert,  in  denselben  einfachen,  meist 
stark  verzerrten  Formen  und  Zwillingen  wie  Au,  Nicht  spaltbar.  Beim 
Ag  sind  die  regelmäßig  baumförmigen,  dendritischen,  gestrickten,  farn- 
krautähnlichen und  anderen  derartigen  Bildungen  besonders  ausge- 
zeichnet, ebenso  auch  das  platten-,  zahn-,  draht-,  haar-  und  moosförmige 
Vorkommen,  während  Bleche  selten  so  regelmäßig  gebildet  sind,  wie  beim 
Gold.  Silberweiß  d.  h.  mit  einem  Stich  ins  Gelbliche ;  in  Berührung  mit 
H^S  mehr  oder  weniger  dunkel  anlaufend  unter  Bildung  von  Ag:,S. 
Äußerst  dünne  Schichten  blau  durchscheinend.  G.  =  10,1 — 11,0. 
H.  =  2,5 — 3.  Sehr  dehnbar.  Bruch  hakig.  Bester  Leiter  der  Elek- 
trizität. V.  d.  L.  leicht  schmelzbar.  In  HNO.;^  und  konz.  KßO^  lös- 
lich; geht  überhaupt  viel  leichter  Verbindungen  mit  anderen  Ele- 
menten, besonders  mit  S  und  Cl  ein,  als  Au  und  Pt  und  findet  sich 
daher  viel  häufiger  und  massenhafter  in  chemischer  Verbindung  als  Erz, 
wie  gediegen,  während  PI  fast  nur  und  Au  überwiegend  im  gediegenen 
Zustand  in  der  Natur  vorkommen.  Das  gediegene  Ag  findet  sich  nie 
in  Seifen,  nur  auf  ursprünglicher  Lagerstätte,  bes.  auf  Erzgängen  mit 
Silbererzen.  Die  europäischen  Fundorte  sind  z.  T.  ziemlich  aus- 
gebeutet. Es  ist  besonders  zu  nennen:  Harz  (Andreasberg);  Markirch 
in  den  Vogesen;  mehrere  Orte  im  Schwarz wald;  das  Erzgebirge 
(Schneeberg,  Marienberg,  Freiberg,  Joachimsthal  etc.);  Pfibram  in 
Böhmen;  Schemnitz  in  Ungarn;  Kongsberg  in  Norwegen;  Altai 
(Schlangenberg) ;  Nertschinsk  in  Transbaikalien  etc. ;  besonders  wichtig 
ist  der  westliche  Teil  von  Amerika:  westliche  Unionsstaaten,  Mexiko, 
Peru,  Chile  etc.  Das  Silber  ist  häufig  in  Ag^S,  AgCl  etc.  umgewan- 
delt, welche  als  Pseudomorphosen  nach  Silber  vorkommen.  Entsteht 
zuweilen  aus  Silberglanz,  und  anderen  schwefelhaltigen  Silbererzen 
(Sprödglaserz,  Eotgültigerz  etc.),  in  deren  Formen  es  sich  nicht  selten 
als  Pseudomorphose  findet 

(Sadebeck,  Tschermaks  Min.  u.  petr.  Mitt.  I,  1878,  293:  G.  vom  Rath,  Ztschr. 
f.  Kryst.  Bd.  HI,  1878,  1  nnd  Xn,  1887,  545;  G.  Rose,  Pogg.  Ann.  23,  196.) 

Quecksilber,  Metallisch  glänzende  zinnweiße  Tropfen  von  Hg,  welche  einzeln 
oder  in  gröQerer  Anzahl  auf  Zinnober  liegen,  größere  Massen  sind  selten.  Almaden, 
Idria,  MoscheUandsberg  in  der  Pfalz,  Kalifornien  etc.  Zuweilen  fern  von  Ziunober- 
lagerstätten  im  Diluvium  auf  rätselhafte  Weise  vorkommend,  wie  z.  B.  bei  Lüne- 
burg in  Hannover.    KrystaUisiert  bei  — 40®  regulär. 

Amalgam,  Eine  isomorphe  Mischung  von  Ag  und  Hg,  ungefähr  dem  Ver- 
Mltuisse  AgHg  bis  Ag^Hg^  (26V2— -35  %  Ag)  entsprechend.   Silberweiße,  schöne,  regu- 


430  Elemente. 

läre,  zn weilen  sehr  fiächenrelclie  Kry stalle,  auch  runde  oder  eckige  Körner  and  dünne 
Bleche  und  Anflüge  auf  Ton  etc.  mit  l^innober,  besonders  zu  Moschellandsberg  in 
der  Pfalz  und  auf  der  Gnibe  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein  (56  Ag).  Sehr  viel  mehr 
Silber  enthält  der  Arqiiantj  Ag^^Hg  (86,5  Ag\  in  größeren  Partien  beiArqueros  un- 
weit Coquimbo  in  Chile  und  in  Brit.  Columbia.  Ähnliches  auch  bei  Kougsberg 
(Kongsbergitj  96  Ag).  Silberärmer  ist  ein  Amalgam  von  Sala  in  Schweden  (46,3  Ag)^ 
zwischen  Amalgam  und  Arquerit  in  der  Mitte  stehend.  Goldumalgam^  in  den  PU 
seifen  in  Kolumbien;  weiche  zerdrnckbare  Körnchen;  auch  in  Kalifornien. 

Kupfer. 

Cu,  meist  fast  chemisch  rein.  Krystallisiert  ganz  ähnlich  wie  An 
und  Ag^  die  Krystalle  nicht  selten  ziemlich  groß  und  meist  stark  ver- 
zerrt. Häufig  in  dendritischen  Bildungen,  bei  welchen  sich  die  mehr 
oder  weniger  gedrängt  stehenden  Strahlen  unter  60^  schneiden.  Die 
obere  Seite  befindet  sich  auch  hier  zur  unteren  in  Zwillingsstellung 
nach  der  Oktaederfläche,  nach  welcher  die  Hauptausbreitung  des  Ge- 
bildes erfolgt  (Fig.  292).  Auch  Bleche  und  dickere  Platten,  seltener  zahn-^ 
draht-  und  haarförmige  Gestalten.  Vielfach  unregelmäßig  begrenzte 
Körner  und  Klumpen  und  gi-ößere,  zuweilen  sehr  umfangreiche  Massen. 
Kupferrot,  häufig  braun,  kirschrot  oder  griin  angelaufen.  G.  =  8,5 — 8,9. 
H.:=2J — 3.  Sehr  dehnbar,  in  allerfeinsten  Plättchen  grün  durch- 
scheinend. Bruch  hakig.  Schmilzt  v.  d.  L.  leicht,  erstarrt  unter  Blasen- 
werfen und  überzieht  sich  mit  einer  Schicht  von  schwarzem  Oxyd. 
Leicht  löslich  in  HNO^  und  in  konz.  H^SO^ ;  kaum  angegriffen  von  HCL 
Mit  anderen  Elementen  geht  es  leicht  Verbindungen  ein,  daher  über- 
wiegend als  Erz  in  der  Natur.  Doch  wird  es  auch  leicht  durch  re- 
duzierende Mittel  aus  seinen  Lösungen  ausgeschieden,  so  durch  Holz 
aus  kupfervitriolhaltigen  Grubenwässem  (Cementwässern).  Aus  diesen 
kann  es  auch  durch  Eisen  ausgefällt  werden,  das  sich  dabei  auflöst 
fCementkupfer).  Daher  vielfach  als  Neubildung.  Das  gediegen  vor- 
kommende Cu  erleidet  leicht  Veränderungen,  oxydiert  sich  zu  Cu^O 
(Rotkupfererz),  welches  sich  weiter  sehr  häufig  in  das  grüne  Karbonat,. 
Malachit,  seltener  in  das  blaue,  Kupferlasur,  verwandelt.  Pseudomor- 
phosen,  Cu  in  der  Form  anderer  Mineralien,  nicht  selten,  z.  B.  nach 
Kalkspat,  Aragonit  etc.  Das  Kupfer  findet  sich  mit  Kupfererzen  auf 
Gängen  und  Lagern.  Im  Ural  in  den  turjinskschen  Gruben  bei 
Bogoslowsk  (in  schönster  Ausbildung,  in  Kalk,  auch  in  Ton  einge- 
wachsen,  bis  25  Pfund  schwere  Massen),  bei  Gumeschewsk,  Medio- 
Rudiansk  und  Nischne-Tagilsk,  hier  im  Ton  und  Brauneisenstein;, 
feiner  in  der  Kirgisensteppe  und  im  Altai.  Großartigstes  Vorkommen 
am  Oberen  See  im  Staat  Michigan  in  Nordamerika,  Mandelräume  und 
Spalten  in  einem  Mandelstein  erfüllend  und  auf  der  Grenze  zum  Neben- 
stein, manchmal  mit  Silber,  begleitet  von  Prehnit,  zuweilen  Hunderte- 
von  Centnern  schwere  Massen;  Chile,  Peru  und  besonders  Bolivia. 
(Corocoro) ;  Australien  (Wallaroo)  etc.    In  Europa  wenig  wichtig,  z.  B* 


Reguläre  Metalle.  43t 

bei  ßheinbreitenbacli  am  Ehein,  in  Cornwall,  Szaszka  und  Moldawa 
im  Banat,  bei  Falun  in  Schweden  etc.    Kaum  in  Seifen. 

(G.  Böse,  Beise  in  den  Ural  Bd.  J,  401;  Schrauf,  Tschermaks  Min.  Mittlgn.^ 
1873;  G.  V.  Bath,  Ztschr.  Kryst.  Bd.  II;  Fletscher,  Phil.  Mag.  ser.  V  Bd.  9,  pag. 
180;  Dana,  Ztschr.  f.  Kryst.  XII,  1887,  pag.  569.) 

Eisen* 

Das  gediegene  Eisen  krystallisiert  regulär,  doch  sind  Krystalle- 
nur  von  kfinstlicher  Entstehung  bekannt.  Es  sind  meist  undeutliche 
Oktaeder.  Spaltbarkeit  vollkommen  nach  den  Würfelflächen.  Nicht 
selten  sind  deutliche  Zwillingslamellen,  meist  nach  den  Oktaederflächen,, 
eingewachsen.  Dehnbar  und  geschmeidig.  Bruch  hakig.  H.  =  4^ — 5,. 
in  einzelnen  Fällen  härter.  6.  7,88  (das  reine).  Sehr  stark  magnetisch. 
Starker  Metallglanz  und  stahlgi'aue  bis  eisenschwarze  Farbe,  aber  leicht 
an  der  Luft  sich  oxydierend  und  in  braunes  Eisenhydroxyd  übergehend 
(rostend).  In  HCl,  HNO^  und  H^SO^  leicht  löslich.  V.  d.  L.  nicht 
schmelzend,  aber  sich  oxydierend  und  in  dünnen  Drähten  unter  Funken- 
sprühen verbrennend.  Sehr  selten  ist  das  auf  der  Erde  durch  natür- 
liche Prozesse  entstandene  Eisen  (iellurisches  Eisen);  viel  verbreiteter 
ist  das  als  Bestandteil'  fast  aller  Meteoriten  vorkommende  Meteoreisen. 

Tellurisches  Eisen,  Es  ist  vielfach  zweifelhaft,  ob  man  es  nicht 
mit  künstlichem  Eisen  zu  tun  hat,  so  bei  den  Eisenschüppchen  in 
manchen  Gold-  und  Platinseifen,  die  vielleicht  von  den  eisernen  In- 
strumenten herrühren,  die  beim  Graben  benutzt  werden.  Sicher  im 
Basalt,  in  meist  kleinen  Kömchen,  die  bei  der  Berührung  mit  Kupfer- 
vitriollösung durch  Ausscheidung  von  Gu  rot  werden.  In  großen, 
centnerschweren  Massen  im  Basalt  von  üifak  auf  der  Insel  Disko,  West- 
grönland und  noch  an  manchen  anderen  Orten  jener  Gegend.  Hier 
vielleicht  durch  die  reduzierende  Wirkung  des  glühend  flüssigen  Ge- 
steins auf  Braunkohle  entstanden;  früher  für  meteorisch  gehalten. 
Im  Distrikt  Albei-ta  in  Kanada  ist  Eisen  aus  Eisenspat  durch  einen 
Braunkohlenbrand  reduziert  worden.  Erwähnt  wird  ged.  Eisen  in 
einem  Schwefelkiesknollen  in  der  Lettenkohle  bei  Mühlhausen  in 
Thüringen;  in  dem  Kreidemergel  von  Chotzen  in  Böhmen  ^tc. 

Nickeleisenv&t  ebenfalls  tellarisch  bekannt  in  verschiedenen  MischungsTerhält- 
nissen  beider  Metalle,  aber  stets  Ni  überwiegend.  Äwaniif,  etwa  Ni^Fe^  aus  Olivin- 
fels  nnd  Serpentin  des  Kedhill,  Südinsel  von  Neuseeland,  im  Flaßsaud.  Ohiihbehity 
NiFe,  Oktibbeba  Gonnty,  Mississippi,  Nordamerika.  Josephinitj  Ni^Fe^j  im  Flnßsand 
von  Josephinc  County,  Oregon,  mit  Serpentin.  Auch  im  Sande  des  Flusses  Elvo  bei 
Biella  in  Piemont  ist  Nickeleisen,  Ni^Fe^^  in  einzelnen  EOmchen  gefunden  worden. 

Meteoreisen.  Die  Meteoriten  sind  bald  reine  Eisenmassen  ohne 
steinige  Bestandteile  (Eisen  von  Braunau  in  Böhmen,  gefallen  14.  Juli. 
1847) ;  bald  bildet  das  Eisen  ein  zusammenhängendes  zelliges  Maschen- 
gewebe, dessen  Zwischenräume  durch  Kömer  von  Mineralien,  z.  B.  von 
Olivin,  erfüllt  sind  (sog.  Pallaseisen  von  Krasnojarsk  in  Sibirien,  ent- 


432  Elemente. 

deckt  von  Pallas  1771);  oder  endlich  bildet  das  Eisen  einzelne  ge- 
trennte Körnchen  nnd  Flitterchen  in  den  an  Menge  überwiegenden 
nicht  metallischen,  steinigen  Bestandteilen.  Ganz  eisenfrei  sind  sehr 
wenige  Meteoriten.  Die  beiden  ersten  Gruppen  werden  als  Eisen- 
meteoriten (Meteoreisen),  die  letztere  als  Steinmeteoriten  (Meteorsteine) 
bezeichnet  und  beide  nach  ihren  Bestandteilen  und  ihrer  Struktur 
noch  in  viele  besonders  benannte  Gruppen  zerteilt. 

Das  meteorische  Eisen  ist  stets  nickelhaltig,  und  zwar  ist  meist 
6— 10"^  ^h  ^uct  gewöhnlich  eine  kleine  Menge  Co  vorhanden.  Die 
Mischung  ist  aber  nicht  durchweg  dieselbe,  sondern  nickelärmere 
und  -reichere  Legierungen  (bis  20%  Ni  und  mehr)  sind  bekannt 
(Kamazit,  Tänit,  Plessit),  die  an  größeren  Stücken  in  der  Richtung  der 
Flächen  eines  Oktaeders  lamellenförmig  miteinander  verwachsen  sind. 
Es  entsteht  so  ein  dünn-  und  geradschaliger  Bau,  der  besonders  auf 
polierten  und  mit  HNO^  geätzten  Flächen  hervortritt.  Die  iVi'-ärme- 
ren  Teile  werden  stärker  angegriffen  als  die  zwischenliegenden  Ni- 
reicheren  Lagen,  w^elche  dann  etwas  über  jene  hervorragen  und  so 
eine  für  Meteoreisen  charakteristische  Durchkreuzung  gerader  Linien 
nach  verschiedenen  Richtungen  hervorbringen  (Widmannstättensche 
Figuren).  Häufig  sind  dem  Meteoreisen  zinnweiße  Plättchen  einge- 
wachsen, ein  Phosphornickeleisen  von  etwas  wechselnder  Zusammen- 
setzung, dem  man  vielfach  die  Formel :  Fe^Ni^P  gibt  (SchreibersU);  einzelne 
Kädelchen  im  Eisen  von  Braunau  von  ähnlicher  Zusammensetzung  bilden 
den  Eliabdit,  Dem  Schreibersit  sieht  ähnlich  das  Cohenit  genannte 
Kohlenstoffeisen  (Fe,  Ni)^C  mit  6^0  C  und  etwas  Co;  ähnlich  zusammen- 
gesetzt ist  der  Chalypü,  aber  C-reicher,  vielleicht -Fc^  C  Eisenmeteoriten 
sieht  man  viel  seltener  fallen  als  Steinmeteoriten;  außer  Braunau 
z.  B.  Agram  (26.  Mai  1851).  Früher  gefallene  Massen  werden  an  den 
4^ben  genannten  Eigenschaften  meist  leicht  als  Meteoreisen  erkannt. 
Das  Gewicht  der  Stücke  ist  oft  enorm:  Pallaseisen  1600  Pfund;  Eisen 
vom  Red  River,  Louisiana  3000  Pfund;  vom  Fluß  Bemdegö  in  Bra- 
silien 17000  Pfund;  das  von  Olumba  in  Peru  über  300  Zentner,  und 
1000  Zentner  das  von  Ranchito  in  Mexiko  (in  welchem  Lande  noch 
zahlreiche  andere  Eisenmeteoriten  gefunden  worden  sind,  z.  B.  bei  To- 
luca  viele  kleine  und  auch  größere  Stücke  bis  300  Pfund,  im  ganzen 
etwa  gegen  2(X)0  Pfund).  Meist  sind  die  Massen  aber  viel  kleiner 
bis  zu  Pfunden  und  Bruchteilen  von  solchen. 

(Tschermak,  Sitz^sber.  Wiener  Ak.  1874,  Bd.  70;  Sadebeck,  Pogg.  Ann.  156, 
554.  1876;  Brezina,  Denkschr.  Wiener  Ak.  1880  u.  1881;  Steenstrnp  nnd  Lorenzen, 
Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  35,  pag.  695;  E.  Cohen,  Meteoritenknnde,  1,  1894; 
Linck,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  20, 1892,  pag.  209;  Brezinan.  Cohen,  Meteoreisen  I— in.) 

Blei.  P6;  bei  Pajsberg  etc.  in  Schweden  auf  Klüften  der  Eisen-  und  Mangan- 
erze; zuweilen  reguläre  Kryställchen.  Auch  an  anderen  Orten,  aber  mehrfach  ist 
^las  Vorkommen  unsicher. 


Haloidyerbindangen.  433 

Zink.  Hexagonal,  vielleicht  mit  den  rliomboedrisclien  Metallen  isomorph,  im 
Basalt  Ton  Victoria;  zweifelhaft. 

Zinn.  In  künstlichen  Krystallen  rhombisch  nnd  quadratisch;  wird  angegeben 
ans  den  Goldseifen  von  Miask  im  Ural  and  in  Guyana,  sowie  mit  Wismut  spat  von 
Ouanajnato  in  Mexiko;  auch  von  Neu-Süd- Wales. 


II.  Klasse. 
Haloidverbindungen. 

Nicht  metallische  Mineralien  von  meist  geringer  Härte.  67-,  Br-,  J-,  nnd 
i^- Verbindungen  Terschiedener  Metalle.  Teils  wasserfrei,  teils  wasserhaltig;  teils 
einfache  Verbindungen,  wie  Steinsak:  NaCl^  teils  Doppelsalze,  wie  Camallit: 
KCl .  MgClt .  QlliO.  Bei  manchen  der  hier  untergebrachten  Mineralien  ist  neben 
der  Haloid Verbindung  noch  eine  Sauerstoffverbindung  vorhanden,  wie  z.  B.  im 
Phosgenit:  FhCl^.PbCOz.  Viele  hierher  gehörige  Mineralien  sind  im  Wasser  lös- 
lich, wie  ^.  B.  Steinsalz,  andere  nicht,  wie  z.  B.  Flußspat.  Mehrere  sind  technisch 
Ton  sehr  großer  Bedeutung,  am  wichtigsten  das  Steinsalz  mit  den  Abraumsalzen. 


a.  Einfache  Haloidyerblndnngeii. 

isomorphe  Reihe  des  Steinsaizes. 

Cl-y  Br-  und  J-Verbindungen  der  einwertigen  Metalle  Na^  K  nebst  NH^ 
nnd  Ag.  Kein  Fluor.  Es  sind:  Steinsalz,  NaCl]  Sylvin,  KCl-,  Salmiak,  NH^Cl; 
Chlorsilber,  AgCl;  Huantajayit,  {Na,  Ag)  Cl]  Bromsilber,  AgBr;  Chlorbromsilber, 
Äg(Clj  Br);  Jodobromit,  AgJ.2Ag  {Cl,  Br)  nnd  andere  isomorphe  Mischungen  von 
AgCl,  AgBr  nnd  AgJ  (Jodembolite).  AUe  regulär,  nicht  tetraedrisch.  Die  vollflächig- 
regulären  Silberhaloide  werden  auch  unter  dem  Namen  der  „Hornsilber"  oder  der 
„Eerargyrite''  zusammengefaßt. 

Hieran  schließt  sich,  abweichend  krystallisiert :  Jodyrit,  AgJ,  hexagonal.  Sodann  : 
Miersit,  4k AgJ.  CuJ;  Marshit,  OuJ;  Nantokit,  CuCl]  alle  regulär-tetraedrisch  und  wohl 
«ine  isomorphe  Beihe  für  sich  bildend.  Die  Verbindung  AgJ  findet  sich  also  in 
mehreren  heteromorphen  Modifikationen  in  der  Natur. 

Steinsalz  (Hallt). 

NaCl,  zuweilen  fast  chemisch  rein:  39,4  Na,  60,6  Cl;  die  vor- 
kommenden Verunreinigungen  sind:  KCl,  vielfach  als  isomorphe  Bei- 
mischung, besonder  in  dem  vulkanischen  Steinsalz ;  sodann  MgCl^, 
CaCl^j  Na^SO^,  MgSO^,  Gips,  Anhydrit,  Ton,  organische  Substanzen  etc. 
Auch  Gas-  und  Flüssigkeitseinschlüsse  mitunter  von  erheblicher  Größe 
fnden  sich  nicht  selten.    Die  Gase  sind  zuweilen  in  gespanntem  Zu- 

Bauer,  Mineralogie.  28 


434  Haloidverbindnngen. 

Stande  eingeschlossen  und  sprengen  die  bei  der  Auflösung  der  Stücke 
im  Wasser  dünner  werdenden  Wände  der  Hohlräume  unter  einem 
knisternden  Geräusch  (Knistersalz  von  Wieliczka  in  Galizien). 

Regulär:  meist  Würfel,  selten  auch  Oktaeder,  Granatoeder  undPyra- 
midenwtirfel.  Beim  Eindampfen  von  -ZVaC7-Lösungen,  z.  B.  in  den  Salinen,, 
entstehen  meist  treppenförmig  vertiefte,  vierseitig  pyramidale  Skelette 
würfliger  Krystalle.  Den  Würfelflächen  entsprechen  vollkommene 
Blätterbrüche ;  den  Granatoederflächen  gehen  Gleitflächen  parallel,  die 
beiden  Linien  der  Schlagfigur  verlaufen  also  genau  in  der  Richtung  der 
Würfelflächendiagonalen.  H.  =  2^,  milde.  Reine  Stücke  wasserhell^ 
durch  Beimengungen  undurchsichtig,  auch  mannigfach  gefärbt:  rot, 
grün,  blau,  violett  etc.;  das  Pigment  ist  bisweilen  organischer  Natur 
und  verschwindet  beim  Erwärmen,  zuweilen  unorganisch,  z.  B.  Fe^O^j. 
das  die  rote  Farbe  manches  Steinsalzes  hervorbringt,  n  =  1.5442 
(^a-Licht).  Glasglänzend.  Diatherman.  G.  =  2,1 — 2,3.  In  Wasser 
leicht  löslich,  und  zwar  in  der  Wärme  wenig  mehr,  als  in  der  Kälte 
(1  Teil  NaCl  in  2,8  Teilen  H^O).  Findet  sich  daher  auch  in  allen 
terrestrischen  Gewässern,  in  den  Bächen,  Flüssen  und  den  meisten 
Seen  in  geringer,  in  den  Meeren  und  abflußlosen  Seen  in  größerer 
Menge,  ebenso  in  manchen  Quellen  (Salzquellen,  Soolen).  Hygrosko- 
pisch, aber  an  sich  nicht  zei^ießlich;  die  Stücke  werden  jedoch  von 
der  Luft  wegen  der  z.  T.  zerfließlichen  Beimengungen  stark  angegi'iffen, 
und  allmählich  werden  die  Krystallkanten  und  Ecken  abgerundet.  Die 
Ätzfiguren  sind  von  Pyramiden  würfelflächen  begrenzt.  Der  Geschmack 
ist  salzig.  Schmilzt  in  der  Kerzenflamme  und  färbt  dieselbe  gelb 
(-Na-flamme). 

Findet  sich  fast  ausschließlich  in  bedeutenden,  häufig  linsenförmigen,, 
mehr  oder  weniger  deutlich  geschichteten,  oft  auch  ganz  ungeschichteten 
Massen  mit  Ton  und  besonders  mit  Gips  und  Anhydrit  (siehe  diese),  die 
als  Begleiter  des  sedimentären  Steinsalzes  niemals  fehlen.  Diese  beiden 
letzteren  Mineralien  bilden  die  Unterlage  (Gips)  und  fast  immer  auch  die 
Decke  der  ganzen  Ablagerung,  umschließen  letztere  allseitig  und  schützen 
sie  so  vor  der  Auflösung  und  Zerstörung  durch  das  in  der  Erdkruste 
stets  zirkulierende  Wasser.  Sie  sind  auch  dem  Steinsalz  an  zahl- 
reichen Orten  in  vielfacher  Abwechselung  meist  in  Form  dünner 
Schnüre  zwischengelagert.  Die  Hauptmasse  des  in  dieser  Weise  vor- 
kommenden Steinsalzes  ist  mittel-  bis  feinkörnig  und  etwas  unrein, 
meist  durch  Gips  und  Ton  grau  gefllrbt.  Dazwischen  liegen  größere 
oder  kleinere  Nester  von  wasserhellem  großkrystallinischem  Salz  (blätt- 
riges Steinsalz).  Nach  oben  hin  macht  das  Steinsalz  nicht  überall, 
aber  doch  an  vielen  Orten,  namentlich  in  Norddeutschland,  besonders 
typisch  bei  Staßfurt  und  Leopoldshall  unweit  Magdeburg,  den  sog. 
Abraumsalzen  Platz,  mächtigen  Massen  der  Chloride  und  Sulfate  von 


Steinsalz.  435 

K,  Mg,  Ca,  sowie  von  iVa,  zum  Teil  komplizierte  Doppelsalze, 
manche  sehr  leicht  löslich  und  einige  sogar  an  der  Luft  zerfließlich.  Es 
sind  Sylvin,  Carnallit,  Kieserit,  Kainit,  Polyhalit  und  andere,  die  wegen 
ihres  großen  Kali-  und  Magnesiagehalts  technisch  so  wichtig  sind. 
Abbauwürdige  Massen  derselben  haben  sich  bisher  nur  in  Deutsch- 
land gefunden,  außerhalb  der  deutschen  Grenzen  stets  nur  Spuren, 
und  nicht  abbauwürdige  geringere  Mengen,  so  bei  Kalusz  und  Bochnia 
in  Galizien,  bei  Hallstatt,  in  der  Salzkette  (Salt  Range)  im  Pendschab 
in  Indien,  am  Urmiasee  in  Persien  etc.  Die  Abraumsalze  wechsel- 
lagern noch  vielfach  mit  Steinsalzschichten.  Sie  werden  von  einer 
weiteren  Calciumsulfatschicht  und  zwar  von  Anhydrit  oder  durch 
Wasseraufuahme  daraus  entstandenem  Gips  bedeckt.  In  dieser  Voll- 
ständigkeit sind  aber  die  Steinsalzlager  verhältnismäßig  selten  aus- 
gebildet. Sehr  häufig  fehlen  die  Abraumsalze,  dann  liegt  die 
Anhydrit-(oder  Gips-)decke  direkt  auf  dem  Steinsalz.  Zuweilen 
fehlt  auch  diese  Decke  und  das  Salz  liegt  frei  zu  Tage,  z.  B.  bei  Ck)r- 
dona  in  Spanien,  wo  ein  Steinsalzberg  von  erheblichem  Umfang  550 
Fuß  über  die  Umgebung  emporragt,  und  ähnlich  am  Hek,  Gouv.  Oren- 
bürg,  in  Rußland;  auch  in  Siebenbürgen  tritt  stellenweise  das  Stein- 
salz unmittelbar  an  die  Erdoberfläche.  Dies  ist  aber  doch  nur  aus- 
nahmsweise der  Fall  und  nur  in  regenarmen  Gegenden  möglich ;  meist 
sind  die  Salzlager  in  der  Erde  versteckt.  Solche,  wenige  Meter  dick 
bis  zu  gewaltiger  Mächtigkeit,  finden  sich  in  allen  geologischen  For- 
mationen. In  Europa  sind  am  wichtigsten  die  folgenden,  und  zwar  im 
Tertiär:  Wieliczka,  Bochnia  und  Kalusz  in  Galizien  und  die  ganze 
Reihe  der  Karpathen  durch  Siebenbürgen  bis  nach  Rumänien.  In 
der  alpinen  Trias :  Berchtesgaden  in  den  bayrischen,  Hallein,  Hall,  Hall- 
stadt und  Ischl  (Salzkammergut),  sowie  Aussee  in  den  österreichischen 
Alpen.  Außerhalb  der  Alpen  im  Keuper :  Salzburg  und  Vic  in  Lothringen. 
Im  außeralpinen  mittleren  Muschelkalk:  die  Steinsalzlager  in  Süd- 
deutschland und  zwar  die  am  oberen  Neckar  (Schwenningen)  und  am 
unteren  Neckar :  Heilbronn,  Jagstfeid,  Wimpfen  etc.,  sowie  am  Kocher 
(Seh  wäb.-Hall  mit  Wilhelmsglück).  Im  Zechstein :  fast  alle  norddeutschen 
Steinsalzlager,  meist  noch  mit  der  Decke  der  Abraumsalze,  vor  allem 
Staßfurt,  sodann  Sperenberg,  Lüneburg  etc.  (das  Steinsalz  von  Artern 
liegt  wie  in  Süddeutschland  im  Muschelkalk). 

Dünne  Platten  und  Schnüre  parallelfasrigen  Salzes  (Fasersalz) 
setzen  zuweilen  quer  durch  die  körnigen  Massen  der  Steinsalzlager  und 
die  umgebenden  Gesteine.  Deutliche  Krystalle  sind  nicht  häufig;  sie 
sind  fast  stets  aufgewachsen  und  finden  sich  auf  Drusenräumen  da, 
wo  Tropfwasser  fallen  und  verdunsten.  An  solchen  Stellen  entstehen 
häufiger  klein-  bis  feinkörnige  Massen  mit  nierenf3rmiger  rauher 
Oberfläche  oder  formliche  Tropfsteine,  Zähne,  Haare  (Haarsalz  z.  T.) 

28* 


436  Haloidverbindungen. 

und  ähnliche  Bildungen.  Der  das  Steinsalz  umgebende  Ton  ist  häufig 
mit  Salz  imprägniert  (Salzton) ;  Gemenge  von  Salz,  Gips  und  Ton  sind 
bei  Wieliczka  als  Haselgebirge  bezeichnet  worden.  Aus  den  Steinsalz- 
lagem  entspringen  an  vielen  Orten  Salzquellen  (Soolen).  Durch  solche 
wird  in  manchen  Gegenden  der  Erdboden  ganz  mit  Steinsalz  durch- 
tränkt, das  nach  Regenwetter  an  der  Oberfläche  ausblüht  und  die 
Erde  mit  einer  Salzkruste  bedeckt.  Dies  sind  die  Salzsteppen,  z.  B. 
in  der  Nähe  des  durch  Salzquellen  gespeisten  Eltonsees  in  der  Niede- 
rung des  kaspischen  Meeres  in  Rußland.  Aus  dessen  Wasser  scheidet 
sich  dann  je  nach  der  Jahreszeit  Salz  schichtenförmig  aus,  das  in 
Menge  gewonnen  wird. 

Die  großen  Steinsalzlager  sind  durch  Austrocknen  von  Meeres- 
teilen entstanden,  die  durch  Barren  vom  Ocean  abgesperrt  worden 
waren.  Dabei  wurde  zuerst  wegen  seiner  verhältnismäßig  schweren 
Löslichkeit  das  im  Meerwasser  befindliche  Calciumsulfat  ausgeschieden, 
und  zwar,  da  die  Lösung  noch  nicht  mit  Chlomatrium  etc.  gesättigt  war, 
und  keine  höhere  Temperatur  herrschte,  als  die  gewöhnliche,  in  der 
Form  von  Gips  (siehe  diesen).  Es  entstand  so  die  Gipsunterlage  des 
Steinsalzes.  Dieses  selbst  folgte  sodann  bei  weiterer  Eintrocknung 
als  die  im  Meerwasser  in  größter  Menge  enthaltene  Substanz,  z.  T. 
noch  in  Abwechslung  mit  Calciumsulfat,  das  sich  jetzt  aus  der  mit 
NaCl  gesättigten  Flüssigkeit  nicht  mehr  als  Gips,  sondern  als  An- 
hydrit niederschlug.  Es  blieb  dabei  eine  Mutterlauge  übrig,  in  welcher 
die  am  leichtesten  löslichen  Bestandteile  des  Meerwassers,  die  Chloride 
von  JT,  Mg  und  Ca  und  die  Sulfate  dieser  Metalle,  sowie  des  Na,  ent- 
halten waren,  nebst  einem  letzten  Rest  von  Calciumsulfat.  Bei  fort- 
gesetzter Verdunstung  krystallisierten  über  dem  Steinsalz  jene  Chloride 
und  Sulfate  aus  und  lieferten  die  Abraumsalze,  die  endlich  von  der 
aus  dem  noch  vorhandenen  Calciumsulfat  gebildeten  Anhydritdecke 
überlagert  wurden.  Manchmal  wurden  die  Abraumsalze  aus  irgend 
einem  Grunde  überhaupt  nicht  gebildet,  wie  z.  B.  in  Süddeutschland, 
wo  man  noch  niemals  Spuren  derselben  angetroffen  hat;  oder  sie 
wurden  nachträglich  wieder  von  dem  in  der  Erdkruste  stets  zii'ku- 
lierenden  Wasser  aufgelöst  und  fortgeführt  wie  in  Galizien,  bei  Hall- 
stadt und  in  der  Salt  Range. 

In  zahlreichen  Vulkanen  wird  zuweilen  Steinsalz  als  Sublimations- 
produkt erzeugt,  das  reich  an  KCl  und  nicht  von  Gips  begleitet 
ist,  so  z.  B.  manchmal  am  Vesuv  und  zwar  zuweilen  in  so  großen 
Mengen,  daß  es  als  Speisesalz  Verwendung  findet. 

(Ochsenios,  Die  Bildung  der  Steinsalzlager  1877;  Bischof,  Die  Steinsalzwerke 
von  Staßfurt,  2.  Aufl.,  1875;  Tschermak,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  63,  1871;  van 
t'Hoff  und  Mitarbeiter,  Sitzgsber.  Berlin.  Akad.  1&96— 1903;  J.  Walther,  Centralblatt 
f.  Mineralogie  etc.  1903,  pag.  211.) 


Isomorphe  Reihe  des  Steinsalzes.  437 

SylTin. 

KCl,  zuweilen  fast  chemisch  rein.  52,4  K.  Regulär,  aber  nicht 
vollflächig,  sondern  gyroedrisch-hemiedrisch,  wie  man  aus  der  schiefen 
Lage  der  Ätzflguren  und  der  Schlaglinien  (Gleitflächen)  sieht.  (Brauns, 
N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1886,  I,  224  und  1889,  1, 113.)  jMeist  Würfel  mit  abge- 
stumpften Ecken.  Sehr  reine  klare  Krystalle  mit  dieser  Begrenzung 
von  Staßfurt  sind  Hövellit  genannt  worden.  Mit  den  Flächen  des 
AVürfels  geht  ein  vollkommener  Blätterbruch  parallel.  Farblos,  durch- 
sichtig bis  durchscheinend,  zuweilen  gefärbt,  im  ganzen  dem  Steinsalz 
sehr  ähnlich,  der  Glanz  geht  aber  mehr  ins  Fette  und  der  Geschmack 
ist  mehr  scharf  und  brennend.  H.  =  2^.  G.  =  l,9 — 2,0.  n=  1,490 
(37a-Flamme).  In  Wasser  leicht  löslich.  Schmelzbar  und  noch  leichter 
flüchtig,  als  NaCH-,  daher  in  verhältnismäßig  großer  Menge  dem  vul- 
kanischen Steinsalz  beigemischt,  in  dem  sogar  KCl  zuweilen  über- 
wiegt. Färbt  die  Flamme  violett  (Z'-Flamme,  Unterschied  von  Stein- 
salz, welches  die  Flamme  gelb  färbt,  JVo-JFlamme).  Diatherman,  wie 
Steinsalz.  Findet  sich  selten  in  Krystallen,  meist  in  derben  blättrigen, 
auch  körnigen  Aggregaten.  Massenhaft  unter  den  Abraumsalzen  des 
Steinsalzlagers  in  Staßfurt  etc.,  nächst  dem  Kainit  das  wichtigste  der- 
selben, meist  mit  Steinsalz  gemengt.  Auch  bei  Kalusz  in  Galizien  und 
in  geringer  Menge  bei  Berchtesgaden  und  Hallein  und  in  der  Salt 
Range  in  Indien.  Zuweilen  entstehen  durch  Zersetzung  des  Carnallit 
(s.  d.)  kömige  Aggregate  von  Sylvin  (Leopoldit),  und  Gemenge  von 
Sylvin  und  Steinsalz,  die  als  Hartsalz  oder  Sylvinit  bezeichnet  werden. 

Salmiak.  NE^Cl ;  33,7  Am,  Regulär  und  wie  Syl m  gyroedrisch-hemied risch . 
(Tschermak,  Min.  u.  petr.  Mittign.,  Bd.  4, 1887,  531.)  Deutliche  Krystalle  nicht  häufig, 
zuweilen  durch  Meroedrie  entstellt  und  verzerrt.  Spaltbarkeit  undeutlich.  H.  =1^2* 
Mild.  Farblos,  der  vulkanische  häufig  durch  Eisenchlorid  gelb  gefärbt.  In  Wasser 
löslich;  scharfsalziger  Qeschmack.  Findet  sich  in  Krusten  als  Sublimationsprodukt 
auf  den  Kraterwänden  und  Laven  mancher  Vulkane,  z.  B.  des  Vesuvs,  zuweilen  in 
erheblicher  Menge.  Auch  in  unterirdischen  Kohlenbränden  wird  Salmiak  erzeugt, 
80  bei  Dudweiler  im  Saargebiet,  bei  Hänichen  in  Sachsen  etc.  Hierher  gehören  wohl 
auch,  wie  es  scheint,  die  reichen  centralasiatischen  Fundstellen  Turfan  und  Kutsche, 
die  schwerlich  Vulkane  sind.    Auch  im  südamerikanischen  Quano. 

Chlorsilber   (Homsilber,  Silberhomerz ,   Kerargyrit,   Kerat, 
Chlorargyrit). 

AgCl  mit  75,3  Ag.  Regulär.  Deutliche  Formen  selten,  vor- 
zugsweise ooOoo  (100),  auch  0  (111)  und  ooO  (110);  bis  zollgroße 
Krystalle.  Keine  Blatterbrfiche.  H.  =  2f  G.  =  6,58—5,60.  Voll- 
kommen reine  Massen  sind  farblos,  aber  in  der  Natur  meist  grau, 
grünlich,  violett,  braun  bis  schwarz  infolge  von  Veränderung  im  Licht. 
Durchscheinend  bis  undurchsichtig;  fettartiger  bis  diamantartiger  Glanz, 
nicht  stark;  der  Strich  ist  glänzender.    Läßt  sich  mit  dem  Messer 


438  Haloidverbindungen. 

schneiden,  dehnbar.  V.  d.  L.  schmilzt  es  und  reduziert  sich  auf 
Kohle  zu  Ag]  in  Ammoniak  löslich.  Findet  sich  meist  in  derben 
hom-  oder  wachsähnlichen  Massen  oder  in  krustenartigen  Überzügen 
auf  Gängen  mit  geschwefelten  Silbererzen,  bes.  in  den  oberen  Teilen 
derselben  als  ümwandlungsprodukt  der  letzteren.  Vorzugsweise  in 
Chile,  Peru,  Bolivia  und  Mexiko,  wo  es  zu  den  wichtigsten  Erzen  ge- 
hört (neben  den  5r-haltigen  Erzen);  auch  in  den  Silbergruben  in 
Idaho  und  Nevada;  in  Europa  im  Erzgebirge,  bei  Kongsberg  etc.  in 
geringer,  früher  in  größerer  Menge.  Schlangenberg  im  Altai.  Eigen- 
tümlich als  Imprägnation  eines  Sandsteins  in  Utah  (Silbersandstein). 
Wichtiges  Silbererz. 

Hu ant aja yit.  Begnlär,  isomorphe  Mischung  von  AgCl  mit  KaCl :  {Na,  Ag)  Cl. 
Silberhaltiges  Steinsalz  von  Huantajaya  in  Chile.  Mit  Chlorsilber,  Atakamit  etc.  auf 
Eisenocker  als  wasserhelle  Wttrfelchen  and  rindenförmige,  zuweilen  fasrige  Ki'usten. 
Im  Wasser  wird  NaCl  unter  Hinterlassung  von  AgCl  gelöst. 

Bromsilber  (Bromai'gyrit,  Bromyrit,  Bromit). 

AgBr  mit  67,4  Äg,  Die  reg.  Oktaeder  nnd  Würfel  sehr  klein; 
meist  stark  glänzende  grüne  und  gelbe,  zuweilen  grau  angelaufene 
Krusten  mit  zeisiggrünem,  fettglänzendem  Strich  bildend,  welche  oft 
dem  Homsilber  sehr  ähnlich  sind,  aber  beim  Erhitzen  auf  Kohle  Br- 
Dämpfe  geben.  Besonders  auf  manchen  Silbererzlagerstätten  von  Chile 
und  Mexiko  (San  Onofre)  mit  Homsilber,  aber  ganz  rein  nur  in  sehr 
geringer  Menge.    H.  =  2^.    G.  =  5,8— 6.    Geschmeidig. 

In  viel  größeren  Mengen  als  reines  Bromsilber  finden  sich  iso- 
morphe Mischungen  von  Chlor-  und  Bromsilber,  welche  unter  dem 
Namen  Chlorbromsilber  oder  Embolü  zusammengefaßt  werden,  und  bei 
denen  das  Verhältnis  von  Cl :  Br  zwischen  1 :  5|  und  1 :  \  schwankt. 
Einzelne  Mischungsverhältnisse,  u.  a.  bei  Copiapo  in  Chile  vorkommend, 
haben  besondere  Namen  bekommen :  Mikrobromit:ZAgCl'\-AgBr\  Em- 
bolü im  engeren  Sinne:  3AgCl'{-2AgBr;  Megabromü:  ^i^AgCl-^-bAgBr  etc. 
Im  Aussehen  dem  Chlorsilber  und  Bromsilber  sehr  ähnlich.  Besonders 
wichtige  Erze  in  Chile,  wo  sie  mit  Chlorsilber  vorkommen  (z.  B.  in 
Chanarcillo) ;  auch  in  Mexiko  (San  Onofre),  Honduras  etc. 

(Moesta,  Über  das  Vorkommen  der  Chlor-,  Brom-  und  Jcdverbindungen  des 
SUbers  in  der  Natur,  Marburg  1870;  Prior  und  Spencer,  Min.  Mag.  Bd.  13,  1902, 
pag.  174.) 

Jodobromit  ist  eine  reguläre  isomorphe  Mischung:  AgJ'\'2Ag  (d,  Br\  ge- 
schmeidig Yon  schwefelgelber  Farbe  von  Dernburg  in  Nassau  auf  Quarz  (y.  Lasauls, 
N.  Jahrb.,  Min.  1877,  pag.  616  und  1878  pag.  619);  doch  kommen  auch  andere 
Mischungsverhältnisse  vor  (J  o  d  e  m  b  o  1  i  t). 

Regulär-tetraedrisch  sind  (Spencer,  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  35,  1902,  pag.  452): 
Miersit,    Blaßgelbe  isotrope  ErystfiUchen  von  AgJ,  denen  etwas  CW  isomorph 


Flußspat.  439 

beigemischt  ist  {iÄgJ.CtiJ);  ans  den  oberen  Teufen  der  Silbererzminen  von  Broken 
Hill  in  Neu-Süd- Wales.    Spröde. 

MarshU,  CuJ\  braune  KrjstäUchen  und  dttnne  Überzüge  auf  ged.  Kupfer  von 
Broken  Hill. 

Xantokit.  CuCl;  die  tetraedrischen  Kryställchen  würflich  spaltbar;  meist  derb. 
Das  farblose  und  durchsichtige  Mineral  ist  durch  Bildung  von  Atakamit  hSuflg  grün. 
Nantoko  in  Chile  mit  anderen  Kupfererzen. 

Hexagonal  ist: 

Jodsilber  (Jodargyrit,  Jodyrit,  Jodit).  AgJ  mit  46,0  Ag,  Dihexaedrische  Täfel- 
chen, hemimorph,  mit  deutlicher  basischer  Spaltbarkeit;  die  Form  ähnlich  der  des 
Greenockits.  H.  =  1.  G.  =  5,5—5,7.  Leicht  schmelzbar.  Durchscheinend.  Gelb  bis 
grau.  Geht  bei  146^0.,  unter  einem  Druck  von  2475  Kilo  pro  Quadratcentimeter 
schon  bei  20^  C.  in  eine  rote,  reguläre  Modifikation  über  (siehe  Jodobromit).  Mit 
anderen  Silbererzen  in  geringen  Mengen  in  Chile,  Peru,  Mexiko,  Spanien,  bei  Broken 
Hill  in  Neu-Süd-Wales.  Cuprojodargyrit,  Ag  zur  Hälfte  durch  Cti  ersetzt,  bei 
Hnantajaya  unweit  Iquique  in  Chile. 


Quecksilberhornerz  (Kalomel).  HgCl  Quadratisch.  P (111). P/P  =  135» 
40*  S.  K.  Manche  Krystalle  sehr  flächenreich.  Blätterbrüche  ||  ooPoo  (100).  Milde. 
H.  =  l — 2,  Graulich-  bis  gelblichweiß,  ähnlich  dem  Hornailber.  Demantglänzend. 
Vollständig  flüchtig.  G.  =  6,5.  Auf  den  Zinnoberlagerstätten  der  Pfalz,  von  Almaden, 
Idria,  Horzowitz  in  Böhmen,  £1  Doctor  in  Mexiko.  Die  meist  sehr  kleinen  Kryställ- 
chen bilden  dünne  Überzüge  auf  anderen  Mineralien. 

(Websky,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1877;  Traube,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  14,  1888, 
pag.  571.) 

Coccinit,  scharlachrot,  von  Mexiko;  Jodquecksilber  (?);  rhombisch.  Ein  regu- 
läres Quecksilberjodid  aus  den  Broken  Hill  Mines,  Neu-Süd-Wales. 


Isomorphe  Reihe  des  Flufsspats. 

Ptegulär:  Flußspat  tJaF^]  Yttrocerit  (Ca,  Ce,  Y)  F2;  Chlorocalcit  CaCk, 

FloAspat  (Flaorit,  Liparit). 

CfljFj,  61,28  Ca,  48,72  F;  häufig  ziemlich  rein,  zuweilen  etwas 
C'aCV.,,  Calciumphosphat  etc.,  auch  färbende  organische  Substanz,  in 
manchen  Flußspaten  in  solcher  Menge,  daß  dieselben  beim  Zerschlagen 
stark  riechen  (Stinkfluß).  Dieser  Geruch  wird  bei  dem  dunkelviol- 
blauen  Flußspat  von  Wölsendorf  in  Bayern  wohl  auch  auf  die  An- 
wesenheit von  freiem  Fluor  zurückgeführt  Der  ähnlich  gefärbte 
Flußspat  von  Quincie  in  Frankreich  soll  ebenfalls  freies  Fluor  ent- 
halten und  dadurch  beim  Zerschlagen  intensiven  Geruch  verbreiten. 
Stark  Helium-haltig  ist  der  den  schwarzen  Kryolith  begleitende  rote 
Flußspat  aus  Grönland. 

In  ausgezeichneten,  stets  aufgewachsenen  regulär  -  vollflächigen 
Krystallen  weit  verbreitet.  Sehr  häufig  Würfel  (Fig.  91),  die 
Flächen  bei  größeren  Krystallen  oft  würflig  parkettiert,  sonst  glatt; 


440  Haloidverbindangen. 

seltener  Oktaeder  mit  meist  rauhen  Flächen  (Fig.  90);  häufiger 
wieder  beide  kombiniert  (Fig.  98 — 100);  oder  Oktaeder  und  Würfel  mit 
abgestumpften  Kanten  (Fig.  101,  103),  also  in  Kombination  mit  dem 
Granatoeder ;  letztere  Form  isoliert  ist  selten.  Häufig  sind  am  Würfel 
die  Kanten  zugeschärft:  Kombination  mit  dem  Pyi-amidenwürfel 
oo03  (310)  (Fig.  108),  dieser  auch  zuweilen  selbständig.  Ikositetraeder 
und  Pyraraidenoktaeder  sind  weniger  häufig,  letztere  Form,  und  zwar 
40  (441)  als  Seltenheit  ganz  selbständig.  Von  Hexakisoktaedern 
findet  sich  besonders  402  (421)  als  sechsflächige  Zuspitzung  der 
Ecken  des  Wurf  eis  (Fig.  113).  Zuweilen  fehlen  an  den  Krystallen 
des  Flußspats  einzelne  Flächen,  so  daß  rhomboedrische  und  andere 
Formen  nachgeahmt  werden  (Krystalle  von  Zschopau  in  Sachsen). 
Durch  Parallelverwachsung  kleiner  Würfelchen  entstehen  oktaedrische 
Krystalle  (Fig.  254).  Zwillinge  nach  der  Oktaederfläche  häufig,  be- 
sonders sind  würflige  Krystalle  in  dieser  Weise  verwachsen,  so  daß 
die  Form  Fig.  269  entsteht.  Die  Ecken  des  einen  Individuums  ragen 
aus  den  Flächen  des  anderen  uasenförmig  hervor;  sehr  schön  an  den 
stark  fluoreszierenden  englischen  KrystaUen,  bei  denen  die  von  den 
Kanten  des  anderen  Individuums  durchbohrten  Würfelflächen  sich  an 
den  Berührungsstellen  zu  niederen  vieraeitigen  Pyramiden  erheben. 

Bl.  Br.  nach  den  Oktaederflächen  vollkommen.  H.  =  4.  G.  =  3,15 
— 3,20.  Glasglanz.  An  sich  farblos,  aber  häufiger  gefärbt,  z.  T.  sehr 
intensiv:  gelb,  violett,  blau,  grün,  rot  etc.,  vielfach  durch  organische 
Substanz,  so  daß  die  Farbe  beim  Erhitzen  verschwindet;  zuweilen  am 
nämlichen  Stücke  verschiedene  Farben.  Durchsichtig  selten,  häufiger 
durchscheinend,  bis  undurchsichtig.  Die  Würfelzwillinge  von  Cumber- 
land  ausgezeichnet  fluoreszierend;  im  auffallenden  Licht  dunkelblau, 
im  durchgehenden  hellgrün.  Manche  Flußspate  phosphoreszieren  beim 
Erwärmen  (Chlorophan,  besonders  bei  Nertschinsk  in  Transbaikalien). 
Schwach  lichtbrechend  (n  =  1,4339  für  iVo-Licht)  und  geringe  Dis- 
persion, daher  wasserheller  Flußspat  zuweilen  zur  Herstellung  achro- 
matischer Linsen  benützt 

V.  d.  L.  dekrepitierend  und  nicht  besonders  leicht  schmelzend, 
aber  leicht  mit  Gips  zu  einer  klaren,  beim  Erstarren  trüben  Perle 
zusammenfließend.  Von  H^O  kaum  angegriffen,  ebensowenig  von  HCl\ 
von  H^SO^  unter  Entwicklung  von  HF-Dämpfen,  welche  Glas  ätzen, 
vollkommen  zersetzt.  Durch  Anätzen  mit  H^SO^  erhält  man  auf  den 
Flächen  des  Flußspats  als  Ätzfiguren  kleine  Vertiefungen,  an  welchen 
Flächen  von  303  (311),  oo03  (310)  und  ooO  (110)  auftreten.  Dieselben 
Flächen  finden  sich  an  größeren  und  unregelmäßiger  gestalteten  Ver- 
tiefungen, die  an  der  Oberfläche  der  Krystalle  nicht  selten  vorkommen 
und  als  natürliche  Ätzflguren  anzusehen  sind. 

Der  Flußspat  ist   ein  sehr   häufiges   Mineral,   das   in    schönen 


Flußspat.  441 

Krystallen,  in  derben  Massen,  auch  vollkommen  dicht,  sowie  erdig 
(Flußerde,  Ratofkit  von  Moskau)  sich  findet,  und  zwar  vorzugsweise 
auf  Gängen.  Er  erfüllt  in  derben  Massen  weite  Spalten,  allein  oder 
mit  Schwerspat,  z.  B.  bei  Brotterode  im  Thüringer  Wald,  oder  in 
dichten  Massen,  z.  B.  bei  Stolberg  am  Harz.  Besonders  bekannt  sind 
die  derben  blauschwarzen  Massen  des  Stinkflusses  von  Wölsendorf  in 
Bayern  im  Granit,  dessen  beigemengte  organische  Bestandteile  Schönbein 
für  das  Antozon  hielt.  Ausgezeichnete  blau-  und  weißgefärbte  derbe 
Massen  finden  sich  bei  Castleton  in  Derbyshire  in  England,  welche 
zu  Kamingesimsen  und  anderen  ähnlichen  Ornamenten  verschliflfen 
werden.  Auf  Drusenräumen  des  derben  Minerals  sitzen  nicht  selten 
Krystalle,  welche  sich  aber  in  besonderer  Schönheit  und  Häufigkeit 
auf  den  verschiedensten  Erzgängen  finden,  ebenfalls  mit  derbem  Fluß- 
spat und  oft  mit  Schwerspat,  Kalkspat  etc.  zusammen;  so  im  Erz- 
gebirge an  vielen  Stellen  und  im  Harz,  im  Schwarzwald  (Mttnstertal), 
in  England,  bes.  auf  den  Erzgängen  in  Cumberland,  Derbyshire, 
Devonshire,  Cornwall,  Durham;  bei  Kongsberg  in  Norwegen.  Fund- 
orte schöner  Krystalle  außerhalb  von  Erzgängen  sind:  Striegau  und 
Königshain  in  Schlesien  im  Granit;  im  Gneiß  der  Hochalpen  z.  B. 
am  St.  Gotthard  von  roter  Farbe ;  bei  Drammen  in  Norwegen.  Eigen- 
tümlich ist  das  Vorkommen  im  vulkanischen  Tuffe  bei  Tiano  in  Cam- 
panien  und  in  den  Auswürflingen  der  Somma  (Vesuv).  Manchmal 
im  köiTiigen  Kalk  (Pargas  in  Finnland,  Wunsiedel  im  Fichtelgebirge). 
Sehr  selten  als  Versteinerungsmittel  von  Petrefakten. 

Dient  außer  zn  Ornamenten  hauptsächlich  als  Flußmittel  bei  Hüttenprozessen. 
(Klocke,  Bericht  der  naturf.  Ges.  zu  Freiburg  i.  Br.  BJ.  6;  Werner,  Neues  Jahrb. 
für  Min.  1881,  I,  14;  v.  Lasaulx,  Ztschr.  f.  Kryst.  1877,  Bd.  I,  pag.  359;  G.  Rose, 
Pogg.  Ann.  Bd.  12,  483;  Hessenberg,  Notizen  (3)). 

Tttrocerit  Dunkelblaue  kleine  Körner  und  dünne  Überzüge  und  Anflüge, 
auch  erdig,  im  Granit  von  Broddbo  und  Finbo  in  Schweden  (bei  Falun) ;  regulär  mit 
oktaedrischer  Spaltbarkeit.  Es  ist  ein  wahrscheinlich  etwas  zersetzter  Flußspat,  bei 
dem  ein  Teil  des  CaF^  durch  die  isomorphen:  CeF^  und  YF^  in  nicht  unerheb- 
lichen Mengen  ersetzt  ist.  Fluocerit  ebendaher,  ziegelrot,  vieUeicht  hexagonales 
(Ce,  La,  Di)  F„  in  dem  etwas  F  durch  {HO)  ersetzt  ist.  ITydrofluocerit  ist  ein 
etwas  HiO  enthaltendes  Zersetzungsprodukt.  Etwas  ähnliches  wie  Fl.  ist  der  sehr 
seltene  hexagonale  Tysonitf  heUwachsgelb,  auf  Feldspat  vom  Pikes  Peak  in  Colorado. 
Ist  meist  in  Bastnäsit  umgewandelt.  Die  Formel  des  T.  wird  auch  {CCf  La^  Di)  F^ 
geschrieben. 

Chlorocalcit.  Würfel  von  CaCZg,  isomorph  mit  Flußspat.  Meist  krustenformige 
Überzüge  auf  Laven  des  Vesuvs  als  Fumarolenbildung ;  auch  im  salzhaltigen  Boden 
in  Peru. 


Scacchü.    MnClij  ebenfalls  eine  Fumarolenbildung  des  Vesuvs. 

Lawrencit.    (Fe^  Ni)  CI2,  in  gewissen  Meteoreisen.    Das  reine  FeCl^  soll  auch 
als  Snblimationsprodukt  des  Vesuvs  vorkommen. 


442  Haloidverbindungen. 

Cotunnit  (Chlorblei).  PbClf.  Kleine  Badeiförmige  rhombische  Kryställchen  oder 
unregelmäßige  Kömer,  weiß,  auf  VesuTlaven;  SnbUmationsprodnkt  bei  den  Erup- 
tionen Yon  1822  und  1855.    Am  Vesuv  auch  der  Pseudocotunnity  KCl  .  FhCli. 

Sellait  MgF^.  Sehr  selten,  in  quadratischen,  meist  prismatischen,  farblosen 
Kryställchen  im  Anhydrit  von  Moutiers  in  Savoyen. 

Molysit.  FeClg.  Gelbe  bis  braune  Überzüge  auf  Vesuvlaven,  als  Fnmarolen- 
bildung.    Hexagonal. 

Wasserhaltig  sind: 

Bischofit.  MgCli,ßHiO,  Selten  Krystalle,  wahrscheinlich  monoklin;  bildet 
meist  sehr  zerfließliche,  weiße,  kömige,  oder  fasrige  Aggregate  im  Carnallit  von 
Staßfnrt,  bei  dessen  Zersetzung  durch  Wasser  er  entsteht. 

Fltieüit  AlF^  .  HtO.  Sehr  seltene  rhombische  farblose  Kryställchen,  mit 
Ziimstein  auf  Quarz,  Comwall. 


h.  Zasammengesetzte  Haloidyerbinclungen. 

Gruppe  des  Kryolith. 
Kryolith. 

SNaF.AlF^]  12,8  AI;  32,8  Na;  54,4  F.  Früher  für  rhombisch, 
dann  für  triklin  gehalten,  ist  aber  monoklin.  Die  Flächen  des  rhom- 
bischen Prismas  ni  =  coP(110)  sind  in  mehreren  Richtungen  gesti-eift; 
m/m  =  9P  58'  vom.  Die  Basis  c  =  0P(001)  ist  glatt;  m/c  =  90«  8'. 
m  und  c  begrenzen  meist  die  Krystalle  allein,  welche  dann  ein  würfel- 
förmiges Aussehen  haben.  Dazu  kommt  nicht  selten:  r  =  Pco(011); 
ric  =  125«  46';  v  =  Poo  (101);  p  =  —  P  (111);  »  =  —  252  (121); 
*  =  +  Pcx)  (101) ;  a  =  ooPoo  (100).  (Fig.  365.)  Danach  a  :  6  :  c  = 
0,966:1:1,388;  ^  =  90«  11'.    Zwillinge  nach  verschiedenen  Gesetzen. 

Die  Krystalle  sind  nach  c  vollkommen,  nach  m 
etwas  weniger  vollkommen  spaltbar,  also  nach 
drei  beinahe  aufeinander  senkrechten  Richtungen, 
außerdem  nach  der  Längsfläche  odSoo  (010)  deutlich ; 
dieser  Bl.  Br.  würde  die  scharfe  seitliche  Kante  des 
Prismas  gerade  abstumpfen.  Die  drei  Hauptblätter- 
Fig.  365.  brüche  wurden  früher  als  genau  senkrecht  und  den 

Flächen  eines  oblongen  Prismas  mit  der  Basis  ent- 
sprechend angesehen.  H.  =  2,5— 3;  spröde.  G.  =  2,95— 2,97.  Opt. 
A.  E.  senkrecht  zur  S.  E.  ac,  gegen  die  Basis  unter  45®  55',  gegen 
die  Vertikalachse  unter  43®  54'  geneigt,  steigt  also  im  schai'fen  Winkel 
ß  von  vorn  nach  hinten  in  die  Höhe ;  +  D.  Br.  gering ;  q  <  v.  M. 
L.  in  der  S.  E.,  also  horizontale  Dispersion.  Achsenwinkel  in  Luft :  2E 
—  58®  50'  (r.)  =  59®  24'  (g.)  =  60®  10'  (bl).  Auf  c  Perlmutterglanz, 
sonst  eigentümlicher  feuchter  Glasglanz.  Meist  weiß,  nesterweise 
braun  bis  schwarz;  durchscheinend.  Schmilzt  in  der  Lichtflamme  und 
färbt  diese  intensiv  gelb  (iVa-Flamme) ;  v.  d.  L.  in  der  offenen  Glas- 


Kryolitbgruppe.  443 

röhre  gibt  er  /il'-Dämpfe,  welche  Glas  ätzen.     Durch  H^SO^  unter 
Bildung  von  ÄP-Dämpfen  vollständig  zersetzt. 

Bildet  einen  ausgedehnten  Stock  in  Zinnstein  führendem  Gneiß  oder 
Granit  bei  Ivigtut  (Evigtok)  am  Arksutflord  in  Westgrönland.  Die 
würfelähnlichen  Krystalle  sitzen  in  paralleler  Stellung  in  dünnen 
Krusten  auf  Spalten  und  Klüften  des  derben  Kryoliths.  Er  schließt 
-eine  Menge  Krystalle  anderer  Mineralien  ein:  Flußspat,  Quarz, 
Kupfer-  und  Schwefelkies,  Bleiglanz,  Zinnstein,  Blende,  Spateisen- 
iitein,  Columbit  etc.  Wird  massenhaft  in  einem  Tagebau  gewonnen 
und  zur  Herstellung  von  Aluminium,  Opalglas  und  von  Email  für 
eiserne  Gefäße,  früher  auch  von  Soda,  technisch  verwendet  und  vor- 
zugsweise nach  Kopenhagen  und  Philadelphia  ausgeführt.  Jahres- 
produktion ca.  10000  Tonnen.  In  kleineren  Mengen  bei  Miask  im 
Ilmengebirge  auf  Gängen  im  Granit  und  ebenso  am  Pikes  Peak  in 
El  Paso  County,  Colorado. 

(Krenner,  Math,  und  naturw.  Berichte  ans  Ungarn,  Bd.  1;  Mügge,  Jahrbuch 
der  wissenscb.  Arbeiten  zu  Hamburg,  1883;  Websky,  N.  Jahrb.  für  Min.  etc.,  1867, 
pag.  810;  Des  Gloizeaux,  Bull.  soc.  min.  de  France,  1883;  Benzon,  Amtlicher  Bericht 
über  die  Wiener  Weltausstellung,  Heft  20,  pag.  667;  Taylor,  Proceedlngs  geol.  soc, 
1866,  pag.  141;  Johnstrup,  Versammlung  skand.  Naturforscher  in  Stockholm  1880, 
gedruckt  1883 ;  Baumhauer,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XI,  1886,  133  und  XVIII,  1890,  355.) 

3Iit  dem  Kryolith  kommt  eine  Anzahl  ähnlich  zusammengesetzter  und  auch 
ähnlich  aussehender,  z.  T.  sehr  gut  krystallisierter  Mineralien,  aber  alle  nur  in  ge- 
ringer Menge  vor  (vergl.  Groth,  Zeitschr.  f.  Kryst.  VII,  1883,  pag.  375  und  457) 
Sie  bilden  zusammen  mit  Kryolith,  aus  dem  sie  z.  T.  durch  Zersetzung  herror- 
gegangen  sind,  die  KryoUthgruppe.    Hierher  gehören  u.  a.: 

Elpasolith.  Kryolithähnlich  zusammengesetzt,  aber  K  statt  Na  und  regulär. 
Auf  PachnoUth  am  Pikes  Peak  in  El  Paso  Co.,  Colorado. 

Pachnolith  und  Thomsenolith  ^  beide  NaF .  CaF^  .  AlF^  .  JT9O.  Beide  auch 
monoklin,  aber  in  verschiedenen  Formenreihen.  Dünne  Prismen  oder  krystallinische 
Aggregate.  Aof  KryoUth,  durch  dessen  Zersetzung  sie  entstanden  sind.  Grünland 
und  Pikes  Peak.    Hagemaunit  ist  unreiner  Thomsenolith. 

ChioHtL  bNaF  ,SAIFq.  Quadratisch,  aber  meist  derb  in  feinkörnigen,  weißen 
Aggregaten.  Noch  leichter  schmelzbar,  als  Kryolith.  Mit  diesem  bei  Miask  im 
Hmengebirge  (Ural).    Unreiner  Chiolith  ist  der  Chodnewit,  Nipholith  und  Arksutit. 

Bei  einigen  dieser  Mineralien  ist  ein  Teil  des  F  durch  {HO)  ersetzt,  so  bei 
•den  beiden  folgenden: 

Ralstonit  {N(h,  Mg)  F^  .  ^Äl  (F,  HO}^  ,  211^0.  Reguläre  Oktaeder.  Weiß 
bis  gelb,  durchsichtig  bis  durchscheinend.    Grönland  mit  Kryolith. 

GearJcsutit  (Evigtokit).  CaFt  .  AI  {F,  OH)^  .  JT«0.  Erdiges ,  weißes  Zer- 
fletzungsprodnkt  des  Kryoliths,  Grönland  und  Colorado. 

Hierher  gehört  auch  der 

Prosopit  2 AI  {F,  HO)^  .  CaF^.  Monokline  farblose  bis  graue,  durchsichtige 
bis  durchscheinende  Krystalle  oder  derbe  Massen.  Auf  den  Zinnerzlagerstätten  von 
Altenberg  in  Sachsen,  meist  in  Kaolin,  auch  in  Flußspat  umgewandelt;  am  Pikes 
Peak  in  Colorado  auf  Quarzgängen. 


444  EaloidTerbindüDgeD. 

HUratit  2KF .  SiF^.  Reguläre  Oktaederchen.  Snblimationsprodukt  des 
Ynlkans  anf  der  Insel  Valcano.    Entsprechend: 

Ki-yptohalit.    2{NH^)  F.SiF^,    Sublimationsprodokt  des  Vesuvs. 

Erythrosiderit  2KCI .  FeCl^ .  H^O,  Rotes,  leicht  zerfließliches  Snblimations- 
produkt des  Vesuvs.    Ebenso: 

Kretnersit.  KCl . NH^Cl , FeCl^ . H^O.  Bildet  rote,  leicht  lösliche,  reguläre 
Oktaederchen. 

Douglasit  2KCI .  FeCl^ .  2H^0.  In  den  Abraumsalzen  der  Steinsalzlagerstätte 
in  StaOfurt ;  stets  nur  in  geringen  Giengen,  da  sehr  leicht  zersetzt. 

Carnallit. 

KCl .  MgCl^  .  QH,ß  mit  26,8  KCl  mit  14  K,  34,2  MgCl^,  39,0  K^O, 
wenig  NaCl  ersetzt  etwas  KCL 

Die  seltenen  Krystalle  sind  rhombisch,  hexagonale  Formen  nach- 
ahmend: a :  6 :  c  =  0,5936 : 1 : 0,6906.  Ein  Prisma  ooP(llO)  hat  den 
Winkel  118^37';  die  seitl.  Kante  ist  durch  die  Längsfläche  ooP^  (010) 
abgestumpft,  so  daß  ein  scheinbar  reguläres  sechsseitiges  Prisma  ent- 
steht. Auf  die  Prismenflächen  sind  die  Flächen  des  Oktaeders  Pflll) 
und  auf  die  Längsfläche  die  Flächen  des  Brachydonaas  2Poo  (021)  auf- 
gesetzt, und  zwar  ist  111 :  lll  =  107«  20'  und  021 :021  =  108<>  27'; 
sie  machen  also  zusammen  ein  scheinbares  Dihexaeder,  dessen  End- 
ecke noch  durch  die  Basis  OP  (001)  abgestumpft  wird. 

Bruch  muschlig.  H.  =  1 — 2.  G.  =  1,6.  Farblos,  grau,  oft  duixh 
Eisenglanzschlippchen  rot;  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Opt.  2-achsig. 
A.  E.  äc.  4"  M.  L.  a.  Sehr  starke  Doppelbrechung.  V.  d.  L.  leicht 
schmelzbar.  In  H^O  leicht  löslich,  an  der  Luft  zerfließlich,  läßt  sich 
aber  nicht  umkrystallisieren,  sondern  zersetzt  sich  in  MgCl^  und  KCl, 
Verliert  zuweilen  durch  Auslaugen  MgCk,  so  daß  KCl  (Sylvin)  in 
derben,  körnigen  Massen  zurückbleibt  (Leopoldit  von  Leopoldshall  bei 
Staßfurt  und  Hartsalz,  pag.  437). 

Findet  sich  fast  nur  in  derben  Massen,  Krystalle  bilden  sich 
zuweilen  aus  Tropfwassem.  Große  nicht  zerfließliche  Krystalle  sind 
neuerdings  in  dem  Kalisalzwerk  Beienrode  bei  Königslutter  vor- 
gekommen. Bes.  wichtig  in  den  Abraumsalzen  von  Staßfurt,  teils  für 
sich  allein,  teils  mit  Steinsalz  gemengt  die  Carnallitregion  bildend. 
Auch  bei  Kalusz  und  bei  Maman  in  Persien  und  in  Colorado  in  Nord- 
amerika. Bei  Westeregeln  unfern  Staßfurt  Pseudomorphosen  von 
Steinsalz  nach  Carnallit.  Die  Verwendung  ist  die  gleiche  wie  beim 
Sylvin,  aber  auch  die  Magnesia  wird  nutzbar  gemacht.  Geht  durch 
Zersetzung  zuweilen  in  Kainit  (siehe  diesen)  über. 

(H.  Rose,  Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  Vin,  117;  Hessenberg.  Min. 
Notizen,  1866;  Bücking,  Stzgsber.  Berl.  Akad.  1901,  pag.  539.) 

Tachyhydrit  CaCl^.  2MgCli  •  12^2  0,  rhomboedrisch.  Bildet  durchscheinende, 
gelbe,  zerfließliche  Massen  im  Anhydrit  bei  StaOfnrt,  von  sekundärer  Entstehung. 


Haloidverblndnngen  mit  Oxyden  und  Sanerstoffen.  445 


c.  HaloidTerbindungen  mit  Oxyden  und  Sauerstoffsalzen. 

Sulfohalit,  2NaCl .  SNOiSO^.  Regulär,  meist  Granatoeder.  Grünlichgelb,  durch- 
sichtig. Li  Wasser  langsam  löslich.  In  den  älteren  Absätzen  des  Boraxsees, 
Bernardino  Co.,  Kalifornien,  auf  Hanksit. 

Xorthupit.  NaCl .  Na^CO^  .  MgCOz.  Begulär.  Farblos  bis  braun.  Durch  heiCes 
Wasser  zersetzt.    Im  Ton  an  dem  genannten  Boraxsee  als  große  Seltenheit. 

Kommit  2MgC%  .  SMgO  .  AigO,  .  QH^O  (oder  SHtO).  Durch  Eisenglanz- 
schüppchen  rote,  in  einer  Kichtung  vollkommen  spaltbare  Kruste  rhomboedrischer 
imdeatlicher  Individuen  auf  dem  Salzton  des  Kalisalzwerks  bei  Volpriehausen  im 
Solling. 

Kainit. 

Ka .  MgSO^  .  3JH2O  mit  30,0  KCl  (15,7  K),  48,3  MgSO^y  21,7  H,0. 
Gelbe  bis  graue  durchscheinende  feinkörnige  Massen,  auf  deren  Hohl- 
räumen monokline  Erystalle  von  Tafelform  sitzen.    (Groth,  Pogg.  Ann. 

137  pag.  442;  v.  Zepharovich,  Zeitschr.  f.  Kryst  Bd.  VI.)     G.  =  2,13.     In  H^O 

zersetzt  und  gelöst.  Aus  der  Lösung  krystallisiert  sog.  Pikronierit, 
K^SO^ .  MgSO^ .  ßH^O  aus.  Dasselbe  Salz  krystallisiert  aus  der  Lösung 
gewisser  Salzkrusten  auf  Vesuvlaven  aus.  Der  Kainit  findet  sich 
meist  mit  einer  mehr  oder  weniger  großen  Menge  Steinsalz  gemengt, 
schichtenfÖiTnig  in  Massen  bei  Staßfurt  und  Ealusz  in  den  Abraum- 
salzen, wo  er  durch  die  Zersetzung  von  Camallit  entstanden  ist.  Er 
ist  wie  der  mitvorkommende  Sylvin  und  Camallit  in  der  Kalisalz- 
industrie zur  Herstellung  künstlicher  Düngemittel  von  großer  Be- 
deutung und  auch  wegen  seines  Magnesiagehalts  wichtig. 

Parisit  CaB\.{Ce,  La,  1)1)^0^.300.  oder  (BJ?'),CO,  .  SCaCOg,  wo  E  « 
Ce,  La,  DL  Lange,  spitze,  bräunliche  Dihezaeder  mit  yollkommener  basischer  Spalt- 
barkeit mit  Smaragd  im  Kalke  des  Mnzo-Tales  in  Nen-Oranada,  auch  in  Montana. 
Ein  sehr  ähnliches,  vielleicht  etwas  zersetztes  Mineral,  Co-frei  und  hauptsächlich 
ia-haltig,  mit  wenig  H^O  ist  der  KischHm-Parisit  (Kischtimit),  Gerolle  in  der 
Ooldseife  von  Kischtim  am  Ural.  Ein  Baryumparisit  (Ba  statt  Ca)  und  mit  P.  iso- 
morph ist  der  wachsgelbe  Cordylit  aus  Grönland.  Von  hier  auch  der  Synchysit, 
CaF^ ,  CaCOs .  (Ce,  La,  Di)^  0^,300^;  frl\her  für  Parisit  gehalten. 

Bästnant  (Hamartit).  {Ce,  La)  F^ .  (Ce,  La\  0« .  300^.  Hexagonale  Prismen, 
auch  derb;  gelb  bis  braun;  durch  HCl  leicht  zersetzt.  Bastnäsgrube  bei  Biddar- 
hyttan  in  Schweden,  sowie  im  Feldspat  am  Pikes  Peak  in  Colorado,  wo  er  durch 
Umwandlung  aus  Tysonit  entstanden  ist. 

Noceii^in.  2(Ca,  Mg)Fz.(Ca,  Mg)  0,  aber  noch  nicht  sicher  festgestellt.  Weiße 
hexagonale  Nädelchen  mit  Flußspat  im  Tulkanischen  Tuff  von  Nocera  bei  Neapel. 

Atacamlt  (Salzkupfererz). 

Cua^  .  3((7wO  ,  H^0)  =  H^Cu^O^Cl  mit  59,45  Cu.  Ehombisch; 
einige  häufiger  vorkommende  Formen  sind  in  der  Fig.  366  abgebildeten 
Kombination  vereinigt :  w  =  ooP  (110) ;  s  =  ooP2  (120) ;  J =ooP5S  (010) ; 
c  =  OP  (001);  is  =  3P  (331);  e  =  Poo  (011).     m  sehr  stark  vertikal 


m 


m 


s 


44g  Haloidverbindongen. 

gestreift,  die  anderen  Flächen  vielfach  matt  und  gekrümmt,  so  daß 

die  Winkel  nur  annähernd  meßbar  sind:  m'm  =  112*^ 
29':  eje  =  106«  13',  a:b:c  =  0,6683  :  1  :  0,7506.  Die 
Krystalle  sind  fast  stets  in  der  Bichtung  der  Achse  c 
verlängert,  die  meisten  klein,  nadelformig,  die  von 
der  Burra-BuiTagrube  nördlich  von  Adelaide  in  Süd- 
Ti    366  australien  ziemlich  groß.    Selten  Zwillinge. 

Nach  6  vollkommen  spaltbar ;  spröde.  H.  =  3 — 3^. 
G.  schwankend:  3,67—3,76  und  4,0—4,3;  die  Krystalle  von  Burra-Burra: 
G.  =  3,76—3,77.  Gras-  bis  smaragdgrün,  hellgrüner  Strich ;  Glasglanz ; 
durchsichtig  bis  durchscheinend.  A.  E.  ftc;  — M.  L.  6.  V.  d.  L.  schmilzt 
er  auf  Kohle  und  reduziert  sich  zu  Cu;  färbt  die  Flamme  blaugrün. 
Erst  bei  200'*  gibt  er  Wasser  ab.  In  Säuren  und  Ammoniak  löslich. 
In  Krystallen,  derben  Massen  oft  mit  rundlicher  Oberfläche  und 
zuweilen  als  grünes  Pulver  findet  er  sich  in  Menge  als  wichtiges 
Kupfererz  in  der  Wüste  Atacama,  sowie  bei  Copiapo  etc.  in  Chile;  in 
Indien;  dann  in  Australien  an  verschiedenen  Orten  (siehe  oben)  etc. 
Auch  in  den  Sublimationsprodukten  des  Vesuvs  als  grüner  Beschlag 
auf  Laven.  Verwandelt  sich  nicht  selten  in  Malachit,  welcher  zu- 
weilen (Bogoslowsk  im  Ural)  nach  A.  Pseudomorphosen  bildet;  auch 
in  Kieselkupfer.  In  Deutschland  nur  wenig  (BrauT)ach  in  Nassau, 
Schwarzenberg  in  Sachsen). 

(Klein,  N.  Jahrb.  für  Min.  1871,  495:  v.  Zepliarovich,  Sitzgsber.  Wiener.  Ak. 
Bd.  63,  1871  und  Bd.  68,  1873;  Brögger,  Zeitschr.  für  Kryst.  III,  489,  1879;  G.  vom 
Rath,  ibid.  Bd.  V;  Ludwig,  Tschermaka  Min.  Mittlgn.  Bd.  HI,  1873,  pag.  35.) 

Der  grünlich  blaue  TaUingit  von  CorawaU  ist  CuClt  A{CuO .  H^O)  AHiO, 
Der  Atelit,  das  grüne  Umwandlungsprodnkt  des  Tenorit  vom  Vesuv :  CuCL .  2(CuO . 
HiO) .  H2O. 

Fercylit,  CuCk .  CuO .  H^O  +  FbClt .  PhO .  H^O.  Regiüäre  himmelblaue  Okta- 
ederchen mit  Gold  in  Sonora  (Mexiko)  und  Würfelchen  auf  Bleiglauz,  Chile.  Wohl 
dasselbe  ist  der  Boleit  von  B0I60  in  Kalifornien  und  von  Broken  Hill. 

Penfieldit.    2PhClq .  PbO,    Hexagonale  Prismen  von  Laurium. 

Ma tlockit  PhCl^^PhO.  Znsammengehäuf te ,  dünne ,  quadratische ,  durch- 
scheinende, gelbliche  oder  grünliche,  demantglänzende,  nach  der  Basis  undeutlich 
spaltbare  Täfelchen;  mit  Bleiglanz  bei  Matlock  in  Derbyshire.    Vesuv  1858. 

Mendipit  PhCU,2PhO.  Rhombisch,  aber  nur  derbe,  weiße  oder  gelbe, 
auch  rötliche  Massen;  von  den  Mendip  HiUs  in  Somersetshire  und  von  Brilon  in 
Westphalen.  Schwarzembergit  enthält  etwas  J  und  krystallisiert  rhomboedrisch, 
auch  erdig,  gelb.    Auf  Bleiglanz,  Wüste  Atacama. 

La  Urion  it.  PhCl^  ,PhO,  H^O.  Kleine  farblose,  rhombische  Kryställchen  mit 
Phosgenit  und  Weißbleierz  auf  Höhlungen  antiker  Bleischlacken,  die  seit  2000  Jahren 
bei  Laurion  in  Griechenland  im  Meer  liegen.  Damit  zusammen  der  gleich  zusammen- 
gesetzte, aber  monokline  Paralaurionit,  der  auch  in  Chile  vorkommt  {Rafaelit). 

Ein  Bleioxychlorid  von  noch  nicht  genauer  bekannter  Zusammensetzung  aus 
Laurium  ist  auch  der  Fiedlerit]  farblose,  diamantglänzende,  monokline  Elry ställchen. 


Haloidverbindungen  mit  Oxyden  tind  Sauerstoffsalzen. 


447 


Hier  schließt  sich  noch  an  der  Caracolit,  PbCk  -  PhO  .  ^üiSO^  ,  H^O  (y), 
Pseudohexagonale,  wahrscheinlich  rhombische,  farblose,  glasglänzende  Erjställcheu, 
mit  Percylit  auf  Bleiglanz  bei  Caracoles  in  Chile. 

Ekdemit  (Heliophyllit).  Wahrscheinlich  2P6C2, .  Fb^As^O^ = 2PbCL .  4P60 .  ^««Og. 
Quadratisch,  nach  der  Basis  deutlich  spaltbar,  fettglänzend,  gelb  bis  grünlich,  meist 
derb;  auf  den  Manganerzlagerstätten  Ton  Wermland  in  Schweden.  Die  dicktafel- 
förmigen, gelben,  kleinen  rhombischen  Krystalle  des  Ochrolith  von  dort  (Pajsberg) 
stellen  die  entsprechende  56- Verbindung  2PbCli .  Pb^,Sb^O^  dar. 

Na  dorit  FbaSbO^  =  FbCk  ,FbO.  Sb^O^,  Ehombische  Krystalle  nach  einer 
Bichtung  tafelftirmig  und  leicht  spaltbar.  Gelb  bis  braun;  durchscheinend;  fettiger 
Diamantglanz.  In  HCl  löslich.  Am  Djebel  Nador  bei  Constantlne  auf  Drusen 
eines  Galmeilagers  im  Kalk. 

Bleihomerz  (Hornblei,  Pbosgenit,  Eerasin). 

Fba^  .  PbCO^ ;  51,0  FbCl^.  Quadratisch ;  das  Prisma  m  =  ooP 
(110)  und  die  Basis  c  =  OP  (001)  herrschen  meist  vor;  den  Flächen  m 
gehen  deutliche  Blätterbrüche  parallel;  die  Zahl  der  einfachen  Formen 
ist  beträchtlich,  ein  Krystall  vom  Mte.  Poni  in  Sardinien  zeigt  z.  B. 
die  Kombination  Fig.  367.  Neben  m  und  c  findet  sich:  6  =  ooPoo 
(100);  w  =  ooP2  (210);  x  =  P  (111);  o  =  2Poo  (201);  s  =  2P2  (211). 
clx=  123^  2',  daher  a:c  =  l:  1,0876.  Die  Krystalle  sind  nach  der 
Achse  c  verlängert;  sie  sind  durchsichtig  bis  durch- 
scheinend, sehr  stark  diamantglänzend,  weiß,  grau, 
grün,  gelb.  D.  Br.  +,  co  =  2,114 ;  e  =  2,140  (orange). 
G.  =  6,0—6,3.  H.  =  2i— 3.  Milde.  V.  d.  L.  leicht 
schmelzbar  und  auf  Kohle  zu  Pb  reduzierbar.  In 
HNOq  unter  Brausen  löslich.  Überall  mit  Bleiglanz, 
aus  dem  er  entsteht.  Besonders  schöne  Krystalle 
am  Mte.  Poni  auf  der  Insel  Sardinien;  auch  bei  Gibbas  ebendoii;; 
ferner  bei  Matlock  in  Derbyshire,  und  im  Ton  eingewachsen  in 
kleinen  quadratischen  Prismen  mit  der  Basis  bei  Tamowitz  in  Ober- 
schlesien, hier  meist  in  PbCO^  verwandelt,  u.  a.  a.  0.  Als  Neubildung 
in  den  antiken  Bleischlacken  von  Laurium  in  Griechenland. 

(Hansel,  Ztachr.  fttr  Kryst.  n,  1878,  291;  Krug  y.  Nidda,  Ztschr.  d.  deutsch, 
geol.  Ges.  Bd.  H,  126;  Goldschmidt,  Ztschr.  f.  Kryst.  Bd.  23,  1894,  pag.  139.) 

Endlich  sei  erwähnt  der  Daubrät,  vieUeicht  BiCl» .  231^0^ .  SH^Oy  heUgelh  his 
-grau,  fasrig  oder  erdig,  anch  perlmntterglänzende  Piättchen,  auf  Wismutglanz,  au» 
dem  durch  Zersetzung  entstanden.    Tazna  in  Boliyia. 


u 


m 


u 


lU 


u 


■b 


Fig.  367. 


448  Schwefelyerbindiuigeii. 


ni.  Klasse. 
Schwefelverbindungen. 

Es  sind  die  S-j  Se-,  Te-,  As-,  Sfr-Verbindungen  der  schweren  Metalle.  Viele 
davon  sind  technisch  von  großer  Wichtigkeit,  weil  nnter  ihnen  die  verbreitetsten 
Erze  mancher  Metalle  sich  befinden,  daher  war  die  Aufimerksamkeit  der  Berglente 
seit  den  frühesten  Zeiten  auf  sie  gerichtet.  Sie  sind  teils  metallisch  glänzend,  teils 
nicht;  teils  sind  sie  dunkel  gefärbt,  teils  hell,  und  man  nnterscheidet  danach  drei 
Abteilungen:  1.  Kiese:  metall glänzend  und  hell  gefärbt  (weiß,  hellgrau,  gelb,  rot). 
2.  Glänze:  metallglänzend  und  dunkel  gefärbt  (schwarz,  dunkelgran).  3.  Blenden: 
nicht  metallglänzend,  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Beispiele  sind:  Schwefelkies 
(wegen  seiner  überwiegenden  Häufigkeit  der  Kies  schlechtweg),  Arsenkies;  Bleiglanz, 
Silberglanz;  Zinkblende,  Silberblende  =  Rotgültigerz.  Indessen  sind  diese  alten 
Bergmannsnamen  nicht  lediglich  auf  die  Schwefelmetalle  beschränkt,  sondern  werden 
auch  auf  andere  Erze  angewandt,  so  z.  B.  Eisenglanz:  Fe^O^. 

In  chemischer  Beziehung  sind  die  Schwefelmetalle  den  Sauerstoffverbindungen 
vollkommen  analog;  es  gibt  auch  hier  indifferente,  saure  und  basische  Verbindungen, 
und  die  beiden  letzteren  treten  auch  hier  zu  Salzen,  den  sog.  Sulfosalzen  zusammen. 
Die  sauren  Bestandteile  der  letzteren  werden  hauptsächlich  von  den  Schwefel- 
verbindungen der  rhomboedrischen,  die  basischen  von  denen  der  regulären  Metalle 
geliefert. 

Die  hierher  gehörigen  Mineralien  sind  meist  nicht  sehr  hart,  nur  einige  Kiese, 
z.  B.  Schwefelkies,  erreichen  Feldspathärte.  Dagegen  ist  das  spezifische  Gewicht 
meist  ziemlich  hoch.  Sie  sind  mild,  einige  sogar  geschmeidig,  wenige  sind  spröde. 
Von  Säuren  werden  die  meisten,  z.  T.  unter  Entwicklung  von  H^S  oder  unter  Ab- 
scheidung eines  Niederschlags  von  S  oder  einer  anderen  Substanz  zersetzt,  resp. 
gelöst,  viele  auch  durch  Kalilauge.  V.  d.  L.  schmelzen  sie  meist  leicht,  entwickein 
dabei  vielfach  stark  rauchende  Dämpfe,  beschlagen  die  Kohle  und  geben  Metallkömer. 
Dabei  treten,  wenn  As^  Se  oder  8  vorhanden  sind,  die  bekannten  charakteristischen 
Gerüche  auf.  Einzelne  sind  im  Kolben  unzersetzt  vollkommen  flüchtig,  andere  werden 
zersetzt  und  hinterlassen  einen  nicht  flüchtigen  Bückstand.  Ein  soldier  hinterbleibt 
oft  auch  V.  d.  L.  auf  der  Kohle,  der  nach  der  Behandlung  im  Oxydationsfeuer  (Rösten; 
von  den  oben  genannten  Elementen  nichts  mehr  enthält  und  der  zur  weiteren  Unter- 
suchung der  Substanz  und  zur  Bestimmung  der  in  dieser  vorhandenen  nicht  flüchtigen 
Metalle  benutzt  wird,  z.  B.  zur  Untersuchung  in  der  Borax-  etc.  Perle,  welcher  das 
Rösten  stets  vorausgehen  muß. 

Es  werden  zuerst  die  einfachen  Schwefel  Verbindungen,  dann  die  Sulfosalze, 
betrachtet  werden.  Von  den  einfachen  kommen  zuerst  die  Schwefelverbindungen 
der  rhomboedrischen,  dann  die  der  regulären  SIetalle,  in  beiden  Abteilungen  folgen 
sie  sich  nach  steigendem  Schwefelgehalt.  Bei  den  Sulfosalzen  kommen  zuerst  die. 
sauersten,  die  anderen  folgen  in  der  Reihe  der  stetig  zunehmenden  Basizität. 

Einfache  SchwefelTerblndmigeii. 
a.  Schwefelverbindungen  der  rhomboedrischen  Metalle. 

Bealg^  (Eauschrot,  rote  Arsenblende). 

AsS:  70,1  As.  Monokline,  zuweilen  sehr  gut  ausgebildete  kurz- 
oder  langprismenförmige  aufgewachsene  Krystalle,  wie  z.  B.  die  Fig.  368 


s 


Einfache  Schwefelyerbindungen  der  rhomboedrischen  Metalle.  449 

dargestellte  Kombination:  M=ooP  (HO)  und  l  =  o6B2  (210)  vielfach 
vertikal  gestreift;  b  =  oo»oo  (010);  P  =  OP  (001);  w  =  5oo  (011); 
5  =  4- P  (111) ;  Jf/Jf  =  74^  26' und  Z/Z  =  llSnß' vorn ;  i^-Sf  =  104n2' ; 
Pjn  =  1560  1';  daraus:  a  :  b  :  c  =  1,440  :  1  :  1,973;  ß  =  113«  55'. 
Prismen  und  Basis  herrschen  meist  vor.  Bl.  Br.  ||  P  und 
b  ziemlich  deutlich.  Bruch  muschlig.  Milde.  H.  =  1^ — 2. 
G.  ^  3,4 — 3,6.  Morgenrot  mit  pomeranzengelbem  Strich. 
Diamantartiger  Glanz,  auf  Bruchflächen  Fettglanz.  Durch- 
sichtig bis  durchscheinend.  A.  E.  oc;  M.  L.  meist  im 
stumpfen  Winkel  a/c,  77^  mit  +  a  und  36<>  55'  mit  +  c. 
D.  Br.  — ,  sehr  stark.  Pleochroitisch.  Von  Königs-  -pig.  368. 
wasser  unter  Abgabe  von  S  gelöst;  unvollkommen 
in  Alkalien  löslich.  V.  d.  L.  bei  Luftabschluß  im  Kolben  vollkommen 
flüchtig,  gibt  dabei  ein  rotes  Sublimat;  im  offenen  Glasrohr  wird  er 
zum  Teil  oxydiert  und  gibt  neben  dem  roten  auch  ein  weißes  Sublimat 
von  As^Oq  und  SOg-Geruch;  verbrennt  an  der  Luft  mit  weißer  Flamme. 
Die  Krystalle  verändern  sich  am  Licht  und  zerfallen  allmählich  in  ein 
gelbes  Pulver.  Findet  sich  in  schönen  Krystallen,  aber  nur  in  geringer 
Menge  vielfach  auf  Erzgängen,  so  bei  Kapnik,  Felsöbanya  etc.  in 
Siebenbürgen  und  bei  Allchar  in  Macedonien;  auch  im  Dolomit  des 
Binnentals  in  AVallis.  Derbe  Massen  mit  Auripigment  im  Ton  bei 
Tajowa  in  Ungarn.  Sublimationsprodukt  von  Vulkanen  (Solfatara, 
Vulcano);  ähnliche  Bildungen  entstehen  bei  Steinkohlenbränden  und 
in  Hüttenprozessen.  Als  Absatz  heißer  Quellen  z.  B.  im  Yellowstone- 
Nationalpark  in  Nordamerika. 

Isomorphe  Reihe  des  Antimonglanzes. 

Bhombisch.    Auripigment :    AsA .  a :  6 :  c  ==  0>904 : 1 : 1,01 1 
AntimonglaDZ :  SbtS^  .a:b:c^=  0,984 : 1 : 1,011 
WiBinntglanz :  -Bi^Ä«  .  a :  6 :  c  =  0,968 : 1 : 0,985 
?  Selenwismntglanz :  Bi^  (Se^  8)^.    =  1 : 1 : 1  ca. 

Anripigment  (Rauschgelb,  gelbe  Arsenblende). 

-iSa/Sg,  60,98  As.  Krystalle  selten  und  selten  gut  ausgebildet, 
vielfach  linsenförmig  mit  krummen  Flächen;  kleine  Gruppen  und 
Drusen  bildend.  Zeigen  denselben  ausgezeichneten  Blätterbmch  in 
der  Richtung  der  Längsfläche  mit  der  Horizontalstreifung,  wie  der 
Antimonglauz  (siehe  unten).  Milde;  dünne  Blättchen  gemein  biegsam. 
H.  =  li— 2;  G.  =  3,4— 3,5.  Citronengelb  mit  gleichem  Strich;  durch- 
sichtig bis  durchscheinend ;  fettglänzend,  auf  dem  Blätterbruch  diamant- 
artig. A.  E.  II  oft.  Leicht  schmelzbar,  vollkommen  flüchtig  unter 
.45-Geruch.  Verbrennt  an  der  Luft  und  löst  sich  in  Alkalien  und 
in  Salpetersäure.  V.  d.  L.  wie  Realgar;  im  Kolben  aber  gelbes  Sublimat, 

Bauer.  Mineralogie.  ^ 


450  Einfache  SchwefelTerbindnageD. 

Findet  sieb,  Tielfach  mit  Realgar  zosammen  meist  in  derben  bl&ttrigen 
Massen,  so  Knollen  im  Ton  bildend  bei  Tf^owa  in  UDg:arn,  in  deren 
Hohlräumen  Drusen  kleiner  Krystalle;  mit  Realgar  bei  Allchar  in 
Macedonien;  geringe  Mengen  auf  Erzgän^n,  zuweilen  andere  Mine- 
ralien staubförmig  imprägnierend  und  gelb  f&rbend:  Fels9banya  in 
Ungarn,  Andreasberg  im  Harz  mit  Realgar  anf  Kalkspat  etc.  Grßfiere 
Massen  bei  Djulamerk  in  EJelnasieu.  Auch  in  den  Sublimations- 
prodnkten  der  Vulkane  z.  B.  an  der  Solfatara  bei  Neapel  (Dimorpbin). 

AntimonglABZ  (Granspiefiglanz,  Antimonit). 

Sb^Sg  .  71,4  Sb,  18,6  S;   meist  sehr  rein,  zuweilen  etwas  Au 

(Kremnitz,  Oporto  etc.).    Lange  rhombische  Pria- 

A        men  mit  spitzer  (Fig.  370)  oder  stumpfer  Endung 

1  "F    (Fi&-  369);    nicht   selten    dönne   Nadeln.      Die 

f    Y^     Krystalle  bilden  teils  ziemlich  flächenreiche,  teils 

L  „  ),      einfachere  Kombinationen.    Fig.  370  gibt :  in  r= 

[  _1  J     ^^(110),  m/m  —  90"  54',  also  ein  beinahe  quadra- 

Fig  368     FiTffTO    tisches Prisma;  b  =  ooPSS  (010);  w^SP'i  (131); 

Fig.  369  neben  m,  w  und  b  noch :  n  =  ooP2  (210); 

l  =  ooP|  (350) ;  die  Flächen  der  Prismenzone  meist  vertikal  gestreift. 

M  =  4P4  (413);  p  =  P  (111);  s  =  \P  (113);  v  =  2PÜ  (121).     Die 

Flächen  oft  krumm,  daher  die  Winkelmessnngen  häufig  ungenau:  pjp 

=  111  :  111  =  108  <»  20';  pjm  =  111 :  110  =  145»  15'. 

Ausgezeichneter  Bl.  Br.  ||  der  Längsfläche  b,  derselbe  ist  deut- 
lich horizontal  gestreift;  anvollkommen  nach  der  Basis.  In  der 
Richtung  der  Achse  a  sind  die  Prismen  häufig  stark  gekrümmt 
und  hin-  und  hergebogen.  Milde.  H.  =  2.  G.  —  4,6 — 4,7.  Blei- 
grau, zuweilen  dunkler,  auch  bunt,  angelaufen;  dunkel  bleigraaer 
Strich;  starker  Metallglanz.  Schon  in  der  Lichtflamme  schmelzbar. 
V.  d.  L.  mit  schwach  grünlicher  Flamme  vollkommen  flfichtig,  gibt 
weißen  Rauch  und  Beschlag.  In  konz.  HCl  unter  Entwicklang  von 
H^S  gelöst 

In  aufgewachsenen  Krystallen  und  derben  strahligen,  fasrigen, 
blättrigen  nud  kOmigen  Aggregaten,  zuweilen  auch  dicht  und  haar- 
förmig,  (Federerz  z.  T..  z.  B.  Andreasberg,  Grube  Mftnstergrund  im 
Schwarzwald  und  Bräunsdorf).    Auf  Gängen  und  Lagern  häufig. 

Auf  Gängen  im  Granit  und  Gneifl  viel&ch  für  sich  allein  ohne 
Begleitung  anderer  Erze,  meist  mit  Quarz,  so  bei  Brännsdorf  und 
an  anderen  Stellen  im  Erzgebirge,  bei  Magurka  in  Ungarn,  SchSnberg 
in  Böhmen  etc.  Oder  auch  mit  anderen  Erzen,  besonders  antimon- 
haltigen,  mit  Bleiglanz,  Blende,  Silbererzen,  Schwefelkies  etc.,  so  bei 
Neudorf  am  Harz,  Pribram  in  Böhmen,  Schemnitz  und  Felsfibanya  in 
Ungarn,  vielfach  mit  Schwerspat,  der  am  letztgenannten  Fundorte,  auf 


Einfache  Schwefelyerbindungen  der  regulären  Metalle.  451 

den  Antimonitnadeln  aufgespießt  erscheint.  Begleitet  znweilen  den 
Zinnstein,  sowie  das  Gold  im  Goldquarz.  Ein  Lager  im  Kieselschiefer 
bildet  der  Antimonglanz  von  Arnsberg  in  Westphalen.  Krystalle  von 
riesenhafter  Größe  von  der  Insel  Schikoku  in  Japan.  Fernere  Vor- 
kommen :  Toskana,  z.  B.  bei  Pereta  und  am  Mte.  Auto  (einzelne  Stücke 
in  einem  schwarzen  Ton),  in  der  Auvergne  in  Frankreich,  Korsika, 
Algier,  Kleinasien,  Bomeo,  Mexiko  etc.  Am  wichtigsten  sind  die 
Vorkommen  in  Frankreich  nebst  Algier,  wo  neuerer  Zeit  ca.  130000  Cti-. 
jährlich  gewonnen  werden;  fast  überall  sonst  kommt  er  fBr  eine  um- 
fangreiche Gewinnung  zu  spärlich  vor.  Er  ist  das  einzige  Antimon- 
erz von  Bedeutung.  Verwittert  zuweilen  zu  oxydischen  Antimonver- 
bindungen: Valentinit,  Antimonocker,  Cervantit,  Stiblith  etc.  und 
überzieht  sich  dabei  weiß  oder  gelb;  zuweilen  Bildung  von  Pseudo- 
morphosen. 

(Krenner,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.,  1864,  436;  £.  S.  Dana,  Ztschr.  f.  Kryst.  Bd.  9, 
1884,  pag.  29;  Eoort,  Diss.  Freibarg  1884;  A.  Schmidt,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  29, 
1898,  pag.  196.) 

Botspießglanzerz  (Antimonblende ,  Pyrost jbnit ,  Kermesit).  Sb^S^ 0  = 
2Sbz8i ,  Sb^Oa.  Monokline,  kirschrote,  zn  BDacheln  gruppierte,  in  einer  flichtnng 
dentlich  spaltbare,  feine  dnrchscheinende  Nadeln;  mit  Antimonglanz,  ans  dem  es 
durch  Verwitterung  entsteht,  bei  Bräunsdorf,  FHbram  etc. 

Wismuiglanz  (Bismntin).  Bi«Ss,  ein  licht  bleigraues  bis  zinnweißes,  häufig 
bunt  angelaufenes  metallisches,  in  einer  Richtung  leicht  spaltbares  Mineral,  dem 
Antimonglanz  sehr  fthnlich,  aber  heller  und  seltener.  Erzgebirge,  OomwaU,  Tazna 
in  Bolivia  etc.  auf  Zinnerzlagerstätten;  in  größerer  Menge  nur  in  Bolivia.  Auch 
mit  den  Kontaktmineralien  von  Moravicza  und  Bezbanya  im  Banat;  bei  Biddarhyttan 
in  Schweden.  Selentoismut glänz  (Frenzelit),  Bi^  {Se,  S)^,  dem  vorigen  ähnlich, 
selten,  gehört  wohl  auch  in  diese  Gruppe ;  stammt  von  Guanajuato  in  Mexiko,  daher 
auch  Guanajuatit. 

Verbindungen  von  Wismut  mit  Tellur  (Tellurtoismut)  sind  mehrere  bekannt. 
Teiradymit  von  Schubkau  bei  Schemnitz,  BigTe,,  aber  meist  £f-haltig  {BitTe^S)^ 
rhomboedrische  dünne  ErystaUplättchen,  meist  dunkelgrau,  metallisch  glänzend,  in 
einer  Richtung  (Basis)  leicht  spaltbar,  sowie  derbe  Partien;  ähnliches  auch  in  Amerika 
an  mehreren  Orten.  JBi-reicher:  Joscitf  BkTe  (S,  Se)  aus  Brasilien  und  Grünlingit 
Bi^S^TCj  aus  Cumberland  sind  äußerlich  und  trotz  der  Abweichung  in  der  Zusammen- 
setzung auch  krystaUographisch  von  dem  Tetradymit  kaum  verschieden.  Ebenso 
gleicht  diesem  auch  der  Wehrlit  (Pilsenit)  aus  Ungarn,  Bi^Teß,  z.  T.  il^-haltig. 


b.  Einfache  Schwefelverbindungen  der  regulären  Metalle. 

Dieselben  sind  nach  dem  steigenden  Schwefelgehalt  gruppiert. 

Verbindungen  B^S  bis  R^S. 

In  der  Hauptsache  einige  Arsenkupferverbindungen: 
Whitney it    CutAs.    Feinkörnig,  rOtlich  silberweiß  und  metallisch  glänzend, 
aber  bald  braun  bis  schwarz  und  matt  anlaufend.    G.  =  8,47.    H.  =  3Vf    Dehnbar 

29* 


452 


Einfache  Schwefelverbindangen. 


Honghton  County  in  Miehigan.  Dasselbe  ist  der  Darwinit  von  Copiapo  in  Chile. 
Algodonit.  Cu^As,  stahlgrau  bis  silberweiß,  metallglänzend,  matt  anlaufend.  G.  =  7,62. 
Feinkörnige  Krusten  von  der  Grube  Algodones  bei  Goquimbo  in  Chile.  Entsprechend 
zusammengesetzt  ist  der  Chüenit  (Wismutsilber),  Ag^Bi^  amorph  bis  feinkörnig,  silber- 
weiß und  bunt  anlaufend,  mit  Darwinit  bei  Copiapo.  Domeykit  CutAs.  Derb, 
nierenförmig  und  traubig,  auch  eingesprengt,  zuweilen  mit  Botnickelkies  in  dOnnen 
Lagen  abwechselnd.  G..=  7,2— 7,5.  H.  =  3V8.  Spröde.  Zinnweiß  bis  stahlgrau; 
gelb,  braun  und  bunt  anlaufend.  Leicht  schmelzbar.  Auf  den  Kupfergruben  von 
Copiapo  und  Coquimbo  in  Chile,  ebenso  in  Meuko;  bei  Zwickau  in  Sachsen  im 
Porphyr.  Auf  der  Mohawk-Grube  am  Lake  Superior  NU  und  Co-haltig,  ähnlich 
dunklem  Rotnickeüdes  {Mohawkii).  Unrein  und  mit  anderen  Substanzen  gemengt 
in  dem  schwarzen,  erdigen  Condurrit  von  Bedruth  in  Comwall,  einem  Zersetznngs- 
produkt  wahrscheinlich  von  Arsenfahlerz.  Eine  dem  Algodonit  entsprechende  Sh- 
Verbindung  ist  der  silberweiße  Horsfordit  von  Mytilene,  Ou^Sb, 

Stützit    AgiTcj  siehe  unten  bei  Teilursilber  (pag.  456). 


Verbindungen  R^S  tmd  RS, 

Sie  zerfallen  der  Krystallform  nach  in  drei  isodimorphe  Beihen,  in  die  fast  alle 
Mineralien  von  dieser  Znsammensetzung  herein  gehören.  Allerdings  ist  die  Zuge- 
hörigkeit einiger  Mineralien  zu  der  oder  jener  Gruppe  noch  zweifelhaft,  da  von 
manchen  noch  keine  deutlichen  Krystalle  gefunden  worden  sind.  Bei  ihnen  ist  dann 
kein  Achsenverhältnis  angegeben. 

1.  BegvIär-vollßUihige  und  rhombiscJie  (pseudohexagonale)  Beihe  (Verbindungen 
von  Fb,  Ag  und  Cu^  (einwertig) : 


a)  regulär-vollflächig. 

b)  rhombisch  (pseudohezagonal). 

(Isomorphe  Beihe  des  Bleiglanzes.) 

(Isomorphe  Beihe  des  Kupferglanzes.) 

Bleiglanz  Pb8, 

Cuproplumbit  (P6,  Om«)  S, 

Selenblei  FbSe, 

TeUurblei  PbTe, 

Silberglanz  Ag^S 

?  Akanthit  Ag^S. 

Jalpait  {Ag,  Cu\S 

Silberkupferglanz  {Cu,  Ag)f  S; 

a:6:c  — 0,6822:1:0,9668. 

Aguilarit  Ag^  (S,  Se). 

Kupferglanz  Cu^Sj      0,5822 : 1 : 0,9702. 

Selensilber  Ag^Se, 

Selensilberblei  (Ag^,  Pb)  Se. 

Eukairit  {Ag,  CHi)^  Se 

Selenkupfer  CutSe. 

Hessit  AooTe 

Tellursilber  Ag^Te. 
Tellurgoldsilber  {Ag,  Au)^  Te, 

Antimonsüber  Ag^Sb]  0,5776 : 1 : 1,0077. 

Ag^S  und  Cu^S  sind  dimorph,  wie  das  Vorkommen  im  Jalpait  und  Süberkupfer- 
glanz  beweist ;  Ag^S  ist  für  sich  nur  regulär  sicher  bekannt,  ebenso  CkitS  als  Mineral 
nur  rhombisch,  kann  aber  künstlich  in  regulären  Formen  erhalten  werden.  Dimorph 
ist  auch  Ag^Tt,    Selten  tritt  As  oder  Bb  statt  B  auf. 

2.  PLegyiXiir'Utfatä'nAcht  und  hexagonal-hentimorphe  Beihe  (Verbindungen  von 

Zn,  Fe,  Mn,  Ni,  Cd,  Ca): 


Isomorphe  Eeihe  des  Bleiglanzes. 


453 


a)  regalär-tetraedrisch. 
(Isomorphe  Reihe  der  Zinkblende.) 


b)  hexagonal-hemimorph. 
(Isomorphe  Keihe  des  Würtzits.) 


Zinkblende  (Zn,  Fe)  8     . 
Manganblende  MnS, 
Troilit  FeS, 

Eisennickelkies  {Fcj  Ni)  S 
Oldhamit  CaS, 


Wttrtzit  {Zu,  Fe)  S]  a  :  c  =  1 : 0,8175. 

Erythrozinkit  {Zn,  Mn)  8; 

Greenockit  CdS]  1 : 0,8125. 

Millerit  iV*S;  1:0,8593. 

Arsennickel  NiAs]  1:0,8194. 

Antimonnickel  NiSb ;  1 : 0,8627. 
Arit  Ni  {As,  Sb). 


Die  Verhältnisse  des  Isodimorphismus  ergeben  sich  ans  der  Tabelle  von  selbst. 
Nnr  in  der  zweiten  Reihe  ist  8  dnrch  As  und  Sb  vertreten.  Ob  Magnetkies  in  die 
hexagonale  Reihe  gehört,  ist  ungewiß  (siehe  diesen,  pag.  467). 

3.  RegtUär-tetraedrische  und  hexagonal-trapezoedrisch'tetarioedrische  Reihe  (Ver- 
bindungen von  Hg  und  Cu/^  (zweiwertig) : 


a)  regulär-tetraedrisch. 
(Isomorphe  Reihe  des  Metacinnabarits.) 


b)  hexagonal-trapezoedrisch. 
(Isomorphe  Reihe  des  Zinnobers.) 


Metacinnabarit  HgS    . 
Onofrit  Hg  (Ä,  8e), 
Selenquecksilber  HgSe, 
Tellurquecksilber  HgTe, 


Zinnober  HgS;  a:c  =  l:  1,1453. 
Ck)vellin  CuS-,  1:1,1456. 


Diese  letztere  regulär-tetraedrische  Gruppe  ist  mit  der  oben  angeführten,  der- 
jenigen der  Zinkblende,  nicht  als  isomorph  zu  betrachten,  da  sich  Hg8  etc.  niemals 
mit  den  Verbindungen  in  der  letzteren  mischen.    Kein  As  oder  Sb  statt  8, 


1.  a)  Isomorphe  Reihe  des  Bleiglanzes. 

Bleiglanz  (Galenit). 

PbS  mit  86,6  Pb;  häufig  durch  Fe,  Zn,  Sb  etc.  verunreinigt; 
wichtig  ist  ein  fast  nie  fehlender,  wenn  auch  meist  kleiner  ^^^-Gehalt. 
Besonders  stark  verunreinigt  ist  der  dichte  Bleiglanz  {Bleischweif).  Ein 
sehr  unreiner  Bleischweif  von  Pfibram  in  Böhmen,  mit  ZnS  und  As^S^ 
gemengt,  ist  Steinmarmit  genannt  worden,  überschtvefelblei  oder  John- 
stonü  ist  ein  mulmiger  Bleiglanz  mit  eingemengtem  Schwefel,  der  sich 
an  den  Kerzenflammen  entzündet  und  fortbrennt.  (Vergl.  Cuproplumbit.) 

Regulär.  Der  Würfel  ooOoo  (100),  durch  ausgezeichneten  Bl.  Br. 
charakterisiert,  findet  sich  häufig  als  Erystallform ;  ebenso  vielfach  das 
Oktaeder  0  (111).  Öfters  beide  kombiniert;  zuweilen  ausgezeichnete 
Kubooktaeder  (Fig.  99).  Auch  das  Granatoeder  ooO  (110)  tritt  zuweilen 
dazu  nebst  dem  Pyramidenoktaeder  20  (211)  (Fig.  109,  von  Neudorf 
am  Harz).  Ikositetraeder  sind  häufig,  aber  gerade  das  gewöhnliche: 
202  (211)  ist  hier  selten.   Zwillinge  nach  0;  die  Individuen  an-  oder 


454  Einfache  Scfawe&lTerbmdangen. 

häufiger  darcheinander  gewachsen.  Zaweilen  eigentttmlich  verzerrt, 
mit  gerandeten  Flächen,  Ek^ken  und  Kanten  (Grabe  Oonderbach  bei 
Laasphe  in  Westphalen,  wo  die  plattigen  Erjstalle  zuweilen  wie  ange- 
schmolzen nnd  geflossen  aussehen).  In  derben  Massen  sind  zuweilen 
Lamellen  in  Zwillingsstellung^  nach  40  (441)  eingewachsen,  welche 
auf  den  Wfirfelflächen  eine  ausgezeichnete  Parallelstreifung  hervcTr- 
bringen. 

Der  vollkommene  wfirflige  Blätterbrach  ist  schon  erwähnt,  an 
einigen  Orten  auch  Erjstalle  mit  vollkommener  oktaedrischer  Spalt- 
barkeit. Gleitflächen  ||  mit  den  Granatoederflächen.  Milde.  H.  =  2^ — 3. 
G.  =  7,2 — 7,6.  Ausgezeichneter  Metallglanz.  Bötlich-bleigrau,  Strich 
grauschwarz.  V.  d.  L.  verknistert  er  und  gibt  auf  Kohle  leicht  ein 
Metallkora  und  gelben  Bleibeschlag.  In  konz.  HNO^  unter  Abschei- 
dong  von  S  und  PhSO^^  löslich. 

Findet  sich  in  Krystallen,  teils  aufgewachsen  auf  derbem  Bleiglanz 
oder  auf  anderen  Mineralien,  teils  eingewachsen  im  Ton  und  Kalk. 
Derbe  Massen,  oft  von  bedeutendem  Umfang,  sind  häufig;  sie  sind 
groß-,  grob-  und  feinköraig  bis  dicht,  zuweilen  mit  nierenförmiger  und 
traubiger  Oberfiäche,  sowie  stalaktitisch ;  auch  fasrig,  gestrickt  und 
pulverig.  Der  Bleiglanz  kommt  auf  Gängen  in  verschiedenartigem 
Nebengestein  und  auf  Lagern  vor,  meist  mit  anderen  Erzen,  beson- 
ders Zinkblende  (eine  regelmäßige  Verwachsung  von  Bleiglanz  und 
gelber  Blende  ist  schillerader  Bleiglanz  genannt  worden)  und  Kupfer- 
kies, auch  Bouraonit  und  mit  sonstigen  Mineralien  (Kalkspat,  Schwer- 
spat, Quai'z  etc.)  zusammen,  auch  Flußspat  fehlt  manchmal  nicht  So 
findet  er  sich  auf  den  Gängen  des  Oberharzes  bei  Clausthal  und  bei 
Neudorf  am  Harz,  im  Erzgebirge  bei  Freiberg,  im  Siegenschen,  bei  Holz- 
appel  und  Ems  in  Nassau,  Markirch  in  den  Vogesen,  bei  Pribram  und 
Mies  in  Böhmen,  in  der  Bretagne  in  Frankreich;  hier  setzen  die 
Gänge  im  alten  Gebirge  auf.  Im  Granit  bei  Linares  in  Spanien.  In 
jüngeren  Eraptivgesteinen  mit  Bouraonit,  bei  Kapnik  in  Ungara  und 
bei  Rodna  in  Siebenbürgen.  Massenhaft  ist  das  Vorkommen  als  Fül- 
lung auf  Hohlräumen  und  Klüften  im  Kalk  und  Dolomit^  meist  von  Zink- 
blende begleitet,  so  bei  Saibl  und  Bleiberg  in  Karaten  und  in  ähn- 
licher Weise  bei  Brilon  und  Iserlohn  in  Westphalen,  bei  Taraowitz 
in  Oberschlesien,  am  Monte  Poni  in  Sardinien,  in  der  Sierra  Nevada 
in  Spanien,  bei  Tunaberg  und  Sala  in  Schweden,  in  Cumberland  und 
Derbyshire  und  auf  der  Insel  Man  in  England  und  besonders  an 
mehreren  Orten  in  den  Staaten  Missouri,  Illinois,  Jowa  und  Wisconsin, 
bei  Leadville  in  Colorado.  LagerfÖrmig  mit  Zinkblende,  Schwefel- 
kies etc.  im  Gneiß  bei  Ammeberg  in  Schweden.  Als  sog.  Knotten- 
erz  bei  Commern  und  Mechernich  in  der  Eifel:  einzelne  Köraer 
reichlich  zerstreut  im  Buntsandstein.    Der  Bleiglanz  ist  ein  sehr  ver- 


Isomorphe  Beihe  des  Bleiglanzes.  455 

breitetes  Mineral  und  das  wichtigste  Bleierz,  auch,  obwohl  der  Silber- 
gehalt meist  nur  0,01—0,03  %,  zuweilen  V«  %  selten  1  %  beträgt, 
ein  wichtiges  Silbererz.  Ein  BL  von  Utah  in  Nordamerika  hat  fiber 
8  %  Ag  ergeben. 

Der  Bleiglanz  wird  sehr  leicht  oxydiert  nnd  sonst  verändert.  Er  bildet, 
z.  T.  unter  Zutritt  der  betreffenden  Säuren  von  außen,  vielfach  Zerselzungs- 
produkte,  deren  Erystalle  häufig  auf  dem  durch  die  Zersetzung  zer- 
fressenen Bleiglanz  aufsitzen,  der  das  Blei  zu  den  Neubildungen  ge- 
liefert hat;  so  z.  B.  Weißbleierz:  PbCO^,  Vitriolblei:  PbSO^,  Gelbblei- 
erz: PhMoO^,  Phosgenit,  Bleiphosphate  und  -Arseniate,  zuweilen  in 
erheblichen  Mengen.  Diese  Minei-alien  gehen  aber  auch  ihrerseits 
zuweilen  in  Bleiglanz  über,  z.  B.  die  hexagonalen  Prismen  des  Pyro- 
morphits  (sog.  Blaubleierz  von  Bemkastel  an  der  Mosel  und  von  der 
Bretagne),  sehr  schöne  Pseudomorphosen  von  Bleiglanz  nach  Pyro- 
morphit  bildend.    Zuweilen  als  Versteinerungsmittel  von  Petrefakten. 

Künstlicher  Bleiglanz  mit  allen  Eigenschaften  des  natürlichen  entsteht  in 
würfligen  Krystallen  häufig  hei  manchen  Httttenprosessen.  Als  Nenhildnng  anf 
wäßrigem  Wege  hat  man  ihn  auf  Bleiröhren  einer  antiken  Wasserleitong  in  den 
Thermen  Ton  Bourhonne-les-Bains  in  Frankreich  beohachtet. 

(Sadebeck,  Ztschr.  d.  dentsch.  geol.  Ges.  26,  618,  1874;  v.  ZepharoTich,  Ztschr. 
für  Kryst.  I,  166,  1877;  Bauer,  N.  Jahrb.  für  Min.  1882,  I,  138.) 

Cuproplumbit  (Eupferbleiglanz)  ist  ein  Bleiglanz  mit  19,9  Cu :  PbS  und  Cu^ 
in  isomorpher  Mischung ;  bildet  derbe,  schwärzlich-bleigraue,  würflig  spaltbare  Massen ; 
mit  Kupferglanz  Ton  Coquimbo  in  Chile.  Ähnlich  der  Cn-reichere  Älisonit  von  dort, 
vielleicht  eine  Pseudomorphose. 

Selenblei  (Clausthalit).  PbSe,  zuweilen  ein  Teil  des  Pb  durch  Ag  ersetzt 
(Selensilberblei).  Derbe,  würflig  blättrige,  feinkörnige,  graue,  metallisch  glänzende 
Aggregate.  Mit  Kalkspat  in  dem  Boteisenstein  von  Tilkerode,  Lerbach,  Zorge  und 
auf  den  Gängen  von  Clausthal  am  Harz,  meist  mit  Bleiglanz  zusammen;  bes.  reich 
ist  die  Provinz  Mendoza  in  den  argentinischen  Kordilleren,  wo  massenhafte  Se-Erze 
im  Trachyt  liegen,  z.  T.  mit  21  %  Ag  im  SelenbleL  Etwas  Co-haltig  ist  das  Selen- 
kobaltbki  von  Clausthal.  Selenquecknlberblei  (Lerbachit)  ist  wohl  nur  ein  mit  HgSe 
verunreinigtes  Selenblei  von  Zorge,  Lerbach  und  Tilkerode. 

Selenkupferblei  (Zorgit).  Bleigraue,  meist  feinkörnige  Aggregate  von 
Zorge,  Tilkerode  etc.,  in  denen  PbSe  mit  CugSe  isomorph  gemischt  ist.  Vielleicht 
ist  ein  Teil  desselben  nicht  regulär.  Ein  silberhaltiges  Erz  (P&,  Cu,,  Ag^)  Se  in  der 
Provinz  Mendoza  in  Argentinien. 

Tellurblei  (Altait).  PbTe,  bis  1%  ^9t  wenig  geschmeidige,  derbe,  würflig 
blättrige  Massen ;  zinnweiß,  zuweilen  gelb  angelaufen.  Wales,  Altai,  Colorado,  Kali- 
fornien, Chile. 

Sllberglanz  (Glaserz,  Argenvit). 

Ag^S  mit  87,1  Ag,  zuweilen  etwas  Pb,  Cu,  Fe.  Unter  den 
Krystallformen  sind:  ooOoo  (100);  0  (111);  ooO  (110)  die  häufigsten, 
vielfach  0  mit  ooOoo.  Auch  202  (211)  ist  nicht  selten,  findet  sich 
sogar  selbständig.  Bildet  Dnrchwachsangszwillinge  nach  0  (111).  Die 


456  Einfache  Schwefelverbindimgen. 

Erystallflächen  sind  meist  ranh,  krumm  und  matt  und  die  Formen 
häufig  verzerrt.  Nicht  spaltbar;  Bruch  uneben  und  hakig.  Dehnbar, 
läßt  sich  schneiden  und  prägen  wie  Blei.  R  =  2— 2^;  G.  =  7,31—7,36. 
Dunkel  bleigrau  bis  schwarz,  zuweilen  angelaufen.  Matter  Metall- 
glanz, im  Strich  und  auf  Schnittflächen  lebhaft  glänzend.  V.  d.  L. 
schmelzend,  hinterläßt  ein  Äg-Kom;  in  konz.  HNO^  unter  Abschei- 
dung von  S  löslich.  Findet  sich  in  zuweilen  ziemlich  großen,  auf- 
gewachsenen Kiystallen,  welche  nicht  selten  zu  mehr  oder  weniger 
regelmäßigen  Gruppen  vereinigt  sind,  auch  derb,  sowie  in  bäum-, 
haar-,  draht-,  zahnförmigen  und  gestrickten  Massen,  Blechen  und 
dünnen  Anflügen,  die  zuweilen  pulverig  und  rußartig  sind  (Silber- 
schwärze).  Diese  Gestalten  und  andere  Vorkommen  sind  vielfach 
Pseudomorphosen  nach  Silber,  das  sehr  leicht  S  aufnimmt.  Auf  Erz- 
gängen, besonders  in  deren  tiefer  gelegenen  Partien;  ein  sehr  wich- 
tiges Silbererz.  Im  Erzgebirge,  besonders  bei  Freiberg  und  Joachims- 
tal, sowie  mit  Co-  und  Ni-Erzen  bei  Marienberg,  Schneeberg,  Johann- 
georgenstadt  etc.,  im  Hai-z  bei  Andreasberg,  bei  Schemnitz  in  Ungarn, 
bei  Kongsberg  in  Norwegen,  in  Nordamerika  (Nevada  im  Comstock- 
Gang  etc.).    Mexiko,  Peru,  Chile.    (Vergl.  Akanthit,  pag.  458.) 

Jalpaitj  regfoläre,  hezaedrisch  spaltbare  Massen,  zuweilen  Oktaeder; 
SAg^S-^CuiS  mit  71,8  Äg^  metaUglänzend,  dunkel  bleig^rau.  Jalpa  in  Mexiko 
und  in  Chile.    Ist  ein  kupferhaltiger  Silberglanz. 

Aguilarit  von  Guanajuato  in  Mexiko;  eisenschwarze  skelettartige  Granato- 
eder,  ist  ein  selenhaltiger  Silberglanz. 

Selenailber  (Naumannit).  Äg^Se^  73  Äg^  bis  5  Fb.  Metallglänzende,  eisen- 
schwarze, geschmeidige,  sehr  gut  hexaedrisch  spaltbare,  feinkörnige  Massen,  nie 
deutliche  Erystalle,  von  Tükerode  am  Harz,  und  in  der  Provinz  Mendoza  in  Argen- 
tinien.   Kupferhaltig  (^^t,  Cu^,  Pb)  Se  (siehe  Selenkupferblei). 

Eukairit  CuAgSe  —  Cv^Se  +  Ag^Se.  25,3  Cu  und  43,1  Ag.  Metallglänzende 
zinnweiße  derbe  Massen,  die  würflige  Spaltbarkeit  zeigen  sollen.  Künstliche 
Krystalle  sind  reguläre  Oktaeder.  Milde.  H.  =  2V8.  G.  =  7,67.  Skrikerum  in 
Schweden,  Chile,  Argentinien  (Sierra  de  Famatina).  Ein  Thallium-haltiger  Eukairit 
ist  vielleicht  der  bleigraue  Crookesit  (Cu,  TZ,  Ag)^  Se  von  Skrikerum  mit  17,25  \  Jl 
und  3,71  %  Ag. 

Tellursilber  (Hessit).  Ag^Te  mit  62,8  Ag,  manchmal  etwas  Pb-  und  An- 
haltig.  Kubische,  vielfach  verzerrte  Krystalle;  meist  derb,  stahl-  bis  bleigrau.  Ge- 
schmeidig. H.  =  2  V«.  G.  ==  8,13—8,43.  Auf  den  Silbererzlagerstätten  von  Botes  bei 
Zalathna  (besonders  schöne  Krystalle)  und  Nagyag  in  Siebenbürgen,  Bezbanya  in 
Ungarn,  am  Altai,  in  Colorado  und  Kalifomien,  Chile.  (Becke,  Tschermaks  Min.  Mit- 
teilungen 1880,  301.) 

Ein  Teil  des  TeUursilbers  wird  für  rhombisch  gehalten  und  der  Reihe  des 
Kupferglanzes  zugewiesen.  Hierher  rechnet  man  namentlich  den  ca.  26  %  Au  ent- 
haltenden Petzit  (Tellursübergold),  {Ag,  Au)^  Te,  eisenschwarz  mit  schwarzem  Strich, 
der  bei  Nagyag  in  Siebenbürgen  und  an  mehreren  Stellen  in  Colorado  und  Kali- 
fomien, sowie  in  Westaustralien  (Kalgoorlie)  ein  nicht  unwichtiges  Golderz  darstellt. 

SUberreicher  als  Hessit  ist  der  seltene  und  noch  wenig  bekannte  Stützit,  Ag^Te, 


Isomorphe  Reihe  des  Eapferglanzes.  457 

monoklin,  in  kugeligen  Grnppen,  wahrscheinlich  yon  Nagyag  in  Siebenbürgen,  mit 
Gold  und  Hessit  auf  Quarz. 

1.  b)  Isomorphe  Reihe  des  Kupferglanzes. 
Kupferglanz  (Eupferglas,  Redruthit^  Chalkosin). 

Cu^S^  79,8  Cu,  stets  etwas  Fe,  bis  zu  6  Va^/o»  selten  Ag,  Die  rhom- 
bischen Erystalle  zeigen  meist  hexagonales  Aussehen.  Die  Prismen 
jf=ooP  (110)  haben  einen  von  120^  wenig  verschiedenen  Winkel: 
MjM=  119^  35';  die  Längsfläche  b  =  ooP^  (010)  bildet  mit  ihm  des- 
halb ein  scheinbar  hexagonales  Prisma.  Die  stets  stark  ausgedehnte 
Basis  c=OP  (001)  ist  ||  der  Achse  o,  d.  h.  parallel  der  Kante  6/c  meist 
deutlich,  vielfach  sogar  sehr 
stark  gestreift,  ebenso  die 
noch  zu  erwähnenden  Domen- 
flächen d  und  e.  Das  Okta- 
eder a  =  I P  (113)  und   das 


^ 


M 


stets    damit    zusammen   vor-         -j^g  371^  Pi«  372, 

kommende  Brachydoma  e  = 
|P3o  (023)  bilden  über  dem  Prisma  ein  scheinbares  Dihexaeder  (Fig.  371) ; 
da  =  147'»  10';  cje  =  UV  6'.  Zuweilen  stumpfen  die  Flächen  von  p  —  P 
(111)  die  Kanten  a/Jf,  die  Flächen  von  d  =  2P5S  (021)  die  Kanten  e;& 
ab,  beide  ebenfalls  einen  solchen  dihexaederähnlichen  Körper  mitein- 
ander büdend:  pjc  =  117«  19';  djc  —  117»  lO'.  Die  Erystalle  sind 
meist  dick  tafel-  oder  nieder  prismenförmig  und  häufig  in  der  Rich- 
tung der  Achse  a  etwas  verlängert.  Zwillinge  nach  3  Gesetzen: 
1)  Nach  üf ;  meist  Drillinge,  die  drei  Individuen  sind  durcheinander 
gewachsen  und  bilden  zuweilen  einen  sechsstrahligen  Stern.  Die 
Basis  ist  allen  Individuen  gemeinsam  und  die  federartige  Streifung 
auf  c  gibt  die  Zwillingsgrenzen  (Fig.  372).  2)  Nicht  selten  sind 
Zwillinge,  bei  denen  die  beiden  Tafeln  unter  88^,  also  nahezu  senk- 
recht durcheinandergewachsen  sind.  Zwillingsfläche  ist  eine  Fläche 
des  Oktaeders  ^P  (112).  Die  Streifungen  auf  den  Basisflächen  beider 
Individuen  stehen  schief  gegen  die  Zwillingsgrenze.  3)  Selten  ist 
-eine  Durcheinanderwachsung  beider  Individuen  unter  69^,  wobei  die 
Streifung  auf  beiden  Basisflächen  c  der  Zwillingsgrenze  parallel  ist; 
die  Zwillingsfläche  ist  die  Fläche  des  Brachydomas  fPSS  (032). 
(Fig.  372  links).  Zuweilen  sind  die  nach  diesen  letzteren  beiden  Ge- 
setzen verwachsenen  Krystalltafeln  ihrerseits  Zwillinge  oder  Drillinge 
nach  dem  ersten  Gesetz.  Auch  nach  den  Gesetzen  2  und  3  können 
drei  und  mehr  Individuen  zu  Drillingen  etc.  verwachsen. 

Keine  deutliche  Spaltbarkeit,  Bruch  muschlig  bis  uneben.  Sehr 
mild,  mit  dem  Messer  lassen  sich  bröcklige  Späne  abschneiden.  H. = 2^—3. 
G.  =  5,5 — 5,8.   Schwärzlich  bleigrau,  zuweilen  bunt,  meist  blau,  auch 


458  Einfache  SchwefelTerbindimgeii. 

braun  angelanfen;  Strich  schwarz.  Geringer  Metallglanz,  glänzender 
auf  frischen  Bruchflächen,  die  aber  durch  Anlaufen  bald  matt  werden. 
V.  d.  L.  schmilzt  er  leicht  zu  einer  spritzenden  Engel;  mit  Soda  ge- 
schmolzen ein  (VEom;  in  HNO^  löslich. 

Findet  sich  in  Krystallen,  aber  allermeistens  derb,  und  ist 
ein  ziemlich  verbreitetes,  aber  nicht  sehr  massenhaft  vorhandenes 
Kupfererz,  das  mit  anderen  Kupfererzen,  besonders  mit  Kupfer- 
kies und  Buntkupfererz,  in  verschiedener  Weise  auf  Gängen  und 
Lagern  vorkommt,  aber  seltener  und  weniger  reichlich  als  die 
beiden  letzteren.  Besonders  schöne  Krystalle  auf  den  Erzgängen 
in  Comwall  (Redruth).  In  Deutschland  meist  derb;  im  Siegenschen 
auf  Brauneisenerzgängen,  bei  Freiberg,  bei  Kupferberg  und  Rudel- 
stadt in  Schlesien,  bei  Kamsdorf  in  Thäringen,  im  Banat,  Toskana, 
im  Ural,  in  Peru,  Chile,  Montana  in  Nordamerika ;  schöne  aufgewach- 
sene Krystalle  auch  zu  Bristol  in  Connecticut.  Eigentümlich  ist  das 
Vorkommen  im  Kupferschiefer  im  Mansfeldischen,  in  kleinen  Flittem, 
selten  in  größeren  Kömern  oder  dünnen  Platten  eingesprengt  und  ein- 
gewachsen. Als  Versteinerungsmittel  von  Cypressenzweigen  bei 
Frankenberg  in  Hessen  (sog.  Frankenberger  Kornähren,  Ullmannia 
Bronni),  ebenfalls  im  Zechstein.  Geht  zuweilen  in  Kupferindig  über ; 
häufiger  durch  Verwitterung  in  oxydische  Cw- Verbindungen ,  bes. 
Malachit;  auch  zu  Vitriol  verwittert.  Künstlich  auch  reguläre 
Krystalle  von  Cu^S,    (Vergl.  Silberkies,  pag.  469.) 

Harriait  yon  der  Cantomnine  in  Georgia,  ist  würflig  blättriges  CuiS  imd 
wird  für  eine  Pseudomorphose  nach  Bleiglanz  gehalten. 

SUberkupferglanz  (Stromeyerit). 

Ag^S-^Cu^S  (53,1  Ag,  31,1  Cu,  etwas  Fe).  Das  Verhältnis  von 
Ag  :  Cu  schwankt  aber  in  weiten  Grenzen,  da  es  isomorphe  Mischungen 
von  Ag^S  und  Cu^S  von  rhombischer  Form  sind,  in  denen  meist  Cu^S 
über  Ag^S  überwiegt  (Kupfersilberglanz).  Krystalle,  denen  des  Kupfer- 
glanzes in  Begrenzung  und  Ausbildung  ähnlich,  sind  selten.  Meist 
dunkel  stahlgraue,  metallische,  derbe  Massen.  Milde  mit  muschligem 
Bruch.  G.  =  6,2— 6,3.  H.=»2i— 3.  Schlangenberg  (Altai);  Rudel- 
Stadt  (Schlesien);  Chile,  Peru,  Arizona;  z.  T.  als  Silbererz  nicht  un- 
wichtig. 

Selenkupfer  (Berzelianit,  Berzelin).  Cu^Se,  dünne,  silberweiße,  dendritische 
Überzüge,  die  schwarz  anlaufen.  Geschmeidig.  KrystaUform  unbekannt.  Skrikeram 
in  Norwegen,  Lerhach  und  Zorge  ini  Harz  mit  Selenblei. 

Ein  Selenknpfer  Cu^e .  CuS  ist  auch  der  derbe  feinkörnige,  wie  Bnntknpfererz 
aussehende  Ümangit  aus  Argentinien. 

Akanthit  SoU  rhombisches  Ag^S  sein,  das  im  Silberkupferglanz  mit  Ou^8 
isomorph  gemischt  ist    Die  Krystalle,  stets  nicht  sehr  deutlich,  werden  jetzt  eher 


Isomorphe  Reihe  der  Zinkblende.  459 

für  verzerrte  regnl&re  Formen  Ton  Silberglanc  gehalten,  dem  de  auch  äußerlich 
gleichen.  Der  Akanthit  wäre  dann  nichts  als  ein  Silberglanz  von  besonderer  Aus- 
bildung. H.  =:2.  G.  =  7,2— 7,3,  nahe  dem  des  Süberglanzes.  Freiberg  und  Joa- 
chimsthal im  Erzgebirge  etc.  (Dauber,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  39,  1860;  Krenner, 
Zeitschr.  L  Kryst.  Bd.  14,  1888,  pag.  388.) 

Antimonsllber  (Diskrasit,  Spießglanzsilber). 

Enthält  Ag  und  8b  in  verschiedenen  Verhältnissen,  64 — 94%, 
Äff,  entsprechend  den  Verhältnissen  Ag^Sb  bis  Ag^^Sb;  daher  wurde 
es  wohl  für  eine  isomorphe  Mischung  von  Ag  und  8b  gehalten.  Aber  alle 
deutlichen  Erystalle  und  grobkörnigen  Aggregate  entsprechen  der  Formel 
Ag^Sb  mit  64,3  Ag,  nur  die  feinkörnigen  sind  jl^r-reicher.  Man  hält  daher 
auch  diese  letztere  Formel  für  die  dem  Mineral  eigentlich  zukommende 
und  nimmt  an,  daß  in  den  J^-reicheren  Varietäten  Silber  mechanisch 
beigemengt  ist  Erystallform  rhombisch,  ähnlich  der  des  Kupfer- 
glanzes, gute  Erystalle  sind  aber  selten.  Auch  Zwillinge.  Deutlicher 
Bl.  Br.  nach  verschiedenen  Richtungen.  Meist  grob-  bis  feinkörnige 
Aggregate  und  in  Form  von  Blechen  und  dännen  Blättchen.  Silber- 
bis  zinnweiß,  zuweilen  dankler  angelaufen;  starker  Metallglanz. 
H.  =  3^.  G.  =  9.4—10,0 ;  leicht  schmelzbar  und  Strauch-  und  -be- 
schlag  liefernd.  Auf  Kohle  hinterbleibt  ein  -ä^-Kom.  In  HNO^  lös- 
lich. Auf  Erzgängen  mit  anderen  J^^-Erzen.  Im  Schwarzwald,  bes. 
bei  Wolfach;  bei  Andreasberg  im  Harz;  bei  AUemont  im  Dauphin^. 
Arsenantimonsilber  in  Peru  und  bei  Chanarcillo  in  Chile  (Ghanarcillit). 

Nicht  unwichtiges  Ag-Erz.  (Banunelsberg,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges. 
Bd.  16.  1864.  pag.  618.) 

Hieran  schließt  sich: 

Wi$mutgold  (Maldonit).  AUißif  derh,  silherweiß,  im  Granit  von  Maldon, 
Victoria,  Australien. 

2.  a)  Isomorphe  Reihe  der  Zinkblende. 

Zinkblende  (Blende^  Sphalerit,  Schalenblende  z.  T.). 

Zn8,  67,0  Zuj  aber  meist  stark  verunreinigt;  Cu,  Mn,  Ag  (zu- 
weilen in  nutzbarer  Menge),  8n,  8b,  Cs,  Rb,  Jn,  Oa,  Tl  etc.  finden 
sich  namentlich  in  der  dichten  Blende;  wichtiger  als  die  genannten 
Metalle  ist  aber  manchmal  Cd  (bis  3^^/o)  und  namentlich  Fe,  das  fast 
nie  fehlt  und  dessen  Menge  bis  fiber  18  %  steigt,  so  daß  die  meisten 
Blenden  besser  als  isomorphe  Mischungen  von  Zn8  und  Fe8,  und  zwar 
vorzugsweise  zwischen  den  Grenzen  Zn8  und  2Zn8  -{-  Fe8  angesehen 
werden.  Solche  Fe8-reiclie  Mischungen  sind  z.  B.  der  Marmatit 
{3Zn8'\-FeS)  von  Marmato  bei  Popayan  in  Kolumbien  mit  23  FeS 
entsprechend  15  Fe  und  der  ChristopkU  2Zn8  +  FeS  von  der  Grube 
St.  Christoph  bei  Breitenbrunn  in  Sachsen  mit  mehr  als  28  FeS. 


460 


Einfache  Schwefelyerbindimgen. 


Die  Krystalle  sind  regulär-tetraedriscli,  doch  sind  selbständige 
Tetraeder  selten  (Ain  Bai'ber  in  Algier).  Das  Aussehen  der  Kiystalle 
ist  meist  ein  holoedrisches,  dadurch  daß  die  beiden  korrelaten  hemi- 
edrischen  Formen   nebeneinander  vorkommen,   also  z.  B.  besonders 

häufig  die  beiden  Tetraeder  o  =  -|-  c)  (Hl)  ^^^  o'  =  —  0  (111)-  ^^^ 

Hemiedrie  zeigt  sich  daran,  daß  die  Flächen  des  einen  Tetraedei^  matt, 

die  des  anderen  glänzend,  daß  sie  überhaupt  voneinander  verschieden 

sind  (Fig.  373).     Neben  den  Tetraedern  sind  Würfel  und  besonders 

Granatoeder  g  häufig,  ersterer  die  Oktaederecken  abstumpfend,  letzteres 

303 
nicht  selten  in  Kombination  mit  dem  Pyramidentetraeder  i  =  ~^- 

(311)  (Fig.  374),  dessen  etwas  gekrümmte  und  schwachgestreifte 
Flächen  an  den  abwechselnden  dreikantigen  Ecken  des  6ranatoec(ei*s  g 
mit  dessen  Flächen  sechs  von  der  betrefienden  Ecke  ausstrahlende 

202 

Kanten  ijg  bilden   (das    gewöhnliche  Pyramidentetraeder  -p-    (211) 


Fig.  373. 


Fig.  374. 


Fig.  375. 


Fig.  376. 


würde  die  um  die  abwechselnden  dreikantigen  Ecken  herumliegenden 
Granatoederkanten  gerade  abstumpfen).  Nicht  selten  ist  eine  Kom- 
bination, in  der  zu  den  genannten  Formen  noch  der  Würfel  und  beide 

303     - 

Tetraeder,  sowie  das  mit  i  korrelate  Pyramidentetraeder ^  (311) 

hinzutreten.  Andere  Formen  sind  seltener;  dagegen  sind  Zwillings- 
verwachsungen in  sehr  verschiedenartiger  Ausbildung  häufig,  die 
in  Verbindung  mit  vielfacher  Verzerrung  machen,  daß  die  Krystalle 
oft  schwer  zu  entziffern  sind.  Zwei  Oktaeder,  gebildet  von  den 
korrelaten  Tetraedern  0  und  0',  sind  nach  dem  Spinellgesetz  und  zwar 
so  verwachsen,  daß  eine  Fläche  0  des  einen  und  0'  des  andei^n 
sich  berühren;  in  der  Zwillingsgrenze  machen  dann  ringsum  je 
zwei  ungleichartige  Flächen  0  und  0'  aus-  und  einspringende  Winkel 
(Fig.  375);  dasselbe  ist  bei  Fig.  376  der  Fall,  wo  die  Granatoeder- 
fiächen  g  die  Oktaederkanten  ojo'  abstumpfen ;  je  zwei  Flächen  g  und  g 
fallen  dabei  über  die  Zwillingsgrenze  hinweg  in  ein  Niveau.  Häufig 
sind  die  beiden  Hauptindividuen  noch  von  Zwillingslamellen  durch- 
setzt, welche  nach  demselben  Gesetz  parallel  mit  derselben  oder  mit 


Isomorphe  Beihe  der  Zinkblende.  461 

anderen  Oktaedei'fläclien  eingewachsen  sind  (Fig.  375),  überhaupt 
wiederholt  sich  diese  Zwillingsbildnng  leicht  mehrfach  in  verschiedener 
Weise.  Manchmal  sind  anch  beide  Oktaeder  durcheinander  gewachsen, 
so  da£  die  Ecken  des  einen  aus  den  Flächen  des  anderen  heraus- 
rageu,  oder  sie  sind  nach  einer  auf  der  Zw.  E.  senkrechten  Ebene 
verwachsen,  oder  zwei  granatoedrische  Individuen  bilden  einen 
Zwilling  ähnlich  dem  Sodalithzwilling  (Fig.  261),  begrenzt  von  den 
Flächen  g  und  i  oder  von  g  allein. 

Ausgezeichnete  Spaltbarkeit  nach  den  Granatoederflächen ;  spröde. 
H.  =  3^ — 4.  G.  =  3,9 — 4,2.  Selten  farblos  (z.  B.  der  sog.  Cleiophan 
von  Fi-anklin  in  New  Jersey,  der  in  reinen  Stücken  fast  wasserhell 
ist),  meist  gefärbt,  grün,  seltener  rot,  oft  gelb,  braun,  schwarz ;  um  so 
dunkler,  je  größer  der  Eisengehalt  Strich  bei  den  dunkeln  braun 
oder  gelb.  Durchsichtig  bis  undurchsichtig.  Der  Glanz  ist  demant- 
artig und  geht  bei  hellgefarbten  ins  glas-  und  fettartige,  bei  dunkeln 
ins  metallische.  Phosphoresziert  beim  Zerbrechen,  Zerreiben  und 
manche  auch  beim  Erwärmen,  n  =  2,37  {Na\  (gemessen  an  der  hell- 
gelbgrünen Blende  von  Picos  de  Europa  bei  Santander  in  Spanien), 
also  sehr  starke  Lichtbrechung.  Pyroelektrisch  und  zwar  polar  nach 
nach  den  vier  trigonalen  Achsen.  Dies  und  die  Verschiedenheit  der 
Ätzfiguren  auf  den  Flächen  beider  Tetraeder  hängt  mit  der  Hemiedrie 
zusammen.  V.  d.  L.  stark  verknistemd,  fast  unschmelzbar;  gibt  Zw- 
Beschlag.    In  HNO^  löslich  unter  Abscheidung  von  Schwefel. 

Die  Blende  findet  sich  in  Krystallen,  die  stets  aufgewachsen  sind, 
in  großblättrigen  Massen,  die  vielfach  Zwillingslamellen  einschließen 
und  dem  entsprechende  Streifung  zeigen;  sodann  in  kömigen  Aggre- 
gaten, welche  bis  ins  Dichte  gehen,  und  die  um  so  unreiner  sind,  je 
feiner  das  Korn.  Zuweilen  auch  krummschalig  mit  nierenförmiger  und 
traubiger  Oberfläche,  sowie  stalaktitisch  (Schalen-  oder  Leberblende, 
z.  B.  von  Raibl  in  Kärnten),  z.  T.  mit  ebenem  Bruch,  mattem  Glanz 
und  hellbräunlicher  Farbe,  z.  T.  auch  feinfasrig  und  dann  zum  Würtzit 
zu  stellen;  vielfach  mit  dünnen  Lagen  Bleiglanz  abwechselnd. 

Die  Blende  ist  ein  sehr  verbreitetes  Mineral,  das  sich  fast  st^ts 
mit  Bleiglanz,  häufig  mit  Schwefel-  und  Kupferkies,  sowie  mit  Quarz, 
Schwerspat,  Kalkspat,  Spateisenstein,  auch  mit  Flußspat  und  manch- 
mal mit  Manganspat  zusammen  findet.  Auf  Gängen  bei  Clausthal  etc. 
im  Oberharz,  bei  Freiberg  und  sonst  im  Erzgebirge,  im  Siegenschen, 
bei  Ems  und  Holzappel  in  Nassau,  Mies  und  Pfibram  in  Böhmen, 
Schemnitz  in  Ungarn,  Kapnik  und  Rodna  in  Siebenbürgen,  in  Eng- 
land (Cumberland,  Derbyshire)  etc.  Mehrfach  lagerförmig  in  Massen 
im  Gneiß,  so  bei  Ammeberg  am  Wettersee  in  Schweden  und  am 
Schneeberg  bei  Passeir  in  Tirol.  Sodann  in  einzelnen  Körnern  und 
größeren  Partien  eingewachsen  im  Kalk  und  Dolomit  und  Höhlungen 


462  Einfache  Schwefelverbindangen. 

in  diesen  ausfüllend,  wie  der  Bleiglanz  und  mit  diesem,  und  hier  z.  T. 
durch  Zersetzung  in  Galmei  verwandelt  (siehe  Bleiglanz).  So  bei  Baibl 
in  Kärnten  etc.,  femer  zu  Stolberg  bei  Aachen,  Iserlohn,  Wiesloch  in 
Baden,  Picos  de  Europa  bei  Santander,  hier  z.  T.  in  grobspätigen 
hellgefärbten  Massen  etc.  Einzelne  schöne  gelbe  Erystalle  auf  Drusen 
im  Dolomit  des  Binnentals  in  Wallis.  Helle  fast  farblose  Oktaeder 
im  Letten  der  Bleiglanzgrube  Dorothea  bei  Wershofen,  Ereis  Adenau. 
Zuweilen  als  Versteinerungsmittel.    Ist  ein  wichtiges  Zinkerz. 

Verwittert  leicht  zu  Zinkvitriol  und  bildet  ausser  Galmei  auch 
Eieselzinkerz  und  Zinkblüte.  Aus  Zinkvitriollösungen  wird  ZnS  durch 
organische  Substanzen,  z.  B.  durch  Grubenholz,  wieder  reduziert. 

(Sadebeck,  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  1869  und  1878;  Becke,  Tgchermaks 
Min.  n.  petr.  Mitteilungen  Bd.  V,  1882,  457.) 

Voltzin.  42SnS-\-ZnO.  Schmntzigrote,  anch  grüne,  halbkugelige  Wärzchen, 
auf  den  Erzgängen  bei  Pontgibaud  (Dep.  Puy-de-Ddme). 

Manganblende  (Alabandin,  Manganglanz).  MnS.  63,2  Jfn.  Tetraedrische 
Krystalle  selten;  meist  derbe,  würflig  yollkommen  blättrige  Massen,  halbmetaUisch 
glänzend,  dunkel  stahlgran,  aber  meist  mattbraun  angelaufen;  zeisiggrüner  Strich. 
Ziemlich  spröde.  H.  =  3Vs— 4.  G.  =  3,9--4,l.  £apnik  und  Nagyag  in  Siebenbürgen 
mit  Manganspat,  Alabanda  in  Eleinasien,  Mexiko,  Brasilien. 

Eisennickelkiea  (Pentlandit).  (Fe,  Ni)  S,  zuweilen  2FeS  +  Ni8 mit  21 ,81  Ni, 
42,10  Fe.  Derbe  oktaedrisch  spaltbare  Massen,  hell  tombakbraun,  nicht  magnetisch. 
Von  Lillehammer  in  Norwegen,  auch  Ton  Sudbury  in  Kanada  im  Magnetkies.  Nickel- 
ärmer mit  11  Ni  bei  Inverary  in  Schottland. 

Nur  in  Meteoriten  sind  bekannt: 

Troilit 

FeS.  Nur  derb,  daher  Zugehörigkeit  zu  dieser  regulären  Reihe  noch  nicht 
bestimmt  nachgewiesen.  Schließt  sich  aber  an  Pentlandit  an  und  zeigt  zuweilen  Ab» 
sonderungen,  die  yielleicht  nach  den  Flächen  des  Würfels  und  Granatoeders  gehen. 
Künstliche  KrystaUe  tou  FeS  sind  regulär  und  hexagonal  bekannt  Daher  ist  es 
nicht  unmöglich,  daß  der  Troilit  zu  einer  hexagonalen  Reihe  und  zwar  zu  der  des 
Würtzits  gehört  (siehe  Magnetkies  pag.  467).  Metallglänzend;  bronzegelb,  tomback- 
braun  anlaufend,  ganz  ähnlich  wie  der  etwas  8-reichere  Magnetkies.  In  HCl  unter 
Entwicklung  von  H^S  gelöst.    Nur  in  Eisenmeteoriten. 

Femer  der  sehr  seltene  Oldhamit:  CaS. 


2.  b)  Isomorphe  Reihe  des  Würtzits. 

Würtzit,  Greenockit,  Kupfemickel  und  Antimonnickel  stehen  sich  wegen  der 
vollkommenen  prismatischen  Spaltbarkeit  näher,  als  dem  rhomboedrisch  spaltbaren 
Millerit. 

Würtzit  (Spiauterit,  Strahlenblende,  Schalenblende  z.  T.). 

ZtiS,  wie  Zinkblende,  ebenfalls  mit  FeS,  zuweilen  auch  mit  etwas  CdS  iso- 
morph gemischt.  Krystalle  natürlicher  Entstehung  selten,  bilden  sich  künstlich  leicht. 
Hexagonales  Prisma  und  Dihexaeder  derselben  Stellung  mit  hemimorpher  Ausbildung. 


Isomorphe  Beihe  des  Wttrtzits.  4g3 

a :  c  =  1 : 0,8175.  Prismatisch  Tollkommen,  weniger  hasisch  spalthar.  Ziemlich  stark 
doppelthrechend  nnd  pleochroitisch.  G.  =  3,98 — 4,07.  H.=s3Vs— 4.  Meist  radial- 
fasrige  hraane  Massen  mit  Zinkhlende  bei  Omro  in  Bolivia,  Pi^ibram  in  Böhmen  etc. 
(Strahlenblende).  Anch  manche  Schalenblende  (siehe  oben  pag.  461}  wird  von  Würtzit 
gebildet  (Oeroldseck  bei  Lahr  in  Baden,  Grabe  Diepenlinchen  bei  Aachen  etc.).  In 
mancher  anderen  ist  W.  mit  Blende  gemengt    (Beathen,  Raibl  etc.) 

Erythrozinkit  {Zn,  Mn)  S,  Dünne,  rot  durchscheinende  plattige  Partien, 
anf  Adern  hn  sibirischen  Lasurstein.  Opt  einachsig,  also  wahrscheinlich  ein  Mn- 
haltiger  Würtzit 

Oreenockit  (Cadminmblende). 
CdS.  Aufgewachsene  hexagonale  Prismen,  hemimorph,  einerseits  mit  einem 
Dihexaeder  derselben  Stellung,  andererseits  mit  der  Basis,  a :  c  =  1 : 0,8125.  Pris- 
matisch Yollkommen,  weniger  basisch  spaltbar.  Gelb,  durchscheinend;  starker,  fettiger 
Demantglanz.  G.  =  4,8 — 4,9.  H.  =  3— 3*/».  Krystalle  selten :  Bishoptown  in  Schott- 
land im  Mandelstein,  Pi^ibram  anf  den  Erzgängen,  FriedensTiUe  in  Pennsylvanien  etc. 
Meist  als  dünner  erdiger,  gelber  auch  grünlicher  Belag  auf  Zinkblende  etc.,  z.  B. 
u.  a.  bei  Laurium  in  Griechenland.  Färbt  zuweilen  hier  und  anderwärts  den 
Zinkspat. 

Kupfemlckel  (Eotuickelkies,  ISickelin,  Niccolit,  Arseniknickel). 

NiAs;  43,6  Nij  zuweilen  etwas  Fe,  S  und  Sb  (bis  8  7o  ^nd  melir^ 
siehe  Arit  unten),  also  isomorphe  Beimischung  von  NiSb.  Meist  derb^ 
feinkörnig,  zuweilen  gestrickt  etc.  Dihexaedrische,  hemimorphe,  pris- 
matisch yollkommen,  basisch  unvollkommen  spaltbare  kleine  Krystalle, 
gewöhnlich  dicht  gedrängt  auf  derbem  Eupfemickel  Drusen  bildend, 
ziemlich  selten.  Bruch  muschlig  bis  uneben ;  spröde.  H.  =  5^.  Or. 
=  7,4 — 7,8.  Metallglanz.  Hell  kupferrot,  zuweilen  grau  bis  schwarz 
angelaufen,  auch  wohl  grün  durch  Verwitterung  zu  Nickelblüte; 
schwarzer  Strich-  V.  d.  L.  auf  Kohle  unter  Entwicklung  von  As- 
Dämpfen  zu  einer  weißen  spröden  Kugel  schmelzend ;  mit  konz.  HNO^ 
gibt  er  eine  grüne  Lösung  unter  Abscheidung  von  As^  Og.  Im  Kolben  kein 
Sublimat.  In  der  Boraxperle  -Ni-Reaktion.  Es  ist  das  verbreitetste 
Nickelmineral.  Auf  Gängen  mit  anderen  Ni-  und  Co-Erzen :  Andreas- 
berg im  Harz,  im  Erzgebirge  an  vielen  Orten  und  bei  Wittichen  im 
Schwarzwald  mit  Silbererzen ;  bei  Sangerhausen,  zuweilen  in  Krystallen, 
auf  Gängen  im  Kupferschiefer  (sog.  Kupferschieferrücken),  bei  Bieber 
und  Richelsdorf  in  Hessen  ebenso ;  femer  bei  Schladming  in  Steier- 
mark; in  Argentinien  in  größerer  Menge.    (Sachs,  Stzgsber.  Berl.  Akad. 

1902,  pag.  856.) 

Äntimonnickel  (Breithanptit).  NiSb,  znweüen  stark  ^s-haltig.  Selten 
regelmäßig  begrenzte,  sechsseitig  tafelförmige  KrystäUchen,  meist  kleine  derbe,  me- 
taUische,  knpferrote  Partien,  etwas  heller  gefärbt  als  Kapfemickel,  aber  ihm  sehr 
ähnlich  nnd  ebenfalls  prismatisch  yollkommen  spaltbar.  Eingesprengt  in  Kalkspat 
von  Andreasberg  im  Harz. 

Arit  Ni  (S6,  Äs)  jxdt  28  Sh  nnd  11 V«  Äs  von  Eanx  Bonnes  in  den  Pyrenäen 
bildet  den  Übergang  vom  Antimonnickel  znm  Knpfemickel. 


464  Einfache  Schwefelyerbindangen. 

Hillerit  (Haarkies,  Nickelkies). 

NiS,  64,45  Ni.  Rhomboedriscli ;  lange  spießige,  nadel-  bis  sehr 
dünn  haarförmige,  selten  dickere,  rhomboedrisch  spaltbare  Prismen, 
welche  zu  Büscheln  gruppiert  oder  auch  ganz  unregelmäßig  auf-,  und 
zuweilen  zu  einem  förmlichen  Filz  durcheinandergewachsen  sind.  Zu- 
weilen pfropfzieherailig  gedreht.  Metallglanz;  messing-  bis  speisgelb, 
feinste  Nädelchen  matt  und  graulich.  Strich  grünlich  schwarz.  Spröde ; 
H.  =  3^.  G.  =  5,26—5,30.  Schmilzt  unter  Spritzen  zu  einer  mag- 
netischen Kugel.  Von  HNO^  zu  grüner  Flüssigkeit  gelöst.  Mit  an- 
deren Ni-  und  Co-Erzen,  besonders  Rotnickelkies  auf  Gängen  im  Zech- 
stein (Kupferschieferrücken)  bei  Riecheisdorf  und  Bieber  in  Hessen, 
Kamsdorf  in  Thüringen  etc.  Mit  Ni-  und  (7a-Erzen  und  Silbererzen 
im  Erzgebirge  bei  Johanngeorgenstadt  und  JoachimsthaL  Mit  Spat- 
eisenstein und  Kupferkies  im  Siegenschen  und  in  Nassau,  z.  B.  bei 
Dillenburg.  Auf  Toneisensteinnieren  in  der  Steinkohlenformation  bei 
Saarbrücken  und  Dortmund.  Viele  gute  Krystalle  auf  Drusen  im  Kalk 
in  der  Stadt  St.  Louis  in  Missouri.  Nirgends  in  größeren  Massen 
und  nirgends  derb. 

Beyrichit  Ebenfalls  NiS  in  Krystallen  von  der  Ausbildung  des  MiUerits, 
aber  bleigrau  und  G.  =  4,7.  Sehr  spärlich  auf  Spateisen  der  Gmbe  Lämmerhirt  bei 
Altenkirchen  in  der  Rheinprovinz.  AUer  Millerit  soU  ursprünglich  Beyrichit  ge- 
wesen  sein. 

3.  a)  Isomorphe  Beihe  des  Metacinnabarits. 

« 

Metacinnaharitf  HgS.  Kleine  reguläre tetraedrische  eisenschwarze  KrystäU- 
chen.  G.  =  7,81.  Meist  schwarzes  Pulver  mit  Zinnober.  Beddington-Gmbe,  Lak& 
Co.,  Kalifornien;  auch  bei  Idria  als  kleine  Halbkugeln  und  bei  Moscheilandsberg  in 
der  Pfalz.  Ein  4V«  %  Zn  enthaltender  Metacinnabarit  von  Guadalcazar  in  Mexiko 
ist  Gruadalcazarit  genannt  worden.    Heteromorph  mit  Zinnober. 

Onofrit  (Selenschwefelquecksilber),  Hg  {8^  8e),  Grau,  metallisch,  nur  derb. 
S.  Onofre  in  Mexiko. 

Selenquecksilber  (Tiemannit).  HgSe.  Meist  derb  in  feinkörnigen  grauen 
metallglänzenden  Aggregaten  ohne  Spaltbarkeit.  Mit  Selenblei  bei  Tilkerode  und 
Zorge  am  Harz,  auch  bei  Clausthal;  bei  Clear  Lake  in  Kalifornien.  Tetraedrische 
Krystalle  von  Marysvale  in  Utah,  isomorph  mit  Metacinnabarit 

Tellur quecksilb er  (Coloradoit).  HgTe.  Meist  etwas  A^  und  Au  enthaltend. 
Keine  Krystalle.  Derbe  metallglänzende,  eisenschwarze,  oft  bunt  angelaufene  Massen 
ohne  Blätterbruch.  Sehr  spärlich  in  Ck>lorado  mit  den  dortigen  Tellursilber-  und 
-Golderzen  und  in  derselben  Weise  bei  Kalgoorlie  in  Westaustralien. 

3.  b)  Isomorphe  Reihe  des  Zinnobers. 

Zinnober  (Cinnabarit,  Merkurblende). 

HgS\  86^2  Hg y  13,8  S,  oft  stark  verunreinigt  (siehe  unten).  Hexa- 
gonal-trapezoedrisch  wie  Quarz.    Die  Krystalle  sind  meist  Vorzugs- 


Isomorphe  Eeihe  des  Zinnobers.  465 

weise  von  fihomboedem  begrenzt  und  die  Tetartoedrie  ist  selten  zn 
erkennen.  Die  Basis  ist  ausgedehnt,  und  die  Erystalle  werden  da- 
durch dick  tafelförmig;  seltener  sind  sie  prismen-  oder  gar  nadel- 
förmig.  Der  in  Fig.  377  dargestellte  Krystall  ist  eine  Kombination 
folgender  Formen:  M  =  ooR  (lOiO);  c  =  OB  (0001);  n  =  R  (1011); 
a  =  ^R  (1012),  h  =  \R  (1013);  q  =  —  2R  (0221);  häufig  ist  noch 
i  =  iR  (2025) ;  njc  =  127«  6',  also  a :  c  =  1 : 1,1453. 
Selten  sind  Trigonoeder-  und  Trapezoederflächen  (Berg 
Avala  bei  Belgrad,  Serravezza  in  Toskana) ;  dieselben 
sind  ebenso  gruppiert  wie  beim  Quarz.  Häufig  Zwil- 
linge mit  parallelen  Achsen  nach  Art  der  Dauphin^er, 
aber  auch  der  brasilianischen  Quarzzwillinge  (Niki- 
towka  in  Kußland,  Gouv.  Ekaterinoslaw),  sowie  nach  n.  *^' 

Bl.  Br.  vollkommen  nach  den  Flächen  des  Prismas  M,  Bruch  klein- 
muschlig.  Milde.  H.  =  2—2^.  G.  =  8,0—8,3.  Cochennillerot,  be- 
sonders gi'ell  gefärbt  sind  erdige  und  fasrige  Varietäten.  Krystalle 
und  kompakte  derbe  Massen  etwas  dunkler  mit  einem  Stich  ins  Graue 
{Stahlerz).  Der  Strich  ist  scharlachrot  oder  cochenillerot  wie  der  fein- 
erdige Zinnober.  Durchsichtig  bis  durchscheinend;  metallartiger 
Diamantglanz.  Lichtbrechung  und  D.  Br.  sehr  stark :  lo  =  2,854 ; 
e  =  3,201  (r.).  Cirkularpolarisation  in  Verbindung  mit  der  Trapezo- 
^drie  genau  wie  beim  Quarz,  die  Drehung  ist  hier  aber  ungefähr 
15 mal  stärker.  V.  d.  L.  vollkommen  flüchtig;  im  Kolben  roter  Be- 
schlag. Mit  Soda  erhitzt,  gibt  der  Zinnober  ein  Sublimat  von  Hg 
und  im  Kolben  einen  grauen  Beschlag.  Nur  in  Königswasser  leicht 
vollkommen  löslich. 

Bildet  meist  Lagerstätten  für  sich  allein,  in  denen  andere  Erze 
(Schwefelkies,  Markasit,  zuweilen  Antimonglanz)  nur  eine  untergeord- 
nete Rolle  spielen.  Sie  treten  in  verschiedenen  Gesteinen  auf  und 
haben  die  Form  von  Gängen,  Lagern  und  Imprägnationen.  Bei 
Idria  in  Krain  ist  der  Zinnober  in  Tonschiefem  und  Dolomiten  der 
Trias  verteilt  und  von  Idrialin,  einem  asphaltartigen  Kohlenwasser- 
stoff CgJBg  begleitet  (siehe  unten).  In  der  reichsten  Lagerstätte  des 
Zinnobers  in  Europa,  bei  Almad^n  im  südlichen  Spanien,  liegt  das 
Erz  in  silurischem  Sandstein  zwischen  Tonschiefer;  in  carbonischen 
Schichten  bei  Nikitowka  in  Rußland;  in  paläozoischen  Schiefem  und 
Sandsteinen  bei  Huancavelica  in  den  peruanischen  Anden.  Bei 
Moscheilandsberg  in  der  Pfalz  erfüllt  der  Z.  Gänge  im  Sandstein.  Auf 
Gängen  im  Kalk,  Schiefer  und  Sandstein  auch  die  gegenwärtig  ertrag- 
reiche Ablagemng  im  Terlinguadistrikt  in  Texas.  Bei  Hohensolms 
unweit  Gießen  imprägniert  er  devonische  Schalsteine  und  Roteisen- 
erze. Mit  Serpentin  steht  der  Zinnober  am  Berg  Avala  bei  Bel- 
grad und  besonders  in  Kalifomien  (Gmben  Neu-Almad6n,  Neu-Idria  etc.) 

Bauer,  Mineralogie.  30 


466  Einfache  Schwefelyerbindangen. 

in  Zusammenhang.  Trachyte  und  Trachyttuffe  begleiten  das  Mineral  in 
Toskana  (Monte  Amiata,  Castellazara,  Serravezza  etc.)  An  allen  diesen 
Orten  wird  der  Zinnober  bergmännisch  gewonnen  oder  ist  es  doch 
früher  geworden,  über  seine  Entstehung  gibt  sein  allerdings  nur 
spärliches  Vorkommen  in  den  Ablagerungen  einiger  heißer  vulkanischer 
Quellen  Aufschluß,  so  am  Geysir  in  Island  und  in  den  Sulphur  Banks  in 
Kalifornien.  Wahrscheinlich  ist  der  Zinnober  auch  an  anderen  Orten 
ein  Absatz  aus  solchen  Thermalwässern,  in  denen  er  vielleicht  durch 
Vermittlung  von  Schwefelnatrium  Na^S  gelöst  war.  Übrigens  findet 
sich  das  Mineral  in  geringen  Mengen  noch  an  vielen  anderen  Orten^ 
so  auf  manchen  Erzgängen,  bei  Dillenburg,  im  Siegenschen  z.  B.  bei 
Littfeld,  im  Harz  in  der  Gegend  von  Wieda,  auf  den  Spateisenstein- 
lagern  in  Kärnten  z.  B.  bei  Windischkappel,  bei  Schemnitz  in  Ungarn  etc. 
Bei  Münsterappel  in  der  Pfalz  ist  er  das  Versteinerungsmittel  von 
Fischen  und  Pflanzen,  Zuweilen  in  Pseudomorphosen  nach  Schwefel- 
kies, Fahlerz  etc. 

In  allen  diesen  Ablagerungen  sind  die  Krystalle  meist  klein  und 
selten;  sie  sind  stets  aufgewachsen.  Ebenso  sind  auch  derbe  spätige 
Massen,  aus  denen  man  sechsseitige  Prismen  spalten  kann,  nicht  sehr 
gewöhnliche  Erscheinungen.  Am  verbreitetsten  sind  grobkörnige  bis 
dichte  Aggregate;  seltener  finden  sich  erdige  Anflüge  und  kleine 
fasrige  Partien.  Besonders  zu  erwähnen  sind  einige  stark  verun- 
reinigte Varietäten,  namentlich  von  Idria,  in  denen  der  Zinnober  mit 
Idrialin,  sowie  mit  unorganischen  Substanzen,  besonders  phosphorsaurem 
Kalk  und  Ton  gemengt  ist.  Diese  Massen  enthalten  zuweilen  nur  noch 
wenig  HgS  und  sind  dann  sehr  leicht;  die  Farbe  ist  kirschrot  bia 
schwarz,  je  nach  der  Menge  des  vorhandenen  HgS,  Am  reinsten  und 
schwersten  und  nur  mit  Idrialin  gemengt  ist  das  Stahlere,  metallartig 
grau  und  dicht  mit  rotem  Strich.  Weniger  reine  und  schwere,  leber- 
braune bis  schwarze  Stücke  mit  rotbraunem  bis  schwarzem  Strich  sind 
QuecMlberlebererz  genannt  worden;  unreinere,  leichte,  braune  bis 
schwarze  Massen  mit  dunklem  Strich  brennen  zuweilen  leicht  an  der 
Luft,  Quecksüberbranderjs ;  letzteres  hat  zuweilen  um  eigentümliche 
kleine  regelmäßig  halbkugelförmige  oder  muschelförmige  Vertiefungen 
eine  krummschalige  Struktur  {KoraUenerz). 

Der  Zinnober  ist  fast  das  einzige  Erz,  aus  dem  Quecksilber  gewonnen 
Tvird,  und  daher  von  großer  Wichtigkeit  Alle  anderen  quecksilber- 
haltigen Mineralien  spielen  neben"  ihm  keine  Rolle.  Spanien  liefert 
nahezu  die  Hälfte  des  Metalls.  Der  als  rote  Malerfarbe  verwendete 
Zinnober  ist  ein  Kuustprodukt. 

(G.  F.  Becker,  Geology  of  the  quicksilver  deposits  of  the  pacific  slope,  Washington- 
1888  (Monogr.  of  the  U.  S.  geological  snnrey).  Krystallographie:  Schabas,  Sitzgsber. 
Wien.  Akad.  VI,  1851,  pag.  63;  Mügge,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1882,  11,  pag.  29^ 


Isomorphe  Reihe  des  Zinnobers.    Magnetkies.  467 

Tschermak,  Min.  n.  petr.  MitÜgn.  VII»  1886,  pag.  361;   Tranbe,  Zeitschr.  f.  Eryst. 
Bd.  14,  1888,  pag.  563;  A.  Schmidt,  ibid.  Bd.  13,  1888,  pag.  433.) 

Knpferindig  (Covellin). 

CuS  66,46  Cu.  Deutliche  hexagonale  Krystalle,  dünne  Täfelchen 
oojB  (lOiO)  und  OjB  (0001),  sowie  Dihexaeder,  doch  wahrscheinlich 
wie  der  isomorphe  Zinnober  trapezoedrisch,  sind  sehr  selten ;  bei  Sujuk 
auf  Luzon  Tafeln  von  5  cm.  Durchmesser.  Vollkommener  Blätterbruch 
nach  der  Basis.  Meist  derbe,  feinkörnige  Massen  mit  flachmusch- 
ligem  Bruch.  H.  =  IJ^— 2.  Dunkel  indigoblau  mit  schwarzem  Strich ; 
halbmetallisch  glänzend.  In  geringer  Menge  sehr  häufig  als  Um- 
wandlungsprodukt von  Kupferkies,  Buntkupfererz,  Kupferglanz  etc., 
häufig  diese  Mineralien  in  einer  dünnen,  zuweilen  nierigen,  vielfach 
pulverigen  dunkelblauen  Schicht  überziehend;  so  bei  Badenweiler  im 
Schwarzwald,  Sangerhausen  (im  Kupferschiefer),  Leogang  im  Salz- 
burgschen  etc. ;  in  Chile,  Bolivia,  Peru  in  größeren  Massen,  ebenso  auch 
auf  der  Insel  Kawau  bei  Neuseeland.  Als  Sublimationsprodukt  in 
Gestalt  dünner  schwarzer  Plättchen  auf  Vesuvlaven  (Covellin). 

Cantonit  Ebenfalls  CuS^  ist  aber  im  Gegensatz  zu  Covellin  hexaedrisch 
spaltbar  nnd  wird  daher  wohl  anch  für  eine  Fsendomorphose  nach  Bleiglanz  gehalten. 
Cantongnibe  in  Georgia.  Ebenso  yieUeicht  der  Äliaoyiit  von  Coqnimbo  in  Chile  (pag.  455). 

Digenit.  Ein  Gemenge  von  Covellin  mit  Enpf erglänz.  Schwärzlich  bleigrau, 
sehr  milde.    Selten  bei  Sangerhansen  und  in  Chile. 

VerbindiMigen  R^S^  bis  R^S^, 

Magnetkies  (Magnetopyrit,  Pyrrhotin). 

Fe^S^  mit  60,6  Fe,  doch  fuhren  manche  Analysen  auch  eiuf  Fe^^S^^ 
und  andere  ähnliche  Formeln,  die  man  allgemein:  FcnSn-^-i  schreiben 
kann.  Stets  findet  sich  etwas  mehr  8  als  Fe ;  beim  Erhitzen  im  jET- 
Strom  geht  etwas  8  fort^  und  es  bleibt  F€8  zurück,  wobei  gleichzeitig 
der  ursprüngliche  starke  Magnetismus  der  Substanz  verschwindet. 
Demnach  könnte  die  Formel  des  Magnetkieses  nicht  Fe8  sein,  denn 
aus  Fe8  geht  unter  obigen  Umständen  kein  8  weg.  Es  wird  aber 
jetzt  vielfach  angenommen,  daß  der  Überschuß  an  8  beim  Magnetkies 
auf  Verunreinigung  der  Substanz  beruhe,  etwa  durch  Schwefelkies,  Fe8^ 
oder  Schwefel,  und  daß  der  Magnetkies  wie  der  Troilit  in  reinem  Zustand 
nach  der  Formel  F€8  zusammengesetzt,  daß  er  überhaupt  von  Troilit 
nicht  verschieden  sei,  mit  dem  er  auch  in  anderen  Eigenschaften 
große  Ähnlichkeit  hat.  Diese  Frage  ist  aber  noch  nicht  entschieden. 
Jedenfalls  wäre  im  Falle  der  Übereinstimmung  beider  auch  für  den 
in  Krystallen  noch  nicht  gefundenen  Troilit  das  hexagonale  System 
des  Magnetkieses  anzunehmen.  Manche  Magnetkiese  enthalten  2 — 3%, 
ja  bis  5^%  und  zuweilen  sogar  noch  mehr  Ni,  so  gewisse  Vorkomm- 

30* 


468  Einfache  Schwefelverbindnogen. 

nisse  aus  Schweden,  Norwegen  und  besonders  aus  Kanada  (Nickel- 
magnetkies). Ein  solcher  ist  auch  der  Horbadiit,  in  derben,  tomback- 
braunen,  metallglänzenden,  magnetischen  Massen  im  verwitterten  Gneiß 
von  Horbach  bei  St.  Blasien  im  Schwarzwald.  Der  Magnetkies  ist 
daher  vielfach  ein  wichtiges,  ja  er  ist  sogar  das  wichtigste  Nickelerz, 
besonders  in  Kanada.  Neben  dem  Ni  stets  etwas  Co  und  zuweilen 
auch  Spuren  von  Au  und  Pt 

Hexagonal  und  trotz  der  abweichenden  Formel  (siehe  oben)  mit 
Würtzit  und  den  damit  isomorphen  Mineralien  sehr  nahe  überein- 
stimmend. Meist  hexagonale  Prismen  mit  der  Basis ;  häufig  mit  einem 
Dihexaeder  derselben  Stellung,  dessen  Flächen  die  Kombinations- 
kanten abstumpfen;  a  :  c  =  1  :  0,862,  ähnlich  wie  bei  der  Würtzit- 
gruppe.  Zuweilen  Zwillinge  nach  einer  Dihexaederfläche,  bei  denen 
sich  die  Hauptachsen  nahezu  rechtwinklig  schneiden.  Entweder  als  dicke 
Tafeln,  oder  als  dünne  Plättchen  entwickelt;  stets  aufgewachsen.  Kein 
deutlicher  El.  Br.,  aber  nach  der  Basis  vielfach  eine  schalige  Abson- 
derung, die  auch  in  derben  Massen  deutlich  hervorzutreten  pflegt. 
Spröde.  H.  =  3^—4^.  G.  =  4,5 — 4,7.  Metallglänzend  und  bronze- 
gelb im  frischen  Bruch,  aber  sehr  rasch  matt  und  tombackbraun  an- 
laufend. Strich  grauschwarz.  Stark  magnetisch,  Magnetismus  mit  zu- 
nehmendem iVf-G ehalt  sich  vermindernd.  V.  d.  L.  zu  schwarzer,  mag- 
netischer Kugel  schmelzbar.  Von  HCl  unter  Abscheidung  von  S 
und  Entwicklung  von  H^S  zersetzt  und  gelöst;  von  HF  nicht  ange- 
griffen. 

Findet  sich  in  Form  aufgewachsener  Krystalle,  nicht  selten  auf 
Silber  sitzend,  in  geringer  Menge  auf  manchen  Erzgängen,  so  bei 
Andreasberg,  Kupferberg  in  Schlesien,  St.  Leonhard  in  Kärnten,  Kongs- 
berg  in  Norwegen,  auf  der  Goldgrube  von  Morro  Velho  in  Minas 
GeraSs,  Brasilien  etc.  Hauptvorkommen  derb,  so  untergeordnet  in 
manchen  Basalten  (Grönland,  Cyklopeninseln  bei  Catania).  In  manchen 
basischen  Eruptivgesteinen,  Syeniten,  Gabbros  etc.  als  Ausscheidung 
derselben,  stellenweise  in  Massen.  Mit  dem  letzteren  Gestein  besonders 
der  nickelhaltige  Magnetkies  im  Sudbury-Distrikt  in  Kanada,  der  im 
großen  Maßstabe  gewonnen  wird  und  die  Hauptmasse  des  in  der  Technik 
verwendeten  Nickels  liefert;  ebenso  an  vielen  anderen  Orten,  wenn 
auch  meist  in  geringer  Menge :  bei  Harzburg  wenig,  bei  Espedale  und 
an  zahlreichen  anderen  Stellen  in  Norwegen,  bei  Klefva  in  Schweden  etc. 
LagenfÖrmig  mit  anderen  Kiesen  in  krystallinischen  Schiefern  und 
auch  diese  selbst  imprägnierend  bei  Bodenmais  im  bayrischen  Waide, 
bei  Falun  in  Schweden  und  an  manchen  anderen  Orten  in  Skandina- 
vien, in  Val  Sesia  in  Piemont  und  bei  Ducktown  in  Tennessee.  Selten 
im  Kalk  eingewachsen.  In  manchen  Meteorsteinen  (in  Meteoreisen 
Troilit,  dem  er  äußerlich  sehr  ähnlich  ist). 


Magnetkies.  4g9 

Die  Krystalle  auf  Erzgängen  sind  häufig  in  Schwefelkies  oder 
Markasit  verwandelt  (Freiberg,  Pf  ibram,  Rodna  in  Siebenbürgen).  Ver- 
wittert wie  diese  beiden  Mineralien  zu  Eisenvitriol  etc. 

(Habemehl,  Ber.  Oberhess.  Ges.  t  Natur-  u.  Heilk.  XVIII,  83;  Streng,  N. 
Jahrb.  £.  Min.  etc.  1882,  I,  183;  Bodewig,  ZeiUchr.  f.  Kryst.  VII,  1883,  174;  Selig- 
mau,  Zeitschr.  f.  Eryst.  XI,  1885,  343;  Bnsz,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1895,  I,  111; 
Tschennak,  Min.  u.  petr.  Mittlgn.  VII,  1886,  53d.) 

An  den  Magnetkies  wird  meist  angeschlossen  die  Gruppe  des  Silberkieses, 

Sternhergit  AgFetßt^^Ag^S.Fe^Sij  kleine  rhombische,  pseudohexagonale, 
dünntafelförmige,  basisch  vollkommen  spaltbare,  weiche  und  milde  KrystäUchen,  H.  >= 
IVs)  in  der  Form  ähnlich  denen  des  Kupferglanzes,  meist  zu  fächer-  und  büschel- 
förmigen Gruppen  vereinigt;  metaUglänzend,  tombackbraun,  blau  anlaufend.  Mit 
Kotgültigerz  aus  verschiedenen  Gruben  des  Erzgebirges.    Ihm  nahe  steht  der 

Fries  ei  t.  Ag^Fe^Ssj  dick  tafelförmige  Krystalle  von  ganz  ähnlicher  Form. 
Joachimsthal  in  Böhmen.    Femer  der 

Silherkies  (Argentopyrit).  AgFe^S^^  AgfS .SFeiS^j  Krystalle  sehr  ähnlich, 
denen  des  Stembergits ;  aber  nicht  Tafeln,  sondern  sechsseitige  Prismen.  Es  sind  rhom- 
bische DriMinge,  aber  jedenfalls  zum  Teil  Fseudomorphosen.  Sehr  spröde.  Metallisch ; 
zinnweiß  bis  stahlgrau,  aber  häufig  gelb  bis  tombackbraun  angelaufen.  Auf  Bot- 
gültigerz von  Joachimsthal.  Ein  etwas  verschiedenes,  aber  sehr  nahestehendes 
Mineral  auch  von  Marienberg.  Mit  dem  Namen  Silberkies  wurde  auch  ein  Mineral 
von  Andreasberg  belegt:  ^^^2^^.  FCiS^^  ähnlich  dem  Magnetkies  aussehend,  rhombische, 
scheinbar  hexagonale  Durchkreuzungsdrillinge  mit  den  Winkeln  des  Silberkieses  von 
Joachimsthal. 

Argyropyrit  bildet  bronzegelbe  Elryställchen  von  derselben  prismatischen 
Fonn,  basisch  spaltbar,  von  der  Formel:  Ag^Fe-tSu,  Grube  Himmelsfürst  bei  Freiberg 
in  Sachsen. 

Alle  diese  seltenen  Mineralien  werden  als  die  Gruppe  der  Silberkiese  zusammen«- 
gefaßt.  Sie  lassen  sieh  aUe,  z.  T.  ganz  genau,  z.  T.  wenigstens  sehr  nahe  auf  die 
Formel  Ag^S -\' mFenSn-\-\  zurückführen,  wo  das  zweite  Glied  dem  Magnetkies 
entspricht  Die  Krystaliform  ist  überaü  rhombisch,  pseudohexagonal,  ähnlich  der  des 
Kupferglanzes.    Zu  dieser  nämlichen  Gruppe  ist  daher  auch  zu  rechneu  der 

Chalmersitj  eine  entsprechende  Kupferverbindung:  CuiS.Fe^Si.  Krystali- 
form ebenfalls  von  der  des  Kupferglanzes  kaum  verschieden.  MetaUglänzend,  gelb 
und  stark  magnetisch.    Goldgrube  Morro  Velho  in  Minas  Geraes,  Brasilien. 


Hauchecornit  Nij  {S^  Bi)^,  Quadratische  dicktaf eiförmige,  würfelähnliche 
kleine  KrystäUchen  und  derb.  HeUbronzegelb,  häufig  dunkler  angelaufen,  metallisch. 
Grube  Friedrich  bei  Schönstein,  Kreis  Altenkirchen,  auf  Spateisenstein  mit  Haarkies 
und  Wismutglanz. 

Folydymit.  M^Äa . 59,5  iVt,  etwas  Co  und  Fe.  Reguläre  Oktaeder,  zuweilen 
ZwiUinge.  HeUgrau,  zuweilen  gelb  oder  dunkler  grau  angelaufen,  metallisch.  Grube 
Grünau  im  Saynschen  im  Westerwald  im  Spateisenstein  mit  Haarkies.  Ein  mit 
Wismutglanz  verunreinigter  F.  ist  der  Saynit  (Wismutnickelkies,  Nickelwismutglanz, 
Grnnauit)  von  dort. 

Sychnodymit  Co^S^,  ist  die  entsprechende,  ebenfaUs  reguläre,  also  wohl 
isomorphe  Co-Verbindung,  statt  Co  auch  etwas  Ni  und  Cii,  Stahlgrau,  metallisch. 
Grube  Kohlenbach  bei  Eiserfeld  im  Siegenschen. 


470 


Einfache  Schwefelverbindimgeii. 


Kobalinickelkies  (Eobaltkies,  Linneit,  Nickelkobaltkies). 

{Xij  Co\  84  =  {Ni,  Co)  S .  {Nif  Co\  S^^  analoge  dem  Spinell,  meist  Ni  stark  über- 
wiegend, auch  etwas  Fe  und  zuweilen  bis  14%  Cu,  Anch  die  Krystallform  ist 
ähnlich  der  des  Spinells:  regnlftre  Oktaeder  nnd  Spinellzwillinge;  meist  derb.  H.= 
51/,.  G.  =  4,8— 5,0.  Metallglänzend;  hellstahlgran,  zuweilen  gelb  anlaufend,  mit 
schwarzem  Strich.  Anf  Gängen  bei  Mttsen  im  Siegenschen  in  sch5nen  Krystallen 
(11—53%  Coy  Siegenit,  Mttsenit,  in  der  Schwabengmbe).  Bei  Bastnäs  in  Norwegen 
mit  Knpf erkies  im  GneiO;  anch  in  England  in  den  Eohlenflötzen  von  Rhonda  Valley, 
sowie  in  Amerika,  überall  spärlich.    Hieran  schließt  sich  der 

Carrollit  CuCo^^  =  CuS .  Co^St.  Zinnweiße  Oktaeder  von  Carroll  Co.,  Mary- 
land nnd  der 

Cuban,  CuFe^Si=  CuS . Fe^S^  Hexaedrisch  spaltbar  gelb,  Ton  Cuba  nnd 
von  Tnnaberg  in  Schweden;  in  Menge  mit  Bnntknpfererz  in  Montana. 

Dauhrlelith.    FeCr^St,  =  FeS .  Cr^S^.    Nur  in  Meteoriten. 

Verbindungen  RS^. 

Dieselben  sind  zahlreich.  Der  Ej'ystallform  nach  sind  sie  teils  hexagonal  (?), 
teils  regulär-pyritoedrisch,  teils  rhombisch.  Die  beiden  letzteren  Beihen  sind  iso- 
dimorph :  alle  regulären  und  alle  rhombischen  sind  isomorph.  FeSt  ist  sowohl  rhom- 
bisch, als  regulär  bekannt,  ebenso  noch  eine  Anzahl  anderer  hierher  gehöriger  Ver- 
bindungen, wenn  nicht  isoliert,  so  doch  in  isomorpher  Mischung  mit  anderen,  wie 
die  folgende  Übersicht  zeigt,  in  der  je  zwei  heteromorphe  Verbindungen  auf  derselben 
Horizontalreihe  stehen. 


hexagonal  (?}. 


regulär,  pjrritoedrisch  resp. 

tetartoedrisch. 
Isomorphe  Reihe  des  Pyrits. 


rhombisch. 
Isomorphe  Reihe  des  Markasits. 


Molybdänglanz : 
MoSt. 


Schwefelkies:  FeSi. 
Hanerit:  M7iSg, 

Kobaltglanz:  (Co,  Fe)  Ä8  S. 


Arsennickelglanz:  MAsS. 
Arsenantimonnickelglanz : 

m  {Ä8,  Sb)  8, 
Antimonnickelglanz:  NiSb8. 
Willyamit :  {Ni,  Co)  8b8. 
KalliUth: 

{m,Co,Fe)  iSb,Bi,A8)8. 
Speiskobalt:  CoAst. 
Chloanthit:  NiAs^. 
Sperrylith:  PtAs^. 
Laurit:  RuS^. 


a:bc  = 
Markasit :  FeS^ ;        0,7662 : 1 : 1,2341. 

Arsenkies :  FeAsS;   0,6758 : 1 : 1,1899. 

Eobaltarsenkies :    (Fe,  Co)  As  8  und 
[Co,  Fe)  As  8; 

0,6765 : 1 : 1,1891  (Glaukodot,16%  Co), 
0,6830 : 1 : 1,2036  (Danait,  6-9  %  Co). 

Arseneisen:  ^e^;  0,6689 : 1 : 1,2331. 

Wolfachit:  Ni  [As,  Sh)  8. 


Safflorit:  CoAs^-,  0,6773 : 1 : 1,1882. 
Weißnickelkies:  NiAs^. 


Isomorphe  Reihe  des  Pyrits.  471 

a.  Hexagonale. 

Molybdänglanz  (Molybdänit,  Wasserblei). 

MoS^,  59,96  Mo.  Dünne  Platt  eben,  zuweilen  sechsseitig  begrenzt, 
mit  einem  sehr  deutlichen  basischen  Blätterbruch.  Gemein  biegsam. 
G.  =  4,7—4,8.  H.  =  1— li,  fettig  anzufühlen.  Lebhafter  Metallglanz. 
Sehr  ähnlich  dem  Graphit,  aber  rötlich  bleigrau  mit  dunkelgrauem 
Strich,  auch  auf  Papier,  nicht  schwarz  wie  der  letztere.  Unschmelz- 
bar; färbt  die  Lötrohrflamme  zeisiggrün  und  verpufft  mit  Salpeter. 
Besonders  in  Zinnerzlagerstätten,  wie  im  Erzgebirge  und  in  Comwall. 
Auch  eingewachsen  in  Granit,  Gneiß  und  ähnlichen  Gesteinen  und 
dem  damit  manchmal  in  Verbindung  stehendem  Quarz:  in  Finnland, 
bei  Miask  im  Ilmengebirge  (Ural),  bei  Nertschinsk  in  Transbaikalien, 
Kanada  etc.  und  besonders  in  Telemarken  (Norwegen),  wo  er  berg- 
männisch gewonnen  wird.  Bildet  entweder  einzelne  Plättchen  oder 
großblättrige,  selten  feinkörnige  Aggregate.  Nirgends  in  großen  Massen ; 
ist  aber  das  verbreitetste  Jfo-Mineral.  Deutliche  Krystalle  sehr  selten, 
besonders  bei  Narksak  in  Grönland  und  Senfrew  in  Kanada;  es  läßt 
sich  aber  nicht  mit  voller  Bestimmtheit  entscheiden,  ob  sie  wirklich 
hexagonal  sind. 

ß,  Reguläre. 
(Isomorphe  Reihe  des  Schwefelkieses  oder  Pyrits). 

Die  Krystalle  sind  bei  den  meisten  Gliedern  dieser  Gmppe  pyritoedrisch ;  bei 
dem  Antimonnickelglanz  sind  anßer  Pyritoedern  ancb  Tetraeder  beobacbtet,  was  der 
tetartoedrischen  Klasse  des  regnlären  Systems  entspricht. 

Sehwefelkies  (Eisenkies,  kurz:  Eies,  Pyrit). 

FeS^ ;  46,7  Fe,  53,3  S.  Geringe  Mengen  von  As,  Mn,  Co,  Ni,  Cu,  Tl, 
Zn,  auch  Ag,  Au  etc.  finden  sich  zuweilen;  Ag  und  Au  wird  sogar 
aus  manchen  Pyriten  gewonnen. 

Der  Pyrit  ist  weitaus  das  ausgezeichnetste  Beispiel  der  nach 
ihm  benannten  pyritoedrischen  Hemiedrie  des  regulären  Systems. 
Würfel,  sehr  häufig,  die  Flächen  meist  infolge  der  Hemiedrie  parallel 
den  Kanten  gestreift  in  drei  aufeinander   senkrechten  Richtungen 

(Fig.  378).  Ebenfalls  sehr  häufig  das  Pyritoeder:    ^    (210)  (Fig.  136, 

138),  aber  auch  solche  mit  anderen  Ausdrücken ;  sie  sind  häufig  parallel 
(oder  auch  senkrecht)  zu  den  langen  Kanten  W  gestreift  Würfel  und 
Pyritoeder  auch  häufig  kombiniert  (Fig.  140, 141).  Das  Oktaeder  ist  selb- 
ständig weniger  verbreitet,  stumpft  aber  am  Pyritoeder  nicht  selten  die 
Ecken  Q  ab  (Fig.  142),  bUdet  auch  wohl  mit  letzterem  die  sog,  Ikosaeder 
(Fig.  143),  an  denen  die  Oktaederflächen  sich  durch  Glätte  und  Glanz 
und  durch  gleichseitig  dreieckige  Gestalt  auszeichnen,  seltener  ist  die 


472 


Eüifache  Schwefelverbindniigeii. 


Form  Fig.  144.  Hänfig  ist  das  Oktaeder  mit  dem  Würfel  kombiniert. 
Granatoeder,  Ikositetraeder  und  Pyramidenoktaeder  spielen  keine  gi-oße 
Rolle,  dagegen  sind  die  Diploeder  von  Bedeutung,  und  zwar  finden  sich 


solche  von  verschiedenen  Ausdrucken,  z.  B. 


[30%] 


(321),[^l(421)etc. 


Sie  sind  selten  selbständig  (Fig.  135)  oder  kombiniert  mit  dem  Wfirfel 
(Fig.  379),  häufiger  finden  sie  sich  als  unsymmetrische  Zuschäi-fung 
der  Würfelecken  (Fig.  145),  oder  als  Zuschärfung  der  Ecken  Q  des 


Fig.  381. 


Fig.  382. 


Fig.  383. 


Pyritoeders  (Fig.  380).  Zuweilen  mit  dem  Ikosaeder  (Fig.  381),  die 
Kanten  zwischen  den  Oktaeder-  und  Pyritoederflichen  abstumpfend, 
oder  auch  mit  einem  Pyritoeder  derselben  Ordnung  (Fig.  382).  Auch 
Oktaeder,  Würfel  und  Pyritoeder  in  derselben  Kombination  (Fig.  383). 
Manchmal  sind  die  Kombinationen  sehr  flächenreich  und  kompliziert. 
Zwillinge  mit  parallelen  Achsen  nicht  selten ;  die  Ergänzungszwillinge 
des  eisernen  Krenzes,  gebildet  von  zwei  Pyritoedem,  vergl.  Fig.  274, 
ans  dem  Keupermergel  von  Vlotbo  an  der  Weser.  Zuweilen  auch 
DurchkrenznngszwiUinge  nach  der  Oktaederfläche. 

Spaltbarkeit  kaum  wahrzunehmen,  kleinmuscUiger  Bruch;  spröde. 
Er  ist  eine  der  härtesten  Schwefelverbindungen ;  E.  =  6— 6i,  giebt 
aber  doch  Funken  am  Stahl,  von  verbrennendem  Schwefel  herrührend, 
der  sich  durch  den  Gteruch  verrät  G.  =  4,9 — 5,2.  Metallglanz;  nn- 
dnrchsichtig;  speisgelb  (mit  einem  Stich  ins  Graue,  zum  Unterschied 
vom  messinggelben  Kupferkies  und  auch  vom  Markasit  (mit  einem 
Stich  ins  Grüne).  An  der  Oberfläche  häuflg  durch  Bildung  von  Eisen- 
oxydhydrat braun  angelaufen.  Strich  schwarzbraun.  Schwach  mag- 
netisch; schlechter  Leiter  der  Elektrizitilt;  thermoelektrisches  Ver- 
halten (271). 


Isomorphe  Reihe  des  Pyrits.  475 

Im  Kolben  wird  8  sublimiert  und  FeS  bleibt  zurück;  auf  solche 
Weise  wird  im  Grossen  Schwefel  aus  Pyrit  gewonnen.  In  der  offenen 
Glasröhre  erhitzt,  entweicht  80^  mit  dem  charakteristischen  Geruch. 
V.  d.  L.  auf  Kohle  brennt  er  mit  der  blauen  Flamme  des  Schwefels, 
80^  geht  fort  und  Fe^  0^  bleibt  als  roter  Rückstand  übrig.  Die  beim 
Rösten  des  Schwefelkieses  (ebenso  auch  anderer  Kiese,  Blenden  und 
Glänze)  entweichende  80^  wird  häufig  zur  Schwefelsäurefabrikation, 
das  zurückbleibende  Fe^O^  wird  als  sog.  Englischrot  zum  Polieren  etc. 
benutzt.  In  der  Red.  Fl.  schmilzt  er  zu  einer  schwarzen,  magnetischen 
Kugel.  Von  HCl  und  HF  wird  er  nicht  angegriffen,  von  HNO^  und 
Königswasser  gelöst. 

Der  Schwefelkies  ist  weitaus  das  verbreitetste  SchwefelmetalL 
Er  findet  sich  in  Krystallen,  welche  teils  in  Gesteinen  verschiedener 
Art  einzeln  oder  zu  mehr  oder  weniger  regelmäßig  rundlichen  Gruppen 
verbunden,  eingewachsen,  teils,  zu  Drusen  vereinigt,  aufgewachsen  sind. 
Die  Krystalle  sind  zuweilen  zu  regelmässigen  Aggregaten  (gestrickten 
Massen,  Dendriten  etc.)  verbunden.  Noch  häufiger  findet  er  sich  derb 
mit  verschiedenen  Strukturformen  in  großen  Massen,  oder  in  einzelnen 
eingewachsenen  Körnern  und  Flittem,  oft  Imprägnationen  in  den  Ge- 
steinen bildend.  Die  derben  Aggregate  haben  häufig  nierenförmige 
oder  traubige  Oberfläche  oder  andere  gerundete  Gestalten;  sie  sind 
teils  eingewachsen  (Konkretionen),  teils  aufgewachsen.  Im  Innern 
sind  diese  Gebilde  bisweilen  excentrisch  strahlig,  häufiger  feinkörnig 
bis  dicht.  Größere  zusammenhängende  Massen  finden  sich  häufig  auf 
Gängen  und  Lagern,  vielfach  von  anderen  Schwefelmetallen  begleitet. 
Diese  kommen  wieder  ihrerseits,  wenn  sie  an  Menge  überwiegen,  selten 
ganz  ohne  begleitenden  Schwefelkies  vor,  der  auf  fast  allen  Erz- 
lagerstätten eine  mehr  oder  weniger  bedeutende  Rolle  spielt.  So 
kommt  er  aber  nicht  nur  mit  anderen  geschwefelten  Erzen,  nament- 
lich mit  Kupferkies,  Bleiglanz,  Blende,  Arsenkies,  Silbererzen  etc.  an 
unzähligen  Orten  vor,  sondern  auch  mit  oxydischen  Erzen,  Magnet- 
eisen, Eisenglanz,  Spateisenstein,  auch  mit  Zinnstein  und  anderen 
Mineralien,  bes.  mit  Quarz,  auf  Lagerstätten  der  verschiedensten  Art. 
Auf  Drusen-  und  Hohlräumen  dieser  Lagerstätten  finden  sich  dann 
vorzugsweise  die  schönen  Krystalle.  Eingewachsen  trifft  man  den 
Schwefelkies  in  den  verschiedensten  Gesteinen,  so  in  krystallinischen 
Schiefem  sehr  häufig  und  verbreitet,  sie  oft  auf  weite  Erstreckung 
imprägnierend  (z.  B.  in  den  sog.  Fahlbändem  des  südl.  Norwegens)  mit 
anderen  Schwefelverbindungen  zusammen  und  in  den  den  Schiefem 
eingelagerten  Kalken,  in  Tonschiefem  und  anderen  Tongesteinen, 
häufig  auch  in  Stein-  und  Braunkohlen  und  in  anderen  organischen 
Massen,  z.  B.  im  Bernstein,  hier  vielfach  äußerst  dünne  Häutchen  auf 
Kluftflächen  und  Spalten  bildend;  ferner  in  Eraptivgesteinen,  alten 


474  Einfache  Schwefelverbindangen. 

sowohl  (Granit,   Syenit,   Diorit  etc.)  als  jungen   (Trachji:en,   Ande- 
siten  etc.). 

Größere  zusammenhängende  Massen  von  Schwefelkies  bilden  haupt- 
sächlich Lager  in  krystallinischen  Schiefern  und  in  den  paläozoischen 
Formationen,  fast  stets  von  Kupferkies  begleitet,  und  mit  ihm  innig 
gemengt,  dann  als  Kupfererz  wichtig ;  oft  auch  mit  Bleiglanz  und  Blende. 
Solche  Kieslager,  vielfach  von  linsen-  und  stockförmiger  Gestalt,  finden 
sich  am  Rammelsberg  bei  Goslar,  bei  Meggen  a.  d.  Lenne,  Falun  in 
Schweden,  Röraas  in  Norwegen,  Rio  Tinto,  Tharsis,  Huelva  und  anderen 
Orten  im  siidl.  Spanien,  bei  Ducktown  in  Tennessee  etc.  Auf  den  Erz- 
gängen des  Harzes  und  Erzgebirges,  des  Siegenschen,  von  Mies  undPribram 
in  Böhmen,  in  Ungarn  und  Siebenbürgen,  ComwaJl  in  England  etc.  be- 
gleitet er  überall  die  anderen  Erze,  wie  auch  das  Gold  im  Goldquarz, 
meist  aber  nicht  in  so  großen  Massen,  doch  in  der  ausgedehntesten 
Verbreitung.  Kaum  ein  Erzgang  existiert,  in  dem  nicht  Schwefelkies 
eine  mehr  oder  weniger  wichtige  Rolle  spielte.  Fundorte  schöner 
Krystalle  sind  die  Eisenerzlagerstätten  von  Elba,  von  Traversella  und 
Brosso  in  Piemont,  von  Waidenstein  in  Kärnten  etc.,  wo  sie  auf  den 
Erzen  aufsitzen.  In  Tertiärton  liegen  sie,  zu  großen  radialstrahligen 
runden  Knollen  (Hicken)  verbunden,  bei  Großalmerode  in  Hessen ;  bei 
Kladno  in  Böhmen  in  der  Steinkohle.  Man  findet  solche  ferner  in  den 
Erzgängen  des  Erzgebirges  und  Harzes,  bei  Pfibram  in  Böhmen, 
Schemnitz  etc.  in  Ungarn,  Beresowsk  im  Ural  und  an  vielen  anderen 
Stellen,  die  auch  nur  annähernd  vollzählig  aufzuführen  unmöglich  ist. 

Der  Schwefelkies  findet  sich  nicht  sehr  häufig  als  Pseudomor- 
phose  in  der  Form  anderer  Mineralien,  so  z.  B.  in  der  Form  von 
Magnetkies,  Rotgültigerz  und  anderen  Silbererzen,  auch  von  Schwer- 
spat, Flußspat  etc.  Desto  häufiger  findet  er  sich  aber  als  Versteine- 
rungsmittel von  Fossilien;  er  gehört  mit  zu  den  Mineralien,  welche 
am  häufigsten  Versteinerungen  bilden  (verkieste  Versteinerungen). 
Dabei  ahmt  er  nicht  nur  die  Gestalt  der  der  Erhaltung  zugänglichen 
Teile  (der  Hartteile)  der  betr.  Organismen,  bes.  von  Tieren  (z.B.Konchy- 
lien),  auf  das  vollkommenste  nach,  sondern  er  umhüllt  oft  das  Ganze 
mit  einem  mehr  oder  minder  dicken  und  massiven  Harnisch  mit  meist 
kleintraubiger  oder  deutlich  krystallisierter  Oberfläche.  Hier  ist  kein 
Zweifel,  daß  sich  der  Schwefelkies  durch  Reduktion  aus  eisenvitriol- 
haltigen  Gewässern^  vermittelst  der  organischen  Stoffe  jener  Tiere  ge- 
bildet hat.  Ebendarauf  beruht  auch  das  häufige  Vorkommen  von 
Schwefelkies  in  Kohlen,  im  Bernstein  etc.,  und  durch  ähnliche  Reduk- 
tionsprozesse, welche  man  künstlich  nachahmen  kann,  ist  wohl  auch 
sonst  vielfach  Schwefelkies  entstanden,  so  als  moderne  Neubildung 
in  Quellen,  Sümpfen  etc. 

Der  Schwefelkies  verwittert  sehr  leicht  und  bildet  je  nach  den 


Isomorphe  Reihe  des  Pyrits.  475 

speziellen  Verhältnissen  verschiedene  Umwandlungsprodukte.  Zuweilen 
gehen  die  aus  dem  S  entstehenden  Substanzen  vollkommen  fort  und  es 
bleibt  nur  Fe  als  Eisenoxydhydrat  K^O. Fe^O^  (dichter  Qoethit),  seltener 
Eisenoxyd  zurück,  häufig  in  der  Form  des  Schwefelkieses  als  Pseudomor- 
phose;  oder  es  bilden  sich  Eisenvitriol  und  andere  Eisensulfate  und 
nebenher  noch  freie  H^SO^.  Der  so  gebildete  Vitriol  wird  zuweilen 
auf  diese  Weise  aus  manchen  Schwefelkies  enthaltenden  Gesteinen 
(Vitriolschiefer)  technisch  gewonnen.  Die  freie  H^SO^  wirkt  zer- 
setzend auf  ihre  Umgebung  ein,  so  daß  unter  Umständen  schwefel- 
kieshaltige  Gesteine  leicht  zerstört  werden  und  zerfallen,  wodurch 
solche  zuweilen  als  Baumaterial  wertlos  werden.  Ist  der  verwitternde 
Schwefelkies  im  Ton  eingesprengt,  so  bildet  die  bei  der  Verwitterung 
entstehende  H^SO^  Aluminiumsulphat,  das  durch  Zusatz  von  Kali  in 
Alaun  verwandelt  werden  kann.  Solche  Tone  nennt  man  Alauntone 
oder  -schiefer;  sie  dienen  zur  Herstellung  von  Alaun,  wobei  man  die 
Verwitterungsproze^se  wie  auch  bei  der  Vitriolgewinnung  durch  künst- 
liches Rösten  des  Kieses  bei  höherer  Temperatur  beschleunigt.  Ist 
in  dem  Ton  etwas  Kalk,  so  bildet  sich  Gips,  häufig  in  sehr  schönen 
Krystallen.  In  den  Grubenwässern  findet  man  nicht  selten  Eisen- 
vitriol und  die  anderen  Verwitterungsprodukte  des  Schwefelkieses 
gelöst.  Als  Eisenerz  kann  das  Mineral  nicht  benutzt  werden,  da  es 
ein  S'-haltiges  und  daher  brüchiges  Eisen  liefert.  Dagegen  ist  es  sehr 
wichtig  zur  Darstellung  von  Schwefelsäure;  aus  ihm  und  anderen 
Kiesen  etc.  (Blende,  Bleiglanz,  Markasit  etc.)  wird  ca.  Vs  aUer  in  der 
Technik  verwendeter  Schwefelsäure  gewonnen,  nur  ca.  Vs  aus  Schwefel. 
Im  derben  und  dichten  Zustand  ist  Markasit  von  Schwefelkies  oft 
nicht  zu  unterscheiden.  Diese  beiden  Mineralien  sind  zuweilen  regeN 
mäßig  verwachsen  (pag.  480). 

(Strüyer,  Stndi  snlla  mineralogia  italiana:  Pyrite  del  Piemonte  et  deir  Elba; 
Atti  Accad.  Torino,  1869;  G.  Rose  siehe  (271);  Stokes,  BaU.  U.  S.  geol.  Survey. 
Nro.  186,  1901.) 

JETa u er i^  (Mangankies).  ilfn£ft,  pyritoedriscb,  wie  Schwefelkies.  Deutlich  hexa- 
edrisch  spaltbare,  durch  Anlaufen  matte  braune,  in  dünnen  Lamellen  schwach  durch- 
scheinende Krystalle,  meist  Oktaeder  und  Gruppen  von  solchen,  auch  stenglige  derbe 
A^ggregAte,  von  bräunlichrotem  Strich,  im  Ton  und  Gips  mit  Schwefel  von  Kaiinka 
bei  Neusohl  in  Ungarn  und  bei  Raddusa  in  Sizilien.  Gibt  leicht  an  Silber  und 
anch  an  Kupfer  ohne  Vermittlung  einer  Flüssigkeit  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
Schwefel  ab. 

Kobaltglanz  (Glanzkobalt,  Kobaltin). 
CoAsS,  mit  etwas  Fe;  35,41  (7o,  45,26  As.     Krystallisiert  genau 


wie  Pyrit,  die  Kombinationen  sind  stets  einfach: 


oo02 
2 


(210),  teils 


für  sich,  teüs  mit  ooOoo  (100)  (Fig.  140,  141),  die  Streifung  ist  die- 


476  Einfache  Schwefelverbindimgen. 

selbe  wie  beim  Schwefelkies.     Nicht  selten 


(210)  mit  vor- 


waltendem Oktaeder  0  (111)  (Fig.  144)  oder  umgekehrt, 


oo02 
~2~ 


vor- 


waltend (Fig.  142)  oder  das  Ikosaeder  (Fig.  143).  Auch  Pjrritoeder, 
Oktaeder  und  Würfel  (Fig.  383).  Hexaedrisch  meist  deutlich  spaltbar. 
Spröde.  H.  =  5^.  6.  =  6,0—6,1.  Thermoelektrisch  ähnlich  dem 
Pyrit  (271).  Stark  metallisch  glänzend,  rötlich  silberweiß,  oft  durch 
Anlaufen  grau,  Strich  grauschwarz.  Im  Kolben  nicht  verändert,  auf 
Kohle  zu  einer  grauen  magnetischen  Kugel  schmelzbar  unter  Ent- 
wicklung von  Dämpfen  von  As^Of^  und  SO^.  In  HNO^  mit  roter  Farbe 
teilweise  löslich.  Wenig  verbreitet :  in  Krystallen  und  derben  Körnern 
bei  l'unaberg  und  Vena  in  Schweden  mit  Kupferkies  eingesprengt  im 
Gneiß;  ebenso  bei  Skutterud,  unweit  Modum  in  Norwegen  im  quar- 
zigen Gneiß  ohne  Kupferkies ;  bei  Querbach  in  Schlesien  im  Glimmer- 
schiefer. Als  ein  60  cm  mächtiges  Lager  bei  Daschkessan  im  Kaukasus. 
Auf  Erzgängen  im  Siegenschen  mit  Schwefel-  und  Kupferkies.  Wich- 
tiges Kobalterz  zur  Smaltebereitung.  Verwittert  an  der  Luft  und  be- 
schlägt sich  mit  roter  Kobaltblüte. 

(G.  Rose  (271);  vergl.  den  rhomb.  Kobaltarsenkies  (Glaukodot,  Danait  etc. 
pag.  481.) 

Nickelglanz.    Hierher  gehört: 

Arsennickelglanz  (Nickel arsenkies  oder  -glänz,  Gtersdorffit).  NiAsS^  mit 
etwas  Fe,  Co  undS6;  35,4  Ni.  Pyritoedrisch,  aber  yorzugsweise  Oktaeder  mit  Würfel, 
selten  Pyritoeder,  mit  deutlichem  hexaedrischen  Blätterbrach ;  meist  derb.  Metallisch, 
silberweiß  bis  stahlgran,  zuweilen  dunkler  angelaufen,  schwarzgrauer  Strich.  Spröde. 
H.  =  5 V«.  G.  =  6,0 — 6,7.  Im  Kolben  verknisternd  und  ein  braunes  Sublimat,  mit 
HNOs  eine  grüne  Lösung  ohne  Bückstand  gebend.  Auf  Gängen,  oft  mit  Spateisen- 
stein, so  bei  Musen  im  Siegenschen,  Harzgerode,  Lobenstein  im  ReuOischen:  femer 
bei  Schladming  in  Steiermark,  Loos  in  Schweden.  Zuweilen  mit  Ullmannit.  Ver- 
wittert rascher  als  dieser. 

Arsenantimonnickelglanz  (Korynit).  Isomorphe  Mischung  der  vorigen 
und  der  folgenden  Verbindung,  aber  mehr  von  der  ersteren,  denn  er  enthält  nur 
18,45  Sb  gegen  37,81  As,  G.  =  5,99.  Oktaedrisch,  ohne  ausgesprochene  Hemiedrie, 
aber  meist  derbe,  fasrige  Aggregate,  oft  mit  nierenförmiger  Oberfläche.  Ähnlich  dem 
vorigen.  Mit  konz.  HNOz  grüne  Lösung  unter  Ausscheidung  von  Sh^Ot  etc., 
Unterschied  vom  Arsennickelglanz.  Metallisch.  Silberweiß  ins  Grau,  oft  bunt  an- 
gelaufen.   Olsa  in  Eämthen  mit  Kalk-  und  Eisenspat;  Gosenbach  im  Siegenschen. 

Wie  Korynit  zusammengesetzt  ist  der  rhombische  Wolfachit,  silber-  bis  zinn- 
weiß, lebhaft  metallglänzend,  von  Wolfach  im  Schwarzwald  auf  Speiskobalt.   G.  =  6,37. 

Antimonnickelglanz  (Nickelantimonglanz  oder  -kies,  Ullmannit).  KiSbS ; 
27,9  Ni  mit  wenig  As  und  Co.  Pyritoedrische  Krystalle  (Montenarba,  Distrikt 
Sarrabus,  Sardinien),  doch  werden  auch  tetraedrische  Krystalle  beschrieben  (LöUiug 
in  Kärnten),  also  tetartoedrisch.  Ergänzungszwillinge  wie  beim  Diamant  fvergl. 
Fig.  362,  Oktaeder  mit  eingekerbten  Kanten).  Hexaedrisch  deutlich  spaltbar.  Meist 
derb.  Gleicht  dem  Gersdorffit,  ist  aber  dunkler  stahlgrau  bis  fast  bleigrau  und  läuft 
noch  dunkler,  auch  bunt  an;  metallglänzend.    Spröde.    H.  =  5— 57«.    G.  =  6,2— 6,5. 


Isomorphe  Beihe  des  Pyrits.  477 

V.  d.  L.  Antimonrauch  und  schmelzend.  Gibt  im  Glasrohr  ein  weißes  Sublimat  und 
mit  HNO^  eine  grüne  Lösung.  Findet  sich,  z.  T.  mit  Gersdorffit  zusammen,  bei 
Harzgerode,  Lobenstein,  in  Siegenschen,  femer  mit  Blende  und  Kupferkies  bei  Freus- 
bürg  im  Westervi'^ald,  bei  L^Uing  in  Kärnten,  in  Sardinien  etc.  (Klein  und  Jannasch, 
Js.  Jahrb.  fi\r  Min.  etc.,  1887,  II,  169;  v.  Zepharovich,  Lotes  Jan.  1870,  pag.  4j  Miers, 
Min.  Mag.  IX,  211,  1892.) 

Willyamit  {NifCo)SbS;  beide  Metalle  etwa  zu  gleichen  Teilen;  ein  Co- 
haltiger  UUmannit  Ton  den  Silbererzgängen  von  Broken  Hill  in  Nen-Süd-Wales 
als  Seltenheit. 

Kallilith.  Etwa  12  ^/^  Bij  blänlichgrau  von  Schönstein,  Kreis  Altenkirchcn ; 
ein  ^i-haltiger  UUmannit.    Ebenfalls  selten. 

Speiskobalt  (Smaltin). 

CoAs^;  28,12  (7o,  71,88  As;  doch  trifft,  wahracheinlich  wegen  Ver- 
unreinigung der  Substanz,  diese  Formel  selten  genau  zu,  der  As-GeheAt 
ist  meist  geringer.  Nie  fehlt  etwas  Fe,  das  bis  ISJ^^/^  steigen  kann 
(Eisenkobaltkies  =  grauer  Speiskobalt,  im  Gegensatz  zu  dem  Fe-freien 
„weißen  Speiskobalt"),  auch  Ag,  Cu^  S,  Bi  (bis  4%  beim  Wismut- 
kobaltkies) finden  sich,  ebenso  häufig  etwas  S.  Wichtig  ist  aber  be- 
sonders Ni,  welches  in  jedem  Mengenverhältnis  neben  Co  (und  Fe) 
vorhanden  ist,  da  die  beiden  isomorphen  Substanzen  des  Sp.  und  des 
Chloanthits  (siehe  diesen  pag.  478)  sich  in  jedem  Verhältnisse  mischen, 
so  daß  vom  reinen  Sp,  bis  zum  reinen  Chi.  ein  ganz  allmählicher  Über- 
gang stattfindet. 

Der  Speiskobalt  ist  weitaus  das  verbreitetste  Kobaltmineral.  Die 
Krystalle  sind  regulär,  meist  Würfel  und  Oktaeder.  Die  Würfel 
haben,  wenn  sie  nicht  ganz  klein  sind,  rauhe  und  bauchige  Flächen; 
die  Krystalle  erscheinen  wie  zerborsten.  Auch  Granatoeder  und  Ikosite- 
traeder  202  (211)  kommen  vor;  ebenso  werden  pyritoedrische  Formen 
angegeben,  welche  aber  meist  sehr  undeutlich  und  unsicher  sind. 
Zwillinge  nach  einer  Oktaederfläche,  zuweilen  in  einer  Richtung  selir 
stark  verlängert,  so  daß  sie  lange  Prismen  bilden  (Stengelkobalt). 

Bl.  Br.  oktaedrisch,  undeutlich.  Spröde,  Bruch  kleinmuschlig.  H. 
=  5i,  G.  =  6,5,  mit  steigendem  Jfe-Gehalt  etwas  wachsend ;  wesentlich 
höhere  spezifische  Gewichte  weisen  auf  den  mit  dem  Speiskobalt  gleich 
zusammengesetzten,  aber  rhombischen  Safflorit.  Metallglänzend,  zinn- 
weiß, hell-  auch  dunkelstahlgrau,  um  so  dunkler,  je  mehr  Fe;  durch 
Anlaufen  matt  und  dunkler,  zuweilen  bunt.  Strich  grauschwarz. 
Beim  Zerschlagen  Arsengeruch.  Im  Kolben  sublimiert  etwas  As,  im 
offenen  Glasrohr  As^O^.  In  der  Red.  Fl.  unter  Entwicklung  von  As- 
Geruch  zu  einer  schwarzen,  magnetischen  Kugel  schmelzbar.  Gibt 
mit  HNO^  eine  rote  Lösung  und  bei  der  Verwitterung  einen  roten 
Beschlag  von  Kobaltblüte.  (Unterschied  von  Chloanthit  und  den  diesem 
nahe  stehenden  Mischungen,  wo  dieses  beides  grün  ist ;  äußerlich  sind 
die  beiden  Mineralien  fast  ununterscheidbar.) 


478  Einfache  Schwefelyerbindangen. 

Findet  sich  häufig,  teils  in  deutlichen,  stets  aufgewachsenen 
Krystallen,  oder  in  gestrickten  Aggregaten  oder  derb,  mehr  oder  we- 
niger feinkörnig  bis  dicht,  zuweilen  mit  rundlicher  Oberfläche.  Haupt- 
sächlich auf  Gängen  im  Urgebirge  mit  Arsen,  Arsenkies,  Wismut, 
Silbererzen  etc.;  im  Erzgebirge  bes.  bei  Schneeberg;  im  Schwarz- 
wald; in  Comwall  etc.  Oder  aber  mit  Kupfemickel  etc.  auf  Gängen 
im  Zechstein  (sog.  Kupferschieferrücken)  bei  Bieber  und  Riecheisdorf 
in  Hessen,  Kamsdorf  bei  Saalfeld  in  Thüringen  etc.  Bei  Dobschau 
in  Ungarn  auf  Gängen  mit  Spateisenstein  und  Kupfererzen.  Der 
Wisniutkobältkies  oder  CMeutü  in  Sachsen  ist  ein  fein  gestrickter,  bunt 
angelaufener  Sp.  von  Schneeberg  mit  4%  -B*  in  mechanischer  Bei- 
mengung.   Der  Sp.  ist  als  Kobalterz  wichtig. 

(Groth,  Pogg.  Ann.  Bd.  162;  Bauer,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  27, 
pag.  245;  G.  V.  Eath,  Zeitschr.  f.  Kryst.  I,  pag.  8.) 

Safflorit  (Spathiopyrit),  yon  Bieber,  Schneeberg  (Arsenikkobalt),  Eeinerzau 
nnd  Wittichen  im  Schwarzwald,  Tonaberg  in  Schweden  ist  ein  rhombischer  Speis- 
kobalt :  [Co^  Fe)  As^,  ganz  ähnlich  dem  grauen  Eisenkobaltkies,  aber  stengUg  und 
fasrig.  G.  =  7,l.  Kleine  Erystftllchen  selten.  (Leroy  Mc.  Gay,  Diss.  des  College  of 
New- Jersey;  Freiberg  1883.) 

Chloanthit  (Arseniknickelkies  z.  T.). 

NiAs^,  28,12  Ni.  Alles  beim  Speiskobalt  Angeführte  gilt  ganz 
ebenso  auch  hier,  wenn  man  bei  der  Betrachtung  der  Zusammen- 
setzung Ni  statt  Co  setzt.  Ein  besonderer  eisenreicher  Chi.  von  Cha- 
tham  in  Connecticut  (12%  Fe  und  5%  S)  ist  Chathamit  genannt 
worden.  Die  Krystallform,  das  physikalische  und  chemische  Verhalten 
ist  dasselbe  wie  dort,  nur  gibt  der  Chi.  mit  HNO^  eine  grüne  Lösung 
und  bei  der  Verwitterung  einen  grünen  Beschlag  von  Nickelblüte. 
G.  =  6,5.  H.  =  b{.  Die  Art  des  Vorkommens  und  die  Fundorte  sind 
ebenfalls  dieselben  wie  dort.  Die  Unterscheidung  beider  Mineralien 
ist  ohne  chemische  Untersuchung  oft  unmöglich.  Wird  wegen  des 
Ni'  und  ^-Gehalts  technisch  verwertet.  Neben  Rotnickelkies  das 
verbreitetste  Nickelmineral. 

(Lit.  wie  Speiskobalt) 

Weißnickelkies  (Rammelsbergit,  Arseniknickelkies  z.  T.)  XiASi.  Verhält 
sich  znm  Chloanthit  wie  Safflorit  znm  Speiskobalt.  Es  ist  ein  zinnweißes,  rhombisches, 
steugliges  bis  fasriges  Mineral  von  der  Zusammensetzung  des  Chloanthit.  G.  =  7,ly 
schwerer  als  Chloanthit.    Yon  Schneeberg  und  Biechelsdorf. 

Sperrylith.  PtA82  mit  etwas  Rh  und  Fe  und  als  Ersatz  für  Aa  etwas  Sb, 
Regulär  pjritoedrisch ;  die  kleinen  KrystäUchen  meist  V^ürfel,  zuweilen  mit  Okta- 

eder  und  Pyritoeder  -  ,j-  (210).    Im  Aussehen  ganz  wie  Platin.    Im  nickelhaltigen 

Magnetkies  des  Sudbury-Distrikts  (Yermillion  Mine)  in  Kanada  und  im  Sande  des 
Cowee-Tales  in  Nord-Carolina  als  große  Seltenheit.  Einzige  natürliche  Pf-Ver* 
bindung.    G.  =  10,6. 


Isomorpbe  Beihe  dea  Markasits.  479 

Laurit,  RuS^  mit  etwas  J«.    EisenschwEirze  Oktaederchen  mit  Platin  in  den 
Seifen  von  Borneo. 

y.  Rhombiache. 
(Isomorphe  Reihe  des  Markasits). 
lllarkasit  (Wasserkies,  Binarkies,  Strahlkies). 
FeS^  wie  Schwefelkies;  zuweilen  etwas  Cu  nnd  A£  enthaltend. 
Rhombische,  meist  nieder  tafelförmige  Krystalle,  häufig  wie  Fig.  3S4. 
M  =  ooP  (110);    MjM  =  105«  &'.      l  =  F^  (Oll);    Iß  =  78»  2' 
(obere  Kante);  r  =  ^K5  (013);  rjr  =  135"  17'  (oben);  c  =  OP  (001), 
die  obere  Kante  rjr  abstompfend;  c  und  r  sind  in  der  Richtung  der 
Achse  a  stark  gestreift,  l  ist  glatt.    Zuweilen  findet  sich  noch  das 
Makrodoma  g  =  ISö  (101)  auf  die  vordere  Kante  MjM  gerade  auf- 
gesetzt und  das  Oktaeder  A  —  P  (111),  die  Kanten  Mjc  abstumpfend. 
a:b:c  =  0,7662  : 1 : 1,2341.    Zwillinge  nach  2  Gesetzen.    1.  Zw.  Fl.  M, 
in  zweierlei  Ausbildung.    Zwei  dünne  Tafeln  oder  niedere  Prismen 
hauptsächlich  von  M,  c   und  r  begrenzt,  sind   mit  M  aneinander- 


Fig.  384.  Fig.  386.  Fig.  386. 


gewachsen;  die  Flächen  von  3f  wiederholen  sich  rechts  und  links  von 
der  Zwillingsfläche  treppenfSrmig  (Fig.  385),  auch  kann  diese  Zwil- 
lingsbildung  durch  Anwachsung  weiterer  Individuen  nach  derselben 
Zw.  Fl.  polysynthetische  Gruppen  liefern  (sog.  Kammkies).  Die  Zwil- 
lingsgrenze tritt  durch  die  einspringenden  Winkel  von  r  und  die 
federartige  Streifting  auf  c  und  r  meist  deutlich  hervor.  Oder  aber  es 
wächst  an  das  zweite  Individuum  nach  der  anderen  Prismenfläche  ein 
drittes,  an  dieses  in  gleicher  Weise  ein  viertes  etc.  Individuum  an, 
so  daß  eine  kreisförmige  Gruppe  entsteht;  die  schaifen  seitlichen 
Kanten  rjr  und  Iß  sind  nach  auSen  gekehrt,  die  Flächen  M  sind 
klein  oder  fehlen,  so  daß  scharfe  Spitzen  ähnlich  Speerspitzen  ent- 
stehen (sog.  Speerkies)  Fig.  386.  2.  Zw.  Fl.  g,  ist  seltener.  Man 
findet  auch  zuweilen  Speerkieskrystalle,  nach  dem  2.  Gesetz  durch- 
einander gewachsen. 

Der  Bruch  ist  kleinmuschlig  bis  uneben;  spr&de.  Ö.  =  4,65—4,89, 
kleiner  als  beim  Schwefelkies.  H.  =  6 — 6^.  Farbe  und  Strich  wie 
beim  Pyrit,  aber  etwas  graulich;  ebenso  sind  das  chemische  Verhalten, 
die  Verwitterungserscheinnngen  und  die  technische  Verwertung  wie 


480  Einfache  Schwefelverbindnngen. 

dort  Der  Markasit  soll  aber  leichter  verwittern  als  der  Schwefel- 
kies und  bei  der  Auflösung  in  konz.  HNO^  etwas  Schwefel  ab- 
scheiden, was  Schwefelkies  nicht  tut. 

Findet  sich  häufig  in  Krystallen,  eingewachsen  und  aufge- 
wachsen und  zu  Gruppen  vereinigt,  auch  in  stengligen  und  strah- 
ligen derben  Massen  (Strahlkies)  und  runden  Kugeln,  sowie  dicht, 
dann  wenig  glänzend  und  häufig  mit  runder,  nierenfönniger  Ober- 
fläche oder  stalaktitisch  (Hepatopyrit  oder  Leberkies).  Vielfach  in 
weichen  Tonen,  zuweilen  mit  Braunkohlen  als  Speerkies  (Littmitz 
und  Altsattel  in  Böhmen,  Wollin  und  Misdroy,  Folkestone  in  Eng- 
land); oder  auf  Erzgängen,  vielfach  in  einfachen  Krystallen  und 
als  Karamkies  (Clausthal,  Freiberg,  Pfibram  etc.).  Im  ganzen  weniger 
verbreitet,  als  Schwefelkies,  besonders  kommt  er  nicht  in  so 
großen  zusammenhängenden  Massen  vor,  auch  findet  er  sich  nicht 
im  Gneiß  und  anderen  Urgesteinen  eingesprengt.  Doch  sind  dei'b^ 
Körner  oder  dichte  Massen  häufig  nicht  mit  Sicherheit  von  Schwefel- 
kies zu  unterscheiden.  Man  hat  wohl  alle  sehr  leicht  verwitterbaren 
Eisenkiese  für  M.  gehalten,  es  gibt  aber  doch  auch  unzweifelhafte 
Pyrite,  die  sehr  viel  leichter  verwittern,  als  die  anderen.  Zuweilen 
mit  Schwefelkies  regelmäßig  verwachsen;  ein  Schwefelkieskrystall 
liegt  mit  einer  Würfelfläche  auf  der  Fläche  c  des  Markasits  und  zwar 
so,  daß  außerdem  eine  Würfelfläche  des  Pyrits  mit  einer  Fläche  M 
des  Markasits  oder  eine  Granatoederfläche  des  ersteren  der  Querfläche 
des  letzteren  parallel  ist  Auch  als  Pseudomorphose  besonders  nach 
Magnetkies  und  Pyrit,  und  als  Versteinerungsmittel. 

(Sadebeck,  Pogg.  Ann.  Erg.-Bd.  VIII,  1878,  625;  Stokes,  siehe  Schwefelkies.) 

Lonchidit  (Eansimkies),  von  Freiberg  in  Sachsen  ist  ein  zinnweißer  ils-hal- 
tiger  Markasit,  der  als  eine  isomorphe  Mischung  einer  überwiegenden  Menge  FeS^ 
mit  wenig  Arseneisen  {FeAs^  anzusehen  ist.  Eine  neben  dem  Fe  etwas  Ni^  Cn, 
Fb  und  Ag  enthaltende  zinnweiße  harte  (H.  =  7),  wie  Markasit  krystallisierte  Varietät 
Ton  Hausach  im  Schwarzwald  ist  MetaJonchidit  genannt  worden.  Auch  der  etwas 
Cu  enthaltende  Kyrosit  von  Schneeberg  und  Annaberg  in  Sachsen  gehört  hierher. 

Arsenkies  (Mißpickel,  Giftkies,  Arseuopyrit,  Arsenikkies). 

FeAjsS-,  34,36  Fe,  46,01  As,  19,63  S.  Die  Formel  stimmt  aber 
z.  T.  nur  annähernd  mit  den  Analysen  und  das  Verhältnis  von  As 
und  S  ist  oft  so,  daß  man  eine  isomorphe  Beimischung  von  Markasit 
{FeS^)  oder  Arseneisen  {FeAs^)  annehmen  muß.  Etwas  JVi,  B%  Se,  Au, 
Ag  (Weißerz)  ist  oft  vorhanden,  namentlich  findet  sich  Co  zuweilen 
in  gi'ößeren  Mengen  (Kobaltarsenkies).  Ein  etwas  -4s-reicherer  Arsen- 
kies mit  einem  kleinen  iS6-Gehalt  von  Geier  in  Sachsen  ist  Geierit 
genannt  worden. 

Die  rhombischen  Krystalle  sind  denen  des  Markasits  sehr  ähnlich ; 
sie  bilden  Prismen  Jf=ooP  (110);  MjM=  111<>  53';  das  Brachydoma: 


Isomorphe  Reihe  des  Markasits. 


481 


Fig.  387. 


'Fig.  388. 


r  =  \Poo  (014)  mit  parallel  der  Achse  a  stark  gestreiften  Flächen 
sehr  häufig  (Fig.  387);  r/r  =  146<>  52'  (oben).  Die  Winkel  ziemlich 
schwankend.    Dazn  kommt  zuweilen: 

tt  =  iPX(012);/  =  PoS(011);5r  =  P55 
(101).  a: 6 :c  =  0,6758:1:1,1899.  Die 
Krystalle  entweder  lang  prismenfönnig 
nach  M  oder  in  der  Bichtnng  der  Pris- 
menkante verkürzt  und  vom  oblong- 
oktaedrischen  Habitus  (Fig.  387).  Zwillinge  nach  2  Gesetzen :  1.  nach 
M  wie  beim  Markasit,  aber  seltener.  2.  häufiger  nach  ^,  besonders 
bei  den  kurzprismatischen  Krystallen;  die  Vertikalachsen  beider 
Individuen  sind  unter  120®  48'  gegeneinander  geneigt  (Fig.  388). 
Spaltbarkeit  nach  ooP  wenig  deutlich,  unebener  Bruch,  spröde;  R  = 
5^—6.  G.  =  6,0— 6,2.  Lebhafter  Metallglanz;  Silber-  bis  zinnweiß, 
zuweilen  dunkler  oder  gelb  angelaufen ;  schwarzer  Strich.  Im  Kolben 
gelbes,  später  graues  Sublimat  (Unterschied  von  Arseneisen).  Schmilzt 
in  der  R.  Fl.  zu  einer  schwarzen  magnetischen  KugeL  In  HNO^  unter 
Abscheidung  von  S  und  As^O^  gelöst. 

Findet  sich  sehr  häufig  in  deutlichen  Krystallen,  meist  aufge- 
wachsen (prismatischer  Habitus)  und  zu  Drusen  vereinigt,  seltener 
eingewachsen  (oktaedrischer  Habitus);  bildet  auch  stenglige  und 
kömige  derbe  Massen.  Hauptsächlich  auf  den  Silbererze,  Co-  und  Ni" 
Mineralien,  Bleiglanz,  Blende  und  Zinnstein  führenden  Gängen  im  Erz- 
gebirge (Freiberg),  im  Harz  (Andreasberg),  in  Comwall,  bei  Sala  in 
Schweden  etc.  Seltener  eingesprengt  in  manchen  Gesteinen,  so  im 
Gneiß  (Skutterud  bei  Modum  in  Norwegen);  im  Serpentin  (Reichen- 
stein in  Schlesien  mit  Arseneisen);  im  Kalk  und  Dolomit  (Auerbach 
a.  d.  Bergstraße,  Binnenthal  im  Wallis).  Zur  Herstellung  von  As  und 
von  Arsenpräparaten  benützt;  das  sog.  Weißere  von  Bräunsdorf  bei 
Freiberg  liefert  Silber.  Bildet  durch  Verwitterung  verschiedene 
wasserhaltige  Eisenarseniate.  Der  sog.  Plinian  ist  von  Arsenkies 
nicht  verschieden,  es  sind  verzerrte  Krystalle. 

(Arznmi,  Zeitschr.f.  Kryst.  Bd.  H,  1878,  430,  Bd.VH,  1882,  337;  Weibüllibid, 
Bd.  XX,  1892,  pag.  1.) 

Kohaltar senkte»  enthält  bis  10 %  Co.  Die  Krystallfonn  und  das  Anssehen 
ist  im  wesentlichen  wie  beim  gewöhnlichen  Araenkies,  aber  häufig  flächenreicher. 
Sküttemd  in  Norwegen  nnd  Vena  in  Schweden  mit  Kobaltglanz.  Die  rötlich-stahl- 
granen  Krystalle  im  Gneiß  Yon  Erankonia  in  New-Hampshire  mit  %%  %  Co  sind  Danait 
genannt  worden.  Ein  28  %  Bi  enthaltender,  durch  Wismnt  nnd  Wismntglanz  ver- 
nnreinigter  Kobaltarsenkies,  stahlgrane,  breitstenglige  nnd  blättrige  Aggregate  im 
kömigen  Kalk  von  Orawicza  im  Banat  bildend,  ist  der  AUoJdas. 

Glaukodot  ißt  Co-reicher  nnd  entspricht  in  der  Znsammensetzung  mehr  dem 

Kobaltglanz.    16—26%  Co  und  12— 19  <^/o  i^e.    Zinnweiße,  basisch  spaltbare,  ziemlich 

große  Krystalle  im  Chloritschiefer  yon  Hokansbo  in  Schweden  und  von  Huasco  in  Chile. 

(Becke,  Tschermaks  Mitteilungen  Bd.  Vn,  1877,  pag.  101 ;  Sadebeck,  ibid.  pag.  363.) 

Baner,  Mineralogie.  ^^ 


482  Einfaehe  SchwefelTerbindimgpeii. 

Anenelgen  (Arseniakalkies,  Löllingit). 

FeAs^ ;  27,2  As^  stets  etwas  8  (bis  6  %) ;  manche  Analysen  geben 
weniger  As^  daher  wurde  neben  der  obigen  die  Verbindung  Fe^As^ 
angenommen  (Lenkopyrit) ;  diese  Abweichnng  ist  aber  wahrscheinlich 
Folge  von  Yeninreinigang,  z.  T.  dnrch  Magneteisen,  Fe^O^.  Ein  etwas 
Co  statt  Fe^  sowie  ^  und  8  neben  As  enthaltendes  Arseneisen  ist  der 
nierig-schalige  graue  bunt  angelaufene  Olaukqpyrit  von  Guadalcanal 
in  Andalusien,  im  Kalkspat  eingewachsene  rhombische  Erystalle  und 
dfinne  Lagen. 

Gute  Erystalle  seltener  als  beim  Arsenkies;  sie  sind  denen 
des  Arsenkieses  ähnlich.  Basischer  Blätterbruch  ziemlich  deutlich. 
Das  Arseneisen  ist  überhaupt  zum  Verwechseln  ähnlich  dem  Arsen- 
kies, aber  etwas  lichter  gefärbt,  schwerer  (G.  =  7,1 — 7,4),  weicher 
(H.  =  6— 5^)  und  im  Kolben ,  wenn  rein ,  kein  rotes ,  sondern  ein 
schwarzes  Sublimat  gebend,  auch  in  der  Red.  Fl.  schwerer  schmelzend, 
und  zwar  zu  einer  unmagnetischen  schwarzen  Kugel. 

Viel  weniger  verbreitet  als  Araenkies.  Reichenstein  in  Schlesien, 
einzelne  glänzende,  meist  undeutliche  Krystallnädelchen  und  strahlige 
oder  körnige,  zuweilen  ziemlich  große  Massen  im  Serpentin,  z.  T. 
J.u-haltig;  bei  LöUing  in  Kärnten  mit  Spateisenstein;  Schladming  in 
Steiermark,  Geier  und  Breitenbrunn  im  Erzgebirge;  Andreasberg  im 
Harz  etc.  Benutzt  zur  Bereitung  von  As^O^.  Aus  dem  schlesischen 
wird  Au  geschieden.    Verwitterung  ähnlich  wie  beim  Arsenkies. 

(Hare,  Inaug.-DiBS.  Breslau  1879.) 

(Einige  rhombische  Kiese  RS2  sind  anhangsweise  an  Eorynit,  Speiskobalt  and 
Chloanthit  der  regnlfiren  Gruppe  angeschlossen  und  dort  nachzusehen.) 


Sylvanitgruppe. 

Die  Sylvanitgruppe  umfaßt  eine  Anzahl  von  TeUurrerbindungen,  besonders  de» 
Au  und  Ag^  die  wahrscheinlich  alle  nach  der  Formel:  BTe^  zusammengesetzt  sind. 
Es  ist  aber  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen,  dies  von  allen  bestimmt  nachzuweisen. 
Hierher  gehören  fast  sämtliche  natürliche  Goldverbindungen,  die  bisher  bekannt  ge- 
worden sind  (yergl.  Petzit).  Die  Hauptfundorte  der  Tellurgoldverbindungen  sind 
Offenbanya  und  Nagyag  in  Siebenbflrgen ;  in  Nordamerika  Calaveras  County  in  Kali* 
fomien  und  der  Cripple  Creek-Distrikt  in  Colorado;  endlich  die  Kalgoorlie-Region  in 
Westaustralien.    ÜberaU  sind  es  wichtige  Gold-,  z.  T.  auch  Silbererze. 

Schrifterz  (Schrifttellur,  Sylvanit). 

Die  Zusammensetzung  wird  gewöhnlich  durch  die  Formel: 
(Au,  Ag)  Te^  oder  Adi.Ag:Au  meist  nahe  wie  1 : 1,  speziell  durch  die 
Formel:  AuAgTe^  ausgedrückt;  die  Analysen  geben  aber  etwas  ver- 
schiedene Eesultate  (ca.  60  %  Te^  30  Au,  10  Ag).    Monoklin.    Kleine 


Sylvamtgrnppe.  4g3 

nach  der  Längsfläche  vollkommen  spaltbare  Erystalle,  meist  reihen- 
förmig  gruppiert^  bilden  dendritische,  schriftähnliche  Formen.  G.= 
8,0—8,33.  H.  — 1^2.  Müde.  Metallisch  glänzend.  Gelblichweifi 
bis  Stahlgran.  A.nf  schmalen  Klüften  im  Trachyt  von  Offenbanya  nnd 
Nagyag  in  Siebenbtkrgen;  ebenso  in  Calaveras  Co,  Kalifornien  nnd 
Cripple  Creeky  Colorado;  endlich  in  Westanstralien  bei  Kalgoorlie.  Ein 
nicht  unwichtiges  Golderz. 

Ein  J^^-freies  oder  -armes  Schrifterz  ist  der  Calaveritjioi  wesent- 
lichen AuTe^  mit  44  %  ^^  ^^^  Ö6  %  ^^*  In  der  Form  der  monoklinen 
Krystalle  mit  dem  Schrifl;erz  in  der  Hauptsache  fibereinstimmend, 
aber  nicht  spaltbar.  Meist  derb,  kOmig.  Gewöhnlich  bronzegelb, 
doch  auch  silberweiB  nnd  grauweiB.  G.  =  9,04.  Calaveras  Connty 
nnd  Cripple  Creek-Distrikt ;  namentlich  hier  wichtiges  Erz,  ans  dem 
im  Jahr  1900  877972  Unzen  Gold  gewonnen  wurden;  wichtig  auch 
in  Westanstralien. 

(SchriftenE:  Schranf,  Ztschr.  f.  Kryst  II,  1878,  209;  Oalayeiit:  Fenfield  und 
Ford,  ibid.  XXXY,  1901,  430;  Smith,  Min.  Hag.  Xm,  1902,  pag.  122.) 

Krennerit  (BmiBenin).  Stimmt  in  der  Znsammensetxong  wesentlich  mit  dem 
Schriften  ttberein,  krystallisiert  aber  rhombisch  mit  ToUkommener  basischer  Spalt- 
barkeit G.:=  8,363.  Silberweiß.  Nagyag  nnd  Cripple  Greek.  KrystaUagraphisch 
stimmt  damit  ttberein  der  Flh  nnd  iS5-haltige  MflUerit  (Gelbers,  WeißteUnr)  von 
dort  (Schranf,  ibid.  II,  1878,  pag.  286). 

Ein  11%  Hg  enthaltendes  Mineral:  HgÄu^Ag^Te^,  derb,  schwarz,  ist  Kalgoorlit 
genannt  worden ;  es  ist  aber  wie  der  fthnüch  znsammengesetEte  CoolgardU  ein  mecha* 
nisches  Gemenge  der  erwähnten  Goldsilbertelinride,  besonders  anch  des  Petzits  mit 
Coloradoit 

Butteren  (Blättertellur,  Nagyagit). 

Dunkelbleigraue,  in  einer  Richtung  leicht  spaltbare,  rechtinrink- 
lig-viereckige  metallische  Plättchen,  mild,  biegsam,  scheinbar  quadra- 
tisch, aber  rhombisch,  mit  Schrifterz  an  denselben  Orten  und  in  der- 
selben Weise  vorkommend.  Zusammensetzung  schwankend,  vorzugsweise 
goldhaltiges  Tellurblei:  15—32  Te,  3-10  8,  54—61  P6,  9-13  Au, 
auch  etwas  8b,  etwas  Ag,  Cu  etc.    G.  =  6,85—7,20.    H.  =  1^2. 

(Schranf,  Zeitschr.  f.  Eryst.  n,  1878,  239;  Fletcher,  Phil.  mag.  1880,  Bd.  IX, 
pag.  188.) 

Hier  schließt  sich  anch  yieUeicht  an  der 

Melanit  Wahrscheinlich  J^TiTeii,  yieUeicht  anch  NitTe^]  hexagonal  (?)  mit  ha- 
sischer Spaltbarkeit;  rötlich  silberweiß.  Mit  den  oben  genannten  Tellnrverbindnngen 
in  Melones  Connty  in  Kalifornien  nnd  in  SUd-Anstralien. 

Verbindungen  RSt, 

Teaseralkiea  (Arsenikkobaltkies,  Skuttemdit,  Hartkobalterz).  CoAst.  Stark 
metallisch  glftnzende,  zinnweiße,  hexaediisch  spaltbare,  yielleicht  pyritoedrische,  regn- 
l&re  ErystaUe,  H.s6.  G.  ^  6,48— 6,86.  Mit  Kobaltglanz  anf  dem  Erzlager  im 
Glimmerschiefer  von  Sknttemd  bei  Modnm  in  Norwegen. 

31* 


484  Zusammengesetzte  Schwefelverbindiingen. 


Znsanunengesetzte  Sehwefelyerbindungeii  (Snlfosalze). 

Denkt  man  sich  die  Formeln  der  Solfosalze  dualistiscli  geschrieben,  dann  ist 
ihr  basischer  Bestandteil  PhS,  Äg^S,  Cu^S  (nicht  CuS),  seltener  Fe8,  HgS  nnd  Zn8, 
Tli8,  nnr  sehr  untergeordnet  CoS  und  NiS.  Der  saure  Bestandteil  hat  entweder 
die  Form  BS^  (GeS^  und  8nSi\  oder  E^St  (SbiSgy  As^Ssy  untergeordnet  Bi^Sg  und 
noch  mehr  ViSs  und  Cr^Ssy  femer  FeiSt)y  endlich  B^Si  {Sb^Si,  Äß^S^).  Nach  dem 
sauren  Bestandteil  kann  man  vier  Unterabteilungen  unterscheiden:  a)  Sulfostannate 
und  -Germaniate;  b)  Sulfoferrite;  c)  Sulfantimonite,  Snlfarsenite  und  Sulfobbmutite; 
d)  Sul&irseniate  und  Sulfantimoniate. 

a)  Sulfostannate  und  Sulfogermaniate. 

Zinnkies  (Stannin,  Stannit). 

FeCu2Sn84,  =  Fe8 .  OugS .  SnSty  doch  ist  wegen  eingewachsenem  Kupferkies  etc. 
die  Zusammensetzung  etwas  schwankend.  Im  Mittel  wurde  gefunden:  ll^/o  Fe, 
28,5  Cuy  25,2  S»,  2  P6,  0,9  Ag,  27,8  8,  3,7  S6,  zuweilen  etwas  Zn.  Die  Krystalle, 
sehr  selten,  sind  scheinbar  regulär-tetraedrisch,  in  Wirklichkeit  jedoch  quadratisch- 
tetraedrisch ,  zuweilen  Durchwachsungszwillinge  zweier  Tetraeder  mit  parallelen 
Achsen.  Meist  derbe,  feinkörnige  bis  dichte,  stahlgraue  bis  gelbe  metallglttnzende 
Aggregate  mit  schwarzem  Strich.  Spröde.  H.  =:  4.  G.  =  4,3 — 4,5.  Nirgends  in  großer 
Menge.  Auf  Zinnsteingängen  in  Gomwall,  seltener  bei  Zinnwald  im  Erzgebirge  und 
auf  Silberzinnerzlagerstätten  in  Bolivia  (hier  deutliche  Erystalle),  sowie  in  Süd-Dakota. 
(Auch  eine  wenig  bekannte,  SnOt  und  8i02  enthaltende  gelblich  weiße  derbe  Substanz 
Yon  Gomwall,  vielleicht  ein  Gemenge  von  Zinnstein  mit  Quarz  oder  eine  Pseudo- 
morphose  von  Zinnstein  nach  Feldspat,  ist  Stannit  genannt  worden.) 

Argyrodit. 

AgfiGe8e  =  ^gi8 .  GeSiy  entsprechend:  76,52  Agy  6,42  Öc,  17,06  8.  Undeut- 
liche regulär-tetraedrische  Erystalle,  Oktaeder  zuweilen  mit  Granatoeder,  auch  Zwil- 
linge. Meist  derb  und  dicht,  zuweilen  mit  nierenförmiger  Oberfläche.  G.==:6,26. 
H.  =  2V2;  spröde  ins  Milde,  ohne  Spaltbarkeit.  Metallglanz.  Stahlgrau,  auf  dem 
frischen  Bruch  ins  Bötliche.  Im  Kolben  schwarzer,  auf  Kohle  weißer,  später  gelber 
Beschlag;  leicht  schmelzbar.  Meist  auf  Markasit  von  der  Grube  Himmelsfürst  bei 
Freiberg,  mit  anderen  Silbererzen,  spärlich  (Plusinglanz);  in  BoUyia  bei  Potoai  und 
Guanuni  in  etwas  größerer  Menge. 

Canfieldii  ist  ein  Argyrodit,  in  dem  das  meiste  Ge  durch  8n  ersetzt  ist. 
(7  8n  und  2  Ge),  also  Ag^  (Sn,  Ge)  8^.  Ganz  ähnlich  dem  Argyrodit,  auch  in  der 
Krystallisation.  Von  La  Paz  in  Bolivia.  Zwischen  Argyrodit  und  Canfieldit  in  der  Mitte 
steht  ein  eisenschwarzes,  mattes  Mineral,  regulär,  von  Aullagos  in  Bolivia  mit  5%  G^ 
und  3%«/o  Sny  also  mit  der  Formel:  2{4Ag28.  Ge8i)  +  b{4Agi8.8n8i),  Ein  ähn- 
licher zinnführender  Argyrodit  ist  das  früher  als  Brangniartit  bezeichnete,  meist 
derbe,  aber  auch  regulär  und  zwar  in  Oktaedern  und  Granatoedern,  sowie  in  Spinell- 
zwillingen krystallisierte  graue  bis  schwarze  Mineral  von  Potosi  in  Mexiko. 

Den  Übergang  zur  Gruppe  der  Sulfantimonite  vermitteln: 
Franckeit    6Fb8 . 25fnS, . S&gSg  mit  0,1  %  Ge,    Eadialstrahlige  und  -blätt- 
rige Kügelchen  und  kleine  Täfelchen,  milde,    mit  mattem  Metallglanz;  aus  den 
Gängen  von  Oruro  etc.  in  Bolivia. 

Ky  lindrit  ßFb8 .  6Sn8i  •  8b28sy  aus  der  Provinz  Poopo  in  Bolivia.  Schwarze 
metallisch  glänzende  konzentrisch  schalige  Zylinder;  keine  deutlichen  Krystalle. 


Snlfoferrite.    Kupferkies. 


486 


b)  Sulfoferrite. 
Kupferkies  (Chalkopyrit). 

CuFeS^ ;  34,67  Cu,  30,54  Fe,  34,89  S.  Wird  entweder  als  eine 
isomorphe  Mischung  von  CuS  und  FeS  oder  als  Cu^S .Fe^S^  gedeutet; 
beide  Deutungen  entsprechen  den  Analysen  gleich  gut.  Versuche  zur 
künstlichen  Darstellung  des  Kupferkieses  haben  aber  für  die  zweite 
Formel,  also  fär  die  Auffassung  des  Minerals  als  eine  Sulfoferrityer- 
bindung  entschieden  und  zwar  als  ein  Salz  der  Säure  H2Fe^S^j  deren 
Anhydrit  Fe^S^  ist. 

Quadratisch,  yorzttglichstes  Beispiel  der  tetraedrischen  Hemiedrie. 
Der  Habitus  der  Erystalle  ist  bald  tetraedrisch,  bald  oktaedrisch ;  die 

Winkel  sind  z.  T.  denen  des  regulären  Systems  sehr  ähnlich.    Das 

p 

Hauptoktaeder  zerf&llt  in  di»  beiden  Tetraeder:  p  =  +  -g-  (111)   und 

p    - 

P,  =  —  2*  (m)>  ßrsteres  meist  matt  und  gestreift,  letzteres  glatt  und 

glänzend.  plp,  =  108^  40'  (S.  K.)  und  109»  53'  (E.  K.).  Hieraus  folgt: 
a:c  =  1:0,9866.  Beide  Tetraeder  sind  zuweilen  im  Gleichgewicht, 
zuweilen  ist  auch  p  großer;  häufig  scheinbar  reguläre  Oktaeder  (Fig. 
126)  oder  Formen  wie  Fig.  125,  bei  denen  aber  immer  die  abwech- 
selnden Flächen  verschieden  sind.  (Die  Figuren  sind  vollkommen  zu- 
treffend, wenn  man  in  ihnen  p  statt  -^  setzt.)    Dies  ist  auch  der  Fall 

in  Fig.  214,  wo  außer  p  und  p,  noch  folgende  einfache  Formen  vor- 
kommen: das  nächste  schärfere  Oktaeder :  c  =  21^(201);  das  nächste 
stumpfere  Oktaeder:  b  =  Poo  (101)  und  die  Basis :  a  =  OP  (001).  e  be- 
grenzt die  Krystalle  zuweilen  allein  (Fig.  392).  Auch  spitzere  und 
stumpfere  Oktaeder  (resp.  Tetraeder)  von  der  Stellung  des  Hauptokta- 
eders fehlen  nicht  (Fig.  389),  wo  x  =  ^^  (114)  uM  x'  =  —  ^  (114) 

4P    -. 

und  ff  = s-  (441).    Ebensowenig  Skalenoeder,  z.  B.  in  Fig.  390,  wo 


Fig.  390. 


Fig.  891. 


Fig.  392. 


P2  2P 

das  Skalenoeder  w  — -g-  (212)  mit  dem  Tetraeder:  ^  =  -ö~  (^^1)  kom- 
biniert ist;  sogar  ganz  selbständig  kommen  die  Skalenoeder  zuweilen 
vor  (Fig.  213*).    Prismen  sind  nicht  sehr  häufig;  ein  solches  bilden 


486  ZnsammengesetBte  SchwefelTerbindnngen. 

die  Flächen  m  =  ooP(llO)  in  der  Fig^nr  891  abgebildeten  Kombination, 
in  der  außerdem  neben  den  schon  erwähnten  Flächen  p,  a,  b,  c  noch 

das  Skalenoeder  s  =  ^-^-  (513)  vorkommt,  dessen  Flächen  die  Kanten 

pIc  abstumpfen. 

Wenige  Krystalle  sind  einfach,  die  meisten  sind  Zwillinge. 
Teils  sind  es  Ergänzungszwillinge  tetraedrisch  ausgebildeter  Indi- 
viduen, ähnlich  wie  in  Fig.  273,  oder  spinellartige  Zwillinge 
oktaedrischer  Individuen,  wobei  eine  Fläche  p  des  einen  Indi- 
viduums und  eine  Fläche  p,  des  zweiten  aneinander  liegen,  so 
daß  an  der  Grenze  stets  eine  Fläche  p  links  und  eine  Fläche  p, 
rechts  zusammenstoßen  und  umgekehrt,  wie  in  Fig.  271.  Vielfach 
wiederholt  sich  die  Zwillingsbildung,  ähnlich  wie  bei  dem  Zink- 
blendezwilliDg  Fig.  375,  wo  nur  p  statt  o  zu  setzen  wäre:  dfinne 
Zwillingslamellen  sind  in  beiden  Individuen  nach  demselben  Gesetz 
parallel  mit  der  Zwillingsfläche  oder  mit  den  anderen  Flächen  p  ein- 
gelagert; oder  aber  es  wächst  in  einem  einspringenden  Winkel  pip, 
noch  ein  drittes  oktaedrisches  Individuum  an  das  zweite  nach  dem^ 
selben  Gesetz  an  etc.  Besonders  bemerkenswert  ist  die,  oft  wiederholte, 
Zwillingsbildung  nach  p  bei  Erystallen,  welche  nur  von  dem  nächsten 
schärferen  Oktaeder  c  begrenzt  sind;  an  einer  Endkante  wächst  ein 
Individuum  zwillingsartig  an,  so  daß  die  beiden  einander  diametral 
gegenüberliegenden  Endkanten  in  beiden  Individuen  parallel  sind 
(vergL  Fig.  415  beim  Hausmannit).  Es  können  auf  diese  Weise  Ffinf- 
linge  (Fig.  392)  von  der  Gestalt  eines  Oktaeders  entstehen,  dessen  vier 
nach  einer  Endecke  konvergierende  Endkanten  in  der  Mitte  nach 
innen  eingeknickt  sind.  Auch  Zwillinge  nach  anderen  Gesetzen,  z.  B. 
nach  6,  kommen  als  Seltenheit  vor.  Die  Krystalle  sind  wegen  der 
Zwillingsbildung  oft  sehr  schwierig  zu  entziffern,  zumal  da  sie  viel- 
fach verzerrt  und  die  Flächen  wenig  regelmäßig  gebildet  sind. 

Spaltbarkeit  nach  c  wenig  deutlich;  Bruch  kleinmuschlig  bis  un- 
eben. Mild  ins  Spröde.  G.  =  4,1 — 4,3.  H.  =  3^ — 4  (Unterschied  von 
dem  ähnlich  aussehenden  Schwefelkies,  wo  H.  =  6 — 6^).  Metallglänzend. 
Farbe  messinggelb  (mit  einem  Stich  ins  Grüne,  vergl.  Schwefelkies). 
Zuweilen  bunt  angelaufen,  bes.  blau  infolge  von  oberflächlicher  Um- 
wandlung in  Kupferindig;  Strich  grünlich  schwarz.  V.  d.  L.  dekre- 
pitierend  und  in  der  Red.  Fl.  ziemlich  leicht  zu  einer  schwarzen 
magnetischen  Eugel  schmelzbar.  Von  HNO^j  leichter  in  Königswasser, 
unter  Abscheidung  von  8  gelöst,  von  HCl  kaum  angegriffen. 

Findet  sich  häuflg  in  Erystallen,  welche  stets  aufgewachsen  und 
selten  groß  sind.  Meist  derb,  eingesprengt,  auch  feinkörnig  bis  dicht ; 
zuweilen  mit  nieriger  und  traubiger  Oberfläche  (Nierenkies,  z.  B.  in 
Comwall).    Vorwiegend  bildet  er  aber  ein  derbes  feinkörniges  Ag- 


KnplerkieB.    BnntkapferkieB.  487 

gregat,  dem  meist  ademlich  viel  Schwefelkies  beigemengt  ist  Diese 
Aggregate,  oft  besser  als  kapferkieshaltige  SchwefeUdesmassen  auf- 
zufassen, bilden  nicht  selten  mächtige  Lagerstätten  in  alten  Schiefem, 
wo  häufig  den  genannten  E^iesen  noch  Bleiglanz,  Blende  etc.  beigemengt 
ist  (Eieslager),  so  bei  Goslar  am  Bammelsberg,  SchmOUnitz  in  Ungarn, 
Falon  in  Schweden,  Bör&s  in  Norwegen,  Rio  Tinto  und  Tharsis,  Prov. 
Huelva,  Spanien  eto,  wie  es  schon  oben  beim  Pyrit  angegeben  wurde. 
Mit  Magnetkies  bei  Bodenmais  im  bayrischen  Wald.  Zuweilen  in 
linsenförmigen  Lagern  mit  Spateisenstein,  so  bei  Mitterberg  und  Eitz- 
bühel  in  Tirol  und  an  anderen  Stellen  der  Ostalpen.  Nicht  selten 
sind  einzelne  Eömer  oder  Flitter,  oft  unsichtbar  klein,  anderen  Ge- 
steinen eingesprengt,  so  dem  Kupferschiefer  im  Mansfeldschen,  in 
Hessen  etc^  sowie  den  krystallinischen  Schiefem  in  manchen  Gtegenden 
(Norwegen,  sog.  Fahlbänder).  Selten  in  Emptivgesteinen.  Sehr  ver- 
breitet auf  Erzgängen  mit  anderen  Schwefelverbindungen :  Schwefel- 
kies, Fahlerz,  Bleiglanz,  Blende  etc.  und  sonstigen  Mineralien,  so  im 
Erzgebirge  (Freiberg  etc.),  Harz  (Clausthal),  im  Siegenschen,  bei  Dillen- 
burg in  Nassau,  auch  im  Ural,  in  (Thile  und  Peru,  Nordamerika  (French 
Oreek,  Penn.).  Begleiter  des  Zinnsteins  im  Erzgebirge  und  in  Ciomwall. 
Er  ist  ein  verbreitetes  Mineral  und  das  wichtigste  Kupfererz.  Ver- 
wittert leicht  und  geht  in  Vitriol,  häufig  auch  in  Malachit  tlber,  femer 
in  sog.  Ziegelerz,  ein  ziegelrotes  Gemenge  von  Botkupfererz  mit  Braun- 
und  Boteisenstein  oder  auch  in  Kupferpecherz,  Eieselkupfer  und  andere 
oxydische  Verbindungen.  Auch  in  Kupferindig  wird  er  zuweilen  in 
größeren  Mengen  verwandelt,  sowie  in  Kupferglanz.  Selten  als 
Pseudomorphose.  Neubildung  durch  Einwirkung  von  Thermalwasser 
auf  kupfernen  Bohren  in  Pest 

(Sadebeck,  Zeitschr.  dentsch.  geol.  Ges.  1868;  Fletcher,  Philos.  magaz.  Okt  1882; 
Schneider,  Journ.  f.  prakt.  Chemie  88,  1888,  pag^.  669;  Penfleld,  Amer.  Journal  40, 
1890,  pag.  207;  Lewis  nnd  Hall,  Zeitschr.  f.  Eryst  34,  1901,  pag.  321.) 

Bnntknpfererz  (Bomit,  Buntkupferkies). 

Enthält,  wie  der  Kupferkies,  Cu,  Fe,  S,  aber  in  wechselnden  Ver- 
hältnissen: 6 — 17  Fe  und  50—71  Cu.  Manche  halten  es  daher  für 
eine  isomorphe  Mischung  von  Cu8,  Cu^S  und  FeS,  wozu  die  Analysen 
quantitativ  gut  stimmen.  Da  aber  die  Untersuchung  von  Erystallen 
stets  nahe  auf  die  der  Formel  Cu^FeS^  entsprechende  Zusammensetzung : 
55,5  Cu,  16,4  Fe  und  28,1  S  führt,  so  wird  diese  als  die  des  reinen 
Buntkupfererzes  angesehen  und  die  Abweichung  davon  durch  fremde 
Beimengungen  erklärt  Diese  Formel  läßt  sich,  analog  wie  beim  Kupfer- 
kies, als  SCuS.Fe^S^  deuten. 

Das  Mineral  krystallisiert  regulär,  ohne  Blätterbrüche.  Die 
Erystalle,  meist  Würfel  und  Oktaeder  mit  unregelmäßigen  bau- 
chigen Flächen,  sind  stets  aufgewachsen.    In  größeren  Massen  findet 


488  Zusammengesetzt«  Schwefelyerbisdimg'en. 

sich  das  B.  derb,  feinkörnig  mit  moschligem  Brach.  Es  ist  schwach 
metallglänzend,  undurchsichtig,  tombackbraun,  läuft  aber  sehr  rasch 
bunt,  besonders  blau  und  rot,  an.  H.  =  3;  6.  =  4,9— 5,1;  mild,  ins 
Spröde.  V.  d.  L.  zu  einer  magnetischen  grauen  Engel  schmelzbar. 
In  HNO^  und  konz.  HCl  unter  Abscheidung  von  S  löslich. 

Seltener  als  Kupferkies,  wie  dieser  und  vielfach  mit  ihm  und  mit 
Kupferglanz  zusammen  vorkommend,  aber  immer  noch  ein  wichtiges 
Kupfererz.  Eingesprengt  im  Kupferschiefer  im  Mansfeldschen  etc. 
Verbreiteter  auf  Gängen,  so  im  Erzgebirge  (Freiberg,  Annaberg, 
Berggieshftbel),  im  Harz  (Lauterberg),  Schlesien  (Kupferberg  und 
Eudelstadt),  im  Siegenschen,  im  Banat  (Dognaczka);  in  Comwall  auf 
Zinnerzgängen.  In  besonders  großer  Menge  im  westlichen  Amerika 
(Butte-Distrikt  in  Montana,  Peru,  Bolivia  und  Chile),  sowie  in  Kanada» 
Besonders  große  Krystalle  von  dem  Mellitzgraben  bei  Prägratten  in 
Tirol.    Erleidet  dieselben  Umwandlungen  wie  der  Kupferkies. 

(Bammelsberg',  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  18,  1866,  pag.  19.) 

Dem  Bnntkupfererz  stehen  nahe  nnd  sind  vielleicht  nur  unreines  Bnntknpferers: 
HomiMin  von  Planen  in  Sachsen  (vielleicht  anch  zum  Kupferkies). 

Castiüit^  ^^haltig,  von  Gnanacevi  in  Mexiko. 

Barnharäüt^  derb,  bronzegelb,  brann  anlaufend  ans  Nord-Carolina,  mit  einer 
der  Formel:  ^CutS.Fe^S^  entsprechenden  Znsammensetmng. 

Vergl.  anch  den  Cvban,  Cu8 .  FctS^  nnd  den  Daubridith,  Ft8 . 0,8,  (pag.  470). 

c)  Sulfkntimonite,  Sulfkrsenite  und  Sulfobismuiite. 

Die  Mineralien  von  derselben  allgemeinen  Formel:  mMS ,nB^8%  sind  in  eine 
Gmppe  zusammengefaßt.  M  bedeutet  das  reguläre  Metall  (P&,  Agt  etc.),  R  das 
rhomboedrische  (8&,  As  etc.).  Die  sauersten  Verbindungen  sind  vorangesteUt,  diesen 
folgen  die  basischeren,  unter  ihnen  namentlich  viele  Verbindungen  von  FbS  und 
Sb^Sz  in  sehr  mannigfachen  Verhältnissen,  die  sog.  Bleispießglanz e. 

Verbindungen  M8 .  2B^S^  =  MR^S^. 

Livingstonit  HgSbiS-j^HgS .28b^t,  von  Ghiadalcazar  und  Huitzuco  in 
Mexiko.  Bhombische,  denen  des  Antimonglanzes  ähnliche  Prismen.  HeUbleigrau  mit 
rotem  Strich.    Die  Zusammensetzung  ist  noch  unsicher. 

Verbindungen  2MS .  322,5,  =  M^B^S^^. 

Chiviatit  PbiBi^i  =  2^8  .SBi^g,  Dem  Wismutglanz  ähnlich  aussehende 
bleigraue  blättrige  Aggregate  von  Chiviato  in  Peru. 

Verbindungen  3M8 .  iR^S^  =  M^R^S^^. 

Cuprohismutit  CueBJsSiB  =  SOut^S . IBitSg,  zuweilen  etwas  Ag.  Missouri 
Mine  in  Colorado.    Noch  nicht  genügend  untersucht 

Verbindungen  MS .  R^S^  =  MR^S^. 

Berthierit  (Eisenantimonglanz).  FeS .  Sb^Sg,  doch  werden  auch  andere 
Formeln  angegeben,  was  wohl  auf  einer  Beimengung  von  Antimonglanz  oder  von 


Isodimorphe  Gruppe  des  Zinckenits  und  Miargyrits.  4g9 

Schwefelkies  beruht  Stahl-  bis  bleigraue,  oft  bunt  angelaufene,  stenglige  bis  fasrige 
Aggregate,  teilweise  dem  Antimonglanz  ähnlich,  von  Brännsdorf  bei  Freiberg,  yon 
Comwall,  Ton  Chazelles  (AuTergne),  Anglar  (D6p.  de  la  Crense),  Arany-Idka  (Ungarn), 
Kalifornien.  Ist  vielleicht  gar  keine  reine  Substanz,  sondern  ein  Gemenge,  etwa  von 
Antimonglanz  und  Schwefelkies. 

Isodimorphe  Qruppe  des  Zinokenits  und  Miargyrits. 

Die  übrigen  hierher  gehörigen  Mineralien  schließen  sich  einerseits  an  den  rhom- 
bischen Zinckenit:  FbS.Sb^Sif  anderseits  an  den  monoklinenMiargyrit:  Äg^S.Sb^St 
an.  Sie  bilden  zwei  nach  diesen  beiden  Mineralien  genannte  isomorphe  Beihen,  die 
wegen  einiger  beiden  gemeinsamen  Glieder  als  im  Verhältnis  des  Dimorphismus 
stehend  betrachtet  werden  müssen. 

a)  Isomorphe  Reihe  des  Zinolienits. 

BhombiBch;  Krystalle  strahlig;  ähnlich  denen  des  Antimonglanzes. 

a:b:o 
Zinckenit :  FbS .  Sb^St ;  0,6575 : 1 : 0,6d53. 

Andorit :  (P6,  Ägt)  8 .  Ä6  A ;  0,5747 : 1 : 0,5618. 

Skleroklas :  PbS .  Aa^S^ ;  0,5389 : 1 : 0,6188. 

Galenobismutit:  PbS.BÜSz;  ? 

Selenbleiwismutglanz:  Pb  (5,  8e) .  Bi^  {8,  Se),;  ? 

Alaskait :  (P6,  Äg^,  Ou,)  8 .  31^8^ ;  ? 

Silberwismutglanz:  Ag28.Bii8t;  ? 

Empleküt :  C%ht8 .  Bi^8t ;  0,5430 : 1 : 0,6256. 

Wolfsbergit :  Cu^S .  8b^8t ;  0,5312 : 1 : 0,6395. 

ZincX:eni^  (Bleiantimonglanz).  Pb8b^8i^=Pb8,Sbi8i.  Die  spießigen  Krystalle 
sind  pseudohexagonale  Drillinge  (scheinbar  sechsseitige  Prismen  mit  einem  flachen 
Dihexaeder  der  anderen  Stellung).  Sie  sind  bündelartig  verwachsen.  Auch  dicht. 
Dunkektahlgran  mit  schwarzem  Strich.  Milde.  H.  =  3— SV«.  G. »  5,3.  Wolfsberg  im 
Harz  auf  Antimonitgängen,  Hausach  im  Schwarzwald.  Der  dunkelstahlgraue,  lebhaft 
metallglänzende  Andorit  von  Felsöbanya  in  Ungarn  ist  ein  etwas  Silber  enthaltender 
Zinckenit.  Nicht  wesentlich  vom  Andorit  verschieden  ist  wohl  der  8undHt  und 
Webneritf  beide  von  Oruro  in  Bolivia. 

8klerokla8  (Sartorit,  Ar8enomelan(?),  Bleiarsenglanz).  PbAa28i  =  Ph8 .  Aj^8^. 
Hellbleigrau  mit  rotbraunem  Strich.  SprOde.  NadelfOrmige,  sehr  zerbrechliche  und 
sehr  dünne  basisch  spaltbare  Krystalle,  aus  dem  Dolomit  des  Binnentals  im  Kanton 
Wallis  mit  zahlreichen  anderen  ähnlich  zusammengesetzten  Mineralien. 

Galenob%9mutit  (Bleiwismntglanz).  PbB%^8^  =  PbS , 3x^8^.  Zinnweiß. 
Mit  Ged.  Wismut  von  der  Ko-Grube  in  Wermland  und  von  Bezbanya  in  Ungarn 
{Btzbanyit^  der  aber  vielleicht  auch  ein  besonderes,  etwas  ^reicheres  Mineral  ist). 
Im  8deiMeiw%8muUpat  von  Falun  in  Schweden  ist  ein  Teil  des  8  durch  Se  (bis 
14%  8e)  ersetzt.  Der  lichtbleigraue  Alaskait  aus  der  Alaskagrube  in  Colorado  ist 
ein  Bleiwismutglanz,  der  bis  9%Ag  und  bis  b%Cu  enthält  Hier  schließt  sich 
wohl  auch  an  der: 

8ilbertoi8mutglanz  (Argentobismntit,  Matildit),  dessen  gestreifte  rhombische 
Krystalle  vielleicht  mit  denen  des  Emplektits  isomorph  sbd.  Ag^Bi284,  = 
Agi8,Bii8t',  28,4%  il^.  Meist  derb;  grau  mit  hellgrauem  Strich.  Grube  Matilda 
bei  Morococha  in  Peru  und  von  Lake  City  in  Colorado.  Ein  ähnliches  Mineral  auch 
in  den  Gängen  des  Schapbachtales  im  Schwarzwald  (vergl.  Plenargyrit,  pag.  490). 


490  ZvBammengeaetzte  SchweMT^indimgeiL 

Emplektit  (EnpferwiBmatg^lans  s.  T.).  Zinnweiße,  meist  gelb  angelaiifene, 
im  Strich  schwane,  hasisch  deutlich  spaltbare  dttnne  Nadeln  im  Qnars.  Grabe 
Tannenbaum  bei  Schwaneenberg  im  Erzgebirge,  bei  Aamdal  in  Telemarken  (Nor- 
wegen); auch  Ton  Wittichen  im  Schwarzwald,  Ten  Bezbanya  in  Ungarn,  Copiapo  in 
Chile  etc. 

Wolfsbergit  (Enpf erantimonglanz ,  Chalkostibit).  Cu^ShtS^^  Cut8 ,  8b^g, 
Tafel-  oder  sftulenförmige  Krystalle,  deutlich  basisch  spaltbar,  sowie  derbe,  fein- 
körnige Massen.  Schwarzgrau,  oft  bunt  angelaufen.  Wolfisberg  am  Harz;  Guejar 
in  Andalusien  (Guejarit);  Boliyia. 

b)  Isomorphe  Reihe  des  Miargyrits. 

Monoklin.    Isomorphismus  noch  nicht  genügend  festgestellt. 

aihic  ß 

Miargyrit :  AgtS .  Sb^S^ ;      0,7479 : 1 : 0,6432    91 «  40*. 
Plenargyrlt:  Ag^S.Bi^Sg;  ? 

Lorandit:  Tl^S . A^S^ ;       0,6827 : 1 : 0,6660    90»  17'. 

Miargyrit  (Silberantiinonglanz,  HypargyTit). 

Ag^Sb^S^  =  Ag^S. Sb^S^. S6,7S  Agj  wenig  Cu  und  Fe.  Kleine 
monokline  Erystalle,  nadeiförmig  oder  dick  tafelförmig,  selten.  Brach 
kleinmuschlig  bis  uneben.  Milde.  G.  =  6,2.  H.  =  2 — 2^.  Undurch- 
sichtig. Halbmetallischer,  ins  Diamantartige  gehender  Glanz.  Donkel- 
stahlgran  mit  kirschrotem  Strich,  ähnlich  dunklem  SotgUtigerz.  Leicht 
schmelzbar;  mit  Soda  geschmolzen  gibt  er  ein  Silberkom.  Auf  Erz- 
gängen, zu  Drusen  vereinigte  KrystäUchen  oder  derb,  mit  anderen 
Silbererzen,  besonders  Botgültigerz,  mit  denen  zusammen  er  auf  Silber 
yerhtlttet  wird;  ist  aber  im  ganzen  selten.  Ändreasberg  im  Harz, 
überwächst  zuweilen  Eotgültigerz  (fahles  Botgülden  z.  T.,  Hypargyron- 
blende) ;  Bräunsdorf  bei  Freiberg,  PHbram  in  Böhmen,  Guadalajara  bei 
Madrid;  Potosi,  Zacatecas  u.  a.  0.  in  Mexiko.  Der  von  FelsObanya 
in  Ungarn  hat  4%  P^  (Kenngottit). 

(Weisbach,  Pogg.  Ann.  125,  1866,  441  und  Zeitschr.  f.  Eryst  II,  1877,  55; 
G.  von  Kath,  ibid.  Vm,  1883,  25;  Lewis,  ibid.  Vin,  545;  Eakle,  ibid.  XXXI, 
1899,  209.) 

Plenargyrit  Ag^S.Bi^t.  Kleine  schwarze  spröde  KrystäUchen  ans  den 
Silbererzgängen  des  Schapbachtales  im  Schwarzwalde,  soUen  mit  Miargyrit  isomorph 
und  nach  der  obigen  Formel  znsammengesetzt  sein,  was  aber  alles  noch  der  Be- 
stätigung bedarf  (vergL  Silberwismntglanz,  pag.  489). 

Lorandit  TkAs^S^  ^  Tl^S .  As^j^.  Durchsichtige  cochenillerote  Täf eichen 
oder  kurze  Prismen,  monoklin,  nach  einer  Fläche  parallel  der  Symmetrieachse  yoU- 
kommen  spaltbar.  Selten,  auf  dem  Realgar  von  Allchar  in  Macedonien.  (Goldschmidt, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  30,  1898,  272.) 

Verbindungen  OfS .  SR^S^  =  M^R^Sj^^. 

Baumhauerit.  4kPb8 ,  SAffS^.  Monoklin.  Begleiter  des  Skleroklas  und 
anderer  Bleiarsenite  im  Dolomit  des  Biunentals  im  Wallis. 


Isomorphe  Beihe  des  Jamesonits.  491 

Verbmdmgen  bMS .  4B,/S,  =  M^B^S^^ . 

Plagionit  6Fb8.4L8bA'  BicktafelfOnBige  moBokline,  nach  einem  Prisma 
spaltbare  Krystalle,  anch  derbe,  snweilen  tranbi^  Massen.  Schwänlich  bleig;ran  mit 
schwarsem  Strich;  y.  d.  L.  heftig  xerknistemd.  Wol&berg  am  Harz;  Arnsberg  in 
Westphalen,  hier  etwas  weniger  Antimon  nnd  mehr  Blei  nnd  z.  T.  in  der  Form  des 
Federerzes  (s.  d.  pag.  460.  491)  ausgebildet    (Yergl.  Semseyit,  pag.  492.) 

Liveingit  bPbS.AAsA-  Bhombisch;  ftnOerlich  ähnlich  dem  Bathit  Wie 
dieser  im  Dolomit  des  Binnentals  im  Wallis. 

Verbindimgen  SMS .  2iZ,iS,  =  M^R^S^. 

Klaprothit  SCfutS ,2Bi^8g,  Lang  prismatische  nnd  stark  längsgestreifte 
nach  der  Qnerfläche  roUkommen  spaltbare,  metallglänzende,  stahlgrane  Erystalle  mit 
schwarzem  Strich.  G.  =  4,6.  H.  =  2Vfi*  Von  Wittichen  n.  a.  0.  im  Schwarzwald, 
Sommerkahl  im  Spessart. 

TFarren i ^  (Domingit).  SPbS.28b^;  etwas  ^e.  Granschwarz,  wollähnlich 
▼erfilzte  haariörmige  KrystäUchen  von  der  Domingo^mbe  in  Ck>lorado. 

Schirmerit  von  analoger  Zusammensetzung,  aber  Bi  nnd  26%ii^  neben 
13\Pb  enthaltend,  also  3(Agi,  Fb)8.2B^Sg.  Derb,  feinkörnig.  Bleigran;  metall- 
glänzend.   Im  Quarz  eingewachsen,  ebenfaUs  in  Colorado. 

Baihit  (Arsenomelan  (?) ).  SFb8 .  2Ļ28t ;  zuweilen  etwas  und  zwar  bis  6\ 8h, 
Bhombische,  graue  metallglänzende,  prismatisch  gestreckte,  längsgefurchte,  nach  zwei 
Bichtungen  yoUkommen  spaltbare  Kryställchen.  Äußerlich  sehr  ähnlich  dem  Skleroklas, 
den  er  im  Dolomit  yom  Binnental  in  Wallis  begleitet  Das  einzige  etwas  8b  ent- 
haltende Mineral  yon  dort,  dem  alleinigen  wichtigen  Fundort  der  in  der  Natur  yor- 
kommenden  Bleiarsenite. 

Verbindungen  2M8 .  R^S^ '^  M^R^S^. 
Isomorphe  Reihe  des  Jameaonite. 

Bhombisch. 

Jamesonit:  2Ib8.8bt89;     a:d:c=0,915: 1 :? 
Dufrtnoysit:  2Pb8 . ^,5«;  aihic^ 0,938 : 1 : 1,531. 
Cosalit:  2PdiS.Ä,/%;  a:d:c  =  0,919:l :  1,460. 

Jamesonit  (Querspießglanz).  2Pb8 .  8bA.  Bhombische  Prismen  und  Nadeln 
mit  deutlichem  basischem  Blätterbruch,  zuweilen  zu  sternförmigen  Gruppen  radial  an- 
geordnet. Meist  derb,  strahlig  und  fasrig.  Mild.  G.  =  6,6.  H.  =  2— 2*/«.  Dunkel- 
stahlgrau bis  bleigran  mit  grauem  Strich.  In  Gomwall  in  größeren  Mengen,  in 
Spanien,  bei  Nertschinsk  in  Sibirien  etc.,  auf  Erzgängen,  ffierher  das  meiste  Federerz 
<Heteromorphit,  Plumoeit),  außerordentlich  zarte  Nädelchen  yon  Jamesonit,  welche 
.yielfach  zu  filzahnlichen  Massen  you  geringem  Glanz  und  dunkelgrauer  Farbe  in- 
einander yerwebt  sind;  an  mehreren  Orten  im  Harz  z.  B.  bei  Neudorf,  im  Erzgebirge, 
bei  FelsObanya  (yergl.  auch  bei  Antimonglanz,  pag.  450,  der  zuweilen  ähnliche 
Aggregate  bildet).  Unreines  Federerz  sind  auch  die  rotbraunen  Lappen  yon  Andreas- 
berg und  Clausthal,  die  man  Zundererz  nennt;  hier  ist  Botgttltigerz  und  Arsenkies 
mechanisch  beigemengt 

Dufrinoysit  (Binnit,  Skleroklas).  2Fb8.A»t8g.  Selten  gute  Erystalle,  zu- 
weilen ziemlich  große  dicke  Prismen;  sehr  flächenreich,  mit  einem  yollkommenen 
basischen  Blätterbruch.  Sehr  spröd  und  zerbrechlich.  Dunkelbleigrau  mit  rötlich- 
braunem Strich.  Lebhafter  Metallglanz.  H.=3.  G.=5,5— 5,6.  Binnentol  im  Dolomit 

Co  Bali  t    2FbS,Bit8t  mit  etwas  Ag.    Derb,  bleigrau  yon  Cosala  in  Mexiko, 


492  Zusammengesetzte  Schwefelverbindangen. 

anch  Ton  Besbanya  in  Ungarn  and  Ton  Ck)lorado.  Damit  identisch  ist  wahrschein- 
lich der  Stahlgrane,  meist  strahlige,  zuweilen  auch  deutliche  Erystalle  bildende 
Bjelkit  von  Bjelkes  Eisengrube  in  Wermland,  Schweden. 

Schapbachit  (Wismutsilbererz)  ist  Tielleicht  ein  silberhaltiger  Ck)salit. 
{2i  %Ag  neben  21%  Pb.)  KLeine  rhombische,  basisch  spaltbare,  lichtbleigraae 
Eryst&llchen  aus  den  Silbererzgftngen  des  Schapbachtals  im  Schwarzwald. 

Kohellit  2PbS.(Bi,  8b)t8zf  ist  ein  Antimon  und  auch  etwas  Eisen  ent- 
haltender Cosalit  yon  Vena  in  Schweden,  wo  er  mit  Kupferkies,  Eobaltarsenkies 
und  Eobaltglanz  vorkommt  Äußerlich  gleicht  er  einem  feinstengligen  Antimonglanz. 

Semaeyit  hat  wahrscheinlich  dieselbe  Zusammensetzung  wie  der  Jamesonit, 
2Fh8 .  S&aSs,  doch  wird  ihm  auch  die  Formel :  IFbS .  3S&,S,  oder  9Fb8 .  486«%  zu- 
geschrieben. Jedenfalls  sind  die  kleinen,  grauen  metallglänzenden  Ery  ställchen,  yon 
denen  des  J.  ganz  yerschieden  und  mehr  denen  des  Plagionit  (pag.  491)  ähnlich. 
G.  =  5,99.    Von  Felsöbanya  in  Ungarn  und  Wolfsberg  am  Harz. 

Verbindungen  bMS .  2R^S^  =  M^R^S^^. 
Isodimorphe  Reihe  des  Boulangerite. 

Bhombisch.  a:b:c  ß 

Boulangerit :  hFbB .  2^8^ ;  :=  0,6627 : 1 : 0,7478. 


Diaphorit: 
Monoklin : 

Freieslebenit : 


»  0,4919 : 1 : 0,7345. 
5(P&,il^,)ß^.2S&A; 

=  0,5872 : 1 : 0,9278 ;  92«  14'. 

Die  Verbindung  5(i%,  Ag^^  8 .  2Sbi89  ist  dimorph  und  liefert  die  beiden  hetero- 
morphen  Mineralien:  den  monoklinen  Freieslebenit  und  den  rhombischen  Diaphorit. 
Mit  letzterem  ist  der  Boulangerit  isomorph. 

Bonlangerit. 

bPhS .  2Sb^S^  mit  55,4  Ph  und  25,7  Sb.  Rhombisch,  doch  sind 
deutliche  Erystalle  mit  dem  oben  angegebenen  Achsensysteme  und 
yon  prismatischer  Form  sehr  selten.  Meist  feinkörnige  oder  -fasrige, 
auch  dichte  Massen  ähnlich  dichtem  Antimonglanz,  mit  wenig  leb- 
haftem Metallglanz,  bleigrauer  Farbe  und  schwarzem  Strich.  Von 
heifier  Salzsäure  gelöst  unter  Entwicklung  von  H^S  und  von  Salpeter- 
säure zersetzt.  Im  allgemeinen  spärlich  auf  Gängen,  so  bei  Oberlahr 
und  Mayen  in  der  Eheinprovinz,  bei  Wissen  a.  d.  Sieg,  Wolfsberg  im 
Harz,  PHbram  in  Böhmen,  am  Schneeberg  in  Tirol,  bei  Bottino  in 
Toskana,  Sala  in  Schweden,  in  Lappland,  bei  Nertschinsk  in  Trans- 
baikalien  etc.  Nur  bei  Moli6res  im  Departement  du  Gard  in  größerer 
Menge  und  hier  als  Bleierz  wichtig. 

(Hj.  Sjögren,  Geol.  Foren  L  Stockholm,  FOrhandl.  19,  1897,  pag.  163.) 

Diaphorit.  b{Fbf  Ag^)  8 , Bb^Ss,  also  ein  silherhaltiger  Boulangerit,  da  auch 
in  der  KrystaUform  nahe  Überebstimmung  herrscht.  G.  =  5,90.  Stahlgrau  und 
metallisch  glänzend;  dem  Freieslebenit  sehr  ähnlich.  Kleine  flächenreiche  rhombische 
Eryställchen  bei  PHbram  und  Felsöbanya.    Sehr  selten. 

Freieslebenit  (Schil^laserz).  Zusammensetzung  ^e  bei  Diaphorit,  aber 
monoklin.    Kleine  blei-  bis  stahlgraue  schwarz  anlaufende  im  Strich  graue  KrystäU- 


Isodimorphe  Beihe  des  Bonlangerits.    Isomorphe  Beihe  des  Bonroonits.     493 


chen  mit  mehreren  treppenförmig  ahwechselnden  Prismen,  die  längs  gestreift  sind 
und  so  den  Krystallen  ein  schilfähnliches  Aassehen  verleihen.  G.  =»  6,19—6,38. 
H.  =  2 — ^2  Vf.  Auf  den  Silhererzgängen  von  Freiberg,  PHbram,  Ejipnik  und  Felsö- 
banya,  Hiendelaendna  in  Spanien,  Nevada.    Bei  Batiborschitz  in  Böhmen  J9i-haltig. 

(Für  Diaphorit  und  Freieslebenit  siehe :  v.  Zepharovich,  Sitzgsber.  Wien.  Akad. 
Bd.  63,  1871,  pag.  1;  Bflcking,  Zeitschr.  f.  Eryst.  ü,  1878,  pag.  425;  Yrba,  ibid. 
pag.  169.) 

Verbindungen  SMS .  R^S^  =  M^B^S^. 
Isomorphe  Reihe  des  Bournonite. 

Bhombisch :  a:h:c 

Boumonit :  2Pb8 .  Cu^S .  Sb^S^ ;        ==  0,9379 : 1 : 0,8968. 

Nadelerz :  2Pb8 .  Cu^S .  Ä,S» ;         =  0,9719 : 1 :  ? 

Wittichenit :  SCv^S .  BiA ; 

Seligmannit :  3(1?/  B^/)  S .  As^ ;  =  0,9280 : 1 : 0,8757. 
(Vergl.  ferner  Fenerblende.) 

Bonmonlt  (Spießglanzbleierz,  Schwarzspießglanzerz). 

2Pb8  .  Cu^S  .  Sb^S^  =  PbCuSbS^,  ähnlich  dem  Nadelerz,  mit  42,38 
J&,  12,98  Cuy  24,98  8b,  19,66  S;  kein  Ag,  znweilen  Fe,  Mn  und  As. 

Erystallisiert  rhombisch  mit  Annäherung  an  das  Quadratische: 
m  =  ooP  (110);  mim  =  93  ®  40';  dazu  häufig  die  Abstumpftingen  beider 
Kanten  durch  die  Querfläche  a  =  ooPöS  (100)  und  die  Längsfläche 
b  =  ooPäo  (010),  auf  welche  die  beiden  Domen  o  =  Pöö  (101)  und 
n  =  PSo  (011)  aufgesetzt  sind;  sowie  die  sehr  ausgedehnte  Basis  c  =  OP 
(001)  (Fig.  393).   Eine  andere  Kombination  ist  in  Fig.  394  dargestellt. 


Fig.  393. 


Fig.  396. 


Fig.  396. 


Fig.  397. 


in  der  das  Prisma  und  die  zwei  Pinakoide  a  und  b  fehlen,  dagegen 
über  0  noch  das  Doma  x  =  ^P<»  (102),  sowie  das  Oktaeder  m  =  ^P 
(112)  als  Abstumpfung  der  Kante  nfo  auftreten,  ofc  -=  136®  17'; 
njc  =  138  <>  6',  daraus  a:b:c  =  0,9379  : 1 :  0,8968.  Zwillinge  nach  m 
sehr  häufig,  wegen  der  annähernden  Rechtwinkligkeit  des  Prismas  oft 
von  einfachen  Krystallen  schwer  zu  unterscheiden.  Ein  solcher  aus 
zwei  Individuen  der  Form  Fig.  394  bestehend  ist  Fig.  395  abgebildet ; 
hier  sind  beide  Individuen  aneinandergewachsen,  zuweilen  durchkreuzen 


494  ZuBammeBgesetste  SchwefelyerbindniigeiL 

sie  sich  auch,  ähnlich  wie  beim  Stanrolith.  Nicht  selten  wiederholt 
sich  die  Zwillingsbildnng  und  zwar  entweder  reihenförmig,  dann 
sind  in  die  großen  Individuen  des  Zwillings  Fig.  395  einzelne 
dünne  Lamellen  parallel  mit  der  Zwillingsfl&che  zwillingsartig  nach 
demselben  Gesetz  eingeschoben;  oder  die  Verwachsnng  ist  cyklisch, 
es  entstehen  dann  radf&imige  Vierlinge,  wie  es  Fig.  396  zeigt  (B&del- 
erz).  Auch  Parallelyerwachsnngen  mehrerer  einfacher  Individuen 
(Fig.  397)  kommen  vor.  Die  Erystalle  sind  stets  als  dicke  Tafeln 
ausgebildet  und  kommen  nur  aufgewachsen  vor.    Meist  derb. 

Kein  Bl&tterbruch,  Bruch  kleinmuschlig  bis  uneben;  spröde  ins 
Milde,  H.  —  2^—3.  6.  =  5,70—6,86.  Bleigrau  bis  eisenschwarz, 
graulich-schwarzer  Strich,  metallglänzend,  undurchsichtig.  V.  d.  L. 
leicht  schmelzbar  zu  einer  schwarzen  Eugel;  gibt  weiBe  Dämpfe  und 
hinterläßt  schließlich  eine  Cu-reiche  Schlacke.  In  HNO^  teilweise  lös- 
lich ;  mit  Ammoniak  blaue  Flüssigkeit.  Die  Erystalle  und  derben  Massen 
des  Minerals  finden  sich  mit  anderen  Blei-  und  Kupfererzen  auf  Blei- 
und  Antimonerzgängen.  Horhausen  (Er.  Altenkirchen) ;  Neudorf,  Wolfs- 
berg und  Clausthal  im  Harz;  Bräunsdorf  im  Erzgebirge;  Eapnik  in 
Ungarn,  vielfach  Zwillinge  und  parallelverwachsene  ErystaUe  (Bädel- 
erz);  Nagyag  in  Siebenbürgen;  Waidenstein,  Olsa  und  Wölch  in 
Eämten  (hier  zersetzt,  Wölchit) ;  Pf ibram  in  Böhmen,  Comwall,  Pont- 
gibeaud  in  Frankreich,  Mexiko,  Bolivia,  Chile,  Peru  etc.  Wird  zu- 
weilen auf  Pb  und  Cu  verhüttet 

(Zirkel,  Sitcgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  45,  1862,  pag.  431 ;  Hessenberg,  Min.  Notisen 
(3);  T.  Kokscharow,  Materialien,  Bd.  YIII,  1878,  123;  Miers,  Min.  Mag.  VI,  1884^ 
pag.  69;  Tennier,  BolL  soc.  min.  XX,  1897,  pag.  1;  Gk)nnard,  ibid.  pag.  312.) 

Nadelerz  (Belonit,  Patrinit,  Aikinit).  2PhS .  Cu^ . Bi^ß :=  FbCuBiS^,  ftbnüch 
dem  Boamottit  Schwärzlich  bleigrane  Haare  and  Nadeln  ohne  deutliche  £nd- 
begrenznsg,  hftofig  gelb  angelaufen.  Im  weißen  Goldquarz  von  Berectowsk  im  Ural, 
auch  im  Staate  Georgia.  Es  ist  vielfach  verwittert  und  der  Quarz  in  der  Umgebung 
daher  nicht  selten  durch  Malachit  grün  gefärbt. 

Wittichenii  (Eupf erwismutglanz  z.  T.,  Wismutkupferblende).  3 Cu^S . Bi^Sfi. 
Bhombische  Eryställchen  selten,  meist  derb,  feinkörnig.  Bleigrau,  rGtlich  anlaufend. 
Im  Schwerspat  bei  Wittichen  im  Schwarzwald. 

Seligmannit  hat  sehr  nahe  die  Kiystallform  desBoumonit  (siehe  oben)  und 
das  Aussehen  des  Skleroklas,  den  er  im  Dolomit  des  Binnentals  nebst  mehreren 
anderen  Sulfarseniten  begleitet.  Es  ist  daher  zu  vermuten,  daO  er  das  dem  B.  ent- 
sprechende Sulfarsenit  darstellt  Wegen  größter  Seltenheit  ist  noch  keine  voll- 
ständige Analyse  gemacht  worden. 

Vielleicht  gar  keine  homogenen  Substanzen  sind  die  nur  derb  und  unvoUständig 
bekannten: 

Emhrithit  und  Plumb^ostih,  grau,  metallisch.   SPb8,SbA,  Nertschinsk. 
Guitermanit    SPbS.ASiSt-    Kalifornien. 

Lillianit  SPb8 .  BitS^  mit  etwM  Ag.  Grau.  Lillian  Mine  bei  Leadville, 
Colorado.    Vena,  Schweden,  mit  etwas  Sb,  aber  ii^-frei. 


Isodimorphe  Beihe  der  BotgfÜtigene. 


495 


Sulvanit  Soll  3CW,S.  VtSt  oder iCu^S -VA  «ein.  Derb,  metallisch,  hrome- 
gelb,  Strich  schwarz.  G.  =  4  ca.  H.  »3.  In  einiger  Menge  auf  der  Borra-Bnrra- 
Gmbe  in  Südanstralien. 


laodimorphe  Reihe  der  Rotgüttlgerze  (Silberblenden). 

a)  Bhomboedrisch-hemimorphe  Beihe  des  Botgttltigerzes. 

aic 
BnnUes  Botgttltigerz :  ^Ag^S .  Sbßt .  BjE ^  VJ^  42'  (E.  K);  1 : 0,7892. 
Lichtes  Botgttltigerz :   ZAg^S .  As^ .  R\E  =  107<»  50'  (E.  E.) ;  1 : 0,8038. 

Beide  Verbindungen  meist  fttr  sich,  größere  Mengen  isomorpher  Beimischungen 
kommen  kaum  yor.    Die  Bhomboederwinkel  stehen  denen  des  Kalkspats  sehr  nahe. 
Chemisch  genau  mit  den  Botfcttltigerzen  übereinstimmend  ist  die 

b)  Mo nokline  Beihe  der  Fenerblende.  a:b:e  ß 

Feuerblende :  ^Ag,ß .  8b  A ;  1,9466 : 1 : 1,0973 ;  90»  ca. 

Xanthokon :  SAgtS .  Aß^8z ;  1,9187 : 1 : 1,0162 ;  9P 13'. 

Stylotyp:  ^Cut,Agt,Fe,Zn)8.(Sb,A8,Bi)t8^;  1,9202:1:1,0355;  90»  ca. 

Dunkles  Betätigen  (Antimonsilberblende,  Pyrargyrit). 

Ag^SbS^ ;  59,78  Ag,  22,51  Sb,  17,71  S;  oft  ein  wenig  As.  Viel- 
fach sehr  schöne,  stets  aufgewachsene,  langprismenfönnige  oder  auch 
skalenoedrische  Erystalle  der  rhomboedrisch  -  hemimorphen  Klasse. 
Besonder  häufig  ist  das  zweite  Prisma:  n  =  ooP2  (1120),  das  nie 
fehlt  und  fast  stets  herrscht ;  seltener  das  erste  Prisma  k  =  ooB  (1010), 
von  dem  aber  infolge  des  Hemimorphismus  nur  die  abwechselnden 
Flächen  auftreten,  die  abwechselnden  Kanten  von  n  abstumpfend^  und 


Fig.  398. 


Fig.  399. 


Fig.  400. 


Prismen  von  gleichseitig  dreieckigem  Querschnitt  bildend  (vergl.  Tur- 
maUn  und  (128)).  Die  Basis  c  =  OP  (0001)  ist  nicht  häufig,  tritt  aber 
doch  zuweilen  als  einzige  Endbegrenzung  der  Prismen  auf,  dann  meist 
rauh.  Die  gewöhnlich  vorkommenden  Endfiächen^  sind  Bhomboeder 
und  Skalenoeder;  das  Hauptrhomboeder  P  =  JR  (1011)  ist  nicht  selten, 
doch  fehlt  es  auch  vielfach ;  es  ist  an  den  Enden  der  Prismen  zuweilen 
allein  vorhanden,  ebenso  das  nächste  stumpfere  ;er  «= —^i2  (0112)  (Fig. 
399).  Häufiger  stumpft  aber  e  die  Endkanten  von  P  ab ;  ebenso  häufig 
werden  die  Kanten  Pjz  durch  die  Flächen  des  Skalenoeders  l  =  ^i23 
(2134)  und  die  Kanten  Pjn  durch  die  des  Skalenoeders  &  —  Ü3  (2131) 


496  ZnsammeiigesetEte  Schwefelyerbindnngen. 

abgestumpft,  so  daß  die  Kombinatioii  Fig.  398  (anf  die  Basis  projiziert) 
entsteht  In  der  Eichtong  der  Kanten  Pin  (oder  Ä/n)  sind  die  Prisma- 
flächen n  meist  deutlich  gestreift,  aber,  der  Hemimorphie  entsprechend, 
gegen  beide  Enden  verschieden.  Oft  treten  noch  weitere  Ehomboeder 
und  Skalenoeder  hinzu,  so  daß  sehr  komplizierte  und  flächenreiche  Ge- 
stalten entstehen.  Die  letzterwähnte  Kombination  (Fig.  398)  ist  wieder 
verschieden,  je  nachdem  die  steilen  Flächen  von  h  vorherrschen  oder 
nicht;  im  ersteren  Falle  entstehen  KrystaUe  mit  spitzer  Endigung, 
an  denen  die  Endecken  von  h  nur  wenig  durch  die  Flächen  P,  £f  und 
Z  modifiziert  werden,  im  anderen  haben  die  Krystalle  stumpfe  En- 
digungen ;  fast  bei  allen  spitz  zulaufenden  Krystallen  ist  das  Skaleno- 
eder h  die  am  Ende  herrschende  Form.  Da  die  Krystalle  fast  immer 
mit  einem  Ende  aufsitzen,  so  ist  die  verschiedene  Ausbildung  beider 
Pole  sehr  selten  zu  sehen.  Zuweilen  erfolgt  das  Anwachsen  mit  einer 
Stelle  des  Prismas,  dann  treten  zweiseitig  begrenzte  Formen,  manchmal 
wie  in  Fig.  400  auf,  an  denen  aufler  den  schon  genannten  Flächen  noch: 
/  =  |iJ5  (3257)  und  p  '^Jlö  (3251)  und  am  anderen  Ende  das  spitze 
Sklalenoeder  F=R^  (4153)  ausgebildet  sind.  Es  ist  möglich,  dafl  die 
einseitig  begrenzten  Krystalle  mit  spitzer  Endung  stets  den  einen, 
die  mit  stumpfen  Flächen  den  anderen  Pol  eines  vollständigen  Indi- 
viduums darstellen. 

Zwillinge  sind  nicht  selten.  Solche  mit  parallelen  Achsen  (Er- 
gänzungszwillinge) häufig;  beide  Individuen  stoßen  mit  zwei  gleichen 
Polen  zusammen  und  die  beiden  anderen  gleichen  Pole  bilden  die  En- 
dungen, so  daß  der  Hemimorphismus  scheinbar  verschwindet.  Eine 
deutliche  Binne  längs  der  Zwillingsgrenze  quer  zu  den  Kanten  über 
die  Prismenflächen  weg  läßt  die  Bildung  erkennen.  Zwillinge  mit  ge- 
neigten_ Achsen  besonders  nach  dem  Gesetz:  Zw.  Fl.  eine  Fläche  von 
1-B  (1014)  (zweites  stumpferes  Ehomboeder,  dessen  Flächen  die  E.  K. 
des  nächsten  stumpferen  s  gerade  abstumpfen).  Zwei  Individuen  sind 
so  verwachsen,  daß  zwei  Endkanten  und  ebenso  je  zwei  Flächen  von  ^ 
zusammenfallen,  wenn  0  die  Endbegrenzung  bildet,  so  dafl  also  eine 
Abstumpfung  dieser  gemeinsamen  Kante  0J0  ununterbrochen  durch 
beide  Individuen  hindurchgeht;  dies  ist  eben  eine  Fläche  von  \B. 
Zuweilen  ist  an  jeder  Endkante  eines  Individuums  ein  anderes  an- 
gewachsen, so  dafl  Vierlinge  entstehen.  Die  Yerwachsungsflächen  sind 
auf  der  gemeinsamen  Endkante  0I0,  also  auch  auf  der  diese  abstumpfen- 
den gemeinsamen  Zwillingsfläche  ^R  senkrecht;  die  Hauptachsen  be- 
nachbarter Individuen  machen  26^  T  (Fig.  399).  Zwillinge  nach  an- 
deren Gesetzen  sind  seltener. 

Bl.  Br.  parallel  P  ziemlich  deutlich;  Bruch  uneben  bis  splittrig; 
mild  ins  Spröda  H.  =  2—2^,  Q.  =  5,75—5,85,  die  niederen  Zahlen, 
wenn  ^-haltig.     Dunkelcochenillerot  ins  Bleigraue,   Strich  hellrot, 


Isodimorphe  Reihe  der  Rotgllltigerze.  497 

metallischer  Diamantglanz ;  rot  durchscheinend  bis  undni^chsichtig, 
selten  durchsichtig.  —  D.  Br.,  ca  «=  3,084,  e  =  2,881  (Li),  also  außer- 
ordentlich starke  Lacht-  und  Doppelbrechung. 

Zerknistert  im  Kolben,  schmilzt  leicht  und  gibt  dann  ein  rotes 
Sublimat  von  Sb^S^,  V.  d.  L.  auf  Eohle  yS&-Bauch  und  -Beschlag  und 
ein  Ag-Korn.  In  HNO^  schwarz  werdend  und  dann  z.  T.  aufgelöst; 
auch  in  Kalilauge  teilweise  löslich. 

Die  Krystalle  und  derben  Massen,  auch  dünne  Anflflge  und  den- 
diitische  Bildungen,  finden  sich  nur  auf  Gängen,  zuweilen  in  erheb- 
lichen Mengen,  mit  anderen  Silbermineralien  und  meist  Kalkspat. 
Das  Rotgültigerz  ist  eines  der  wichtigsten  Silbererza  Andreas- 
berg im  Harz,  Grube  Gonderbach  bei  Laasphe  in  Westphalen,  vielfach 
im  Erzgebirge  (Freiberg,  Johanngeorgenstadt  etc.) ;  Pf ibram  in  Böhmen ; 
Schemnitz  und  Ki*emnitz  in  Ungarn;  Kongsberg  in  Norwegen;  auf 
allen  Silbererzlagerstätten  des  westlichen  Nord-  und  Süd- Amerika,  so 
namentlich  z.  B.  in  Nevada  und  Idaho,  bei  Zacatecas  und  Guanajuato 
und  vielen  anderen  Orten  in  Mexiko,  bei  Chanarcillo  in  Chile  etc. 

Lichtes  Botgftltigerz  (Arsensilberblende,  Proustit). 

Ag^AsS^ ;  65,46  Ag,  15,15  As  19,39  5,  meist  eine  kleine  Menge  Sb. 
Krystallographisch  vom  vorigen  nicht  wesentlich  verschieden,  nur 
etwas  andere  Winkel  und  meist  die  Krystalle  flächenärmer.  Die  Basis 
scheint  ganz  zu  fehlen  und  die  Formen  sind  weit  häufiger  skaleno- 
edrisch,  als  beim  dunkeln  B.  Die  Zwillingsbildung  und  die  Spaltbar- 
keit sind  wie  dort^  aber  Hemimorphie  ist  noch  nicht  deutlich  beobachtet. 

H.  =  2— 2^.  G.  =  5,5—5,6,  wenn  Sft-haltig  bis  5,64.  Farbe  lichter 
als  bei  dem  Antimonrotgültigerz,  hellcochenillerot;  Strich  morgenrot; 
durchscheinend  oder  durchsichtig.  —  D.  Br.,  w  =  2,9789,  e  =  2,7113 
(Li).  In  HNO^  und  Kalilauge  teilweise  löslich ;  in  der  Hitze  wie  das 
dunkle  B.,  gibt  aber  As-Raxich  und  -Geruch.  Vorkommen  wie  dort, 
aber  im  allgemeinen  seltener,  und  daher  als  Erz  weniger  wichtig. 
Auch  in  der  Hauptsache  an  den  gleichen  Fundorten:  Freiberg, 
Chalanches  im  Dauphin6  (Frankreich);  westL  Unionsstaaten  (Nevada); 
Chanarcillo  in  Chile,  Peru,  Mexiko  etc.  An  einigen  Orten  findet  sich 
aber  Proustit  auch  ohne  größere  Mengen  von  Pyrargyrit  (Wittichen 
im  Schwarzwald,  Markirch  in  den  Yogesen,  Joachimsthal,  Annaberg, 
Marienberg  im  Erzgebirge).  Nicht  in  Andreasberg  (das  hier  vor- 
kommende „Lichte  Rotgfiltigerz^  ist  gleichwohl  Antimonrotgültigei*z), 
auch  nicht  auf  Grube  Gonderbach  etc. 

Beide  Erze  sind  zuweilen  in  Ag  verwandelt,  bilden  auch  Pseudo- 
morphosen  nach  Silberglanz. 

(Miere,  Zeitechr.  t  Kryst.  XV,  1889,  129;  Schuster,  ibid.  XII,  1886,  pag.  117; 
Qu.  Sella,  Quadro  delle  forme  cristaUine  deU'  Argento  rosso,  Abb.  Turin.  Ak.  1866; 
Streng,  N.  Jahrb.  f.  Hin.  1878;  Betbwiscb,  N.  Jahrb.  f.  Min.  IV,  BeiL-Bd.  pag.  31.) 
Baner,  Hineralogie.  ^^ 


498  Znsammengesetete  SchwefelYerbindnngen. 

Dieselbe  Ziuaminensetzimg  wie  das  dunkle  Rotgfiltigen,  also  SAg^S .  Sb^S^y  welche 
Substanz  danach  dimorph  w&re,  hat  die  in  kleinen  dtinnen  pommerancengelben  bis 
rOÜichbrannen  monoklinen  Täfelchen  Torkommende  Feuerhlende  (Pyrostilpnit)  von 
Andreasberg;  dasselbe  Mineral  findet  sich  auch  hei  Freiberg,  Pfibram,  Felsöbanya, 
Chanarcillo.    G.  =  4,2—4,3 ;  H.  =  2. 

Damit  isomorph  und  von  der  Zusammensetzung  des  Pronstits  ist  der  Xanthökon^ 
(Bittingerit).  SAgiS.ÄSiSt-  Monokline  Kryst&llchen,  anscheinend  rhomhoedrische 
Täfelchen,  ähnlich  denen  der  Feuerhlende.  H.  =  2^^,  G.  ==  5,54.  Pommeranzen- 
gelb  his  rot,  durchscheinend.  Begleitet  als  Seltenheit  das  Arsenrotgültigerz:  Freiberg, 
JoachimsthaJ,  Enpferberg  in  Schlesien,  Markirch,  Felsöhanya,  Chanarcillo  etc. 

(Miers,  Min.  Mag.  X,  1891,  pag.  1.) 

Stylotyp.  3(0m„  Äg^,  Fe,  Zn)8.{8b,  As,  Ä),iS,  mit  8,3  Äg,  zuweilen  un- 
deutliche Krystalle,  welche  Winkel  ähnlich  denen  der  Feuerblende  und  des  Xanthokon 
erkennen  lassen.  G.  =  4,77— 6,18.  Meist  derb,  kömig;  metallisch,  eisenschwarz, 
Yon  Copiapo  in  Chile  und  von  der  Grube  Caudalosa  in  Peru.  Von  derselben  Zu- 
sammensetzung scheint  auch  der  FaJkenhaynit  yon  Joachimsthal  im  böhmischen  Erz- 
gehirge  zu  sein. 

Noch  sehr  wenig  bekannt  sind  die  stahlgrauen  derben  Aggregate  des  Tapalpit 
(Tellurwismutsilber)  von  der  Sierra  de  Tapalpa  in  Mexiko,  dem  man  die  Formel: 
SÄgt  {Sj  Te) .  Bh  {S,  Te),  gegeben  hat 

Verbindungen  iMS  .  R^S^  =  M^R^S^, 
Isomorphe  Reihe  des  Fahlerzes. 

Begulär-tetraedrisch,  daher  auch  Tetraedrit  genannt 

Fahlerz  (Tetraedrit). 

In  der  Formel :  4tMS .  R^S^  ist  R  entweder  nur  Sb  {Antimonfahlere) 
oder  nur  As  (Arsenfahlere  =  Tewnantit)  oder  As  und  Sb  nebeneinander 
in  isomorpher  Vertretung  {Mischfahlerz) ;  ein  kleiner  Ä-6ehalt  (bis  6% 
Bi^S^\  ist  nicht  häufig  (Wismutfahlerz),  z.  B.  Bulach  im  Schwarzwald, 
sowie  der  Rionü  pag.  501.  Den  Metallen  M  fehlt  Cu  nie  (15  bis  53  ^o) ; 
daneben  finden  sich  Ag  (bis  31  %  im  Silberfahlerz),  aber  nur  in  reinen 
Antimonfahlerzen  ohne  As\  femer  Fe  und  Zn  (je  bis  97o) ;  tind  in  einigen 
kein  oder  wenig  As  enthaltenden  Fahlerzen  auch  Hg  (bis  18  ^/^  im  Queck- 
silberfahlerz), sowie  geringe  Mengen  von  Co  und  Ni.  Fb  fehlt  durch- 
gängig. Ein  Antimonfahlerz  hätte  danach  im  allgemeinen  die  Formel : 
4((7tta,  Ag^^  Fe,  Zn,  Hg)S.  Sb^S^,  wobei  aber  Ag,  Zn  und  besonders  Hg 
auch  fehlen  können,  während  Cu  und  Fe  stets  vorhanden  sind.  Ähnlich 
wäre  die  Formel  des  Arsenfahlerzes  und  der  Mischfahlerze,  bei  denen 
aber  stets  Ag  und  in  der  Hauptsache  auch  Hg  fehlt ;  Ag  und  As  sind 
in  Fahlerzen  niemals  nebeneinander.  Bei  größerem  ^.^-Gtehalt  pflegt 
weniger  Cw,  und  bei  größerem  -Zn-6ehalt  weniger  Fe  vorhanden  zu 
sein  und  umgekehrt,  so  daß  sich  Cu  und  Ag  einerseits  und  Zn  und 
Fe  andererseits  isomorph  zu  vertreten  scheinen.  Übrigens  führen 
keineswegs  alle  Fahlerzanalysen  auf  die  obige  Formel,  zuweilen  finden 


Fahlere.  499 

sog;ar  recht  erhebliclie  Äbweichnngen  statt,  so  daß  neuerer  Zeit  für 
das  reine  Knpferfahlerz  die  Formel  Cu^SbS^  =  3C«gS  .  Sb^S^,  resp. 
CugAsS^  =  3CvS .  As^S^  angenommen  wird.  Hierzu  würde  bei  An- 
wesenheit zweiwertiger  Metalle  noch  das  Glied :  n  (ßRS  .  Sb^S^),  resp. 
«  {&BS  .  As^Sg)  treten,  in  dem  «  •<  1  and  zwar  =  i  bis  -1*5,  meist  f  ist. 
Jedenfalls  kann  die  Zusammensetzung  des  Fahlerzes  noch  nicht  als 
nach  allen  Seiten  anfgeklärt  betrachtet  werden,  was  z.  T.  in  der 
schwierigen  Analyse  des  kompliziert  zusammengesetzten  Minerals, 
z.  T.  wohl  anch  in  Yernnreinignngen  des  Materials,  die  man  in  der 
nndnrcbsichtigen  Substanz  nur  schwer  erkennt,  begründet  ist. 

SchCne  Krystalle,  stela  aufgewachsen,  sind  hänfig;  sie  sind  ent- 
weder vorwiegend  tetraedrisch  oder  auch  wohl  granatoedrisch.  Im 
letzteren  Falle  (Tennantlt  und  QuecksUberfohlerz)  sind  es  Granatoeder, 
deren  abwechselnde  dreikantige  Ecken  durch  die  Flächen  eines  Tetra- 
eders abgestampft  sind  (Fig.  405).    Im  ersteren  Falle  herrscht  meist 

entweder  das  Tetraeder  o  =  -j-      (111)  oder  das  Pyramidentetraeder 

l  =  -j — ö-  (21 1).  Die  langen  Kanten  beider  Körper  sind  durch  Wtlrfel- 

fläcben  h  abgestumpft,  die  aber  immer  klein  und  schmal  sind  (Fig. 

0  202 

401,  Tergl.  Fig.  127).    Beide  genannte  Körper:  ^  nud  -^  sind  häufig 

in  Kombination  (Fig.  131),  oder  das  Tetraeder  mit  dem  Granatoeder 
d=»O(110)  (f^g.  129),  wozu  nicht  selten  noch  der  Würfel  h  taitt 
(Fig.  401).    Auch  mit  dem  Pyramidentetraeder  l  ist  das  Granatoeder 


d  kombiniert  und  außerdem  sind  die  Pyramidenkanten  von  l  nicht 
selten  durch  die  Flächen  n  des  Deltoiddodekaeders  derselben  Stellung: 


500  Zusammengesetzte  SchwefelTerbindungen. 

^  (332)  abgestumpft  (Fig.  402).     Eine  kompliziertere  Kombination 

gibt  Fig.  403,  wo  außer  o,  ä,  \  l  noch  das  negative  Pyramidentetra- 

202 

eder:  r  = ^  (221)  und  der  Pyramiden  Würfel  x  =  oo03  (310)  aus- 

gebildet  sind.  Auch  Hexakistetraeder  kommen  vor,  z.  B.  5  =  -~^  (321), 
die  Kante  dß  abstumpfend  (Fig.  404)  und  andere.  Die  Ecken  von 
-^  oder  die  diesen  entsprechenden  werden  nicht  selten  durch  die  meist 

rauhen  Flächen  des  Gegentetraeders:  — -^  (111)  abgestumpft.    Auch 

Zwillinge  finden  sich  nach  einer  Tetraederfläche  o,  die  Individuen 
i;eils  aneinander,  teils  durcheinander  gewachsen  (Fg.  406) ;  als  Seltenheit 
Ergänzungszwillinge,  ähnlich  Fig.  273,  wo  die  Teti-aederkanten  beider 
Individuen  sich  rechtwinklig  kreuzen  und  wo  meist  kleine  Ecken 
des  einen  aus  den  Flächen  des  anderen  Individuums  nasenartig  her- 
ausragen. 

Bl.  Br.  fehlen,  Bruch  kleinmuschlig  bis  uneben;  spröde.  H.  = 
3 — 4,  G.  =  4,4—5,4,  je  nach  der  Zusammensetzung.  Metallglanz  meist 
sehr  stark,  besonders  auf  Bruchflächen,  die  Oberflächen  der  Krystalle 
häufig  matt  angelaufen.  Stahlgrau  bis  eisenschwarz,  Strich  schwarz, 
bei  den  -Zw-reichen  und  den  Arsenfahlerzen  braun  bis  kirschrot.  Im 
Kolben  geben  alle  F.  ein  gelbes  oder  rotes  Sublimat ;  auf  Kohle  unter 
Entwicklung  von  S&-Rauch,  ev.  -^«-Geruch,  leicht  zu  einer  grauen, 
zuweilen  magnetischen  Kugel  schmelzbar.  Von  HNO^  und  Kalilauge 
zersetzt.  Im  Speziellen  ist  das  Verhalten  von  der  jeweiligen  Zu- 
sammensetzung abhängig. 

Außer  in  aufgewachsenen  Krystallen  finden  sich  die  Fahlerze 
häufig  mit  anderen  Ct*-Erzen  (Kupferkies,  Boumonit),  auch  Bleiglanz 
und  Blende  etc.  in  zuweilen  sehr  bedeutenden  derben,  kömigen 
Massen,  vorzugsweise  auf  Gängen,  seltener  in  Gesteinen,  z.  B.  im 
Gneiß  eingewachsen  als  Imprägnation,  auch  im  Kupferschiefer  des 
Mansfeldschen  etc.  Ist  ein  wichtiges  Ow-,  auch  -IjF-Erz;  etwas  Hg 
wird  wohl  ebenfalls  daraus  gewonnen. 

Man  unterscheidet  innerhalb  der  Gruppe  der  Fahlerze,  deren 
Glieder  chemisch  ziemlich  allmählich  ineinander  übergehen,  gleich- 
wohl einige  besondere  Spezies,  die  aber  nicht  scharf  auseinander  ge- 
halten werden  können: 

Kupferfahlerz  (Tetraedrit,  dunkles  Fahlerz,  Schwarzerz).  Das 
gewöhnlichste  F.;  Cu  neben  Fe  und  Zn,  aber  kein  oder  wenig  Ag. 
Die  Krystalle  sind  tetraedrisch.  Meist  allein  oder  vorwiegend  Sb, 
nur  wenig  Äs  enthaltend.     Dunkelstahlgrau  bis  eisenschwarz,   mit 


Fahlerz.  501 

schwarzem,  nur  bei  .Zn-reichen  ins  Braune  gehendem  Strich,  R  =  3—4. 
6.  =  4J — 5.  Ein  sehr  verbreitetes  Erz:  Clausthal  im  Harz  (hier  die 
Krystalle  zuweilen  mit  einer  dünnen  Schicht  Kupferkies  bedeckt; 
Neudorf  im  Harz;  Musen  im  Siegenschen;  Nassau  (Dillenburg);  Hor- 
hausen,  Er.  Altenkirchen  (Rheinprovinz) ;  im  Schwarzwald;  Eahl  im 
Spessart;  Kamsdorf  in  Thüringen;  im  Erzgebirge  an  vielen  Orten, 
Ptibram  in  Böhmen,  Brixlegg  in  Tirol;  Kapnik  in  Siebenbürgen; 
Cornwall,  Nordamerika,  Mexiko,  Chile  etc.  Ein  7  %  ^  imd  4  %  As 
enthaltendes  Eupferfahlerz  ist  wohl  der  sog.  Fieldü  von  Coquimbo  in 
Chile.  6^  7o  ^^  enthält  das  Antimonfahlerz  vom  Berge  Botes  in 
Ungarn. 

Süberfählerz  (Freibergit,  Graugültigerz,  dunkles  oder  krystalli- 
siertes  Weißgültigerz,  Poljrtelit  z.  T.)  mit  einem  bis  31%  steigenden 
-4fl^-Grehalt ;  nui'  56,  kein  As.  G.  =  4,8 — 5,0.  Farbe  und  Strich  wie 
beim  Eupferfahlerz.  Weniger  verbreitet  wie  dieses,  aber  mit  ihm 
vielfach  zusammen:  Wolfach  im  Schwarzwald,  Clausthal  und  Neudorf 
im  Harz,  bes.  wichtig  im  Erzgebirge  bei  Bräunsdorf,  Freiberg  etc.,  in 
Nevada  etc.  Hierher  gehört  wohl  auch  der  3  %  Ag  enthaltende  derbe 
Afhihonit  von  Wermland  in  Schweden. 

QuecksiJberfahlere  (Spaniolit,  Schwatzit).  Bis  18  %  Hg ;  teils  reine 
SS-,  teils  Mischfahlerze.  Erystalle  z.  T.  granatoedrisch.  6.  =  5,0—5,6. 
Geben  mit  Soda  im  Eolben  ein  Sublimat  von  Hg.  Wenig  verbreitet 
auf  Gängen :  Moschellandsberg  in  der  Pfalz  mit  Zinnober,  Schwatz  in 
Tirol,  Iglö,  Eotterbach  und  Poratsch  in  Ungarn. 

ArsenfaMers  (Tennantit,  lichtes  Fahlerz).  4:{Cu^^  Fe,  Zn)  8 .  As^S^. 
Wenig  verbreitet;  stets  Ag-  und  -H^-frei.  Die  Erystalle  zuweilen 
granatoedrisch.  Farbe  wie  oben,  aber  gewöhnlich  etwas  lichter; 
Strich  braun  bis  kirschrot,  doch  auch  schwarz.  G.  =  4,4—4,9.  Redruth 
in  Cornwall,  besonders  Ctf-reich  (Tennantit);  Skutterud  in  Norwegen, 
Saszka  im  Banat,  Rudelstadt  in  Schlesien  (JüUanit,  ein  fast  reines 
Cif-Fahlerz).  Eine  sehr  .Zn-reiche  (8,89  7o  ^)  Varietät  von  Freiberg 
ist  Kupferblende  genannt  worden.  Etwas  iSi-haltig,  also  ein  Misch- 
fahlerz, ist  der  Sandbergerü  von  Morococha  in  Peru  mit  7  %  Zn.  Hier- 
her gehören  wohl  auch  die  derben,  äußerlich  durchaus  fahlerzähn- 
liehen  Annivü  und  Student  vom  Anniviersthal  in  Wallis,  für  die  man 
allerdings  auch  die  Formel:  SCu^S .  As^S^  mit  etwas  Fe,  Zn^  Sb  und  Bi 
aufgestellt  hat.  Dorther  stammt  auch  der  Riomtf  wahrscheinlich  ein 
Fahlerz  mit  13  7o  ^i  neben  11%  As.  Zum  Arsenfahlerz  gehört  auch 
der  schön  tetraedrisch  krystalUsierte  Bmnit  aus  dem  Dolomit  des 
Binnentals  in  Wallis. 

Die  Fahlerze  verwittern  wie  andere  ähnliche  Erze  und  geben 
verschiedene  Umwandlungsprodukte,  bes.  häufig  Malachit;  auch  in 
Boumonit  ist  das  Fahlerz  zuweilen  verwandelt  (Eapnik).    Mit  Kupfer- 


502  Zusammengesetzte  Schwefelverbindangen. 

kies  zuweilen  regelmäßig  verwachsen,  so  daß  die  Achsen  in  beiden 
dieselbe  Richtung  haben,  so  auch  bei  dem  dünnen  Eupferkiesüberzug 
der  Erystalle  von  Clausthal,  Wolfach  und  Ciomwall. 

(Sadebeck,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1872,  pag.  437;  Trechmann,  Min. 
mag.  X,  1894,  220  (Binnit);  Zimanji,  Zeitschr.  f.  Ejyst.  34,  1901,  pag.  78;  Prior 
und  Spencer,  Min.  Mag.  Bd.  12,  1899,  pag.  193.) 

WeifigUltigerz  (helles  oder  lichtes  W.,  Polytelit  z.  T.,  Leukar- 
gyrit). 

4tRS .  S&2S3 ;  R  =  Pb  (38,36),  Ag  (5,78);  Zn,  Fe,  Cu  nur  in  Spuren. 
Feinkörniges,  nie  deutlich  krystallisiertes,  hellgraues  bis  silberweißes 
Erz,  eingewachsen  im  Bleiglanz.  Mild.  G.  =  5,4.  Ein  nicht  un- 
wichtiges Ag-Erz  der  Freiberger  Gruben.    Ist  vielleicht  ein  Gemenge. 

Jordan  it.  APhS.ÄStSt,  Monokline,  kleine,  scheinbar  rhombische  Krjstalle 
mit  vielen  Pyramiden,  dicktalelig  nach  der  Basis;  vielfach  Zwillinge.  Dnnkelblei- 
gran,  sehr  ähnlich  dem  Binnit  und  Dofr^noysit,  mit  denen  er  im  Dolomit  des 
Binnentals  vorkommt;  er  hat  einen  deutlichen  Bl.  Br.  nach  der  Lfingsfläche  und 
schwarzen  Strich.  Aach  bei  Nagyag  in  Siebenbürgen.  (Banmhaner,  Sitzgsber. 
Berl.  Akad.  1900,  pag.  677;  SoUy,  Zeitschr.  f.  Eryst  Bd.  36,  1901,  pag.  321.) 

Meneghinit  ^FbS.SbA,  Bhombisch  oder  monoklin,  mit  dem  vorigen 
wahrscheinlich  isomorph.  Bleigraae  Nadeln  auf  dichtem  und  fasrigem  M.,  ähnlich 
dem  Antimonglanz.  Bottino  in  Toskana,  Schwarzenberg  in  Sachsen,  Goldkronach. 
(A.  Schmidt,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Ym,  613;  Hmtze  ibid.  IX,  291.) 

Verbindungen  bMS .  JB^Sg  =  JfjüjSg. 

Geokronit  bPbS.Sb^S^  mit  etwas  Ä»  and  Cu.  Rhombisch,  aber  meist 
dicht.  G.  =  6,4— 6,6.  HeUblangran,  dankler  angelanfen;  Sala  in  Schweden  etc. 
Dasselbe  ist  der  Kübrickenit  von  Eilbricken  in  Ireland,  fOr  den  man  früher  die 
Formel :  6PhS .  SbiS^  aufstellte.    Der  Geokronit  ist  vieUeicht  isomorph  mit : 

Sprodglaserz  (Stephanit,  Melanglanz,  Schwarzg&ltigerz). 

bAg^S.Sb^S^;  68,4  Ag,  15,4  Sb  nnd  16,2  5,  etwas  As,  Cu,  Fe. 
Rhombische Krystalle, hemimorph ;  a:b:c  =  0,6291 : 1 : 0,6851.  ooP (1 10), 
115«  39';  ooP5o(010);  0P(001);  P(lll);  2Poo  (021),  72<»  15'  (oben), 
dind  zuweilen  kombiniert,  ähnliche  dicktafligei  Formen  wie  beim 
Kupferglanz  (Fig.  320)  bildend,  nicht  selten  prismatisch  stark  ver- 
längert Auch  Zwillinge  und  noch  häufiger  Drillinge  nach  ooP.  Bruch 
kleinmuschlig  bis  uneben ;  mild  (aber  spröder  als  Silberglanz  oder  Glas- 
erz, dem  er  sonst  sehr  ähnlich  sieht;  daher  der  Name:  Spr5dglaserz). 
H.  =  2— 2^.  G.  =  6,2—6,3.  Eisenschwarz,  schwacher  Metallglanz. 
V.  d.  L.  dekrepitiert  er,  schmilzt  leicht  und  gibt  ein  ^^r-Korn.  Findet 
sich  als  wichtiges  und  verbreitetes  Silbererz  in  ErystaUen  und  derben 
Massen,  auch  pseudomorph  nach  Ag,  zusammen  mit  Silber,  Silberglanz, 
Botgültigerz  u.  a.  Silbererzen  auf  den  Silbererzlagerstätten  im  Harz 
(Andreasberg);  im  Erzgebirge  (Freiberg,  Joachimsthal);  bei  PHbram 


Sprödglaserz.    Polybasit.    Gruppe  des  Enargits.  503 

in  Böhmen;  in  Ungarn  bei  Eremnitz  nnd  Schemnitz  (sog.  Rösch- 
gewächs,  im  Gegensatz  zn  dem  Weichgew&chs,  dem  geschmeidigen 
Silberglanz);  bei  Eongsberg;  Sarrabns  in  Sardinien;  im  westlichen 
Teil  von  Amerika,  besonders  im  Comstockgang  in  Nevada  in  Masse; 
bei  Zacatecas  in  Mexiko,  in  Pem,  Chile  etc. 

(Vrba,  Zeitflchr.  f.  Eryst.  V,  1881,  pag.  417  und  436  und  XIV,  1890,  pag.  79; 
Morton,  ibid.  Bd.  IX,  1884,  pag.  238;  Miers,  Min.  Mag.  IX,  1889,  pag.  1;  G. 
D'AcUardi,  Atti  soc.  tose.  Pisa  Bd.  18,  1901.) 

Verbindungen  6MS .  R^S^  =  M^R^S^  und  basischere. 

Btegtrit  ßPhS.BiqSz  mit  etwas  Cu;  reguläre,  würflig-blättrige,  graue 
Eryställchen  und  Aggregate  Yon  Colorado. 

Polybasit  (Engenglanz). 

9  (Ag^,  Cu^)  S;  (56,  Äs)^S^ ;  64,3—72,4  Ag,  3,0—9,9  Cu.  16—17  S 
und  bis  11  Sb.  Rhombische,  vielleicht  monokline,  scheinbar  hexa- 
gonale  Tafeln  nach  der  Basis;  zuweilen  sehr  dfinn;  auch  derb. 
Eisenschwarz  mit  schwarzem  Strich ;  halbmetaUisch,  sehr  dünne  Plätt- 
chen rot  durchsichtig.  H.  =  2 — 2^,  G.  =  6,0—6,25.  V.  d.  L.  dekre- 
pitierend  und  sehr  leicht  schmelzbar.  Gibt  ein  J.9-Korn.  Seltener, 
als  Silberglanz,  Sprödglaserz  und  fiotgültigerz,  aber  immer  noch  ein 
nicht  unwichtiges  Silbererz ;  mit  den  genannten  zusammen  vorkommend. 
Erzgebirge  (Freiberg,  Marienberg,  Joachimsthal),  Pfibram,  Schemnitz, 
Westamerika  im  Sttden  und  Norden. 

Fearcit  dAgiS  .  ÄSiS^,  ist  ein  Arsenpolybasit:  Colorado,  Montana,  auch 
Schemnitz. 

Folyargyrit,  12AgtS . Sb^8%\  dunkelbleigraue,  reguläre  Eryställchen  von 
Wolfach  im  Schwarzwald,  mit  wttrfliger  Spaltbarkeit 

Yerbindimgen  von  B^S^, 
Gruppe  des  Enargit 

Enargit:  SOu^.Äs^S^.    Ehombisch:  a : 6 : c  =  0,8711 : 1 : 0,8248. 

Luzonit:  SCUfS^As^S^.    Erystallform  unbekannt. 

Antimonluzonit:  SCUf8.(Sbj  As^S^.    Erystallform  unbekannt. 

Famaiinit:  BüUiS.Sb^Sti,  ErystaJlform  ebenfalls  unbekannt;  physikalisch 
ähnlich  dem  Luzonit,  beide  daher  wohl  isomorph;  Enargit  und  Luzonit  heteromorph 
und  die  Arsenverbindung  dimorph. 

Enargit. 

SCu^S.As^S^.  48,60  Cu,  wenig  Fe,  Zn  und  Sb.  Rhombische 
Krystalle,  nicht  häufig;  ooP  (HO),  97®  53',  mit  grober  Längsstreiflmg, 
vollkommen  spaltbar;  die  3  Pinakoide:  0P(001),  ooPSS  (010),  ooP55 
(100)  sind  nicht  selten  kombiniert,  daneben  Poo  (011),  100^  58'  oben; 
auch  Penetrationszwillinge  nach  ooPf  (320).    Spröde,  H.  =  3.    G.  = 


504  ZuBammeng^esetEte  Schwefelyerbindiingeii. 

4y3&— 4,47.  Stahlgrau  bis  eisenschwarz  mit  schwarzem  Strich ;  unvoll- 
kommener  Metallglanz.  Schmilzt  leicht  und  gibt  im  Kolben  etwas  8; 
durch  Kalilauge  zersetzt.  In  Menge,  vorwiegend  in  kömigen  und 
fasrigen,  auch  dichten  Aggregaten,  mit  Fahlerz  und  Kupferkies  als 
wichtiges  Kupfererz  bei  Morococha  in  Peru  und  an  zahlreichen  an- 
deren Punkten  der  Kordilleren,  z.  B.  mit  Famatinit  zusammen  in  der 
Sierra  Famatina  in  Argentinien,  auf  Gängen  im  Tonschiefer;  auf  der 
Insel  Luzon  bei  Mancayan  in  einem  Gang  im  Trachyt;  ebenso  weiter 
nördlich  in  den  Kordilleren  durch  Mexiko  bis  nach  Kalifornien;  spär- 
lich in  Europa,  bei  Parad  in  Ungarn  und  bei  Brixlegg  in  Tirol. 

(Spencer,  Min.  mag.  Bd.  11,  1895,  pag.  69.) 

Wohl  dasselbe  ist  das  Clarit  genannte  IGneral  Yon  der  Grube  Clara  in  der 
Schapbach  im  Schwarzwald,  das  büschelförmig  gruppierte,  nach  einer  Richtung  toII- 
kommen  spaltbare,  für  monoklin  gehaltene  bleigraue  Erystallnadeln  im  Schwerspat 
bildet    G.  =  4,46.    R-SVa- 

Luzonit  Znsammensetzung  wie  bei  Enargit,  aber  nur  derb,  feinkörnig,  ohne 
Spur  Yon  Spaltbarkeit,  TieUeicht  monoklin;  ebenfalls  metallglftnzend,  aber  rOtlichgran 
mit  schwarzem  Strich.  H.  =  3.  G.  =  4,42.  Danach  sicher  etwas  anderes  als  Enargit, 
und  die  Verbindung  BCtu^S .  Äs^S^  dimorph.  Mit  Enargit  auf  Luzon  und  mit  diesem 
und  Famatinit  in  der  Sierra  de  Famatina  in  Argentinien. 

Antimonluzonit  (Stibioluzonit),  3Cu^,{Sbf  Äs)^^,  derb,  rOtlich,  ohne 
Spaltbarkeit,  Ton  der  Grube  CaudaJosa  in  Peru  mit  Stylo^yp.  Bildet  den  Über- 
gang zum 

Famatinit  SCUiS.Sb^S^  entsprechend  dem  Enargit  und  Luzonit  Wahr- 
scheinlich nicht  isomorph  mit  Enargit,  sondern  mit  Luzonit,  dem  er  in  der  rötlich' 
grauen  Farbe  xmd  bei  dem  Mangel  an  Spaltbarkeit  viel  mehr  gleicht,  als  dem  ersteren. 
Er  enthält  yielfach  etwas  Aß  (Ms  zu  9%,  z.  B.  der  Yon  Cerro  de  Pasco  in  Peru)» 
G.  »4,57.  Mit  Enargit  etc.  in  der  Sierra  de  Famatina  in  Argentinien;  spärlicher 
als  Enargit    Erystallfonn  noch  ganz  unbekannt;  nur  derb. 


Epiboulangerit  SPbS.Sb^Sij  entsprechend  dem  Famatinit.  Frfther  fftr 
Antimonglanz  gehaJten,  dem  er  sehr  ähnlich  ist,  auch  in  der  Spaltbarkeit  nach  einer 
Richtung.  Feine  Naddn  und  EOmchen  im  Braunspat  eingewachsen;  Altenberg  in 
Sachsen. 

Epigenit  ^CtifS .SFeS.ASfS^.  Kurzsäulige  rhombische  Eryst&Uchen,  stahl- 
grau mit  schwarzem  Strich,  schwach  metallglänzend,  auf  Schwerspat  Wittichen 
im  Schwarzwald. 


Wasserfreie  Oxyde.    Wasser.  505 

IV.  Klasse. 

Oxyde. 

a)  Wasserfreie  Oxyde« 

Oxyde  R^O. 
Wasser. 

H^0\  das  natürlich  yorkommende  Wasser  ist  wohl  nie  chemisch 
rein,  stets  dnrch  aufgelöste  Substanzen  verunreinigt  Weich  heißt  es, 
wenn  wenig  Salze,  hart,  wenn  viel  Salze,  namentlich  größere  Mengen 
von  Gips  darin  aufgelöst  sind.  iVaC^haltiges  Wasser  nennt  man  Soole ; 
hierher  gehört  auch  das  Meerwasser,  das  bis  gegen  5  %  feste  Be- 
standteile, hauptsächlich  NaCl  enthält;  ebenso  auch  das  Wasser 
mancher  abflußloser  Seen,  z.  B.  des  Toten  Meers,  das  mit  NaCl  bei- 
nahe gesättigt  ist  Im  allgemeinen  nennt  man  Wasser  mit  erheb- 
lichen Mengen  von  gelösten  festen  Bestandteilen  Mineralwasser;  diese 
sind  außer  NaG  nementlich  MgSO^,  Na^SO^,,  Na^CO^,  FeCO^  etc. 
meist  eines  oder  das  andere  vorwiegend,  und  danach  wird  das  Wasser 
benannt ;  Bitterwasser,  Eisenwasser  etc.  Wasser  mit  CO^  heißen  Säuer- 
linge, solche  mit  FeCO^  Eisensäuerlinge,  mit  Na^CO^  alkalische  Säuer- 
linge etc.;  Wasser  mit  H^S  heißt  Schwefelwasser.  Das  Wasser  ist 
flttssig,  erstarrt  bei  0^  kiystallinisch  (hexagonal,  siehe  Eis),  hat  bei 
4^  seine  größte  Dichtigkeit:  G.  =  1  bei  760  mm  Barometerstand. 
Dehnt  sich  beim  Gefrieren  stark  aus,  so  daß  es  dabei  Felsen 
sprengen  kann;  1  Vol.  Wasser  von  0®  gibt  1,0895  Vol.  Eis. 
Siedet  bei  100^  C.  Es  ist  farblos,  in  dicken  Schichten  blau,  bei 
Verunreinigung  mit  geringen  Mengen  organischer  Bestandteile  braun 
oder  grün;  in  großen  Wasserbecken  (Seen,  Meeren  etc.)  hängt  die 
Farbe  aber  auch  von  der  Beschaffenheit  des  Grundes,  der  Art  der 
Beleuchtung  durch  die  Sonne  etc.  ab.  n  =  1,3309;  1,3336;  1,3442  fttr 
die  Linien  B,  D,  H  des  Spektrums.  Das  Vorkommen  des  W.  ist  ein 
ganz  allgemeines,  es  ist  das  verbreitetste  Mineral.  Nach  dem  Vor- 
kommen etc.  unterscheidet  man :  Gebirgsfeuchtigkeit,  dasjenige,  welches 
die  Gesteine  in  der  Erdkruste  durchtränkt,  Quellwasser  (wobei  man 
kalte  und  warme  Quellen  (Thermen)  zu  unterscheiden  hat),  Fluß-, 
See-,  Meerwasser  etc. 

Die  Gebirgsfeuchtigkeit  ist  insofern  von  besonderer  Wichtigkeit, 
als  sie  in  der  Hauptsache  die  hydrochemischen  Mineralbildungs-  und 
Umbildungsprozesse  in  der  Erdkruste  vermittelt  (309,  310). 

Eis  (nebst  Schnee  und  Reif). 
H^Oj  krystallinisch  erstarrtes  Wasser,  stets  rein,  auch  wenn  das 
Wasser  gelöste  Stoffe  enthält,  z.  B.  das  Meerwasser  (abgesehen  von 


506  Oxyde. 

mechanisch  eingeschlossener  Mutterlauge).  Hexagonale  Tafeln,  Prisma 
mit  Basis,  auch  wohl  Dihexaederflächen ;  sechsstrahlige,  oft  dendritische 
Erystallgruppen  bilden  die  Schneesteme  und  Eisblumen.  Zerbrechlich, 
keine  deutliche  Spaltbarkeit,  Bruch  muschlig;  mild  ins  Spröde;  sehr 
plastisch.  Getrennte  Stficke  können  unter  Druck  zu  einer  homogenen 
Masse  zusammenfirieren  (Regelation).  H.  =  1^ — 2.  G.  =  0,918  bei  0^ 
Schwache  D.  Br.+;  ca  =  1,30598  (r.);  1,31200  (gr.);  1,31700  (v.);  €  = 
1,30734  (r.);  1,31360  (gr.);  1,32100  (v.).  Glasglänzend.  Durchsichtig 
bis  durchscheinend,  meist  farblos,  in  dicken  Schichten  ebenfalls  blau. 
In  kleineren,  meist  rasch  wieder  schmelzenden  Massen  bildet  sich  Eis 
als  Schnee,  Hagel  und  als  winterliche  Decke  der  Wasserflächen  kälterer 
Gegenden,  auch  auf  dem  Grunde  der  letzteren  als  Grundeis.  In 
Gegenden,  wo  die  mittlere  Jahrestemperatur  unter  0^  liegt,  häufen 
sich  Eismassen  an,  von  denen  aus  sich  Eisströme,  die  sog.  Gletscher, 
in  wärmere  Gegenden  hinein  erstrecken.  Jenseits  der  Schneegrenze, 
welche  in  den  Polargegenden  sehr  weit,  bis  auf  den  Meeresspiegel, 
herabsteigt,  in  wärmeren  Gegenden  aber  nur  im  Hochgebirge  erreicht 
wird,  sammelt  sich  der  Schnee  an,  der  sich  allmählich  zu  Firn,  einer 
körnigen  Eismasse  —  jedes  Korn  ein  Individuum  —  umwandelt,  aus 
der  dann  das  kompakte  Gletschereis  entsteht.  Beim  Frieren  eines 
ruhigen  Wasserspiegels  bildet  sich  an  der  Oberfläche  eine  Eisschicht, 
von  gleicher  krystallographischer  Orientierung  durch  die  ganze  Masse 
hindurch;  die  Hauptachse  steht  zur  Wasserfläche  senki*echt.  Beim 
Auftauen  dicker  Eisplatten  zerfallen  dieselben  häufig  in  ein  Haufwerk 
dünner  Stengel,  welche  senkrecht  auf  der  Oberfläche  der  Platten 
stehen.  Stalaktitisch  als  Eiszapfen.  Deutliche,  meßbare  Erystalle, 
einzeln  oder  zu  Drusen  vereinigt,  bilden  sich  nicht  selten,  z.  B. 
auf  Grashalmen  und  anderen  Gegenständen,  welche  aus  größeren 
Schneeflächen  herausragen,  durch  Sublimation  aus  dem  umgebenden 
Schnee. 

(Klocke,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1879,  pag.  272  und  1880,  I,  pag.  159;  Fatterer, 
Yerhandlgn.  natnrwissensch.  Vereins  Karlsruhe,  Bd.  14,  1901,  pag.  3;  ▼.  Drygalski, 
Grönlandexpedition  1897,  N.  Jahrb.  1900,  I,  71,  1901,  I,  37;  Mttgge,  ibid.  1895,  ü, 
211;  1899,  n,  123;  1900,  H,  80.) 

Botknpfererz  (Cuprit). 

Cu^O\  88,8  Cu.  Regulär,  und  zwar  gyroedrisch  (an  Krystallen 
von  ComwaU  beobachtet).  Meist  Oktaeder  und  Granatoeder,  selb- 
ständig oder  in  Kombination,  auch  Würfel,  und  seltener  andere  regu- 
läre Formen  (202  (211),  20  (221)  etc.);  zuweilen  in  komplizierten 
Kombinationen. 

Ziemlich  deutliche  oktaedrische  Spaltbarkeit;  spröde;  H.  = 
3^—4;   G.  =5,7 — 6,1.     Bot   in   verschiedenen   Nuancen;   hellcoche- 


Rotknpfererz.  507 

nillerot  (die  sog.  Kupferblüte)  bis  dankelkirschrot  ins  Bleigraue;  der 
Strich  im  letzteren  Falle  heller  und  braunrot  Halbdnrchsichtig  bis 
durchscheinend,  selten  durchsichtig;  halbmetallischer  Diamantglanz. 
t»  =  2,849  (r.),  also  sehr  starkes  Lichtbrechungsvermögen.  In  Säuren 
und  in  Ammoniak  löslich;  y.  d.  L.  auf  Kohle  erst  schwarz  werdend, 
dann  schmelzend  und  sich  zu  einem  Eupferkom  reduzierend. 

Findet  sich  häufig  in  deutlichen  Erystallen,  die,  auf  derbem  Bot- 
kupfererz aufgewachsen,  Dinsen  bilden;  selten  sind  die  KrystaUe,  zu- 
weilen zu  Gruppen  vereinigt,  eingewachsen  und  zwar  im  Ton,  so  in  be- 
trächtlicher Größe  z.  B.  bei  Chessy  in  der  Nähe  von  Lyon.  Das  häufigste 
Vorkommen  sind  aber  derbe  blättrige  bis  dichte  Massen,  die  sich  mit  ge- 
diegenem Kupfer  und  anderen  Kupfererzen  auf  Gängen  und  Lagern  im 
Granit,  Gneiß  und  in  Sedimentärgesteinen  finden,  so  z.  B.  im  Dillenburgi- 
sehen  in  Nassau,  im  Westerwald,  im  Siegenschen,  in  Gornwall,  im  Banat, 
im  Ural  an  mehreren  Orten  (Gumeschewsk,  Nischne-Tagilsk,  Bogos- 
lowsk  etc.),  im  Altai,  in  Chile,  auf  Cuba,  in  Südafrika,  Australien  etc. 
Es  wird  zuweilen,  wenn  es  sich  in  genügenden  Massen  findet,  auf 
Kupfer  verhüttet  Eine  eigentümliche  Abart  des  Eotkupfererzes  ist 
die  hellrote  Kupferblüte  (Chalkotrichit),  lange  und  dünne  haarförmige 
Kryställchen,  meist  zu  filzartigen  Aggregaten  verwachsen  auf  Quarz. 
Man  hat  diese  haarförmigen  Gebilde  früher  für  nicht  regulär  gehalten, 
es  hat  sich  aber  herausgestellt,  daß  sie  isotrop  und  daher  nur  eine 
eigentümliche  Erscheinungsweise  des  Botkupferei*zes  sind,  die  be- 
sonders bei  Rheinbreitbach  am  Rhein,  auch  in  Ciomwall  vorkommt. 

Das  Rotkupfererz  entsteht  leicht  durch  Oxydation  aus  gediegenem 
Kupfer,  Pseudomorphosen  bildend.  Meist  durch  Oxydation  von  schwefel- 
haltigen Kupfererzen,  besonders  des  Kupferkieses  und  des  Buntkupfer- 
erzes. Das  Vorkommen  ist  dem  entsprechend  auf  die  oberen  TeUe, 
das  Ausgehende;  der  Lagerstätten  beschränkt,  wo  der  Sauerstofi'  der 
Luft  einwirken  konnte;  begleitet  ist  es  dort  von  ähnlich  entstandenen 
Mineralien,  wie  Brauneisenstein  etc.  Es  bildet  sich  dabei  häufig  ein 
ziegelrotes,  erdiges  Gemenge  von  Cu^O  und  Fe^O^^  resp.  Eisenoxyd- 
hydrat, welches  als  Ziegelere  bezeichnet  wird,  und  ein  kompaktes, 
braunes  pechglänzendes  Produkt  von  ähnlicher  Zusammensetzung,  das 
Kupferpechere.  Seinerseits  nimmt  das  Rotkupfererz  häufig  noch  mehr 
0,  sowie  H^O  und  CO^  auf,  und  geht  in  den  grünen  Malachit  über, 
ebenfalls  Pseudomoi'phosen  bildend;  solche  sind  z.  B.  vielfach  die 
oben  erwähnten  großen  Krystalle  von  Chessy  bei  Lyon.  Zuweilen 
zu  ged.  Kupfer  reduziert,  auch  als  Pseudomorphosen  von  Kupfer  nach 
Rotkupfererz.  Bei  Medno  Rudiansk  im  Ural  in  Tenorit,  (7t#0,  ver- 
wandelt. 

(G.  Rose,  Reise  in  den  Ural,  Bd.  I,  pag.  264;  Miere,  Philos.  mag.  Vm,  1889, 
pag.  207.) 


508  Oxyde. 

Oxyde  BO. 

Sehwarzknpfererz  (Tenorit,  Melaconit,  Kupfei*schwärze  z.  T.). 

CuO;  79,85  Cu.  Findet  sich  in  Gestalt  dünner  schwarzer,  gelb- 
lichbraun durchscheinender,  metallisch  glänzender  sechsseitiger  Eiystall- 
plättchen  des  triklinen,  vielleicht  auch  des  monoklinen  Eiystall- 
systems  auf  Laven  des  Vesuvs  (Tenorü).  Entstanden  durch  Zer- 
setzung von   Dämpfen  von   CuCl^    durch  Wasserdämpfe    nach   der 

Formel:  OwC^a-f  £rjO  =  GwO-f  2flC7.    (KaUcowsky,  Zeitschr.  f.  Kryst  m, 

279, 1879.)  Sodann  als  feines  schwarzes  Pulver,  ebenfalls  auf  Vesuv- 
laven oder  als  kompakte  braunschwarze  Massen  mit  anderen  Kupfer- 
erzen zusammen  (Kupferkies,  Buntkupfererz  etc.),  aus  denen  es  wahr- 
scheinlich durch  Verwitterung  entstanden  ist  (Mdaconit).  Für  diese 
kompakten  Massen  ist  H.  =  3,  6.  =  6,25.  Der  Melaconit  findet  sich 
in  großen  Quantitäten  auf  den  Kupfererzlagerstätten  in  Nordamerika 
im  Staate  Michigan  am  Oberen  See;  mitvorkommende  wUrflige 
Krystalle  dieser  Substanz  gelten  für  Pseudomorphosen  nach  Bunt- 
kupfererz  oder  Botkupfererz.  Ebenso  findet  es  sich  auch  im  Harz^ 
bei  Ducktown  in  Tennessee,  auf  den  Kupfererzlagerstätten  der 
Wüste  Atacama  in  Chile  etc.    Wird  auf  Kupfer  verhüttet 

Das  Verhältnis  des  Tenorits  znm  Melaconit  ist  noch  nicht  sicher  festgestellt. 
Unter  Kupferschioärze  versteht  man  ein  unreines  CuO,  was  sich  als  dünner  schwarzer 
(nicht  blauer,  dieser  ist  Eapferindig,  CuS)  Überzog  anf  Kupferkies  nicht  selten  findet 

Bleiglätte  (Bleiocker,  Hassicot),  PbO;  blaOgelbes  Pnlver,  auch  feinschuppig, 
wachsglänzend,  mit  Weißbleierz  anf  Bleiglanz.  Badenweiler,  anch  an  mehreren  Orten 
in  Mexiko  etc.  Das  Vorkommen  ist  z.  T.  zweifelhaft  in  Bezug  auf  seine  natürliche 
Entstehung.    Künstliche  KrystaUe  rhombisch. 

Isomorphe  Gruppe  des  Perl k las  (regulär). 

Periklas.  MgO,  kleine  grüne  Oktaeder  in  Kalkauswürflingen  der  Somma. 
Oktaedrisch  auch 

Bunsenit  NiO,  grün,  Johanngeorgenstadt  mit  Nickelocker  als  Zersetznngs- 
produkt  Ton  Chloanthit  etc. 

Manganosii,    MnO,  grün.    Longbanshyttan  inWermland  mit  Manganerzen. 

Cadmiumoxyd.  CdO,  Metallisch  glänzende  schwarze  Überzüge  auf  Kiesel- 
zinkerz bestehen  aus  lauter  winzigen  Oktaederchen. 


Botzinkerz  (Zinkit,  Spartalit). 

ZnO,  stets  luanganhaltig  (bis  12%  Mn^O^);  die  Formel  ist  wohl: 
{Zn,  Mn)0.  Hexagonal,  aber  deutliche  natfirÜche  KrystaUe  sind  noch 
nicht  gefunden.  Bildet  sich  bei  manchen  Hüttenprozessen  als  fast  farb- 
loses, gelbliches  oder  grünliches  Sublimationsprodukt  in  ausgezeichneten 
Erystallen:  hexagonale  Prismen  mit  mehreren  Dihexaedem  der* 
selben  Stellung,  z.  B.  P  (lOll),  Basis  etc.,  die  vielfach  ausgesprochen 
hemimorph  sind ;  a:c  =  l:  1,6219.     Basische   Spaltbarkeit  deutlich,. 


Botzinkerz.    Isomorphe  Reihe  des  Korunds.  509 

weniger  deutlich  eine  prismatische.  Spröde ;  H.  =  4— 4^.  G.  = 
5,43—5,7.  Diamantähnlicher  Metallglanz,  nicht  stark.  Dnnkelrot 
durch  den  Jlfn-Gehalt,;  orangegelber  Strich;  dm^hscheinend.  -|-  D.  Br. 
V.  d.  L.  unschmelzbar,  gibt  2n-Beschlag,  in  Säuren  löslich.  In  derben, 
oft  großkörnigen  und  schaligen  Massen  mit  Franklinit  und  anderen 
Manganmineralien  und  mit  Kalkspat  nui-  zu  Sterling  Hill  und  Mine 
Hill,  Sussex  Co.,  New  Jersey.  Wird  hier  auf  Zn  verhtlttet,  da  es 
massenhaft  vorkommt  und  zwar  im  Kalk,  dem  Gnei£  eingelagert. 

(Rinne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1884,  n,  169;  Bosz,  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  15, 
1889,  pag.  621.) 

Oayde  JR^O^. 
Isodimorphe  Gruppe  von  Sb^O^  und  Aa^O^. 

Beide  krystallisieren  regnlär  nnd  rhombisch  resp.  monoklin.  Die  regulären, 
sowie  das  rhombische  nnd  das  monokline  Mineral  sind  isomorph  (287).  (Qroth,  Pogg. 
Ann.  Bd.  137,  pag.  414.) 

regnlär.  rhombisch,  resp.  monoklin. 

Sb^Ot  .  .  .  S^narmontit  .  .  .  Antimonblüte  axhic=^  0,3914 : 1 : 0,3367. 
As^Ot  .  .  .  Arsenolith  ....  Clandetit  =0,4040:1:0,3445;  /?»93<»37'. 

Alle  Tier  sind  wenig  verbreitet  und  unwichtig. 

S^narmontit  Sb^O%.  Begolär.  Weiße,  durchsichtige  bis  durchscheinende 
diamantglänzende  Oktaeder,  auch  derb  und  dicht.  Pemeck  in  Ungarn,  Sardinien, 
Mimine  in  Algier,  auch  in  Kanada.  H.  =  2— 27«.  G.  =  5,2— 5,3.  Zeigt  häufig  ano- 
male Doppelbrechung.    (Orosse-Bohle,  Inaug.  Diss.  Leipzig  1880.) 

Antimonhlüie  (Valentinit,  Weißspießglanzerz).  S&gOs.  Bhombisch.  Dünne 
weiße  oder  graue  demantglänzende  Plättchen  von  rechteckigem  Umriß  und  mit 
ausgezeichneter  brachydiagonaler  Spaltbarkeit,  häufig  zu  strahligen  oder  fächer- 
artigen Büscheln  yerwachsen.  Mit  Grauspießglanzerz  zu  Bräunsdorf  in  Sachsen  und 
zu  PHbram  in  Böhmen  als  Verwitterungsprodukt  Yon  antimonhaltigen  Erzen.  G.  = 
5,57.    (Laspeyres,  Zeitschr.  f.  Eryst.  IX,  1884,  pag.  162.) 

Arsenolith  (Arsenit,  Arsenikblüte).  Am^Oi-  Begulär.  Meist  erdig,  auch 
fasrig ;  Andreasberg,  Joachimsthal,  Markirch  (Yogesen).  Mit  anderen  Arsenmineralien, 
'besonders  Arsenkies  und  Speiskobalt  als  deren  Verwitterungsprodukt  Oktaedrische 
•KrystäUchen  nur  künstlich.    G.  =  3,69—3,72. 

Clavkdetit  As20t,  Monoklin.  In  dünnen  Plättchen;  San  Domingogrube  in 
Portugal  mit  Arsenkies.  Krystalle  mit  deutlicher  Begrenzung  bildeten  sich  bei  einem 
Grubenbrand  bei  Freiberg  und  bei  SchmöUnitz  in  Ungarn. 

Wismutocker  (Bismit).  Bi^Ot,  strohgelbe,  grüne  oder  hellgraue,  derbe  und 
erdige  Masse,  durch  Umwandlung  von  MgSi  und  anderer  Bt-haltiger  Mineralien  ent- 
standen und  Überzüge  auf  ihnen  bildend.   Schneeberg,  Joachimsthal,  ComwaU,  BoÜTia. 

Isomorphe  Reihe  des  Korunds  (hexagonal). 

Korund:  AltO^:  a. -0  =  1: 1,363  \     .      i^j-w     »j-i. 

•El«        1  rr  A»  1    1  Qto   }  rhomboednsch-hemiednsch. 

Eisenglanz :  Fe^Ot ;  =  1 : 1,359  ) 

Titaneisen:  FeTiO^i  1:1,359  ca.  \.      vj.i.**«*^.v 

D_    ,     ..    ,.  rr-A  •  -•   t  Q߀%        (  rhomboedrisch-tetartoedrisch. 

Pyrophanit:  JfnTtOj»  1:1,369        ) 

GeikieUth :  MgTiOt ;  1 : 1,470. 


510 


Oxyde. 


Korund« 

Äl^O^,  63,2  AI]  wenig  Fe^O^  und  andere  Verunreinigungen. 

Rhomboedrisch.  Das  Hauptrhomboeder  :R=R  (lOll),  JB/JB = 86<>  4' 
(E.  E.)  ist  häufig.  Damit  kombiniert  nicht  selten  allein  die  Basis 
c  =  OJB  (0001)  (Fig.  407),  so  daß  oft  Formen  entstehen,  die  mit  einem 
regnlären  Oktaeder  eine  gewisse  Ähnlichkeit  haben.  Die  Basis  zeigt 
zuweilen  eine  dreifache  Streifnng  unter  60®,  namentlich  wenn  sie  mit 
dem  zweiten  Prisma  verbunden  ist ;  die  Streifen  gehen  dann  entweier 
den  Prismenflächen  parallel  und  bilden  gleichseitige  Dreiecke,  oder 
sie  sind  auf  den  Prismenflächen  senkrecht  und  zerlegen  die  Basis  in 
sechs  dreieckige  Felder,  deren  gemeinsame  Spitze  im  Mittelpunkt 
liegt  und  deren  Grundlinien  die  Prismenflächen  bilden.  Dieses  zweite 
Prisma  s  =  ooP2  (1120)  ist  nicht  selten  und  sogar  häafig  herrschend 
mit  der  Basis  c  und  kleinen  Flächen  R  (Fig.  408).   Dihexaeder  2.  Stel- 


Fig.  407. 


Fig.  408. 


Fig.  409. 


Fig.  410. 


lung  sind  häufig,  besonders  ganz  steile,  entweder  f&r  sich  allein  oder 
doch  vorwaltend,  wie  in  Fig.  409,  wo  ?  =  4P2  (2241),  Iß  =  159®  12' 
(S.  E.)  mit  untergeordneten  Flächen  R  und  c  den  Erystall  begrenzen ; 
oder  mehrere  solche  übereinander  und  mit  anderen  Formen  in  Kombi- 
nation (Fig.  410),  wo  neben  s,  l,  c  und  R  noch  t  =  ^P2  (14 .  14 .  28 . 3) 
und  r==4P2  (2243),  r/r  =122<>  22'  (S.  K.)  vorkommen;  so  daß  ein 
hexagonales  Prisma  mit  bauchig  gekrümmten  Flächen  vorzuliegen 
scheint;  r  ist  dadurch  ausgezeichnet,  daß  seine  abwechselnden  E.  IC 
durch  die  Flächen  des  Hauptrhomboeders  R  abgestumpft  werden. 
Der  Habitus  der  Krystalle  ist  bald  mehr  rhomboedrisch  oder  pris- 
matisch (Fig.  407,  408),  bald  mehr  dihexaedrisch  (Fig.  409,  410,  oft 
auch  ohne  die  Basis  c).    (VergL  Bubin  und  Sapphir.) 

Zwillinge  gibt  es :  1.  nach  R :  meist  sind  einzelne  Lamellen  parallel 
den  Hauptrhomboederflächen  einem  größeren  Krystall  in  Zwillings- 
stellung nach  R  eingewachsen;  dadurch  entsteht  häufig  eine  schalige 
Absonderung  in  der  Richtung  der  Flächen  von  R,  welche  man  nicht 
mit  Blätterbrüchen  verwechseln  darf;  sie  ist  entweder  nur  einer,  oder 
zwei,  resp.  allen  drei  Flächen  R  parallel,  je  nachdem  einer  oder 
mehreren  dieser  Flächen  solche  Zwillingslamellen  parallel  gehen,  dann 
vielfach  ausgezeichnete  Zwillingsstreifung  über  die  ganze  Krystall- 
oberfläche  hin;  2.  nach  der  Basis  c:  eine  Anzahl  dünner  Lamellen. 


Korund.  511 

liegt  nach  dieser  Fläche  zwillingsartig  Übereinander,  die  abwechselnden 
in  paralleler,  die  aneinanderstoßenden  in  Zwillingsstellnng,  nnd  rnfen 
anch  in  dieser  Richtung  zuweilen  schalige  Absonderung  und  auf  den 
Prismenflächen  eine  horizontale  Streifung  hervor. 

Wirkliche  Blätterbrüche  sind  nicht  vorhanden.  Bruch  muschlig; 
spröde ;  H.  =  9 ;  härtestes  Mineral  nach  Diamant,  daher  als  Zapfen- 
lager in  feinen  Uhren,  als  Schleif-  und  Poliermittel  etc.  verwendet 
(vergl.  Smirgel).  G.  =  3,9—4,0,  unreiner  K.  =  3,7-4,3.  D.  Br. 
schwach — ;  01  =  1,768,  €  =  1,760  (r.);  zuweilen  anomal  zweiachsig. 
Durchsichtig  (edler  K),  auch  trübe  und  undurchsichtig  (gemeiner  K.). 
Glasglänzend,  der  edle  sehr  stark. 

Der  letztere  ist  selten  ganz  farblos  und  wasserhell  (LeuJuh 
sappkir);  meist  durch  Pigmente  gefärbt  Am  häufigsten  rot  (Rübin^ 
orientalischer  Bubin,  Hauptkrystallformen  Fig.  407  und  408)  oder  blau 
(Sapphir,  orientalischer  Sapphir,  Hauptkrystallformen  Fig.  409  und 
410),  häufig  nur  gefieckt,  besonders  der  Sapphir;  seltener  grün  (orien- 
talischer Smaragd),  gelb  (Orient.  Topas)  oder  violett  (orient.  Amethyst 
der  Juweliere);  alle  sind  höchst  wertvolle  Edelsteine.  Auch  der  ge- 
meine K.  ist  blau  (häufiger)  und  rot  (seltener),  zeigt  aber  außerdem 
noch  andere  trübe  Farben,  grünlich,  grau,  braun  (sog.  Demantspat) 
u.  a.  m.  Ausgezeichneter  Dichroismus,  z.  B.  beim  Rubin  0  dunkel-, 
E  hellrot ;  entsprechend  beim  Sapphir  dunkel-  und  hellblau.  Die  blaue 
Farbe  des  Sapphirs  wird  durch  Glühen  zerstört  Die  rote  des  Rubins 
verschwindet  in  der  Hitze  ebenfalls,  der  Stein  wird  aber  in  der  Kälte 
wieder  rot  wie  vorher,  nachdem  er  beim  Abkühlen  eine  Zeitlang  grlin 
gewesen  ist  Manche  Korunde  reflektieren  auf  der  Basis  einen  sechs- 
strahligen  Stern,  wenn  eine  Lichtflamme  darauf  gespiegelt  wird  (Stem- 
oder  Katzensapphir,  z.  B.  von  Ratnapura  in  Ceylon).  V.  d.  L.  un- 
schmelzbar. Im  Boraxglas  schwierig  aufgelöst.  Nach  dem  Schmelzen 
mit  Kaliumbisulfat  in  HCl  löslich,  sonst  von  keiner  Säure  angegriffen« 
Feines  Pulver  beim  Glühen  mit  Kobaltsolution  blau. 

Der  edle  K.  findet  sich  in  einzelnen  Körnern,  wahrscheinlich  auf 
sekundärer  Lagerstätte,  als  Einschluß  zuweilen  im  Basalt,  Rubin  z.  B. 
in  dem  von  Victoria  (Australien),  Sapphir  z.  B.  in  dem  von  Unkel  am 
Rhein  und  am  Ölberg  im  Siebengebirge;  in  größerer  Menge,  vorzugs- 
weise Sapphir,  in  einem  andesitischen  Gestein  in  Montana,  Nord- 
amerika. Das  wichtigste  Muttergestein  sind  aber  gneißartige  Ge- 
steine, wie  in  Ceylon,  wo  Rubin  und  Sapphir  nebeneinander  vor- 
kommen, und  die  ihnen  eingelagerten  kömigen  Kalke,  wie  in  Ober- 
Birma,  von  wo  die  meisten  Rubine  (Sapphire  fehlen  fast  ganz),  die 
kostbarsten  bekannten  Edelsteine,  in  den  Handel  kommen,  im  Mutter- 
gestein vielfach  vollkommen  ringsum  auskrystallisiert  Die  meisten 
edlen  Korunde  werden  aber  nicht  aus  dem  Muttergestein,  sondern  aus 


512  Oxyde. 

Seifen  (Wäschereien)  gewonnen,  so  an  allen  genannten  Orten,  ebenso 
aber  anch  bei  Tschantobnn  in  Siam,  das  sehr  viele  schöne  Sapphire 
liefert,  in  Australien  etc.  In  Enropa  wäre  etwa  die  Iserwiese  am 
Ursprung  des  Iserflosses  zu  nennen,  wo  eine  kleine  Anzahl  schöner 
Sapphire,  aus  Gneiß  stammend,  gefunden  worden  ist  In  den  Seifen 
sind  die  Steine  meist  stark  abgeschliffen  und  werden,  wie  im  Mutter- 
gestein, von  Spinell,  Hyacinth,  Chrysoberyll  etc.  begleitet. 

Der  gemeine  K  kommt  in  deutlichen  Krystallen,  einzelnen  Eömem 
und  in  derben  Massen  bis  zum  Gewicht  von  mehreren  Centnem  vor, 
hauptsächlich  im  Granit,  Gneiß,  Glimmerschiefer,  Chloritschiefer,  über- 
haupt im  Urgebirge.  Bekannte  Fundorte  sind:  Wolfshau  im  Riesen- 
gebirge, Biella  in  Piemont,  hier  etwas  zersetzt  und  weicher,  im  Ural 
bei  Miask  und  Mursinsk,  sowie  in  den  Goldwäschereien  an  der  Bor- 
sowka  im  Barsowit  (Anorthit).  Aus  China  kommt  der  braune  Demant- 
spat. In  Nordamerika  sehr  verbreitet,  besonders  in  Nord-Carolina, 
wo  in  der  Cnlsagee-Grube  am  Corundum  Hill  bis  3  Centner  schwere 
Krystalle  im  Serpentin,  femer  in  ehester  Co.,  Mass.  auf  einem  Gang 
im  Glimmerschiefer  etc.  Reich  ist  auch  Kanada.  Massenhaft  im  süd- 
lichen Indien  im  Gneiß  etc.  Auch  im  kömigen  Dolomit  findet  sich 
gemeiner  K,  so  in  dem  vom  Campolongo  am  St.  Gotthard.  Ebenso 
trifft  man  ihn  nicht  selten  in  Seifen  und  Sauden. 

Eine  besonders  wichtige  Varietät  des  gemeinen  K.  ist  der  Smirgel. 
Er  ist  an  sich  blau,  braun  oder  grau,  aber  durch  Eisenglanz,  Magneteisen 
u.  a.  Beimengungen  sind  die  Stücke  schwarz  gefärbt  und  anch  weicher 
als  reiner  Korund.  Er  findet  sich  in  großen  feinkörnigen  Massen  den 
krystallinischen  Schiefem  eingelagert,  die  beste  Sorte  auf  der  Insel 
Naxos,  weniger  gute  Abänderungen,  mit  stärkerer  Veranreinigung, 
aber  in  viel  größeren  Massen  als  auf  Naxos,  in  Kleinasien  in  dem 
Gebiet  zwischen  den  Städten  Magnesia,  Tir6  (s.  ö.  Smyraa)  und  Aidin 
'(am  Mäander),  am  Gümmüschdagh ;  kleinere  Mengen  auch  auf  Samos, 
Chios  und  Cypern;  ferner  bei  ehester  in  Massachusetts;  am  Ochsen- 
kopf bei  Schwarzenberg  in  Sachsen  etc.  Der  Smirgel  wird  im  großen 
gewonnen,  besonders  auf  Naxos  und  in  zehnmal  größerer  Menge  in 
Kleinasien  (Türkischer  oder  Levantiner  Smirgel);  er  wird  sodann  zu 
Schleif-  und  Polierpulver  und  zu  Geräten  zum  Abschleifen  und  Ab- 
drehen von  Metallen  und  zu  ähnlichen  Zwecken  verarbeitet;  in  der- 
selben Weise  wird  auch  der  reinere  gemeine  Korund  benützt. 

Edler  zum  Schmuck  geeigneter  Korand,  vorzugsweise  Rubin  in 
kleinen  Krystallen  kann  künstlich  durch  Zusammenschmelzen  von 
Al^O^  mit  Flußmitteln  (z.  B.  BaF^  oder  Cal^)  und  etwas  E^Cr^Oj 
zur  Färbung,  erhalten  werden.  Aus  sehr  J-i^Og -reichen  Silikatschmelz- 
flüssen krystallisiert  ebenfalls  Korund  aus.     (Fr6my,  Synthese  da  rubiB, 

Paris  1891;  Morozewicz,  Min.  u.  petr.  MitÜgn.  XVm,  1898,  pag.  1.) 


Eisenglanz.  513 

(C.  Klein,  N.  Jahrb.  Min.  1871,  487;  Genth,  Contrib.  from  laboratory  of  the 
Univ.  of  Pennsylvania  1873;  Tschermak,  Min.  u.  petr.  Mittlgn.  I,  1878,  362  und 
XIV,  1895,  pag.  311;  Bauer,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1896,  II,  pag.  197  und  408; 
Melczer,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XXXV,  1902,  561.) 

Eisenglanz  (Roteisenstein,  Hämatit). 

Fe^O^,  70,0  Fe;  in  den  Krystallen  vielfach  etwas  MgO,  FeO  und 
TiO^  (FeTiO^),  namentlich  in  den  alpinen,  den  Übergang  zum  Titan- 
eisen vermittelnd;  die  derben  und  dichten  Massen  sind  oft  durch  alle 
möglichen  Beimengungen  stark  verunreinigt,  so  durch  SiO^  (manch- 
mal Quarz),  P^O^,  CuO,  Ton  etc. 

Die  Kiystallform  ist  rhomboedrisch  und  der  des  Korunds  sehr 
ähnlich.  Das  Hauptrhomboeder  R  =  R  (1011)  hat  RjR  =  85^  58'  (E. 
K.),  ist  also  einem  Würfel  sehr  ähnlich;  es  begrenzt  die  Krystalle 
manchmal  für  sich  allein,  z.  B.  die  auf  den  Zinnerzlagerstätten  von 
Altenberg  in  Sachsen,  wo  die  Flächen  B  in  der  Richtung  der  schiefen 
Diagonale  deutlich  gestreift  sind;  nicht  selten  sind  die  E.  K.  von  R 
durch  die  Flächen  des  nächsten  stumpferen  Rhomboeders  o  =  —  ^jR 
(0112)  abgestumpft  (Fig.  180)  (Altenberg);  oder  die  E.  E.  von  R  ist 
abgestumpft  durch  die  Basis  c  =  OR  (0001),  welche  entweder  klein 
ist  (Fig.  407),  wie  z.  B.  bei  Krystallen  ebenfalls  von  Altenberg,  oder 
groß  (Fig.  411),  so  daß  die  Krystalle  oft  die  Gestalt  papierdttnner 
Plättchen  haben.    Dies  wird  u.  a.  oft  an  den  Eisenglanzsublimationen 


^    S     '>' 


Fig.  411.  Fig.  412.  Fig.  413. 

der  Vulkane  beobachtet,  an  deren  Rändern  auch  zuweilen  das  Gegen- 
rhomboeder  1=  —  R  (Olli)  neben  oder  statt  R  auftritt.  Die  Basis 
zeigt  hier  nicht  selten  eine  deutliche  gleichseitig  dreieckige  Streifung, 
ähnlich  wie  an  dem  Krystall  Fig.  413.  R  neben  —  R  (und  zahlreichen 
anderen  Flächen)  tritt  u.  a.  an  den  Krystallen  aus  den  Zinnsanden 
von  Durango  in  Mexiko  auf  und  bildet  dort  scheinbar  vollflächige  di- 
hexaedrische  Krystalle.  Sehr  verbreitet  ist  das  auch  beim  Korund  vor- 
kommende ILDihexaeder:  r  =  |P2  (2243),  r/r  =  128<>  0'  (E.  K.),  z.  B. 
Fig.  412  mit  R  zusammen,  dessen  Flächen  die  abwechselnden  E.  K. 
rjr  gerade  abstumpfen ;  die  E.  E.  ist  hier  durch  eine  rundliche  Fläche 
ersetzt,  welche  in  der  Richtung  ihrer  Kante  gegen  R  stark  gestreift 
ist  (Krystalle  von  Elba);  diese  rundliche  Fläche  besteht  aus  drei 
krummen  und  daher  allmählich  ineinander  übergehenden  Flächen  des 

Bauer,  Mineralogie.  ^3 


614  Oxyde, 

zweiten  stumpferen  Ehomboeders  z  =  \R  (4041).  Seltener  ist  an  den 
Erystallen  nur  B  und  r  (Altenberg)  oder  neben  r  noch  das  zweite 
Prisma  s  =  ooP2  (ll50),  dessen  Flächen  die  S.  K.  von  r  gerade  ab- 
stumpfen, sowie  eine  kleine  Basis  (Reichenstein  in  Schlesien  und 
Framont  in  den  Vogesen);  oder  r  nur  mit  der  die  E.  E.  abstumpfen- 
den Basis  (an  denselben  Orten) ;  oder  auch  das  Prisma  s  mit  der  Basis 
(Framont)  oder  R  mit  Abstumpfung  aller  Kanten  durch  die  Flächen 
von  s  und  die  des  nächsten  stumpferen  Ehomboeders  o  =  —  |jR  (0112). 
Das  zweite  Prisma  s  ist  besonders  an  Krystallen  von  Durango  in 
Mexiko  stark  entwickelt.  Das  erste  Prisma  n  =  ooB  (1010)  ist  seltener, 
als  das  häufige  s,  kommt  aber  auch  zuweilen  vor  (Framont).  Skaleno- 
eder  sind  im  allgemeinen  nicht  sehr  verbreitet ;  eines  der  gewöhnlichsten, 
aber  immer  noch  seltenen  ist  y  =  iB3  (4265),  die  Kante  E/r  an  den 
Krystallen  der  Fig.  412  abstumpfend.  Einen  sehr  flächenreichen 
Krystall  aus  den  Alpen  (St  Gotthard)  stellt  Figur  413  dar,  an  dem 
auBer  den  nach  dem  vorhergehenden  bekannten  Flächen  noch  vor- 
kommen: das  nächste  schärfere  Rhomboeder  u  =  —  2J?  (0221),  die 
beiden  Skalenoeder:  d  =  R5  (2131)  und  e  =  —  2I{3  (2461),  die  Kanten 
Bis,  resp.  ujs  abstumpfend,  sowie  das  zwölfseitige  Prisma:  i  =  ooP^ 
(2ll30).  An  diesem  E[rygtall  ist  die  E.  E.  der  Rhomboeder  B  und  u 
durch  die  Basis  c  abgestumpft,  die  in  die  Flächen  u  dadurch  all- 
mählich übergeht,  daß  die  Kanten  c/u  durch  die  in  diesen  Richtungen 
gestreiften  und  etwas  gekrümmten  Flächen  v  abgestumpft  sind;  die 
Fläche  c  selbst  ist  dann  auch  hier  deutlich  in  diesen  Richtungen, 
also  dreifach  gestreift 

Zwillingsbildung  ist  häufig,  nach  denselben  beiden  Gesetzen,  wie 
beim  Korund.  1.  Nach  B ;  auch  hier  sind  wie  beim  Korund  Zwillings- 
lamellen eingewachsen,  welche  nach  B  eine  schalige  Absonderung  und 
auf  der  Basis  c  Zwillingsstreifen  in  der  Richtung  dieser  Flächen  her- 
vorrufen. 2.  Nach  c ;  hier  sind  die  Individuen  entweder  mit  Prismen- 
flächen aneinandergewachsen,  wie  bei  manchen  der  dünnen  vulkanisch 
sublimierten  Täfelchen,  oder  sie  sind  mit  gemeinsamer  Vertikalachse 
durcheinandergewachsen  und  bilden  Ergänzungszwillinge.  Zuweilen 
sind  auch  mehrere  Individuen  nach  der  Fläche  c  verwachsen,  manch- 
mal papierdünne  Plättchen,  welche  eine  schalige  Absonderung  auch 
nach  c  hervorbringen. 

(Strttver,  Schriften  der  Turiner  Akademie  VIT,  1871  (bes.  die  ErystaUe  von 
Slba  und  TrayerseUa);  Bücking,  Zeitschr.  f.  KiyvL  I,  II;  G.  v.  Ratk,  ibid.  I;  Bauer, 
Zeitsclir.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  XXYI,  1874,  pag.  176;  Hessenberg,  Min.  Not.  an 
mehreren  Stellen;  Mttgge,  N.  Jahrb.  1  Min.  1886,  II,  315  und  1889,  I,  231.) 

Das  natürliche  Eisenoxyd  ist  in  HCl  langsam  löslich  und  in  HF 
nicht  vollkommen  unlöslich.  Wenig  magnetisch.  H.  =  5^ — 6^ ;  G.  = 
4,9—5,3.    V.  d.  L.  schwer  schmelzbar,  zuweilen  unter  Funkensprühen ; 


Eisenglanz.  515 

nach  dem  Erhitzen  stärker  magiietiscli^  besonders  nach  dem  Olfihen 
in  der  Beduktionsflamme ,  da  es  in  Magneteisen  übergeht 

Die  einzehien  Vorkommnisse  des  Eisenglanzes  sind  z.  T.  änß^- 
lich  sehr  voneinander  verschieden.  Teilweise  sind  sie  stark  me- 
tallisch giftnzend,  schwarz,  teilweise  nicht  metaUUsch  nnd  rot;  stets 
ist  aber  der  Strich  rot  Nach  der  äußeren  Erscheinung  hat  man  eine 
Anzahl  von  Varietäten  unterschieden,  welche  aber  ineinander  all- 
mählich übergehen  und  keineswegs  scharf  auseinandei*gehalten  werden 
k&nnen. 

a)  Eisenglam  (Glanzeisenerz).  Metallisch  glänzend,  die  Erystalle 
oft  sehr  stark ;  schwarz  bis  dunkelstahlgrau,  undurchsichtig,  nur  ganz 
dünne  Plättchen  mit  roter  Farbe  durchscheinend  bis  durchsichtig; 
Strich  kirschrot  Findet  sich  sehr  häufig  in  schön  ausgebildeten 
Erystallen,  welche  meist  dicke  Tafeln  und  niedere  Prismen,  auch 
dünne  Lamellen  bilden,  seltener  langgezogene  Säulen,  wie  die  Kombi- 
nationen 8j  r,  c  etc.  Ton  Reichenstein  u.  a.  0.  Die  krystallographischen 
Verhältnisse  sind  oben  angegeben  worden.  Die  E^stalle  sind  fast 
stets  aufgewachsen,  und  zwar  entweder  auf  derbem,  kömigem  Eisen- 
glanz oder  auf  Klüften  und  Spalten  in  Silikatgesteinen  verschiedener 
Art.  Mit  derbem  Eisenglanz  und  anderen  Eisenerzen  zusammen 
finden  sich  die  ausgezeichneten,  zuweilen  an  der  Oberfläche  in  präch- 
tigen Anlauffarben  spielenden  Krystalle  von  Elba  (Fig.  412);  die 
E[rystalle  von  Traversella  in  Piemont,  Framont  und  Altenberg  etc. 
Außer  Verbindung  mit  massenhaft  vorkommenden  Eisenerzen  be- 
sonders schöne  Krystalle  auf  den  Klüften  der  krystallinischen  Silikat- 
gesteine der  Alpen  an  vielen  Stellen,  mit  Adular,  Quarz  etc.,  so  am 
St  Gotthard,  im  Binnenthal  etc.  Es  sind  entweder  dicke  oder  dünne 
tafelförmige  Krystalle,  die  dünnen  Platten  zuweilen  wie  die  Blätter 
einer  Rose  zur  Druse  gruppiert  (Eisenrosen).  Einen  hierher  gehörigen 
Krystall  gibt  Fig.  413.  Den  Eisenrosen  ähnliche  Drusen  von  Capao 
in  Brasilien.  Die  alpinen  Krystalle  sind  z.  T.  etwas  TtOg-haltig  und 
werden  daher  auch  wohl  schon  zum  Titaneisen  gerechnet  (Basanomelan) ; 
manchmal  ist  auf  ihrer  Basis  schön  krystallisierter  Rutil  in  krystallo- 
graphisch  definierbarer,  regelmäßig  wiederkehrender  Weise  gesetzmäßig 
aufgewachsen  ((173)  und  Fig.  441*).  Sonst  finden  sich  Eisenglanzkrystalle 
aufler  Verbindung  mit  massenhaften  Eisenerzen  auf  den  Zinnsteingängen 
von  Altenberg  und  anderen  Orten  des  Erzgebirges,  bei  Reichenstein 
in  Schlesien,  in  den  Achatmandeln  von  Oberstein  a.  d.  Nahe  etc.  Die 
durch  vulkanische  Dämpfe  sublimierten  Krystalle,  welche  durch  gegen- 
seitige Umsetzung  von  Eisenchlorid-»  und  Wasserdämpfen  entstanden 
sind,  wurden  schon  (308)  erwähnt;  sie  finden  sich  am  Vesuv,  Ätna,  auf 
den  Liparen  etc. ;  femer  in  den  erloschenen  Vulkanen  des  Laachersee- 
gebiets,  der  Eifed,  des  Mont  Dore  etc.,  zuweilen  in  einzelnen  dfinnen 

33* 


516  Oxyde. 

oder  dickeren  Tafeln  auf  Lava  aufgewachsen,  zuweilen  breite  Spalten 
und  große  Hohlräume  ausfüllend.  Beinahe  mikroskopisch  kleine 
äußerst  dünne,  daher  rote  KrystäUchen  finden  sich  in  ungeheurer 
Anzahl  in  manchen  Mineralien  eingewachsen,  dieselben  rotfärbend  so 
im  Camallit  von  Staßfurt,  im  Sonnenstein  von  Tvedestrand,  im  Heu- 
landit  etc. 

Von  dem  derben  Eisenglanz  ist  zunächst  der  schalige  und  blätt- 
rige zu  erwähnen,  der  aus  einzelnen  mehr  oder  weniger  dicken, 
schwarzen  Plättchen,  zuweilen  aus  äußerst  dünnen  Lamellen  und 
Schuppen  zusammengesetzt  ist.  Die  Aggregate  sind  entweder  geradä- 
oder  krummschalig.  Wenn  die  Plättchen  sehr  dünn  sind,  nennt  man 
die  Masse  Eisenglimmer]  er  findet  sich  bei  Waidenstein  in  Kärnten 
mit  Schwefelkies,  auf  den  Eiseuglanzlagerstätten  von  Elba  ebenfalls 
mit  Schwefelkies,  derbe  schalige  Massen  überhaupt  vielfach  mit  dem 
körnigen  Eisenglanz  zusammen  auf  den  unten  zu  erwähnenden  Lager- 
stätten. Bei  Elba  durchsetzt  Eisenglimmer  in  Schnüren  den  derben 
Eisenglanz  etc.  In  manchen  krystallinischen  Schiefem  ersetzen  La- 
mellen von  Eisenglimmer  den  gewöhnlichen  Glimmer  und  es  entstehen 
dadurch  die  sog.  Eisenglimmer schief  er  ^  so  im  Soonwalde,  bei  Dobschau 
in  Ungarn,  Blansko  in  Mähren,  in  Portugal,  Frankreich,  Ungarn  und 
besonders  massenhaft  in  Brasilien  (Itabirit)  und  Südcarolina  etc., 
z.  T.  ziemlich  rein,  z.  T.  mit  beigemengtem  Magneteisen,  Quarz  etc. 
Ein  ähnliches  Vorkommen  gangförmig  am  Iron  Mountain  in  Missouri. 
Werden  die  Plättchen  sehr  klein,  so  bilden  sich  schuppige  Aggregate^ 
die  meist  lose  sind,  an  den  Fingern  schmutzen,  die  einzelnen  Schuppen 
wegen  zu  geringer  Dicke  zuweilen  nicht  mehr  schwarz  und  metall- 
glänzend, sondern  rot  durchscheinend  (Eisenrahm).  Solcher  findet 
sich  bei  Suhl  im  Thüringer  Wald  mit  Eisenerzen,  in  Quarzkugeln 
und  anderen  Hohlräumen  in  Porphyren,  im  Granit  von  Schönmünz- 
nach  im  Schwarzwald,  im  Fichtelgebirge,  in  den  Mandeln  mancher 
Melaphyre  etc. 

Am  massenhaftesten  ist  unter  den  derben  Varietäten  der  körnige 
und  dichte  Eisenglanz;  teils  grobkörnig,  die  einzelnen  Kömer  oft  nur 
lose  verbunden,  teils  feinkörnig  und  dicht,  aber  dann  auch  noch  stahl- 
grau. Er  bildet  in  seinen  verschiedenen  Varietäten  mit  anderen 
Strukturformen  des  Eisenglanzes,  mit  Boteisenstein,  sodann  mit  Magnet- 
eisen und  häufig  auch  mit  Silikatmineralien,  Pyrit  etc.  Lager  oft  von  un- 
geheurer Massenhaftigkeit,  besonders  in  den  krystallinischen  Schiefem. 
Hierher  gehört  das  Lager  von  Elba ;  fernere  Vorkommen  auf  der  Insel 
Utö,  in  Wermland  bei  Longbanshyttan,  sowie  bei  Norberg,  Grenges- 
berg  und  besonders  bei  Gellivara  in  Finmarken  u.  a.  a.  0.  in  Schweden 
mit  Magneteisen,  ebenso  in  Spanien,  Nordamerika  (Missouri  und  am 
Oberen  See)  etc.,  geringere  Mengen  im  Thüringer  Wald,  Eieseugebirge, 


Roteisenstein.  517 

bei  Framont  im  Elsaß  etc.  Auf  DrusenräüineD  sitzen  gut  ausgebildete 
Erystalle  (Elba).  Auf  Gängen  ist  der  körnige  und  dichte  Eisenglanz 
seltener.  An  den  meisten  genannten  Fundorten  wird  er  als  wichtiges 
Eisenerz  massenhaft  gewonnen. 

b)  Roteisenstein.  Deutlich  rot ;  in  dicken  Stücken  rötlich-stahlgrau 
meist  aber  blutrot;  stets  mit  rotem  Strich.  Wenn  die  Farbe  ins 
Stahlgraue  geht,  so  ist  der  Glanz  halbmetallisch,  im  anderen  Fall  ist 
er  nicht  metallisch  und  je  nach  der  speziellen  Beschaffenheit  der 
Masse  etwas  verschieden.  Der  halbmetallische  rötlich-stahlgraue  Rot- 
eisenstein schließt  sich  an  den  Eisenglanz  unmittelbar  au,  die  anderen 
Varietäten  desselben  entfernen  sich  von  ihm  z.  T.  sehr  weit.  Die 
Härte  ist  vielfach  geringer  als  beim  Eisenglanz  (H.  =  3,5).  G.  = 
4,5 — 4,9.  V.  d.  L.  und  gegen  Säuren  in  der  Hauptsache  wie  Eisen- 
glanz. 

Der  Roteisenstein  findet  sich  nie  in  regelmäßigen  Erystallen,  doch 
ist  auch  er  oft  krystallisiert,  wie  die  häufig  strahlige  und  fasrige  Be« 
schaffenheit  desselben  zeigt.  Die  Strahlen  und  Fasern  gehen  meist 
radial  von  einem  Punkt  aas ;  sie  halten  im  allgemeinen  fest  zusammen, 
vielfach  lassen  sich  aber  einzelne  sehr  spitze  und  dünne  Badialfasern 
von  der  Hauptmasse  ablösen.  Auf  Badialbrüchen  solcher  Aggi^egate 
beobachtet  man  einen  z.  T.  etwas  ins  Metallische  gehenden  Seiden- 
glanz. In  annähernd  radialer  Richtung  gehen  zuweilen  durch  solche 
fasrige  Roteisensteinaggregate  beinahe  ebene,  glatte,  metallisch  glän* 
zende  Absonderungsflächen  hindurch,  die  man  nicht  mit  Krystall* 
flächen  verwechseln  darf.  Sie  begrenzen,  wenn  sie  in  größerer  Anzahl 
vorhanden  sind,  vielfach  krystallähnliche,  spitz  kegelförmige  Gestalten, 
die  aber  im  Innern  nicht  einheitlich,  sondern  aus  exzentrisch  ver« 
laufenden  Fasern  gebildet  sind.  Zuweilen  hat  der  fasrige  Roteisen- 
stein eine  nierenförmige  bis  traubige  Oberfläche  (roter  OlasJcopf); 
dieser  rundlichen  Oberfläche  gehen  nicht  selten  auch  innere  Ab- 
sonderungsflächen parallel.  Manchmal  auch  oolithiscL  Der  fasrige 
Roteisenstein  findet  sich  in  mehr  oder  weniger  großen  Mengen  mit 
dichtem  Roteisenstein  zusammen,  die  fasrige  Varietät,  besonders  der 
rote  Glaskopf,  stets  die  Oberfläche  des  dichten  auf  Hohlräumen  etc.  als 
eine  mehr  oder  weniger  dicke  Kruste  überdeckend.  Dieser  rote  Glas- 
kopf findet  sich  in  schönen  Exemplaren  im  Erzgebirge  in  Sachsen 
und  Böhmen,  im  Siegenschen  und  sonst  am  Rhein,  im  Harz,  in 
Lothringen  und  an  vielen  anderen  Orten;  aber  viel  massenhafter  als 
der  fasrige  findet  sich  der  dichte  Roteisenstein^  rot  in  verschiedenen 
Nuancen,  ohne  Metallglanz.  Derselbe  ist  zuweilen  völlig  kompakt  und 
hat  dann  einen  flachmuschligen  bis  ebenen  Bruch,  zuweilen  ist  er 
auch  stark  porös  und  vollkommen  erdig  {roter  Eisenocker).  Der  Glanz 
ist  immer  gering.    Der  dichte  Roteisenstein  ist  meist  nicht  mehr  so 


518  Oxyde. 

rein,  wie  der  Eisenglanz  oder  rote  Glaskopf,  sondern  dnrch  Beimen- 
gongen  verschiedener  Art  veranreinigt.  Er  findet  sich  anf  Gingen 
nnd  Lagern  an  vielen  Orten,  das  Mnttergestein  des  fiofirigen  Roteisen- 
steins und  des  roten  Glaskopfs  bildend  (s.  o.),  der  in  gelingen  Mengen 
wohl  stets  dem  dichten  Eoteisenstein  eingemengt  ist  Auf  Gängen 
im  Harz  bei  Zorge,  Ufeld  eto,  im  Erzgebirge  bei  Altenberg,  Geier, 
Schneeberg,  Eibenstock.  Auf  Lagern  an  der  unteren  Lahn  bei 
Wetzlar,  Weilburg  etc.  und  sonst  im  rheinischen  Schiefergebirge  im 
Devon,  durch  Umwandlung  von  Ealk  oder  auch  von  Schalsteinen  ent- 
standen. Ähnlich  auch  im  Harz.  Mächtige  Lager  von  Boteisen  auch 
in  Böhmen,  an  zahlreichen  Oi-ten  in  Nordamerika  (Missouri,  Michigan, 
Wisconsin)  fast  stets  durch  Umwandlung  aus  anderen  Substanzen, 
nicht  selten  von  Magneteisen,  z.  T.  auch  aus  Brauneisen  entstanden. 

Wenn  der  dichte  Roteisenstein  mit  Ton  gemengt  ist,  so  hat  man 
den  intensiv  gefärbten  ratm  Teneisenstein  von  mattem  Bruch.  Der- 
selbe ist  noch  zuweilen  als  Eisenerz  verwendbar.  Er  ist  manchmal 
oolithisch,  wie  z.  B.  im  Lias  bei  Helmstedt  etc.  Nimmt  der  Tongehalt 
zu,  so  entsteht  der  Botel,  eine  sehr  weiche,  schreibende,  intensiv  rot 
gefärbte  Masse,  welche  zu  roten  Schreibstiften  verarbeitet  wird 
(Eaulsdoif  bei  Saalfeld  in  Thüringen).  Intensiv  rote  Tone  sind  sehr 
verbreitet;  sie,  wie  überhaupt  alle  intensiv  roten  Gesteine,  Porphyre, 
Sandsteine  etc.,  sind  durch  Eisenoxyd  in  feinster  Verteilung  (Rot^en- 
ocker)  gefärbt  Ein  roter  Ton,  der  durch  einen  Braunkohlenbrand 
geglüht  und  parallelstenglig  abgesondert  wurde,  ist  der  stmgUge  Te^ 
eisengtein  ans  dem  ndrdlidien  Böhmen. 

Zuweilen  ist  dem  Oxyde  £[ieselsäure  beigemengt  (kieseliger  Rot- 
eisenstein) und  es  werden  dadurch  alle  möglichen  Übergänge  zum 
roten  Eisenkiesel  und  zom  roten  Jaspis  hervorgebracht  Auch  Kalk 
ist  nicht  selten  beigemengt  (kalkiger  Roteisenstein). 

Eisenoxyd  in  seinen  verschiedenen  Varietäten  bildet  nicht  selten 
Pseudomorphosen,  so  z.  B.  nach  Ealkspatskalenoedem  boL  Snndwig 
in  Westphalen,  im  Siegenscfaen,  bei  Amönau  anweit  Marboi^  nnd  an 
viel^  anderen  Orten;  das  Material  der  Pseudomorphose  ist  z.  T. 
Eisenglanz,  z.  T.  Roteisenstdn.  Auch  Schwefelkies  und  S^teisen- 
stdn  findet  sich  vielfach  in  Eisenoxyd  verwandelt,  ebenso  Magnet- 
eisCT,  dessen  schwarze  Oktaeder  zuweilen  anen  roten  Strich  nnd  die 
Zusammensetzung  Fe^O^  haben  {Martit  von  Brasilien  etc.).  Eisenoxyd 
entsteht  femer  zuweilen  aus  Eisenoxydhydrat  durch  Wasserverlnst; 
nach  einer  Annahme  soll  aller  rote  Glaskopf  auf  diese  Weise  ans 
braunem  Glaskopf  entstanden  sein.  Umgekehrt  verwandelt  sich  aber 
anch  vielfach  Eisenoxyd  in  Eisenoxydhydrat  dnrch  Au&ahme  von 
Wasser,  z.  B.  in  Elba ;  anch  in  Magneteisen  geht  Eisenoxyd  manchmal 
über.    Eisenglanz  dient  zuweilen  als  Versteinemngsmittel,  so  bei  dai 


Titaneisen.  519 

Liasmnscbeln  von  Saumnr  in  Frankreicb.    Nicht  selten  regelmäßig 
mit  Hagneteisen  verwachsen,  z.  B.  am  Yesar. 

Der  Eisenglanz  und  Boteisensteiii  in  iliren  c.  T.  massenhaft  Torkommenden 
Al>fodeningen  gehören  mit  an  den  wichtigsten  Eisenersen.  Die  harten  Yarietütei 
werden  aneh  vielfach  ssnm  Polieren  benutzt  Boter  Glaskopf  wird  nnter  dem  Namen 
Blntstein  zu  Bingsteinen  geschliffen;  er  nimmt  bei  der  Politur  eine  schwarze  Farbe 
und  Metallglanz  an. 

TitaneiMa  (Bhomboedrisches  Titaneisen,  Ilmenit). 

Ist  eine  isomorphe  Mischung  von  mFe^O^  nnd  nFeTiO^,  wo 
Fe  z.  T.  dnrch  Mg  ersetzt  ist,  daher  das  letzte  Glied  allgemeiner 
w  (Fe,  Mg)  TiO^  oder  n  (J?>,  Mg)  0 .  TiO^  geschrieben  wird.  Man  kann 
somit  das  T.  nicht  als  eine  isomorphe  Mischung  von  Fe^O^  und  Ti^O^ 
auffassen,  was  an  sich  möglich  wäre,  da  es  dieselbe  Zahl  von  Atomen 
von  Fe  und  Ti  voraussetzt ;  aber  der  Jf^-Gehalt  würde  dann  die  An- 
nähme  von  Mg^O^  erfordern,  was  sich  chemisch  nicht  rechtfertigen 
ließe.  In  der  Mischung  fiberwi^  bald  das  erste,  bald  das  zweite 
Glied,  einige  Varietäten  enthalten  sogar  kein  Fe^O^^  so  der  Crichtonit 
von  Bourg  d'Oisans  (Dauphin^):  FeTiO^  mit  52,63  TiO^,  und  andere, 
darunter  das  Titaneisen  von  Gastein  (Kibdelophan)  und  das  Mg- 
haltige  T.  (Pikrotitanit,  Pikroilmenit)  von  Laytonsfarm  in  New  York : 
{Fe,  Mg)  TiO^  mit  58,52  TiO^  und  15,11  MgO;  fast  reines  MgTiO^  ist 
der  Geikielith  von  Ceylon  (siehe  unten).  Die  meisten  enthalten  aber 
^^0^,  und  zwar  in  den  verschiedensten  Mischungsverhältnissen  von 
1  Mol.  Fe^O^  auf  10  Mol.  FeTiO^  (8,87  Fe^O^,  61,30  TiO^,  Egersund 
in  Norwegen)  bis  herauf  zu  3  Mol.  Fe^O^  und  1  Mol.  FeTiO^  (83,41 
Fe^O^  und  9,10  TiO^).  Dies  ist  der  schon  oben  beim  Eisenglanz  er- 
wähnte Basanomelan  von  St.  Gotthard  etc.,  welcher  auf  der  Grenze 
zwischen  Eisen^nz  und  Titaneisen  steht,  aber  schon  schwarzen 
Strich  hat;  auch  ein  Teil  der  Eisenrosen  gehört  hierher. 

Die  meist  taflige  Erystallform  ist  der  des  Eisenglanzes  sehr 
ähnlieh,  aber  rhomboedrisch-tetartoedrisch,  wie  der  Krystall  Fig.  414 
zeigt,  wo  neben  R  =  R  (1011)  (JB/B  =  Sb^  58'  (E.  K.),  doch  schwanken 
die  Winkel  etwas  mit  der  Zusammensetzung),  «  = 
—  2B  (0221)  und  c  =  OB  (0001)  die  Flächen  des  auch 
beim  Eisenglanz  beobachteten  Dihezaeders  2.  Stellung 
r  =  4P2  (2243),  aber  nur  abwechselnd  oben  und  unten 
vorkommen.  Zuweilen  findet  man  sehr  steile  Rhombo-  *^-  *^*- 
eder :  bB  (5051)  (?),  E.  K  =  61^^  ca.,  mit  der  Basis  (Crichtonit).  Zwillinge, 
besonders  als  eingeschobene  Lfamellen  nach  B,  wie  bei  Eisenglanz 
und  Korund,  daher  auch  hier  häufig  dreifache  Streifung  auf  der  Basis 
und  schalige  Absonderung  nach  B.  Solche  ist  auch  nach  c  oft  vor- 
handen, daher  vielleicht  auch  Zwillingsbildung  nach  dieser  Fläche. 

SpaUbarkeit  ist  nicht  beobachtet;  der  Bruch  ist  muschlig;  K  s«: 


520  Oxyde. 

5—6.  G.  =  4,5 — 5,2,  um  so  höher,  je  TtO^-ärmer.  Meist  stark  metÄll- 
glänzend;  andnrchsichtig,  sehr  dünne  Plättchen  braun  durchscheinend ; 
eisenschwarz,  schwarzer  oder  brauner  Strich.  Schwach  oder  gar  nicht 
magnetisch  (vergl.  oktaedrisches  Titaneisen),  nach  dem  Glühen  stärker 
magnetisch.  Sehr  schwer  schmelzbar.  In  HCl  und  in  HF  schwer 
löslich;  TiOg  bleibt  ungelöst  zurück. 

Kommt  in  deutlichen  Krystallen  oder  derben  Kömern  in  Gesteinen 
eingewachsen,  seltener  aufgewachsen  vor,  so  im  Granit,  Gneiß,  Gabbro, 
Syenit,  Diabas,  Serpentin  etc.,  in  makro-  und  mikroskopischer  Größe. 
Zuweilen  in  solchen  Gesteinen,  namentlich  basischen,  zu  größeren  Massen 
zusammengehäuft.  Kleine  Krystalltäfelchen  in  vielen  Basalten.  Aus 
diesen  Gesteinen  gelangt  es  dann  als  GeröUe  bei  der  Verwitterung 
in  den  Sand  der  Flüsse  und  Bäche.  Aufgewachsen  mit  Bergkrystall, 
Anatas  etc.  auf  Klüften  in  den  krystalliuischen  Schiefern  der  Alpen 
finden  sich  bei  Bourg  d'Oisans  die  kleinen  scharfen  Kryställchen  des 
Crichtonit,  sowie  der  Basanomelan  und  die  Eisenrosen  mit  schwarzem 
Strich  vom  St.  Gotthard  etc.  Eingewachsen  kommt  das  T.  im  Granit 
von  Aschaflfenburg,  im  Talkschiefer  der  Gegend  von  Gastein  (Kib- 
delophan)  vor;  im  südlichen  Norwegen  in  großen  Mengen  im  Syenit 
und  ähnlichen  Gesteinen,  z.  B.  bei  Tvedestrand  und  Arendal  (sog. 
Hystatit),  Egersund  etc.  Krystalle  finden  sich  zu  Snarum  bei  Modum 
im  Serpentin,  sowie  auf  den  Apatitgängen  von  Kragerö  etc. ;  ebensolche 
im  Miascit  des  Ilmengebirges  bei  Miask  (Ilmenit).  In  Kanada  und  in  den 
Vereinigten  Staaten  findet  sich  T.  an  vielen  Orten  und  in  Menge  (Washing- 
tonit).  Wird  in  den  Gesteinen  nicht  selten  in  weißen  derben  Titanit 
umgewandelt  (Titanomorphit  oder  Leukoxen).  Titaneisen  in  schwarzen 
abgerollten  Körnern  mit  sehr  stark  glänzendem  muschligem  Bruch  findet 
sich,  mit  stark  magnetischen  Kömern  gemischt  als  Iserin  im  Sande 
der  Iserwiese  am  Ursprung  der  Iser;  kleine  Kömchen  im  Sande  von 
Menaccan  in  Cornwall  (Menaccanit)  und  noch  vielfach  sonst  im  Sande 
der  Flüsse  (Titaneisensand),  auch  am  Strande  vieler  norddeutscher 
Seen  und  der  Ostsee;  stets,  wie  an  der  Iserwiese  mit  magnetischen 
Kömem  des  oktaedrischen  Titaneisens  zusammen.  Bekannt  ist  auch 
das  Vorkommen  bei  Ohlapian  in  Siebenbürgen  im  Goldsande,  wo  die 
schwarzen  Kömer  des  Nigrin  aus  T.  und  Rutil  verwachsen  sind;  T. 
ist  hier  vielleicht  durch  Umwandlung  aus  Rutil  entstanden. 

ßücking,  ZeÜBchr.  f.  Kryst.  I,  1877,  562;  n,  1878,  416;  v.  Kokscharow, 
Materialien  VI.) 

Hydroilmenit  ist  ein  wasserhaltiges  Zersetznngsprodnkt  des  Ilmenits  ans 
Schweden. 

Geikielith.  MgTiOg  =  MgO .  TiOi,  wenig  MgO  durch  FeO  isomorph  er- 
setzt, anch  eine  kleine  Menge  Fe^O^  in  isomorpher  Beimischung.  Bläulich-  oder 
bräunlichschwarz,  metallglänzend,  in  ganz  dünnen  LameUen  rot  durchscheinend. 
Meist  unregelmäßige  Körnchen,  sehr  selten  rhomboedrische  Kryställchen  mit  Toll- 


Brannit.    Hansmannit.  521 

kommener  Spaltbarkeit  nach  der  Basis  und  weniger  vollkommener  nach  dem  Rhomho* 
eder  E  (lOTl).  Vollkommen  mit  Eisenglanz  und  Bmenit  isomorph.  In  den  Edelstein- 
seifen Yon  Bakwana  auf  Ceylon.    G.  =  4,0.    H.  =  6  (vergl.  pag.  509). 

Pyrophanit  MnTiO^]  isomorph  mit  Titaneisen  und  rhomboedrisch-tetarto- 
edrisch  wie  dieses.  Blutrote  starkglänzende  Täfelchen  yon  der  Harstigsgrube  in 
Wermland,  mit  Manganerzen  (vergl.  pag.  609). 

Hieran  schließt  sich  der 

Senait  {Fe,  Fb)  0 .2{Ti^  Mn)0^.  Rhomboedrisch-tetartoedrisch,  wie  Titan- 
elsen und  diesem  in  der  Krystallform  ähnlich,  a :  c  « 1 : 0,997.  Rauhe  Erjstalle, 
z.  T.  Ergänzungszwillinge,  aus  den  brasilianischen  Diamantsanden.  H.  =6.  G.  = 
4,78 — 5,301.  Halbmetallisch;  schwarz  mit  bräunlich  schwarzem  Strich.  Durch  Zer- 
setzung braun. 


Braunit  (Hartmanganerz  z.  T.). 

-Mw^Og,  69,2  Mn^  meist  etwas  SiO^  und  BaO  enthaltend,  daher 
wird  das  Mineral  wohl  auch  als  eine  isomorphe  Mischung  von  Mn^O^  = 
MnO.MnO^  mit  MnO.SiO^  angesehen,  wo  etwas  MnO  durch  BaO 
vertreten  ist.  Quadratisch,  in  dem  regulären  ähnlichen  Oktaedern. 
BjP  =  108«  39^  (S.  K).  Selten  andere  Formen  z.  B.  die  Basis:  OP  = 
(001)  und  das  Dioktaeder:  4P2  (421),  das  zuweilen  herrscht.  a:c  = 
1 : 0,9852.  Zwillinge  nach  Poo  (101)  ungewöhnlich.  Nach  P  ziemlich 
deutlich  blättrig.  Spröde.  H.  =  6— 6Va.  G.  =  4,75— 4,9.  Dunkel- 
braunschwarz bis  eisenschwarz,  schwarzer  Strich,  undurchsichtig,  mit 
unvollkommenem  fettigem  Metallglanz.  Unschmelzbar,  in  HCl  unter 
Entwicklung  von  Cl  löslich.  Wird  durch  Salpetersäure  in  MnO  und 
MnO^  zerlegt.  In  kleinen  aufgewachsenen  Krystallen,  meist  in  derben 
Massen.  Auf  den  Braunsteinlagerstätten  der  Gegend  von  Ilmenau 
im  Thüringer  Walde,  Ufeld  im  Harz,  Jakobsberg,  Longbanshyttan 
und  a.  0.  in  Wermland  in  Schweden  mit  Hausmannit  (s.  d.) ;  bei  San 
Marcello  in  Piemont  (Marcelin  mit  l—lb\  SiO^)  etc.  Bildet  einen 
Teil  des  Braunsteins. 

Dem  Braunit  entspricht  in  der  allgemeinen  Zusammensetzung  der  Bixhyitj 
FeMnOsf  der  aber  regulär  ist  und  sehr  seltene  schwarze  Würfelchen  auf  Topas  und 
zersetztem  Mangangranat  in  Utah  bildet. 

Oxyde  R^O^. 

Hierher  gehört  vorzugsweise  die  isomorphe  Gruppe  der  regulären  SpineUe  und 
außerhalb  derselben  Ton  wichtigeren  Mineralien  dieser  Zusammensetzung  noch  der 
damit  enger  yerbundene  Chrysoberyll  und  der  entfernter  stehende  Hausmannit  etc. 

Hansmannit  (Scharfmanganerz,  Glanzbraunstein). 

Mn^O^  mit  72,05  Mn;  daneben  etwas  SiO^,  BaO  etc.  Die  Formel 
wird,  ähnlich  wie  bei  dem  Braunit,  als :  2  MnO .  MnO^  gedeutet,  wobei 
ebenfalls  MnO  z.  T.  durch  BaO,  MnO^  durch  SiO^  ersetzt  ist  Qua- 
dratisch in  spitzen  Oktaedern  P  =  P  (111),  an  denen  P/P  — 116<>  59' 


522  ^d«- 

(S.  K);  untergeordnete  Fläehen  des  n&chsten  stumpferen  Oktaeders 
Poo  (101)  stumpfen  zuweilen  die  E.  K  von  P  gerade  ab  und  kleine 

Flächen  ^P  (113)  schärfen  die  E.  E.  von  den  Flächen 
P  aus  yierflächig  zu,  auch  stumpft  die  Basis  OP  (001) 
zuweilen  die  E.  E.  ab.  Zwillinge  nach  Fqo  (101)  häufig, 
wie  es  Fig.  415  zeigt;  zwei  E.  E.,  eine  von  P  und  eine 
von  Pj  machen  dabei  einen  einspringenden  Winkel  von 
161^  SS'.  Zuweilen  wächst  an  jede  E.  E.  ein  Indiyidnum 
^'  nach  diesem  Gesetz  zwillingsartig  an,  so  daS  Fflnflinge 

entstehen,  wie  beim  Kupferkies  (Fig.  392),  an  denen  an  einem  Ende  alle 
Endkanten  einen  Knick  nach  innen  zeigen.  Nach  der  Basis  deutlich 
blättrig;  spröde;  H.  =  5 — 5^.  G.  =  4,7—4,8.  Pechschwarz  mit  rOtlich- 
braunem  Strich ;  unvollkommen  metallglänzend,  nicht  sehr  stark.  Voll- 
kommen undurchsichtig.  V.  d.  L.  unschmelzbar,  entwickelt  etwas  0.  In 
HCl  unter  Entwicklung  von  Cl  löslich.  Vorkommen  in  ao^ewachsenen, 
stets  kleinen  Erystallen,  meist  aber  in  derben,  kömigm  Aggregaten, 
besonders  massenhaft  bei  Pajsberg  und  im  Kirchspiel  Nordmarken  in 
Wermland  im  dolomitischen  ürkalkstein;  in  geringerer  Menge  bei 
nfeld  im  Harz  und  Ilmenau  im  Thfiringer  Wald  mit  Schwerspat  und 
mit  anderen  Manganerzen :  Braunit  und  besonders  Pyrolssit,  mit  denen 
zusammen  er  einen  Bestandteil  des  Braunsteins  bildet  Zuweil^ 
Pseudomorphosen  nach  Kalkspat,  Manganit  etc. 

Hetairitj  in  Bchwarzen  halbmetailiaclieii,  z.  T.  fBsngeR,  nierigen  Knuten 
TOB  Sterling  Hill  (in  N.-Jenej)  soll  ein  zinkhaltiger  Hanzmaanit  zein. 

Mennigci  PftgO«.  Morgenröte  hm  gelbe  fettglSazende  Massen:  Bleialf  in 
der  Eifel,  Badenweiler  im  Schwarzwald,  Dembnrg  in  Naasan,  in  der  Provinz  San- 
tander  in  Spanien  etc.  Die  natüriiche  Entstehung  ist  meist  zweifelhaft,  bildet  aber 
Psendomorphosen  nach  Bleiglanz  und  Weißbleierz. 

Isodimorphe  Reihe  des  Spinells. 

Die  regnlftren  Mineralien  von  der  allgemeinen  Formd  MO .  EfOt  ^  M^^R^^^tOi 
bilden  in  vielfachen  isomorphen  Mischungen  die  isomorphe  Reihe  des  Spinells  im 
engeren  Sinn.  Heteromorph  damit  ist  die  rhombische  BeUie,  die  »bei  nur  den 
Chrysoberyll  enthält^  der  in  der  regulären  Reihe  kein  genaues  Analogen  hat. 

a)  Beguläre  Rahe  (BpintUgruppe). 

SpineU :  J^O .  A2,0«  =»  MgAUO^ 

Blauer  Spinell  nnd  ChlorospmeU:  MgO.{Al,Fe)t(h^Mg{AJi,F€)tO^. 

Hercynit:  {Mg,  Fe)0 .  ÄkOt  ^  {Mg,  Fe)  AlfOi. 

Ceylanit :  (Mg.  Fe)0 .  (AI,  Fe\Ot  =  {Mg,  Fe)  {AI,  Fe)^0^, 

Picotit:  {Mg,  Fe)0 .  {AI,  Fe,  O),0^  =  (Mg,  Fe)  {AI,  Fe,  Cr)^0^ 

ChroHM^enstein:  {Fe,  Mg,  €r)0 .  (Or,  AI,  Fe)tOg  =»  (Fe,  Mg,  Cr)  {Cr,  AI,  Fe)tO^. 

Zinkspinell:  ZnO.AkOg ^ZnA^O^, 

Franklinit :  {Zn,  Fe,  Mn)0 .  (Fe,  Mn)tOg  =  {Zn,  Fe,  Mn)  {Fe,  Mn)iO^. 

Manganspinell :  {Mn,  Mg)0 .  {Fe,  Mn)tOt  ^  {Mn,  Mg)  {Fe,  Mn)20^, 

Jakobnt:  MnO .  (Fe,  Mn)^Ot »  Mn  {Fe,  lfn),04. 


Isomorphe  Reihe  des  Spinells.  523 

Magnofemt:  MgO . FetOg=> MgFe^Oi, 
]fa«:]ieteiBeii :  FeO  ,Fe^Ot= FeFctO^, 
Titanmagneteisen :  TiOt-haltiges  Magneteisen. 
?  Uranpecherz:  ÜO .  TJ^O^^  UTJ^O^, 

h)  BhombUche  Beükt. 
Chrysoberyll:  BtO .  AUO^  »  BeAkO^  ,a:b:c  =»0,4700 : 1 : 0,5800. 

a)  Reguläre  fieihe  (Spinellgruppe). 

Edler  Spüiell. 

MgÄl^O^,  28,13  MgO  und  71,87  Äl^O^,  etwas  Cr^Og,  FeO,  Fe^O^, 
SiO^.  Hauptsächlich  Oktaeder,  oft  mit  abgestumpften  Kanten  (6ra- 
natoeder)  und  von  den  Flächen  aus  vierflächig  durch  das  Bcositetraeder 
303  (311)  zugeschärften  Ecken  (Fig.  85),  während  die  sonst  häufige  Form 
202  (211)  hier  fehlt.  Zwillinge  nach  der  Oktaederfläche  (Fig.  266), 
sehr  gewöhnlich ;  diese  heißen  danach  allgemein  Spinellzwülinge.  Die 
Zwillingsbildung  wiederholt  sich  zuweilen  reihenförmig  (Zwillings- 
lamellen) oder  cyklisch.  BL  =  8.  Spröde.  Muschliger  Bruch.  6.  = 
3^—4,1.  Durchsichtig  bis  durchscheinend,  lebhaft  glasglänzend.  Farblos 
(selten),  hellrot  (Balas-EubinX  rot  mit  einem  Stich  ins  Blaue  oder  Vio- 
lette (Almandinspinell),  gelbrot  (Rubicell)  und  hauptsächlich  rubinrot 
und  dem  Rubin  oft  sehr  ähnlich  (Rubinspinell).  Da  der  Rubin  zu- 
weilen in  der  dem  regulären  Oktaeder  ähnlich  aussehenden  Kombination : 
i2(1011),  und  OB  (0001)  vorkommt  (Fig.  407),  so  ist  es  manchmal  nicht 
leicht,  Spinell  neben  Rubin  zu  erkennen;  die  Betrachtung  im  polari^erten 
licht  und  mit  dem  Dichroskop  läßt  aber  den  isotropen  Spinell  von 
dem  doppeltbrechenden  Rubin  leicht  unteracheiden  (pag.  511).  Beim 
Glfihen  farblos,  beim  Erkalten  wieder  rot^  aber  nicht  vorher  grün 
wie  Rubin;  unschmelzbar.  Von  Säuren  nicht  angegriffen.  In  Borax- 
glas schwierig  gelöst.  Durch  Schmelzen  mit  HESO^  aufgeschlossen. 
In  losen,  selten  großen  Erystallen  und  Körnern  in  den  Edelsteinseifen 
von  Ceylon,  Biima,  Siam.  Auch  auf  der  ursprünglichen  Lagerstätte  im 
körnigen  Kalk  ist  er  ein  steter  Begleiter  des  edlen  Korunds.  Be- 
nutzung wie  Rubin  als  Edelstein  etc. 

(Straver,  Zeitschr.  f.  Eryst  U,  1878,  480.) 

Blauer  Spinell  Mg  (AI,  F«),  O4  mit  3,57  ^«,0,.  Hellblaue  trttbe  Oktaeder 
im  Kalk  von  Iker  in  Södeimaiiland  (Sohweden)  md  von  Snaaex  Co.  (New^Tork); 
durchsichtig  in  den  Edelsteinseilui  von  Ceylon.  Ahnlich  znaammengefletst  ist  der 
Chlorospinell  {mit  9— 15%  i^^O«),  smaragdgrüne,  dnrch  etwas  CuO  gefärbte 
Oktaeder  ans  dem  TalkBcbiefer  bei  Slatonst  im  Ural. 

Oeylaolt  (Pleonast,  schwarzer  Spinell). 

{Mg,  Fe)  (Ai,  Fe\  O4,  bis  20  %  FeO.  Krystallisiert  wie  der  edle 
Spinell;  zuweilen  sehr  fläehenreich.  Selten  Würfel  (Wakefield  in  On- 
tario,  Kanada).  G.  >3,65;  H.  =  7^.  Schwarz,  aber  dunkelftaschengrfin 


524  Oxyde. 

dm'chscheinend.  Kontaktmineral,  oft  in  gi-ößeren  Erystallen.  Mit 
grünem  Augit  am  Monzoni  in  Tirol;  im  Kalk  zn  Warwik  nnd  Amity 
in  New- York  nnd  an  vielen  anderen  Stellen  in  Nord-Amerika;  im 
Barsowit  des  Ural  mit  Korund;  ausgezeichnet  in  den  Auswürflingen 
der  Somma  und  des  Albanergebirges  bei  Rom  in  kleinen  glänzenden 
aufgewachsenen  Krystallen.  Im  Schuttgebirge  auf  Ceylon  in  großen 
Krystallen,  femer  an  der  Iserwiese  etc. 

Der  Hercynit  yon  Bonsberg  im  BlAimerwald  in  losen  Blöcken  mit  Granat 
und  Hornblende  (Bonsberger  Smirgel)  nnd  im  Veltlin,  feinkörnige  schwarze  Massen, 
keine  dentlicben  Erystalle.  {Fe,  Mg)  Al^O^]  fiberwiegend  Fe,  wenig  Mg,  G.  =  3,9. 
H.  =  7Vi-8. 

Ficotit  (Chromspinell).  {Mg,  Fe)  {AI,  Fe,  Cr)tOi  ist  ein  Ohromceylanit  mit 
über  26%FeO  und  ca.  8%  Or^Ot;  kleine,  stark  glänzende  Oktaederchen  oder  un- 
regelmäßig begrenzte  Kömchen  yon  schwarzer  Farbe,  welche  ein  heUbrannes  Pnlver 
geben.  In  einzelnen  FäUen  eigentümlich  fingerförmig  verzweigte  Gestalten.  Stets 
tiefbrann  durchsichtig  in  ganz  dünnen  Schichten  (Dünnschliffen).  G.  =  4,08.  H.  =  8. 
In  Olivingesteinen  von  Lherz  in  den  Pyrenäen  n.  a.  a.  Orten;  vielfach  in  den  im 
Basalt  eingeschlossenen  Olivinknollen,  sowie  in  manchen  Serpentinen.  Ein  sog. 
Chrompicotit  mit  56%  Ch'iOg  in  dem  Olivinfels  der  Dnn  Mountains  in  Neuseeland; 
sonst  wie  der  gewöhnliche  Picotit.  In  neuerer  Zeit  in  Menge  am  Scottie  Greek, 
Lillicoot  Distrikt,  Brit.  Kolumbien,  mit  Serpentin,  Feldspat  und  Quarz  auf  Gängen 
in  miocänen  vulkanischen  Gesteinen. 

Chromelsenstein  (Ghromit). 
(Fe,  Mg,  Cr)  (Cr,  AI,  Fe\  0^ ;  40— «5  %  Cr^O^.  Besonders  JlfflrO-reieli 
(14^0  ^90)  der  Magnochromit  yon  Frankenstein  in  Schlesien  nnd 
ähnUch  der  Mitchellit  von  Nord-Earolina.  In  manchen  kommt  anch 
CrO  vor.  Die  Zosammensetznng  ist  sehr  schwankend.  Erystalle 
(Oktaeder)  sind  sehr  selten,  meist  sind  es  derbe  Massen  yon  nnyoU- 
konunen  mnschligem  bis  unebenem  Bruch,  oder  körnige  Aggregate. 
H.  =  5^ — 6^.  Spröde.  G.  =  4,5 — 4,8.  Pechschwarz  mit  hellbraunem 
Strich,  unyoUkommener  fettiger  Metallglanz.  Zuweilen  magnetisch,  stets 
nach  dem  Glühen  auf  Kohle.  Unschmelzbar.  Von  Säuren,  auch  von 
HF  kaum  angegriffen.  Mit  Salpeter  eine  Schmelze,  die  sich  mit  gelber 
Farbe  im  Wasser  löst.  In  der  Boraxperle  in  der  Kälte  <7r-reaktion, 
in  der  Hitze  Fe-reaktion.  Sein  Vorkommen  ist  hauptsächlich  an  den 
Serpentin  und  andere  i(f^-Silikate  gebunden,  in  welchen  er  sich  zu- 
weilen massenhaft  findet  und  aus  welchen  er  auch  in  die  Seifen  ge-» 
langt:  Frankenstein  in  Schlesien,  Kraubat  in  Steiermark,  Insel  Unst, 
Koros  in  Norwegen,  bei  Baltimore  und  sonst  in  Nord- Amerika,  sehr 
verbreitet  im  Ural,  besonders  am  Ostabhang;  vielfach  in  Syrien;  auch 
auf  den  Andamanen  in  Massen;  in  Neuseeland,  Neukaledonien  etc. 
Wichtigstes  Material  zur  Herstellung  von  Chrompräparaten;  von  Be- 
deutung auch  in  der  Stahlindustrie  (Chromstahl).  Einziges  Chrom- 
mineral, das  massenhaft  vorkommt.    Auch  in  Meteoriten. 


Isomorphe  Reihe  des  Spinells.    Magneteisen.  525 

Zinkspinell  (Automolit,  Gahnit). 

ZnÄl^0^.U,2  ZnO,  z.  T.  durch  FeO,  MnO  und  MgO  vertreten, 
55,8  Al^O^,  zuweilen  ist  auch  etwas  Fe^O^  vorhanden.  Meist  in 
Oktaedern,  z.  T.  ziemlich  groß,  an  denen  andere  Formen  nur  unter- 
geordnet vorkommen,  und  deren  Flächen  deutliche  Bl.  Br.  parallel 
gehen.  Häufig  Spinellzwillinge.  Spröde.  H.  =  8.  G.  =-  4,33—4,35, 
sogar  bis  4,9.  Schwärzlich  grün,  Strich  grau,  schwach  glasglänzend. 
Durchscheinend  bis  undurchsichtig.  Unschmelzbar.  Gibt  mit  Soda 
auf  Kohle  einen  Zw-Beschlag.  Von  Säuren  und  Alkalien  nicht  an- 
gegriflFen.  Bei  Falun  im  Talkschiefer,  bei  Franklin  Fumace  in  New- 
Jersey  im  Kalk,  ebenso  bei  Tiriolo  in  Kalabrien;  bei  Haddam,  Gönn, 
im  Granit;  auch  als  Begleiter  der  brasilianischen  Diamanten  in  den 
Seifen.    Künstlich  in  den  Muffeln  bei  der  Zinkgewinnung. 

Ganz  ähnliche  Mineralien,  aber  eisenreicher,  sind  der  grünlich  schwarze 
Kreittonit  {Zn,  Fe,  Mg)  [AI,  Fe\Oi  im  Granit  von  Bodenmais  im  bayr.  Wald 
und  Ton  Piemont;  sowie  der  dnnkelbranne  Dysluit  (Zn^Fe^Mn)  {Al,Fe)20^  im 
Kalkspat  von  Sterling  HiU  in  New  Jersey. 

Franklinit. 

(Zn,  Fe,  Mn)  {Fe,  Mn\  0^;  17— 25  «/o  ZnO,  i{—l^%  Mn^O^ 
und  bis  über  60®/o  Fe^O^.  Schwarze  Oktaeder  mit  gerundeten  Kanten 
und  Ecken  und  rötlich  braunem  Strich.  Metallisch  glänzend.  H.  = 
6 — 6^.  G.  =  5,0— 5,1.  Bruch  muschlig.  Spröde;  schwach  magnetisch. 
Unschmelzbar;  in  heißer  HCl  löslich  unter  C7-Entwicklung.  In 
größerer  Menge  mit  Eotzinkerz  im  Kalk  bei  Franklin  Fumace  (Mine 
Hill  und  Sterling  Hill)  New-Jersey,  auf  der  Grenze  gegen  New- York. 
Kleine  Kryställchen  bei  Eibach  unweit  Dillenburg  im  Roteisenstein. 

Ein  Zersetznngsprodnkt  des  Franklinit  ist  der  C h alk o ph ani  t  (Ey-drofraiikUmt) 
{Fe,  Zn)  Mn^Of, .  2^8  0  =  (-Fe,  Zti)  0 .  2AfnOj .  ^H^O,  ans  kleinen  rhomboedrischen  in 
einer  Eichtnng  yollkommen  spaltbaren  Kryställchen  bestehende  schwarze  Slrnsten 
mit  braunem  Strich,  die  y.  d.  L.  bronzegelb  bis  kupferrot  werden.  Sterling  HiU, 
New-Jersey. 

Jakob  Sit  Stark  glänzende,  magnetische,  schwarze  Oktaederchen  mit  r($tUchem 
Strich.  Mn  {Fe,  Mn)^  0« ;  im  körnigen  Kalk  von  Jakobsberg  in  Wennland.  Es  ist 
ein  MnO  nnd  Mn^O^  enthaltendes  Magneteisen.  Etwas  ähnliches  ist  der  Af^O-haltige 
Manganspinell  {Mn,  Mg)  (Fe,  3fn)a04. 

Magneteisen  (Magnetit). 

Fe^O^  oder  FeO.Fe^O^;  72,4  Fe  oder  31,03  FeO,  68,97  Fe^O^; 
manganhaltig :  Manganomagnetit  (Fe,  Mn)  (Fe,  Mn\  0^  von  Longban  in 
Schweden;  56  Jfn^O^,  44  Fe^O^^.  MgO  (bis  6^0?  Talkeisenerz);  auch 
TiO^  ist  vielfach  vorhanden,  namentlich  in  allen  Magneteisen,  die  mit 
Eruptivgesteinen  in  Verbindung  stehen  (vergl.  unten  oktaedrisches 
Titaneisen). 

Krystalle  sehr  häufig,  meist  Oktaeder  o;  häufig  auch  Granate- 


eder  d,  die  Fl&chen  in  der  Bidttong  der  groBen  Diagonale  stark 
gestreift  ond  die  dreikantigen  Ecken  durch  o  abgestumpft  (Fig. 
416).  Zuweilen  sind  die  KrTStalle 
auch  sehr  fiftchenreich,  wie  die 
Fig. 417  zeigt;  an  diesem  Krystall 
ist  außer  o  ond  d  noch  der 
W&rfel  to,  die  Hcositretraeder  m 
=  303(311)  und  »  =  $0^(722), 
sowie  die  HezakiBoktaeder  x  = 
Fig.  416.  Pig.  417.  iL03  (21.7.5)imdy  =  604(ö31}. 

Aach  202  (211),  20  (221)  etc.  sind  beobachtet  Selten  Würfel  (Moß^be, 
NcH-dmark,  Schweden).  Zwillinge  wie  beim  Spinell  sehr  hftofig;  nicht 
selten  einem  grfifieren  Individnnm  Lamellen  in  Zwillingssteliong  nach 
0  eingewachsen. 

Kein  deutlicher  Blätterbmch,  dagegen  infolge  der  Zwilling- 
lamelliernng  nach  den  Flächen  von  o  h&nfig  schalige  Absondemng; 
Bruch  kleinmuschlig;  spröde;  H.  ^5^ — 6^;  G.  =  4,9— 5,2.  Eisen- 
schwarz  mit  schwarzem  Strich;  ondurchsichtig,  doch  scheinen  sehr 
dünne  Lamellen,  welche  in  manchem  amerikanischen  Glimmer  zwischen 
den  Spaltongsflächen  eingewachsen  sind,  mit  braoner  Farbe  durch. 
MetallgläDzend,  besonders  stark  auf  dem  Bruch,  zuweilen  auf  den 
Krystallfiächen  matt  Sehr  stark  magnetisch,  wird  aber  bei  576* 
plötzlich  nnmagnetisch,  nm  beim  Abkühlen  diese  Eigenschaft  wieder 
anzunehmen.  Es  wirkt  retraktorisch,  aber  z.  T.  auch  attraktorisch 
(natürlicher  Magnet),  besonders  angewitterte  derbe  Stücke;  zuweilen 
sogar  polar.  V.  d,  L.  schwer  schmelzbar;  als  Pulver  in  BCt  leicht 
löslich;  wird  auch  von  3F  allmählich  gelöst 

Die  deutlichen  Ki^stalle  siud  vielfach  eingewachsen,  so  in  grofler 
Zahl  in  den  Talk-  und  Chloritschiefem  der  Tiroler  Alpen,  im  Zillertal  etc. 
(Oktaeder),  sowie  in  anderen  Teilen  der  Alpen,  bei  Zöptan  in  Mähren, 
Falun  in  Schweden  etc.;  bei  Valencia  in  Spanien  im  Gips.  Auf- 
gewachsene Krystalle,  auf  derbem  Magneteisen  oder  anderen  Gesteinen, 
bes.  auf  krystallinischen  Schiefem,  ebenfalls  in  den  Alpen  (Traver- 
sella in  Piemont,  Binnental  im  Wallis,  Monzoni  in  Tirol),  in  vulka- 
nischen Auswürflingen  des  Albaner  Gebirges  und  des  Vesuvs ;  ferner  im 
Kiesengebirge,  in  Schweden  an  mehreren  Orten,  ebenso  im  Ural  (Miask, 
Slatoust,  Achmatowsk  etc.).  Einzelne  derbe  Efimer  finden  sich  in  Oranit, 
Gabbro,  Diabas,  Basalt  und  anderen  Eruptivgesteinen,  besonders  basi- 
schen, anch  im  Gnei£  nnd  anderen  krystallinisch«i  Schiefem,  oft  reichlich 
eingesprengt.  Basalt  und  andere  Gesteine  werden  durch  feinverteiltes 
H.  schwarz  geftrbt  Zusammenhängende  derbe  Massen  haben  zuweilen 
eine  gewaltige  Ausdehnung,  mit  Eisenglanz  (siehe  diesen)  und  anderen 
Eisenerzen  ganzeBerge  bildend.  So  z.  B.  die  stockförmigen  Lagerstätten 


Isomorphe  Reihe  des  Spinells.    Magneteisen.  527 

in  den  krystallinischen  Schiefem  des  Rtesengebirges  (Schmiedeberg), 
Erzgebirges  (Schwarzenberg  nnd  Berggieshftbel  in  Sachsen),  Thfiringer 
Waldes  (Schmiedefeld  bei  Suhl);  bei  Eirlibaba  in  der  Bukowina;  femer 
anf  Elba  und  bei  Traversella  in  PienK)nt  Vorzagsweise  aber  im 
Norden :  hier  ist  eines  der  eisenreichsten  Länder  der  Erde  Schweden, 
in  welchem  eine  eisenerzreiche  Zone,  dsjs  ,,J&rnbäraland''^  von  Singö, 
gegenüber  den  Alandsinseln,  von  ONO  nach  WSW  hinzieht,  in  welcher 
ganze  Eisenberge,  zumeist  Magneteisen,  weniger  Eisenglanz,  getrennt 
oder  nebeneinander,  sich  finden.  Die  Erzmassen,  welche  yielfach  mit 
Silikaten  (Angit,  Hornblende,  Epidot,  Granat  etc.)  gemengt  sind,  bilden 
Einlagerungen  in  den  krystallinischen  Schiefem  in  verschiedener  Form, 
Torzugsweise  anf  der  Qrenze  zum  kOmigen  Kalk.  Hier  sind  die  hoch- 
berühmten Eisenerzlager  von  Dannemora  bei  Upsala,  sodann  die  zahl- 
reichen Lager  in  Westmanland  (Norberg  etc.),  Wermland  (Nordmark, 
Persberg,  Longban)  und  anderen  Gegenden;  etwas  abseits  liegen  die 
ziemlich  yiel  Eisenglanz  führende  Magneteisenlagerstätte  von  Utö  bei 
Stockholm  und  namentlich  die  lappländischen  Eisenerzberge,  von  denen 
der  von  Gellivara,  5  km  lang,  1—3  km  breit  und  1281  m  hoch,  der 
bekannteste  ist  Arm  an  Magneteisen  (und  anderen  Eisenerzen)  ist 
Norwegen  (Arendal).  Beich  dagegen  ist  wieder  der  östliche  Ural, 
wo  zahlreiche  Magneteisenmassen,  ebenfalls  wie  in  Schweden,  den 
krystallinischen  Schiefem,  aber  auch,  ähnlich  dem  Vorkommen  vom 
Taberg  am  Wettersee  in  Schweden,  dem  Syenit  und  anderen  basischen 
Eruptivgesteinen  (Diabas,  Gabbro  etc.)  als  lokale  Anreicherung  einge- 
lagert sind,  und  von  denen  sich  manche  gleichfalls  zu  Magneteisenbergen 
erheben,  wie  der  berühmte  Goro  Blagodat  und  mehrere  andere.  Be- 
sonders reich  an  Magneteisen  in  Gängen  im  Diorit  ist  die  Gegend 
von  Slatoust;  im  ganzen  aber  in  Gängen  selten.  An  manchen  Stellen 
konunt  mit  dem  Magneteisen  auch  Boteisenstein  vor.  Beich  an  Magnet- 
eisen ist  auch  Nordamerika,  bes.  im  Staat  New- York;  Brasilien  etc. 
Eontaktbildung  im  Kalk:  Moravicza  im  Banat.  Zuweilen  im  Sande 
vieler  Seen,  Bäche  und  Flüsse,  auch  der  Ostsee  als  Magneteisen- 
sand. 

Das  Magneteisen  bildet  eines  der  wichtigsten  Eisenerze  und  findet 
sich  in  diesen  Lagerstätten  in  verschiedenen  Strukturformen,  meist 
mehr  oder  weniger  fein-  bis  grobkörnig,  die  Kömer  der  Aggregate 
fest  oder  locker  verbunden;  auch  dicht  Besondere  Erwähnung  ver- 
dient der  Magneteisenmulm  von  der  Gmbe  Altebirke  im  Siegenschen, 
wo  Basalt  den  Spateisenstein  durchsetzt  und  im  Kontakt  in  mulmiges 
Magneteisen  verwandelt  hat  Durch  Oxydation  geht  Magneteisen  zu- 
weilen in  Fe^O^  über  und  bildet  Pseudomorphosen  von  Fe^O^  in  Okta- 
ederform, die  aber  roten  Strich  haben  (Martit  von  Brasilien  eta). 
Geht  auch  in  Brauneisenstein  über. 


528  Oxyde. 

Titanmagneteisen  (oktaedrisches  Titaneisen,  Trappeisenerz, 
schlackiges  Magneteisen). 

Hier  ist  ein  Teil  des  Fe^O^  durch  FeTiO^  ersetzt  Der  TiO^- 
Gehalt  schwankt  zwischen  8  und  2b%  (vergl.  oben  bei  Titaneisen 
pag.  519).  Deutliche  oktaedrische  Krystalle  selten ;  findet  sich  haupt- 
sächlich im  Basalt  und  anderen  vulkanischen  Gesteinen,  zuweilen  neben 
Ilmenit,  in  einzelnen  kleinen  Flittern  oder  größeren  Körnern  von  aus- 
gezeichnetem muschligem  Bruch  und  sehr  starkem  Metallglanz.  Schwarz 
mit  schwarzem  Strich,  und  ebenso  stark  magnetisch,  wie  Magneteisen. 
G.  =  4,8 — 5,0.  Hauptfundorte  sind  der  Basalt  von  ünkel  am  £hein, 
Meiches  in  Hessen  etc.  Besonders  verbreitet  ist  das  titanhaltige 
Magneteisen  im  Sande  vieler  Bäche  und  Flüsse,  Seen  und  Meere 
(Titaneisensand),  mit  nichtmagnetischen  nmenitkömern  gemengt.  Die 
schwarzen  Eömer  des  Magneteisens  lassen  sich  mit  dem  Magnet  aus- 
ziehen. So  z.  B.  aus  dem  Sande  der  Ostsee,  aus  dem  Sande  vieler 
Seen  des  norddeutschen  Flachlands,  z.  B.  dem  des  Müggelsees  bei 
Berlin,  femer  aus  dem  Sande  der  Elbe,  des  Kheins  etc.  Besonders 
zu  erwähnen  ist  die  Iserwiese,  wo  schwarze,  oft  ziemlich  große  Titan- 
eisenkömer  in  Menge  sich  im  Sande  finden  (Iserin),  Auch  sie  sind 
teils  magnetisch  und  gehören  hierher,  teils  nicht  magnetisch  und  ge^ 
hören  zum  rhomboedrischen  Titaneisen  (siehe  dieses).  Geht  wie  der 
Ilmenit  durch  Umwandlung  in  Leukoxen  über  (siehe  diesen). 

Magnoferrit  (Magnesioferrit).  Sublimations produkt  des  VesuTs;  MgFetOA, 
schwarzglänzende  Oktaeder  mit  dnnkelrotem  Strich  auf  Eisenglanz,  mit  dem  er  oft 
in  krystaUographisch  definierbarer  Weise  yerwachsen  ist 

IJranpecherz  (Nasturan,  Pechblende,  Uranin,  Uraninit). 

Uü^O^,  doch  ist  die  Masse  durch  P6  (3— lO^o  P^0\  Fe,  Ca,  As, 
Bi,  SiO^,  HoO  und  andere  Stoflfe  sehr  stark  verunreinigt,  so  daß  die 
Zugehörigkeit  zur  Spinellgruppe  zweifelhaft  ist  Selten  sind  mehr  als 
80  ^/o  Uranoxyde  vorhanden.  Ein  F-haltiges  Uranpecherz  ist  Nwmü 
genannt  worden.  Manche  Uranpecherze  enthalten  auch  Ce,  La  etc. 
und  besonders  Th  (Thoruranin  von  Moß  in  Norwegen  =  Bröggerü 
und  von  Garta  bei  Arendal  =  Cleveit,  der  auch  Argon  und  Helium 
enthält).  In  anderen  Uranpecherzen  wurde  auch  Stickstoff  gefunden. 
Krystalle  (meist  reguläre  Oktaeder)  sind  selten;  fast  stets  derbe 
Massen,  vielfach  mit  nierenförmiger  Oberfläche,  auch  kömig,  stenglig, 
dicht  etc.  Bruch  muschlig,  spröde.  H.  und  G.  bei  verschiedenen  Vor- 
kommen sehr  verschieden :  H.  —  3—6 ,  G.  =  4,8—9,0.  Pechschwarz, 
auch  ins  Grünliche  oder  Bräunliche,  Strich  hellgrün  bis  braunschwarz ; 
matter  fettartiger  Metallglanz;  undurchsichtig.  Unschmelzbar;  in 
HNO^  in  der  Wärme  leicht  löslich,  aber  nicht  in  HCl.  Auf  Erz- 
gängen mit  Bleiglanz  und  Silbererzen,  bes.  im  Erzgebirge  (Schnee- 


Isomorptie  Beihe  des  Spinells.    ChrTHoberyll.  529 

bei^,  Joachimsthal  etc.),  bei  Pfibram,  in  Comwall.  In  granitischen 
Gesteinen  in  Norwegen  (bei  Strömsheim  in  Säterdalen)  Krystalle, 
sog.  Uranonioint,  mit  einem  kleinen  NbfO^-Gehd.lt,  auch  bei  Mo£  and 
Garta  (siehe  oben)  in  regulären  Oktaedern;  am  Oberen  See  in  Nord- 
Amerika  (eine  nnreine  Varietät  von  da  erhielt  den  Namen  Coraeü), 
bei  Branchvi]1e  in  Connecticut,  Mitchell  Co.  in  N.  Carolina  etc.  im 
Granit  eingewachsen.  Überall  spärlich.  Haoptmaterial  ffir  Uran- 
präpai'ate,  besonders  in  der  Porzellanmalerei  wichtig.  Verwittert 
leicht  and  gibt  znr  EntstehoDg  aller  anderen  C7>haltigen  Mineralien 
(Gammit,  Uranocker,  Uranophan,  Uranphosphate  etc.)  Veranlassung. 
Bei  der  Verwitterung  vemiindert  sich  G.  und  H.  Ein  solches  stark 
angewittertes  Uranpecherz  ist  z.  B.  das  Piäinere  ans  dem  Erzgebirge 
mit  grünem  Stridi.    H.  =  3—4.    G.  =  4,8-5,8. 

(v.  Fonllon,  Jahrb.  k.  k.  Reichianstolt  1883;  BlomBtraud,  Journ.  prakt.  Chem. 
Bd.  29,  1884,  ptg.  191;  Bülebrand,  Amer.  Jonm.  Bd.  40,  1880,  pag.  384  und  43, 
1891,  pag.  390.) 

b)  Rhombische  Reihe. 
CIu7Bober;ll  (Cymophan,  Aleiandrit). 
BeA1^0i=BeO.Al30g,  19,72BeOmit  etwas  JfeaOg.KOa  und  Cr,0,. 
Rhombisch ;  a:b:c  =  0,4702  : 1 : 0,5800.  Die  Krystalle  sind  stets  mehr 
oder  weniger  dick  tafeli^rmig  nach  der  Querfläche  JH.  Die  Erystall- 
form  ist  sehr  ähnlich  der  des  Olivins.  Eine  gewöhnliche  Kombination 
ist  die  folgende  (Fig.  418)  allerdings  meist  nur  in  Zwillingsverwachsung 


Fig.  418.  FiR.  419.  Fig.  420. 

vorkommende  (vergl.  Fig.  420):  »  =  «jP  (110);  «/«=129''  38';  M  = 
ooPöS  (100)  mit  deutlicher  Vertikalstreifui^;  r=ooPS5  (010),  außer- 
dem: s  =  ooP^  (120),  5/s  =  93°  33'  (vom).  Auf  g  ist  das  Oktaeder 
0  =  P  (111),  auf  8  das  Oktaeder  n  —  2Pä  (121)  gerade  aufgesetzt, 
T,n,oliegen  in  einer  Zone;  o/o  ^107"  29' (S.K.),  86"  16'  und  139»  53' 
(E.  K.).  Die  seitliche  E.  K.  von  o  wird  durch  das  Brachydoma  i  =  PSo 
(Oll)  abgestumpft;  »/i^llO"  46'  (oben).  Ausgezeichnete  Zwillings- 
bilduDg;  die  Zwillingsfläche  ist  3P55  (031).  Die  Flächen  M  faUen 
dann  in  ein  Niveau.  Dadurch  entstehen  zuweilen  Zwillinge  wie 
Fig.  419,  welche  ein  beinahe  gleichseitiges  Dreieck  bilden;  die  ge- 
meinsame Fläche  M  hat  längs  der  anf  t  (in  der  Figur  steht 
fälschlich  J)   senkrechten   Höhenlinie,   nach   welcher  die  Zwillings- 

Bftusr,  MiDonOogi«.  34 


530  Oxyde. 

grense  verläuft,  eine  aasgezeichnete  federartige  Streifimg;  anfier 
M  sind  hier  nur  die  Flächen  t,  s^  o  als  schmale  Facetten  entwickelt 
Diese  Zwülingsbildong  wiederholt  sich,  an  das  zweite  ^chst  ein 
drittes  Individnom ,  alle  drei  wachsen  iber  den  g^neiasamen  Be^ 
rührungspankt  Mnaus  fort,  scheinbare  Sechslinge  Ton  psendoheza- 
gonaler  Form  bildend  (Fig.  420),  wo  die  federartige  Streifang  asf 
1£  und  die  einspringenden  Winkel  nfn  die  Zwillingsgrenzen  angeben 
nnd  zwei  in  diesen  zusammenstoßende  FUchen  o  und  q  beinahe  genau 
in  eine  Bichtung  fallen.  Die  konstituierenden  In£yiduen  dieses  Drillings 
And  hier  ähnlich  wie  in  Fig.  418  begrenzt  Deutlicher  BL  Br.  ||  T; 
Brach  moschlig.  H.  =  8^,  folgt  ia  der  Härte  auf  Korund.  G.  =  3,65 
bis  3,8.  Dorchsiditig  bis  durdischeinend ;  spargelgrtln  bis  schwefel- 
gelb, vielfach  mit  einem  bläulichen  wogenden  Lichtschein,  der  be- 
sonders auf  rundlichen  Oberflächen  hervortritt  (Cymophan).  Merk- 
licher Pleochroismus ;  nach  a^h^c  schwingende  Strahlen  bezw.  spargel- 
grün,  gelblichgrün  und  fast  farblos.  Manche  Varietäten  (Alexandrit) 
sind  infolge  eigentümlicher  Absorptionsv^hältnisse  smaragdgrün  bei 
Tageslicht,  blaurot  beim  Hiudurchsehen  nach  einer  Lampe.  Hier 
ist  der  Pleochroismus r  a  columbinrot,  6  orangegelb,  c  smaragd- 
grün. Opt  A.  E.  ac;  +  M.  L.  c.  2J57  =  84^  43'.  q>v,  /J  =  1,748. 
Unschmelzbar,  in  Säuren  unlöslich;  wird  mit  Eobaltsolution  blau. 

Nur  Krystalle,  dünne  Platten  oder  dicke  Tafeln  nach  üf ;  ein- 
gewachsen, in  Granit,  häufiger  in  Gneiß  und  Glimmerschiefer;  oder 
auch  lose,  mehr  oder  weniger  abgerollt  im  Schuttgebirge.  Im  Gneiß 
von  Marschendorf  in  Mähren  und  im  Granit  bei  Haddam  in  Con- 
necticut hellgrüne  dünne  Plättchen,  wie  z.  B.  Fig.  419.  Smaragdgrün 
im  Glimmerschiefer  der  Tokowoja  im  Ural,  östl.  von  Katharinenburg 
(Alexandrit).  In  den  Edelsteinseifen  von  Ceylon  und  Brasilien  (Minas 
novas),  meist  spargelgrüne  lose  Körner.  Diese  zeigen  hauptsächlich 
das  erwähnte  wogende  Licht,  aber  man  bemerkt  es  auch  an  einzelnen 
mit  ihnen  zusammen  in  Ceylon  vorkommenden  smaragdgrünen  Alexan- 
dritgeschieben.  Sehr  geschätzter  Edelstein ;  die  spargelgrüneu  Exem- 
plare mit  wogendem  Licht,  die  vorzugsweise  aus  Ceylon  stammen, 
werden  Katzenauge  (zum  Unterschied  von  dem  unten  zu  betrachtenden 
Quarzkatzenauge  (pag.  547)  auch  echtes,  ceylonesisches  oder  orien- 
talisches Katzenauge)  genannt.  Die  entsprechenden  Alexandrite  geben 
die  Alexandritkatzenaugen. 

(Klein,  N.  Jahrb.  Min.  etc.  1869,  1871;  Cathrein,  Zdtschr.  f.  Eryst.  VIII; 
Frischmann,  Sitxgsber.  Milnch.  Ak.  1867;  Hessenberg,  Min.  Notizen  1861;  Gold- 
schmidt, Preiswerk  und  Melczer,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XXXTTI,  1900  an  verschiedenen 
SteUen.) 

Oxyde  jROg. 

Der  größte  Teil  der  hierher  gehörigen  Mineralien,  nnd  zwar  diejenigen,  welche 
SiO^^  jFVOs,  2r02,  SnOt,  MnO^  und  FbO^  enthalten,  bilden  eine  zusammenhängende 


EieselsänremineralieiL    Opal. 


531 


iflodimorphe  Reihe.  £me  Übersicht  hierüber  gibt  folgende  Tabelle,  in  welcher  lanter 
heteromorphe,  gleich  zusammengesetzte  Mineralien  in  einer  yertikalen,  lanter  iso- 
morphe in  einer  horizontalen  Beihe  stehen 


SiOt. 

TtO^. 

Opal, 

amorph. 

Quarz^ 

hexagonal, 

1 : 1,0999. 

Quarzin, 

Chalcedon, 

Lutecitj 

Christohdlit, 

pseado- 

regnlär- 

gnadratisch. 

Tridymit 

Brookitj 

(Asmanit), 

rhombisch. 

rhombisch, 

0,8416: 

0,8602:1: 

1:0,9444. 

0.9385. 

> 

SnOi.      ZrOi 


SiOi  ThOi 


SiOt       PbO^ 


MnOt 


Anatas, 
quadratisch, 
1 : 1,7777. 

Rutily  Zinnsteinj    Zirkon,        Thoriiy       Flattneritj     Folianit, 

alle  quadratisch;  a:c  = 

1:0,6442.  1:0,6724,    1:0,6404,     1:0,6404.      1:0,6764.      1:0,6647. 

Baddeleyit,  ZrO^ 
monoklin. 

SiOi  ist  also  polymorph,  findet  sich  mindestens  in  vier  verschieden  krystalli- 

sierten  Modifikationen  und  kommt  außerdem  noch  amorph  vor.    TiO^  ist  trimorph 

(yergl.  hierüber  Schrauf,  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  IX,  1884,  pag.  433).  Die  quadratischen 

Pormen  von  Butil  und  Anatas  können  nicht  aufeinander  zurückgeführt  werden,  was 

06442 
daraus  hervorgeht,  daß  das  Verhältnis  der  Hauptachsen:  yt^  irrational  ist.    Daß 

beide  trotz  des  gleichen  Krystallsystems  doch  in  ihrer  Substanz  verschieden  sind, 
zeigt  auch  das  verschiedene  spezifische  Gewicht  beider  (siehe  unten). 


Kieselsäuremineralieii. 


Opal. 


SiOi,  in  einzelnen  Fällen  wasserfrei,  gewöhnlich  wasserhaltig  mit 

1— 21%  ^0,  selten  mehr,  meist  zwischen  3  und  10  ^/o;  dasselbe  geht 

schon  bei  wenig  erhöhter  Temperatur  fort  nnd  ist  daher  wohl  nicht 

ein  wesentlicher  Bestandteil.    Vieler  Opal  ist  als  eingetrocknete  Kiesel- 

gallerte  anzusehen,  in  welcher  beim  Festwerden  eine  mehr  oder  weniger 

große  Menge  Wasser  lose  gebunden  zurückblieb.    Zuweilen  wurde  die 

Kieselgallerte  noch  teilweise  weich  gefunden,  z.  B.  bei  dem  CaO  und 

^^2  0^  enthaltenden  Alumocaicit  von  Eibenstock  in  Sachsen.    Die  Opal 

34* 


532  Oxyde. 

bildende  Kieselsäure  entstammt  Silikatgesteinen,  besonders  j&ngeren 
Eruptivgesteinen,  mit  denen  das  Mineral  sehr  häufig  in  Verbindung 
steht.  Bei  der  Verwitterung  und  noch  mehr  bei  der  Zersetzung  durch 
heiße  Quellen,  entstehen  SiO^-heAüge  Lösungen,  aus  denen  sich  beim 
Verdunsten  oder  bei  der  Erkaltung  Opal,  vielfach  in  Gesellschaft 
anderer  Kieselsäuremineralien  (Quarz,  Chalcedon,  Tridymit  etc.)  aus- 
scheidet, häufig  durch  Vermittlung  des  Lebensprozesses  von  Pflanzen 
und  Tieren.  In  vielen  Fällen  sind  auch  noch  fremde  Substanzen, 
J./3O3,  FßjOg,  MgO,  CaOj  Alkalien  etc.  vorhanden,  manche  Varietäten 
des  Opals  sind  sogar  sehr  stark  verunreinigt.  In  einigen  Opalen  sind 
Tridymittäfelchen  in  Menge  eingewachsen,  besonders  im  sog.  Milch- 
opal. Ein  mit  Auripigment  imprägnierter  Opal  ist  der  pomeranzen- 
gelbe Forcherü  von  Kittelfeld  in  Steiermark. 

Der  Opal  ist  amorph,  entweder  ganz  unregelmäßig  begrenzt,  oder 
sinterartig  mit  nieriger  und  traubiger  Oberfläche  aufgewachsen,  auch 
stalaktitisch,  oder  als  rundliche  Knollen  in  anderen  Gesteinen  ein- 
gewachsen, sowie  in  Form  von  anderen  Mineralien  als  Pseudomor- 
phosen;  endlich  als  Versteinerungsmittel,  besonders  von  Holz.  Findet 
sich  auch  in  lockeren,  zwischen  den  Fingern  zerreiblichen  Aggregaten 
oder  vollkommen  erdig,  oft  als  ein  unfühlbar  feines  Pulver.  Nicht 
erdige  Varietäten  sind  spröde.  H.  =  5 J — 6^ ;  G.  =  1,9 — ^2,5,  je  nach 
der  Reinheit,  der  reinste  2,15—2,20.  Alle  Grade  der  Durchscheinen- 
heit:  vollkommen  durchsichtig  bis  undurchsichtig.  An  sich  farblos, 
aber  häufig  durch  Beimischungen,  namentlich  eisenhaltiger  Bestand- 
teile, mehr  oder  weniger  intensiv  gefärbt:  gelb,  braun,  rot,  grün, 
schwarz,  selten  blau.  Glasglanz,  zuweilen  ins  Fette.  An  sich  ein- 
fache Lichtbrechung,  aber  durch  innere  Spannungen  häufig  anomal 
doppelbrechend.  V.  d.  L.  meist  stark  zerknistemd  und  unschmelzbai*. 
Gibt  meist  im  Kolben  eine  nicht  unerhebliche  Menge  Wasser.  Von 
HCl  nicht  angegriffen;  in  HF  und  in  heißen  Alkalien  löslich.  Ent- 
wässerter Opal  löst  sich  in  der  Sodaperle  unter  Blasenwerfen  infolge 
Entweichen  von  CO^, 

Nach  den  speziellen  Verhältnissen,  dem  Aussehen,  beruhend  auf 
Farbe,  Glanz,  Durchscheinenheit  etc.,  und  nach  den  fremden  Bei- 
mengungen unterscheidet  man  eine  Anzahl  von  Varietäten,  welche  mit 
besonderen  Namen  belegt  worden  sind. 

Hyalit  (Glasopal).  Wasserhelle,  glasartige,  bis  fingerdicke  £[rusten 
mit  kleintraubiger  Oberfläche,  meist  auf  Basalt,  aber  auch  auf  anderen 
Silikatgesteinen,  zuweilen  sogar  auf  Moosen  und  Flechten  auMtzend, 
was  die  Neuheit  der  ganzen  Bildung  beweist;  häufig  anomal  doppel- 
brechend-  n  =  1,4347 — 1,4555  (r).  Kaiserstuhl  bei  Freiburg  i.  Br., 
Erlenbach  bei  Frankfurt  a.  M.,  Ostheim  und  a.  0.  bei  Hanau,  Waltsch 
in  Böhmen  etc.  auf  Basalt.  Jordansmühl  in  Schlesien  auf  Serpentin  eta 


Opal.  533 

Ähnlich  der  kleintraubige,  perlmutterglänzende,  aber  trübe,  weiße  Perh 
Sinter  (Fiorit)  von  Sta.  Fiora  in  Toskana. 

Edler  Opal.  Meist  milchweiß,  bläulich,  auch  gelblich,  grau  und 
schwarz,  in  bunten  prächtigen  Farben  spielend,  die  von  haarfein  enEissen 
ausgehen  und  eine  Erscheinung  des  Irisierens  darstellen  (264).  Matter 
61asglanz,  muschliger  Bruch,  durchscheinend  bis  halb  durchsichtig; 
n  =  1,442— 1,446  (r.).  Wertvoller  Edelstein.  In  Form  dünner  Schnüre, 
kleiner  Flitter  und  größerer  Partien  mit  anderen  Opalvarietäten  ge- 
mengt in  einem  grauen  TrachyttuflF  (sog.  Opalmutter),  durch  dessen 
Verwitterung  er  sich  gebildet  hat,  bei  Cerwenitza  zwischen  Eperies 
und  Kaschau  in  Ungarn.  Er  wird  hier  systematisch  gewonnen.  Ähn- 
lich in  Mexiko,  Guatemala  etc.  In  Queensland  und  Neu-Sfid-Wales 
in  Australien  in  Menge  in  einem  braunen  Sandstein,  z.  T.  als  Ver- 
steinerungsmittel von  Holz,  Muschelschalen  etc.,  sowie  in  ausge- 
zeichneten Pseudomorphosen,  wahrscheinlich  nach  Gips,  die  rundliche 
Konkretionen  bilden.    Grau  in  Japan. 

Gemeiner  Opal,  Ohne  Farbenspiel ;  halbdurchsichtig  bis  durch- 
scheinend, farblos  und  in  verschiedenen  Farben,  aber  selten  intensiv 
gefärbt,  t^eil  noch  ziemlich  rein;  ziemlich  starker  Glas-,  zuweilen 
Fettglanz.  Meist  aus  der  SiO^  verwitterter  Silikatgesteine  (bes.  vul- 
kanischer Gesteine)  gebildet  und  in  diesen  (oder  in  deren  Nähe)  ab- 
gelagert, als  Ausfüllungen  von  Spalten  und  Klüften  und  anderen  Hohl- 
räumen, als  krustenfSrmige  Überzüge,  stalaktitische  Zapfen,  runde 
Knollen  etc.  Wichtige  Fundorte  sind  bei  Hanau  im  Basalt,  bei 
Tokaj,  Telkibanya  etc.  in  Ungarn  im  Trachyt,  ebenso  in  Mexiko, 
Mittelamerika  an  vielen  Orten  etc.  Einige  mit  besonderen  Namen  be- 
legte Abänderungen  des  gemeinen  Opals  sind:  Feuer  opaly  dunkel  wein- 
gelb bis  hyacintrot,  halbdurchsichtig,  im  Trachyt  oder  Perlstein  von 
Zimapan  ii^  Mexiko.  MUchopaly  milchweiß  (etwas  bläulich),  halbdurch- 
sichtig. Prasopal,  durch  Ni  apfelgrün  gefärbt,  im  Serpentin  der  Gegend 
von  Frankenstein  in  Schlesien,  wo  auch  noch  andere  Opalvarietäten 
vorkommen.  Wachsopaly  von  der  Farbe,  dem  Glanz  und  dem  Aus- 
sehen des  Wachses,  von  Telkibanya  und  anderen  Orten  in  Ungarn  im 
Trachyt,  ebenfalls  mit  anderen  Opalarten  zusammen.  Hydrophan^ 
bräunlich  und  höchstens  kantendurchscheinend;  ins  Wasser  gelegt 
wird  er  durch  Aufnahme  von  Wasser  in  seine  Poren  halbdurchsichtig 
und  zuweilen  sogar  farbenspielend  wie  edler  Opal  (sog.  Weltauge) ;  in- 
folge der  Porosität  an  der  Zunge  klebend.  Hubertsburg  in  Sachsen, 
Cerwenitza  etc.  Gemeiner  Opal  auch  als  Neubildung  in  manchen 
Erzgängen  des  Erzgebirges. 

Halbopal.  Durchscheinend  bis  undurchsichtig,  wenig  glänzend,  zu- 
weilen ins  Fette,  häufig  stark  gefärbt  durch  fremde  Beimengungen, 
rot,  braun,  gelb,  grün  etc.,  zuweilen  mehrere  Farben  an  einem  Stück. 


534  Oxyde. 

Vorkommeti  in  derselben  Weise  wie  der  gemeine  Opal,  und  auch  an 
denselben,  sowie  an  vielen  anderen  Orten  nnd  dnrch  alle  möglichen 
Übergänge  mit  ihm  zusammenhängend.  Hierher  gehört  der  HolZ' 
opalf  in  Opal  versteinertes  Holz,  häufig  im  niederhessischen  Basalt- 
gebiet und  in  Ungarn;  Kacholong,  nierenförmige  und  traubige,  matte, 
weiße  Überzüge  auf  vulkanischen  Gesteinen  auf  Island,  den  Färöer  etc., 
auf  Brauneisenstein  bei  Httttenberg  in  Kärnten  etc.  Der  Halbopal 
hängt  durch  allmähliche  Übergänge  zusammen  mit  Jaspopat  und  OpaH- 
Jaspis.  Dies  sind  noch  unreinere  Opalmassen,  namentlich  stark  eisen- 
haltig, bis  40%  Fe^O^  (Eisenopal),  daher  intensiv  gelb,  braun  und 
rot  und  von  hohem  spez.  Gewicht,  bis  G.  =  2,5.  Sie  vermitteln  z.  T. 
den  Übergang  zwischen  Opal  und  Jaspis.  Eine  grüne  ungarische 
Varietät  ist  Chhropal  genannt  worden. 

Die  in  manchen  heißen  Quellen  gelöste  SiO^  scheidet  sich  beim 
Erkalten  des  Wassers  als  Opal  aus,  wodurch  sinterartige  Neubildungen 
dieses  Minerals  von  der  verschiedenartigsten  Beschaffenheit  entstehen. 
Hauptgebiete  solcher  Opalsinter  sind  die  Umgebungen  des  Geysirs  in 
Island,  das  Yellowstonegebiet  in  Nordamerika,  die  Nordinsel  von  Neu- 
seeland etc.,  überall  in  Verbindung  mit  vulkanischen  Gesteinen.  Hier- 
her gehört  der  Kiesdsinter  (Geyserit),  krustenförmig  mit  nieriger  und 
traubiger  Oberfläche  diese  Gesteine  bedeckend,  auch  trop&teinförmig, 
z.  T.  ziemlich  glänzend,  meist  matt,  farblos  bis  graulich,  gelblich  und 
rötlich,  durchscheinend  bis  undurchsichtig.  Auch  in  dickeren  Lagen 
mehr  oder  weniger  deutlich  geschichtet,  zuweilen  stark  porös  und 
wenig  kompakt  bis  fast  erdig  (KieseUuff), 

Zam  Opal  werden  wegen  der  übereinstimmenden  Eigenschaften  des  spezifischen 
Gewichts  nnd  der  L()slichkeit  in  Alkalien  auch  die  Znsammenhänfnngen  von  ans 
Si02  bestehenden  Diatomeenpanzem  gerechnet,  welche  oft  rein  weiße,  lockere  bis 
äußerst  feinerdige,  mehlartige,  zuweilen  auch  etwas  kompaktere,  mehr  oder  weniger 
deutlich  geschi^tete  Ablagerungen  von  erheblicher  Ausdehnung  bilden.  Es  ist 
das,  was  als  Bergmehl,  Eieselguhr,  Tripel,  Infusorienerde  etc.  bezeichnet  wird. 
Große  Massen  davon  finden  sich  im  Spreebett  bei  Berlin,  in  der  Ltlneburger  Heide, 
im  Vogelsberg,  in  der  Auyergne  (Randanit),  bei  Paris,  in  Nordafrika  (Tripolis,  daher 
Tnpel)  etc.  Lokal  an  manchen  dieser  Orte,  besonders  schCn  aber  bei  Paris,  bei 
Bilin  und  Franzensbad  in  Böhmen,  im  Habichtswald  etc.  sind  diese  Massen  äußerst  fein 
geschichtet  und  bestehen  aus  papierfeinen  Lagen  von  etwas  kompakterer  Beschaffen- 
heit, die  wegen  großer  Porosität  an  der  Zunge  kleben  (Klebschiefer  oder  Polier- 
schiefer). Benutzt  werden  alle  diese  Substanzen  als  äußerst  feines  Poliermittel  und 
zu  anderen  technischen  Zwecken. 

Der  Polierschiefer  ist  zuweilen  durch  organische  Substanz  dunkelgefärbt  und 
lederartig  zähe.  Er  bildet  dann  die  Papierkohle  (Dysodil),  (Vogelsberg,  £h6n,  Sieben- 
gebirge). In  diesen  stets  mehr  oder  weniger  lockeren  Massen  sind  nicht  selten  feste 
Opalknollen  eingelagert,  so  der  Menüitj  undurchsichtig,  matt,  braun  oder  rauchgrao, 
runde  Konkretionen  im  Klebschiefer  von  M6nilmontant  bei  Paris  bildend  und  der 
lockere,  poröse,  daher  auf  Wasser  schwimmende  Schioimmkiesel  von  St.  Ouen  bei 
Paris. 

(Behrens,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  64,  1871.) 


Qnarz. 


535 


SiO^,  iQfil  Si,  53,33  0.  Zuweilen  fast  chemisch  rein,  bänflg  auch 
mehr  oder  weniger  stark  verunreinigt  durch  Fe^O^,  -^^^Og,  -äfw^Og,  MgO^ 
CaOj  H^Oj  sowie  durch  organische  Substanzen.  Flüssigkeiten  (Wasser 
und  flüssige  Kohlensäure)  mechanisch  eingeschlossen  in  Schwärmen 
von  mikroskopisch  kleinen  Poren,  oder  auch  zuweilen  in  größeren 
Hohlräumen,  in  denen  man  eine  Luftblase  (Libelle)  auf  der  Flüssig- 
keit hin-  und  hergehen  sieht  (Poretta  bei  Bologna).  Auch  Krystalle 
anderer  Mineralien  sind  im  Quarz  sehr  häufig  eingewachsen,  und  zwar 
findet  man  solche  fremde  Einschlüsse  im  Quarz  in  größerer  Mannig- 
faltigkeit, als  in  irgend  einem  anderen  Mineral. 

Hexagonal,  aber  nicht  vollflächig,  sondern  trapezoedrisch-tetartoe- 
drisch.  a:c=l:  1,0999.  Ein  Ehomboeder  P  =  R  (1011)  mit  glän- 
zenden und  das  Gegenrhomboeder  jar  =  — JB  (Olli)  mit  häuflg  matten 
Flächen  bilden  einen  dihexaedrischen  Körper,  dessen  S.  K.  durch  die 
Flächen  des  ersten  Prismas  r  =  ooR  (lOiO)  gerade  abgestumpft  werden. 
Die  Flächen  r  sind  horizontal  deutlich  gestreift;  sie  sind  neben  P 
und  z  die  gewöhnlichsten  Flächen  des  Quarzes;  diese  drei  sind  mit 
verschwindenden  Ausnahmen  an  allen  vollständig  ausgebildeten  Quarz- 
krystallen  stets  vorhanden  und  bilden  meist  für  sich  allein  eine  schein- 
bar vollflächige  Kombination  (Fig.  421).  Pjz  =  133«  44'  (E.  K.)  und  = 
103«  34'  (S.K.);  P/r=;^/r  =  141«  47'.  Bei  vielen  Krystallen  ist  r  ziemUch 
lang  (Fig.  421),  bei  manchen  bildet  r  nur  schmale  Facetten  (Fig.  422),  in 


Fig.  421. 


Fig.  422. 


Fig.  424. 


seltenen  Fällen  fehlt  r  auch  wohl  ganz  (Fig.  150).  Die  Flächen  PmxAe 
sind  selten  alle  ganz  gleich  groß,  wie  in  Fig.  421,  häufig  sind  die  Flächen 
P  und  a  an  Größe  verschieden,  und  zwar  ist  0  meist  kleiner,  als  die 
zwischenliegenden  P  (Fig.  423),  häufig  ist  aber  auch  die  Verschieden- 
heit in  der  Größe  und  Ausbildung  von  P  und  0  und  damit  z,  T.  von  r 
eine  ganz  unregelmäßige,  und  die  Krystalle  sind  dann  nicht  selten 
von  der  idealen  Form  (Fig.  421)  weit  entfernt  (Fig.  424).  Bei  solchen 
Verzerrungen  ist  es  häufig  schwer,  die  einzelnen  Flächen  richtig 
zu  deuten,  die  Streifung  auf  r  zeigt  aber  meist  den  Weg.  Sehr  selten 
fehlen  die  Flächen  0  vollständig,  so  daß  ein  Ehomboeder  mit  dem 
1.  Prisma  nach  Art  der  Fig.  182  kombiniert  ist  PjP  =  94«  15'  (E.  K). 
Neben  den  Bhomboedem  P  und  a  finden  sich  häufig  solche,  welche 


536 


Oxyde. 


von  der  Hanptaxe  größere  Stücke  abschneiden,  so  daß  sie  die  Kanten 
PIr,  resp,  ^/r  abstumpfen.  Dabei  ist  häufig  nur  Pjr  oder  nur  js^jr  ab- 
gestumpft, je  die  anderen  nicht,  oder  die  Kante  P/r  ist  durch  die 
Flächen  anderer  solcher  steilerer  Ehomboeder  abgestumpft  als  die 
Kante  ejr.  Solche  Ehomboeder,  deren  zuweilen  mehrere  übereinander 
vorkommen,  sind  z.  B.  o  =  SR  (3031),  o/r  =  165<>  18'  (Fig.  425) ;  t  =4JJ 
(4041),  tir  =  168<>  52'  (Fig.  426) ;  t;  =  —  ^B  (0772)  (Fig.  427,  töS),v[r  = 
IQV  19';  w  =  -  7B  (0771),  w/r  =  173«  35',  Z  =  —  11-B  (0 .  11 .  11 . 1), 
Ijr  =  175®  54'  u.  a.    Diese  steilen  ßhomboederflächen  wechseln  nicht 


Fig.  425. 


Fig.  427. 


Fig.  4^. 


selten  mit  den  Flächen  r  treppenförmig  ab;  dadurch  entstehen  zu- 
weilen Prismen  mit  scheinbar  konvergierenden  Kanten,  welche  liegen 
wie  die  8.  K.  eines  spitzen  Rhomboeders,  was  Fig.  428  andeutet 
Stumpfere  Rhomboeder  als  R  und  js  sind  selten;  so  findet  sich  z.  B. 
zuweilen  das  nächste  stumpfere  a  =  —  \R  (0li2),  dessen  Flächen  die 
E.  K.  von  P  gerade  abstumpfen,  und  andere. 

Diejenigen  Flächen,  durch  welche  die  Tetartoedrie  am  häufigsten 
in  die  Erscheinung  tritt,  sind  die  Trigonoeder-  und  Trapezoederfiächen. 

2P2       ~ 

Von  Trigonoedem  findet  sich  sehr  häufig:  s  =  —j-  (1121);  in  den 

Zonen  [P  r]  und  [zr]  liegend  und  die  Ecken  Pjsfrr  abstumpfend,  so  daß 
je  zwei  gegenüberliegende  Kanten  auf  s  parallel  sind  (Rhombenflächen). 
Sie  liegen  an  einfachen  Krystallen  oben  und  unten  nur  an  den  ab- 
wechselnden Kanten  r/r  und  sind  auf  diese  gerade  aufgesetzt,  fehlen 


Fig.  429. 


Fig.  430. 


Fig.  431. 


Fig.  432. 


Fig.  433. 


dagegen  stets  an  den  zwischenliegenden  (Fig.  429,  430) ;  sjr  ==  142  ®  3', 
sjP  =  sja  =  151  ^  6'.    Zuweilen  haben  die  Flächen  s  eine  feine  Strei- 


Quarz.  637 

fung,  welche  stets  in  der  Richtung  der  Kante  Pjs  verläuft  und  mittels 
welcher  man  daher  die  Flächen  P  von  js  unterscheiden  kann,  was 
häufig  durch  die  Betrachtung  der  Flächen  P  und  a  allein  unmöglich 
ist  Wenn  diese  Streifung  nicht  deutlich  sichtbar  ist,  muß  man  zur 
Unterscheidung  von  P  und  a  die  Ätzfiguren  oder  das  pyroelektrische 
Verhalten  benutzen  (siehe  unten).  Die  Flächen  s  liegen,  wenn  man 
den  Krystall  mit  der  Achse  c  aufrecht  und  mit  einer  Fläche  P  gegen 

2P2 

den   Beschauer  stellt,  entweder  rechts  (^--i—  (1121))    oder    links 

2P2 

{l .  ~-T-  (1121))  von  der  unter  P  liegenden  Prismenfläche  r ;  sie  gehören 

entweder  einem  rechten  oder  einem  linken  Trigonoeder  an,  und  man 
nennt  die  Krystalle  danach  rechte  (Fig.  429)  und  linke  (Fig.  430). 

P2 

Selten  sind  die  Flächen  des  Trigonoeders  S=-t-(1122),  welche  die 

abwechselnden  Kanten  Pj/s  gerade  abstumpfen. 

Die  Flächen  der   häufigsten  Trapezoeder  liegen  in  den  Zonen 

[bt]  und  stumpfen,  wenn  die  in  denselben  Zonen  liegenden  Flächen  s 

vorhanden  sind,  die  Kanten  sjr  ab,  liegen  also  unter  den  Flächen 

P,  und  zwar  auch  wieder  nur   rechts   an   den   rechten   Krystallen 

(Fig.  431)  oder  nur  links  an  den  linken  (Fig.  432).     Sie  gehören 

also  zu  Skalenoedern  von  der  Stellung  des  Hauptrhomboeders  P,  also 

zu  +  Skalenoedern  und  sind  somit  selbst  positiv,  und  zwar  ebenso 

häufig  rechts,  als  links.    Ihre  Flächen  haben  sehr  häufig  Trapezform, 

und  werden  danach  Trapezflächen  genannt     Die  Zahl  derselben  ist 

6Pf 
ziemlich  groß ,  die  gewöhnlichsten  sind  o;  =  +  r  .  -^  (5161),  resp. 

l .  ^  (6151),  rjx  =  168 0  0'  und  die  matte u  =  +  r.^  (3141),  resp. 

4P4 

i.-j-^  (4131),  eventuell  die  Kante  sjx  abstumpfend  (Fig.  425,  426, 

431 — 433).  An  einfachen  Krystallen  liegen,  wie  es  die  Figuren  431 
und  432  zeigen,  diese  Flächen  wie  die  Flächen  s  an  den  abwechseln- 
den Prismenkanten  oben  und  unten,  und  zwar  oben  auf  der  anderen 
Seite  der  Kante  als  unten,  und  fehlen  an  den  zwischenliegenden 
Prismenkanten.  Andere  Trapezoeder  als  diese  unter  P  liegenden 
positiven  rechten  oder  linken  kommen  viel  seltener  vor,  man  kann 
also  an  der  Lage  dieser  Trapezflächen  wieder  die  Flächen  P  von  £f 
unterscheiden;  unter  letzteren  liegen  fast  nie  solche  Flächen,  welche 
dann  zu  negativen  Skalenoedern  gehören.  Allerdings  wird  wohl  die 
Kante  sjr  unter  der  Fläche  a  zuweilen  einmal  durch  eine  Trapezfläche 

abgestumpft,  z.  B.  durch  x'  =  —  r.  -^  (65ll),  resp.  —  L  ^  (5611) 


538  Oxyde. 

4PA      4Pi.      - 

und  u*  ^=  —  r  .  —^  (4311),  resp.  —  l .  —^  (3411),  welche  eine  x  und 

t«  entsprechende  Lage  haben;  ebenso  die  Kanten  SjP  oder  sjz  oben  an  der 
Fläche  s  (diese  letzteren  Abstumpfungsflächen  werden  danach  obere 
Trapezflächen  im  Oegensatz  zu  den  unteren  genannt,  welche  die 
unten  anliegenden  beiden  Kanten  sjr  abstumpfen),  auch  kommen  zu- 
weilen Trapezoeder  vor,  deren  Flächen  gar  nicht  in  einer  der  Zonen 
der  Fläche  s  mit  den  umliegenden  Flächen  P,  z  und  r  liegen  und  dann 
häufig  keine  Trapezgestalt  haben,  z.  B.  schiefe  Abstumpfungen 
der  Kanten  Fz^  PjP  etc.,  aber  dies  sind  immer  Seltenheiten.  Häufig 
sind,  wie  gesagt,  nur  die  von  den  unter  P  liegenden  unteren  Trapez- 
flächen, besonders  x  und  u  begrenzten  rechten  und  linken  positiven 
Trapezoeder;  negative  Trapezoeder  kommen  kaum  vor.  Korrelate 
rechte  und  linke  Trapezoeder  zusammen  ein  Skalenoeder  bildend 
(Fig.  278),  sind  an  demselben  einfachen  Krystall  noch  nicht  beobachtet, 
ebensowenig  korrekte,  sich  zu  einem  Dihexaeder  2.  Ai*t  ergänzende 
Trigonoeder  s,  dagegen  kommen  das  rechte  und  das  linke  Trigono- 
eder  §  und  §'  zuweilen  nebeneinander  vor.  Sieht  man  von  diesen 
seltenen  Flächen  §  ab,  so  schließen  sich  die  rechten  und  linken  Hälften 
der  positiven  und  ebenso  die  der  negativen  Skalenoeder,  sowie  rechte 
und  linke  Rhombenflächen  derart  aus,  daß  nie  an  einer  Prismen* 
fläche  r  gleichzeitig  rechts  und  links  solche  Flächen  liegen,  auch  nicht 
von  verschiedenen  Symbolen.  Dagegen  kommen  Trapezoederflächen 
rechts  und  links  von  einer  Fläche  s  gleichzeitig  nebeneinander  vor. 
Die  rechten  und  linken  positiven,  sowie  die  rechten  und  linken  nega- 
tiven Trapezoeder  schließen  sich  also  gegenseitig  aus,  ebenso  die  rechten 
und  linken  Trigonoeder  s,  dagegen  kommen  rechte  positive  und  linke 
negative  Trapezoeder  zuweilen  nebeneinander  und  mit  einer  rechten 
Trigonoederfläche  s  vor,  und  ebenso  linke  positive  und  rechte  negative 
mit  linken  Flächen  s.  Danach  charakterisieren  sich  rechte  (resp. 
linke)  einfache  Quarzkrystalle  ganz  allgemein  so,  daß  sie  bei  obiger 
Stellung  des  Krystalls  nur  an  der  Prismenkante  rechts  (Fig.  431) 
(resp.  links,  Fig.  432)  von  P  Rhomben-  und  Trapezoederflächen  tragen, 
je  auf  der  anderen  Seite  nicht. 

Prismen   außer  r  sind   selten;  man   findet  das  zweite  Prisma 

ooP2 

d  =  — j-  (1120),  als  dreiseitiges  Prisma  ausgebildet,  die  abwech- 
selnden Kanten  rjr  gerade  abstumpfend,  und  zwölfseitige  Prismen 
ebenfalls  wegen  der  Tetartoedrie  nur  mit  der  halben  Flächenzahl 
als  symmetrisch  sechsseitige  Prismen  die  abwechselnden  Kanten  rjr 

zuschärfend,  z.  B.  Z;  =  ^^(4150)  (Fig.  427).  Auch  diese  beiden 
Prismen  sind  entAveder  rechte  (d)  oder  linke  (Ä).    Die  Basis  ist  mit 


Qua».  539 

voller  Sicherheit  beim  Quarz  noch  nicht  beobachtet,  jedenfalls  ist  sie 
sehr  selten;  die  zuweilen  in  der  Bichtung  der  Basis  beobachteten 
Flächen  sind  wohl  alle  Scheinflächen. 

Zwillingsbildnngen  sind  beim  Qnarz  nng^emein  häufig,  viel  häufiger 
als  einfache  Erystalle,  besonders  solche  mit  parallelen,  weniger  mit 
gekreuzten  Hauptachsen.  Zu  den  ersteren  gehört  der  schon  oben 
(166)  beschriebene  Zwilling  aus  zwei  gleichartigen,  also  aus  zwei 
rechten  oder  zwei  linken  Individuen  (Fig.  275),  sowie  der  einem  ein- 
fachen Krystall  ähnliche  „Dauphin6er  Zwilling«  (Fig.  276, 277).  Derselbe 
ist  äußerlich  nur  zu  erkennen,  wenn  die  Flächen  s  und  x  ganz  un- 
regelmäßig verteilt  oder  die  Unterschiede  im  Glanz  auf  P  und  sf  be- 
merkbar sind.  Ist  dies,  was  häufig  vorkommt,  nicht  der  Fall,  so  ent- 
zieht sich  diese  Verwachsung  der  äußeren  und  auch  der  optischen 
Beobachtung  vollkommen,  kann  aber  durch  Untersuchung  der  Verhält- 
nisse der  Pyroelektrizität  und  der  Ätzfiguren  erkannt  werden  (s.  u.). 

Zuweilen  verwächst  auch  ein  rechtes  mit  einem  linken  Indi- 
viduum mit  lauter  parallelen  Achseu.  An  diesen  sog.  „brasilia- 
nischen Zwillingen"  sind  alle  Flächen  P,  0,  r  des  einen  Individuums 
mit  den  entsprechenden  Flächen  des  anderen  parallel,  aber  die 
Trapezfiächen  x  sind  dann  in  der  in  Fig.  278  angegebenen  Weise 
verteilt,  so  daß  sie  zusammen  ein  scheinbares  Skalenoeder  bilden. 
Die  beiden  einfachen  Individuen  sind  häufig  sehr  kompliziert  durch- 
einander gewachsen  und  wechseln  auch  zuweilen  in,  der  dihexa- 
edrischen  Begrenzung  parallelen,  Schichten  regelmäßig  miteinander 
ab,  besonders  beim  Amethyst.  Hier  ist  eine  Konstatierung  der  Ver- 
wachsung aus  zwei  ungleichartigen  Individuen  auf  optischem  und 
pyroelektrischem  Wege  möglich.  Außer  an  brasilianischen  Kry- 
stallen  kommt  diese  Verwachsung  auch  an  Amethysten  aus  den  Mela- 
phyren  des  Nahetals  und  von  den  Färöer  vor,  und  optische  und  pyro- 
elektrische  Untersuchungen  haben  gezeigt,  daß  auch  viele  scheinbar 
einfache  Erystalle  nach  diesem  Gesetz  gebildet  sind,  z.  B.  die  von 
Brilon  und  manche  andere.  Auch  symmetrische  Juztapositiou  zweier 
ungleichartiger  Individuen  von  Quarz  nach  einer  Prismenfiäche  r  (und 
gleichzeitig  nach  der  Basis)  kommt  manchmal  vor;  ebenso  eine  Ver- 
einigung  mehrerer  dieser  Gesetze,  indem  sich  zunächst  zwei  Individuen 
in  einer  gewissen  Weise  miteinander  verbinden  und  zwei  so  gebil- 
dete Zwillinge  nach  einem  anderen  Gesetz. 

Zwillinge  mit  gekreuzten  Achsen  sind  selten ;  ein  solcher 
ist  Fig.  434  abgebildet,  wie  er  bei  Munzig  in  Sachsen,  in 
Japan  etc.  vorkommt    Beide  Individuen  haben  eine  die 

P2       - 

Endkante  Pjz  abstumpfende  Fläche  I  =  -j"  (1122)  gemein    -pig,  434. 

und  liegen  umgekehrt,  so  daß  eine  Fläche  r  an  beiden  Individuen 


540  Oxyde. 

sich  nnimterbrochen  fortsetzt;  die  Achsen  c  schneiden  sich  unter 
84^  34'.  Zwillinge  (Viellinge)  mit  nichtparallelen  Achsen  sind  wohl 
auch  die  „gedrehten^  Erystalle  mit  schraubenförmig  verbogenen 
Flächen  aus  den  Alpen;  in  je  zwei  benachbarten  Individuen  machen 
die  Hauptachsen  einen  ganz  kleinen  Winkel  miteinander. 

(G.  Böse,  Abh.  der  Berl.  Akad.  für  1844 ;  E.  Weiß,  Abb.  natnrf.  Ges.  Halle, 
Bd.  y,  1860;  Des  Cloizeaux,  Memoire  snr  la  crütalliaatioxi  etc.  da  qnartz,  18&Ö; 
Websky,  Neues  Jahrb.  für  Hin.  1871  und  1874  und  noch  viele  andere  Abhandlangen ; 
Leydolt,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  15;  Laspeyres,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges. 
1874;  G.  vom  Rath,  Zeitschr.  f.  Kryst.  V.  und  X;  Groth,  ibid.  I,  1877,  pag.  297; 
Scharff,  Abh.  Senkenb.  Ges.  Bd.  3;  Tschermak,  Denkschr.  Wien.  Akad.  Bd.  61,  pag.  365.) 

Der  Quarz  ist  parallel  den  Rhomboeder-  und  Prismenflächen  P,  js, 
und  r  sehr  wenig  deutlich  spaltbar;  die  Blätterbriiche  lassen  sich 
kaum  willkürlich  darstellen,  entstehen  aber  zuweilen  durch  Zufall 
beim  Erhitzen,  beim  Zerbrechen  etc.  der  Stücke.  Der  Bruch  ist 
muschlig,  bei  einzelnen,  besonders  bei  derben  und  dichten  Varietäten 
splittrig,  uneben  etc.  Spröde;  H.  =  7,  gibt  am  Stahl  Funken. 
G.  =  2,5—2,8;  der  reinste  Q.  (Bergkrystall)  2,65—2,66.  Glasglanz, 
auf  Bruchflächen  zuweilen  Fettglanz.  Durchsichtig  bis  undurchsichtig. 
Farblos  und  wasserhell,  aber  auch  alle  möglichen  Farben  und  Farben- 
schattierungen, sowie  mehrfache  Färbung  an  demselben  Stück,  oft  sehr 
ausgezeichnet. 

D.  Br.  +,  schwach;  w  =  1,54090,  «  =  1,54990  (Linie  B);  (ü  = 
1,55817,  €  =  1,56772  (H).  Ausgezeichnete  Cirkularpolarisation  (247), 
und  zwar  drehen  die  rechten  Erystalle  die  Polarisationsebene  rechts, 
die  linken  links.  Hierauf  beruht  die  Erkennung  der  brasilianischen  etc. 
Krystalle  als  Zwillinge  auf  optischem  Wege:  einzelne  Stellen  einer 
•Platte  senkrecht  zur  Achse  drehen  die  Polarisationsebene  nach  rechts, 
andere  drehen  sie  nach  links.  Solche  Platten  geben  im  konvergenten 
Licht  die  isochromatischen  Kreise  ohne  das  schwarze  Kreuz ;  liegt  eine 
Schicht  linken  und  rechten  Quai*zes  übereinander,  so  entstehen  Airysche 
Spiralen,  welche  stets  auf  Verwachsung  ungleichartiger  Quarze  hin- 
weisen und  welche  an  brasilianischen  Zwillingen  (besonders  beim 
Amethyst)  daher  häufig  beobachtet  werden.  Die  Drehung  der  Polari- 
sationsebene beträgt  in  einer  Platte  von  1  mm  Dicke :  15®,  3740  für 
die  Linie  J5,  47<>,  1478  für  die  Linie  H  des  Spekti-ums. 

Der  Quarz  ist  ausgezeichnet  pyroelektrisch.  Über  die  einfachen 
Krystalle  gehen  6  abwechselnd  +  und  —  elektrische  Zonen  hin,  welche 
genau  in  der  Richtung  der  Achse  c  verlaufen,  so  daß  die  abwechselnden 
Kanten  +  und  —  und  zwei  gegenüberliegende  Kanten  stets  verschieden 
sind.  Die  Kanten  sind  am  stärksten  erregt ;  je  weiter  man  von  der  Kante 
gegen  die  Mitten  der  anstoßenden  Flächen  kommt,  desto  schwächer 
wird  die  Erregung.     Dabei  ist  die  Anordnung  so,   daß  an  rechten 


Quarz.  541 

Krystallen  die  Prismenkanten  rechts,  an  linken  die  Prismenkanten 
links  (also  diejenigen  Prismenkanten,  welche  ey.  die  ßhomben-  und 
Trapezflächen  tragen)  beim  Abkühlen  negativ  sind,  wenn  man  die 
Krystalle  mit  den  Flächen  P  gegen  sich  gekehrt  aufstellt,  wie  oben 
bei  der  Betrachtung  der  Verteilung  der  Flächen  s  und  x  etc.  Die 
zwischenliegenden  Kanten  (also  ey.  diejenigen  ohne  die  Flächen  s  und 
X  etc.)  sind  beim  Abkühlen  positiy.  Man  kann  also  auch  aus  der 
Verteilung  der  Elektrizität  unmittelbar  den  optischen  Charakter  des 
Quarzes  erkennen.  Eine  andere  Verteilung  der  Elektrizität  als  die 
genannte  weist  stets  auf  Zwillingsbildung  hin.  An  Zwillingen  mit 
parallelen  Achsen  ist  die  Verteilung  der  elektrischen  Zonen  in  beiden 
Individuen  die  entgegengesetzte.  Die  Beobachtung  der  Pyroelektrizität 
(am  bequemsten  mittels  des  Eundtschen  Verfahrens  (270) )  ergibt  also, 
ob  ein  Krystall  ein  einfacher  oder  ein  Zwilling  ist ;  welcher  der  beiden 
oben  erwähnten  Zwillinge  vorliegt^  zeigt  die  optische  Untersuchung 
einer  Platte  senkrecht  zur  Achse,  (v.  Kolenko,  Zeitschr.  f.  Kryst  IX,  1884, 
pag.  1.) 

V.  d.  L.  ist  der  Quarz  unschmelzbar,  dagegen  leicht  im  Enall- 
gasgebläse ;  er  erstarrt  nach  dem  Schmelzen  zu  einer  amorphen  Masse 
von  dem  spez.  Gew.  =  2,2  wie  Opal,  an  welcher  n  =  1,449 — 1,457 
beobachtet  worden  ist.  Von  Alkalien  kaum  angegriffen,  ebensowenig 
yon  Säuren,  nur  yon  HF  aufgelöst.  Er  wird  danach  auch  yon  den 
Atmosphärilien  sehr  schwer  angegriffen,  und  da  er  infolge  seiner 
großen  Härte  auch  mechanischen  Einwirkungen  nur  wenig  unter- 
worfen ist,  so  bleibt  er  bei  der  Verwitterung  quarzhaltiger  Gesteine 
fast  unyerändert  in  einzelnen  losen  Eömem  zurück,  wenn  auch  alles 
andere  yöUig  zerstört  ist  (Quarzsand).  Beim  Ätzen  der  Oberfläche 
mit  HF  entstehen  Ätzflguren,  welche  durch  ihre  schiefe,  unsymme- 
trische Lage  auf  die  Tetartoedrie  der  Quarzkrystalle  hinweisen.  Sie 
lassen  an  ihrer  yerschieden  schiefen  Lage  auf  den  Bhomboederflächen 
rechte  und  linke  Krystalle  und  an  ihrer  Verschiedenheit  auf  den  beiden 
korrekten  Rhomboedern  +jB  und  — B  yoneinander  unterscheiden, 
auch  gestatten  sie  Zwillinge  nach  den  yerschiedenen  erwähnten  Gesetz- 
mäßigkeiten zu  erkennen,  sei  es  allein  oder  in  Verbindung  mit  dem 
optischen  und  pyroelektrischen  Verhalten.    (Baumhauer,  Wied.  Ann.  Bd.  l  j 

Molengraaff,  Zeitschr.  f.  Kryat.  XIV,  1888,  pag.  173  und  XVIT,  1890,  pag.  137.)     Beim 

Atzen  mit  Flußsäure  werden  die  Quarzkrystalle  besonders  an  den 
Kanten  P/Pj  P/z  und  P/s  stark  angegriffen,  so  daß  an  ihnen  schmale 
Ätzflächen  entstehen,  welche  diese  Kanten  abstumpfen.  Schmale  Ab- 
stumpfungen dieser  Kanten  sind  wahrscheinlich  in  den  meisten  Fällen 
nichts  anderes  als  auf  natürlichem  Wege  entstandene  Ätzflächen,  wie 
die  Quarzkrystalle  nicht  selten  auch  mit  natürlichen  Ätzflächen  be- 
deckt sind.     Geschmolzener  Quarz  verhält  sich  auch  gegen  Lösungs- 


542  Oxyde 

mittel  wie  Opal  und  löst  sich  in  Alkalis  auf.  Mit  Soda  zosammen- 
geschmolzen  g^ibt  der  Quarz  wie  der  Opal  bei  richtigem  Mengenver- 
hältnis eine  klare  Perle;  dabei  entweicht  die  CO^  unter  Aufbrausen. 

Der  Quarz  ist  eines  der  wichtigsten  und  verbreitetsten  Mineralien, 
vielleicht  nächst  dem  Wasser  das  verbreitetste.  Er  findet  sich  z.  T. 
in  deutlich  ausgebildeten  Krystallen,  welche  entweder  auf  Drusen  und 
Hohlräumen  aller  Art  aufgewachsen,  oder  in  Gesteinen  (Kalk,  Gips, 
Porphyr,  Liparit  etc.)  eingewachsen  sind.  Diese  Krystalle  sind  teils 
an  der  Oberfläche  glänzend,  teils  matt  Die  meisten  sind  kompakt 
und  erfüllen  den  Raum  vollkommen ;  häufig  sind  aber  auch  die  Flächen 
in  der  Mitte  kastenartig  eingesenkt,  oder  es  sind  sogar  nur  Skelette 
vorhanden,  an  denen  die  Substanz  fast  ausschließlich  längs  den  Kanten 
abgelagert  ist,  den  inneren  Kaum  nur  unvollständig  ausfüllend,  oder 
die  durch  teilweise  Auflösung  des  Krystalls  entstanden  sind.  Seltener 
sind  Krystalle  mit  eingekerbten  Kanten.  Am  häufigsten  und  massen- 
haftesten findet  sich  aber  der  Quarz  derb;  in  einzelnen  Körnern  ist 
er  ein  äußerst  verbreiteter  GemengteU  mancher  massenhaft  in  der 
Erdkruste  vorhandener  Gesteine  (Granit,  Gneiß,  Gümmerschiefer, 
Quarzporphyr,  Quarztrachyt  etc.).  Bei  der  Verwitterung  derselben 
bleibt  er  fast  allein  unverändert  übrig  und  bildet  lose  Sandmassen 
und  durch  Verkittung  der  Sandkörner  Sandsteine;  fast  aller  Sand 
ist  Quarzsand.  Der  Quarz  setzt  auch  ausgedehnte  Gesteinsmassen  f&r 
sich  allein  zusammen  (Quarzfels,  Quarzit,  namentlich  den  krystaUi- 
niscben  Schiefem  eingelagert).  Sodann  findet  er  sich  häufig  auf 
Gängen  entweder  mit  anderen  Mineralien,  u.  a.  namentlich  mit  Erzen 
zusammen,  oder  auch  in  großen  Massen  für  sich  allein,  oder  mit  ein- 
zelnen Körnern  eingesprengter  anderer  Mineralien,  z.  B.  von  Gold; 
auf  den  Hohlräumen  im  Innern  der  größeren  in  Gang-  oder  Lager- 
form vorkommenden  Quarzmassen  vielfach  Drusen  ausgebildeter  Quarz- 
krystalle.  In  geringerer  Menge  bildet  er  auch  stenglige  Massen,  zu- 
weilen exzentrisch  strahlig  mit  auf  den  einzelnen  Stengeln  nach  außen 
aufgesetzter  dihexaedrischer  Endigung,  sowie  fasrige,  oolithische  und 
dichte  Aggregate.  Quarz  ist  ein  häufiges  Yersteinerungsmittel  von 
Petrefakten  tierischer  und  pflanzlicher  Natur  und  findet  sich  auch  als 
Pseudomorphose  nach  anderen  Mineralien  sehr  häufig,  so  nach  Kalk- 
spat, Feldspat,  Schwerspat^  Gips,  Bleiglanz  etc.  Fast  nur  ein  einziges 
Mineral  trifft  man  auch  in  Form  von  Quarz,  zum  Beweis,  daß  letzterer 
nicht  absolut  unangreifbar  für  das  im  Gebixige  zirkulierende  Wasser  ist; 
es  sind  dies  die  Pseudomorphosen  von  Speckstein  nach  Quarz  vcm 
Göpfersgrün  im  Fichtelgebirge.  Mit  anderen  Mineralien,  namentlich 
mit  Kalkspat,  findet  er  sich  in  regelmäßiger,  krystallographisch  de- 
finierbarer Verwachsung,  welche  in  konstanter  Weise  ziemlich  häufig 
wiederkehrt  (Reichenstein  in  Schlesien). 


Qaarz.  543 

Die  anfierordentlich  mannigfaltige  Art  des  Vorkommens  zeigt,  daß 
der  Quarz  in  sehr  verschiedenartiger  Weise  entstanden  ist,  durch 
Absatz  aus  dem  Wasser,  durch  Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluß,  auch 
darch  Sublimation,  und  in  jedem  einzelnen  Falle  unter  im  speziellen 
»Minigfach  yerschiedenen  besonderen  Umständen.  Die  Folge  davon 
ist,  daß  die  Quarze  an  den  zahlreichen  Oi*ten  ihres  Vorkommens  in 
der  krystallographischen  Ausbildung,  der  Struktur,  der  Farbe,  dem 
Glanz,  der  geologischen  Erscheinungsweise  etc.  sehr  bedeutende  Ab- 
weichungen erkennen  lassen,  wonach  sich  eine  Einteilung  in  eine  An- 
zahl von  Unterabteilungen  von  selbst  ergibt  Einige  der  vielen  nur 
z.  T.  scharf  charakterisierten,  meist  durch  Übergänge  miteinander  ver- 
bundenen Varietäten  des  Quarzes  sind  die  folgenden: 

a)  JE  dl  er  Quarz.  Durchsichtig;  deutliche  Krystalle  oder  Kry- 
stallbruchstticke.  BerghrystäU ,  wasserhell,  farblos;  auf  Klüften  und 
Hohlräumen  der  Silikatgesteine  in  den  Hochgebirgen,  den  Tiroler, 
Schweizer  und  französischen  Alpen,  aufgewachsen  mit  Feldspat,  Ti- 
tanit,  Eutil,  Glimmer,  Chlorit  u.  a.  deutlich  krystallisierten  Mine- 
ralien ;  oft  in  großen  Hohlräumen  und  in  großer  Menge  (Krystallkeller) ; 
weniger  häufig  in  den  Mittelgebirgen  (Striegau  und  Järischau  in 
Schlesien  etc.).  Aus  den  Gebirgen  gelangt  er  zuweilen  in  die  Betten 
der  Wasserläufe,  wo  er  abgerollt  wird,  wie  die  anderen  Flußgeschiebe 
auch;  so  findet  er  sich  z.  B.  im  Rhein,  aus  den  Alpen  stammend,  als 
sog.  Rheinkiesel,  in  den  Edelsteinseifen  von  Ceylon  etc.  Zuweilen 
bildet  er  sehr  große  Massen,  wie  z.  B.  in  Madagaskar,  von  wo  zentner- 
schwere Bruchstücke  riesiger  Krystalle  in  den  Handel  kommen.  Die 
Bergkrystalle,  fast  immer  Zwillinge  nach  dem  Danphinfeer  Gesetz,  sind 
meist  lang  prismenfSrmig,  die  Rhomben-  und  Trapezflächen  sind  ent- 
wickelt; zuweilen  sind  sie  in  der  Richtung  einer  Nebenachse  verlängert 
und  um  dieselbe  in  eigentümlicher  Weise  spiralig  gedreht  (gewundene 
Bergkrystalle  aus  den  Alpen,  siehe  pag.  540).  Einschlüsse  von  Flüssig- 
keiten* in  der  oben  beschriebenen  Weise  sind  häufig  (Quarz  von  Poretta 
bei  Bologna),  ebenso  Bildung  von  Skeletten  ohne  vollkommene  innere 
Erfüllung  mit  Substanz.  Auch  feste  Einschlüsse  anderer  Mineralien 
sind  sehr  gewöhnlich,  so  grüne  Nadeln  von  Hornblende,  rote  bis 
schwarze  Nadeln  von  Rutil  etc.,  oft  ist  sogar  der  Quarz  ganz  mit  solchen 
erfüllt,  z.  B.  mit  staubförmigem  Chlorit,  der  die  Ki'ystalle  grün 
und  undurchsichtig  macht.  Auch  auf  Drusen  anderer  als  Silikat- 
gesteine, z.  B.  in  dem  Marmor  von  Carrara,  findet  man  Bergkrystall 
aufgewachsen;  ebenso  kommen  meist  kleine  Krystalle  in  manchen 
Kalken  und  Mergeln  vor,  so  z.  B.  in  den  Keupermergeln  der  Graf- 
schaft Schaumburg  an  der  unteren  Weser  (Schaumburger  Diamanten), 
im  Marmoroscher  Komitat  in  Ungarn  (Marmoroscher  Diamanten),  femer 
in  Herkimer  Co.  in  New  York,  wo  sie  zuweilen  Körner  schwarzen 


544  Oxyde. 

Bitumens  einschließen,  auf  Hohlräumen  eines  kalkigen  Sandsteins  etc. 
Der  Bauchtopas  ist,  wahrscheinlich  durch  organische  Substanz,  braun 
gefärbt  und  wird  durch  Glühen  farblos.  Er  verhält  sich  sonst  in 
allen  Beziehungen  der  Ausbildung,  des  Vorkommens  etc.  wie  Berg- 
krystall,  findet  sich  auch  an  denselben  Orten,  nur  auf-,  nicht  einge- 
wachsen. Die  Färbung  ist  heller  oder  dunkler,  der  ganz  dunkle,  fast 
schwarze  heißt  Marion.  Ein  berühmter  Fundort  ist  der  Krystallkeller 
am  Tiefengletscher  im  Kanton  üri,  wo  viele  Eauchtopaskrystalle,  z.  T. 
von  mehr  als  1  Ctr.  Gewicht  gefunden  wurden. 

Amethyst,  ist  violblau,  mehr  oder  weniger  dunkel,  der  reine,  dunkle 
als  Edelstein  sehr  geschätzt;  zuweilen  auch  fleckig;  mancher  ist  nur 
halbdurchsichtig.  Er  ist  häufig  aus  einzelnen  helleren  und  dunkleren 
Schalen  aufgebaut,  und  zwar  vielfach  von  abwechselnd  rechtem  und 
linkem  Quarz  nach  dem  brasilianer  Zwillingsgesetz.  Daher  zeigt  er 
auf  dem  Bruch  eigentfimliche,  parallel  mit  der  äußeren  Begrenzung 
verlaufende  gerade  Linien  und  die  Platten  senkrecht  zur  Achse  geben 
Airysche  Spiralen.  Die  Verwachsung  rechter  und  linker  Krystalle  ist 
zuweilen  sehr  regelmäßig  (Fig.  278) ;  die  schalige  Übereinanderlagerung 
wird  durch  scharfe  Linien  auf  den  Rhomboederflächen  angedeutet. 
Die  Farbe  geht  beim  Erhitzen  in  Gelb  über  (gebrannter  A.,  vielfach 
unter  dem  Namen  Topas  als  Edelstein  verschliffen,  Goldtopas,  auch 
Citrin  genannt  (s.u.)).  Das  Vorkommen  des  Amethysts  ist  anders  als  beim 
Bergkrystall  und  Eauchtopas.  Er  findet  sich  vorzugsweise  auf  Mandel- 
räumen vulkanischer  Gesteine,  und  zwar  meist  in  niederen  Krystallen, 
an  denen  beinahe  nur  die  Dihexaederfiächen,  nicht  aber  die  Prismen- 
flächen entwickelt  sind,  so  im  Melaphyr  des  Nahetals  bei  Oberstein, 
in  Brasilien  und  Uruguay;  hier  auch  vielfach  alle  Arten  von  Quarz- 
mineralien in  z.  T.  prachtvollen  Exemplaren  als  GeröUe  in  Flußbetten 
oder  in  losen  Stücken  im  Schuttgebirge.  Als  Geschiebe  auch  in  den 
Edelsteinseifen  von  Ceylon,  Brasilien  etc.  Auf  Gängen,  meist  in  kry- 
stallinischen  Schiefem  und  im  Granit,  kommt  der  Amethysjt  aber 
ebenfalls  vor,  hier  meist  lang  säulenförmig  mit  wohlentwickelten  Pris- 
menflächen r;  so  bei  Schemnitz  in  Ungarn  (hier  auch  als  Scepterquarz, 
ein  kurzer  dicker  Krystall  auf  das  Ende  eines  langen  dünnen  parallel 
aufgewachsen  (Fig.  253) ),  bei  Mursinsk  im  Ural ;  zuweilen  mit  kasten- 
artig eingesenkten  Flächen  oder  in  Form  von  Krystallskeletten.  Nicht 
selten  enthält  auch  der  Amethyst  fremde  Krystalle  eingeschlossen,  so 
z.  B.  lange  Nadeln  von  Goethit  etc.  Citrin  gelb,  von  der  Insel  Arran 
und  als  Begleiter  des  Amethyst  in  Südamerika.  Der  meiste  Citrin 
der  Sammlungen  etc.  soll  gebrannter  Amethyst  sein,  was  aber  zweifel- 
haft ist. 

b)  Gemeiner  Quarg.  Undurchsichtig,  bis  höchstens  durchscheinend, 
trübe;  kaum  mehr  völlig  farblos,  weiß,  meist  wenn  auch  nur  wenig 


Quarz.  546 

gefärbt,  von  hell  rauchgraii  bis  ins  intensive  Rot,  Braun,  Gelb,  Grün, 
je  nach  der  Natur  der  färbenden  Beimengungen.  Es  sind  teils  deut- 
lich ausgebildete  Krystalle,  teils  einzelne  derbe  Kömer  oder  derbe 
Aggregate  von  verschiedener  Struktur,  oft  in  großen  Massen.  Die 
Krystalle  sind  kaum  von  anderen  Flächen  als  von  P,  ^,  r  begrenzt, 
selten  mit  Ehomben-  und  Trapezflächen  (Zinnerzgänge  des  Erzge- 
birges etc.).  Sie  sind  entweder  eingewachsen  in  allen  möglichen  Ge- 
steinen, und  zwar  teilweise  in  der  Richtung  der  Hauptachse  stark  ver- 
kürzt, so  daß  die  Flächen  des  Prismas  sehr  klein  sind  (Fig.  422),  oder 
sie  sind  an  einem  Ende  aufgewachsen.  Die  aufgewachsenen  Krystalle 
sind  teils  lang  prismenförmig,  wie  Bergkrystalle,  teils  sind  es  niedere 
nur  von  P  und  z  begrenzte  Dihexaederspitzen,  wie  gewisse  Amethyste, 
welche  dicht  gedrängt  nebeneinander  sitzend  vielfach  umfangreiche 
Drusen  bilden.  Diese  dihexaedrischen  Spitzen  sitzen  häufig  auf  derbem 
Quarz,  zuweilen  auf  stengligem,  und  zwar  so,  daß  jede  Spitze  auf 
einem  von  einem  Individuum  gebildeten  Stengel  aufsitzt  und  ihn  nach 
außen  regelmäßig  krystallographisch  begrenzt.  Diese  Stengel  und  die 
Krystallspitzen  zeigen  zuweilen  eine  ebensolche  Schalenbildung  wie 
der  Amethyst:  hellere  und  dunklere  Lagen  wechseln  miteinander  ab, 
und  auch  hier  sind  die  abwechselnden  Lagen  nicht  selten  rechts-  und 
linksdrehend.  Die  Schalenbildung  geht  zuweilen  so  weit,  daß  sich 
von  den  Krystallen  einzelne  dihexaedrisch  begrenzte  Schichten  von- 
einander abheben  lassen,  so  daß  Hohldihexaeder  entstehen  (Kappen- 
quarz von  Schlaggenwald  etc.  (178)).  Fundorte  aufgewachsener  Kry- 
stalle gemeinen  Quarzes  sind  sehr  häufig,  z.  B.  die  Erzgänge  des  Erzge- 
birges (bei  Zinnwald  u.  a.  a.  0.)  und  vieler  anderer  Gegenden,  hier  als 
sehr  gewöhnliches  Mineral  in  z.  T.  sehr  grossen,  z.  T.  ganz  kleinen  Kry- 
stallen, welche  oft  auf  ziemlich  weite  Erstreckung  eine  dünne  zusammen- 
hängende Quarzhaut  auf  anderen  Mineralien  bilden.  Femer  die  Gänge 
im  Granit  des  Eiesengebirges,  im  bunten  Sandstein  des  Schwarzwaldes, 
in  der  Grauwacke  bei  Usingen  in  Nassau  etc.  Die  Quarze  der  Erz- 
und  Mineralgänge  in  ihrer  verschiedenen  Ausbildung  bald  in  deut- 
lichen Krystallen,  bald  derb,  werden  als  Gangqmrze  bezeichnet.  Ein- 
gewachsene Krystalle  finden  sich  um  und  um  ausgebildet,  z.  T.  mit 
krummen  Flächen  und  wenig  entwickelten  Prismen  im  Kalk  von  Sund- 
wig  in  Westphalen,  in  manchen  Porphyren,  z.  B.  von  Altenberg  in 
Sachsen,  bei  Stolberg  am  Harz  etc.  und  in  vielen  Quarztrachyten  etc. 
Die  Quarzkrystalle  in  diesen  letzteren  Eruptivgesteinen,  häufig  von 
der  Form  Fig.  422  mit  stark  gerundeten  Flächen,  Kanten  und  Ecken, 
sind  an  der  Oberfiäche  vielfach  korrodiert  und  enthalten  Einschlüsse 
von  Glas  und  von  der  Grundmasse  des  Gesteins,  aber  keine  Flüssig- 
keitseinschlüsse {Porphyr quarss). 

Die  ausgedehnteste  Verbreitung  hat  aber  der  gemeine  Quarz  in 

Bauer,  Mineralogie.  35 


546  Oxyde. 

Form  von  unregelmäßig  begrenzten  Körnern  und  von  derben  Aggre- 
gaten, oft  von  beträchtlichem  Umfang.  Einzelne  Kömer  bilden  einen 
Bestandteil  des  Granits  und  anderer  Tiefengesteine,  sowie  von  ge- 
wissen krystallinischen  Schiefem,  wie  Gneiß,  Glimmerschiefer  etc., 
sog.  Oranitquarjg.  Er  ist  mehr  oder  weniger  trübe  und  meist  farblos, 
aber  auch  bläulich  und  unterscheidet  sich  von  dem  Porphyrquarz  durch 
die  stets  unregelmäßige  Form  und  den  Mangel  an  Glaseinschlüssen. 
Dagegen  sind  in  Menge  Flüssigkeitseinschlüsse  von  mikroskopischer 
Größe  vorhanden,  die  meist  in  geschlossenen  Zonen  angeordnet  sind. 
Bei  der  Verwitterung  dieser  Gesteine  werden  die  Quarzkömer  isoliert 
und  bilden  die  Sande,  die  bei  ihrer  nachträglichen  Yerkittung  durch 
ein  Bindemittel  die  Sandsteine  liefern.  In  den  krystallinischen  Schiefem 
bildet  der  Quarz  nicht  selten  größere  feinkörnige  Partien,  oft  von 
linsenförmiger  Gestalt  {Lagenquarz),  oder  auch  durch  lokales  Ver- 
schwinden der  anderen  Bestandteile,  besonders  im  Glimmerschiefer,  das 
Gestein  für  sich  allein  in  Form  von  plattigen,  glas-  bis  fettglänzenden 
grobkrystallinischen  Massen  (Quarzit).  Nicht  selten  erfüllt  der  gemeine 
Quarz  in  kieselsäurereichen  Gesteinen  Klüfte  und  Spalten,  oft  von 
großer  Mächtigkeit  in  der  Hauptsache  fär  sich  allein,  Quarzgänge 
bildend.  Diese  sind  vielfach  durch  Verdrängung  anderer  Mineralien 
entstanden,  so  u.  a.  des  Schwerspats,  z.  B.  im  Odenwald  an  zahl- 
reichen Stellen  etc.  Doch  findet  man  Quarzgänge  zuweilen  auch  im 
Kalk,  z.  B.  bei  Warstein  in  Westphalen.  Der  Quarz  der  Quarzgänge 
und  auch  der  massenhaft  den  krystallinischen  Schiefern  eingelagerte 
schließt  nicht  selten  Gold  ein  {Goldquarz). 

Einige  Varietäten  des  gemeinen  Quarzes,  welche  durch  ihre  spe- 
zielle Beschaffenheit  vorzugsweise  ins  Auge  fallen,  sind  außer  den 
schon  genannten  mit  besonderen  Namen  belegt  worden.  Fettquarz, 
fettglänzend.  Mikhquarz,  milchweiß,  Hohnstein  bei  Pirna  und  Grönland. 
Rosenquarz,  von  rosenroter,  am  Licht  ausbleichender  Farbe,  Zwiesel  bei 
Bodenmais  im  bayr.  Wald  im  Granit.  Bauchquarz,  durch  bituminöse 
Bestandteile  rauchgrau  bis  braun  gefärbt  und  beim  Zerbrechen  brenzlig 
riechend  (Stinkquarz);  ringsum  ausgebildete  Krystalle  dieser  Art  bei 
Pforzheim  in  Baden  im  Muschelkalk.  Siderit  (Sapphirquarz) ,  blau 
durch  eingewachsene  Krokydolithfasera,  von  GoUing  im  Salzburgischen. 
Eisenkiesel,  durch  Eisenoxyd  rot  oder  durch  Eisenoxydhydrat  braun 
gefärbt:  rote  Krystalle  im  Keupergips  und  im  Aragonit  von  Oviedo 
in  Asturien  und  an  zahlreichen  anderen  Orten  in  Spanien  (sog.  Hya- 
cinten  von  Compostella),  ähnlich  bei  Jena  im  Rötgips;  braune  bei 
Iserlohn  in  Westphalen,  hier  zu  dünnen  Schichten  zusammgehäuft. 
Die  Eisenkieselkrystalle  sind  vielfach  aus  rechten  und  linken  Indi- 
viduen ebenso  kompliziert  verwachsen  wie  Amethyst,  ohne  daß  man 
äußerlich  eine  Andeutung  davon  wahrnehmen  könnte.    Derber  und 


Quarz.  547 

dichter  roter  Eisenkiesel  sehr  verbreitet,  so  in  den  devonischen  Schichten 
des  hessischen  Hinterlands,  in  Nassau  etc.  Brasem,  durch  Strahlstein- 
nadeln grün  gefärbt ;  Erystalle  bei  Breitenbrunn  in  Sachsen ;  geschliffen 
unter  den  antiken  Gemmen  in  Rom.  Stem^piarjs,  weiße  exzentrisch 
strahlige  Aggregate,  die  einzelnen  Stengel  laufen  zuweilen  da  mit 
dihexaedrischen  Spitzen  aus,  wo  sie  an  eiuem  Hohlraum  endigen;  von 
Hohenelbe  in  Böhmen  und  ähnlich  yon  der  Grube  Martendorf  bei  Adorf 
im  Waldeckschen.  FaserquarZj  parallelfasrige  Schnüre,  die  Fasern  auf 
den  Begrenzungsflächen  derselben  senkrecht,  oft  seidenglänzend ;  in  der 
Braunkohle  von  Teplitz  und  in  der  Steinkohle  von  Löbejün  bei  Halle. 
Fasriger  Amethyst  bei  Issoir  in  der  Auvergne.  Hierher  gehört  auch 
das  braune  Tigerauge^  das  in  zolldicken  Platten  am  Kap  vorkommt 
und  durch  Umwandlung  aus  blauem  Erokydolith  entstanden  ist.  Es 
wird  vielfach  zu  Schmucksteinen  etc.  verarbeitet.  Zuweilen  ist  der  Ero- 
kydolith zum  Teil  noch  erhalten,  dann  ist  die  Masse  blau  (FciOcen- 
äuge).  Femer  schließt  sich  hier  an  ein  gelber,  grüner  oder  grauer 
gemeiner  Quarz,  von  parallel  liegenden  Asbestfasem  oder  von  hohlen 
Röhrchen  durchzogen,  welche  auf  der  in  der  Richtung  der  Fasern 
verlaufenden,  rundlich  geschliffenen  Oberfläche  einen  eigentümlichen 
Lichtschein  hervorrufen,  der  dem  wogenden  Lichtschein  des  beim 
Chrysoberyll  betrachteten  Katzenauges  gleicht  (pag.  530).  Wird  daher 
ebenfalls  unter  dem  l^^m^nKatzenauge  (Quarzkatzenauge,  occidentalisches 
Katzenauge)  als  Schmuckstein  benutzt.  Findet  sich  mit  Chrysoberyll 
zusammen  in  Ceylon,  aber  auch  im  Fichtelgebirge  und  bei  Treseburg 
im  Harz.  QuarzpisolUhy  oolithisch,  ähnlich  dem  Karlsbader  Erbsen- 
stein, Ägypten,  Sizilien.  ZeUquarjs,  löcherig,  von  ähnlicher  Bildung 
wie  der  sog.  zerhackte  Quarz,  der  durch  Abformung  papier dünner 
Krystallplättchen  anderer  Mineralien,  namentlich  auf  Erzgängen  ent- 
steht; diese  Plättchen  wurden  dann  aufgelöst,  weggeführt  und  ihre 
Hohlformen  blieben  zurück,  die  den  Quarz  wie  mit  dem  Beil  zerhackt 
erscheinen  lassen. 

c)  Dichter  Quarz.  Dichte  oder  auch  feinkörnige  Aggregate;  der 
Bruch  z.  T.  splittrig;  höchstens  kantendurchscheinend.  Meist  schon 
sehr  unrein.  Harnstein^  trübe,  graue,  braune,  gelbe,  auch  rötliche 
Farben;  kantendurchscheinend,  wenig  glänzend,  mit  ausgezeichnet 
splittrigem  Bruch ;  hauptsächlich  auf  Erzgängen  sehr  verbreitet,  z.  B. 
im  Erzgebirge.  Vielfach  Pseudomorphosen  bildend,  nach  Kalkspat, 
Flußspat  etc.,  in  besonders  ausgezeichneter  Weise  nach  Datolith,  sog. 
Hat/torü,  nach  dem  Fundort  Haytor  in  Devonshire,  sowie  als  Ver- 
steinerungsmittel bes.  von  Pflanzen,  z.  B.  am  Kyffhäuser,  bei  Chemnitz 
in  Sachsen  etc.  Homstein  findet  sich  auch  schichtenförmig  und  in 
unregelmäßig  begrenzten  Massen  im  Kalk.  Chrysopras  ist  ein  durch 
Nickel  grün  gefärbter  Homstein  aus  dem  verwitterten  Serpentin  der 

35* 


548  Oxyde. 

Gegend  von  Frankenstein  in  Schlesien.  Avanturin,  ein  etwas  körniger 
Homstein,  der  durch  eingelagerte  braune  und  rote  Goethit-  resp. 
Eisenglimmerschüppchen  einen  eigentümlichen  Lichtschein  besitzt ; 
u.  a.  bei  Miask  im  Ural  und  bei  Eoliwan  im  Altai;  zu  Vasen  u.  a. 
ähnlichen  Gegenständen  yerschliffen. 

Zum  dichten  Quarz  rechnet  man  auch  die  Kieselschirfer,  durch 
Kohle  schwarz,  geschichtet,  manche  so  unrein,  daß  sie  y.  d.  L.  schmelzen 
und  also  gar  nicht  mehr  zum  Quarz  gehören.  Bruch  muschlig  bis 
uneben,  nicht  splittrig.  Im  Harz,  Voigtland,  im  rheinischen  Schiefer- 
gebirge etc.  sehr  verbreitet  in  den  älteren  Formationen  (Devon,  Culm). 
Früher  kam  er  von  Lydien  (Lydit);  es  ist  der  Probierstein  der  Ju- 
weliere. 

Jaspis,  braun,  rot,  gelb,  sehr  unrein,  bes.  stark  eisenhaltig,  Bruch 
muschlig  und  eben,  nicht  splittrig.  Nur  schimmernd  bis  matt.  Nicht 
selten  in  Form  runder  Kugeln  oder  KnoUen  (Kugeljaspis),  z.  B.  der 
rote  J.  aus  den  Bohnerzgruben  von  Auggen  bei  Freiburg  i.  Br.  und 
der  braune  J.,  der  unter  den  Gerollen  der  lybischen  Wüste  (nicht  im 
Nil)  vorkommt  (sog.  Nilkiesel).  Gemeiner,  nicht  kugeliger  Jaspis,  viel- 
fach auf  Eisenerzlagerstätten,  steht  dem  dichten  roten  Eisenkiesel 
sehr  nahe. 

{Bandjaspis f  braun,  grün,  rot  etc.  gebändert,  vom  Harz,  Ural  etc.  ist  kein 
Quarz,  sondern  von  feldspatähnlicher  Zusammensetzung;  Porzellanjaspis  ist 
durch  Eohlenbrände  gebrannter  Ton  (nördl.  Böhmen) ;  BasaltjaspiSj  ein  ähnliches 
Brandgebilde  durch  die  Hitze  des  Basalts.) 

Ghalcedon. 

SiO^y  wie  Quarz,  aber  mit  anderen  Eigenschaften.  Die  stets 
dichte  Masse  hat  einen  unebenen,  splittrigen,  nicht  stark  glänzenden 
Bruch;  die  Oberfläche  ist  vielfach  traubig,  nierenförmig,  auch  stalak- 
titisch. Sie  ist  dann  oft  nach  dieser  krummen  Oberfläche  ausgezeichnet 
schalig.  Im  Innern  beobachtet  man  zuweilen  Spuren  fasriger  Be- 
schaffenheit (Glaskopfquarz);  u.  d.  M.  tritt  diese  Struktur  stets  deut- 
lich hervor.  Die  durchweg  sehr  feinen  Fasern  stehen  auf  der  rund- 
lichen Oberfläche  senkrecht;  wenn  eine  solche  nicht  vorhanden  ist, 
besteht  die  ganze  Masse  zuweilen  aus  zahlreichen  radialfasrigen 
sphärischen  Gebilden.  Es  ist  zweifelhaft,  ob  die  Fasern  einachsig 
sind.  Im  Gegensatz  zu  Quarz  ist  die  D.  Br.  — - ;  n  =  1,537  (r.)  und 
G.  =  2,59—2,64,  beides  geringer  als  beim  Quarz.  In  Alkalien  zum  Teil 
löslich,  daher  früher  für  ein  inniges  Gemenge  von  Quarz  und  Opal 
gehalten,  was  aber  mit  dem  mikroskopischen  Befunde  nicht  stimmt. 
H.  =  7.  Die  Entstehung  ist  im  allgemeinen  ähnlich  wie  die  des  Opals, 
nur  daß  sich  die  SiO^  nicht  amorph,  sondeni  krystallinisch  und  daher 
wasserfrei  ausgeschieden  hat. 

Der  Gh.  ist  stark  durchscheinend,  die  Farbe  ist  meist  matt,  wenig 


Chalcedon.  54g 

intensiv,  wenn  überhaupt  Färbung  vorhanden  ist;  dabei  ist  entweder 
das  ganze  Stuck  gleich  gefärbt,  oder  die  Farben  wechseln  in  Streifen 
parallel  mit  den  genannten  Schalenoberflächen  ab.  Danach  unter- 
scheidet man  gestreiften  und  ungestreiften  Chalcedon. 

üngesireifter  Chalcedon.  Hierher  gehören  vor  allem  die  farblosen 
oder  schwach  graulich,  bläulich  oder  gelblich,  aber  im  ganzen  einheit- 
lich gefärbten  Absätze  SiO^ -haltiger  heißer  Quellen  in  Island,  auf  den 
Färöer,  im  Yellowstone-Gebiet  etc.,  entweder  unregelmäßige  Krusten 
und  Platten,  oder  nierige,  traubige  oder  stalaktitische  Gebilde,  hier 
aber  ohne  Farbenabwechslung  und  ohne  deutliche  Schalenbildung. 
Findet  sich  in  ähnlicher  Weise  auf  Erzgängen,  z.  B.  in  Ungarn, 
andere  Mineralien,  z.  B.  Grauspießglanzerz,  überrindend,  sowie  in 
Hohlräumen  von  Eruptivgesteinen,  besonders  von  basischen.  Eigentüm- 
lich sind  die  lichtblauen  würfligen  Pseudomorphosen  von  Ch.  nach 
Flußspat  von  Tresztyan  in  Siebenbürgen.  Die  kräftiger  gefärbten 
Ch.  haben  besondere  Namen  erhalten.  Karneol^  rot,  zuweilen  ins  Gelbe, 
besonders  aus  Indien;  Sarder,  braun;  Plasma,  grün;  Heliotrop,  grün 
mit  roten  Punkten.  Enhydros  nennt  man  Chalcedone,  welche  große 
flüssigkeitserfuUte  Hohlräume  umschließen,  von  Vicenza  in  Oberitalien 
und  von  Uruguay,  urspr.  Mandeln  im  Basalt  und  Melaphyr.  MoJcka- 
steine  sind  farblose  Chalcedone  mit  schwarzen  Dendriten.  Moosachat 
mit  grünen  moosähnlichen  chloritischen  Gebilden  diu'chzogen.  Milch- 
weiße, trübe  Chalcedone  sind  ebenfalls  Kascholong  genannt  worden, 
wie  gewisse  Opale. 

Gestreifter  Chalcedon  (Achat).  Deutlich  schalig  aus  einer  großen 
Menge  einzelner  sehr  dünner  Schichten  aufgebaut,  welche  verschieden 
gefärbt  und  auch  sonst  vielfach  von  verschiedener  Beschaffenheit  sind, 
z.  B.  die  einen  porös,  die  anderen  kompakt  ohne  Poren.  Die  Schichten 
trennen  sich  zuweilen  leicht  voneinander.  Findet  sich  vorzugsweise 
auf  Mandelräumen  von  Melaphyren,  die  äußere  Partie  der  Mandel 
bildend;  auf  dem  Achat  sitzen  dann  nach  innen  Amethystkrystalle, 
femer  Zeolithe,  Kalkspat  und  andere  Mineralien.  Seltener  ist  das  Vor- 
kommen auf  Spalten  in  Silikatgesteinen,  z.  B.  von  Schlottwitz  bei 
Glashütte  in  Sachsen.  Hier  wie  bei  den  Achatmandeln  gehen  die 
Schalen  und  die  Farbenstreifen  der  Fläche  parallel,  auf  welcher  der 
Achat  abgelagert  ist.  Die  Färbung  der  Schichten  ist  im  natürlichen 
Zustande  meist  wenig  intensiv,  gewöhnlich  sind  sie  nur  abwechselnd 
mehr  oder  weniger  dunkel  grau;  sie  lassen  sich  aber  zuweilen  künstlich 
stärker  färben,  weil  sie  infolge  ihrer  porösen  Beschaflfenheit  z.  T.  mit 
Flüssigkeiten  imprägniert  werden  können,  welche  Pigmente  enthalten. 
So  kann  man  z.  B.  durch  Imprägnation  mit  Honiglösung  und  dann 
mit  konzentrierter  Schwefelsäure,  welche  aus  dem  Honig  Kohlenstoflf- 
teilchen  abscheidet,  intensiv  schwarz,  durch  andere  Mittel  auch  schön 


550  Oxyde. 

grün,  gelb  und  blau  färben.  Dabei  nehmen  nur  die  porösen  Schichten 
die  Farbe  an,  die  zwischenliegenden,  nicht  porösen  bleiben  ungefärbt, 
so  daß  dann  bei  solchen  gefärbten  die  Streifiing  noch  deutlicher  her- 
vortritt. Die  durch  diese  Streifung  hervorgebrachte  künstliche  oder 
natürliche  Farbenzeichnung  ist  je  nach  der  Form  der  Streifen  ver- 
schieden, und  man  spricht  danach  von  Bandachat,  Festungsachat, 
Wolkenachat  etc.  Schwarz  und  weiß  gebänderte  Achate  heißen  Onyx, 
braun  und  weiße  Sardonyx,  rot  und  weiße  Kameolonyx  etc.  Der 
Regenbogenachat  läßt  in  dünnen  Platten  in  Regenbogenfarben  spielendes 
Licht  durch.  Hauptfundorte  von  Achat  waren  früher  die  Mandeln 
der  Melaphyre  in  der  Gegend  von  Oberstein  an  der  Nahe,  wo  sich 
eine  rege  Industrie  entwickelte,  die  auf  das  Verschleifen  dieser  als 
Halbedelsteine  zu  Schmucksachen,  zu  Reibschalen  etc.  benutzten  Steine 
gerichtet  war.  Jetzt  bezieht  man  fast  alles  Rohmaterial  aus  Brasilien 
und  Uruguay,  wo  zahlreiche  lose  Stücke  mit  Amethyst  etc.  zusammen 
in  dem  durch  Verwitterung  von  Melaphyr  entstandenen  Schuttgebirge 
zerstreut  liegen.  Im  verwitterten  Porphyr  liegen  die  schön  gefärbten  A. 
von  Schönau  in  Niederschlesien.  Der  gangförmige  Achat  von  Schlott- 
witz ist  schon  erwähnt.  An  einzigen  Stellen  ist  dieser  Gang  zertrümmert 
und  die  einzelnen  Stücke  sind  später  wieder  durch  Kieselmasse  zu 
einer  festen  Breccie  verkittet  worden;  dadurch  entstand  der  sog. 
Trümmerachat.  Der  Achat  ist  das  Resultat  einer  äußerst  häufig 
wiederholten  Füllung  und  Wiederentleerung  der  betr.  Hohlräume  mit 
SiOg -haltigem  Wasser;  jedesmal  blieb  eine  dünne  Wasserschicht  zu- 
rück, die  vorhandene  Wand  überziehend  und  sie  beim  Verdunsten 
mit  einer  neuen  Kieselhaut  bedeckend.  Vielleicht  waren  es  inter- 
mittierende Thermen,  wie  der  Geysii'  in  Island;  die  Eintrittsöfl&iung 
des  Wassers  ist  an  den  Achatmandeln  oft  noch  sehr  deutlich  zu  sehen 
(Spritzloch). 

(Benschy  Pogg.  Ann.  Bd.  123;  Brewster,  ibid.  Bd.  61;  Leydolt,  Jahrb.  geol. 
Beichsanstalt  Bd.  II,  pag.  124.) 

An  den  Chalcedon  schließt  sich  der  Feuerstein  (Flint)  an,  eine  aus- 
gezeichnet muschlig  brechende,  mehr  oder  weniger  dunkel-rauchgraue, 
auch  rote  Kieselmasse,  zuweilen  unregelmäßig  begrenzt,  zuweilen  runde 
KnoUen  bildend  oder  die  Formen  von  Knochen  und  anderen  rund- 
lichen Körpern  nachahmend.  An  der  Oberfläche  oft  mit  einem  weißen 
Kieselmehl  bedeckt.  Kanten  durchscheinend;  von  Alkalien  stark  an- 
gegriffen. Diese  Knollen  bilden  ganze  Schichten,  namentlich  in  der 
weißen  Schreibkreide  in  England,  Frankreich,  Dänemark,  der  Insel 
Rügen  etc.  Früher  zu  Flintensteinen  etc.  verarbeitet.  Häufig  als 
Versteinerungsmittel ;  enthält  organische  Überreste,  Foraminiferen  und 

auch  größere,  eingeschlossen.  (Heinrich  Hanßen,  Die  Bildung  des  Feuersteins 
in  der  Schreibkreide  Inang.-Diss.  Kiel  1901.) 


Tridymits.  551 

Zwei  chalcedonähnliche  SiOs-Modifikationen  sind: 

Quarz  in.  Fasrig-blfittrige,  zweiachsige,  opt.  positive  ans  SiO^  bestehende 
Aggregate,  die  kleine  Chalcedonkngeln  im  Grobkalk  yon  Paris  überziehen;  anch  anf 
Qnarzadem  im  Serpentin  Ton  Mohelno  in  Mähren.  Lutecit  Psendohexagonale 
Pyramiden  nnd  Aggregate  schief  auslöschender  Fasern;  mit  Qnarzin  bei  Paris  und 
in  Mähren.    Beide  sind  Seltenheiten. 

Cristobalit  Ana  SiO^  bestehende,  trübe  weiße  quadratische,  dem  regulären 
sehr  nahe  stehende  Oktaederchen,  auch  Spinellzwillinge.  Mit  Tridymit  anf  Spalten 
im  Andesit  des  Berges  San  Cristobal  bei  Pachuca  in  Mexiko;  anch  in  Quarzein- 
schlüssen in  der  Laya  von  Mayen  im  Laacher  See-Gebiet ;  sowie  in  Meteoriten 
(Meteoreisen  Ton  Eendall  Co.,  Texas). 

Hier  sei  angeschlossen  der 

Melanophlogit.  89 Vi  SiO^  mit  5«///oSOj  und  lVs%  C,  Wird  für  eine 
Mischung  von  SiOi  mit  SiSi  gehalten.  Kleine,  farblose  bis  bräunliche,  hexaedrisch 
spaltbare,  doppeltbrechende  Wurf  eichen  oder  krustenförmige  Aggregate  auf  Kalkspat 
und  Cölestin  in  den  Schwefelablagerungen  von  Girgenti  in  Sicilien.  Ist  vielleicht 
eine  pseudomorphe  Bildung  und  jedenfalls  noch  nicht  genügend  aufgeklärt. 

Das  nächstfolgende  letzte  der  Kieselsäuremineralien  beginnt  die 

Isomorphe  Reihe  des  Tridymits. 

(Tridymit,  SiO^',  Brookit,  TiO^,  siehe  pag.  531.) 

Tridymit  (Asmanit). 

SiO^,  wie  Quarz;  rhombisch.  Einfache  Kryställchen  in  dem  Me- 
teoriten von  Breitenbach  und  Rittersgrün  im  Erzgebirge  als  große 
Seltenheiten  (Asmanit).  Die  terrestrischen  Kryställchen  (Tridymit) 
bilden  dünne  sechsseitige  Plättchen,  psendohexagonale  Drillinge  rhom- 
bischer Täfelchen  von  der  Form  des  Asmanit.  Diese  Drillingstäfelchen 
verwachsen  vielfach  so,  daß  drei  derselben  fächerartig  von  einer  ge- 
meinsamen Linie  nnter  spitzen  Winkeln  ausstrahlen,  Drillinge  höherer 
Ordnung  bildend.  Ziemlich  deutlicher  basischer  Bl.  Br.;  sehr  spröde. 
H.  =  7  (Tr.)  und  =  5^  (As.).  Farblos,  durchsichtig  bis  durchscheinend, 
glasglänzend;  schwach  licht-  und  (+)  doppelbrechend;  zweiachsig, 
bei  höherer  Temperatur  (über  130®)  einachsig  und  hexagonal  (Tr.). 
G.  =  2,25— 2,33.  Unschmelzbar,  aber  in  der  Sodaperle  unter  Auf- 
brausen gelöst.  Von  Säuren,  außer  von  HF,  nicht  angegriffen, 
aber  in  heißer  Sodalösung  aufgelöst.  Der  Tr.  kommt  in  kleinen 
aufgewachsenen  Kryställchen  auf  Hohlräumen  mancher  jüngerer  vul- 
kanischer Gesteine  vor,  so  gewisser  Andesite  und  Trachyte  des 
Siebengebirges  bei  Bonn,  z.  B.  an  der  Perlenhardt,  in  der  Rhön,  am 
Mont  Dore,  in  Ungarn,  in  Irland,  Island.  Besonders  große  Krystalle 
in  den  Andesiten  der  Euganeen  bei  Padua.  Zuerst  beobachtet  im 
Andesit  vom  Berg  San  Cristobal  bei  Pachuca  in  Mexiko.  Seltener  in 
älteren  Eruptivgesteinen  z.  B.  auf  Drusenräumen  im  Porphyiit  von 
Waldböckelheim  a.  d.  Nahe.  Findet  sich  auch  als  mikroskopischer 
Gemengten  trachytischer  Gesteine,  sowie  in  manchen  Opalen,  be- 


552  Oxyde. 

sonders  im  Milcliopal  von  KosemStz  in  Schlesien,  Eascban  in  Ungam, 
Hnttenberg  in  Kärnten  etc.  In  durch  Basalt  etc.  geglühtem  Sand- 
stein als  Kontaktprodnkt.  Nicht  selten  in  Qnarz  umgewandelt  z.  B. 
in  den  Eoganeen. 

Der  Tt.  wurde  frOher  filr  heia^nal  gehalten,  sod&iui  auf  Gmnd  der  optischen 
Ei^iuchaften  für  triklin;  aber  die  AbweicfaungeD  toh  den  VerhältnisscD  rhombischer 
KrjBtalle  sind  minimal  und  und  wahrscheinlich  Anomalien,  welche  mit  der  bompli- 
derten  ZwiUingsbildmig  Ensammenhängeo.  (Q.  vom  Bath,  Pogg.  Ann.  13ä,  1868 
und  152,  1874;  Schuster,  Tschennaks  Hin.  Httlgn.  1878;  t.  Laaanlx,  Zeitschr.  & 
Kryst.  Bd.  II,  1878,  pag,  253;  Maskeljne,  Philos.  tranaact.  1871,  pag.  361.) 

Ein  fasriger  Tridymit  soll  das  als  Luiiatit  bezeichnete  EieselaSuremineral 
sein,  das  Onarzbrystalle  ans  der  Änvergne  in  Frankreich  in  Form  dünner  parallel- 
(asriger,  trüber  biaolichweilier  Ernsten  bedeckt. 

Das  tweite  Qlied  der  isomorphen  Beihe  des  Tridymits  b^innt  die  Gruppe  der 

Titansäarenünerallen. 

Brookit 

TiO^,  meist  94 — 99TtOj,  1— 4  J  Fe^O^  nnd  andere  Vemnreinignngen. 
Rhombisch,  a  -.  b-.c  .=  0,8416  :  1  :  0,9444;  Prisma  M  =  ooP  (110) 
MjM  =  99*  50'  (vom);  die  vordere  Kante  darch  die  meist  sehr  aus- 
gedehnte vertikal  gestreifte  Querfläche  a  =  ooPöS  (010),  die  seitliche 
durch  die  schmale  Längsfläche  6  =  ooP56  (010)  abgestumpft  Nach  o 
sind  die  Krystalle  meist  dfinn 
tafelförmig.  An  den  Bändern 
einer  solchen  Tafel  treten  dann 
die  anderen  Flächen  als  meist 
ganz  schmale  Facetten  au£  Ne- 
ben dem  Prisma  M  sind  vielfach 
noch  andere  Prismen  vorhanden, 
Fig.  436.  Fig.  436.  ^^^   Kanten    Mj'a    abstumpfend ; 

die  Oktaeder  o  =  P  (111)  und 
e:=^P(H2)  sind  anf  die  Prismenflächen  M  gerade  aufgesetzt,  eine 
Zone  [Moz]  bUdend._  Die  Kanten  oja  werden  durch  die  schmalen 
Flächen  von  s  =  5?|  (322)  abgestumpft,  und  in  derselben  Zone  [aso] 
liegen  noch  die  Flächen  des  meist  am  gröfiten  ausgebildeten  Oktaeders 
e  =  P2  (122),  die  seitl.  E.  K.  von  o  znschärfend ;  e/e  ^  135"  37'  und 
101 "  3'  (E.  K.);  daneben  noch  manche  andere  Oktaeder.  Auch  Makn> 
dornen  Bind  vielfach  ausgebildet:  z.  B.  x  =  ^P^  (102),  in  der  Zone 
[esx]  die  vordere  E.  K.  eie  abstumpfend;  y  =  ^K5  (104)  u.  a.;  auch 
Bracbydomen,  z.  B.  (  =  2P«  (021)  und  die  Basis  c  =  OP  (001)  kommen 
vor.  Ein  dünn  tafelförmiger  Krystall  von  Kiask  im  Ural  ist  in  Fig. 
435  abgebildet,  doch  gibt  es  auch  viel  weniger  fiächenreiche.  Fig.  436 
gibt  den  davon  abweichenden  Typus  des  sog.  Arkansü  von  Magnet 
Cove  in  Arkansas,  an  welchem  a  weniger  ausgedehnt  ist  und  das  Okta- 


Brookit.    Anatas. 


553 


eder  e  beinahe  allein  die  Krystalle  oben  und  unten  begrenzt,  welche 
nicht  mehr  dünn  tafelförmig  sind.  Bl.  Br.  ||  b  undeutlich.  H.  =  5^^ — 6. 
Spröde.  6.  =  3,87—4,07,  nach  dem  Glühen  größer,  so  wie  das  des  Rutil. 
Heller  oder  dunkler  rotbraun  und  durchsichtig  bis  durchscheinend, 
metallartiger  Demantglanz  (eigentlicher  Brookit);  der  Arkausit  ist 
matt,  halbmetallisch,  schwarz  und  undurchsichtig.  Opt.  A.  E.  ac  für 
blaues,  ab  für  rotes  und  ^o-Licht,  für  gelbgrünes  Licht  sind  die 
Krystalle  einachsig.  Seltener  liegen  die  Achsen  für  alle  Farben  in 
derselben  Ebene ;  stets  ist  die  Brachydiagonale  a  M.  L. ;  D.  Br.  +. 
V.  d.  L.  etc.  wie  Rutil.  Der  Br.  ist  das  seltenste  der  aus  TiO,  bestehen- 
den Mineralien.  Die  Krystalle  sind  aufgewachsen,  hauptsächlich  im 
Gebiet  der  krystallinischen  Schiefer  und  anderer  krystallinischen 
Silikatgesteine,  zuweilen  mit  Rutil  und  Anatas :  z.  B.  bei  Bourg  d'Oisans 
im  Dauphins,  am  St.  Gotthard,  im  Maderaner  Tal  und  a.  a.  0.  der 
Schweizer  Alpen,  in  den  Tiroler  Alpen,  hier  zuweilen  besonders  aus- 
gedehnte Tafeln;  bei  Tremadoc  in  Wales  auf  Grünstein;  bei  Miask 
im  Ural,  hier  zuweilen  die  Plättchen  zu  zweien  nach  a  verwachsen; 
als  Geschiebe  in  australischen  Goldseifen  etc.  Bei  Biancavilla  am 
Ätna  im  vulkanischen  Tuff.  Der  Arkansit  von  Arkansas  z.  T.  in  Rutil 
verwandelt.    Br.  bildet  auch  Pseudomorphosen  nach  Titanit. 

(Schranf,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  74,  1876;  Zeitschr.  f.  Kryst.  I,  1877  tind 
IX,  1884.) 

Anatas  (Oktaedrit). 
TiO^  mit  wenig  Fe^O^  und  SnOi.  Quadratisch,  nie  Zwillinge. 
Spitze  Oktaeder  P~P  (111);  P/P  =136^  36'  (S.  K)  vielfach  für 
sich  die  Krystalle  begrenzend,  hieraus:  a:c  =  l  :  1,7777.  Häufig  sind 
die  Endecken  durch  r  =  iP  (115)  zugeschärft  (Fig.  437).  Andere 
stumpfe  Oktaeder  sind :  v  =  |P  (117);  n  =  |P  (227);  auch  das  nächste 
stumpfere  e  =  Poo  (101)  und  das  nächste  schärfere  d  =  2Poo  (201) 
kommen  vor,  sowie  Dioktaeder,  z.  B.  5  =  -^P5  (5.1.19).  Die  Basis 
c  =  OP  (001)  stumpft  nicht  sel- 
ten die  Endecken  ab,  und  zwar 
z.  T.  nur  ganz  wenig,  z.  T. 
auch  sehr  stark,  so  daß  dick 
tafelförmige  Krystalle  entstehen. 
Prismen  finden  sich  weniger 
häufig.  Eine  flächenreiche  Kom- 
bination ist  in  Fig.  438  ab- 
gebildet. BL  Br.  nach  P  voll- 
kommen, weniger  deutlich  nach  c.  Spröde.  H.  =  5^ — 6.  G.  =  3,83 
bis  3,95,  nach  dem  Glühen  größer,  wie  beim  EutiL  Selten  farblos, 
meist  sehr  dunkel  blau,  auch  rot,  gelb  oder  braun.  Heller  gefärbte 
Kiystalle  sind  durchsichtig.     Sehr  starker  glasartiger  oder  metall- 


Fig.  437. 


Fig.  438. 


554  Oxyde. 

artiger  Diamantglanz,  je  nach  der  Darchscheinenheit.  D.  Br.  — y(o  = 
2,535,  €  =  2,496  (JVo-Licht).  V.  d.  L.  etc.  wie  RutiL  Findet  sich  nur 
in  Erystallen  auf  Kluften  von  krystallinischen  Silikatgesteinen,  bes. 
ausgezeichnet  im  Oneiße  der  Alp  Lercheltini  im  Binnental  (gelb  und 
braun,,  sog.  Wiserin)  und  a.  a.  0.  der  Alpen  (Tavetsch,  Bourg  d'Oisans), 
femer  im  Ural  etc.  Im  Harz  und  im  Fichtelgebirge  rote  Kryställ- 
chen  auf  zersetztem  Diabas.  Mikroskopisch  kleine  Anataskrystalle 
sind  in  vielen  klastischen  Gesteinen  sehr  verbreitet,  so  im  Yerwitte- 
rungsschutt  von  Porphyren  und  anderen  Felsarten,  sowie  in  den 
daraus  entstehenden  Sandsteinen.  Größere  Erystalle  in  den  Gold- 
seifen von  Nord-Carolina  und  vom  Ural,  sowie  im  Flußsande  in  Minas 
Geraäs  (Brasilien).  Diese  letzteren  und  ähnliche  uralische  zuweilen 
in  Eutil  umgewandelt,  sog.  captivos,  die  in  Brasilien  den  Diamant 
begleiten.  Zuweilen  in  Pseudomorphosen  nacli  Titanit  und  Titan- 
eiseu,  aus  denen  er  häufig  entsteht. 

(Klein,  N.  Jahrb.  Hin.  etc.  1871,  1872,  1875;  v.  Zepharoyich,  Zeitschr.  f.  Kryst. 
Bd.  VI,  1882,  pag.  240;  G.  Yom  Eath,  Pogg.  Ann.  Bd.  168;  Seligmann,  Zeitschr.  f. 
Eiyst  XI,  1886,  pag.  343.) 

Hit  dem  letzten  Titans&nremineral,  dem  Bntil,  beginnt  die 

Isomorphe  Reihe  des  Rutils. 

Da  dem  Zirkon  wahrscheinlich  die  Formel :  ZrSiO^  zukommt,  so  sind  vielleicht 
die  Moleküle  der  anderen  hierhergehörigen  Mineralien  zu  Terdoppeln,  also:  Bntil: 
TiTiO^  =  TüO^,  Zinnstein:  SnSnO^:=  Sn^O^  etc.,  vergl.  pag.  531. 

ButU. 

TiO^,  61,16  Tij  bis  2^%  Fe^O^^  der  schwarze  unreine  sog.  iVigrnn 
sogar  11—14  7o  Fe^O^.  Quadratisch;  a  :  c  =  1 :  0,6442.  Die  Krystalle 
dick  prismatisch  bis  herunter  zu  den  feinsten  Nädelchen  und  Härchen. 

s  =  P  (111),  8l8  —  84»  40'  (S.  K);  123«  8'  (E.  K).  Das 
nächste  stumpfere  Oktaeder  e  =  Poo  (101)  stumpft  häufig 
die  E.  K  von  s  ab ;  dazu  treten  beide  quadratische  Prismen, 
nach  welchen  die  Krystalle  meist  stark  in  die  Länge 
gezogen  sind:  g  =  ooP  (110)  und  /  =  ooPoo  (100).  Nicht 
Fig.  439.  selten  kommen  noch  ditetragonale  Prismen  dazu,  die 
Kante  gß  abstumpfend,  so  daß  zuweilen  walzenförmig  gerundete  Kry- 
stalle entstehen;  z.  B.  r  =  ooP|  (320)  Fig.  (439),  auch  h  =  ooP3  (310); 
letzteres  zuweilen  als  einziges  Prisma  mit  dem  Hauptoktaeder  «(Fig.  289). 
Die  Prismenflächen  sind  meist  stark  vertikal  gestreift  Auch  Dioktaeder 
kommen  vor,  z.  B.  i  =  P3  (313),  die  Kanten  ejs,  und  0  =  3Pi  (321)  die 
Kanten  sjr  abstumpfend.  Die  Basis  findet  sich  selten.  Zwillingsbildung 
ist  sehr  häufig.  1.  Zw.  Fl. «,  die  beiden  lang  prismenförmigen  Individuen 
bilden  ein  Knie,  in  welchem  die  beiden  Hauptachsen  114^  25'  machen; 
an  das  zweite  Individuum  wächst  häufig  ein  drittes  an,  und  zwar  ent- 
weder so,  daß  alle  drei  Hauptachsen  in  einer  Ebene  liegen  (Fig.  289), 


BntU.  555 

oder  so,  daß  dies  nur  bei  je  zwei  benachbarten  der  Fall  ist  (Fig.  290). 
Auf  diese  Weise  können  die  verschiedenartigsten  Bildungen  entstehen, 
so  finden  sich  zaweilen  ringförmig  geschlossene  Ächtlinge  (Magnet 
CoTe  in  Arkansas).  Manchmal  sind  in  größeren  Krystallen  Zwillings- 
lamellen  nach  e  eingewachsen.  2.  Zw.  FI.  y  =  3Poo  (301).  Die  Zwil- 
linge haben  Herzform  and  die  Hanptachsen  schneiden  sich  unter  54'*  44' 
(Fig.  440).  Nach  diesem  Gresetz  and  z.  T.  auch  nach  dem  ersten  durch- 
kreuzen sich  zuweilen  feine  Rutilnädelchen.  ein  zartes  Maschenwerk 


Fig.  440.  Fig.  441  (nach  RosenbuBch).  Fig.  44U. 

anf  den  Flächen  verwitterter  Eisenspatrhomboeder  am  St.  Gotthard  etc. 
bildend  {Sagmit,  Fig.  441). 

Spaltbar  nach  g  and  l  vollkommen,  Brach  muschlig  bis  uneben. 
Spröde.  H.  =  6— 6f  G.  =  4^—4,3.  Dnnkelrot,  in  dünnen  Nädelchen 
hyaeinthrot  bis  gelb;  unreine  Massen  schwarz  (Nigrin,  G.  =  4,5, 
vergl.  pag.  520).  Strich  gelblichbraan;  metallartiger  Demantglanz. 
Durchseheinend  bis  undurchsichtig.  Brechungsexponenten  sehr  hoch 
und  +  D.  Br.  stark;  w  =  2,6158;  e  =  2,9029  {^o-Fl.).  Der  RutU 
ist  V.  d.  L.  unschmelzbar,  wird  von  Säuren  nicht  angegriffen,  aber 
im  Borax  und  Phosphorsalz  gelöst,  wobei  er  die  rtO,-Eeaktion  gibt. 

Weitaas  häufigstes  der  Titanmineralien.  Seine  Hauptverbrei- 
tang  hat  der  Ratil  in  den  krystalliniscben  Schiefern,  Gneißen,  Glimmer- 
schiefem, Amphiboliten  etc.,  ebenso  aber  auch  in  den  halbkrystalli- 
nischen  Phylliten.  Sehr  häufig  ist  er  mit  Quarz  verbanden  und  in 
ihm  als  ältere  Bildung  eingewachsen.  Verbreitet  ist  er  auch  in  manchen 
Tiefengesteinen,  namentlich  Hornblende  fahrenden,  wie  im  Diorit, 
Syenit,  weniger  im  Granit.  Spärlich  im  krystallinischen  Kalk  und 
Dolomit.  Er  bildet  in  diesen  Gesteinen,  ringsum  eingewachsen,  einen 
ursprünglichen  Gemengteil,  teUa  in  Form  wohlausgebüdeter  Krystalle, 
denen  allerdings  nicht  selten  eine  regelmäßige  Endbegrenznng  fehlt, 
teils  als  unregelmäßige  Kömer.  Diese,  wie  auch  die  Krystalle  er- 
reichen zuweilen  ein  Gewicht  von  mehreren  Pfunden,  die  Größe  sinkt 
aber  auch  bis  zur  mikroskopischen  herunter.  Auf  Klüften  und  Spalten 
dieser  selben  Gesteine  sind  Krystalle  vielfach  aufgewachsen,  meist 
mit  anderen  Mineralien,  Quarz,  Feldspat,  Eisenglanz  etc.,  zuweilen 


556  Oxyde. 

anch  mit  den  beiden  anderen  Titanmineralien  Änatas  und  Brookit 
zusammen.  Aus  dem  Muttergestein  gelangt  er  auch  in  die  Verwitte- 
rungsschuttmassen, findet  sich  so  in  den  Sauden  der  Bäche  und  Flüsse, 
in  den  Seifen  etc.  und  fernerhin  in  den  festen  Schuttmassen,  Sand- 
steinen etc. 

In  dieser  Weise  kommt  der  Rutil  an  vielen  Orten  in  den  Alpen 
vor,  so  mit  Bergkrystall,  in  ihn  eingewachsen  und  ihn  oft  in  Form 
feiner  Nädelchen  ganz  erfüllend,  mit  Eisenglanz  (Basanomelan)  und 
mit  ihm  regelmäßig  verwachsen  (vergl.  (173)  und  Fig.  441a);  nicht 
selten  als  Sagenit ;  auch  mit  Anatas  und  Brookit.  Vielgenannte  Fund- 
orte sind  in  Steiermark  (Modriach),  Tirol  (Pfitsch-  und  Zillerthal),  am 
St.  Gotthard,  in  Graubänden,  im  Binnental  im  Wallis;  ferner  bei 
Limoges  in  Frankreich ;  im  bayrisch-böhmischen  Wald  (hier  bei  Bärnau 
und  Tirschenreuth  der  Nigrin  als  Flußgeschiebe);  im  Erzgebirge, 
Riesengebirge  und  Fichtelgebirge ;  bei  Ohlapian  in  Siebenbürgen  eben- 
falls GeröUe  von  Nigrin.  Vielfach  und  in  Menge  in  Skandinavien, 
bei  Arendal  und  auf  den  Apatitlagerstätten  von  Kragerö  etc.  in  Nor- 
wegen etc.  Im  Ural  an  der  Tokowoja  bei  Katharinenburg ,  bei  Miask 
im  Ilmengebirge  (Ilmenorutil),  auch  als  Gerolle  in  den  Goldsanden 
von  Syssersk  etc.  Große  schöne  Krystalle  bei  Magnet  Cove  in  Ar- 
kansas z.  T.  als  Paramorphosen  nach  Brookit  (Arkansit),  und  in  einem 
aus  Cyanit  und  Pyrophyllit  gemengten  Gesteine  bei  Graves  Mountain 
in  Georgia;  auch  noch  an  vielen  anderen  Orten  der  Vereinigten 
Staaten,  u.  a.  in  den  Goldsanden  von  Nord-Carolina  (Edisonit).  In 
Brasilien  z.  B.  in  den  Diamantseifen,  z.  T.  als  Paramorphose  nach 
Anatas  (captivos),  und  in  derselben  Umwandlung  auch  im  Ural.  Als 
mikroskopisch  feine  Nädelchen  in  manchen  Glimmern  besonders  den 
asterisierenden  (s.  d.)  z.  B.  von  South  Bourgess  in  Kanada,  und  sehr 
verbreitet  in  den  Tonschiefern  (Tonschiefemädelchen).  Entsteht  zu- 
weilen durch  Umwandlung  aus  Titanit;  auch  als  Neubildung  aus  an- 
deren titanhaltigen  Mineralien,  so  in  manchen  zersetzten  Gneißen. 

(Bärwald,  Zeitschr.  f.  Kryst  Bd.  VIII,  1883,  pag.  167;  G.  Rose,  Pogg.  Ann. 
Bd.  115;  Haidinger,  Sitzgsber.  Wiener  Akad.  Bd.  39;  v.  Zepharovich,  Zeitschr.  f. 
Kryst.  Bd.  VI,  1882,  pag.  238;  v.  Lasanlx,  ibid.  Bd.  Vni,  1883,  pag.  54;  Rinne, 
N.  Jahrb.  Min.  1885,  II,  3.) 

Zinnsteln  (Zinnerz,  Eassiterit,  Graupen  der  Bergleute). 

SnOg  mit  78,6  Sn,  jedoch  meist  verunreinigt  durch  Beimischung 
von  Fe^Of^  (bis  97o)>  SiO^  (bis  6J^7o;  SiOg -reicher  dichter  Zinnstein 
ist  Stannit  genannt  worden),  Ta^Of^  (bis  2|<^/o),  Mn^O^j  Al^O^  etc. 

Quadratisch;  a:c  =  l: 0,6724.  Das  Oktaeder  5  =  P  (111);  sis  = 
87  ö  T  (S.  K.)  und  121<>  40'  (E.  K.)  ist  stets  vorhanden,  ebenso  das 
1.  Prisma:  g  =  ooP  (110);  dazu  gesellt  sich  meist  das  nächste  stum- 
pfere Oktaeder  e  =  Poo  (101)  und  das  2.  Prisma:  l  =  ooPoo  (100). 


Ziimsteiu. 


557 


Die  in  Fig.  442  dargestellte  Kombination  mit  den  genannten  Flächen 
ist  sehr  häufig.  Von  Dioktaedem  ist  am  häufigsten  £r  =  3P|  (321); 
statt  des  Prismas  l  sind  auch  ]j7ohl  die  Flächen  des  ditetragonalen 
Prismas  h  =  ooF2  (210)  vorhanden  (Fig.  443).  Selten  findet  sich  die 
Basis.    Die  Flächen  s,  e^  g^  h  {z  zuweilen  auch  vorherrschend),  sodann 


g 


1 

5.«^ 

Fig.  442. 


Fig.  443. 


Fig.  444. 


steilere  Oktaeder,  wie  5P  (551)  und  |P  (552)  finden  sich  an  den  kleinen 
nadelförmigen  einfachen  Krystallen  z.  B.  von  Comwall  (sog.  Nadel- 
zinn, Fig.  443).  Solche  einfache  Krystalle  sind  aber  selten;  meistens 
sind  es  Zwillingsverwachsungen,  wie  beim  Rutil :  Zw.  Fl.  e  (Fig.  444). 
Die  Hauptachsen  beider  Individuen  machen  112**  10'.  Zwei  Flächen 
€  und  ^,  auch  s  und  5,  bilden  an  der  Zw.  Gr.  häufig  einspringende 
Winkel,  sog.  Visiere,  daher  der  erzgebirgische  Bergmannsname  Visier- 
graupen. Nicht  selten  ist  das  Prisma  g  bei  beiden  Individuen  stark 
verkürzt,  oder  statt  g  und  s  herrscht  an  den  Enden  l  und  c,  wodurch  die 
Form  etwas  modifiziert  wird.  Zuweilen  setzt  sich  die  Zwillingsbildung 
mit  parallelen  und  nichtparallelen  Zw.  Fl.  fort.  Indem  an  mehrere 
oder  auch  alle  Endkanten  5/5  eines  Zentralindividuums  Zwillingsindi- 
viduen angesetzt  sind,  entstehen  Fünflinge.  Häufiger  sind  ringförmige 
Viellinge,  wie  beim  Rutil  (Fig.  289),  wo  die  Hauptachsen  aller  Indi- 
viduen in  einer  Ebene  liegen  und  die  Visiere  sich  an  jedem  Knie  in 
der  Zwillingsgrenze  wiederholen.  Kein  deutl.  Blätterbruch,  klein- 
muschliger  Bruch.  Spröde.  H.  =  6 — 7.  G.  =  6,8—7,1;  unreines 
(Holzzinn)  6,3—6,4.  Sehr  selten  farblos  und  durchsichtig,  meist  schwarz, 
braun,  rot,  grau  mit  sehr  hellem  Strich;  dann  höchstens  durchschei- 
nend. Metallischer  Diamantglanz  auf  Krystall-,  Fettglanz  auf  Bruch- 
flächen. D.  Br.  +,  schwach.  V.  d.  L.  unschmelzbar;  schwierig  auf 
Kohle  mit  Soda  zu  Sn  reduziert.  Von  Säuren  nicht  angegriflfen,  nur  in 
schmelzenden  Alkalien  löslich. 

Findet  sich  häufig  in  deutlichen  meist  aufgewachsenen  Krystallen, 
aber  auch  derb,  feinkörnig  oder  zuweilen  feinfasrig  und  zwar  radial, 
manchmal  mit  rundlicher  Oberfiäche,  und  in  deren  Richtung  aus  einzelnen 
Schalen  aufgebaut,  glaskopfartig,  meist  holzfarbig  braun  (Holzzinn). 
Sehr  häufig  abgerollte  Körner  in  Seifen  (Zinnseifen).  Das  ursprüng- 
liche Vorkommen  ist  fast  über  die  ganze  Erde  genau  dasselbe  und 
sehr  charakteristisch.   Der  Zinnstein  ist  überall  mit  kieselsäurereichen 


558  Oxyde. 

meist  alten  Eraptivgestemeii,  besonders  mit  Granit^  aber  auch  mit 
Felsitporphyr  verbunden.  Er  erfüllt  Gänge  in  diesen  oder  in  deren 
Nähe;  oder  er  findet  sich  in  ihnen  eingesprengt  in  einzelnen  Eömem 
oder  auf  schmalen  Elüften  und  Spalten,  so  daß  das  ganze  Gestein 
damit  imprägniert  erscheint  (Zinnstockwerke).  Die  steten  Begleiter 
sind  Quarz,  wolframhaltige  Mineralien  (Wolframit  und  Scheelit),  fluor- 
haltige  Mineralien,  wie  Flufispat,  Tunnalin,  Topas,  Lithionglimmer 
(Zinnwaldit),  Apatit^  Sulfide  wie  Molybdänglanz  und  Arsenkies,  aber 
auch  zuweilen  Eupferkies  etc.  Er  ist  wie  die  genannten  Mineralien 
wohl  als  ein  Produkt  pneumatolytischer  Prozesse  aus  F-haltigen 
Dämpfen  anzusehen,  die  sich  bei  und  nach  der  Eruption  des  Granits 
entwickelt  haben  (vergl.  Turmalin  und  Topas).  Durch  Zerstörung  der 
ursprünglichen  Lagerstätten  entstehen  dann  die  Seifen,  die  mit  jenen 
stets  räumlich  nahe  verbunden  sind.  Die  abgerollten  Zinnsteinkömer 
der  Seifen  werden  wohl  als  Stromzinn  bezeichnet  im  Gegensatz  zu 
dem  Bergzinn  der  ursprünglichen  Lagerstätten.  In  dieser  doppelten 
Weise,  als  Berg-  and  als  Stromzinn  (Seifenzinn)  findet  sich  der 
Zinnstein  an  vielen  Orten  und  wird,  wo  er  vorkommt  bergmännisch 
gewonnen;  er  liefert  so  gut  wie  alles  Zinn.  Die  hauptsächlichsten 
Lagerstätten  sind  im  Erzgebirge  auf  sächsischer  und  böhmischer  Seite 
(Zinnwald,  Schlaggenwald,  Graupen,  Altenberg,  Geier  etc.);  wich- 
tiger in  Comwall  und  Devonshire  (hier  mit  Eupferkies) ;  am  wichtigsten 
Malakka  mit  den  Inseln  Bangka  und  Billiton  und  neuerer  Zeit  Tas- 
manien mit  dem  Mt.  Bischof  und  Neu-Süd- Wales.  Mit  jüngeren  sauren 
Eruptivgesteinen  (Lipariten  und  Daciten)  trifft  man  den  Zinnstein  in 
der  Gegend  von  Oruro  und  Potosi  auf  der  bolivianischen  Hochebene, 
wo  statt  der  gewöhnlichen  Begleiter  Silber-,  Blei-  und  Wismuterze 
auftreten.  Ganz  abweichend  ist  das  spärliche  Vorkommen  in  einem 
Kalkstein  bei  Campiglia  marittima  in  Toskana. 

Bildet  in  Comwall  Pseudomorphosen  nach  Feldspat.  Selten  als 
Neubildung  in  fossilen  Knochen. 

(Becke,  Tschermaks  Mineral,  etc.  Mitteilg.  1877;  Eohlmann,  Zeitschr.  f.  Kiyst. 
Bd.  24,  1895,  pag.  350;  Beyer,  das  Zinn,  1882.) 

Zirkon  (Hyacinth). 

ZrSiO^  =  ZrO^ .  SiO^ ;  67,12  ZrO^.  Der  Auerbachü  im  Eläolithsyenit 
im  Kreis  Mariapol  (sdl.  Rußland,  am  Asowschen  Meer)  zeigt  infolge 
von  Zersetzung  ein  etwas  anderes  Verhältnis  von  ZrO^  und  SiO^  (wurde 
früher  2ZrO^ .  SSiO^  geschrieben,  denn  der  SfO, -Gehalt  überwiegt  ein 
wenig)  und  eine  kleine  Menge  Wasser.  Auch  Oerstedü  mit  einem  kleinen 
TiOg -Gehalt  ist  ein  in  Umwandlung  begriffener  Z.  Quadi^atisch;  a  :  c 
=  1 : 0,6404.  Oktaeder:  5  =  P  (111) ;  sjs  =  84»  20'  (S.  K)  und  =»  123«  19' 
(E.  K.)  findet  sich  häufig  mit  dem  ersten  Prisma  g  (vergl.  Fig.  205) 


g 


t 


Zirkon.  559 

namentlich  beim  gemeinen  Zirkon;  ebenso  auch  oft  mit  dem  zweiten 
Prisma  l  (Fig.  206)  namentlich  beim  Hyacinth.  Ein  spitzeres  Oktaeder 
u  =  3P  (331)  derselben  Stellung  wie  s  stumpft  nicht  selten  die  Kanten 
sjg  ab;  neben  g  ist  noch  das  zweite  Prisma  l  vor- 
handen, und  in  den  Zonen  der  Endkanten  von  u 
liegen  die  Flächen  des  Dioktaeders  x  =  3P3  (311), 
diese  E.  E.  zuschärfend;  dadurch  entsteht  die  nicht 
seltene  Kombination  Fig.  445.  Zwillinge,  welche 
beim    Eutil   und    Zinnstein    so    häufig   vorkommen,  1^^445^ 

finden  sich  hier  selten  (Renfrew  in  Kanada,  knie- 
fBrmig).  Spaltbarkeit  unvollkommen,  Bruch  muschlig,  spröde,  H.  :=  7^ ; 
6.  =  4,7  ca.  Es  gibt  indessen  auch  Krystalle,  wo  G.  =  4,3  ca., 
die  sich  aber  optisch  zweiachsig  erweisen  und  beim  Glühen  in 
den  normalen  Zirkon  (G.  =  4,7)  übergehen;  dies  ist  vielleicht  eine 
andere  heteromorphe  Modifikation.  Auch  G.  =  4,0  ist  schon  beobachtet 
worden ;  bei  derartigen  Krystallen  ist  vielleicht  Zr  durch  ein  anderes 
nahestehendes  Element  ersetzt.  Unschmelzbar.  Von  Säuren  nicht  ange- 
griffen. Glas-  bis  diamantglänzend ;  geschliffen  sehr  lebhaft.  Der  Z.  ist 
häufig  durchsichtig;  farblos,  (selten,  aufgewachsen  im  Chloritschiefer 
des  Pfitschtals  in  Tirol,  Laacher  See  in  trachytischen  Auswürflingen), 
braun,  grün  etc.  Meist  aber  gelbrot  {Hyacinth)j  so  in  manchen  Basalten, 
z.  B.  bei  ünkel  am  Rhein,  am  Ölberg  im  Siebengebirge,  bei  Niedennendig 
am  Laacher  See  etc.  Auch  im  Flußsande,  z.  B.  an  der  Iserwiese,  bei 
Expailly  in  der  Auvergne  und  besonders  in  den  Edelsteinseifen  von 
Ceylon  etc.,  stets  nur  in  kleinen  mehr  oder  weniger  abgerollten 
Körnern  und  Krystallen.  Die  Farbe  des  H.  verschwindet  beim  Erhitzen. 
D.  B.  +,  stark;  w  =  1,92,  6  =  1,97  (r.).  Wird  als  Edelstein  ver- 
wendet; der  von  den  Juwelieren  H.  genannte  Stein  ist  aber  meist 
Granat  (Kaneelstein)  von  ganz  ähnlicher  Farbe.  Meist  ist  jedoch  der 
Z.  undurchsichtig  {gemeiner  Z.),  braun  oder  grau;  so  besonders  im 
Zirkonsyenit  des  südlichen  Norwegens,  bei  Laurvik,  Fredriksväm  etc. ; 
bei  Brevik  der  zersetzte  Ostranü\  in  einem  Gang-Granit  bei  Hitterö 
im  Anfang  der  Verwitterung  (JfoZofom);  im  Miascit  von  Miask  am 
Ural;  in  Nordamerika  an  mehreren  Stellen,  z.  B.  in  Henderson  Co., 
Nord-Carolina;  besonders  große  Krystalle  in  Eenfrew  County  in  Kanada 
im  Amphibolit ;  bei  Hammond  in  New- York  im  kömigen  Kalk.  Über- 
haupt vielfach  in  Graniten,  Gneißen,  Prophyren  und  ähnlichen  Ge- 
steinen, häufig  als  mikroskopische  Kryställchen ;  auch  in  vielen 
Trümmergesteinen  (z.  B.  Sandsteinen)  sehr  verbreitet.  Bildet  auf 
ursprünglicher  Lagerstätte  fast  nur  eingewachsene  Krystalle. 

An  den  Zirkon  schließt  sich  an  der: 

Baddeleyit  (Brazüit).    ZrO^  ohne  8%0^,    Kleine  farhlose,  gelhe,  hranne  nnd 
schwarze  monokline  nach  der  Qnerfläche  tafelförmige  Kryställchen,  anch  Zwillinge,  in 


560  Oxyde. 

den  Edelsteinsanden  von  Eakwana  in  Ceylon  (selten)  nnd  in  dem  Gras  des  Magnetit- 
Pyroxenit  von  Jacnpiranga  in  Brasilien  (reichlich).  Auch  hranne  GerÖlle  (FaTas)  in 
den  hrasilianischen  Diamantsanden  sind  reine  2jrOi.  Im  Nephelinsyenit  von  Aln$ 
(Schweden). 

Orangit  (Thorit).  Zirkonähnliche  Erystalle  nnd  derb  im  Pegmatit  und  Ne- 
phelinsyenit der  Gegend  von  Brevik  in  Norwegen.  Gelb:  Orangit;  schwarz:  Thorit. 
TÄO2 .  SiO^  =  ThSiOi^  doch  meist  mehr  oder  weniger  verwittert  und  wasserhaltig. 
Manche  solche  Zersetzungsprodukte  enthalten  auch  noch  andere  Bestandteile:  N,  Ce, 
La,  Di,  Y,  Ca  etc.  und  sind  amorph  geworden.  Einige  derselben  sind  der  Auerlith 
aus  Nord-Carolina,  Eukrasit,  Uranothorit,  Freyalith  etc. 

Flaitnerit  (Schwerbleierz).  P&Of.  Selten  Krystalle.  Meist  derbe,  schwarze, 
metallisch-demantglänzende  Plättchen,  Warzen  und  Krusten  mit  braunem  Strich. 
G.  =  8,5—9,4.    Leadhills  in  Schottland  und  Idaho. 

Polianit. 

JfwOj.  Kurze  quadratische  Prismen,  scheinbar  rhombisch  und 
daher  auch  früher  für  rhombisch  gehalten.  H.  =  6— 6^.  G.  =  4,83—5,06. 
Licht  stahlgrau,  metallisch.  Aufgewachsene,  meist  sehr  kleine  Krystalle, 
selten  deutlich  ausgebildet.  Meist  derbe,  körnige  und  fasrige  auch 
dichte  Aggregate,  zuweilen  mit  nierenfSrmiger  Obei-fläche.  Platten  und 
Johanngeorgenstadt  im  Erzgebirge,  im  Siegenschen,  in  Comwall  etc.  aut 
Eisenerzgängen,  überall  sparsam  und  selten  frisch.  Geht  unter  Abnahme 
der  Härte  (bis  H.  =  2),  aber  bei  gleichbleibender  Krystallform  und  Zu- 
sammensetzung durch  molekulare  Umwandlung  in  Pyrolusit  über,  eine 
Paramorphose  von  Pyrolusit  nach  Polianit  bildend.  Doch  ist  dieser 
Vorgang  noch  nicht  ganz  aufgeklärt  (siehe  Pyrolusit). 

Pyrolusit  (Braunstein,  Grau-   oder  Weichmanganerz,  Grau- 
braunstein). 

MnO^  mit  63,2  Jfw,  meist  etwas  JSaO,  SiOg,  H^O  etc.  enthaltend. 
Unterscheidet  sich  vom  Polianit  durch  weit  geringere  Härte.  H.  = 
2 — 2^;  im  Aussehen  ihm  gleich.  Bildet  wie  der  letztere  strahlige, 
fasrige  bis  dichte,  auch  erdige  Massen,  zuweilen  oolitisch  (Grube 
Hohenkirchen  bei  Cassel).  Halbmetallisch  glänzend,  wenig  lebhaft; 
schwarz,  mit  schwarzem  Strich.  G.  =  4,7 — 5,0.  Spröde  ins  Milde 
an  den  Fingern  abfärbend.  Unschmelzbar.  Gibt  -3/ » -  Eeaktion. 
Allein  geglüht,  oder  mit  H^SO^  erhitzt,  gibt  er  0  und  mit  HCl 
erhitzt  Cl.  Der  Pyrolusit  ist  kein  ursprüngliches  Mineral,  sondern 
entsteht  durch  Umwandlung  aus  anderen.  Polianit  geht  ohne  che- 
mische Veränderung  durch  molekulare  Umlagerung  unter  Härte- 
verlust in  P.  über.  Manganspat,  MnCO^  verwandelt  sich  unter 
Verlust  von  CO^  und  Aufnahme  von  0  in  Pyrolusit,  so  in  größerem 
Maßstabe  auf  manchen  Gängen  in  der  Provinz  Huelva  in  Spanien. 
Pyrolusit  findet  sich  nicht  selten  in  Form  von  Kalkspat  und 
Dolomit;    durch    Umwandlung    aus    dolomitischem    Kalk    (Stringo- 


Pyrolasit.    Hydroxyde  und  Hydrate.    Brncit.  561 

cephalenkalk)  sind  vielleicht  die  oberflächlich  liegenden  Pyrolusite 
(und  j9fn-reichen  Brauneisenerze)  der  Lindener  Mark  und  sonst  in 
der  Nähe  von  Gießen  entstanden.  Der  meiste  Pyrolusit  ist  aber  wohl 
aus  Manganit,  H^MnO^  (pag.564),  hervorgegangen  durch  Austritt  von  Ji^O 
und  Aufnahme  von  0.  Man  erkennt  am  P.  zuweilen  noch  die  Blätter- 
brüche des  Manganits,  auch  existieren  Übergänge  mit  geringerem 
Wassergehalt  als  M.,  wie  z.  B.  der  sog.  Varvicit  von  Warwickshire  in 
England  mit  5 — 6,  statt  9%  H^O  und  in  der  Härte  zwischen  beiden 
stehend.  Hierher  gehören  die  Vorkommen  im  Porphyr  von  Ilmenau 
und  Elgeraburg  im  Thüringer  Wald  und  von  Ufeld  im  Harz.  Auch 
bei  Platten  in  Böhmen,  bei  Eomaneche,  Dep.  de  ITonne  (Frankreich)  etc. 
Der  Pyrolusit  bildet  den  Hauptteil  der  meisten  Braunsteinablagerungen 
und  wird  zur  Chlorentwicklung  in  der  Färberei  und  Bleicherei  viel 
verwendet.  Der  Braunstein  des  unteren  Lahntals  ist  meist  Psilomelan 
(s.  diesen  bei  den  Hydroxyden),  doch  fehlt  auch  hier  Pyrolusit  nicht 

In  die  Nähe  des  Pyrolnsits  gehören  auch  die  braunen  manganhaltigen  Knollen,  die 
durch  Tiefseefischerei  vom  Boden  des  Stillen  Ozeans  aufgenommen  und  Felagit 
genannt  worden  sind. 

Cervantit  (Antimonocker  z.  T.,  pag. 571).  SbO^.  Sehr  dünne  weiße  Nädelchen, 
auch  derb ;  von  Bomeo,  Cervantes  in  Spanien  (GkLÜden)  und  von  Pereta  in  Toskana. 

Tellur it  (Tellurocker).  TeO^.  Kleine  demantglänzende,  gelblich-weiße,  zu- 
weilen zu  Büscheln  vereinigte  rhombische  Kryställchen  von  Facebaya  und  Zalathna 
in  Siebenbürgen,  auch  in  Colorado,  mit  ged.  Tellur.    Sehr  selten. 

Oxyde  RO^. 

Molybdänocker  (Molybdit).  MoO^,  Schwefelgelber  pulveriger  Beschlag 
auf  Molybdänglanz  von  Lindos  in  Schweden  und  Nummedalen  in  Norwegen,  auch 
vom  Piitschtal  in  Tirol. 

Wolframocker  (Tungstit).  TTOg.  Grünlich-gelber  Beschlag  auf  Wolframit j 
Monroe  in  Connecticut  und  Comwall. 


b)  Hydroxyde  und  Hydrate. 

Der  Oxyde  BO. 

Brucit.  H^MgOt  =  HiO .  MgO.  Rhomboedrische,  nach  der  Basis  leicht  spalt- 
bare, weiße,  durchsichtige  bis  durchscheinende,  perlmutterglänzende,  sehr  weiche 
(H.  =  2)  Krystalle  und  derbe,  gipsähnliche  Massen  auf  Spalten  im  Serpentin  der  Insel 
Unst,  bei  Pyschminsk  im  Ural,  Lancaster  und  Texas  in  Pennsylvanien,  Hoboken  in 
N.-Jersey,  hier  auch  fasrig  (Nemalith),  Der  Brucit  findet  sich  in  mikroskopischen 
Kryställchen  in  manchen  Kalken  eingewachsen,  welche  dadurch  MgO-  und  ^Oa- 
haltig  werden,  z.  B.  bei  Predazzo  in  Tirol  im  Predazzit  und  Pencatit  (siehe  diese). 
Bei  Jakobsberg  im  Kirchspiel  Nordmarken  in  Wermland  ein  gelber  bis  braunroter 
14  %  3fnO-haltiger  Manganbrucit    Derselbe  führt  zu  dem 

Fyrochroit  H^MnO^,  dem  Brucit  sehr  ähnlich  und  mit  ihm  isomorph,  weiß 
bis  fleischrot,  braun  und  schwarz  verwitternd;  auf  kleinen  Spalten  im  Magneteisen 
von  Pajsberg  bei  Philipstad  und  von  Mosgrufva  in  Wermland. 

Bauer,  Mineralogie.  36 


562  Chyae. 

Der  Oxgde  R,0,. 
Hrdrohimatit. 

H^Fe^O^  =H^0 .  2FcjO,;  94,7  Fc,0„  5,3  R,0.  Krystallinisch,  karz- 
st«nglig  bis  fasri^  mit  nierenßrmiger  Oberfläche,  die  äafiereten  Schichten 
auf  braanem  GMaskopf  bildeßd.  Dankelgransdiwarz,  mit  einem  dent- 
liehen  Stich  ins  Rot,  dnnkelkirscbroter  Strich,  halbmetallisch  glänzend. 
a  =  4,29—4,49,  H.  =  6^—7^  Sehr  stark  dekrepitierend  ond  im  Kolben 
HjO  gebend.  In  HCl  ISslich.  Nor  mit  anderen  Eisenerzen,  bes.  Braun- 
eisenstein, zusammen  auf  Gängen,  znweilen  in  nicht  unbedeatender 
Menge.  Siegen,  Nenenbttrg  im  Schwarawald,  Stebnitz  im  Fichtel- 
gebirge, in  Schlesien,  Südfrankreich,  Mexiko  etc.  Dient  mit  anderen 
ähnlichen  Mineralien  als  Eisenerz.  Wird  zuweilen  als  ein  wasser- 
armer Branneisenstein  aufgefaßt,  aas  diesem  durch  Wasserrerlnst 
entstanden. 

Der  dicht«  Tvrgit  von  derselben  ZnsammeiitKtztiDg  aoa  den  tnrjinskBchen 
Oraben  bei  Bogoslowsk  im  Ural  Bcheint  ein  Qemenge  zu  sein. 

Hydrogotthit.  JT,Fe«0„  =  4?,0.3f«,<^.  Cochenillerot«  fauige  Aggregate 
mit  ziegelrotem  Strich  in  dünnen  Ädern,  eowie  in  Em8t«n  anf  nnd  im  Brsaneisen- 
■tein,  auch  im  Itmem  von  bohlen  Branneisesateinkonkretionen.  Beichlich  in  den 
Eisenerzlagern  in  Zentralrnltland,  besonders  bei  Trosno  im  Gody.  Tnla.  Anch  bei 
Nenenbürg  im  Schwann^ald. 

Isomorphe  Gruppe  des  Qoethits: 

Rhombisch:  ff,B,0,  =  H.O.B,0,. 
Goethit:  BiFüjO,;       a:  6  :c=0,9182: 1 :0,6061. 
Diaspor:  H,AltO^:  =  0,9872 : 1 : 0,603a 

Maoganit:  ffMniO,;  =0,8141:1:0,6448. 

Goethit  (Pyrrhosiderit). 
H^Fe^O^=H^O.Fe^O^;  S9,7  Fe^O^  und  63  Fe.  Hhombisch,  meist 
kleine,  nicht  sehr  deutlich  ansgebildete  Kryställchen;  teilweise  kurz- 
prismatisch, oder  langnadelförmig  (Nadeleiseneris)  oder  dicktafelfönnig, 
oder  in  Form  von  nach  der  Längsfläche  sehr  dünnen  Plättchen  (Itabin- 
glimmer)  in  Drusen  aufgewachsen.  Die  wich- 
tigsten Krystallformen  sind:  m  =  cx)P{llO),  mjm 
\  =94»  52';  r  =  ooi^(210);  J  =  ooK5  (010);  p  = 
I  i»(lll);»— P2(212);«=P55(011),e/c=117«30' 
(oben).  (Fig.  446,  einen  Erystall  von  der  Botallak- 
grube  in  Comwall  auf  dichtem  Brauneisenstein 
darstellend).  Die  Krystalle  von  Clifton  bei 
Fig.  446.  Pig.  447.  ßristol  sind  dünne,  oblonge  Täfelchen  nach  b; 
am  Rande  der  Tafeln  sind  schmale  Facetten  p  and  e.  Biesen  sehr 
ähnlich  sind  die  sehr  dlnnen  Krystalle  von  Eiserfeld  etc.  im  Siegen- 


Goethit.  563 


sehen,  wo  aber  am  Rande  der  Blättchen  die  Querfläche  a  =  ooPoö  (100), 
das  steile  Makrodoma  x  =  ^Föö  (401),  xlx  =  4:V  30'  (oben),  sowie  e 
vorkommen,  während  p  und  s  fehlt  (Fig.  447). 

Nach  b  vollkommen  spaltbar,  spröde,  wenig  biegsam ;  H.  =  5—5^, 
auch  4^  .G. = 3,8 — 4,2.  Hell-  oder  dunkelbraun,  bis  fast  schwarz,  rotbraun, 
die  dünnen  Blättchen  dunkelrot  durchscheinend  {Bubinglimtner^  Fig.  447), 
Strich  rot-  bis  gelblichbraun ;  alle  Grade  der  Durchscheinenheit,  aber 
kaum  völlig  durchsichtig.  Glanz  demantartig  ins  Metallische,  zu- 
weilen sehr  lebhaft,  aber  oft  auch  matt;  manchmal  seidenartig. 
Schwach  magnetisch.  V.  d.  L.  gibt  er  im  Kolben  H^O  und  wird  rot; 
schmilzt  schwer  und  wird  in  der  Red.-Fl.  schwarz  und  magnetisch ;  in 
HCl  nicht  schwierig,  in  HNO^  leichter  löslich. 

Die  beim  Goethit  unterschiedenen  Varietäten  sind  die  folgenden: 

1.  Nadeleisenerg.  Kleine  nadelförmige  Krystalle  auf  Brauneisen- 
stein bei  Lostwithiel  und  BotaUak  in  Comwall.  Auf  Quarz  auf- 
gewachsen und  zuweilen  von  ihm  vollständig  umhüllt  in  Form  radialer 
Büschel;  so  im  Amethyst  der  Achatdrusen  bei  Oberstein  a.  d.  Nahe,  ähn- 
lich bei  Zwickau  in  Sachsen  und  am  Finkenhübel  in  der  Grafschaft  Glatz. 
Am  schönsten  in  den  durchsichtigen  Amethystgeschieben  am  Strande 
der  Wolfsinsel  im  Onegasee  in  Rußland  (Onegit  oder  Fullonit),  die 
geschliffen  und  unter  dem  Namen  „flaches  d'amour^  als  Schmnckstein 
getragen  werden.  Einzelne  Nädelchen  auch  in  Ammonitenkammem 
und  in  Knochen  fossiler  Saurier. 

2.  Bvinnglimmer  (Goethit  im  engeren  Sinne).  Meist  auf  Braun- 
eisenstein aufgewachsen,  auf  Gängen,  besondei-s  in  deren  obersten 
Teilen.  Fundorte  sind  die  Eisensteingänge  im  Siegenschen  (bei  Eiser- 
feld, HoUerter  Zug  etc.),  im  Westerwald,  bei  Raschau  in  Sachsen, 
Nadabula  in  Ungarn,  Clifton  bei  Bristol.  Auch  die  mikroskopisch 
kleinen  gelbroten  Täfelchen,  die  den  Camallit,  den  Heulandit,  Sonnen- 
stein etc.  rot  ftrben,  sollen  z.  T.  Goethit  sein. 

3.  LepidökroMt  Radialfasrige  Aggregate  von  nelkenbrauner 
Farbe,  meist  mit  nindlicher  brauner  Oberfläche.  Auf  Brauneisenstein- 
gängen bei  Neuenbürg  im  Schwarzwald,  im  Siegenschen,  Comwall  etc. 
Hieran  schließt  sich  die 

4.  Sammetblende  (Pribramit),  am  schönsten  auf  den  Bleierzgängen 
von  Pfibram  in  Böhmen.  Braune  bis  gelbe  radialfasrige  Kugeln, 
deren  einzelne  Fasern  in  äußerst  feine  Härchen  und  Nädelchen  aus- 
laufen, die  der  rundlichen  Oberfläche  den  eigentümlichen  Glanz  und 
das  weiche  Anfühlen  des  Sammets  verleihen. 

6.  Dichter  Goethit,  Mattglänzend,  braun.  Besonders  in  Form  von 
Pseudomorphosen,  vor  allem  nach  Schwefelkies,  der  dabei  seine  gelbe 
Farbe  und  seinen  lebhaften  Metallglanz  verliert;  auch  nach  Spat- 
eisenstein. 

36* 


Selten  ist  der  Goethit  io  solchen  Massen  Torhanden,  dafi  er  eine 
Bolle  als  Eisenerz  spielen  könnte. 

Diaspor. 

H,Al^Ot  =  E^O  .  ÄlfOf.  Die  seltenen  rhombischen  Krjstalle 
des  Diaspors  sind  klein,  meist  undeutlich  und  gerundet  und  ähnlich 
denen  des  isomorphen  Gktethits,  aber  die  Winkel  nur  annähernd  be- 
kannt. Nach  ooP^  (010)  vollkommen  spaltbar.  Meist  derbe  blättrige 
Massen  bildend.  H.  —  5—6.  Sehr  spröde.  G.  =  3,4  V.  d.  L.  un- 
schmelzbar, sehr  stark  zerknistemd,  in  Säuren  nicht  lOslich.  Perl- 
mntterglänzend,  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Weiß  (gangfSrmig  im 
Ton,  sog.  DiUnit  von  DUln  bei  Schemnitz  in  Ungarn),  oder  braun  Q.m 
Ural  bei  Eossoibrod  im  Chloritschiefer  mit  Smirgel),  auch  sonst  als  Be- 
gleiter des  Smii^els  and  Korunds ;  mit  letzterem  im  Dolomit  am  Campo 
longo  in  der  Schweiz;  mit  Cyanit  am  Greiner  in  Tirol  etc.  Opt  A.  E. 
ac,  -\-  M.  L.  o.  Starker  Trichroismns. 

Manganit  (Braunmanganerz,  Graubraunstein  z.  T.). 
H^Mn^O^  =  HtO .  JtfMjOg ;  90,9  Mn,0, ;  etwas  Fe^O,,  BaO,  SiO,  etc. 
40  "/o  FcjOg  enthalten  die  nadeiförmigen  Krystalle  auf  Roteisenstein 
Tou  Nenkircben  im  Elsaß,  die  wohl  als  eine  isomorphe  Mischung  von 
H^Mn^Oi   mit  H^Fe^O^  anzusehen  sind  (NetJcirchü).     An  den  rhom- 
bischen, nach  verschiedenen  Typen  ausgebildeten  Krystallen  findet  sich 
stets  das  Prisma  m  =  ooF  (110);  mjm  =■  99"  40'.    Die  stumpfe  Kante 
ist  häufig  dui'ch  die  Querfläche  a  =  ooPöö  (100)  abgestumpft,  andere 
Prismen  schärfen  die  Kanten  von  m  zu,  so  z.  B.  d  =  coi^  (210)  die 
stumpfe  voi-dere,  /  =  ooP2  (120)  die  scharfe  seitliche  Kante.    Die 
Flächen  der  Prismenzone  sind  stark  vertikal  gestreift  (Fig.  448),    Die 
Endigung  der  Prismen  ist  sehr  mannigfaltig.     Zuweilen  ist  nui'  die 
Basis  c  vorhanden,  in  der  Bichtung  der  Achse  b  stark  gestreift,  zn- 
weilen  mit  dem  Makrodoma  «  =  Kö  (101)  (Fig^  448).    Oder  es_  findet 
sich  eine  Anzahl  rhombischer  Oktaeder:  s  =•=  F2  (212),  p  =  P5  (515) 
nebst  dem  Makrodoma  u.    Zuweilen 
ist  die  Zahl  dieser  Oktaeder,  die 
zusammen    am    gleichen  Krystalle 
vorkommen,  eine  ganz  erhebliche, 
alle  liegen  so,   daß  ihre  Flächen 
in  der  Zone  einer  vorderen  E,  K. 

„.     ,  ,„  ^.     ■  ,„  liegen ,     sich     also     unter    lanter 

Flg.  448.  Flg.  449.  ,.  „  ,       „     .  ,       - , 

N»ch^h6rm»k.  dicser  parallelen  Kanten  schneiden, 

während  «,  welches  diese  Kante  gerade  abstumpfen  würde,  fehlt.  Eine 
solche  Kombination  zeigen  die  beiden  Individuen  des  Zwillings  Fig.  449; 
wo  neben«  noch  vorkoramt:^  =  P3  (313),  p  =  P(lll)undn  =  2P'2  (121); 


Manganit.    Branneisexuitein.  565 

die  seitliche  E.  K  von  p  wird  durch  die  Flächen  des  Brachydomas 
e  =  Poo  (011)  gerade  abgestumpft,  efe  =  122 '^  öO*  (oben).  Bei  noch 
anderen  Erystallen  treten  zu  den  genannten  Oktaedern  Makrodomen 
in  größerer  Zahl,  darunter  wieder  das  schon  erwähnte  u,  sodann 
7]  =  ^P5ö  (105)  etc.,  sowie  die  Basis  c  =  OP  (001)  und  statt  e  das 
Brachydoma  f  =  2Poo  (021),  sowie  einige  Oktaeder  außerhalb  jener 
Reihe,  z.  B.  xr  =  |P2  (365).  Zwillinge  nach  e  sind  häufig,  die  Indi- 
viduen sind  entweder  knieformig  aneinander  gewachsen  (Fig.  449) 
oder  durcheinander  hindurch.  Die  Krystalle  sind  entweder  prismen- 
fSrmig,  sogar  nadelf5rmig  in  der  Richtung  der  Achse  c,  oder  dicktafel- 
f5rmig  nach  der  Querfläche  a;  stets  aufgewachsen,  meist  auf  derbem, 
fasrigem,  strahligem  und  dichtem  Manganit,  auch  auf  Schwerspat.  Nach 
der  selten  als  Ery  stallfläche  ausgebildeten  Längsfläche  b  =  ooPoo  (010) 
ein  vollkommener  Bl.  Br.  Spröde  ins  Milde.  H.  =  3^—4,  wenn  ganz 
frisch,  häufig  weicher,  bis  zu  H.  =  2  (siehe  unten).  G.  =  4,3—4,4. 
Dunkeleisenschwarz  mit  braunem  Strich,  undurchsichtig,  meist  unvoll- 
kommener Metallglanz.  In  konz.  HCl  unter  (7/-Entwicklung  löslich.  Gibt 
im  Kolben  über  200*^  Wasser;  unschmelzbar.  Findet  sich  mit  Pyro- 
lusit  zusammen,  an  den  dort  erwähnten  Fundorten;  gute  Krystalle 
bes.  bei  Ilfeld  am  Harz  auf  Gängen  im  Porphyrit  und  bei  Ilmenau 
(Öhrenstock,  Elgersburg)  im  Thüringerwald  ebenso  im  Felsitporphyr. 
Auch  in  Comwall,  bei  Undenäs  in  Schweden  und  bei  Christiansand  in 
Norwegen.  Zuweilen  in  den  Manganerzlagerstätten  an  der  unteren 
Lahn  (Lindener  Mark  bei  Gießen,  Auraenau  bei  Weilburg  etc.).  Nicht 
selten  als  Pseudomorphose  nach  Kalkspat  in  Skalenoedem  123  (2131). 
Geht  durch  Verlust  von  H^O  und  Aufnahme  von  0  allmählich 
in  Pyrolusit  über,  wird  gleichzeitig  immer  weicher  bis  zu  H.  =  2, 
und  der  ursprünglich  braune  Strich  wird  schwarz.  Dabei  bilden  sich 
Gemenge  von  MnO^  und  H^Mn^O^,  also  von  Pyrolusit  und  Manganit 
in  den  verschiedensten  Verhältnissen,  welche  z.  T.  mit  besonderen 
Namen  belegt  worden  sind  (Varvidt ,  vergl.  Pyrolusit  pag.  560  f.). 
Nur  selten  ist  der  Manganit  noch  ganz  unzersetzt  und  frisch.  Bildet 
einen  Teil  des  Braunsteins. 

(Yergl.  Groth,  Mineraliensainminng  der  Universität  Straßbnrg;  Eöchlin,  Min. 
nnd  petr.  Mittlgn.  IX,  1887,  pag.  22.) 


Brannelseiistein  (Brauneisenerz,  Limonit). 

H^Fe^O^  —  SH^O  .  2Fe^0^ ;  85,6  Fe^O^ ;  etwas  Mn^O^,  SiO^,  CuO, 
CaOy  CoO,  auch  Va^O^^,  P^O^,  TiO^,  Cr^O^,  As,  S  etc.  Besonders  der 
dichte  und  erdige  ist  zuweilen  sehr  stark  verunreinigt,  auch  mit  an- 
deren Eisenoxydhydraten  und  sonstigen  Eisenerzen ;  nicht  selten  stark 
mit  Ton,  auch  mit  Kalk  etc.  gemengt.    Findet  sich  häufig  krystalli- 


566  Oxyde. 

siert,  aber  nie  in  deutlichen  Krystallen,  sondern  nur  in  radial- 
fasrigen  Aggregaten,  meist  mit  nieriger  oder  traubiger  Oberfläche 
oder  stalaktitisch.  Die  Obei'fläche  ist  infolge  eines  größeren  Mangan- 
gehalts glänzend  schwarz;  mit  ihr  parallel  vielfach  innere  ebenso 
glänzend  schwarze  Absonderungsflächen,  so  daß  eine  konzentrisch- 
schalige  Struktur  entsteht;  dies  ist  der  bratme  Glaskopf.  Häufig  ist 
das  Brauneisenerz  auch  dicht  und  erdig.  Die  Farbe  ist  braun,  in 
verschiedenen  Abstufungen  bis  ins  Ockergelb,  der  Strich  ist  braun- 
gelb; die  schwarze  Oberfläche  des  Glaskopfs  ist  vielfach  bunt  ange- 
laufen. Der  Glanz  ist  halbmetallisch,  beim  fasrigen  ins  Seidenartige, 
zuweilen  auch  ins  Wachsartige,  auf  dem  Bruch  meist  nicht  sehr  leb- 
haft ;  undurchsichtig.  Die  Härte  schwankt  in  ziemlich  weiten  Grenzen 
und  geht  bis  H.  =  5^.  Der  erdige  Br.  (Brauneisenocker)  f&rbt  an  den 
Fingern  ab.  Auch  das  spez.  Gewicht  schwankt,  und  zwar  zwischen 
G.  =  3,3—3,9.  Gibt  im  Kolben  H^O  und  wird  rot  (Fe^O^),  V.  d.  L. 
schwer  schmelzbar;  nach  dem  Glühen  magnetisch.    In  HCl  löslich. 

Findet  sich  mit  anderen  Eisenerzen  zusammen  auf  Gängen  und 
Lagern  oft  in  großen  Massen,  und  ist  eins  der  wichtigsten  Eisenerze. 
Die  genannten  drei  Varietäten,  der  dichte  und  erdige  Br.  und  der 
braune  Glaskopf,  sind  meist  nebeneinander  vorhanden,  die  Hauptmasse 
bildet  der  dichte  Br.,  dazwischen  liegt  der  erdige  nesterförmig  oder 
Überzflge  bildend;  nach  außen,  sowie  gegen  Hohlräume  hin,  welche 
die  Masse  einschließt,  wird  der  dichte  Br.  fasrig,  nimmt  eine  rund- 
liche Oberfläche  an  und  wird  damit  zum  braunen  Glaskopf,  der  die 
Wände  der  Höhlungen  auskleidet.  Schöner  Glaskopf  wird  u.  a.  aus 
den  Brauneisensteingängen  im  Siegenschen  und  im  Erzgebirge,  ferner 
von  Hüttenberg  in  Kärnten,  Nadabula  in  Ungarn  etc.  erwähnt.  Er 
verliert  zuweilen  Wasser  und  geht  in  roten  Glaskopf,  überhaupt  der 
Brauneisenstein  auf  diese  Weise  in  Roteisenstein,  über.  Es  ist  die 
Ansicht  ausgesprochen  worden,  daß  überall  der  rote  Glaskopf  und 
auch  der  Hydrohämatit  durch  Wasserverlust  aus  braunem  Glaskopf 
entstanden  sei.  Zum  Brauneisenstein  gehört  auch  der  Xanthosiderü, 
ein  Glaskopf  mit  gelben  Fasern,  der  mit  den  Manganerzen  bei  Hmenau 
im  Thüringer  Wald  vorkommt,  und  dem  firfiher  ein  größerer  Wasser- 
gehalt nach  der  Formel  2H^0,Fe^0^  zugeschrieben  wurde  (pag.  569). 

Was  die  Entstehung  des  Brauneisensteins  anbelangt,  so  ist  er 
wohl  meist  ein  Umwandlungsprodukt  anderer  Mineralien,  in  deren 
Form  man  ihn  nicht  selten  als  Pseudomorphose  antrifft,  wie  z.  B.  nach 
Kalkspat,  Dolomit,  Eisenspat,  Schwefelkies,  eisenreichen  Silikaten 
(Augit,  Olivin)  etc.  Er  findet  sich  daher  vielfach  in  den  oberen,  der 
Erdoberfiäche  benachbarten  Teilen  der  Lagerstätten  mancher  Erze,  die 
durch  ihre  Umwandlung  zu  seiner  Entstehung  Veranlassung  gegeben 
haben,  deren  „eisernen  Hut"  bildend.  So  gehen  viele  Kieslager,  z.  B.  die 


Brauneisenstein.  567 

von  Huelya  in  Spanien,  und  manche  in  den  Neu-Englands-Staaten  in 
Nordamerika,  von  Pennsjlvanien  und  Tennessee  nach  oben  hin  all- 
mählich in  Brauneisenstein  aber.  Der  Eisenglanz  von  Elba  und  der 
Boteisenstein  von  Elbingerode  im  Harz  wird  nach  oben  durch  Wasser- 
au&ahme  allmählich  zu  Brauneisenstein.  Ähnlich  verändert  sich  auch 
vielfach  das  Magneteisen,  z.  B.  im  Ural,  wo  auch  sonst  der  Braun- 
eisenstein große  Verbreitung  besitzt.  Namentlich  ist  es  aber  der 
Spateisenstein,  FeCO^,  der  an  den  meisten  Orten  seines  Vorkommens 
in  dieser  Weise  umgewandelt  worden  ist,  so  in  der  Gegend  von 
Brotterode  im  Thüringer  Wald,  im  Reußchen  Voigtlande  bei  Loben- 
stein, im  Siegenschen,  am  Iberg  bei  Grund  am  Harz,  in  den  alpinen 
Lagerstätten  in  Steiermark  und  Kärnten  etc.  Auch  durch  Umwand- 
lung eisenreicher  Silikatgesteine  entsteht  unter  Ausscheidung  der 
Kieselsäure  etc.  oft  Eisenhjdroxyd,  so  aus  dem  Basalt  im  Vogelsberg 
(Basalteisenstein),  aus  den  Schalsteinen  an  der  unteren  Lahn  etc.,  viel- 
fach zusammen  mit  Roteisenstein.  Durch  Aufiiahme  von  Eisen  in 
Kalksteine  und  Dolomite  sind  die  massenhaften  Einlagerungen  von 
Brauneisenstein  in  dem  oberschlesischen  Muschelkalk  entstanden  und 
ebenso  vielleicht  die  oberflächlichen  Anhäufungen  des  manganhaltigen 
mulmigen  Brauneisensteins  in  der  Gregend  von  Gießen,  der  Lindener 
Mark  etc.  (sog.  Braunerz).  Aber  auch  direkt  bildet  sich  das  Mineral 
nicht  selten  als  Ausscheidung  aus  eisenhaltigem  Wasser.  So  ist  der 
meiste  Eisenocker  als  eine  derartige  Quellbildung  anzusehen  und  das- 
selbe ist  wohl  bei  dem  braunen  Glaskopf  der  Fall,  wie  z.  B.  bei  dem 
Vorkommen  auf  Spalten  im  Buntsandstein  bei  Neuenbürg  im  Schwarz- 
wald und  in  geringerer  Menge  bei  Marburg.  Das  Eisen  stammt  hier 
aus  dem  eisenreichen  Sandstein.  Auch  in  eisenreichen  Silikatgesteinen 
wird  eine  derartige  Konzentrierung  des  Eisengehalts  auf  Hohlräumen 
beobachtet. 

Eine  besondere  Abart  des  Brauneisensteins  bildet  der  fettglän- 
zende, braune,  amorphe  StilpnasiderU  (Eisenpecherz,  Glanzeisenstein)  mit 
glattem  muscheligem  Bruch,  der  mit  anderem  Brauneisenstein  im  Siegen- 
schen, im  Westerwald,  bei  Bodenmais  in  Bayern,  Nadabula  in  Ungarn, 
Czerhowitz  in  Böhmen  etc.  vorkommt  Er  enthält  etwas  SiO^  und 
P2O5.  Ihm  ganz  ähnlich  ist  das  Kupferpecherz  mit  einem  kleinen 
Kupfergehalt,  das  sehr  häufig  in  kleinen  Mengen  bei  der  Verwitterung 
von  eisenhaltigen  Kupfererzen  (Kupferkies,  Buntkupfererz)  entsteht. 

Gemenge  des  Brauneisensteins  mit  anderen  Substanzen  sind  zu- 
weilen in  Massen  vorhanden  und  sind  dann  mit  besonderen  Namen 
belegt  worden,  um  so  mehr,  als  auch  sie  z.  T.  sehr  wichtige  Eisen- 
erze bilden.  So  gibt  es  z.  B.  jS^'O, -haltigen  Kieseleisenstein,  CaCO^- 
haltigen  Kalkeisenstein,  sog.  Braunerz,  z.  B.  von  Elbingerode  am  Harz, 
in  den  Alpen  etc.    Am  wichtigsten  ist  aber  der  tonige  Brawneisenstein, 


568  Oxyde. 

der  vielfach  in  großen  Mengen  sich  findet  Derselbe  ist  äußerlich  und 
auch  bei  genauerer  Untersuchung  von  dem  tonigen  Spateisenstein  und  dem 
tonigen  Roteisenstein  oft  schwer  zu  unterscheiden.  Er  bildet  entweder 
kompakte  braune  dichte  Massen,  oder  runde,  zuweilen  ziemlich  große 
Knollen  im  Ton  (toniger  Sphärosideiit).  Kleinere  Knollen  (Eisennieren) 
sind  oft  im  Innern  hohl;  ein  kleiner  eingeschlossener  Körper  bringt 
beim  Schütteln  ein  klapperndes  Geräusch  hervor  (Klapper-  oder  Adler- 
stein). Besonders  wichtig  sind  aber  die  kleineren  runden  Kömer, 
welche  an  manchen  Orten  in  großen  Massen  zusammengehäuft  sind,  so  im 
Tertiär  bei  Mardorf  in  Hessen  und  namentlich  auf  Klüften  und  Spalten 
der  Kalk-  und  Dolomitfelsen  des  Weißen  Jura  der  schwäbischen  und 
fränkischen  Alb,  femer  in  Krain  etc.;  sie  bilden  das  sog.  Bohnerz. 
Noch  massenhafter  ist  aber  das  Vorkommen  von  oolitischem  Braun'- 
eisenera^  das  z.  B.  im  Tertiär  am  Ki*essenberg  in  den  bayrischen  Alpen 
sich  findet,  im  braunem  Jura  bei  Wasseralfingen  in  Württemberg,  und 
namentlich  in  Luxemburg  und  Lothringen  (sog.  Minette)  ein  ganz  be- 
sonders wichtiges  Vorkommen.  Ein  etwas  tonhaltiges,  ockeriges 
braunes  Eisenoxydhydrat  ist  auch  die  als  Malerfarbe  verwendete 
türMsche  Umbra  von  der  Insel  Cypern  (kölnische  Umbra  ist  Braun- 
kohle, (siehe  unten)).  Hier  schließt  sich  auch  der  bräunlichgelbe 
Hypoxanfhit  an,  der  unter  dem  Namen  „terra  di  Siena^  als  Malerfarbe 
benutzt  wird  und  der  einen  stark  mit  Brauneisenstein  gemengten  Ton 
darstellt. 

Zum  Brauneisenstein  gehört  in  der  Hauptsache  der  stark  verun- 
reinigte, SiO^'  und  PjOg-haltige,  teilweise  wasserreichere,  mit  Sand 
und  anderen  unorganischen  Körpern,  sowie  auch  mit  organischen  Sub- 
stanzen gemengte  Raseneisensfein,  der  von  dichter,  oft  löcheriger  Be- 
schaffenheit ist  und  im  Glanz  und  Aussehen  zum  Teil  an  den  Stilp- 
nosiderit  (pag.  667)  erinnert.  Er  besteht  zuweilen  aus  einzelnen  randen 
Knollen  und  Kugeln  und  ist  sogar  in  gewissen  Vorkommnissen  oolithisch ; 
vielfach  auch  ockerig  und  dann  gelb,  sonst  braun.  Alle  die  hierher- 
gehörigen Massen  sind  modeme  Bildungen,  welche  noch  heutzutage 
entstehen,  und  welche  nach  der  speziellen  Art  und  Weise  ihrer  Ent- 
stehung und  dem  danach  ziemlich  stark  variierenden  Aussehen  mit 
verschiedenen  Namen  benannt  worden  sind.  Der  eigentliche  Easeneisen- 
stein  bildet  sich  unter  dem  Easen  feuchter  Wiesen  (Wiesenerz)  an 
sehr  vielen  Orten  des  norddeutschen  Flachlandes,  zuweilen  in  aus- 
gedehnten Lagem,  welche  sogar  zu  seiner  Verhüttung  Veranlassung 
gegeben  haben;  das  Morasterz  oder  Sumpf erz  auf  dem  Grund  von 
Sumpfen  und  Morästen ;  das  Seeerz  auf  dem  Grande  von  Seen,  bes.  in 
Schweden,  vor  allem  im  Helgasee,  und  in  Finnland,  meist  als  ein 
dunkelbrauner  eisenhaltiger  Schlamm,  der  zuweilen  Anfänge  oolithi- 
scher  Bildung  zeigt;  derselbe  wird  in  Schweden  zur  Verhüttung  ge- 


Gelbeisenstein.    Hydrargillit.  569 

sammelt  und  ergänzt  sich  stets  wieder  von  nenem.  Alle  diese  Erze 
sind  Ausscheidungen  ans  eisenhaltigen  Gewässern,  z.  T.  unter  Ver- 
mittlung von  organischen  Wesen  (Gallionella  ferruginea). 

Oelbeisenstein. 

Manche  gelbe  ockerige  Eisenerze  scheinen  JT^O-reichere  Hydrate 
zu  sein,  als  der  Brauneisenstein,  und  zwar  z.  T.  von  der  Zusammen- 
setzung: H^Fe^O^  =  2H^0 .  Fe^O^  mit  18,4  H^O.  Sie  sind  meist  stark 
verunreinigt,  namentlich  mit  Ton,  und  die  richtige  Formel  ist  daher 
schwer  festzustellen.  Sie  finden  sich  mit  Brauneisenerz  zusammen, 
namentlich  das  dichte  und  erdige  Brauneisenerz  begleitend,  das  fast 
stets  zu  einem  gewissen  Anteil  solche  meist  lockere,  ockerige,  gelbe 
Substanz  beigemischt  enthält,  so  z.  B.  die  Eisennieren,  bei  denen 
braune  festere  und  gelbe  lockerere  Schichten  miteinander  abwechseln ; 
auch  die  Baseneisenerze  sind  mit  der  gelben  Masse  vielfach  gemengt. 
Zuweilen  finden  sich  größere  Lager  solcher  gelben  erdigen  Massen, 
welche  dann  gewonnen  und  als  Malerfarbe  verwendet  werden  (gelber 
Eisenocker).  Dieselbe  Substanz  wird  von  manchen  eisenhaltigen 
Quellen  abgesetzt  Vielfach  werden  diese  gelben  Eisenhydroxyde 
alle  mit  zum  Brauneisenstein  gerechnet. 

Auch  fttr  den  oben  erw&hnten  Xanthosiderit  (pag.  351)  von  Ilmenan  wird  die 
Formel  H^Fe^O^  angegeben  (fasriger  Gelbeisenstein). 

Hydrarglllit  (Gibbsit)  mit  Beauxit  und  Laterit. 

H^Äl^O^  =  3H^0 .  AI^Oq.  Monoklin,  kleine  sechsseitige  scheinbar 
hexagonale,  weiße,  durchscheinende,  sehr  weiche  T&felchen,  nach  der 
Basis  vollkommen  spaltbar  und  nach  dieser  und  anderen  Flächen  vielfach 
komplizierte  Zwillinge  bildend.  Meist  nicht  sehr  deutlich  krystallisiert ; 
schuppige  Aggregate  oder  auch  radialfasrige  Kugeln  und  stalakti- 
tische Zapfen  oder  derbe,  gipsähnliche  Partien  bildend.  H.  =  2i — 3; 
zähe.  G.  =  2,34—2,39.  Unschmelzbar.  Nur  in  heißen  Säuren  schwierig 
löslich.  Krystalle  auf  Gängen  im  Elaeolithsyenit  der  Insel  Arö  im 
Langesundigord  im  südl.  Norwegen,  mit  Natrolith;  femer  bei  Slatoust 
im  Ural,  bei  Richmond  in  Massachusetts  mit  Brauneisenstein,  bei  Ouro 
Preto  (Villarica)  in  Brasilien.  Auf  Korund,  aus  ihm  durch  Wasser- 
aufnahme entstanden,  bei  Union ville  in  Pennsylvania  und  bei  Gü- 
mftschdagh  in  Eleinasien. 

Im  reinen  Zustand  kommt  der  Hydrargillit  überall  nur  spärlich 
vor,  spielt  aber,  mehr  oder  weniger  verunreinigt,  als  Zersetzungs- 
produkt tonerdehaltiger  Silikate  und  aus  solchen  zusammengesetzter 
Gesteine  unter  den  Namen  Beauxit  und  Laterit  eine  um  so  größere 
Rolle. 

Beatmt  (Bauxit)hat  man  den  mit  Eisenhydroxyden,  Sand  etc.  ge- 


570  Oxyde. 

mengten  weißen  bis  roten,  meist  tonartigen,  zuweilen  auch  oolithischen 
Hydrargillit  genannt,  der  in  Massen  in  der  Umgegend  von  Beaux  bei 
Arles  im  südlichen  Frankreich  vorkommt.  Er  soll  durch  Umwandlung 
aus  Gneiß  entstanden  sein.  Der  Beauxit  vom  Vogelsberg  und  Westerwald, 
wie  der  aus  der  Äuvergne  ist  unter  Beibehaltung  der  Gesteinsstruktur 
und  unter  Ausscheidung  des  gesamten  Kieselsäure-,  Alkali-  und  Eisen- 
gehalts in  Aluminiumhydroxyd  umgewandelter  Basalt  Auf  Hohl- 
räumen in  der  meist  durch  beigemengtes  Eisenhydroxyd  braun  ge- 
färbten Masse  findet  man  vielfach  zahlreiche  kleine  ErystäUchen  des 
reinen  Hydrargillits.  Ein  tonähnlich  aussehender,  meist  hellgefarbter 
Beauxit,  dessen  Ursprung  noch  nicht  näher  bekannt  ist,  findet  sich  in 
der  Wochein  bei  Feistritz  in  Krain  (Wocheinit).  Der  Beauxit  zeigt 
u.  d.  M.  häufig  deutlich,  daß  er  ein  Aggregat  von  Hydrargillitschfipp- 
chen  bildet,  die  lebhaft  auf  das  polarisierte  Licht  einwirken;  nicht 
selten  ist  aber  keine  Spur  dieser  Struktur  zu  erkennen  und  die  Sub- 
stanz verhält  sich  völlig  isotrop.  Der  B.  ist  von  einiger  technischer 
Bedeutung,  da  er  zur  Herstellung  von  Aluminium,  Alaun  etc.,  auch 
von  feuerfesten  Ziegeln,  Cement  etc.  dient 

Latent  ist  der  ungeheuer  weit  durch  die  tropischen  Gegenden 
aller  Weltteile  (Indien,  Brasilien,  Afrika  etc.)  verbreitete  unreine,  teil- 
weise mit  Ton  und  anderen  Substanzen  gemengte  Hydrargillit.  Es 
ist  das  für  die  Tropen  charakteristische  Verwitterungsprodukt  aller 
möglichen  tonerdehaltigen  Gesteine :  von  Graniten,  Dioriten,  Gneißen  etc. 
Man  spricht  danach  von  Granit-,  Diorit-,  Gneiß-  etc.  Laterit.  Das 
Ursprungsgestein  mag  gewesen  sein,  welches  es  will,  das  Endprodukt 
der  Umwandlung,  der  Laterit,  ist  stets  im  wesentlichen  von  der- 
selben Beschaffenheit.  Er  bildet  eine  bald  feinerdige,  bald  mehr 
tonige,  bald  mehr  feste  und  kompakte,  oft  stark  löcherige  Masse  von 
roter  bis  brauner  Farbe,  Eisenhydroxyde  in  mehr  oder  weniger  gix)ßer 
Menge  einschließend,  die  darin  oft  in  erheblichem  Umfang  in  reineren 
Partien  ausgeschieden  sind  (Lateriteisenstein).  Auch  die  nicht  der 
Verwitterung  unterworfenen  Teile  der  Urgesteine,  besonders  Quarz- 
kömer,  sind  im  Laterit  dem  Hydrargillit  beigemengt  Reiner 
Hydrargillit  ist  hier  gleichfalls  zuweilen  in  einzelnen  Kryställchen 
oder  größeren  Knollen  in  der  unreinen  Masse  ausgeschieden.  Der 
Laterit  ist  von  dem  Beauxit  nicht  wesentlich  verschieden. 

(Brögfi^er,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  16,  1890,  pag.  16  (Kryst.);  Lieblich,  Diss. 
Zürich  1890  (Beauxit);  M.  Bauer,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1898,  II,  pag.  193  (Laterit). 

Sassolin. 

H^BO^  =  3H^0  .  B^O^,  56,5  B^O^,  Trikline,  weiße  perlmutter- 
glänzende, leicht  in  einer  Richtung  spaltbare,  biegsame,  durchsichtige 
Schüppchen,  die  auch  zu  losen,  zuweilen  stalaktitischen  Aggregaten 


Sassolin.    Psilomelan.  571 

vereinigt  sind.  Vielleicht  mit  Hydrargillit  isomorph.  H.  =  1,  fettig 
anznfahlen.  G.  =  1,45.  Schmilzt  leicht  und  färbt  die  Flamme  grün ; 
löst  sich  in  heißem  Wasser.  Ist  ein  Snblimationsprodokt  mancher  Vul- 
kane, z.  B.  auf  Vulcano ;  auch  gelöst  in  den  heißen  Quellen  (Suffionen) 
der  Maremmen  und  in  denen  bei  Sasso  in  Toskana,  aus  denen  sich  das 
Mineral  bei  der  Erkaltung  des  Wassers  absetzt.  In  den  Maremmen 
fanden  sich  früher  SassoUnlager,  die  aber  jetzt  abgebaut  sind.  Er 
wird  auch  aus  dem  Wasser  gewonnen  und  zu  Borsäurepräparaten  tech- 
nisch verwendet  Dem  Rohmaterial  sind  häufig  fremde  Substanzen 
beigemengt,  z.  B.  dem  S.  von  Vulcano  gelbe  Schwefelkömchen  etc. 

Der  Oxyde  RO^. 

Stihlith  (Sübiconit).  J7,£I&,0b  =  £<0 .  2SbOt.  Gelbes,  fettglänzendes  derbes, 
oder  mattes  erdiges,  ziemlich  hartes  (H.  =  5)  Umwandlmigsprodakt  besonders  des 
Antimonglanzes,  in  dessen  Form  er  sich  häufig  findet;  stets  mit  diesem  Erz,  aber 
auch  mit  anderen  antimonhaltigen  Mineralien,  Fahlerz  etc.  zusammen.  Mayen  in 
Itheinpreußen,  Eremnitz  und  Felsöbanya  in  Ungarn,  Gonstantine  in  Algier,  Mexiko, 
Bomeo.  Der  AntimonockeTf  erdige  Krusten  auf  Antimonglanz  etc.  von  Bräunsdorf, 
Wolfsberg  am  Harz  etc.  ist  yieUeicht  dasselbe.    (Vergl.  auch  Cervantit,  pag.  561.) 

Der  Oxyde  RO  und  R^O^. 

Hy drotalkit  (V Glknerit).  Ein  Magnesia-Tonerdehydrat  von  wechselnder  Zu- 
sammensetzung. Als  Formel  wird  wohl:  ßMgO .Al^O^AbHiO  tixigegehen.  Hexa- 
gonal,  in  tafelförmigen,  basisch  spaltbaren  KrystaUen,  meist  derbe,  blättrige,  zuweilen 
fasrige  Aggregate,  mild,  H.  =  2,  fettig  anzuffthlen,  weiß,  durchscheinend,  in  Säuren 
löslich.  Bei  Snarum  in  Norwegen  im  Serpentin  (Hydrotalkit)  und  an  der  ScMscMms- 
kiga  Gora  bei  Slatoust  im  Ural  (Vöiknerit).  Vielleicht  ist  es  an  beiden  Orten  ein 
Gemenge  von  Zersetzungsprodukten  eines  anderen  Minerals,  vieUeicht  von  Geylanit. 
Ein  solches  Verwittemngsprodukt  ist  zweifellos  der  ähnlich  dem  Hydrotalkit  zu- 
sammengesetzte Houghitf  der  in  weißen  oder  grauen  oktaedrischen  Pseudomorphosen 
mit  Skapolith,  Spindl  etc.  im  körnigen  Kalk  von  SommerviUe  in  New-Tork  vor- 
kommt. Ähnliche  Pseudomorphosen  finden  sich  auch  am  Monzoni  in  Tirol.  Ein  dem 
Hydrotalkit  unge&hr  entsprechendes,  ebenfalls  hexagonales  Magnesia-Eisenoxydhydrat, 
in  farblosen,  undeutlich  fasrigen  dünnen  Schnfiren  im  Serpentin  der  schottischen 
Insel  Haaf-Grunay  und  in  goldigglänzenden  Schuppen  auf  den  Eisenerzlagerstätten 
Ton  Longban  in  Wermland  in  Schweden  ist  der  Pyroaurit  (Igelströmit).  In  dem 
hellblauen  Namaqualit  aus  Südostafrika  ist  MgO  des  Hydrotalkits  durch  CuO  ersetzt. 

Anhangsweise  folgt  eine  Anzahl  von  hierher  gehörigen  Mineralien,  deren  Zu- 
sammensetzung noch  nicht  vollkommen  sicher  ermittelt  ist. 

Psilomelan  (schwarzer  Glaskopf,  Hartmanganerz  z.  T.). 

RO  .  UlnOt  mit  1^  bis  6%  ÄjO,  wo  B  =  Ba,  K^,  Li^;  auch 
Cu,  Co,  Ca,  Mg,  Tl,  Ni,  AI  etc.  in  geringen  Mengen  kommt  vor;  77—94 
MnO^,  0—16  BaO,  0 — ^5  E^O,  auch  MnO  etc.  Die  Zusammensetzung  ist 
sehr  schwankend  und  wird  von  der  Formel  nur  ganz  annähernd  wieder- 
gegeben. K^O  und  BaO  nicht  im  nämlichen  Stück,  so  daß  man  Baryt- 
und  Ealipsilomelan  unterscheiden  kann;  die  Z^^O-haltigen  Ps.  werden 


572  Oxyde. 

auch  als  Lithionpsilomelan  bezeichnet  Dichte  oder  amorphe,  blau- 
schwarze Massen,  zuweilen  mit  nieriger  oder  traubiger  Oberfläche,  manch- 
mal konzentrisch  schalig,  aber  nie  im  Innern  fasrig  (schwarzer  Glaskopf). 
Bruch  eben,  H.  =  5^ — 6;  G.  =  4,1—4,3.  Wenig  glänzend  bis  matt, 
Strich  bräunlich  schwarz  und  glänzend.  V.  d.  L.  sehr  schwer  schmelz- 
bar, verknistemd  und  0  ausgebend;  in  HCl  unter  CT-Entwicklung 
gelöst.  Mit  Brauneisenstein  zusammen  sehr  verbreitet :  im  Siegenschen, 
in  Westphalen,  im  Schwarzwald,  im  Erzgebirge  (bes.  bei  Schneeberg), 
bei  Salm-Chäteau  in  Belgien  etc.  Bildet  einen  Bestandteil  des  Braun- 
steins bei  Ilmenau  und  Ilfeld  und  setzt  manche  Braunsteinlager  an  der 
unteren  Lahn,  bei  Weilburg  etc.  fast  ganz  allein  zusammen;  auch  im 
Brauneisenerz  der  Lindener  Mark  bei  Gießen  und  ebenso  auf  anderen 
Eisenlagerstätten  dort  In  Pseudomorphosen  nach  Kalkspat,  Fluß- 
spat etc.;  als  schwarze  Dendriten  überall  verbreitet 

Lithiophorit  ist  ein  weicher,  Li-  (1,23—1,42  LiO^  nnd  ^^haltiger  (10,67 
Äl^Os)  vielleicht  verwitterter  Psilomelan  von  Schneeherg.  Dasselbe  ist  der  Kdkochlor 
von  Bengersdorf  bei  Görlitz.    (Laspeyres,  Jonm.  prakt.  Chem.  13,  1876.) 

Schwarzes  Pnlver  von  ähnlicher  Znsammensetznng  ist  Manganschtcärze  genannt 
worden,  es  ist  ein  Zersetznngsprodnkt  manganhaltiger  Mineralien. 

Wad. 

Die  Zusammensetzung  ist  schwankend,  ähnlich  der  des  Psilomelans, 
im  Durchschnitt  etwas  mehr  H^  0  und  weniger  Ka^  0  und  BaO.  Häufig 
ebenfalls  mit  stalaktitischer,  nierenfSrmiger  oder  traubiger  Oberfläche. 
Das  Mineral  ist  aber  weich  (H.  =  1,  selten  3),  braun,  schimmernd  bis 
matt;  im  Innern  feinschuppig  bis  erdig,  rissig  und  vielfach  sehr  porös, 
so  daß  es  an  der  Zunge  hängt,  scheinbar  leichter  ist  als  Wasser  und 
auf  ihm  schwimmt;  aber  G.  =  2,3 — 3,0.  Es  ist  wahrscheinlich  ein 
Verwitterungsprodukt  des  Psilomelans,  mit  dem  es  häufig  zusammen 
vorkommt,  hauptsächlich  aber  des  Jlfn-haltigen  Eisenspats.  Am  Iberg 
im  Harz,  bei  Arzberg  im  Fichtelgebirge,  in  der  Lindener  Mark  bei 
Gießen,  in  Siegen,  Nassau,  in  Devonshire,  bei  Groroi,  Dep.  Mayenne 
(Groroilifh,  stenglig  abgesondert).  Als  Manganschaum  in  rötlich  braunen 
dünnen,  lockeren  Überzügen  auf  braunem  Glaskopf  und  anderen  Eisen- 
erzen, auch  auf  Manganerzen,  Psilomelan  etc. 

Ahnlich  dem  Wad  ist  der  CuO-haltige  weiche,  schwarze  Bhabdionit  von 
Nischne  Tagilsk  im  Ural  und  der  braune,  zartschuppige  ebenfalls  OuO-haltige 
Lepi^ophaeit  von  Kamsdorf  in  Thüringen. 

Kup fermanganerz.  20uO . 2MnO^ . BH^ 0 ;  CuO  z.  T.  durch  MnO  ersetzt ; 
schwarz,  mit  schwarzem  Strich,  amorph,  traubig,  stalaktitisch,  nierig  etc.  Von 
Kamsdorf  bei  Saalfeld.  Ein  dem  Kupfermanganerz  ähnliches  Mineral  von  Eemolinos 
in  Chile  ist  der  Felo conit  Schwarze  pulverige  Anflüge  von  ähnlicher  Zusammen- 
setzung bilden  die  Kupferschtoärze  z.  T.  Ähnlich  dem  Kupfermanganerz,  aber  waciser- 
frei  der  Crednerit  von  Friedrichsroda. 


Wasserfreie  Borate.    Boracit. 


573 


Schwarzer  Erdkobalt  (Asbolan,  Eobaltmanganerz).  Ist  ein  wasserhaltiges 
Gemenge,  enthaltend  MnOqy  CoO  (19—32  %),  CuO  etc.  Matt,  schwarz  mit  schwarzem 
Strich.  H.  =  1;  abfärbend,  sehr  milde;  zuweilen  mit  nierenförmiger  Oberfläche  oder 
stalaktitisch.  Zersetznngsprodnkt  von  Speiskobalt  und  anderen  Co-£rzen.  Schwarz- 
wald, Kamsdorf  bei  Saalfeld,  Riecheisdorf  in  Hessen,  Neukaledonien.  Zur  Smalte- 
bereitung  benutzt.  (Branmer  und  geiber  Erdkobalt  sind  ebenfalls  Verwitterungs- 
produkte  des  Speiskobalts,  enthalten  aber  wesentlich  AstO^;  siehe  unten.)  Eine 
nickelhaltige  Masse  entsprechend  dem  schwarzen  Erdkobalt  ist  der  Heiibachit  von 
Alpirsbach  und  Heubach  im  Schwarzwald. 

Heterogenit   von   Schneeberg  in  Sachsen,  schwärzlichbraun,  amorph  und 
wohl  ebenfalls  ein  Zersetzungsprodukt  des  Speiskobalts,  soll  die  Co-Verbindung 
CoO. 2Coa08. 65,0  sein. 


V.  Klasse. 
Borate. 

a)  Wasserfreie  Borate. 

Boracit. 

Mg,B,^O^^Ch  =  2Mg^B^0,^ .  MgCl,  =  2  (SMgO .  ^B^O^)  +  MgCl, 
mit  62,5  B2O3. 

Die  äußere  Gestalt  des  Boracits  ist  genau  regulär,  tetraedrisch. 
Die  Hauptformen  sind  Würfel  w,  Oktaeder,  resp.  die  beiden  korre- 

laten  Tetraeder  0  =  +  ^  (111)  und  0*  =  —  -^  (111)  und  Granatoeder 

g,  bald  die  eine,  bald  die  andere  Form  vorherrschend.  Ein  durch 
Vorherrschen  eines  Tetraeders  0  deutlich  hemiedrisch  ausgebildeter 
Krystall  ist  Fig.  450  abgebildet;  die  Würfelflächen  w  stumpfen 
die  Kanten    von  0  schmal    ab,   die  Granatoederflächen  g   schärfen 


Fig.  450. 


Fig.  451. 


Fig.  452. 


Fig.  453. 


die  Ecken  von  0  zu.  Einen  Krystall  mit  vorherrschendem  Granato- 
eder zeigt  Fig.  451.  Die  vierkantigen  Ecken  sind  durch  kleine 
Würfelflächen  w,  die  abwechselnden  dreikantigen  Ecken  durch 
die  Flächen  0  und  0^  der  beiden  Tetraeder  abgestumpft;  0  und  0* 
sind  physikalisch   verschieden:   0^  ist  matt,    sogar  löcherig,  0  ist 


574  Borate. 

glatt  und  glänzend;  o  oder   o^   fehlt  anch  wohl   ganz.     Zuweilen 

sind  noch  weitere  Flächen  ausgebildet,  so  die  Pyramidentetraeder- 

202 
flächen  i  = ^  (211),  die  Granatoederkanten  nur  um  die  matten 

Tetraederflächen  o^  herum  abstumpfend,  so  daß  das  matte  Tetraeder  o^ 
und  i  yon  gleichem  Vorzeichen  sind.  An  den  in  Fig.  452  und  453 
abgebildeten  Krystallen  herrscht  der  Würfel  w,  dessen  Kanten  durch 
die  Granatoederflächen  g  und  dessen  Ecken  durch  die  Tetraeder- 
flächen 0  und  0^  abgestumpft  werden;  auch  hier  ist  o*  matt,  o  glän- 
zend, und  auch  hier  fehlt  zuweilen  o  oder  o^.  In  Fig.  453  sind  wieder 
die  Kanten  gjg  um  o^  herum  durch  die  Flächen  i  abgestumpft,  wie  in 
Fig.  451,  während  um  o  herum  die  Flächen  des  Hexakistetraeders 

^  =  -j — ^  (531)  gruppiert  sind,  so  daß  t  mit  dem  glänzenden  Tetra- 

eder  o  von  gleichem  Vorzeichen  ist.  Auch  Würfel  allein  und  Würfel 
mit  abwechselnd  durch  das  Tetraeder  o  abgestumpften  Ecken  (Fig.  128), 
sowie  Tetraeder  allein  und  Tetraeder  mit  Würfel,  also  mit  abgestumpften 
Kanten  (Fig.  127)  kommen  vor.    Zwillinge  sind  kaum  bekannt 

Trotz  der  regulären  Form  zeigt  der  B.  bei  niederer  Temperatur 
Doppelbrechung  und  Zweiachsigkeit  und  stellt  sich  im  polarisier- 
ten Licht  dar  als  aus  zwölf  rhombischen  Individuen  zwillingsartig 
nach  Granatoedei'flächen  als  Zwillingsflächen  um  den  allen  Individuen 
gemeinsamen  Krystallmittelpunkt  herum  cyklisch  verwachsen,  so  daß 
also  die  regulären  Krystalle  mimetisch  sind  (171).  Zahlreich  eingelagerte 
Zwillingslamellen  lassen  den  Bau  noch  komplizierter  erscheinen.  Bei 
265^  wird  jedoch  das  Mineral  isotrop;  die  rhombische  Modifikation 
ist  in  die  reguläre  übergegangen,  der  die  äußere  Form  entspricht 
Beim  Erkalten  stellt  sich  der  ursprüngliche  Zustand  wieder  her.  Die 
Substanz  des  B.  ist  also  enantiotrop  dimorph  (282).  Ursprünglich  hat  sich 
die  reguläre  Modifikation  gebildet,  die  dann  unter  Beibehaltung  der 
Form  durch  molekulare  ümlagerung  in  die  rhombische  fibergegangen 
ist.  Sie  stellt  eine  Paramorphose  dar,  die  durch  Temperaturerhöhung 
wieder  in  die  primäre  reguläre  Modifikation  zurückgeführt  werden 
kann.  Den  optischen  Verhältnissen  entsprechend  sind  auch  die  der 
Pyroelektrizität.  Bei  gewöhnlicher  Temperatur,  also  im  rhombischen 
Zustand,  ist  der  B.  ausgezeichnet  pyroelektrisch  und  zwar  polar  nach 
den  vier  Eckendiagonalen  des  Würfels.  Die  Tetraederflächen  o  stellen 
die  antilogen,  o^  die  analogen  Pole  dar.  Beim  Übergang  in  die  reguläre 
Modifikation  bei  265®  verschwindet  mit  der  Doppelbrechung  auch  die 
Pyroelektrizität,  um  sodann  beim  Erkalten  ebenfalls  wieder  zu  er- 
scheinen. Keine  Spaltbarkeit ;  Bruch  kleinmuschlig.  Spröde ;  H. = 7 ; 
G.  =  2,9—3,0.  Glasglänzend,  durchsichtig  bis  durchscheinend; 
durch  teilweise  Umwandlung  in  eine  weiße  undurchsichtige  Substanz 


Wasserfreie  und  wasserhaltige  Borate.  575 

Yon  fasriger  Beschaffenheit,  aber  sonst  unbekannter  Natur  (Parasit) 
trübe.  Farblos,  gelblich,  granlich,  grünlich.  Schwer  schmelzbar,  in 
HCl  löslich. 

Findet  sich  in  kleinen  Eryställchen  in  Gips  eingewachsen, 
80  Tor  allem  bei  Lüneburg  in  Hannover,  seltener  bei  Segeberg  in 
Holstein ;  im  Camallit  bei  Staßfurt  Hier  auch  zuweilen  aufgewachsen, 
kleine  Drusen  bildend,  sowie  in  Gestalt  yon  weißen  erdigen  oder 
fasrigen  Knollen  {Staßfurtit)  in  größerer  Menge.  Selten  ist  der  grün- 
liche EisenboracU  mit  einem  kleinen  Eisengehalt. 

Die  Pjrramidentetraeder  des  Aehtaragdit  ans  dem  ralkanischen  Tuff  yon  der 
Mündung  der  Achtaragda  in  den  Wilui  in  Sibirien  soUen  umgewandelter  Boracit  sein. 

(G.  Hose,  Abb.  BerL  Ak.  6.  Apr.  1843;  Klein,  N.  Jahrb.  Min.  1880,  IT,  229, 
1881,  I,  239,  1884,  I,  235;  Mack,  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  YIII,  508;  Banmbauer, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  III,  337  und  Bd.  V.  273.) 

Rhodizitf  £,0  .  2A280s  .  SJ^gOt.  Krystallform  wie  bei  Boracit.  H.  =  8. 
6.  =  3,3.  Sarapulsk  und  Scbaitansk  bei  Mnrsinsk  im  Ural  auf  rotem  Turmalin  und 
Quarz. 

Ludtoigit  SMgO ,  FeO .  Fe^O» .  B^O^,  Rbombisch.  Meist  stenglige  bis  fas- 
rige,  zähe,  rabenschwarze  Aggregate  von  seidenartigem  Metallglanz.  G.  =  3,9—4,1. 
H.  =  5.  Im  Magneteisen  von  Morawicza  im  Banat.  Als  ein  Afn-Ludwigit  kann  der 
Pinakiolith  angesehen  werden,  der  in  Form  kleiner  schwarzer,  metallglänzender 
Täfelchen  im  Dolomit  von  Longban  in  Schweden  vorkommt.  Fe  ist  durch  Afn 
ersetzt 

Jeremejetoit.  Hexagonal,  einachsig.  Eichtoalditf  rhombisch,  zweiachsig,  in 
Drillingen  yon  pseudohexagonaler  Form.  Beide  ^2,08 .  B^Os.  Sie  bilden  in  paralleler 
Verwachsung  hexagonale  Prismen,  in  denen  der  Eichwaldit  als  Kern  Ton  einer 
dfinnen  Hfille  yon  Jeremejewit  umgeben  ist.  Lose  im  verwitterten  Granit  am  Berge 
Soktuj  in  der  Adontschilonkette  in  Transbaikalien. 

Hambergit  H%0 .  ^BeO .  B^O^,  Bhombische  Erystalle,  graulich  weiß,  glas- 
glänzend. H.=7V«.  Sehr  selten  im  Nephelinsyenit  des  Langesundfjords,  südl.  Norwegen. 

Hier  schließt  sich  vielleicht  an  der: 

No rdtnsJci'öldin.  CaO .SnO^.BtO^.  Hexagonale  Tafeln,  sehr  selten.  Insel 
Groß-Arö  im  Langesundfjord,  ähnlich  dem  mitvorkommenden  Melinophan. 

b)  Wasserhaltige  Borate. 

Tinkal  (Borax). 

Na^B^O,  .  lOH^O  =  Na^O  .  2B,0^  .  lOH^O,  mit  36,7  B^O^.  Mono- 
klin,  sehr  ähnlich  dem  Augit.  a:b:c  =  1,0995 : 1 : 0,5632 ;  ß  =  106^  35'. 
Ein  Prisma  m  ««  ooP  (110)  hat  vorn  den  Winkel:  mim  =  87^  0';  seine 
Flächen  sind  ziemlich  deutlich  blättrig,  vollkommener  noch  die  Querfläche 
a  =  ooPoö  (100),  weniger  die  Längsfläche  b  =  ooJPSS  (010).  Zu  diesen 
Flächen  tritt  die  Basis  c  =  OP  (001)  und  ein  hinteres  schiefes  Prisma 
0  =  +  P  (111) ;  ojo  =  122<>  34'  in  der  S.  K,  auch  wohl  a  =  -\-2P  (221). 
Zuweilen  Zwillinge  nach  a.  Bruch  muschlig;  spröde  ins  Milde; 
H.  =  2—2^.    G.  =  1,7—1,8.    Durchsichtig  bis  durchscheinend,  durch 


576  Borate. 

Wasserverlast  trabe  und  in  Pulver  zerfallend.  Fettglänzend;  farblos 
oder  gelblich,  auch  grünlich.  Ausgezeichnetes  Beispiel  der  geki*euzten 
Dispersion  (227,  251).  —  M.  L.  Achse  6;  q>v.  2£  =  59<»  SC  (r.); 
59  ö  8'  (g.);  56  ^  50'  (bl.)  ß  =  1,470.  Der  Borax  schmilzt  leicht  unter 
Aufblähen  und  löst  Metalloxyde  in  der  Hitze  leicht  auf,  yon  welchen 
viele  ihm  eine  charakteristische  Farbe  verleihen,  daher  Anwendung 
als  Lötrohrreagens.  Sonst  namentlich  bei  Lötprozessen  verwendet. 
Löst  sich  im  Wasser  und  findet  sich  daher  in  manchen  Seen  gelöst 
(Boraxseen),  so  im  westlichen  Tibet,  im  Clearlake  in  Ealifomien 
und  in  manchen  anderen  Seen  im  südöstlichen  Kalifornien  und  in  Ne- 
vada. Am  Ufer  scheiden  sich  im  Schlamm  Erystalle  aus,  vielfach 
mit  Soda  und  Steinsalz  zusammen.  Sehr  reich  sind  die  Boraxlager 
im  Salzsumpf  Columbus  Marsh  in  Nevada.  Borax  ist  auch  im  Wasser 
der  Schlammvulkane  von  Eertsch  und  Taman  aufgelöst.  Der  früher 
in  der  Technik  verwendete  Borax  stammte  fast  ausschließlich  aus  den 
zentralasiatischen  Boraxseen,  heutzutage  kommt  der  rohe  Borax  mehr 
von  Ealifomien  und  Nevada.  Sehr  viel  wird  auch  künstlich  darge- 
stellt^ so  aus  Sassolin,  aus  Staßfurtit,  Boronatrocalcit,  Pandermit  etc. 

Lagonit  Fe^^^W^Oit  .^H^Oj  ockergelb,  erdig;  in  den  jB^ Ölhaltigen  QaeUen 
der  toskanischen  Maremmen  als  Ausscheidnng. 

Larderellit  {NH4\Bi Ou . iHtO.  Weiße perlmutterglänzende Inkrustationen, 
ebendort. 

Bechilit  (Borocalcit).  RtCaB^O^  .  ^H^O.  Ebenso.  Weitere  kalkhaltige 
Borate  sind: 

Colemanit  H^CofB^Oit . 4^x0.  Schöne  datolithähnliche,  monokline,  farblose, 
durchsichtige,  nach  der  Längsfläche  deutlich  spaltbare  Erystalle  mit  Quarz  Ton  San 
Bemardino  Co.,  Ealifomien.    Sehr  ähnlich,  aber  H^O  ärmer,  ist  der 

Fandermit  Ca^BsOn.SHiO,  Feinkörnige,  marmorähnliche  weiße  Enollen 
im  Gips  der  Insel  Panderma  an  der  Südküste  des  Schwarzen  Heeres  in  technisch 
nutzbarer  Menge.  Davon  nicht  verschieden  ist  der  Priceitf  der  lagerförmig  in 
kreideähnlichen  Hassen  im  Staate  Oregon  vorkommt. 

Boronatrocalcit  (ülexit,  Natroborocalcit). 

NaCaB^Oo  .  SH2O  mit  46  0/0  BtO^^.  Weiche  weiße,  perlmutterglänzende  Plätt- 
chen sind  zu  kleinen  Enollen  vereinigt.  Mit  Steinsalz,  Gips,  Glauberit  etc.  in  den 
südamerikanischen  Salpeterlagem  (sog.  Tiza),  wo  das  Mineral  zu  technischen  Zwecken 
gesammelt  wird.  Hier  auch  der  wahrscheinlich  nicht  wesentlich  verschiedene 
Hayesin^  der  auch  Borocalcit  genannt  wird.  Gleichfalls  wahrscheinlich  dasselbe  ist 
der  Tinkalzit  (Boraxkalk),  der  in  ähnlichen  Enollen  aus  Westafrika  kommt,  von  wo 
er  unter  dem  falschen  Namen  Bhodizit  in  den  Handel  gebracht  worden  ist. 

Franklandit.  NotCaB^On  •  ^-ff» 0.  Langf asrige  weiße  Aggregate ,  von 
Tarapaca  in  Chile.  Ähnlich  dem  Boronatrocalcit.  Ebenso  auch  der  Krypiomorphit, 
mit  Gips  und  Glaubersalz  bei  Windsor  in  Neu-Schottland. 

Magnesiahaltig  sind  die  folgenden  Borate: 

Finnoit  MgB^O^.SHtO.  Gelbe  und  grünliche,  seltener  rötiiche  und  graue 
verstecktfasrige  Enollen  mit  schimmerndem  Bruch.  Selten  bei  Staßfurt,  mit  Staß- 
furtit in  der  Eainitregion. 


Wasserfreie  Karbonate  nnd  Nitrate.  577 

Ascharit  SMgiB^O^  .  2HiO.  Weiße  Knollen  im  Steinsalz  und  Kainit» 
Aschersleben. 

Szaibelyit  (Boromagnesit).  2Mgfß^Oii.3HiO.  Kleine  schneeweiße  radial- 
fasrige  Kngeln  im  kömigen  Kalk  von  Rezbanya  im  Banat. 

Sussexit.  [Mg,  Mn\B^  0^  .  E^  0.  Asbestähnliche  gelblich  weiße  bis  fleisch- 
rote lange  Fasern  im  Kalkspat  der  Manganlagerstätten  in  New-Jersey. 

Hydrohoracit  CaMgB^ Oi i . 6j5iO.  Weiße  bis  rötliche,  strahlig  blättrige 
gipsähnliche  Aggregate  von  Staßfnrt  nnd  vom  Kaukasus. 

Heintzii  (Hintzeit,  Kaliborit).  KMgiB^Oy^.^H^O.  Monokline,  farblose, 
durchsichtige  bis  durchscheinende  monokline  Kryställchen,  im  Pinnoit  bei  Staßfurt 
und  im  Camallit  bei  Westeregeln. 

Eine  andere  Säure  neben  der  Borsäure  enthält: 

Lünehurgit  MgB^0^,2HMgF0^.1H^0,  Fasrige  flache  Knollen  im  Gips 
Yon  Lüneburg. 

Sulfoborit  2Mg^B^O^,2Mg804..^H:tO,  Kleine  farblose  oder  rötliche  durch- 
sichtige rhombische  Kryställchen  im  Camallit  Ton  Westeregeln. 

Borosilikate  siehe  bei  den  Silikaten. 


Verbindungen  mit  anderen  Säureanhydriden  BtOz  sind: 

Trippkeit  Soll  nCuO .  As^Ot,  also  basisch  arsenigsaures  Kupfer  sein.  Kleine 
quadratische,  nach  beiden  Prismen  yollkommen  spaltbare,  lebhaft  glänzende  blau- 
grüne, in  Säuren  leicht  lösliche  Kryställchen,  mit  Oliyenit  auf  Botkupfererz  bei  Copiapo 
in  Chile. 

As^Ot  ist  auch  im  Ekdemit,  Sb^O^  im  Bomeit,  Nadorit  und  Ochrolith  (siehe 
diese,  pag.  447  und  unten). 


VI.  Klasse. 
Karbonate  und  Nitrate. 

a)  Wasserfreie  Karbonate  und  Nitrate. 

Die  in  der  Natur  vorkommenden  wasserfreien  Karbonate  und  Nitrate  bilden  in 
der  Hauptsache  eine  große  isodimorphe  Beihe,  in  welcher  die  Verbindung  CaCO^ 
die  wichtigste  ist.  Diese  krystallisiert  in  zwei  Formenreihen:  rhomboedrisch  als 
Kalkspat,  rhombisch  als  Aragonit.  An  jede  dieser  beiden  heteromorphen  Modifikationen 
schließt  sich  eine  Anzahl  isomorpher  Mineralien  an,  und  zwar  an  Kalkspat  vorzugs- 
weise die  Karbonate  von  Mg,  Fe,  Mn,  Zn,  während  Ba,  8r,  Pb  nur  eine  äußerst 
geringe  Bolle  spielen;  an  Aragonit  im  Gegensatz  dazu  gerade  die  Karbonate  der 
letztgenannten  Metalle,  während  die  der  erstgenannten  nur  von  untergeordneter  Be- 
deutung sind.  Isomorphe  Mischungen,  namentlich  der  rhomboedrischen  Beihe  spielen 
eine  sehr  große  Bolle,  sehr  wichtige  Mineralien  sind  hierher  zu  rechnen.  In  solchen 
isomorphen  Mischungen  der  rhomboedrischen  Beihe  treten  aber  vielfach  auch  die 
Metalle  der  rhombischen  Beihe  auf  und  umgekehrt,  so  daß  wohl  alle  hierhergehörigen 
Karbonate  als  dimorph  angesehen  werden  müssen.  Die  rhomboedrischen  Karbonate 
mit  mehreren  Metallen  sind  aber  nicht  immer  Mischungen  in  wechselnden  Verhalt- 
Bauer,  Mineralogie.  37 


M 


578 


Karbonate  und  Nitrate. 


niweo,  sondern  stellen  z.  T.  konstante  Verbindungen  dar.  So  sind  die  Krystalle  des 
Dolomits  alle  nach  der  Formel:  CaMgC^O^  zusammensgesetzt  (Normaldolomit) ;  ebenso 
sind  di^  des  Ankerit:  CaFeCtO»  und  die  des  Breunerit:  MgFeCfO^.  Es  ist  daher 
wahrscheinlich,  daß  eigentlich  die  Moleküle  bei  allen  diesen  Karbonaten  mit  nur 
einem  Metall  verdoppelt  werden  müßten  und  daß  z.  B.  für  den  Kalkspat  besser 
CaCaCtO^  »  CoiC^Os  zu  schreiben  wäre.  Bei  der  rhombischen  Beihe  ist  eine  solche 
Beziehung  nicht  vorhanden.  Die  rhomboedrischen  Karbonate  sind  nicht  alle  rhombo- 
edrisch-hemiedrisch,  sondern  z.  T.  auch  rhomboedrisch-tetartoedrisch  (Dolomit,  An- 
kerit). Sie  sind  ganz  besonders  durch  vollkommene  Spaltbarkeit  in  der  Richtung 
der  Flächen  eines  Rhomboeders  ausgezeichnet,  welche  Winkel  von  105^  6' — 107<^  40' 
(£.  K.)  miteinander  machen.  Dieses  Spaltungsrhomboeder  wird  allgemein  als  Haupt- 
rhomboeder  der  krystallographischen  Betrachtung  zu  Grunde  gelegt.  Viel  weniger 
vollkommen  ist  im  Gegensatz  hierzu  die  Spaltbarkeit  der  rhombischen  Karbonate. 
Von  den  Nitraten  ist  der  A'a-Salpeter  mit  dem  Kalkspat,  der  JT-Salpeter  mit  dem 
Aragonit  isomorph.  Außerhalb  dieser  isodimorphen  Reihe  steht  hauptsächlich  der 
monokline  Barytocalcit. 

Danach  hat  man  folgende  Übersicht  über  die  wasserfreien  Karbonate  und 
Nitrate,  welche  als  Mineralien  in  der  Natur  vorkommen,  wobei  aber  von  der  Ver- 
doppelung der  Formel  des  Kalkspats  etc.  abgesehen  ist. 


Rhomboedrisch  (Kalkspatreihe). 


Rhombisch  (Aragonitreihe). 


a :  c 

Kalkspat:  CaCO^;  1:0,8542. 

Plumbocalcit:  {Ca,  Pb)COt;  ? 

Talkspat :  MgCO-^ ;  1 : 0,8095. 

Dolomit:  {Ca,Mg)COi;  (tetart.)  1 : 0,8322. 

Strontianocalcit;  ? 

Eisenspat :  FeCO^ ;  1 : 0,8171. 

Manganspat :  MnCO.^ ;  1 : 0,8183. 

Oligonspat:  {Fe,  Mn)  COt,]  1 : 0,8175. 
Ankerit:  {Ca, Fe)CO^ ;  (tetart.)  1 : 0,8320. 
Braunspat :  (Ca,  Mg,  Fe,  Mn)COr^ ;  1 : 0,82. 
Breunerit :  {Mg,  Fe)  CO^;  1 : 0,8129. 
Zinkspat :  ZnCO^;  1 : 0,8062. 

Sphärokobaltit :  CoCO^^,  ? 

Natronsalpeter :  NaNO^ ;  1 : 0,8276. 


a:h\c 

Aragonit:  CaCO^',  0,6224:1:0,7205. 

Tarno  witzit :  ( Ca,  Pb)  CO^ ;  0,6220 : 1 : 0,7168. 
Alstonit :  {Ca,  Ba)  Cd ;  0,5910 : 1 : 0,7390. 
Witherit :  BaCO^ ;  0,6032 : 1 : 0,7302. 

Strontianit:  SrCO^-,  0,6089:1:0,7237. 

Calciostrontianit :  {Sr,  Ca)  COt ; 

0,6089:1:0,7237. 

Weißbleierz:  FhCO^;         0,6100:1:0,7230. 


Kalisalpeter:  KSO^-,         0,5843:1:0,7028. 


Monoklin:  Barytocalcit:   CaBadO^-,  a:6:c  =  1,1201 :1 :0,8476;  /c?=102<>  26'. 


Kalkspatreihe. 

Die  einzelnen  Glieder  vielfach  nicht  scharf  voneinander  geschieden 
infolge  der  äußerst  mannigfaltigen  isomorphen  Mischungen. 

(Tschermak,  Min.  u.  petr.  Mittlgn.  IV,  1882,  99,  538;  Becke,  ibid.  XI,  1890,  234.) 


Kalkspat.  579 

Kalkq^at  (Calcit). 

CaCO^ ;  56,0  CaO,  44,0  CO^ ;  der  wasserhelle  sog.  Doppelspat  von 
Island  ist  fast  chemisch  rein,  doch  ist  der  meiste  Kalkspat  wenigstens 
etwas,  mancher  sehr  stark  verunreinigt,  indem  entweder  andere  rhom- 
boedrische  Karbonate  isomoi'ph  beigemischt  oder  fremde  Substanzen 
mechanisch  eingeschlossen  sind.  So  findet  man  häufig  MgCO^  beigemischt, 
z.  T.  in  erheblicher  Menge  (dolomitischer  Kalk),  auch  FeCO^  (eisen- 
schüssiger Kalk),  MnCO^  (ein  Jlfn-haltiger  (6 — 14%  MnO)  roter  Kalkspat 
aus  den  Zinkerzlagerstätten  von  Sparta  in  New-Jersey  ist  Spartaü  ge- 
nannt worden),  seltener  ZfiCO^  (bis  4  %).  Auch  die  Karbonate  der 
Aragonitreihe  Iftnden  sich  zuweilen,  z.  B.  PbCO^  im  sog.  liumbocaldt, 
bei  Wanlockhead  und  Leadhills  in  Schottland  bis  8  %  P^O,  bei  Blei- 
berg  in  Kärnten  sogar  23  %  PbCO^^ ;  BaCO^  enthält  der  sog.  Neotyp 
von  Cumberland  und  der  Barycaldt  von  Longban  in  Schweden,  dieser 
sogar  in  überwiegender  Menge :  57  %  BaCO^ ;  der  Strontianocälcit  von 
Girgenti  in  Sizilien  ist  ein  SrCOg -haltiger  Kalkspat.  Von  mechanischen 
Beimengungen  spielt  besonders  Quarzsand  eine  Rolle,  der  bis  über  7« 
des  Gewichts  zuweilen  die  Krystalle  erfüllt  (z.  B.  der  sog.  krystalli- 
sierte  Sandstein  von  Fontaisebleau  (181)) ;  sodann  findet  man  häufig  bitu- 
minöse Substanzen  beigemengt  (z.  B.  im  Änlhracanü),  welche  das  Mineral 
schwarz  oder  braun  färben  und  beim  Zerbrechen  einen  brenzligen  Ge- 
ruch hervorbringen  (Stinkkalk);  auch  -F^aO«  ist  beigemengt  {Häma- 
toconit)  oder  Eisenhydroxyd  {Sideroconit).  Manche  Kalke  schließen 
auch  geringe  Mengen  von  Brucit  (H^MgO^)  ein  und  werden  dadurch 
MgO'  und  H^O-halüg  {Bredazzit  und  Fencatit  von  Predazzo  in  Tirol). 

Der  Kalkspat  ist  der  ausgezeichnetste  Repräsentant  der  rhomboe- 
drischen  Hemiedrie;  a  :  c  =  1 :  0,8543.  Zugleich  ist  er  eines  der  formen- 
reichsten Mineralien,  die  es  gibt,  und  steht  vielleicht  in  dieser  Be- 
ziehung an  der  Spitze  von  allen.  Bis  jetzt  wurden  an  ihm  281  ein- 
fache Formen  sicher  konstatiert,  daneben  werden  139  noch  unsichere 
angegeben.  Unter  den  sicheren  sind:  18  Prismen  und  Dihexaeder, 
27  -f-  Rhomboeder,  48  —  Rhomboeder  und  187  Skalenoeder,  wozu  noch 
die  Basis  tritt.  Die  Zahl  der  bisher  beschriebenen  Kombinationen 
reicht  nahe  an  1000.  Die  Krystalle  des  K.  sind  parallel  mit  den  Flächen 
eines  Rhomboeders  mit  einem  E.  K.- Winkel  von  105  ®  6'  ausgezeichnet 
spaltbar;  dieses  Rhomboeder,  das  als  Krystallform  selten  vorkommt, 
wird  bei  der  krystallographischen  Betrachtung  des  Kalkspats  als 
Hauptrhomboeder  zu  Grunde  gelegt  (Fig.  454),  es  ist  P  =  -R  (1011). 
Wegen  der  ausgezeichneten  Spaltbarkeit  gehen  den  vielfach  rauhen 
und  matten  Flächen  dieses  Rhomboeders  häufig  ebene  und  irisierende 
Spalten  und  Risse  parallel,  an  welchen  man  dasselbe,  auch  wenn  es 
nicht  als  Fläche  ausgebildet  ist,  im  Innern  der  Krystalle  der  Rich- 
tung nach  leicht  erkennen  kann,  was  die  Orientierung  in  den  oft  sehr 

37* 


580 


Karbonate  und  Nitrate. 


komplizierten  Kombinationen  nicht  selten  wesentlich  erleichtert.  (An 
einzelnen  Fignren  ist  die  Lage  von  R  durch  punktierte  Linien  an- 
gegeben.) Auch  das  Gegem-homboeder:  —  jB  (Olli)  kommt  als  Kry- 
stallfläche  vor,  aber  noch  seltener,  als  JR;  seine  Flächen  zeigen 
keine  Spur  von  Spaltbarkeit,  sie  schneiden  sich  aber  ebenfalls  in  den 
E.  E.  unter  105^  5';  die  Spaltungsflächen  stumpfen  die  Seitenecken 
ab.  Sehr  häufig  ist  das  nächste  stumpfere  Bhomboeder:  —  ^  R  (0112), 
E.  K  =  134  ®  57',  dessen  Flächen,  meist  nach  der  kürzeren,  schiefen 
Diagonale  gestreift,  die  E.  K.  von  R  gerade  abstumpfen,  und  dessen 
Seitenecken  von  den  Bl.  Br.  nach  R  so  abgestumpft  werden,  daß  auf 
den  Flächen  yon  —  ^R  parallele  Kanten  entstehen  (Fig.  455).   Etwas 


Fig.  454. 


Fig.  455. 


Fig.  456. 


Fig.  457. 


Fig.  458. 


Fig.  459. 


Fig.  460. 


Fig.  461. 


weniger  häufig  ist  das  nächste  schärfere  Rhomboeder:  —  2R  (0221), 
dessen  E.  K.  (=  78^  51')  von  den  BL  Br.  nach  R  gerade  abgestumpft 
werden  (Fig.  456).^  Nicht  ganz  selten  ist  das  würfelähnliche  Rhom- 
boeder: —  iR  (0332),  88«  18'  (E.  K)  (Fig.  457).  ZuweUen  kommen 
sehr  spitze  Rhomboeder  vor:  das  zweite  schärfere:  4£  (4041),  E.  K 
65«  50'  (Fig.  458,  468);  das  vierte  schärfere:  1612  (16.0.16.1) 
(Fig.  460),  ebenso:  —  ÜB  (0  .  14  .  14  . 1).  Die  S.  K.  aUer  dieser 
spitzen  Rhomboeder  sind  nahezu  parallel,  ihre  Flächen  schneiden  sich  in 
diesen  Kanten  unter  Winkeln,  welche  von  120®  wenig  abweichen, 
z.  B.  bei  IQR  unter  119®  36';  dieselben  stehen  also  der  Grenzform 
aller  Rhomboeder,  dem  ersten  Prisma:  oojB  (lOlO)  schon  sehr  nahe. 
Dieses  selbst  kommt  sehr  häufig  vor  (vergl.  Fig.  152  u.  156j  Fig.  182, 461, 
466, 467, 469);  selten  ist  dagegen  das  2.  Prisma:  ooP2  (1120),  ebenso  di- 


Kalkspat. 


581 


heiagonale  Prismen.  Zu  den  gewöhnlichen  Ei-scheinungen  gehört 
wieder  die  Basis,  teils  in  Kombination  mit  ooR  (vergL  Fig,  153  und  156), 
lange  Prismen  oder  dicke  Nadeln  (Eanonenspat)  und  niedere  Tafeln  oder 
dttnne  Plättchen  (Papierspat)  bildend,  teils  an  Bhomboedem  undSkaleno- 
edem  die  Endecken  abstumpfend  {Fig.  177).  Das  verbreitetste  Skaleno- 
eder  ist  r  =  M  (2131)  (Fig.  459)  in  der  Stellung  des  Hauptrhom- 
boeders  JB,  eventuell  die  S.  K  von  R  und  die  E.  K.  von  4R  zuschäJ:- 
fend  (Fig.  462,  465);  seine  Winkel  sind:  r/r  =  132"  58',  (8.  K.)  und 
144"  24'  und  104  >>  38'  (E.  K.);  sodann:  {SB  (2134),  meist  die  E.  E. 
von  r  znschärfend  (Fig.  466);  femer  Rb  (3251),  ebenfalls  die  S.  K. 
von  R  (oder  die  von  RS)   znschftrfend  (Fig.  468);  endlich  R2  (3142) 


Fig.  462.  Fig. 


Fig.  464.  Fig.  465. 


Fig.  466. 


Fig.  467. 


Fig.  468. 


Fig.  469. 


und  I-R2  (3145)  (Fig.  464).  Von  negativen  Skalenoedern  findet 
sich  hauptsächlich:  —  2R2  (1341)  in  der  Zone  der  S.  K.  von 
—  2B,^ese  in  Kombinationen  zuschärfend  (Fig.  463)  und  —  fÄ3 
(4  .  8  .  12  .  5)  in  der  Zone  der  scharfen  E.  K.  von  R3,  diese  zuweilen 
znschärfend  (Fig.  467).  Auch  Dihexaeder  2.  St.,  die  Grenzformen 
zwischen  den  beiden  Arten  von  Skalenoedern,  fehlen  nicht;  z.  B.  |P2 
(1123).  Weitaus  die  wichtigsten  nnd  verbreitetsten  unter  den  sämt- 
lichen genannten  Formen  sind:  ooR,  —  ^R,  —  2R,  BS,  vielleicht 
auch  OR. 

Kombinationen  sind  sehr  mannigfaltig  und  z.  T.  sehr  kompliziert 
und  äächenreich.  Schon  erwähnt  ist  die  Kombination  ooR  .  OB,  dabei 
ist  ooR  häufig  glatt  nnd  glänzend,  OR  rauh  and  matt  und  eigentfim- 
lich  milchweiB.    Daß  das  Prisma  das  erste  ist  und  nicht  das  zweite, 


582 


Karbonate  and  Nitrate. 


siebt  man  daran,  daft  die  BL  Br.  B  auf  die  abwechselnden  Flächen 
aufgesetzt  sind  (nicht  auf  die  Prismenkanten),  die  Kanten  zwischen 
oojB  und  OjB  abstumpfend  (vergL  Fig.  182—184).  Sehr  verbreitet  ist : 
ooE .  — ^E^  die  Prismenflächen  stumpfen  die  Seitenecken  des  Bhom- 
boeders  ab;  sie  sind  teils  lang  (Fig.  182),  teils  kurz  (Fig.  461).  Oben 
schon  erwähnt  oder  doch  angedeutet  sind  ferner  die  Kombinationen 
R3  .  R  (Fig.  462);  BS  .  4E  (Fig.  465);  Rd  .  iB3  .  ooB  (Fig.  466); 
—  2B.  —  2B2  (Fig.  463);  ooB.B3.  —  iBS  (Fig.  467);  erwähnt  sei 
noch:  ooB.  —  2B.B'i  (Fig.  469),  sodann:  16JB .  —  i^B  (Fig.  460),  wo 
von  16E  nur  ein  Teil  der  mittleren  Partie  zwischen  den  oberen  und 
unteren  Seitenecken  vorhanden  ist,  diese  selbst«  sowie  die  Endecken 
sind  durch  das  Rhomboeder  —  ^B  abgeschnitten;  endlich  das  sog. 
Pyramidenrhomboeder :  B  .B2  .  ^Bb  (Fig.  464)  und  [die  flächenreiche 
Kombination  BAB.BS.Bb  (Fig.  468).  Kombinationen  des  Kalkspats 
sind  auch  die  oben  (127)  beschriebenen  und  in  Fig.  177 — 189  dar- 
gestellten rhomboedrischen  Formen. 

Zwillinge  finden  sich  nach  mehreren  Gesetzen,  von  denen  aber 
nur  zwei  verbreitet  und  wichtig  sind:  1.  Zw.  E.  die  Basis  02?  (0001); 
Ergänzungszwillinge  mit  parallelen  Achsen.  Meist  Verwachsung  nach 
der  Basis,  aber  auch  mehr  oder  weniger  vollständige  Penetration.  Bei 
Skalenoedem  stoßen  in  der  Verwachsungsfläche  gleichartige  (beim  ein- 
fachen Krystall  ungleichartige)  E.  K.  zusammen,  auch  können  hier 
einspringende  Winkel  entstehen  (Fig.  472).     Bei  Ehomboedem  tritt 


Fig.  470. 


Fig.  471. 


Fig.  472. 


Fig.  473. 


dieser  Zwilling  in  ganz  ähnlicher  Weise  auf  (Fig.  470);  aus  derben 
Massen,  welche  nach  diesem  Gesetz  zuweilen  gebildet  sind  (Auerbach 
a.  d.  Bergstrasse,  Zuffenhausen  bei  Stuttgart,  etc.),  lassen  sich  trigono- 
ederähnliche  (Fig.  193)  Stttcke  herausspalten;  in  Fig.  471  sind  beide 
Bhomboeder  durcheinander  gewachsen,  die  Seitenecken  des  einen  ragen 
aus  den  Flächen  des  andern  heraus.  2.  Zw.  E.  die  Fläche  des 
nächsten  stumpferen  Ehomboeders  —  ^B  (0ll2) ;  findet  sich  besonders 
an  Spaltungsstücken  nach  B  (Fig.  473).  Häufig  wiederholt  sich  die 
Zwillingsbildung,  so  daß  der  ganze  Krystall  aus  lauter  papierdunnen 
Zwillingslamellen  aufgebaut  erscheint  (168),  welche  auf  zwei  gegen- 


Kalkspat  583 

flberliegenden  Bhomboederspaltnngsflächen  eine  geradlinige  Streifung 
in  der  Richtung  der  langen  Diagonale  hervorbringen.  Nicht  selten 
sind  solche  Zwillingslamellen  nach  zwei  oder  allen  drei  Flächen  von 
^--j^R  eingelagert,  dann  sind  alle  Spaltungsflächen  gestreift.  Diese 
Zwillinge  können  auch  kflnstlich  hergestellt  werden,  da  die  Flächen 
~^B  Gleitflächen  sind  (196).  Auch  in  der  Natur  sind  die  Zwil- 
linge nach  diesem  Gesetz  häufig  erst  nachträglich  nach  der  Bildung 
des  Krystalls  durch  Pressung  entstanden;  namentlich  sind  die  häufig 
wiederh(dten  Zwillingslamellen  erst  nachträglich  durch  äußeren  Druck 
in  die  Krystalle  hineingekommen,  wenigstens  finden  sie  sich  nur  an 
Stucken,  welche  solchem  Druck  im  Gebirge  ausgesetzt  gewesen  sind. 
Wenn  in  ein  Khomboeder  Zwillingslamellen  nach  mehreren  Richtungen 
eingewachsen  sind,  so  durchschneiden  sich  dieselben  und  lassen  zwischen 
sich  ihrer  Dicke  entsprechende  hohle  Kanäle  (G.  Kose,  Abh.  Berl.  Ak. 
1868).  Seltener  ist :  3.  Zw.  E.  eine  Fläche  des  Hauptrhomboeders  -R ; 
zuweilen  herzförmig  gestaltet.  Bei  ihnen  ist  beiden  Individuen  eine 
Spaltungsrichtung  gemein.  Die  Hauptachsen  beider  Individuen  stehen 
nahezu  aufeinander  senkrecht  (90^  46').  Am  seltensten  ist :  4.  Zw.  E. 
eine  Fläche  des  nächsten  schärferen  Rhomboeders  —  2R. 

Die  Bl.  Br.  II  22  sind  schon  erwähnt,  sie  sind  so  ausgezeichnet,  daß 
nur  selten  und  nur  durch  Zufall  der  dann  gleichfalls  ausgezeichnete 
muschlige  Bruch  zum  Vorschein  kommt.  Parallel  mit  den  Flächen  von 
—  ^E  gehen  vollkommene  Gleitflächen  (vgl.  195)) ;  ähnliche  Trennungs« 
flächen  auch  parallel  OR  und  ooP2.  Die  Schlagfigur  auf  den  Flächen 
R  bildet  ein  gleichschenkliges  Dreieck,  dessen  Seiten  zarte  Streifen 
parallel  gehen  (196).  Spröd;  H.  =  3,  aber  an  verschiedenen  Stellen 
und  in  verschiedenen  Richtungen  verschieden  (197).  Ätzfiguren  vergl. 
(200).  Ausdehnung  durch  die  Wärme  und  die  damit  verbundene  Ver- 
kleinerung des  Endkantenwinkels  vergl.  (268).  Durch  Druck  stark 
elektrisch.  G.  =  2,716—2,728  (der  reinste,  z.  B.  isländischer  Doppel- 
spat); für  unreine  Var.:  2,6—2,8.  Durchsichtig  bis  undurchsichtig, 
reine  Krystalle,  bes.  der  genannte  Doppelspat,  vollkommen  farblos 
und  wasserhell;  durch  förbende  Beimischungen  alle  möglichen  meist 
wenig  intensive,  trübe  Farben.  Glasglanz;  auf  Blätterbrüchen  viel- 
fach ins  Perlmutterartige;  irisierend.  Sehr  starke  Doppelbrechung 
(daher  Doppelspat);  sie  ist  negativ  (217).  w,  =  1,6631,  €.=  1,4839; 
w^  =  1,6585,  €p  =  1,4863;  «0«  =  1,6833,  «„— 1,4978  (für  die  Linien 
B,  D  (JVa-Licht),  und  H  des  Spektrums  nach  Rudberg).  Die  Licht- 
brechung ist  verhältnismäßig  schwach. 

V.  d.  L.  unschmelzbar,  aber  trübe  und  kaustisch  werdend,  da  CO^ 
weggeht,  und  sehr  stark  leuchtend.  In  HCl  unter  Aufbrausen  sehr  leicht 
toslich,  und  zwar  schon  in  der  Kälte  (Unterschied  von  Dolomit  etc., 
der  sich  in  HCl  erst  in  der  Wärme  mit  Brausen  löst);  auch  in  CO^- 


584  Karbonate  und  Kitrate. 

haltigem  Wasser  ist  derselbe  löslich.  Aus  einer  solchen  Lösung  wird 
bei  niederer  Temperatur  CaCO^  als  Kalkspat  wieder  ausgeschieden; 
bei  höherer  Temperatur  bildet  sich  yorwiegend  Aragonit,  ebenso  aus 
stark  verdünnten  Lösungen.  Auch  in  der  Flüssigkeit  aufgelöste  andere 
Substanzen  (Lösungsgenossen)  sind  dabei  von  Einfluß. 

Eine  einfache  chemische  Reaktion  zur  Unterscheidung  des  Kalk- 
spats von  dem  gleich  zusammengesetzten  Aragonit  besteht  darin,  daß 
man  die  fein  gepulverte  Substanz  mit  einer  verdünnten  Lösung  von 
eisenfreiem  Kobaltnitrat  kocht  Mit  Aragonit  erhält  man  dabei  einen 
lilaroten  Niederschlag  von  basischem  Kobaltkarbonat ;  Kalkspat  bleibt 
auch  bei  längerem  Kochen  farblos  und  wird  höchstens  gelblich. 

Der  Kalkspat  ist  nächst  dem  Quarz  das  verbreitetste  und  wich- 
tigste Mineral;  er  findet  sich  an  sehr  vielen  Orten  und  stellenweise 
in  Masse,  sogar  gebirgsbildend.  Die  Varietäten  sind  sehr  mannigfaltig. 

Ausgezeichnete  Krystalle,  fast  stets  aufgewachsen  und  zu  Drusen 
vereinigt,  sind  häufig,  namentlich  auf  Klüften  und  Spalten  von  Kalk- 
gebirgen, aber  auch  auf  Erzgängen,  in  Mandelräumen  vulkanischer  Ge- 
steine etc.  Ausnahmslos  durch  Auskrystallieren  aus  CaCOs -haltiger 
Lösung  entstanden.  Die  Zahl  der  Fundorte  guter  Krystalle  ist  eine  sehr 
große.  Besonders  berühmt  ist  das  Vorkommen  auf  den  Erzgängen  von 
Andreasberg  im  Harz,  auch  an  anderen  Lokalitäten  daselbst,  z.  B.  bei 
Zorge,  am  Iberg  bei  Grund,  bei  Ilfeld.  In  Nassau  finden  sich  gute 
Krystalle  mit  dem  Boteisenstein  von  Oberscheid.  In  Sachsen  sind  es  die 
Erzgänge  des Erzgebirgs  (Freiberg,  Schneeberg,  Annaberg,  Marienberg); 
auch  andere  Orte,  wie  die  Gegenden  von  Chemnitz,  Oschatz,  Maxen, 
Tharand  etc.  In  Schlesien:  Reichenstein,  Striegau  etc.  In  Böhmen 
die  Erzgänge  des  Erzgebirges,  dann  Pfibram,  die  Gegend  von  Prag. 
In  den  Alpen  ist  eine  Anzahl  von  Fundorten  guter  Krystalle:  Blei- 
berg und  Lölling  in  Kärnten,  das  Ahmthal  in  Tirol,  Rauris,  am  St 
Gotthard,  das  Maderaner  Tal,  femer  die  Eisenerzlagerstätten  von 
Traversella  etc.  In  Süd-Deutschland  findet  man  schöne  Kiystalle 
vorzugsweise  auf  den  Klüften  und  Spalten  der  Kalkgebirge,  im  Muschel- 
kalk z.  B.  bei  Groß-Sachsenheim  in  Württemberg  Skalenoeder  i?3,  zu- 
weilen von  beträchtlicher  Größe,  auch  an  vielen  Oiten  im  fränkischen 
und  schwäbischen  Jura  etc.;  hier  auch  Gegenrhomboeder  — B  (0112) 
im  Basaltuff  des  Bolle  bei  Owen  an  der  Teck.  Im  Nahetal  sitzen  Kalk- 
spatkrystalle  in  den  Melaphyrmandeln.  Aus  Italien  werden  solche 
aus  der  Gegend  von  Poretta  bei  Bologna  (mit  +  ^)  ^tc.  erwähnt.  Von 
fi*anzösischem  Vorkommen  sei  hauptsächlich  der  sog.  krystallisierte 
Sandstein  von  Fontainebleau  genannt^  große  zu  Gruppen  verwachsene 
Krystalle  —  2R  (0ll2)  in  Tertiärsandstein  eingelagert,  welche  bis 
über  60%  Sandkörner  einschließen.  Besonders  ausgezeichnet  sind 
einige  Gegenden  im  Norden,  vor  allem  Island  mit  seinem  Doppelspat 


Kalkspat.  585 

in  derben  Massen  und  gut  ausgebildeten  Krystallen,  der  sich  in  einer 
großen  Spalte  im  „Dolerit"  bei  Helgastadr  am  Nordufer  des  Eski- 
iQords  an  der  Ostseite  der  Insel  findet;  sodann  Kongsberg  (auf  den 
Silbererzgängen)  und  Arendal  in  Norwegen  u.  a.  0.  In  England  und 
Schottland  findet  man  gute  Ki*ystalle  auf  den  Bleiglanzlagerstätten 
in  Cornwall,  Derbyshire,  Devonshire,  Wales,  bei  Kingston  cave  in 
Irland  etc.  In  Nordamerika  sind  die  Kupfererzlagerstätten  im  Staate 
Michigan  am  Oberen  See,  ferner  Joplin  in  Missouri  und  viele  andere 
als  Fundorte  berühmt.  Erwähnt  wird  femer  Agaete  auf  Gran 
Canaria  etc.  Die  Zahl  der  Fundorte  ist  eine  außerordentlich  große 
und  kann  hier  nicht  annähernd  erschöpft  werden. 

Neben  den  deutlichen  Krystallen  sind  auch  derbe  Massen  in  den 
verschiedenartigsten  Strukturformen  vorhanden  und  zum  Teil  außer- 
ordentlich weit  und  massenhaft  verbreitet,  zuweilen  als  Grundlage 
der  Krystalle,  welche  auf  ihnen  aufgewachsen  sind,  so  daß  die  nach 
außen  gekehrten  Individuen  eine  regelmäßige  Begrenzung  besitzen. 
Großkömige  derbe  Aggregate  finden  sich  nicht  selten  als  Ausfüllung 
von  Spalten  oft  von  erheblicher  Mächtigkeit,  aus  einzelnen  Individuen 
von  sehr  beträchtlicher  Größe  bestehend  und  sehr  häufig  die  Zwil- 
lingsstreifung  nach  dem  2.  Zwülingsgesetz  ( —  ^R,  siehe  oben)  zeigend, 
z.  B.  in  der  schwäbischen  Alb.  An  anderen  Stellen  sind  diese  Aggre- 
gate auch  wohl  weniger  großkörnig.  Grobkörnige  bis  feinkörnige 
Aggregate  sind  förmlich  gebirgsbildend,  also  außerordentlich  massen- 
haft vorhanden,  namentlich  den  krystallinischen  Schiefern  eingelagert, 
aber  auch  in  anderer  Weise  in  der  Natur  vorkommend  als  sog.  Marmor, 
worunter  man  mineralogisch  den  gebirgsbildend  auftretenden  kömigen 
Kalk  (oder  Kalkspat)  versteht  (im  Gegensatz  zu  dem  Sinne,  den  die 
Künstler  damit  verbinden,  welche  unter  Marmor  alle  durch  irgend 
welche  Eigenschaften  zu  künstlerischen  Zwecken  sich  eignenden  Kalk- 
steine verstehen,  siehe  unten).  Der  Marmor  im  mineralogischen  Sinne 
enthält  übrigens  neben  den  in  überwiegender  Masse  vorhandenen 
Kalkspatkömem  auch  einzelne  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Ara- 
gonitköraer.  Er  ist  nicht  immer  rein  weiß,  zuweilen  durch  einge- 
mengte Mineralien  veranreinigt,  z.  B.  durch  Graphitblättchen  grau 
gefärbt.  Der  Marmor  bildet  entweder  Einlagerungen  in  den  krystal- 
linischen Schiefem,  besonders  im  Gneiß,  wie  die  berühmten  griechischen 
Statuenmarmore  vom  Pentelikon  sowie  von  Faros  und  anderen  griechi- 
schen Inseln;  ebenso  auch  vielfach  in  Schlesien,  im  Fichtelgebirge, 
im  bayrischen  Wald,  in  den  Alpen,  in  Skandinavien  und  überhaupt 
an  zahllosen  Orten.  Oder  er  ist  durch  Kontaktmetamorphose  in  Be- 
rührung mit  Granit,  Syenit  etc.  aus  dichtem  Kalkstein  entstanden, 
dann  vielfach  eigentümlich  blau  gefärbt  und  von  zahlreichen  Kontakt- 
mineralien durchsetzt,  so  bei  Auerbach  a.  d.  Bergstraße,  am  Monzoni  in 


586  Karbonate  and  Nitrate. 

Tirol,  bei  Cziklowa  im  Banat,  Arendal  in  Norwegen  etc.  Oder  der 
dichte  Kalk  hat  durch  den  Oebirgsdruck  (durch  Dynamometamorphose) 
krystallinische  Struktur  angenommen  und  ist  in  Marmor  verwandelt 
worden,  wie  namentlich  der  berühmte  karrarische  Marmor,  der  aas 
einem  dichten  Kalk  der  Triasformation  hervorgegangen  ist  (302). 

Noch  massenhafter  ist  aber  der  dichte  Kdl\  der  geineine  Kalkstein 
verbreitet.  Er  setzt  die  meisten  Kalkgebirge,  namentlich  diejenigen 
sedimentären  Ursprungs,  auf  der  ganzen  Erde  zusammen  und  ist  meist 
ziemlich  unrein,  MgCO^-,  ton-  etc.  haltig.  Der  magnesiahaltige  Kalk 
wird  als  dolomitischer  Kalk  bezeichnet  Ein  Gemenge  von  Kalk  und 
Ton  wird  Mergel  genannt.  Der  StinJckalk  ist  durch  organische  Sub- 
stanzen verunreinigt  und  braun  gefärbt  und  riecht  beim  zerschlagen 
brenzlich,  etc.  Der  Bruch  des  dichten  Kalkes  ist  muschlig  und  splittrig, 
auch  glatt  und  eben.  Einige  dichte  Kalke  sind  besonders  wichtig, 
so  der  durch  seine  regelmäßige  dünne  Schichtung,  die  helle 
Farbe  und  die  außerordentliche  Feinheit  und  Gleichmäßigkeit  des 
Korns  ausgezeichnete  lithographische  Kalk  (oder  Schiefer)  von  Solen- 
hofen  in  Bayern.  Gewisse  Varietäten  zeigen  hübsche  Farben  und 
Farbenzeichnungen,  so  daß  sie  als  „Maimor*'  im  Sinne  der  Künstler 
Verwendung  finden,  wie  die  bunten  Kalke  aus  dem  Devon  des  unteren 
Lahnthals,  der  sog.  Ruinenmarmor  aus  der  Gegend  von  Florenz,  und 
viele  andere,  die  in  besonders  reicher  Auswahl  in  den  Trümmern  des 
alten  Bom  etc.  gefunden  werden.  Die  Farbe  des  gemeinen  Kalks  ist 
sehi*  mannigfaltig,  weiß,  grau,  gelb,  braun,  schwarz  etc.  Meist  ist  er 
deutlich  geschichtet,  sogar  schiefrig ;  z.  B.  der  genannte  lithographische 
Kalk  von  Solenhofen.  Er  enthält  häufig  Versteinerungen  und  ist  in 
der  Hauptsache  wohl  organischen  Ursprungs,  durch  Zusammenhäufung 
von  Kalkteilen  verschiedener  Tiere,  Mollusken,  Korallen,  Echino- 
dermen  etc.,  auch  von  Kalkalgen  entstand^,  deren  organische  Struktur 
vielfach  durch  stets  vor  sich  gehende  Umwandlungsprozesse  im  Laufe 
der  Zeiten  verloren  gegangen  ist  Bekannt  wegen  des  Farbenspiels 
der  eingeschlossenen  Petrefakten  ist  der  Muschelmarmor  (Lumachello) 
von  Bleiberg  in  Kärnten.  Eine  besondere  Abart  des  dichten  Kalks 
ist  der  löcherige  und  poröse  Kalktuff  oder  Traiertin,  ein  Absatz  von 
kalkhaltigen  Quellen  und  Seen,  in  manchen  Gegenden  massenhaft 
vorkommend. 

Der  dichte  Kalk  in  allen  seinen  Varietäten  ist  sehr  wichtig  als 
Baustein  und  als  Material  zur  Bereitung  des  Mörtels  und  des  Wasser- 
mörtels (der  unreine  tonhaltige,  Cement). 

Dem  körnigen  und  dichten  Kalk  gegenüber  treten  die  anderen 
Strukturvarietäten  des  Kalkspats  sehr  zurück,  was  Wichtigkeit  und 
Verbreitung  anbelangt  Ein  gerade-  oder  krummschaliger  Kalkspat 
{Schieferspat)   aus   einzelnen   dünnen  übereinanderliegenden  Lamellen 


Kalkspat.  5B7 

zusammengesetzt  findet  sich  zuweilen  auf  Ei^^ängeu,  so  bei  Kongs- 
berg  in  Norwegen  und  bei  Schwarzenberg  in  Sachsen.  Stengliger 
Kalk^at,  parallel  oder  verworren,  ist  nicht  selten,  besonders  als 
Spaltenaosfnlinng  in  Kalkgebirgen;  die  Stengel  sind  in  der  Richtung 
der  Hauptachse  verlängert  und  haben  oben  und  unten  deutliche 
Blätterbrfiche,  wodurch  sich  der  stenglige  Kalkspat  sofort  von  dem 
oft  sehr  ähnlichen  stengligen  Aragonit  unterscheidet,  dem  die  Blätter- 
farüche  fehlen.  Auch  fasriger  Kalkspat  {Faserhdk)  findet  sich  zuweilen, 
aber  nicht  häufig;  die  Fasern  sind  meist  pamllel  und  füllen  Spalten 
ans,  auf  deren  Wänden  sie  senkrecht  stehen,  so  bei  Reichenstein 
in  Schlesien  im  Serpentin  und  bei  Aiston  Moor  in  Cumberland.  Der 
Faserkalk  hat  nicht  selten  einen  schönen  Seidenglanz  {Atlasspat). 

Manchmal  haben  die  körnigen,  stengligen  und  fasrigen  Varietäten 
des  Kalkspats  eine  runde,  nierenförmige  Obei-fläche.  Dies  ist  der  Fall 
bei  denjenigen  Vorkommen,  welche  an  der  Oberfläche  von  Höhlungen 
und  Spalten  im  Kalkgebirge  sich  durch  Verdunsten  von  darüber  hin- 
fließendem CaCOg-haltigen  Wasser,  als  sog.  KaTksinter  gebildet  haben. 
Dieser  flndet  sich  teilweise  in  Gestalt  von  mehr  oder  weniger  dicken 
im  Innera  kömigen  oder  strahligen  Krusten,  welche  weithin  die  Ober- 
fläche der  Kalksteine  etc.  überziehen ;  die  Massen  sind  häufig  im  Innern 
parallel  zu  der  nierigen  Oberfläche  schalig.  Von  den  Decken  der 
Hohlräume  sieht  man  häufig  in  innigem  Zusammenhang  mit  diesen 
rundlichen  Krusten  zapfenförmige  Gebilde  oft  von  sehr  erheblicher 
Länge  und  Dicke  herabhängen,  und  zwar  an  solchen  Stellen,  an 
welchen  das  den  Kalk  herbeiführende  Wasser  abtropfen  mußte.  Diese 
Zapfen  sind  teils  vollkommen  drehrund,  kegelförmig,  teils  unregel- 
mäßiger gestaltet,  im  Innern  kömig  oder  von  der  zentralen  Kegelachse 
aus  strahlig  oder  fasrig  und  parallel  mit  der  runden  Oberfläche  schalig. 
Dies  sind  die  sog.  Tropfsteine  oder  Stalaktiten,  welche  von  der  Decke 
der  Hohlräume  herab  durch  Vermittlung  des  tropfenden  Wassers  senk- 
recht nach  unten  wachsen.  Jeder  abfallende  Wassertropfen  fuhrt  aber 
auch  etwas  Kalk  dem  Boden  zu,  und  so  wird  allmählich  an  der  Stelle, 
an  welcher  das  abtropfende  Wasser  den  Boden  trifft,  ein  in  die  Höhe 
wachsender  Kalkkegel,  gewissermaßen  ein  ungekehrter  Stalaktit,  auf- 
geführt. Dieser  hat  ebenfalls  eine  mndliche  Oberfläche,  die  mit  derjenigen 
der  Stalaktiten  in  der  Form  im  allgemeinen  übereinstimmt,  aber  aller- 
dings viel  weniger  regelmäßig  ist;  die  Struktur  im  Innern  ist  die- 
selbe wie  bei  den  Stalaktiten.  Es  sind  dies  die  sog.  Stalagmiten^ 
welche  im  Laufe  der  Zeiten  vielfach  mit  den  Stalaktiten  verwachsen, 
und  dadurch  die  mannigfaltigen  Formen  hervorbnngen,  welche  man 
in  den  Tropfsteinhöhlen  (Adelsberger  Grotte  in  Krain,  Nebelhöhle  in 
der  Schwab.  Alb,  Muggendorfer  Höhle  im  fränkischen  Jura,  Baumanns- 
und Bielshöhle  im  Harz,  Dechenhöhle  in  Westphalen  etc.)  bewundert. 


588  Karbonate  nnd  Nitrate. 

Von  großer  Wichtigkeit  ist  femer  der  ooHihische  (pisolithische) 
Kalk  (Kalkoolith,  Ealkpisolith),  einzelne  konzentrisch-schalige  nnd 
radialfasrige  Kügelchen,  zn  großen  gebirgsbildenden  Massen  znsammen- 
gehänft.  Hierher  gehören  die  dem  unteren  Buntsandstein  in  Thüringen 
und  am  Harz  in  mächtigen  Schichten  eingelagerten  Rogensteine,  die 
Oolithe  des  schwäbischen  Jura  etc.,  ebenfalls  massenhaft  auftretend. 
Femer  sei  erwähnt  der  DtäenkaGc  oder  Nagdkatk^  zapfenformig  inein- 
andergesteckte  Kalkschichten,  besonders  in  den  Liasbildungen,  u.  a.  m. 

Endlich  muß  noch  der  erdige  Kalk  erwähnt  werden.  Hierher  ge- 
hört die  Bergmilch  (Montmilch),  ein  weißer  lockerer  Staub,  der  Über- 
züge auf  Kalkstein  oder  kleinere  Nester  in  diesem  bildet.  OsieokoUa 
nennt  man  zapfenförmige  lockere  Kalkgebilde,  die  im  sandigen  Boden 
die  durch  Verwesung  von  Baumwurzeln  entstandenen  Hohlräume  er- 
füllen; z.  B.  an  den  Rehbergen  bei  Berlin  und  an  vielen  anderen  Orten 
im  norddeutschen  Flachland  und  sonst.  Am  wichtigsten  ist  aber  die 
Kreide  (Schreibkreide),  die  in  Massen  an  manchen  Orten  in  der  oberen 
Kreideformation  vorkommt  und  dieser  ihren  Namen  gegeben  hat,  so 
in  Rügen,  auf  den  dänischen  Inseln,  bei  Dover  in  England  etc. 

Kalkspat  ist  häufig  als  Versteinerungsmittel  von  Petrefakten; 
ebenso  findet  er  sich  in  Form  von  Pseudomorphosen  nach  manchen 
anderen  Mineralien:  Aragonit  (besonders  ausgezeichnet  bei  Klein- 
Sachsenheim  in  Württemberg  etc.),  Flußspat,  Gips,  Anhydrit,  Gay- 
Lussit  (sog.  Gerstenkörner  von  Sangerhausen  etc.).  Auch  findet  man 
häufig  Eisenoxyde,  Manganhyperoxyd,  Quarz  etc.  in  der  Form  von 
Kalkspat.  Außerordentlich  häufig  ist  der  Kalkspat  ein  Produkt  der 
Verwitterung  und  findet  sich  als  solches  in  sehr  vielen  ursprünglich 
kalkspatfreien  Gesteinen  verteilt  oder  auf  Spalten  und  Klüften  und 
anderen  Hohlräumen  z.  B.  den  Mandelräumen  der  Mandelsteine 
(300)  etc. 

(Jrby,  On  the  crystallography  of  caldte;  Dias.  Bonn  1878;  BogerSi  School  o! 
mines  Quarterly,  XXn,  1901,  429;  Zippe,  Denkschr.  Wien.  Ak.  Bd.  IV;  Hochfltetter, 
ibid.  Bd.  VI;  Mügge,  N.  Jahrb.  für  Min.  etc.  1883,  I,  32;  Rinne,  ibid.  1903,  I,  160; 
Inostranzeff,  Tschermaks  Min.  Mitteilgn.  n,  1872,  pag.  45.) 

Talkspat  (Magnesitspat,  Giobertit,  Bitterspat  z.  T.). 

MgCO^  mit  47,62  MgO,  daneben  in  isomorpher  Beimischung  geringe 
Mengen  von  CaO^  MnO,  FeO  etc.  Wird  für  rhomboedrisch-hemiedrisch 
gehalten.  a:c  =  l:  0,8095,  doch  mit  den  Rhomboederwinkeln  etwas 
veränderlich.  Zwar  sind  die  Ätzfiguren  auf  den  Hauptrhomboederflächen 
z.  T.  asjrmmetrisch  wie  beim  Dolomit,  aber  die  Krystalle  des  Magnesits 
sind  stets  hemiedrisch,  nicht  tetartoedrisch  ausgebildet.  Ausgezeichnet 
blättrige  Rhomboeder  R  (1011)  mit  Winkeln  (E.  K.)  von  107  <^  10'  bis 
107®  30',  je  nach_der  Reinheit,  sind  die  gewöhnlichste  Form;  selten  ist 
daneben  ooR  (1010);  ooP2  (1120);  OB  (0001)  und  andere;  auch  Zwillinge 


Talkspat.    Dolomit.  589 

nach  OB.  Bildet  neben  den  niemals  aufgewachsenen  Krystallen  auch 
derbe,  körnige,  stenglige  und  dichte  Aggregate.  Spröde ;  H.  =  4— 4^. 
G.  —  2,9—3,1.  Durchsichtig  bis  durchscheinend;  glasglänzend;  farblos, 
gelblich  bis  bräunlich.  Von  HCl  nur  in  der  Wärme  gelöst,  das  Aufbrausen 
erfolgt  also  erst  beim  Erwärmen.  Die  Krystalle  (auch  derbe  Körner) 
finden  sich  an  wenigen  Orten  einzeln  in  gewissen  Gesteinen  eingewachsen, 
so  z.  B.  in  großer  Zahl  im  Chlorit-  und  Talkschiefer  des  St.  Gotthards, 
der  Tiroler  Alpen,  im  Zillertal,  Pfitschtal  etc.,  auch  in  Kärnten,  Steier- 
mark (Brück),  im  Salzburgschen  (Flachau)  etc. ;  im  Serpentin  und  Talk- 
schiefer von  Snarum  in  Norwegen  etc. ;  kleine  schwarze,  derbe  Partien 
im  Gips  von  Hall  in  Tirol  neben  deutlichen  kleinen  schwarzen  Kry- 
stallen von  Dolomit  (s.  d.,  mit  dem  spitzen  Rhomboeder:  412  (4041) 
pag.  590).  Große  giobkömige  Massen  linsenförmig  im  Tonschiefer  der 
steirischen  Alpen,  bes.  bei  Trieben,  weiß  mit  schwarzen  Adern,  werden 
als  Werkstein  gebraucht  (Pinölit).  Schneeweißer  dichter  MgCO^  (sog. 
Magnmt),  vielfach  in  Gestalt  rundlicher  Knollen  mit  geborstener  Ober- 
fläche und  mattem  mnschligem  Bruch,  findet  sich  besonders  im  Gebiet 
des  Serpentins  als  Verwitterungsprodukt  desselben  und  des  ui^prüng- 
lichen  Olivins  (310).  Zuweilen  mit  SiO^  (Opal)  imprägniert  (Kieselmag- 
nesit) und  dann  härter.  Gegend  von  Frankenstein  etc.  in  Schlesien, 
Hrubschütz  in  Mähren,  Baidissero  in  Piemont  (Baudisserit)  etc.;  auch 
im  Gebiete  basaltischer  und  doleritischer  Gesteine,  z.  B.  im  Kaiserstuhl, 
aber  seltener.  Dient  u.  a.  zur  Herstellung  von  CO^  für  kohlensaures 
Wasser. 

(Rumpf,  Tschennak8  Min.  Mitt.  III  imd  IV,  1873,  1874;  Becke,  ibid.  XI, 
1890,  224.) 

Dolomit  (Bitterspat  z.  T.). 

(Ca,  Mg)  CO^ ;  in  Krystallen  ist  das  Mischungsverhältnis  fast  stets 
Ca :  Mg  »=  1 : 1,  so  daß  man  den  Dolomit  auch  wohl  für  ein  Doppel- 
salz hält  und  die  Formel  schreibt:  CaMgC^O^  oder  CaCO^+MgCO^y 
entsprechend:  54,35  CaCO^  und  45,65  MgCO^  (Normäldolamit).  Doch 
kommen  auch  andere  Mischungsverhältnisse  vor,  so  sind  z.  B.  kleine 
Krystalle  4JB  (4041)  von  Hall  in  Tirol :  2CaC0^  +  MgCO^  mit  70,4 
CaCO^ ;  meist  überwiegt  CaCO^.  Hier  hat  man  dann,  unter  der  Vor- 
aussetzung, daß  der  Normaldolomit  ein  Doppelsalz  ist,  isomorphe  Misch- 
ungen von  diesem  mit  Kalkspat,  und  für  letzteren  die  entsprechende 
Formel  CaCaC^O^  =  Ca^C^O^  anzunehmen.  Stets  ist  auch  noch  etwas 
FeCO^  vorhanden. 

Rhomboedrisch-tetartoedrisch ;  a  :  c  =  1 :  0,8322.  Die  Krystalle 
zeigen  meist  nur  das  deutlich  blättrige  Ehomboeder  B  (1011); 
jB/jB  =  106<>  15'— 106«  20'  E.  K.  Auch  4Ü  (4041),  mit  OiJ  (0001)  die 
kleinen  Kiystalle  im  Gips  von  Hall  in  Tirol  begrenzend  (s.  o.),  ferner 


ä 


590  Karbonate  und  Nitrate. 

da8  zweite  Prisma  ooP2  (1120),  das  nächste  stumpfere  und  das  nächste 
spitzereRhomboeder (— jjB  (0112)  und  —  212  (0^1)),  das  Skalenoeder 
BS  (2131)  und  andere  Formen.  Zuweilen  sind  die  Erystalle  sehr 
flächenreich,  z.  B.  die  auf  Drusen  des  körnigen  Doloniits  vom  Binnen- 
tal  im  Wallis,  auf  den  Erzgängen  von  Eapnik  in  Siebenbürgen  und 
von  Leogang  im  Salzburgischen.  An  solchen  flächenreicherra  Ery- 
stallen  kann  man  zuweilen  beobachten,  daß  die  vorkommenden  Skal^o- 
eder  nur  mit  der  Hälfte  ihrer  Flächen  ausgebildet  sind,  und  zwar  ist 
die  Gruppierung  dieser  Flächen  die  der  rhomboedrischen  Tetartoedrie. 
Damit  stimmen  auch  die  Ätzfiguren  überein,  die  auf  den  Flächen  dies 
Hauptrhomboeders  nicht  symmetrisch  gestaltet  sind,  wie  sie  bei  rhombo- 
edrischer  Hemiedrie  (Kalkspat)  sein  müßten  (200).  Nicht  selten  in  Ergän« 
zungszwillingen  nach  der  Basis  z.  B.  bei  Traversella  in  Piemont,  mit  Berg- 
krystall  (Fig.471).  Zuweilen  ZwiUingslamellen  nach  den  Flächen  von  — 2Ä 
(0221),  jedoch  nicht  nach — ^12(0112)  wie  beim  Kalkspat;  diese  Lamellen 
lassen  sich  aber  nicht  künstlich  herstellen.  Größere  Krystalle  sind  häufig 
aus  kleinen,  unvollkommen  parallelen  Bhomboederchen  aufgebaut,  die 
Flächen  sind  dann  sattelförmig  gekrümmt  (154).  Spröde;  H.  =  3|— 4 
G.  ==  2,85—2,95.  Manchmal  wasserheU  und  durchsichtig,  häufiger  aber 
blos  durchscheinend  und  meist  matte,  trübe  Farben:  gelb,  braun  etc, 
auch  wohl  schwarz.  Licht-  und  — Doppelbrechung  ähnlich  wie  beim 
Kalkspat  (w^a  =  1,6817,  e^^a  =  1,5026).  Im  Gegensatz  zu  Kalkspat 
nur  in  heißer  HCl  unter  Aufbrausen  löslich. 

Die  Krystalle  sind  vielfach  eingewachsen  (im  Gips  von  Hall  in  Tirol, 
durch  kohlige  Teilchen  schwarz,  neben  derben  schwarzen  Partien  von 
Talkspat);  schwarze  Krystalle  im  Gips  auch  bei  Terruel  und  a.  a.  0. 
in  Spanien ;  femer  mit  Talkspat  zusammen  im  Talkschiefer  und  Chlorit- 
schiefer  der  Tiroler  Alpen  und  des  St.  Gotthard  in,  den  Talkspat- 
krystallen  ganz  ähnlichen  Rhomboedern  R  (1011).  Häufig  auch  auf- 
gewachsen, und  zwar  meist  auf  körnigem  Dolomit,  sowie  auf  Gängen. 
Fundorte  guter  aufgewachsener  Krystalle  sind :  Traversella  im  Magnet- 
eisenlager, Leogang  im  Salzburgischen,  im  körnigen  Dolomit  des  Binnen** 
tals  und  des  Baltschiedertals  im  Wallis,  sowie  bei  Campolongo  am  St  Gott- 
hard; auch  bei  Tharand  in  Sachsen  (Tkarandit)  und  auf  den  Freiberger 
Erzgängen  {Perlspat  z.  T.);  Diez  in  Nassau,  Lugano,  im  Fassatal  in 
Tirol  und  an  manchen  anderen  Orten.  Kömiger,  marmorähnlicher  Do- 
lomit, schneeweifi,  mit  vielen  eingewachsenen  fremden  Mineralien  (bes. 
Silikaten  und  Schwefelverbindungen)  im  Binnental  im  Wallis  und 
ähnlich  bei  Campolongo  am  St.  Gotthard.  Feinkörniger  bis  dichter 
Dolomit  in  großen  Massen,  gebirgsbildend,  meist  porös,  die  Wände  der 
Hohlräume  mit  kleinen  Dolomitkryställchen  besetzt,  vorzugsweise  steil« 
und  schroffe  Felswände  bildend :  im  Devon  der  Eifel,  im  schwäbischen 
und  fränkischen  Jura;  im  Zechstein  Thüringens;  vor  allem  aber  in 


Dolomit.    Eisenspat.  591 

der  Trias  der  Dolomitenregion  der  Tiroler  Alpen  (Schiern,  Seißer- 
alpe  etc.).  Der  gesteinsbildende  Dolomit  ist  wohl  meist  ein  Ans- 
laugungsprodukt  von  dolomitischem  Ealk  (310X  ans  welchem  CO^- 
haltige  Gewässer  mehr  Ca  als  Mg  anflösen.  Vollkommen  dichte  D. 
sind  der  Gurhofian  im  Serpentin  von  Onrhof  in  Österreich,  der  Kanit 
von  Freiberg  und  vom  Meißner  mit  überwiegendem  MgCO^-gehBlt  etc 
Oolithisch  als  Dolomit-Pisolith  findet  er  sich  bei  Zepce  in  Bosnien, 
erdig  bei  Dächingen  unweit  Ulm ;  manchmal  auch  stenglich  und  grob- 
kömig.    Bildet  znweilen  Pseudomorphosen  nach  Kalkspat. 

(Hessenberg}  Min.  Notizen ;  Rnmpf,  Tschermaks  Min.  Mittlen.  Bd.  III,  pag.  263 
und  IV,  pag.  281  (1873  und  1874);  Hontze,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  VU,  1883,  pag. 
438;  Becke,  Min.  n.  petr.  Mittlgn.  X,  1888,  93  nnd  XI,  1890,  224;  Vesterberg,  Ball, 
of  the  geol.  instit.  Upsala  V,  1900,  pag.  97 ;  Johnsen,  N.  Jahrb.  Beil.-Bd.  XV,  1902, 
pag.  139;  Klement,  Bull.  soc.  Beige  de  Geol.  etc.  IX,  1895,  pag.  3.) 

Eisenspat  (Spateisenstein,  Siderit). 

FeCO^ ;  62,07  FeO,  fast  stets  einige  %  Jfn-,  Mg-  und  Ca-  Kar- 
bonat.^ Ehomboedrisch-hemiedrisch ;  a  :  c  =  1 :  0,8171.  Bhomboeder 
R  (1011),  MIR  =  107«  0',  vollkommen  blättrig^ist  die  häufigste,  meist 
selbständig  auftretende  Form;  seltener  — J^iJ_(0112);  —  2R  (0221) ;  —  4B 
(4041);  R3  (2131);  —2R3  (2461);  ooP2  (1120);  ooR  (1010);  Oüf  (0001); 
letztere  beide  Formen  die  Krystalle  zuweilen  allein  begrenzend.  Die 
Skalenoeder  sind  stets  mit  ihrer  vollen  Flächenzahl  ausgebildet. 
Größere  Krystalle  häufig  durch  hypoparalleles  Aneinanderwachsen 
kleiner  Rhomboederchen  krummflächig.  (Klein,  N.  Jahrb.  Min.  1884.  l.  pag.  256.) 
H.  =  4.  G.  =  3,7 — 3,9.  Durchscheinend  bis  undurchsichtig,  glas-  bis 
perlmutterglänzend.  Farblos  oder  hellgelblich  im  frischen  Zustand; 
verwittert  aber  sehr  leicht  zu  Brauneisenstein  (reifer  Spateisenstein), 
der  sich  vielfach  in  der  Form  des  Eisenspats  findet ;  dadurch  geht  die 
weiße  oder  gelbliche  Färbung  allmählich  in  hellbraun  und  schwarz- 
braun über  (Braunerz).  Unschmelzbar,  aber  v.  d.  L.  schwarz  nnd  mag- 
netisch werdend.  Nur  in  heißer  HCl  unter  Brausen  löslich.  Ätz- 
figuren wie  beim  Magnesit  z.  T.  asymmetrisch. 

Häufig  in  Krystallen  auf  Erzgängen  und  besonders  auf  derbem  E. : 
Neudorf  a.  Harz,  im  Siegenschen,  Lintorf  bei  Preuß.  Oldendorf  große 
Rhomboeder  R  mit  kleinen  Skalenoederflächen  —  2R3  an  den  Seiten- 
ecken; Lobenstein  im  Voigtlande,  Freiberg  in  Sachsen,  Pfibram, 
Battenberg  und  Eisenerz,  bei  Traversella,  in  Comwall  und  Devon- 
shire  etc.  Derbe  Aggregate  sind  zuweilen  fasrig,  z.  B.  der  exzentrisch- 
fasrige  braune  kugelförmige  oder  kleintraubige  sog.  Sphärosiderit  im 
Basalt  von  Steinheim  bei  Hanau  etc.  Besonders  wichtig  sind  aber  die 
körnigen  Aggregate,  welche  an  einzelnen  Stellen  in  ungeheuren  Massen, 
in  Flötzen  und  Stöcken,  in  kiystallinischen  Schiefem  und  im  alten  Flötz- 
gebirge  sich  finden.   Der  Spateisenstein  ist  eingelagert  im  Kalk,  durch 


592  Karbonate  und  Nitrate. 

dessen  Umwandlang  er  entstanden  ist  und  bildet  hier  eines  der  wich- 
tigsten Eisenerze,  so  am  Stahlberg  bei  Mfisen  nnd  vor  allem  in  den 
Alpen  (Huttenberg  in  Kärnten,  Eisenerz  in  Steiermark),  bei  Irun  und 
a.  a.  0.  in  Spanien  etc.  Auf  Gängen,  vielfach  mit  schwefelhaltigen 
Erzen,  im  Siegenschen,  bei  Lobenstein  im  ßeußschen  Yoigtlande,  bei 
Neudorf  und  Stolberg  im  Harz,  bei  Pfibram  in  Böhmen,  in  Com- 
wall  etc.  Bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  des  Spateisensteins  bei 
Eiserfeld  im  Siegenschen  und  Horhausen  im  Westerwald,  wo  Basalt- 
gänge die  Masse  durchbrochen  und  das  Mineral  in  schwarzes,  mul« 
miges  Magneteisen  verwandelt  haben. 

Spateisenstein  ist  vielfach  mit  Ton  gemengt  und  bildet  einen  Teil 
des  Toneisensteins.  Findet  sich  nicht  selten  in  runden,  im  Inneni 
dichten,  kugel-  oder  nierenfßrmigen  Konkretionen  von  z.  T.  erheblicher 
Größe  in  beträchtlicher  Zahl  im  Ton  eingeschlossen;  vielfach  ist  das 
FeCO.  durch  Verwitterung  ganz  oder  z.  T.  in  Oxydhydrat  übergegangen 
{toniger  Sphärosiderit).  Solche  Toneisensteine  sind  besonders  in  der 
Steinkohlenformation  wichtig:  in  Westphalen,  wo  sie  in  zusammen- 
hängenden Flötzen  auftreten,  bei  Saarbrücken,  bei  Zwickau  in  Sachsen, 
in  Oberschlesien,  bei  St.  Etienne  in  Frankreich,  in  Wales  etc.,  aber 
auch  in  anderen  Formationen :  in  Böhmen  im  Silur,  in  Oberschlesien  im 
Eeuper  und  braunen  Jura,  im  nordwestlichen  Deutschland  im  Lias, 
am  Nordabhang  der  Earpathen  in  der  unteren  Kreide  etc.  Auch  diese 
tonigen  Spateisensteine  sind  wichtige  Erze.  Dasselbe  gilt  füi-  den 
Kohleneisenstein  (Blackband)  in  der  Kohlenformation  in  Westphalen, 
England,  Nordamerika  etc.    Er  enthält  bis  über  30  %  Kohle. 

Oligonspat  von  Ehrenfriedersdorf  in  Sachsen  ist  SFe COz  +  2MnC0s»  Ebenso 
zasamm engesetzt  ist  der  Manganoaphärit,  rotbraune,  radialstrahÜge  nnd  kon- 
zentrisch schalige  Engeln  ähnlich  denen  des  Sphärosiderits,  wie  dieser  auf  Mandel- 
rftomen  im  Basalt  der  Grnbe  Luise  bei  Horhausen  im  Westerwald. 

Ankerit. 

CaCO^  -^FeCO^ = CaFeC^  0^,  aberstets  mit  etwas  JlfflrCOg,  MnCO^  etc. 
Enthält  ca.  50  %  CaCO^  und  34  %  FeCO^  nebst  ca.  ^%,  MnCO^  und 
12%  MgCO^,  ist  also:  mCaFeC^Os  +  nCaMgC^O^;  Fe  überwiegt  über 
Mg  (normaler  Ankerit),  zuweilen  ist  aber  auch  MgO  in  etwas  größerer 
Menge  vorhanden  als  FeO  {ParanJcerit);  stets  ist  aber :  Ca :  Fe  +  Mg = 1 :  !• 
Meist  derbe,  großkörnige  Aggi^egate,  deutlich  spaltbar  nach  einem 
Rhomboeder  von  106®  12'  in  der  E.  K;  doch  sind  auch  rhomboedrische 
Krystalle  bekannt,  die  aber  nach  den  Ätzflguren  tetartoedrisch  sind,  wie 
beim  Dolomit.  Zwillinge  nach  der  Basis;  auch  nach  — \R  (0112)  in 
Form  von  Zwillings-Lamellen,  welche  in  die  Individuen  der  derben 
Massen  eingelagert  sind.  G.  =  2,9—3,1.  H.  =  4 ;  spröde.  V.  d.  L, 
sehr  stark  dekrepitierend  und  zu  feinem  Pulver  zerfaUend ;  wird  durch 
Glühen  schwarz  und  magnetisch.    Schon  in  kalter  HCl  ziemlich  leicht 


Brannspat.    Mangfanspat.  593 

nnter  Aufbrausen  löslich.  Ursprünglich  ist  er  weiß  oder  gelb,  wird 
durch  Verwitterang  braun.  Findet  sich  auf  den  Spateisenlagerstfttten, 
bei  Eisenerz  in  Steiermark  und  bei  Httttenberg  in  Kärnten  (Rohwand 
oder  Wandstein  der  Bergleute);  bei  Lobenstein  im  Yoigtlande,  bei 
Ems,  Dobschau  in  Ungarn  etc.;  auch  vielfach  sonst  in  Erzgängen 
z.  B.  in  Böhmen. 

(Borieky,  Tsehermaks  Mineralog.  Mitteiign.  Bd.  VI,  pag.  47,  1876.) 

Braunipst  (Bitterspat  z.  T.). 

Isomorphe  Miscäiungen  von  CaCO^  (ca.  50%),  viel  JKgrOOg  (^— 30^/o) 
und  von  FeCO^  (5— 207o);  FeCO^  tritt  gegen  MgOO^  zurück  (Unter- 
schied von  Ankerit,  aber  wie  bei  allen  diesen  gemischten  Karbonaten 
keine  schaife Grenze);  daneben  wenig  (2 — 3  ®/o)  MnCO^.  Es  besteht  die 
Formel:  mCaMgC^O^  -f  nCa{Fe,  Mn)C20Q  wo  sich,  wie  beim  Ankerit, 
Ca  :  Mg  + 1»!?  -f-  Mn  =  1:1  verhält.  Kleine ,  Wättrige  Rhombo- 
ederchen,  BjR  =  106^  30'  (schwankend),  durch  Aneinanderwachsen 
gi^&ere  Krystalle  mit  krummen,  oft  sattelförmig  gekrümmten  Flächen 
und  Kanten  bildend.  Zuweilen  bilden  langspietige  Krystalle  in  der 
Mitte  eingeschnürte,  garbenftrmige  Büschel.  H.  =  3^ — 4^.  Spröde. 
G.  =  2,86—^,96.  Hellgelb,  braun  oder  gran  bis  farblos,  durchsdiei- 
nend,  durch  Verwitterung  dunkelbraun  und  undurchsichtig.  Glasglanz 
zuweilen  perhnntterartig  (Perispat  z.  T.).  Aulgewachsene  Krystalle 
meist  klein,  auch  derb.  Vorzugsweise  auf  Erzgängen  sehr  verbreitet, 
so  z.  B.  im  Erzgebirge  (Freiberg.  Schneeberg),  Siegen,  Schwarzwald, 
Schemnitz  in  Ungarn  etc.;  auch  auf  Klüften  und  Hohlräumen  von  Kalk 
und  Dolomit ;  sowie  in  Hohlräumen  von  Petrefakten  im  schwäbischen 
Jura.  Nur  in  heißer  HCl  löslich;  v.  d.  L.  schwarz  und  magnetisch 
werdend.  Ist  ein  außerordentlich  verbreitetes  Mineral,  aber  nirgends 
in  so  großen  Massen  voiiianden,  wie  die  vorhergeihenden. 

Breunnerit.  Isomorphe  Mischungen  von  MgCO^  und  FeCO^;  CaCOt  fehlt. 
Higher  gehört  u.  a.  der  MeBitinspat  von  Traversella,  mit  Dolomitkrjstallen  «n- 
flammea,  2MffC0,  +  FeCOt;  große  gelbliehe  Rhoraboeder  R,  B/R ^lOTT^  14',  aber 
w^Qgem  FlftchenkiüiBiiuikg  flache  Linsen,  weiche  aofaeinbar  einem  slnmpferen  Rhoiabo- 
eder  angehören.  Der  großkCmige  dwbe  Fistomesit  von  JFlaehau  bei  Badstadt  in 
den  Salzbnrger  Alpen  ist  MgCOt  +  FeCOz,  Durch  den  Sideropleait,  FeCOg  mit 
nur  11 — 'i2\MgC0aj  von  Böhmsdorf  bei  Schleiz  wird  der  Übergang  zum  Eisenspat 
hergestellt. 

Kwigattspat  (Dialogit,  Rhodochroait). 

JfwCOg,  aber  daneben  meist  MgCO^  (bis  4%)  und  namentlich 
FeCO^  (bis  15%),  sowie  CaOO^  (bis  20%,  Manganocalcit  von  Schemnitz 
in  Ungarn);  der  sog.  Mangandölofintyon  Franklin  Fumace  in  New- Jersey 
enthält  sogar  50  CaCO^  neben  44  MnCO^,  Rhomboedrisch-hemiedrisch ; 
.« :  c  =  1 1 0,8183.  Krystalle  meist  klein  und  schlecht  ausgebildet.  Sehr  oft 

Bauer,  Mineralogie.  38 


594  Karbonat«  und  Nitrate. 

das  vollkommen  spaltbai-e  Hanptrhomboeder :  R  (lOll);  RjR  =  107® 
(E.  K.).  Doch  finden  sich  auch  spitze  Ehomboeder  iR  (4041)  (Ober- 
neisen in  Nassau,  mit  der  Basis)  und  selbständige  Skalenoeder  123^(2131) 
(Horhausen  im  Kr.  Altenkirchen).  JE&uflger  ist  noch  — ^R  (0112)  und 
seltener  das  2.  Prisma:  ooP2  (1121).  Sehr  gewöhnlich  sind  radial- 
fasrige,  körnige  bis  dichte  Aggregate,  vielfach  mehr  oder  weniger 
dicke  Krusten  mit  rundlicher  Oberfläche  oder  auch  stalaktitische 
Zapfen,  sowie  kuglige  Formen  bildend.  H.  =  3^ — 4|.  Spröde.  G.  = 
3,3—3,6.  Hellrosa  (Himbeerspat)  bis  dunkel  bräunlichrot,  je  mehr  Ca, 
desto  heller ;  auch  grau,  gelb,  braun  und  zuweilen  grfin ;  selten  farblos. 
Wird  durch  Verwitterung  unter  Bildung  von  Pyrolusit  (MnO^)  schwarz. 
In  der  Kälte  schwierig,  in  der  Wärme  leicht  in  HCl  löslich ;  v.  d.  L. 
zerknistemd  und  schwarz  werdend.  In  geringer  Menge  auf  Eisen-  und 
anderen  Erzlagerstätten,  in  aufgewachsenen  Krystallen  oder  derben, 
traubigen  Massen.  Horhausen  und  Grube  Ohliger  Zug  bei  Daaden, 
Kr.  Altenkirchen;  Oberneisen  bei  Diez  in  Nassau  mit  Eisenerzen; 
Freiberg  in  Sachsen;  auf  den  Goldlagerstätten  von  Nagyag  und 
Kapnik  in  Siebenbürgen,  findet  sich  aber  auch  in  größeren  Massen,  so 
lagerförmig  im  Kalkstein  in  den  nördl.  Pyrenäen  z.  B.  bei  Vielle 
und  bei  Las  Cabesses  im  Dep.  de  l'Arifege,  Frankreich  und  im  Ton- 
schiefer der  Provinz  Huelva  in  Spanien,  wo  er  oberflächlich  zu 
Pyrolusit  verwittert  ist;  auch  bei  Elbingerode  am  Harz.  Er  ist  hier 
meist  mit  Quarz  und  Ehodonit  (Kieselmangan)  verknüpft  und  wird 
mit  zur  Herstellung  manganhaltigen  Eisens  benützt  Mit  Braun- 
stein etc.  bei  Bockenrod  im  Odenwald  im  Zechstein  in  ziemlicher 
Menge. 

Zinkspat  (Galmei,  Kohlengalmei,  Smithsonit). 

ZnCO^  mit  64,8  ZnO;  stets  etwas  CaCO^  (bis  5%),  MgCO^ 
(bis  40/0),  MnCO^  (bis  15%)  und  besonders  FeCO^  (bis  gegen  50%); 
die  stark  eisenhaltigen  Z.  hat  man  JEisenzinlcspat,  Zinkeisenspat,  Kapnü 
oder  Monheimit  genannt.  Zuweilen  findet  sich  auch  CdCO^  (bis  3  %, 
Wiesloch  in  Baden),  PbCO^  und  CuCO^  (3^  %,  als  Malachit  in  dem  grünen 
Herrerit  von  Mexiko).  Rhomboedrisch-hemiedrisch ;  a  :  c  =  1  :  0,8062. 
Die  nach  einem  Ehomboeder  von  107  ®  40'  leicht  spaltbaren  Krystalle 
sind  meist  klein  und  schlecht  ausgebildet;  sie  sind  stets  auf  dichtem 
Galmei  aufgewachsen,  entweder  rhomboedrisch,  oder  durch  Vorherrschen 
undeutlicher  steiler  Ehomboeder  und  Skalenoeder  spießig.  Neben 
R  (1011)  werden  als  Krystallformen :  ooP2  (1120);  —^^12(0112); 
—  2R  (0221) ;  02?  (0001) ;  besonders  aber  422  (4041)  und  B3  (2131)  ange- 
führt. Meist  derbe  Aggi'egate,  häufig  mit  nierenförmiger  und  traubiger 
Oberfläche,  krustenformige  Überzüge  bildend,  und  mit  diesen  im  Zu- 
sammenhang tropfsteinförmige  Zapfen,  im  Innern  fasrig  bis  dicht.  Am 


Zinkspat.    Natronsalpeter.  595 

verbreitetsten  und  massenhaftesten  sind  aber  derbe  bis  dichte,  vielfach 
poröse,  anch  erdige  und  dann  ziemlich  unreine  Massen.  Starker  etwas 
ins  Fette  gehender  Glasglanz,  durchscheinend  bis  durchsichtig,  färb* 
los,  wenn  rein ;  aber  auch  nicht  selten  intensiv  gelb,  grau,  auch  grün 
und  blau  gefärbt;  die  unreinen,  derben  Massen  sind  rot  und  brauA 
durch  beigemengtes  Eisenoxydhydrat  (roter  und  gelber  Galmei).  H.  =  5 ; 
G.  =  4,1 — 4,5.  Spröde.  V.  d.  L.  unschmelzbar,  auf  Kohle  Zn-  (und  Cd-) 
Beschlag.  In  HCl  unter  Aufbrausen  in  der  Wärme,  auch  in  Kali- 
lauge löslich.  Der  unreine  Galmei  findet  sich  massenhaft  im  Kalk 
und  Dolomit,  durch  deren  Umwandlung  er  vielfach  entstanden  ist; 
auf  Hohlräumen  die  Krystalle  und  die  nierenformigen  Krasten,  sowie 
die  Stalaktiten.  Gewöhnlicher  Begleiter  ist  das  Kieselzinkerz  (Kiesel- 
galmei),  auch  Blende,  Bleiglanz  und  Brauneisenstein.  Es  ist  eines 
der  wichtigsten,  bis  vor  kurzem  das  einzige  .Zn-Erz,  Wichtige  Fund- 
orte sind  die  Gegend  von  Aachen  auf  preußischem  und  belgischem 
Gebiet  (Altenberg);  Brilon  und  Iserlohn  in  Westphalen,  Wiesloch  in 
Baden;  Tamowitz  in  Oberschlesien;  Bleiberg  und  Baibl  in  Kärnten; 
Rezbanya  und  Dognaczka  im  Banat;  Chessy  bei  Lyon;  Matlock  und 
Mendip  bei  Bristol  in  England ;  Sardinien ;  Spanien ;  Laurion  in  Griechen- 
land ;  Nertschinsk  in  Transbaikalien ;  am  oberen  Mississippi,  in  Missouri, 
Arkansas,  Virginien  und  Pennsylvanien.  Bildet  Pseudomorphosen 
nach  Kalkspat,  Dolomit  etc.  Zuweilen  als  Versteinerungsmittel  von 
Petrefakten. 

Kobaltspat  (Sphärokobaltit).  CoCOz,  grobstrahlige  Kugehi,  an  der  Oberfläche 
als  Endignng  der  Strahlen  kleine  Ehomboederchen,  außen  schwarz,  innen  rosenrot, 
Schneeberg.  Auch  manche  andere  Karbonate  enthalten  geringe  Mengen  CoCOs, 
z.  B.  ein  roter  Bitterspat  von  PHbram  77«  %,  und  ein  wesentlich  aus  MgCOs  und 
ans  FeCO^  bestehendes  ans  dem  Siegenschen. 

Natronsalpeter  (Chilesalpeter,  Nitratin). 

NaNO^  mit  63,53  Salpetersäure.  Rhomboedrisch-hemiedrisch : 
a  :  c  =1 :  0,8276.  Deutliche  Krystalle  nur  künstlich.  Nach  dem 
Rhomboeder  R  vollkommen  spaltbar;  MIR  106^  30'  E.  K.  Hierin  und 
in  anderen  Eigenschaften  sehr  ähnlich  dem  Kalkspat,  mit  dem  er  auch 
die  Gleitflächen  nach  —^R  (0112)  gemein  hat,  so  daß  man  auch 
aus  ihm  künstliche  Zwillinge  nach  — ^R  durch  Druck  darstellen 
kann  (195).  Mit  ihm  stimmt  er  namentlich  auch  bezüglich  der  sehr 
starken  negativen  Doppelbrechung  überein;  Wß  =  1,579,  6b=  1,336; 
lojy  =  1,587,  €o  =  1,336;  (o^  =  1,626,  «h  =  1,344  sind  die  Brechungs- 
koefflzienten  für  die  Linie  B,  D  (^o-Licht)  und  H.  H.  =  1^ — 2.  G.  = 
2,1—2,2.  Durchsichtig  bis  durchscheinend,  farblos  oder  hell  gefärbt. 
In  JIgO  leicht  löslich,  hygroskopisch;  schmilzt  sehr  leicht  und  ver- 
pufft mit  Kohle. 

38* 


.^96  KarlKnuite  «nd  Nitrite. 

Findet  sieb  m  um^eisieii  kornigm,  sandigen  Massm  (sog.  Oa- 
liebe)  i«ii  Ton  und  Gips  auf  ca.  40  Qnadrattukneter  im  Distrikt  von 
Iqui^ue  etc.  in  der  r^^niesen  Ztme  des  nönUidien  Cbfle,  ca.  1000  Heter 
üb^  dem  Meere.  Er  bildet  gemengt  mit  Chloriden  und  Snlfatsa  (Stdft- 
«alz,  Blödit,  Gips,  Anhydrit,  Thmardit,  Bitt^ealz  etc.)  untar  einer  dfinnen 
erdigen  Decke  nnregdmäüige  Bänke  von  geringer  Dicke  und  gewal- 
tiger Ausdehnung.  Auch  organische  Substanzen  (Guano)  und  foor- 
haltige  Mineralien  (Boronatrocalcit),  sowie  jodhaltige  (Lautarit,  CaJ^O^) 
begleiten  ihn.  Wird  dort  gesammelt  als  Hauptquelle  der  technisch 
verwendeten  Salpetersäure.  Auch  die  Borsäure  und  das  Jod  ist  tech- 
nisch wichtig.  1900  wurden  in  jenra  Ölenden  etwa  90  Mill.  Kilo- 
gramm Salpeter  gewonnen. 

(Oohsenivs,  Die  Bildung  dei  Natromudpetets  ans  MatteitaugeiMMÜMii,  Stuttgart 
1887 ;  Darapsky,  Die  nutzbaren  Lagerstfttten  Taltals,  Berlin  1900.) 

Anhangsweifle  sei  hier  noch  eine  Beihe  von  aalpeteisfiarehaltigen  MineraliMi 
angeschloBseu : 

Barytsalpeter  (Barynmnitnit).  BoN^O^,  Kleime  furbloie  oktaadriadte 
KrystäUchen  in  Glule.  Künstliche  KiystaUe  sind  anageaeichnete  Beispiele  für  die 
Tetartoedrie  des  regulären  Systems. 

Ferner  die  wasserhaltigen: 

Kalksalpeter  (Nitrocalcit),  CaNtO^.JStO  und  Magnesiasalpeter  (Nitro- 
magne8it)|  MgN^O^ .  H^O^  weiße  erdige  Ansbl&hungen  anf  den  Wänden  Ton  EBhlen 
im  Kalkstein  in  Kentucky. 

Qerhardtit  Cu^N^O^ .^H^O.  Dunkelgrüne  rhombische  Kry stalle,  mit  an- 
deren Kupfererzen  in  Arizona. 

Auch  Schwefelsäure  enthalten  neben  der  Salpetersäure: 

Darapskit  NaNOz .  Na^S04, .  H^O,  Monokline  taf%e,  nach  der  Querfl&che 
leicht  spaltbare  farblose  Krystalle  im  Salpeter  von  Atacama  in  Chile. 

Nitroglauberit.  ßNaNOs.2Na^O^,SHiO.  Weiße  krystaUinisch-fasrige 
Aggregate  aus  den  Salpeterlagem  von  Atacama.    Wie  Darapskit  in  Wasser  K^slich. 

Aragonitrelhe. 

Kalisalpeter. 

KNO^,  53,47  Salpeteraänre,  aber  stets  mehr  oder  w^iger  stark  ^er- 
unreinigt.  Rfaombkich ;  sehr  äJuilich  dem  isomorphen  Aragonit  (Fig.  474), 
auch  in  den  optischen  Eigenschaften.  In  der  Natnr  nie  in  Form  m 
dentlichen  Krystallen,  sondern  als  leine  Haare  oder  Nadeln  oder  meist 
als  feine  erdige  oder  krystallinisch-mefalige  Ausblähnng  anf  den  Kalk- 
wände gewisser  Höhlen  (SalpetertiöUm),  z.  B.  Bmichardshöhle  bM 
Homburg  unweit  Wttrzburg,  bei  Molfetta  in  Apnlien,  in  Cej^n  etc.; 
oder  als  Ausblähang  des  Bodens,  der  mit  organischen  Substanzen  (Ex- 
krementen) getränkt  ist,  aus  welchen  sich  Salpetersäure  bildet,  so  z.  B. 
in  Ungarn  in  der  Nähe  vieler  Dörfer,  in  Ostindien,  Algier,  Quito  etc. 


Aiagonit. 


697 


Er  findet  sich  steUenweise  in  solchen  Mengen^  daß  die  technische  Ge- 
winnung lohnend  ist,  sog.  Kehrsalpeter,  da  man  ihn  durch  Znsamm-» 
kehren  der  aosgeblnht^i  Massen  sammelt.  Ausgedehntere  Lagw  von 
EaHsalpet^  finden  sich  in  der  Natronsalpeterregion  von  Chile  in  dem 
Distrikt  Tarapaca.  Dei'  Sohsalpeter  wird  durch  ümkrTstallisier^i 
gereinigt,  wobdi  die  Erystalle  von  der  Form  des  Aragonits  erhalten 
werden.  Heutzutage  whrd  jedoch  da*  meiste  Kalisalpeter  aus  Natron* 
Salpeter  und  Chlorkalium  (Sylvin  etc.)  hergestellt 

Arageiiit. 

CüCOq,  66,0  CaO;  kleine  Beimischungen  von  Mg-,  Fe-  und  bes. 
von  iSr-Karbonat  (zuweilen  bis  4  %  SrO,  worin  man  früher  den  Grund 
der  rhombischen  Krystallform  erkannt  zu  haben  glaubte) ;  auch  bis  9  % 
PbCOg  (Tamcwiteit  von  Tamowitz  in  Oberschlesien);  hier  auch  etwas 
ZnCO^. 

Rhombisch;  a  :  6  :  c  =  0,6224  : 1 :  0,7205.  Die  Krystalle  bilden 
Prismen,  die  den  hexagonalen  in  den  Winkeln  (120^)  nahe  stehen: 
m  =  ooP  (110) ;  m/w  «—  116^  10' ;  die  seitl.  Kante  mjm  ist  durch  die 
Längsfläche  b  =  coPäS  (010)  abgestumpft;  dazu  tritt  nicht  selten  als 
einzige  Endbegrenzung  die  zuweilen  in  der  Eichtung  der  Achse  a 
deutlich  gestreifte  Basis  c  =  OP  (001),  besonders  bri  den  Zwillingen 
von  Molina  in  Spanien  und  a.  a.  0.  (Fig.  482).  Das  Oktaeder  o  =  P  (111) 
ist  nicht  selten  auf  die  Prismenflächen  gerade  aufgesetzt  und  dazu 
das  Brachydoma  p  =  Poo  (Oll)  (Fig.  474),  das  die  seitliche  E.  K. 
von  0  abstumpft  (Fig.  475);  pip  =  108<>  26'  (oben);  in  Fig.  475  sind 
auch  die  Kanten  pjo  durch  die  Flächen  des  Oktaeders  w  =  P2  (122) 


m 


m 


/f^^ 


m 


m 


m 


Fig.  474. 


Fig.  47Ö. 


Fig.  476. 


Fig.  477. 


abgestumpft,  unter  welchem  noch  die  kleinen  Flächen  des  Okta- 
eders a  =  2P2  (121)  liegen.  Die  häufige  einfache  Kombination  m,  b,  p 
ist  Fig.  474  abgebildet.  In  Fig.  478  tritt  dazu  noch  das  stumpfere 
Brachydoma  x  ==  ^PS  (^l^)?  ^  obere  Kante  von  p  znschärfend.  Aber 
auch  steile  Brachydomen  kommen  vor :  i  ==  4  JPfö  (041)  (Fig.  481).  Zu- 
weilen sind  die  Krystalle  lang^ießig  durch  das  Auftreten  sehr  spitzer 
Oktaeder  6P,  6P|,  9P  etc.,  und  von  Domen  mit  ähnlich  steiler  Lage 
der  Flächen,  die  aber  meist  nicht  genauer  bestimmbar  sind  (Nadelspaif) 


598 


Karbonate  und  Nitrate. 


(Fig.  476).    Die  Kiystallwinkel  ändern  sich  beim  Erhitzen  auf  100^ 
um  mehrere  Minuten. 

Zwillinge  nach  m  sind  sehr  häufig;  dieselben  sind  in  sehr  yer- 
schiedenartiger  Weise  ausgebildet.  Juxtapositionszwillinge  der  Kom- 
bination nibp  (Fig.  477)  sind  nicht  selten;  die  Längsflächen  h  und 
die  Domenflächen  p  machen  entweder  einspringende  Winkel  (Fig.  477), 
oder  beide  Individuen  sind  so  ausgedehnt,  daß  die  Flächen  m  und  m 
in  der  Zwillingsgrenze  zusammenstoßen,  so  daß  dann  nur  noch  die 
Domenflächen  p  (und  x)  einspringende  Winkel  bilden  (Fig.  478).  Die 
Zwillingsbüdung  setzt  sich  häufig  fort.  Dies  geschieht  entweder  reilien- 
förmig,  wie  in  Fig.  479,  wo  die  Zwillingsflächen  alle  parallel  sind; 


m    m  kb 


m 


m 


m 


m 


.P\P 


m 


b  Ig 


m 


Fig.  478. 


Fig.  479. 


Fig.  480. 


Fig.  481. 


Fig.  482. 


ein  Spezialfall  ist  der,  daß  in  einem  größeren  Individuum  eine  oder 
mehrere  dünne  Lamellen  parallel  mit  einer  Fläche  m  eingewachsen 
sind  (Fig.  281).  Oder  es  geschieht  kreisförmig,  das  dritte  Individuum 
legt  sich  an  die  Prismenfläche  m,,  wenn  das  zweite  sich  an  die  an- 
dere m^  des  mittleren  Individuums  gelegt  hat  ((167)  bis  (169)).  Dabei  be- 
rühren sich  die  Einzelkrystalle  im  Centrum  nicht,  Fig.  480,  wo  drei 
Individuen  mbp  gewissermaßen  einen  Halbkreis  bilden.  Dieser  Fall 
kann  sich  dadurch  komplizieren,  daß  jedem  der  drei  Individuen  mehr 
oder  weniger  zahlreiche  und  dicke  Zwillingslamellen  nach  demselben 
Gesetz  in  der  vorher  beschriebenen  Weise  eingelagert  sind,  wodurch 
eine  Verbindung  der  reihen-  und  kreisförmig  vermehrten  Zwillings- 
bildung hervorgebracht  wird.  Auch  ist  ein  solcher  Drilling  oft  ein  schein- 
bar einfacher  Krystall  wie  in  Fig.  474  mit  dünnen  Zwillingslamellen 
parallel  den  beiden  Prismenflächen  m  (Fig.  288).  Meist  stoßen  die 
Individuen  aber  im  Mittelpunkt  zusammen,  wie  dies  schematisch  in 
Fig.  285  und  287  dargestellt  ist.  Entweder  sind  es  Vierlinge,  ähn- 
lich wie  z.  B.  in  Fig.  285,  oder  es  sind  Penetrations-Zwillinge,  resp. 
-Drillinge,  wie  sie  in  Fig.  287  angedeutet  sind ;  aber  auch  in  solchen 
Penetrationsviellingen  sind  häuflg  mehr  als  drei  Individuen  meist  sehr 
kompliziert  miteinander  verwachsen.  Derartige  verwickelte  Bildungen 
finden  sich  z.  B.  bei  Krystallen,  welche  nur  die  Flächen  m  und  c  (Fig.  482), 
manchmal  aber  auch  das  Brachydoma  i  zeigen  (Fig.  481)  und  die  sich 
zuweilen  einem  hexagonalen  Prisma  mit  Basis  nähern,  an  dem  aber 
die  Winkel  etwas  von  120®  abweichen   (vergl.  Fig.  285)  und  auch 


Aragonit.  •  599 

oft  stumpfe  einspringende  Winkel  in  der  Richtung  der  Prismenkanten 
über  die  Flächen  hinweggehen.  Die  Zwillingsgrenze  läßt  sich  bei 
diesen  Krystallen  oft  sehr  schwer  erkennen;  zuweilen  an  einer  mehr- 
fachen Streifung  auf  c  in  der  Richtung  der  Achse  a ;  häufig  sogar  nur 
durch  Beobachtung  dünner  senkrecht  zur  Pi'ismenkante  geschliflfener 
Platten  im  polarisierten  Licht  (256),  oder  durch  Anätzen.  Einen 
ebensolchen  cyklischen  Vielling  (Vierling)  von  Individuen,  an  denen 
das  steile  Doma  i  ausgebildet  ist,  siehe  Fig.  481.  Auch  die  spießigen 
Krystalle  Fig.  476  sind  meist  komplizierte  Viellinge  dieser  Art. 

Die  Spaltbarkeit  nach  m  und  b  ist  wenig  deutlich  (Unterschied 
von  Kalkspat).  Der  Bruch  ist  muschlig.  Spröde ;  H.  =  3^ — 4.  G.  = 
2,9—3,0 ;  beide  größer  als  beim  Kalkspat.  Glasglänzend,  durchsichtig  bis 
durchscheinend,  auch  undurchsichtig;  farblos,  gelblich,  grünlich,  bräun- 
lich, rötlich,  violett;  selten  intensiv  gefärbt.  Starke  D.  Br.  — ,  opt. 
A.  E.  bc,  M.  L.  c ;  daher  zeigen  die  Zwillinge  in  Platten  parallel  der 
Basis  die  Lemniskaten  der  Interferenzfigur  (Fig.  356)  für  jedes  In- 
dividuum in  der  seiner  Orientierung  entsprechenden  Lage.  Manche 
Krystalle  sind  idiocyklophan  (250)  und  zeigen  die  Lemniskaten  direkt 
ohne  Polarisationsinstrument,  a  =  1,5301 ;  ß  =  1,6816 ;  y  =  1,6859. 
2JE  =  30<>  14'  (Na-Fl.)  bei  15«  C. ;  bei  steigender  Temperatur  diese  Zahl 
etwas  abnehmend ;  e  <  v.  V.  d.  L.  und  gegen  Säuren  wie  Kalkspat ; 
erhitzt  man  einen  Krystall  im  Glasrohr,  so  zerfallt  er  in  ein  Pulver, 
das  aus  rhomboedrischen  Kryställchen  von  Kalkspat  besteht.  Unter- 
scheidung von  Kalkspat  mittelst  Kobaltnitrat  pag.  584. 

Der  Aragonit  findet  sich  häufig  in  schönen  Krystallen,  die  teils 
auf-,  teils  eingewachsen  sind,  jedoch  weniger  häufig  als  Kalkspat  Bildet 
auch  derbe,  stenglige  und  fasrige  oder  körnige  bis  dichte  Aggregate, 
vielfach  mit  rundlicher  etc.  Oberfläche.  Eingewachsene  Krystalle  in 
Gips  und  Ton,  stets  Viellinge  von  der  Ausbildung  ähnlich  der  Fig.  481 
und  482,  finden  sich  bei  Bastennes  unweit  Dax  in  den  franz.  Pyrenäen, 
bei  Molina  u.  a.  0.  in  Aragonien  (daher  der  Name)  etc.  Aufgewach- 
sene Krystalle  von  derselben  Ausbildung  wie  Fig.  482  im  Keuper- 
mergel  bei  Klein-Sachsenheim  in  Württemberg;  bei  Leogang  im  Salz- 
burgischen und  bei  Herrengrund  in  Ungarn  etc.  auf  Erzgängen ;  sowie 
in  den  Schwefellagem  von  Girgenti  etc.  in  Sizilien;  im  Basalt  der 
Blauen  Kuppe  bei  Eschwege  in  Hessen.  Die  Krystalle  des  Tarno- 
witzit  sitzen  auf  Drusen  im  Pft-  und  Zn-Erze  führenden  Muschel- 
kalkdolomit. Auf  den  Brauneisenerzlagerstätten  bei  Kamsdorf  in 
Thüringen,  am  Iberg  im  Harz,  bei  Httttenberg  in  Kärnten,  bei  Iglo 
in  Böhmen  {Igloit) ;  in  der  Serpentinbreccie  des  Aostatals  in  Piemont  etc. 
spießige  Krystalle  der  Form  Fig.  476.  Solche  Formen,  als  kleine  dünne 
Nädelchen,  zuweilen  zu  kugelförmigen  Drusen  vereinigt,  sind  überhaupt 
sehr  häufig,  z.  B.  auf  Hohlräumen  der  hessischen  und  anderer  Basalte. 


600  Karbonate  und  Nitrate. 

Die  Fonneu  Fig.  474,  475  und  477—480  finden  sich  sehr  schön  in. 
den  Basalttnffen  von  Böhmen  (z.  B.  bei  Horschens  unweit  Bilin). 
Derber  Aragonit  h&nfig;  stenglig,  ähnlich  st^ogligem  KaUupat,  aber 
ohne  Blätterbrache,  z.  B.  bei  H<»'schenz,  und,  eben&Us  im  Basalt- 
tuff,  massenhaft  am  Leidenhöfer  Kopf  bei  Marburg;  parallelfasrig, 
Spalten,  z.  B.  im  Elisenerz  von  H&ttenberg  in  Kärnten,  erfüllend. 
Häufig  als  Sinterbildung,  nicht  selten  mit  nieriger  Oberfläche.  Be- 
kannt sind  die  fasrigen  Maas^  auf  den  Brauneisensteinlagem  von 
Battenberg  in  Käi:nten,  wo  die  eigentümlich  zackigen,  spießigen  und 
ästigen,  einem  Korallenstock  ähnlichen  Formen  der  schneeweißen 
Eisenblüte  (Korallensinter)  auf  dem  Erz  aufgewachsen  sind.  Eüne  noch 
jetzt  vor  sich  gehende  Bildung  dieser  Art  stellt  der  Karlsbader 
Sprudelstein  dar,  eine  Ablagerung  aus  den  heißen  Quellen,  häufig  dünn- 
schalig und  durch  Eisenverbindungen  rötlich.  Eine  ältere,  jetzt  nicht 
mehr  entstehende  Abscheidung  aus  diesen  Quellen  ist  der  Karlsbader 
Erbsenstein^  ein  oolithischer  Aragonit,  jede  einzelne  der  erbsengroßen 
runden  Kugeln  radialfasrig  und  konzentrisch  schalig  und  mit  einem  Quarz- 
kömchen  im  Innern  (KtypeU).  Als  echte  Stalaktiten  findet  sich  Aragonit 
selten  (Antiparos,  Devonshire)*  Viel  weniger  verbreitet,  als  Kalkspat; 
felsbildend  tritt  der  A.  nie  auf,  doch  finden  sich  einzelne  Körner  dem 
Kalkspat  im  Marmor  beigemengt.  Die  fasrigen  Teile  der  Muschel- 
schalen sind  Aragonit  (sog.  Conchit).  Zuweilen  als  Pseudomorphose 
nach  Kalkspat,  ebenso  dieser  nach  Aragonit.  Eine  Pseudomorphose 
nach  Gips  ist  der  Aphrit  {Schaumspat  oder  Si^umkälk)  im  Zechstein 
in  Thüringen,  z.  B.  bei  Gera.  A.  scheidet  sich  besonders  aus  heißen 
Lösungen  von  CaCO^  aus  (vei^L  pag.  584). 

(v.  ZepharoYich,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  1875  Bd.  71 ;  G.  Rose,  Abb.  Berl.  Ak. 
1856,  1858,  1860;  Leydolt,  Sitzgsber.  V^ien.  Ak.  1866  Bd.  19;  Websky,  Zeitachr.  d. 
deutsch,  geol.  Ges.  9,  797;  Schranf,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  62  nnd  65;  Laspeyres, 
Zdtscbr.  f.  Kryst.  I;  S6narmont,  Ann.  chim.  phys.  ser.  3,  Bd.  41,  pa^.  60;  WesChoff, 
DisB.  Freibnrgr  (Schweis)  1899;  Zimanyi,  Zdtschr.  f.  Kryst.  Bd.  81,  1899,  pag.  952). 

Witherit. 

BaCO^,  77,68  BaO.  Rhombisch;  a  :  b  :  c  :  =  0,6032 :  1 :  0,7302. 
m  =  ooP  (110),  W/m  =  117«  48';  i>  =  PoS  (011),  pjp  =  107«  44';  auch 
P  (111),  2P^  (021)  und  OP  (001).  Stets  Zwillingsverwachflu&gen  wie 
beim  Aragonit  Drei  Individuen  sind  meist  zu  einem  Drilling  yer- 
wachsen  und  alle  drei  setzen  sich  über  die  ihnen  gemeinsame  Kante 
hinaus  fort^  so  daß  scheinbare  Dihexaeder  entstehen,  an  denen  die 
Zwillingsgrenzen  durch  die  E.  E.  gehen  (Fig.  483  und  286).  Die 
Erystalle  sind  angewachsen,  häufig  eine  größere  Zahl  solche  dihexsr 
ederilhnlicher  Erystallspitzen  2U  einer  Druse  vereinigt;  meist  derb, 
körnig,  stenglig,  auch  fasrig,  znweilen  Aggregate  mit  rundlicher  Ober^ 
fläche.    Opt  A.  E.  ac,  —  M.  L.  c;  ?>v,  a=  1,740.    Achsenwinkel 


Witberit.    Strontianit.  601 

==26^  30'.  Farblos,  gelblich  oder  grünlich;  glas-  bis  fettglänzend, 
durchscheinend.  H.  =  3^.  G.  =  4,2—4,3.  Undeutlich  spaltbar.  In 
verdünnter,  nicht  aber  in  konzentrierter  HCl  löslich.  V.  d.  L.  leicht 
schmelzbar  und  die  Flamme  gr&n  färbend. 

In  technisch  nutzbaren  größeren  Mengen 
fast  nur  auf  den  BleierzgSngen  im  Eohlen- 
kalk  des  nordwestlichen  England,  in  Cumberland 
(Aiston  Moor),  Northumberland  (Hexham),  Shrop- 
shire  und  Westmoreland  (Dufton).  In  geringer 
Menge  auch  bei  Peggan  in  Steiermark  und  Leo- 
gang in  den  Salzburger  Alpen;  auf  der  Grube 
Himmelsfürst  bei  Freiberg  in  Sachsen  etc.  Zu- 
weilen unter  Beibehaltung  der  Form  in  BaSO^  Fig.  483. 
(Schwerspat)  verwandelt.  Wird  als  Eattengift  und  ^^'^^  ^'  Tschennako 
zur  Herstellung  von  ^o-Präparaten  benutzt    (Litt,  vergl.  Alstonit) 

Aistoni t  Isomorphe  Mischnngr  ▼on  CaCO^  tmd  BaCO^,  also  {Ca,  Ba)  CO^ 
mit  ca.  66  V«  BaCO^^  aber  wechselnd.  Findet  sich  in  fthnUchen,  wie  ein  scheinbares 
DihMueder  gestalteten  Yiellingen,  wie  der  Witberit  (Tergl.  Fig.  489);  von  W.  änfier- 
lich  nicht  zn  unterscheiden.  Bromley  Bill  bei  Aiston  {Bramlif)  mit  Witherit ;  Fallow- 
field  bei  Hexham  in  Northumberland.  (Yergl.  S^narmont,  Ann.  chim.  phys.  3,  ser. 
Bd.  41  pag.  60,  auch  für  Witherit.)    Vergl.  femer: 

Barytocaleit  CaBa C^ 0«  =  CaCO^ -{-  BaCOtj  beide  Karbonate  stets  in  dem- 
selben festen  Verhältnis,  nicht  in  wechselnder  Mischung,  wie  bei  dem  chemisch  sonst 
ganz  fibereinstimmenden  Alstonit,  also  nicht  wie  dieser  eine  isomorphe  Mischung, 
sondern  ein  Doppelsalz.  Kleine,  in  drei  Eichtnngen  deutlich  spaltbare,  monokline 
aufgewachsene  KrystftUchen;  von  denselben  Fundorten  wie  Alstonit,  auch  von  Longban 
in  Schweden.    (Becker,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XII,  1887,  pag.  222.) 

Strontianit. 

SrCO^,  70,3  SrO ;  vielfach  etwas  CaCO^ ;  ein  größerer  Gehalt  beim 
Calciostrontianit  (Emmonit)  von  Brixlegg  in  Tirol  und  aus  Massachusetts 
mit  13%  CaCOg.  Ehombisch ;a:b:c  =  0,6089 : 1 : 0,7237.  m  =  ooP (110) ; 
mim  =  1170  18';  p  =  PS5  (011),  pjp  =  108«  12'.  Kleine  nadelformige, 
auch  größere  spießige  und  prismenförmige  Krystalle ;  vielfach  in  Zwil- 
lings Verwachsung  nach  IN,  wie  Aragonit.  Stets  aufwachsen ;  auch  komm  en 
derbe  strahlige  und  fasrige  Massen  vor.  Farblos,  grünlich,  gelblich. 
Durchsichtig  bis  dorchscheinend,  glas-  bis  fettgläazend.  Optisch  wie 
Aragonit;  A.  E.  6c;  — M.  L.  c;  Achsenwinkel  =  12  •;  ^ <  v.  H.  =  3^. 
G.  =  3,6—3,8.  In  HCl  löslich.  Färbt  die  Flamme  rot  und  schmilzt 
V.  d.  L.  In  kleinen  aufgewachsenen  Erystallen  auf  Erzgängen  bei 
Clausthal  im  Harz,  bei  Bräunsdorf  unweit  Freiberg,  bei  Leogang  im 
Salzburgischen,  Strontian  in  Schottland.  In  größeren  Massen  auf 
Gängen  der  Ki*eideformation  in  der  Gegend  von  Hamm,  Drenstein- 
fürt  etc.  in  Westphalen.     Wird  hier  gewonnen  und  in  der  Zucker- 


602 


Karbonate  und  Nitrate. 


fabrikation,  auch  in  der  Feuerwerkerei  und  zur  Herstellung  von  Sr- 
Präparaten  benutzt. 

(LaspeyreS;  Yerhdlgn.  natnrbist.  Verein  Rheini.-Westph.  Bd.  XXXÜI;  Zeitschr. 
f.  Kryst.  I;  Hessenberg;  Min.  Not.  1870;  Beykircb,  N.  Jahrb.  Min.  etc.  BeU.-Bd.  13, 
1900,  pag.  389.) 

Calciostrontianit  ist  ein  13%  CaCOz  isomorph  beigemischt  enthaltender 
Strontianit;  gnt  krystallisiert  in  den  Fahlerzgmben  bei  Brixlegg  in  Tirol.  Ganz 
ähnlich  ist  der  Emmonit  von  Massachusetts.  Ein  Gemenge  von  Kalkspat  und 
Strontianit  ist  der  Calcistrontit  aus  den  westphälischen  Strontianitgrubeu. 

St r omni t  68,6  SrCO^  und  27,5  BaCO^,  von  der  Orkney-Insel  Stromness  ist 
wohl  ebenfalls  ein  Gemenge,  wahrscheinlich  von  Strontianit  mit  Witherit  oder 
Schwerspat. 

Weifibleierz  (Cerussit). 

PbCO^,  83,52  PbO,  zuweilen  etwas  Ag,  ZnCO^  (bis  7  %,  Iglesiasii 
vom  Mte  Poni  bei  Iglesias  auf  der  Insel  Sardinien).  Rhombisch; 
a:b: c  =  0,6100  : 1 :  0,7230.  Piismen  m  =  ooP  (110);  m;m  =  117^  14'; 
meist  wenig  ausgedehnt  oder  fehlend ;  die  seitlichen  Kanten  gewöhnlich 
abgestumpft  durch  die  häufig  ziemlich  große  Längsfläche  b  =  ooP»  (010). 
Auf  ihr  aufgesetzt  das  Doma  p  =  PS  (011);  pip  =  108^  16'  (oben). 
Sehr  häufig  und  auch  nicht  selten  mit  sehr  ausgedehnten  Flächen 
entwickelt  ist  das  Oktaeder  o  =  P  (111),  das  mit  dem  Brachydoma: 
i  =  ^PBS  (012)  einen  dihexaederähnlichen  Körper  bildet  (Fig.  484), 
der  sich  aber  sofort  durch  das  Auftreten  der  kleinen  Prismenflächen  m 
an  nur  vier  S.  K.  (statt  an  allen  6)  als  nicht  hexagonal  erweist.   Auch 


m 


^^ 


m 


rrc 


Fig.  484. 


Fig.  485. 


Fig.  486. 


Fig.  487. 


in  Fig.  485  tritt  der  hexagonale  Typus  hervor:  m  und  b  bilden  ein 
scheinbar  hexagonales  Prisma,  o  und  i  wie  in  Fig.  484  ein  scheinbares 
Dihexaeder, '  c  die  Basis  OP  (001) ;  hier  sind  es  die  Brachydomen  p 
und  X  =  3Poo  (031),  welche  die  richtige  Erkenntnis  der  Krystalle 
sofort  vermitteln.  Solche  steilere  Brachydomen  sind  eine  häufige 
Erscheinung,  es  kann  noch  s  =  4Poo  (041)  erwähnt  werden.  Auch 
die  Quei-fiäche  fehlt  nicht.  Überhaupt  ist  die  Zahl  der  einfachen 
Formen  sehr  groß,  ebenso  die  der  Kombinationen.  Daß  diese  nicht 
Immer  sich  hexagonalen  Formen  nähern,  zeigt  Fig.  486:  das  Okta- 
eder 0  wird  durch  Vorherrschen  von  b  tafelfoimig ;  die  Prismenflächen  m 


Weißbleierz.  603 

und  e  =  ooP3  (130)  sind  klein.  Letztere  Kombination  tritt  in  den 
sehr  häufigen  Zwillingen  nach  m  nicht  selten  auf:  es  sind  meist  Pene- 
trationsdrillinge mit  einspringenden  Winkeln  h\h  (Fig.  487).  Zwillings- 
bildung ist  auch  nach  e  beobachtet  derartige  Verwachsung  ist  aber 
seltener. 

Spaltbarkeit  nach  m  wenig  deutlich ,  muschliger  Bruch ;  H.  «= 
3 — 3^;  spröde.  G.  =  6,4—6,6.  Durchsichtig  bis  durchscheinend; 
ausgezeichneter  fettartiger  Diamantglanz.  Farblos,  wasserhell,  auch 
gelb,  grau,  blau,  grün,  schwarz  (durch  Beimengung  von  Bleiglanz  etc., 
Schwarzbleierz).  D.  Br.  — ,  stark;  opt.  A.  E.  ac\  M.  L.  c.  ?>«;. 
2-B  =  17^  8'.  Sehr  hohe  Brechungskoeffizienten  und  starke  Dis- 
persion: y  =  2,0780;  ß  =  2,0763;  a  =  1,8037  (iVa-Fl.)  bei  18 «  C. 
V.  d.  L.  heftig  dekrepitierend ,  leicht  schmelzend  und  leicht  zu  Pb 
reduziert.  Auf  Kohle  Bleibeschlag.  In  JUTOg  unter  Aufbrausen 
löslich,  auch  in  Kalilauge  gelöst. 

Das  W.  ist  ziemlich  verbreitet.  Ausgezeichnete  Krystalle,  stets  auf- 
gewachsen, sind  häufig ;  sie  finden  sich  meist  mit  Bleiglanz  zusammen 
und  auf  ihm  aufsitzend,  und  sind  wie  überhaupt  alles  W.  ein  Ver- 
witterungsprodukt des  Bleiglanzes.  Daher  besonders  am  Ausgehenden 
der  Bleiglanzlagerstätten,  aber  nach  unten  hin  verschwindend.  Auch 
stenglige  und  fasrige  Aggregate  (Clausthal  und  Zellerfeld  im  Harz) 
sowie  derbe  Massen.  Besonders  bekannte  Fundorte  sind :  Badenw^eiler 
im  Schwarzwald;  Commern  in  der  Eifel  mit  dem  Bleiglanz  im 
Knottenerz  in  einzelnen  Kömern  im  bunten  Sandstein,  oder  es  ist 
auch  der  ganze  Sandstein  mit  Weißbleierz  durchtränkt,  welches  dann 
geradezu  das  Bindemittel  der  Sandkörner  bildet ;  Bemkastel  a.  d.  Mosel, 
Braubach  und  Ems  in  Nassau;  im  Siegenschen;  bei  Johanngeorgen- 
stadt,  Freiberg  u.  a.  0.  im  Erzgebirge;  Tamowitz  in  Schlesien  (hier 
auch  als  Pseudomorphose  nach  Phosgenit);  Mies  und  Pribram  in 
Böhmen ;  Bleiberg  in  Kärnten ;  Kirlibaba  in  der  Bukowina ;  Rezbanya 
und  Sazka  im  Banat;  Insel  Sardinien  an  mehreren  Orten;  LeadhUls 
in  Schottland;  Barnaul  am  Altai;  Nertschinsk  in  Transbaikalien.  In 
größerer  Menge  bei  Leadville  in  Colorado  und  bei  Broken  Hill  in 
Australien  und  dann  ein  nicht  unwichtiges  Bleierz.  Meist  ist  aber 
das  Vorkommen  dazu  zu  spärlich.    Selten  als  Versteigerungsmittel. 

Zuweilen  ist  W.  mit  Ton,  Eisenoxyd,  Kalk  etc.  gemengt  und  bildet 
dann  die  braune,  dichte,  häufig  knollige,  durch  ihr  hohes  Gewicht  sich 
auszeichnende  sog.  Bleierde,  welche,  wie  das  reine  W.,  wenn  sie  in 
etwas  größerer  Menge  vorkommt,  auf  Blei  verhüttet  wird.  Das  W.  bildet 
Pseudomorphosen  nach  Bleiglanz  (Beresowsk)  und  Brauneisenstein 
(Friedrichssegen  bei  Ems  in  Nassau),  Phosgenit  (s.  o.)  etc. 

(▼.  Kokscharow,  Materialien  (vergl.  3),  an  mehreren  Stellen;  v.  Zepharovich, 
Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  LXn,  1870:  Sclirauf,   Tschermaks  Mineralog.  Mitthlgn. 


604  Karbonate  und  Nitrate. 

1873;  Sadebeck,  Pogg.  Ann.  Bd.  156,  pag.  068,  1876;  Seligmann,  N.  Jahrb.  fte 
Min.  etc.  1880,  I,  pag.  338;  Ohm,  N.  Jahrb.  f.  Min.  Beil.-Bd.  13,  1899,  pag.  1; 
V.  Ooldschmidt,  ibid.  15,  1902,  pag.  562;  AI.  Schmidt  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  6,  1882, 
pag.  545;  Jerewejew,  ibid.  7,  1883,  pag.  637;  Liweh,  ibid.  9,  1884,  pag.  512.) 


b)  Wasserhaltige  Karl)onate* 

ATkaJihaUige. 
Soda  (Natron). 

Na^CO^  .  lOfljO;  verliert  an  der  Luft  H^O  und  bildet  Na^CO^ .  H^O. 
Monoklin;  a  :h  :  c  =  1,4186  :  1  : 1.4828;  /?=  122«  20^.  Natärliche 
Erystalle  unbekannt;  nur  weiße,  kömige  und  stenglige  krustenartige 
Überzüge  und  Ausblnhungen  des  Bodens,  z.  B.  in  der  Nähe  von  De- 
breczin  in  Ungarn.  Besonders  zu  erwähnen  ist  die  im  Wasser  der 
Natronseen  in  TJnterägypten  aufgelöste  Soda,  die  beim  Verdunsten 
desselben  mit  anderen  Salzen:  Steinsalz,  Thermonatrit^  Trona  etc^ 
gemischt  sich  in  Massen  ausscheidet  und  dann  gewonnen  und  in  den 
Handel  gebracht  wird.  Reich  sind  auch  gewisse  Gegenden  in  Nord- 
amerika, z.  B.  im  Staate  Nevada  und  im  südöstl.  Kalifornien,  mit 
Borax ;  sowie  die  Salzseen  (Lagunillas)  von  Merida  in  Venezuela ;  auch 
in  Ostindien.  Auf  neueren  Laven  am  Vesuv,  Ätna,  auf  Teneriffa  etc., 
sowie  auf  Gneiß  bei  Bilin,  in  geringer  Menge. 

Thermonatrit  NotCOz . H%0.  Bhombisch ;  ähnlich  der  Soda.  Findet  sich 
mit  derselben  in  den  genannten  Ansblühnngen  nnd  in  den  Ausscheidungen  der 
Natronseen.    Entsteht  ans  Soda  dnrch  freiwilligen  Wasserverlnst  an  der  Lnft. 

Trona  (ürao). 

H^Na^C^O,^ .  4H^0=Ma^0  .  4(70, .  bH^O.  Monoklin.  Meist  perl- 
mutterglänzende, aus  strahligen  Blättchen  zusammengesetzte  Platten,  die 
aus  der  Gegend  von  Fezzau  massenhaft  in  den  Handel  komn^en  (Trona). 
Findet  sich  auch  mit  der  rohen  Soda  der  ägyptischen  Natronseen; 
ebenso  aus  den  Lagunillas  bei  Merida  in  Kolumbien  ausgeschieden 
(ürao).  Löst  sich  in  Wasser,  wird  aber  dabei  zersetzt ;  sie  krystalliaiert 
nicht  mehr  ans,  sondern  es  bildet  sich  Soda.  Verwittert  nicht  wie 
Soda  an  der  Luft,  daher  in  der  Gegend  von  Fezzan  als  Baustein  ver- 
wendet.   Ist  überall  von  Steinsalz  und  Glaubersalz  begleitet. 

Firssonit  Na^COt .  CaCOt .  2B>tO.  GroOe  farblose,  sehr  spröde  KrystaUe  im 
den  Ausscheidungen  der  kalifornischen  Boraxaeen.    Sie  sind  rhombisch  nnd  hemimorph. 

Gay-Lu9»it  (Natrocalcit).  aYogCO,  .  CaCO^  .  5J5r,0.  Monokline,  farblose 
durchsichtige  Erystalle  mit  Urao  in  den  Lagunillas  bei  Merida  in  Columbien  im  Tob 
eingewachsen,  auch  in  Nevada  und  Kalifornien  in  den  Soda-  und  Boraxdistrikten. 
Durch  H^O  wird  Na^COt  ausgelangt  und  es  bleibt  CaCOt.  So  sollen  die  sog.  Gertten- 
kömer  (Thinolit,  Jarrowit),  welche  bei  Sangerhausen  u.  a.  0.  im  Ton  liegen,  ent- 
standen sein,  die  also  Pseudomorphosen  von  CaCO^  nach  G.  darsteUen  würden.  (Annini, 


Wasserhaltige  Karbonate.    Malachit.  605 

ZeitBchr.  f.  Kryst.  Bd.  VI,  1881;  Edw.  8.  Dana,  Bull.  ü.  S.  geol.  Burvey.  No.  12, 
1884;  Treohman,  Zeitschr.  f.  Kiyst.  XXXV,  1901,  283.) 

Wasserhaltige  Magnesiakarbonate  sind: 

Nesquehonit  MgCO^.SHiO;  ist  ein  strahlig-fasriges  oberflftchlichee  Zer- 
setcangsprodakt  äeßLamfordity  ^gCOz . H^MgO^ ,2lM^0f  der  in  einer Anthra- 
dtgrube  bei  Lansford  in  Pennsylvanien  weiße  paraffinähnliche  Stalaktiten  bildet, 
welche  am  Ende  Gruppen  trikUner  Xiystälkhen  zeigen. 

Von  fthnlicher  ZiuammeDsetsuig,  wie  der  L.,  aber  weit  wasserttnner  sind: 

Hydromagnesit  SMgCO^ . H%MgOi . ZH%0.  Kleine  monokline  Krystälkheu, 
aber  meiat  kryptokiystallinische,  rundliche,  glatte  Knollen  von  erdigem  oder  musche- 
ligem Bruch  und  weißer  Farbe,  sowie  radialstenglige  Aggregate.  Zersetzungsprodukt 
des  Serpentins:  Kumi  auf  Eub6a,  Hoboken  bei  New-Tork,  Texas  in  Pennsylvanien, 
Hrubachütz  in  Mähren,  Kraubat  in  Steiermark.  Findet  sich  auch  im  Ftedaztit  und 
FencaÜt  von  Predazzo,  pseudomorph  nach  Periklasoktaederchen.  Mehrfach  ist  der 
H.  mit  anderen  Substanzen  gemengt  und  dann  besonders  benannt  worden:  Lancas- 
terit,  Lancaster  in  Pennsylvanien,  gemengt  mit  Brucit.  Hydrodolomit  vom 
Vesuv  mit  dolomitischem  Kalk  etc. 

HydrogiobertU.  MgCOt  .  HfMgOt  .  2J7sO.  Rundliche  hellgraue  Knollen  im 
Augitporphyzit  von  Pollena  in  Italien. 

Ariinif.  MgCOz ,  H^gO%  ,  H%0.  Zierliche  schneeweiße  Büschel,  die  aus 
feinen  prismatischen  Kryställchen  bestehen;  mit  Asbest  im  Val  Lanterna  (Veltlin). 

(7w-,  Z»-,  Ni-  etc.  haltige. 

MalacMt. 

Cu^CO^  .H^0  =  2CuO .  CO^  .  H^O  =  H^CuO^ .  CuCO^,  71^5  CuO, 
19,94  CO^ ;  57,4  Cu.  Monokline,  nadelfönnige  ErystäUchen,  in  zwei 
aitfeinander  senkrechten  Biehtangen,  nach  der  Längsfläche  und  senkrecht 
dazu  ToUkommen  spaltbar.  Es  sind  meist  Zwillinge  nach  der  Quer- 
flftche;  selten  in  dentlicher  Ansbüdnng.  Sie  seheinen  anf  den  ersten 
Mek  Aombisch  zu  sein  nnd  sind  zu  Bflscheln,  Sternen  und  ähnlichen 
Dmsen  yereinigt.  Häufiger  findet  man  fasrige  Aggregate,  die  Fasern 
laufen  oft  von  einem  Mitt^punkt  aus  und  die  Oberfläche  ist  nierig  und 
traubig;  parallel  mit  der  runden  Oberfläche  gehen  häufig  Absonderungs- 
flächen  durch  die  glaskopfartige  Masse,  nach  welchen  manchmal  ein  nur 
geringer  Zusammenhalt  besteht.  Selten  dicht.  Spröde ;  H.  =  3^—4 ; 
G. ««  3,6—4,0.  Ziemlich  dunkel  grftn,  am  nämlichen  StIIck  in  etwas  ver- 
schiedenen Nuancen  und  in  verschiedenen  Zeichnungen ;  auf  der  rund- 
lichen Ob^^äche  oft  schwarz.  Der  Strich  ist  heller  grftn.  Perlmutter- 
glänzend, auch  seidengiänzend  und  matt;  durchscheinend  bis  undurch- 
sichtig. In  Säuren  unter  Aufbrausen  löslich;  auch  in  Ammoniak 
löslich.  V.  d.  L.  auf  Kohle  schmelzbar  und  zu  Cu  reduziert.  Im 
Kolben  geht  H^O  fort  und  die  Probe  wird  schwarz.  Entsteht  leicht 
und  häufig  durch  Verwitterung  aus  allen  anderen  Kupfererzen,  nach 
denen  er  häufig  Pseudomorphosen  bildet:  so  nach  ged,  Kupfer,  Rot- 
kupfererz (Chessy  bei  Lyon),  Kupferlasur,  Atakamit  etc.;  auch  nach 


606 


Karbonate  und  Nitrate. 


Fahlerz,  Kupferglanz  und  Kupferkies.  Findet  sich  häufig  mit  anderen 
Kupfererzen,  auch  mit  Eisenerzen,  aber  meist  nicht  in  sehr  großen 
Mengen,  am  massenhaftesten  und  reinsten  in  einigen  uralischen  Gruben, 
wo  er  u.  a.  in  einzelnen  centnerschweren  reinen  Blöcken  vorgekommen 
ist,  so  bei  Bogoslo wsk,  Nischne-Tagilsk ,  Medno-Rudiansk ,  Onme- 
schewsk  etc.  Wird  hier  zu  Schmuckgegenständen,  Schalen,  Vasen  etc. 
verarbeitet  Andere  Fundorte  sind,  wie  dort  besonders  am  Ausgehenden 
von  Kupfererzlagerstätten:  Dillenburg,  Rheinbreitbach,  im  Westerwald, 
im  Siegenschen,  bei  Moldawa  im  Banat,  in  Comwall,  an  vielen  Orten 
in  Amerika,  in  Australien  etc.  Selten  ist  es  in  solcher  Menge  vor- 
handen, daß  es  als  Ctt-Erz  verwendet  werden  kann. 

Kalkmalachit  Ton  Lauterberg  am  Harz  ist  ein  Gemenge  mit  Gips.    Atlas it 
von  Chanarcillo  in  Chile  ein  solches  mit  Atacamit.     Anch  Mysorin  ist  unreiner  M. 


Knpferlasnr  (Azurit,  Chessylith). 

Cxi^C^O,  .  H^O  =  3CwO  .  2CO3  .  ÄjO  =  H^CuO^  .  2CuC0^.  69,21 
CtiO,  25,57  CO^,  5,22  H^O;  55,2  Cu,  Monoklin.  Meist  kurzsäulen- 
förmige oder  tafelförmige  Krystalle  bildend.  m  =  ooP  (110),  mim  = 
99^  32'  (vom),  häufig  mit  dem  schiefen  Prisma  k  =  —  P  (111),  kik  = 

106^  14'  (vom)  und  der  Basis 
c  =  OP  (001)  zusammen;  c/m 
=  9V  48'.  Diese  Kombination 
noch  mit  dem  auf  die  seitliche 
Prismenkante  aufgesetzten  Kli- 
nodoma  l  =  ^^oo  (013)  gibt 
Fig.  488.  Die  Querfläche  a  = 
auf   ihr    ist   vorn    und   hinten 


(^     s    /k 


Fig.  488. 


Fig.  489. 


ooPoo  (100)  ist  häufig  (Fig.  489); 
noch  eine  Schiefendfläche  s  =  —  ^Poo  (102)  und  s'  =  +  i^oo  (102) 
aufgesetzt,  ajs  =  137^  12';  ajs'  =  134^  56'.  Die  Längsfläche  ist 
selten ;  häufiger  ein  hinteres  schiefes  Prisma  rc  =  -f-  ^P  (112),  dessen 
mittlere  Kante  von  s*  gerade  abgestumpft  wird.  Namentlich  ist  aber 
häufig  eine  Reihe  von  Klinodomen  entwickelt,  deren  Flächen  auf  die 
seitliche  Kante  mjm  aufgesetzt  sind  und  deren  in  der  S.  E.  liegende 
Kanten  von  c  gerade  abgestumpft  werden ;  so  p  =  Poo  (011)  neben 
dem  schon  erwähnten  l  c,  /,  p,  und  die  anderen  noch  in  dieser  Weise 
vorkommenden  Klinodomen  liegen  also  alle  in  einer  Zone  und  schneiden 
sich  in  parallelen  Kanten.  a:b:c  =  0,8461 : 1 :  0,8802 ;  /J  =  92«  21'. 
Nach  p  ziemlich  deutlich  spaltbar;  Bruch  muschlig.  H.  =  3^ — 4, 
Spröde.  G.  =  3,7 — 3,8.  Glasglänzend,  durchscheinend,  dunkelblau  mit 
hellblauem  Strich.  Opt.  A.  E.  J^  a  c;  -f-  M.  L.  in  der  S.  E.  ac  nach 
hinten  geneigt,  und  zwar  gegen  Achse  a  unter  75  ®.  ?  >  v.  Großer 
Achsenwinkel.  V.  d.  L.  etc.  wie  Malachit,  in  den  sie  nicht  selten  sich 
verwandelt,  wobei  sie  grün  wird.     Die  Krystalle  sind  meist  aufge- 


Knpferlasnr.  607 

wachsen;  auch  wohl  eingewachsen,  zu  Gruppen  yereinigt,  z.  B.  im 
Ton  die  ausgezeichneten  Krystalle  von  Chessy  bei  Lyon.  Oft  derb, 
erdig  und  in  kleinen  Kugeln;  mit  anderen  Kupfererzen,  sparsamer 
als  Malachit,  aber  meist  besser  krystallisiert.  Bulach  im  Schwarz- 
wald, Moldawa  im  Banat,  Cornwall,  Ural,  Altai,  Südamerika,  Austra- 
lien etc.  Mit  die  schönsten  und  flächenreichsten  Krystalle  finden  sich 
auf  der  Copper  Queen  Mine  in  Arizona. 

(Schrauf,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  1871,  Bd.  64,  123 ;  Zippe,  Krystallgestalten  der 
Eüpferlasar,  Prag  1830,  und  Pogg.  Ann.  Bd.  22  pag.  393  (Cheäsy).) 

Zinkblüte  (Hydrozinkit).  ZnzCOf,. 211^0  mit  lh,U  ZnO,  Hellgelbe  oder 
weiße,  erdige  oder  dichte,  zuweilen  nierenförmig  begrenzte  Ernsten  oder  stalakti- 
tische Massen  mit  Gbdmei;  Raibl  nnd  Bleiberg  in  Kärnten,  Mte  Poni  in  Sardinien, 
Spanien  etc. ;  z.  T.  noch  heute  als  Verwitterungsprodukt  von  Zinkblende  und  Galmei 
sich  bildend.  Messingblüte  ist  eine  Zinkbltlte,  wo  18%  CuO  einen  Teil  des 
2^0  ersetzen;  sie  bildet  hell  grünlich-blaue  fasrige  Aggregate  auf  den  Zinkerz- 
lagerstätten von  Santander  in  Spanien.  Der  hellgrüne  Aurichalcit^  der  un- 
deutliche Krystallnädelchen  auf  Brauneisenstein  und  Kalkspat  bei  Loktewsk  im 
Altai  bildet,  ist  dasselbe.  Der  grüne  und  blaue  fasrige  Buratit  von  dort  enthält 
auch  CaO,  Die  Bildung  dieser  Mineralien  ist  durch  Verwitterung  der  Zinkerze  bei 
Gegenwart  von  Kupfererzen  erfolgt. 

Hydrocerussit  H^FbOi . SPbCO^.  Farblose  Plättchen  auf  ged.  Blei  bei 
Longban  in  Schweden. 

Nickelsmaragd.  Ni^PO^ . 6J7e 0,  bildet  dünne  smaragdgrüne  kleintraubige 
Überzüge  auf  Chromeisenstein  von  Texas  in  Pennsylvanien  (Texasit),  Cap  Ortegal 
in  Spanien  (Zaratit),  Insel  Unst  etc. 

Basische  wasserhaltige  Karbonate  von  Wismut  gibt  es  mehrere:  Bismutiti 
BitCOji .  H2O,  schmutzig  grün  und  -gelb,  auf  Spateisenstein  von  UUersreuth  im  Voigtlande 
mit  ged.  Wismut.  Wismutspat:  2BisC^0ii  .9H^0j  weiß,  dem  Galmei  ähnlich,  in 
den  Goldgruben  von  Chest^rfield  in  Süd-Karolina  und  in  Mexiko,  hier  in  größeren 
Mengen.  Beide  genannte  Mineralien  sind  vielleicht  nicht  wesentlich  verschieden; 
beide  sind  Verwitterungsprodukte  von  Bi  und  Bi^Sf  Diese  Bt-Karbonate  enthalten 
etwa  90%  Bi^O^.  Ein  ähnliches  Hydrokarbonat  von  Wismut  findet  sich  auch  im 
Corr^ze-Departement  in  Frankreich  in  Mengen,  welche  den  Abbau  lohnen.  Der 
Bismutosphärit  mit  ged.  Wismut  von  Neustädtl  bei  Schneeberg  in  Sachsen  ist 
wasserfreies  Bi2C0ii  und  bildet  gelbe  bis  braune  radialfasrige  Kügelchen. 

Lanthanit  (Hydrocerit).  (ia,  Di)i  Og .  3C0g . 9JTaO  von  der  Bastnäsgrube 
bei  Kiddarhyttan  in  Schweden  mit  Cerit.  Auch  Yttriumkarbonat  wird  angegeben 
(Tengerit);  weißes  Pulver  auf  Gadolinit  bei  Ytterby  in  Schweden. 

Verschiedene  uranhaltige  Karbonate  sind  Zersetzungsprodukte  des  Uran- 
pecherzes. Der  rhombische  gelhhchgr^e  Schröckingerit  von  Joachimsthal  ist  ein 
Hydrokarbonat  von  Uran,  üranothallit  2CaC0s  .  f/CgOa  . lO^sO,  daher  auch 
Urankalkkarbonat.  Bildet  Anflüge  und  kleine,  zeisiggrüne,  sechsseitige  Plättchen 
auf  Uranpecherz  von  Joachimsthal  im  Erzgebirge.  Sehr  ähnlich  ist  der  apfelgrüne 
Liebigit  von  Adrianopel  und  der  kanariengelbe  Bandit  von  Frankford  bei  Phila- 
delphia.   Außerdem  noch  Cu  enthält  der  smaragdgrüne  Voglit  von  Joachimsthal. 

DerD  awsofiit  soll  ein  monoklines  Aluminiumnatriumkarbonat,  NaiÄl2C2  0% .  ^H^O 
=  Na^O.  AkOi .  2CO2 .  2^jO  sein.    Er  bildet  dünnblättrige  und  fasrige  farblose  Ag- 


60S  Silikate. 

gregate  im  zixmoberfttlirendeii  Dolomit  ron  Pian  Castagnaio  bei  Siena  in  Toskana 
und  auf  Klüften  eines  Feldspatgangs  bei  Montreal  in  Kanada. 

Wasserhaltige  Verbindungen  der  seien  igen  8änre  sind: 
Chalkome%it  CuSeO^.^EtO^CuO.SeOt.^StO.  Dttnne  blane  Kruateu 
monokliner  Kryställchen  auf  dem  bnntkupfererzähnlichen  Umanglt  y(hi  der  Sierra 
Umanga  in  Argentinien.  Ebendort  Molyhdomenity  weiße  perlmutterglänzende 
Pl&ttchen,  wahrscheinlich  yon  selenigsanrem  Blei.  Kohaltomenitj  pfirsichbitttrote 
monokline  Kryställchen  von  selenigsanrem  Kobalt,  neben  weißen  Fäserchen  yon  sele- 
niger Säure,  alles  Umwandlungsprodiücte  vom  Sdenmetalleu. 

Verbindungen  der  tellurigen  Säure  siehe  unten  in  Klasse  XII. 


VII.  Klasse. 
Silikate. 

Die  Klasse  der  Silikate  ist  die  umfangreichste  und  wichtigste  von  allen.  Nicht 
nur  umfaßt  sie  mehr  Spezies  als  die  anderen  Klassen  zusammen,  sondern  auch 
Mineralien  von  besonders  großer  Verbreitung,  die  in  dem  Aufbau  der  festen  Erd- 
kruste und  ihrer  Gesteine  neben  Quarz  und  Kalkspat  die  grOfite  Bolle  spielen. 
Hierher  gehören  u.  a.  die  Familie  der  Feldspate  und  der  leMspatähnlichea  Mmeralien, 
der  Pyroxene  und  Amphibole,  der  Glimmer  und  Ohlorite  und  manche  andere. 

Die  chemische  Zusammensetzung  der  Silikate  ist  zuweilen  sehr  einfach,  in  den 
meisten  Fällen  aber  kompliziert,  so  besonders  bei  den  tonerdehaltigen  (segenasnten 
Alumosüikaten).  Daher  ist  es  viellach  noch  nicht  gelungen,  die  Konstituti<Hi  nach  den 
Gesetzen  der  modernen  Chemie  festzustellen  und  die  Verbindungen  mit  Bestimmtheit 
als  saure,  neutrale  oder  basische  Salze  auf  eine  der  verschiedenen  Kiesekftiiren  zn  be- 
ziehen. Jedenfalls  sjdelen  eine  wichtige  Bolle  die  Orthokieselsänre,  S^O^,  nnd  die 
Metakieselsäure  HtSiOg,  deren  Salze  als  QrthosOikate  (früh»  auch  SJnguleailikate) 
nnd  als  Metaailikate  (früher  Bisilikate)  bezeichnet  werden.  Ein  Beispid  für  die 
eisteren  bildet  der  Olivin:  Mg^^^iO^y  für  die  letzteren  der  Enstatit:  MgSiO^,  Außer- 
dem werden  noch  manche  Silikate  bezogen  auf  die  Diorthokieselsftnre  H^Si^Of  (z.  B. 
Barysilit:  PhsSnO^),  die  Dimetakieselsäure  S^ShOi^  (z.  B.  Petalit:  LiAl  (SitOMi 
sowie  auf  die  Polykieselsäure  S^SitOs  (sog.  Trisilikate,  z.  B.  Orthoklas:  KAWi^Os)- 

Viele  natürliche  Silikate  können  mit  gleicher  Wahrscheinlichkeit  mehreren 
dieser  Kieselsäuren  zugeschrieben  werden.  Eine  Schwierigkeit  der  sicheren  Deutung 
bestdit  (abgesehen  von  der  vielfach  noch  ungenügenden  Analyse,  naneatlich  bei 
Gegenwart  zahlreicher  z.  T.  quantitativ  schwierig  bestiHunbarer  Elemente)  in  den  eehr 
verbreiteten  isomorphen  Mischungen,  und  hauptsächlich  darin,  daß  es  »och  nidut  ge- 
lungen ist,  die  Silikate  in  ähnlicher  mannigfaltiger  Weise  willkürlich  umsnäiMlem, 
wie  es  in  der  organischen  Chemie  mit  den  Kohlenstoffverbindungen  geschieht.  Einen 
teüweisen  Ersatz  hierfür  bilden  die  allmählichen  natürlichen  UmwandlungspTOzesse, 
die  die  Mineralien  bei  der  Verwitterung  und  Zersetzung  erl^den.  Die  genaue 
Untersuchung  dieser  langsamen  chemischen  Veränderungen  gestattet  nicht  selten 
einen  Einblick  in  den  inneren  Aufbau  der  ursprünglichen  Substanz.  Besonders  die 
Pseudomorphosen  sind  hier  von  Wichtigkeit,   die  die  letztere   an   der  Form  mit 


Silikate.  609 

Bestimmtheit  erkennen  lassen.  Wegen  der  hänfigen  Unsicherheit  der  Eonstitation  wird 
hier  von  dieser  ganz  abgesehen  und  die  Zusammensetzung  der  Silikate  nur  durch  em- 
pirische Formeln  angegeben,  die  die  Analysenresultate  in  der  oder  jener  Form  zum 
Ausdruck  bringen. 

Die  meisten  Silikate  sind  wasserfrei  (275).  Manche  von  diesen  enthalten  Wasser- 
stoff oder  Hydroxyl,  letzteres  nicht  selten  als  teilweisen  isomorphen  Ersatz  ffa  Fluor. 
Viele  andere  geben  aber  schon  bei  verhältnismäßig  niedriger  Temperatur  Wasser  ab, 
das  nachher  wieder  aufgenommen  werden  kann ;  sie  stellen  Erystallwasserverbindungen 
der  Silikate  dar.  In  zahlreichen  Fällen  ist  es  unmöglich,  sicher  zu  entscheiden, 
ob  das  beim  Erhitzen  entweichende  Wasser  Eiystallwasser  oder  Konstitutionswasser 
ist.  Die  Erystallwasser  enthaltenden  Silikate  sind  ausnahmslos  sekundären  Ursprungs ; 
es  sind  Umwandlungsprodukte  anderer,  wasserfreier  Mineralien,  oder  bei  deren  Zer- 
setzung entstandene  Neubildungen. 

(Tschermak,  Min.  Mittlgn.  I,  1872,  93 ;  Brauns,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1882,  1, 1 
und  1894,  n,  205;  Vemadsky,  Ztschr.  f.  Kryst.  XXXIV,  1901,  37;  Groth,  Tabella- 
rische Übersicht  der  Mineralien,  4.  Aufl.  1898;  F.  W.  Clarke,  Amer.  Chem.  Journ. 
Bd.  10,  1888,  120;  Bd.  13,  1891,  pag.  277;  Bull.  U.  S.  geol.  Survey,  Bd.  60,  1890, 
pag.  13,  Bd.  126,  1895;  F.  W.  Clarke  und  Schneider,  Amer.  Journ.  Bd.  110,  1898 
und  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  18,  1891,  pag.  391.) 

Was  die  SystenuUik  der  Silikate  anbelangt,  so  werden  zunächst  nach  dem 
Wassergehalt  die  beiden  Hauptabteilungen  der  wasserfreien  und  der  wasserhaltigen 
Silikate  unterschieden,  doch  ist  diese  Trennung  aus  dem  oben  erwähnten  Grund  keine 
besonders  scharfe.  Da  bei  der  Unkenntnis  der  Konstitution  der  meisten  Silikate  eine 
rationelle  Einteilung  auf  chemischer  Grundlage  zur  Zeit  noch  nicht  möglich  ist,  so 
erfolgt  in  beiden  Hauptabteilungen  die  Anordnung  der  Spezies  im  allgemeinen  nach 
dem  abnehmenden  Kieselsäuregehalt.  Doch  ist  diese  Aufeinanderfolge  nicht  durch- 
weg streng  festgehalten,  denn  zahlreiche  Silikate  bilden  auf  der  Gesamtheit  ihrer  Eigen- 
schaften beruhende  natürliche,  z.  T.  isomorphe  Gruppen,  die,  unabhängig  von  dem 
oft  sehr  verschiedenen  Kieselsäuregehalt,  vereinigt  geblieben  sind.  Auch  sind  an 
viele  wichtigere  Spezies,  ebenfalls  unabhängig  vom  Kieselsäure-,  sowie  vom  Wasser- 
gehalt, gewisse  andere  weniger  bedeutende  angeschlossen,  die  zu  ihnen  auf  Grund 
einzelner  Eigenschaften  nähere  Beziehungen  erkennen  lassen.  Das  säurereichste  aller 
Silikate,  der  Neptunit,  ist  wegen  seines  erheblichen  Titansäuregehalts  anhangsweise 
an  den  Titanit  angereiht  und  wird  bei  den  Titanaten  beschrieben  werden. 

Unter  den  wasserfreien  Silikaten  sind  manche,  die  in  alten  Gesteinen,  wie  im 
Granit,  Syenit,  Gneiß  etc.  ein  vollkommen  anderes  Aussehen  haben,  als  in  jüngeren 
vulkanischen,  Trachyten,  Basalten  etc.,  so  daß  sie  anfänglich  für  etwas  ganz  ver- 
schiedenes gehalten  und  mit  besonderen  Namen  belegt  worden  sind.  In  jenen  sind 
sie  trübe  und  mehr  oder  weniger  stark  gefärbt,  „frisch'',  wie  man  zu  sagen  pflegt; 
in  diesen  sind  sie  glänzend,  durchscheinend  bis  völlig  durchsichtig,  nicht  selten  farblos 
wasserhell,  „glasig".  Dieser  Unterschied  zwischen  dem  frischen  und  glasigen  Zu- 
stande eines  Minerals  beruht  auf  unwesentlichen  Abweichungen,  zuweilen  auf  einge- 
tretener Umwandlung.  Der  „glasige''  Zustand  ist  der  ursprüngliche,  der  „frische*^ 
oft  durch  beginnende  Verwitterung  entstanden.  In  dieser  Beziehung  steht  wohl 
der  „glasige"  Feldspat  (Sanidin)  der  jüngeren  vulkanischen  Gesteine,  Trachyte  etc. 
zum  „frischen"  (Orthoklas)  der  alten  Granite,  Syenite,  Gneiße  etc.  Die  Benennung 
„frisch"  ist  danach  eigentlich  ganz  unrichtig. 

a)  Wasserfreie  Silikate. 

Sie  umfassen  die  große  Masse  der  Silikate.  Wasser  entweicht  beim  Erwärmen 
nicht,  oder  doch  erst  in  der  Glühhitze  {H  oder  OH). 

Bauer,  Mineralogie.  39 


610 


Silikate. 


Gruppe  des  Feldspate, 

Die  Feldspate  sind  die  wichtigsten  Silikate.  Sie  bilden  den 
Hauptbestandteil  der  meisten  der  in  der  Erdkruste  so  verbreiteten 
krystallinischen  SiUkatgesteine. 

Es  sind  chemisch  analog  gebaute  Alkali-Tonerde-Silikate  von  der 
Härte  =  6,  die  neben  der  nie  fehlenden  Tonerde  entweder  nur  Kali, 
oder  nur  Natron  oder  nur  Kalk  (selten  auch  Baryt),  enthalten.  Häufig 
sind  aber  auch  mehrere  dieser  alkalischen  Bestandteile  in  wechselnden 
Verhältnissen  nebeneinander  vorhanden,  entsprechend  Mischungen  jener 
Grundverbindungen  mit  nui*  einem  einzigen  Alkali  in  verschiedenen 
relativen  Mengen.   Die  teils  monoklinen,  teils  tnklinen  Erystallformen 
stimmen  trotz  der  Verschiedenheit  der  Symmetrie  in  den  Winkeln 
sehr  nahe  nberein.    Alle  Feldspate  bilden  daher  eine  isomorphe  Reihe. 
Große  Analogie  zeigen  zunächst  die  chemischen  Formeln  der  ein- 
zelnen Grundverbindungen,  die  nach  ihrem  alkalischen  Bestandteil 
benannt  werden.    Es  sind  (abgesehen  von  dem  seltenen  und  unwich- 
tigen Barytfeldspat)  die  folgenden: 
Kalifeldspat:  K^O  .  Al^O^  .  6SiO^  =  K^Al^Si^O^^  oder  KAlSi^O^; 
Natronfeldspat :  Na^O.  Äl^O^ .  ßSiO^ = Na^Äl^Si^O^^  oder  NaÄlSi^O^ ; 
Kalkfeldspat:  CaO  .  Al^O^  .  2SiO^  =  CaAl^Si^O^. 
Kali-  und  Natronfeldspat  sind  ganz  Übereinstimmend  gebildet; 
der  Kalkfeldspat  ist  viel  ärmer  an  SiO^,  aber  die  Formel  ist  doch 
atomistisch  gleichartig  mit  der  der  beiden  anderen,  wie  wir  auch  schon 
oben  (284)  gesehen  haben.    Zu  Mischungen  vereinigen  sich  besonders 
der  Kali-  und  der  Natronfeldspat  (Kalinatronfeldspate),  und  vor  allem 
der  Natron-  und  der  Kalkfeldspat  (Kalknatronfeldspate),  während  Kali 
und  Kalk  so  gut  wie  nie  im  gleichen  Krystall  nebeneinander  vor- 
kommen. 

Die  Krystallisation  ist  je  nach  der  chemischen  Natur  der  Feld- 
spate z.  T.  monoklin,  z.  T.  triklin,  aber  trotz  der  Verschiedenheit 
der  Symmetrie  sind  die  allgemeinen  Formverhältnisse  der  Krystalle 

durchweg  sehr  nahe  dieselben.  Die 
Flächenneigungen  sind  wohl  je 
nach  der  Zusammensetzung  etwas 
verschieden,  aber  die  korrespon- 
dierenden Winkelwerte  und  damit 
dann  auch  die  entsprechendenAch- 
senverhältnisse  zeigen  bei  allen 
Feldspatkrystallen  so  große  Über- 
einstimmung, wie  sie  stets  bei  iso- 
morphenSubstanzenvorzukommen 
pflegt.  In  den  Fig.  490  (in  der  120«  36'  statt  121 «  36'  stehen  muß) 
und  491  (in  der  die  Kanten  von  118<>  25'  und  120<>  56'  vertauscht 


Fig.  490. 


Fig.  491. 


Gruppe  des  Feldspats.  glX 

werden  müssen)  ist  ein  monokliner  nnd  ein  trikliner  Feldspat- 
krystall  schematisch  dargestellt  nnd  bei  beiden  sind  die  sich  ent- 
sprechenden Winkel  znm  Vergleich  eingeschrieben  (beim  triklinen 
Feldspat  die  Mittelwerte  des  Andesin  (siehe  nnten)).  Bei  sämt- 
lichen Feldspaten  ist  ein  Prisma  vorhanden,  dessen  Flächen  sich 
nnter  einem  von  120^  nnr  wenig  abweichenden  Winkel  schneiden. 
Er  liegt  bei  den  verschiedenen  Arten  zwischen  118*  48'  nnd 
120<'  46^  Bei  den  monoklinen  Erystallen  sind  die  beiden  Prismen- 
fläehen  Lander  gleich  nnd  werden  daher  beide  mit  demselben  Bnch- 
staben  T  signiert.  Bei  den  triklinen  Feldspaten  »nd  sie  verschieden, 
die  eine  wird  daher  mit  T,  die  andere  mit  l  bezBchnet.  Die  seit- 
liehe  Prismenkante  ist  dnrch  die  Längsfläche  M  abgestumpft,  bei 
den  monoklinen  gerade  unter  den  gleichen  Winkeln  von  120^  36' 
gegen  beide  Prismenflächen  T,  bei  den  triklinen  etwas  schief  nnter 
den  Winkeln  118<»  25'  nnd  120*»  66'  gegen  T  und  l  Auf  die  vordere 
stumpfe  Prismenkante  ist  eine  Schiefendfläche  P  aufgesetzt  bei  den 
monoklinen  Feldspaten  gerade  unter  gleichen  Winkeln  von  112<*  13' 
gegen  beide  Flächen  T,  bei  den  triklinen  etwas  schief,  unter  111^  4' 
gegen  T  und  114^  33'  gegen  l.  Bei  den  monoklinen  Erystallen  steht 
P  auf  Mj  der  Symmetrie  entsprechend,  senkrecht,  bei  den  triklinen 
ist  dies  nur  annähernd  der  Fall,  so  daß  der  Winkel  PfM  auf  der  einen 
Seite  =  86^  14',  demgemäß  auf  der  anderen  Seite  =  93^  46'  ist.  Bei 
der  Betrachtung  der  einzelnen  Feldspate  werden  wir  die  speziellen 
Erystallisationsverhältnisse  kennen  lernen.  Immer  aber  wei*den  die 
Krystalle  so  aufgestellt,  daß  jenes  Prisma  T  (resp.  T  und  V)  als  Ver- 
tikalprisma ooP  (110)  (resp.  ooP/  (110)  und  oo/P  (liO))  und  die  Schief- 
endfläche P  als  Basis  OP  (001)  der  Betrachtung  zu  Grunde  gelegt 
wird.  Die  triklinen  Krystalle  werden  dabei  so  gedreht^  daß  der 
stumpfe  Winkel  PjM  rechts,  der  spitze  links  liegt,  daß  sich  also  die 
Basis  P  in  der  Bijßhtung  des  Pfeils  (Fig.  491)  nach  rechts  hinab  neigt. 

Von  sehr  großer  Bedeutung  für  die  Feldspatkrystalle  ist  die  SpalU 
barkeit  Bei  allen  ohne  Ausnahme  geht  der  Basis  P  ein  vollkommener 
Blätterbruch  parallel,  der  sich  durch  Perlmutterglanz,  Irisieren  und  ge- 
radlinige Spaltungsrisse  bemerkbar  macht  (194)  (1.  Blätterbruch,  Haupt- 
blätterbruch). Eine  weniger  vollkommene,  aber  immer  noch  sehr  deut- 
liche Spaltbarkeit  geht  der  Längsfläche  M  parallel  (2.  Blätterbruch). 
Bei  den  monoklinen  Feldspatkrystallen  steh^i  diese  beiden  Blätterbräche 
wie  die  Flächen  P  und  M  aufeinander  senkrecht,  bei  den  triklinen 
ist  dies  nicht  mehr  genau,  aber  doch  noch  sehr  annähernd  der  Fall, 
wie  die  oben  angegebenen  Winkel  PjM  zeigen.  Diese  beiden  aufein- 
ander genau  oder  doch  sehr  nahe  senkrechten  Blätterbruche  sind  sehr 
bezeichnend  für  alle  Feldspate  und  lassen  sie  von  anderen  ähnlichen 
Mineralien    unterscheiden;  sie  geben   aber  auch  einen  Unterschied 

39* 


612  Süikate. 

zwischen  den  monoklinen  und  triklinen.  Die  ersteren  werden  danach 
als  die  gerade  spaltenden^  die  oilhoklastischen  oder  kurz  als  die  Ortho- 
Mose,  die  letzteren  als  die  schief  spaltenden,  plagioklastischen  oder 
kurz  als  die  PlagioUase  bezeichnet. 

Zwischen  der  chemischen  Zusammensetzung  und  dem  Erystall- 
system  besteht  ein  inniger  Zusammenhang.  Der  reine  Kalifeldspat 
ist  monoklin  und  umfaßt  das,  was  wir  eben  als  Orthoklas  kennen  gelernt 
haben.  Im  Gegensatz  dazu  ist  der  reine  Natronfeldspat,  der  AJbit, 
sowie  der  Ealkfeldspat ,  der  Anoräiit  trikltn.  Yoü  den  isomorphen 
Mischungen  gehören  die  Ealinatroufeldspate  teilweise  dem  einen,  teil- 
weise dem  anderen  System  an.  Die  monoklinen  bUden  den  Natronoriho^ 
Mas,  die  triklinen  sind  MikroUm  und  Anorihoklas  genannt  worden  (pag. 
620).  Die  Ealknatronfeldspate  (pag.  629)  sind  wie  die  beiden  Grundyer- 
bindungen  alle  triklin.  Je  nach  dem  Mischungsyerhältnis,  also  nach 
der  relativen  Menge  von  Na  und  von  Ca,  haben  sie  besondere  Namen 
erhalten:  Oligoilas,  wenn  Na  über  Ca  (Albit  über  Anorthit)  in  der 
Mischung  überwiegt;  Andesin,  wenn  sie  beide  zu  ziemlich  gleichen 
Teilen  vorhanden  sind,  und  LabradorU,  wenn  der  Ca-  (Anorthit-)  Gehalt 
der  überwiegende  ist.  Zwischen  den  Labradorit  und  den  reinen  Anor- 
thit hat  man  wohl  noch  den  sehr  kalkreichen  Bytovonü  eingeschoben. 
Auch  die  BarytfeMspate  sind  teils  monoklin  (Hyalophan),  teils  triklin 
(Celsian)  (pag.  620). 

Danach  erhalten  wir  nun  über  die  Feldspatgruppe  zunächst  die 
folgende  allgemeine  Übersicht,  in  der  für  jedes  einzelne  Glied  die 
chemische  Zusammensetzung  und  die  krystallographischen  Eigenschaften 
nach  System  und  Achsenverhältnissen  angegeben  sind. 

a)  Monokline  Feldspate  (Orthoklase). 

a  :  b  :  c  ß 

Orthoklas:  (K^Al^Si^O^^);  0,6585  : 1  :  0,5554;  116^    3'. 

Natronorthoklas:  (K^a^AJ^Si^O^^ ;     0,6356  : 1  :  0,5485;  116«  17'. 
Barytfeldspat:    IfAl^Si^O,  |  ^  ^  ^ 

(Hyalophan)     xKoAl^St^O^J'  '  ' 

b)  Trüline  Feldspate  (PlagioUase). 

Mikroklin:  {K^a\Al^Si^0^t\ 
a:b:c  =  0,65  : 1 :  0,55;  a  =  90^«;  (l  =  116";  y  —  90«  ca. 
Anorthoklas:  (^a,Ä)j^?j/St,Ojj; 

=  0,6466  : 1  :  0,5522;  a  =  90^«;  ß  —  116'»  18';  y  =  QO*  ca. 
Albit:  Na^ AlfSigO^^ ; 

=  0,6330  :  1 :  0,5573;  a  =  94»  5';  /J  =  116»  27';  y  =  88»  7'. 
Oligoklas :  (ca.  3  Mol.  Albit  +  1  Mol.  Anorthit) ; 

=  0,6322  : 1 :  0,5525;  a  =  93»  4V;  ß  =  116»  23';  y  =  90»  4' 


Gruppe  des  Feldspats.    Orthoklas. 


613 


Andesin:  ungefähr  gleiche  Moleküle  Albit  und  Anorthit; 

=  0,6355  : 1  :  0,5517;  a  =  93^  23;  ß=  116^  28';  y  =  89^  59'. 
Labradorit :  (1  Mol.  Albit  +  ca.  3  Mol.  Anorthit) ; 

=  0,6377  :  1  :  0,5547 ;  a  =  93«  31';  /^  =  116<>  3';  y  =  89<>  54^. 
Anorthit:  CaAl^Si^O^; 

=  0,6347  : 1  :  0,5501;  a  =  93^  13';  /J  =  115^  55';  y  =  88<^  48', 
Barytfeldspat:  (Celsian)  BaAl^Si^O^, 

a)  MonoUine  Fddspate. 
Orthoklas. 

K.O,AUO^  .GSiO,  =  K^Äl^Si^O,^  oder  KAlSi^O^;  64,68  SiO^, 
18,43  Al^O^,  16,89  K^O.  Beinahe  stets  eine  größere  oder  kleinere 
Menge  Na^O  (bis  6®/o),  teils  infolge  isomorpher  Beimischung,  teils 
als  mechanische  Beimengung  von  Albit,  auch  etwas  CaO,  MgO,  Fe^O^^ 
BaO  etc.    Kleine  Mengen  H^O  zeigen  beginnende  Verwitterung  an. 


E 


Fig.  492. 


Fig.  493. 


Fig.  494. 


Fig.  496. 


Z  X  T 


Fig.  497. 


Fig.  498. 


Monoklin  mit  dem  oben  angegebenen  Achsenverhältnis.  Das 
Vertikalprisma  T  =  ooP  (110)  hat  vom  T/T  =  U&^  48';  es  fehlt  wohl 
an  keinem  Krystall  und  ist  teils  lang,  wie  z.  B.  in  Fig.  494,  teils 
kurz,  wie  in  Fig.  498,  welcher  Krystall  nicht,  wie  gewöhnlich,  nach 
der  Achse  c,  sondera  nach  a  prismatisch  verlängert  ist.  Daneben,  die 
Kanten  TjM  abstumpfend,  häufig  z  =  oo53  (130)  (Fig.  496).  Fast 
stets  ist  die  scharfe  seitliche  Kante  von  T  durch  die  Längsfläche 
M  =  odSoo  (010)  abgestumpft  (Fig.  494),  seltener  fehlt  M  (Fig.  492, 
493) ;  weniger  häufig  ist  die  Abstumpfung  der  stumpfen  vorderen  Kante 
durch  die  meist  schmale  Querfläche  Je  =  cx^oo  (100)  (Fig.  495).  Die 
Basis  P  =  OP  (001)  fehlt  fast  nie;  PjT  =  112^  13';  P/Jlf=90^ 
PjJc  =  116^  3';  doch  ist  sie  zuweilen  sehr  klein  (Fig.  492).  Von  hinteren 
Schiefendflächen  ist  besonders  x  =  Poo  (lOl)  wichtig  und  verbreitet 
(Fig.  492—495),  xjP=  129H3'  und  xlk=lU^  14',  also  gegen  die  Vertikal- 


614  Silikate. 

achse  nahezu  ebenso  geneigt  wie  P;  ferner  die  steilere  y  =  2Poo  (201) ; 
y/P  =  99«  42' ;  in  Fig.  496  und  498  ist  y  allein,  in  Fig.  497  ist  y 
neben  x  an  der  Hinterseite  der  Prismen.  Die  Kanten  PjM  werden 
oft  durch  die  Flächen  des  Klinodomas  n  =  21^oo  (021)  (Fig.  495, 497, 498) 
und  die  Kanten  xjM  durch  die  Flächen  der  hinteren  Hemipyramide : 
0 = P(lll)  (Fig.  495, 497)  abgestumpft.  Die  Abstumpfung  der  Kante  I^M 
durch  n  ist  fast  gerade,  denn  es  ist:  ly«  =  135«  Sf;  w/Jf  =  134«  56^'; 
femer  ist  xjo  =  153«  8^;  Mjo  =  116«  51^'.  Die  Abbildungen  geben 
die  verbreitetsten  Kombinationen,  deren  Vorkommen  bei  den  einzelnen 
Varietäten  des  Orthoklases  unten  angeführt  werden  soll.  Der  Ha- 
bitus der  Krystalle  ist  etwas  verschieden.  Meist  sind  sie  nach  der 
Vertikalachse  verlängert,  prismatisch  oder  auch  durch  Ausdehnung  der 
Längsfläche  tafelförmig.  Nicht  selten  findet  die  Verlängerung  in  der 
Richtung  der  Klinodiagonale  statt,  so  daß  sie  eine  rechtmnklige  Säule 
darstellen  (Fig.  498). 

Die  Spaltbarkeit  ist  schon  oben  (pag.  611)  besprochen  worden. 
Wie  alle  Feldspatkrystalle,  so  sind  auch  die  des  Orthoklases  ausge- 
zeichnet durch  den  vollkommenen  Blätterbruch  in  der  Richtung  von  P, 
den  ersten  oder  Hauptblätterbruch,  und  den  zweiten  etwas  weniger 
vollkommenen  in  der  Richtung  von  M;  P  und  M  sind  der  Symmetrie 
entsprechend,  beim  Orthoklas  aufeinander  senkrecht.  Auch  die  Prismen- 
flächen T  sind  spaltbar,  aber  nur  unvollkommen,  und  zuweilen  ist  die 
Spaltbarkeit  nach  der  einen  Fläche  T  weniger  deutlich,  als  nach  der 
anderen.  Der  Bl.  Br.  nach  P  ist  an  dem  lebhaften  Perlmutterglanz  und 
an  dem  Irisieren  leicht  kenntlich,  auf  M  und  T  verlaufen  häufig  gerad- 
linige Spaltungsrisse  in  der  Richtung  von  P,  was  alles  vielfach  die 
Orientierung  in  den  Krystallen  und  namentlich  in  derben  Massen  er- 
leichtert. 

Zwillinge  sind  sehr  häufig,  nach  mehreren  Gesetzen;  besonders 
wichtig  sind  das  sog.  Karlsbader,  und  das  Bavenoer  Zwillingsgesetz. 
Weniger  häufig,  aber  immer  noch  von  Bedeutung  ist  das  der  Mane- 
bacher  Zwillinge;  anders  gebildete  Zwillinge  sind  seltener. 

1)  Karlsbader  Zmllinge.  Zw.  Fl.  k ;  oder  Zw.  A.  c  (159) ;  zuerst  beob- 
achtet an  Zwillingen  im  Granit  von  Karlsbad,  dann  an  vielen  anderen 
Orten.  Die  Bl.  Br.  M  sind  in  beiden  Individuen  pamllel,  ebenso  die 
Prismenflächen  T  und  die  Vertikalachsen  c;  der  Bl.  Br.  P  des  einen 
Individuums  ist  nach  vom,  der  des  anderen  nach  hinten  geneigt.  Die 
Individuen  sind  zuweilen  nach  einer  Fläche  M  verwachsen  (Fig.  501), 
meist  durchdringen  sie  sich  jedoch  z.  T.  (Fig.  502).  Man  unterscheidet 
linke  (Fig.  501)  und  rechte  (Fig.  502)  Zwillinge,  je  nachdem  P  links 
oder  rechts  von  x  oder  y  liegt.  Ist  die  Schiefendfläche  x  neben  P  vor- 
handen, so  fällt  P  und  3?  vorn  und  P  und  x  hinten  theoretisch  beinahe, 
aber  nicht  ganz  in  ein  Niveau,  denn  P/fc  —  116*^  3',  xjk  =  114®  14'; 


Orthoklas. 


615 


tind  in  der  Tat  sieht  man  auch  an  manchen  Krystallen,  z.  B.  sehr 
deutlich  an  solchen  aus  den  Drusen  im  Granit  von  Baveno,  daß  P 
und  3^  etc.  nicht  vollkommen  in  ein  Niveau  fallen  (Fig.  503),  während 
umgekehrt  bei  anderen,  z.  B.  bei  solchen  aus  den  Drusen  des  Granits 
von  Elba  P  und  x  genau  in  demselben  Niveau  zu  liegen  scheinen 
(Fig.  504).  Zuweilen  beobachtet  man  polysynthetische  Wiederholungen 
dieser  Zwillingsbildung,  wo  dann  Flächenelemente  P  und  x  hinten 
sowohl,  als  vom  mehrere  Male  miteinander  abwechseln.  P  und  x 
unterscheiden  sich  bei  solchen  Zwillingen  gewöhnlich  durch  ihren 
Glanz ;  P  ist  glänzend,  x  ist  matt,  wodurch  die  Grenze  der  Individuen 
sehr  scharf  und  deutlich  hervorzutreten  pflegt.  Karlsbader  Zwillinge 
finden  sich  vornehmlich  an  eingewachsenen  Erystallen. 


Fig.  500. 


Fig.  501. 


p? 

A 

M 

/ 

Fig.  502. 


Fig.  503. 


Fig.  604. 


2)  Bcwenoer  ZwüUnge.  Zw.  Fl.  »;  besonders  schön  zu  beobachten 
an  aufgewachsenen  Erystallen,  namentlich  aus  den  Drusen  des  Granits 
von  Baveno.  Hier  haben  sie  die  Form  Fig.  499  und  sind  aus  zwei 
nach  der  Achse  a  verlängerten  Individuen  (Fig.  498)  verwachsen; 
man  denkt  sich  das  einfache  Individuum  Fig.  498  parallel  mit 
einer  Fläche  n  durchgeschnitten  und  dreht  die  obere  Hälfte  um 
180^  herum.  Am  einen  Ende  haben  diese  Zwillinge  lauter  aus- 
springende Winkel,  am  anderen  sind  auch  einspringende;  mit  letz- 
terem Ende  sind  sie  meist  aufgewachsen,  so  daß  fast  stets  nur  das 
erstere  Ende  zu  sehen  ist,  welches  sich  in  Fig.  499  nach  vom  kehrt. 
Sie  bilden  beinahe  genau  rechtwinklige  Prismen,  aber  in  der  Zwillings- 
grenze stoßen  an  einer  Eante  dieses  Prismas  zwei  Flächen  üf,  an  der 
gegenüberliegenden  zwei  Flächen  P  zusammen,  welche  einander  unter 
nahezu  rechten  Winkeln  schneiden  und  die  Fläche  (1.  Blätterbruch)  P 


616  SUikate. 

des  einen  Individuums  ist  beinahe  genau  parallel  der  Fläche  (2.  Blätter- 
bruch) M  des  anderen.  Dies  hängt  damit  zusammen,  daß  die  Zw.  FL  n 
die  Kante  PfM  beinahe  gerade  abstumpft  (pag.  614)  und  ist  für  die  Ba- 
yenoer  Zwillinge  besonders  charakteristisch.  An  das  zweite  Individuum 
setzt  sich  häufig  nach  demselben  Gesetz,  aber  nach  der  anderen 
Fläche  n  ein  drittes,  an  dieses  ebenso  ein  viertes  etc.  cyklisch  an,  und 
es  entstehen  dadurch  Drillinge,  Vierlinge  etc.,  bei  denen  die  wie 
Fig.  492  und  493  begrenzten  Individuen  häufig  zu  sehr  kompli- 
zierten und  schwer  entzifferbaren  Gruppen  miteinander  vereinigt 
sind;  sie  finden  sich  vorzugsweise  an  den  Adularen  der  Alpen. 
Ein  Vierling  dieser  Art  ist  in  Fig.  500  abgebildet;  bei  einem 
solchen  liegen  sich  P  des  ersten  und  dritten,  sowie  P  des  zweiten 
und  vierten  Individuums  beinahe  genau  paredlel  gegenüber.  Daß 
auch  hier  die  Richtung  des  ersten  Blätterbruchs  P  im  einen  In- 
dividuum beinahe  genau  mit  der  Richtung  des  zweiten  Blätterbruchs  M 
im  anderen  Individuum  zusammenfällt,  zeigt  Fig.  500  deutlich,  ob- 
gleich die  Flächen  M  hier  nicht  ausgebildet  sind. 

3)  Manebacher  Zwillinge.  Zw.  Fl.  P;  nach  den  Krystallen  im  Porphyr 
von  Manebachbei  Ilmenau  im  Thüringer  Wald  benannt  an  welchen  zuerst 
dieses  Gesetz  beobachtet  wurde  (Fig.  505).  Zwei  nach  dem  Manebacher 
Gesetz  verwachsene  Individuen  liegen  sehr  nahe  wie  die  Individuen 
1  und  3  resp.  2  und  4  eines  Bavenoer  Vierlings,  aber  doch  nicht  voll- 
kommen, da  bei  den  Manebachem  die  Flächen  P  genau,  bei  den  Ba- 
venoern  nur  sehr  annähernd  parallel  sind,  was  sich  allerdings  oft 
praktisch  kaum  unterscheiden  läßt.  Zuweilen  sind  auch  mehrfache 
Zwillingsbildungen  gleichzeitig  nach  mehreren  Gesetzen,  z.  B.  dem 
ersten  und  zweiten,  beobachtet  worden.  Alle  anderen  Zwillinge  nach 
T,  z,  0  und  y  sind  selten  (Erystalle  aus  dem  Granit  des  Riesengebirges 
und  des  Fichtelgebirges). 

Spröde.  H.  =  6,  G.  =  2,53—2,58.  Durchsichtig  und  farblos 
(Adular)  oder  undurchsichtig,  trübe  und  gefärbt  (gemeiner  Feldspat 
oder  Orthoklas  im  engeren  Sinn),  graulich,  gelblich,  rötlich,  bräunlich, 
seltener  intensiv  rot  oder  grün.  Glasglänzend,  auf  P  perlmutterglän- 
zend und  irisierend.  Gewisse  Orthoklase  zeigen  in  der  Richtung  von 
Je  und  y  ein  lebhaftes  blaues  Farbenspiel,  ähnlich  wie  der  Labradorit 
(labradorisierender  Feldspat  von  Fredriksvärn  im  südlichen  Norwegen) ; 
manche  durchsichtige.  Adulare  haben  ein  eigentümliches  bläuliches, 
mildes,  mondartiges  wogendes  Licht  auf  denselben  Flächen  (Mond- 
stein) (264).  Auslöschungsschiefe  auf  einer  Platte  ||  Jlf  zur  Kante  PIM  = 
4-  5®  18'  (r.)  (Fig.  506),  auf  P  ist  eine  Auslöschungsrichtung,  der  Sym- 
metrie entsprechend,  der  Kante  FjM  genau  parallel  Opt  A.  E. 
_L  Sym.  Eb.,  nahezu  ||  P,  aber  nach  hinten  etwas  abwärts  geneigt,  so  daß 
sie  50  18'  mit  P  und  69^  15'  mit  der  Vertikalachse  macht.  —  M.  L.  in 


Orthoklas.  617 

der  S.  E.,  also  horizontale  Dispersion,  p  >  i; ;  2-B  =  121®  6',  a  =  1,5190 ; 
8  =  1,5237;  y  =  1,5260  (g.)  bei  18«  C.  (beim  Adular);  die  Licht- 
brechung und  die  Doppelbrechung  sind  also  gering.  Beim  Erwärmen 
wird  2E  kleiner,  bei  einer  bestimmten  Temperatur  (ca.  500«),  welche 
für  die  verschiedenen  Farben  etwas  verschieden  ist,  wird  2-B = 0  und 
bei  noch  weiterer  Steigerung  gehen  die  Achsen  in  der  Medianebene 
wieder  auseinander,  wobei  die  M.  L.  ihre  Lage  fast  genau  bei- 
behält. Diese  neue  Lage  der  opt  Achsenebene  ist  also  auf  der 
früheren  senkrecht,  und  statt  der  horizontalen  Dispersion  hat  man 
nun  die  geneigte.  Ist  die  Erhitzung  nicht  zu  weit  gegangen,  so 
nimmt  der  Adular  seinen  ursprünglichen  Znstand  beim  Erkalten 
wieder  an.  Nach  zu  starker  Erhitzung  (über  600«)  bleibt  der  neue 
Zustand  mehr  oder  weniger  vollständig  bestehen  und  die  Platte  zeigt 
statt  des  ursprünglichen  großen  Achsenwinkels  in  der  zur  Sym.  Eb.  senk- 
rechten Ebene  einen  kleineren  oder  auch  einen  solchen  in  der  der 
Sym.  Eb.  M  pai*allelen  Richtung.  Diese  kleinen,  von  einem  zum  anderen 
Exemplare  stark  schwankenden  Achsenwinkel  findet  man  bei  manchen 
Feldspaten  (Sanidinen)  aus  vulkanischen  Gesteinen  in  ihrem  natür- 
lichen Zustande  und  schließt  daraus,  daß  dieselben  früher  heftigen 
Hitzeeinwirkungen  ausgesetzt  gewesen  sein  müssen.  Der  Orthoklas 
ist,  wie  die  anderen  Feldspate,  schwer  schmelzbar.  Er  wird  von  HF 
leicht  zersetzt,  aber  von  anderen  Säuren  kaum  angegriffen. 

Man  unterscheidet  verschiedene  Varietäten  des  Orthoklases: 
Adular,  Der  farblose,  durchsichtige  oder  nur  wenig  trübe  Feld- 
spat auf  Klüften  und  Spalten  der  krystallinischen  Schiefer  des  Hoch- 
gebirges der  Alpen,  auf  denen  er  mit  Bergkrystall,  Titanit,  Chlorit, 
Kalkspat,  Apatit  u.  a.  Mineralien  aufgewachsen  ist,  an  vielen  Stellen 
der  Schweiz,  in  Tirol  etc.  Der  Chlorit  imprägniert  zuweilen  die  Kry- 
stalle  oder  bedeckt  sie  an  der  Oberfläche,  besonders  auf  gewissen 
Flächen,  auf  anderen  nicht.  Es  sind  teils  einfache  Individuen,  bes.  der 
flächenarmen  Kombination  Fig.  492  und  493 ;  oder  komplizierte  Zwil- 
linge, Drillinge  und  Vierlinge  nach  dem  Bavenoer  Gesetz  (Fig.  500). 
Mancher  Adular  zeigt  den  schon  oben  erwähnten  bläulichen  Licht- 
schein auf  h  und  y,  der  besonders  auf  rundlich  geschliffenen  Ober- 
flächen hervortritt.  Solche  sog.  Mondsteine,  deren  schönste  von  Ceylon 
kommen,  werden  als  Edelsteine  verwendet.    G.  =  2,571. 

Gemeiner  Feldspat  (Orthoklas  im  engeren  Sinne,  Pegmatolith  z.  T.). 
Infolge  beginnender  Verwitterung  der  wahrscheinlich  am  Anfang  we- 
nigstens durchscheinenden  Substanz  undurchsichtig.  Selten  farblos,  meist 
trübe  Farben,  gelblich,  bläulich,  fleischrot,  dunkelrot,  grün  (0.  aus  dem 
Gneiß  von  Bodenmais  im  bayr.  Wald).  Der  0.  aus  dem  Zirkonsyenit 
des  südl.  Norwegen  zeigt  auf  h  und  y  den  schon  erwähnten  blauen 
Lichtschein  (Jabradorisierender  Feldspat).  Ist  hauptsächlich  als  Gemeng- 


ßlg  Silikate. 

teil  der  Granite,  Syenite  Porphyre,  Gneiße  etc.  außerordentlich  ver- 
breitet und  wichtig.  Es  sind  teils  regelmäßig  ringsum  ausgebildete 
eingewachsene  Krystalle,  z.  B.  von  der  Form  der  Fig.  494—497,  aber 
zuweilen  auch  von  der  Form  Fig.  498;  oder  Zwillinge,  Karlsbader, 
seltener  auch  Bavenoer  und  Manebacher  etc.  Meistens  aber  sind  es 
mehr  oder  weniger  große,  einfache  oder  verawillingte  derbe  Individuen, 
deren  deutliche  Bl.  Br.  sie  leicht  erkennen  und  von  anderen  Minera- 
lien unterscheiden  lassen.  Die  großen  derben  Feldspate  der  Granite, 
Syenite  und  Gneiße  sind  z.  T.  Pegmatolith  genannt  worden.  Häufig 
bildet  der  Orthoklas  dichte  Massen,  die  wohl  als  Feldstein  bezeichnet 
werden.  Die  Feldspate  in  den  genannten  Gesteinen  sind  von  dereelben 
Entstehung  wie  diese  selbst.  Nicht  selten  findet  man  auf  deinen  Drusen 
auch  aufgewachsene  Krystalle,  welche  ebenfalls  teils  einfach,  teils 
Zwillinge  sind.  Die  aus  den  Granitdrusen  von  Elba  und  Baveno  sind 
schon  genannt.  Schöne  Krystalle  finden  sich  z.  B.  noch  in  den  Drusen 
des  Granits  der  Gegend  von  Penig  in  Sachsen,  von  Striegau  in  Schlesien, 
von  Warmbrunn  und  Hirschberg  etc.  im  Riesengebirge,  im  Fichtel- 
gebirge und  an  vielen  anderen  Orten.  Eine  Neubildung  von  Feldspat 
auf  wässrigem  Wege  sind  die  adukrähnlichen  Krystalle.  die  sich  in 
der  Porphyrbreccie  von  Euba  in  Sachsen  aufgewachsen  finden  {Para- 
doxit\  sowie  die  auf  den  Erzgängen  von  Felsöbanya  in  Ungarn.  Der- 
artiges Vorkommen  ist  aber  selten.  Die  0.  mancher  Lokalitäten  haben 
besondere  Namen  erhalten,  so  heißt  der  von  Dawlish  in  Devonshire 
Murehisonit  etc.  Gewaltige  Massen  von  spätigem,  großkrystallinischen 
Kalifeldspat,  der  für  die  Porzellanindustrie  gewonnen  wird,  finden  sich 
in  Böhmen,  in  Kanada  etc.;  bei  Arendal  und  Kragerö  im  südl.  Norwegen 
ist  der  überwiegende  Teil  des  Feldspats  aber  Mikroklin,  mit  wenig 
Orthoklas  etc.  gemengt.  Mancher  Orthoklas  ist  mit  Albit  regelmäßig 
verbunden  (vergl.  Albit),  so  daß  letzterer  entweder  äußerlich  an  die 
Orthoklaskrystalle  angewachsen  ist  (s.  u.),  oder  auch  diese  Kiystalle 
im  Innern  durchsetzt.  Letzteres  ist  bes.  bei  dem  derben  Pertkit  von 
Perth  in  Kanada  der  Fall,  wo  weiße  Albitlamellen  parallel  mit  dem  Ortho- 
pinakoid  den  roten  Orthoklas  durchsetzen  (pag.  627).  Von  Mihroperthü 
spricht  man,  wenn  diese  Verwachsung  erst  unter  dem  Mikroskop  zu  er- 
kennen ist.  Auf  solche  Durchwachsung,  die  Übrigens  auch  nach  den 
Flächen  M  und  T  oder  ganz  unregelmäßig  stattfindet,  ist  wohl  die 
Erscheinung  zurückzuführen,  daß  manchmal  die  eine  Fläche  des 
Prismas  T  weniger  deutlich  blättrig  ist,  als  die  andere  (siehe  Albit). 
Dieselbe  Erscheinung  beobachtet  man  infolge  der  Einschiebung  zahl- 
reicher Albitlamellen  beim  adularähnlichen  LoxoklaSy  der  bei  Hammond 
in  Neu- York  in  „gefiossenen"  Krystallen  im  Kalkspat  eingewachsen 
ist  und  der  7— 97o  Na.ß  neben  2—3%  K^O  enthält.  Schriftgranü 
(Pegmatit  z.  T.)  hat  man  eine  Durchwachsung  von  Orthoklas  mit  Stengeln 


Orthoklas.  619 

von  Quarz  in  paralleler  Anordnung  genannt,  wie  sie  im  Granit. 
Gneifi  etc.  vorkommt.  Zeigt  sich  diese  Verwachsung  erst  u.  d.  M 
dann  nennt  man  sie  MihropegmatU.  Ein  Gemenge  von  Feldspat  und 
Quarz  aus  vulkanischen  Gesteinen  in  Island  ist  Baulif  und  Krablit  ge- 
nannt worden. 

Sanidin  (glasiger  Feldspat)  ist  der  Orthoklas  der  jüngeren  Eruptiv- 
gesteine und  der  heutigen  vulkanischen  Laven,  besonders  der  Trachyte. 
Er  ist  fast  nie  intensiv  gefärbt,  namentlich  nicht  rot,  meistens  farblos 
bis  grau,  glasglänzend,  durchsichtig  bis  durchscheinend,  oft  rissig.  Er 
enthält  häufig  einen  größeren  oder  geringeren  JVia-Gehalt,  der  bis  über  die 
Hälfte  der  Gesamtmenge  des  Alkali  hinausgehen  und  also  den  Ealigehalt 
fibertreffen  kann  (Natronorthoklas).  Der  Sanidin  bildet  teils  deutliche, 
häufig  nach  M  dünntafelförmige  Krystalle  von  der  Form  des  Orthoklases 
(Drachenfels  bei  Bonn),  teils  derbe  Kömer  (Laacher  See)  in  jenen  Ge- 
steinen. Wasserhell  findet  man  ihn  in  den  Auswürflingen  der  Somma 
aufgewachsen  (Eisspat,  Rhyakolith),  ebenso  im  Albaner  Gebirge,  am 
Laacher  See  etc.  Einzelne  mehr  oder  Aveniger  große,  derbe,  durch- 
sichtige, spaltbare  Massen  sind  in  gewissen  vulkanischen  Tuffen  der 
Eifel  (z.  B.  bei  Wehr,  Hohenfels  etc.)  eingeschlossen.  Die  optischen 
Verhältnisse  des  S.  sind  pag.  616  mit  angeführt,  der  Achsenwinkel  ist 
vielfach  klein,  die  Achsenebene  bald  parallel,  bald  senkrecht  zur  83'm- 
metrieebene,  wie  es  bei  stark  geglühten  Orthoklasen  sein  muß. 

Die  Bildung  der  Feldspatkrystalle  ist,  nach  dem  Vorkommen  zu 
urteilen,  teils  durch  Erstarren  aus  dem  Schmelzfluß,  teils  durch  Aus- 
krystallisieren  aus  wässriger  Lösung  erfolgt.  Es  sei  noch  erwähnt, 
daß  Feldspatkrystalle  auch  zuweilen  bei  Hüttenprozessen  entstehen, 
z.  B.  hat  man  einmal  solche  in  großer  Zahl  in  dem  Boden  und  in  der 
Gicht  eine^  Eupferschmelzofens  bei  Sangerhausen  gefanden.  Man  kann 
den  F.  auch  beliebig  künstlich  darstellen,  aber  nur  in  der  Wärme, 
entweder  durch  überhitzte  Lösungen,  oder  durch  Schmelzung,  oder 
aus  Gasen ;  aus  solchen,  also  durch  Sublimation,  sind  wohl  die  in  vul- 
kanischen Gesteinen  auf  Drusen  sitzenden  Eryställchen  entstanden. 

Der  Feldspat  erleidet  mancherlei  Veränderungen  und  wird  da- 
durch trübe  und  undurchsichtig.  Die  wichtigste  Umwandlung  ist 
die  zu  Kaolin^  bei  welcher  K^O  und  ein  Teil  der  SiO^  vom  Wasser  auf- 
gelöst und  weggeführt  wird,  während  der  Rest  H^O  aufnimmt  und 
2ÄjO .  AI^Oq  .  SiOg  (Kaolin)  bildet  (310).  Zuweilen  verschwindet  mit  dem 
Alkali  alle  Kieselsäure  und  es  hinterbleibt  Hydrargillit  (Lateritbil- 
dung,  pag.  569).  Sodann  geht  er  häufig  in  Kaliglimmer  über,  welcher 
nicht  selten  als  Pseudomorphose  nach  Orthoklas  vorkommt ;  ebenso  ent- 
steht aus  dem  F.  vielfach,  namentlich  in  Graniten  und  ähnlichen  Ge- 
steinen, Epidot  (Pistazit)  und  er  wird  dabei  grün.  Durch  Zersetzung 
vermittelst  S-haltiger  und  SOa-bildender  Dämpfe  geht  der  Orthoklas 


620  Silikate. 

(Sanidin)  in  Alaunstein  (310)  und  in  manche  andere  wasserhaltige  Ala- 
miniumsulfate ,  wie  Alaun  etc.  über.  Andere  pneumatolytische  Um- 
wandlungsprozesse liefern  Turmalin,  Topas,  Zinnstein  etc.  Der  letztere 
bildet  Pseudomorphosen  nach  Feldspat ;  Ps.  nach  Feldspat  sind  sonst 
nicht  häufig.  Seinerseits  entsteht  der  Orthoklas  zuweilen  durch  Um- 
wandlung aus  Leucit,  Prehnit,  Laumontit,  Analcim  etc.  und  bildet 
Pseudomorphosen  nach  diesen  Mineralien. 

Benutzt  wird  Orthoklas  als  Düngemittel  wegen  seines  Kaligehalts,  hei  der 
PorzeUanfahrikation  zur  Glasnr  etc. 

(Strüver,  Ztschr.  f.  Kryst.  I;  Elockmann  ihid.  Bd.  VI;  E.  Weiß,  Beitr&ge  zur 
Kenntnis  der  Feldspatbildnng,  pag.  22;  Bentell,  Ztschr.  f.  Kryst  VILL;  Scharff,  Abh. 
Senkenb.  Ges.  1866;  Kloos,  N.  Jahrb.  Min.  1884,  Bd.  IL) 

Xatronorthoklas  (Sanidin  z.  T.). 
Monokline  Feldspate,  die  infolge  isomorpher  Beimischung  (nicht  durch  Ein- 
lagerung von  AlbitlameUen,  wie  beim  Perthit]  AVreich  sind.  Der  .Va^O-gehalt  über^ 
trifft  oft  den  an  K^O.  Von  trüben  Feldspaten  ans  älteren  Gesteinen  gehören  hierher 
solche  aus  den  Augitsyeniten  des  südl.  Norwegens,  u.  a.  wird  auch  der  labradori- 
sierende  Feldspat  von  Fredriksväm  hierher  gezählt.  Auch  manche  Sanidine,  z.  B. 
Yon  Pantelleria  sind  zum  Natronorthoklas  zu  rechnen.  Achsenverhältnis  siehe  oben.  ^ 

Barytfeldspate. 
Hyalophan.  Ein  monokliner  Barytfeldspat  (Barytorthoklas),  aber  nie  rein, 
sondern  stets  mit  Orthoklassubstanz  gemengt*.  K2^l2SitOi9'\- BaAl^Si^Os,  das  letzte 
Glied  entsprechend  dem  Anorthit;  9 — 20%  BaO.  Genau  die  Formen  des  Orthoklases 
mit  dem  oben  angegebenen  Achsensystem.  Wasserhelle  bis  gelbliche  Krystalle  auf 
Drusenräumen  des  kömigen  Dolomits  im  Binnenthal  (Wallis;;  rot  auf  schmalen 
Schnüren  bei  Jakobsberg  in  Wermland  (Schweden).  Ein  J9a-haltiger  Orthoklas  ist 
der  Cassitiit  {S,l  BaO)  von  Media  in  Pennsylvanien.  2ß%  BaO  enthält  der 
Sanidin  aus  dem  Nephelinit  Ton  Meiches  in  Hessen  (Krystallform :  Rinne,  N.  Jahrb. 
f.  Min.  etc.  1884,  I,  207;  Baumhauer,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  37,  1903,  pag.  603.) 

Ein  trikliner  ^a-Feldspat  (Barytplagioklas)  ist  der 

Celaian,  BaÄl^SliO^j  derb,  aus  den  Mangangruben  von  Jakobsberg;  in  der 
Zusammensetzung  ganz  wie  Anorthit.  Ein  solcher  Feldspat  unbekannten  Fundorts 
ergab  eine  dem  Oligoklas  ähnliche  Mischung,  aber  CaO  ist  durch  BaO  ersetzt. 

b)  Trikline  Feldspate. 

Hierher  gehören  die  trlklinen  Natronkalifeldspate,  Mikroklin  und  Anorthoklas, 
die  alle  die  gemeinsame  Eigenschaft  haben,  daß  ihr  Spaltwinkel,  wie  schon  die  Über- 
sicht auf  pag.  612  zeigt,  kaum  von  90^  verschieden  ist,  so  daß  sie  nur  auf  optischem 
Wege  sicher  als  triklin  zu  erkennen  sind.  Typische  Plagioklase  mit  einem  von  90* 
stärker  abweichenden  Spaltungswinkel  von  94^  (resp.  86^)  sind  die  Kalk  resp. 
Natron  enthaltenden  Feldspate:  Albit,  Anorthit  und  deren  isomorphe  Mischungen,  die 
Kalknatronfeldspate. 

Kalinatronfeldspate. 
Mikroklin. 

Ist  von  der  Zusammensetzung  des  Orthoklases,  enthält  aber  stets 
NaoO  neben  K^O]  seine  Formel  ist  daher  {K,  Na\  Al^Sif^O^^. 

Der  Mikroklin  hat  auch  das  Aussehen  und  sehr  nahe  die  Krystall- 


MikrokUn.  621 

form  dieses  Minerals,  es  ist  aber  PjM  =  90^  20',  also  keine  Symmetrie 
mehr  nach  der  Längsfläche  M.PIT=  112®  25';  Tß  =  118<>  31';  T/Jtf  = 
119®  11'.  Blätterbrfiche  wie  beim  Orthoklas,  aber  nach  T  leichter 
spaltbar,  als  nach  l  (Fig.  506),  dem  triklinen  Erystallsystem  ent- 
sprechend. Dieses  tritt  am  deutlichsten  hervor  bei  der  optischen 
Untersuchung.  Auf  Plättchen  in  der  Richtung  von  P  (Spaltungs- 
plättchen)  verläuft  eine  Äuslöschungsrichtung  nicht  wie  beim  Ortho- 
klas in  der  Richtung  PjM,  sondern  man  beobachtet  eine  Auslöschungs- 
schiefe von  +  16®  bis  16®  gegen  diese  Richtung.  Auf  Plättchen  ||  Id 
ist  die  Auslöschungsschiefe  +  5^  gT^gen  Kante  PjM  (Fig.  506)  wie  beim 
Orthoklas.  Wiederholte  Zwillingsbildung  nach  M  wie  bei  den  anderen 
Plagioklasen,  nach  dem  Albitgesetz  (pag.  623),  ist  sehr  gewöhnlich,  doch 
ist  auf  P  selten  die  charakteristische  Zwillingsstreifung  in  der  Rich- 
tung der  Kante  PjM  zu  sehen.  Diese  Zwillingsbildung  tritt  aber 
deutlich  hervor  in  Dünnschliffen  im  polarisierten  Licht :  feine  Streifen 
verlaufen  auf  Schliffen  nach  der  Basis  P  parallel  mit  dieser  Kante 
und  zeigen,  daß  der  Krystall  aus  sehr  dünnen  Lamellen  nach  der  Längs- 
fläche polysynthetisch  aufgebaut  ist.  Damit  verbunden  ist  fast  stets 
eine  ähnliche  bei  den  Plagioklasen  häufig  vorkommende  Zwillingsbildung 
nach  einem  zweiten  Gesetz,  dem  Periklingesetz  (pag.  624) :  Zwillings- 
lamellen in  der  ungefähren  Richtung  der  Basis  P  sind  in  großer  Zahl  und 
äußerster  Feinheit  vorhanden  und  zeigen  in  Dünnschliffen  u.  d.  M.  ein 
zweites  Streifensystem,  das  zu  dem  ersteren  nahezu  senkrecht  steht. 
Es  kommt  so  eine  feine  Gitterung  zu  stände,  die  bei  anderen  Feld- 
spaten fehlt  und  für  den  Mikroklin  sehr  charakteristisch  ist.  Die 
größeren  Mikroklinkrystalle  sind  in  dieser  Weise  aus  Zwillingsla- 
mellen in  komplizierter  Anordnung  zusammengesetzt.  Sie  selbst  bilden 
dann  wieder  makroskopisch  sichtbare  Zwillinge  höherer  Ordnung  nach 
dem  Karlsbader  und  dem  Bavenoer,  sowie  zuweilen  nach  dem  Mane- 
bacher  Gesetz  und  verhalten  sich  auch  in  dieser  Hinsicht  wie  Ortho- 
klas. Nur  selten  fehlt  dem  Mikroklin  jene  Gitterstruktur,  z.  B. 
dem  im  Syenitgranit  von  Gasem  bei  Meißen.  In  beinahe  allen  Mikro- 
klinen  ist  Albit  ganz  in  derselben  Weise  in  dünnen  Lamellen  ein- 
gewachsen wie  im  Orthoklas,  mit  dem  er  auch  fast  stets  verwachsen 
ist.  {MikroMinperthü).  Der  Mikroklin  gleicht  dem  Orthoklas 
äußerlich  so,  daß  er  nur  durch  genaue  mikroskopisch-optische  Unter- 
suchung sicher  erkannt  und  von  diesem  unterschieden  werden  kann, 
kommt  auch  ganz  ebenso  wie  dieser  vor  und  ist  früher  stets  damit 
verwechselt  worden.  Deutliche  Krystalle  finden  sich  in  den  Gängen 
und  Hohlräumen  im  Granit  bei  Lomnitz,  Striegau  u.  a.  0.  in  Schlesien, 
bei  Arendal  in  Norwegen,  (hier  auch  großblättrige  Massen),  Magnet- 
Cove  in  Arkansas  (dieser  enthält  keinen  Albit  und  Orthoklas  ein- 
gewachsen),   etc.     Zum   M.    gehört   auch  der   grüne    Amazoneiistein 


622  Süikate. 

vom  Ural,  vom  Amazonenstrom,  vom  Pikes  Peak  in  Colorado  und  von 
Grönland,  sowie  die  kleinen  Krystalle  des  Chesterliih  im  Kalk  von 
Pennsylvanien.  In  derben  mit  Albit  und  besonders  mit  Orthoklas  ver- 
wachsenen Körnern  auch  als  Gemengteil  in  Graniten,  Syeniten,  Gneifien, 
etc.  sehr  verbreitet,  dagegen  ist  glasiger  Mikroklin  entsprechend  dem 
Sanidin  in  vulkanischen  Gesteinen  (Trachyten  etc.)  noch  nicht  be- 
obachtet worden. 

(Des  Cloizeaia,  Ann.  chim.  phys.  ser.  Y,  Bd.  9,  1876;  Yergl.  auch  KlockmaaB 
tind  Beuten  bei  Orthoklas;  Sauer  und  Ussiiig,  Zeitsohr.  f.  Eryst  XYin,  1890,  192; 
Rinne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1890,  ü,  66;  Kloos,  ibid.  1884,  ü,  87.) 

Anorthoklas  (Natronmikroklin).  Natronieiche,  trikline  Kalinatronfeldspate: 
iNay  K)^  Al^Si^Oi^  {Na'.K=2:\  bis  47« :  1),  denen  meist  auch  ein  kleiner  Kalk* 
gehalt  (Beimischung  von  Anorthitsubstanz)  nicht  fehlt.  Das  Achsensystem  ist  in 
obiger  i'abelle  angegeben.  Der  Spaltungswinkel  weicht  kaum  vom  Rechten  ab, 
wie  beim  Mikroklin,  überhaupt  ist  die  trikline  Natur  sehr  versteckt.  Bildet  z.  T. 
regelmäßige  KrystaUe,  die  manchmal,  abweichend  tou  denen  anderer  Plagioklase^ 
nach  der  Achse  c  stark  prismatisch  verlängert  sind.  Viellach  Zwillinge,  nach  dem 
Albit-  und  auch  nach  dem  Periklingesetz.  G.  =  2,58— 2,60.  H.  ==6.  Auslöschunga 
schiefe  auf  P  =  4-  P  30'  -f  bis  ö»  55';  auf  Af=4-6<>  bis  +  9»  48'.  Werden  z.  T. 
durch  Erhitzen  monoklin,  beim  Erkalten  wieder  triklin  (A.  ans  den  Laven  der  Insel 
Pantelleria  südl.  von  Sizilien).  Kommen  auch  in  den  Augitsyeniten  des  südl.  No]> 
wegens  vor.    Wahrscheinlich  ist  der  A.  aber  in  zahlreichen  Gesteinen  verbreitet. 

Typische  PlagloMaae. 

Albit  (Tetartin,  Cleavelandit). 

Na^Ul^Si^O,^  =  Na^O  .  AhO^  .  ßSiO^;  11,82  Na^O,  19,56  Al^^O^, 
68,62  8i0.2,  es  ist  der  SiOg-reichste  Feldspat.  Aber  meist  ist  nicht 
blos  Na^O  vorhanden,  sondern,  neben  anderen  unwichtigen  Bestand- 
teilen, wie  MgO,  Eisenoxyden  etc.,  fast  stets  etwas  und  zwar  bis  zu 
3%  KoO  und  eine  kleine  Menge  CaO,  beide  in  isomorpher  Beimischung. 
Ganz  CaO-freie  Albite  sind  selten,  z.  B.  der  vom  Kasbek  im  Kaukasus 
und  von  Lakous  in  Kreta. 

Die  Krystallform  des  Albits  gibt  Fig.  506  in  schematischer 
Darstellung.  Die  Form  entspricht  fast  ganz  der  Fig.  494  beim 
Orthoklas,  aber  P  und  M  stehen  hier  nicht  mehr  aufeinander 
senkrecht,  sondern  es  ist  PjM  =  93^  36' ;  korrespondierende  Kanten 
auf  beiden  Seiten  des  Krystalls  sind  hier  nicht  mehr  einander  gleich 
und  die  Flächen  Verteilung  ist  rechts  und  links  verschieden.  So 
ist  die  Kante  Mjx  nur  auf  einer  Seite  durch  o  abgestumpft,  und 
wenn  auch  die  andere  Kante  Mjx  abgestumpft  ist,  so  ist  diese 
zweite  Abstumpfiingsfläche  von  der  ersten  physikalisch  verschieden. 
Es  ist  nämlich  o  etwas,  wenngleich  nicht  sehr  deutlich,  spaltbar 
(Fig.  506),  die  entsprechende  Fläche  auf  der  anderen  Seite  {v  unten, 
Fig.  507)  dagegen  nicht.  Ebenso  ist  von  den  beiden  Prismenflächen 
nur  die  eine  l  etwas  blättrig,  die  andere  T  nicht.   Die  Fläche  M  kann 


Albit. 


623 


also  hier  nicht  mehr  Sym.  Eb.  sein,  die  Erystalle  sind  triklin ;  aber  wie 
die  Flächenwinkel,  die  ganze  Flächenentwicklnng  und  -Gruppierung 
und  die  ausgezeichneten  Bl.  Br.  nach  P  (1.  Bl.  Br.)  und  M  (2.  BL  Br.) 
zeigen,  haben  die  Formen  die  größte  Ähnlichkeit  mit  denen  des  mono* 
klinen  Orthoklases.  An  der  Fig.  507  abgebildeten  Kombination  haben 
die  Flächen  des  Albits  die  folgenden,  denen  des  Orthoklases  ganz  ana- 
loge Symbole^  l  =  ooP/  (110);  T  =  oo/P  (110);  f  =  ooJ>'3  (130); 
s  =  oo,Pä  (130);  M  =  ooP^  (010);  P  =  OP  (001);  x  =  ,ij^  (101); 
y  =  2^55  (201);  0  =  P,  (111);  v  =  ,P  (lU);  e  =  2,P'So  (021);  n  = 
2P;S6  (021).  Die  Querfläche  fehlt  beim  Albit.   Die  wichtigsten  Flächen- 


Fig.  508. 

Winkel  sind:  P/Jtf  =  93«  36';  Z/T  =  120«  4?;  P/Z  —  114«  42';  P/T  = 
110«  50*;  Mß  =  119«  33';  Jtf/r=  119«  40';  P/c  =  136«  50';  P/w  = 
133«  14';  nie  =  89«  56';  xjo  =  152«  40';  xjv  =  154«  8'.  (Die  Winkel 
Pfe  und  P/W,  xjo  und  rr/t?,  M'ß  und  MjT  etc.  müßten  bei  monoklinen 
Feldspaten  gleich  sein,  denn  e  entspricht  der  zweiten  Fläche  n,  v  der 
zweiten  Fläche  o  eines  monoklinen  Orthoklases;  hier  beim  triklineu 
Albit  sind  aber  o  und  r,  e  und  n  verschiedene  Flächen.)  Ferner  ist: 
Mix  =  93«  39'  (rechts)  und  M'lx  ^  86«  21'  (links);  Pix  =  127«  43'; 
Piy  =  97«  54'  (obere  Kante).  Die  Achsenelemente  sind  aus  der  obigen 
Tabelle  zu  ersehen.  Der  Habitus  der  Krystalle  ist  ein  doppelter. 
Teils  sind  sie  nach  der  Achse  c  ausgedehnt  und  tafelförmig  nach  M 
(Fig.  506,  507  etc.;  Albittypus);  oder  sie  sind  nach  der  Achse  b  ver- 
längert und  nach  P  tafelig  (Fig.  508 ;  Peiiklintypus) ;  P  und  x  schneiden 
sich  hier  in  einer  horizontalen  Kante,  die  nicht  selten  durch  r  =  i,J?öö 
(403)  schief  abgestumpft  ist;  rix  =  166«  49'. 

Einfache  Albitkrystalle  sind  selten;  sie  finden  sich  z.  B.  im 
Magnetkies  am  Schneeberg  im  Passeier  in  Tirol.  Meist  bildet  der 
Albit  Zwillinge,  und  zwar  nach  verschiedenen  Gesetzen,  die  z.  T. 
eng  mit  dem  Habitus  zusammenhängen:  1.  AlbitgesetB  besonders  an  Kry- 
stallen  vom  Albittypus.  Zw.  Fl.  M  (Fig.  609  und  Fig.  510).  In 
Fig.  509  ist  der  Krystall  nach  Achse  c  verlängert,  in  Fig.  510  stark 
verkürzt  so  daß  von  den  Prismenflächen  T  nur  kleine  Stücke  übrig 
geblieben  sind.  Zwei  Flächen  T  und  T_  sind  nach  vorn,  zwei  Flächen  l 
und  l  nach  hinten  gekehrt;  am  einen  Ende  machen  die  beiden  Flächen  P 
und  P  einen  einspringenden  Winkel  parallel  der  Kante  P/ilf  nach 
vom :  PjP  =  2  .  93«  36'  =  187«  12'  und  die  der  beiden  Flächen  x  und  x. 


624 


Silikate. 


resp.  y  und  y  einen  solchen  parallel  Mjx,  resp.  Mjy  nach  hinten: 
xjx  =  2  .  93*  39'  =  187*  18'.  Am  anderen  Ende  sind  die  entsprechen- 
den ansspringenden  Winkel ;  mit  dieser  Seite  sind  aber  die  Krjstalle 
meist  aufgewachsen,  diese  Seite  ist  also  selten  zu  sehen.  Manchmal 
sind  beide  Individuen  Bher  die  Kante  Tjl  hinaus  fort^  und  kreuzweise 
durcheinander  gewachsen,  wie  z.  B.  die  Krystalle  aus  dem  körnigen 
Dolomit  vom  Eoc  Tourn6  in  Savoyen  (Roc-Tonrnfi-Zwillinge).  Hänflg 
sind  nach  den  Flächen  M  mehr  als  zwei  Individuen  nach  diesem 
Gesetz  verbunden,  z.  B.  in  Fig.  511  deren  vier,  wo  dann  die  anein- 
anderstehenden  Flächen  P  resp.  x  der  benachbarten  Individuen  ab- 
wechselnd ans-  und  einspringende  Winkel  bilden.  Nicht  selten  sind 
einige  dieser  Individuen  dünne  Lamellen,  noch  hftuflger  ist  der  Kry- 
stall  ganz  aus  dünnen  Lamellen  aufgebaut.  Dann  sieht  ein  solcher 
Zwilling  aus  wie  ein  einfaches  Individuum  mit  einer  ausgezeichneten 
geradlinigen  Streifung  auf  dem  Hauptblätterbruch  P  in  der  Bichtung 
der  Kante  PjM.  Diese  Streifung  ist  außerordentlich  charakteristisch 
für  alle  triklinen  Feldspate,  bes.  auch  fBr  die  derben  Kalknatronfeldspate 


Fig.  509. 


Fig.  510. 


Fig.  511. 


Fig.  612. 


(pag.  632)  {gestreifte  Feldspate)  im  Gegensatz  zum  Orthoklas  (glatter 
Feldspat)  (vergl.  auch  (168)).  Es  ist  selbstverständlich,  daß  beim 
monoklinen  Orthoklas  dnrch  Verwachsung  nach  der  Längsfläche  kein 
Zwilling,  also  auch  keine  Zwillingsstrcifung  auf  der  Basis  entstehen 
könnte.  Diese  Fläche  ist  hier  Sym.  Eb. ;  nach  der  Drehung  des  einen  In- 
dividuums um  180°  um  die  Zw.  Achse  (Achse  b)  würden  beide  Individnea 
wie  vor  der  Drehung  genau  parallel  sein.  2.  lürlsbader  Gesetn.  Ist 
seltener  und  in  verschiedener  Weise  von  dem  monoklinen  auf  den 
triklinen  Feldspat  ttbertragbax  (vergl.  159));  u.  a.  so  daß  Zw.  A.  die 
Vertikalachse  c.  H&afig  sind  zwei  Zwillinge  nach  dem  Albitgesetz 
nach  diesem  Gesetz  zu  einem  Zwilling  höherer  Ordnung  verwachsen 
(Fig.  612).  Hier  ist  auf  der  einen  Seite  der  Zwillingsfläche  der  ein- 
springende Winkel  PfP,  auf  der  anderen  Seite  der  einspringende 
Winkel  xjx;  entsprechend  sind  einerseits  zwei  Flächen  T,  andererseits 
zwei  Flächen  l  der  beiden  nach  dem  ersten  Gesetz  verwachsenen 
Zwillinge  nach  vom  gekehrt.  3.  PerUdingesetz.  Zw.  A.  Achse  h.  Nach 
diesem  Gesetz  sind  hauptsächlich  Individuen  des  PerikJintypns  (Fig.  508) 
miteinander  verbunden.    Die  beiden  Individuen  liegen  schematisch  so 


Albit.  625 

gegeneinander,  wie  Fig.  262  zeigt  (158).  Sie  sind  aber  nicht  mit 
einer  Fläche  P  verwachsen,  denn  dann  würden  an  der  Zwillingsgrenze 
die  Berührungs-  und  Verwachsungsflächen  bei- 
der Individuen  sich  nicht  vollkommen  decken 
können,  sondern  die  Kanten  des  einen  Indivi-  vj 
duums  würden  die  entsprechenden  des  anderen 
z.  T.  kreuzen,   wie   P/Jf  und  P/Jtf,  oder    sie  pjg.  513. 

würden  über  das  andere  Individuum  heraus- 
ragen, wie  z.  B.  PIT  (Fig.  262)  über  das  untere  Individuum.  Eine 
vollkommene  Berührung  beider  Individuen  in  der  Verwachsungsfläche 
mit  allen  Kanten  und  Ecken  findet  nur  statt,  wenn  die  Verwachsung 
nach  dem  sog.  rhombischen  Schnitt  geschieht,  einer  der  Fläche 
P  nahe  liegenden  Ebene  S  parallel  der  Achse  b,  welche  so  gerichtet  ist, 
daß  ihr  Schnitt  mit  dem  Vertikalprisma  Tß  ein  Rhombus  ist,  d.  h.  daß 
die  Schnittkanten  derselben  mit  den  beiden  Achsenebenen  ac  und  bc 
(entsprechend  der  Längs-  und  Querfläche  am  Krystall)  aufeinander 
senkrecht  stehen.  Eine  solche  Fläche  entspricht  nicht  einer  möglichen 
Krystallfläche,  die  Zwillingskanten  MjM,  in  welcher  die  Flächen  M 
und  M  auf  einer  Seite  einen  sehr  stumpfen  einspringenden  Winkel 
bilden,  ist  nicht  parallel  der  Kante  PjM,  sondern,  wie  auch  der  rhom- 
bische Schnitt  S  selbst,  um  13 — 22®  nach  hinten  hinabgeneigt  (Fig.  513). 
Der  Winkel  a,  den  S  auf  der  Fläche  M  mit  der  Basis  P  macht, 
ist  =4-13  bis  22^  Auch  nach  diesem  Gesetz  ist  wiederholte  ZwUlings- 
bildung  und  Durchwachsung  der  Individuen  beobachtet;  die  Ausbil- 
dung ist  auch  häufig  derart,  daß  in  ein  größeres  einfaches  Indivi- 
duum nach  diesem  Gesetz  eine  oder  mehrere  keilförmige  dünne  La- 
mellen zwillingsartig  eingelagert  sind,  welche  man  leicht  an  den  ein- 
springenden Winkeln  auf  M  erkennt.  An  den  über  die  Prismenflächen 
weggehenden  Zwillingsgrenzen  (Fig.  513)  stoßen  je  T  und  l  und  l 
und  T  zusammen  und  machen  stumpfe  aus-  und  einspringende  Winkel. 
In  der  Zwillingsgrenze  stößt  eine  Fläche  P  auf  eine  Fläche  x.  Die 
Flächen  P  sind  in  beiden  Individuen  parallel.  Andere  Zwülingsgesetze 
sind,  wie  das  Karlsbader,  seltener.  Nach  dem  Manebacher  Gesetz 
(Zw.  FL  P)  sind  zuweilen  zwei  Periklinzwillinge  zu  einem  Doppel- 
zwilling verwachsen,  auch  das  Bavenoer  Gesetz  (Zw.  FL  n)  ist  als 
Seltenheit  beobachtet  worden. 

Die  Bl.  Br.  des  Albit  sind  schon  angegeben,  sie  gehen  parallel 
P  und  My  und  weniger  vollkommen  parallel  l  und  0.  Spröde.  H.  =•. 
6— 6^  .  G.  =  2,61—2,64;  der  reine  Albit  von  Kasbek  hat:  G.  =  2,618. 
Der  Albit  ist  glasglänzend,  auf  P  perlmutterglänzend  und  irisierend ; 
.durchsichtig  bis  durchscheinend,  selten  gefärbt,  meist  farblos,  weiß. 
—  D.  Br.  schwach ;  ß  =  1,5331  (g.).  q><iv.  Die  optischen  Verhältnisse 
sind  derart,  daß  auf  einem  Plättchen  parallel  P  die  Auslöschungsrich- 

Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


626  Silikate. 

tung  nach  der  mit  -f-  bezeichneten  Seite  (Fig.  506)  einen  Winkel  von 
4^  SO*  mit  der  Kante  PjM  macht ;  auf  einem  Plättchen  nach  M  macht 
eine  Auslöschungsrichtnng  nach  der  -f-  Seite  19^  mit  der  Kante  PJM. 
Diese  beiden  Auslöschungsschiefen :  +  ***  30'  und  +  19®  sind  für  den 
Albit  charakteristisch  (vergl.  auch  die  Figuren  und  die  Tabelle  pag.  631). 
Ein  in  ähnlicher  Weise  wie  der  Mondstein  (pag.  617)  farbenspielender 
Albit  ist  der  Peristerit  aus  einem  Pegmatitgang  im  Gneiß  von 
Perth  in  Kanada.  Der  A.  schmilzt  schwer  v.  d.  L.;  wird  von  HF 
vollkommen  zersetzt,  von  anderen  Säuren  jedoch  kaum  angegriffen. 

Krystalle  des  Minerals,  sowohl  die  des  eigentlichen  Albits,  als 
auch  die  des  Periklins,  stets  nicht  sehr  groß,  finden  sich  meist  auf 
Spalten  in  den  krystallinischen  Silikatgesteinen  (Gneißen,  Graniten  etc.) 
vornehmlich  der  Alpen  aufgewachsen,  bes.  in  Tirol  und  in  der  Schweiz, 
femer  bei  Zöptau  in  Mähren  mit  Epidot,  sowie  im  Harz,  im  Eiesen- 
gebirge,  bei  Striegau  in  Schlesien,  auf  Elba,  im  Ural  etc.;  verbreitet 
auf  Klüften  zersetzter  Plagioklasgesteine,  so  der  Diabase  des  Harzes 
und  des  rheinischen  Schiefergebirges  in  Hessen  und  Nassau.  Bildet 
bei  Schmirn  in  Tirol  mit  Kalkspat  Drusen  im  Dolomit  Selten  auf 
Erzgängen;  hierher  gehört  der  etwas  abweichend  ausgebildete  Zygadü 
von  Andreasberg  im  Harz.  Der  Periklin  kommt  in  den  Schweizer  und 
Tiroler  Alpen  besonders  auf  Spalten  im  Chloritschiefer  an  vielen  SteUen 
vor  und  ist  nicht  selten  mit  grünem  Chlorit  imprägniert.  Selten  sind 
im  Kalk  oder  Dolomit  eingewachsene  ringsum  ausgebildete  Krystalle 
von  Albit,  so  am  Roc  Tourn6  und  am  Col  du  Bonhomme  in  Savoyen,  in 
den  Pyrenäen ;  auch  im  Chloritschiefer  der  Alpen  und  im  Magnetkies 
(pag.  623)  finden  sich  zuweilen  eingewachsene  Albitkrystalle.  Derb  als 
Gesteinsgemengteil  ist  Albit  nicht  von  erheblicher  Bedeutung,  findet  sich 
aber  in  manchen  Gneißen  und  sonstigen  krystallinischen  Schiefem, 
weniger  in  Graniten,  Trachyten  und  anderen  Eruptivgesteinen.  Er 
zeigt  dann  auch  die  charakteristische  Streifung  der  triklinen  Feld- 
spate auf  P  parallel  der  Kante  PjM  (168),  welche  durch  Zwillings- 
verwachsung nach  dem  Albitgesetz  entsteht.  In  der  Zusammen- 
setzung ist  dem  Albit  nahe  die  ganz  dichte  Adinöle,  weiß  bis  grau, 
mit  splittrigem  Bruch,  die  als  Diabaskontaktgestein  verbreitet  ist 

Mit  Adular  und  Orthoklas  ist  Albit  zuweilen  regelmäßig  verwachsen, 
und  zwar  so,  daß  beide  eine  Fläche  M  und  die  Vertikalachse  c  (Kante 
TjM)  gemein  haben.  Die  Albitkrystalle  sitzen  meist  auf  den  Flächen  T 
des  Orthoklases  auf  und  zwar  so,  daß  die  auf  der  rechts  gelegenen 
Fläche  T  =  110  aufgewachsenen  Albite  zu  den  auf  der  links  gelegenen 
Fläche  T  =  110  aufgewachsenen  in  Zwillingsstellung  nach  dem  Albit- 
gesetz sich  befinden ;  häufig  bildet  der  Albit  dabei  eigentümliche  hahnen- 
kammartige  Gruppen,  wie  in  den  Drusen  im  Granit  von  Hirschberg  etc. 
im  Eiesengebirge,  bei  Baveno  am  Lago  Maggiore  etc.    Dieselbe  Ver- 


Anorthit.  627 

wachsung  zeigt  auch  der  Perthit  (pag.  618).    In  ähnlicher  Weise  ist 
Orthoklas  auf  Albit  aufgewachsen,  aber  selten  (Marschendorf  in  Mähren). 
Der  Albit  findet  sich  vielfach  als  Neubildung ;  zuweilen  als  Pseudo- 
morphose  nach  anderen  Mineralien. 

(G.  V.  !ßath,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1876,  147  (auch  die  Erystallformen  anderer 
trikliner  Feldspate  berücksichtigend);  Pogg.  Ann.  Erg.-Band  V,  pag.  425;  G.  BosOi 
Gilb.  Ann.  1823  und  Pogg.  Ann.  Bd.  125  pag.  129;  F.  E.  Nenmann,  Abb.  Berl.  Ak. 
1830;  Brezina,  Tschermaks  Min.  MitÜgn.  in,  19,  1873;  Rmnpf,  ibid.  IV,  97,  1874; 
Bärwald,  Ztschr.  f.  Kryst.  Bd.  Vni;  Viola,  ibid.  XXXH,  1900,  305,  XXX,  1898,  417; 
Becke,  Min.  n.  petr.  Mittlgn.  XIX,  1900,  321  und  XX,  1900,  55.) 

AnortMt  (Christianit). 

CaAl^Si^O^  =  CaO  .  Al^O^  .  2SiO^;  20,10  CaO,  36,82  Al^O^, 
43,08  &*0j;  meist  etwas  Na^O,  K^O,  MgO,  Fe^O^  etc.;  kleine  Mengen 
H^O  deuten  auf  beginnende  Verwitterung.  Die 
triklinen  Krystalle  (Achsenelemente  in  der  Tabelle 
pag.  612)  sind  sehr  ähnlich  denen  des  Albits.  Ein 
flächenreicher  einfacher  Krystall  ist  Fig.  514  abge- 
bildet, an  welchem  außer  den  am  Albitkrystall  Fig. 
507  vorhandenen  und  mit  denselben  Buchstaben  be- 
zeichneten Flächen  noch  vorhanden  sind :  die  Querfläche  j,.  "^  -  ^ 
Je = ooPöö  (100),  welche  hier  häufig  ist,  während  sie  beim 
Albit  fehlt;  r  =  6^SS  (061);  Ä_=  fP,SS  (023);  t  =  2^^^  (201);  m  = 
P  (111);  a  =  'P(lll);  ^  =  4^2  (421).  Einige  Winkel  sind:  Tß  = 
120«  30';  PjM  =  94«  10'  (über  e)\Plk  =  116«  3';  Pß  =  114«  7';  i?T  = 
110«  40*;  Plx  =  128«  34';  Pjy  =  98«  46'.  P  ist  auch  hier  der  erste, 
M  der  zweite  Bl.  Br.  Die  Krystalle  sind  teils  kurze  Prismen  (Fig.  514), 
teils  sind  sie  ähnlich  wie  der  Periklin  nach  P  tafelförmig.  Zwillinge 
sind  auch  hier  die  gewöhnlichste  Erscheinung,  besonders  nach  dem 
Albitgesetz,  oft  mit  mehrfacher,  sogar  mit  sehr  häufiger  Wiederholung, 
so  daß  auf  der  Spaltungsfiäche  P  die  eigentümliche  Streifung  trikliner 
Feldspate  entsteht  (168).  Dies  ist  hauptsächlich  bei  dem  derben  als 
Bestandteil  mancher  Gesteine  vorkommenden  A.  der  Fall.  Auch  das 
Periklingesetz  kommt  hier  ganz  ähnlich  vor,  wie  beim  Albit,  wobei 
der  rhombische  Schnitt,  entgegengesetzt  wie  beim  Albit,  um  18«  nach 
vom  gegen  P  herabgeneigt  ist  (pag.  625,  ^  a=  —18«).  Zwillinge  nach 
dem  Karlsbader  Gesetze  (Zw.  A.  c)  und  nach  einem  vierten,  wo  die  in 
M  liegende  Normale  zur  Vertikalachse  c  TjSff,  A.  ist,  sind  selten.  Die 
charakteristische  Auslöschungsschiefe  auf  P  ist  hier:  —  37«,  auf  Jf: 
—  36«  (vergL  Albit,  Fig.  506,  und  pag.  631).  Der  A.  ist  durchsichtig 
bis  durchscheinend,  farblos  und  wasserhell  oder  trübe  gefärbt,  bläulich, 
gelblich,  rötlich,  rosenrot  etc.  Glasglänzend,  manchmal  etwas  ins  Fette. 
Spröde,  H.  =  6;  G.  =  2,7 — 2,8.  Schmilzt  schwer,  wird  von  RCl  unter 
Ausscheidung  schleimiger  Kieselsäure  leicht  zersetzt.    Findet  sich  teils 

40* 


628  Silikate. 

in  auf-  und  eingewachsenen  Erystallen,  teils  in  derben  körnigen 
Stücken  als  Gemengteil  mancher  sehr  basischer  SUikatgesteine,  sowie 
als  Eontaktmineral. 

Aufgewachsene  Krystalle  auf  Blasenräumen  im  Basalt  der  Cyklopen- 
inseln  bei  Catania  {GykapU)^  bei  Viterbo  und  im  Albanergebirge.  Be- 
sonders schöne  wasserhelle  ErystaUchen  in  den  Answürflingen  der 
Somma,  größere  trübe  z.  T.  fleischrote  als  Eontaktgebilde  am  Monzoni 
in  Südtirol.  Eingewachsen  im  kömigen  Kalk  (der  etwas  verwitterte 
blaßrote  Amphoddü^  von  Lojo  in  Finnland  und  der  rosenrote  Rosü 
oder  Rasettan  von  Äker  etc.  in  Südermanland).  Im  Magnetkies  von 
Tunaberg  in  Schweden  und  von  Lojo  und  Orijärfvi  in  Finnland  die 
grünen  Krystalle  des  LepoJiÜh  und  des  etwas  verwitterten  Linseä 
(Lindsayit).  Als  Gemengteil  mancher  Diorite  (z.  B.  Kugeldiorit  von 
Korsika  und  Diorit  des  Bergs  Tamaska  in  Kanada),  in  manchen  Diabasen 
und  besonders  in  manchem  Norit  und  Gabbro,  zumal  dem  Olivin  fuhren- 
den (Badautal  im  Harz,  Neurode  in  Schlesien,  Hammerfest  und  Dront- 
heim  in  Norwegen),  in  vielen  Basalten,  sowie  in  Andesiten  (Aranyer- 
berg  in  Siebenbürgen,  Aphroessa-Lava  in  Santorin,  in  Island  z.  B.  in 
der  Thjorsa-Lava  der  Hekla,  sog.  Thjorsauü).  Auch  in  manchen  Am- 
phiboliten.  In  Gesteinen  verbreiteter  als  Albit,  aber  weitaus  weniger 
als  die  Kalknatronfeldspate.  Findet  sich  auch  in  einigen  Meteoriten 
z.  B.  denen  von  Juvenas  und  Stannem. 

Zum  Anorthit  gehören  noch  als  teilweise  schon  verwitterte  Varietäten:  der 
rote  Folyargit  aus  dem  Syenit  von  Tnnaberg  in  Schweden,  der  Tarikit  vonAiendal, 
der  Eemarkit  von  Bräkke  in  Norwegen,  der  rote  Latrobit  (Diploit)  von  Grönland. 
Endlich  der  feinkörnige  weiße  Indianit^  das  Mattergestein  des  Eomnds  von  Eamatik 
in  Indien,  sowie  der  BarsowU,  weiße  kömige  OeschiebCi  in  einer  Goldseife  an  der 
Borsowka  bei  Kyschtim  im  Ural,  auch  anstehend  und  ebenfaUs  das  Mnttergestein  von 
Korund  und  anderen  Mineralien. 

(G.  vom  Bath,  ^^S^-  Ann.  138,  pag.  449  und  147,  pag.  22;  v.  Kokscharow, 
Materialien,  Bd.  4,  pag.  250;  Klein,  Sitzgsber.  Berl.  Akad.  1899,  346;  Viola,  Zeitschr. 
f.  Eryst  XXXI,  1899,  484;  Becke,  Min.  u.  petr.  Mittlgn.  XIX,  1900,  201  u.  243; 
Sitzgsber.  Wien.  Akad.  CVm,  1899,  pag.  1.) 

An  dem  Anorthit  schließt  sich  an  der 

Danhurit  CaB^SiiOi  =  CaO .B^0^.2Sx02^  also  ganz  analog  wie  A.  zu- 
sammengesetzt und  daher  früher  auch  für  einen  dem  A.  entsprechenden  Borfeldspat 
gehalten.  Die  Krystallform  ist  aber  nicht  feldspatartig,  sondern  rhombisch  und  sehr 
ähnlich  der  des  Topases.  Er  findet  sich  in  aufgewachsenen,  prismatischen,  glänzen- 
den, farblosen  bis  bräunlichen  KrystaUen  mit  H.  =  7  und  G.  =  2,9—3,0  im  Dolomit 
von  Danbury  in  Connecticut,  in  einem  granitischen  Gestein  bei  Bussel  in  New- York 
und  auf  Bauchquarz  im  Gneiß  am  Skopi  in  Graubttnden,  sowie  als  Seltenheit  in 
trachytischen  Auswürflingen  bei  Viterbo.    Er  wird  von  HCl  kaum  angegriffen. 

(Schuster,  Tschermaks  Min.  u.  petr.  Mittlgn.  V,  1883,  397  u.  VI,  1884,  301 ; 
E.  S.  Dana,  Americ.  Joum.  XX,  1880;  Grünhnt,  siehe  Topas.) 

Etwas  Oa-reicher  als  Anorthit  ist: 

Ouarinit     CatAl^SH09==2CaO . Äl^O^ .2SiOt]  früher  für  ein  Titanat  von 


Ealknatronfeldspate.  g29 

der  Zusammensetzung  des  Titanits  mit  etwas  Ce^Ot,  ^«0«  (?)  und  Alkalien  ge- 
halten. ErystallograpMsch  und  optisch  dem  Danbnrit  ähnlich.  Kleine  glänzende 
gelbe  dttnntafelförmige  Kryställchen  in  manchen  Silikatanswürflingen  der  Somma 
am  Vesuv.    (Zambonini,  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1902,  pag.  524.) 

Salknatronfeldspate. 

Wir  haben  oben  geseh<^n,  daß  die  Ealknatronfeldspate  aufgefaßt 
werden  als  isomorphe  Mischungen  von  Albit  und  Anorthit  in  wech- 
sehiden  Verhältnissen.  Wenn  auch  schon  früher  gelegentlich  diese 
Ansicht  geäußert  worden  ist  (z.  B.  von  Hessel,  vergl.  Lemberg,  Zeitschr. 
d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  43,  1891,  pag.  24),  so  war  doch  der  Wiener 
Mineraloge  Gustav  Tschermak  der  erste,  der  sie  ganz  klar  erkannte 
und  begründete.  Man  nennt  daher  diese  Auffassung  von  der  Zu- 
sammensetzung der  Ealknatronfeldspate  dieTschermaksche  Feld- 
spattheorie. 

Daß  die  genannten  beiden  Mineralien  einander  in  der  Erystall- 
form  so  ähnlich  sind  wie  irgend  welche  isomorphe  Eörper,  zeigt  obige 
Beschreibung  der  Erystalle  und  die  Vergleichung  der  Winkel  der- 
selben. Die  chemischen  Formeln  beider  scheinen  allerdings  auf  den 
ersten  Blick  nicht  übereinstimmend,  Albit  und  Anorthit  werden  aber 
atomistisch  gleichartig  (284),  wenn  man  die  Formel  des  letzteren  ver- 
doppelt oder  die  des  ersteren  halbiert.    Tschermak  schreibt  also: 

Albit  =  Ab  =  Na^Al^Si^O^^  =  Na^Äl^Si^Si^O^^  oder  NaÄlSi^O^. 
Anorthit  =  Än  =  Ca^Al^Si^O^^  =  Ca^A\A\Si^O^^  oder  CaAl^Si^O^j 

wobei  dann  die  Atome,  aber  nicht  durchaus  solche  von  gleicher 
Wertigkeit,  eins  fürs  andere  sich  vertreten.  Der  Ca-freie  Albit  ent- 
hält 68,6  SiOg,  der  ^o-freie  Anorthit  hat  nur  43,0  SiO^,  es  muß  daher 
in  einer  solchen  Mischung  mit  von  43,0  bis  68,6%  stetig  steigendem 
SiOj  Gehalt  gleichzeitig  auch  der  -Na^O-Gehalt  von  0  bis  11,8  7o  stetig 
zu-  und  ebenso  der  GaO-Gehalt  von  20,1  bis  0  %  stetig  abnehmen  und 
umgekehrt.  Dies  ist  auch  in  der  Tat  zu  konstatieren,  wenn  man  alle 
richtigen  Plagioklasanalysen  von  reinem  und  frischem  Material,  nach 
dem  ÄiOg-Gehalt  geordnet,  hintereinander  schreibt. 

Jede  solche  Analyse  läßt  sich,  ohne  daß  ein  Rest  bleibt,  be- 
rechnen als  eine  Mischung  von  Albit  und  Anorthit  nach  der  Formel 
mAb-^-nAnj  wo  Ab  und  An  je  ein  Molekül  Albit  und  Anorthit  in 
obigem  Sinne  darstellt  und  wo  für  m  und  n  jede  beliebige  Zahl  (inkl.  0) 
stehen  kann.  Früher  hatte  man  einige  besonders  häufig  vorkommende 
Mischungsverhältnisse  für  feste  und  konstante  Verbindungen  gehalten, 
daraus  Formeln  berechnet  und  die  betreffenden  Mineralien  mit  be- 
sonderen Namen  belegt,  so  den  -NogO-reichen  Oligoklas,  den  Ca-reichen 
Labradorit  und  andere;  die  Zwischenstufen  von  intermediärer  Zu- 
sammensetzung wurden  als  durch  Verwitterung  oder  Verunreinigung 


630 


Silikate. 


mittels  beigemengter  fremder  Körper  hervorgebracht  angesehen.  Jene 
Namen  sind  auch  heute  noch  im  Gebrauch,  aber  sie  bezeichnen  jetzt 
nicht  ganz  bestimmte  feste  Formeln,  sondern  innerhalb  gewisser 
Grenzen  schwankende  Mischungsverhältnisse  der  genannten  Grund- 
verbindungen. Man  nennt  jetzt  OligoUas  die  Mischungsverhältnisse 
vom  reinen  Albit  Ah  bis  zu  A\An^,  d.  h.  3  MoL  Ah  auf  1  Mol.  An; 
Andesin  die  von  Ah^An^  bis  Ahj^An^;  Labradorü  die  von  Ah^An^ 
bis  Ah^An^  und  Bytownit  die  von  Ah^An^  bis  zum  reinen  Anorthit. 
Man  pflegt  die  ÄOg -reichen  Feldspate  kurz  als  die  sauren,  die  andere 
als  die  basischen  zu  bezeichnen. 

In  der  folgenden  von  Tschermak  berechneten  Tabelle  ist  die 
theoretische  Zusammensetzung  der  oben  erwähnten  Grenzmischungs- 
verhältnisse im  Vergleich  mit  der  des  Albit  und  Anorthit  angegeben, 
ebenso  auch  die  entsprechenden  spezifischen  Gewichte,  welche  von 
dem  des  Albit  ganz  allmählich  bis  zu  dem  des  Anorthit  steigen,  und 
welche  ebenfalls  aus  dem  spez.  Gewicht  des  Albit  und  Anorthit  und 
aus  dem  Mischungsverhältnis  sich  berechnen  lassen,  wie  dies  für 
den  CaO'  und  ^a^O-Gehalt  aus  dem  iStOg-Gehalt  und  umgekehrt 
möglich  ist.  Zwei  Keihen  geben  den  Prozentgehalt  der  verschiedenen 
Mischungen  an  Albit  und  Anorthit. 

Oligoklas  Andesin     Labradorit      Bytownit 


SiO. 


2 

Al^U^  • 

CaO  . 

Na^O  , 

Albit  . 
Anorthit 
G 


Ab 

(Albit) 

68,6 

19,6 


Ah^Atii         AbiAtii        Ab^An^ 


An 
(Anorthit) 
.  43,0 
.  36,9 
.  20,1 


.     0 
.    100 

.    2,758. 

der  Andesit 


.  .  61,9  ....  56,4  ....  49,1  . 
.  .  24,2  ....  28,5  ....  32,8  . 
.  .    5,2    ....  10,4    ....  15,3    . 

ll,o     ....     8,7     ....     o,7     ....     ^,o     . 

100     ...  73,8       .  .  .  48,5    ....  23,9    . 

0       ...  26,2       ...  51,5    ....  76,1    . 

2,624  .  .  .    2,659  .  .  .    2,694  .  .  .    2,728 

Danach  hat  also  der  Oligoklas  61,9—68,6%  SiO^, 
55,4-61,9%  SiO^  u.  s.  w. 

(Tschennak,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  50,  1864  und  Bd.  112,  1903;  G.  vom 
Rath,  Pogg.  Ann.  144,  pag.  219  und  Zeitschr.  d.  dentsch.  Geol.  Ges.  Bd.  27,  296  (1876) ; 
Eammelsberg,  ibid.  1866,  1872;  Bunsen,  Ann.  Chem.  4.  Sappl.  Bd.  1866,  pag.  188.) 

Zwischen  Albit  und  Oligoklas  wird  zuweilen  ein  OligoMas-Albü, 
etwa  Ab^An^^,  eingeschoben. 

Wie  Oligoklas,  Andesin  u.  s.  w.  in  Bezug  auf  die  chemische  Zu- 
sammensetzung und  das  spezifische  Gewicht  zwischen  Albit  und  An- 
orthit stehen,  so  tun  sie  dies  auch  in  jeder  anderen  Beziehung,  und 
zwar  ist  die  Mischung  derjenigen  Endverbindung  Ab  oder  An  am 
ähnlichsten,  der  sie  in  der  Zusammensetzung  am  nächsten  steht.  So 
wird  Albit  durch  Säuren  kaum  angegriffen,  Oligoklas  schon  etwas 


Ealknatronfeldspate. 


631 


mehr,  noch  stärker  Labrador,  Bytownit  wird  fast  schon  ebenso  voll- 
kommen zersetzt  wie  Anorthit.  Auch  die  optischen  Verhältnisse 
zeigen  einen  stetigen  Übergang  zwischen  den  beiden  Endgliedern,  wie 
die  folgende  Tabelle  der  Auslöschnngsschiefen  auf  P  und  M  zeigt, 
und  ebenso  die  Lage  des  rhombischen  Schnitts.  Bezüglich  der 
+  und  — Werte  der  Auslöschungsschiefen  etc.  siehe  Fig.  606,  sowie 
Fig.  515  und  516  für  die  Flächen  P  und  M  speziell. 


Fig.  516. 

In  der  Tabelle  steht  unter  I  das  Mischungsverhältnis,  unter  11 
und  in  die  Auslöschungsschiefe  auf  F  und  M  und  unter  IV  die 
Neigung  des  rhombischen  Schnitts  auf  M  gegen  die  Kante  PjM, 
(-?  a,  pag.  625). 

L  IL  m.  IV. 

Auslöschungsschiefe  a 

Albit Ab aufP=+  40  30',auf Jtf=+19«        ,  .  +  13« 

Oligoklas  . 

Andesin .  . 

Labradorit 

Bytownit  . 
Anorthit.  . 


AbiAn^ 

Ab^An^ 

An 


„  P=+   lU',     „   Jlf=+  4^36' 
„  P  =  —  5n0',  „   M=  —  l&^ 
„  P  =  — 17«4(y,  „   3f=  — 29^38' 


„  P  =  — 370 


?    r 


Jlf=  — 36» 


+  4» 

—  2» 

—  9" 

—  18» 


(vrgl.  Fig.  515)    (vrgl.  Fig.  516) 


(Schlüter,  Tschermaks  Hin.  Hittign.  IH,  1881  ttnd  V,  1882;  Des  Cloizeanz, 
Ball.  80C.  min.  de  France  YI,  1883;  Fonqn6,  ibid.  XYU,  1894;  HicIieI-L«Ty,  ißtndea 
snr  la  d£temiination  des  feldspata  dans  lea  piaqnes  minces,  Paris  1894  und  1896; 


632  Silikate. 


Becke,  Min.  n.  petr.  Hittlgii.  XIV,  1894,  415;  t.  Fedorow,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XXVI, 
XXVn,  XXIX,  189&-98.) 

Diese  gemischten  Plagioklase  sind  z.  T.  wenigstens  sehr  viel  ver- 
breiteter als  Albit  and  Anorthit  für  sich.  Sie  sind  aber  meist  nicht 
deutlich  anskiystallisiert,  sondern  bilden  derbe  Gemengteile  mancher 
Gesteine.  Sie  lassen  sich  als  Plagioklase  leicht  daran  erkennen,  daß 
diese  derben  Eomer  in  den  Gesteinen  fast  stets  nach  dem  Albitgesetz 
verwachsene  poIysynthetischeZwillinge  bilden,  so  daß  auf  der  Basis  P  die 
charakteristische  geradlinige  Zwillingsstreifung  in  der  Eichtang  der 
Kanten  PfM  za  sehen  ist  (gestreifte  Feldspate,  pag.  624).  Durch  bloßes 
Ansehen  lassen  sich  aber  die  einzelnen  Ealknatronfeldspate  im  allgemei- 
nen nicht  unterscheiden,  sondern  nur  durch  die  optische  oder  chemische 
Untersuchung  (Verhalten  gegen  HCl  etc.).  Bei  beginnender  Verwitte- 
rung wird  allerdings  die  Streifung  an  der  Oberfläche  leicht  undeutlich 
und  verschwindet  endlich  ganz ;  im  Dünnschliff  aber  läßt  sich  meist  diese 
Zwillingsbildung  an  ausgezeichneter  Bänderung  in  der  Richtung  der 
Kante  PjM  erkennen,  die  im  polarisierten  Licht  unter  dem  Mikroskop 
farbig  hervortritt,  und  die  einen  Plagioklas  von  dem  sonst  sehr  ähn- 
lichen Orthoklas  unterscheiden  läßt.  Wie  die  Streifiing  auf  P,  so 
verschwinden  infolge  der  Verwitterung  häufig  auch  die  Blätterbrnche 
mehr  oder  weniger  vollständig  in  den  derben  Plagioklasen  der  Ge- 
steine, besonders  in  den  basischen,  dem  Anorthit,  Bytownit  etc.  Zu- 
weilen unterscheidet  man  von  den  in  den  älteren  plutomsohen  Ge- 
steinen vorkommenden  trüben,  etwas  angewitterten,  „frischen"  Pia- 
gioJcUtöen  im  engeren  Sinne  die  in  den  jüngeren  vulkanischen  Gesteinen 
sich  findenden,  dem  Sanidin  entsprechenden  „glasigen"  unter  dem 
Namen  MUcrotin.    Verwittern  zu  Epidot,  Glimmer,  Kaolin  etc. 

Im  folgenden  sind  die  speziellen  Verhältnisse  der  einzelnen  Kalk- 
natronfeldspate angegeben.  Die  Krystallformen  ergeben  sich  aus  dem 
beim  Albit  und  Anorthit  erwähnten  und  aus  den  obigen  allgemeinen 
Bemerkungen;  die  Zusammensetzung,  die  Achsensysteme,  die  Aus- 
löschungsschiefen auf  P  und  Jtf,  sowie  die  Lage  des  rhombischen 
Schnittes  sind  in  den  obigen  Tabellen  angeführt  und  werden  daher 
hier  nicht  wiederholt. 

OligoklaS'Alhit  Albite  mit  einem  relativ groüen Kalkgehalt  (ca,  27«%  CaO\ 
ungefähr  von  der  Formel:  Ah^Ani^  die  zwischen  dem  reinen  Albit  nnd  dem  eigent- 
lichen Oligoklas  stehen,  werden  zuweilen  unter  diesem  besonderen  Namen  unter- 
schieden. Auslöschungsschiefe  auf  P=  +  2^  auf  Af=  +  12^  Hierher  der  nach 
beiden  Prismenflächen  spaltbare  Feldspat  von  Wilmington,  Delaware  und  die  wasser- 
klaren Spaltungsstttcke  von  Soboth  in  Steiermark,  sowie  der  sog.  Olafii  aus  dem 
Gneiü  von  Snarum  in  Norwegen,  z.  T.  in  Pseudomorphosen  nach  Skapolith. 

Oligoklas  (Natronspodumen)  (vergl.  pag.  630,  631). 
Ab  bis  Ah^An^ ;   enthält  zwischen  61,9  und  68,8  SiO^.    Findet 
sich   nur  selten  in  deutlichen   Krystallen.     Aufgewachsene  wasser- 


Oligoklas.    Andesin.    Labradorit.  633 

helle,  meist  nach  dem  Albitgesetz  verbandene  Zwillinge  in  den  Somma- 
answürflingen,  und  häufiger  trübe,  hellgefärbte,  in  einer  dem  Periklin 
ähnlichen  Ausbildung  mit  Epidot,  im  Kalkspat  etc.  in  den  Gängen  von 
Arendal  in  Norwegen.  Eingewachsen  im  Magnetkies  von  Bodenmais. 
Außerordentlich  verbreitet  ist  dagegen  der  Ol.  in  derben  Körnern,  in 
allen  möglichen,  besonders  sauren  Silikatgesteinen:  im  Gneiß,  Granit, 
Syenit  neben  Orthoklas,  im  Diorit,  Porphyrit  etc.  ohne  diesen.  Er 
ist  meist  farblos  oder  grünlich  gefärbt,  selten  rot,  welche  Farbe  in 
den  Gesteinen  dem  Orthoklas  eigentümlich  zu  sein  pflegt,  verwittert 
meist  auch  leichter  als  dieser,  so  daß  man  gewöhnlich  beide  Feld^ 
spate  unschwer  unterscheiden  kann,  auch  wenn  die  Verwitterung  die 
Streifung  undeutlich  gemacht  hat.  Zuweilen,  z.  B.  in  dem  Rapakiwi 
genannten  finnischen  Granit,  ist  der  rote  Orthoklas  von  einer  grünen 
Oligoklasrinde  umhüllt,  welche  mit  dem  Orthoklas  ebenso  parallel 
verwachsen  ist,  wie  der  Albit  mit  dem  Orthoklas  (siehe  pag.  626). 
In  vulkanischen  Gesteinen,  Trachyten,  Andesiten,  Basalten  etc.  findet 
man  den  Ol.  in  der  Varietät  des  Mikrotin.  Ol.  schmilzt  etwas  leichter 
als  Orthoklas  und  Albit,  und  wird  von  Säuren  etwas  leichter  an- 
gegriffen. Ein  bemerkenswertes  derbes  Vorkommen  von  Ol.  ist  der 
Sannenstein  aus  dem  Kersanton  von  Tvedestrand  in  Norwegen,  in 
welchem  kleine  Eisenglanzschüppchen,  parallel  mit  dem  sehr  schön 
gestreiften  Blätterbruch  P  eingewachsen,  ein  rötliches  Farbenspiel 
hervorbringen,    (ß,  vom  Rath,  Pogg.  Anm.  138.  464.) 

Andesin  (vergl.  pag.  630,  631). 

Ai^An^  bis  Ab^An^ ;  61,9 — 55,4  SiO^.  Weniger  verbreitet  als 
Oligoklas,  so  in  manchen  Andesiten  der  Anden  und  Ungarns  etc.  und  in 
manchen  Basalten;  femer  in  manchen  Dioriten,  in  dem  Tonalit  der 
Adamellogruppe  in  den  Tiroler  Alpen  etc.,  bisher  fast  nur  derb;  als 
Seltenheit  in  wasserhellen  Krystallen  auf  einer  Druse  in  einem  Somma-* 
auswürfling  aufgewachsen.  Schmilzt  erheblich  leichter  als  Albit  und 
wird  von  Säuren  leichter  angegriffen. 

Labradorit  (Labradorfeldspat)  (vergl.  pag.  630,  631). 

Ah^An^^  bis  Ab^An^\  55,4—49,1  SiO^.  Ist  wieder  verbreiteter 
und  zwar  vorzugsweise  in  basischen  Silikatgesteinen,  besonders  im 
Gabbro,  im  Norit  und  in  manchen  Dioriten,  Diabasen,  Andesiten, 
Basalten  etc.  Selten  in  deutlich  ausgebildeten  Krystallen,  so  in  den 
Aschen  der  Mti.  Eossi  am  Ätna,  im  Quarzandesit  von  Verespatak  in 
Siebenbürgen  etc.  Der  L.  bildet  Zwillinge  nach  verschiedenen  Ge- 
setzen, bes.  nach  dem  Albitgesetz,  auch  nach  dem  Periklingesetz ; 
häufig  sogar  nach  beiden  Gesetzen  gleichzeitig,  so  daß  an  derben 
Stücken  Zwillingsstreifiing  auf  beiden  Bl.  Br.  P  und  M  entsteht ;  an 


634  Silikate. 

den  Erjrstallen  von  Yerespatak  ist  sogar  znweUen  gleichzeitig  das 
AlbitgesetZy  das  Karlsbader  und  das  Bavenoer  Gesetz  zu  beobachten. 
Der  L.  ist  farblos,  gran,  brann  etc.,  selten  durchsichtig.  Berühmt 
ist  besonders  der  L.  mit  dem  ausgezeichneten  Farbenspiel  (Labra- 
dorisieren,  Farbenwandlnng)  in  blauen,  roten,  gelben  und  grünen 
brennenden  Fai-ben,  die  im  Gegensatz  zum  labradonsierenden  Feld- 
spat (Orthoklas)  (pag.  616)  hauptsächlich  auf  3f  und  auf  einer  Fläche  % 
hervortreten,  welche,  die  Kante  Mjx  abstumpfend,  dieselbe  Lage  hat, 
wie  o  am  Albit  (Fig.  507).  Dies  ist  beim  Schleifen  des  Labradorits 
z^VL  Schmuckgegenständen  zu  berücksichtigen,  auf  anders  gerichteten 
Flächen  ist  das  Farbenspiel  schwach  oder  fehlt  ganz.  Die  Erscheinung 
geht  von  dünnen  Plättchen  eines  fremden  Minerals  aus,  die  in  diesen 
Eichtungen  im  farbenspielenden  Labrador  eingeschlossen  sind.  Sie 
findet  sich  übrigens  nur  an  wenigen  Vorkommnissen  des  L.,  so  vor- 
zugsweise auf  den  an  verschiedenen  Stellen  der  Küste  von  Labrador, 
bes.  bei  Nain  und  auf  der  gegenüberliegenden  St.  Paulsinsel  als  Ge- 
rolle neben  nicht  farbenspielendem  Labradorit  vorkommenden  derben 
Massen,  sodann  in  Kanada,  in  Ingermanland,  bei  Ojamo  in  Finnland, 
bei  Kiew  etc.  Nicht  farbenspielender,  meist  gi*auer,  trüber  L.  findet 
sich  in  den  oben  genannten  Gesteinen  an  vielen  Orten,  u.  a.  gehört 
hierher  der  Feldspat  aus  dem  Närötal  bei  Gudwangen  am  SogneQord 
in  Norwegen,  der  in  der  Geschichte  der  Tschermakschen  Theorie  eine 
gewisse  Bolle  gespielt  hat.  Der  L.  schmilzt  leichter  als  Oligoklas 
und  wird  von  HCl  fast  vollständig  zersetzt 

(Tschermaky  Min.  Mittlgn.  Bd.  IV  u.  Y;  BeoBch,  Pogg.  Ann.  120;  Schränk 
Sitzgsber.  Wiener  Ak.  60;  Yogelsang,  Archives  neerland.,  Bd.  lU,  1868;  Viola, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  XXXIV,  1901,  pag.  171.) 

Bytownlt  (vergL  pag.  630,  631). 

Ab^  An^  bis  An^ ;  49,1 — 43,0  SiO^ ,  ca.  96%  ^w.  Hierher  gehören  einige 
Feldspate,  welche  man  froher  Änorthit  nannte,  so  der  derbe  nnd  aaf 
Drusen  auch  auskrystallisierte  aus  dem  sog.  Forellenstein  von  Volpers- 
dorf  in  Schlesien  (mit  Hornblende),  der  aus  dem  Gabbro  des  Badautals  im 
Harz  und  der  in  isländischen  Ändesiten  zum  Teil  etc.  Das  ursprünglich 
B.  genannte  Mineral  von  Bytown  in  Kanada  ist  sehr  stark  verunreinigt 

(Websky,  Zeitschr.  d.  dentsch.  geol.  Ges.  Bd.  16,  1864,  530;  Zirkel,  Tschermaks 
Min.  Mitügn.  I,  1872,  pag.  61.) 

8au88urit  ist  eine  sehr  zähe,  dichte,  weiße  oder  grttnliche  Masse,  welche  in 
manchen  Gabbros  sich  findet  nnd  znweilen  eine  feldspat-  nnd  zwar  labradorit&hn- 
liche  Zusammensetzung  zeigt  Man  hat  es  hier  jedenfalls  mit  einer  nnreinen  Substanz, 
wahrscheinlich  einem  metamorphen  oder  pnenmatolytischen  Umwandlnngsprodnkt  des 
Feldspats  zu  tun.  Manchmal  stellt  die  Masse  ein  Gemenge  von  Plagioklas  mit 
Zoisit  oder  mit  Skapolith  dar.  Bruch  uneben,  splitterig.  G.  =  2,65— 3,36.  H.  =  6 
nnd  7.    Korsika,  Gegend  von  Genua,  am  Genfer  See  in  Gerollen  etc. 


Feldspatähnliche  Mineralien.    Lencit.  635 

Milarit  HKCa^Al^^O^  =  {H,  E\ 0  .  2CaO .  Äl^O^  .  12SiOt;  mit  72,68 
SiOi,  Scheinbar  hexagonale  lange  Prismen,  die  aber  durch  Drillingsbildung  aus 
rhombischen  Individuen  entstanden  sind.  G.  =  2,59.  H.  =  5Vi— 6.  Durchsichtig, 
durch  Erhitzen  einachsig.  Farblos,  stark  glasglänzend,  im  Yal  Giuf  bei  Buäras  in 
der  Schweiz  auf  Drusen  im  Granit.  Erst  in  der  Glühhitze  geht  Wasser  weg. 
(Ludwig,  Tschermaks  Min.  Mittlgn.  Vn,  347;  Rinne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1885,  n,  1.) 

Als  besonders  kieselsäurereich  schließt  sich  noch  hier  an: 

Eudidymit  HNaBeSHÖf^  =  {H,  Na\0 .BeO .BSiO^  mit  73,44  SiO^;  farb- 
lose, durchsichtige  bis  durchscheinende  monokline,  nach  der  Basis  taflige  und  vielfach 
verzwillingte  Krystalle,  sehr  selten  im  Eläolithsyenit  des  südl.  Norwegens  und  in  Grön- 
land. Ebendort  auch  der  farblose  rhombische  Epididymit  von  derselben  Zu- 
sammensetzung und  mit  jenem  zuweilen  verwachsen;  beide  mit  demselben  spez. 
Gew.  =  2,548. 


Feldspat&hnliche  Mineralien. 

(Leucit,  Xephelingruppe,  Sodalithgruppe,  Skapolithgruppe.) 
Alkali-Tonerde-Süikate,  wie  die  Feldspate;  vertreten  diese  in  vielen  Gesteinen 
ganz  oder  teilweise. 

Lencit  (Amphigen). 

K^AJ^Si^O^^  =  K^O .  Al^O^  .  iSiO^   mit  54,97  SiO^,  23,50  Al^O^, 
21,53  K^O,  meist  mit  etwas  Na^O. 

Der  Leucit  krystallisiert  in  Formen  (Fig.  617),  welche  dem  regu- 
lären Ikositetraeder  202  (211)  sehr  nahe  stehen  und  welche  man 
auch  früher  für  wirkliche  Ikositetraeder  (Leucitoeder) 
gehalten  hat.  Man  hat  dann  später  gefunden,  daß 
die  Erystalle  nicht  die  Symmetrie  des  regulären 
Systems  haben,  und  sehrieb  ihnen  diejenige  des 
quadratischen  Systems  zu,  so  daß  die  Flächen  o 
als  P  (111)  und  i  als  4P2  (421)  aufgefaßt  wurden.  ^^^ 

Die   Winkelmessungen   ergaben   nämlich  im  Mittel:  ^^' 

olo  =  130»  3'  (E.  K)  und  iji  =  131«  49'  (S.  K.);  während  beim 
Ikositetraeder  diese  beiden  Winkel  =  131  ^  48'  37"  sein  müßten. 
Zwillingsbildungen  nach  den  selten  als  Begrenzungsflächen  auftretenden 
Flächen  u  =  2Poo  (201),  welche  die  Ecken  {iioo)  abstumpfen,  sind  sehr 
häufig.  Dünne  Lamellen  sind  nach  diesen  Flächen  den  Krystallen  oft 
in  großer  Zahl  eingelagert;  sie  bilden  auf  den  Flächen  o  und  i  aus- 
und  einspringende  Winkel  und  eine  mehr  oder  weniger  feine  Parallel- 
streifung, wie  sie  bei  den  Plagioklasen  auf  der  Fläche  P  zu  sehen 
ist.  Am  Ikositetraeder  wäre  eine  solche  Fläche  u  eine  Granatoeder- 
fläche  und  könnte  daher  nicht  Zwillingsfläche  sein;  die  ZwUlings- 
verwachsung  nach  dieser  Fläche  ist  also  für  sich  allein  schon  ein 
Beweis  gegen  die  reguläre  Form  des  Leucits.  Nun  hat  man  aber 
beobachtet,  daß  auch  nach  den  beim  Ikositetraeder  ebenfalls  als  Grana- 
toederflächen  aufzufassenden  Flächen  ooP  (110),  welche  die  Ecken  (iiii) 


636  Süikate. 

unter  den  Flächen  o  abstumpfen  würden,  solche  ZwillingslameUen  in 
ganz  derselben  Weise  wie  nach  u  eingelagert  sind.  Diese  Flächen 
würden  an  einem  quadratischen  Krystall  dem  ersten  Prisma  entsprechen, 
dessen  Flächen  als  Symmetrieebenen  ebenfalls  nicht  Zwillingsflächen 
sein  können.  Daher  kann  der  Leucit  keine  höhere  Symmetrie  als  die 
des  rhombischen  Systems  haben,  aber  mit  sehr  großer  Annäherung 
der  Formen  an  das  reguläre.  Später  wurde  der  Leucit  durch  Winkel- 
messung als  rhombisch  erkannt  Die  Kombination  Fig.  517  wird  dann 
von  drei  rhombischen  Oktaedern  gebildet:  o  =  P  (111)  und  ♦  =  4P2 
(421)  und  4P2  (241). 

Höchst  merkwürdig  ist  das  Verhalten  des  Leucit  in  der  Hitze; 
er  wird  über  500*^  vollkommen  isotrop  und  gleichzeitig  verschwin- 
den die  Zwillingsstreifen  auf  den  Flächen  o  und  i,  so  daß  bei  dieser 
Temperatur  das  Mineral  vollkommen  regulär  ist  Beim  Erkalten  wird 
er  wieder  doppeltbrechend  und  seine  Zwillingslamellen  erscheinen 
wieder,  allerdings  nicht  notwendig  mehr  genau  in  derselben  Weise, 
wie  vorher,  aber  genau  nach  demselben  Gesetz.  Der  Leucit  ist  also 
enantiotrop  dimorph  (282).  Über  600^,  seiner  Entstehungstemperatur 
in  vulkanischen  Gesteinen  entsprechend,  ist  er  regulär;  bei  der  Ab- 
kühlung geht  er  in  eine  bei  niederer  Temperatur  stabile  rhombische 
Modifikation  über.  Die  Leucitoederform  Fig.  517  ist  eine  mimetische, 
pseudoreguläre  Grenzform  (171). 

Y.  d.  L.  unschmelzbar.  Durch  Säuren  unter  Abscheidung  schlei- 
miger ELieselsäure  vollkommen  zersetzt.  Kein  Bl.  Br.,  Bruch  muschlig; 
spröde ;  H.  =  5^  — 6 ;  G.  =  2,45 — 2,50.  Farblos,  gelblich,  graulich,  glas- 
glänzend, auf  den  Brnchflächen  etwas  ins  Fette ;  durchscheinend,  selten 
durchsichtig;  -|-  D.  Br.  sehr  schwach,    (o  =  1,508;  e  =  0,509. 

Findet  sich  fast  ausschließlich  in  vulkanischen,  von  der  Tertiär- 
zeit ab  gebildeten  Gesteinen,  auch  in  rezenten  Laven,  vorzugsweise 
in  Europa,  auf  welchen  Weltteil  man  das  Mineral  fi-üher  beschränkt 
glaubte.  Wenig  verbreitet  in  plutonischen  Gesteinen  von  höherem  als 
tertiärem  Alter.  Selten  aufgewachsen  in  durchsichtigen  Krystallen 
als  Snblimationsprodukt  vulkanischer  Gase  auf  Hohlräumen  von  Aus- 
würtlingen  der  Somma.  Sehr  häufig  eingewachsen,  meist  trübe,  mit 
zahlreichen  mikroskopischen  Zwillingslamellen  und  nicht  selten  parallel 
den  Krystallflächen  in  Zonen  gruppierten  Einschlüssen  von  Magnet- 
eisenkömern,  Glas  und  Schlacke  etc. ;  meist  ringsum  schön  auskrystalli- 
siert,  von  Nußgröße  bis  zu  mikroskopischer  Kleinheit,  in  Leucitophyren, 
Phonolithen,  Leucittephriten,  Leucitbasalten  etc.,  meist  in  Begleitung 
von  Feldspaten  und  Nephelin.  Größere  Leucitkrystalle,  häufig  halb 
lose  im  Gestein  sitzend,  finden  sich  z.  B.  an  mehreren  Orten  am 
Vesuv  in  älteren  Laven,  im  Albaner  Gebirge  und  an  der  Eocca  mon- 
fina,  in  eben  solchen,  im  Leucitophyr  von  Rieden  am  Laacher  See,  in 


Lencit.    Nephelin.  637 

Gesteinen  des  Eaiserstnhls  im  Breisgan  etc.  Zuweilen  werden  auch 
lose  Leucitkrystalle  von  den  Vulkanen  ausgeworfen,  so  z.  B.  1855 
vom  Vesuv.  Mikroskopisch  kleine  Leucite  enthalten  alle  Laven  am 
Vesuv,  im  Albaner  Gebirge  und  anderen  Vulkanen  in  der  Gegend 
von  Rom ,  viele  vulkanische  Gesteine  des  Laacher  Seegebiets  und  des 
Eaiserstuhls,  die  Leucitbasalte  etc.  im  Erzgebirge,  böhmischen  Mittel- 
gebirge, der  Lausitz,  Thüringer  Wald,  in  Schonen  etc.  Äußereuropä- 
ische Leucitgesteine  sind  z.  Z.  nur  wenige  und  auch  diese  erat  seit 
kurzem  bekannt  z.  B.  auf  Java,  in  Colorado,  in  Peru  in  Laven  etc. 
Der  Leucit  verwittert  leicht,  z.  B.  sind  die  großen  Krystalle  aus 
dem  Leucittephrit  der  Bocca  monfina  vielfach  stark  angewittert.  Manch- 
mal geht  der  L.  unter  Aufnahme  von  Na^O  und  H^Oia  Analcim  (Eaiser- 
stuhl)  oder  in  ein  Gemenge  von  Sanidin  und  Ealiglimmer  über  (große 
Erystalle  von  Ober- Wiesenthal  im  Erzgebirge)  und  bildet  dann  auch 
wohl  förmliche  Pseudomorphosen.  Am  Vesuv  finden  sich  solche,  in  denen 
der  L.  in  ein  Gemenge  von  Nephelin  und  Sanidin  verwandelt  ist. 

(G.  Tom  Bath,  Sitzg^sber.  Berl.  Ak.  1872;  N.  Jahrb.  f.  Min.  1873;  Pogg.  Ann. 
£rg.-Bd.  VI,  pag.  198;  Sitzgsber.  nat-Mst.  Vereins  Bonn  1883,  pag.  42;  G.  Klein, 
N.  Jahrb.  f.  Min.  BeiL-Bd.  XI,  1898,  pag.  1;  Nachr.  Gott.  Ges.  Wiss.  1884,  pag.  139 
nnd  421 ;  Baumhauer,  Zeitschr.  f.  Kryst.  I,  1877,  257 ;  Rosenbnsch,  N.  Jahrb.  f.  Min. 
1885,  11;  Hirschwald,  Tschermaks  Mineralog.  Mittlgn.  1875;  Weisbach,  N.  Jahrb.  f. 
Min.  1886,  I,  143;  Penfield,  ibid.  1884,  D,  224). 

Pollux,  Ein  reguläres  C8-Süikat:  H^CsiAl^SigO^]  wasserhell;  spärlich  mit 
Eastor  auf  den  Pegmatitgängen  von  Elba.  Meist  unregelmäßige  hyalitähnliche 
Kömer,  selten  ooOcxD  (100)  und  202  (211).    G.  =  2,9.    H.«6. 


Isomorphe  Reihe  des  Nephelins, 

B/iAk8uOs  =  RiO.Ak0^.2SiOt.B  =  Na,  K,  U.  Hexagonal. 
Nephelin :  Na^Al^SnOf,  =  Na^O .  Al^O^ .  2SiO,. 
Kaliophilit  (Phacelit):  K^AkSitO^  =  IC^O ,  Al^O^  .2SiOt. 
Eukryptit :  UtAl^Si^Of,  =  lA^O  .^42,0,.  2SiOt. 

Nephelin  (mit  Eläolith). 

Die  chemische  Zasammensetzung  dieses  wichtigen  und  verbreiteten 
Minerals  wird  etwas  verschieden  angegeben ;  nach  den  neuesten  Ana- 
lysen wäre  sie :  R^Al^Si^O^^  =  48^ 0 .  4tAl^0^  .  9SiO^  ;R  =  H,Na,K  mit 
etwas  CaO  als  Vertreter  von  R^O.  Eine  Analyse  hat  folgende  Zahlen 
geliefert:  44,08  SiO^,  33,28  AJ^O^,  16,00  Na^O,  4,76  K^O,  1,85  CaO, 
0,15  JETjO.  Wahrscheinlich  hat  der  N.  aber,  wie  synthetische  Versuche 
vermuten  lassen,  und  wie  sie  entsprechend  den  anderen  Gliedern  der 
isomorphen  Gruppe  zukommt,  die  einfache  Formel:  Na^Jl^Si^O^  = 

Na^O  .  Al^O^  .  2SiO^.  (Dölter,  Zeitschr.  f.  Kryst.  IX.  pag.  321.  1884.)   Alle   N. 

enthalten  Spuren  von  Cl 


638  Silikate. 

Hexagonal.  Prismen  mit  der  Basis  fehlen  nie,  daneben  Dihexaeder, 
welche  die  Kanten  der  Prismenflächen  gegen  die  Basis  abstumpfen, 
oft  zu  mehreren  übereinander,  unter  ihnen:  P(lOll)  mit  einem  Winkel 
von  88  »  10'  (S.  K.)  und  a :  c  =  1 : 0,8390.  Auch  das  2.  Prisma,  Oiwie 
Dihexaeder  2.  Stellung  finden  sich  in  komplizierteren  Kombinationen 
(vergl.  Fig.  623,  624).  Die  meist  prismenförmig  gestalteten  Krystalle 
scheinen  nach  ihrer  Flächenentwicklung  holoedrisch  zu  sein.  Nach 
den  Ätzfiguren  werden  sie  jetzt  aber  für  pyi*amidal-hemiedrisch  und 
zugleich  hemimorph  gehalten  (pyramidal-hemimorphe  Klasse  (81)),  und 
als  komplizierte  mimetische  Ergänzungszwillinge  aufgefaßt.  (Banmhaner, 
Zeitschr.  f.  Kryst  VI.  1882.  209.)  Kein  deutlicher  BL  Br. ;  Bruch  muschlig. 
Spröde ;  H.  =  5—6 ;  G.  =  2,58—2,64.  Schwache  — D.  Br.  Gelatiniert 
jmt  HCl  sehr  leicht  und  rasch;  aus  der  Lösung  scheiden  sich  NaCl^ 
Würfelchen  aus.    Schmilzt  v.  d.  L.  zu  blasigen  Glase. 

Bildet  nach  Aussehen  und  Vorkommen  ähnlich  wie  der  Orthoklas 
zwei  wesentlich  verschiedene  Varietäten,  eine  „glasige",  dem  Sanidin 
entsprechende,  den  eigentlichen  Nephelin  und  eine  „frische",  entsprechend 
dem  gemeinen  Feldspat,  den  Eläolith.  Beide  Varietäten  sind  so  gut 
wie  ausschließlich  auf  Eruptivgesteine  beschränkt;  der  glasige  Ne- 
phelin findet  sich  in  jüngeren  Ergußgesteinen,  der  Eläolith  in  alten 
Tiefen-  und  Ganggesteinen. 

1.  Nephelin  (glasiger  N.).  Farblos  oder  schwach  gefärbt,  glasglän- 
zend, durchsichtig  bis  durchscheinend.  Zuweilen  wasserhelle  Krystalle, 
aufgewachsen  auf  Drusen  vulkanischer  Auswürflinge,  besonders  schön 
an  der  Somma,  auch  im  Albaner  Gebirge  und  am  Laacher  See.  Große 
Krystalle,  meist  im  Gegensatz  zu  den  vorigen  nur  Prisma  und  Basis, 
eingewachsen  in  manchen  basischen  vulkanischen  Gesteinen,  die  danach 
zuweilen  Nephelindolerite  genannt  werden:  Katzenbuckel  im  Oden- 
wald, Löbau  in  Sachsen,  Meiches  im  Vogelsberg.  Mikroskopisch  klein, 
teils  in  Krystallen,  teils  in  unregelmäßigen  Partien,  ebenfalls  in  vul- 
kanischen Gesteinen  und  zwar  sehr  verbreitet ;  im  Nephelinbasalt  als 
Vertreter  des  Feldspats,  in  manchen  Tephriten  und  Basaniten  neben 
Plagioklas  (Nephelintephrit  und  -basanit),  im  Phonolith  neben  Sanidin. 
Alle  diese  Gesteine  sind  von  tertiärem  oder  jüngerem  Alter;  hierher 
gehören  auch  manche  Laven  jetzt  noch  tätiger  Vulkane  (Vesuv). 

2.  Eläolith.  Kräftig  gefärbt,  grün  und  rot,  auch  grau,  braun  und 
bläulich;  trübe  und  fettglänzend  durch  zahlreiche  winzige  Nädelchen 
einer  unbekannten  Substanz,  die  u.  d.  M.  sichtbar  werden.  Diese  be- 
wirken wohl  auch,  daß  der  E.  erheblich  leichter  schmilzt,  als  der 
glasige  Nephelin.  Selten  in  deutlichen  Krystallen;  meist  als  größere 
derbe  Kömer  ein  Bestandteil  mancher  Syenite,  die  danach  Nephelin- 

•oder  Eläolithsyenite  genannt  werden.    Ihre  Hauptverbreitung  ist  im 
südlichen  Norwegen,  bei  Ditro   in   Siebenbürgen,   im  Umengebirge 


Nephelingrnppe.    Isomorphe  Reihe  des  Sodaliths.  639 

(Ural)  bei  Miask,  im  südlichen  Portugal,  in  Brasilien,  Arkansas,  Grön- 
land etc. 

Der  N.  verwittert  leicht  und  liefert  verschiedene  Verwitterungsprodukte,  u.  a. 
Zeolithe  (z.  B.  Natrolith),  welche  dann  zuweilen  die  Form  des  ursprünglichen 
Nephelins  haben.  Dies  ist  z.  B.  am  Eläolith  des  südl.  Norwegens  beobachtet,  sowie 
am  vulkanischen  N.  des  Eaiserstuhls.  Ein  etwas  anderes  Yerwitterungsprodukt  des 
südnorwegischen  Eläoliths  ist  Hydronephelit  genannt  worden.  Auch  Pseudo- 
morphosen  nach  Nephelin  von  der  Znsammensetzung  des  Ealiglimmers  oder  Finita 
kommen  vor,  so  der  grünliche  Liehenerit  in  einem  Porphyr  hei  Predazzo  in  Tirol 
und  der  braune  Gieseckit  aus  Grönland,  beide  in  trüben  hexagonalen  Prismen 
mit  Basis. 

In  naher  Beziehung  zum  N.  stehen  auch  der 

Davyn,  in  kleinen  wasserhellen  hexagonalen  Erystallen  von  der  Somma  und 
auf  Hohlräumen  von  Yesuvlaven  als  Snblimationsprodukt,  und  die  feinen  oft  in  Büscheln 
gruppierten  Härchen  des  Mikrosontmit,  ebenfalls  ein  Sublimationsprodukt  in 
Yesuvlaven.  Beide  stehen  dem  N.  in  Erystallform  und  chemischer  Zusammensetzung 
sehr  nahe,  der  D.  enthält  aber  neben  der  N.-Substanz  etwas  CaCOzt  der  M.  etwas 
JBTjO,  CaOj  Cl  (7—9%),  SO,  etc.  Beide  sind  wohl  nicht  wesentlich  voneinander  ver- 
schieden.   In  ähnlicher  Beziehung  steht  der 

Cancrinit  zu  dem  Eläolith;  er  ist  im  Ansehen  dem  E.  ähnlich,  hexagonal, 
rosenrot,  gelb,  grün  oder  blau,  aber  meist  derbe,  fettglänzende  und  trübe  Stücke. 
Enthält  neben  der  Substanz  des  E.  ebenfalls  etwas  CaCOz  und  H^O.  Ditro  in  Sieben- 
bürgen, Brevik  in  Norwegen,  Litchfield  in  Maine,  Miask  im  Ilmengebirge,  überall  im 
Eläolithsyenit  Bei  allen  diesen  Mineralien  ist,  wie  es  scheint,  nicht  CaCOi  etc.  der 
Substanz  des  Nephelin  beigemengt,  sondern  es  liegt  eine  Molekularverbindung  vor. 
(Eauff,  Ztschr.  f.  Kryst.  H,  1878,  468.) 

Kaliophilit  (Phacelit).  K^AltSi^O^,  Ein  Ealinephelin  in  Form  feiner  hexa- 
gonaler,  farbloser,  durchsichtiger,  wenn  in  Büschel  vereinigt  seidenglänzender  Nadel- 
eben.    G.  =  2,49.    H.  ==  6.    Aufgewachsen  in  Hohlräumen  von  Sommaauswürflingen. 

Eukryptit  i/isii^StsOg.  Ein  Lithionnephelin,  der  weiße,  fasrig  dichte 
Aggregate  bildet  und  durch  Zersetzung  von  Spodumen  entstanden  ist.  Branchville 
in  Connecticut. 

Isomorphe  Reihe  des  Sodaliths. 

Diese  Mineralien  enthalten  neben  einem  dem  Nephelin  sehr  ähn- 
lichen oder  gleichen  Silikat:  Na^Äl^Si^O^  =  Na^O  .  Al^O^  .  2SiO^  stets 
noch  ein  Chlorid  oder  ein  Snlfat  oder  anch  beides  oder  Na^S^.  Alle  gela- 
tinieren wie  der  Nephelin  leicht  nnd  vollkommen  mit  HCl  und  geben  wie 
dieser  -NaCif- Würfelchen.  Sie  krystallisieren  regulär,  vorwiegend  in 
Rhombendodekaedem,  deren  Flächen  deutliche  Bl.  Br.  parallel  gehen. 
Die  Ätzfiguren  weisen  auf  tetraedrische  Hemiedrie.  Zwillinge  häufig 
(Fig.  261);  zuweilen  durchdringen  sich  auch  die  Individuen  und  es 
entstehen  Penetrationszwillinge  mit  einspringenden  Winkeln. 
Zur  Sodalithgrupppe  gehören: 

SodaUth :     SNa^Al^Si^  Og  +  2NaCl. 

Nosean :        SNa^Al^Si^  Og  +  2Na^S0^. 

Haüyn:        3(2Va„  Ca)  Al^Si^O^ -\- 2{Na^,  Ca)  SO^. 

Lasurstein:  SNa^Al^Si^O^  +  2Na^S^. 

(Vogelsang)  die  natürlichen  Ultramarinverhindungen  1873.) 


640  Silikate. 

Sodallth. 

SNa^AhSi^O^ .  2NaCl;  37,08  SiO^,  31,71  Äl^O^,  25,50  Na^O,  7,31  Cl. 
Zuweilen  deutliche  Erystalle :  ziemlich  vollkommen  spaltbare  Granato- 
eder,  selten  mit  anderen  Formen  (Würfel,  Oktaeder,  Ikositetraeder 
202  (211)).  Zwillinge  nach  der  Oktaederfläche,  nach  der  Zwillings- 
achse znweilen  stark  verlängert.  G.  =  2,2—2,4.  H.  =  5— 6.  Leicht 
schmelzbar  und  von  HCl  zersetzt  (siehe  oben);  löst  sich  zuerst  auf, 
und  aus  der  Lösung  scheidet  sich  nachher  Eieselgallerte  ab.  Bildet 
wie  der  Nephelin  zwei  Varietäten,  die  vollkommen  auf  Eruptivgesteine 
beschränkt  sind.  Die  „glasige"  Vaiietät  der  jflngeren  vulkanischen 
Gesteine  ist  farblos,  glasglänzend,  auf  dem  Bruch  ins  Fettige,  durch- 
sichtig bis  durchscheinend.  Meist  nur  mikroskopisch  kleine  Eryställ- 
chen  oder  Kömer  in  Trachyten  und  Phonolithen.  Hierher  auch  die 
größeren  Erystalle,  die  man  nur  aufgewachsen  auf  vulkanischen  Aus- 
würflingen und  Gesteinen  kennt,  besonders  an  der  Somma,  im  Albaner- 
gebirge, auf  Ischia  (im  Trachyt)  und  am  Laacher  See.  Die  „frische^ 
Varietät  der  älteren  Tiefengesteine  ist  trübe,  gefäi'bt  (blau,  grün,  rot), 
mehr  fettglänzend  und  findet  sich  in  größeren  derben  Eömem  in 
Eläolithsyeniten :  Ditro  in  Siebenbürgen  (blau);  Brevik  in  Norwegen; 
Miask  im  Qmengebirge  (blau,  früher  Cancrinit  genannt) ;  Eangerdluarsuk 
in  Grönland  (grün;  hier  auch  deutliche  Erystallformen).  Enthält  viele 
mikroskopische  Einschlüsse. 

Niflsean  (Spinellan). 

SNa^ÄloSi^O^  .  2Na^S0^  mit  etwas  Ca,  doch  sind  die  Analysen 
schwankend  und  auch  etwas  Cl  in  isomorph  beigemischter  Sodalith- 
substanz  ist  vorhanden.  Grau,  durch  Erhitzen  oft  blau,  auch  rot; 
glasglänzend.  G.  —  2,25—2,27.  H.  =  5—6.  Nur  in  vulkanischen 
Gesteinen.  In  aufgewachsenen  deutlichen  granatoednschen  Erystallen, 
besonders  in  den  Sanidingesteinen  am  Laacher  See.  Sodann  in  Form 
unregelmäßiger  Eömer  als  Bestandteil  vieler  Phonolithe  etc.,  beson- 
ders ausgezeichnet  u.  a.  im  Laacherseegebiet,  auch  am  Hohentwiel  im 
Hegau  etc.  Verwitterter  N.  ist  der  derbe  graue  Ittnerü  von  Ober- 
bergen im  Eaiserstuhl,  ebenso  auch  der  ähnliche  Skolopsit  von  dort ;  beide 
sind  zum  Teil  in  Zeolithe  umgewandelt. 

Hafiyn. 

Vom  Nosean  nur  durch  einen  größeren  Ealkgehalt  unterschieden; 
beide  sind  vielleicht  am  besten  zu  vereinigen.  G.  =  2,4 — 2,5. 
Meist  blau,  zuweilen  grün,  auch  rot  und  schwarz,  selten  farblos  (Ber-- 
jgdin).  Nur  vulkanisch.  Im  Peperin  des  Albaner  Gebirgs  (Albano, 
San  Marino),  am  Vesuv,  am  Vultur  bei  Melfi,  wo  er  ganz  besonders 
reich  an  mikroskopischen  gastörmigen  Einschlüssen  ist,  hier  in  großer 


Lasurstein.    Isomorphe  Reihe  des  Skapolith.  ß41 

Menge  in  der  sog.  Haüynophyrlava ;  in  den  Sanidinitblöcken  und  in  den 
valkanischen  Sauden  am  Laacher  See  in  blauen  Körnern,  seltener  in 
deutlichen  Krystallen;  in  der  basaltischen  Mühlsteinlava  bei  Nieder- 
mendig  in  derben  blauen  Kömern;  auch  zuweilen  in  mikroskopisch 
kleinen  Kömchen  in  anderen  Basalten. 

Lasurstein  (Lapis  lazuli,  Lasurit). 

Der  Lasurstein  bildet  mehr  oder  weniger  tief  blaue,  seltener  grüne 
oder  violette  Körner  im  Kalk  und  zwar  nur  in  Kontaktzonen ;  er  ist  stets 
eine  Kontaktbildung.  Als  Seltenheit  findet  man  im  Kalk  regelmäßige 
granatoedrische  Kry stalle  ohne  deutliche  Spaltbarkeit  von  ziemlicher 
Größe,  meist  aber  unregelmäßige  Kömer.  Diese  sind  von  verschiedener 
Zusammensetzung.  Der  größte  Teil  ist  Hatiyn,  (ca.  757o)j  der  kleinste 
Sodalith;  ca.  16%  sind  die  spezifische  Lasurstein  Substanz  von  der 
Formel:  SNa^Äl^Si^O^ .  2Na.2'^^,  die  vielleicht  mit  der  des  Ultramarins 
übereinstimmt;  es  ist  natürliches  Ultramarin.  H.  =  5^.  G.  =  2,38 
bis  2,42.  Ziemlich  leicht  v.  d.  L.  schmelzbar  und  entfärbt.  Mit  HCl 
gelatinierend  unter  Entwicklung  von  jH^S-Gemch  und  ebenfalls  entfärbt. 
Die  blauen  Kömer  häufen  sich  zuweilen  im  Kalk  sehr  stark  an,  so 
daß  die  ganze  Masse  schön  blau  ist,  aber  stets  trübe,  höchstens  kanten- 
durchscheinend. Dazwischen  nicht  selten  kleine  Schwefelkieskryställ- 
chen.  Wenn  an  einzelnen  Stellen  im  Kalk  die  blauen  Körner  fehlen, 
wird  die  Masse  weiß  gestreift  oder  gefleckt,  und  wenn  sie  nur  in  ge- 
ringer Menge  vorhanden  oder  wenn  sie  weniger  dunkel  gefärbt  sind, 
wird  die  Farbe  hell  und  matt.  Die  schön  dunkelblauen  Stücke  sind 
zur  Herstellung  von  Schmucksteinen  und  von  kleinen  Gebrauchsgegen- 
ständen sehr  geschätzt;  früher  wurde  eine  Malerfarbe  (natürliches 
Ultramarin)  daraus  gewonnen.  Die  Hauptfundorte  sind  in  Zentralasien 
und  zwar  in  Badakschan  am  Oberlauf  des  Oxus,  ferner  am  westlichen 
Ende  des  Baikalsees.  In  der  Cordillere  von  Ovalle  in  den  chilenischen 
Anden,  hier  z.  T.  grün  und  beim  Erhitzen  prächtig  phosphoreszierend. 
Kleine  Mengen  in  den  Kalkauswürflingen  der  Somma,  meist  erdig. 

(Bäckström  und  Brögger,  Ztschr.  f.  Kryst.  XVI,  186  und  XVni,  231.) 

Sackmanit.  Regnlär,  mit  A^firin  das  Tawit  genannte  Gestein  anf  der 
Halbinsel  Kola  bildend,  hell  rotviolett,  aber  an  der  Luft  sich  entfärbend,  ist  eine  iso- 
morphe Mischung   von  Sodalith  und  farbloser  IJltramarinsubstanz.     H.  =  5.    G.= 

Isomorphe  Reihe  des  Skapolitha. 

Hierher  gehört  eine  Anzahl  feldspatähnlich  zusammengesetzter  Al- 
kalitonerdesilikate von  schwankender  Zusammensetzung,  welche  wie  die 
Plagioklase  neben  Al^O^  vorzugsweise  noch  CaO,  oder  Na^O,  oder  beides 
nebeneinander  enthalten,  und  zwar  auch  derart,  daß  mit  steigendem 
iVagO-Gehalt  der  SiO^-Oehalt  zu-,  mit  steigendem  Ca0-6ehalt  dagegen 

Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


642  SUikate. 

abnimmt.  Um  die  mannigfach  von  einander  abweichenden  Analysen 
unter  einem  Gesichtspunkt  auffassen  zu  können,  hat  man  alle  diese 
Mineralien  wieder  in  derselben  Weise  wie  die  triklinen  Feldspate  als 
Mischungen  aus  zwei  isomorphen  Grundverbindungen,  einer  CaO-hal- 
tigen,  -WoRaO-freien,  dem  Meionü  ähnlichen  {Me)  mit  weniger  SiO^ 
(analog  dem  Anorthit)  und  einer  ßaO-freien,  Na^O-  und  etwas  C/-hal- 
tigen,  dem  Marialiih  ähnlichen  (Mä)  mit  mehr  SiO^  (analog  dem  Albit) 
abgeleitet.  Diesen  Grundverbindungen  werden  die  atomistisch  gleich- 
artigen Formeln  zugeschrieben: 

Meionitsubstanz : 

Me  =  8CaO  .  6Al,0^  .  12SiO^  =  Ca^A\^Si^^O^^  oder  Ca^Al^Si^O^^; 

Marialithsubstanz : 

Ma  =  BNa^O  .  2NaCl .  3Al,^0^  .  18SiO^  =  Na^Al^Si.^O^^Cl^  oder 

Na^Al^Si^O^^Cl 
entsprechend  der  Zusammensetzung: 

Me  =  40,31  SiO^  +  34,60  Al^O^  +  25,09  CaO  =  100 

Ma  =  63,83  SiO^  +  18,26  Al^O.;,  +  14,66  Na^O  + 

4,20  Ol  =  100,95. 

Diese  beiden  Substanzen  kommen  in  den  zwei  genannten  Mine- 
ralien nicht  in  vollkommener,  aber  doch  in  ziemlicher  Keinheit  vor. 
Für  die  Na^O  neben  CaO  enthaltenden  Zwischenglieder  geben  die 
Analysen  intermediäre  Werte,  und  man  hat  angenommen,  daß  sie  aus 
Me  und  Ma  isomorph  gemischt  seien  und  also  unter  dem  Schema: 
mMe  -\-  nMa  dargestellt  werden  können.  Dies  ist  aber  nur  möglich, 
wenn  man  einen  kleinen  K^O-GehaXt,  den  man  fast  stets  findet,  ver- 
nachlässigt und  wenn  man  gleichzeitig  kleine  Mengen  CO^,  SO^,  MgO, 
Kfi  etc.  unberücksichtigt  läßt,  von  denen  allerdings  noch  nicht  fest- 
gestellt ist,  welche  Kolle  sie  in  den  Skapolithen  spielen,  ob  sie  zu 
der  Verbindung  gehören,  oder  ob  sie  eine  Folge  von  fremden  Bei- 
mengungen oder  z.  T.  von  in  vielen  Fällen  eingetretener  beginnender 
Verwitterung  sind. 

(Tschennak,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  88,  1883.  Vergl.  dagegen:  Bammels- 
berg, Sitzgber.  Berl.  Ak.  1885,  pag.  589.) 

Alle  diese  Mineralien  sind  quadratisch  mit  nahe  übereinstimmen- 
den Winkeln  und  zwar  pyramidal-hemiedrisch ;  die  Krystalle  sind  in 
der  Richtung  der  Hauptachse  verlängerte  Prismen  (Fig.  518 — 520). 
Der  Winkel  des  Hauptoktaeders  in  den  E.  K.  schwankt  bei  allen  um 
136«  (136«  12'— 135«  56').  Das  Achsenverhältnis  a  :  c  schwankt 
zwischen  1 :  0,4393  (Meionit)  und  1  :  0,4425  (Marialith).  Die  häufigsten 
Formen  sind:  o  =  F  (111);  t  =  Poo  (101);  z  =  3P3  (311),  die 
Kanten  ajo  einseitig  abstumpfend ;  ferner  die  Prismen :  i  ==  ooP  (110) ; 
a  =  ooPoo  (100) ;  f  =  ooP2  (210).  Die  Hemiedrie  zeigt  sich  in  der 
Verteilung  der  Flächen  -ef(Fig.  518)  oben  und  unten  an  den  abwechselnden 


Skapolithgrappe. 


643 


Prismenkanten,  auf  derselben  Seite  der  Kante  a/J.  Dies  ist  aber  gewöhn- 
lich nicht  zu  sehen,  da  die  Erystalle  meist  an  einem  Ende  aufgewachsen 
sind;  die  Verteilung  der  Flächen  e  ist  auch  nicht  selten  unregel- 
mäßig (v.  KokBcharow,  Materialien  etc.  11.  1854,  pag.  88).    Für  die  Hemiedrie 

sprechen  auch  die  Ätzflguren  auf  den  Prismenflächen :  Trapeze,  welche 
so  gestellt  sind,   daß  sie  nach  oben  und  unten  gleiche,  nach  rechts 


a 


H^f 


f- 


Fig.  518. 


Fig.  519. 


und  links  verschiedene  Ausbildung  zeigen.  Parallel  den  Prismen- 
flächen gehen  deutliche  Blätterbrtiche,  nach  a  vollkommener  als  nach  6. 
H.  =  5—6,  zuweilen  mehr;  G.  schwankend  je  nach  der  Zusammen- 
setzung: für  Me  ist  G.  =  2,764;  für  Ma  G.  =  2,566;  für  die  Misch- 
ungen beider  liegen  die  Zahlen  zwischen  diesen,  und  zwar  ist  G.  um  so 
größer,  je  größer  die  Menge  von  Jtfe,  d.  h.  je  kleiner  der  SiO^-  und 
der  Na^O'^  je  größer  der  CaO-  und  der  JigOg-Gehalt. 

„Glasige"Skapolithefindensichin  vulkanischen  Gesteinen  auf  Drusen- 
räumen aufgewachsen  und  auch  als  Gemengteil  eingewachsen;  solche 
im  „frischen"  Zustande  in  krystallinischen  Schiefern,  im  Gneiß  etc., 
stellenweise  massenhaft,  förmlichen  Skapolithfels  bildend;  besonders  aber 
im  kömigen  Kalk  als  Kontaktgebilde.  Der  „frische"  Skapolith  ist 
sehr  viel  reichlicher  vorhanden,  als  der  „glasige".  Die  vulkanischen 
Sk.  sind  glasglänzend,  durchsichtig,  häufig  farblos,  nie  intensiv  ge- 
färbt; die  „frischen"  Sk.  der  krystallinischen  Schiefer  sind  undurchsichtig, 
trübe,  wenig  glänzend,  meist  grau  oder  doch  wenig  gefärbt,  zuweilen 
aber  doch  intensiver,  grün,  blau,  rot  etc.;  ihr  Glasglanz  geht  ins  Perl- 
mutterartige und  Fette. 

Die  Brechungskoefflzienten  sind  niedrig,  also  die  Lichtbrechung 
gering.  Dagegen  ist  die  Differenz  des  ordentlichen  und  außerordent- 
lichen Brechungskoeffizienten  groß,  also  die  Doppelbrechung,  die  stets 
—  ist,  stark.  Beispielsweise  ist  für  den  Meionit  vom  Vesuv :  w  =  1,594, 
B  =  1,558 ;  w — 6  =  0,036.  Lichtbrechung  und  Doppelbrechung  werden 
mit  abnehmendem  Kalkgehalt  und  zunehmendem  Natron  geringer. 

Die  Skapolithe  schmelzen  meist  unschwer  unter  Aufschäumen; 
sie  sind  z.  T.  durch  HCl  zersetzbar,  um  so  leichter,  je  mehr  Me  sie  ent- 
halten, also  je  SiOg -ärmer  und  CaO-reicher  sie  sind.  Die  SiO^  wird  dabei 
nicht  als  Gallerte,  sondern  als  ein  schleimiges  Pulver  ausgeschieden. 
Marialith  und  die  ihm  nahestehenden  sauren  Mischungsglieder  werden 

41* 


644  Silikate. 

von  HCl  nicht  angegriffen.  Die  Skapolithe  unterliegen  auch  leicht  der 
Verwitterung,  wodurch  ihre  Zusammensetzung  nicht  unwesentlich  ver- 
ändert wird.  Hierauf  schob  man  fr&her  fast  ausschließlich  die  große 
Verschiedenheit  der  Ergebnisse  der  Skapolithanalysen,  welche  mit  Ej-y- 
stallen  von  vollkommener  krystallographischer  Übereinstimmung  an- 
gestellt wurden.  Vermöge  der  leichten  Verwitterbarkeit  bildet  der  Sk. 
nicht  selten,  wie  der  Feldspat,  Kaolin,  sogar  an  einzelnen  Stellen  in  gi*oßen 
Massen  (Passau),  sowie  Glimmer,  Epidot,  Albit  und  andere  Mineralien, 
welche  sich  zuweilen  als  Pseudomorphosen  in  der  Form  des  Sk.  finden. 
Namentlich  sieht  man  häufig  die  Skapolithprismen  mit  einer  mehr 
oder  weniger  dicken  Schicht  von  Muscovitblättchen  bedeckt,  welche 
durch  Umwandlung  aus  dem  Sk.  entstanden  sind.  Skapolith  entsteht 
aber  auch  durch  Umwandlung  aus  anderen  Mineralien,  besonders  aus 
Feldspat,  z.  B.  auf  den  Apatitlagerstätten  bei  Bamle  und  Ödegarden 
im  südl.  Norwegen,  wo  der  Plagioklas  des  Gabbro  in  Sk.,  der  Augit 
in  Hornblende,  also  das  Gestein  in  ein  Skapolith-Homblendegestein 
abergegangen  ist.    Ähnlich  im  Ophit  der  Pyrenäen. 

Nach  der  Zusammensetzung  unterscheidet  man  drei  Gruppen  hier- 
her gehöriger  Mineralien,  alle  drei  ein  vulkanisches,  wasserhelles 
glasiges  Glied  enthaltend,  an  welches  sich  eine  Anzahl  trüber  Mineralien 
aus  dem  Gebiet  der  krystallinischen  Schiefer  etc.  anschließt.  Diesen 
letzteren  Skapolithen  hat  man  viele  Namen  gegeben,  unter  denen 
Skapolith  und  Wemerit  die  verbreitetsten  sind.  Außerdem  sind  noch 
einige  ähnlich  zusammengesetzte  quadratische,  aber  ihrer  Zusammen- 
setzung nach  in  das  Schema  mMe  -f-  nMa  nicht  ganz  hineinpassende 
Mineralien  der  nahe  übereinstimmenden  Krystallform  wegen  hier  an- 
geschlossen (vergl.  Sarkolith  und  die  Melilithgruppe,  pag.  645). 

1.  Meionügruppe,  Me  bis  Me^Ma^^  40—48  SiO^\  von  HCl  voll- 
ständig zersetzbar.  Meionit  bildet  kleine  wasserhelle  Prismen  von  der 
Form  Fig.  518,  519,  aufgewachsen  auf  Drusenräumen  der  Sommaaus- 
würflinge  und  am  Laacher  See;  sehr  selten  an  beiden  Enden  aus- 
gebildet ;  G.  =  2,72—2,73.  Die  zugehörigen  trüben,  stets  langsäulen- 
förmig ausgebildeten  Mineralien  hat  man  unter  dem  Namen  Wemerü 
zusammengefaßt ;  es  sind  die  Vorkommnisse  im  Kalk,  aus  den  Magnet- 
eisenlagem  von  Arendal  in  Norwegen,  sowie  von  Pargas  in  Finnland 
und  von  Bolton  in  Massachusetts,  welche  früher  Wemerit,  Skapolith, 
Paranthin  etc.  genannt  worden  sind,  wenigstens  zum  großen  Teil; 
femer  ein  blauer  Sk.  vom  Gulsjö  in  Schweden,  ebenso  der  graue  oder 
grüne  NuUalith  von  Bolton  in  Massachusetts,  der  blaue  GUukoUih  vom 
Baikalsee  und  der  hellgrüne  Stroganaunt,  durch  Verwitterung  (/Öl- 
haltig, ebendaher.  Andere  verwitterte  Sk.  dieser  Reihe  sind  Algerit 
und  Wilsonit  genannt  worden. 

2.  Miezonügrupp^    Me^Ma^  bis  Me^Ma.2j  48—56  SiO^-,  von  HCl 


Skapolithgruppe.    Melilithgrnppe.  645 

nnvollständig  zersetzt.  Miezonit  bildet  wasserhelle  Kryställchen,  ähn- 
lich wie  der  Meionit  in  den  Sommaanswürflingen  und  am  Laacher 
See,  aber  von  der  Form  Fig.  520.  Die  trüben  Glieder  dieser  Gruppe 
werden  unter  dem  Namen  Skapöliih  (im  engeren  Sinn)  vereinigt.  Hier- 
her gehören  ebenfalls  einige  von  den  früher  mit  dem  Namen  Paran- 
thin,  Wemerit,  Skapolith  etc.  belegte  Krystalle  von  Arendal,  u.  a. 
die  stark  durchscheinenden  und  die  intensiv  ziegelroten  von  dort, 
femer  ein  Teil  der  ganz  ähnlichen  Krystalle  von  Gnisjö  in  Schweden, 
von  Pargas  in  Finnland  {Ersbyit  und  SkoJexerose),  von  Gouverneur  in 
New- York,  von  Bolton  etc.  Hierher  rechnet  man  sodann  den  Eke- 
hergü  von  Hesselkulla  in  Schweden,  sowie  namentlich  den  PorzeUan- 
spat  von  Ha&erzell  bei  Passau  in  Bayern  (Passauit),  lange  weifle 
Strahlen,  stark  verwittert,  z.  T.  in  Kaolin  umgewandelt,  in  größeren 
Massen  dem  Gneiß  eingelagert.  Endlich  gehört  hierher  auch  der 
etwas  verwitterte  Farälogit  vom  Baikalsee  und,  auf  der  Grenze  zur 
ersten  Gruppe,  der  Äfheriastit,  gleichfalls  angewittert,  von  Arendal. 

3.  Marialithgruppe.  Me^Ma^  bis  Ma,  56—64  SiO^ ;  von  HCl  nicht 
zersetzt.  Marialiih,  kleine  wasserhelle  Kryställchen,  aus  dem  Pipemo, 
einer  Trachytlava  von  der  Pianura  in  den  phlegräischen  Feldern  bei 
Neapel.  Die  trüben  hierher  gehörigen  Mineralien  von  Bolton,  Solberg 
in  Schweden,  ßipon  in  Kanada  etc.  werden  zusammengefaßt  unter 
dem  Namen  Biponit.  Hierzu  gehören  auch  der  Dipyr  aus  dem  Kalk 
von  Bagnferes  de  Bigorres  in  den  Pyrenäen  und  der  davon  wohl  nicht 
verschiedene,  nur  etwas  veränderte  Couseranü  von  dort,  der  sog. 
Prehmtoid  von  Wexiö  in  Schweden  etc.,  diese  alle  auf  der  Grenze 
zur  2.  Gruppe  stehend. 

An  die  Familie  der  Skapolithe  schließen  sich  einige  ähnlich  zusammengesetzte 
nnd  in  der  quadratischen  Erjstallform  mit  diesen  nahe  übereinstimmende  Mineralien 
an,  die  aber  nicht  als  eine  Mischung  des  Me-  und  des  Afa-Silikats  aufgefaßt  werden 
können : 

Sarkolith,  Na^CasAl^SigOgß,  Quadratisch ;  pyramidal  -  hemiedrisch. 
ooJRx)  (100)  .  OP  (001)  .  P  (111),  mit  etwas  anderen  Winkeln  als  die  eigentlichen 
Skapolithe,  z.  B.  Meionit  (a :  c  =  1 : 0,4437)  und  auch  CaO-reicher  als  dieser  (32,36  CaO). 
Er  bildet  fleischrote,  durchsichtige  ErystaUe  in  den  Auswürflingen  der  Somma,  und 
in  ähnlicher  Weise  findet  er  sich  auch  am  Braccianer  See  nördlich  Rom.  H.  =  öVt— 6. 
G.  =  2,54. 

Melilithgruppe. 

Quadratisch,  sehr  ähnlich  Skapolith. 

Gehlenit:  (Ja^AliSitOiQ. 

Äkermanit:  Ca^Si^Oio. 

Melilith:  Mischung  beider  zu  etwa  gleichen  Teilen. 

Fuggerit-,      „  10  Mol.  Gehlenit  +  3  Mol.  Äkermanit 

Gehlenit  C(hÄkSi^Oio  =  ^CaO .  -4Z,0, .  2Si02  mit  etwas  MgO,  FeO  und  Fe^O^. 
G.  =  3,0.  H.  =  5— öVa.  Trübe,  grünlichgraue  bis  braune,  mit  HCl  leicht  gelatinierende, 
niedere,  würfelähnliche,  quadratische,  Prismen,  a:c:=l:0,4006,  mit  ziemlich  deutlicher 


646  Silikate. 

Spaltbarkeit  nach  der  Basis ;  in  der  Kontaktzone  im  Kalk  am  Monzoni  und  bei  Predazzo 
in  Sttdtirol,  sowie  bei  Orayicza  im  Banat.  Bildet  sich  anch  in  CaO-reichen  basischen 
Schlacken.  Ein  sehr  ähnlich  aussehendes  Eontaktgebilde  vom  Monzoni  ist  anch  der 
hellgrüne  bis  weiße  Fuggerit  von  der  genannten  Zusammensetzung.  Er  bildet 
dieselben  Erystalle  wie  der  Gehlenit,  ist  aber  vollkommener  basisch  spaltbar,  h&rter, 
schwerer  und  stärker  lichtbrechend,  aber  außerordentlich  schwach  doppelbrechend. 

Äkermanit  CaßitOio  =  ^CaO .SSiO^  ist  als  Mineral  von  natürlicher  Ent- 
stehung nicht  bekannt,  bildet  sich  aber  in  manchen  OaO-reichen  basischen  Schlacken. 

MelUitli  (Humboldtilith,  SommervüUt). 

Enthält  die  beiden  obigen  Silikate  des  Gehlenits  und  Äkermanits 
etwa  zu  gleichen  Teilen,  entsprechend  der  Formel:  Goj J-ijS^Og^  := 
SCaO.Al^0^.2SiO^-^iCa0.3SiO^',  daneben  etwas  MgO  und  Na^O, 
sowie  Fe^O^.  Der  M.  ist  CaO-reicher  als  alle  Skapolithe  (32%  CaO). 
Er  bildet  auf  den  Drusenräumen  vulkanischer  Gesteine  aufgewachsene 
kleine  tafelförmige  oder  kurzsäulenförmige,  seltener  langgestreckte  bis 
nadeiförmige  Kryställchen,  zuweilen  auch  strahlige  Aggregate.  Meist 
kurze  quadratische  Prismen  mit  der  Basis :  ooPoo  (100),  0P(001),  seltener 
cx>P(110),  ooP3  (310)  und  P  (111).  Die  Winkel  sind  etwas  von  denen 
der  Skapolithe  verschieden ;  a:c=l:  0,4548.  Nach  der  Basis  mehr 
oder  weniger  deutlich  spaltbar.  H.  =  5— 5^.  G.  =  2,90 — 2,85.  Gelb- 
lichweiß bis  gelblichbraun,  auch  grau.  Durchscheinend.  Glas-  bis 
fettglänzend.  Schwach  doppeltbrechend,  -f-  ^"^d  — .  Schwer  schmelzbar. 
Mit  HCl  leicht  gelatinierend. 

Aufgewachsen  am  Capo  di  Bove  bei  Rom  und  am  Herchen- 
berg im  Brohltal  in  den  dortigen  Laven;  selten  am  Vesuv  in  den 
Sommaauswürflingen  {Humboldtilith  oder  Sammervülä^  meist  weiß  bis 
grau).  Häufiger  als  mikroskopischer  Gemengteil  Leucit  und  Nephelin 
führender  Basalte,  vor  allem  derer,  in  deren  Drusenräumen  Melilith- 
krystalle  aufgewachsen  sind  (Capo  di  Bove  und  Herchenberg),  aber 
auch  in  der  schwäbischen  Alp,  in  der  Eifel,  im  Erzgebirge,  auf  der  Insel 
Alnö  in  Schweden,  der  Sandwichinsel  Oahu  etc.  (Melilithbasalte).  Der 
M.  bildet  hier  meist  rechteckige,  in  der  Richtung  der  c- Achse  verkürzte 
Durchschnitte,  zuweilen  mit  einer  eigentümlichen  sog.  Pflockstruktur. 

(Stelzner,  N.  Jahrb.  t  Min.  n.  Beil.-Bd.  1882,  pag.  369.) 

Gruppe  des  Pyroxens  und  des  Amphibols. 

Die  Pyroxene  und  Amphibole  (Augite  und  Hornblenden)  bilden 
eine  isodimorphe  Gruppe,  z.  T.  sehr  wichtiger  und  verbreiteter  Mine- 
ralien von  der  Zusammensetzung  der  Metasilikate  (Bisilikate).  Die 
sämtlichen  Augite  und  Hornblenden  sind  je  untereinander  isomorph 
und  beide  Beihen  stehen  zueinander  im  Verhältnis  des  Dimorphismus. 

Die  chemische  Zusammensetzung  der  Pjrroxene  sowohl  als 
die  der  Amphibole  ist  sehr  mannigfaltig,  was  sich  durch  die  vielfach 


Gruppe  des  Pyroxens  nnd  des  Amphibols.  647 

wechselnde  isomorphe  Mischung  einer  Anzahl  von  Grund  Verbindungen  er- 
klären läßt.  In  beiden  Reihen  spielen  Verbindungen  von  der  allgemeinen 
Formel :  RO .  SiO^  =  R^^SiO^  eine  hervorragende  Ex)lle,  in  denen  vor- 
zugsweise R0=  CaO  und  MgOy  entweder  jedes  für  sich  allein,  oder  beide 
nebeneinander  in  festen  Verhältnissen  auftreten.  MgO  ist  vielfach  ganz 
oder  teilweise  durch  FeO  isomorph  ersetzt ;  auch  MnO  und  ZnO  treten 
zuweilen  auf.  Diese  Verbindungen  setzen  manche  hierhergehörige 
Mineralien  ganz  allein  zusammen  und  bilden  dann  die  tonerdefreien 
Pyroxene  und  Amphibole.  Sehr  häufig  ist  aber  auch  eine  gewisse 
stark  wechselnde  Menge  Tonerde  vorhanden  (tonerdehaltige  Pyroxene 
und  Amphibole,  auf  die  nicht  selten  die  Namen  Augit  und  Hornblende 
beschränkt  werden).  In  diesem  Fall  gesellt  sich  zu  jenen  Verbindungen 
als  isomorphe  Beimischung  ein  Alumosilikat,  dessen  Zusammensetzung 
man  aus  den  Analysen  berechnen  kann,  das  aber  für  sich  allein 
noch  nicht  beobachtet  worden  ist.  Bei  den  Pyroxenen  und  bei 
manchen  Amphibolen  hat  es  die  Formel:  MgAl^SiO^,  bei  manchen 
anderen  Amphibolen  ist  es  wohl  noch  nicht  sicher  bestimmt.  Al^O^  ist 
darin  zuweilen  durch  Fe^O^,  MgO  durch  FeO  teilweise  ersetzt.  Auch 
Alkalien  sind  in  manchen  Gliedern  beider  Reihen  vorhanden,  vorzugs- 
weise Natron,  und  zwar  namentlich  neben  Tonerde  oder  auch  neben 
Eisenoxyd.  Manche  Pyroxene  und  Amphibole  sind  reine  Metasilikate  von 
Natron  und  Tonerde  resp.  Eisenoxyd  von  der  Formel:  Na^O .  Al^O^  ASiO^ 
=  NaoAl^Si^0j^2  r^sp.  NaAlSi^O^  etc.  Häufig  ist  ein  derartiges  Silikat 
den  schon  erwähnten  isomorph  beigemischt  (Natronpyroxene  und  -amphi- 
bole), beide  von  geringer  Verbreitung.  Ein  Lithiontonerdesilikat  von 
obiger  Formel  ist  der  zur  Pyroxenreihe  gehörige  Spodumen.  K^O  spielt 
eine  ganz  untergeordnete  Rolle.  Einige  Amphibole  enthalten  eine 
kleine  Menge  Fluor  als  Vertreter  von  Sauerstoff.  In  gewissen  seltenen, 
vorzugsweise  wegen  der  nahen  Übereinstimmung  der  Krystallform  zu 
den  Pyroxenen  gerechneten  Mineralien  ist  ein  Teil  der  Kieselsäure  durch 
Zirkonerde  ersetzt  (Zirkonaugite).  Ihre  Zusammensetzung  ist  aber 
z.  T.  sehr  kompliziert  und  noch  nicht  genau  genug  erforscht,  so  daß 
ihre  Stellung  vielleicht  als  zweifelhaft  anzusehen  ist. 

Was  die  krystallographischen  Verhältnisse  anbelangt,  so 
gehören  die  Formen  sowohl  der  Pyroxene  als  die  der  Amphibole  zumeist 
dem  monoklinen,  teilweise  aber  auch  dem  rhombischen  und  dem  triklinen 
System  an.  Aber  trotz  dieser  Verschiedenheit  in  der  Symmetrie  sind 
doch  die  Winkel  aller  Pyroxenkrystalle  und  die  aller  Amphibolki-ystalle 
je  untereinander  so  nahe  übereinstimmend,  wie  das  nur  bei  isomorphen 
Substanzen  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Allerdings  sind  infolge  der  großen 
chemischen  Verschiedenheiten  in  jeder  Reihe  nicht  unerhebliche  Diffe- 
renzen in  den  krystallographischen  Konstanten  vorhanden.  Diese  sind 
aber  nicht  größer  als  in  manchen  anderen  isomorphen  Gruppen  und 


648  Silikate. 

rhombische  und  monokline  Formen  sind  häufig  parallel  miteinander 
verwachsen,  so  daß  auch  hier  an  dem  Isomorphismus  nicht  zu  zweifeln 
ist.  Die  Folge  der  Übereinstimmung  in  den  Winkeln  ist,  daß  man 
auch  die  monoklinen  und  triklinen  Amphibole  und  Pyroxene  auf 
beinahe  rechtwinklige  Achsensysteme  beziehen  kann,  die  ganz  denen 
der  rhombischen  Glieder  entsprechen.  Voneinander  unterscheiden 
sich  die  beiden  Reihen  durch  die  Formenausbildung,  die  Winkel  und 
die  Spaltbarkeit  der  Krystalle. 

An  den  Pyroxenkryställen  trifft  man  stets  ein  Prisma,  dessen  deut- 
lich, aber  nicht  sehr  vollkommen  spaltbare  Flächen  sich  unter  einem 
Winkel  von  ca.  87|®  (bei  den  monoklinen  Formen  in  der  Symmetrie- 
ebene) schneiden.  Es  besteht  also  eine  große  Annäherung  an  das 
rechtwinklige  Prisma  des  quadratischen  Systems.  Man  kann  daher 
die  Pyroxene  als  wenigstens  in  der  Prismenzone  pseudoquadratisch 
bezeichnen,  um  so  mehr  als  die  Kanten  dieses  Prismas  meist  durch  die 
beiden  Pinakoide  abgestumpft  werden,  so  daß  der  Anschein  einer 
Kombination  beider  quadratischen  Prismen  hervorgerufen  wird. 

Demgegenüber  zeigen  die  Amphibole  eine  pseudohexagonale  Aus- 
bildung. Bei  ihnen  ist  stets  ein  Prisma  vorhanden,  dessen  sehr  voll- 
kommen spaltbare  Flächen  unter  einem  Winkel  von  ca.  124^  zusammen- 
stoßen (bei  monoklinen  in  der  Symmetrieebene)  und  dessen  seitliche 
scharfe  Kante  sehr  gewöhnlich  durch  die  Längsfläche  abgestumpft 
wird.  Man  erhält  auf  diese  Weise  den  Anschein  eines  hexagonalen 
Prismas,  dem  nicht  selten  eine  ausgeprägt  rhomboederähnliche  End- 
begrenzung entspricht. 

Einige  nähere  Beziehungen  zwischen  den  Krystallformen  der 
Pyroxene  und  Amphibole  werden  wir  noch  betrachten,  wenn  wir  erst 
die  beiden  Mineralien  selbst  näher  kennen  gelernt  haben  (pag.  673). 

Zwischen  der  Krystallform  und  der  chemischen  Zusammensetzung 
bestehen  gewisse  Beziehungen,  die  besonders  bei  den  Pyroxenen  her- 
vortreten. Ehombisch  sind  alle  reinen  Magnesia-,  resp.  Magnesia- 
eisenoxydulpyroxene  ohne  Kalk,  Alkalien,  Tonerde  und  Eisenoxyd.Tritt 
einer  oder  der  andere  dieser  letzteren  Bestandteile  auf,  für  sich  oder 
neben  jenen,  dann  ist  die  Verbindung  monoklin.  Ist  Mangan  das 
einzige  Metall  oder  spielt  es  eine  hervorragende  Rolle,  dann  pflegt 
das  Mineral  triklin  zu  sein;  doch  sinkt  einerseits  im  triklinen 
Babingtonit  der  -MnO-Gehalt  zuweilen  auf  kaum  2  7o  herunter,  während 
er  andererseits  im  monoklinen  Schefferit  und  Jeffersonit  auf  10  ^/o 
steigen  kann.  In  der  Amphibolreihe  ist  diese  Beziehung  in  ähnlicher 
Weise  vorhanden,  aber  weniger  ausgeprägt.  Auch  hier  sind  die 
reinen  Magnesia-,  resp.  Magnesiaeisenoxydulverbindungen  durchweg 
rhombisch,  doch  tritt  daneben  z.  T.  schon  eine  gewisse  Menge  Tonerde 
auf,  aber  kein  Kalk  und  keine  Alkalien.    Mit  deren  Erscheinen  wird 


Gruppe  des  Pyroxens  nnd  des  Amphibols.  649 

das  Erystallsystem  stets  monoklin  oder  auch  triklin.  Das  Mangan 
spielt  hier  eine  viel  geringere  Rolle  als  in  der  Pyroxengruppe. 

Der  Dimorphismus  der  in  den  Pyroxenen  und  in  den  Ämphibolen 
enthaltenen  Substanz  tritt  hervor,  wenn  man  die  einzelnen  Glieder 
beider  Reihen  speziell  vergleicht.  Manche  zeigen  chemisch  vollkommene 
Übereinstimmung  bei  verschiedener  Krystallform,  während  allerdings 
manche  andere  spezielle  Verbindungen  nur  entweder  in  der  einen  oder 
anderen  Reihe  anzutreffen  sind.  Die  Substanz  {Mg^  FejSiO^  krystalli- 
siert  in  der  Augitform  und  bildet  so  die  rhombischen  Pyroxene.  Sie 
kiystallisiert  aber  auch  in  der  Amphibolform  und  bildet  den  Antho- 
phyllit  Die  Substanz  Na^Äl^Si^O^^  findet  sich  in  dem  zur  Pyroxen- 
gruppe gehörigen  Jadeit,  und  auch  in  dem  Glaukophan,  einem  Glied  der 
Amphibolgruppe  etc.  In  anderen  Fällen  trifft  man  in  einem  Pyroxen 
dieselben  Bestandteile  wie  in  einem  Amphibol,  jedoch  in  anderen 
Mengenverhältnissen.  So  entspricht  der  Diopsid  der  Pyroxengruppe  der 
Formel  CaMgSi^O^,  der  Tremoli t  der  Amphibolgruppe  ist  CaMg^Si^O^^. 
Daß  aber  auch  hier  Dimorphismus  vorliegt,  zeigt  uns  die  folgende  Er- 
scheinung. Schmilzt  man  Krystalle  von  Tremolit  (oder  dem  etwas 
eisenhaltigen  Tr.,  dem  Strahlstein),  so  erstarrt  die  Schmelze  krystalli- 
nisch,  aber  nicht  mehr  in  der  Form  der  Hornblende,  sondern  der  des 
Augits.  Der  Amphibol  ist  also  ohne  jede  Änderung  des  chemischen 
Bestands  in  Pyroxen  übergegangen  und  hat  dabei  nicht  nur  seine 
Krystallform  geändei*t,  sondern  auch  sein  spezifisches  Gewicht,  das 
von  3,0  auf  3,3  gestiegen  ist. 

Betrachten  wir  die  Formeln  des  Tremolits  und  des  Diopsids, 
sowie  die  der  anderen  schon  genannten  Pyroxene  und  Amphibole,  so 
werden  wir  annehmen  müssen,  daß  den  rhombischen  Augiten  das 
Molekül  Mg^Si^O^  und  dem  Jadeit  das  Molekül  NaAlSi^O^  zuzu- 
schreiben ist,  und  daß  dann  dementsprechend  dem  AnthophylUt  die 
Formel  Mg^Si^O^^  und  dem  Glaukophan  die  Formel  Na^Al^Si^O^^  zu- 
kommt, analog  den  Formeln  CaMgSi^O^  des  Diopsids  und  CaMg^Si^O^^ 
des  Tremolits.  Wir  erkennen  hieraus  auch  die  wahrscheinliche  Ur- 
sache des  hier  vorliegenden  Dimorphismus.  Wir  haben  es  mit  einer 
Polymerie  zu  tun,  und  zwar  ist  die  Substanz,  wie  es  scheint,  monotrop, 
da  man  nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  wohl  Amphibol  ohne 
Änderung  des  chemischen  Bestands  in  Pyroxen  überführen  kann,  aber 
nicht  umgekehrt  Dagegen  geht  der  Pyroxen  allerdings  häufig  durch 
chemische  Umwandlung  unter  Beibehaltung  der  Form  in  Amphibol 
über  und  bildet  die  mit  dem  Namen  Uralit  bezeichnete  Pseudomorphose 
(siehe  unten  pag.  673). 


650 


Silikate. 


Pyroxene 


Enstatit  • 


Bronzit:  . 


Gruppe  der 

und  Amphibole. 

a)  Bhomhische. 
a:b:c 

....  1,0308 : 1 : 0,5885.  a:b:c 

\{Mg,Fe)^Si^O,;  AnthophyUit:  (Jfy,2?'e),Si^0„; 

Hypersthen:^..l,0295: 1:0,5868.  0,5137:1:    ? 

0,5229:1:0,217. 

b)  Monokline. 

a)  Tonerdefreie. 

a:b:c  ß 

Wollastonit :  Ca^Si^O^; 

1,0523:1:0,4825,95*25'. 
Pektolith :  (Ca,  Na\  Si^  0, ; 

1,0723: 1:0,4685, 95«  23'. 
Diopsid:  CaMgSi^O^; 

1,0522: 1:0,5917, 90»  22'. 
Hedenbergit :  CaFeSi^O^\ 


Tremolit : 

CaMg^Si^O^^•, 
Strahlstein : 

Ca{Mg,Fe),SüO,^; 


a:b:c    ß 
)  0,5415:1: 


0,2886, 
105nii. 


1,050  : 1:0,587,  90^" ca. 
Schefferit:  {Ca,Mn)(Mg,Fe)SLOt;     Richterit: 

1,0574:1:0,5926, 90«30'.         {Mg,Ca,Mn,K,,Na^\  Si^0^t^, 
Jeffersonit : 

{Ca,Mn)(Mg,Ie,Zn)S^O^;    ? 


0,5499:1:0,2854,  104«  14'. 


Aogit: 


ß)  Tonerdehaltige. 

Ca{Mg,Fe)SiiO^;  (Ca{Mg,Fe\Si^O^^; 

(Mg,Fe)AJ^SiOt ;  Hornblende:  J  {Mg, Fe)tÄltSi,Oi^ ; 

.  {Mg,  Fe)  Fe,SiO^ ;  [  {Mg,  Fej^Fe^Si^O,^ ; 

1,052 : 1 : 0,592,  90»  22'  ca.  0,5318 : 1 : 0,2936, 104«  58'. 


y)  Alkalihaltige. 
Spodamen:  lAÄlSi^O^; 

1,0539: 1:0,7686, 90»  47'. 

Jadeit-  /^«^^^'*<^»;         ? 
•^^^^^^  \{Mg,Fe,Ca\Si,0,; 


Akmit  (Ägirin):  NaFeSi^O^; 

1,0527: 1:0,6012, 90»  59i'. 


Gla«kophan:{^;^^^^^^»^^^^. 

0,53:1:0,29, 105»ca. 
Riebeckit:{^«*5'*^^^"5 

0,5475:1:0,2295, 103»  50*. 


Gruppe  der  Pyroxene.    Enstatit.  651 

1,0482:1:0,7460,91055'. 

Arfved-  ( (Na^,  tejFe^Si^O^^  ■ 
sonit:    y(Ca,Mg)^{Al,Fe\Si,Oi^- 
0,5496: 1:0,2936, 104«  58'. 

c)  TVikline. 


f{Na„K„Fe),Si,0,,; 

(CaiFe,Mn,Mg\Si^O,^; 
0,6627:1:0,3505,  90»6', 
102n3',  89«»54'. 


Rhodonit:  (Mn,  Ca^Si^O,; 

1,0728 : 1 : 0,621 3,  a = 103»  18',     Änigmatit : 
/?=108*44',y=81«39'. 


Fowlerit:  {Mn,Ca,Fe^,Mg\SiiOt\ 

1,0780:1:0,6263, 103«  39', 

108»  48^-',  81  «55'. 

1,0691: 1:0,6308, 104«  21V, 
108^31',  83^34'. 


Gruppe  der  Pyroxene  (Augite). 

a)  Rhombische  Pyroxene, 

Die  vorzugsweise  MgO-  und  J^eO-haltigen  und  OaO-freien.  Meist  sind  das  MgO- 
und  das  i^eO-Silikat  isomorph  gemischt,  wobei  letzteres  allermeist  erheblich  zurück- 
tritt. Sie  sind  in  der  Hauptsache  frei  von  Al^Oz,  Achsenverhältnis :  a:b:c  = 
1,03  :  1  :  0,59 ;  mit  dem  J^eO-gehalt  etwas  schwankend.  Doppelbrechung  schwach. 
Nicht  selten  mit  monoklinem  Pyroxen  parallel  verwachsen. 

Enstatit. 

Das  reine  Magnesiasilikat:  MgSiO^  =  MgO .  SiO^,  40,0  MgO,  60,0 
SiO^y  daneben  aber  stets  etwas  FeO  (bis  ca.  5%)  als  FeSiO^,  wenig 
Al^O^  (bis  2%)  etc.  Die  Flächen  des  rhombischen  Prismas  schneiden 
sich  unter  ca.  88  ^,  welche  Kante,  wie  bei  den  monoklinen  Pyroxenen, 
hier  nach  vom  gekehrt  gedacht  wird,  so  daß  Axe  a  >>  6 ;  a:b:c=^ 
1,0308:1:0,5885.  Beide  Prismenkanten  sind  häufig  abgestumpft.  Große, 
flächenreiche  Erystalle  fanden  sich  auf  einer  Apatitlagerstätte  bei 
Bamle  in  Norwegen  mit  Rutil,  Phlogopit  u.  a.  Mineralien  auf  Spalten 
im  Homblendeschiefer,  die  Krystalle  bis  40  cm  lang,  sind  aber  nur 
mit  dem  Anlegegoniometer  meßbar;  die  Formen  und  Winkel  sind  von 
denen  des  Bronzits  (s.  u.)  nicht  wesentlich  verschieden.  Nach  den 
Prismenflächen  deutlich,  nach  der  Querfläche  weniger  deutlich  spaltbar ; 
zuweilen  in  der  Eichtung  der  Prismenkante  etwas  fasrig.    H.  =  5^. 


652  Silikate. 

G.  =  3,10 — 3,19 ;  spröde.  Opt.  A.  E.  bc,  also  brachy diagonal,  1.  M.  L  + 
und  B  c,  ß  >  v,  D.  ßr.  schwach.  Farblos,  gelblich,  bräunlich,  grünlich ;  nur 
schwach  dichroitisch ;  höchstens  durchscheinend.  Auf  Spaltungsflächen 
perlmutterglänzend.  Fast  unschmelzbar,  von  Säuren  nicht  angegriffen. 
Der  reinste  E.,  frei  von  FeO  und  Al^O^,  im  Meteorstein  von  Bishop- 
ville  in  S.  Carolina  (Shepardit,  G.  Rose;  Chladnit^  Shepard)  und  in 
einigen  anderen  Meteoriten.  Kleine,  derbe,  fasrige  Prismen  bei  Alois- 
thal  in  Mähren  im  serpentinähnlichen  Psendophit  eingewachsen;  bei 
Bamle  (s.  o.)  und  in  derben  Massen  im  Amt  Nordland  in  Norwegen. 
Selten  als  Gemengteil  gewisser  Gesteine :  Norite,  Peridotite  etc. ;  doch 
sind  die  hier  vorkommenden  rhombischen  Pyroxene  meist  FeO-reicher 
(Bronzit  und  Hypersthen).  Verwandelt  sich  leicht  in  ein  talk-  oder 
specksteinähnliches  Umwandlungsprodukt,  in  welches  z.  B.  die  großen 
Kiystalle  von  Bamle  an  der  Oberfläche  umgeändert  sind. 

(G.  vom  Rath  und  Brögger,  Zeitschr.  f.  Kryst   I.   1877.) 

Bronzit. 

MgSiO^  mit  größeren  Mengen  von  FeSiO^  in  isomorpher  Bei- 
mischung (ca.  6—15%  FeO)\  auch  etwas  Al^O^  und  Fe^O^,  Deutliche 
Kryställchen  im  Meteoriten  von  Breitenbach  im  Erzgebirge  (mit  13,58 
FeO).  m=ooP  (110),  iw/m  =  88«  16'  (vom) ;  p  =  ^P«  (102),  jp/p  =  148«  8' 
(oben) ;  daher :  a:b:c  =  1,0308 : 1 : 0,5885,  wie  beim  Enstatit.  Meist 
nur  kiystallinisch  derb,  auch  etwas  fasrig.  Spaltbarkeit  nach  m  deut- 
lich. Vollkommene  schalige  Absondemng  brachydiagonal,  nach  der 
Querfläche  a==ooPöö  (100);  diese,  die  scharfe  vordere  Prismenkante 
abstumpfend,  ist  vielfach  in  horizontalen  Knicken  und  Wellen  hin-  und 
hergefaltet,  was  auf  Zwillingsbildung  nach  \Pö6  (104)  beruht.  In  der 
Eichtung  der  Querfläche  sind  den  Kiystallen  dünne  Plättchen  einer 
fremden  Substanz  eingelagert,  welche  vielleicht  die  Ursache  der  leichten 
Trennung  nach  dieser  Fläche  sind,  die  nicht  als  Spaltungsfläche  be- 
trachtet werden  darf.  Spröde;  H.  =  5— 6.  G.  =  3,2 — 3,3.  Doppel- 
brechung schwach ;  opt.  A.  E.  b  c,  brachydiagonal,  + 1-  M.  L.  c  bei  eisen- 
armen Bronziten.  Der  Achsenwinkel  um  die  -j-  1.  M.  L.  (oder  um  die 
Achse  c)  ist  um  so  geringer,  je  kleiner  der  FeO-Gehalt,  und  wächst  im 
allgemeinen  stetig  mit  diesem.  Bei  einem  gewissen  FeO'GehBli  (ca.  10%) 
ist  der  innere  Achsen winkel  =  90  ^,  und  bei  noch  mehr  FeO  wird  er 
>90^  Von  da  ab  ist  p<!  v,  die  1.  M.  L.  ||  der  Querchse  b  und  nunmehr  — , 
denn  bei  allen  Br.  ohne  Ausnahme  ist  die  Achse  c  die  Achse  der  kleinsten 
Elastizität.  Von  hier  an  nimmt  mit  steigendem  FeO-Gehalt  der  spitze 
innere  Achsenwinkel  an  der  Achse  b  ab,  der  stumpfe  Achsenwinkel 
um  die  Achse  c  dagegen  wie  vorher  fortdauernd  zu.  Der  Bronzit 
ist  durchscheinend  bis  undurchsichtig.  Auf  der  Absonderungsfläche  a 
ist  vielfach  ein  durch  die  massenhafte  Einlagerung  der  erwähnten 


Bronzit.    Hypersthen.  653 

Plättchen  erzeugter,  metallischer  bronzefarbiger  Schiller,  auf  den 
Prismenflächen  Seidenglanz.  Grün  in  verschiedenen  Nuancen,  auch  gelb 
und  braun,  etwas  dunkler  als  Enstatit ;  nur  schwach  dichroitisch.  Y.  d.  L. 
fast  unschmelzbar,  von  Säuren  nicht  angegriffen.  Findet  sich  außer  in 
dem  oben  genannten  noch  in  einigen  anderen  Meteoriten;  uni^egel- 
mäßig  begrenzte  Bronzitindividuen,  zuweilen  ziemlich  groß,  kommen 
vielfach,  oft  mit  Olivin  zusammen,  im  Gabbro  und  Norit  vor,  auch 
in  manchen  daraus  entstandenen  Serpentinen,  so  bei  Eupferberg  im 
Fichtelgebirge,  im  Ultental  in  Tirol,  bei  Kraubat  in  Steiermark,  am 
Mont  Br6souard  bei  Markirch  in  den  Vogesen;  sodann  in  den  Olivin- 
bomben  vom  Dreiser  Weiher  in  der  Eifel  und  aus  dem  Basalt  vom 
Stempel  bei  Marburg  etc;  im  Olivinfels  (Lherzolith)  vom  See  Lherz 
in  den  Pyrenäen  etc.  Auch  manche  Trachyte,  z.  B.  in  Ungarn,  und 
Basalte,  z.  B.  in  Hessen,  enthalten  Bronzit  (vergl.  Hypersthen). 

Besonders  zu  erwähnen  ist  der  Bronzit,  der  sich  mit  Olivin  und 
Serpentin,  sowie  mit  anorthitähnlichem  Feldspat  im  Schillerfels  an 
der  Baste  im  Radaütal  im  Harz  findet  {Protobastit),  Er  ist  wie 
noch  einige  andere  im  Serpentin  eingewachsene  Bronzite  durch  eine 
auf  beginnender  Umwandlung  in  Serpentin  beruhende  abweichende 
optische  Orientierung  ausgezeichnet ;  bei  ihm  ist  die  opt.  Ä.  E.  nicht  bc^ 
sondern  ac,  also  makrodiagonal,  die  —  M.  L.  ist  a.  Derselbe  geht  durch 
fortgesetzte  Verwitterung  in  den  gelblich  metallisch  glänzenden  Diak- 
lasit  und  weiterhin  in  den  weichen  Schillerspat  (Bastit)  von  serpentin- 
ähnlicher Zusammensetzung  über.  Der  Bronzit  verwittert  überhaupt 
leicht  wie  der  Enstatit  zu  talk-  oder  serpentinähnlichen  Umwandlungs- 
produkten. Ein  solches  von  talkähnlicher  Beschaffenheit  ist  z.  B.  der 
sehr  weiche,  noch  metallisch  glänzende  Phästin  von  Kupferberg  im 
Fichtelgebirge. 

(V.  Y.  Lang,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  59,  1869;  Tschermak,  Mineralog.  Mittlipi. 
I,  1871,  17.) 

Hypersthen. 

Hierher  gehören  die  eisenreichsten  Mischungen  {Mg,  Fe)  SiO^,  in 
denen  manchmal  sogar  das  Eisensilikat  überwiegt,  ca.  15—28  FeO; 
alle  enthalten  auch  etwas  Al^O^  und  Fe^O^,  einzelne  in  erheblicher 
Menge  (bis  10  ^/^  Äl^- 

Deutlich  ausgebildete  kleine  KrystäUchen  finden  sich  in  vulkanischen 
Gesteinen,  so  in  Sanidinbomben  am  Laacher  See  {Amblystegit,  25,60  FeO, 
5,05  Jl^O^)  und  im  Trachyt  des  Mt.  Capucin  am  Mont  Dore  in  Frank- 
reich ;  bei  M&lnäs  und  am  Aranyerberg  in  Ungarn  (Szaboit)  mit  19  FeO, 
in  den  Santorin-Laven,  sowie  in  Persien  am  Demavend,  in  den  Aschen 
des  Krakatau  und  in  Augitandesiten  von  Sumatra,  in  Andesitgesteinen 
von  Ecuador  und  an  anderen  Orten.    Die  Formen  und  die  Winkel 


654  Silikate. 

derselben  stimmen  mit  denen  des  Bronzit  aus  dem  Meteoriten  von 
Breitenbach  sehr  nahe  überein:  ni/m  =  88^  20'  nnd  das  Achsen  Ver- 
hältnis :  a:h:c=  1,0295 : 1 : 0,5868.     Der  H.   ist  nach   den  Prismen- 
flächen wenig  spaltbar,  nach  der  Qaerfläche  a,  die  scharfe  Prismen- 
kante  abstumpfend,  vollkommen  lamellar  abgesondert.    Nach  der  Qaer- 
fläche a  sind  viele  mikroskopisch  kleine,  dünne  Plättchen  eingelagert, 
die  auf  ihr  einen  ausgezeichneten  metallischen,  kupferigen  Schiller 
und  wahrscheinlich  die  Absonderung  nach  a  hervorrufen.   Wegen  dieses 
Schillers  wird  der  R  zuweilen  als  Schmuckstein  benutzt.    Die  Farbe 
des  H.  ist  schwärzlichbraun  oder  -grün;  der  Dichroismus  ist  stark. 
Durchscheinend  bis  undurchsichtig.    A.  E.  &c;  —  M.  L.  6.,  dem  hohen 
FeO-Gehalt  entsprechend  (vergl.  Bronzit ,  pag.  652).    G.  =  3,4 — 3,5. 
H.  =  6.     V.  d.  L.  etwas  leichter  als  Bronzit  zu  einem  schwarzen, 
wenig  magnetischen  Glas  schmelzbar;  von  Säuren  nicht  angegriffen. 
Außer  an  den  genannten  Orten  trifft  man  H.  in  einigen  Meteoriten, 
z.  B.  dem  von  Manegaum;  sodann  mit  Feldspat  den  Hypersthenfels 
(Hyperit  oder  Hypersthenit)  bildend.    Der  typische  Hypersthen  findet 
sich  auf  der  St.  Paulsinsel  an  der  Labradorküste  in  größeren  derben 
Stücken  (sog.  Paülit)  in  GeröUen  mit  dem  farbenspielenden  Labradorit, 
beide  im  gleichen  Gestein.    Hypersthen-Gesteine  finden  sich  auf  der 
Insel  Skye,  bei  Farsund  in  Norwegen  (dieser  H.  sehr  Al^O^  reich, 
10,5  AI^Oq)  etc.    Auch  in  manchen  Gabbros,  z.  B.  dem  von  Volpersdorf 
in  Schlesien,  Penig  in  Sachsen  etc.  sind  einzelne  Krystalle  von  Hypersthen 
eingeschlosseu ,  und  zwar  vielfach  in  Parallelverwachsung  mit  dem 
Diallag  des  Gabbro,  so  daß  beide  die  Vertikalachse  und  die   Quer- 
fläche  gemein  haben.     Überhaupt  scheint  der  Hypersthen  ein  Ge- 
mengteil vieler  ähnlicher  Gesteine,  z.  B.  auch  von  Melaphyren,  zu  sein. 
Sehr  verbreitet  in  Trachyten  und  Andesiten,  sowie  in  den  Trapp- 
granuliten  Sachsens  etc.    Große,  undeutlich  begrenzte  Krystalle  mit 
5^0  MnOy  im  Magnetkies  von  ßodenmais  im  bayr.  Wald. 

(G.  vom  Rath,  Pogg.  Ann.  138,  629,  Erg.-Bd.  V,  152;  Kosmann,  N.  Jahrb.  f. 
Min.  etc.  1868;  A.  Schmidt,  Ztschr.  f.  Kryst.  X,  210,  1885.) 

Die  rhombischen  Pyroxene  bilden  in  chemischer  Beziehung  eine  nnnnterbrochene 
Beihe  vom  reinen  If^^-Silikat  bis  znm  eisenreichsten  Hypersthen,  nnd  in  ähnlicher 
V^eise  ändern  sich  anch  die  optischen  Verhältnisse  ganz  stetig.  Die  Grenzen,  welche 
die  drei  Mineralien  Enstatit,  Bronzit  nnd  Hypersthen  bestimmen,  sind  ganz  willkür- 
lich gewählt.  Am  natnrgemäßesten  würde  es  sein,  die  Grenze  zwischen  Br.  nnd  H. 
so  zn  wählen,  daß  H.  alle  optisch  negativen,  Br.  alle  optisch  positiven  eisenhaltigen 
Verbindungen  umfassen  würde,  während  aUe  eisenfreien  Enstatit  genannt  werden 
müßten.  Allerdings  wäre  der  Enstatit  in  diesem  Umfang  fast  ganz  auf  einige  Meteo- 
riten beschränkt. 

b)  MonoEine  Pyroxene. 

Die  meisten  monoklinen  Augite  haben  im  Unterschied  zu  den  Hornblenden 
schwachen  Pleochroismus  und  in  der  Symmetrieebene  machen  die  Elastizitätsachsen 


Hypersthen.    Monokline  Pyroxene.  655 

meist  große  Winkel  (40®  und  mehr)  mit  der  Verükalachse  (große  Anslöschnngsschiefe 
auf  der  Längsfläche).  Dabei  liegt  meist  die  Achse  der  kleinsten  Elastizität  der  Verükal- 
achse am  nächsten.  Mit  steigendem  £isenoxydnlgehalt  wächst  die  Anslöschnngs- 
schiefe nnd  der  Achsenwinkel;  mit  wachsendem  Eisenoxyd-  nnd  Natrongehalt  nimmt 
der  Pleochroismns  zu  nnd  die  Anslöschnngsschiefe  ab  bis  zn  wenig  Graden,  nnd 
schließlich  liegt  die  Achse  der  größten  Elastizität  der  Yertikalachse  am  nächsten, 
womit  die  sonst  positive  Doppelbrechung  in  die  negative  übergeht.  (Akmit,  pag. 
663).  Die  optischen  Achsen  liegen  stets  in  der  Symmetrieebene  (geneigte  Disper- 
sion). Die  Doppelbrechung  ist  bei  allen  monoklinen  Angiten  stark.  (Unterschied  von 
den  rhombischen.)    Anch  die  Lichtbrechung  ist  ziemlich  kräftig. 

a)  Tonerdefreie. 

Enthalten  keine  oder  nur  wenig  AliOs  nnd  Fe^O^  (0—3%).  Eine  scharfe 
Grenze  gegen  die  tonerdehaltigen  Glieder  der  Beihe  besteht  nicht. 

Wollastonit  (Tafelspat). 

CaSiO^  =  CaO,Si02y  48,28  CaO,  51,72  SiO^.  Die  seltenen  Krystalle  sind  in 
der  Bichtnng  der  Achse  b  verlängert  und  nach  der  Querfläche  tafelförmig.  Das 
Vertikalprisma  ooP  (110)  hat  in  der  S.  E.  einen  Winkel  von  87«  20' ;  die  Krystalle 
können  auf  das  fast  rechtwinklige  Achsensystem :  a:b:c  =  1,0523 : 1 : 0,4825,  ß  == 
9b^  25'  bezogen  werden.  Die  Flächen  parallel  der  Achse  b  sind  besonders  zahlreich. 
Häuflg  Zwillinge  nach  der  Querfläche.  Vier  mehr  oder  weniger  deutliche  Bl.  Er. 
gehen  der  Achse  b  parallel.  H.  =  47^,  G.  =  2,8 — 2,9.  Durchscheinend.  Bötlich-, 
gelblich-,  graulich  weiß,  glas-,  auch  perlmutter-  und  seidenglänzend.  Opt.  A.  E.  oo. 
Schwierig  schmelzbar,  von  HCl  unter  Abscheidung  von  Kieselgallerte  leicht  zersetzt. 
Findet  sich  meist  derb,  fasrig,  strahlig  und  kömig,  als  Kontaktbildung  im  körnigen 
Kalk,  z.  B.  bei  Auerbach  a.  d.  Bergstraße,  bei  Cziklowa  im  Banat,  bei  Perheniemi 
und  auf  Pargas  in  Finnland  etc.  z.  T.  in  größeren  Stücken ;  kleine  z.  T.  deutliche 
Krystalle  aufgewachsen  in  Sommaauswlirflingen.  Auch  am  Capo  di  Bove  bei  Bom 
und  in  den  neuen  Laven  der  Insel  Santorin  etc.  Feinkörnig  im  Gabbro  des  Badau- 
tales im  Harz.  Derb  in  krystallinischen  Schiefem.  Eine  mächtige  Wollastonitmasse 
von  Tausenden  von  Kubikmetem  bei  Santa  F6  in  Mexiko.  (G.  vom  Bath,  Pogg. 
Ann.  Bd.  138  und  144.) 

Pektolith.  {Ca,  Na^SiOz,  also  ein  etwas  Na^O  enthaltender  W.  von  strah- 
liger Beschaffenheit,  der  durch  Yerwitterang  etwas  H^O  aufgenommen  und  dadurch 
etwas  andere  optische  Eigenschaften  erhalten  hat.  Auf  Dmsen  in  Eruptivgesteinen; 
Monzoni  nnd  Mte  Baldo,  Bergen  Hill  in  New-Jersey,  Schottland  (u.  a.  Stdlit  von 
Kilsyth);  Wolfstein  in  der  Pfalz  (Osmelith).  Stärker  verwittert  ist  der  Wäücerit 
aus  dem  Diabas  von  Edinburg.  Der  Manganpektolith,  im  Eläolithsyenit  von  Arkansas, 
enthält  4  %  MnO, 

Rosenbuschit  {Ca,  Noq)  {Si^  Zr,  Ti)03.  Es  ist  ein  Pektolith,  in  dem  ein 
Teil  des  Si  durch  Zr  und  auch  durch  7%,  und  etwas  0  durch  j^a  ersetzt  ist,  also 
ein  Zirkonpektolith.  Er  bildet  hell  pommeranzengelbe  ins  graue  gehende  radial- 
strahlige  bis  filzige  Aggregate  von  nach  der  Orthodiagonale  verlängerten  Kryställchen 
in  den  Syenitgängen  bei  Barkevik  im  südl.  Norwegen. 

Hier  schließen  sich  noch  zwei  monokline  Zirkonaugite  an: 
Ldvenit    Na (Mn,  Ca)  {ZrO .  F) Si^O^.    Monokline ,  langgestreckte  augitähn- 
liche  Krystalle,  rötlichgelb  bis  schwarzbraun.    Große  Seltenheit  in  den  Syenitpeg- 
matitgängen  der  Insel  Laven  und  Klein-Arö  im  Langesundfjord,  südl.  Norwegen. 

Wöhlerit     Nat^CoioNb^Zr^SiioO^iF^,     Dicktafelförmige,    durch   Zwillings- 


656 


Silikate. 


bildung  rhombisch  aussehende,  gelbe  bis  farblose,  harzglänzende  Krjstalle,  denen  des 
Lävenit  sehr  ähnlich,  in  den  Syenitpegmatitgängen  des  südl.  Norwegens. 

Diopsid. 

CaMgSi^O^  =  CaO  .  MgO  .  2/SiO,;  25,93  CaO,  18,52  MgO,  55,55 
SiO^,  mit  etwas  FeO  (bis  5%),  das  einen  Teil  der  MgO  vertritt  nnd 
als  CaFeSi^O^  =  CaO .  FeO .  2SiO^  isomorph  beigemischt  gedacht  wird, 
denn  stets  ist  Ca  =  Mg  +  Fe;  sehr  wenig  Al^O^. 

Findet  sich  in  ausgezeichneten  Krystallen,  aufgewachsen  und  nach 
der  Achse  c  verlängert.  M=ooP  (110) ;  MjM=  87o  10' ;  beide  Kanten 
sind  abgestumpft  durch  die  LängsflÄche :  l  =  oo5oo  (010)  und  die  Quer- 
fläche: r  =  ooPoo  (100),  und  zwar  meist  so  stark,  daß  ein  oblonges 
Prisma  entsteht,  begrenzt  von  l  und  r,  dessen  Kanten  durch  die  Flächen  M 
nur  sehr  schmal  abgestumpft  werden  (Fig.  521—523).*)    An  dem  in 


Fig.  521. 


Fig.  522. 


Fig.  623. 


Fig.  522  dargestellten  Krystall  ist  noch  das  Vertikalprisma  f  =  ooP3 
(310)  verbanden;  Krystalle  mit  diesen  Prismen-  und  Pinakoidflächen 
ohne  regelmäßige  Endbegrenzung  sind  nicht  selten,  die  Flächen  deutr 
lieh  längs  gestreift  und  etwas  gebogen.  An  Krystallen  mit  Endflächen 
sind  vordere  und  hintere  schiefe  Prismen  (augitartige  Paare)  häufig, 
zuweilen  mehrere  an  demselben  Krystall ;  vom:  w  =  — 3?^  (321), 
t^/M  =  131«  31';  hinten:  s  =  ^2  (l22);  5/5=  120 M9';  o  =  2ßi(342), 
0/0  =  95«  49';  A  =  3P|  (562),  A/A  =  88«  34';  w,  M,  X,  0,  s  liegen 
alle  in  einer  Zone;  eine  vordere  Schiefendfläche  derselben  Zone  ist: 
^  =  —  ^00  (102) ;  hinten  Jiegt  (ev.  die  Kante  s/s  in  der  Sym.  Eb. 
abstumpfend):  P  =  iPoo  (102)  vergl.  Fig.  526.  f/r=105«  50',  Plr  = 
105«  30'.  Das  Achsenverhältnis  ist:  a  :b  :  c  =  1,0522  :  1 : 0,5917 
^=99«  22'. 

Dieses  beinahe  rechtwinklige  Achsensystem  ist  hier  gewählt  worden,  mn  die 
krystallographischen  Beziehungen  zwischen  den  rhombischen  und  monoklinenPyroxenen 
besser  hervortreten  zu  lassen.  Meist  wird  aber  dem  monoklinen  Pjroxen  ein  sehr 
schiefwinkliges  Achsensystem  untergelegt,  bei  welchem  s  =  P(ril)  und  u  =  —  P(lll). 
Aus  »/s  =  120^  49';  te/M  =  131®  31',  in  Verbindung  mit  dem  Prismenwinkel:  mlm== 
87<>  10"  erhält  man :  a:b:c=^  1,0921 : 1 : 0,5893 ;  ß  =  105<>  öO' ;  die  anderen  genannten 
Flächen  haben  dann   die  Ausdrücke:   0  =  2P  (221);   A  =  3P(H3l);   <  =  0P(001); 


*)  Die  Figuren  sind  so  gezeichnet,  daß  ihre  Hinterseite  nach  vorn  gekehrt  ist; 
ebenso  die  anderen  auf  Augit  bezüglicheii  (mit  Ausnahme  von  Fig.  526). 


Diopsid.  g57 

P»^Poo(lDl);  die  Ausdrücke  Ton  Jf,  /",  r,  l  in  der  Prismenzone  bleiben  dabei  die- 
selben wie  oben.  (t.  Eokscharow,  Materialien,  Bd.  lY;  Hessenberg,  Mineralog. 
Notizen;  Sjögren,  Zeitschr.  f.  Eryst.  £d.  lY,  1880,  527;  Lehmann,  ibid.  Bd.  Y,  1881, 
532;  Goetz,  ibid.  XI,  1886,  242;  La  Yalle,  ibid.  XI,  401  und  XHI,  1888,  293;  AI. 
Schmidt,  ibid.  XXI,  1893,  1.) 

Zwillinge  nach  r  und  t  nicht  selten ;  in  letzterer  Richtung  häufig 
mehrfach  wiederholt  durch  Einschiebung  von  ZwUlingslamellen,  welche 
eine  schalige  Absonderung  nach  dieser  Fläche  hervorbringen;  bei 
den  Zwilliogen  nach  r  sind  die  Individuen  zuweilen  kreuzweise  durch- 
einander gewachsen. 

Die  Spaltbarkeit  ist  nach  M  ziemlich  deutlich ,  nach  r  und  l 
weniger  deutlich ;  spröde.  H.  =  5^—6.  G.  =  3,2 — 3,3.  Glasglänzend, 
durchsichtig  bis  durchscheinend.  Farblos,  heller  oder  dunkler  bouteillen- 
grfln,  um  so  dunkler,  je  mehr  FeOy  auch  grau;  zuweilen  am  ange- 
wachsenen Ende  eines  Erystalls  farblos  bis  gelblich,  am  freien 
grün.  Pleochroismus  schwach.  Opt.  A.  E.  acj  ^  1.  M.  L.  ist  im 
vorderen  stumpfen  Winkel  ß  gegen  c  unter  39^  16'  geneigt:  ^>t;; 
geneigte  Dispersion.  Der  innere,  wahre  Achsen winkel  2  7==  59®  8'; 
ß  =  1,6781  (r.).  Auf  der  Querfläche  sieht  man  im  Polarisations- 
instrument fbr  konvergentes  Licht  eine  Achse,  auf  Platten  senkrecht 
zur  Vertikalkante  die  andere  austreten ;  bei  Zwillingen  nach  r  treten 
auf  dieser  letzteren  Platte  2  Hyperbeln  auf,  von  jedem  Individuum 
eine.  Die  genannten  Zahlenwerte  sind  mit  wechselndem  FcO-Gehalt, 
kenntlich  an  der  helleren  oder  dunkleren  Färbung,  etwas  veränderlich 
und  zwar  nimmt  der  Achsenwinkel  und  die  Auslöschungsschiefe  mit 
dem  FeO'Gehait  zu.  Schwer  schmelzbar,  von  Säuren  nicht  ange- 
griffen. Findet  sich  mit  Granat  und  Elinochlor  auf  Klüften  des  Serpen- 
tins der  Mussaalp  im  Alatal  in  Piemont;  mit  denselben  Mineralien 
auf  Klüften  des  Chloritschiefers  von  Achmatowsk  bei  Mursinsk  im 
Ural;  im  Chloritschiefer  des  Zillertals  in  Tirol;  die  fast  weißen  Kry- 
stalle  von  Nordmarken  in  Schweden  sitzen  auf  Magneteisen.  Schon 
dunkelgrüner  D.  wird  als  Edelstein  verschliffen.  (Der  sog.  Chrom- 
diopsid  ist  J-Z^Og-haltig  und  gehört  also  nicht  hierher,  siehe  pag.  662.) 

Violan,  Ein  5%  Na^O  und  3%  MnO  enthaltender  Diopsid  ans  der  Mangan- 
erzlagerstätte von  St.  Marcel  in  Piemont.  Violett.  Selten  Krystalle,  meist  derbe, 
nndentlich  stenglige  Aggregate.  Wohl  dasselbe  ist  der  hisLQiote  Ant  ho  ehr  oit  von 
Jakobsberg  in  Wermland,  Schweden. 

Salit  (Malakolith).  Mit  dem  Diopsid  von  gleicher  Zusammen- 
setzung sind  die  undurchsichtigen,  trübe  gefärbten,  grauen,  grünlichen  etc. 
durch  Verwitterung  zuweilen  oberflächlich  weich  gewordenen  Kry- 
stalle  und  krystallinischen  Aggregate  des  Salit  (Malakolith).  Typisch 
sind  die  eingewachsenen  graugrünen  Krystalle  von  den  Erzlagerstätten 
von  Sala  in  Schweden,  an  denen  Oblongprismen  rl  mit  durch  M  schmal 

Bauer,  Mineralogie.  ^2 


658  Silikate. 

abgestumpften  Kanten  za  beobachten  sind.  Eine  ausgezeichnete  Quer- 
absonderung nach  t  infolge  von  Zwillingsbildung  nach  t,  wie  beim 
Diopsid,  ist  nicht  selten  und  eine  solche  Absondemngsfläche  t  begrenzt 
meist  die  Prismen  allein  an  den  Enden ;  auch  nach  r  ist  oft  eine  Abson- 
derung vorhanden.  Dasselbe  Mineral  findet  sich  zuweilen  in  größeren 
derben  Stucken  erratisch  im  norddeutschen  Diluvium.  Sodann  gehören 
hierher  die  grauen  krystallinischen  Strahlen  bei  Wurlitz  im  Fichtel- 
gebirge, von  Reichenstein  in  Schlesien,  von  Schwarzenberg  in  Sachsen ; 
femer  die  graulich-grünen  schilfartigen  Strahlen  von  der  Mussaalp  im 
Alatal  in  Piemont  {Mussit  oder  AMith),  von  Zermatt  im  Kanton  Wallis, 
vom  Zillertal  in  Tirol  etc.  In  manchen  Gneißen  und  Homblendege- 
steinen,  Graniten,  Diabasen  etc.  untergeordnet  als  mikroskopischer  Be- 
standteil. Ähnliche  Mineralien  finden  sich  auch  als  Kontaktbildungen 
im  Kalk  eingewachsen,  so  bei  Pargas  in  Finnland,  bei  Galsjö  in 
Schweden,  bei  Arendal  in  Norwegen,  bei  Bolton  in  Massachusetts  und 
a.  a.  0.  in  Nordamerika,  auch  in  Grönland.  Zum  S.  ist  endlich  noch 
zu  rechnen  der  grüne  Baikälit,  welcher  mit  Apatit  und  Magnesiaglimmer 
am  Baikalsee  vorkommt,  zuweilen  in  gut  ausgebildeten  Krystallen. 
PiJßrophyU  ist  ein  verwitterter  Malakolith  von  Sala. 

Eisenreichere  und  damit  MgO-ä^rmere  und  öfters  zugleich  etwas 
MnO  enthaltende,  stets  dunkelgrüne  und  nur  in  dünnen  Schichten 
durchsichtige  Pyroxene,  welche  jedoch  mit  dem  eisenfreien  oder  -armen 
Diopsid  oder  Salit  durch  ganz  allmähliche  Übergänge  verbunden  sind, 
kennt  man  von  verschiedenen  Fundorten,  bes.  in  Skandinavien;  so 
enthält  z.  B.  ein  solcher  schwarzgrüner  Pyroxen  vom  Taberg  in  Werm- 
land  17,38  FeO  und  4,99  MgO,  Einige  haben  besondere  Namen  er- 
halten, so  der  Kdkkolith  (körniger  Augit),  als  Kontaktbildung  mit 
Kalkspat  lagerartig  im  Magneteisen  von  Arendal  in  Norwegen,  meist 
grün  in  verschiedenen  helleren  und  dunkleren  Nuancen,  ein  Aggregat 
lose  verbundener  unregelmäßig  polyedrisch  begrenzter  Kömer  von 
Linsen-  bis  Erbsengröße,  zuweilen  auch  kleiner;  es  sind  darunter 
aber  auch  heller  gefärbte  Fe-ärmere  Abänderungen.  Hierher  gehört 
auch  der  dunkelgrüne  Fimkit  von  Bocksäter  in  Gotland  im  Kalk,  beide 
ca.  10  7o  F^'  Je  größer  der  JfeO- Gehalt,  desto  leichter  die  Schmelz- 
barkeit.   Der  zunehmende  FeO-Gehalt  führt  ganz  allmählig  zum         ^^^ 

Hedenhergit  Die  reinen,  -MjjrO-freien B^alkeisenaugite  CaFeSi^O^  '  \  , 
(29,43  FeO,  22,18  CaO)  heißen  Hedenbergit;  es  sind  dunkel  schwarz- 
grüne, im  Strich  heller  grüne,  undurchsichtige  derbe  Massen,  mit  einem 
Spaltungsprisma  von  87^  5'.  Die  Auslöschungsschiefe  auf  der  Längs- 
fläche l  (Winkel  der  -|-  M.  L.,  also  der  Achse  der  kleinsten  Elastizität, 
mit  der  c-Achse)  ist  48«,  2  F  =  62^  %.  ß  =  1,74.  G.  =  3,47.  Auf  den 
Magneteisenlagerstätten  von  Tunaberg  und  von  Nordmarken  in  Schweden 
im  körnigen  Kalk  (Fig.  523) ;  auch  bei  Arendal.    Der  braune  Schefferit 


-.    V 


Diallag.    Hedenbergit.  659 

von  Longban  in  Schweden  ist  ein  10%  MnO  und  9—15%  MgO  ent- 
haltender Hedenbergit  mit  ebenfalls  wechselndem  JPcO-Gehalt ;  die  eisen- 
reichsten (157o  FeO)  sind  Eisenschefferit  genannt  worden.  Der  schwarze 
Jeffersonü  von  Franklin  Furnace  in  New  Jersey,  ein  10%  ZnO  nnd 
10%  MnO  enthaltender  Hedenbergit,  bildet  große  gerundete  Krystalle 
und  derbe  Massen  im  körnigen  Kalk. 

Dlallag  (Blätteraugit). 

Ist  ein  monokliner,  meist  -^.i^Og -armer  (1—4%  Al^O^)  selten 
daran  reicherer  Pyroxen  von  mittlerem  JPeO-Gehalt  (8 — 16%  FeO  mit 
etwas  MnO),  der  sich  in  seinen  Eigenschaften  nur  durch  eine  voll- 
kommene Absonderung  nach  der  Querfläche  infolge  zahlreicher  in 
dieser  Richtung  eingewachsener  dünner  mikroskopisch  kleiner  Kry- 
stallplättchen,  von  anderen  Pyroxenen  unterscheidet  Hierher  gehören 
alle  tonerdefreien  und  tonerdehaltigen  Pyroxene,  die  diese  Querabson- 
derung in  vollkommener  Weise  zeigen.  Sie  sind  auch  durch  ihr  Vor- 
kommen ausgezeichnet,  das  in  der  Hauptsache  auf  die  Qabbrogesteine 
beschrankt  ist,  deren  einen  Hauptbestandteil  der  D.  bildet  Er  findet 
sich  hier  häufig  neben  rhombischen  Äugiten,  bes.  Hypersthen,  nicht  selten 
mit  ihm  und  mit  Hornblende  parallel  verwachsen.  Deutliche  Krystalle 
selten  (Wildschönau  in  Tirol  im  Chloritschiefer);  meist  derbe  Kömer,  oft  von 
ziemlicher  Größe.  Undeutliche  Spaltbarkeit  nach  dem  Prisma  ooP  (110) 
mit  dem  Winkel  von  ca.  81^  H.  =  4—5.  G.  ==  3,23—3,34.  Braun, 
grau  oder  grün ;  auf  der  Absonderungsfläche  ein  metallischer  Schiller 
durch  jene  in  dieser  Richtung  eingewachsene  Kryställchen.  Höchstens 
kantendurchscheinend ;  Dichroismus  schwach.  Die  Lage  der  optischen 
Elastizitätsachsen  ist  im  allgemeinen  wie  beim  Diopsid,  so  daß  also 
namentlich  auf  der  Längsfläche  schiefe  Auslöschung  beobachtet  wird 
und  auf  einem  Spaltungsplättchen  ein  Bild  einer  Achse  wahrnehmbar 
ist  (Unterschied  von  den  rhombischen  Augiten,  welche  zuweilen  äußer- 
lich sehr  ähnlich  sind  pag.  651));  es  sind  aber  in  dieser  Beziehung 
manche  Unregelmäßigkeiten  zu  beobachten.  V.  d.  L.  und  gegen  Säuren 
wie  Diopsid,  aber  leichter  schmelzbar.  Hauptfundorte  sind  die  Gabbros 
im  Radautal  im  Harz,  bei  Penig  in  Sachsen,  Volpersdorf  in  Schlesien, 
im  Großarltal  im  Salzburgschen,  Ultental  in  Tirol,  bei  Pacher  in  Steier- 
mark, Le  Prese  im  Veltlin,  Ivrea  in  Piemont,  Prato  in  Toskana  etc. 
Auch  in  manchen  Serpentinen,  Olivingesteinen,  Amphiboliten  etc. 

Verwittert  ziemlich  leicht  und  ist  daher  meist  etwas  iT^O-haltig. 
Das  Endprodukt  der  Umwandlung  ist  eine  talk-  oder  serpentinähnlich 
zusammengesetzte  weiche  Substanz.  Ein  solcher  verwitterter  Diallag 
von  Elba  ist  PyrosTderit  genannt  worden  (siehe  unten).  D.  geht  auch 
zuweilen  in  Hornblende  über  (Uralit). 

42* 


030  Silikate. 

ß)  Tonerdehaltige. 

Auglt  (im  engeren  Sinne). 

Sie  enthalten  4— 9\  Al^O^  nebst  Fe^O^j  sind  übrigens  nicht 
scharf  von  den  tonerdefreien  geschieden,  welche  ebenfalls  vielfach 
Äl^O^  in  geringen  Mengen  enthalten.  Meist  sind  ca.  lO^/o  FeO  vor- 
handen. Sie  werden  als  isomorphe  Mischungen  von:  mMgCaSi^O^  + 
nMgAl^SiO^  oder:  m  (MgO  .  CaO  .  2SiO^)  +  n  {MgO  .  Al^O^  .  StO,)  auf- 
gefaßt, wo  MgO  z.  T.  durch  FeO  und  JfnO,  Al^O^  durch  J(^Og  ver- 
treten ist.  Demnach  muß  stets  Mg  -{-  Fe';:>  Ca  sein,  was  auch  meist 
die  Analysen  ergeben.  Ein  nicht  selten  vorhandener  kleiner  JVa-Gehalt 
beruht  auf  der  Beimischung  einer  kleinen  Menge  von  Akmit,  NaFeSi^O^ 
(pag.  663).  Man  betrachtete  früher  die  J-Zgüg-haltigen  Augite  wie  die 
k;^ Gashaltigen  Hornblenden  als  isomorphe  Mischung  von  RSiO^  und 
Al^O^.  Die  Farbe  ist  dunkelgrün  oder  -braun  bis  fast  schwarz,  undurch- 
sichtig, nur  in  dünnen  Lamellen  durchscheinend,  selten,  wenn  die  Fe- 
haltigen  Moleküle  fehlen,  hell  bis  weiß  {Leukaugit).  Sie  schmelzen 
nicht  sehr  schwer  zu  schwarzer,  magnetischer  Schlacke. 

Bei  den  Krystallen  pflegen,  im  Gegensatz  zum  Al^O^-iv^mi  Diopsid, 
die  Prismenflächen  M  über  die  Pinakoide  r  und  l  vorzuherrschen 
entstehen  dadurch  meist  achtseitige  Prismen  mit  annähernd  gleich 
großen  Flächen  oder  solche,  bei  welchen  die  Kanten  von  M  nur  wenig, 
seltener  gar  nicht,  oder  nur  zum  Teil  abgestumpft  sind.  Die  Erystalle,^ 
bald  ein-,  bald  aufgewachsen,  sind  z.  T.  sehr  schön  ausgebildet 
Manche  sind  flächenarm,  manche  bilden  sehr  komplizierte  Kombina- 
tionen. Ein  sehr  einfacher  Krystall  ist  der  in  Fig,  524  abgebildete, 
an  dem  das  hintere  schiefe  Prisma  5  =  52  (122)  die  alleinige  End- 
begrenzung bildet;  nach  dieser  Form  sind  die  schiefen  Prismen  auch 
wohl  „augitartige  Paare"  genannt  worden.  Dazu  gesellt  sich  häufig 
noch  die  Basis  n  =  OP  (001)  und  die  vordere  Schiefendfläche 
t  =  —  i^oo  (102)  (Fig.  525) ;  die  Fläche  n  überwiegt  zuweilen  über 
8  und  t  und  der  Krystall  ist  dann  am  Ende  von  einer  rauhen  rund- 
lichen Fläche  begi-enzt,  welche  annähernd  senkrecht  zu  der  Prismen- 
kante liegt.  Diese  Formen,  ringsum  ausgebildet,  finden  sich  an  den 
eingewachsenen  Krystallen  in  Basalten,  Melaphyren  etc.  und  deren 
Tuffen  {basaltischer  Augü).  Viel  flächenreicher  sind  aber  häufig  die 
ähnlich  wie  Diopsid  vorkommenden,  auf  Klüften  von  Silikatgesteinen 
aufgewachsenen  Krystalle  des  Fassaits  (Pyrgoms);  ein  solcher  ist 
Fig.  526*)  abgebildet,  wo  außer  den  schon  beim  Diopsid  angefülirten 
Flächen  M,  r,  l,  k,  o,  5,  u,  t,  P  noch  die  beiden  vorderen  schiefen  Prismen 
^  =  —  254  (142)  und  e  =  —  352  (362)  vorkommen  (welche  in  dem 


*)  In  dieser  Abbildung  kehrt  der  Krystall  seine  Vorderseite  dem  Beschauer  zu, 
bei  den  sämtlichen  anderen  die  Hinterseite,  yergl.  pag.  656. 


Tonerdeholtige  Angite. 


661 


scbiefwinkllgen  AchsetUQ'Bteai  (pa^.  656)  die  Ansdracke :  e  ■=  2£a>  (021) 
imd  e  =  — 3^3  (131)  haben).  Eine  etwas  einfachere  Eombination 
des  Fassaitä  gibt  Fig.  527,  an  wacher  nor  die  Flächen  o  and  b  neben 
dem  Prisma  M  vorkommen,  dessen  Kanten  nicht  abgestumpft  sind. 
Ausgezeichnete  fläch«ireiche  Erystalle  anch  in  den  Auswürflingen  d^ 
Somma  am  Vesuv. 


i^'^iS^i 


Fig.  E>36. 


Fig.  B36. 


Fig.  627. 


Fig.  W». 


ZwUlinge  sind  bei  dem  tonerdehaltigen  Augit  nach  verschiedenen 
Gesetzen  beobachtet,  so  besonders  nach  der  Qnerflfiche  r.  Einen 
solchen,  Trie  er  beim  basaltischen  Augit  häufig  vorkommt^  gibt  Fig.  528 
(vergL  Fig.  257—260).  Andere  Gesetze  sind  seltener,  namentlich 
solche,  bei  denen  sich  die  Individnen  mit  geneigten  Vertikalachsen 
durchdringen. 

Die  Winkel  und  die  optischen  Verhältnisse  sind  hier  sehr  ähnlich 
wie  beim  Diopsid;  die  Neigung  der  -|-  M.  L.  gegen  die  Achse  c 
(bis  540),  sowie  die  Winkel  der  opt.  Achsen  (2  V  bis  ßS")  Mnd  mit 
der  Znsammensetzung  etwas  schwankend.  Der  Dichroismus  ist  meist 
nei^ich,  aber  nicht  so  stark  wie  bei  den  entsprechenden  Amphi- 
bolen.  Spaltbai^eit  nach  dem  Prisma  meist  anvoUkommen.  H.  =  5 — 6. 
G.  =  3,2—3,6,  mit  der  Zusammensetzung  schwankend. 

Mau  unterscheidet  verschiedene  Varietäten  der  tonerdehaltigen 
Augite: 

Fassait  (Fyrgom,  grfiner  Augit  z.  T.).  Ein  Eontaktmineral  in 
Kalk  mit  den  Fig.  526,  527  abgebildeten  Formen,  ^inlich  dem  Diopsid, 
aber  die  Prismenflächen  M  über  die  Pinakoide  l  und  r  überwiegend 
(vergl.  Fig.  521—523).  Auf  Spalten  aufgewachsen;  stark  glänzend, 
gr&n,  meist  ziemlich  dunkel.  Fassatal  in  Tyrol,  Traversella  in  Pie- 
mont  Hierher  gehSren  auch  die  meisten  der  verschieden  gefärbten 
braunen  und  grünen  glänzenden  Kryställcben  auf  den  Drusen  der 
Sommaauswürflinge  vom  Vesuv.  G.  =  3,2—3,3. 

Gemeiner  Augit.  Meist  dnnkelgrfinlich  bis  grünlichschwarz 
(rabenschwarz).  Findet  sich  in  älteren  Gesteinen  als  Gtemengteil,  so 
z.  B.  in  den  Diabasen.  Femer  gehören  znm  gemeinen  Augit  die 
Erystalle  aus  den  Magneteisenlagem  der  Gegend  von  Arendal,  oben 
meist  nur  von  der  Schiefendfläche  P  =  \^oa  (102)  begrenzt,  sodann 
ein  Teil  des  Kokkolith  von  dort  (der  schwarze),   die  Krystalle   des 


gg2  Silikate. 

schwarzen  Augits  von  Pargas  in  Finnland  aus  der  Kontaktzone  im 
Kalk  etc.   G.  =  3,29. 

Basaltischer  Augit  (muschliger  A.).  In  ynlkanischen  Ge- 
steinen, vorzugsweise  in  Andesiten,  Phonolithen,  Basalten  und  Mela- 
phyren,  sowie  in  deren  Tuflfen,  auch  in  neugebildeten  Laven  einge- 
wachsen, als  Gemengteil  oder  lose  in  den  vulkanischen  Sauden  und 
Aschen,  meist  in  schönen,  flächenarmen  kurzprismatischen  Krystallen 
(Fig.  524,  525,  528).  Enthält  nicht  selten  mehrere  Prozent  TiO^ 
statt  SiO^  und  wird  dann  in  Dünnschliffen  mit  einem  charakte- 
ristischen bräunlich  violetten  Ton  durchsichtig.  Zeigt  zuweilen  eine 
„geflossene",  rundliche  Oberfläche.  Blätterbrüche  wenig  deutlich, 
Bruch  muschlig-,  höchstens  durchscheinend;  braunschwarz  (pech- 
schwarz). Besonders  schöne  und  große  Krystalle  in  dem  Basalttuff 
von  Boreslaw  in  Böhmen;  femer  am  Kaiserstuhl  bei  Freiburg  im 
Breisgau,  wo  er  ca.  3^0  TiO^  enthält,  am  Laacher  See,  in  der  Eifel, 
in  der  Rhön;  femer  am  Vesuv  und  Ätna,  in  der  Auvergne,  auf  den 
Azoren,  Kanaren  etc.  Hierher  gehört  auch  der  A.  aus  dem  Augit- 
porphyr  von  Bufaure  im  Fassatal,  mit  gemndeter  Endbegrenzung  n 
(Fig.  525)  (siehe  pag.  660).   G.  =  3,3—3,4. 

Alle  diese  A^sOs-haltigen  Augite  verwittern  nicht  schwer  und  geben  Ton  (z.  B« 
Ananxit),  anch  chloritische  Substanzen  (Grünerde,  Seladonit),  welche  als  Psendomor- 
phosen  nach  Augit  Torkommen,  sowie  Epidot,  Biotit  etc.,  nebst  Opal  und  Ohalcedon 
und  Karbonaten. 

Tonerdehaltig  ist  auch  der 

Chromdiopsid,  smaragdgrün,  bis  3%  Cr^Os  und  7V2%  Al^O^,  der  in  kleinen 
Körnern  in  manchen  Olivingesteinen,  z.  B.  in  den  Olivinbomben  des  Dreiser  Weihen 
in  der  Eifel,  in  den  Olivineinschlüssen  vieler  Basalte  z.  B.  am  Stempel  bei  Marburg, 
im  Lherzolith  vom  See  Lherz  in  den  Pyrenäen  etc.  vorkommt    Ebenso  auch  der 

Omphazitj  lauch-  oder  grasgrün,  derb,  strahlig-blättrig,  mit  rotem  Granat 
und  oft  auch  grasgrüner  Hornblende  (Smaragdit)  verwachsen  im  Eklogit  des  Fichtel- 
gebirgs,  der  Saualpe  in  Kärnten,  von  Bacher  in  Steiermark  etc.    Endlich 

Forricin,  grüne,  mikroskopisch  kleine  Augitnädelchen,  welche  die  im  Basalt 
eingeschlossenen  Quarzkömer  umranden  und  durch  Zusammenschmelzen  von  Basalt- 
magma mit  etwas  Quarz  entstanden  sind. 

Namentlich  tonerdehaltige  Augite  sind  häufig  unter  Beibehaltung  der  Form  in 
mehr  oder  weniger  deutlich  parallelfasrige  Hornblende  verwandelt,  die  man  an  den 
Blätterbrüchen  erkennt  {JJralit,  vergl.  pag.  673). 

(v.  Kokscharow,  Materialien  Bd.  4;  v.  Zepharovich,  N.  Jahrb.  für  Min.  1871; 
Hessenberg,  Min.  Notizen  an  vielen  Stellen ;  Tschermak,  Miner.  Mittlgn.  I,  1871,  17; 
Groß,  Am.  Joum.  of  sience.  Bd.  39,  1890,  359 ;  Dölter,  Tschermaks  Min.  Mittlgn.  VII, 
1877;  Miner.  und  petrogr.  Mittlgn.  I,  1878,  ü,  1880,  V,  1882;  Rammeisberg,  Pogg. 
Ann.  103;  Zeitschr.  d.  deutsch.  Geol.  Ges.  1867;  Wiik,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  Vni; 
Herwig,  Gymnasialprogramm,  Saarbrücken  1884;  Dölter,  N.  Jahrb.  Min.  1885,  I, 
pag.  43;  Mann,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1884,  11,  pag.  173;  Merlan,  ibid.  Beil.-Bd.  m, 
1884,  252;  Wülfing,  Diss.  Tübingen  1891  und  Tschermaks  min.  und  petr.  Mittlgn. 
Bd.  14,  1895,  pag.  29.) 


Spodnmen.    Petalit.    Jadeit.    Akmit.  663 

y)  Alkalihaltige. 

Sind  im  ganzen  wenig  wichtig.    Meist  sehr  leicht  schmelzhar. 

Spodumen  (Triphan). 
LiAlSi^O^  ^Li^O  ,Al^Oi.  4510«  mit  7,09  Li.  Monoklin,  oft  in  deutlichen  der  Au* 
gitform  entsprechenden  Krystallen.  a\h\c  =  1,0539 : 1 : 0,7686 ;  /9  =  90®  47'.  G.  =  3,1 
bis  3,2.  H.  =  6V2— 7.  Leicht  schmelzbar  nnd  die  Flamme  rot  färbend.  Von  Säuren 
nicht  angegriffen.  Bildet  meist  derbe,  breitstrahlige  Massen.  Grünlichweiß  auf  den 
Magneteisenlagerstätten  von  UtÖ  bei  Stockholm;  granlich  im  Granit  von  Goshen, 
Chesterfield  und  Ton  Norwich  in  Massachusetts,  hier  in  Krystallen.  Große  Erystalle 
auch  bei  BranchTille,  Conn.,  und  in  den  Black  Hills,  Dakota,  wo  er  in  Massen  für  die 
Lithiongewinnung  gegraben  wird,  hier  hellbläulichrot.  Erystalle,  bis  zu  36  Fuß 
Länge  auf  der  Etta-Zinngrube  in  Dakota.  Zersetzt  sich  leicht  und  bildet  eine 
große  Zahl  von  Yerwitterungsprodukten.  Dieser  eigentliche  Sp.  ist  trübe.  Schön 
durchsichtig  und  durch  einen  kleinen  CV'sOg-Gehalt  smaragdgrün  gefärbt  ist  die  Varietät 
des  Hiddenit  von  Alexander  County  in  N.-Oarolina,  auf  Drusen  im  Gneiß.  Durch- 
sichtige, auch  hellgelbe  Erystalle  des  H.  von  Minas  Geraes  in  Brasilien.  Der  Hiddenit 
wird  als  Edelstein  geschliffen.  Der  ziemlich  reichlich  vorkommende  trübe  Sp.  ist 
neben  dem  Lithionglimmer  das  Hauptmaterial  zur  Herstellung  tou  Iri-Präparaten. 

Petalit 
Li^O.Äl^O^.SSiOt,  also  ebenfalls  ein  Lithion-Tonerde-Silikat,  aber  viel  SiO^' 
reicher;  steht  aber  trotzdem  dem  Spodnmen,  überhaupt  den  Pyroxenen  in  der  Form 
nahe.  G.  =  2,4.  H.  =  ß%  Der  eigentliche  P.  bildet  trübe  weiße  bis  rötlich 
weiße,  stets  derbe,  grob-  bis  feinkörnige  Massen  auf  der  Magneteisenlagerstätte  Ton 
Utö  mit  Spodnmen;  bei  Bolton,  Mass.  im  Granit.  Erystalle,  meist  unvollständig 
ausgebildete,  löcherige  Skelette,  bildet  nur  der  starkglasglänzende  sog.  Kastor 
oder  Castoritj  wasserhell,  mit  Pollux  auf  Granitgängen  von  Elba.  Ein  wasser- 
haltiges Yerwitterungsprodukt  desselben  ist  Hydrocastorit  genannt  worden. 

Jadeit 
Wie  Spodnmen,  aber  Na  statt  Li,  also  NaAlSi209  =  Na^O .  Al^Og .  ^SiO^ ;  meist 
sind  aber  auch  andere  Pyroxensilikate  beigemischt.  Niemals  deutliche  Elrystalle, 
stets  nur  derbe,  mehr  oder  weniger  feinkörnige  Aggregate.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  hat  aber  mit  Sicherheit  ergeben,  daß  J.  monoklin  mit  den  Eigen- 
schaften der  Pyroxene  ist.  Zwei  deutliche  Spaltungsflächen  schneiden  sich  unter 
87®  ca.  G.  =  3,3.  H.  =  6V«— 7.  Ziemlich  zähe.  Trübe,  höchstens  durchscheinend; 
glas-  bis  perlmutterglänzend.  Weiß,  mit  einzelnen  durch  einen  kleinen  Chromgehält 
smaragdgrünen  Flecken;  auch  durch  etwas  Eisen  licht  flaschengrün.  Schon  in  der 
Bunsenflamme  schmelzend  und  diese  stark  gelb  färbend  (iVa-Beaktion).  Anstehend  fast 
nur  in  Zentralasien  (Gber-Birma,  Thibet,  Ost-Turkestan)  bekannt,  den  krystallimschen 
Schiefem  eingelagert ;  sehr  spärlich  und  z.  T.  noch  unsicher  in  Europa.  Hier  vielfach  als 
Material  zu  prähistorischen  Steinbeilen  etc.  (Deutschland,  Schweiz,  Italien,  Frank- 
reich etc.)  ähnlich  wie  der  Nephrit  (pag.  667).  Heutzutage  besonders  wie  dieser  in 
China  verarbeitet  (Stein  Tu)  und  sehr  geschätzt.  (E.  Cohen,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1884, 
I,  71;  Noetling,  ibid.  1896,  I,  1;  Bauer,  ibid.  1896,  I,  18  u.  85;  1897,  I,  258.)  Ein 
stark  eisenhaltiger  tief  grün  geerbter  J.  ist  der  Chloromelanit,  der  aber  bisher 
nur  in  Neu-Guinea  anstehend,  in  Europa  bloß  im  bearbeiteten  Zustand  gefunden  worden 
ist.    (H.  Fischer  Nephrit  und  Jadeit,  1880;  vergl.  auch  Nephrit.) 

Akmit  (Ägirin). 
NaFeSi^O^=Na^  0 .  Fe^  Og .  ^SiO^  mit  geringenMengen  von  anderenPyroxenmolekÜle. 
Dunkelbraune  und  -grüne  Erystalle  von  der  Form  des  Augit.  a'.h:c  =  1,0527 : 1 : 0,6012 
/9  =  90®  597«'.    Die  Form  ist  nach  der  Yertikalachse  lang  gestreckt  und  nach  der 


664  Silikate. 

Qnerfläche  tafelfönnig.  Die  EndbegrenEong  ist  durch  das  Vorherrschen  der  FlSchen  o 
sehr  spitzig  oder  durch  die  Ansbildüng  yon  F  und  8  sehr  stampf,  dadurch  der 
Habitus  von  anderen  Pyrozenen  etwas  abweichend.  Die  Krystalle  sind  vielfach, 
etwas  geknickt  und  gebogen.  Fast  stets  Zwillinge  nach  der  Qnerfläche.  Nach  den 
Flftchen  des  Prismas  und  der  L&ngsflftche  deutlicher  spaltbar,  als  andere  Pyroxene; 
nach  der  Basis  zuweilen  ebene  Absonderung.  Optisch  von  den  Augiten  abweichend 
(pag.  655);  starke  — Doppelbrechung  und  kleine  AuslOschungsechiefe;  die  1.  M.  L. 
macht  mit  der  Achse  c  einen  Winkel  Ton  SVz  bis  6®  auf  o^oo  (010).  Meist  be- 
trächtlicher Pleochroismus.  Leicht  schmelzbar  zu  schwarzem  magnetischem  Glase  und 
dabei  die  Flamme  gelb  färbend  (3/a-Beaktion).  Äkmit  heißen  die  deutlichen  braunen 
Krystalle  von  der  oben  beschriebenen  Form,  besonders  die  in  dem  Quarz  der  Granit- 
gänge Ton  Bundemyr  auf  Eker  im  südl.  Norwegen.  Grllnlichschwarz  ist  der  häufigere 
ÄgirtHj  der  in  Krystallen  (meist  einfachen)  und  derben  Körnern  einen  Gemengteil 
vieler  alkalireicher  Eruptivgesteine  bildet,  so  der  Eläolithsyenite  des  südl.  Norwegens 
und  Grönlands  und  anderer  Orte,  mancher  Trachyte  (Azoren),  Phonolithe,  Leucito- 
phyre  etc.  Brauner  Akmit  und  grüner  Ägirin  auch  miteinander  parallel  verwachsen. 
(Brögger,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XVI,  1890,  295.) 

Ägirin-Äugit  sind  gewisse  gesteinsbildende  Augite  genannt  worden,  die 
das  Ägirinmolekttl  neben  den  anderen  Pyroxenmolekülen  enthalten.  Sie  sind  grün, 
dichroitisch  wie  Ägirin  und  haben  dieselbe  Lage  der  Elastizitätsachsen  in  der 
Symmetrieebene.  Die  der  Vertikalachse  zunächst  gelegene  Elastizitätsachse  ist  wie 
im  Ägirin  die  größte  (nicht  wie  beim  Diopsid  etc.  die  kleinste).  Findet  sich  in 
manchen  Eläolithsyeniten,  Phonolithen  und  Leucitophyren. 

Urbanit  ist  der  braune  bis  schwarze  Pyroxen  von  Longban  und  aus  der 
Glakärngrube  in  Schweden,  der  neben  dem  überwiegenden  Akmitsilikat  auch  etwas 
Diopsidsüikat  und  6V2  %  MnO  enthält. 

c)  Trikline  Pyroocene. 
Besonders  die  ifn  Ohaltigen. 

Bhodonit  (Mangankiesel,  Pajsbergit,  Bustamit,  Fowlerit). 

JfnSiO,  =  MnO .  SiO^,  54,0  MnO,  46,0  8i0^ ;  etwas  Mn  durch  Ca  und  J^  er- 
setzt. Trikline  Krystalle,  ähnlich  denen  des  Pyrozens :  a:b:c  =  1,0728 : 1 : 0,6213; 
a  =  103®  18' ;  ^  =  108«  44' ;  ^^  =  81«  39* ;  selten.  Ein  Spaltungsprisma  hat  den  Winkd 
87®  38'.  Meist  derb,  gewöhnlich  feinkörnige  bis  dichte  Massen.  G.  =  3,5— 3,6.  H.= 
5—572.  Schwer  schmelzbar;  von  Säuren  nicht  angegriffen.  Krystalle  oft  durch- 
sichtig, derbe  Massen  trübe,  höchstens  kantendurchscheinend.  Im  reinen  frischen 
Zustand  dunkelrosenrot,  durch  Verwitterung  (Übergang  des  MnO  in  höhere  Oxy- 
dationsstufen, bis  MnOi)  dunkelbraun  bis  schwarz,  vielfach  nur  oberflächlich  oder  in 
Adern  und  Flecken  (schwarzer  Mangankiesel). 

Im  Kieselschiefer  feinkörnig  bis  dicht  bei  Elbingerode  im  Harz;  in  ähnlicher 
Beschaffenheit  auf  einem  Gang  bei  Katharinenburg  im  Ural  in  Massen,  hier  zu 
kleinen  Gebrauchsgegenständen  von  schön  rosenroter  Farbe  verarbeitet  Meist  mit 
anderen  Ifn^ haltigen  Mineralien  zusammen,  so  auf  den  Lagerstätten  Ifn-haltiger 
Eisenerze  in  Wermland,  Schweden,  bei  Pajsberg  {Pajshergit,  schönste  Krystalle), 
Longbanhyttan ,  Harstigen  etc.  In  Massen  auf  den  Manganspatlagerstätten  der 
Provinz  Huelva  in  Spanien.  In  geringerer  Menge  mit  anderen  Manganmineralien 
auf  den  Erzgängen  von  Kapnik  in  Siebenbürgen,  bei  St.  Marcel  in  Piemont, 
in  Cornwall  etc.  Hierher  auch  der  Hermannit  von  Cummington,  Mass. 
Bustamit  ist  der  graurote,  radialstrahlige,  stark  kalkhaltige  (9—20% CaO)  £.  ans 
Mexiko.    Der  5—8%  ZnO,  3—9  FeO  und  6—7  CaO  führende  ß.,  der  sich  in  großen 


Trikline  Pjrozene.    Gruppe  der  Hornblenden  (Amphibole).  665 

rötliehen  Erystallen  nnd  spfttigpen  Stücken  im  Kalki^t  der  Mangaaerzla^rstätten 
Ton  Mine  Hill  und  Sterling  Hill  in  New-Jersey  findet,  wird  Fowlerit  genannt 

Durch  Verwittenmg  entstehen  rote  und  schwane  Umwandlongsprodokte  nnd 
aiBorphe  Neubildungen,  letztere  e.  T.  in  erheblicher  Menge,  so  in  Huelya  (Spanien). 
Sie  Bind  z.  T.  mit  besonderen  Namen  benannt  worden.  Hierher  gehört  n.  a.  der 
Ph^^Heitf  JffydropU  nnd  AUoffit  von  Elbingerode,  der  HydroHiodonit  yon  Longban 
ind  der  KaryopiUt  yon  Pajeberg,  beide  durch  Wasseranfnahme  entstanden,  der 
braune  KlipBteinU,  dn  Gemenge  yon  Bhodonit  nnd  Wad  yon  Herbomseelbach  in 
Nassau,  und  yiele  andere.    Sie  werden  zuweilen  als  Mangankiesd  zusammengefaßt. 

Babingtonit  (Co,  Fe^  Jfn)5tOs  mit  dem  nur  hier  yorkommmden  Silikat: 
FefSitO^^FetO^.SSiO^.  Heine gl&nzende,  undurchsichtige,  schwarze,  taflige  oder 
prismatische,  au^wachsene  Krystftllchen  yon  Augitform,  sehr  nahe  der  des  Bhodonit, 
mit  einem  Spaltungsprisma  =  87*  23^  H.  ss  5Vs-^.  G. »  3,4.  Leicht  schmelzbar. 
Arendal  auf  Gängen,  Bayeno  in  Granitdrusen,  Herbomsedbach  in  Nassau  in  Hohl- 
rftumen  des  Eisenkiesels. 

Endlich  schließt  sich  ein  trikliner  Zirkonaugit  an,  der 

Bjortdahlit  Na^Coi^iSi,  Zr,  r»)uö,^Fe-  In  der  Form  dem  Wöhlerit 
nahestehend.  Lange  dttnne  gelbe  Krystfillchen  im  Syenitpegmatit  der  Insel  Mittel- 
ArÖ  im  Langesund:Qord  bei  Christiania. 

Gruppe  der  Hornblenden  (Amphibole). 

a)  Ekombische  Amphibole. 

Ebenfalls  die  If^O-haltigen  und  CaO- freien,  wie  in  der  Pyroxengruppe  pag.  651, 
doch  gehören  hiertier  auch  einige  J.2208-haltige. 

Anthophyllit 
MgSiO^  =  MgO  .  SiO^j  mit  etwas  FeO,  als  FeSiOi  und  zuweilen  wenig 
ÄltOni  ungefähr  entsprechend  dem  Bronzit.  Deutliche  KrystaUe  sind  nicht  bekannt, 
»eist  sind  es  lange,  breitstrahlige,  auch  etwas  fasrige  und  sogar  asbestartige  Ag- 
gregate. Nach  der  <^ptischen  Untersuchung  rhombisdi,  eine  Auslöechungsiichtnng 
geht  der  Prismenkante  parallel.  Zwei  Blätterbrtlche  nach  den  Prismenflftchen 
machen  125*  37 V2^  eine  ausgezeichnete  schalige  Absonderung  geht  nach  der  Quer- 
ilftche,  welche  die  stumpfe  Prismenkante  yon  ca.  12578^  abstumpft.  G.  =  3,2 ;  H.  =  5Vf 
Opt.  A.  K  aCj  -|-  M.  L.  c.  Braun,  metallisch  schillernd ;  stark  pleochroitisch.  Eongs- 
berg  etc.  in  Norwegen,  in  Grönland,  auch  am  Schneeberg  in  Passeir  in  Tirol,  im 
Gneiß  und  anderen  krystalUnischen  Schiefem.  Mit  Serpentin  als  2  Fuß  dickes  Lager 
auf  der  Shetlandsinsel  Mainland.  Im  Granitkontakt  bei  Meißen,  ans  Diabastuffen  ent- 
standen. Fasrig  in  den  Glimmerkugeln  yon  Hermannschlag  in  M&hren.  Bei  manchen 
sonst  ganz  ähnlichen  Mineralien  yon  Norwegen  und  Grönland,  ist  die  eine  Aus- 
iöschxmgsrichtang  nicht  mit  der  Prismenkante  parallel;  diese  sind  daher  monoklin 
(Ämthopkyüit'Afnphiboi).  Alle  sind  sehr  schwer  schmelzbar  und  werden  yon  Säuren 
nicht  angegriffen.  Ein  FeO-  und  ^^^Os-reicher  rhombischer  Amphibol  ist  der  braune 
Oedrit  yon  G^dres  in  den  Pyrenäen;  ähnlich  in  manchen  skandinavischen  Hom- 
blendeschiefem  z.  B.  in  der  Gegend  yon  Bamle  und  Snarum  in  Norwegen  (SnarumtQ, 
sowie  bei  Fiskernäs  im  südlichen  Grönland.  Ein  Teil  des  Asbests  ist  Anthophyllit, 
der  sog.  ÄnthophyUitfishest  (pag.  672). 

b)  Monokline  Amphibole. 

Sie  sind  im  allgemeinen  ll^fO-reicher  als  die  Pyroxene,  manche  enthalten  etwas 
F,  im  Pargasit  bis  3  %.    Auch  hier  ist  eine  Abteilung  der  tonerdefreien  yon  einer 


666  SUikate. 

solchen  der  tonerdehaltigeii  Glieder  zu  unterscheiden,  die  aher  keineswegs  scharf  ge- 
trennt sind ;  der  A/gOs-Gehalt  geht  hier  höher,  als  beim  Pyroxen.  Eine  dritte  Gruppe 
ist  die  der  A^o^O-haltigen  Amphibole,  aber  auch  gegen  sie  ist  keine  scharfe  Grenze, 
da  auch  in  den  anderen  Abteilungen  kleine  Mengen  Na^O  Torkommen.  Die  optischen 
Verhältnisse  sind  mit  der  Zusammensetzung  etwas  yeränderlich,  doch  liegen  die  op- 
tischen Achsen  auch  bei  den  Amphibolen  stets  in  der  Symmetrieebene.  Die  meist 
—  1.  M.  L.  macht  in  dieser  im  stumpfen  Winkel  ß  einen  Winkel  von  70^—80"  mit 
der  Yertikalachse.  Auf  der  Längsflftche  ist  also  im  Gegensatz  zu  den  Proxenen 
eine  geringe  Auslöschnngsschiefe  (10^—20®)  zu  beobachten,  da  die  2.  M.  L.  den 
letzteren  Winkel  mit  der  Achse  c  (den  Spaltungsrissen)  einschließt.  Im  Gegensatz  zu 
jenen  ist  bei  farbigen  Amphibolen  meist  kräftiger  Dichroismus.  Wie  die  mono- 
klinen  Pjroxene  ziemlich  stark  licht-  und  stark  doppeltbrechend.  Gleich  allen  anderen 
Amphibolen  von  Säuren  nicht  angegriffen.  Geschmolzen  und  langsam  erkaltet,  er- 
starren sie  in  der  Form  des  Augit  unter  entsprechender  Erhöhung  des  spez.  Gtewichts, 
das  bei  gleicher  Zusammensetzung  beim  Pyroxen  stets  größer  ist,  als  beim  Amphibol. 

a)  Tonerdefreie. 

Sie  zeigen  fast  stets  nur  das  Prisma  ooP  (110)  von  124®  28'  mit 
der  Längsfläche  ooPoo  (010)  ohne  Endflächen;  die  lang  prismatischen 
Krystalle  sind  Zwillinge  nach  der  Qnerfläche.  Die  Spaltbarkeit  nach 
den  Prismenflächen  ist  vollkommener,  als  bei  den  Angiten.  Bis  gegen 
2%  -^^2^8.  Häufig  feinfasrig  als  Asbest  (siehe  pag.  672).  Verwittern 
leicht  zu  talk-  oder  serpentinähnlichen  Substanzen. 

Man  unterscheidet  einige  Varietäten  nach  dem  JF)?0-Gehalt. 

Tremolit  (Grammatit,  Calamit). 

Mg^CaSi^O^^  =  SMgO  .  CaO  .  4/SiOa  mit  28,85  MgO,  13,35  CaO, 
57,70  SiO^ ;  FeO-frei  oder  -arm  (bis  3  %  FeO).  Lange,  weiße  bis  graue, 
glasglänzende,  durchscheinende  bis  undurchsichtige  Prismen,  mit  ebenen 
Flächen  und  scharfen  Kanten  ohne  Endflächen,  oder  weiße  seiden- 
glänzende, fasrige  z.  T.  asbestähnliche  Aggregate,  meist  im  kömigen 
Kalk  und  Dolomit  H.  =  5i— 6.  Sehr  spröde  und  zerbrechlich.  G.= 
2,9—3,0.  Opt.  A.  E.  ae,  —  M.  L.  75^  gegen  die  Achse  c  geneigt, 
und  zwar  im  stumpfen  Winkel  ß  (vergl.  oben),  also  Auslöschungs- 
schiefe auf  der  Längsfläche  =  15  ®.  Schmilzt  schwer,  die  bei  der  Er- 
starrung erhaltene  Masse  hat  die  Augitform  und  es  ist  G.  =  3,3,  statt 
vorher  3,0.  Von  Säuren  nicht  angegriffen.  Bei  Campo  longo  am 
St.  Gotthard  u.  a.  0.  der  Alpen,  in  Skandinavien  etc.,  stellenweise 
massenhaft  als  Tremolitschiefer.    Häufig  zu  Talk  umgewandelt. 

Strahlstein  (Aktinolith). 

Ist  stark  eisenhaltiger  Tremolit  durch  Beimischung  von 
3FeO .  CaO  ASiO^  (6—13 FeO),  also:  Ca(Mg,Fe)^S\0^^,  Bouteillengrun 
mit  merklichem  Pleochroismus,  durchscheinend  bis  durchsichtig.  G.  = 
3,03 — ^3,17.  H.  =  5^ — 6.  Entweder  in  einzelnen  langen  Prismen,  meist 
ohne  Endbegrenzung,  aber  mit  ebenen  Flächen,  im  sog.  Talkschiefer 


Tremolit    Strahlätein.  667 

der  Tiroler  Alpen,  bes.  im  Zillertal,  oder  in  strahligen  Aggregaten, 
anch  auf  Erzgängen,  z.  B.  bei  Schwärzenberg  und  Breitenbrunn  im 
Erzgebirge,  sowie  im  Kalk  bei  Wolkenstein  in  Sachsen;  auch  bei 
Beichenstein  und  a.  a.  0.  in  Schlesien«  In  den  Alpen  stellenweise 
Strahlsteinschiefer  bildend  in  größeren  Massen.  In  manchen  Gesteinen 
entstehen  Strahlsteinnädelchen,  sog.  Pility  aus  Olivin.  Auslöschungs- 
schiefe auf  der  Längsfläche,  wie  beim  Tremolit,  16 — 16^  />=1,63, 
y—a  =  0,026. 

Als  ein  dichter  Strahlstein,  z.  T.  mit  eingemengten  Diopsidkömem, 
ist  der  dichte,  verworrenfasrige,  äußerst  zähe  Nephrit  (Jade)  von 
grfiner,  graulicher  bis  weißer  Farbe  und  mit  splittrigem  Bruch  anzu- 
sehen. Oft  dem  Jadeit  sehr  ähnlich,  aber  im  Gegensatz  zu  diesem  schwer 
schmelzbar ;  H.  =  5^—6  und  G.  =  2,97 — 3,0.  Anstehend  in  Neuseeland 
(Pnnamustein),  von  den  Eingeborenen  zu  Waffen  und  Geräten  verarbeitet; 
ebenso  in  Zentralasien,  in  Turkestan,  im  Kwenlun,  auch  in  Gerollen 
in  den  dortigen  Wasserläufen.  Von  hier  kommt  er  zu  den  Chinesen,  die 
ihn  mit  dem  Jadeit  als  den  Stein  Yü  hochschätzen  und  zu  verschieden- 
artigen Geräten  verarbeiten.  In  Europa  in  prähistorischen  Zeiten 
vielfach  benätzt.  Es  wurde  vorausgesetzt,  das  Material  sei  aus  Asien 
importiert  worden,  aber  neuestens  sind  Fundstellen  anstehenden  N. 
auch  in  Europa  bekannt  geworden,  und  zwar  im  Zobtengebirge  bei 
Jordansmtthl  in  Schlesien  in  Verbindung  mit  Serpentin  und  Granulit ; 
sowie  Gerolle,  wahrscheinlich  einheimischen  Ursprungs,  am  Neuen- 
burger  See  und  in  Steiermark,  so  daß  das  Material  zu  den  prähisto- 
rischen europäischen  Nephritbeilen  wohl  alles  aus  Europa  stammt 

(H.  Fischer,  Nephrit  und  Jadeit  1880;  Arznini,  Zeitschr.  für  Ethnologie  1882 
bis  1892;  Traube,  N.  Jahrb.  f.  Min.,  Beü.-Bd.  III,  412,  1884;  A.  B.  Meyer,  MitÜgn. 
Anthropolog.  Ges.  Wien  1883,  1885;  Die  Nephritfrage  kein  ethnologisches  Problem, 
Berlin  1883;  Abhandlgn.  u.  Berichte  zool.  Mus.  Dresden,  Bd.  10,  1903.) 

Monoklin  sind  noch  einige  andere  besonders  benannte  AliOi-treie  Amphibol- 
Varietäten  ohne  regelmäßige  Begrenzung: 

Anthophyllit'Amphibol  (Amphibol-Anthophyllit).  Zusammensetznng  des 
Anthophyllit  (pag.  665),  aber  schiefe  Anslöschnng,  also  nicht  rhombisch.  Eongsberg,  Grön- 
land. Femer :  Cummingtonit  Grane  bis  branne,  f asrige,  seidenglänzende  Aggregate, 
mit  Quarz  Yon  Cummington  in  Massachusetts ;  etwas  angewittert.  Kein  CaO.  Mangan- 
haltig  sind  Dannemoritj  Silfhergitf  Hillängsit  und  Asbeferrit  aus 
Schweden.  Ein  fast  reines  jPeO-Silikat  ist  der  dunkelgrüne,  fasrige  Qrünerit, 
FeSiO^  mit  dem  Spaltungswinkel  der  Hornblende,  von  Colobri^res  in  Frankreich. 
Mehr  an  den  Gedrit  der  rhombischen  Beihe  schließt  sich  an  der  etwas  tonerdehaltige 
smaragdgrüne  Kupfferit  im  Kalkspat  an  der  Slüdjanka  am  Baikalsee  und  yon 
Sanarka  im  Ural,  mit  dem  größten  bei  den  Amphibolen  vorkommenden  3/yO-Gehalt 
(31%)  undlV»%OrjOa. 

Richterit  (Mg,  Ca,  Mn,  JET»,  Na^^Si^O^^-,  durch  einen  größeren  (7—9%) 
^ajO-Gehalt  ausgezeichneter  Manganamphibol,  der  lange  gelbe  oder  rote  Nadeln  im 
Magneteisen  von  Pajsberg  und  im  Kalkstein  von  Longban  in  Schweden  bildet. 


666  Süikate. 

ß)  Tonerdehaltige. 

Homblend«  (im  engeren  Sinne). 

Diese  sind  häufig  mit  Endflächen  auskrystallisiert.  Al^Of^-QtehBlt 
ist  vielfach  größer  als  bei  den  Pyroxenen  (bis  18  %) ;  meist  finden  sich 
geringe  Mengen  von  Nci^O  (auch  K^O),  und  bis  gegen  3%  F.  In 
der  Hauptsache  sind  es  isomorphe  Mischungen  von  CaMg^Si^O^^^ 
CaFe^Si^O^^  und  einem  vielleicht  noch  nicht  ganz  allgemein  sicher- 
gestellten -4^2 Og-  resp.  JFcgOs -haltigen  Glied,  wie  bei  der  Aogitgnippe  : 
{My^Fe\Al^Si^O^^  resp.  {MgyFe\Fe^Si^O^^\  Na^O  durch  Beimischung 
von  Na^Al^Si^O^^.  In  einzelnen  Fällen  ist  ein  Teil  der  SiO^  durch  TiO^ 
ersetzt  (Kaersutüy  schwarzbraun,  aus  Grrönland,  mit  7  %  ^^^2  ^^^ 
etwas  SnO^).  6.  =  3,1  ca.  H.  =  5^ — 6.  Diese  Amphibole  sind  meist 
dunkel  gefirbt,  grün  oder  braun  bis  ins  Schwarze  (raben-  oder  pech- 
schwarz), seltener  bläulich  (Pargas),  oder  dunkelblau  (Utö).  Auch 
hier  ist  der  Pleochroismus  meist  stark.  Opt  A.  E.  ac.  Die  1.  M.  L., 
selten  +  (Pargasit),  meist  — ,  liegt  im  stumpfen  Winkel  /J,  macht  mit 
Adise  c  70— 88^  ist  also  z.  T.  fast  normal  zur  Querfläche  (vergL 
Tremolit) ;  daher  ist  auf  dieser  die  Interferenzflgur  mit  beiden  optischen 
Achsen  zu  sehen.  Die  2.  M.  L.,  meist  die  Achse  der  kleinsten  Elastizität, 
liegt  demnach  im  spitzen  Winkel  jff  und  macht  also  mit  Achse  c  den  kleinen 
Winkel  von  2—20  ^  im  Mittel  etwa  13«,  selten  bis  37<>  (Auslöschungs- 
schiefe auf  der  Längsfläche).  Der  Winkel  der  M.  L.  gegen  die  Achse  Cy 
resp.  die  Auslöschnngsschiefe,  sowie  der  opt  Achsenwinkd  ist  mit 
der  Zusammensetzung  etwas  schwankend.  Geneigte  Dispersion ;  ^  <  u 
Schmilzt  nicht  schwer,,  um  so  leichter,  je  größer  der  Fe-  und  Alkali* 
gehalt  ist  Licht-  und  Doppelbrechung  stark,  ß  =  1,62—1,64,  y— a 
=.0,023  (gemeinen.);  iS  =  l,72,  y—a  =  0,072  (basaltische  H.).  Wird 
nur  nach  dem  Schmelzen  von  Säuren  merklich  angegriffen. 

Zu  der  tonerdehaltigen  Hornblende  gehören  die  folgenden  Varie- 
täten, die  z.  T.  ganz  den  ebenso  benannten  Varietäten  des  tonerde- 
haltigen Augits  entsprechen  : 

Gemeine  Hornblende.  Grüne  Hornblende  z.  T.  Besonders  die 
dunkelgrünschwarzen  (rabenschwarzen)  Hornblenden  in  Tiefengesteinen 
und  in  krystallinischen  Schiefem.  Sie  sind  zuweilen  auch  in  deut- 
lichen meist  im  Vergleich  mit  dem  Pyroxen  flächenarmen, 
aufgewachsenen  Erystallen  ausgebildet^  so  auf  den  Magnet- 
eisenlagerstätten von  Arendal  in  Norwegen,  vom  Taberg 
und  von  Philipstad  in  Wermland,  Schweden.  Eine  hier 
vielfach  vorkommende  Krystallform  ist  in  Fig.  529  abge- 
bildet.   Das  vollkommen  spaltbare  Prisma  Jf  =  ooP  (110) 


^^-  ^^'  hat  den  Winkel  Jif/J[f=  124^1',  der  aber  etwas  schwankend 
ist  und  dessen  vordere  Kante  die  Querfläche :  s  =  c»Poo  (100)  gerade 
abstumpft;  dazu  kommt  das  Klinodoma  Z  =  Poo  (011),  dessen  vordere 


Tonerdehaltige  Hornblenden.  369 

E.  K.  die  Basis  P  =  OP  (001)  gerade  abstumpft ;  Iß  =  148  ^  16' ;  Pjs  = 
104*  B8';  daraus:  a:&:c==  0,5318: 1:0,2936;  /J  =  104<>  58'.  Seltener 
ist  auch  die  scharfe  seitliche  Kante  von  M  durch  die  Längsfläche 
a;  =  odPoo  (010)  abgestumpft;  auch  begrenzt  zuweilen  P  die  Erystalle 
am  Ende  allein.  Das  Hauptvorkommen  der  gemeinen  Hornblende  ist 
aber  in  derben,  deutlich  nach  M  spaltbaren,  zuweilen  fasrig  aus- 
sehenden Edmern  und  Aggregaten,  welche  einen  Bestandteil  der 
Oranite,  Syenite,  Diorite,  6nei8e,  Homblendeschiefer  und  anderer 
ähnlicher  Gesteine  ausmachen.  Die  gemeine  Hornblende  ist  stets  sehr 
stark  pleochroitisch  und  unterscheidet  sich  dadurch,  durch  die  ge- 
ringere Auslöschungsschiefe  auf  der  Längsfläche,  die  bis  20^  beträgt, 
sowie  durch  die  vollkommene  Spaltbarkeit  nach  der  Prismenfläche  M 
von  dem  oft  ähnlichen,  aber  meist  nur  schwach  pleochroitischen  ge- 
meinen Augit.  Wegen  des  Vorkommens  in  solchen  älteren  Gesteinen 
schließen  sich  hier  einige  etwas  abweichende  und  z.  T.  mit  be- 
sonderen Namen  belegte  Varietäten  an,  so  der  braune  Karinthin  aus 
dem  Eklogit  der  Saualpe  in  Kärnten ;  der  grasgrüne,  strahligblättrige 
bis  fasrige  Smaragdit,  zuweilen  mit  ähnlichem  grttnen  Augit  (Omphacit) 
verwachsen,  ebenfalls  im  Eklogit,  sowie  im  Gabbro. 

Bergamashit  im  Quarzporphyr  vom  Mte.  Altino  bei  Bergamo 
ist  eine  ^aoO-haltige  gemeine  Hornblende,  in  der  fast  alle  MgO  durch 
FeO  ersetzt  ist. 

Pargasit  Unter  diesem  Namen  kann  man  die  meist  weit  lichter 
gefärbten  eisenarmen  tonerdehaltigen  Hornblenden  zusammenfassen,  die 
als  Eontaktbildungen  im  kömigen  Kalk  liegen,  wie  z.  B.  die  hellbläulich' 
grünen,  oft  randlichen,  „geflossenen"  Krystalle  von  Pargas  in  Finn- 
land. An  sie  schließt  sich  an  der  Edenü,  blaßgrün  und  graa,  von 
Edenville  in  New  York  und  der  weiße  tremolitähnliche  KoJcscharaunt, 
der  den  sibirischen  Lasurstein  begleitet,  und  hierher  sind  auch  die 
glänzenden  tonerdehaltigen  Homblendekryställchen  aus  den  Somma- 
auswürflingen  am  Vesuv  zu  rechnen,  die  z.  T.  gelblichbraun,  z.  T. 
allerdings  auch  tiefschwarz  sind  und  dort  kleine  Drusen  bilden. 

Basaltische  Hornblende.  Braunschwarze  (pechschwarze)  Farbe, 
z.  T.  etwas  TiO-,  meist  stark,  doch  manchmal  auch  schwach  pleochroitisch. 
Ahnlich  wie  der  basaltische  Augit  an  vielen  Stellen  in  vulkanischen 
Gesteinen  (Basalten,  Trachyten,  Andesiten  etc.  und  deren  Tuffen)  in 
derben,  nach  M  vollkommen  spaltbaren  Individuen  und  in  deutlichen 
Krystallen;  namentlich  ausgezeichnet  im  böhmischen  Mittelgebirge, 
besonders  im  Basalttuff  am  Wolfsberg  bei  Cemosin.  Die  Krystalle 
sind  ringsum  ausgebildet  und  zeigen  bald  einfache,  bald  kompliziertere 
Kombinationen  und  vielfach  Zwillinge  nach  der  Querfläche.  Eine  sehr 
gewöhnliche  einfache,  scheinbar  rhomboedrische  Kombination  siehe 
Fig.  580.    An  dem  Prisma  M  mit  nahe  denselben  Winkeln  und  der- 


670 


Silikate. 


selben  Spaltbarkeit,  wie  bei  der  gemeinen  Hornblende,  stumpft  die 
Längsfläche  a;  =  ooPoo  (010)  die  scharfe  seitliche  Kante  ab,  so  daß 
ein  scheinbar  hexagonales  Prisma  entsteht;  die  stumpfe  vordere 
Kante  ist  nie  abgestampft  Danach  unterscheidet  man  diese  Erystalle 
leicht  von  den  sonst  sehr  ähnlichen  des  basaltischen  Augit,  an  welchen 
ein  scheinbar  quadratisches  Prisma  mit  abgestumpften  Kanten  auf- 
tritt; an  diesem  sind  auch  die  Bl.  Br.  viel  weniger  deutlich,  als  bei 
der  Hornblende.  Die  Endbegrenzung  bildet  die  Basis  P  =  OP  (001) 
und  das  hintere  schiefe  Prisma  r  =  F  (111),  wo  r/r  =  148^  28'  und 
rjF  =  145®  35',  so  daß  auch  in  den  Winkeln  die  Flächen  P  und  r 


Fig.  530. 


Fig.  531. 


Fig.  532. 


ein  scheinbares  Bhomboeder  zu  dem  scheinbaren  2.  hexagonalen  Prisma 
Mx  bilden.  Häufig  treten  noch  weitere  Flächen  dazu,  kompliziertere 
Kombinationen  z.  B.  von  der  Form  der  Fig.  531  bildend:  g=— P(lll), 
P/g  =  152«  36'  und  qjq_  =  154«  26';  c  =  3P3  (131),  cjx  =  130«  16'; 
f  =  — 353  (131);  js  =  2^oo  (021),  P/^  =  150«  26',  ;^/ier  =  120«  52'. 

(Franzenan,  Zeitschr.  f.  Eryst.  VIII,  568;  v.  Eokscharow,  Materialien  etc.  Bd. 
Vm,  1881;  Schneider,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XVIII,  1891,  679.) 

Die  Flächen  der  Homhlende  lassen  sich,  indem  man  nnnmehr  die  Vorder- 
seite des  Erystalls  nach  hinten  kehrt,  wie  die  des  Augits  anf  ein  heinahe 
rechtwinkliges  Achsensystem  beziehen,  das  mit  dem  rechtwinkligen  des  Angits  sehr 
große  Ähnlichkeit  hat.  Nimmt  man  M  wieder  als  Vertikalprisma  ooP  (110)  nnd  r 
als  vorderes  schiefes  Prisma;  r  =  —  2:^  (121),  dann  wird,  dem  Zonenznsammenhang 
entsprechend:  P  =  Boo  (101);  z  =  454  (141);  c  =  —  656  (161);  t  =  652  (Sßl); 
<^==  3^3/2  (321);  der  Ausdrack  für  die  Längsfläche  x  bleibt  stets  derselbe.  Die  an- 
geführten Winkel  geben  dann :  a:b:c  =  0,5297 : 1 : 0,1469 ;  /?  =  90° 34'  (yom).  Dieses 
Achsensystem  würde  das  natnrgemäßeste  sein,  da  aber  die  rhombischen  Amphibole 
kaum  in  Tollkommen  ringsum  begrenzten  Krystallen  bekannt  sind  nnd  überhaupt 
eine  sehr  geringe  Bolle  spielen,  so  ist  hier  das  weitaus  gebrauchlichste  schiefwink- 
lige Achsensystem  beibehalten  worden.  (Vergl.  Augit  und  die  Schlußbetrachtung, 
pag.  656  und  673.) 

Zwillinge  nach  der  Querfläche  sind  häufig.  An  solchen  bilden 
die  zwei  Flächen  P  und  P  am  einen  Ende  ein  Makrodoma  und  die 
vier  Flächen  r  am  andern  ein  scheinbar  quadratisches  Oktaeder,  wo 
rjr  =  148  ®  28'  und  rjr  beinahe  genau  ebenso  groß  (Fig.  632) ;  ein- 
springende Winkel  kommen  kaum  vor.  Die  Auslßschungsschiefe  auf 
der  Längsfläche  sinkt  bis  auf  1—2®  herab.  Durch  vulkanische  Hitze 
unter  Einwirkung  von  Wasserdampf  sind  die  optischen  Eigenschaften 


Glankophan.    Eiebeckit.    Arfyedsonit  671 

zuweilen  verändert.  6.  =  3,1 — 3,2,  wie  bei  der  gemeinen  H.  Unter- 
schied von  dem  basaltischen  Angit  wie  bei  der  letzteren. 

Die  Krystalle  haben  häufig  eine  gerundete  (geflossene)  Oberfläche. 
Als  Fundorte  außer  dem  genannten  sind  für  die  basaltische  Horn- 
blende etwa  noch  anzuführen:  die  Basalttuffe  der  schwäbischen  Alb, 
manche  Basalte  und  Tuffe  der  Bhön  und  Hessens,  der  Stenzelberg 
im  Siebengebirge  im  Andesit,  Dockweiler  in  der  Eifel  im  Tuff  etc. 

Die  Hornblenden  verwittern  leicht  zu  Ton  wie  die  Augite.  Sie 
gehen  auch  sonstige  Umwandlungsprozesse  ein  und  liefern  dabei  Biotit, 
Chlorit,  Epidot  etc. 

y)  Alkali-  {Na^^O-)  haltige. 

Glaukoyhan, 
Ist  in  der  Hauptsache,  wie  Jadeit:  Na^Al^SiiOi2=^  ^(^^0 .  Al^O^  ASiO^,  doch 
ist  immer  etwas  von  dem  Aktinolithmolekül :  [Mg^  Fe)sCaSuOii=S{MgjFe) .  CaOASiO^ 
beigemischt;  die  Formel  des  Glankophan  ist  also:  mNa2Al^Si4Q^^-\-n{MgtFe)tCaSiiOi^. 
KrystaUe  selten  mit  deutlicher  Endbegrenznng ;  sonst  wie  Hornblende.  Meist  derbe 
kömige  und  stenglige  Aggregate.  G.  =  3,05—3,15.  AnslOschnngsschiefe  in  der  Längs- 
fläche  =  4^—6®,  und  zwar  macht  die  2.  M.  L.,  die  Achse  der  kleinsten  Elastizität,  diesen 
Winkel  mit  der  Achse  c,  wie  bei  der  Hornblende.  DunkelblaUi  stark  pleochroitisch ;  leicht 
schmelzbar.  Bildet  förmliche  Glaukophangesteine  in  den  krystalUnischen  Schiefem  der 
Insel  Syra  und  anderer  Gegenden  in  Griechenland,  bei  Zermatt  in  der  Schweiz,  bei  St. 
Marcel  in  Piemont  und  auf  der  bretonischen  Insel  Groix,  sowie  in  Neu-Caledonien. 
(Lüdecke,  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  1876,  248;  y.  Lasaulz,  Sitzgsber.  der  niederrhein. 
Ges.  in  Bonn,  3.  Dez.  1884;  Bodewig,  Pogg.  Ann.  158  pag.  224.)  Gastaldit  isit  em 
^{gOs-reicherer  Glankophan,  in  dem  Fe^On  vollständig  fehlt;  im  Chloritschiefer  Ton 
St.  Marcel  und  an  anderen  Orten  in  Piemont.  Hierher  auch  der  blaue  Crossit, 
in  dem  die  größere  Hälfte  der  AliO^  durch  Ft^O^  ersetzt  ist  und  der  daher  zum 
Riebeckit  führt. 

Rieheckit 

Na2Fe^SuOii^=Na^O .Fe^Oz^ASiO^  mit  etwas  ^'«48*4018.  Meist  nur  in  der 
Prismenzone  auskr jstallisiert ;  Spaltungsprisma  mit  124®.  Schwarz ;  stark  pleochroitisch, 
blau  und  grün.  In  der  Symmetrieebene  macht  die  Achse  der  größten  Elastizität 
den  kleinen  Winkel  Yon  5®  mit  der  Yertikalachse  (bei  den  meisten  anderen  Amphi- 
bolen  ist  es  die  Achse  der  kleinsten  Elastizität).  Er  verhält  sich  hierin  wie  der 
Agirin,  dem  der  B.  auch  chemisch  entspricht.  Leicht  schmelzbar  mit  lebhafter  gelber 
iVo-Färbung  der  Flamme;  von  Säuren  nicht  angegriffen.  Gemengteil  JVöaO-reicher 
Emptivgesteine:  Granit  von  Sokotra  (4  mm  große  Kryställchen) ,  Westküste  von 
Korsika,  in  der  Dobmdscha  und  am  Pikes  Peak  in  Colorado;  im  Syenit  auf  der  Insel 
Skye;  im  Trachyt  (Berkum  bei  Bonn,  in  Abessynien). 

Eine  fasrige  Varietät  des  B.  ist  A%r  Krohydolith.  Blaue  parallele  Fasern 
bilden  dicke  Platten  im  Tonschiefer  in  der  Nähe  von  Griquatown  in  Südafrika,  z.  T. 
mit  Quarz  imprägniert  und  zu  brauner  Masse  zersetzt,  das  sog.  Tigerauge,  das 
beim  Schleifen  einen  schönen  metallischen  Seideuglanz  annimmt.  Sind  die  Fasern 
im  Quarz  noch  blau,  so  nennt  man  die  Masse  Falkenauge,  Beide  vielfach  zu 
billigen  Schmucksachen  verschliffen.  Auch  im  blauen  Sapphirquarz  von  Golling  im 
Salzburgischen.    Der  Kr.  wird  als  Asbest  technisch  verwertet. 

Arfveäsonit. 
{Na2j  Fe)FeiSuOi2  =  {N(h,  Fe)  0  .  Fe^O^  .  iSiO^    mit    Beimischung    von 


672  Silikate. 

{Ca,  Mg)^  {Äl,  Fe)^8HOtt  =  2{Ca,  Mg)0.2{Al,  Fe)tOt.28iOt,  doch  ist  die  Zn- 
sammensetzimg  noch  nicht  genflgeiid  aa^ekl&rt.  Im  Sodalithsyenit  tob  Kangerdln- 
anok,  zuweilen  in  Krystallen.  Spaltnngsprisma  von  123*  55';  weniger  yoUkommen 
anch  nach  der  Lllngsfläche  spaltbar.  AnalOschnngsschiefe  anf  der  Längsfl&cfae  im 
Stampfen  Winkel  ß  ist  14^  Dnnkelblanschwarz  mit  donkelblangranem  Strich,  blänlich 
oder  grfinlich  dniehscheinend,  stark  pleochroitisch.  GlasglftnaKsd.  G.  =  3,44.  H.  = 
5Vs— ^  An  der  Uehtflamme  imter  starker  Gelbftrbnng  derselben  (i^VFlamme) 
schmekbar  zn  magnetischer  Perle.  Von  HCl  nicht  angegriffen.  Findet  sieh  andi 
in  den  Syenitpegmatiten  nnd  Angitsjeniten  des  südlichen  Norwegens.  FrOher  mit 
Agirin  verwechselt;  von  ihm  dnrch  Farbe,  Strich  etc.  unterschieden.  Nahe  steht 
der  Barkevikit  mit  einem  geringeren  Oehalt  an  CaO  nnd  MgO  nnd  einem 
größeren  an  ^ZtOg,  also  stärkere  Vertretung  des  zweiten  Silikats  in  obiger  Ftnrmel. 
Tief  sammetschwarz  nnd  brann  durchscheinend  mit  dunkelgrünem  Strich.  Spaltungs- 
winkel 124*  16' ;  AuslOschungsschiefe  auf  der  Längsfl&che  =  12 Vs®  im  spitzen  Winkel  ß, 
sonst  wie  Arftredsonit.  Gemengteil  der  Augitsyenite  im  südlichen  Norwegen,  u.  a. 
bei  -BarkeTik. 

Kataphorit  Ein  alkali-  und  eisenreicher  dunkler,  stark  pleochroitischer  Am- 
phibol  aus  syenitischen  Gesteinen  in  Südnorwegen. 


Asbest.  Manche  Hornblendevarietäten,  namentlich  Tremolit  nnd 
Strahlstein,  aber  anch  Anthophyllit  und  andere,  kommen  zuweilen  in 
sehr  feinen,  kürzeren  bis  ziemlich  langen  meist  weißen  Fasern  vor, 
welche  im  Talkschiefer  oder  auch  im  Kalk  etc.  eingewachsen  sind  und 
Asbest  heißen.  Diese  feinen  Haare  sind  bald  leicht  voneinander  zu 
trennen,  bald  sind  sie  lilzartig  innig  durcheinander  gewebt  Manche 
sind  spröde  (Byssölith),  manche,  besonders  die  feinsten,  sind  bieg^ 
sam  {Amianth,  Bergflmhs).  Letztere  lassen  sich  zu  Geweben  ver- 
arbeiten oder  zu  anderen  technischen  Zwecken  verwerten,  wo  ein 
zartes,  weiches  Material  hohe  Temperatur  ertragen  muß,  z.  B.  zum 
Dichten  von  Dampfröhren  etc.  Der  in  dieser  Weise  technisch  ver- 
wendbare Asbest  wird  an  manchen  Orten  in  größeren  Mengen  ge- 
wonnen, so  namentlich  in  den  lombardischen  Alpen  und  in  Kanada, 
von  wo  fast  aller  technisch  benutzbare  Asbest  stammt  Auch  in 
Korsika  und  im  Ural  ist  er  massenhaft  vorgekommen.  Zuweilen  bilden 
diese  verfilzten  Fasern  auch  kompaktere  Massen,  welche  die  Namen 
Bergfleisch,  Bergleder,  BergJcorJc  etc.  fuhren,  je  nach  der  größeren  oder 
geringeren  Härte  und  Festigkeit  und  der  den  genannten  Substanzen 
entsprechenden  Beschaffenheit  Übrigens  stehen  ähnliche  fasrige 
Massen  auch  mit  Diopsid  und  namentlich  mit  Serpentin  im  Zusammen- 
hang (Serpentinasbest).  Letzterer  unterscheidet  sich  von  dem  Amphibol- 
asbest  dadurch,  daß  er  von  Säuren  zersetzt  wird,  was  bei  der  tech- 
nischen Benutzung  zu  beachten  ist  Auch  der  Riebeckitasbest,  der 
blaue  Krokydolith  aus  Südafrika  (pag.  671)  findet  zuweilen  in  der 
Technik  Verwendung. 


Aenig^atit.    üralit.  573 

c)  TriUine  Amphibole, 

Wenig  verbreitet  und  unwichtig. 

Äni gm atit  Zusammensetzung  ähnlich  wie  bei  Arf vedsonit,  aber  7 Vt %  TiO^ ; 
ist  wohl  noch  weiter  aufzuklären.  Spaltungsprisma  =  113®  56^  Sammetschwarz  mit 
rötlich  braunem  Strich;  stark  pleochroitisch.  H. «öi/g.  G.  =  3,7— 3,8.  Leicht 
schmelzbar ;  Ton  Säuren  etwas  angegriffen.  Große  unregelmäßige  Krystalle  im  Eläo- 
lithsyenit  Ton  Eangerdluarsuk  in  Sfidgnr5nland.  Eine  Parallelyerwachsung  von 
Änigmatit  und  Arfvedsonit  Ton  dort  ist  Kölhingit  genannt  worden.  Vom  Änig- 
matit  nicht  wesentlich  verschieden,  aber  Tt02*frei,  sind  die  kleineu  schwarzen  Eryställ- 
chen  des  Cossyrit  in  den  vulkanischen  Gesteinen  (Pantelleriten)  der  Insel  Pantel- 
leria  sttdl.  von  Sizilien. 

Krystallographiache  Beziehungen  ztoischen  Pyroxen  und  Am- 
phihol.  Beide  sind,  wie  wir  gesehen  haben,  heteromorphe  Modifikationen  derselben 
Substanz,  zeigen  aber  sehr  nahe  krystallographische  Übereinstimmung.  Legt  man 
die  oben  angegebenen  beinahe  rechtwinkligen  Achsen  zu  Grunde,  halbiert  jedoch  die 
Achse  c  des  Pyroxens  und  verdoppelt  die  Achsen  a  und  c  des  Amphibols,  dann  er- 
hält man  die  folgende  Übersicht: 

Enstatit:        a: 6 :  c  =  1,0308: 1 : 0,2948;  ß  =  90^ 
Diopsid :  =*  1,0522 : 1 : 0,2959 ;  ^  =  90«  22' 

Hornblende :  =  1,0594 : 1 : 0,2938 ;  /?  =  90»  34'. 

Die  Zahlen  sind  namentlich  bei  den  beiden  monoklinen  Formen  nahezu  dieselben. 
Es  ist  daher  möglich,  die  Formen  des  Pyroxens  mit  rationalen  Ableitungszahlen  auf 
die  Achsen  des  Amphibols  zu  beziehen  und  umgekehrt,  z.  B.  erhielte  das  Spaltungs- 
prisma des  Amphibols  am  Achsensystem  des  Pyroxens  den  Ausdruck :  odP2  (210)  etc. 

Diese  nahe  Beziehung  drückt  sich  auch  in  häufigen  Parallelverwachsungen  von 
Pyroxenen  und  Amphibolen  aus,  bei  denen  die  obigen  Achsen  beiderseits  dieselbe 
Richtung  haben.  Die  Längsflächen  und  die  Yertikalachsen  sind  beiden  gemein  und 
das  schiefe  Prisma  s  des  Pyroxens  liegt  in  der  Bichtiing  des  Prismas  z  (der  Basis  P) 
beim  Amphibol.  Dann  fallen  die  Flächen  s  fast  genau  in  die  Flächen  Zj  denn  es  ist 
der  Winkel  zur  Längsfläche  von  «  =  119o  36'  und  von  x  =  119®  34',  sowie  s/s« 
120^  48'  und  120°  52'.  Ähnlich  ist  es  bei  den  anderen  Formen  der  Pyroxen-  und 
Amphibolkrystalle.  (Vergl.  zu  Pyroxen  und  Amphibol  noch :  Tschermak,  Min.  Mittlgu. 
I,  1871;  Bammelsberg,  Pogg.  Ann.  Bd.  103.) 

Uralit  Nicht  selten  trifft  man  Krystalle  von  der  Form  des  Augit  (z.  B. 
Flg.  524),  aber  mit  der  Spaltbarkeit  und  allen  anderen  charakteristischen  Eigen- 
schaften der  Hornblende.  Der  Lifaalt  der  Augitform  ist  ein  fasriges  Aggregat  feinster, 
meist  unter  sich  und  mit  dem  Augit  in  obigem  Sinn  parallel  verwachsener  Hornblende- 
nädelchen,  vielfach  mit  einem  Augitkem  im  Innern.  Es  liegt  eine  Umwandlung  des 
Augits  in  Hornblende  vor;  der  chemische  Bestand  des  Augits  ist  in  den  der  Horn- 
blende übergegangen,  indem,  entsprechend  den  Formeln  für  Diopsid  und  Strahlstein, 
der  CaO-Gehalt  ab-  und  der  Jlf^O-Gehalt  zugenommen  hat.  Man  hat  es  also  beim  U. 
nicht  mit  einer  durch  molekulare  Umwandlung  zustande  gekommenen  Paramorphose, 
sondern  mit  einer  Umwandlungspseudomorphose  zu  tun.  Derartig  veränderte  Augite 
wurden  zuerst  in  gewissen  uralischen  Gesteinen  beobachtet  und  danach  benannt, 
später  auch  bei  Predazzo  in  Südtirol  etc.  (Uralitporphyre),  sowie  in  anderen  Gesteinen, 
auch  der  Diallag  erleidet  zuweilen  diese  Umwandlung.  Aufgewachsene  Uralitkry stalle 
auf  der  Magneteisenlagerstätte  von  Arendal  im  südlichen  Norwegen.  Die  Umwand- 
lung eines  i42aO,-freien  Pyroxens  in  Strahlstein  stellt  der  Pi tkäran  titTon  Pitkäranta 
in  Finnland  dar.  Der  grünlichgraue  lockerfasrige  Traversellii  von  Traversella 
in  Piemont  ist  ein  ca.  4  %  H^O  enthaltender  Uralit. 


Baner,  Mineralogie.  ^ 


674 


Silikate. 


Beryll  (mit  Smaragd  und  Aquamarin). 

Be^Al^Si^O,^  =  dBeO  .  Al^O^  .  6SiO^;  66,84  SiO^,  19,05  AJ^O^ 
14,14  BeO.  Hierbei  ist  eine  kleine  Menge  (bis  2,7%)  H^O  vernach- 
lässigt, die  man  im  B.  stets  findet  und  die  erst  in  der  Glühhitze 
entweicht.  AI^O^  ist  teilweise  durch  etwas  Fe^O^,  in  der  grünen 
Varietät,  dem  Smaragd,  durch  etwas  Cr^O^  vertreten.  Neben  BeO 
ist  wenig  CaO  und  FeO  und  auch  etwas  Alkali,  besonders  Na^O  vor- 
handen, in  dem  B.  von  Hebron,  Maine,  3%  Cs^O. 

Der  B.  krystallisiert  hexagonal,  und  zwar  ausgezeichnet  vollflächig; 
a:  c=  1  :  0,4989  .  M  =  ooP  (lOlO),  meist  langprismatisch  entwickelt, 
mit  der  Basis  m  =  OP  (0001)  eine  gewöhnliche  Kombination  (Fig.  533). 
Durch  das  gleichzeitige  Auftreten  des  zweiten  Prismas:  n  =  ooP2  (1120) 
und  von  dihexagonalen  Prismen  neben  M  und  n  entstehen  scheinbar 


m 


rs ™ 


M 


H 


M 


Fig.  533. 


^ki^zh^ 


Fig.  534. 


H 


M 


M 


M 


M 


M 


Fig.  536. 


Fig.  Ö36. 


zylindrische  Krystalle,  und  die  Flächen  der  Prismenzone  erscheinen 
stark  längsgestreift.  J)ihexaeder  der  Stellung  von  M  sind  mehrere 
beobachtet:  p  =  P  (1011);  m/p  =  150^  3'  (neben  Jlf  und  m  in  Fig.  534); 
sodann  das  steilere  u  =  2P  (2021),  ujm  =  130«  58'.  Ein  Dihexaeder 
der  anderen  Stellung  in  zwei  Zonen  [pMJ  ist  s  =  2P2  (1121),  s/m  = 
135«  4';  mit  Jtf  und  m  allein  in  Fig.  535.  Endlich  das  Didodekaeder 
k  =  3Pi  (2131),  die  Kanten  sjM  abstumpfend.  Alle  genannten  Flächen 
treten  zuweilen  zusammen  und  bilden  die  Kombination  Fig.  536. 
Keine  Zwillinge. 

Der  Basis  geht  ein  meist  ziemlich  deutlicher  Bl.  Br.  parallel; 
Bruch  kleinmuschlig  bis  uneben;  spröde;  H.  =  7^.  G.  =  2,68 
bis  2,72  (Beryll) ;  2,70—2,76  (Smaragd).  Glasglanz,  auf  OP  perlmutter- 
artig. Oft  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Smaragdgrün  (Smaragd),  als 
Edelstein  sehr  geschätzt,  aber  häufig  von  Rissen  durchsetzt,  was  die 
Durchsichtigkeit  beeinträchtigt ;  blaugrün  oder  meergrün  (Aquamarin), 
ebenfalls  als  Edelstein  benutzt,  aber  viel  weniger  wertvoll,  als  Sma- 
ragd ;  auch  rein  gelb,  gelblichgrün,  rosenrot,  sowie  farblos  und  wasser- 
hell; die  farbigen  etwas  pleochroitisch.  Oder  auch  undurchsichtig, 
höchstens  kantendurchscheinend  (gemeiner  Beryll) ;  trüb  grünlich-  oder 
gelblich  weiß.  Schwache  D.  Br.  — ;  cu  =  1,5841,  c = 1,5780  (gr.)  (Smaragd 


Beryll.    Cordierit.  675 

von  Muso) ;  nicht  selten  durch  innere  Spannungen  zweiachsig.  Schmilzt 
V.  d.  L.  schwer  zu  einer  blasigen  Schlacke;  von  Säuren  nicht  an- 
gegriffen. Findet  sich  in  Krystallen  auf-  und  eingewachsen,  und  in 
derben  Massen,  im  Granit,  Gneiß,  Glimmerschiefer,  sowie  im  Kalk. 

Smaragd.  Auf  Drusen  in  einem  bituminösen  Kalk  im  Tunkatale 
bei  Muso  in  Neugranada  mit  Kalkspat,  Quarz,  Schwefelkies  und 
Parisit ;  besonders  wichtig  als  Edelstein.  An  der  Tokowoja  bei  Katha- 
rinenburg  im  Ural  im  Glimmerschiefer  mit  Chrysoberyll,  Phenakit, 
Apatit,  Rutil  etc. ;  in  einem  gleichen  Gestein  kleine,  aber  schön  grüne 
Prismen  im  Habachtale  im  Salzburgschen ;  mit  Feldspat,  Quarz  und 
Glimmer  bei  Eidsvold  am  Sttdende  des  Mjösensees  in  Norwegen;  in 
Alexander  Co.  in  Nordkarolina;  auch  bei  Kosseir  am  roten  Meer  in 
Ägypten.   Der  kleine  Chromgehalt  bedingt  die  Farbe. 

Aquamarin  und  andere  durchsichtige  Berylle  (edle  Berylle).  Finden 
sich  vielfach  im  Granit  auf  Drusenräumen  aufgewachsen,  femer  auch 
in  krystallinischen  Schiefem.  Auf  Elba  rosenrot;  farblos  hier  und 
in  den  Mourne  Mountains  in  Ireland;  meergrün  bei  Mursinsk,  Schai- 
tansk  etc.  im  Ural,  bei  Nertschinsk  in  Transbaikalien  im  Adontschilon- 
gebirge  etc.,  im  Altai,  in  Brasilien,  hier  auch  als  Gerolle  im  Sande, 
in  Ostindien  etc. 

Gemeiner  Beryll.  Häufig  in  deutlichen,  scharfkantigen  Krystallen 
der  Kombination  Mm  (Fig.  533) ;  aber  auch  in  derben  stengligen  Massen, 
bis  zu  zentnerschwer;  meist  im  Granit,  auch  im  Gneiß  etc.  einge- 
wachsen: Langenbielau  in  Schlesien,  Bodenmais  im  bayr.  Wald,  Li- 
moges  in  Frankreich,  Finbo  in  Schweden,  Grafton  in  New-Hampshire 
(hier  Krystalle  von  1500  Kilo),  Goshen  in  Massachusetts  (Goshenit) 
u.  a.  0.  in  Nordamerika.    Verwittert  zu  Kaolin,  auch  zu  Glimmer. 

(v.  Kokscharow,  Materialien  Bd.  I  (vergl.  3);  Vrba,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  V; 
Penfield,  American  Journ.  Bd.  28,  32,  36,  1884-86.) 

Leukophan,  NaCaBeSi^O^F.  Dick  tafelförmige,  rhombisch -tetraedrische 
Krystalle,  selten;  meist  durchscheinende,  schalige  und  stenglige,  heUgelbliche  bis 
grünlichgraue  Aggregate  aus  dem  Augitsyenit  des  Langesundfjords  im  südl.  Nor- 
wegen. Der  ähnlich  zusammengesetzte  gelbe,  durch  Verwitterung  rote  Melino- 
phan,  NaCoiBe^Si^OioF  von  dort  ist  quadratisch,  bildet  aber  ebenfalls  meist  nur 
schalige  Aggregate. 

Cordierit  (Dichroit). 
H^(Mg,  Fe\Al^Si^^O^,  =  H^O  .  ^Mg,  Fe)0  .  ^Al^O^  .  lOSiO^; 
ca. 507o SiO^, nur FeO, kein Fe^ Oj .  Rhombisch,  a:b:c  =  0,5870 : 1 : 0,5585. 
Meist  kurze  Prismen  von  hexagonalem  Habitus.  M  =  ooF  (110), 
MIM=  119®  10'  und  l  =  ooPoo  (010)  geben  ein  scheinbar  hexagonales 
Prisma ;  hierzu  kommt  noch  häufig :  d  =  ooP3  (130)  und  die  Querfläche 
a  =  (»JBö  (100),  die  scheinbar  das  zum  vorigen  gehörige  2.  hexagonale 

Prisma  bilden  und  das  Prisma  zwölfseitig  machen.     An  den  Enden 

43* 


676  SDikate. 

gibt  t  =  iP  (112),  tjt  =  57*  46',  (S.  K.)  mit  «  =  PSo  (011),  sfs  = 
58®  22'  (S.  K)  ein  scheinbares  Dihexaeder  derselben  Stellung  wie 
M  und  l\  dazu  die  Basis  P  =  OP  (001).  Daneben  treten  vielfach 
auch  andere  Flächen  auf.    Penetrationszwillinge  nach  3f  selten. 

Spaltbarkeit  nach  l  ziemlich  deutlich,  nach  der  Basis  P  zuweilen 
eine  schalige  Absonderung  (s.  u.).  Bruch  muschlig.  Spröde.  H.  «=  7 — 7^, 
(j.  =  2,6—2,7.  Glasglänzend  etwas  ins  Fette ,  durchscheinend  bis 
durchsichtig,  farblos,  gelblich,  graulich,  grün,  braun,  vor  aUem  blau. 
Ausgezeichnet  pleochroitisch,  und  zwar  ist  die  Flächenfarbe  auf  der 
Basis  dunkelblau,  auf  der  Querfläche  hellblau,  auf  der  Längsfläche 
gelblichgrau.  Die  Achsenfarben  für  Schwingungen  parallel  den  kry- 
stallographischen  Achsen  sind :  für  a  graublau,  für  h  dunkelblau  und  für 
c  blaßgelb.  Lichtbrechung  und  Doppelbrechung  schwacL  Opt  A.  E. 
ftc,  —  M.  L.  c,  Achsenwinkel  schwankend.  Von  Säuren  kaum  an- 
gegriffen; V.  d.  L.  schwer  schmelzbar. 

Der  Cordierit  findet  sich  in  ziemlicher  Verbreitung  entweder  in 
Krystallen,  oft  von  unregelmäßiger  Ausbildung  mit  rundlichen  rauhen 
Flächen,  meistens  im  Granit  und  in  krystallinischen  Schiefem  einge- 
wachsen, besonders  bei  Bodenmais  im  bayr.  Wald  (sog.  Beliom)  mit 
Magnetkies  im  Gneiß  und  auf  der  Kupfererzlagerstätte  vor  Orijärfn 
in  Finnland  im  Kupferkies  (SteinheiHt) ;  oder  in  derben  Massen  an 
vielen  Orten,  ebenfalls  vorwiegend  im  Granit  und  in  krystallinischen 
Schiefern,  bes.  im  Gneiß  (Dichroitgneiß)  z.  B.  bei  Lunzenau  in 
Sachsen;  Cabo  de  Gata  in  Spanien  {Jölüh)\  Arendal  und  Kragerö  in 
Norwegen,  Fahlun  in  Schweden,  Haddam  in  Connecticut,  in  Grön- 
land etc.  Durchsichtige  blaue  Geschiebe  finden  sich  in  den  Edel- 
steinseifen von  Ceylon;  diese  werden  auch  als  Edelsteine  verschliffen 
{Luchs-  oder  Wassersapphir).  Selten  in  vulkanischen  Gesteinen  (Trachyten 
und  Andesiten),  Laacher  See,  Ungarn,  bei  Campiglia  maritima  in 
Toskana  etc.  meist  mikroskopisch,  ebenso  in  granitischen  Kontakt- 
gebilden (Homfels,  Fruchtschiefer  etc.)  und  in  durch  Basalt  verglasten 
Sandsteinen. 

(Tamnau,  Pogg.  Ann.  12,  495;  y.  Lasanlx,  Zeitsch.  f.  Eryst.  Bd.  VIII;  Szabo, 
N.  Jahrb.  Min.  1.  Beil.-Bd.  pag.  302.    Bücking,  Ber.  Senkenberg.    Ges.  1900.) 

Der  C.  ist  sehr  der  Verwitterung  unterworfen,  wobei  JTgO,  E2O  und  CaO  auf- 
genommen, MgO  und  SiOg  abgegeben  wird;  daher  geben  auch  die  Analysen  des  C.  etwas 
schwankende  Resultate.  Eine  Folge  der  Verwitterung  ist  häufig  eine  ausgezeichnete 
schalige  Absonderung  nach  der  Basis,  die  auch  bei  anscheinend  frischen  Stücken 
schon  merklich  ist.  Die  Masse  wird  dabei  weich  und  matt  und  die  Endprodukte 
der  Verwitterung  sind  vielfach  Ton  muscovitähnlicher  Zusammensetzung  und  yon 
brauner,  grüner  und  roter  Farbe.  Solche  Verwittemugsprodukte  sind  der  braune, 
säulenförmige,  dichte  Pintf ,  fast  genau  wie  ein  Kaliglimmer  zusammengesetzt,  im 
Granit  Ton  Schneeberg  und  Aue  in  Sachsen,  der  Auyergne,  Bretagne,  yon  Haddam 
in  Connecticut  und  yielen  anderen  Orten ;  dayon  nicht  wesentlich  yerschieden  ist  der 
weiße  Oosii  yon  Oos  bei  Baden-Baden.    (Übrigens  ist  manches,  was  Pinit  genannt 


Cordierit.    Isomorphe  Reihe  des  Granats.  g77 

vird,  nicht  ans  Cordierit,  sondern  ans  Turmalin  n.  a.  Mineralien  entstanden.)  Femer 
gehört  hierher  der  Fahlunit  Ton  Fahlnn  in  Schweden;  der  hraone  harte  F,  ist 
noch  beinahe  nnvepftnderter  Cordierit,  der  weiche  F.  ist  schon  stark  umgewandelt. 
Hierher  gehört  anch  der  Fraseolith  nnd  Esmarkit  Ton  Bräkke  in  Norwegen, 
der  Aapaaiolith  yon  KragerO,  der  Giganfolith,  Fyrargillit  nnd  Bon$- 
dorffii  ans  Finnland,  und  noch  viele  andere.  Alle  diese  Zersetsnngsprodukte 
kommen  in  ganz  ähnlicher  Weise  in  Granit,  krystallinischen  Schiefem  etc.  vor,  wie  der 
unveränderte  Cordierit,  mit  diesem  häufig  auch  zusammen  und  im  Innern  noch  un- 
zersetzte  Cordieritteilchen  beherbergend.  (Wichmann,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges. 
Bd.  26.    Gareiss,  Hin.  u.  petr.  MitUgn.,  Bd.  20,  1901,  pag.  1.) 

An  den  Cordierit  sehließt  sich  an: 

8phenokla8.  (Ca,  Mg,  Fe,  Mn)^ Al^Si^O^i-  Grauliehgelbe,  krystaUinische 
Aggregate,  kantendurchscheinend  und  schwachglänzend,  mit  splittrigem  Bmch.  Mit 
Wollastonit  als  Kontaktprodukt  im  körnigen  Kalk  von  Gjellebäck  in  Norwegen. 

Barylith,  Ba^AliSiiOt^.  Meist  derb,  selten  Erystallflächen,  wahrscheinlich 
rhombisch ;  farblos,  durchscheinend,  fettglänzend,  von  Longban  in  Wermland,  Schweden. 


l9omorphe  Reihe  des  Oranats. 

Beguläre  Mineralien,  und  zwar  Orthosilikate  von  der  all^meinen 
Formel:  W^'Bi^'Si^O^^  =  SMO .  B^O^  ,  SSiO^,  wo  M''  =  Ca,  Fe,  Mg, 
Mn,  Cr  (?);  B^^^  =  Ji,  Fe,  Cr.  Die  der  allgemeinen  Formel  ent- 
sprechenden Verbindungen,  welche  in  der  Natur  eine  Bolle  spielen, 
sind  danach  die  folgenden: 

Kalkeisengranat:  Ca^Fe^Si^O^^  ==  SOjO  .  Fe^O^  .  SSiO^. 

Kalktongranat:  Ca^Äl^Si^O,^  =^  3CaO  .  Al^O^  .  BSiO^. 

Eisentongranat:  Fe^Al^Si^O^^  =  SFeO  .  Ji^Og  .  SSiO^. 

Magnesiatongranat:  Mg^^Ai^Si^Oj^^  ==^  3MgO  .  Al^O^  .  SßiO^. 

Mangantongranat:  Mn^Al^Si^O^^  =  SMnO  .  Al^O^  .  SSiO^. 

Kalkchromgranat:  Ca^Cr^Si^O^^  =  SCaO  .  Cr^O^  .  dSiO^. 

Diese  Grundverbindungen  finden  sich  selten  isoliert  in  der  Natur, 
meist  sind  sie  miteinander  in  mannigfaltigen  Verhältnissen  isomorph 
gemischt,  so  daß  sich  die  je  zweiwertigen  und  die  dreiwertigen  Me- 
talle gegenseitig  ersetzen.  Dies  geschieht  aber  nicht  bei  ihnen  allen 
in  gleicher  Weise.  Ai^O^  und  Fe^O^  treten  unbeschränkt  fttr  ein** 
ander  ein,  so  daß  zwischen  den  reinen  Tonerdegranaten  und  den  reinen 
Eisenoxydgranaten  alle  möglichen  Übergänge  vorhanden  sind  und 
ähnlich  yerhält  es  sich  auch  mit  FeO,  MnO  und  MgO.  Dagegen  wird 
CaO  meist  nur  in  sehr  beschränktem  Maße  durch  FeO  und  MgO  er^ 
setzt  und  umgekehrt,  so  daß  die  Kalkgranaten  stets  nur  sehr  wenig 
FeO  und  MgO,  die  Eiseno:!(ydul^  und  Magnesiagranaten  nur  eine  ge- 
ringe Menge  CaO  enthalten,  Dagegen  kann  neben  MnO  der  Ca0-6e- 
halt  bis  «u  erheblicheren  Beträgen  steigen.  In  diesen  Mischungen 
finden  sich  oft  auch  noch  einige  andere  Grundverbindungen,  die  den 
obigen  gwz  aual<^  gebaut  sind,  und  die  sich  im  einzelneu  Fall  aus 


678  Saikate. 

den  Analysen  von  selbst  ergeben.  Dieselben  spielen  aber  neben  den 
obigen  wichtigsten  und  verbreitetsten  eine  untergeordnete  EoUe  und 
sind  daher  hier  nicht  speziell  mit  aufgeführt.  Statt  SiO^  findet  man 
zuweilen  etwas  TiO^  (Titangranat,  pag.  683).  Yttrium  kommt  manch- 
mal als  Ersatz  für  Alnminium  vor  (Yttergranat,  pag.  680  und  683). 
Sehr  häufig  ringsum  vollkommen  auskrystallisiert.  Die  Form  der 
bald  auf-,  bald  eingewachsenen  Krystalle  ist  vorzugsweise  das  Rhomben- 
dodekaeder (Granatoeder),  teils  allein  (Fig.  537),  teils,  mit  abgestumpften 
Kanten,  in  Kombination  mit  dem  Ikositetraeder  202  (211)  (Fig.  538), 
oder  auch  wohl  letzterer  Körper   allein,  mit  in   der  Richtung  der 


Fig.  537.  Fig.  538.  Fig.  539.  Fig.  510. 


langen  Diagonale  gestreiften  Flächen  {Fig.  539).  Auch  Hexakisokta- 
eder  kommeu  nicht  selten  vor,  z.  B.  30^  (321),  die  Kombinationskanten 
zwischen  ooO  (110)  und  202  (211)  abstumpfend  (Fig.  540).  Sodann  ein 
sehr  granatoederähnliches  Hexakisoktaeder,  scheinbar  ein  Granato- 
eder, aber  mit  nach  den  Diagonalen  etwas  geknickten  Kanten,  das 
an  manchen  Oranatvarietäten  sich  findet;  es  hat  oft  den  Ausdruck: 
640g4  (64.  63.  1).  Die  einfachsten  regulären  Formen,  Oktaeder  und 
besonders  der  Würfel,  gehören  beim  Granat  zu  den  Seltenheiten; 
Pjramidenwürfel  und  Pyramidenoktaeder  kommen  zwar  vor,  sind  aber 
ebenfalls  nicht  häufig.  (Baaer,  Zeitschr.  der  deutsch,  geol.  Qes.  Bd.  26.  1874). 
Vielfach  auch  derb  und  in  dichten  Aggregaten. 

Blätterbrnche  fehlen;  Bruch  kleinmnschlig;  spröde.  H.  ^  6J — 8, 
selten  geringer.  G.  =  3.2 — 4,2,  je  nach  der  Zusammensetzung.  Glas- 
glänzend, durchscheinend  bis  undurchsichtig,  seltener  durchsichtig  (edler 
Granat).  Mancher  Gr.  ist  vollkommen  isotrop,  mancher  andere  ist 
optisch  anomal  und  wirkt  auf  das  polarisierte  Licht  (Klein,  N.  Jahrb.  für 
Min.  etc.  1883,  I.  87;  Sitzgaber.  BerUn  Akad.  1898,  pag.  676.)  Starke  Licht- 
brechung; n  =  1,7 — 1,9,  mit  der  Zusammensetzung  wechselnd. 

Zuweilen  farblos,  meist  geKrbt,  häufig  rot,  auch  braun,  gelb, 
grün,  schwarz,  kurz  alle  Farben  auSer  blau.  Alle  schmelzen,  der 
unschmelzbare  Chromgranat  ausgenommen,  mehr  oder  weniger  leicht 
ohne  Gewichtsverlust  Das  spez.  Gewicht  der  erstarrten  amorphen 
Schmelze  ist  aber  erheblich  geringer  als  das  des  ursprünglichen  Kry- 
stalls:  bei  einem  sog.  Grossolar  vom  Wiluifluß  in  Sibirien  ist:  G.  = 


Ealktongranat.  679 

3,63  vor  und  =  2,95  nach  dem  Schmelzen.  Von  Säuren  wird  meist 
nur  die  Schmelze  angegriffen  und  unter  Bildung  von  Kieselgallerte 
zersetzt,  selten  aber  der  ungeschmolzene  Granat  (Demantoid). 

Die  Zahl  der  hierhergehörigen  Mineralien  ist  sehr  groß;  sie  sind 
z.  T.  sehr  verbreitet  und  wichtig,  besonders  in  den  krystallinischen 
Schiefem  und  im  Kontaktkalk,  weniger  in  Eruptivgesteinen;  nur 
spärlich  in  vulkanischen  Gesteinen.  Nicht  selten  als  Neubildungen  bei 
der  Zersetzung  von  Gesteinen  (z.  B.  Diabas)  und  anderen  Mineralien. 
Vielfach  auch  lose  in  Seifen. 

(Weinschenk,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XXV,  1895,  pag.  365.) 

Kalktongranat. 

Ca^Al^Si^O^^  =  3CaO  .  Al^O^  .  3SiO^,  In  der  Natur  selten  rein; 
meist  ist  eine  mehr  oder  weniger  große  Menge  Äl^O^  durch  Fe^O^  ersetzt, 
so  daß  Übergänge  zum  Kalkeisengranat  entstehen.  Auch  etwas  Cr^  Og 
(pag.  685)  und  TiO^  ist  zuweilen  vorhanden.  Der  FeO-GelidAt  ist  stets  nur 
gering.  Die  reine  Verbindung  der  obigen  Formel  besteht  aus:  37,30  CaOy 
22,69  Al^O^^  und  40,01  SiO^.  Sie  ist  annähernd  repräsentiert  durch  den 
farblosen,  z.  T.  wasserhellen  Granat  (Letikogranat)  von  Auerbach  an  der 
Bergstraße  (im  Kalk),  von  Jordansmühl  in  Schlesien  und  von  Slatoust 
im  Ural  (auf  Klüften  im  Serpentin),  von  Telemarken  im  südl.  Nor- 
wegen (mit  Cyprin  und  Thulit  in  Quarzlinsen  im  Hornblendegneiß)  etc. 
Schon  diese  farblosen  enthalten  z.  T.  etwas  Fe^O.;^',  reicher  daran 
pflegen  die  gefärbten  zu  sein.  Der  K.  ist  bald  vollkommen  ausgebildet 
in  meist  aufgewachsenen  Krystallen,  bald  derb  und  dicht.  Die  Farbe 
ist  teils  rot,  teils  grün,  braun  und  gelb.  Die  roten  werden  als  fl^e^ÄO- 
wi^  (Kaneelstein)bezeichnet.  Die  Farbe  des  Rist  meist  hyacinthrot;  er 
ist  durchsichtig  bis  durchscheinend  und  undurchsichtig.  Schöne  durch- 
sichtige Krystalle  aufgewachsen  mit  Diopsid  und  Chlorit  im  Serpentin 
der  Mussaalp  im  Alatal  in  Piemont  und  ähnlich,  aber  sehr  reich  an 
Fe^O^  und  einen  Übergang  zum  Kalkeisengranat  bildend,  bei  Achma- 
towsk  im  Ural ;  bei  Friedeberg  in  Österreich-Schlesien  auf  Gängen  im 
Granit;  fleischrote  Krystalle  begrenzt  von  Oktaeder  und  Pyramiden- 
oktaeder in  den  grünen  Schiefern  von  Elba  auf  Spalten  aufgewachsen. 
Bei  Malsjö  in  Schweden  und  in  Mexiko  (hier  rosenrot)  im  körnigen 
Kalk  etc.  Besonders  berühmt  ist  das  Vorkommen  derber  Massen  in 
Ceylon,  wahrscheinlich  aus  Gneiß,  und  von  Gerollen  in  den  dortigen 
Edelsteinseifen.  Letztere  sind  durchsichtig  und  werden,  vielfach  unter 
dem  Namen  Hyacinth,  zu  Schmucksteinen  verschliflfen.  Solche  klare 
Geschiebe  auch  bei  Olahpian  in  Siebenbürgen.  Die  grünen,  braunen 
und  gelben  Granaten  dieser  Gruppe  heißen  Grossular,  Sie  sind  wie 
die  roten  teils  derb,  teils  deutlich  krystallisiert^  und  zwar  meist  ein- 
gewachsen, besonders  im  Kalk  als  Kontaktgebilde,  oft  mit  Hessonit 


680  Silikate. 

Ein  viel  genannter  Fundort  ist  am  Wiluiflaß  in  der  Nähe  des  Baikal« 
sees  in  Sibirien,  wo  gräne  ringsum  ausgebildete  Krystalle  mit  eben- 
solchen von  Vesuvian  in  einem  vulkanischen  Tuffe  liegen ;  beide  Mine- 
ralien, bes.  der  Vesuvian,  werden  nach  dem  Fundort  Wüuit  genannt 
Auch  in  den  Kontaktkalken  ist  der  Grossular  oft  von  Vesuvian,  sowie 
von  Wollastonit  etc.  begleitet.  Einige  bekanntere  Fundorte  sind :  Auer- 
bach an  der  Bergstraße,  am  Monzoni  in  Tirol,  bei  Dobschau,  Rezbanya, 
Orawicza  und  Cziclowa  in  Ungarn,  Tiriolo  in  Ealabrien,  Kimito, 
Pargas  etc.  in  Finnland  (Romanjuount),  Amity  in  New  York.  Erwähnens- 
wert ist  das  Vorkommen  zahlreicher  großer  hellbrauner  Granaten  im 
Diluvialsande  der  Dominsel  in  Breslau,  die  z.  T.  mit  Kalk  verwachsen 
sind  und  daher  wohl  ursprünglich  einer  Kontaktlagerstätte  angehört 
haben.  Selten  auf  Erzgängen  z.  B.  bei  Andreasberg  im  Harz  in  Kry- 
stallen  auf  E[alkspat.  Kalktongranaten  von  verschiedener  Farbe  finden 
sich  in  den  Auswürflingen  am  Laacher  See,  sowie  neben  anderen 
Granaten  auch  in  den  Sommaauswürf lingen  am  Vesuv. 

G.  =  3,4 — 3,6  zuweilen  nur  3,15.  H.  =  7,  auch  etwas  weniger. 
n  =  1,74  für  Eot,  beim  Hessonit  von  Ceylon.  Im  allgemeinen  nicht 
schwer  schmelzbar. 

Eisentongranat  (Almandin). 

Fe^Äl^Si^O,^=3FeO.M^O^.SSiO^  mit  43,34  FeO,  20,51  Al^O^, 
36,15  iSiO,.  Oft  wenig  andere  Bestandteile:  etwas  Fe^Og,  MgO  und 
JfnO;  von  CaO  stets  nur  geringe  Mengen.  H.  =  7— 7^.  G.  =  4,2  vor, 
4,1  nach  dem  Schmelzen.  Selten  optisch  anomal.  Ist  teils  voll- 
kommen durchsichtig  und  dann  columbinrot  (mit  einem  Stich  ins  Blaue), 
{ecUer  Oranat^  auch  orientalischer  oder  sirischer  Granat).  Als  Geschiebe 
mit  Hessonit  in  den  Edelsteinseifen  von  Ceylon,  in  Brasilien,  Indien  etc., 
im  Glimmerschiefer  eingewachsen  am  Roßruck  etc.  im  Zemmgrund  (Ziller- 
tal).  Viel  in  Deutsch-Ostafrika.  Wird  zu  Schmucksteinen  verwandt. 
Der  trübe,  undurchsichtige,  dann  unreinere  und  meist  schmutzigrote 
und  -braune  Eisentongranat  ist  der  verbreitetste  aller  Granaten  (ge-^ 
meiner  Granat  z.  T.).  Er  bildet  in  Form  von  ringsum  ausgebildeten 
Krystallen  und  von  unregelmäßigen  Körnern  eine  accessorische  Bei- 
mengung im  Gneiß,  Glimmerschiefer,  Granuüt,  Amphibolit  und  anderen 
krystallinischen  Schiefern  und  ist  im  Kinzigit  (Granatgneiß)  und  im 
Eklogit  ein  wesentlicher  Gemengteil.  Nicht  selten  von  einem  grfinra 
chloritischen  Zersetzungsprodukt  umhüllt  Er  ist  so  weit  verbreitet  in 
der  Zentralkette  der  Alpen,  in  fast  allen  deutschen  Mittelgebirgen :  im 
bayrisch'böhmischen  Wald,  im  Riesengebirge  (bei  Schreiberhau  jrttrium- 
haltig,  Yttergranat)  und  den  anderen  schlesisch-mäbrischen  Gebirgen,  im 
Erzgebirge,  Fichtelgebirge,  Odenwald,  Schwarzwald,  femer  in  den 
Pyrenäen,  in  Skandinavien  (Norwegen,  Schweden  und  Finnland)  und 


Eisentongranat.    Hagnesiatongranat.    Pyrop.  ßgl 

daher  aach  vielfach  in  den  Diluvialgeschieben  der  norddeutschen 
Ebene,  im  Ural,  Sibirien,  Nordamerika  etc.  Die  Zahl  der  Fundorte 
ist  sehr  groß.  Besonders  schöne,  zuweilen  bis  über  faustgroße  Erystalle, 
in  Tirol,  bei  Fahlun  in  Schweden  (hier  nicht  selten  mit  einem 
gr&nen  Ghloritmantel  yon  der  Form  des  Granats)  und  ganz  ähnlich 
bei  Salida  in  Colorado,  am  Stickeen  River  in  Alaska  im  Chloritschiefer, 
in  Grönland  (hier  auch  größere  derbe  schalig  abgesonderte  Massen  von 
schöner  Farbe)  etc.  Seltener  ist  der  Almandin  in  Tiefengesteinen 
wie  Granit,  Syenit,  Diorit  etc.,  z.  B.  im  Granit  des  Spessarts,  in 
Finnland,  im  Ural  etc.,  sowie  in  vulkanischen,  besonders  trachytischen 
Gesteinen,  z.  B.  in  der  Auvergne,  auf  den  Eanaren,  bei  Gabo  de  Gata 
und  Almeria  in  Granada  (Spanien).  Wenig  verbreitet  auf  flrzlager- 
st&tten  (Ehrenfriedersdorf^  Altenberg  und  Schwarzenberg  in  Sachsen, 
Fahlun  und  Garpenberg  in  Schweden,  Böraas  in  Norwegen  (hier 
schwarz)  etc.  Kaum  als  Eontaktgebilde  im  Ealk.  Vielfach  aus  dem 
Muttergestein  ausgewittert  in  Seifen  und  Sauden.  Der  Almandin 
wird  wegen  seiner  großen  Härte,  wie  übrigens  auch  andere  Granaten, 
zuweilen  als  Schleifmittel  wie  der  Smirgel  benützt. 

Magnesiatongranat. 

Findet  sich  nie  rein  in  der  Natur.  Enthält  stets  mehr  oder 
weniger  große  Mengen  von  Fe^O^,  FeO,  MnO,  CaOy  sowie  meist  Chrom 
als  OgOg  oder  vielleicht  auch  als  CrO.  Seltener  schwarz,  meist  rot. 
Nur  der  schwarze  ist  deutlich  krystallisiert. 

Schwarzer  Granat.  Nur  von  Arendal  in  Norwegen  bekannt,  wo 
er  mit  anderen  und  zwar  meist  Ealkeisengranaten  und  mit  Kalkspat 
auf  der  Magneteisenlagerstätte  in  aufgewachsenen  Erystallen:  Granato- 
eder  mit  abgestumpften  Eanten,  vorkommt.  Er  enthält  22  Al^O^  und 
neben  13  MgO  noch  6i  MnO,  6^  CaO  und  9  FeO,  aber  kein  Chrom. 
G.  =  3,157.  H.  =  7.  Schwarz,  undurchsichtig,  etwas  fettig  glänzend, 
und  leicht  zu  einer  dunkelgraugrünen,  nicht  magnetischen  Engel 
schmelzbar.  (Vergl.  Melanit,  pag.  683).  Weit  verbreitet  und  wichtig 
ist  dagegen  der  rote  Magnesiatongranat,  der 

Pyrop  (böhmischer  Granat).  Er  ist  durchsichtig,  ohne  alle  mecha- 
nischen Verunreinigungen  und  hyazinth-  bis  blutrot  (mit  einem  Stich  ins 
Gelbe).  Er  zeichnet  sich  durch  einen  fast  nie  fehlenden  kleinen  Ghrom- 
gehalt  aus  und  zwar  soll  dieses  Metall  als  CrO  vorhanden  sein.  Im  Mittel 
enthält  er:  15  MgO,  10  FeO,  5  CaO,  2^  MnO  und  bis  4  CrO;  von  Ses- 
quioxyden  oft  nur  Ai^O^,  manche  sind  absolut  frei  von  Fe^O^.  G.= 
3,69—3,78.  H.  über  7.  n  =  1,78  (rot);  1,88  (violett).  Stets  völlig 
isotrop  ohne  Anomalien,  unschmelzbar.  So  gut  wie  niemals  in  deutlichen 
Erystallen;  fast  nur  unregelmäßige  rauhe  Kömer,  selten  von  Erbsen- 


682  Silikate. 

große  und  darüber.  Findet  sich  ausschließlich  in  Olivingesteinen 
und  den  aus  diesen  entstandenen  Serpentinen,  sowie  in  deren  Ver- 
witterungsprodukten, endlich  bei  völliger  Zersetzung  des  Mutter- 
gesteins lose  im  Sande.  Im  Serpentin  sind  die  Körner  oft  von  einer 
grünen  bis  lichtgrauen  und  braunen,  radialfasrigen  Kinde  umgeben,  die 
aus  Pyroxen,  Bronzit,  Amphibol  und  Spinell  besteht  und  wahrschein- 
lich durch  Umwandlung  entstanden  ist,  z.  B.  bei  Krems  unweit  Bud- 
weis  in  Böhmen  (Kelyphit).  Wichtige  Fundorte  sind  bei  Meronitz  un- 
weit Bilin,  Neupaka,  Gitschin  etc.  im  nördlichen  Böhmen,  wo  er  aus- 
gedehnte Seifen  (Granatsande)  bildet,  aus  denen  die  größeren  Kömer 
für  die  Edelsteinschleifereien  in  jener  Gegend  ausgesucht  werden, 
daher  böhmischer  Granat.  Stammt  auch  hier  aus  Serpentin  und  ist 
nicht  selten  in  einem  unreinen  braunen,  durch  Zersetzung  des  Serpen- 
tins entstandenen  Opal  eingewachsen.  Noch  eingewachsen  im  Serpen- 
tin z.  B.  bei  Zöblitz  und  Greifendorf  in  Sachsen  und  an  zahlreichen 
Orten  in  Niederösterreich,  den  Vogesen,  Schottland,  Nordamerika. 
In  brasilischen  Diamantsanden  zuweilen  deutliche  Krystalle.  Beson- 
ders bemerkenswert  ist  das  Vorkommen  als  Begleiter  des  Diamants 
im  blue  ground  von  Südafrika,  zuweilen  von  heller,  vielfach  auch  von 
sehr  schöner  dunkelroter  Farbe,  die  diese  Steine  als  Schmucksteine 
ganz  besonders  geschätzt  macht  (Kaprubin).  Dem  Pyrop  steht  nahe 
der  EhodoUihj  durchsichtige  rosenrote  Geschiebe  von  Macon  Co.,  Nord- 
Karolina. 

Mangantongranat  (Mangangranat,  Spessartin). 

Mn^Äl^Si^Oj^^  =  3MnO  ,  Al^O^  .  SiO^,  daneben  Fe^O^^  und  FeOj 
zuweilen  in  erheblichen  Mengen,  CaO  und  MgO  meist  nur  wenig.  Viel- 
fach in  deutlichen  Krystallen,  und  zwar  meist  Ikositetraeder;  auch 
derb  und  dicht  G.  =  3,77—4,27.  H.  =  7  und  mehr.  Gelbrot  bis  rot- 
braun je  nach  dem  mehr  oder  weniger  großen  Eisengehalt;  fast  nur 
kleine  Krystalle  durchsichtig.  Häufig  optisch  anomal  V.  d.  L.  leicht 
zu  einer  schwarzen  unmagnetischen  Kugel  schmelzbar.  Vorkommen 
hauptsächlich  in  granitischen  Gesteinen,  eingewachsen  und  auf  Hohl- 
räumen aufgewachsen;  doch  auch  vielfach  in  anderer  Weise.  Am 
frühesten  bekannt  aus  dem  Granit  von  Aschaffenburg  im  Spessart,  sodann 
im  Porphyrit  von  Ilefeld  im  Harz,  in  den  Wetzschiefem  der  Ardennen, 
auf  der  Manganerzlagerstätte  von  St.  Marcel  in  Piemont;  auf  den 
Granitgängen  von  S.  Piero  in  Elba  kleine  glänzende  flächenreiche  auf- 
gewachsene Krystalle.  Reich  an  MnO  und  an  Fe^O^  sind  die  Gra- 
naten aus  manchen  schottischen  Graniten.  Den  größten  MnO-Oehslt 
(44,2  MnO)  hat  der  Spessartin  im  Granit  von  Amelia  Co.,  Virginia, 
Interessant  ist  das  Vorkommen  kleiner  glänzender  Krystalle  auf  Hohl- 
räumen (Lithophysen)  eines  Liparits  von  Nathrop  in  Colorado  und  als 


Mangantongranat.    Ealkeisengranat.  6g3 

als  Kluftausfüllung  am  Silberberg  bei  Bodenmais  im  bayr.  Wald.  Manche 
Mangangranate  sind  so  schön  gefärbt  und  durchsichtig,  daß  sie  gute 
Schmucksteine  liefern  (z.  B.  die  von  Haddam,  Conn.,  derbe  durchsichtige 
Massen  im  Granit). 

Kalkeisengranat. 

Ca^Fe^Si^O^^  =  3CaO  .  Fe^O^^  .  3SiO^  mit  33,06  CaO,  31,49  Fe^O^ 
und  35,45  SiO^  .  Fe^O^  ist  zu  einem  mehr  oder  weniger  großen  Teil 
durch  Al^O^  vertreten,  so  daß  zwischen  den  Kalkeisen-  und  den  Kalk- 
tongranaten alle  möglichen  Übergänge  entstehen,  aber  keine  scharfe 
Grenze  vorhanden  ist.  Meist  arm  an  FeO  und  MgO,  häufig  etwas 
MnO;  TiO^  ersetzt  häufig  einen  Teil  der  SiO^y  aber  nur  in  Gemeng- 
teilen der  Silikatgesteine,  nicht  in  den  durch  Kontaktbildung  im  Kalk 
entstandenen.  Die  TiO^-freieu  Kalkeisengranaten  sind  häufig  optisch 
anomal  und  ausgezeichnet  zonar  gebaut.  G.  =  3,3— -4,1.  H.  nicht 
über  7.  V.  d.  L.  unschwer  zu  einer  je  nach  dem  i^e-Gehalt  stärker 
oder  schwächer  magnetischen  Kugel  schmelzbar.  Das  äußere  Ansehen, 
namentlich  die  Farbe  ist  sehr  verschieden:  gelb,  braun,  grün,  braun- 
grün bis  schwarz,  doch  kann  man  aus  der  Farbe  nicht  auf  die  Zu- 
sammensetzung schließen.  Vorkommen  in  krystallinischen  Schiefem, 
im  Serpentin  und  im  Kalk,  aber  auch  in  Eruptivgesteinen  besonders 
in  jüngeren  vulkanischen  (Leucitophyren,  Phonolithen  etc.);  sehr  ver- 
breitet auf  Magneteisen-  und  Kieslagerstätten.  Nach  Aussehen  und 
Vorkommen  werden  verschiedene  Varietäten  unterschieden,  die  z.  T. 
mit  zu  den  häufigsten  Granaten  gehören. 

Melanit  Ebenfalls  von  schwarzer  Farbe  (vergl.  pag.  681):  Gra- 
natoeder  mit  abgestumpften  Kanten,  in  jüngeren  vulkanischen  Gesteinen 
(Leucitgesteinen ,  Tephriten  etc.)  und  deren  Tuffen  eingelagert  und 
ringsum  ausgebildet ;  so  bei  Frascati  im  Albaner  Gebirge,  am  Laacher 
See,  bei  Rothweil  im  Kaiserstuhl  etc.  Meist  ziemlich  viel  TiO^  ent- 
haltend. Glänzend  schwarze  aufgewachsene  KrystäUchen  in  den 
Sommaauswürflingen.  Gleichfalls  schwarz,  aber  von  anderem  Vor- 
kommen ist  der  besonders  titanreiche  (22  TiO^)  derbe  Scharlomü  (Ferroti- 
tanit),  mit  Arkansit  und  Eläolith  sowie  mit  braunem  Granat  von  Magnet 
Cove  in  Arkansas ;  auch  ein  derber,  schwarzer  titanreicher  Granat  aus 
dem  Phonolith  von  Oberbergen  am  Kaiserstuhl  ist  Schorlomit  genannt 
worden.  Nahe  steht  der  gleichfalls  sehr  TiO^-reiche  schwarze  Iwaarit 
von  Iwaara  in  Finnisch-Lappland  im  Eläolithsyenit,  sowie  der  fast 
yttererdefreie,  dagegen  TiO^-holtige  sog.  Yttergranat  von  Brevik  in 
Norwegen.  Nur  durch  eingewachsene  Kohlenteilchen  schwarz  ist  der 
Pyrenäü  in  einem  schwarzen  Kalk  der  Umgegend  von  Baröges  in  den 
Pyrenäen. 


684  Süikate. 

Topaeolith.  Kleine  grfingelbe,  bald  mehr  grüne,  bald  mehr  gelbe, 
aufgewachsene  Xryställchen,  meist  640f  ^  (64  .  63  . 1).  Mossaalp  in 
Piemont  nnd  Wnrlitz  im  Fichtelgebirge  im  Serpentin.  In  die  Nähe  des 
Topazolith  gehören  auch  die  kleinen  stark  glänzenden  grünen  und  gelben 
Kryställchen,  welche  häufig  die  Klüfte  und  Spalten  verwitterter  Diabase 
und  anderer  ähnlicher  eisenreicher  Gesteine  bedecken,  durch  deren 
Zersetzung  sie  entstanden  sind;  so  an  manchen  Stellen  im  hessischen 
Hinterland  und  in  Nassau  etc.  Demantoid.  Runde  Knollen  im  Serpen- 
tin von  Bobrowka  bei  Syssersk  im  Ural,  begleitet  von  Asbest.  Sehr 
selten  Krystalle.  Fast  farblos  bis  smaragdgrün  in  verschiedenen  grünen, 
auch  grünlichgelben  Nuancen.  H.  =  6^,  weicher  als  andere  Granaten. 
G.  =  3,84.  Von  HCl  schon  vor  dem  Glühen  zersetzt.  Nach  dem 
Schleifen  sehr  stark  glänzend  und  durchsichtig,  daher  vielfach  als 
Schmuckstein  benutzt. 

Ap lom  (gemeiner  Granat  z.  T.,  Andradit).  Hierzu  gehören  grüne, 
gelbe  und  braune  Krystalle,  häufig  Granatoeder,  deren  Flächen  nach 
der  kleinen  Diagonale  gestreift  sind.  An  vielen  Stellen  verbreitet,  so 
im  Erzgebirge  auf  den  Kies-  und  Blendelagem  bei  Schwarzenberg  und 
Breitenbrunn  und  im  Kalksteine  von  Boden  bei  Marienberg  neben 
Hessonit;  im  Harz  auf  den  Eisensteingruben  von  Altenau  (gelb); 
rotbraun  bei  Schmiedefeld  im  Thüringer  Wald ;  in  einem  gneißartigen 
Gesteine  im  Pfitschtal  in  Tirol;  auf  den  Magneteisenlagerstätten  von 
Morawicza  und  Dognacska  im  Banat;  im  Serpentin  am  Findelen- 
gletscher bei  Zermatt  im  Wallis,  grün;  bei  Arendal  in  Norwegen 
dunkelbraune  Krystalle  auf  dem  Magneteisenlager ;  bei  Sala  in  Schweden 
im  Bleiglanz  (gelbbraun) ;  bei  Pitkäranta  in  Finnland  mit  Kupfererzen ; 
in  der  Achmatowskschen  Grube  bei  Slatoust  im  Ural  auf  Gängen  im 
Chloritschief er ;  in  Nordamerika  an  zahlreichen  Orten  im  Glimmer- 
schiefer und  ähnlichen  Gesteinen  etc.  Die  angeführten  Beispiele 
zeigen  die  Mannigfaltigkeit  des  Vorkommens  und  ließen  sich  leicht 
noch  stark  vermehren.  Der  harzglänzende  KölophanU  (Pechgranat), 
lockere  Aggregate  von  gerundeten  Krystallen  und  rundlichen  Körnern, 
rotbraun,  ein  20'  mächtiges  Lager  auf  der  Insel  Tromö  bei  Arendal 
bildend,  gehört  z.  T.  hierher,  meist  aber  zum  Vesuvian.  Der  Boihofß 
ist  ein  manganhaltiger  gelber  Kalkeisengranat  aus  den  Manganerz* 
lagerstätten  von  Longbanshyttan  in  Wermland,  Schweden.  Ein  Aplom, 
in  dem  ein  Teil  des  CaO  durch  MnO  ersetzt  wird,  ist  auch  der  derbe 
braungelbe  Polyadelphü  von  Franklin,  New  Jersey.  Derbe  und  dichte 
Massen  von  grüner,  auch  brauner  und  gelber  Farbe  haben  vielfach  die 
Zusammensetzung  des  Ealkeisengranat&  Sie  sind  AUochraü  genannt 
worden,  so  besonders  die  manganhaltigen  Vorkommen  von  Drammen 
und  Feiringen  bei  Christiania  in  Norwegen,  von  verschiedenen  Orten 
im  sächsischen  Erzgebirge  etc.    Ähnliche  dichte  Aggregate  bilden  an 


Ealkchromgranat.    Prehnit.  6g5 

manclien   der  genannten  Fundorte  die  unmittelbare  Unterlage  des 
Topazoliths  und  der  anderen  krystallisierten  Ealkeisengranaten. 

Fartschin,  {Mn^  Fej^AltSiiOn.  Ist  chemisch  ein  Manganeisentongranat, 
krystallisiert  aher  monoklin.  Bildet  schwach  pechglänzende  trübe  branne  Eryst&U- 
chen  mit  gemndeter  Oberfläche  tomd  unregelmäßige  Körner  im  Goldsande  von 
Olahpian  in  Siebenbürgen. 

Ealkchromgranat  (Chromgranat,  Uwarowit). 
CatCriSHOit=:SCaO.CriOi.3SiOi.  Ist  fast  rein;  22—23%  Cr%Ot,  daneben 
wenig  Äl^Oi.  G.  =  3,42—3,50.  H.  =  77« — 8,  doch  zuweilen  auch  geringer.  Un- 
schmelzbar. Bildei  Rasen  kleiner  smaragdgrüner  durchscheinender  Dodekaeder,  oder 
dünne  glattflächige  Überzüge  auf  Ohromeisenstein,  aus  dem  er  bei  der  Zersetzung 
sich  bildet.  Selten.  Syssersk  und  Eyschtimsk  im  Ural,  bei  Texas  in  Pennsylvanien  etc. 
Auch  bei  Jordansmühl  in  Schlesien  im  Serpentin.  Kleine  Kömer  im  Qnarzit  von 
Preseryation  Inlet,  Neu-Seeland.  5—7%  Cr^Ot  enthaltende  Kalktongranaten  bei 
Orford,  Kanada  im  Kalk  und  ebenso  bei  V^nasque,  Pyrenäen. 

Der  Granat  verwittert  im  allgemeinen  leicht  und  geht  je  nach  der  Zusammen- 
setzimg yerschiedene  Veränderungen  ein.  Tonerdefreier  Granat  gibt  Serpentin-  und 
specksteinähnliche  Umwandlungsprodukte,  sehr  eisenreicher  auch  Koteisenstein. 
Tonerdehaltiger  Gr.  gibt  Chlorit,  Glimmer  etc.,  welche  auf  ursprünglichen  Spalten  und 
Bissen  eingewachsen  liegen,  oder  auch  die  Krystalle  an  der  ganzen  Oberfläche  bedecken, 
sowie  Psendomorphosen  nach  Granat  bilden.  Der  Granat  bildet  endlich  sog.  Peri- 
morphosen,  papierdünne  Hüllen  von  der  Form  und  Zusammensetzung  des  Gra- 
nats, im  Innern  erfüllt  Ton  einem  Gemenge  von  Kalk,  Quarz,  Epidot,  Skapolith  etc. ; 
sie  finden  sich  u.  a.  im  kömigen  Kalk  Ton  Arendal  in  Norwegen.  Abwechselnde 
dünne  Schalen  von  Granat  und  Kalkspat  am  Sixmadun  in  Graubünden. 

Prelmit. 

H^Ca^Alßi^O^^  «=  H^O  .  2CaO  .  Al^O^ .  SSiOo;  bis  7%  Fe^O^  statt 
Al^O^  .  flgO  geht  erst  in  der  Glühhitze  weg.  Ist  chemisch  ein  Kalk- 
tongranat,  in  dem  ICa  durch  2H  vertreten  ist.  Rhombisch;  a:h:c  = 
0,8401 : 1 :  1,1253.  Prismen  mit  99^  58'  in  der  vorderen  Kante,  nebst 
der  Basis  bilden  meist  niedere  Tafeln,  an  denen  die  Kanten  zwischen 
den  Prismenflächen  und  der  Basis  zuweilen  durch  Oktaederflächen 
P(lll)  abgestumpft  werden;  auch  die  Querfläche  ooPöö  (100),  sowie 
3PSS  (011)  (33«  26'  oben),  und  |P55  (304)  (90«  32'  oben)  treten  zu- 
weilen auf.  Diese  Tafeln  sind  häufig  in  annähernd  paralleler  Stellung 
zu  lächerförmigen ,  scheinbar  an  der  stumpfen  Prismenkante  auf- 
geblätterten Aggregaten  verwachsen,  in  denen  die  einzelnen  Tafeln 
die  Achsen  h  gemein  haben  und  wo  die  Prismen-  und  die  Basisflächen 
kleine  Winkel  miteinander  machen;  auch  finden  sich  kugelige  und 
traubige,  sowie  zuweilen  unregelmäßig  begrenzte  Aggregate  von  strah- 
liger und  fasriger  Struktur.  Nach  der  Basis  deutlich  blättrig.  H.  ==  6^. 
G.  =  2,8—3,0.  Durchscheinend,  glasglänzend ;  meist  grün,  auch  gelb- 
lich, selten  farblos.  Opt.  A.  E.  ac^  seltener  6c,  +  M.  L.  c.  Ziemlich 
schwer  schmelzbar  zu  blasigem  Glas ;  von  Säuren  nur  nach  vorherigem 
Glühen  zersetzt. 


686  Silikate. 

Findet  sich  als  Zersetzungsprodnkt  mancher  Silikate  aof  Klüften 
und  Hohlräumen  älterer,  besonders  basischer,  krystallinischer  Silikat- 
gesteine an  vielen  Orten,  meist  nur  in  geringer  Menge,  oft  mit 
Epidot,  Datolith  und  Zeolithen  zusammen,  so  im  Diorit,  Melaphyr, 
Gabbro,  Diabas;  weniger  im  Granit  und  in  krystallinischen  Schiefem 
(Amphibolit  und  Chloritschiefer) ;  zuweilen  mit  Kupfer.  Einige 
vielgenannte  Fundorte  sind:  Weilburg  und  Dillenburg  in  Nassau, 
Friedensdorf  in  Hessen,  sowie  Kuchelbad  bei  Prag  im  Diabas; 
Oberstein  a.  d.  Nahe  und  im  Fassatal  im  Melaphyr,  zuweilen  mit 
ged.  Kupfer;  im  Radautal  bei  Harzburg  im  Harz  im  Gabbro;  bei 
Ratschinges  in  Tirol  und  Bourg  d'Oisans  im  Dauphin6  im 
Amphibolit;  bei  Barfeges  in  den  Pyrenäen  (KupholUh);  in  Schott- 
land; bei  Ädelfors  in  Schweden  (Edelith);  am  Kap  der  guten  Hoff- 
nung (Namaqualand) ;  in  dem  Melaphyr  der  Kupferlagerstätten  am 
Oberen  See  im  Staat  Michigan  etc.  Hier  auch  in  kleinen  rundlichen 
bläulichgrünen  radialfasrigen  Gerollen  im  Lake  Superior,  sog.  Chlora- 
strolith.  Dasselbe  ist  auch  der  grün  gebänderte,  radialfasrige  Zonochlorü, 
dort  in  derselben  Weise  vorkommend. 

Karpholith.  H^MnAkSitOio;  für  MnO  etwas  FeO,  für  AkO»  etwas  FctOf 
Fasrige  nnd  strahlige,  büschelförmige,  gelbe  und  grüne,  seidenglänzende  Aggregate. 
Bei  Schlaggenwald  in  Böhmen  anf  der  Zinnerzlagerstätte  mit  Flußspat  und  Quarz 
auf  Drusen  im  Granit ;  im  Quarz  in  den  devonischen  Schiefem  Ton  Wippra  am  Harz 
und  ähnlich  im  Quarz  in  den  Ardennen  bei  MeuviUe. 

Lawsonit.  H^CaAl^Sii Oiq.  Chemisch  analog  dem  Karpholith,  aber  rhombisch. 
Dicktafelförmige  ErystaUe  in  krystallinischen  Schiefem  in  Kalif omien;  im  Diabas 
und  Gabbro  der  BasiUkata  als  Umwandlungsprodukt  der  basischen  Plagioklase,  nnd 
aufgewachsen  anf  Klüften;  im  Gabbro  und  Glaukophanschiefer  in  Korsika,  Insel 
Giglio  und  Ligurien.  Nach  einer  Eichtung  vollkommen  spaltbar.  H.  =  8  Vj.  G.  =  3,09. 
Farblos  ins  Blaue;  glasglänzend  ins  Fette.  Leicht  schmelzbar,  hemach  mit  HCl 
leicht  gelatinierend. 

laodimorphe  Reihe  des  Oliuins  und  Willemita. 

Hierher  gehört  eine  Anzahl  mit  Säuren  gelatinierender  Orthosilikate  (Singulo- 
silikate)  zweiwertiger  Metalle  von  der  Formel  R^^iSiO^  =  2RO ,  SiOt,  die  in  zwei 
verschiedenen  Formenreihen  krystallisieren.  Ehombisch  bilden  sie,  bald  isoliert  für 
sich,  bald  in  vielfacher  Mischung,  die  isomorphe  Gmppe  des  Olivins;  hexagonal  und 
zwar  meist  rhomboedrisch-tetartoedrisch,  resp.  pseudohexagonal-triklin  die  isomorphe 
Gmppe  des  Willemits.  In  der  Olivinreihe  finden  wir  die  MetaUe  Mg  und  Fe,  da- 
neben Mn  und  Zn  und  sehr  zurücktretend  Ca ;  in  der  WiUemitreihe  Be,  Zn,  Jfn,  Mg 
und  (^2^^)*  Dieselben  Verbindimgen  kehren  also  in  beiden  Beihen  vielfach  wieder, 
doch  fehlt  u.  a.  in  der  Olivinreihe  Be  und  {H^Cu),  und  Zn  spielt  eine  untergeordnete 
BoUe,  während  in  der  WiUemitreihe  das  bei  den  Olivinen  besonders  wichtige  Mg  stark 
zurücktritt,  wogegen  Zn  und  Be  hier  eine  größere  Bedeutung  hat.  Jedenfalls  liegt 
hier  das  Verhältnis  des  Dimorphismus  vor.  Über  die  beiden  isomorphen  Beihen  des 
Olivins  und  des  WiUemits  haben  wir  zunächst  folgende  Übersicht: 


Olivin.  687 

Olivingruppe:  Willemitgruppe: 

rhombisch:  a:b:c  hexagonal:  a:c 

Monticellit :  MgCaSiO^^ ;  0,4337 : 1 : 0,5757.      Phenakit :  Be^SiO^ ;  1 : 0,6611. 

Glaukochroit :  MnCaSi04, ;  0,440 : 1 : 0,566.        Willemit :  Zn^SiO^, ;  1 : 0,6695. 

Forsterit :  MgiSiO^ ;        0,4666 : 1 : 0,5868.      Troostit :  (Zn,  Mn)^StOi ;  1 : 0,6739. 

Oüvin :  {Mg,  Fe\  SiO^ ;    0,4657 : 1 : 0,5865.      Dioptas :  E^CuSi O4 ;  1 : 0,6601. 

Hortonolith:  {Fe,Mg)iSiO^;  Trimerit:  MnBeSiO^;  1:0,7233. 

0,466 : 1 : 0,580.  (pseudohexagonal-triklin). 

Fayalit :  Fe^SiOi ;  0,4584 : 1 : 0,5793- 

Röpperit :  {Fe,  Mn,  Zn,  Mg)^  SiOt ; 

0,466 : 1 : 0,586. 
Knebelit :  {Mn,  Fe)2Si  O4 ;  0,467 : 1 :    ? 
Tephroit:  Mn^SiOii        0,4621:1:0,5914. 

Isomorphe  Reihe  des  Oliuins. 

Monticellit  MgCaSiOi  =  MgO .  CaO .  SiOg.  Rhombisch  (siehe  oben).  Farb- 
lose oder  sehr  licht  gefärbte  durchsichtige  bis  durchscheinende  Kryställchen,  olivin- 
ähnlich,  zuweilen  Zwillinge  und  Drillinge,  in  Kalkauswürflingen  der  Somma.  Größere 
undurchsichtige  grünliche  Krystalle  als  Kontaktgebilde  am  Monzoni  in  Tirol,  teil- 
weise in  Serpentin  und  in  Fassait  verwandelt.  (G.  von  Rath,  Ztschr.  deutsch,  geol. 
Ges.  1875,  379;  Pogg.  Ann.  Bd.  135,  581.)  Der  damit  identische  blaugraue  ange- 
witterte derbe  Batrachit  liegt  im  Kalk  eingewachsen  in  der  Kontaktzone  ebendort 
und  ähnlich  bei  Magnet  Cove,  Arkansas. 

Glaukochroit.  Mn CaSiO^,  bläulichgrün,  auf  den  Manganerzlagerstätten  zu 
Franklin,  New-Jersey. 

Forsterit.  MgzSiO^  =  2MgO .  Si02  mit  sehr  wenig  FeO.  Rhombisch  (siehe 
oben).  Kleine,  starkglänzende,  durchsichtige  farblose  Kryställchen  auf  Sommaaus- 
würflingen.  Damit  identisch  ist  der  trübe  graue  Boltonit  im  körnigen  Kalk  von 
Bolton,  Massachusetts ;  ähnlich  bei  Slatoust  im  Ural,  sowie  bei  Schelingen  im  Kaiser- 
stuhl und  in  Jnvemess,  Schottland.  Bildet  mit  Spinell  Pseudomorphosen  nach  Dipyr 
im  Kontaktkalk  am  Lherzolith  in  den  Pyrenäen.  Bei  Snarum  im  Kirchspiel  Modum 
in  Norwegen  im  Serpentin,  der  wahrscheinlich  daraus  entstanden  ist.  (Arzruni, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  25,  1895,  pag.  471.    Bauer,  bei  Olivin.) 

OlMn  (Peridot,  Chrysolith). 

(Mg,  F€\  SiO^  =  2(Mg,  Fe)0  .  SiO^ ;  7—10  FeO,  ca.  öOMgO  und 
4f)SiO^ ;  häufig  etwas  NiO,  selten  eine  kleine  Menge  CaO.  Der  eisen- 
reiche 0.  mit  30  FeO  und  32  MgO  ist  Hyahsiderit  genannt  worden.  SiO^ 
z.  T.  durch  etwas  (4— 6%)  ^^0^  ersetzt  {TitanoUvin  Pfunders  in  Tirol, 
Zennatt  in  der  Schweiz,  lombard.  und  piemont.  Alpen). 

Nicht  selten  in  gut  ausgebildeten  rhombischen,  denen  des  Chryso- 
berylls sehr  ähnlichen  Krystallen  (Fig.  541, 542):  n  =  ooP  (110);  njn  = 
130*^  2' ;  die  vordere  Kante  meist,  aber  nicht  immer,  ziemlich  stark  abge- 
stumpft durch  die  längsgestreifte  Querfläche  M^^ooPöö  (100);  zuweilen 
noch  s  =  ooP2  (120)  in  der  Prismenzone,  die  Kante  n/T  abstumpfend ; 
die  scharfe  Kante  njn  ist  oft  durch  die  meist  nur  schmale  Längs- 
fläche T  =  ooPäo  abgestumpft.    An  den  Enden  trifft  man  häufig  das 


688 


Silikate. 


Fig.  641. 


Fig.  542. 


Oktaeder:  c=  P  (111),  dessen  Flächen  aber  meist  klein  sind,  nebst 
dem   Makrodoma:   d  =  Pöö  (101),    das  die  vorderen  E.   K   von   e 

abstumpft,    und    das   Brachydoma:    h  = 
/^^He^    2PS(021);  djd  =  76«  54'  (oben)  und  kjk  = 

80«  53'  (oben)  (Fig.  541,  542.)  Über  Je  zu- 
weilen das  weniger  steile  Brachydoma  h  =» 
P5S  (011);  h/h  =  119«  13'  oben.  ZwU- 
linge  nach  h  selten;  finden  sich  bei 
Snarum  in  Norwegen  und  besonders  an 
manchen  mikroskopischen  basaltischen  etc.  Olivinen  (KalkowBky,  ztschr. 
f.  Kryst.  X.  17 ;  vergl.  G.  vom  Rath  bei  MonticeUit).  Blätterbrüche  nach  T  meist 
deutlich,  Bruch  muschlig,  spröde.  H.  =  6^ — 7.  G.  mit  dem  FeO- 
Gehalt  wachsend  =  3,3  bis  3,5.  Glasglänzend,  durchsichtig  bis  durch- 
scheinend ;  grün,  durch  beginnende  Verwitterung  gelb,  braun  und  rot. 
Opt.  A.  E.  ofe,  +  M.  L.  a.  27  =  87«  40';  ß  =  1,678  (r.).  q<v. 
Starke  Doppelbrechung.  Die  optischen  Eigenschaften  sind  mit  dem 
i^eO-Gehalt  etwas  veränderlich.  V.  d.  L.  sind  nur  die  sehr  eisenreichen, 
und  zwar  schwer  schmelzbar,  die  anderen  nicht;  mit  HCl  gelatinierend. 

Gute  Krystalle  kommen  lose  aus  dem  „Orient"  (Oberägypten?) 
und  aus  Brasilien,  hier  auch  in  abgerollten  durchsichtigen  Stücken, 
welche  als  Edelsteine  verschliffen  werden  (Chrysolith);  die  runden 
Körner  im  Meteoreisen  von  Krasnojarsk  in  Sibirien  (Pallaseisen)  haben 
einzelne  kleine  Krystallflächen.  Sehr  große  Krystalle  im  Kalkspat  von 
Achmatowsk  im  Ural,  etwas  kleinere  im  Talkschiefer  vom  Itkul-Berge 
im  Ural  bei  Syssersk.  Kleine,  oft  lebhaft  glänzende  Kiyställchen  in 
manchen  Basalten  (z.  B.  im  Habichtewald)  und  in  vulkanischen  Tuffen 
und  Aschen  (z.  B.  am  Vesuv,  am  Forstberg  und  bei  Mayen  im  Laacher 
See-Gebiet) ;  in  den  Somma-Auswürflingen  am  Vesuv  und  in  den  Aus- 
würflingen des  Albaner  Gebirges. 

Sehr  verbreitet  ist  der  Olivin  als  wesentlicher  oder  accessorischer 
Gemengteil  vieler  Gesteine.  Er  findet  sich  vor  allem  in  basischen 
Eruptivgesteinen  und  zwar  besonders  in  älteren,  in  gewissen  Gabbros 
und  Diabasen,  die  danach  als  Olivingabbro  und  -Diabas  unterschieden 
werden.  Er  verdrängt  in  ihnen  zuweilen  die  übrigen  Gemengteile 
fast  ganz;  ein  Diabas  dieser  Art  ist  der  im  rheinischen  Schiefer- 
gebirge und  sonst  verbreitete  Paläopikrit  Beinahe  für  sich  allein 
bildet  der  0.  die  Peridotite,  die  nach  accessorischen  Beimengungen  be- 
sonders benannt  werden,  so  den  Lherzolith,  z.  B.  vom  See  Lherz  in 
den  Pyrenäen,  den  Dunit,  z.  B.  von  den  Dun  Mountains  in  Neusee- 
land etc.  In  geringer  Menge  auch  in  dem  Melaphyr,  Kersantit,  der 
Minette  etc.  Ferner  trifft  man  ihn  in  jüngeren  basischen  Eruptiv- 
gesteinen, vorzugsweise  in  Basalten  und  Verwandten,  in  denen  und 
deren  Tuffen  er  selten  fehlt.    Er  bildet  hier  zuweilen  Krystalle,  meist 


OÜTin.  689 

aber  unregelmäßige  Kömer,  gewöhnlich  nur  mikroskopisch  klein,  aber 
auch  größer,  so  z.  B.  am  Berge  Eosakow  im  nördlichen  Böhmen.  Nicht 
selten  sind  in  diesen  Gesteinen  Olivinkömer  mit  Bronzit  und  Chrom- 
diopsid  zu  größeren  Aggregaten  yereinigt  (Olivinknollen),  z.  B.  im 
Basalt  vom  Stempel  bei  Marburg.  Ganz  gleiche  Aggregate  als  vul- 
kanische Auswürflinge  z.  B.  am  Dreiser  Weiher  in  der  Eifel,  bei 
Kapfenstein  in  Steiermark  etc.  (Olivinbomben).  In  krystallinischen 
Schiefem  fehlt  der  Olivin  gleichfalls  nicht  und  ist  in  ihnen  zu- 
weilen auch  zu  größeren  Massen  angehäuft,  so  am  Berg  Itkul  (siehe 
oben,  sog.  Glinhit),  im  Glimmerschiefer  zu  Birkedal  bei  Stat  in 
Norwegen,  wo  er  faustgroße  Knollen  bildet  etc.  Verbreitet  auf 
schwedischen  im  Kalkstein  liegenden  Magneteisenerzlagerstätten,  be- 
sonders in  Wermland  (Longban,  Pajsberg,  Norberg  etc.).  Das  Vor- 
kommen im  Meteoreisen  ist  schon  erwähnt;  der  Olivin  findet  sich  aber 
auch  in  Meteorsteinen  und  setzt  einzelne  fast  für  sich  allein  zusammen 
(z.  B.  den  von  Ghassigny).  Bildet  sich  in  manchen  Schlacken,  in  diesen 
u.  a.  auch  ein  Kalkeisenolivin  {Ca,  Fe\Si0^j  wie  er  von  natürlicher 
Entstehung  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt  geworden  ist. 

Der  0.  verwittert  außerordentlich  leicht  und  geht  dabei  in  Ser- 
pentin, zuweilen  auch  in  Talk  etc.,  kurz  in  J-Z^Og-freie  Magnesiasilikate 
über.  Der  meiste  Serpentin  ist  umgewandelter  0.,  resp.  Olivinfels. 
Pseudomorphosen  von  S.  nach  0.  sind  nicht  selten,  am  bekanntesten 
sind  diejenigen  von  Rympfischwäng  am  Findelengletscher  bei  Zermatt 
und  besonders  von  Snarum  bei  Modum  in  Norwegen  (vielleicht  handelt  es 
sich  hier  um  Forsterit,  pag.  687),  z.  T.  große  Krystalle,  in  deren  Innerem, 
wie  in  dem  vieler  anderen  Serpentine  noch  unzersetzte  O.-Kömer  sich 
finden.  Ein  in  der  Verwitterang  zu  Serpentin  begriffener  etwas  H^O 
enthaltender  Olivin  aus  dem  Dolomit  von  Traversella  in  Piemont  von 
der  Zusammensetzung  2Mg^SiO^.H^O  ist  Vülarsit  genannt  worden; 
die  geringe  Wasseraufuahme  hat  die  optischen  Eigenschaften  des 
Olivins  schon  wesentlich  geändert.  Der  Olivin  mancher  Gesteine  geht 
in  ein  filziges  Gewebe  von  Strahlstein-  und  Anthophyllitnädelchen 
über  iPüU). 

(Tschennak,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  66;  N.  y.  Eokscharow,  Materialien, 
Bd.  5;  G.  Böse,  Sitzgsber.  Beriin.  Akad.  1884;  Fr.  Sandberger,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1866,  1867;  Baner,  ibid.  1887,  I,  1;  Thadeeff,  Ztschr.  f.  Kryst  Bd.  26,  1896, 
pag.  28;  Penfield,  ibid.  pag.  143.) 

Hyalosiderit  (Mg.Fe^SiOi,  30%  Fe^xmA32%MgO.  Ist  ein  sehr  eisen- 
reicher  OliTin,  der  sich  in  kleinen  dunkelbraunen  an  der  Oberfl&che  gelb  metallisch- 
glänzenden ErystäUchen  von  der  Form  Fig.  541  im  Limburgit  von  Sasbach  am 
Kaiserstuhl  findet.  Olivin  von  ähnlicher  Zusammensetzung  auch  sonst  in  Basalten  z.  B. 
bei  Londorf  in  Hessen.  Der  Jfi^O-Gehalt  herrscht  hier  noch  vor.  umgekehrt  ist 
es  beim 

Hortonoliih.     {Fe,  Mg\Si04,  mit  44  FeO  und  17  MgO    daneben  4  MnO. 
Bauer,  Mineralogie.  ^ 


690  Silikate. 

Oelblichgran  bü  br&imlichschwan,  von  Monroe  in  New-Tork  mit  Magneteisen  nnd 
Kalkspat  in  oliyinfthnlichen  Eiystallen. 

Fayalit  Das  reine  ^«O-Süikat :  FctSiO^  =  2FeO .  SiOt  mit  70,6  FeO ;  meist 
etwas  MnO  nnd  MgO.  G.  =  4 — 4,35.  H.  ==  6Vt-  Kleine  durchsichtige  gelbe,  dnich 
Verwittezung  dnnkel  bis  schwarz,  nndnrchsichtig  nnd  metallglSnzend  werdende 
KrystftUchen,  von  der  Form  des  Ollyins,  aufgewachsen  auf  Hohlräumen  im  Obsidian 
Yom  Tellowstone-Park  in  Nordamerika  nnd  von  Lipari,  sowie  im  Andesit  Yon  Santorin, 
femer  in  kleinen  derben,  grttnlichschwarzen  Massen  im  Granit  der  Monme  Mountains 
in  Irland  nnd  von  Bockport,  Mass.  Leicht  zn  magnetischer  Perle  schmelzbar.  Ge- 
steinsbildend in  den  krystallinischen  Schiefem  von  Colobri^res  in  den  Pyrenäen. 
Bildet  sich  in  deutlichen  Krystallen  in  der  Eisenfrischschlacke;  eine  solche  ist  wohl 
auch  der  F.,  der  in  Blöcken  am  Strande  der  Azoreninsel  Fayal  liegt  und  als  Ballast 
dahin  gekommen  ist.  Ein  F.,  der  zarte  braune,  wollenartig  ineinander  geschlungene 
Fasern  auf  Hohlräumen  Ton  Laven  des  VesuT,  der  phlegräischen  Felder  bei  Neapel 
und  Tom  Capo  di  Boto  bei  Rom  bildet,  ist  Breislakii  genannt  worden;  der  Br. 
wird  aber  auch  zum  LieTrit  gestellt.  (Penfield,  American  Joum.  Bd.  90,  1885, 
pag.  58  und  Bd.  40,  1890,  pag.  75.) 

Eulysit,  braun,  mit  Augit  und  Granat  im  Gneiß  Ton  Tunaberg  in  Schweden, 
enthält  neben  53-^56  FeO  ca.  3%  MgO  und  8-9%  MnO. 

Ropperit  Zinkhaltig  (10%  ZnO).  {Fe,  Mn,  Zn,  Mg)t8i0^.  Große,  nach 
der  Längsfläche  dick  taflige,  dunkelgrüne  bis  schwarze,  außen  meist  Terwitterte 
Krystalle  aus  den  Zinkerzlagerstätten  tou  Sterling  Hill  (New-Jersey)  (Stirlingit). 

Knebelit  (Mn,  Fej^SiO^;  Mn  und  Fe  ziemlich  zu  gleichen  Teilen.  Derbe 
blättrige  Massen.  Deutlich  außer  nach  der  Längsfläche  auch  nach  dem  Prisma 
ooP  (110)  Ton  129^  54'  spaltbar.  Grau,  auch  ins  Braun,  Bot  und  Schwarz.  Schwach 
glänzend  und  kaum  durchscheinend,  Ton  Hmenau.  Kuglige  und  nierenfSrmige  lamellare 
oder  breitstenglige  Aggregate  auf  den  Magneteisenstdnlagem  tou  Dannemora  und 
Vester-Silf  berget  in  Dalekarlien,  Schweden.  Hier  auch  der  grauschwarze,  gelb  durch- 
scheinende, fettigglänzende,  eisenreichere  Eiaenknebelit  (IgelstrOmit). 

Tephroit  Mn^i0^^2MnO . SiO^  mit  70,25  MnO,  aber  auch  wenig  MgO 
und  FeO.  If^O-reicherer  T.  ist  PUcrotephroit  genannt  worden.  Meist  derb  und  nicht 
spaltbar.  Gran,  braun  und  rot;  braun  und  schwarz  anlaufend.  Durchscheinend,  glas- 
bis  fettglänzend.  H.  =  5Vt— 6.  G.  =  3,95--4,12.  Schwer  schmelzbar;  tou  BCl  zer- 
setzt Zinkerzlagerstätten  von  Franklin  und  Sparta  in  New-Jersey,  ZfiOhaltig, 
wohl  durch  eingeschlossenes  Botzinkerz ;  mit  den  Manganerzen  in  Wermland  (Longban, 
Pajsberg  etc.),  am  letzteren  Orte  in  Kiystallen  und  ZnO-tteL  Ein  durch  Zersetzung 
wasserhaltiger  T.  Ton  dort  ist  der  hellrote  HydroUphroit 

An  den  Olivin  schließt  sich  an  die: 

Humitgruppe. 

Es  sind  fluorhaltige,  durch  Säuren  zersetzbare  Magnesiasilikate,  die  man,  wie 
den  OliTin,  als  Orthosilikate  aufEaasen  kann,  wenn  man  ein  Atom  Mg  ersetzt  denkt 
durch  zwei  einwertige  Gmppen  (MgF),  in  denen  Tielfach  F  zum  meist  kleineren 
Teil,  sehr  selten  Tollständig,  durch  (OH)  vertreten  wird.  Dies  ftthrt  auf  die  Formel: 
Mg[Mg{F,  0H)]g[Si04],  die  dem  ersten  Glied  der  Humitreihe,  dem  Prolektit  zukommt. 
Bei  den  anderen  Gliedern  ist  immer  noch  ein  Olivinmolekül,  Mg^SiOi  dazu  addiert 
Dieses  chemische  Verhalten  spricht  sich  auch  in  eigentflmlicher  Weise  bei  der 
KrystaUform  aus,  die  bei  den  meisten  hierher  gehörigen  Mineralien  monoklin  mit 
einem  Ton  90*  nicht  merklich  Terschiedenen  Winkel  fi,  in  einem  Fall,  beim  eigent- 


Hümitgrnppe.    Isomorphe  Beihe  des  Willemits.  691 

liehen  Hundt  rhomhisch  ist.  Bei  dem  genannten  Prolektit  ist  das  Achsenyerhftltnis : 
a:&:c=l,0eO3: 1:1,8862,  was  man  auch  schreiben  kann:  =1,0603:1:3.0,6287. 
Bei  den  folgenden  an  Mg^8%04,  stetig  reicher  werdenden  Gliedern  der  Reihe  bleibt 
a :  h  fast  genau  wie  dort,  aber  e  wird  immer  großer  nnd  zwar  sind  die  Werte  von 
c  Mnltipla  einer  Ton  0,6287  wenig  yerschiedenen  Gmndzahl  mit  den  Faktoren  6, 
7  nnd  9,  die  der  Anzahl  der  in  den  Verbindungen  enthaltenen  Ifi^-Atomen  gleich  sind. 
Dies  gilt  anch  ftlr  den  Faktor  3  beim  Prolektit  Danach  haben  wir  folgende  Über^ 
sieht  (in  der  der  ^^^=90^  nicht  jedesmal  besonders  yermerkt  ist): 

a:h',  c 
Proleküt :  M^Mg{F,  OH)]^  [SiOJ.  Monoklin :  1,0603 : 1 : 3 . 0,6287. 

Chondrodit :  Mg^  [Mg{F,  OH)]^  [SiOJ«.  „         1,0663 : 1 : 5 . 0,6289. 

Hundt :  Mg^  [Mg  \f,  OJT)]s  [8i0^\.         Rhombisch :  1,0602 : 1 : 7 . 0,6291. 
LeukophSnidt:  Mnj^[Mn{OH)]i[S%0^\. 
Klinohumit :  Mg-^  [Mg  (F,  OH)^  [SiO^l^.     MonokUn :  1,0803 : 1 : 9 . 0,6288. 

Auch  hier  ist  wie  beim  Oliyin  fast  stets  ein  Teil  des  Mg  durch  Fe,  beim 
Leukophönicit  alles  Mg  durch  Mn  und  etwas  Zn  isomorph  yertreten. 

Prolektit.  Als  große  Seltenheit  auf  der  Eo- Grube  in  Nordmarken  in 
Schweden.    Die  Zusammensetzung  ist  noch  nicht  sicher  bestimmt. 

Chondrodit  Gelb  bis  rötlich  und  br&unlich,  auch  grün,  grau  und  schwarz. 
Nach  OP  (001)  deutlich  spaltbar;  muschliger  Bruch.  H.  =  6— 6Vi.  G.  =  3,12— 3,24. 
Glas-  bis  fettglänzend,  durchsichtig  bis  undurchsichtig.  Unschmelzbar;  Ton  HCl 
zersetzt  Er  ist  das  h&ufigste  Glied  der  Hümitgrnppe.  Eiystalle  in  den  Somma- 
auswürflingen,  selten  (2.  Humittjpus),  dunkelbraunrot  im  Bleiglanz  der  Grube  Kaf- 
Teltorp  bei  Nyakopparberg  in  Schweden;  auf  der  Tilly-Foeter-Mine  bei  Brewster 
in  New-Tork  mit  Magneteisen.  Besonders  yerbreitet  in  Form  gelber  bis  brauner 
unregelmäßiger  KOmer  im  körnigen  Kalk  und  Dolomit:  Pargas  in  Finnland,  Aker 
und  GulsjO  in  Schweden,  Sparta  in  New-Jersey,  Monroe  in  New-York,  im  Rubin 
führenden  E^alk  in  Birma  und  an  zahlreichen  anderen  Orten.  Verwittert  zuweilen 
zu  Serpentin.  Der  Ch.  yon  Eafyeltorp  enthält:  33,33  SiOt]  54,30  MgO;  6,62  FeO; 
6,60  F  und  1,67  R^O. 

Sumit  Gelb  ins  Rötliche  und  Bräunliche.  Glasglänzend;  durchsichtig  bis 
durchscheinend.  Ist  nach  dem  Prolektit  am  seltensten.  Sehr  flächenreiche  Krystalle, 
yielfach  Zwillinge,  in  den  Sommaauswürflingen  (1.  Humittypus);  Kömer  im  Eadk  yon 
Llanos  de  Juanar  im  Rondagebirge  in  Andalusien.  Ein  brauner,  monokliner  H. 
im  Serpentin  des  Allalingebirges  bei  Zermatt  yon  der  obigen  Zusammensetzung  hat 
kein  F,  nur  {OH).  Der  hellrote  Leukophönicit  yon  Franklin,  New-Jersey,  ist  ein 
Manganhumit,  ebenfalls  F-frei,  mit  60  MnO  und  4  ZnO,  G.  und  H.  wie  beim  Chondrodit. 

Klinohumit  EKlufigster  Humittypus  in  den  Sommaauswürflingen  (sog. 
3.  Humittypus),  auch  in  der  Tilly- Fester -Mine  in  New-Tork.  Krystalle  yielfach 
ebenfalls  sehr  flächenreich  und  zwülingsyerwachsen.    Äußerlich  wie  Hundt 

(G.  yom  Rath,  Pogg.  Ann.  Erg.-Bd.  IV,  pag.  321,  Bd.  138,  pag.  515,  144,  pag. 
663  und  147,  pag.  246;  E.  S.  Dana,  Transact  of  the  Conn.  Acad.  Bd.  m  und  Am. 
Joum.  Bd.  9,  1876;  C.  Klein,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1876;  H.  Sjögren,  Ztschr.  f.  Kiyst 
Vn,  1883,  pag.  113  und  844;  Penfleld  und  Howe,  ibid.  XXIU,  1894,  pag.  94.) 

Isomorphe  Reihe  des  Willemits. 

Die  Übersicht  Aber  die  chemische  Zusammensetzung  und  die  Krystallform  der 

Glieder  dieser  Gruppe  siehe  oben  pag.  687. 

44* 


892  Silikat«. 

Trimeri t  MnBeSiO^^ MnO . BeO .  8iOt ;  statt  MnO  etwas  CaO.  Tiüdnie 
Drillinge  loit  hexagonalem  HabitDS;  meist  dick  tafUge  Fonnen.  Lachsfarbig  und 
starkglftnsend.    Harstigsgnibe  in  Wermland,  Schweden,  selten. 

Phenakit 

Be^SiOi^^  2BeO  .  SiO^.  Bhomboedrisch-tetartoedrisch.  Am  Hanptrhombo- 
eder  B  (lOll)  Jst  BjB  =  IW  86'  (E.  K.),  daneben  hftnfig  beide  Prismen  oq£  (1010) 
nnd  OOJP2  (1120),  entweder  jedes  für  sich  oder  beide  kombiniert;  das  Dihexaeder 
2.  Stellung  */sP2  (1123)  schärft  manchmal  die  Endkanten  you  B  zn,  nnd  dazn 
kommen  Bhomboeder  3.  Stellung,  zuweilen  nur  untergeordnet,  zuweilen  in  der  End- 
begrenzung herrschend.  Die  Erystalle  bilden  entweder  kurze  dicke  Prismen  oder 
niedere  linsenförmige  G^talten,  bei  denen  die  tetartoedrische  Ausbildung  mehr  oder 
weniger  deutlich  hervortritt,  oft  sogar  ganz  fehlt.  Nicht  selten,  auch  im  Aussehen, 
sehr  quarzfthnlich.  Häufig  Zwillinge  mit  parallelen  Achsen:  die  Individuen  sind 
ganz  durcheinander  gewachsen,  so  daß  an  den  Grenzen  die  Rhomboederfläcfaen 
einspringende  Winkel  machen,  welche  von  den  Endecken  aus  verlaufen.  Bruch 
muschlig.  H.=:7Vt— S.  G.  =  2,96^3,00.  Stark  glasglänzend  ins  Diamantartige; 
weiß  bis  braun,  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Gelb  auf  den  Eisensteinlagerstätten 
bei  Framont  in  den  Vogesen  (Elsafi)  und  ähnlich  am  Cerro  del  Mercado  bei  Duiango 
in  Mexiko.  Weiß  an  der  Tokowoja  im  Ural  im  Glimmerschiefer  mit  Smaragd  etc. ;  bei 
Miask  im  Dmengebirge  auf  Granitgängen  mit  Amazonenstein  und  Topas;  ähnlich 
am  Mt.  Antero,  sowie  am  Topaze  Butte  bei  Florissant  und  am  Pikes  Peak  in 
Colorado.  Neuerdings  auch  bei  Striegau  in  Schlesien  und  in  der  Schweiz  gefunden; 
besonders  große  prismaüsche  Erystalle  mit  Quarz  und  Albit  bei  EragerO  in  Norwegen. 
Wird  zuweilen  als  Edelstein  verschliffen. 

(v.  Kokscharow,  Materialien  etc.  II;  Websky,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1881,  Nov.; 
Seligmann,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1880,  I,  29;  Penfield,  Am.  Joum.  68,  33,  1887,  pag.  ISa) 

Willemit. 

ZnßiO^  »  2ZnO .  SiOt,  73,08  ZnO.  Eleine,  dünne,  hexagonale  Prismen  mit 
Bhomboeder  22;  BjB  =  11&*  V.  Eeine  tetartoedrische  Formen  beobachtet;  selten 
Zwillinge.  Gelb,  braun,  grün,  selten  schwarz,  auch  blau  (Grönland).  G.  =  4,02—4,18. 
H.  ~  öVa*  Mit  anderen  Zn-Erzen,  namentlich  bei  Altenberg  unweit  Aachen.  Ein 
W.  mit  6Va  FeO  und  MnO  ist  ^er  Troo9tit,  der  sich  in  großen,  schwarzen,  aueh 
weißen,  gelben,  grünen  und  braunen  fettglänzenden,  rundkantigen  Prismen  im  Kalk- 
spat von  Sterling  und  Franklin  in  New-Jersey  findet  und  zwar  massenhaft  mit 
Willemit  und  Rotzinkerz  zusammen,  so  daß  sie  als  Zinkerze  verwendet  weiden. 

Dioptas  (Achirit,  Kupfersmaragd). 

SiCuSi04,  =  HtO  ,  CuO  .  SiOt  von  der  Form  Fig.  196.  Ein  Bhomboeder 
r  =  %B  (808Ö),  rlr  =  95^  28'  (E.  E.)  und  das  zweite  Prisma  m  =  ooP2  (11^)  herrschen 
vor;  die  Flächen  von  r  sind  in  der  Richtung  einer  Kante  rltn  einseitig  gestreift  Je 
eine  solche  Kante,  abwechselnd  oben  und  unten,  ist  zuweilen  abgestumpft  durch  die 
Flächen  a  eines  Bhomboeders  der  3.  Stellung.  Ein  deutlicher  Bl.  Br.  stumpft  die 
E.  K.  von  r  gerade  ab.  H.  =  5.  G. »  3,27—3,35.  Schön  smaragdgrün.  Glasglanz, 
in  der  Richtung  des  BL  Br.  an  der  E.  K.  von  r  Perlmuttergluiz.  Beim  Glühen  erst 
geht  H^O  weg  und  die  Substanz  wird  braun  (27ö) ;  mit  HCl  gelatinierend.  Hauptfundort 
am  Berge  Altyn-Tübe  am  Altai  im  Kalk;  in  einigen  uralischen  Goldseifen;  im  fran- 
zösischen Kongo-Gebiet;  an  einigen  SteUen  der  südamerikanischen  Kordilleren  mit 
Kupfererzen.    Wird  zuweilen  als  Edelstein  benützt  (Kupfersmaragd). 

(Websky,  Pogg.  Ann.  Bd.  69;  v.  Kokscharow,  Materialien  Bd.  VI;  Credner,  N. 
Jahrb.  f.  Min.  etc.  1839,  pag.  404;  Bauer,  Zeitschr.  d.  deutsch.,  geol.  (^ea  Bd.  38L) 


Kieselkupfer.    l80XQorpliL6  Reihe  des  Helvin.  693 

Kieaelkupfer  (Kieflelmalachit,  ChiysokoUa,  Knpfergfrttn,  Kupferblau)  ist  ein 
amorphes  wasserhaltiges  Enpfersilikat  mit  ca.  45%  SiOfy  blan  oder  grün  und  Yon 
verschiedener  Beschaffenheit,  Härte  etc.,  die  blauen  etwas  COs  enthaltend.  Man  hat 
es  hier  wahrscheinlich  mit  einem  durch  Verwittemng  yon  Kupfererzen  und  anderen 
Ifineralien  gebildeten  Qemenge  mehrerer  Substansen  zu  tun,  in  welchem  auch  schon 
DioptaskryatiÜlchen  mikroskopisch  nachgewiesen  worden  sind.  Das  Mineral  kommt 
hauptsächlich  auf  Kupfererzlagerstätten  vor,  im  Erzgebirge,  Harz,  bei  Kamsdorf  in 
Thftringen,  im  Banat,  in  Comwall,  Chile,  im  Ural  etc.  Hier,  bei  Nisehne-Tagilsk, 
findet  sich  auch  der  himmelblaue  weiche  Z)emi(Io toi t,  mit  einem  kleinen  Phosphor- 
säuregehalt, als  dttnne  Kruste  auf  dem  Malachit,  wahrscheinlich  ein  Gemenge  Ton 
Kieselkupfer  und  Kupferphosphat.  Blau  ist  auch  der  spröde  Asperolith  yon 
Nischne-Tagilsk  und  der  ii^aOs-haltige  Pilarit  yon  Chile. 

Dem  Dioptas  analog  zusammengesetzte  Mangansilikate  sind: 

Bementit  H^MnSiO^  =  HtO .  MnO .  810^  Graugelbe,  blättrigfasrige  stein- 
fi^rmige  Aggregate  opt.  einachsiger  Plättchen,  also  vielleicht  gleichfalls  hexagonal 
und  mit  Dioptas  isomorph.  Als  Verwitterungsprodukt  des  Tephroit  auf  den  Mangan- 
erzlagerstätten von  Franklin,  New-Jersey,  im  Kalkspat. 

In  es  it.  Gleichfalls  H^MnSiOi  mit  etwas  CaO.  Triklin ;  meist  radialstrahlige  und 
fasrige  Aggregate.  Zwei  deutliche  Blätterbrüche  machen  82  Vt^  Fleischrot,  kanten- 
durchscheinend. G.  =  3,03.  H.  =  6 — 7.  Von  HCl  leicht  zersetzt.  Auf  einer  Mangan- 
erzlagerstätte bei  Nanzenbach  im  DillenburgtBchen,  ebenso  bei  Jakobsberg  und  Pajs- 
berg  in  Wermland  {Bkodoiüit).    Neuerdings  von  Villa  Corona,  Durango,  Mexiko. 


Als  .B^-Silikate  schließen  sich  an  den  Phenakit  an  die  beiden  folgenden  regulären 
und  zwar  der  tetraedrischen  Klasse  angehörigen  Mineralien.    Sie  bilden  die 

Isomorphe  Reihe  des  Helvin, 

Helvin  :S{Mn,Be^e\8i04. .  {Mn,Be,Fe)8',  Danalith:  S{Fe,Zn^)SiO^ .  {Fe^,Be)8, 
beide  neben  einem  Silikat  von  der  Formel  des  Phenakits  oder  Willemits  noch  eine 
Schwefelverbindung  enthaltend. 

Helvin,  Kleine  gelbe,  braune  oder  grüne,  etwas  fettigglänzende,  durch- 
scheinende Tetraeder.  G.  =  3,l— 3,3.  H.  =  6— 6*/,.  Von  HCl  unter  Entwicklung 
von  H^S  zersetzt.  Auf  den  granatführenden  Kies-  und  Blendelagem  von  Breiten- 
brunn und  Schwarzenberg  in  Sachsen;  auf  den  Erzgängen  von  Kapnik  in  Sieben- 
bürgen; auf  den  Augitsyenitgängen  von  Brevik  und  Modum  im  südl.  Norwegen  etc. 
Im  Schriftgranit  von  Miask  im  Ilmengebirge  (Ural)  große  kuglige  Aggregate. 

An  der  Mündung  der  Achtaragda  in  denWilui  in  der  Nähe  des  Baikalsees  sind 

202 
bis  2  cm  große  Pseudomorphosen  von  der  Form  des  Pyramidentetraeders  -ö-  (211)  ge- 
funden und  Achtaragda  genannt  worden.    Sie  bestehen  aus  einem  Gemenge  von 
Quarz-  und  Grossularkömem  mit  einigen  anderen  Substanzen.    Man  hat  sie  auf 
Helvin,  aber  auch  auf  andere  Mineralien  bezogen,  z.  B.  auf  Boracit  (pag.  575). 

Danalith.  Die  seltenen  oktaedrischen  und  dodekaedrischen  Krystalle  zeigen 
keine  Hemiedrie.  G.  =  3,427.  H.  =  5Vs— 6.  Bildet  meist  fleischrote  bis  graue, 
fettigglänzende,  derbe,  oktaedrisch  spaltbare  Massen  im  Granit  von  B.ockport  und 
Gloucester,  Mass.  und  auf  der  Magneteisenlagerstätte  von  Barlett  in  New-Hampshire. 
Ebenfalls  von  HCl  unter  fT^'^'-Entwicklung  zersetzt. 


394  Silikate. 

Heterontorphe  Gruppe  des  Kietelwittuut. 
BiiStiO,. =2£i|0| .  38tO,. 

EiUytin:  regal&r-tetxaediisch.    Ägrieoht:  monokliu. 

Eulytin  (EieBelwümat,  Wfsmatblende).  Kieme  tetroedrische  KrTBtSUoheii, 
Boweilen  Er^änzaugiiEwillinge,  braun,  graogelb,  selten  schwan,  dnrcliBcheinend,  lehr 
starker  fettiger  Diamantgluu.  H,  =  ö— 6.  G.  =  6,l.  Ton  HCl  leicht  «anetrt.  In 
einzelnen  Erjatällchen  nnd  kleinen  kngligen  Onippen,  Btets  aufgewachsen,  aaf  den 
Eobaltgftngen  von  Schneeberg  and  Jobanngeorgenstadt  im  Erzgebirge,  begleitet  von 
Qnarz  und  Wismntocker,  auch  von  ged,  WUmut,  dorch  desten  Terwitternng  er  wohl 
entstanden  ist. 

Ägrieolit.  Die  nach  dem  optischen  Verhalten  monoklinen  ErjstSUchen  bilden 
kleine  radialfasrige  knglige  Aggregate.  Dem  Torigen  sonst  sehr  Uuüicb  nnd  an 
denselben  Orten,  soirie  anf  Wiamntocker  bei  SchwarEenberg  i.  S.  TOikommend. 

Als  Bitmutoferrit  (Orttne  Eisenerde)  ist  eine  dichte  bi«  erdige,  grOne  Sub- 
stane  von  der  ZnsammeDsetzang  BitFe^iO„  =  BitOt.2Fi!tO,.iSiOt  ans  den  Era- 
gängen  von  Schneeberg  bezeichnet  worden.  Sie  ist  vielfach  mit  Honistein  oder 
Chalcedon  gemengt  nnd  bildet  so  den  sog.  Ej/pocMorit  von  dort 


Kleselzinkerz  (Eieselgalmei,  Calamin,  Hemimorpliit). 
H^Zn^SiO^=EtO  .2ZnO .SiO,;  26,0  SiO^,  67,b  ZnO,7,b  E^O,  das 
erst  beim  GIflhen  entweicht.  Khombisch  nnd  ansgezeichnet  hemimorph 
nach  der  Vertikalachse  (Fig.  543,  544).  a:b:c  =  0,7835 :  J  :  0,477a 
3 = ooP  (1 10) ;  ff/9  =  103»  50',  nebst  Längs- und  Querfiäche  6 = ooPSS  (010) 
und  a^oof5ö(100);  «  =  2P§  (121)  zuweilen  herrschend  auf  einer  Seite 


Fig.  543.  Fig.  644.  i<1g.  546. 


der  Achse  der  Hemimorphie;  s/s  =  101«  35'  und  132"  26'  (E.  K.);  am 
anderen  Ende  die  Basis  c  =  OP  (001)  nnd  die  Domen :  o  =  PöS  (101); 
p  =  3P55  (301);  sowie  r  =  PSi  (011);  m  =  3P55  (031);  o/o  =  ll?«  14'; 
Pip  —  57»  20';  rjr  =  128"  55';  mjm  =  69"  48';  aUe  Winkel  über  c  ge- 
messen. Zaweilen  ist  an  diesem  Ende  s  untergeordnet,  die  Kante 
pJM  abstumpfend,  dazu  auch  noch  andere  Oktaeder,  z.  B.e  ^  2P2  (211) 
(Fig.  23)  als  Abstumpfung  der  Kante  m/5.  (In  dieser  Figur  bedeutet 
M  die  in  obigen  Figuren  mit  g  bezeichneten  Flächen,  d  ist  o,  /"  ist  r  etc.) 
Ergänzungszwillinge,  welche  die  Achse  des  Hemimorphismus  gemein 
haben,  so,  daß  die  zwei  Individuen  ihre  Spitzen  s  gegeneinander  kehren, 
und  die  beiden  Achsen  a  nnd  b  in  beiden  parallel  sind,  kommen  zu- 
weilen vor  (Fig.  545).    Spaltbar  nach  g  deutlich,  weniger  nach  o; 


Eieselzinken.    Lievrit  096 

spröde ;  H.  =  6.  G.  =  3,35 — 3,60.  Durchsichtig  bis  durchscheinend, 
glasglänzend,  farblos  oder  hell  geförbt^  auch  intensiv  grfin  und  blau. 
Opt  A.  E.  6c,  +  M.  L.  c.  Starke  Doppelbrechung;  i8jira= 1,61 7.  Ätzflguren 
auf  den  Flächen  der  Prismenzone  dem  Hemimorphismus  entsprechend 
oben  anders  als  unten  (Fig.  301).  Polar  pyroelektiisch  in  der  Richtung 
der  Achse  c,  das  Ende  mit  der  Basis  c  analog.  Unschmelzbar,  aber 
stark  dekrepiüerend.  Mit  HCl  gelatinierend.  Erystalle,  meist  mit 
dem  von  s  begrenzten  Ende  aufgewachsen,  selten  an  beiden  Enden  aus- 
gebildet; zu  Drusen,  vielfach  von  fächerförmiger  Anordnung,  vereinigt. 
Häufig  derbe,  strahlige  und  fasrige  Aggregate  mit  nieriger  und  traubiger 
Oberfläche,  auch  stalaktitisch,  dicht  und  erdig.  Auf  den  Zinkerzlager- 
stätten im  Ealk  bei  Iserlohn,  Altenberg  bei  Aachen,  Baibl  in  Kärnten, 
Rezbanya  im  Banat,  in  Derbyshire,  bei  Nertschinsk  in  Transbaikalien, 
bei  Phenixville  in  Pennsylvanien  etc.,  auf  Ealk  aufgewaclisen,  mit 
Zinkspat,  Blende  etc.,  mehrfach  auch  mit  Bleiglanz.  Mit  Zinkspat, 
der  aber  viel  häufiger  ist,  auf  Zn  verhüttet.  Bildet  Pseudomorphosen 
nach  Kalkspat,  Grünbleierz,  Bleiglanz  etc. 

(G.  Rose,  Abh.  Berl.  Ak.  1843;  Danber,  Pogg.  Ann.  92;  Schranf,  Sitzgsber. 
Wiener  Ak.  Bd.  38;  Hessenberg,  Min.  Notizen  1858;  Seligmann,  Zeitschr.  i  Kryst. 
I,  877,  342;  Baner  nnd  Brauns,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1889,  I,  1.) 

Hardystonit  ZnCa^Si^O-i^^^ZnO .2CaO .2810^.  Quadratisch,  basisch  deut- 
lich spaltbar.  Bildet  meist  weiße,  glasglänzende  Körner  auf  den  Manganerzlager- 
stätten bei  Franklin  Fumace,  New-Jersey. 

Bertrandit  H^Be^8it09  =  H^0 .ABeO .28x0^.  Rhombisch-hemimorph.  Taf- 
lige  Krystalle,  zuweilen  Ergänzungszwillinge  wie  beim  Eieselzinkerz ;  auch  herzförmige 
Zwillinge  anderer  Art.  Nach  mehreren  Flächen  deutlich  spaltbar.  H.  =  6.  G.  =  2,6. 
Unschmelzbar ;  Ton  Säuren  nicht  angegriffen.  Durchsichtig  bis  durchscheinend,  farblos 
bis  gelblich.  Polar-pyroelektrisch.  Auf  Quarz  und  Feldspat  in  Pegmatitgängen  bei 
Nantes,  im  Dep.  Morbihan,  bei  Pisek  in  Böhmen,  Stoneham  in  Maine  und  Mt.  Antero 
in  Kalifornien.    Durch  Zersetzung  des  mit  Yorkommenden  BeryUs  entstanden. 

Cerit  (Cerinstein,  nicht  Cerin).  H^(Ca^ Fe)iC€^Si^O^^',  statt  Ge  auch  La,  Di 
und^Z.  Sehr  selten  rhombische  Krystalle;  meist  sehr  feinkörnige,  etwas  fettig  glän- 
zende, undurchsichtige,  trübe,  graurote  Aggregate  mit  splittrigem  Bruch  von  der 
Bastnäsgrube  bei  Riddarhyttan  in  Westmanland,  Schweden,  mit  Molybdänglanz,  Orthit 
(Gerin),  Kupferkies  und  Strahlstein  im  GneiB.  G.  =  4,9—5,0.  H.  =  5 V2-  Von  HCl 
zersetzt.  Der  gleichfalls  rhombische,  gelbbraune  Kainosit  yon  der.Ko-Grube  in 
Nordmarken  (Schweden)  und  yon  Hitterö  in  Norwegen  soll  die  entsprechende  Yttrium- 
yerbindung  sein. 

LieTiit  (Hvait). 

H^Ca^Fe^F^^Si^O^^  =H^0 .  2CaO .  AFeO .  Fe^O^ .  ^SiO^ ;  ein  mehr 
oder  weniger  großer  Teil  des  FeO  öfters  durch  MnO  (bis  9  <>/o  MnO) 
ersetzt.  Bildet  ausgezeichnete,  rhombische,  langprismatische,  auf- 
gewachsene Krystalle  und  dünne  Nadeln  (Fig.  546).  M=  ooP  (110) ;  MIM 
=  112»  38';  die  seitliche  Kante  zugeschärft  durch  5=ooPg  (120);  5/5  = 
73»  45'  vom;  die  Flächen  der  Prismenzone  stark  vertikal  gestreift. 


8 


M 


H 


S 


696  Süikate. 

Keine  Abstumpfdng  der  Kanten  des  Prismas.  Das  Oktaeder  o  =  P(lll) 
ziemlich   groß;    Jf/o  =  128^  36';   die   vordere   E.  K.  von  o  dnrch 

die  Flächen  des  Makrodomas  p  =  Poö  (101)  ziemlich 
breit  abgestumpft,  pjp  =  112®  49'  (oben).  a:b:c^=^ 
0,6665:1:0,4427.  Alle  diese  Zahlen  gelten  f&r  die 
beinahe  Jfn-freien  Krystalle  von  Elba,  a  und  b  wachsen 
mit  dem  JfnO-Gehalt.  Keine  Zwillinge.  Die  Kiy- 
stallform  ähnlich  der  des  Humits.  Bruch  muschlig; 
^^^  H.  =  5^— 6.  G.  =  3,8 — 4,1.  Schwarz,  durch  Verwitte- 
rung braun,  Strich  schwarz;  undurchsichtig;  halb- 
metallisch. Krystalle  und  strahlige  Massen :  Elba  und  das  gegenüber- 
liegende toskanische  Festland,  auf  Drusen  im  Kontakt  eines  Fyroxen- 
gesteins  mit  Marmor;  bei  Kupferberg  in  Schlesien,  derb  und  in  großen 
Krystallen,  im  asbestartigen  Strahlstein  auf  der  Grube  „Einigkeit". 
Der  L.  von  Herbomseelbach  etc.  in  Nassau  auf  einer  Kontaktzone 
zwischen  Tentakulitenschiefer  und  Diabas  mit  Klipsteinit  und  Babing- 
tonit;  er  ist  der  JfnO-reichste  von  allen  bekannten.  Bei  Kanger- 
dluarsuk  und  bei  Julianehaab  in  Grönland  im  Augitsyenit,  durch 
Zersetzung  des  Arfvedsonit  entstanden;  auch  bei  Thyrill  in  Island. 
Leicht  schmelzbar  zu  magnetischer  Kugel;  mit  HCl  gelatinierend. 

Der  Breislakit  (pag.  690)  wird  neuerdings  zum  Lievrit  gestellt. 

(Baner,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1890,  I,  31;  BGggild,  Medelelser  om  Grünland, 
Bd.  25,  1902,  pag.  43.) 

Große  Formähnlichkeit  mit  Lievrit  zeigt  der 

Ardennit  (Dewalqnit),  ein  ASiOs-  nnd  y^Os-haltiges  Silikat  Ton  Äl^Oz  und 
MnO]  gelbe  bis  braune  langstrahlige  Aggregate,  sehr  selten  deutliche  Krystalle,  auf 
Quarz  bei  Ottrez  in  den  Ardennen.    (v.  Lasaulx,  Tschermaks  Min.  Mittdlgn.  1873.) 


Bleihaltig  sind  folgende  Silikate,  meist  von Longban  etc.,  Wermland, Schweden : 
Kentrolith.  P&8lfn8SiaOo=2P60.Mn,Ot.2iSiOa.  Rhombisch ; kleine,  dunkel- 
rotbraune, halbmetallische,  durchscheinende  Eryställchen  mit  Quarz  auf  Gängen  in 
Chile  und  bei  Longban  (Wermland).    Damit  isomorph  der  manganfreie  eisenhaltige 

Melanotekit  PbtFe^SitO^  ==  2FbO . Fe^O^ , 2SiO%,  Schwarzgrau,  blau  an- 
laufend, fettiger  halbmetallischer  Glanz ;  wie  Kentrolith  von  HCl  zersetzt.  Mit  gelbem 
Granat  von  Longban  in  Wermland,  Schweden  und  von  Hillsboro  (Neu-Meziko). 

Hyalotekit  H(Fh,Ba,  Ca\BSi^Ou  mit  25  PbO,  20  BaO,  4  JB,0,;  0,7  Be 
und  1  F,  Derb,  weiß,  feldspatähnlich ;  auch  nach  zwei  Richtungen  spaltbar.  Eben- 
falls von  Longban. 

Ganomalit  HiCa^Fb^itOn  =  StO  ACaO . GPbO .  Q8iOt.  Quadratische  Pris- 
men, meist  derb,  kömig,  im  Aussehen  ähnlich  manchem  kömigen  Tephroit.  Starker 
fettartiger  Glasglanz.  Farblos,  durchsichtig,  an  der  Luft  trübe.  Sehr  spröde.  H.  = 
3^2-  G.  =  5,74.  In  ENOt  löslich.  Schon  in  der  Kerzenflamme  schmelzbar.  Pris- 
matisch und  basisch  spaltbar.    Von  Longban  und  Jakobsberg  in  Schweden. 

Nasonit  Ton  Franklin  in  New- Jersey,  dicht,  weiß,  fettglänzend,  enthält  3Vt 
02,  das  {OH)  yertritt,  sonst  wie  Ganomalit. 


Gruppe  des  Glimmers.  g97 

Böhlingit  Ein  Blei  und  Ealk  enthaltendes  Silikat  (81,1  PbO),  das  auch  zu- 
gleich 9,1  schweflige  Sfture  {80^)  ffthrt,  bildet  weifie  derbe  Aggregate  prismatischer 
Eryställchen  im  axinithaltigen  Granatfels  Yom  Granitkontakt,  ebenfaUs  bei  Franklin 
Fomace,  New-Jersey. 

Barysi li t  Fb^Si^O-i  =  3P60 .  2SiO«.  Hexagonale,  basisch  deutlich  spaltbare, 
silberweiße  krummblättrige  EryBtalle.  In  der  Lichtflamme  schmelzbar  und  Yon  Säuren 
leicht  zersetzt.  In  den  Eisenerzen  der  Harstigsgrube  bei  Pajsberg  in  Wermland, 
Schweden.  

Gruppe  des  Olimmera. 

Diese  Gruppe  umfaßt  eine  Anzahl  wichtiger  Mineralien  von  der 
Härte  2  ca.,  sehr  vollkommener  Spaltbarkeit  in  einer  Richtung  und 
elastischer  Biegsamkeit  der  dünnen  Spaltungsblättchen.  Sie  sind  z.  T. 
sehr  verbreitet  und  haben  namentlich  als  Bestandtheile  mancher 
Gesteine  (Granit,  Gneiß,  Glimmerschiefer  etc.)  große  Bedeutung. 

In  chemischer  Beziehung  sind  es  alkali-  und  zwarZ'^O-,  seltener 
auch  Na^O'  und  Z^^O-haltige  Tonerdesilikate;  in  einigen  Glimmerarten 
spielt  neben  dem  Alkali  auch  MgO  eine  hervorragende  Rolle.  Man 
unterscheidet  danach  Kali-,  Natron-,  Lithion-  und  Magnesiaglimmer, 
von  den  letzteren  ist  aber  ausdrücklich  zu  bemerken,  dass  in  denselben 
neben  der  MgO  stets  auch  noch  erhebliche  Mengen  K^O  enthalten  sind. 
-HjO  wird  beim  Glühen  von  allen  Glimmern  abgegeben,  es  ist  in 
ihnen  als  Vertreter  von  K^O  etc.  vorhanden,  nicht,  wie  man  früher  wohl 
annahm,  infolge  beginnender  Verwitterung.  MgO  ist  manchmal  durch 
FeO  und  Al^O^  durch  Fe^O^  teilweise  vertreten,  bei  manchen  Glimmern 
ist  sogar  alle  MgO  durch  FeO  ersetzt  (Eiseng^immer),  auch  findet  sich 
häufig  ein  kleiner  J'-Gehalt  als  Ersatz  für  0  und  für  (OH),  sowie  etwas 
-BgOg  etc.    CaO  fehlt  durchweg  (Unterschied  von  den  Sprödglimmern). 

Die  chemische  Zusammensetzung  der  Glimmer  ist  somit  sehr 
mannigfaltig.  Dies  spricht  sich  namentlich  auch  in  SiO^-  Gehalt  aus, 
der  zwischen  33  und  66^©  schwankt.  Die  Glimmer  können  danach 
z.  T.  als  Orthosilikate  aufgefaßt  werden,  manche  haben  aber  mehr 
die  Zusammensetzung  der  Metasilikate.  Zur  Erklärung  dieser  Ver- 
schiedenheiten sind  mehrere  Annahmen  gemacht  worden. 

Nach  Clarke  liegt  allen  Glimmern  die  Verbindung:  HgÄJ[8iO^]^y 
ein  Orthosilikat,  zu  Grunde,  in  dem  H  zum  größten  Teil  (nie  ganz), 
durch  Metalle,  und  zwar  durch  einwertige  {K,  Na^  Li),  zweiwertige  {Mg,  Fe) 
und  dreiwertige  (AI,  Fe)  ersetzt  ist ;  von  diesen  können  die  zweiwertigen 
auch  ganz  fehlen.  Bei  den  8i0^  reicheren  Glimmern  wird  angenommen, 
daß  die  Gruppe  [8i0^]  durch  die  gleichwertige  [Si^O^]  teilweise  ver- 
treten werde. 

Nach  G.  Tschermak  kann  man  sich  die  sämtlichen  Glimmer  als 
aus  drei  Verbindungen  zusammengesetzt  denken: 

Si^AkH^O,^;  Si^Al.H^O^,',  Si^Mg.^O^^. 


698  Silikate. 

In  den  beiden  ersten  wird  H  stets  in  wechselnden  Mengen  teil- 
weise durch  Alkalien  {K,  Na^  Li)  nnd  AI  zuweilen  durch  Fe  ersetzt 
und  vielfach  tritt  eine  gewisse  ebenfalls  wechselnde  Menge  Fan  die  Stelle 
von  0  oder  {OH).  In  der  dritten  Verbindung  wird  häufig  Mg  teilweise 
oder  ganz  durch  Fe  vertreten.  Die  beiden  ersten  Grundverbindungen 
kommen  zuweilen  fast  rein  vor,  die  dritte,  die  dem  Olivin  entspricht, 
ist  in  der  Form  des  Glimmers  f&r  sich  allein  noch  nicht  beobachtet 
worden.  Diese  Grundverbindungen  mischen  sich  in  wechselnden  Ver- 
hältnissen und  geben  so  die  verschiedenen  Glieder  der  Glimmergruppe. 
Die  erste  und  die  zweite  bilden  die  Reihe  vom  Muscovit  bis  zum 
Lepidolith,  die  erste  und  die  dritte  bilden  den  Biotit  und  die  zweite 
und  dritte  den  Phlogopit,  in  dem  aber  zuweilen  auch  alle  drei  ent- 
halten sind.  Die  näheren  Verhältnisse  sind  aus  der  unten  folgenden 
Übersicht  (pag.  702)  und  aus  der  speciellen  Beschreibung  der  einzelnen 
Glimmerarten  zu  ersehen. 

Alle  Glimmer  sind  monoklin  und  können  fast  genau  auf  dasselbe 
Achsensystem  bezogen  werden.  Früher  hat  man  sie  z.  T.  für  rhombisch 
mit  hemiedrischer  Flächenausbildung,  z.  T.  für  rhomboedrisch  gehalten. 
Ein  Prisma  M  von  nahe  120^  mit  durch  die  Längsfiäche  h  abge- 
stumpften seitlichen  Kanten  ist  häufig,  sehr  nahe  senkrecht  dazu  ist 
die  Basis  c.  Parallel  mit  der  Basis  lassen  sich  die  Krystalle  außer- 
ordentlich leicht  spalten,  so  daß  man  Spaltungslamellen  von  äußerster 
Dünne  und  von  ausgezeichneter  elastischer  Biegsamkeit  herstellen 
kann.  (Unterschied  von  dem  ebenfalls  in  einer  Richtung  sehr  leicht 
spaltbaren,  aber  gemein  biegsamen  Chlorit)  In  der  Richtung  der 
Flächen  des  genannten  Prismas  M  von  annähernd  120^  und  der 
Längsfläche  gehen  sekundäre  Blätterbrüche,  welche  auf  den  Spaltungs- 
flächen häufig  durch  zarte  Risse  und  Spalten  angedeutet  sind.  Man 
kann  sie  mit  Hilfe  der  Körnerprobe  (196)  beliebig  herstellen;  sie 
bilden  auf  dünnen  Spaltungsplättchen  sechsstrahlige  Sterne  a,  deren 
Strahlen,  wie  Fig.  547  und  548  zeigt,  parallel  mit  M  und  h  verlaufen 
(Schlagfigur).  Diese  gestattet,  auch  in  unregelmäßig  begrenzten 
Glimmerplatten  die  Richtungen  M  und  h  leicht  aufzufinden  und  sich 
dadurch  krystallographisch  zu  orientieren.  Um  aber  die  Richtungen 
M  von  der  Richtung  h  unterscheiden  zu  können,  was  ohne  weiteres 
nicht  möglich  ist,  müssen  auch  die  optischen  Eigenschaften  des 
Glimmers  berücksichtigt  werden. 

Derselbe  ist  optisch  2-achsig,  der  Achsenwinkel  bald  groß  (2 J? bis 
über  80^),  bald  annähernd  =  0^.  Die  Doppelbrechung  ist  stark.  Die  M. 
L.  ist  — .  Sie  ist  stets  sehr  annähernd  senkrecht  zur  Hauptspaltungs- 
ebene (Basis)  c,  weshalb  man  auf  allen  Spaltungsplättchen  das  Inter- 
ferenzbild in  der  Mitte  des  Sehfelds  mit  anscheinend  normal  austretender 
Mittellinie  beobachtet.   Dies  war  mit  ein  Hauptgrund,  den  Glimmer  fär 


Gruppe  des  Glimmers. 


699 


rhombisch  (die  deutlich  zweiachsigen  mit  größerem  Achsenwinkel),  resp. 
rhomboedrisch  (die  scheinbar  einaxigen  mit  ganz  kleinem  Achsen- 
winkel) zn  halten.  Die  Ebene  der  optischen  Achsen  ist  bald  senk- 
recht, bald  parallel  zn  der  Symmetrieebene  b,  und  man  unterscheidet 
danach  Glimmer.  1.  Art  mit  ^  >•  t;  und  2.  Art  mit  Q<iv  (Fig  547  und  648, 
in  denen  die  Pfeile  die  Richtung  der  optischen  Achsenebene  angeben). 
DieseBichtung  muß  somit  notwendig  entweder  den  einen  Strahl  der  Schlag- 
flgur,  der  mit  der  Sym.  Eb.  b  parallel  geht,  senkrecht  durchschneiden 
(Olimmer  1.  Art,  Fig.  547)  oder  mit  ihm  parallel  sein  (Glimmer  2.  Art, 
Fig.  548),  und  man  kann  daran  die  beiden  Gruppen  der  Glimmer  von- 
einander unterscheiden,  ebenso  aber  auch  die  Sichtungen  M  von  der 
Bichtung  b.  Den  in  letzterer  Bichtung  verlaufenden  Strahl  der 
Schlagfigur,  der  also  parallel  oder  senkrecht  zur  Bichtung  der  opt 
Achsenebene  ist,  und  der  in  den  beiden  Figuren  verlängert  gezeichnet 


Fig.  647. 


Fi«r.  648. 


Fig.  549. 


Fig.  660. 


Fig.  661. 


Fig.  552. 


Fig.  563. 


Fig.  554. 


ist,  nennt  man  die  „charakteristische  Schlaglinie".  Die  parallel  mit  M 
verlaufenden  Schlaglinien  machen  mit  der  Bichtung  der  Achsenebene 
Winkel  von  ca.  60<>  (Gl.  2.  Art)  oder  ca.  30«  (Gl.  1.  Art). 

Außer  den  Spaltungsflächen  nach  c,  M  und  b  sind  am  Glimmer 
noch  Flächen  leichtester  Trennung  der  Teilchen  vorhanden,  welche 
den  Charakter  der  Gleitflächen  (195)  haben,  und  welche  an  Glimmer- 
platten häufig  in  größerer  Ausdehnung  beobachtet  werden.  Diese 
Flächen  verlaufen  in  drei  Bichtungen  schief  zur  Basis  c,  und  machen 
mit  dieser  Winkel  von  ca.  113^  Sie  gehen  den  Flächen  eines 
vorderen  schiefen  Prismas  C  und  einer  hinteren  Schiefendfiäche  q 
(Fig.  550)  parallel  und  haben  an  dem  f&r  den  Glimmer  gewöhnlich 
angenommenen  Achsensystem  (vergl.  unten  die  krystallographische 
Beschreibung  des  Kaliglimmers,  pag.  703)  die  Ausdrücke :  C  =  —  ^3  (133) 
und  Q  =  ^oo  (102).  Wenn  sie  gleichzeitig  ausgebildet  sind ,  be- 
grenzen sie  einen  rhomboederähnlichen  Körper  (Fig.  550,  551),  dessen 


700  lälikate. 

Eüdecke  durch  den  Hanptblätterbrnch  c  abgestampft  wird.  Diese 
Flächen  sind  nicht  ursprüngliche  Begrenzungsflächen,  sondern  sie 
sind  stets  nachträglich  durch  Druckwirkungen  in  den  Glimmertafeln 
hervorgebracht  worden.  Von  Erjrstallflächen  unterscheiden  sie  sich 
durch  ihre  fasrige  Beschaffenheit,  die  Fasern  verlaufen  in  der  Richtung 
der  Kanten  ^c  und  qjc]  auch  erstrecken  sie  sich  vielfach  in  das  Innere 
der  Glimmertafeln  hinein,  wie  dies  Fig.  551  andeutet.  Sie  finden 
sich  nur  an  solchem  Glimmer,  der  in  Gesteinen  eingewachsen  ist  und 
daher  notwendig  vielfachen  Pressungen  durch  den  Gebirgsdruck  aus- 
gesetzt war,  nie  an  Erystallen,  die  auf  Drusen  aufgewachsen  sind 
und  daher  solche  mechanische  Einwirkungen  nicht  erleiden  konnten. 
Man  kann  den  Verlauf  der  Gleitflächen  auf  dem  Hauptblätterbruch  in 
ähnlicher  Weise  darstellen,  wie  den  der  sekundären  Blätterbrüche  nach 
M  und  bj  indem  man  ein  Spaltungsplättchen  nach  c  auf  eine  weiche 
Unterlage  legt  und  mit  einem  am  Ende  runden  Stift  in  diese  eindrückt. 
Es  entsteht  dann  ein  zweiter  sechsstrahliger  Stern  /?,  der  demjenigen 
der  Schlagfigur  sehr  ähnlich,  aber  um  30^  gegen  denselben  verdreht 
ist  (Fig.  549).  Seine  Strahlen  verlaufen  den  Richtungen  der  Flächen  q 
und  C  entsprechend  und  schneiden  sich  wie  die  Strahlen  von  a  unter 
nahezu  60^.  Die  Figur  ß  heißt  im  Gegensatz  zur  Schlagfigur  a  die 
Druckfigur;  auch  sie  kann  zur  krystallographischen  Orientierung  in 
unregelmäßig  begrenzten  Glimmerplatten  dienen.  Ihre  Stellung  gegen 
die  Ebene  der  optischen  Achsen  ergibt  sich  aus  dem  obigen  und  aus 
den  genannten  Figuren  von  selbst 

Zwillinge  sind  nicht  selten.  Sie  sind  nach  verschiedenen  Gesetzen 
gebildet,  welche  bei  den  verschiedenen  Glimmerarten  in  gleicher  Weise 
wiederkehren.  Nach  dem  einen  Gesetz  haben  die  beiden  Individuen 
den  Hauptblätterbruch  c  und  eine  Kante  M/c  gemein;  Zwillingsfiäche 
ist  eine  Fläche  senki  echt  zu  c,  welche  durch  die  Kante  Mjc  hindurch- 
geht. Meist  sind  die  Individuen  nach  Flächen  senkrecht  zu  c  ver- 
wachsen, und  die  Blätterbrüche  c  setzen  sich  dann  vom  einen  in  das 
andere  Individuum  hinein  ununterbrochen  fort  Solche  Zwillinge  er- 
weisen sich  nur  bei  regelmäßiger  äußerer  Begrenzung  ohne  weiteres 
als  solche  (Fig.  552);  bei  unregelmäßiger  Begrenzung  erkennt  man 
die  Zwillingsbildung  im  parallelen  polarisierten  Licht,  in  dem  das  eine 
Individuum  vollkommene  Auslöschuug  zeigt,  während  das  andere  noch 
hell  ist.  Nach  einer  Drehung  der  Platte  um  60^  ist  dann  das  zweite 
Individuum  dunkel,  das  erste  dagegen  hell.  Dabei  tritt  auch  die  Ver- 
wachsungslinie der  Individuen  scharf  hervor,  welche  oft  ziemlich  kom- 
pliziert und  keineswegs  stets  der  Kante  Mjc  parallel  ist  Die  Bichtung 
der  Achsenebene  in  dem  einen  Individuum  macht  ca.  60^  mit  der  im  an- 
deren Individuum ;  die  Schlagfiguren  in  beiden  sind  parallel.  Wächst  an 
das  zweite  Individuum  ein  drittes  an,  so  entstehen  Drillinge.    Die 


Gnippe  dm  Glimmers.  701 

Indiyidaen  derselbien  wachsen  nicht  selten  über  den  Mittelpunkt  hinaus 
fort  und  bilden  Formen  wie  Fig.  567,  wo  die  Streifen  in  der  Richtung 
der  großen  Diagonale  des  von  M  gebildeten  Rhombus  die  Zwillings- 
grenzen andeuten,  längs  welchen  sie  federartig  stehen.  Zuweilen  sind 
die  Individuen  nach  der  Fläche  c  verwachsen;  in  einem  Spaltungs- 
plättchen  flberlagem  sich  dann  zwei  Individuen  mit  verschiedener 
Orientierung,  deren  Richtungen  sich  ebenso  wie  im  obigra  Falle  gegen- 
einander verhalten.  Bei  dieser  Verwachsung  findet  im  parallelen 
polarisierten  Licht  in  keinem  Azimut  völlige  Auslöschung  statt  und 
im  konvergenten  Licht  durchkreuzen  sich  zwei  Lemmskatensysteme 
unter  60^,  den  Richtungen  der  Achsenebenen  entsprechend.  Auch  bei 
der  Verwachsung  nach  c  können  Drillinge  entstehen. 

Eine  andere  Art  von  Zwillingen  hängt  mit  den  Gleitflächen  zu- 
sammen. Zwillingsfläche  ist  eine  Gleitfläche  ^  oder  q]  bei  beiden 
Individuen  schneiden  sich  die  Flächen  e  und  c  unter  2  .  IIS*^  =  226® 
resp.  134^  Die  Ausbildung  ist  derart,  daß  an  das  stets  schmale 
zweite  Individuum  ein  drittes  in  der  Stellung  des  ersten  angewachsen 
ist,  so  daß  eine  in  der  Richtung  einer  Drucklinie  verlaufende  gerad- 
linige Treppe  entsteht,  welche  in  Fig  553  im  Querschnitt  dargestellt 
ist  In  der  geradlinigen  Fortsetzung  einer  solchen  Treppe  sind  die 
Glimmertafeln  häufig  nach  Flächen  getrennt,  welche  in  Richtung  und 
Beschaffenheit  genau  mit  einer  der  oben  beschriebenen  Gleitflächen 
übereinstimmen;  dabei  löst  sich  das  schmale  mittlere  Individuum  zu- 
weilen ganz  in  ein  Hanfwerk  mehr  oder  weniger  zarter  Fasern  auf. 
Auch  solche  Zwillingstreppen  trifft  man  ebenso  wie  die  damit  im 
Zusammenhang  stehenden  Gleitflächen  nach  ^  und  q  stets  nur  an 
Glimmertafeln,  welche  im  Gestein  eingewachsen  sind.  Außer  diesen 
Treppen  trifft  man  in  derselben  Richtung  wie  diese,  also  paraUel  mit 
den  Strahlen  der  Druckflgur,  häufig  eine  geradlinige  feine  Fältelung 
oder  grobe  Streifung  auf  dem  Hanptblätterbruch  c  (Fig.  554).  Die 
Fältchen  oder  Streifen  stehen  senkrecht  zu  den  Kanten  Mjc  und  bjc 
und  verlaufen,  wenn  sie  nach  allen  diesen  Richtungen  ausgebildet 
sind,  so,  daß  die  Streifen  senkrecht  zu  b  über  die  ganze  Platte  sich 
hinziehen,  während  diejenigen  senkrecht  zu  den  Flächen  M  meist  nur 
kurz  sind,  sich  in  der  kurzen  Diagonale  des  Rhombus  der  Flächen  M 
nicht  treffen,  aber  an  den  Streifen  senkrecht  zu  b  ganz  scharf  ab- 
setzen. Hier  liegt  also  eine  nicht  mit  Zwillingsbildung  in  Zusammen- 
hang stehende  federartige  Streifang  vor,  die  nicht  mit  der  oben  er- 
wähnten Zwillingsstreifung  (Fig.  557)  verwechselt  werden  darf. 

Häufig  sind  mehrere  verschiedene  Glimmerarten  parallel,  also 
namentlich  mit  parallelen  Spaltungsflächen  und  Schlagfiguren  mit- 
einander verwachsen,  so  besonders  hellgeförbter  EaJiglimmer  mit 
dunklem  Magnesiaglünmer. 


702  Silikate. 

(fiammeLsberg,  Wied.  Ann.  Bd.  9;  Abhandlgn.  Berlin.  Akad.  1889,  pag.  1; 
Bauer,  Pogg.  Ann.  138,  1869;  Zeitschr.  der  deatach.  geoL  Ges.  1874;  Sitzgsber.  BerL 
Ak.  1877;  Tschermak,  Sitzgsber.  Wien.  Ak.  Bd.  76,  1877  vnd  78,  1878;  Zeitschr.  L 
Kryst  n,  1878,  pag.  14  und  m,  1879,  pag.  122;  Bensch,  Sitzgsber.  BerL  Ak.  1868, 
1869,  1873;  Eokscbarow,  Materialien,  YII,  YIII;  F.  W.  Clarke,  Am.  Jonm.  Bd.  32, 
34,  38;  Am.  Ghem.  Jonm.  10;  Bnll.  U.  S.  Geol.  Snrvey  Nro.  42,  65,  60,  64,  1886  bis 
1890;  Laspeyres,  Zeitschr.  f.  Kryst  XVn,  1890,  541 ;  Baombaner,  ibid.  XXXII,  1899, 
164;  Hessenberg,  Min.  Notizen  an  verscb.  Stellen;  Zscbimmer,  Diss.  Jena  1898. 

Die  folgende  Übersicht  gibt  die  wichtigsten  Glieder  der  Glimmer- 
gmppe  und  ihre  chemische  Zusammensetzung  (pag.  697).  An  sie  schließt 
sich  noch  eine  große  Zahl  anderer  Mineralien  an,  die  z.  T.  davon  nur 
unwesentlich  verschieden  sind,  z.  T.  auch  Verwitterungsprodukte  jener 
darstellen.    Alle  können  sehr  nahe  auf  das  Achsensystem: 

a:6:c  =  0,5774:l:2^17;  /?  =  95*  3' 

bezogen  werden. 

Hascovltrellie  (Alkaliglimmer) 
(enthalten  keine  zweiwertigen  Metalle). 

Käligliinmer: 

Muscovit :  H^K^Al^Si^O^^  =  2H^0 . K^O .  3^Z,0, .  6Ä0,. 

Phengit:    H^E^Al^Si^O^^  =  2H^0 .  E^O .  2A]^0^  .  6SiO^. 
Natronglimmer: 

Paragonit:  H^Na^Al^Si^O^^  =  2H^0 .  Na^O .  SAJ^O^  .  6SiO^. 
LiOnonglimmer, 

Lepidolith:  H^K^IA^Al^Si^O^^I ^  = 

Zinnwaldit:  H^JS^Li^Al^Si^Oi^F^  +  Fe^^Si^Oj^^  = 

kfi.£fi .  U^O .  2Al^0^  .  6SiO^  +  12FeO .  6SiO^. 

Der  letztere  fdhrt  zu  der 

Blotitrellie  (MagnesiagUmmer) 
(enthalten  MgO  nicht  statt,  sondern  neben  den  Alkalien). 

Biotü:  H^K^Al^Si^O,^  +  Mg^^Si^O^^  = 

H^O.  2K^0 .  ZAl^O^ .  6SiO^  +  12MgO .  6SiO^. 

PMogopit:  H^K,A1^8i,0^^F^  +  Mg.^Si^O^^  = 

H^O .2K^0. 2A1^0^  . 6/SiO,  +  12MgO . 6SiO^. 

Die  Moleküle  mischen  sich  in  wechselnden  Verhältnissen;  ebenso 
ist  auch  das  Verhältnis  der  Alkalien  und  des  Wasserstoffs,  sowie  der 
i^-Gehalt  nicht  immer  gleich,  und  Mg  und  AI  sind  nicht  selten  zu 
mehr  oder  weniger  großen  Teilen  durch  Fe  ersetzt,  wie  wir  das  schon 
oben  gesehen  haben.    H^O  entweicht  erst  in  der  Glühhitze. 


Ealiglimmer. 


703 


/»/•« 

c 

> 

M  '1 

M 

b 

M 

M 

y 

mi/ 

"-  ib  ■ 

V 

Vii 


KaUglimmer  (Muscovit). 

R^K^A\Si^O^^  =  2H^0  .  K^O  .  SÄl^O^  .  6SiO^;  46,3  /S»0„  38,4 
J.?203,  11,8  Ä^O,  4,5  figO.  Zuweilen  tritt  für  K^O  etwas  JVa^O 
ein,  auch  sind  geringe  Mengen  MgOy  FeO  und  F  vorhanden.  Bei- 
spielsweise enthält  der  gelbe  Gl.  von  Utö:  46,76  SiO^,  36,48  Äl^O^, 
1,86  Fe^O^,  0,52  MnOj  0,42  MgO,  10,36  Z^O,  1,58  iVa^O,  2,50  H^O, 
1,32  F.  Einige  Kaliglimmer,  besonders  die  aus  dem  Gneiß  des  säch- 
sischen Erzgebirges,  enthalten  etwas  mehr  (52*/o)  SiO^  {Phengif);  sie 
enthalten  der  Annahme  nach  das  dem  Lepidolith  (s.  u.)  entsprechende 
ÄiO^-reichere  Silikat  H^K^Al^Si^O^^  =  2H^0 .  K^O .  2Al^0^  .  6SiO^  in 
isomorpher  Beimischung  zu  dem  obigen. 

Monokline  Krystalle  nicht  selten,  aber  selten  mit  meßbaren 
Flächen ;  teils  auf-,  teils  eingewachsen ;  entweder  dünnere  oder  dickere 
Tafeln  oder  auch  spitze  Pjrramiden  bil- 
dend. Ein  aufgewachsener  Erystall  ist 
in  Fig.  555  dargesteUt.  Jf  =  ooP  (110) ; 
MIM=  120«  11';  der  Basis  c  =  OP  (001) 
entspricht  der  vollkommene  BI.  Br.; 
Mjc  =  94<>  24';  zuweüen  m  =  P  (111), 
die  hinteren  Kanten  Mjc  abstumpfend, 
cjm  =  98«  21';  die  Längsfläche  6  = 
ooKoo  (010)  stumpft  die  seitliche  Kante  ^'  ^' 
MjM,  Klinodomenflächen  zuweilen  die  Kanten  cjb  ab. 
genannten  Winkeln  folgt :  a:b:c  =  0,5774  :  1  :  2,217 ;  /?  =  95«  5'.  An 
den  eingewachsenen  Krystallen,  so  z.  B.  an  den  spitzpyramidalen 
(Fig.  656)  sind  die  Flächen  rauh  und  oft  nicht  genau  zu  bestimmen; 
an  einem  solchen  Krystall  aus  dem  Granit  vom  ümensee  im  Ural 
wird  außer  Jlf,  w,  6,  c  noch  angegeben :  o  =  —  P(lll)  und  ein  steiles, 
nicht  näher  bestimmbares  Klinodoma  r.  Zwillinge  mit  parallelem 
Hauptblätterbruche  sehr  häufig  (siehe  pag.  700).  Die  elastische  Biegsam- 
keit ist  ausgezeichnet  Trennung  nach  fasrigen  Gleitflächen  und  treppen- 
förmige  Zwillinge  nach  den  Gleitflächen  sind  nicht  selten  zu  beobachten, 
auch  rhomboederähnliche  Absonderungsstücke,  wie  Fig.  650  u.  561,  finden 
sich  vielfach,  sowie  die  feine  Fältelung  oder  Streifung  wie  in  Fig.  554. 
Die  Schlag-  und  Druckflguren  verhalten  sich  wie  pag.  698  angegeben. 
Die  opt.  Achsenebene  ist  senkrecht  zur  Sym.  Eb.,  liegt  also  in  der  Rich- 
tung der  langen  Diagonale  des  Prismas  M,  der  Kaliglimmer  ist  also 
stets  1.  Art  (Fig.  547);  die  —  M.  L.  ist  nicht  genau  normal  zur  Basis  c, 
sondern  um  ca.  2«  nach  hinten  hinabgeneigt.  Die  Zweiachsigkeit  ist 
stets  sehr  deutlich,  daher  auch  zweiachsiger  Glimmer  genannt^ 
im  Gegensatz  zu  dem  zuweilen  scheinbar  einachsigen  Magnesiaglimmer. 
Der  Achsenwinkel  ist  schwankend,  aber  stets  groß:  2-E?  *=»  65«  —  85«; 
^  >  t;.    Doppelbrechung  sehr  stark.    Selten  ganz  farblos^  aber  stets 


Fig.  656. 

Aus   den 


704  Silikate. 

hell  gefirbt  (Unterschied  von  Biotit),  und  zwar  gelblich,  bräunlich, 
grünlich.  Geringer  Pleochroismus.  Häufig  durchsichtig  und  auf  c 
ausgezeichnet  perlmutterglänzend.  G.  =  2,76 — 3,1.  H.  =  2.  Milde. 
Schmilzt  nicht  sehr  schwer  zu  weiBem  EmaU  und  wird  von  HCl  und 
JSTa/SO^  nicht  angegriffen. 

Erystalle  finden  sich  aufgewachsen  mit  Quarz  und  Feldspat 
(Adular  und  Albit)  am  St.  Gotthard,  im  Zillertal  in  Tirol  etc.  auf 
Klüften  von  älteren  Silikatgesteinen  (Granit,  Gneiß  etc.),  bei  Striegau 
auf  Drusenräumen  im  Granit,  ebenso  in  den  Moume  Mountains  in  Irland, 
bei  Fargas  in  Finnland,  bei  Nertschinsk  etc.  Oder  eingewachsen,  z.  B.  im 
Granit  des  Ilmengebirges  (Fig.  556),  an  mehreren  Orten  in  Nordamerika  etc. 
Sehr  verbreitet  ist  aber  der  Ealiglimmer  in  unregelmäßig  begrenzten 
Körnern,  Schuppen  und  Platten,  oft  von  großem  Umfang  und  be- 
deutender Dicke,  als  Gemengteil  älterer  Gesteine,  wie  Granit,  Syenit, 
Gneiß,  Glimmerschiefer  etc.,  teils  allein,  teils  neben  dunkel  ge- 
färbtem Magnesiaglimmer,  zuweilen  schuppige  Aggregate  oder  blumig- 
blättrige Gruppen  bildend  (Granit  von  Preßburg  in  Ungarn).  Fund- 
orte großer  Glimmertafeln  sind  besonders  im  Ural,  daher  russisches 
Glas  oder  Muscovit;  auch  aus  Bengalen  und  aus  Nordamerika 
kommen  solche.  Die  Platten  werden  statt  Glas  zu  Geräten  ver- 
arbeitet, welche  in  großer  Hitze  durchsichtig  bleiben  und  nicht 
zerspringen,  z.  B.  Verschlüsse  von  Öffnungen  an  Feuerungen,  Lampen- 
teile etc.  Vielgenannte  andere  Muscovite,  deren  Fundorte  zahllos 
sind,  sind  z.  B.  der  gelbliche  von  Utö,  und  der  graue,  in  kleinen  rhom- 
bischen Prismen  vorkommende  von  Skogböle  bei  Kimito  in  Finnland 
mit  in  der  Mitte  vertiefter  Spaltungsfiäche,  napffSrmige  Spaltungs- 
stücke liefernd;  der  Gl.  von  Pennsbury  in  Pennsylvanien,  zwischen 
dessen  Spaltungslamellen  äußerst  feine,  daher  braun  durchscheinende 
Schichten  von  Magneteisen  liegen.  Selten  auf  Erzgängen  z.  B.  den  Zinn- 
erzgängen von  Comwall  und  dem  Erzgebirge  (OHbertü),  fein  schuppig, 
zuweilen  pseudomorph  nach  Topas.  Im  kömigen  Kalk,  z.  B.  bei  Pargas 
in  einzelnen  Plättchen;  auf  Kluftfiächen  von  Sandsteinen  häufig  in  mehr 
oder  weniger  dicken  Schichten,  wahrscheinlich  als  Neubildung.  Bei 
Verwitterung  ^/^Og-haltiger  Mineralien  entsteht  überhaupt  häufig  Kali- 
glimmer, wie  man  aus  Pseudomorphosen  nach  Feldspat,  Skapolith 
(Micarell),  Nephelin  (Gieseckit  und  Liebenerit),  Turmalin,  Cordierit 
(vergl.  Pinit),  Andalusit,  Topas  etc.  sieht,  wo  der  Glimmer  entweder 
in  deutlichen  Blättchen  oder  Schüppchen,  oder  als  dichtes  Aggregat 
vorhanden  ist.  Der  Kaliglimmer  selbst  ist  dagegen  zu  Verwitterung 
wenig  geneigt.    Er  fehlt  vollständig  in  vulkanischen  Gesteinen. 

Fu chsit  (Chromglimmer).  Kleinsclinppigeri  smaragdgrfiner  tfoBCO^it  (s. T. Biotit) 
mit  4  ®/o  ÖTiOi  anf  Gängen  im  Gneiß  vom  Scliwarxenstein  in  Tirol,  bei  Syssenk  im  Ural 
auf  Chromeisenstein  etc.  Hierher  anch  der  Avalii,  ein  Bebr  chromreicher  mit  Qnafs 


Kaliglimmer.    Natronglimmer.    Lithionglimmer.  705 

gemengter  Mnscoyjt.  Damourit  ist  weißer  dichter  bis  feinschnppiger  Mnscovit, 
das  Muttergestein  des  Stanroliths  in  der  Bretagne.  Ähnlich  ist  der  Margarodit 
vom  Greiner  etc.  in  Tirol,  der  Paragonit  nnd  Margarit  beigemengt  enthält.  On^ 
kosin  ist  ein  dichter  hellgrüner  oder  bräunlicher  Phengit  von  Tamsweg  im  Salz- 
burgischen; in  der  Nähe  steht  der  dichte  sog.  Agalmatolith  vom  Ochsenkopf  bei 
Schwarzenberg  in  Sachsen ;  auch  ein  Teil  des  chinesischen  Bildsteins  oder  Agalmatoliths 
hat  eine  muscovitähnliche  Zusammensetzung  (vergl.  Speckstein  und  Pyrophyllit). 
Sericit  ist  ein  seidenglänzender,  grünlicher,  talkähnlich  aussehender  Kaliglimmer, 
in  manchen  Glimmerschiefem  (Sericitschiefer)  etc.,  besonders  im  Taunus  (Laspeyres, 
Zeitschr.  f.  Kryst.,  Bd.  lY).  Ein  ähnlicher  Glimmer  findet  sich  in  dem  Protogin 
genannten  Granit  und  Gneiß  der  Alpen.  Barytglimmer  (Öllacherit)  ist  ein 
weißer  feinschuppiger  Muscovit  mit  5 — B^'oBaO  vom  Pfitschtal  in  Tirol  mit  Chlorit. 
Wahrscheinlich  gehört  hierher  auch  der  grünlichbraune  Boscoelith  aus  kalifor- 
nischen Goldquarzadem ;  er  enthält  Vanadium,  wahrscheinlich  als  V^Oz  die  AliO^ 
vertretend  (Yanadinglimmer). 

Natronglimmer  (Paragonit). 

H^Na^Al^Si^O^^,  ganz  analog  dem  Kaliglimmer.  Bisher  nur  als 
feinschuppiges,  weißes,  selten  grünes,  wenig  glänzendes  Aggregat  be- 
kannt, dessen  Schüppchen  einen  großen  optischen  Achsenwinkel  zeigen. 
H.  =  2 — 2{,  G.  =  2,78.  Schmilzt  sehr  schwer  v.  d.  L.  und  wird 
dui'ch  H^SO^  zersetzt.  Bildet  als  Paragonitschiefer,  den  krystallini- 
schen  Schiefem  eingelagert,  das  Muttergestein  des  Stanroliths  und 
Cyanits  am  Mte.  Campione  bei  Faido  im  Kanton  Tessin  am  Südabhang 
des  St.  Gotthards;  feinschuppig,  hellgrün,  bei  Pregratten  im  Puster- 
tal (Pregrattit  mit  1,7  ®/o  -£«0);  auch  auf  der  Insel  Syra.  Paragonit 
in  massenhaftem  Vorkommen  als  Paragonitschiefer  findet  sich  auch 
am  Oberen  See  im  Staate  Michigan,  sowie  im  Ural.  Mehr  Na  als  K 
enthält  auch  der  JEuphyllit  von  ünionville  in  Pennsylvanien,  der  ein 
Gemenge  von  Muscovit  und  Paragonit  mit  etwas  Margarit  darstellt, 
ähnlich  wie  der  Margarodit  (siehe  oben).  Der  apfelgrüne  Cossait  aus 
dem  oberen  Susatale  in  Piemont  ist  ein  dichter  Paragonit. 

Lithionglimmer  (Lithionit). 

Sie  sind  teils  JPV-frei  {Lepidolith),  teils  Fe-hsltig  (Zinnwaldü); 
beide  haben    eine  etwas    verschiedene   Formel.     Wenig   verbreitet. 

(Baumhaner,  Zeitschr.  f.  Erjst.  Bd.  HE.) 

Lepidolith.  H^K^U^Al^Si^O^^F^  oder  H^O .K^O.U^O. 2Äl^0^ . 
GSiO^j  0  z.  T.  durch  F  ersetzt;  die  relative  Menge  H,  K  und 
lÄ  etwas  schwankend.  SiO^-reicher  als  Zinnwaldit.  Der  L.  von 
Paris  in  Maine  ergab  die  Zusammensetzung :  50,39  SiO^\  28,19-4/2^3; 
12,34  JTjO;  6,08  Lt^O;  2,36  HjO;  5,15  F  —  10351,  nahe  überein- 
stimmend mit  der  Formel.  Noch  keine  meßbaren  Krystalle  bekannt; 
weiße  oder  rosenrote,  auch  grüne,  selten  sechsseitig  begrenzte  Plättchen, 

Bauer,  Mineralogie.  ^ 


706  Silikate. 

deren  wesentliche  physikalische  Eigenschaften  von  denen  des  Kali- 
glimmers nicht  abweichen.  G.:=2,8 — 2,9.  Glimmer  I.Art;  q>v.  Großer 
Achsenwinkel:  2E  =  bO^—10^  D.Br.— .  Bildet  außer  den  größeren 
Täfelchen  auch,  und  zwar  häufiger,  kleinblättrige  und  -körnige  rosen- 
rote, weiße,  graue  oder  grünliche  Aggregate.  Größere  Täfelchen  finden 
sich  bei  Penig  in  Sachsen,  auf  Elba,  bei  Alabaschka  und  an  anderen 
Orten  in  der  Gegend  von  Mursinsk  im  Ural,  bei  Paris  in  Maine,  auf 
Gängen  im  Granit ;  ebenso  die  derben,  körnigen  Aggregate  von  Rozena 
in  Mähren,  meist  rosenrot,  auch  grün,  in  ziemlich  großen  Massen, 
welche  zur  Herstellung  von  Li-Präparaten  im  großen  benutzt  werden, 
und  von  Utö  bei  Stockholm,  grünlich.  Schmilzt  leicht  zu  weißem, 
nicht  magnetischem  Email  und  färbt  die  Lötrohrflamme  rot ;  von  Säuren 
nur  nach  dem  Schmelzen  angegriffen. 

Cookeit  ist  ein  durch  Umwandlnng  aus  lithionhaltigem  Tnrmalin  entstandener 
Lepidolith  von  Paris  nnd  Hebron  in  Maine,  Nordameiika. 

Zinuwaldit.  ÄiOg-ärmer  als  Lepidolith  (46^7o  ^^0^)  und  eisen- 
haltig. Die  Zusammensetzung  ist  etwas  schwankend  und  kann  als 
eine  Mischung  der  beiden  Silikate:  H^K^IA^Al^Si^O^^F^  und  Fe^^Si^O^i 
(ca.  20  7o)aufgefaßt  werden.  Der  Z.  bildet  deutliche  Krystalle :  niedere 
sechsseitige  Tafeln  mit  vollkommen  blättriger  Basis,  welche  durch  sechs 
auf  den  Seiten  des  Sechsecks  senkrechte  Streifensysteme  in  sechs  gleich- 
seitig dreieckige  Felder  eingeteilt  ist.  Es  sind  durch-  und 
übereinander  gewachsene  Drillinge,  bei  denen  die  Basis  allen 
Individuen  gemein  ist  (Fig.  557).  In  den  nicht  genauer  zu 
bestimmenden  Winkel  Verhältnissen  jedenfalls  dem  Muscovit 
p.  sehr  nahe  stehend.    H.  ^  2^.   G.=2,95 — 3,19.  Der  Z.  ist 

ein  Glimmer  2.  Art.  ß  <  v-  D-  Br.  — .  Der  opt  Achsen- 
winkel sehr  verschieden,  z.  T.  sehr  klein,  steigt  aber  bis  gegen  50®. 
Schmilzt  unter  Eotfärben  der  Flamme  leicht  zu  einer  dunkeln,  schwach 
magnetischen  Schlacke ;  von  Säuren  angegriffen.  Farbe  grau  und  braun. 
Findet  sich  in  aufgewachsenen,  zu  Drusen  vereinigten  Krystallen 
auf  den  Zinnerzlagerstätten  von  Zinnwald  etc.  im  Erzgebirge  (eine 
besonders  eisenreiche,  rabenschwarze  Varietät  von  Altenberg  ist 
Bdbenglimmer  genannt  worden)  und  von  Cornwall.  Auch  Gemeng- 
teil mancher  Granite,  z.  B.  im  Fichtelgebirge. 

Si02-reicher  ist  der  sonst  dem  Z.  ganz  ähnliche  Kryophyllit:  537«  SiOt^ 
dankelgrün  von  Bockport  in  Massachusetts.  Fast  eisenfrei  ist  der  Folyliihionit 
von  Eangerdlnarsuk  in  Grönland ;  er  ist  der  iSiOs-reichste    Lithionglimmer  {bdSiOf). 

Magnesiaglimmer  (Biotit). 

Fast  stets  dunkel,  braun,  oder  grün  mit  einem  Stich  ins  Braune,  bis 
schwarz,  daher  von  dem  fast  durchgängig  heller  bis  sehr  hell  gefärbten 
Eali-  (und  Lithion-)  Glimmer  meist  leicht  zu  unterscheiden.    Manche 


k 


Magnefiiaglimmer.  707 

Magnesiaglimmer  sind  allerdings  fast  so  licht  gefärbt  wie  der  Mns- 
covit.  Er  ist  z.  T.  in  ausgezeichneten  Erystallen  ausgebildet,  die 
dem  monoklinen  System  angehören,  findet  sich  aber  meist  in  unregel- 
mäßig begrenzten  Plättchen  und  Tafeln,  deren  allgemeine  Kohäsions- 
verhältnisse  von  denen  des  Muscovits  nicht  verschieden  und  schon 
eingangs  (pag.  699)  angegeben  sind.  Aller  Magnesiaglimmer  ist 
optisch  zweiachsig,  der  Achsenwinkel  ist  aber  fast  stets  klein,  im 
Mittel  ca.  15^,  selten  viel  hoher,  bis  66^  im  Maximum.  An  dem  kleinen 
Achsenwinkel  kann  der  Magnesiaglimmer  auch  bei  hellster  Färbung 
vom  Muscovit  unterschieden  werden.  Zuweilen  fallen  die  Achsen  fast 
ganz  zusammen,  so  daß  man  den  betr.  Glimmer  für  einachsig  zu  halten 
geneigt  ist  Früher  wurde  daher,  wie  schon  erwähnt,  aller  Magnesia- 
glimmer für  einachsig  gehalten  und  daher  im  Gegensatz  zu  dem  stets 
deutlich  zweiachsigen  Kali-  (und  Lithion-)  Glimmer  einachsiger 
Glimmer  genannt.  Als  man  dann  später  einige  solche  Glimmer  als 
zweiachsig  erkannt  hatte,  nannte  man  die  noch  für  einachsig  gehaltenen 
Biotit  und  die  richtig  als  zweiachsig  erkannten  PMogopitj  welche 
Namen  jetzt  in  einem  anderen  Sinn  gebraucht  zu  werden  pflegen  (s.  u.). 
Die  hierher  gehörigen  Glimmer  sind  teUs  2.  Art,  dies  sind  die  häufig- 
sten (Meroien),  bei  ihnen  ist  ?  <  ^ ;  seltener  1.  Art  und  dann  ^  >  v 
(Anomit).  Stets  ist  die  Doppelbrechung  negativ  und  die  in  der  Sym. 
Eb.  liegende  1.  Mittellinie  ist  sehr  nahe  senkrecht  auf  dem  Haupt- 
blätterbruch. 

In  allen  Magnesiaglimmem  findet  sich  Kali  neben  Magnesia ;  letztere 
ist  stets  teilweise,  zuweilen  ganz  durch  FeO,  ebenso  Al^O^  durch 
Fe^O^  ersetzt  (Lepidomelan,  Eisenglimmer).  Heutzutage  unterscheidet 
man  nach  der  Lage  der  Ebene  der  opt.  Achsen,  der  Zusammensetzung, 
dem  Vorkommen  etc.  folgende  Arten  des  Magnesiaglimmers: 

Biotit  (im  engeren  Sinn). 

Vorzugsweise  nach  dem  speziellen  Verhältnis  der  Alkalien  und 
des  Wasserstoffs  in  dem  ersten  der  dort  angegebenen  Silikate  jedoch 
teilweise  auch  nach  dem  Eisengehalt  des  zweiten,  hat  man  in  che- 
mischer Hinsicht  drei  Unterabteilungen,  die  auch  z.  T.  verschiedene 
optische  Eigenschaften  zeigen: 

AnamU:  H^Ka^Al^Si^O^^  +  {Mg,  Fe\^Si^O^^  (Gl.  1.  Art.). 
Meroxm:  H^K^Al^Si^O^^  +  {Mg,  Fe^^Si^O^^  (Gl.  2.  Art.). 
Lepidomelan-,  H^S^AI^Si^O^^ -\- {Fe,  Mg^^Si^O^^  (Gl.  2.  Art). 

Phlogopit    (SiO^-  und  F-reicher,  vergl.  pag.  709). 

Meroxen.  Magnesiaglimmer  zweiter  Art  mit  kleinerem  /SiO^-Gehalt 
(33—40%  fi^'Oa,  vergL  Phlogopit  mit  40—46%  SiO^).  Er  kann  als  eine 
Mischung  der  beiden  oben  genannten  Silikate  betrachtet  werden.  Häufig 
ist  das  Mischungsverhältnis  nahe  «==1:1  {K:  Mg  =  1:3),  doch  ist  auch 


708 


Silikate. 


oft  die  Menge  des  zweiten,  dem  Olivin  entsprechenden,  Silikats  geringer. 
K^O  ist  dabei  zuweilen  z.  T.  durch  Na^O,  MgO  durch  FeO^  Al^O^  durch 
Fe^  Oj  ersetzt  und  etwas  F  tritt  an  die  Stelle  von  0  und  {0H\  selten  an 
die  von  SiO^  etwas  TiO^.  Der  M.  aus  den  SommaauswUrflingen  enthält 
z.  B.:  39,30  SiO^,  16,97  Al^O^,  0,48  Fe^O^,  8,45  FeO,  21,89  MgO, 
0,82  CaO,  7,79  Z^O,  0,49  iVa^O,  4,02  H^Ofifiß  F  =  101,08  .  G.  =  2,86. 
Der  Meroxen  findet  sich  manchmal,  namentlich  der  in  den 
SommaauswUrflingen  am  Vesuv,  dessen  Zusammensetzung  eben 
angegeben  wurde,  in  kleinen,  aber  von  sehr  glänzenden  Flächen 
umgebenen  Krystallen,  auf  denen  zu  einem  guten  Teil  die  Kenntnis 
der  Krystallformen  des  Glimmers  überhaupt  beruht,  weil  diese  beinahe 
die  einzigen  scharf  meßbaren  Glimmerkrystalle  sind,  die  man  kennt.  Man 
hat  sie  früher  wegen  eines  Prismenwinkels  von  120®,  z.  T.  wegen  der 
Flächengruppierung  und  wegen  der  an  manchen  Krystallen  beobachteten 
scheinbaren  opt.  Einachsigkeit  für  rhomboedrisch,  dann  später  für  rhom- 
bisch-hemiedrisch  gehalten.  Heute  ist  kein  Zweifel,  daß  sie  monoklin 
sind,  was  auch  die  genauere  opt.  Untersuchung  bestätigt  Eine 
sehr  häufige,  deutlich  monokline  Kombination  von  der  Somma 
ist  in  Fig.  558,  eine  andere  in  Fig.  559  abgebildet.  Die  Fig.  560  von 
oben  abgebildete  Kombination  zeigt  die  rhomboederähnliche  Flächen- 
anordnung. 0  =  —  P  (111);  m  =  -\-F  (111);  ojo  =  122<>  50'  (vom); 
m/w  =  120^  47'  (hinten);  c  =  OP  (001),  Hauptblätterbruch;  o/c  = 
106^58';  m/c  =  98Mr;  6  =  ooPoo  (010);  c  =  5oo(011);  c/c  =  114<>30'; 
ferner  5  =  ^P  (112);  -8r  =  — 353  (131);  r  =  Poo  (101);  jsr/c  =  99^59^'; 
rjc  =  100®  0'.  Das  Achsenverhältnis  ist  wie  beim  Muscovit,  ß  =  95*  3'. 
Auch  Zwülinge  wie  dieser.  Die  Flächen  o,  m  und  e  sind  oft  durch 
häufiges  Altemieren  mit  c  stark  horizontal  gestreift  (Fig.  560). 


Fig.  ÖÖ8. 


Fig.  559. 


Fig.  560. 


Kohäsionsverhältnisse  wie  beim  Muscovit.  G.  =  2,8 — 3,0.  Opt. 
A.  E.  brachydiagonal,  also,  wie  schon  erwähnt,  ein  Glimmer  2.  Art 
und  damit  g  <<  v.  Die  —  M.  L.  ist  nur  um  einen  sehr  kleinen  Winkel 
gegen  die  Normale  zu  c  geneigt;  auch  der  Achsenwinkel  ist  meist 
klein,  steigt  aber  doch  in  einigen  Fällen  über  56®.  Hellgrün  und  braun, 
sogar  bis  gelb,  aber  meist  dunkler  bis  fast  schwarz  ins  Grünliche  und 
ins  Bräunliche.  Ausgezeichneter  Dichroismus,  namentlich  ist  der 
Farbenunterschied,  senkrecht  und  parallel  zur  Basis  hindurch  gesehen, 


Magnesiaglimmer.  709 

sehr  bedeutend.  Y.  d.  L.  um  so  leichter  schmelzbar,  je  dunkler  und 
damit  je  jFc-haltiger.  Von  HCl  wenig  angegriflfen,  von  H^SO^  in  der 
Wäxme  vollkommen  zersetzt. 

Meroxen  findet  sich  in  deutlichen  Erystallen  außer  in  den  Somma- 
blöcken  auch  auf  Hohlräumen  anderer  vulkanischer  Gesteine,  so  im 
Albanergebirge,  am  Laacher  See  etc.  In  plutonischen  Gesteinen, 
wie  Granit,  Syenit,  Diorit  etc.,  sowie  im  Gnei£,  Glimmerschiefer  etc. 
in  derben  blättrigen  Körnern  und  Plättchen,  als  Gemengteil  sehr  weit 
verbreitet,  zuweilen  Individuen  von  erheblichem  Umfang  bildend,  so 
in  Grönland,  im  Ural,  in  manchen  skandinavischen  Gesteinen  dieser 
Art  etc..  Zuweilen  für  sich  allein,  zuweilen  mit  Anomit,  nicht  selten  auch 
mit  Ealiglimmer,  mit  dem  der  Magnesiaglimmer  häufig  parallel  verwächst, 
so  daß  die  Blätterbrüche  durch  beide  ununterbrochen  hindurchgehen 
und  die  Schlagfiguren  in  beiden  parallel  sind.  Bildet  auch  zuweilen 
schuppige  Aggregate.  Magnesiaglimmer  mit  Ausschluß  von  Kali- 
glimmer findet  sich,  allerdings  stets  nur  in  geringerer  Menge  und  in 
kleinen  Plättchen,  in  vulkanischen  Gesteinen  (Porphyren,  Basalten, 
Trachyten,  Andesiten),  häufig  in  regelmäßig  sechsseitiger  Umgrenzung. 
Der  Meroxen  ist  bei  weitem  der  verbreitetste  aller  Magnesiaglimmer. 

Der  Meroxen  und  ebenso  in  der  Hauptsache  die  anderen  Magnesiaglimmer  ver- 
wittern ziemlich  leicht.  Solche  Yerwitternngsprodokte  sind:  Der  rote  Bub  eil  an 
in  manchen  ynlkanischen  Tuffen  z.  B.  am  Laacher  See,  und  der  schwarze  Voigtit 
in  granitischen  Gresteinen.  Der  alkalifreie  Vermiculit  von  verschiedenen  Punkten 
Nordamerikas,  beim  Erhitzen  v.  d.  L.  sich  wurmförmig  aufblähend  und  krümmend, 
ist  wohl  ebenfalls  ein  in  Verwitterung  begriffener  Magnesiaglimmer.  Derartige 
mehr  oder  weniger  stark  umgewandelte  Mineralien  sind  mit  sehr  zahlreichen  be- 
sonderen Namen  benannt  worden.  Umgekehrt  bildet  sich  auch  leicht  Magnesia- 
glimmer, und  zwar  aus  verschiedenen  anderen  Mineralien,  in  deren  Form  er  als 
Pseudomorphosen  vorkommt,  so  nach  Hornblende,  Augit,  Dichroit,  Skapolith, 
Granat  etc.  Doch  ist  die  Umwandlung  in  Magnesiaglimmer  weitaus  weniger  häufig 
als  die  in  Kaliglimmer  (siehe  oben). 

Anomit.  Ist  der -MJ^-Glimmer  1.  Art.  (>>t;,  meist  2jE?=12®— 16®,  sonst  ganz 
ähnlich  dem  Meroxen.  Der  A.  ist  seltener:  bei  Greenwood  Foumace  in  New- York  in 
großen  dunkelgrünen  Platten,  sehr  häufig  mit  Gleitflächen  und  Treppenzwillingen 
und  in  rhomboederähnlichen  Absonderungsstücken  (Fig.  550,  551,  553);  auch  an 
anderen  Orten  in  Nordamerika  etc.,  femer  am  Baikalsee  im  EiJkspat,  in  den 
vulkanischen  Tuffen  vom  Laacher  See  und  von  der  schwäbischen  Alb  etc.  Im 
Nephelindolerit  vom  Katzenbuckel  neben  Meroxen,  sowie  im  Gneiß  und  Porphyrit 
von  Niederösterreich.    Zusammensetzung  siehe  pag.  707. 

Lepidomelan  (Eisenglimmer).  Schwarz,  kleinschuppig,  sehr  reich  an  FeO 
und  Fe^Oif  daher  MgO-  und  auch  AliO^-Arm  oder  -frei,  sonst  wie  die  anderen  Magnesia- 
glimmer 2.  Art.  Von  Persberg  in  Wermland  in  Schweden ;  auch  die  Magnesiaglimmer 
mancher  Granite  und  Gneiße  gehören  hierher.  Fast  ganz  if^O-freie  Glimmer  dieser 
Art  sind  Äwnit  und  Siderophyllit  genannt  worden.    Formel  des  L.  siehe  pag.  707. 

Phlogopit 

Mit  diesem  Namen  bezeichnet  man  gegenwärtig  die  5i0s-reicheren,  fast  ^e-freien 
Magnesiaglimmer  2.  Art  (40—45%  SiO« ;  vergl.  den  iSiO^-ärmeren  Meroxen  und  pag.  707), 


710  Silikate. 

die  ihr  Hauptrorkommen  in  den  kömi£:6n  Kalken  nnd  Dolomiten,  sowie  im  Serpentin 
haben.  Hänfig  rotbrann  nnd  brannrot,  aber  anch  gelb  nnd  grün  bis  fast  farblos.  Ery- 
stallographisch  nnd  optisch  sind  sie  vom  Meroxen  nicht  verschieden.  Nicht  selten 
scheinbar  hexagonale  Prismen  mit  der  Basis.  Glimmer  2.  Art.  (>  <[  v.  Opt.  Achsenwinkel 
häufig  =  16®  ca.  G.  =  2,75—2,97.  Zn weilen  infolge  von  vielen  kleinen  Erystallnädel- 
eben,  die  ||  c  in  drei  unter  120®  gegeneinander  geneigten  Richtungen  eingewachsen  sind, 
ausgezeichnet  asterisierend,  z.  B.  der  von  South  Burgess  in  Kanada.  Findet  sich  noch 
an  mehreren  Orten  in  Kanada  und  Nordamerika,  im  Fassatal  in  Tirol,  bei  Oampo 
longo  im  Tessin;  Bezbanya  im  Banat  (sehr  ücht  gefärbt),  bei  Pargas  in  Finnland, 
Äker  in  Schweden  etc.  J^O-haltig  ist  der  sog.  Baryumhiotit  von  Schelingen  im 
Kaiserstuhl  und  andere  Phlogopite.  Zum  Phlogopit  gehören  noch :  Äspidolith^  Na^O- 
haltig,  im  Chloritschiefer  desZillertals;  Pholidolith,  SiOg-reich,  aber  arm  an  Alkalien 
und  Al^Oa,  sowie  der  manganhaltige  Glimmer:  ManganophyU,  rot,  aus  der  Mangan- 
erzlagerstätte von  Wermland  in  Schweden  mit  bis  217«%  MnO  statt  FeO.  Ein 
durch  Verwitterung  etwas  JETgO  enthaltender  Manganglimmer  von  dort,  soll  der 
Oanopkyllit  sein,  der  aber  auch  als  ein  Manganzeolith  aufgefaßt  wird. 

Der  Znsammenzetzang  nach  schließen  sich  vielleicht  an  den 
Glimmer  an: 

Glaukonit.  Ein  J2;,0-haltiges  (2—15%  K^O)  Fe^O^-  nniAl^O^- 
Silikat  in  Form  grüner  mnder  Körnchen,  zuweilen  Ausfüllung  von 
Ehizopodenschalen  etc.,  welche  entweder  für  sich  erdige  Aggregate 
bilden  oder  in  Sandstein,  Ton,  Kalk  etc.  eingewachsen  sind.  Es  ent- 
stehen dadurch  grüne  sandige  Gesteine  (Grünsand),  welche  besonders 
in  der  Kreideformation  eine  Rolle  spielen  (Grünsandformation),  aber 
auch  in  der  Trias  und  namentlich  im  Tertiär,  wo  z.  B.  die  Bernstein 
führenden  Schichten  des  Samlands  in  Ostpreußen  (blaue  Erde)  stark 
glaukonithaltig  sind.  Wegen  des  Z,0-6ehalts  ist  Glaukonit  als 
Düngemittel  zu  verwenden. 

Seladonit  (Grünerde  z.  T.).  Wie  der  Glaukonit  von  sehr  verschie- 
dener Zusammensetzung,  aber  auch  durch  jE^O-Gehalt  ausgezeichnet, 
und  überhaupt  diesem  im  allgemeinen  ähnlich.  Es  ist  ein  dunkel- 
lauchgrünes  Verwitterungsprodukt  AJ^O^-hslüger  Hornblenden  und 
Augite,  in  deren  Form  er  als  Pseudomorphose  vorkommt,  z.  B.  der 
typische  S.  vom  Mte.  Baldo  bei  Verona.  Der  S.  findet  sich  besonders 
in  vulkanischen  Gesteinen  (Tuffen)  verbreitet  (Böhmen,  Fassatal) ;  auch 
als  Auskleidung  und  Ausfüllung  von  Mandelräumen  (Färöer,  Island). 
Vielfach  als  grüne  Farbe  benützt,  schon  im  Altertum.  Zu  schwarzer 
magnetischer  Perle  schmelzend  und  von  Säuren  in  der  Wärme  zersetzt. 
Hierher  gehört  auch  der  sog.  Chlarophänerit  aus  dem  Porphyrit  von 
Weißig  bei  Dresden.    (Vergl.  Delessit,  pag.  722). 

Oruppe  der  Sprödglimmer. 

Umfaßt  eine  Anzahl  von  Mineralien,  deren  monokline,  aber  selten  deutlich  aus- 
gebildete KrystaUform  der  des  Meroxens  sehr  ähnlich  ist.  Wie  bei  diesen  ist  ein 
dentlicher  Blätterbmch  vorhanden;  sie  sind  aber  doch  weniger  yollkonunen  spaltbar 


Gruppe  der  SprOdglimmer.  711 

als  die  Glimmer  nnd  die  Spaltnngsplättchen  sind  spröde  und  zerbrechen  leicht.  G. » 
3,0—3,1,  auch  bis  3,5.  H.  =  4 — ^5,  manchmal  etwas  mehr,  manchmal  anch  etwas 
weniger,  aber  stets  erheblich  härter  als  Glimmer.  Die  opt.  M.  L.  stets  nahezn  anf 
der  Hanptspaltnngsfläche  senkrecht. 

Chemisch  sind  die  Sprödglimmer  von  den  Glimmern  wesentlich  verschieden, 
aber  untereinander  zeigen  sie  vielfache  Ähnlichkeiten.  Es  sind  ^-haltige  Alumo- 
silikate,  die  sich  dnrch  einen  geringen,  in  einzelnen  Fällen  sehr  geringen  <Si02-Gehalt 
auszeichnen.  Von  den  Glimmern  unterscheiden  sie  sich  außer  durch  diesen  basischen 
Charakter  dadurch,  daß  Alkalien  vollständig  fehlen,  und  daß  dafür  das  jenen  fremde 
CaO  eine  erhebliche  Rolle  spielt,  zuweilen  allerdings  ersetzt  durch  MgO  und  FeO. 
Eines  der  hierher  gehörigen  Mineralien  ist  ein  reines  Ealktonerdesüikat  (Margarit), 
die  anderen  sind  isomorphe  Mischungen  verschiedener  Grund  Verbindungen.  Nach  den 
speziellen  Eigenschaften  kann  man  drei  Reihen  unterscheiden.  (Tschermak  und 
Sipöcz,  Zeitschr.  f.  Eryst.  UI,  1879,  496;  Des  Cloizeaux,  Bull.  soc.  min.  de  France 
VIT,  1884,  80.) 

Margaritreihe, 

Margarit  (Ealkglimmer,  Perlglimmer). 
HiCaAlßiiOi2==H20.CaO,2AkOti.2Si02  mit  4,52  ÄgO,  14,05  CaO,  51,29 
AliOg,  30,14  SiO^;  stets  etwas  Na^O,  häufig  etwas  MgO  und  F;  H^O  entweicht 
beim  Glühen.  Krystalle  selten,  monoklin.  Die  Formen  sehr  ähnlich  denen  des 
Glimmers,  mit  einem  vollkommenen  Blätterbruch.  Spaltungsplättchen  spröde.  H.  =  4. 
G.  =  2,8 — 3,1.  Auch  optisch  ähnlich  dem  Glimmer.  Starke  Doppelbrechung.  Die 
—  M.  L.  fast  normal  zur  Spaltungsfläche,  um  6 — 8®  nach  hinten  geneigt  Opt 
Achsenebene  senkrecht  zur  Symmetrieebene  wie  beim  Muscovit  (1.  Art,  Fig.  547),  aber 
(><;v.  Achsenwinkel  meist  groß,  zuweilen  fast  =  0®.  Starker  Perlmutterglanz; 
durchscheinend  bis  durchsichtig.  Farblos,  auch  grau  und  rötlich.  Fast  unschmelzbar, 
aber  v.  d.  L.  sich  aufblätternd.  Von  Säuren  wenig  angegriffen.  Bildet  meist  blättr 
rige  Aggregate  in  den  krystallinischen  Schiefem.  Im  Chloritschiefer  am  Greiner  im 
Zillertal  (Tirol).  (Hier  auch  mit  Muscovit  und  Paragonit  gemengt  im  Margarodit.) 
Im  Glimmerschiefer  an  der  Tokowoja  bei  Katharinenburg  im  Ural  mit  Smaragd, 
Phenakit  etc.  [Diphanit).  Sehr  verbreitet  mit  Korund  als  dessen  Yerwitterungs- 
produkt,  so  auf  dem  Smirgel  von  Naxos  und  Kleinasien  {Emerylith)  und  bei 
ehester,  Mass.,  {C(mmdeüif)\  auf  Korund  in  Pennsylvanien,  sowie  in  Nord-OaroUna 
{Clingmanif)  etc. 

Clir^tor^itreihe, 
Krystallsystem  monoklin,  wie  Glimmer.    —  M.  L.  nahezu  senkrecht  zur  Spal- 
tungsfläcbe.    G.  =  3,0 — 3,1.    Chemisch  können  die  hierher  gehörigen  Mineralien  als 
aus  H^CaiMgsSioOn  =  2H^0  .  2CaO  .  SMgO  .  ßSiO^  und   aus  HiCaMgAl^On  = 
J3«0 .  CaO .  MgO .  SAl^Os  gemischt  angesehen  werden. 

Xanthophyllit  Aus  den  beiden  oben  genannten  Verbindungen  im  unge- 
fähren Verhältnis  5 : 8  gemischt  16,3  SiOt.  Gelbe  voUkommen  spaltbare  Plättchen, 
etwas  verwittert,  im  Talkschiefer  der  Schischimskaja  Gora  bei  Slatoust  im  Ural. 
Das  frische  Mineral,  bouteiUengrün,  durchsichtig,  ist  im  Chloritschiefer  von  Achmsr 
towsk  im  Ural  gefunden  worden  (Walue  wit).  Keine  starke  Doppelbrechung.  — M.  L. 
beinahe  senkrecht  zur  Spaltungsfläche.  Achsenebene  ||  zur  Symmetrieebene  (2.  Art). 
Achsenwinkel  beim  W.  =  17—32»;  beim  X.  =  0—20®.  Dispersion  unmerklich  oder 
(><v.  Stark  pleochroitisch.  H.  =  4— 5.  G.  =  3,0— 3,1.  Unschmelzbar;  von  heißer 
HCl  kaum  angegriffen,    (v.  Kokscharow,  Zeitschr.  f.  Kryst  11,  1878,  61.) 

Brandisit  (Disterrit).  Obige  Verbindungen  im  Verhältnis  3 : 4 ;  ca.  19 %  St 0». 
Monoklin;  sechsseitige,  vielfach  verzwülingte ,  glimmerähnliche  Tafeln,  lauchgrün, 


712  Süikate. 

durch  Yerwitterung  rötlich  gran.  Wenig:  durchsichtig.  Opt.  Achseuebene  parallel 
der  Symmetrieebene  wie  in  Glimmern  2.  Art  (Fig.  648).  — M.  L.  Starke  Doppel- 
brechung. Achsen  Winkel  fast  =  0^  bis  zu  30^  Zuweilen  dichroitisch.  G.  =  3,01 
bis  3,06.  H.  =  4V2 — 5  auf  der  Basis,  =  6 — 6V9  am  Band.  Unschmelzbar;  von  S&uren 
kaum  angegriffen.    Im  Kontaktkalk  mit  Ceylanit,  Augit  etc.  am  Monzoni  in  SüdtiroL 

Clintonit  (Seybertit,  Chrysophan,  Holmit,  Holmesit).  Die  Grundverbindungen 
im  Verhältnis  4:5  mit  merklichem  i^-Gehalt;  ebenfalls  ca.  19%  SiO^.  Dicke  sechs- 
seitige kupferrote  bis  rötlichbranne  und  gelbe,  sechsseitige  Tafeln,  wie  der  Brandisit, 
mit  starkem  Perlmutterglanz  anf  der  Spaltungsfläche.  Wenig  durchsichtig,  ziemlich 
starke  Doppelbrechung.  Achsenebene  senkrecht  zur  Symmetrieebene  wie  in  Glimmern 
1.  Art.  —  M.  L.  beinahe  senkrecht  zum  Hauptblätterbruch.  Achsenwinkel  fast 
0®  bis  zu  20^  G.  =  3,15.  H.  =  4 — 5.  Unschmelzbar.  Von  Säuren  ohne  Ausschei- 
dung von  SiO%  zersetzt.  Im  serpentinf Ehrenden  Eontaktkalk  Ton  Amity  und  Warwick 
in  New-York  mit  Graphit,  Spinell,  Augit,  Hornblende  etc. 

Chloritoidreihe, 

Zusammensetzung :  H^FeAl^SiO-j  ^H^O,  FeO .Al^O^.  SiO^  mit  ca.  24 %  SiOt 
und  etwas  MnO  und  MgO  für  FeO.  Monoklin  wie  Glimmer.  Schwache  Doppel- 
brechung. Achsenebene  parallel  zur  Symmetrieebene  wie  in  Glimmern  2.  Art.  -{-JLL. 
ca.  12^  gegen  die  Normale  zur  Spaltungsfläche  geneigt  Achsenwinkel  =  45^  ca. 
Meist  starker  Dichroismus  in  charakteristischen  Farben.  (Grünlichgelb,  blau  und 
olivengrün.)  G.  =  3,4 — ^3,55.  H.  =  6  und  etwas  darüber.  Schwer  schmelzbar  zu  magne- 
tischer Perle.  Meist  nur  von  H2SO4,  in  feinem  Pulver  angegriffen.  Vorkommen  in 
krystallinischen  und  phyllitischen  Schiefem.  Die  hierher  gehörigen  Mineralien  sind 
nur  in  unwesentlichen  Eigenschaften  verschieden. 

Chloritoid  (Chloritspat).  Schwärzlichgrün,  in  sechsseitigen  Tafeln  und 
schuppigen  Aggregaten.  H.  =  6V«.  Spröde.  Im  Quarz  bei  Pregratten  in  Tirol ;  bei 
Eaisersberg  in  Steiermark ;  mit  dem  Smirgel  in  Eleinasien  und  mit  Korund,  Diaspor 
und  Brauneisenstein  im  kömigen  Kalk  der  Gegend  von  Katharinenburg  im  Ural. 
In  größeren  Massen  im  sächsischen  Voigtlande  und  in  Kanada,  den  Chloritoidschiefer 
bildend.  Der  Salmit  von  Viel-Salm  in  den  Ardennen  ist  ein  AfnO-haltiger  Chi. 
Sismondinj  eisenärmer  und  magnesiareicher,  ist  der  Chi.  im  Chloritschiefer  etc. 
von  St.  Marcel  in  Piemont  mit  Glaukophan  und  ebenso  bei  Zermatt  und  im  Val 
de  Chisone  in  der  Schweiz;  mit  demselben  Namen  sind  auch  Vorkommen  auf  der 
Insel  St.  Groix  und  an  anderen  Orten  der  Bretagne  etc.  benannt  worden.  Maionii, 
dunkelbläulichgrün  im  Chloritschiefer  von  Middletown  in  Bhode  Island,  Newpor- 
thit  aus  derselben  Gegend,  Barytophyllit  von  Kossoibrod  im  Ural  und  der 
Fhyllit  von  Sterling,  New- Jersey  sind  dasselbe. 

Ottrelith.  Ist  vom  Chloritoid  ebenfalls  nicht  wesentlich  verschieden.  Bildet 
kleine  grünlichgraue  bis  schwarzgrüne  Täfelchen  im  PhyUit  von  Ottrez  in  den 
belgischen  Ardennen;  er  ist  stark  ifnO-haltig.  Ahnlich  bei  Ebnat  im  Fichtelgebirge 
und  in  den  Pyrenäen.  Ein  solcher  von  V^nasque  in  den  Pyrenäen  ist  VencuquU 
genannt  worden.    Zum  0.  gehört  auch  der  Bliabergit  von  Bliaberg,  Wermland. 

In  die  Nähe  der  Sprödglimmer  werden  zuweilen  noch  folgende  Mineralien 
gestellt : 

Astrophyllit  {K,  Na,  H\{Fe,  Mn\{Si,  Ti\Oy^  mit  wenig  ZrO^,  CaO  und 
MgO.  Bildet  langstrahlige,  gelbbraune,  stark  halbmetallisch  glänzende  rhombische 
Krystalle,  die  in  einer  Richtung  vollkommen  spaltbar  sind  und  sehr  spröde,  zerbrech- 
liche Spaltungsplättchen  liefern.  Durchscheinend,  deutlich  pleochroitisch.  G.  =  3,3 
bis  3,4.    H.  =  3V2.    Leicht  zu  schwarzer  Perle  schmelzbar.    In  einzelnen  Krystallen 


Grnppe  des  Chlorits.  713 

und  oft  radialstrahligen  Aggregaten  in  dem  Eläolithsjenit  des  Langesnnd^ords  im 
sUdl.  NorwegeUi  von  El  Paso  Co.  in  Colorado  und  von  Eangerdlnarsuk  in  Grönland. 

Fyrosmalith.  Hf{Fe,  Mn)iSi^OißCL  Dicke,  hexagonale  Prismen  mit  der 
Basis,  zuweilen  rhomboedrische  Formen,  a :  c  =  1 : 0,5307.  Nach  der  Basis  vollkommen 
spaltbar.  Spröde.  H.  =  4 — 47t.  O.  =  3,1—3,2.  Braun  bis  olivengrün,  durchscheinend, 
fettiger  bis  halbmetallischer  Glanz.  Krystalle  und  kömige  Aggregate  auf  den 
Magneteisenerzlagerstätten  Ton  Nordmarken  (Wermlaud)  und  Dannemora  in  Schweden. 
Der  rosenrote  Friedelit  von  Adervielle  in  den  Pyrenäen  und  Ton  Pajsberg  in 
Wermlaud  mit  anderen  Manganerzen  ist  ein  ^e-freier  oder  -armer  Manganpyros- 
malith.  Dem  Pyrosmalith  stehen  chemisch  sehr  nahe,  sind  aber  frei  von  Cl  der 
Ekmanit  von  Grythyttan  in  Schweden  und  der  Ka  ryopilitf  ein  Umwandlungspro- 
dukt des  Bhodonit  in  Wermland. 


Gruppe  des  Chlorits. 

Die  zur  Chloritgruppe  gehörigen  Mineralien  sind  in  mancher  Be- 
ziehung denen  der  Glimmergruppe  ähnlich,  zeigen  aber  auch  charak- 
teristische Verschiedenheiten.  Die  Ähnlichkeit  Uegt  in  der  Hauptsache 
in  der  Krystallform  und  den  physikalischen  Eigenschaften,  die  Unter- 
schiede beruhen  im  wesentlichen  auf  der  chemischen  Zusammen- 
setzung. 

Krystall formen  sind  allerdings  nur  bei  wenigen  Chlorit- 
arten  vollkommen  ausgebildet;  die  meisten  bilden  derbe,  meist 
blättrige  und  schuppige  bis  dichte  und  erdige  Aggregate.  Die  Sjrm- 
metrie  ist  die  des  monoklinen  Systems,  z.  T.  mit  ausgesprochen  mono- 
symmetrischer Flächengruppierung,  z.  T.  mit  pseudohexagonaler  oder 
-rhomboedrischer  Ausbildung,  wie  wir  es  auch  beim  Glimmer  ge- 
sehen haben.  Mit  den  Erystallen  des  Glimmers  stimmen  die  des 
Chlorits  außer  in  der  Flächenanordnung  auch  in  den  Winkeln  so 
nahe  überein,  wie  es  sonst  nur  bei  isomorphen  Substanzen  der  Fall 
zu  sein  pflegt,  so  daß  man  beide  auf  annähernd  dasselbe  Achsen- 
system beziehen  könnte  (vergl.  Klinochlor,  pag.  718).  Diese  Über- 
einstimmung spricht  sich  noch  weiter  aus  in  der  Zwillingsbildung, 
sowie  in  der  nicht  seltenen  Parallelverwachsung  von  Glimmer  und 
Chlorit  und  in  den  Verhältnissen  der  Kohäsion.  Auch  im  Chlorit  ist  ein 
vollkommener  Blätterbruch  vorhanden,  der  dünne,  meist  biegsame  Spal- 
tungsplättchen  liefert.  Diese  sind  aber  im  Unterschied  zum  Glimmer 
nicht  elastisch,  sondem  gemein  biegsam.  Durch  die  Eörnerprobe 
lassen  sich  auf  ihnen  dieselben  Schlag-  und  Druckfiguren  herstellen, 
wie  dort  Ebenso  ist  die  geringe  Härte  übereinstimmend,  sie  ist  aber 
beim  Chlorit  z.  T.  noch  niedriger  und  sinkt  bis  zu  H.  =  1.  In  den 
optischen  Eigenschaften  ist  ebenfalls  keine  wesentliche  Differenz.  Die 
Mittellinie  steht  auch  beim  Chlorit  nahezu  auf  der  Hauptspaltungs- 
fläche senkrecht,  so  daß  die  Spaltungsplättchen  Interferenzbilder 
liefern.    Im  übrigen  ist  das  optische  Verhalten  wechselnd,  der  Cha- 


714  SUikate. 

rakter  der  Doppelbrechung  ist  bald  +,  bald  — ,  der  Achsenwinkel 
bald  groß  and  bald  klein,  beides  zuweilen  auf  derselben  Platte.  Stets 
ist  aber  im  Unterschied  zum  Glimmer  die  Doppelbrechung  gering,  aber, 
übereinstimmend  mit  dessen  stark  gefllrbten  Arten,  der  Pleochroismus 
sehr  kräftig.  Die  Hauptfarbe  ist  dunkelgrün,  nur  selten  triflFt  man 
gelb  oder  rot.  Das  Grün  geht  aber  nicht  wie  bei  dem  ähnlich  ge- 
färbten Glimmer  ins  Braun,  sondern  ins  Grau  oder  ins  ßlau  (entenblaa). 

Chemisch  sind  die  Chlorite  H^O-haltigey  aber  im  Gegensatz  zum 
Glimmer  alkali-  und  auch  OaO-freie,  basische  Magnesia-Tonerde-Sili- 
kate, in  denen  vielfach  MgO  und  AhO^   teilweise   durch  die  ent-  i 
sprechenden  Oxyde  des  Eisens  einsetzt,   oder  auch  von  diesen  beinahe  ' 
vollständig  vertreten  werden.     Auch  CrjOg  ist  zuweilen  vorhanden.  j 
H^O  entweicht  bei  Glühhitze  und    zwar  in   weit  größerer  Menge,  ' 
als  beim  Glimmer.    Die  Zusammensetzung  ist  schwankend.  Einen  Teil  , 
der  Chlorite  und  zwar  gerade  die  wichtigsten  und  verbreitetsten,  kann 
man  als  isomorphe  Mischungen  zweier  bestimmter  Grundverbindungen 
betrachten.   Es  sind  die  Orthochlorite,  die  sich  voneinander  wesentlich  nur 
durch  das  Mischungsverhältnis  unterscheiden.   Ihnen  sind  die  anderen, 
die  Leptochlorite,  zwar  chemisch  ähnlich,  lassen  sich  aber  nicht  in  der- 
selben Weise  aus  jenen  beiden  Grundverbindungen  ableiten. 

Alle  Chlorite  sind  schwer  unter  Aufblättern  schmelzbar,  die 
eisenreichen  leichter  als  die  anderen.  Von  Säuren  werden  sie  nur 
zum  Teil  leicht  zersetzt.  Vielfach  sind  es  sekundäre  Bildungen,  die 
durch  Zersetzung  tonerdehaltiger  Mineralien,  besonders  der  Augite 
und  Hornblenden,  sowie  des  Biotits  entstanden  sind.  Man  findet  daher 
auch  vielfach  Pseudomorphosen  des  Chlorits  nach  den  genannten, 
sowie  nach  Granat,  Vesuvian,  Feldspat,  Turmalin,  Axinit  etc.  Manche 
Gesteine  sind  durch  sekundär  gebildeten  Chlorit  grün  gefärbt,  so  vor 
allem  die  Diabase,  die  daher  auch  Grünsteine  heißen;  nicht  selten 
ist  in  ihnen  aller  Augit  in  Chlorit  übergegangen.  Ihre  Hauptver- 
breitung haben  aber  die  Chlorite  in  den  krystallinischen  Schiefem, 
in  denen  sie  vielfach  als  Chloritschiefer  eine  große  Eolle  spielen. 
In  Eruptivgesteinen  ist  ursprünglicher  Chlorit  noch  nie  beobachtet 
worden. 

(Tßchermak,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  99,  pag.  174  und  Bd.  100,  pag.  29.) 

Orthochlorite. 

Sie  enthalten  die  gleichen  Bestandteile  aber  in  etwas  wechseln- 
den Mengen.  Man  kann  sie  nach  G.  Tschermak  ansehen  als  iso- 
morphe Mischungen  eines  Silikats,  das  ganz  dem  später  zu  betrachten- 
den Mineral  Serpentin  entspricht,  aber  im  reinen  Zustand  in  der 
Form  des  Chlorits  nicht  mit  Sicherheit  bekannt  ist  (vergL  Antigorit 


^*- 


Orthochlorite.    Pennin.  715 

pag.  730)  und  einem  anderen,  das  in  dem  Amesit,  einem  seltenen 
Glied  der  Chloritgruppe,  in  ziemlicher  Reinheit  vorliegt.  Diese  beiden 
Gmndverbindungen  werden  gewöhnlich  als  das  Sp-  und  das  ^^Silikat 
bezeichnet;  die  Orthochlorite  wären  danach  durch  die  allgemeine 
Formel  mSp  +  nAt  oder  Sp^At^^  chemisch  dargestellt.  Die  Grundver- 
bindnngen  selbst  sind 

Sp  =  H^Mg^Si^Og  =  2H^0 ,  3MgO .  2SiOo ; 

At  =  H^Mg^Al^SiOg  =  2H^0 .  2MgO .  Allo^ .  SiO^ 

nnd  zwar  enthält: 

/Sp:  13,04  H^O,  43,48  MgO,  43,48  SiO^;  und 

At:  12,90  H^O,  28,78  MgO,  36,69  Al^O^,  21,58  /SiO,. 

Beide  sind  atomistisch  gleichartig,  denn  man  kann  schreiben: 

8p :  H^Mg^MgSiSiOg  und  At :  H^Mg^AlAlSiO^. 

Die  Oxyde  des  Eisens  treten  in  der  bekannten  Weise  für  MgO 
und  Al^O^  ein.  Die  Formeln  erfordern,  daß  mit  wachsendem  SiO^-Ge- 
halt  auch  MgO  zunehmen  und  gleichzeitig  Al^O^  abnehmen  muß,  wie 
die  Analysen  in  der  Tat  ergeben.  H^O  entweicht  beim  Glühen.  Die 
Orthochlorite  werden  von  verdünnten  Säuren  wenig  angegriffen,  aber  von 
konzentrierten  zersetzt.  V.  d.  L.  fast  unschmelzbar.  Schwache  Doppel- 
brechung. Stark  pleochroitisch.  Fast  nur  unter  den  Orthochloriten 
kommen  deutlich  ausgebildete  Erystalle  vor,  für  die  das  oben  schon  Er- 
wähnte gilt  Je  nach  dem  Verhältnis  der  Mischung,  die  vom  reinen 
Amesit  bis  zu  einer  solchen  geht,  die  ca.  607o  Sp  enthält,  sind  die  physi- 
kalischen Eigenschaften,  und  namentlich  auch  die  speziellen  Krystalli- 
sationsverhältnisse  verschieden  und  die  Ausbildung  ist  mehr  rhombo- 
edrisch  oder  mehr  ausgesprochen  monoklin.  Die  Orthochlorite  sind 
es  hauptsächlich,  die,  meist  als  schuppig-blättrige  Aggregate,  die  Chlorit- 
schiefer  zusammensetzen,  doch  finden  sie  sich  auch  vielfach  sekundär 
gebildet,  als  ümwandlungsprodukte  von  Hornblende,  Augit,  Feldspat, 
Granat  etc. 

Wir  betrachten  die  einzelnen  hierhergehörigen  Mineralien  in  der 
Eeihenfolge  vom  kieselsäurereichsten  bis  zu  dem  mit  dem  geringsten 
SiOg -Gehalt.    Es  sind  die  folgenden: 

Pennin:  Sp^At^  bis  SpAt; 
Klinochlor :  SpAt  bis  Sp^At^ ; 
Prochlorit:  Sp^Atf^  bis  Sp^At^; 
Korundophilit :  Sp.;iAt,j  bis  SpAt^; 
Amesit:  SpAt^  bis  At. 

Peniiin. 

Er  ist  der  fii'Og-reichste  Chlorit.  Die  Zusammensetzung  schwankt 
zwischen  Sp^At^  und  SpAt.    Meist  nähert  sie  sich  der  ersteren  Formel, 


716 


Silikate. 


die  13,0  Ja^O,  37,7  MgO,  14,6  Al^O^  und  34,7  SiO^  erfordert.    Bis 
gegen  ö^/o  Fe^O^  und  bis  28^ I^FeO,  beides  aber  meist  weniger. 

Die  Erystalle  haben  einen  durchaus  rhomboedrischen  Habitus  und 
wurden  früher  auch  für  rhomboedrisch  gehalten.  Es  sind  stets  spitze 
Bhomboeder,  deren  Endecke  durch  die  vollkommen  spaltbare  Basis 
c  =  OR  (0001)_mehr  oder  weniger  stark  abgestumpft  wird.  Häufig 
ist  R  =  R  (1011),  wo  Ä/B  =  65^  28'  (E.  K)  oder=114<»  32'  (S.  K.) 
und  BJC  =  103®  55'  (Fig.  561),  das  nicht  selten  Zwillinge  nach  der 
Basis  bildet  (Fig.  562).  Nicht  ungewöhnlich  sind  auch  die  noch 
spitzeren  Ehomboeder  3-B  (3031)  (Fig.  562»).  Seltener  ist  das  hexa- 
gonale  Prisma  2.  Stellung,  das  die  Seitenkanten  der  Rhomboeder  ab- 
stumpft. Diese  rhomboedrischen  Formen  werden  jetzt  als  mimetische, 
und  zwar  als  Zwillingsverwachsungen  sehr  dünner  monokliner  Indivi- 


311 


3R  to 


Fig.  561. 


Fig.  562. 


Fig.  562  a. 


^^^ 

V... 

/X 

^ 

^ 

w 

V 

■\p 

Fig.  562  b. 


duen  von  der  Form  des  Glimmers  (Fig.  559)  oder  des  Klinochloi-s 
(Fig.  563)  nach  dem  beim  Glimmer  beschriebenen  Gesetze  betrachtet. 
Diese  Individuen  sind  begrenzt,  von  dem  Prisma  v  =  —  4^3  (132)  und 
der  hinteren  Schiefendfläche  i  =  Poo  (loi)  des  Klinochlors  (Fig.  563), 
entsprechend  den  Flächen  £f  und  r  beim  Glimmer  (Fig.  559).  t;  und  i 
machen  miteinander  die  beinahe  gleichen  Winkel:  v/t?  =  114®  3'  und 
t7/i=ll3<>  57',  und  schneiden  die  vollkommen  spaltbare  Basis  P  (=c 
des  Pennin)  unter  den  Winkeln :  Pjv  =  104*^  23'  und  Pji  =  103®  55', 
die  gleichfalls  kaum  voneinander  verschieden  sind.  Die  Flächen 
V  und  i  bilden  somit  zusammen  eine  fast  vollkommen  rhomboedrische 
Form,  die  mit  abgestumpfter  Endecke  in  Fig.  562^  dargestellt  ist  (wo 
aber  zunächst  die  Buchstaben  v  und  i  der  Schicht  11  für  die  ganzen 
Flächen  zu  gelten  haben).  Diese  Form  ist  von  dem  Rhomboeder  JB 
des  Pennins  kaum  verschieden.  Die  entsprechenden  Winkel  sind  ja 
hier:  B/i?  =  114®  32'  (S.  K)  und  -B/c  =  103®  55';  die  kleinen  Diffe- 


Pennin.  717 

renzen  sind  z.  T.  Folge  der  chemischen  Verschiedenheit  des  Pennins 
und  des  Klinochlors.  Individuen  von  dieser  Gestalt  sind  nun  nach  dem 
Glimmergesetz  zwillingsartig  verbunden  (Fig.  562^)  und  zwar  liegen 
sie,  einen  Drilling  bildend,  in  den  drei  möglieben  unter  sehr  nahe  120* 
gegeneinander  verdrehten  Stellungen  I,  II,  III  nicht  neben,  sondern 
regelmäßig  abwechselnd  in  vielfach  wiederholter  Folge  mit  der  Basis 
übereinander.  Die  beinahe  gleichwinklig  sechsseitigen  durch  die 
Schnitte  von  v  und  i  auf  der  Basis  c  gebildeten  Umrisse  decken  sich 
dann  fast  genau  und  die  Flächen  v  und  i  der  übereinander  liegenden 
Individuen  fallen  sehr  nahe  in  ein  Niveau.  Sind  die  einzelnen 
Individuen  sehr  dünne  Plättchen,  so  muß  auf  diese  Weise  eine 
mimetisch-rhomboedrische  Form  entstehen,  wie  sie  der  Pennin  in 
Fig.  661  tatsächlich  zeigt,  und  entsprechend,  aber  mit  anderen  Flächen 
als  V  und  t,  ist  auch  das  steilere  Rhoraboeder  3R  (Fig.  562*)  aufzu- 
fassen. Airf  eine  derartige  Verwachsung  dünner  Plättchen  nach  der 
Basis  weist  auch  die  horizontale  Streifung  der  Rhomboederflächen  des 
Pennins  hin. 

Nach  der  Basis,  wie  erwähnt,  vollkommen  spaltbar.  Milde.  H.  =  2^. 
G.  =  2,6 — 2,8.  Auf  der  Basis  perlmutterglänzend,  aber  meist  matt. 
Durchsichtig  bis  durchscheinend ;  bläulichgrün  und  ausgezeichnet  pleo- 
chroitisch :  Basisfarbe  grün,  senkrecht  zur  Achse  (Prismenfarbe)  braun- 
rot. Auf  den  Spaltungsplatten  sieht  man  meist  einachsige  Interferenz- 
bilder, die  Achse  senkrecht  zur  Platte.  Dies  ist  wie  die  rhombo- 
edrische  Form  durch  regelmäßige  Übereinanderlagerung  dünner  mono- 
kliner,  also  zweiachsiger  Plättchen  von  der  Beschaffenheit  des  Klino- 
chlors in  der  oben  beschriebenen  Drillingsstellung  zu  erklären  (257). 

(VeriBTl.  C.  Klein,  Sitzgsber.  Berlin.  Akad.  1894,  723).    Zuweilen  indessen  auch 

deutlich  zweiachsig  mit  kleinem  Achsenwinkel,  was  bei  Annahme 
rhomboedrischer  Krystallisation  eine  optische  Anomalie  bedeuten  würde, 
D.  Br.  sehr  schwach,  bald  +j  ^*ld  — ,  manchmal  beides  auf  derselben 
Platte.  +  Platten  werden  beim  Erwärmen  — ,  —  Platten  bleiben  — . 
V.  d.  L.  unter  Aufblättern  zu  einem  gelblichen  Email  schmelzbar. 
In  HCl  unter  Abscheidung  flockiger  Kieselsäure  zersetzt. 

Bildet  meist  Krystalle  obiger  Formen,  stets  aufgewachsen  und  zu 
Drusen  vereinigt,  in  denen  nicht  selten  alle  Individuen  parallel  stehen. 
Auf  Klüften  von  Chloritschiefer  und  anderen  krystallinischen  Schiefem, 
so  besonders  am  Findelengletscher,  an  der  Eymfischwäng,  auch  am 
Gomer  Grat  bei  Zermatt,  sowie  im  Binnental  in  OberwaUis  in  der 
Schweiz,  im  Alatal  in  Piemont  und  im  Zillertal  in  Tirol.  In  den 
Chloritschiefem  fehlt  er  nicht  und  häuft  sich  lokal  an  (Penninschiefer), 
spielt  aber  im  ganzen  hier  eine  weit  geringere  Rolle,  als  andere  Chlo- 
rite,  z.  B.  Klinochlor. 

Der  Tabergit,  entenblan  (bläuUchgrfin) ;  blättrige  Aggregate  ans  den  Magnet- 


718  Silikate. 

nienlageratStteo  vom  Taberg  in  WeTmland,  Bcheint  ein  Oemenge  Ton  Peanin  md 
Phlogopit  zn  sein. 

Dichter  Fenniu  ist  der  grünliche,  serpenb'näbnliche  Ftettdophit  Tom  Berge 
Zdi&r  bei  Aloiathal  in  Mähren,  das  Mnttergeat«in  des  dortigen  Enstatita,  nnd  das  ähn- 
liche Mineral  von  Uarkirch  in  den  Yogeseu  im  kSmigen  Kalb,  daa  durch  Umwand- 
Inng  von  Feldspat  entstanden  ist.  Anch  der  fyknotrop  im  Serpentin  von  Wald- 
heim  in  Sachsen  ist  ein  UmwaodltuigBprodnkt  von  Feldapat,  in  dem  Pennin  mit 
Mnscovit  gemengt  zr  sein  scheint.  Ein  chloritiaches  Dmwandlnngsprodnkt  von  Horn- 
blende, deren  Form  oft  erhalten  blieb,  iat  Loganit  genannt  worden. 

Außerdem  gehtSren  znm  Pennin  den  wesentlichen  Eigenschaften  nach:  der 
karmoiainiote,  ins  Bläalicbe  spielende  Kämmererit,  mit  b%Or,0„  sechsseitige 
Tafeln,  optisch  einachsig,  auch  blättrige  Aggregate,  auf  Chromeisenstein  mit  Uwarowit 
bei  Uiasersk  im  Ural,  sowie  bei  Texas  in  Pencaylvanien  (CttromehUyrit  oder  Rhodo- 
phyllit),  auch  auf  den  Shetlandsinseln,  bei  Kraabat  in  Steiermark  nnd  bei  Schwarzen- 
berg  am  Zobten  in  Schlesien.  Zuweilen  mit  einem  Kern  von  Peanin  parallel  ver- 
wachsen. Dichter  K.  ist  der  rote  Rhodochront  von  BisBerak  und  Eyschtimsk  am 
Ural  nnd  von  der  Insel  Tinos. 

filinochlor  (CMorit  G.  Böse,  Ripidolith  t.  Eobell). 
Die  chemische  ZosamineDsetzung  schwankt  zwischen  SpAt  aod 
SptAtg.     Häufig   findet  man    das  letztere   Verhältnis,   entsprechend: 
12,9  Ä,0,  34,8  MgO,  22,0  ^jO,  und  30,3  SiO^;  bis  G\  Fe^O^  and 
17«/,  FeO. 

Monoklin  (Fig.  563),  anch  im  Habitus,  doch  sind  die  Formen  zu- 
weilen auch  scheinbar  hexagonal 
(Fig.  564).  Die  Krystalle  zeigen 
eine  gewisse  Formähnlichkeit  mit 
Pennin,  und  ebenso  mit  dem  Glimmer 
vom  Vesuv  (vergl.  Fig.  559),  doch 
sind  die  Winkel  des  letzteren  etwas 
_.     ^._  TN     FJu         verschieden.      Die    Kombinationen 

üig.  otw.  Rg.  564.        ^^^  ^j^  ^^^^  flächenreich  (Fig.  563). 

3f=— _iP(H2),  M!M=  125«  37'.  P  =  OP  (001);  MjP  =  113"  57'. 
o  =  P{lll);  o/o  =  ISl«  28';  o/i*  =  102"  7'.  «  =  |i*  (225);  «/P  = 
118"  32'.  t  =  Poo  (101);  «  =  — ^P3  (132);  i/P  =  103"  65' und  vjP  = 
104"  23'  (die  Flächen  i  und  v  liegen  sehr  nahe  wie  die  Flächen  des 
Rhomboeders  B  am  Pennin,  wo  Bjc,  den  beiden  Winkeln  ijP  und  vJP 
entsprechend,  =  103^  55').  ä  =  «Poo  (010).  f  =  4E00  (043);  (/P  = 
108"  14'.  s  =  4P3  (134);  s/P=116"  45'.  a :  i :  c  =  0,5773 : 1 :  2,2771 ; 
^  =  90"  20'  sehr  nahe  wie  beim  Glimmer  (pag.  703).  (t.  Kokscbarow, 
MateriaUen.  Bd.  II)  Mit  P  geht  der  Hauptblätterbruch  parallel.  Dril- 
linge, bei  welchen  der  Hauptblätterbruch  durch  alle  Individuen  un- 
unterbrochen hindurchgeht,  also  ähnlich  gebildet  wie  beim  Glimmer, 
sind  häufig  (Fig.  564,  vergl  Fig.  557);  die  federartige  Streifung  auf 
P  deutet  die  Zwillingsbildung  und  die  Zwilllngsgrenzen  an. 

Die  opt.  A.  E.  ist  meist  parallel,  teilweise  auch  senkrecht  zur 


Klinochlor.    Prochlorit.  719 

Sym.  Eb.,  also  teils  2.,  teils  1.  Art,  wie  beim  Magnesiaglimmer; 
+  M.  L.  stets  in  der  Sym.  Eb.,  6—8®  gegen  die  Normale  zu  P  geneigt. 
Achsenwinkel  2E  zwischen  10®  und  86®  schwankend.  Bläulich-  bis 
schwarzgrun.  Pleochroismus  ähnlich  wie  beim  Pennin.  Durchsichtig 
in  dünnen  Platten,  bis  durchscheinend.  Auf  P  perlmutterglänzend. 
G.  =  2,65—2,78.  H.  =  2.  Milde,  viel  mehr  als  der  Glimmer,  von  dem 
er  sich  außer  durch  die  Zusammensetzung  etc.  auch  durch  die  ge- 
meine Biegsamkeit  der  Spaltungsplättchen  unterscheidet.  Schmilzt 
schwer  zu  graulichgelber  Perle.  Wird  von  Schwefelsäure  zersetzt. 
Zuweilen  mit  Biotit  parallel  verwachsen. 

Der  Klinochlor  hat  seine  Hauptverbreitung  im  Chloritschiefer, 
den  er  in  der  Hauptsache  zusammensetzt.  Blättriger  Klinochlor  bei 
Traversella  in  Piemont,  bei  Arendal,  Markt  Leugast  im  Fichtelgebirge. 
Deutliche  Krystalle,  oft  sehr  glänzend,  auf  Klüften  der  krystallinischen 
Schiefer,  besonders  des  Chloritschiefers,  häufig  in  Begleitung  von 
Granat  (Hessonit)  und  Diopsid,  besonders  schön  bei  Achmatowsk  im 
Ural,  ferner  auf  der  Mussaalp  im  Alatal  in  Piemont,  am  Schwarzenstein 
im  Zillertal,  sowie  im  Pfitschtal  und  bei  Pfunders  in  Tirol,  bei  Zermatt 
im  Kanton  Wallis  etc.  Große  Krystalle  bei  West-Chester  und  ünionville 
in  Pennsylvanien.  Da  und  dort  auf  Quarz  und  anderen  Mineralien 
wurmartig  gekrümmte  Formen  von  geringer  Größe  zahlreich  neben- 
einander. Bog,  Helminth]  häufiger  finden  sich  aber  derartige  Bildungen 
beim  Prochlorit. 

Der  gelbliche  oder  grünliche  Leuchtenhergit,  hexagonale  Tafeln  oder 
Bchalige  Aggregate  von  den  Schischimskschen  Bergen  im  Ural,  ist  ein  beinahe  eiaen- 
freier  Klinochlor.  Der  rote,  chromhaltige  Kotschubeyit  ans  den  Goldseifen  von 
Karkadinsk  im  südlichen  Ural  steht  seiner  Zusammensetzung  nach  zwischen  Pennin 
und  Bllinochlor.  Der  Fyrosklerit  von  Elba,  ein  Zersetzungsprodukt  von  DiaUag, 
gehört  wohl  ebenfalls  hierher. 

Prochlorit  (Chlorit  A.  G.  Werner.    Ripidolith  G.  Eose). 

Die  Zusammensetzung  ist  zwischen  den  Grenzen  von  Sp^Ät^  und 
Sp^Atj  und  entspricht  häufig  der  Formel  SpAt^,  Der  Eisengehalt  ist 
durchgängig  beträchtlich.  Unter  der  Voraussetzung  gleicher  Moleküle 
Jf^O  und  JFfeO  entspricht  sie:  11,4^^0;  U,9MgO]  26fiFeO]  21fiAL0^', 
25,5  SiO^. 

Deutliche  Krystalle  selten,  sie  sind  stets  klein ,  haben  einen  hexa- 
gonalen  Habitus  und  bilden  gewöhnlich  dünne  Schüppchen  oder  kleine, 
lange  und  dünne,  sechsseitige  Prismen,  die  wurmförmig  gekrümmt  sind 
und  den  größten  Teil  des  Hdminth  bilden  (siehe  bei  Klinochlor) ;  zuweilen 
sind  auch  sechsseitige  Plättchen  und  Täfelchen  kammförmig  verwachsen. 
Derartige  Gruppen  mit  einem  geringen  Eisengehalt  sind  Lophoü  ge- 
nannt worden.  Wenig  glänzend.  Die  Farbe  ist  lauchgrün  bis  schwärz- 
lichgrün; der  Strich  etwas  heller  grün.     Dichroitisch  und  schwach 


720  Silikate. 

doppeltbrechend.  Die  Durchsichtigkeit  ist  aber  so  gering,  so  daß  es  noch 
nicht  gelangen  ist,  die  optischen  Eigenschaften  mit  Sicherheit  zu  er- 
mitteln. In  einer  Richtung  ein  vollkommener  Blätterbruch.  Milde 
und  sehr  weich ;  H.  =  1,  biegsam.  G.  =  2,78—2,95.  Nicht  leicht  schmelz- 
bar zu  schwarzem  Email.  Von  konzentrierter  Schwefelsäure  zersetzt 
Findet  sich  hauptsächlich  im  Hochgebirge  der  Alpen.  Die  ge- 
krümmten sechsseitigen  Säulchen  und  krystallisierten  Körnchen  des 
Helminths  sind  neben  feinen  Schüppchen  des  Prochlorits  vielfach  den 
doi-tigen  Quarz-,  Feldspat-,  Titanit-  etc.  Erystallen  auf-  und  einge- 
wachsen und  erfüllen  in  Form  eines  feinerdigen  Staubes  nicht  selten 
diese  Mineralien  im  Innern  so  vollständig,  daß  sie  ganz  dunkelgrün 
gefärbt  erscheinen.  Am  verbreitetsten  sind  lockere,  schuppige  oder 
kömige  und  erdige  Aggregate,  zuweilen  stenglig  abgesondert,  nester- 
weise in  krystallinischen  Schiefem,  wie  in  Gneißen,  Ghloritschiefem  etc. 
sowie  in  Tonschiefem,  und  ebenso  im  Granit,  Serpentin  und  ähnlichen 
Gesteinen,  auch  sind  Klüfte  in  ihnen  zuweilen  mit  solchen  Prochlorit- 
massen  erfallt.  Geringere  Mengen  in  derselben  Weise  auf  Erzlager- 
stätten, z.  B.  in  Comwall,  bei  Arendal  in  Norwegen,  Sala  in  Schweden  etc. 
Als  Gemengteil  der  Chloritschiefer  tritt  der  Prochlorit  hinter  dem 
Klinochlor  stark  zurück.  Nicht  selten  in  Form  anderer  Mineralien 
als  Pseudomorphose,  so  nach  Augit,  Homblende,  Granat,  Kalkspat, 
vielleicht  auch  nach  Quarz  und  Feldspat. 

Ein  eisenreicher  Prochlorit  von  St.  Gotthurd  ist  Onkoit  genannt  worden.  Ein 
ebensolcher  ans  den  Phylliten  des  ostbayrischen  Grenzgebirges  ist  der  Phyllo- 
chlorit.  Fattersonit  ist  ein  Prochlorit  von  ünionville  in  Pennsylvanien.  Ein 
dichter  Pr.  ist  der  grünliche  Grochauit^  das  Mnttergestein  des  Magnochromit  ge- 
nannten Chromeisensteins  yon  Grochan  bei  Frankenstein  in  Schlesien.  Allophitj 
granlichgrün,  matt,  im  Strich  glänzend,  von  serpentinähnlichem  Aussehen,  in  kleinen 
Partien  in  dem  dem  Gneil{  eingelagerten  Kalk  von  Langenbielan  in  Schlesien. 

Korundophilit  Sp^At-,  bis  SpAt4,  namentlich  das  letztere  Mischnngsrer- 
hältnis,  mit  23,84  SiO^,  ein  Drittel  des  MgO  durch  FeO  ersetzt  Dnnkelgran,  fthn- 
lich  dem  Klinochlor.  West-Chester  in  Pennsylvanien  nnd  Ashyille  in  Nordkarolina, 
immer  mit  Eomnd. 

Amesit. 

Die  reine  Amesitsnbstanz  bis  znr  Beimischung  von  Sp  im  Verhältnis  SpAt^. 
Der  eigentliche  A.  von  West-Chester  in  Pennsylvanien  enthält  21,4  SiO^.  Er  ist 
der  iSiOs-ärmste  Orthochlorit,  und  auch  bei  ihm  ist  MgO  etwa  zum  dritten  Teil 
durch  FeO  vertreten.  Er  bildet  talkähnliche,  hell  apfelgrüne,  sechsseitige,  fast  ein- 
achsige Erystalle  oder  derbe  blättrige  Aggregate  auf  rötlichem  Diaspor.  G.  =  2,71. 
Fast  unschmelzbar. 

Leptochlorite. 

Meist  sehr  basische  Magnesia-Tonerde-Silikate  von  grüner  oder  schwarzer  Farbe, 
in  denen  MgO  gewöhnlich  zum  größten  Teil  oder  auch  wohl  ganz  durch  FeO^  Al^Ot 
durch  Fe^Ot  vertreten  ist.  Hierhergehören  mit  die  SiOg-ärmsten  Silikate,  die  man 
kennt    In  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  und  ihren  sonstigen  Eigenschaften 


Leptochlorite.    Protochlorite.  721 

haben  sie  manche  Ähnlichkeit  mit  den  Orthochloriten,  können  aber  nicht  mehr  als 
isomorphe  Mischnngen  der  beiden  dort  genannten  Silikate  allein  betrachtet  werden. 
Wenn  man  sie  in  dieser  Weise  darstellen  will,  mnß  man  noch  andere  Gmndverbin- 
dnngen  zu  Hilfe  nehmen,  doch  ist  ihre  empirische  Zusammensetzung  yielfach 
schwankend  und  noch  zu  wenig  sicher  bekannt  Es  sind  wohl  auch  vielfach  Ge- 
menge, so  daß  hier  von  strengen  Gesetzmäßigkeiten  keine  Bede  sein  kann.  Dies 
sieht  man  anch  darans,  daß  sie  (mit  Ausnahme  des  Cronstedtits)  niemals  deutliche 
Krystalle,  sondern  nur  derbe  bis  dichte,  meist  schuppige  und  erdigkömige,  selten 
fasrige  Aggregate  manchmal  mit  kleintraubiger  Oberfläche  darstellen.  Sie  sind  fast 
ohne  Ausnahme  Zersetzungsprodukte  anderer  Mineralien,  besonders  von  Augit,  Horn- 
blende und  Biotit.  Vielfach  ist  ihr  Vorkommen  ein  spärliches;  gewisse  hierher  ge- 
hörige Mineralien  treten  aber  auch  massenhaft  auf,  und  einige  stark  eisenhaltige 
unter  ihnen  bilden  wichtige  Eisenerze. 

Ein  Teil  der  Leptochlorite  ist  mit  einigen  Orthochloriten  unter  dem  Namen 
der  Frotochlorite  zusammengefaßt  worden. 

Cronstedtit 

HsFe^^^Fe^^^iSi^O^Oi  die  Analysen  stimmen  aber  sehr  wenig  überein  und  geben: 
17 V2— 22  SiOjj  30— 43  J^'caOg ;  2b—38FeO,  daneben  4—5  MgO  und  zuweilen  etwas 
MnOj  8 — 11  H^O.  Al^O^  fehlt.  Elleine,  spitze,  rhomboedrische  Krystalle  mit  basischer 
Spaltbarkeit,  nicht  selten  Zwillinge  nach  der  Basis  in  verschiedener  Ausbildung ;  auch 
derbe,  kleintraubige,  innen  radialstenglige,  -fasrige  und  -blättrige  Aggregate.  Dünne 
Spaltungsplättchen  etwas  biegsam.  Grünlichschwarz  mit  dunkelgrünem  Strich ;  stark 
glänzend  j  fast  undurchsichtig.  H.  =  2V«.  G.  =  3,3 — 3,5.  Zu  schwarzer,  magnetischer 
Schlacke  schmelzbar.  Mit  Säuren  gelatinierend.  Auf  den  Erzgängen  von  PHbram 
und  Euttenberg  in  Böhmen  und  von  Lostwithiel  in  Comwall,  hier  auf  Schwefelkies ; 
Conghonas  do  Campo  in  Brasilien  (Sideroschisolith). 

Stilpnomelan, 

Durch  schwarze  Farbe,  starken  Glanz  und  vollkommene  Spaltbarkeit  dem  Cron- 
stedtit ähnlich,  mit  dem  zusammen  er  auch  als  Melanglimmer  bezeichnet  wurde. 
Bildet  derbe,  blättrige,  spröde  Aggregate.  Auch  in  dünnen  Schichten  fast  undurch- 
sichtig, aber  stark  pleochroitisch.  Grüner  Strich.  Chemisch  von  C.  wesentlich  ver- 
schieden; AkO^  statt  Fe^Os  und  mehr  SiOj  (44—46  SiO^,  5—8  4i,0„  34— 38^cO, 
1—3  MgOj  wenig  CaO,  7—9  ß^O),  H.  =  3—4.  G.  =  2,8—3,0.  Mit  Kalkspat  bei 
Obergrund  unweit  Zuckmantel  in  Osterr.-Schlesien,  bei  Weilburg  a.  Lahn  und  in 
größeren  Massen  bei  Nordmark  in  Wermland,  Schweden,  wo  er  als  Eisenerz  ge- 
wonnen wird.  Von  St.  ist  nicht  wesentlich  verschieden  der  Chalcodit  vonAntwerp 
in  New- York,  kleine  radialfasrige  Halbkugeln  mit  sammetartigem  Glanz  auf  der 
Oberfläche  oder  Bosetten  von  schwarzer  bis  gelbbrauner  Farbe. 

Daphnit  Ein  sehr  basisches  Eisenoxydul-Tonerde-Silikat  mit  sehr  wenig  MgO 
und  ohne  Eisenoxyd  (23Va%  SiOiy  39  FeO  etc.).  Konzentrisch-schalige  und  radial- 
blättrige traubige,  auch  dichte,  kleinkugelige  Aggregate  von  grüner  Farbe.  Weich 
und  mild.    G.  =  3,172.    Überzüge  auf  Arsenkies  und  Quarz  bei  Pensance  in  Cornwall 

Chamoisit  (Chamosit,  Berthierin,  Bavalit). 

Ist  ähnlich  zusammengesetzt  (23—29  SiOs,  3678^42  FeO  etc.).  Es  wird  die 
Formel:  HJ^Fe,  Mg)zAl^Si^Oiz  angegeben.  Grün  ins  Graue  oder  Schwarze,  auch  bläu- 
lich ;  erdig  bis  oolithisch ;  stets  stark  mit  Magneteisen,  Eisenspat,  Brauneisenerz  etc.  ge- 
mengt. Mit  HCl  gelatinierend.  Bei  Chamoison  im  Kanton  Wallis  schichtenförmig 
der  mittleren  Juraformation  eingelagert,  im  obersten  braunen  Jura  zwischen  den 
Windgällen  in  der  Schweiz,  hier  als  Eisenerz  bergmännisch  gewonnen.  Ebenso  im 
unteren  braunen  Jura  in  Luxemburg  und  Lothringen,  wo  er  einen  Bestandteil  der 
Bauer,  Mineralogie.  ^ 


722  Silikate. 

dortigen  oolithischen  Eisenerze  (Minette)  bildet,  z.  B.  bei  Hayingen  nnweit  Metz 
(Berthierin).  •  Ganz  ähnlich  in  den  dem  Silnr  angehörigen  oolithischen  Eisenerzen 
Ton  Schmiedefeld  bei  Saalfeld  in  Thüringen,  nnd  gleichaltrig  das  ähnliche  Vor- 
kommen yon  Nntschitz  etc.  bei  Prag  in  Böhmen.  Auch  andere  weniger  wichtige  Fundorte 
werden  noch  angegeben.  Als  Eisenerz  nicht  unwichtig;  z.  T.  mit  kleinen  Braon- 
eisensteinnieren  durchsetzt. 

Metachlorit  enthält  auch  etwas  -F««0,;  24  SiOt\  38—40  FeO  etc.  Ist  ein 
dunkelgrünes,  durch  Verwitterung  braunes,  blättrig-stenglige  Platten  bildendes  chlorit- 
ähnliches  Mineral;  mit  Kalkspat  in  dem  Schalstein  vom  Büchenberg  bei  Elbingerode 
im  Harz.  Ö.  =  3,173.  H.  =2— 3.  Mit  Säuren  gelatinierend.  Ahnlich  der  ßrun s- 
vigit  aus  dem  Oabbro  des  Radautals  bei  Harzburg. 

Del 6  8 Sit  (Eisenchlorit,  Grünerde  z.  T.  (siehe  Seladonit)). 

Basisches  Silikat,  wie  die  vorhergehenden,  aber  MgO  Überwiegt  über  FeO  und 
neben  viel^^tOs  ist  eine  gewisse  Menge  Fe^Oz  vorhanden.  Man  schreibt  zuweilen  die 
Formel:  Hio{Mg,  Fe),  {AI,  -Fe)*  SuO^;  29— 32Va  SiOt,  12—20  MgO,  4—18  FeO  etc. 
Dunkelgrüne,  dichte  bis  erdige  Massen  von  fasriger  oder  schuppiger,  meist  divergent- 
strahliger  Struktur.  Überzieht  in  Mandelsteinen  die  Wände  der  Hohlräume  nnd  erfüllt 
solche  wohl  auch  ganz.  In  dieser  Weise  außerordentlich  verbreitet  (Oberstein  a.  Nahe, 
Zwickau  in  Sachsen,  Schlesien,  Böhmen,  Thüringer  Wald,  Schottland,  Fassatal  in 
Tirol  etc.)  Er  gleicht  sehr  dem  z.  T.  ähnlich  vorkommenden  Seladonit  mit  glimmer- 
artiger Zusammensetzung,  von  dem  er  durch  bloßes  Ansehen  kaum  zu  unterscheiden 
ist.  Pleochroitisch.  H.  =  2 — 3.  G.  =  2,6 — 2,9.  Von  Säuren  leicht  zersetzt.  Von 
ähnlicher  Zusammensetzung  und  Beschaffenheit  ist  der  Chloropit,  der  den  Dia- 
basen ihre  grüne  Färbung  verleiht  (Grünsteine).  Der  Diabaniit  (Diabantachrounyn), 
ebenfalls  grün  und  erdig,  in  den  Diabasen  des  Vogtlandes  und  Frankenwaldes. 
Femer  schließt  sich  hier  an  der  grüne,  radialfasrige  Grängesit  auf  der  Magnet- 
eisenlagerstätte von  Grängesberg  in  Dalekarlien  (Schweden),  pseudomorph  nach  Augit. 

Klementit  ÄkO^  tiberwiegt  über  Fe^O^,  FeO  über  MgO  (24  SiO«,  17  AkO», 
4  FezO^j  3 — i  MgOf  38 — 40  i^cO  etc.).  Bildet  schuppige  Aggregate,  zuweilen  sechs- 
seitiger, opt.  zweiachsiger  Blättchen.  Dunkelgrün.  G.  =  2,835.  Von  HCl  teilweise 
zersetzbar.    Auf  Quarzadem  im  Schiefer  bei  Viel-Salm  in  Belgien. 

Thuringit  (Owenit). 

Ebenfalls  AkO^-  und  i^cO-reich  (20— 23»/»  SiO^,  157«- 25  AZ^O,,  20— SSVs  FeO, 
1—6  MgO  etc.).  Man  gibt  zuweilen  die  Formel:  IiisFei{Alj Fe)sSi^04i.  Dunkelgrüne, 
kleinkörnige  bis  feinschuppige,  dichte  Massen;  stark  pleochroitisch.  Leicht  zu 
schwarzer,  magnetischer  Perle  schmelzbar.  Von  HCl  leicht  zersetzt.  H.  =  2 — 272- 
G.  =  3,2.  Der  Thuringit  bildet  IVs  Meter  mächtige  Lager  im  untersilurischen  Ton- 
schiefer bei  Schmiedefeld  und  an  anderen  Orten  in  Thüringen  und  ähnlich  im 
Fichtelgebirge,  sowie  linsenförmige  Partien  in  einem  gneißartigen  G^tein  am  Zirm- 
see  in  Kärnten.  In  metamorphischen  Gesteinen  bei  Harpers  Ferry  am  Potomac 
{Oioenif). 

Euralitiat  MgO-reicher :  jET,«  (Mg,  Fe\  {AI,  Fe)^  SUfO„  mit  18  MgO,  Dunkel- 
grün, radialstrahlig-dicht.  H.  =  2—3.  G.  =  2,62.  Auf  Klüften  im  Olivindiabas  im 
Eura-Distrikt  im  südöstlichen  Finnland. 

Epichlorit  Dünnstengliche  bis  fasrige,  asbestähnliche,  grüne,  fettglänzende 
Aggregate  mit  geraden  oder  krummen  Zusammensetzungsstücken  auf  Klüften  im 
Serpentin  des  Badautales  bei  Harzburg.  5^t02-Gehalt  hoch.  (41  SiO^),  MgO  über- 
wiegt aber  FeO,  Ein  ähnliches  Mineral  in  den  Diabasen  des  Voigtlandes  nnd  Franken- 
Waldes.    Bei  Longban  in  Schweden  als  Pseudomorphose  nach  Chlorit. 


Leptochlorite.  Talk.  723 

Aphroaiderit  H^oFe^iAl,  Fe\SuOn;  fast  keine  MgO,  ÄkO^  über  Fe^O^ 
überwiegend ;  24 — 27  SiO^.  Dunkelgrüne,  feinschnppig-dichte  Aggregate.  H.  =  1.  G. 
=  2,8.  Nor  schwer  schmebEbar.  Von  kalter  HCl  zersetzt.  Bei  Weilbnrg  in  Nassau 
auf  Eoteisensteingmben  und  zwischen  Kalkspat  und  Quarz  im  Diabas.  Bei  Striegau 
und  Königshain  in  Schlesien  auf  Drusen  im  Granit.  Als  Pseudomorphose  nach  Granat 
im  Chloritschiefer  am  Oberen  See,  Nordamerika.    Nahe  verwandt  ist  der 

Strigovii.  ff^i^e, Mn\ (AI, Fej^Si^Oi,.  Kein  MgO,  dafür  7%  MnO;  Fe^O^ 
und^^^Og  zu  ziemlich  gleichen  Teilen ;  28  V«  SiO^.  Dunkelgrüne,  durch  Verwitterung 
braune,  lockere  Aggregate  kleiner,  einachsiger,  sechsseitiger  Prismen.  Überzüge  auf 
Drusen  im  Granit  bildend,  bei  Striegau  in  Schlesien,  ähnlich  bei  Strehlen  und  Hirsch- 
berg.   G.  =  3,144.    Schwer  schmelzbar.    Von  HCl  leicht  zersetzt. 

Rumpf  it.  H^MgÄliSitOii]  fast  eisenfrei,  31  SiOt.  Grünlichweiße,  dem  Pro- 
chlorit  ähnliche,  feinkörnige  bis  -schuppige  Aggregate  von  zuweilen  regelmäßig  sechs- 
seitigen, ein-  und  zweiachsigen  Plättchen.  H.  =  1 — 2.  G.  =  2,676.  Unschmelzbar 
und  von  Säuren  nicht  angegriffen.  Auf  Klüften  des  Pinolith  (Magnesit)  von  St. 
Michael  in  Obersteiermark  mit  Talk. 

Die  folgenden,  chemisch  allerdings  erst  unvollständig  bekannten  Mineralien 
stehen  den  Leptochloriten  nahe: 

Hullit  Isotrop,  sammetschwarz,  auf  Spalten  im  Basalt  in  Irland  (Belfast) 
und  Schottland  (ELinkell). 

Melanolith.  Schwarze,  schuppige,  fasrige  oder  stenglige  Aggregate  als  dünner 
Überzug  auf  Klüften  im  Syenit  von  Charlestown,  Mass. 

Leidyit  Grüne,  z.  T.  bläulichgrüne,  warzige  Überzüge  auf  einem  Quarzgang 
im  Gneiß  bei  Leiperville,  Pennsylvanien. 


Gruppe  des  Talke. 

Tonerde-  und  alkalifreie  Magnesiahydrosilikate,  in  Krystallisation  und  physi- 
kalischen Eigenschaften,  namentlich  durch  die  geringe  Härte  und  die  vollkommene 
Spaltbarkeit  in  einer  Bichtung,  sich  an  die  Glimmer  und  die  Chlorite  anschließend. 

Talk  (mit  Speckstein). 

H^Mg^Si^ 0^^=H^0. 3MgO . iSiO^  mit  63,5 SiO^,  31,7 MgO,  4,8 H^ 0, 
das  erst  bei  starker  Glähhitze  entweicht ;  MgO  ist  zum  stets  nur  kleinen 
Teil  durch  FeO  ersetzt  (1— 57o  FeO);  auch  Äl^Oj^  ist  oft  in  geringer 
Menge  vorhanden  (bis  2®/o).  Nur  derb,  nie  deutliche  Krystalle.  Nach  den 
physikalischen  Eigenschaften  und  der  z.  T.  sehr  großen  Ähnlichkeit  mit 
Glimmer  und  Chlorit  wahrscheinlich  monoklin.  Wie  diese  in  einer  Rich- 
tung yollkommen  spaltbar.  Die  Spaltungsplättchen,  gemein  biegsam  wie 
beim  Chlorit,  geben  eine  sechsstrahlige  Schlagfigur  und  zeigen  parallel 
den  Schlaglinien  vielfach  geradlinige  Risse  und  Spalten,  nach  denen 
die  Plättchen  nicht  selten  durchbrechen,  so  daß  rhombische  oder  sechs- 
seitige Formen  entstehen.  H.  =  1 ;  fettig  anzufühlen ;  milde.  G.  = 
2,7—2,8.  Hell  apfelgrün  bis  weiß;  durchsichtig  bis  durchscheinend. 
Opt.  zweiachsig;  die  Achsenebene  ist  auf  einer  Schlaglinie  senki*echt, 
also  der  Achse  b  parallel,  wie  beim  Glimmer  1.  Art.  Die  —  M.  L.  nahe 

46* 


724  Silikate. 

senkrecht  znm  Hauptblätterbruch ;  Achsenwinkel  klein,  2E  =  13® — 18*. 
y.  d,  L.  sehr  schwer  schmelzbar.  Beim  Glühen  sehr  stark  leuchtend 
und  sich  aufblätternd ;  die  Masse  wird  dabei  viel  härter :  H.  =  6.  Mit 
Eobaltsolution  geglüht  blaßrot.    Von  Säuren  nicht  angegriffen. 

Der  Talk  findet  sich  in  besonders  großblättrigen,  auch  stengligen 
Aggregaten  gangförmig  im  Serpentin,  so  z.  B.  bei  E[raubat  in  Steier- 
mark. Mehr  oder  weniger  großblättrig  bis  schuppig  und  dicht  weit 
verbreitet  in  großen  Massen,  gesteinsbildend  als  Talkschiefer  in  den 
krystallinischen  Schiefem  der  Alpen,  besonders  in  Tirol,  Steier- 
mark, am  St.  Grotthard,  in  Piemont  etc.,  auch  im  Ural  in  großer  Aus- 
dehnung und  an  vielen  anderen  Orten.  Der  Talkschiefer  bildet  das 
Muttergestein  vieler  Mineralien,  die  meist  ringsum  auskrystallisiert 
in  demselben  eingewachsen  sind:  Magneteisen,  Dolomit,  Bitterspat, 
Strahlstein,  Apatit  (Spargelstein),  Pyrit  u.  a.  Im  Ural  umschließt  der 
Talkschiefer  größere  Massen  des  Glitikit  genannten  Olivingesteins,  aus 
dem  der  dortige  T.  durch  Umwandlung  entstanden  ist.  Überhaupt  ist 
der  Talk  wohl  nirgends  ein  ursprüngliches  Mineral,  sondern  wahr- 
scheinlich immer  durch  Umwandlung  aus  anderen  Mineralien  hervor- 
gegangen und  zwar  vorzugsweise  aus  Jfj/O-haltigen  und  Al^O^-freien, 
wie  die  Pseudomorphosen  nach  Olivin,  Enstatit  {Phästin  von  Kupfer- 
berg im  Fichtelgebirge),  Salit,  Strahlstein  etc.  zeigen. 

SpejjJcstein  (Steatit)  ist  dichter  Talk  von  weißer  Farbe  mit 
unebenem  bis  splittrigem  Bruch  und  häufig  mit  traubiger  Oberfläche, 
Er  hat  die  Zusammensetzung  und  alle  wesentlichen  Eigenschaften  des 
Talks,  wird  aber  von  der  Phosphorsalzperle  schwierig  zersetzt,  während 
der  Talk  darin  unter  Aufschwellen  und  Aufschäumen  leicht  ein  Eiesel- 
skelett  liefert.  Sehr  häufig  sind  Pseudomorphosen  des  Sp.  nach  Quarz, 
Dolomit,  Kalkspat,  Augit  etc.,  die  allseitig  von  der  dichten  Masse  um- 
schlossen, aber  an  einer  Stelle  auch  mit  ihr  verwachsen  sind.  So 
findet  sich  der  Speckstein,  jedenfalls  auch  als  Umwandlungsprodukt, 
auf  einem  ausgedehnten  Lager  im  Glimmerschiefer  bei  Göpfersgrfln  im 
Fichtelgebirge  unweit  Wunsiedel ;  femer  bei  BriauQon  in  Frankreich ; 
auf  den  Erzlagerstätten  von  Sala,  Fahlun  etc.  in  Schweden  (sog.  Sk&lar) 
und  ähnlich  auf  der  Magneteisenerzlagerstätte  von  Preßnitz  in  Böhmen. 

Eine  Pseudomorphose  von  Speckstein  nach  Angit  von  Canton  in  New- York  und 
ans  Kanada  ist  Rensselaeritj  eine  solche  ans  dem  körnigen  Kalk  von  Pargas  etc. 
in  Finnland  PyraUolith  genannt  worden. 

Der  Talk  wird  in  feingepnlvertem  Znstand  als  Schmiermittel,  der  Speckstein 
zn  Gasbrennern  nnd  wie  Kreide  znm  Zeichnen,  namentUch  anf  Tnch,  benntzt  (Craie 
de  BrianQon).  Znm  Sp.  gehört  anch  ein  Teil  des  chinesischen  Bildsteins  (Agalma- 
tolith,  Pagodit),  ans  dem  in  China  die  bekannten  Fignren  etc.  geschnitzt  werden 
(andere  solche  Bildsteine  sind  wasserhaltige  Tonerdesilikate,  pag.  743). 

Ein  mit  Ghlorit  nnd  Glimmer  gemengter  feinschnppiger  Talkschiefer  aus  der 
Gegend  yon  Chiavenna  nnd  sonst  in  den  Alpen  wird  Topfstein  (Lavezstein,  Giltstein) 


Grnppe  des  Serpentins.  725 

genannt.    Er  läßt  sich  auf  der  Drehbank  zn  Töpfen  nnd  anderen  ähnlichen  Geräten 
Terarbeiten.    Findet  sich  auch  bei  Zöptau  in  Mähren  nnd  in  Grönland. 

Etwas  SiOt-reicher  a]s  Talk,  vielleicht  mit  etwas  Quarz  gemengt,  ist  der  groß- 
blättrige Talkoid  von  Preßnitz  in  Böhmen. 


Gruppe  des  Serpentins, 

Tonerdefreie  Magnesiahydrosilikate  ohne  vollkommene  Spaltbarkeit  nnd  härter 
als  Talk.    Meist  sekundär  dnrch  Umwandlung  anderer  Mineralien  entstanden. 

Serpentin. 

H^Mg^Si^0^  =  2H^0 .3MgO .2SiO^  mit  43,48  SiO^,  43,48  MgO, 
13,04  ÄjÖ,  das  erst  bei  Glühhitze  ganz  entweicht.  Bis  zu  13®/o  FeO, 
meist  allerdings  weniger,  in  einer  analogen  FeO- Verbindung  isomorph 
beigemischt,  ersetzt  die  äquivalente  Menge  MgO.  Ein  kleiner  NiO- 
Gehalt  ist  nicht  selten.  AhO^  fehlt  im  reinen  S.,  kleine  Mengen 
kommen  aber  vielfach  als  Verunreinigung  vor;  jedenfalls  können 
Mineralien  mit  einem  größeren  J./2O3 -Gehalt  nicht  zum  S.  gerechnet 
werden.  Das  Silikat  des  Serpentins  ist  dasselbe,  das  wir  schon  beim 
Chlorit  als  einen  der  Bestandteile  kennen  gelernt  haben  (pag.  714). 

Der  Serpentin  bildet  niemals  regelmäßige  Krystalle,  zeigt  aber 
durch  seine  Struktur  und  seine  physikalischen  Eigenschaften,  daß  er 
keine  amorphe,  sondern  eine  krystallisierte  Substanz  ist.  Aus  seinem 
Gesamtverhalten  geht  hervor,  daß  er  wahrscheinlich  dem  rhombischen, 
vielleicht  auch  dem  monoklinen  System  angehört.  Der  meiste  S.  ist 
vollkommen  dicht,  zeigt  aber  doch  u.  d.  M.  zuweilen  ein  versteckt 
feinfasriges  oder  -blättriges  Gefiige  (dichter,  eigentlicher  Serpentin). 
Manche  Varietäten  sind  mehr  oder  weniger  ausgesprochen  stenglig  und 
fasrig  bis  zum  Verschwinden  dieser  Struktur  für  das  bloße  Auge 
(Faserserpentin).  Manchmal  ist  der  S.  auch  blättrig  oder  schiefrig 
(Blätterserpentin). 

G.  =  2,7 — 2,8 ;  wahrscheinlich  infolge  von  Verwitterung  zuweilen 
geringer,  bis  2,3.  H.  =  3 — 4.  Keine  Spaltbarkeit ;  Bruch  nach  der  Struk- 
tur verschieden.  Mild  bis  wenig  spröde.  Farbe  meist  grün  bis  gelb  in 
zahlreichen  Nuancen ;  durch  Verwitterung  und  fremde  Einschlüsse  auch 
rot  und  braun,  bis  schwarz;  doch  sinkt  sie  nicht  selten  bis  nahe  zur 
Farblosigkeit  Häufig  an  demselben  Stück  mehrfach  wechselnd  in  ver- 
schiedenen Zeichnungen.  Wenig  glänzend  bis  matt ;  stärker  glänzend  im 
Strich,  also  politurfähig.  Schwach  durchscheinend  bis  undurchsichtig. 
Lichtbrechung  schwach  (ß  =  1,57);  ziemlich  kräftige  Doppelbrechung. 
U.  d.  M.  manche  pleochroitisch.  V.  d.  L.  brennt  er  sich,  wenn  nicht 
zu  stark  verunreinigt,  weiß  und  ist  schwer  und  nur  an  den  feinsten 
Spitzen  schmelzbar.  Mit  Co-solution,  wenn  wenig  gefärbt,  blaßrot. 
Von  Säuren  unter  Abscheidung  weißer,  schleimiger  Kieselsäure  zer- 


726  Silikate. 

setzt,  Yon  HCl  langsamer,  von  H^SO^  rascher  und  vollständiger.  Im 
letzteren  Fall  entsteht  Bittersalz,  das  zuweilen  aus  S.  im  großen  dar- 
gestellt wird. 

Der  Serpentin  ist  stets  in  irgend  einer  Weise  ein  Produkt  der 
Umwandlung  M^O^-freieT,  Jf^rO-haltiger  Silikate,  besonders  des  Olivins. 
Die  spezielle  Art  der  Entstehung  und  damit  auch  das  Vorkommen  ist 
aber  bei  den  oben  erwähnten  Varietäten  des  S.  verschieden.  Wir 
werden  diese  daher  einzeln  betrachten. 

(J.  Roth,  Abhandlgn.  Berlin.  Akad.  1870;  G.  Rose,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol. 
Ges.  Bd.  3,  pag.  109;  Websky,  ibid.  Bd.  10,  pag.  277;  Tschermak,  Sitzgsber.  Wien. 
Akad.  Bd.  65,  pag.  261;  Sandberger,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1866,  pag.  385  und  1867, 
pag.  171;  Weigand,  Min.  Mittlgn.  1875,  pag.  183;  R.  Branns,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
Beil.-Bd.  V,  1887,  pag.  275;  Clarke  und  Schneider,  siehe  Branns,  ibid.  1896,  n,  pag. 
243  der  Referate.) 

a)  Dichter  (eigentlicher)  Serpentin.  Es  ist  der  dichte  kom- 
pakte Serpentin,  mit  muschligem  bis  unebenen,  wenig  glänzendem  bis 
mattem  Bruch,  der  an  zahlreichen  Orten  in  größter  Massenhaftigkeit 
vorkommt  und  als  Gestein  am  Aufbau  der  Erdkruste  einen  wesent- 
lichen Anteil  nimmt,  bald  in  den  Lagerungsformen  der  Einiptivgesteine 
als  Stock,  Gang,  Decke  etc.,  bald  schichtenförmig  der  Reihe  der  krystal- 
linischen  Schiefer  eingeschaltet.  U.  d.  M.  läßt  er  nahe  Beziehungen 
zu  dem  Faser-  und  dem  Blätterserpentin  erkennen.  In  den  meisten 
Fällen  zeigt  er  dabei  eine  feinfasrige  Struktur,  feinblättrig  dicht  sind 
fast  alle  alpinen  Serpentine.  Durchscheinend  in  verschiedenen  Graden 
bis  zur  vollkommenen  Undurchsichtigkeit  Die  Farbe  ist  zuweilen 
einheitlich  in  den  obengenannten  Nuancen,  häufiger  an  demselben 
Stück  wechselnd.  Niemals  ist  er  von  ursprünglicher  Entstehung;  stets 
ist  er  ein  direktes  Umwandlungsprodukt  anderer  Gesteine,  namentlich 
solcher,  die  anfänglich  ganz  oder  fast  ganz  aus  Olivin  bestanden  haben 
(Peridotit,  Paläopikrit,  Olivingabbro  etc.),  oder  auch  von  Amphibol- 
und  Pyroxengesteinen  verschiedener  Art.  An  die  Stelle  des  ursprüng- 
lichen Gesteins  ist  der  durch  Umwandlung  aus  ihm  entstandene  Ser- 
pentin getreten.  Man  erkennt  dies  daran,  daß  der  S.  sehr  häufig 
Beste  des  Urminerals  einschließt,  oder,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist, 
an  dessen  oft  noch  sehr  gut  erhaltener  Form  und  Struktur.  Der  Olivin, 
2MgO  .  SiO^  oder  iMgO  .  2SiO^,  geht  durch  Abgabe  von  MgO  und 
Aufnahme  von  H^O  in  Serpentin,  SMgO .  25^0^ .  2^2  0  über  (vgl.  (310)). 
Dabei  bildet  ein  Teil  des  Eisens  im  Olivin  die  analoge  Verbindung: 
SFeO .  2Si02  ^  2n^0 ,  die  dem  Magnesiasilikat  isomorph  beigemischt 
bleibt.  Ein  anderer  Teil  liefert  oft  Magneteisen,  das  dann  dem  Ser- 
pentin in  feiner  Verteilung  beigemengt  ist  und  ihn  schwarz  färbt. 
Die  ausgeschiedene  MgO  liefert  durch  Aufnahme  von  CO^  Magnesit 
{MgCO^\  der  den  Serpentin  häufig  begleitet  (siehe  unten). 

Die  Umwandlung  beginnt  an  den  Rändern  feiner  Bisse  und  Spalten, 


Serpentin.  727 

die  zunächst  die  Olivinkömer  durchsetzen  und  schreitet  von  hier  aus 
nach  dem  Innern  fort.  Es  entsteht  so  ein  Maschengewebe  von  Ser* 
pentin,  das,  solange  der  Prozeß  noch  nicht  beendet  ist,  unveränderte 
Olivinteilchen  umschließt  (Serpentin  mit  Maschenstruktur).  Bei  der 
Serpentinisierung  von  Amphibolen  und  Pyroxenen  (wobei  es  sich  aber 
nur  um  ganz  oder  fast  ganz  ^/gOg -freie  Glieder  dieser  Gruppen  han- 
deln kann),  manchmal  allerdings  auch  beim  Olivin,  folgt  die  Ver- 
änderung den  Blätterbrüchen,  so  daß  der  neugebildete  Serpentin  ge- 
radlinige Streifen  bildet,  die  sich  durchkreuzen.  Es  entsteht  eine 
Gitter-  oder  Fensterstruktur,  wobei  sich  im  Amphibol  die  Stäbe  des 
Gitters  unter  124*^,  im  Pyroxen  nahezu  rechtwinklig  durchschneiden. 
Einen  Aufschluß  über  den  Ursprung  des  Serpentins  geben  manchmal 
auch  die  in  ihm  eingewachsenen  Mineralien,  Granat  (Pyrop),  Augit; 
Diallag,  Bronzit,  Glimmer,  Feldspate  etc.,  die  einen  Bestandteil  des 
Urgesteins  gebildet  haben,  aus  dem  nachmals  der  Serpentin .  hervorge- 
gangen ist.  Dabei  sind  diese  Mineralien  erhalten  geblieben  oder  aber  oft 
gleichfalls  umgeändert  worden.  Durch  alle  derartigen  Beimengungen 
werden  natürlich  die  Eigenschaften  des  Serpentins,  besonders  das 
spezifische  Gewicht  und  die  Härte,  mehr  oder  weniger  verändert, 
namentlich  wird  die  Härte  nicht  selten  durch  Imprägnation  mit  Kiesel- 
säure vergrößert.  Solche  mit  Kieselsäure  imprägnierte  Serpentine 
sind  als  SiliciophUe  bezeichnet  worden. 

In  besonders  ausgezeichneter  Weise  wird  die  sekundäre  Bildung 
des  Serpentins  durch  Umwandlung  aus  anderen  Mineralien  veran- 
schaulicht durch  die  zahlreichen  Pseudomorphosen.  Häufig  sind  solche 
nach  Olivin,  so  bei  Antwerp  in  New- York,  Katharinenburg  im  Ural 
und  besonders  bei  Snarum  in  Norwegen.  Hier  bestehen  die  ursprüng- 
lichen Olivinkrystalle  jetzt  z.  T.  ganz  aus  S.,  aber  nicht  selten  um- 
schließt auch  nur  eine  Rinde  von  S.  einen  noch  frischen  Olivinkem 
in  allmählichem  Übergang.  Den  Beginn  der  Serpentinisierung  des 
Olivins  stellt  der  Villarsit  von  Traversella  in  Piemont  dar  (pag.  689). 
Ahnliche  derbe  Substanzen  bei  Amelose  unweit  Biedenkopf  in  Hessen. 
Pseudomorphosen  nach  Monticellit  im  kömigen  Kalk  vom  Monzoni  in 
Südtirol;  nach  Bronzit  (Protobastit)  im  Anfang  der  Entstehung  im 
ßadautal  bei  Harzburg  (Bastit  oder  Sdiillerspat  (pag.  653));  ein  im 
Übergang  zum  Serpentin  begriffener  Bronzit  ist  auch  der  gelbliche 
Monradit  aus  dem  Bergenstift  in  Norwegen.  Serpentin  in  der  Form 
von  Diallag  ist  verbreitet.  Eine  Pseudomorphose  von  S.  nach  Salit 
von  Sala  in  Schweden  ist  der  PikrophylL  Serpentin  in  Augitform  und 
ebenso  in  Amphibolform  ist  von  Easton  in  Pennsylvanien  bekannt. 
Ferner  werden  Pseudomorphosen  nach  Chondrodit,  Granat,  Dolomit 
und  anderen  Mineralien  angegeben. 

Nach  dem  Aussehen  pflegt  man  den  dichten  Serpentin  in  zwei 


728  Silikate. 

Varietäten  zu  teilen.  Der  reinere  schöner  und  meist  hell  gefärbte, 
stärker  durchscheinende  Serpentin  wird  als  edler  von  dem  unreineren, 
weniger  durchscheinenden,  dunklen  und  trübe  gefärbten  genmnen  Ser- 
pentin geschieden. 

Edler  Serpentin  (Ophit).  Licht  und  meist  einheitlich  gefärbt 
Lauchgrün,  spargelgrün,  zeisiggrftn  bis  ins  Gelb.  Stark  durchschei- 
nend mit  schwach  glänzendem,  muschligem  bis  unebenem  Bruch.  Viel- 
fach im  Kalk  eingewachsen;  solche  mit  Serpentin  durchsetzte  Kalke 
werden  Opkicalcit  genannt.  Auch  einzelne  kleinere  Partien  im  ge- 
meinen Serpentin  bildend.  Zum  edlen  S.  gehören  u.  a.  fast  alle  die 
genannten  Pseudomorphosen  nach  Olivin,  Monticellit,  Chondrodit, 
Pyroxen  und  Amphibol.  Einige  Vorkommnisse  sind  mit  besonderen 
Namen  belegt  worden:  der  bläulichgrüne  Bawenit  von  Smithfield  in 
Khode  Island  und  aus  Indien;  der  honiggelbe  bis  ölgrüne,  etwas  H^O^ 
reichere  Bäinalüh  von  Grenville  in  Kanada;  der  sog.  Tangiwai  von 
Neuseeland  etc. 

Gemeiner  Serpentin,  Meist  düstere,  dunkle  Farben  und  weniger 
durchscheinend  infolge  der  oft  starken  Beimengung  von  allerlei  Ver- 
unreinigungen. Daher  vielfach  nicht  einheitlich,  sondern  wechsetad 
in  wolkigen,  geäderten,  geflammten  etc.  Zeichnungen.  Die  Hauptfarbe 
ist  ein  sehr  dunkles  Grün,  das  durch  Beimengung  von  Magneteisenstaub 
(siehe  oben)  bis  ins  Schwarz  geht,  andererseits  aber  auch  bis  ins  Hellgrau 
und  Gelb  verläuft.  Andere  Eisenverbindungen  bringen  braune  und  rote 
Farben  hervor,  die  alle  zusammen  an  demselben  Stück  auftreten  können. 
Bruch  matt,  uneben  bis  muschlig,  glatt  und  splittrig.  Der  gemeine  S. 
ist  derjenige,  der  gesteinsbildend  auftritt  und  das  Mineral  in  seiner 
größten  Massenhaftigkeit  darstellt.  Er  findet  sich  an  zahlreichen  Stellen, 
in  Sachsen  (Zöblitz,  Roßwein,  Greiffendorf  etc.),  im  Fichtelgebirge,  im 
hessischen  Hinterland  und  in  Nassau  (Gegend  von  Biedenkopf,  Dillen- 
burg etc.),  in  den  Vogesen,  im  Schwarzwald,  an  vielen  Orten  in  den 
Alpen,  in  Österreich,  Böhmen,  Mähren  und  Spanien,  England  und 
Schottland,  sehr  vielfach  im  Ural,  in  Nordamerika,  Neuseeland  etc. 
Er  wird,  wie  übrigens  auch  der  edle  S.,  wenn  er  in  größeren  Stücken 
vorkommt,  zur  Herstellung  aller  möglichen  größeren  und  kleineren 
Gebrauchsgegenstände  benützt  (Vasen,  Lampenfüße,  architektonische 
Ornamente,  Wärmsteine  etc.),  da  er  sich  leicht  auf  der  Drehbank  und 
in  anderer  Weise  verarbeiten  läßt  und  wegen  seiner  hohen  Politur- 
fähigkeit ein  hübsches  Aussehen  erhält.  Besonders  bekannt  ist  in 
dieser  Hinsicht  die  Gegend  von  Zöblitz  in  Sachsen,  von  Epinal  in 
Frankreich  und  von  Lizard  in  CorawaU.  In  Hessen  wird  der  aus 
Paläopikrit  entstandene  S.  als  Pflaster-  und  Baustein  verwendet. 

Zum  gemeinen  S.  ist  anch  zn  rechnen  der  Schweizerit,  gelblichgran  bis  grün- 
lichgelb, schwach  wachsglänzend,  fettig  anzufühlen  Tom  Findelengletscher  bei  Zermatt 


Serpentin.  729 

im  Kanton  Wallis  und  dem  Feegletscher  im  Saastal  in  der  Schweiz,  nnd  der  grünlich- 
schwarze Vorhauserit  mit  Granat  im  blanen  Eontaktkalk  vom  Monzoni  in  Tirol. 

b)  Faserserpentin,  Die  fasrige  Struktur  ist  entweder  schon 
mit  bloßem  Auge  zu  sehen  oder  tritt  doch  u.  d.  M.  sehr  deutlich 
hervor.  Er  unterscheidet  sich  namentlich  auch  im  Vorkommen  von  dem 
eigentlichen  Serpentin,  indem  er  schmale  Schnüre  und  kleine  Gänge 
in  dem  letzteren  bildet.  Bei  der  Umwandlung  des  Urminerals  z.  B. 
des  Olivins  in  Serpentin  sind  Lösungen  entstanden,  aus  denen  gleich- 
zeitig ausgesprochen  fasriger  Serpentin  auf  den  das  Gestein  durch- 
ziehenden Klüften  und  Spalten  als  Neubildung  zur  Ablagerung  ge- 
langte. Dieser  Faserserpentin  hat  alle  wesentlichen  Eigenschaften 
des  dichten,  der  z.  T.  nur  eine  dichte  Abart  von  jenem  ist.  Nach 
seiner  äußeren  Erscheinung  wird  der  Faserserpentin  verschieden  be- 
nannt. Man  unterscheidet  namentlich  drei  Varietäten:  den  fasrigen 
Chrysotil,  den  stengligen  Metaxit  und  den  versteckt  radialfasrigen  bis 
dichten  Pikrolith. 

Chrysotil  (schillernder  Asbest  nebst  Serpentinasbest.)  Der  eigent- 
liche Chrysotil  oder  schillernde  Asbest  bildet  dünne,  parallelfasrige 
Schnüre  und  Platten  im  dichten  Serpentin.  Die  einzelnen  feinen, 
weichen,  milden,  biegsamen  und  zähen,  durchscheinenden  Fasern  stehen 
auf  den  Spaltenwänden  senkrecht  und  trennen  sich  leicht  voneinander. 
Die  Farbe  ist  grün,  braun  bis  gelb,  der  Glanz  ein  ausgezeichneter 
metallischer  Seidenglanz.  Farbloser  seidenglänzender  Faserserpentin 
von  Reichenstein  in  Schlesien  ist  Leukotil  genannt  worden.  In  jeder 
Faser  gehen  zwei  Blätterbrüche,  die  sich  unter  130^  schneiden,  den 
Fasern  parallel.  Nach  diesen  verläuft  auch  eine  Auslöschungsrichtung, 
die  der  kleinsten  Elastizität  entspricht.  Eine  Platte  senkrecht  zur 
Faserung  zeigt  ein  zweiachsiges  Interferenzbild,  die  Achsenebene  ist  der 
großen  Diagonale  des  Spaltungsprismas,  die  +  M.  L.  der  Faserrich- 
tung parallel.  Alle  diese  Eigenschaften  weisen  auf  rhombische  Kry- 
stallisation  hin.  Der  Achsenwinkel  schwankt  zwischen  16®  und  50®, 
und  ist  auch  auf  derselben  Platte  nicht  konstant.  G.  =  2,6.  Bei  Zer- 
setzung durch  HCl  wird  die  Kieselsäure  in  der  Form  der  Fasern  aus- 
geschieden. Ausgezeichnet  u.  A.  bei  Reichenstein  in  Schlesien,  auch 
bei  Amelose  unweit  Biedenkopf  in  Hessen  (im  Paläopikrit).  Der  Chr. 
von  den  Bare  Hills  bei  Baltimore  ist  etwas  JVO-reicher  (Baltimorü). 

Nicht  aller  fasriger  Serpentin  hat  den  charakteristischen  Glanz 
des  Chrysotils.  Der  meiste  ist  wenig  glänzend  und  matt  und  dann 
gewöhnlich  auch  farblos  und  bildet  den  Serpentinasbest,  Er  gleicht  so  oft 
dem  Amphibolasbest  äußerlich  sehr  und  wird,  wie  übrigens  auch  der 
Chrysotil,  in  derselben  Weise  wie  dieser  technisch  verwendet  (pag.  672), 
darf  dabei  aber  nicht  mit  Säuren  in  Berührung  kommen,  und  hält  auch 
wegen  des  Wasserverlusts  keine  so  hohe  Temperaturen  aus  wie  der 


730  Süikate. 

letztere.  In  großer  Menge  wird  er  in  der  Provinz  Quebec  in  Kanada, 
übrigens  auch  in  den  lombardischen  Alpen  (Val  Malenco)  gewonnen. 
Auch  sonst  in  den  Alpen :  Tirol,  Piemont  etc.,  vorkommend.  Die  Fasern, 
welche  die  Dolomitrhomboeder  vom  Wildkreuzjoch  in  Tirol,  oft  in 
regelmäßiger  Anordnung  parallel  den  Kanten,  durchwachsen,  haben  den 
Namen  Nemaphyllü  erhalten. 

Verv^orrene  Fasern  des  Serpentinasbestes,  z.  T.  wohl  schon  mehr  oder  weniger 
stark  zersetzt,  bilden  einen  Teil  dessen,  was  als  BergfUisch,  Bergkork^  Bergleder^ 
Bergholz  oder  Xylotü  etc.  (pag.  672)  bezeichnet  wird.  Vorkommen  im  Zillertal  in 
Tirol,  in  Norwegen  etc.  mit  anderen  Serpentinvarietäten.  Gewisse  Vorkommnisse 
von  Bergkork  und  Bergleder  aus  Schottland  sind  Pilolith  genannt  worden. 

MetaxU.  Bildet  ebenfalls  dünne  Schnüre  und  Platten  im  dichten 
Serpentin,  die  Struktur  ist  aber  dünnstenglig  zuweilen  bis  ins  Dichte 
und  die  Stengel  sind  nicht  mild  und  biegsam,  sondern  starr  und  zer- 
brechlich. Sie  stehen  auf  den  Wänden  der  Spalten,  die  der  M.  er- 
füllt, senkrecht  und  sind  einander  parallel,  aber  häufig  nicht  gerad- 
linig, sondern  in  der  Mitte  ziemlich  scharf  umgeknickt ;  zuweilen  auch 
spitz  kegelförmige,  von  einem  Punkt  ausstrahlende  Büschel  bildend. 
H.  =  3—4,  auch  andere  Eigenschaften  wie  beim  S.  Die  Farbe  ist  wie  bei 
Chrysotil,  aber  kein  Seidenglanz,  sondern  matt.  Begleitet  den  Chrysotil 
z.  B.  bei  Zöblitz,  Eeichenstein,  Amelose  etc.  im  dichten  Serpentin.  Auf 
der  Grube  Zweigler  bei  Schwarzenberg  in  Sachsen  im  Kalk. 

Hydrophit,  berggrau,   vom  Taberg  in  Schweden,  ist  ein  mit  Magneteisen 

_  mm 

verunreinigter  Serpentin  von  der  Beschaffenheit  des  Metaxits.  Etwas  Ähnliches  ist 
auch  der  gleichfalls  mit  Magneteisen  und  auch  mit  Kalkspat  imprägnierte  Jen- 
kinsitj  der  im  Staat  New- York  Überzüge  auf  Magneteisen  bildet. 

PikrolitJt.  Schnüre  und  Platten,  Klüfte  im  dichten  Serpentin  er- 
füllend, wie  Chrysotil,  zuweilen  lagenweise  mit  diesem  in  der  gleichen 
Spalte  mehrfach  abwechselnd.  Dicht,  aber  u.  d.  M.  ausgezeichnet 
radialfasrig  mit  chalcedonähnlicher  Struktur.  Grenzflächen  an  den 
Spaltenwänden  glatt  mit  einzelnen  groben,  geraden  Streifen,  wie  Rutsch- 
flächen. Bruch  muschlig.  Glanz  matt,  etwas  ins  Fettige.  Stark  porös 
und  an  der  Zunge  klebend.  Undurchsichtig,  wird  aber  durch  Auf- 
nahme von  Wasser  (oder  Kanadabalsam  bei  Herstellung  von  Schliffen) 
stark  durchscheinend  bis  schwach  durchsichtig  und  dunkler  grün. 
Sonst  ist  die  Farbe  hellgrün  ins  Grau  bis  weiß.  H.  =  3^—4^,  also 
etwas  härter. 

Zum  Pikrolith  gehört  auch  der  apfelgrUne,  etwas  iVüO-haltige  Williamsit 
von  ehester  und  Texas  in  Pennsylvanien. 

c)  Blätterserpentin  (Antigorit).  Der  typische  Blätterserpentin,  der 
nach  dem  Vorkommen  im  Äntigoriotale  in  den  piemontesischen  Alpen 
den  Namen  Antigorit  erhalten  hat,  zeigt  die  Zusammensetzung  des 
Serpentins,  aber  stets  einen  geringen  ^ZgOg-Gehalt.    Krystalle  sind 


Serpentin.    Meerschanm.  731 

nicht  bekannt.  Er  bildet  mattglänzende,  ausgedehnte,  dünn-  nnd  ge- 
rade- bis  krummschiefrige  Aggregate,  die  nach  einer  Richtung  leicht 
teilbar  sind.  G.  =  2,62.  H.  =  2^.  Im  Aussehen  dem  edlen  Serpentin 
ähnlich.  Die  Farbe  ist  nicht  sehr  dunkel  grün  ins  Bläuliche  oder 
Grauliche.  Durchscheinend,  in  dünnen  Schichten  schwach  durch- 
sichtig. Optisch  zweiachsig  mit  kleinem  Achsenwinkel ;  die  —  M.  L. 
senkrecht  oder  doch  sehr  nahe  senkrecht  zu  den  Teilflächen.  Schwer 
schmelzbar.  Nur  durch  konzentrierte  Schwefelsäure  unter  Abschei- 
dung flockiger  Kieselsäure  zersetzt.  Die  Eigenschaften  des  Anti- 
gorits  weichen  danach  z.  T.  von  denen  des  eigentlichen  Serpentins 
etwas  ab  und  nähern  sich  mehr  denen  des  Chlorits,  so  daß  dem 
Blätterserpentin  zuweilen  eine  andere  Konstitution  zugeschrieben  und 
er  als  das  in  der  Mischung  der  Chlorite  auftretende  Serpentin- 
silikat betrachtet  und  zum  Chlorit  gestellt  wird  (pag.  714).  Die 
Schieferung  wäre  dann  als  Spaltbarkeit  anzusehen.  Andere  Fundorte 
großblättrigen  Antigorits  bei  Zermatt,  am  Großvenediger ,  Sprechen- 
stein bei  Sterzing  in  Tirol.  Im  Stubachtal  in  Salzburg  regelmäßig 
verwachsen  mit  Olivin,  aus  dem  er  wohl  entstanden  ist.  Blättrig- 
dicht sind  fast  alle  Serpentine  der  Alpen,  die  also  wohl  als  dichte 
Blätterserpentine  anzusehen  sind,  wie  die  meisten  anderen  Serpentine 
als  dichte  Faserserpentine. 

Hierher  gehört  auch  der  Marmolith^  spargelgrün,  durchscheinend,  deutlich 
schiefrig  oder  hlättrig  im  Serpentin  von  Hoboken  in  New- Jersey,  von  Orijärfvi  in 
Finnland  nnd  von  Eraubat  in  Steiermark,  wahrscheinlich  eine  Pseudomorphose  nach 
Brucit.  Ebenso  der  bräunlichgraue,  auf  den  Teilungsflächen  fast  silberweiße,  perl- 
mutterglänzende, talkähnliche,  schuppige  Thermophyllit  von  Hopousuo  in  Finn- 
land und  von  La  Molle,  Dep.  du  Var. 

Der  Serpentin  wird  häufig  durch  Verwitterung  vollkommen  zer- 
setzt. Dabei  wird  ebenfalls  MgO  ausgeschieden  (310),  die  sich  als 
MgCO^  in  der  Form  des  Magnesits  in  der  Nähe  ablagert,  während 
SiO^  als  Opal,  Chalcedon,  Hornstein  (Chrysopras  etc.,  durch  den  kleinen 
JVi-Gehalt  des  Serpentins  grün  gefärbt)  zurückbleibt,  so  z.  B.  bei 
Frankenstein  in  Schlesien.  Auch  hierbei  wird  der  Serpentin  viel- 
fach mit  Kieselsäure  imprägniert  (pag.  726),  und  es  entstehen  noch 
mancherlei  andere,  z.  T.  stark  iVi-haltige  Zersetzungsprodukte,  von 
denen  unten  noch  einige  erwähnt  sind. 

Auch  weniger  durchgreifende  Umwandlungen  erleidet  der  S.  nicht 
selten.    Ein  Zersetzungsprodukt  dieser  Art  ist  wahrscheinlich  der 

Meerschaani  (Sepiolith). 

H.Mg^Si^O^o  =^  Sfl^O  .  2MgO  .  3SiO^  .  60,8  SiO^.  Das  Wasser 
entweicht  vollständig  erst  bei  Rotglut.  Diese  Formel  gilt  aber  nur 
nach  dem  Trocknen;  im  frischen  Zustand  enthält  der  M.  stets  eine 
gewisse  Menge,  etwa  2  Moleküle,  hygroskopisches  Wasser.    Er  bildet 


732  Silikate. 

milde,  undurchsichtige,  weiße,  auch  gelbliche,  rötliche  und  grauliche 
dichte  Massen  mit  unebenem  Bruch,  und  öfters  Knollen  mit  rund- 
licher Oberfläche.  Matt,  im  Strich  glänzend.  G.  =  2,0— 2,5;  da  aber 
der  M.  sehr  porös  ist,  so  daß  er  an  der  Zunge  klebt,  so  schwimmen  die 
Stücke  auf  dem  Wasser.  H.  =  2 — 2^.  Fühlt  sich  etwas  mager  an. 
Wird  durch  Glühen  hart,  zieht  sich  zusammen  und  schmilzt  schwer. 
Brennt  sich  im  Kolben  oft  schwarz  und  wird  mit  Kobaltsolution 
geglüht  licht  rot.  Von  HCl  zersetzt.  Findet  sich  in  Kleinasien 
vorzugsweise  in  der  Ebene  Eski-Scher  im  Serpentin,  wird  hier 
auch  in  Masse  durch  Graben  gewonnen,  aber  nur  die  Stücke,  die  auf 
sekundärer  Lagerstätte  am  Fuße  der  Serpentinberge  im  Ton  ein- 
gebettet liegen.  Im  Serpentin  auch  auf  einigen  griechischen  Inseln 
(Samos,  Negroponte  etc.)  sowie  bei  Hrubschütz  in  Mähren  und  an 
anderen  Orten.  Fasrig  in  Utah.  Der  dichte  M.  läßt  sich  sehr  leicht 
mit  dem  Messer  und  auf  der  Drehbank  verarbeiten  und  wird  wegen 
seiner  großen  Porosität  zur  Herstellung  von  Pfeifenköpfen  und  Ci- 
garrenspitzen  benutzt. 

Dem  Meerschaum  sehr  ähnlich  ist  der  weiße,  etwas  erdige  Aphrodit  von 
Longbanshyttan  in  Schweden  mit  der  wenig  abweichenden  Formel:  E^Mg^Si40ii. 

An  den  Serpentin  reiht  sich  eine  große  Anzahl,  z.  T.  noch  nngenügend 
bekannter,  z.  T.  vieUeicht  nicht  homogener,  unreiner  Mineralien  von  ähnlicher  Zu- 
sammensetzung an,  von  denen  vielleicht  manche  ebenfalls  Zersetzungsprodukte  des 
Serpentins  oder  auch  Übergangsstadien  zwischen  diesem  und  dem  ürmineral  bei  der 
Umwandlung  des  letzteren  sind.  Einige  von  ihnen  zeigen  einen  kleinen  ^i^Os-Gre- 
halt.  Keines  ist  in  deutlichen  Krystallen  ausgebildet,  die  meisten  sind  dicht  oder 
amorph. 

Seifenstein  (Saponit).  Etwas  Al^O^  enthaltend,  von  specksteinähnlichem  Aus- 
sehen, weiß  bis  rötlichbraun,  fettig  anzufühlen,  nicht  an  der  Zunge  hängend,  auf 
Klüften  des  Serpentins  vom  Kap  Lizard  in  Com  wall;  bei  Bowling  unweit  Dumbarton 
in  Schottland  (Bowlingif)'j  von  den  CathMn  Hills  bei  Glasgow  (Cathkinit);  in  den 
Mandelsteinen  am  Lake  Superior  in  Nordamerika  {Thalit),  Kaum  verschieden  ist 
der  weiche  und  milde  Piotin  von  Svardsjö  in  Dalekarlien,  der  aber  an  der 
Zunge  klebt. 

Wehskyit  Ht{Mg,Fe\8i^0y^,QHi0',  da« Wasser,  21—22%,  geht  bei  wenig 
über  100®  weg.  Amorph,  zuweilen  mit  warziger  Oberfläche,  schwarz,  aber  in  dünnen 
Schichten  grün  bis  braun  durchsichtig,  pechglänzend.  Spröde  und  sehr  leicht  zerbrechlich. 
H.  =  3.  G.  =  1,771.  Unschmelzbar;  von  HCl  und  H^SO^  unter  Ausscheidung  pul- 
veriger Kieselsäure  leicht  zersetzt.  Verwitterungsprodukt  des  Serpentins  von  Amelose 
und  anderen  Orten. 

Pikroamin.  2MgSiOi  •  ^t 0  mit  ca.  55 %  Si Og,  also  Si02-reicher  als  Serpentin. 
Gleicht  einem  grünen,  fasrigen  Pikrolith  oder  Asbest.  Im  Chloritschiefer  am  Greiner 
in  Tirol,  im  Serpentin  von  Waldheim  und  Zöblitz  in  Sachsen,  und  im  Gneiß  bei 
Preßnitz  in  Böhmen. 

Neolith.  Ein  etwas  Äl^Og  enthaltendes  Magnesiumhydrosilikat,  grün  bis  fast 
schwarz,  das  sich  noch  jetzt  in  Form  paraUelfasriger,  fettig  wie  Seife  anzufühlender 
Trümmer  oder  dichter  zolldicker  Überzüge,  über  zersetztem  Feldspat  auf  der  Aslak- 


EeroUth.    Nickelailikate.  733 

grübe  bei  Arendal  in  Norwegen  bildet.  Anch  andere  ähnlich  aussehende,  aber  anders 
zusammengesetzte  Substanzen  z.  6.  von  Freiberg  sind  mit  diesem  Namen  bezeichnet 
worden. 

Dermatin.  Braune  bis  grüne,  fettglänzende,  z.  T.  nierenförmige  und  stalak- 
titische Überzüge  auf  dem  Serpentin  von  Waldheim  in  Sachsen. 

Melopsit  Enthält  etwas  CaO  und  ^1^0«.  Derb  mit  muschligem  bis  splittrigem 
Bruch,  matt,  durchscheinend,  grünlich-  bis  gelblichweiß.  Auf  Klüften  im  Brauneisen- 
stein von  Neudeck  in  Böhmen. 

Eerolith,  H^Mg^Si^O^.  Ist  eine  stark  zerklüftete,  leicht  zerbrechliche, 
amorphe,  weiße,  gelbe  oder  rötliche,  fettglänzende  und  sich  fettig  anfühlende,  durch- 
scheinende Masse  mit  muschligem  Bruch,  die  auf  Spalten  im  Serpentin  und  als 
Überzug  auf  Magnesit  am  Gumberge  bei  Frankenstein,  sowie  bei  Eosemütz  in 
Schlesien  vorkommt;  auch  am  See  Itkul  im  Ural  und  in  Harford  Co.  in  Maryland. 
Sehr  nahe  steht  der  Zöblitiit,  blaßgelbe  Platten  von  etwas  anderer  Zusammen- 
setzung (mehr  R^O  und  ein  wenig  ^^208)  aus  dem  Serpentin  von  Zöblitz  in  Sachsen 
(sächsischer  Eerolith).    Dem  Eerolith  ähnlich  ist  der 

Öy  mn i *  (Deweylit).  MgiSi^Oio-^StO;  Söyl  MgO.  Amorph,  wie  Gummi  arabi- 
cum aussehend;  krummschalig,  weiß  bis  gelb,  vielfach  geädert,  durchscheinend  und 
fettglänzend.  Im  Serpentin  des  Fleimser  Tals  in  Tirol  und  der  Bare  Hills  bei  Balti- 
more, sowie  im  Ealk  von  Passau  in  Bayern.  In  Berks  Co.,  Pennsylvanien,  Pseudo- 
morphosen  nach  Aragonit.  Eisenhaltig  {Ei8engyinnit\  dennoch  hell  gefärbt,  wie  aller 
G3rmuit,  bei  Mittergraben  in  Steiermark. 

Nickelgymnit  (Genthit)  hat  dieselbe  Formel,  enthält  aber  29  NiO  neben 
16^/2  MgO.  Bildet  dünne,  grüne,  traubige  und  stalaktitische  Ernsten  auf  dem  Chrom- 
eisenstein im  Serpentin  von  Texas  in  Pennsylvanien. 

Hieran  schließen  sich  noch  einige  andere  wasserhaltige  Nickelsilikaie: 

Röttisit.  Grün,  amorph,  mit  Spateisenstein  bei  Röttis  unweit  Beichenbach 
im  Voigtlande.  Von  ihm  kaum  verschieden  der  £"0 mar it(Konarit),  von  demselben 
Fundort,  kleine  Eömer  mit  einem  vollkommenen  Blätterbruch  und  stark  doppelt- 
brechend. Es  ist  vielleicht  nur  der  deutlicher  krystallisierte  Höttisit  Zusammen- 
setzung nach  der  Formel :  H^Ni^SisOio  ganz  der  des  Meerschaums  entsprechend,  mit 

36%  mo. 

Pimelit  Ein  wasserhaltiges  Magnesium-Nickel-Silikat  (dS  NiO\  doch  werden 
auch  ähnlich  aussehende  nickelarme  (3  NiO)  und  tonerdereiche  (23  AkO^)  Mineralien 
so  genannt,  die  wie  jene  den  Chrysopras  bei  Frankenstein  in  Schlesien  begleiten. 
Der  P.  ist  derb  mit  muschligem  Bruch,  apfelgrün,  durchscheinend,  fettig  anzufühlen 
und  fettig  glänzend. 

Schuchardtit  (grüne  Chrysopraserde).  Schließt  sich  mit  6%  Ni  und  15  Al^Oz 
an  den  ^^0,-haltigen  Pimelith  an.  Er  bildet  apfelgrüne,  sehr  weiche  Platten  und 
Enollen  von  erdig-schuppiger  Beschaffenheit,  die  im  Wasser  zerfallen.  Begleitet 
ebenfalls  den  schlesischen  Chrysopras  im  Serpentin  der  Gegend  von  Frankenstein. 

Garnierit  (Numeait,  Noumeait). 

Schwankende  Zusammensetzung  nach  der  Formel :  (Mg^  Ni}SiOs  +  tnHiO;  35  bis 
47%  NiO.  Apfel- bis  smaragdgrüne,  scheinbar  amorphe  und  erdige  Massen,  zuweilen 
mit  nieriger  Oberfläche,  auch  stalaktitisch.  U.  d.  M.  erscheint  er  doppeltbrechend  in 
Form  eines  Aggregats  radialfasriger  Eügelchen.  Die  helleren  Partien  haften  an  der 
Zunge  und  zerfallen  im  Wasser  unter  Geräusch  in  Fragmente  mit  muschligem  Bruch 
(Garnierit),    Die  dunkleren  fühlen  sich  fettig  an  und  zerbersten  im  Wasser  nicht 


734  Süikate. 

{Nwneait).  Gangförmig  im  Serpentin  von  Nnmea  in  Nen-Ealedonien  nnd  eben&lls 
im  Serpentin  als  mächtiges  Lager  in  Donglas  Co.  in  Oregon ;  auch  im  Serpentin  yon 
Frankenstein  in  Schlesien.  Wird  besonders  in  Nen-Kaledonien  znr  HersteUong  yon 
Nickel  in  Menge  gewonnen,  daher  von  einiger  Wichtigkeit. 

Hieran  schließen  sich  einige  Mineralien  ans  Hohlräumen  vulkanischer  Gesteine : 

Spadait  EgMg^SiiOti.  Krystallinisch  dicht,  scheinbar  amorph,  mit  klein- 
muschligem  bis  splittrigem  Bruch;  rötlichweiß  bis  fleischrot,  durchscheinend,  fettig 
bis  perlmutterartig  glänzend.  Mit  WoUastonit  in  der  Lava  vom  Capo  di  Bove 
bei  Kom.    Stark  eisenhaltig  sind: 

Chlorophäii.  {Fe,  Mg\8it0fi  .  12JffgO;  (2IV2  FeO).  Grüne,  rasch  an  der 
Luft  braun  und  schwarz  werdende,  milde,  sehr  weiche  Massen  mit  muschligem  bis 
erdigem  Bruch  aus  den  Basalten  und  Melaphyren  der  Färöer,  der  Hebriden  und 
Schottlands. 

Nigrescit  Dem  vorigen  ähnlich.  Kleine  rundliche  Körner  und  Ausfilllung  von 
Hohlräumen  im  Dolerit  der  Gegend  von  Hanau. 


Gruppe  des  Kaolins, 

Eine  Anzahl  von  H^O-  oder  Ä-haltigen  Tonerdesilikaten.  Häufig 
krystallisiert,  aber  die  Krystallplättchen  meist  nur  u.  d.  M.,  selten  mit 
bloßem  Auge  za  erkennen;  teilweise  auch  amorph.  Fast  durchweg 
Umwandlungs-  und  Zersetzungsprodukte  wasserfreier  TonerdesiHkate, 
daher  vielfach  stark  verunreinigt ,  namentlich  wenn  sie  auf  sekun- 
därer Lagerstätte  sich  befinden.  Bei  den  meisten  ist  eine  größere 
oder  geringere  Menge  Fe^O^  vorhanden,  teils  als  mechanische  Ver- 
unreinigung, namentlich  durch  Eisenhydroxyd,  zum  Teil  aber  auch 
Al^Ofi  isomorph  vertretend.  Der  Typus  der  Gruppe  ist  der  Kaolin, 
dem  als  isomorphe  FcgOg -Verbindung  der  Nontronit  entspricht.   Es  ist: 

Kaolin :  H^A\Si^ 0^  =  2R,0.  Al^ Og  .  2SiO^ ; 

Nontronit :     H^Fe^Si^ 0^  =  2E^0.  Fe^ 0^  .  2SiO^, 

beide  in  dünnen,  anscheinend  hexagonalen  oder  rhombischen,  wahrschein- 
lich monoklinen,  in  einer  Bichtung  leicht  spaltbaren  Plättchen  krystalli- 
sierend.  An  den  Kaolin  schließt  sich  der  Pyrophyllü^  H^Al^8i^0i2j  von 
rhombischer  Krystallisation,  neben  jenen  das  einzige  nach  seiner  Zu- 
sammensetzung und  Krystallform  bestimmt  charakterisierte  Mineral- 
der  ganzen  Gruppe. 

Der  Kaolin  entsteht  durch  Umwandlung  verschiedener  Tonerdesilikate,  unab- 
hängig von  deren  spezieller  Zusammensetzung.  Er  zeigt  darin  große  Analogie 
mit  dem  Serpentin,  der  in  derselben  Weise  aus  der  Umwandlung  tonerdefreier 
Magnesiasilikate  hervorgeht.  Beide  Mineralien  haben  auch  in  ihrer  Zusammensetzung 
nahe  Beziehungen.    Es  ist: 

Kaolin:  S^Äl^Si^O^;    Serpentin:  S^^g^Si^O^, 

Die  drei  zweiwertigen  3f^-Atome  des  Serpentins  entsprechen  den  zwei  drei- 
wertigen A2-Atomen  des  Kaolins. 


Nontronit.    Kaolinit.  735 

Nontronit. 

H^Fe2Si20g  =  2HfO .  Fe^Og  .  2810^ .  Wasser  geht  erst  bei  hoher  Temperatur  weg. 
Selten  sechsseitige  mikroskopisch  kleine  Plättchen  mit  basischer  Spaltbarkeit  wie  beim 
Kaolin.  Meist  dicht,  erdig;  zuweilen  auch  fettig  anzufühlen;  weich.  G.  =  2,08.  Gelblich- 
grttn  bis  gelb,  meist  matt.  V.  d.  L.  zu  brauner  magnetischer  Schlacke  schmelzbar, 
manche  Proben  unschmelzbar.  Von  Säuren  und  Kalilauge  leicht  vollständig  zersetzt. 
Stets  ein  Verwitterungsprodukt.  Bei  Nontron  (Dep.  Dordogne)  auf  Brauneisenstein; 
bei  Passau  auf  Klüften  des  Granits  und  Syenits ;  im  Fichtelgebirge  bei  Göpfersgrün ; 
bei  Andreasberg  im  Harz  in  einigen  Erzgruben;  bei  Menzeuberg  im  Siebengebirge 
im  Basalttuff  (Gramenit)  und  ganz  ähnlich  im  zersetzten  Basalt  des  uiederhessischen 
Basaltgebiets;  bei  KHz  unweit  Bakonitz  in  Böhmen  (HÖfnerU);  bei  Muncacz  und 
ünghwar  in  Ungarn  ( Ungktoarit) ;  mit  Graphit  bei  Passau  und  in  Ceylon.  Zuweilen 
imprägniert  der  Nontronit  den  Opal  {Chhropdl  von  Unghwar  etc.).  Vom  N.  nicht 
wesentlich  yerschieden  ist  auch  der  Olgrüne,  seifenartige  Pinguit  yon  Wolkenstein 
in  Sachsen. 

Einige  vollkommen  dichte  wasserhaltige  Eisenoxydsilikate  schließen  sich  viel- 
leicht am  besten  hier  an :  Thraulit^  schwarze  nierenförmige  Krusten  auf  dem  Magnet- 
kies von  Bodenmais  im  bayrischen  Wald.  Hisingerity  schwarz,  von  Riddarhyttan  in 
Schweden.  DegerÖit  von  Degerö  in  Schweden.  Qülingitj  von  der  Gillinge-Grube  in 
Westmanland,  Schweden  etc.  Es  sind  stark  durch  Beimengungen  verunreinigte  Um- 
wandlungsprodukte anderer  Mineralien,  die  noch  wenig  untersucht  sind. 

Kaolinit. 

Unter  dem  Namen  Kaolinit  faßt  man  die  mehr  oder  weniger  deut- 
lich krystallisierten  Glieder  dieser  Gruppe  von  der  Zusammensetzung 
des  Kaolins:  H^Al^Si^O^  =  2^2  0  .  Al^O^  .  2SiO^  zusammen.  Diese 
Formel  erfordert:  46,40  SiO^,  39,68  Al^O^  und  13,92  H^O,  das  erst 
bei  Glühhitze  vollständig  entweicht  und  daher  als  Konstitutionswasser 
anzusehen  ist. 

Meßbare  Krjstalle  sind  sehr  selten  und  sehr  klein.  Bisher  sind 
sie  allein  von  der  Insel  Anglesea  bekannt  geworden.  Sie  haben  die 
Form  von  niederen  Prismen  und  dünnen  Täfelchen  des  monoklinen 
Systems  mit  einem  vollkommenen  Blätterbruch  parallel  der  Tafel- 
fläche, die  der  Basis  entspricht.  Die  Winkelmessungen  haben  das 
Achsenverhältnis  ergeben: 

a:6:c  =  0,5748:l:l,5997;  /?  — 96M9'. 

Meist  findet  man  mikroskopische  Plättchen  von  rhombischem  oder 
sechsseitigem  Umriß,  zuweilen  auch  noch  mit  schmalen  randlichen 
Flächen,  wie  z.  B.  an  den  zierlichen  Täfelchen  von  Silverton  bei  Denver 
in  Colorado.  Selten  sind  die  Plättchen  so  groß,  daß  sie  mit  bloßem 
Auge  zu  sehen  sind.  U.  d.  M.  erscheinen  sie  vollkommen  durch- 
sichtig bis  stark  durchscheinend,  farblos  und  perlmutterglänzend.  Sie 
sind  weich  und  gemein  biegsam.  Die  optischen  Eigenschaften  sind 
noch  nicht  genügend  aufgeklärt ;  sie  weisen  z.  T.  auf  trikline  Krystalli- 
sation  hin  (Silverton),  und  durch  Auftreten  von  Felderteilung  auf  den 
Flächen  der  Plättchen  im  polarisierten  Licht  auch  auf  Zwillingsbildung. 


736  Silikate. 

Zweiachsig  mit  großem  Achsen winkel ;  die  M.  L.  etwas  schief  zur 
Spaltungsfläche.  Die  (negative)  Doppelbrechung  und  die  Lichtbrechung 
ungefähr  so  stark  wie  beim  Muscovit.   (Allan  Dick,  Min.  Mag.  vm,  1889,  24 

und  IX.,  1890,  4;  H.  Reusch,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.,  1887,  11,  70.) 

Die  Plättchen  des  K.  sind  zuweilen  auf  anderen  Mineralien  aufge- 
wachsen, meist  aber  bilden  sie  Aggregate  von  verschiedener  BeschaflFen- 
heit.  Diese  sind  stets  undurchsichtig,  höchstens  schwach  durch- 
scheinend und  meist  weiß,  farblos,  aber  auch  nicht  selten  durch 
Eisenbestandteile  gelb,  braun,  rot,  grün  etc.  gefärbt.  Sie  sind  ent- 
weder locker  und  erdig  und  dann  matt  und  mager  anzufühlen,  oder 
sie  sind  kompakt  und  dann  oft  fettig  glänzend,  wenigstens  im  Strich 
und  dann  nicht  selten  auch  fettig  anzufühlen.  Manche  hierherge- 
hörigen Massen  werden  mit  Wasser  ausgezeichnet  plastisch,  andere 
nicht.  H.  =  1  oder  mehr.  6.  =  2,4 — 2,6,  aber  wegen  der  erdigen 
Beschaffenheit  schwer  genau  zu  bestimmen. 

Sehr  schwer  schmelzbar  bis  unschmelzbar.  Farblose,  eisenfreie 
Proben  werden  durch  Glühen  mit  Kobaltsolution  schön  blau.  Von 
HCl  und  HNO^  kaum  angegriffen;  von  H^SO^  in  der  Wärme  unter 
Abscheidung  von  Kieselsäure  vollkommen  zersetzt,  die  verschiedenen 
hierhergehörigen  Mineralien  mit  verschiedener  Leichtigkeit. 

Nach  der  speziellen  Beschaffenheit,  der  Entstehung,  dem  Vor- 
kommen etc.  unterscheidet  man  eine  Anzahl  besonders  benannter  Arten. 
Es  sind  vorzugsweise  die  folgenden,  deren  wichtigste  der  eigentliche 
Kaolin  ist. 

Nakrit 

Aggregate  zarter  Schnppen,  znweilen  makroskopisch  dentlich  erkennbar,  nehmen 
aber  anch  manchmal  eine  mehlartig  feine  Beschaffenheit  an.  Die  Schuppen  sind  anf 
anderen  Mineralien  aufgewachsen,  zuweilen  wie  ein  zartes  Palyer  aufgestreut,  nicht 
selten  auch  fächerförmig  angeordnet.  Begelmäßige  äußere  Begrenzung  (siehe  oben) 
selten  mit  bloßem  Auge,  häufiger  u.  d.  M.  zu  bemerken.  Die  Aggregate  stets  trübe, 
weiß  bis  gelb.  G.  =  2,627  Findet  sich  häufig  auf  Gängen,  z.  B.  auf  manchen  Erzgängen 
des  Erzgebirges  bei  Freiberg  etc.,  bei  Grund  am  Harz,  bei  TraverseUa  in  Piemont  auf 
Mesitin  und  a.  a.  0.  Zum  N.  gehören  vielleicht  auch  die  oben  erwähnten  Eaolinit- 
kryställchen  von  Anglesea  und  von  Silyerton,  und  der  TaOcosit  von  gleichem  Aus- 
sehen und  Beschaffenheit  aus  Victoria  (Australien).  Sehr  nahe  steht  der  Leverrieritj 
farblos  bis  braun,  der  wurmfOrmige  Aggregate  nach  Art  des  Helminth  bildet;  ver- 
breitet in  den  schwarzen  carbonischen  Schiefem  des  Dep.  de  la  Loire  und  im  por- 
phyrischen Gestein  von  St.  Etienne  im  Dep.  du  (Jard  etc. 

Steinmark, 

Weiße  oder  etwas  gefärbte,  mikrokrystallinisch-blättrige  bis  -schuppige,  aber 
kompakt  aussehende  Aggregate  mit  flachmuschligem  bis  ebenem  Bruch  und  nicht  selten 
krummschalig  und  mit  nierenförmiger  oder  traubiger  Oberfläche,  von  der  Zusammen- 
setzung des  Kaolins,  aber  nicht  wie  dieser  locker,  erdig  und  zerreiblich,  sondern 
mit  festerem  Znsammenhalt  und  nur  noch  mit  dem  Fingernagel  zu  ritzen  und  zu  zer- 
drücken (H.  =  2—3),  und  etwas  fettig  anzufühlen.  Es  erfüllt  Klüfte  und  andere  Hohl- 
räume in  Gesteinen  und  auf  Erzgängen  und  bildet  so  größere  oder  kleinere  isolierte 


Eaolinit.    Kaolin.  737 

Partien.  Begleitet  den  Topas  im  Topasfels  vom  Schneckenstein  bei  Anerfoach  im 
sächsischen  Voigtlande,  findet  sich  auch  anf  den  Eisenerzlagerstfttten  des  Voigtlandes, 
anf  den  Silber-  and  Zinnerzgängen  des  Erzgebirges  (Zinnwald,  Schlaggenwald, 
Ehrenfriedersdorf),  in  den  Melaphyrmandelsteinen  der  Gegend  von  Zwickan  etc.  Vom 
Steinmark  ist  nicht  wesentlich  verschieden  der  Pholeritf  weiße  oder  grünliche,  teils 
kompakte  wachsähnliche,  teils  schnppig-pnlverige  Aosfüllnngen  von  Spalten  in  Ge- 
steinen, namentlich  der  Eohlenformation,  so  bei  Fins  (Dep.  AUier),  bei  Mons  nnd  Lüttich 
in  Belgien,  bei  Nearode  in  Schlesien  etc.  Die  Erystallplättchen  treten  n.  d.  M.  sehr 
deutlich  hervor.  Ein  Steinmark  ist  wohl  auch  der  bläolich  weiße  Tttesit  von  den 
Ufern  des  Tweed  in  Schottland.  Nahe  schließt  sich  ihm  an  der  Meerschaluminii^ 
eine  meerschanmähnliche  Masse  von  der  Znsammensetznng  des  Kaolins  aus  der 
Gegend  von  Simla  in  Ostindien  {Simlaif). 

Zum  Steinmark  rechnet  man  wohl  auch  gewöhnlich  den  weißen  Myelin  (Talk- 
steinmark) mit  tranbiger  Oberfläche  nnd  konzentrisch-schaligem  Gefttge,  sowie  den 
derben  fleischroten  Kamat  mit  flachmnschligem  Bmch,  beide  nesterweise  in  den 
Porphyrtnffen  von  Bochlitz  in  Sachsen;  sie  sind  voneinander  nicht  wesentlich  unter- 
schieden, in  der  Znsammensetznng  gleich  dem  Kaolin  (der  Kamat  mit  etwas  FsiO^) 
nnd  im  Aussehen  wenigstens  zum  Teil  wie  Steinmark,  aber  die  mikrokrystallinische 
Struktur  tritt  sehr  zurück  und  fehlt  meist  ganz. 

Kaolin  (Porzellanerde). 

Der  Kaolin  bildet  ein  weißes,  lockeres,  feinerdiges,  zerreibliches 
Aggregat,  dessen  staubförmige  Teilchen  sich  überwiegend  als  Krystall- 
plättchen  von  der  oben  beschriebenen  Form  oder  als  Fragmente  solcher 
erkennen  lassen.  Auch  die  übrigen  allgemeinen  Eigenschaften  des 
Kaolins,  namentlich  die  chemische  Zusammensetzung,  sind  aus  dem 
oben  bei  der  Betrachtung  des  Kaolinits  Angefiihrten  zu  ersehen. 
H.  =  l— 2.  G.  =  2,51.  Die  Reaktion  mit  Kobaltsolution  sehr  schön. 
Von  fijiSO^  verhältnismäßig  leicht  zersetzt.  Der  Kaolin  ist  matt  und 
fiihlt  sich  im  trockenen  Zustand  mager  an.  Bei  der  sehr  feinen  Verteilung 
der  Masse  wird  sie,  mit  Wasser  aufgeführt,  außerordentlich  plastisch ; 
sind  die  Teilchen  etwas  gröber,  so  ist  dies  erst  nach  künstlicher  Zer- 
kleinerung durch  Zerreiben  der  Fall.  Wegen  dieser  Eigenschaft  läßt 
sich  der  Kaolin  zu  den  zierlichsten  Formen  modellieren,  die  auch  beim 
stärksten  Erhitzen  ihre  Gestalt  nicht  verändern  und  nicht  schmelzen, 
sondern  nur  etwas  zusammensintern  und  dabei  hart,  sowie  in  dünnen 
Schichten  durchscheinend  werden.  Es  entsteht  so  das  Porzellan,  zu 
dem  der  Kaolin  das  hauptsächlichste  Bohmaterial  liefert;  daher  wird 
er  auch  Porzellanerde  genannt. 

Der  Kaolin  ist  stets  mit  tonerdereichen  Mineralien  in  Verbindung. 
Aus  ihnen  entsteht  er  durch  Umwandlung  und  zwar  z.  T.  durch  Ver- 
witterung, z.  T.  wohl  auch  durch  pneumatolytische  Prozesse,  durch  die 
Einwirkung  heißer  QueDen  etc.  Dabei  bilden  sich  nicht  selten  Pseudo- 
morphosen  nach  diesen  Mineralien,  sowie  alle  möglichen  Zwischen- 
stadien zwischen  ihnen  und  dem  reinen  Kaolin.  Beryll,  Prosopit, 
Topas,  Leucit,  SkapoUth  (u.  a.  der  danach  benannte  Porzellanspat  von 

Bauer,  Mineralogie.  47 


738  Süikate. 

Passaa  =  Passauit)  findet  man  so  nicht  selten  in  Kaolin  umgewandelt, 
häufig  unter  Beibehaltung  der  Form.  Das  wichtigste  Urmineral  ist 
aber  der  Feldspat  in  seinen  verschiedenen  Abarten,  Orthoklas  sowohl 
als  die  Plagioklase  (yielleicht  mit  Ausnahme  des  Anorthits).  (Eaolini- 
sierung  des  Feldspats,  vergl.  (310)).  Die  Feldspate  haben  ihre  haupt- 
sächlichste und  massenhafteste  Verbreitung  in  gewissen  Gesteinen, 
den  Feldspatgesteinen,  in  diesen  muß  also  wohl  auch  die  Kaolinbildung 
im  größten  Maßstabe  vor  sich  gehen.  In  den  so  entstandenen  Kaolin- 
lagem  ist  der  K.  dann  gemengt  mit  Feldspatresten,  die  der  Zersetzung 
noch  nicht  erlegen  sind,  mit  den  der  Umwandlung  widerstehenden 
Gesteinsgemengteilen,  besonders  mit  Quarzkömem,  sowie  mit  geringen 
Mengen  anderer,  bei  der  Kaolinisierung  nebenher  gebildeter  Minera- 
lien, vor  allem  mit  Aluminiumhydroxyden  (Diaspor  und  Hydrargillit). 
Durch  Abschlemmen  kann  der  feinerdige  Kaolin  von  den  gröberen 
Beimengungen,  namentlich  von  den  Quarzkörnern  getrennt  und  so  in 
der  flir  die  Porzellanfabrikation  erforderlichen  Reinheit  erhalten 
werden.  Die  Feldspatgesteine  enthalten  aber  vielfach  außer  dem 
Feldspat  noch  andere  zersetzbare  Mineralien,  wie  Augit,  Horn- 
blende etc.  Diese  werden  mit  jenem  gleichzeitig  umgewandelt  und 
geben  dabei  ganz  ähnliche  Produkte  wie  Kaolin.  Letztere  sind  aber 
wegen  des  großen  Eisengehalts  im  Urmineral  ebenfalls  stark  eisen- 
haltig, wobei  wohl  z.  T.  Fe^O^  als  isomorpher  Vertreter  für  Al^O^  in 
das  Molekül  des  Kaolins  eintritt.  Jedenfalls  sind  solche  eisenhaltige 
Kaoline  für  die  Porzellanfabrikation  unbrauchbar.  Gute  reine  Por- 
zellanerde in  großen  Massen  liefern  demnach  nur  solche  Feldspat- 
gesteine, die  von  derartigen  farbigen  eisenreichen  Gemengteilen  mög- 
lichst frei  sind  und  das  sind  in  der  Hauptsache  die  Orthoklasgesteine: 
Granit,  Syenit,  Gneiß,  Felsitporphyr  und  dessen  glasige  Ausbildung, 
der  Pechstein  etc.  Die  wichtigeren  Kaolinlager  von  technischer  Be- 
deutung sind  alle  aus  solchen  Gesteinen  hervorgegangen,  so  die  von 
Aue  bei  Schneeberg,  jetzt  erschöpft,  aus  Granit;  Meißen  in  Sachsen 
aus  Felsitporphyr  und  Pechstein;  Morl  und  Trotha  bei  Halle  a/S. 
ebenfalls  aus  Felsitporphyr ;  Passau  in  Bayern  aus  Granit  und  Syenit ; 
Karlsbad,  gegenwärtig  besonders  ergiebig,  aus  Granit;  Rönne  auf 
Bomholm  gleichfalls  aus  Granit;  St.  Yrieux  bei  Limoges  in  Central- 
frankreich aus  Gneiß ;  Cornwall  und  Devonshire  wieder  aus  Granit  etc. 
Selbstverständlich  sind  es  besonders  ältere  Gesteine,  die  größere 
Kaolinmassen  geliefert  haben;  jüngere  haben  die  zu  dieser  weitgehen- 
den Umwandlung  nötige  Zeit  noch  nicht  gehabt 

Außer  in  diesen  bedeutenden  Massen  kommt  der  Kaolin  auch  in 
kleineren  Mengen  vor  und  ist  in  dieser  Weise  weit  verbreitet,  nicht  nur 
in  den  genannten  Urgebirgsgesteinen,  sondern  besonders  auch  in  manchen 
Sandsteinen,  in  solchen  der  Steinkohlenformation,  im  Buntsandstein 


Ton.  739 

ThäriDgens  an  vielen  Orten,  im  Stnbensandstein  des  oberen  Keupers 
in  Württemberg  etc.  Von  technischer  Bedentong  sind  aber  diese 
geringeren  Anhäofiingen  nicht.   (B^ler,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  16.  Beil.-Bd.  1902, 

pag.  231.) 

Ton  (mit  Lehm). 

Der  Ton  ist  ein  nicht  mehr  auf  seiner  ursprunglichen  Lagerstätte  be- 
findlicher, infolgedessen  oft  mehr  oder  weniger  verunreinigter,  und  daher 
vielfach  nicht  mehr  ganz  weißer  Kaolin.  Sehr  häufig  wird  der  leichte 
und  lockere  Kaolin  vom  fließenden  Wasser  ergriffen  und  so  durch  einen 
natürlichen  Schlemmprozeß  von  den  ihm  meist  bei  seiner  Entstehung 
beigemengten  größeren  und  schwereren  Fremdkörpern,  namentlich  den 
Quarzkömem  getrennt.  Er  wird  von  seiner  BildungssteUe  fortge- 
schwemmt und  anderwärts  an  geeigneten  Orten  wieder  abgelagert, 
sei  es  auf  Klüften  und  Spalten  und  in  sonstigen  Hohlräumen  von  Ge- 
steinen, sei  es,  und  das  ist  das  Wichtigste,  in  mehr  oder  weniger  um- 
fangreichen Schichten  und  Lagern  an  der  Erdoberfläche.  Durch  diese 
Bewegung  werden  die  Schüppchen  und  Kryställchen  des  Kaolins  wegen 
ihrer  geringen  Härte  und  Festigkeit  zerrieben  und  zertrümmert;  die 
Masse  verliert  so  ihr  krystallinisches  Gefüge  und  wird  feinerdiger. 
Dabei  bleibt  der  Kaolin  häufig  rein,  ja  er  wird  oft  reiner,  als  er  auf 
seiner  ersten  Lagerstätte  war,  da  er  ja  durch  das  Schlemmen  von 
seinen  ursprünglichen  gröberen  Verunreinigungen  getrennt  worden  ist ; 
meist  aber  nimmt  der  Kaolin  auf  seinem  Wege  Beimengungen  ver- 
schiedenster Art  auf.  Durch  diese  Vorgänge  entstehen  die  ver- 
schiedenartigsten Produkte,  die  als  Ton,  Lehm  und  mit  zahlreichen 
anderen  Namen  bezeichnet  werden.  Die  verunreinigenden  Beimen- 
gungen, oft  in  allerfeinster  Verteilung,  sind  hauptsächlich  die  folgen- 
den :  Quarz  vom  groben  Sandkorn  bis  herunter  zu  staubfeinen  Partikel- 
chen, Kalkspat,  Eisenoxyd  und  -Hydroxyd,  Feldspatreste,  Glimmer- 
plättchen,  Schwefelkies,  Kohlenteilchen  etc. 

Alle  diese  Tone,  übrigens  auch  der  Kaolin,  geben  beim  Anhauchen 
einen  eigentümlichen  Geruch,  den  Tongeruch.  Ihre  Eigenschaften  sind 
um  so  mehr  die  des  Kaolins,  je  reiner  sie  sind.  Die  fremden  Sub- 
stanzen verändern  aber  oft  die  Beschaffenheit  des  Kaolins  in  manchen 
Punkten  wesentlich,  was  die  Verwendung  stark  beeinflußt.  Beine,  also 
sehr  kaolinreiche  Tone  sind  farblos  oder  doch  hell  gefärbt,  fühlen  sich 
fettig  an  (fette  Tone)  und  werden  im  Wasser  wegen  ihres  äußerst 
feinerdigen  Gefüges  sehr  vollkommen  plastisch.  Sie  sind  ebensowenig 
schmelzbar  wie  reiner  Kaolin,  verhalten  sich  überhaupt  wie  dieser  im 
Feuer,  und  finden  daher  ebenfalls  zur  Herstellung  feiner  Tongeräte, 
zu  Majolika  und  Fayencen,  zu  Tonpfeifen  etc.  Verwendung  (PorzeDan- 
ton,  Pfeifenton  etc.).  Wegen  der  Unschmelzbarbeit  werden  auch 
Schmelztigel,  feuerfeste  Backsteine  etc.,  wegen  der  Unangreifbarkeit 

47* 


740  Silikate. 

der  gebrannten  Masse  durch  Säuren  säurefeste  Gefäße  daraus  her- 
gestellt. Solche  reine  und  fette  plastische  Tone,  allerdings  vielfach 
in  Verbindung  mit  unreineren,  liegen  vorzugsweise,  oft  in  mächtigen 
Schichten,  in  der  Tertiärformation ,  nicht  selten  in  Verbindung  mit 
Braunkohlen  (Braunkohlentone).  Durch  kohlige  Teilchen  sind  sie  zu- 
weilen grau  bis  schwarz  gefärbt,  was  aber  beim  Brennen  verschwindet 
Einige  bekannte  technisch  wichtige  Fundorte  sind  neben  vielen  anderen : 
Großalmerode  in  Hessen,  Gegend  von  Höhr  und  Grenzhausen  im  Wester- 
wald  (Kannenbäcker  Ländchen),  der  Ebsdorfer  Grund  bei  Marburg, 
Elingenberg  am  Main  sttdl.  von  Aschaffenburg,  Bunzlau  in  Schlesien  etc. 

Mit  der  Zunahme  der  beigemengten  Unreinigkeiten  wird  die 
Farbe  häufig  ausgesprochen  grau,  gelb,  braun  oder  rot,  die  Fettigkeit 
und  die  Plastizität  nimmt  ab  und  der  Ton  fühlt  sich  mager  an  (Mager- 
tone). Die  Masse  wird  allmählich  schmelzbar  (ist  nicht  mehr  feuer- 
beständig) und  brennt  sich,  wenn  viel  Eisen  vorhanden  ist,  rot  Der- 
artige unreine  magere  Tone  sind  daher  viel  weniger  wertvoll  als  die 
reinen  fetten.  Sie  sind  nur  noch  zu  den  groben  Tongeräten  der  ge- 
wöhnlichen Töpferei  und  zu  ordinären  Backsteinen  und  Ziegeln  brauch- 
bar (Töpferton,  Ziegelton  und  weiterhin  Lehm^  der  am  stärksten, 
namentlich  auch  durch  Sandkörner  verunreinigt  ist  und  daher  nur 
noch  zu  den  allergröbsten  Tonwaren  Verwendung  finden  kann).  Durch 
starke  Beimengung  von  Kalk  entsteht  der  Xo/?  und  der  Mergel,  die  daher 
mit  Säuren  lebhaft  brausen.  Sie  dienen  zur  Verbesserung  kalkarmer 
Böden  und  letzterer  auch  zur  Cementfabrikation.  Brcvndsehiefer  heißen 
manche  mit  Kohlenteilchen  verunreinigte  Tone;  ein  sehr  feinerdiger, 
weicher  Ton  ist  der  Zeichenschiefer  (schwarze  Kreide).  Mehr  oder  weniger 
stark,  meist  durch  den  Gebirgsdruck,  verhärtete  Tone  bilden  die  Letten, 
Schiefertone  und  Tonschiefer  (Dachschiefer).  Der  letztere  ist  auch  im 
feinsten  Pulver  im  Wasser  nicht  mehr  plastisch,  was  bei  den  beiden 
ersteren  noch  der  Fall  ist,  die  daher  auch  noch  in  der  Tonindustrie  be- 
nutzt werden.  Diese  letztgenannten  Tongesteine  sind  auch  z.  T.  chemisch 
stark  verändert  und  weichen  beträchtlich  vom  Kaolin  ab.  Zuweilen 
werden  Tone  durch  Braunkohlenbrände  zu  perlgrauer,  gelber  oder  roter, 
fester  und  harter  Fritte  gebrannt,  wie  z.  B.  im  nördlichen  Böhmen  und  bei 
Epterode  unweit  Großalmerode  (Porzellanjaspis).  Alle  diese  Tone  finden 
sich  stellenweise  in  gewaltigen  Massen  und  beteiligen  sich  in  ihren 
verschiedenen  Ausbildungsformen  in  hervorragendem  Maße  am  Aufbau 
der  Gebirge.  Sie  bilden  daher  weniger  Gegenstände  der  Mineralogie, 
als  der  Petrographie  um  so  mehr,  da  sie  wegen  der  starken  Bei- 
mengung fremder  Verunreinigungen  meist  weit  entfernt  sind,  homogen 
zu  sein. 

Man  hat  noch  eine  große  Anzahl  H-  oder  HtO-haltiger  Tonerdesilikate  Ton 
ähnlicher  Beschaffenheit  wie  Ton  nnd  Kaolin,  teils  amorph,  teils  mikrokrystalliniscfa, 


Halloysit.    Bol.  741 

nnterschieden  nnd  mit  besonderen  Namen  benannt.  Dieselben  sind  jedoch  meist  noch  sehr 
wenig  nntersncht  und  schließen  sich  yieüeicht  s.  T.  mehr  an  den  Pyrophyllit  als  an 
den  Kaolin  an,  oder  sind  ganz  selbständige  Bildungen.  Vielfach  sind  sie  jedenfalls 
nichts  anderes,  als  etwas  abweichend  beschaffene,  Yorkommende,  zusammengesetzte  oder 
aussehende  Tone.    Einige  solche  Namen  sind: 

Halloysit 
Etwas  ^«0-reicher  als  Kaolin:  H^Al^SiiOg . HtO,  Amorphe,  bläuliche,  grün- 
liche und  grauliche,  wachsartige,  schwach  fettglänzende,  etwas  an  der  Zunge  klebende 
Knollen,  die  im  Wasser  ohne  zu  zerfallen  und  plastisch  zu  werden  Durchscheinenheit 
erlangen.  H.  =lVi— 27«.  ö.  =1,9—2,1.  Vorzugsweise  mit  Galmei  im  Kalk  bei 
Miechowitz  und  Tamowitz  in  Oberschlesien,  Altenberg  bei  Aachen,  Anglenr  bei 
Lüttich  (OalapectU)  etc.  Bei  Oravicza  im  Banat  etwas  ^0-haltig  (Oraviczit)  etc. 
Der  Lenzin  von  Kall  in  der  Eifel  ist  vom  H.  nicht  yerschieden.  Jedenfalls  sehr 
ähnlich  ist  ihm  der  Glagerit,  erdige  bis  opalartig-diehte  weiße  Knollen  auf  den 
Brauneisensteingängen  von  Bergnersreuth  bei  Wunsiedei  im  Fichtelgebirge  bildend. 
Zum  H.  gehört  auch  der  braune  und  grüne,  glas-  oder  harzglänzende  Schrötterit 
von  Freienstein  in  Steiermark  und  yon  Cherokee  Co.  in  Alabama.  Durch  Aufnahme 
von  Diaspor  und  Variscit  nimmt  er  zuweilen  eine  kreideähnliche  Beschaffenheit  an 
und  sein  StOs-Gehalt  sinkt  bis  auf  12%  herunter.  Sehr  SiO^-sim.  (14  SiO^)  und 
ÄliOr-reich  (48  Al^O^)  durch  beigemengten  Diaspor  oder  Hydrargillit  ist  auch  der 
Kollyrit,  weiß,  fettig,  mit  muschligem  Bruch;  wird  im  Wasser  durchscheinend  ohne 
zu  zerfallen;  nierenförmig,  yon  Weißenfels  in  Thüringen,  Schemnitz  in  Ungarn  etc. 
Ihm  nahe  steht  der  DtUnit^  das  Muttergestein  des  Diaspors  yon  Dilln  bei  Schemnitz. 

Bol  (Bolus). 

Ist  ein  gelber  bis  brauner  R^O-  und  namentlich  ^egOs-reicherer  Ton,  der  zwar 
im  Wasser  in  eckige  Brocken  zerspringt,  dabei  aber  nicht  plastisch  wird.  Mild  mit 
mattem,  muschligem  Bruch,  fühlt  sich  etwas  fettig  an  und  klebt  z.  T.  an  der  Zunge. 
Bildet  yorzugsweise  Ausfüllungen  yon  Spalten  und  Klüften  und  anderen  Hohlräumen 
in  Basalten  und  deren  Tuffen,  findet  sich  aber  auch  auf  Erzgängen  und  im  Kalk. 
Einige  Fundorte  sind:  die  Basalte  bei  Striegau  in  Schlesien,  yom  Scheibenberg  bei 
Freiberg  in  Sachsen,  yom  Säsebühl  bei  Göttingen,  auf  den  Hebriden  etc.  Der  Bol 
ist  früher  als  Medikament  benutzt  worden;  besonders  renommierte  Sorten  wurden 
in  flache  runde  Scheiben  gepreßt  und  mit  einem  Siegel  bezeichnet  (Siegelerde,  terra 
sigillata).  Eine  in  derselben  Weise  yerwendete,  dem  Bol  sehr  ähnlich  aussehende, 
aber  yiel  SiOj-reichere  Substanz  (66%  SiOi)  ist  der  gelblichgraue  Sphragid  (lem- 
nische  Siegelerde)  yon  der  Insel  Lemnos.  Der  gelbe  Ochran  ist  ein  Bol  yon  Orayicza  im 
Banat.  Der  Fetthol,  weich,  klebt  nicht  an  der  Zunge,  yon  den  Erzgängen  (Hals- 
brücke) bei  Freiberg  in  Sachsen  enthält  neben  yiel  Fe^O^  nur  3%  AltO^,  Stark 
durch  Bein^ngung  namentlich  auch  yon  Eisenhydroxyden  yerunreinigt  und  dadurch 
etwas  ärmer  an  SiO^  sind  der  Sinopitj  sehr  ähnlich  dem  Bol,  aus  Kappadocien  in 
Kleinasien,  der  als  Malerfarbe  benützt  wird  (pompejanischrot) ;  der  Hypoxanthit, 
braungelb  und  durch  Brennen  nußbraun,  aus  Toskana  (terra  de  Siena  der  Maler); 
die  leberbraune  türkische  oder  cyprische  ümbra  yon  der  Insel  Cypem,  die  gleich- 
falls als  Malerfarbe  Verwendung  findet  und  die  nur  14%  SiOq^  dagegen  48%  FetOg^ 
zum  größten  Teil  beigemengtes  Hydroxyd,  enthält  (die  zum  gleichen  Zwecke  dienende 
braune  kölnische  ümbra  ist  pulyerförmige  Braunkohle).  Der  Melinit  (Gelberde)  yon 
Amberg  in  Bayern,  feinerdig  bis  schuppig,  gelb,  durch  Brennen  rot,  führt  schon  zum 
gelben  Eisenocker  hinüber  (pag.  569).  Ähnlich  ist  der  ziegelrote  Flinthit  aus  dem 
Basalt  der  Grafechaft  Antrim  in  Irland. 

Sehr  unreine  und  stark  eisenhaltige  Massen  sind  ferner :  Eisensteinmark  (Tera- 
tolith),  layendelblau  und  rot.  zuweilen  mit  weißen  Bändern,  weich,  erdig  und  mager» 


742  Silikate. 

bildet  Lager  im  Steinkohlengebirge  von  Planitz  bei  Zwickau;  es  ist  die  ber&hmte 
„sftchsische  Wnndererde*',  die  frUber  ebenfalls  als  Medikament  Tielfacb  benntst 
Würde.  Bergseife  (Oropion),  brann  bis  schwarz,  weich  und  fettig  anzoff&hlen,  in 
Nestern  nnd  Lagern  nnd  anf  Klüften  bei  Olcncz  in  Polen,  Artem  in  Thüringen  and 
ans  der  Gegend  yon  Bilin  in  Böhmen.  Walkererdt  (Smektit),  granbrann  nnd  grttn, 
mit  Wasser  nicht  plastisch,  ist  feinerdig  nnd  porös,  sangt  leicht  Fette  anf  und  ist 
daher  zum  Walken  der  Tücher  geeignet  Dnrch  Verwitterung  von  Gabbro  bei  Roß- 
wein in  Sachsen;  mit  anderen  Tonen  Lager  bildend,  im  Westerwald  im  Tertiftr,  im 
Eeuper  nnd  Jnra  in  Württemberg,  bei  Nntfield  in  Snrrey  nnd  an  anderen  Orten  in 
England  etc. 

Chromoxydhaltig  ist  der  Wotkonskoit,  einem  dunkelgrünen  Ton  ähnlich, 
amorph  mit  muschligem  Bruch,  fettig  anzufühlen  und  matt ;  in  Knollen  im  permischen 
Sandstein  vom  Berg  Efimyatskaja  im  Gouvernement  Perm  in  Rußland.  Chromocker, 
ein  OtOs-haltiger,  grüner  Ton  von  Halle,  Schlesien  und  von  Creuzot  in  Frankreich. 
Ahnlich  der  smaragdgrüne  Sehoytiit  aus  dem  Obersilur  von  Victoria  in  Australien. 

Einen  höheren  Kieselsäuregehalt  als  der  Kaolin,  z.  T.  wohl  auf  beigemengten 
Qnarzteilchen  beruhend,  haben  außer  dem  oben  schon  erwähnten  Sphragid:  CitnolUj 
graulichweiß,  stark  porös  und  erdig  von  der  Insel  Argentiera  (Kimolos),  mit  63  SiOt, 
Wenig  verschieden  ist  der  grünliche  Pdikanit  im  Granit  der  Gegend  von  Kiew  und 
der  grünlichweiße  Änauasit  (63  StOs),  toniges  Verwitterung^sprodukt  des  Augits  bei 
Bilin  in  Böhmen  und  an  der  Limburg  im  Kaiserstuhl  im  Breisgau.  Ehrenbergit,  rosen- 
rot, frisch  fast  gallertartig,  wenn  ganz  eingetrocknet  rissig  und  porös,  im  Trachyt 
des  Siebengebirges,  enthält  6472  SiOt  und  etwas  Alkali.  Ähnliche  rosenrote  Tone 
sind:  der  seifenartige  Bodalith  ans  den  Mandelsteinen  der  Grafschaft  Antrim  in 
Irland,  sowie  der  wieder  Si02-ärmere,  aber  wasserreichere  Montmorülonit  mit  25 
H^O  und  50  SiOzj  entsprechend:  HtÄl^SuOit .  ^^SiO,  sehr  weich,  von  Montmorillon 
(Dep.  Vienne,  Frankreich).  Letzterem  in  der  Zusammensetzung  sehr  ähnlich  ist  der 
etwas  CaCO^  enthaltende  bolähnliche  Stolpenit  aus  dem  Basalt  von  Stolpen  in  Sachsen. 
Wasserärmer  ist  der  grün  und  weiß  gefleckte  Bazumoffskin  mit  Pimelit  im 
Serpentin  bei  Kosemütz  in  Schlesien  und  der  sehr  weiche,  gelblichweiße  McUthcusit, 
der  dünne  Platten  im  Basalt  von  Steindörfel  in  der  Lausitz  bildet. 

Allophan. 

Al^SiOfi .  bR^O  =  Al^Oi .  SSiOf .  bH^O  gibt  die  mittlere  Zusammensetzung,  die 
ziemlich  schwankend  ist.  Meist  durch  Kupferverbindungen  blau  oder  grün  gefärbt, 
sonst  farblos,  gelb,  brann  und  rot,  durchscheinend  bis  halbdurchsichtig  und  glas- 
glänzend, ähnlich  manchem  Opal  aussehend,  und  wie  dieser  amorph.  Spröde  mit 
muschligem  bis  unebenem  Bruch.  H.  =  3.  G.  =  1,8 — 2,0.  Unschmelzbar ;  von  Säuren 
zersetzt.  Derbe  Überzüge  mit  nierenförmiger  und  traubiger  Oberfläche,  sowie  stalak- 
titisch, besonders  auf  Kupfererzgruben.  Es  ist  eine  frisch  zuweilen  noch  schmierige 
Neubildung.  Gräfenthal  bei  Saalfeld  und  Kamsdorf  in  Thüringen,  Dehm  in  Nassau, 
Zuckmantel  in  Österr .-Schlesien,  Moldawa  im  Banat  etc.  Ähnliche  Substanzen  sind: 
Carolathin^  aus  der  Steinkohle  von  Zabrze  in  Oberschlesien,  gelb  durch  bituminöse 
Beimengungen.  Milosckin  (Serbian),  ein  etwas  Cr^Oi  enthaltender  blauer  und 
grüner  A.  von  Rudnjak  in  Serbien  mit  Brauneisenstein.  Samoitj  weiß  bis  gelb- 
lich, etwas  harzglänzend,  bildet  stalaktitische  Zapfen  in  einer  Lavahöhle  auf  der 
Samoa-Insel  Upolo. 

Fyrophyllit 
H^AkSuOii  =  HiO  .  AkO^  .  4StO«,    doch   ist   die  Zusammensetzung   etwas 
schwankend.    Rhombische  oder  monokline,  2-achsige,  in  einer  Richtung  vollkommen 
spaltbare  Plättchen,  die  radial  zu  sternförmigen  Gruppen  angeordnet  zu  sein  pflegen. 


Pyrophyllit.    Isomorphe  Beihe  des  Epidots.  743 

H.  =  1,  mild  nnd  biegsam.  0.  =  2,78 — 2,92.  Dnrchscheinend,  perlmntterglänzend. 
Weiß,  gelblich  nnd  apfelgrün,  sehr  ähnlich  manchem  Talk.  V.  d.  L.  sich  stark 
aufblähend  nnd  sich  dabei  wnrmförmig  hin-  nnd  herwindend;  nicht  schmelzbar. 
Mit  Eobaltsolution  geglüht  blan.  Von  Sänren  wenig  angegriffen.  Geht  durch  Ver- 
witterung in  Kaolin  über.  Auf  Quarzgängen  im  Granit  bei  Beresowsk  im  Ural,  mit 
Quarz  bei  Ottrez  in  Belgien  nnd  auf  der  Vest&na-Eisengrube  in  Schweden  (durch 
Umwandlung  aus  Andalusit  entstanden),  sowie  bei  Visp  im  Wallis  im  Glimmerschiefer, 
femer  bei  Ouro  Preto  in  Brasilien  mit  Topas,  sowie  in  Arkansas,  Georgia  und  in 
Nordkarolina  in  Massen  als  Pyrophyllitschiefer.  Dichter  Pyrophyllit  ist  ein  Teil  des 
chinesischen  Bildsteins  (Agalmatolith^  Fagodit,  yergl.  Speckstein  nnd  Damourit, 
pag.  705  u.  724),  derbe  Massen  von  unebenem  Bruch,  farblos  oder  in  yerschiedenen  Tönen 
hellgefärbt,  schimmernd  bis  matt  Ähnliches  findet  sich  auch  bei  Schemnitz  in  Ungarn, 
am  Ochsenkopf  bei  Bockau  in  Sachsen,  in  Schottland  etc.  Ganz  in  die  Nähe  des  P. 
gehört  der  GHimbelit,  weiße  perlmutterglänzende  sehr  zarte  Plättchen  und  Schüpp- 
chen, die  als  Versteinemngsmittel  der  Graptolithen  und  mancher  Steinkohlenpflanzen 
dienen.  Bildet  auch  feine,  fasrige  Lagen  im  Tonschiefer  z.  B.  bei  Nordhalben  im 
Fichtelgebirge.  Zum  Pyrophyllit  gehört  auch  der  weiße,  glimmerähnliche  Talkositf 
der  am  Berge  Ida  bei  Heathcote  (Victoria)  Schnüre  im  Selwynit  bildet. 


Isomorphe  Reihe  des  Epidots. 

Eine  isomorphe  Reihe  von  der  allgemeinen  Zusammensetzung: 
H^R^lM'i'Si^O^^  =  H^O  .  iRO  .  SM^O^  .  6SiO^.  R  ist  in  der  Haupt- 
Sache  Ca^  M  teils  AI,  teils  Fe.  Das  nur  Al^O^,  nicht  aber  Fe^O^  ent- 
haltende Glied,  der  Zoisit,  ist  rhombisch,  während  die  anderen,  Fe^O^  etc. 
enthaltenden  Glieder,  deren  wichtigstes  der  Epidot,  monoklin  krystalli- 
sieren.  Die  große  Übereinstimmung  der  Formen  ersieht  man  aus  den 
folgenden  Achsensystemen : 

Zoisit :  a :  6 :  c  =  2,9158 : 1 : 1,7900 ; 

Epidot:  a:l:c  =  2,8914 : 1 : 1,8057 ;  ^9  =  98«  57'. 

Statt  dieser  wenig  gebrauchten  Achsen  werden  unten  die  bei  der 
krystallographischen  Betrachtung  dieser  Mineralien  allgemein  üblichen 
benützt  werden,  die  diese  nahen  Beziehungen  nicht  erkennen  lassen. 

Der  Epidot  ist  eine  isomorphe  Mischung  des  im  isolierten  Zustand 
rhombischen  Zoisitsilikats  mit  einem  frei  nicht  bekannten,  entsprechend 
zusammengesetzten  Eisensilikat,  das  wohl  als  für  sich  ebenfalls  mono- 
klin krystallisierend  angenommen  werden  muß.  In  den  anderen 
Gliedern  der  Reihe,  dem  Manganepidot  und  Orthit  tritt  noch  JfwgOj, 
resp.  Cfe^Og  neben  Al^O,^  in  die  Verbindung  ein.  Als  zweiwertiges 
Metall  ist  in  der  Hauptsache  Ca  vorhanden ;  eine  kleine  Menge  Wasser 
.entweicht  erst  in  der  Glühhitze.  Die  hierhergehörigen  Mineralien  sind 
meist  hart:  H.=  6—7,  fast  immer  stark  gefärbt  und  durchweg  deut- 
lich spaltbar.  Sie  sind  schwer  schmelzbar  und  werden  von  Säuren 
im  gewöhnlichen  Zustande  nicht  angegriffen,  wohl  aber  nach  starkem 
Glühen  oder  Schmelzen.  Die  folgenden  Mineralien  bilden  die  Eeihe 
des  Epidots. 


744  Süikate. 

Zoiait :  HiCaUkShOt^  =  H^O .  ^CaO .  BAlgO, .  6StO, ; 

rhombisch :  a:h:c  =  0,6196 : 1 : 0,3429 ; 
Epidot :  H^Ca^{AlyFt)^8i^  Ot»==HtOACaO.  3(AI,Fc)a  0, .  6SiO, ; 

monoklin:  a: 6 :c  =  1,6807: 1:1,8057;  /9  =  llö^24'. 
Mangwiepidot :  HtCai{Al,Mn^e)^HOt^  =  JTjO .  4tCaO .  3(^^  Afn,  JR5)80, .  6SiO, ; 

monoklin :  a:b:c^  1,6100 : 1 : 1,8326 ;  fl  =  115» 21'. 
Hancockit:  Hi{Pb,Ca,Sr,Mn)4{Al,Fe)^8i90M  = 

5,0 . 4{Pfe,Ca,Sr,  Jfn)0 . 3(AZ,Fc),0, .  6SiO, ; 
Orthit:  ?  jEr,(Ca,-F«)4(ilZ,C«,jPe)«SieOM  =  J220.4(Ca,J?'e)0.3(A/,Cc,Fe)tO, .6SiO« ; 

monoklin:  a:&:c— 1,6507:1:1,7684;  /9  =  115®1'. 

(Tschermak,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  50,  pag.  686;  Weinschenk,  Zeitschr. 
f.  Kryst.  Bd.  26,  1896,  pag.  156.) 

Zolsit. 

39,65 iSiO,,  33,73 ui/gOg,  24,64 CaO,  1,98  fl^O;  2—3\  Fe^O^  statt 
M^O^  infolge  der  Beimischang  einer  kleinen  Menge  von  Epidotsilikat, 
(vergl.  Epidot).  Die  rhombischen  Krystalle  (Achsensystem  siehe  oben), 
sind  selten  an  den  Enden  deutlich  begrenzt,  meist  langgezogene,  stark 
gestreifte  Prismen  mit  einem  deutlichen  Blätterbrach  ||  der  Längsfläche  b. 
An  den  Krystallen,  die  nicht  selten  den  Fig.  568  abgebildeten  Epidot- 
krystallen  im  Habitus  ähnlich  sind,  beobachtet  man:  m  =  ooP(110), 
m/m  =  116«  26';  u  =  2P^  (021),  w/6  =  124o  27'.  Die  Prismen  oft  ge- 
bogen und  geknickt. 

H.  =  6 ;  G.  —  3,25 — 3,36.  Durchscheinend  bis  undurchsichtig,  selten 
durchsichtig,  glasglänzend,  meist  grau,  selten  rot  (sog.  Thulü\  zuweilen 
grün  durch  einen  kleinen  Chromgehalt  {Chromzoisit)  ^  oder  farblos. 
+  Opt.  M.  L.  a;  A.  E.  bald  ab  mit  ^>v,  bald  oc  mit  Q<iv^  sogar 
an  verschiedenen  Stellen  desselben  Krystalls  verschieden.  2E  = 
40« — 70«;  mit  der  Farbe  und  mit  der  Temperatur  sich  stark  ändernd. 
Starke  Lichtbrechung  und  schwache  Doppelbrechung.  Schwierig  unter 
Blasenwerfen  zu  einem  klaren  Glase  schmelzbar ;  von  Säuren  erst  nach 
dem  Glühen  oder  Schmelzen  erheblich  angegriffen  und  zersetzt 

In  Krystallen  oder  stengligen  Aggregaten,  oft  mit  langen  Zu- 
sammensetzungsstücken, zuweilen  auch  in  verworrenfasrigen  Massen, 
oft  begleitet  von  Quarz,  besonders  in  krystallinischen  Schiefern  (vor 
allem  im  Amphibolit  und  Eklogit):  an  vielen  Orten  in  den  Alpen, 
Saualpe  in  Kärnten  (Sauälpit),  Pregratten,  Pfitsch,  Sterzing,  Faltigl  etc. 
in  Tirol,  am  Groß-Venediger  und  bei  Fusch  im  Salzburgischen,  am  Gomer 
Gletscher  bei  Zermatt,  hier  in  vollkommen  ausgebildeten  Krystallen; 
ferner  bei  Gefrees  im  Fichtelgebirge,  Goshen  in  Massachusetts  etc. 
Koter  Thulit,  zuweilen  in  deutlichen  Krystallen,  mit  blauem  Cyprin 
und  weißem  Granat  in  Quarznieren  des  Gneißes  bei  Kleppan,  Kirch- 
spiel Souland  in  Telemarken,  sdl.  Norwegen ;  dichter  Th.  mit  Quai'z  im 
Gneiß  von  Lexviken  bei  Drontheim  in  Norwegen,  wird  zu  kleinen 
Ziergeräten  verschliffen;  derber  TL  im  mährischen  Gesenke,  auch  bei 


Zoidt.    Epidot. 


745 


Traversella  in  Piemont  mit  Talk  und  grüner  Hornblende.  Selten  findet 
sich  der  Zoisit  anf  Erzlagerstätten,  so  mit  den  Eisenerzen  von  Arendal 
in  Norwegen  und  mit  Kupferkies  bei  Dncktown  in  Tennessee,  hier 
ebenfalls  in  grünen  durchsichtigen  vollkommen  ausgebildeten  Kry- 
stallen. 

Der  feinkörnige  bis  dichte  Saussurü  (pag.  634)  hat  z.  T.  die  Zu- 
sammensetzung des  Zoisits.  Er  ist  ein  in  Zoisit  umgewandelter  Feld- 
spat, besonders  in  manchen  Gabbrogesteinen  im  Qemenge  mit  Diallag  etc. 

(Tschermak,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  82,  141;  BrOgger,  Zeitschr.  f.  Kryst. 
m,  1879,  471.) 

Epidot  (Pistazit), 

Der  Epidot  unterscheidet  sich  vom  Zoisit  in  der  Zusammensetzung 
dadurch,  daß  er  neben  Al^O^  mehr,  und  zwar  bis  zu  17%  Fe^O^  ent- 
hält. Er  läßt  sich  auffassen  als  eine  isomorphe  Mischung  des  Fe^O^- 
freien  Zoisitsilikats  mit  einem  entsprechenden  Al^O^-freien  und  Fe^O^- 
haltigen  Silikat,  also  als:  m(H^Ca^^Alf^Sif^O^J'^n(H^Ca^Fe^Si^OiJ] 
letzteres  Süikat  enthält:  33,3  SiO^,  44,3  Fe.,0^,  20,7  CaO,  1,7  H^O,  das 
erst  in  starker  Glühhitze  entweicht.  Die  Zusammensetzung  des 
ersteren  siehe  beim  Zoisit.  Die  sehr  eisenarmen,  also  dem  Zoisit  in  der 
Zusammensetzung  nahe  stehenden  Epidote  hat  man  Klinoeoisit  genannt. 
Dasselbe  ist  der  FotiqueU  von  Ceylon. 

Die  ausgezeichneten  monoklinen  Krystalle  (Achsensystem  siehe 
oben)  sind  im  allgemeinen  insofern  von  den  meisten  anderen  monoklinen 
Krystallen  abweichend  ausgebildet,  als  sie  fast  stets  nach  der  Ortho- 
diagonale  b  prismenförmig  verlängert  und  stark  gestreift  sind.  Dieser 
Achse  parallel  gehen  die  beiden  deutlichen  Bl.  Br.,  der  vollkommenere  M 
und  der  weniger  vollkommene  T.  Man  stellt  die  Krystalle  gewöhnlich  so, 
daß  T  =  oo5oo  (100)  und  M=OP  (001)  wird;  die  scharfe  Kante  M/T 
ist  durch  r  =  Poo  (101),  die  Kante  rIT  durch  l  =  2Poo  (201)  abgestumpft. 


Fig.  665. 


Fig.  566. 


Fig.  567. 


Fig.  568. 


ebenso  die  stumpfe  Kante  MjT  durch  e  =  — Poo  (101)  und  die  Kante  Mjr 
durch  i  =  ^Poo  (102)  (Fig.  565  und  568).  MjT  =  115^  24';  Mji  = 
145«  39';  Jf/r  =  116«  36'  über  i;  Mjl  =  90"^  33'  (über  i  und  r).  T/c  = 
150®  6'.   Durch  das  Auftreten  vieler  Flächen  parallel  der  Symmetrie- 


746  Silikate. 

achse  sind  diese  meist  mehr  oder  weniger  stark  horizontal  gestreift 
Das  Vertikalprisma  z  =  ooP  (110) ;  z\z_  =  110®  0'  ist  weniger  häufig, 
als  das  hintere  schiefe  Prisma  w  =  P  (111);  n\n  =  109®  34',  das  häufig 
mit  den  Flächen  Jlf,  T,  r  die  Ery  stalle  allein  begrenzt  (Fig.  566); 
häufig  ist  (Fig.  569)  auch  das  Klinodoma:  o  =  5oo  (011),  o\M=  121*  31', 
auch  oft  nur  mit  z  das  horizontale  Prisma  r,  T,  e  (Fig.  567)  oder  mit  z 
und  n  das  horizontale  Prisma  M^  T,  r,  c,  l  (Fig.  568)  begrenzend ;  njo  = 
146®  6';  zjo  =  145®  47'.  Die  Zahl  der  an  den  Enden  der  Orthodia- 
gonale  b  auftretenden  Flächen  ist  eine  sehr  große;  im  ganzen  sind 


Fig.  569.  Fig.  570.  Fig.  571. 

Über  220  einfache  Krystallformen  am  Epidot  bekannt,  der  dadurch 
eines  der  formenreichsten  Mineralien  ist,  die  man  kennt;  auch  die. 
Zahl  der  Kombinationen  ist  sehr  erheblich.  Eine  wenig  verbreitete 
Fläche  ist  die  Längsfläche  P=  o6Soo  (010),  welche  zuweilen  die  Kry- 
stalle  am  Ende  beinahe  allein  abschließt  (Fig.  569  neben  o  und  Jf,  T,  r). 
Zwillinge  nach  T  sind  häufig,  die  Endfiächen  n,  o  etc.  machen  an  den- 
selben aus-  und  einspringende  Winkel  (Fig.  570),  oder  auch  die 
Flächen  M,  r  und  o  (Fig.  571) ;  häufig  wiederholt  sich  diese  Zwillings- 
bildung und  nicht  selten  findet  man  in  scheinbar  einfachen  Individuen 
dünne  Lamellen  nach  diesem  Gesetz  zwillingsartig  eingewachsen, 
welche  oft  erst  im  Dünnschliflf  zum  Vorschein  kommen.  Sehr  selten 
Zwillinge  nach  M. 

BL  Br.  siehe  oben  nach  T  und  Jf ;  Bruch  muschlig  und  splittrig. 
H.  =  6^.  G.  =  3,3 — 3,5.  Selten  farblos  oder  hellgelb  oder  -grau  oder 
-grün,  häufiger  dunkelpistaziengrün  (Pistazif),  um  so  dunkler  je  mehr 
Fe^O^;  selten  rot  (Zillertal).  Glasglänzend,  durchscheinend  bis  durch- 
sichtig. Der  dunkel  gefärbte  ist  sehr  stark  pleochroitisch  in  grünen  und 
braunen  Tönen :  z.  B.  senkrecht  zu  T,  ziemlich  genau  in  der  Richtung 
einer  Elastizitätsachse,  der  2.  Mittellinie,  gesehen  braun,  in  der  Richtung 
der  1.  Mittellinie  nahe  senkrecht  zu  i,  grün,  in  der  Richtung  der  Sym- 
metrieachse gelb.  Das  in  der  Richtung  der  Symmetrieachse  b  schwingende 
Licht  wird  in  dunkelgrünen  Epidoten  beinahe  vollständig  absorbiert; 
diese  Epidote  könnten  daher  polarisierende  Apparate  liefern,  ähnlich 
den  Turmalinplatten.  Die  opt.  A.  E.  ist  die  Sym.  Eb.,  die  —  1.  M.  L. 
macht  im  spitzen  Achsenwinkel  ß  mit  der  Achse  c  2®  26'  für  grünes, 
2«  56'  für  rotes  Licht  (Fig.  565).  Die  zweite  M.  L.  ist  beinahe  senk- 
recht zu  r,  daher  sieht  man  auf  T  im  Polarisationsinstrument  häufig 


Epidot.  747 

die  Interferenzflgaren.  Diese  sieht  man  anf  T  auch  häufig  direkt  ohne 
Instrument,  viele  Epidotkrystalle  sind  idiocyklophan.  ß  =  1,75405  (r.) 
und  1,76213  (gr.) ;  Doppelbrechung  stark,  wenn  viel  Fe^  0^ :  y — a  bis  0,056, 
in  eisenarmen  schwächer.  Der  wahre  Achsenwinkel:  2V  =  1S^  48'  (r.) 
und  73®  36'  (gr.),  also  p>t;.  Die  Dispersion  ist  die  geneigte. 
Die  angeführten  Zahlen  gelten  für  die  dunkelgrünen  Erystalle  von 
der  Enappenwand  im  Salzburgischen,  fär  hellere,  eisenärmere  sind 
dieselben  etwas  anders.  Der  E.  schmilzt  unter  Blasenwerfen  ziemlich 
schwer  und  nur  in  dünnen  Splittern  zu  einer  blumenkohlähnlich  auf- 
geblähten Masse  und  ist  dann  nicht  mehr  schmelzbar;  die  Schmelze 
eisenreicher  Epidote  ist  etwas  magnetisch.  Von  Säuren  zersetzt  erst 
nach  dem  Schmelzen  oder  Glühen,  wodurch  auch  das  spezifische  Ge- 
wicht vermindert  wird. 

Der  Epidot  findet  sich  in  deutlichen,  aufgewachsenen  Krystallen, 
oder  in  derben  exzentrisch  strahligen  und  -stengligen,  sowie  kömigen 
Aggregaten  auf  Klüften  und  Hohkäumen  in  allen  möglichen  alten  krystalli- 
nischen  Silikatgesteinen,  mit  Krystallen  von  Quarz,  Feldspat  und  anderen 
Silikaten,  Apatit  etc.  zusammen  als  Neubildung,  besonders  in  krystalli- 
nischen  Schiefem,  aber  auch  in  Eruptivgesteinen,  Graniten,  Syeniten  etc., 
auf  manchen  Magneteisenlagerstätten;  auch  eingewachsen  im  Kalk, 
aber  selten.  In  hellgrünen,  derben,  feinkömigen  bis  dichten  Aggre- 
gaten außerordentlich  häufig  als  Umwandlungsprodukt  von  Feldspat, 
Augit,  Homblende  und  anderen  Silikaten,  nach  welchen  auch  Pseudo- 
morphosen  bekannt  sind.  In  größeren  Massen  gebirgsbildend  als 
Epidotfels  (Epidosit),  der  zuweilen  ein  ümwandlungsprodukt  anderer 
Gesteine  darstellt.  Schöne  Ejystalle  auf  Klüften  krystallinischer 
Schiefer :  vor  allem  der  EpidotstoUen  an  der  Knappenwand  im  Unter- 
sulzbachtal am  Großvenediger  im  Salzburgischen,  äußerst  zahlreiche, 
schöne  und  große,  dunkelgrüne,  durchsichtige  Krystalle  auf  Klüften  eines 
Epidotschiefers  mit  Asbest,  Apatit  etc.,  das  schönste  und  reichste  Epidot- 
vorkommen  der  Welt ;  auch  sonst  noch  mehrfach  in  den  Alpen :  in  Salz- 
burg im  Habach-  und  Krimmler  Achental;  in  Tirol  im  Zillertal  (am 
Eoten  Kopf  kleine  hellgefärbte  Krystalle,  auch  rote,  wie  Thulit);  in 
der  Schweiz  im  Tavetsch  und  bei  Zermatt  im  Wallis ;  in  Piemont  im 
Alatal;  im  Dauphin6  bei  Bourg  d'Oisans,  hier  in  der  Ausbildung  wie 
Fig.  569  mit  der  Längsfiäche  P  {Bdphinü,  Oisanit,  Thallit);  in  Mähren 
bei  Blansko  und  Zöptau,  hier  sehr  helle  und  sehr  dunkle  Krystalle  in 
isomorpher  Parallelverwachsung;  in  ähnlicher  Weise  noch  an  zahlreichen 
Orten,  auch  außer  Europa,  in  den  Vereinigten  Staaten,  Kanada,  Alaska, 
Australien  etc.  Auf  Drasen  und  Klüften  im  Granit  bei  Striegau  und 
Hirschberg  in  Schlesien  sowie  bei  Werchneiwinsk  unweit  Katharinenburg 
im  Ural  {Puschkinit);  im  Syenit  am  Monzoni  im  südl.  Tirol;  im  Grünstein 
auf  Elba  etc.    auf  Magneteisenlagerstätten  bei  Schwarzenberg,  Berg- 


748  SiUkate. 

gießhübel  und  Breitenbrann  in  Sachsen,  bei  Schmiedeberg  in  Schlesien, 
Traversella  in  Piemont  and  vor  allem  bei  Arendal  in  Norwegen,  hier 
sehr  große  dunkelgrüne,  nur  durchscheinende  Erystalle  {Ärendaiü, 
Akafiänkon)  mit  besonders  ausgeprägtem  schaligem  Bau,  so  daß  sich 
häufig  einzelne  Schalen  kappenförmig  von  dem  inneren  Kern  ab- 
heben lassen.  Begleiter  der  Kupfererze  am  Oberen  See  in  Nordamerika 
im  Malaphyr.  Im  Ealk  eingewachsen  auf  der  Achmatowskschen  Grube 
bei  Slatoust  im  Ural,  schwarzbraun  und  nach  der  6- Achse  stark  ver- 
kürzt; den  Erystallen  fehlen  alle  Flächen  ||  der  Achse  l,  nur  j?,  n  und  o 
sind  vorhanden  und  bilden  dihexaederähnliche  Formen  {BucUandU), 
Am  gleichen  Fundort  auf  Drusen  im  Chloritschiefer  grüne  Erystalle 
von  der  gewöhnlichen  Art.  Ein  feines  grünes  Pulver  von  E.  in  den 
Goldwäschen  von  Muska  in  Siebenbürgen  ist  die  sog.  Skaraa.  WithamU 
ist  ein  meist  derber,  roter  E.  aus  dem  Labradorporphjrr  von  Glencoe 
in  Schottland. 

(Ludwig,  Tschermaks  Mm.  Mittlgn.  II,  1877,  187 ;  Laspeyres,  Zeitschr.  f.  Erjst. 
m,  1879,  525 ;  C.  Klein,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1874,  pag.  1  und  a.  a.  Stellen ;  Bückincr, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  ü,  1878,  320;  Gränzer,  Min.  u.  petr.  Mittlgn.  IX,  1887,  361; 
Brngnatelli,  Zeitschr.  f.  Eryst.  Bd.  17,  1890,  629;  Zambonini,  ibid.  Bd.  37,  1902, 
pag.  1;  Artini,  ibid.  Bd.  14,  1888,  589;  Flinck,  ibid.  Bd.  13,  1888,  pag.  405;  Bamsay, 
ibid.  pag.  97;  Palache,  ibid.  Bd.  37,  1902,  pag.  433.) 

Manganepidot  (Piemontit). 

Chemische  Formel  und  Achsenverhältnis  siehe  oben.  Bildet  krystallinisch- 
langstrahlige  schilfähnliche  Aggregate;  selten  deutliche  Krystallflftchen.  Spalt- 
barkeit wie  beim  Epidot.  H.  =  6\'f .  G.  =  8,4.  Dunkelkirschrot,  nur  in  sehr  dünnen 
Schichten  durchsichtig;  stark  dichroitisch.  Strich  heller.  Optisch  wie  krystallographisch 
dem  Epidot  ähnlich,  die  M.  L.  ist  aber  4~-  ^-  d.  L.  leicht  schmelzbar.  Von  Säuren 
erst  nach  dem  Glühen  oder  Schmelzen  zersetzt.  Auf  der  dem  Gneiß  eingelagerten 
Manganerzlagerstätte  von  St.  Marcel  in  Piemont  im  Quarz,  im  Glimmerschiefer  der 
Insel  Groix  in  der  Bretagne,  ziemlich  verbreitet  in  Japan  in  Glaukophanachiefem  etc. 
Auf  der  Manganerzlagerstätte  von  Jakobsberg  in  Wermland  (Schweden)  im  Ealk,  ohne 
JfnsOg,  aber  bis  5%  MnO.    (Laspeyres,  Zeitschr.  f.  Kryst.  IV,  1880,  435.) 

Hancockit  Formel  siehe  oben.  18,5  FbO,  11,6  CaO,  3,9  SrO.  Gelblich- 
braune, stark  dichroitische  nicht  sehr  deutlich  ausgebildete  Eryställchen  von  der 
Form  des  Epidot  auf  den  Zinkerzlagerstätten  von  Franklin  Gounty,  New-Jersey. 

Fikroepidot  MgO  statt  CaO  enthaltend,  kleine  farblose  bis  gelbliche 
Erystalle  mit  Lasurstein  aus  der  Nähe  des  Baikalsees. 

Orthit  (AUanit). 

Ce-j  La-j  Di'  und  zuweilen  Y-haltige  Mineralien  von  der  Krystallform  des 
Epidots.  Formel  und  Achsenverhältnis  siehe  oben.  Die  Zusammensetzung  ist  aber 
schwankend,  was  mit  der  Schwierigkeit  der  Analyse  bei  der  genauen  Bestimmung 
der  Ce-Metalle  (10—20%)  und  mit  meist  eingetretener  starker  Verwitterung  und  Um- 
wandlung zusammenhängt.  Diese  gibt  sich  durch  stärkeren  jEsO-Gehalt  und  dadurch 
zu  erkennen,  daß  trotz  der  unzweifelhaft  monoklinen  Erystallform  der  0.  häufig 
optisch  isotrop  ist.  Die  SaO-freien  wurden  wohl  AUanit^  die  JT^O-haltigen  Orthit 
genannt,  beide  sind  aber  nach  dem  Obigen  nicht  zu  trennen:  die  Orthite  sind  wohl 
nichts  anderes  als  angewitterte  Allanite.     Die  hierher  gehörigen  Mineralien  sind 


Orthit.    Vesuvian.  749 

pechschwarz  bis  dunkelbraim,  selten  gelb  {Xant?Mrthit  Ton  Eriksberg  bei  Stock- 
holm), die  schwarzen  häufig  von  einer  braunen  Yerwitterungsrinde  umgeben;  un- 
durchsichtig und  halbmetalüsch  ins  Fettige.  Selten  deutlich  spaltbar.  G.  «  3 — 4. 
H.  =  5V8^6.  Y.  d.  L.  unter  Aufschäumen  zu  schwarzem  magnetischem  Glase 
schmelzbar.  Einige  werden  schon  Yor  dem  Glühen  yon  Säuren  zersetzt,  die 
meisten  erst  nach  dem  Glühen  oder  Schmelzen.  Sie  finden  sich  in  deutlichen, 
meist  eingewachsenen  Erystallen,  oder  häufiger  in  langen,  büschelförmig  grup- 
pierten Strahlen  oder  in  derben  Massen,  in  krystallinischen  Silikatgesteinen,  in 
Granit,  Syenit,  krystallinischen  Schiefem  etc.,  die  in  der  Umgebung  des  Orthits 
braun  gefärbt  zu  sein  pflegen.  Bes.  häufig  in  Skandinavien:  HitterÖ,  Snarum  und 
Eragerö  in  Norwegen,  auch  bei  Arendal  (früher  Bucklandit  genannt);  Stockholm 
und  Fahlun  in  Schweden ;  auf  der  Bastnäsgrube  bei  Biddarhyttan  in  Schweden  (sog. 
Cerin)  mit  Cent;  bei  Helsingfors  in  Finnland,  hier  mit  dem  isomorphen  Epidot 
parallel  verwachsen;  bei  Miask  im  Ural  {Uralorthit);  ebenso  bei  Achmatowsk 
(ßagrationit);  in  Grönland  etc.  Seltener  im  Süden:  im  Syenit  von  Weinheim, 
bei  Aschaffenburg,  im  Thüringer  Wald,  im  Plauenschen  Grund  bei  Dresden  imd,  sehr 
unrein,  zu  Mauersberg  bei  Boden  bei  Marienberg  in  Sachsen  {Bodenit  und  Muro- 
montit)j  bei  Striegau  und  Schreiberhau  in  Schlesien  etc.  In  derselben  Weise  an 
zahlreichen  Orten  in  den  Vereinigten  Staaten,  sowie  in  Kanada.  Femer  auf  der 
Magneteisenlagerstätte  vom  Schwarzen  Sjux  bei  Schmiedefeld  im  Thüringer  Wald; 
als  große  Seltenheit  im  kömigen  Kalk  von  Auerbach  a.  d.  Bergstraße  und  ebenso 
in  vulkanischen  Auswürflingen  einzelne  Kryställchen,  so  am  Laacher  See  (gleichfalls 
Bucklandit  genannt) ;  auch  am  Vesuv.  Der  Fy rorthit  bildet  die  langen  schwarzen, 
geradlinigen  Strahlen  von  E&rarfvet  bei  Fahlun  in  Schweden  im  Feldspat;  es  ist 
unreiner,  mit  Bitumen  gemengter  Orthit,  welcher,  einmal  glühend,  fortgUmmt. 
(v.  Kokscharow,  Materialien  Bd.  III;  G.  v.  Kath,  Pogg.  Ann.  Bd.  113;  Bauer, 
Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  24). 


Yesnvian  (Idokras). 

Die  Zusammensetzung  ist  kompliziert  und  wird  etwas  verschieden 
angegeben,  jedenfalls  ist  sie  von  der  des  Granats  verschieden,  mit  dem 
man  den  V.  früher  fBr  gleich  zusammengesetzt  hielt.  H^Ca^^Al^Si^^,0^^ 
==  2^20 .  l2CaO .  3^/2 O3  .  lO/SiOg  mit  37,2  SiO„  19,1  Al^O^,  41,6  CaO 
und  2,2  H^O.  Die  Analysen  geben  37—39  SaO,,  13—16  Al^O^, 
33—37  CaO,  Alkalien  höchstens  1%,  2—3  H^O,  daneben  aber  4—9 
JPe^Oj,  0—3  FeO,  2—6  MgO  (z.  B.  der  Frugardü  im  Kalk  von  Fra- 
g&rd  in  Finnland),  zuweilen  etwas  MnO  (3,23  bei  Jordansmühl  in 
Schlesien,  MangamdoJcras ,  auch  bei  Pajsberg  etc.  in  Wermland, 
Schweden)  und  TiO^  (1,77%  bei  Deutsch-Tschammendorf  in  Schlesien); 
häufig  etwas  F  als  Vertreter  von  (OH),  in  dem  Wiluit  ca.  3%  B^O^ 
als  Vertreter  für  Al^O^,  und  ebenso  bei  Nischne  Tagilsk  im  Ural 
2,31  OjjOj  in  den  auf  Chromeisenstein  sitzenden  Krystallen.  Das 
Wasser  entweicht  erst  bei  starkem  Glühen.  Außer  der  obigen  sind 
dem  V.  noch  mehrere  andere  Formeln  zugeschrieben  worden,  so  haupt- 
sächlich neuerer  Zeit  die  weit  einfachere :  Ca^AlSi^O^(OH,  F),  die  den 
Analysen  ebenfalls  in  befriedigendem  Maße  entspricht. 

Der  V.  krystallisiert  ausgezeichnet  quadratisch ;  a  :  c  ==  1 : 0,5372. 


750 


ffilikaltt. 


Die  Zahl  der  einfachen  Formen  und  der  Kombinationen  ist  sehr  groB. 
Prismen  meist zn kurzen  SÄnlenTerlingert;d=ooi*(110),-Jf^ooito(lOO), 
sowie  die  Basis:  p  =  OP  (OOi)  fehlen  fast  nie.  Letztere  ist  zuweilen 
dnrcli  eine  sehr  niedere  Pyramide  ersetzt  nnd  erscheint  dadurch 
nach  den  beiden  Diagonalen  geknickt  Tritt  dazu  das  Okta- 
eder e  =  P  (111),  c!c  =  W>  27*  (S.  K)  nnd  129»  21'  (K  K),  so  ent- 
steht eine  der  gewöhnlichsten  Eomblnationen  (Fig.  572).  Zn  den 
beiden  Prismen  M  nnd  d  treten  nicht  selten  achtseitige  Prismen,  nnd 
zwarhänfiger/^ooi'2(210XseltenerA=«.P3(310){Fig.573,574,576); 
zuweilen  dnrcb  Häufung  zahlreicher  schmaler  Prismenflächen  stark 
Tertikai  gestreifte,  schelnbiu-  zylindrische  Kiystalle  bildend.  Außer  dem 
Hauptoktaeder  c  findet  man  noch  u.  a.  folgende  Oktaeder  1.  Stellung: 
(=3P  (331)  (Fig.  573,  575),  die  Kante  c/d,  und  i  =  \P  (113),  die 


^=? 


d    fMf     df   M 


JJ 


^ 


Fig.  676. 


Fig.  676. 


Kante  cjp  abstumpfend  (Fig.  574  nnd  575)  und  das  ganz  öacbe 
y  =  4P  (118)  (Fig.  574).  Das  nächste  stampfere  Oktaeder  o^Poo  (101) 
stumpft  häufig  die  Endkanten  tou  c  ab  (Fig.  573,  575).  Dazu  treten 
noch  Dioktaeder,  meist  untergeordnet,  so  z.  B.  «  ^  3P3  (311)  in  den 
Zonen  [cMJ  nnd  [tt],  die  Kanten  clM  abstumpfend  (Fig.  573)  oder 
anf  die  Flächen  f  schief  aufgesetzt  (Fig.  576).  Zwillinge  sind  noch 
nicht  beobachtet. 

Keine  Blätterbrüche,  Bruch  kleinmoschlig;  H.  =  6i;  G.  =  3,34 
bis  3,47.  Durchsichtig  bis  durchscheinend,  ancb  undurchsichtig;  glas- 
glänzend,  zuweilen  ins  Fette;  grfin,  braun  bis  beinahe  schwarz,  sel- 
tener gelb,  blan  {Cyprin)  nnd  rot  Geringer  Dichroismos.  w  =  1,7235, 
e=  1,7226,  also  starke  Lichtbrechung  nnd  schwache  —  D.  Br.;  der 
Wilttit  -]-.  Zuweilen  anomal,  scheinbar  zweiachsig.  Schmilzt  ziemlich 
leicht  unter  Blasenwerfen  zu  einem  gelblichen  oder  grünlichen  Glas 
von    erheblich   geringerem   spezifischen  Gewicht     Erst  nach    dem 


VesiiYiaii.  751 

Schmelzen   oder  Glühen   von  HCl  vollständig  nnter  Gallertbildnng 
zersetzt,  vorher  von  Sänren  nicht  angegriffen. 

Ist  sehr  verbreitet  nnd  findet  sich  in  eingewachsenen  nnd  in  auf- 
gewachsenen Krystallen,  die  nicht  selten  ausgezeichnet  schalig  sind 
(z.  B.  die  großen  Erystalle  von  Christiansand  in  Norwegen,  bei  denen 
sich  einzelne  Kappen  voneinander  abheben  lassen).  Auch  in  steng- 
ligen  und  kömigen  Aggregaten,  sowie  dicht.  Sehr  verbreitet  in  kon- 
taktmetamorphischen  Kalken,  begleitet  von  anderen  Kontaktmineralien 
(WoUastonit,  Grossular  etc.),  so  bei  Auerbach  a.  d.  Bergstraße,  am 
Monzoni  im  Fassatal,  bei  Orawicza,  Rezbanya,  Dognaczka  und  Cziklowa 
im  Banat,  Catanzaro  in  Kalabrien  etc.,  sowie,  in  dei*selben  Weise  entstan- 
den, in  den  Kalkauswürflingen  der  Somma  am  Vesuv  und  im  Albaner 
Gebirga  In  dem  dem  Gneiß  und  anderen  krystallinischen  Schiefem  ein- 
gelagerten Kalk  findet  sich  Vesuvian  z.  B.  bei  Egg  und  sonst  in  der 
Umgebung  von  Christiansand  im  südl.  Norwegen  und  bei  Amity  in 
New- York,  hier  gelb  (^anOwt).  Auf  Klüften  im  Serpentin  im  Pfitschtal 
in  Tirol  und  hauptsächlich  an  der  Mussaalp  im  Alatal  in  Piemont,  wo 
schön  grüne  Krystalle  (Fig.  572)  begleitet  von  Granat,  Diopsid,  Klino- 
chlor  etc.  auf  dichtem  Vesuvian  sitzen.  Vielfach  mit  denselben  Be- 
gleitem  in  krystallinischen  Schiefern,  teils  auf  Klüften  aufgewachsen, 
teils  eingewachsen,  namentlich  im  Quarz:  bei  Fregatten,  Schwarzen- 
stein,  Pfitsch  etc.  in  Tirol,  Zermatt  im  Wallis  und  sonst  in  den  Alpen 
an  zahlreichen  Stellen,  in  der  Achmatowskschen  Grube  bei  Slatoust  im 
Ural  etc.  Auf  Erzlagerstätten,  z.  B.  bei  Arendal  mit  Magneteisen, 
und  bei  Pajsberg  und  Jakobsberg  in  Wermland  mit  Manganerzen 
und  ebenfalls  etwas  manganhaltig.  Mit  Grossular  in  einem  vulkani- 
schen TufFe  grünlichbraune  Krystalle  von  der  Form  Fig.  572  an  der 
Mündung  der  Achtaragda  in  den  Wilui  ( Wiluü).  In  mikroskopischer  Klein- 
heit verbreitet  in  den  Kalksilikathomfelsen,  die  besonders  Granitstöcke 
als  Kontaktgebilde  umgeben.  Einige  Varietäten  des  Vesuvian,  die  mit 
besonderen  Namen  belegt  wurden,  sind  noch  zu  erwähnen:  fi^^an,  braune, 
langstrahlige  Aggregate  von  Haslau  bei  Eger  und  bei  Göpfersgrün  im 
Fichtelgebirge  (Kontaktgebilde  im  Kalk),  Egg  bei  Christiansaud  (im  Kalk 
des  Gneißes),  Sandford  in  Maine  etc.  Kolophanity  lockere  Aggregate  fett- 
glänzender gelber,  brauner,  grauer,  schwarzer,  rundlicher,  z.  T.  noch 
mit  einzelnen  Krystallfiächen  versehener  Kömer,  teils  von  Granat 
(pag.  684),  meist  aber  von  Vesuvian,  bilden  auf  der  Insel  Tromö  bei 
Arendal  in  Norwegen  ein  ca.  20  Fuß  mächtiges  Lager.  Cyprin  durch 
einen  kleinen  Kupfergehalt  blaue,  auch  wohl  grüne  Krystalle  und 
Kömer,  mit  rosenrotem  Thulit,  farblosem  Granat,  violblauem  Fluß- 
spat etc  in  Quarzadem  und  -nieren  im  Gneiß  des  Kirchspiels  Souland 
in  Telemarken  im  südlichen  Norwegen. 

Durchsichtiger  Vesuvian  wird  zuweilen  als  Edelstein  verschliffen, 


752  Silikate. 

namentlich  der  braune  vom  Vesav  und  der  grAne  yon  der  Mussaalp. 
Ein  grünlicher  dichter  Vesuvian  vom  Piz  Longhin  im  Bergeil,  örau- 
bünden  und  ein  ebensolcher  aus  der  Nähe  von  Sterzing  in  Tirol  nnd 
von  Kalifornien  sind  früher  für  Jadeit  gehalten  worden. 

(y.  Zepharovich,  Sitzgsber.  Wiener  Ak.  Bd.  49;  Brezina,  TBchennaks  Min. 
Mitteilgn.  YII,  1877;  Strttver,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  1;  Jannasch,  N.  Jahrb.  f. 
Min.  etc.  1884,  Bd.  I,  pag.  269;  Rammeisberg,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1873;  Jannasch 
nnd  Weingarten,  Zeitschr.  f.  anorg.  Chemie  Bd.  8  n.  9,  1895  u.  18%;  Weingarten, 
Diss.  Heidelberg  1901 ;  P.  Franco,  Giomale  di  mineralogia  Bd.  4,  1893,  185 ;  Weibnll, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  15,  1896,  pag.  1;  C.  Klein,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1894,  751; 
Strüver,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1891,  I,  1.) 

Dem  Vesnyian  wird  zuweilen  angereiht  der: 

Filinity  ein  filziges,  asbest&hnliches  Hanf  werk  weißer,  gelblicher  oder  röt- 
licher Nadeln  auf  Dmsenränmen  des  Granits  Ton  Striegan.  Er  ist  aber  weit  SiOt- 
reicher  als  V.  (55  SiOt)  nnd  soll  dem  rhombischen  System  angehören. 

Gruppe  der  Boroeilikate. 

JB20s-haltige  Silikate,  in  denen,  jedenfalls  zum  Teil,  B^O^  als'  Vertreter  Ton 
Al^Ot  etc.  auftritt. 

Tormaliii  (Schörl). 

Die  Tnnnaline  umfassen  eine  Reihe  rhomboedrisch-hemimorpher 
Bor-haltiger  Silikate  von  sehr  komplizierter  nnd  mannigfaltiger  Zu- 
sammensetzung, die  sich  zwar  alle  krystallographisch  sehr  nahe  auf 
dieselbe  Grundform  beziehen  lassen,  aber  nicht  alle  der  nämlichen 
chemischen  Formel  folgen.  Es  sind  isomorphe  Mischnngen  mehrerer 
Orundverbindungen,  deren  wechselnde  Mengen  die  krystallographischen 
und  physikalischen  Eigenschaften  der  verschiedenen  Turmalinvarie- 
täteu  mehr  oder  weniger  stark  beeinflussen.  In  allen  Turmalinen 
findet  man  als  Hauptbestandteile  SiO^,  Al^O^  und  B^O^  und  als  Ersatz 
für  Al^O^  zuweilen  eine  kleine  Menge  Fe^O^.MgO  und  FeO,  beide 
sich  gegenseitig  vertretend,  sind  in  manchen  Turmalinen  wichtige  Be- 
standteile, treten  dagegen  in  anderen  vollkommen  zurück;  CaO  und 
MnO  sind  nicht  immer  und  stets  nur  in  geringen  Quantitäten  vor- 
handen. Alkalien  fehlen  niemals  ganz;  am  wichtigsten  ist  Na^O  nnd 
in  manchen  Turmalinen  Li^O,  während  E^O  eine  verhältnismäßig 
untergeordnete  Kolle  spielt.  Etwas  basisches  Wasser  entweicht  beim 
Glühen;  eine  kleine  Menge  F  (selten  über  V/o)  vertritt  meist  eine 
äquivalente  Menge  Hydroxyl.  Die  Feststellung  der  chemischen  Formel 
und  Konstitution  ist  wegen  der  großen  Menge  der  Bestandteile  (er- 
wähnt sind  schon  deren  13,  zu  denen  zuweilen  noch  einige  weitere 
treten,  die  unten  angeführt  werden  sollen)  und  der  Schwierigkeit  der 
genauen  quantitativen  Beistimmung  einiger  derselben  noch  nicht  mit 
Sicherheit  gelungen,  doch  scheint  festzustehen,  daß  bei  allen  Turma- 


Turmalin. 


753 


linen  das  Verhältnis:  SiO.>  :B^O^=i:l  herrecht.  Nach  der  Auffassung 
von  Tschermak,  der  aber  mehrere  andere  gegenüberstehen,  lassen  sich 
fast  alle  T.  betrachten  als  isomorphe  Mischungen  zweier,  resp,  dreier 
Hauptgrundverbindungen,  die  aber  durch  den  Eintritt  isomorpher 
Elemente  eine  größere  Anzahl  spezieller  Grandverbindungen  liefern. 
Die  erste  dieser  Hauptgrundverbindungen  (Tu)  ist  alkalihaltig  und 
magnesiafrei,  die  andere  (Tm)  umgekehrt  alkalifrei  und  magnesia- 
haltig.  Dazu  gesellt  sich  als  dritte  die  letzterer  entsprechende  FeO- 
Verbindung  (Tm,).  Diese  hauptsächlichsten  2  (resp.  3)  atomistisch 
gleichartigen  Grundverbindungen  sind  die  folgenden: 

Tu  =  Si,._B^Al,^Na^H^O^^  =  12/SiOo  .  3B.0, .  8AhO^  .  2Na.,0 .  4Ä,0 

(Alkali  turmalin); 

Tm  =  Si^^B^A\^Mg^,H^O^^  =  12SiO., .  SB,,0^  .  bALO^  .  12MgO .  SHJ) 

•(Magnesiaturmalin) 

Tm,  =  Si,^B^Al,QFe,,H^O^^  =  12SiO, .  SÄjOg  .  bAhO^ .  VZFeO .  3HM. 

(Eisenturmalin). 

Nur  wenige  Tarmaline  erfordern  die  Annahme  einer  von  den  beiden  letzteren 
etwas  abweichei^den  MgO-  resp.  i^'cO- Verbindung,  Tn  resp.  Tn^^Sii^B^AliW^^ill^O^y^ 
wo  Rf^=Mg  und  Fe. 

Diese  Grundverbindungen  haben  die  folgende  prozentische  Zu- 
sammensetzung, woraus  auch  die  der  aus  ihnen  gemischten  Turmaline 
im  allgemeinen  zu  ersehen  ist: 


SiO. 

AhO, 
FeO 
MgO 
Na.O 

hJo 


Tu 

Tm 

. . .  37,19  . . 

.  36,53  . . . 

. . .  10,78  . . 

.  10,58  . . . 

. . .  41,96  . . 

.  25,75  . . . 

.  24,41  . . . 

. ..    6,37.. 

. ..    3,70.. 

.    2,73... 

Tm, 
30,66  . . 

0,00  . . 
21,62  . . 
36,55  ...    — 

—    ...25,49 

■   •   • 
<Q,^«7    ...         U,  I  t7 


Tn 
38,15 
11,05 
21,52 


Tn, 
31,80 

9,21 
17,93 
37,90 


3,16 


100,00 


100.00      100,00      100,00      100,00 

In  der  ersten  der  obigen  Formeln  ist  Na^^O  in  vielen  Fällen  durch 
TA.2O  ersetzt  (Lithionturmalin),  häufig  auch  durch  etwas  iLO.  In  den 
beiden  anderen  Formeln  wird  MgO,  resp.  FeO,  zuweilen  zu  einem 
kleinen  Teil  durch  CaO  und  MnO  vertreten.  Nicht  selten  trifft  man 
geringe  Mengen  Ti,  und  zwar  wahrscheinlich  in  der  Weise,  daß  TiJX^ 
an  Stelle  von  AhO^  tritt;  selten  ist  Cr^O^  als  Ersatz  für  Al^O.^  vor- 
handen. Etwas  P2O5  beruht  wahrscheinlich  auf  Verunreinigung  durch 
mechanische  Beimengungen,  ebenso  vielleicht  eine  kleine  Menge  SnO.,. 

(Rammeisberg,  Pogg.  Ann.  80,  81,  139;  Abhandlgu.  Berl.  Ak.  1890;  N.  Jahrb. 
f.  Min.  etc.  1890,  IT,  pag.  1;   Penfteld  und   Foote,   Americ.  Journ.  VII,  1899,  97; 
Penfield,  ibid.  X,  1900,  19;   Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  33,   1900,  527;   G.  Tschermak, 
Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


.  Zeitachr.  f.  Eijat. 


Min.  und  petr.  Mittlgu.  Bd.  19,  1899,  1Ö5  und  Bd.  21, 
Bd.  35,  1901,  209.) 

Die  £rystalle  sind  gewöhnlicb  in  der  Richtung  der  Haaptaclise, 
welche  auch  die  Achse  der  Hemimorphie  ist,  verlängert;  doch  nicht 
selten  auch  knrzprismatisch  ausgebildet.  Das  1.  Prisma  l  =  aoR  (1010) 
ist  infolge  des  Hemimorphismus  dreiseitig  (128),  weil  die  abwechseln- 
den Flächen  fehlen  (Fig.  57?) ;  auch  wenn  neben  /  noch  andere  Prismen- 
flachen  vorkommen,  tritt  die  Dreiseitigkeit  meist  deutlich  hervor 
(Fig.  578 — 581).  Von  solchen  anderen  Prismen  ist  das  zweite :  s  =  ooP2 
(1120)  sehr  häufig  und  stets  vollflächig  (s  vorherrschend  Fig.  579 — 581, 
untergeordnet  Fig.  578,  582),  wogegen  die  zwBlfseitigen  Prismeq  in- 
folge des  Hemimorphismus  symmetrisch  sechsseitig  auftreten,  so  z.  B. 
/■=eoPi  (41o0)  (Fig.  582).    An  diesem  Krystall  ist  auch  l^  neben  /, 


Fig.  580. 


Fig.  581. 


Fig.  582. 


als  zweite  Häifte  des  1.  Prismas,  hier  sind  aber  die  beiden  dreiseitigen 
Prismen  l  und  /,  voueinauder  ganz  unabhängig  und  ihre  Flächen 
physikalisch  verschieden.  Wenn  viele  Prismen  nebeneinander  auf- 
treten, werden  die  Krystalle  oft  scheinbar  walzenförmig  rund,  und  die 
Prismenflächen  sind  stark  vertikal  gestreift.  Von  Endflächen  ist  die 
Basis  k  =  OP  fOOOl)  nicht  sehr  häufig  (Fig.  581  unten).  Häufig  sind 
ßhomboeder,  seltener  und  meist  kleiner  Skalenoeder,  und  zwar 
an  beiden  Enden  der  Prismen  im  aligemeinen  verschiedene.  Das 
Hauptrhomboeder :  P  =  fi  (lOll)  ist  häufig  und  fehlt  in  keiner  der 
abgebildeten  Kombinationen ;  es  ist  bald  nur  an  einem  Ende  (Fig.  581), 
bald  an  beiden  ausgebildet,  daun  sind  aber  die  Flächen  an  beiden 
Enden  verschieden.  P/P  =  133"  10'  (E.  K.),  übrigens  mit  der  Zu- 
sammensetzung etwas  schwankend  zwischen  den  Extremen  133°  2' 
und  134"  7',  gibt:  a:c—  1:0,4474.    Ebenso  sind  häufig  das  nächste 


Turmalin.  755 

stumpfere  Rhomboeder:  h  =  — i^R  (0lf2)  (Fig.  580,  582)  und  das  nächste 
schärfere:  o  =  —2R  (0221)  (z.  B.  Fig.  577,  578,  580,  582).  Bei  allen 
Ehomboedern  sind  am  einen  Ende  des  Krystalls  die  Flächen  P  auf  die 
Flächen,  am  anderen  Ende  auf  die  Kanten  des  dreiseitigen  Prismas  l 
gerade  aufgesetzt  (Fig.  577).  Von  Skalenoedern  beobachtet  man  u.  a. : 
t  =  JR3  (2131)  (Fig.  581);  x  =  Rb  (3251)  (Fig.  578,  KrystaU  des 
braunen  T.  von  Gouverneur,  New  York,  wo  das  eine  Ende  mehr  wie 
sonst  ausgesprochen  skalenoedrisch  ausgebildet  zu  sein  pflegt)  etc. 
Die  Zahl  der  am  Turmalin  beobachteten  einfachen  Formen  ist  sehr  be- 
trächtlich, man  kennt  zur  Zeit  etwa  180.  Die  verschiedene  Ausbildung 
beider  Enden  der  Krystalle  zeigen  fast  alle  obigen  Figuren.  Dem 
entsprechend  müssen  auch  die  Flächen  oben  und  unten  in  ihren  spe- 
ziellen Ausdrücken  verschieden  werden,  was  sich  auf  die  oben  ange- 
gebenen Symbole  leicht  anwenden  läßt  (128).  Jedenfalls  ist  immer, 
wenn  ein  Rhomboeder  oder  ein  Skalenoeder  an  demselben  Kry stall 
mit  allen  Flächen  ausgebildet  ist,  die  obere  Hälfte  von  der  unteren 
verschieden.  Beiderseits  gut  ausgebildete  Krystalle  sind  indessen 
nicht  besonders  häufig;   Zwillinge  fehlen  fast  ganz  (nach  R  (lOil)). 

(Worobieff,  Ztschr.  f.  Kryst,  Bd.  33,  1900,  pag.  263;  G.  D'Achiardi,  vgl.  pag.  757  u.  761.) 

Kein  Bl.  Br.  Bruch  kleinmuschlig  bis  uneben.  H.  =  7 — 7^. 
G.  =  2,9 — 3,2,  je  nach  dem  Gehalt  an  schweren  Metallen  und  damit 
nach  der  Farbe:  farblos:  2,9 — 3,1;  hellgefarbt:  3,0 — 3,1;  braun:  3,1; 
blau  und  schwarz:  3,1 — 3,2.  Glasglanz,  auf  Bruchflächen  schwarzer 
Krystalle  pechartig.  Alle  Grade  der  Durchscheinenheit ;  auch  die 
scheinbar  ganz  undurchsichtigen,  schwarzen  T.  sind  in  dünnen  La- 
mellen durchsichtig,  braun,  blau,  violett,  auch  grün.  Die  schön  ge- 
färbten durchsichtigen  Varietäten  nennt  man  Edelturmaline ;  sie  werden 
häufig  als  Edelsteine  verschliflFen. 

Die  Farben  sind  der  wechselnden  Zusammensetzung  entsprechend 
sehr  mannigfaltig  und  gehen  von  der  vollständigen  Farblosigkeit  durch 
alle  möglichen  Farbentöne  bis  zum  tiefsten  Schwarz.  Die  Färbung 
ist  meist  einheitlich,  nicht  selten  treten  aber  auch  an  demselben 
Krystalle  infolge  isomorpher  Fortwachsung  verschiedene  Farben  auf. 
Entweder  sind  die  beiden  Enden  des  Krystalls  abweichend  gefärbt, 
grün  und  rot,  farblos  und  grün,  farblos  oder  licht  gefärbt  mit  einem 
kurzen  schwarzen  Ende  (Mohrenköpfe  von  Elba).  Oder  einzelne  kon- 
zentrische Schichten  von  verschiedener  Farbe  liegen  übereinander  und 
bringen  eine  mehr  oder  weniger  ausgesprochene  Zonarstruktur  hervor. 
Hierher  gehören  u.  a.  manche  Krystalle  von  Brasilien  sowie  von  Paris  in 
Maine  und  Chesterfleld  in  Massachusetts  in  den  Vereinigten  Staaten,  die 
aus  einem  roten  Kern  mit  einer  parallel  darüber  gewachsenen  grünen 
Hülle  bestehen. 

Bei  den  farblosen  Turmalinen  {Achroit)  sowie  bei  den  lichtroten 

48* 


756  Silikate. 

und  gi-ünen   fehlen  MgO  und  FeO  fast  ganz,  dagegen  pflegt   eine 
kleine  Menge  MnO  vorhanden  zu  sein;  Alkalien  herrschen  den   ge- 
nannten Bestandteilen  gegenüber  vor,  besonders  JM^O;  es  sind   die 
eigentlichen  lAtlmnturmaline,     Dem  Silikat  Tu  ist  nur  sehr   wenig 
Tm  und  Tm,  beigemischt.    Ähnlich  sind  auch  die  dunkler  ix)ten  Yarie- 
täten  {Rübellü)  zusammengesetzt.    Die  dunkelgrünen  enthalten  schon 
etwas  mehr  FeO  und  bei  manchen  fehlt  Li^O  ganz.    Hier  ist  also  eine 
etwas  größere  Menge  des  Silikats  Tm,  vorhanden.     Grün  sind  auch 
die  Chromtuimaline,  von  denen  der  auf  Chromeisenstein  von  Nischne- 
Issetsk  im  Ural  am  chromreichsten  ist  (10,86  Cr^O^),   Noch  ein  wenig 
höher  steigt  der  Betrag  des  Silikats  Tm,  bei  dem  eisenreicheren  blauen 
Turmalin  (Indigolith).  Die  braunen  und  gelben  T.  enthalten  wenig  Al- 
kalien, darunter  kein  Li^O,  dagegen  viel  MgO  neben  wenig  FeO;  das 
zweite  Silikat  Tm  ist  mit  ungefUhr  ebenso  viel  Tu  und  wenig  Tm,  gemischt. 
Es  sind  die  Jf^O-reichsten  Turmaline  die  man  kennt,  die  eigentlichen 
Magnesiaturmaline.    Bei  dem   schwarzen  Turmalin,  dem  speziell  sog. 
Schörl,  gesellt  sich  zu  MgO  eine  mehr  oder  weniger  große,  aber  stets 
bedeutende  Menge  FeO,  die  sogar  meist  überwiegt  und  bis  zum  fast 
völligen  Verschwinden  von  MgO  steigen  kann.    Alkalien  treten  gegen 
MgO  und  FeO  zurück   und  Li^O   fehlt   ganz.     Es  sind  Eisen-   und 
Eisenmagnesiaturmaline,  in  denen  Tm  und  besonders  Tm,  mit  wenig  Tu 
gemischt  sind.    Nur  einige  wenige  schwarae  und  braune  T.  erfordern 
die  Annahme  der  Silikate  Tn  und  Tn„  z.  B.  der  braune  von  Gouver- 
neur in  New- York. 

Der  Turmalin  ist  ausgezeichnet  pleochroitisch ,  stärker  als  die 
meisten  anderen  Mineralien,  besonders  der  dunklere.  So  sind  z.  B. 
gelblichbraun  die  Schwingungen  parallel  zur  Hauptachse  c,  spargel- 
grün die  senkrecht  dazu;  oder  dunkelbraunviolett  die  ||  c,  grünlich- 
blau die  J_c,  oder  purpurrot  ||  c,  blau  l_c  etc.  Im  allgemeinen  werden  die 
in  der  Richtung  der  Achse  c  schwingenden  außerordentlichen  Strahlen, 
weniger  stark  absorbiert  als  die  senkrecht  zu  c  schwingenden  ordent- 
lichen, ja  von  dunkelgefärbten  Turmalinen  werden  sogar  die  letzteren 
vollständig  absorbiert  (Anwendung  zu  Turmalinzangen  (231));  be- 
sonders geeignet  hierzu  ist  der  braune  T.  von  Brasilien  und  Ceylon. 
Eine  Folge  dieser  Absorptionsverhältnisse  ist,  daß  senkrecht  zur  Achse 
geschliffene  Turmalinplatten  oft  ganz  undurchsichtig  und  jedenfalls 
immer  dunkler  gefärbt  sind  als  gleich  dicke  parallel  der  Achse  aus 
demselben  Krystall,  was  namentlich  bei  der  Benutzung  als  Schmuck- 
stein zu  beachten  ist.  Lichtbrechung  schwach;  Doppelbrechung  — , 
ziemlich  stark,  w  =  1,6366;  b  =  1,6193  (iVii-Licht)  für  einen  farblosen 
KrystalL  Ist  nicht  selten  optisch  anomal  und  gibt  zweiaclisige  Inter- 
ferenzbilder. Alle  optischen  Eigenschaften  schwanken  beträchtlich 
mit  der  Zusammensetzung. 


Turmalin.  757 

(WlUfing,  Programm  Hohenheim  1900;  Centralblatt  f.  Min.  etc.  1901,  pag.  299; 
G.  d^Achiardi,  Proc.  verb.  soc.  tose.  Pisa.  1894;  vergl.  auch  pag.  761.) 

Stark  pyroelektrisch,  entsprechend  dem  Hemimorphismus  polar 
nach  der  Achse  c.  Die  schwarzen  Krystalle  werden  nicht  so  stark 
erregt  als  die  heller  gefärbten  und  besonders  viele  grüne  und  braune 
von  Brasilien  und  Ceylon.  Im  allgemeinen,  doch  nicht  immer,  ist  das 
flächenreichere  Ende  der  antiloge  Pol. 

(6.  Rose,  Abhandlgn.  Berl.  Ak.  1836  und  1843;  Pogg.  Ann.  39,  285;  Schedüer, 
N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.-Bd.  IV,  1886,  pag.  527.) 

Teils  schwer  schmelzbar  (die  hellgefarbten  eisenarmen;  die  ganz 
oder  fast  ganz  farblosen  schmelzen  überhaupt  nicht,  werden  aber 
trübe  und  blähen  sich  etwas  auf,  daher  Äpyrit);  teils  ziemlich  leicht 
unter  Aufschäumen  (die  dunkeln  eisenreichen,  daher  AphrUfit),  Mit 
Flußspat  und  Ealinmbisulfat  zusammengeschmolzen  grüne  Bor-Flamme. 
Von  Säuren,  auch  von  HF  nicht  angegriffen,  nach  dem  Schmelzen 
oder  starken  Glühen,  aber  von  kochender  H^SO^  zersetzt. 

Der  Turmalin  findet  sich  sehr  häufig  in  vollkommen  ausgebildeten 
Krystallen.  Sie  sind  bald  aufgewachsen  auf  Drusen  und  zwar  fast 
§tets  mit  dem  krystallographisch  einfacheren  analogen  Ende,  mehr 
oder  weniger  dicke  und  lange  Prismen  bis  zu  feinen  Nadeln.  Zu- 
weilen bildet  der  T.  verworren  fasrige,  filz-  oder  asbestähnliche  Aggre- 
gate ,  wie  z.  B.  im  Granit  vom  Eppr echtstein  im  Fichtelgebirge ;  dasselbe 
ist  auch  der  Fall  bei  dem  grünlichbraunen  Zeuxit  von  Redruth  in 
Cornwall.  Außerordentlich  verbreitet  ist  der  T.  eingewachsen  in  den 
Gesteinen,  die  Krystalle  ringsum  ausgebildet,  ebenfalls  nicht  selten 
von  bedeutender  Größe  in  allen  Zwischenstufen  bis  zu  mikroskopischer 
Kleinheit.  Die  eingewachsenen  Individuen  sind  aber  auch  in  vielen 
Fällen  an  den  Enden  unregelmäßig  begrenzt  und  bilden  krystallinische 
Stengel,  die  sehr  häufig  zu  strahligen  Aggregaten  vereinigt  sind, 
nicht  selten  radial  um  einen  Punkt  herum  (Turmalinsonnen).  Die 
längeren  eingewachsenen  Prismen  sind  manchmal  gekrümmt  und  ge- 
bogen und  sogar  geknickt  und  gebrochen  und  die  einzelnen  Bruch- 
stücke durch  andere  Mineralien,  z.  B.  Quarz,  voneinander  getrennt, 
sonst  aber  in  ihrer  ursprünglichen  Lage.  Eingewachsen  sind  nur  die 
dunkeln,  die  braunen  und  namentlich  schwarzen  Magnesia-  und  Mag- 
nesia -  Eisenturmaline ;  aufgewachsen  diese  sowohl  als  die  hellge- 
farbten Alkaliturmaline. 

Die  Gesteine,  in  denen  Turmalin  vorkommt,  sind  zunächst  die 
krystallinischen  Schiefer,  Gneiß,  Glimmerschiefer,  Granulit,  Hälleflinta, 
Chloritschiefer  etc.  Es  sind  hier  fast  ausschließlich  schwarze  und 
braune  Krystalle,  meist  eingewachsen,  besonders  mit  Quarz  und  in 
diesem;  allerdings  sehr  oft  nur  mikroskopisch  klein  und  in  dieser 
Form  auch  in  den  Phylliten  und  Tonschiefern.    In  manchen  krystalli- 


i 


758  Siükate. 

nischen  Schiefern  ist  der  T.  bis  zur  Bildung  von  Turmalinschiefer 
angehäuft. 

Sehr  verbreitet  in  granitischeu  Gesteinen,  besonders  im  Alkali- 
granit, bald  auf  Drusen  aufgewachsen  (helle  und  dunkle  Varietäten), 
bald  (nur  der  schwarze)  als  Gesteinsgemengteil  eingewachsen  (Turmalin- 
granit),  gleichfalls  vielfach  in  quarzreichen  Ausscheidungen.  Er  findet 
sich  so  besonders  in  den  randlichen  Partien  des  Gesteins,  sowie  längs 
Spalten  und  Klüften  und  in  pegmatitischen  Gängen  angehäuft,  nicht 
selten  Turmalinsonneu  bildend  (z.  B.  am  Monzoni  bei  Predazzo  in  Tirol). 
Besonders  wichtig  ist  der  T.  in  dem  zu  Greisen  umgeänderten  Granit 
und  in  den  damit  in  Verbindung  stehenden  Zinnerzlagerstätten,  überall 
wo  der  Zinnstein  in  dieser  Weise  vorkommt,  auch  hier  stets  von 
Quarz  begleitet,  so  im  Erzgebirge  bei  Zinnwald,  Altenberg,  Schlaggen- 
wald, Geyer  etc.,  in  Comwall,  Bangka  und  an  manchen  anderen  Orten. 
Dieses  Auftreten  weist  darauf  hin,  daß  der  T.  wohl  meist  im  Granit 
kein  ursprünglicher  Gemengteil,  sondern  aus  den  übrigen  Granitmine- 
ralien durch  pneumatolytische  Prozesse  infolge  der  bei  und  nach  der 
Graniteruption  erfolgten  Exhalation  bor-  und  fluorhaltiger  Dämpfe  nach- 
träglich entstanden  ist.  Durch  diese  ist  namentlich  der  Glimmer  und  der 
Feldspat  in  T.  verwandelt  worden,  nicht  selten  unter  Beibehaltung  der 
Form  und  unter  Bildung  von  Pseudomorphosen,  besonders  nach  Feld- 
spat (Comwall).  Ein  bekanntes  Beispiel  eines  auf  diese  Weise  tur- 
malinisierten  Granits  ist  der  rot  (Orthoklas)  und  schwarz  (Turmalin) 
gefleckte  Ltixullian  von  Luxulyan  in  Comwall.  Auf  derartige  Prozesse 
weist  auch  die  häufige  Begleitung  des  T.  im  Granit  durch  andere  fluor- 
haltige  Mineralien  (Flußspat,  Topas,  Apatit  etc.)  hin,  sowie  sein  sehr 
verbreitetes  Vorkommen  in  den  durch  den  Granitkontakt  vei-änderten 
Schiefem,  die  dabei  oft  in  Turmalinhornfelse  etc.  übergehen.  Solche 
Gesteine,  in  denen  sich  der  T.  ebenfalls  nicht  selten  stark  anhäuft 
(Schörlfels),  kennt  man  z.  B.  von  Hohwald  in  den  Vogesen,  vom  Auers- 
berg  bei  Eibenstock  im  Erzgebirge,  aus  Comwall,  aus  den  White  Moun* 
tains  bei  Albany  in  New- York  etc.  Sehr  spärlich  findet  sich  der  T.  in 
Ergußgesteinen  und  zwar  fast  nur  in  älteren,  z.  B.  in  Felsitporphyren 
und  deren  Tufien,  so  bei  Groß-Umstadt  im  Odenwald ;  am  Mt.  Bischoff 
in  Tasmanien,  z.  T.  auch  im  Erzgebirge  und  in  Comwall  mit  Zinnstein. 
Er  ist  durch  nachträgliche  pneumatolytische  Umwandlung  in  diesen 
Gestein  entstanden.  Zuweilen  im  kömigen  Ealk  und  Dolomit,  so  am 
Campo  longo  im  Kanton  Tessin  grün,  bei  Gouvemeur  im  Staat  New- 
York  rötlichbraun  etc.  Selten  auf  anderen  als  Zinnerzlagei^stätten, 
so  z.  B.  mit  Kupfererzen  bei  Taltal  im  nördl.  Chile,  wo  ein  Gemenge 
von  T.  mit  Rotkupfererz  als  Tdltdlü  bezeichnet  worden  ist  und  auf 
dem  Magneteisenlager  von  Arendal  in  Noi'wegen.  Aus  seinem  ur- 
sprünglichen Muttergestein  ausgewittert   liegt  der   T.   vielfach   auf 


Turmalin.  759 

sekundärer  Lagerstätte.  In  größeren  mehr  oder  weniger  abgerollten 
Geschieben,  z.  B.  in  den  Edelsteinseifen  von  Ceylon  und  Brasilien; 
mikroskopisch  klein  in  Sanden  und  Sandsteinen,  Kalksteinen,  Mergeln 
etc.,  doch  soll  er  in  diesen  Gesteinen  vielfach  auch  eine  Neubildung  sein. 

Fundorte  sind  sehr  zahlreich,  so  daß  außer  den  schon  erwähnten 
nur  noch  wenige  genannt  werden  können,  die  wegen  guter  Aus- 
bildung der  Krystalle  oder  aus  anderen  Gründen  wichtig  sind.  Sie 
sind  nach  der  Farbe  der  Krystalle  geordnet,  doch  kommen  vielfach 
auf  einer  Lagerstätte,  ja  auf  derselben  Druse  Krystalle  von  ver- 
schiedener Farbe  vor. 

Farblos,  rosa,  grünlich  und  gelblich;  stets  auf  Drusen  im  Granit 
aufgewachsen,  häufig  von  Lepidolith  begleitet.  Die  Krystalle  dieser 
wie  der  anderen  heller  gefilrbten  (nicht  schwarzen)  Varietäten  er- 
reichen kaum  die  Länge  und  Dicke  eines  Fingers.  Durchsichtig  bei 
Penig  in  Sachsen,  Schüttenhofen  in  Böhmen,  San  Piero  auf  Elba  (hier 
häufig  verschiedene  Farben  am  nämlichen  Krystall,  auch  Mohren- 
köpfe), Paris  in  Maine.  Trübe  langstrahlige  Aggregate  auf  Lepido- 
lith von  Kozena  in  Mähren  in  einem  Pegmatitgang,  und  ebenso  bei 
Sumford  in  Maine,  im  südl.  Kalifornien  etc.  Ebenfalls  im  Granit 
kommt  der  dunkler  rote  BubeUit  vor,  der  zuweilen  ins  Violette  spielt. 
Sehr  schön  in  Sibirien  (daher  auch  Siberit,  sibirischer  Rübin  der  Juwe- 
liere) im  Bezirk  Katharinenburg  in  der  Nähe  von  Schaitansk  und 
Mursinsk  (Alabaschka,  Juschakowa,  Sarapulsk.)  Ausgezeichnetes  Vor- 
kommen bei  Mainglon  in  Birma,  sowie  bei  Aubum  in  Maine.  Die 
roten  mit  grünen  Mänteln  von  Brasilien,  Paris  und  Chesterfield  sind 
schon  erwähnt,  an  allen  diesen  Fundorten  auch  ganz  rote  und  ganz 
grüne.  Grriin  sind  vorzugsweise  die  brasilianischen  T.,  die  auch 
als  Geschiebe  in  den  Edelsteinseifen  des  Bezirks  Minas  Novas 
(Minas  Geraes)  vorkommen,  und  die  viel  geschliffen  werden  (bra- 
silianischer Smaragd  der  Juweliere);  femer  die  Krystalle  aus  den 
kömigen  Dolomiten  vom  Campo  longo  am  St.  Gotthard  und  im 
Binnental  im  Wallis;  endlich  die  stets  auf  Chromeisen  im  Serpentin 
aufgewachsenen  Chromturmaline,  außer  dem  schon  genannten  urali- 
schen z.  B.  die  dünnen  grünen  Nadeln  von  Montgomery  County  in 
Maryland  mit  4,32%  (^^2^9-  Der  blaue  Indigolith  (Indicolith)  ist 
selten,  meist  ziemlich  dunkel  gef&rbt  und  begleitet  in  einzelnen  Exem- 
plaren die  anders  gefärbten,  so  in  den  Seifen  von  Ceylon  und  Brasilien 
(daher  der  durchsichtige  schleifbare  brasilianischer  Sapphir  genannt) 
etc.  Im  Granit  bei  Utö  in  Schweden  und  bei  Goshen  in  Massachusetts, 
meist  trübe.  Braun  sind  besonders  die  vielfach  geschliffenen,  durch- 
sichtigen Geschiebe  der  Seifen  in  Ceylon,  wo  99%  aller  Turmaline 
diese  Farbe  haben.  Sie  sind  vielfach  ringsum  auskrystallisiert  und 
waren  wohl  ursprünglich  in  krystallinischen  Schiefem  eingewachsen. 


760  Silikate. 

Eingewachsen  im  Chlorit-  und  Talkschiefer  ist  der  dunkler  braune, 
zuweilen  ins  Grünliche  und  Schwarze  gehende  trübe  T.  im  Zillertal 
in  Tirol  und  im  Glimmerschiefer  bei  ünterdrauburg  in  Kärnten  {Dravit). 
Rötlichbraun  ist  der  T.  aus  dem  kömigen  Kalk  von  Gouverneur  in 
New- York  mit  skalenoedrischem  Habitus  (Fig.  578),  vergl.  Zeusü,  pag.  757. 

AVeitaus  am  verbreitetsten  von  allen  Turmalinvarietäten  ist  der 
schwarze  T.,  der  Schörl  Er  bildet jnicht  gar  selten  bis  armdicke  Prismen. 
Zuweilen  aufgewachsen  auf  Drusen  im  Granit,  weit  häufiger  ein- 
gewachsen in  den  oben  genannten  Gesteinen,  Die  wichtigsten  Fundorte 
sind:  Sonnenberg  bei  Andreasberg  im  Hai*z  auf  Drusen  im  Granit; 
die  Pegmatite  des  bayrischen  Walds,  bes.  am  Hörlberg  bei  Lam,  braun- 
schwarze Krystalle  im  Quarz ;  in  Schlesien  im  Eulengebirge  im  Gneiß 
und  in  dessen  Pegmatitgängen,  bes.  bei  Langenbielau ;  in  Böhmen  bei 
Pisek  im  Granit  und  bei  Bilin  im  Gneiß ;  bei  Marschendorf  in  Mähren 
im  Glimmerschiefer ;  an  vielen  Orten  in  den  Alpen,  so  am  Hirschkogl 
bei  Kinimbach  (Steiermark)  im  Gneiß,  im  Habachtal  im  Salzburgischen 
im  Glimmerschiefer,  im  Zillertal,  Pfitschtal  etc.  in  Tirol  im  Chlorit- 
schiefer;  bei  Predazzo  in  Südtirol  im  Granit,  hier  häufig  schöne 
Turmalinsonnen ;  in  der  Schweiz  im  Gotthardgebiet  und  in  Graubünden ; 
femer  auf  den  Inseln  Elba  und  Giglio  im  Granit;  vielfach  in  den 
Pyrenäen;  im  Granit  von  Bovey  Tracey  in  Devonshire  sowie  in  Com  wall, 
England  und  ebenso  an  manchen  Orten  in  Schottland  und  Irland; 
in  Norwegen  bei  Kragerö,  Snarum  und  Fossum,  Kirchspiel  Modum, 
sowie  bei  Arendal  im  Granit;  im  Gneiß  in  Westmanland  (Schweden), 
bei  Käringbrüka  im  Chloritschiefer,  auch  bei  Sala;  verbreitet  im 
Granit  und  Gneiß  in  Finnland ;  im  Ural  bei  Schaitansk  und  Mursinsk 
mit  den  hellgefärbten,  sowie  bei  Miask  im  Ilmengebirge  im  Granit; 
in  Ostindien  (Bengalen)  ganz  dünne  Platten  ||  der  Achse  zwischen  Mus- 
covittafeln;  bei  Valparaiso  (Chile)  im  Granit;  vielorts  in  den  Ver- 
einigten Staaten:  Stony  Point  in  Alexander  County  und  auf  der 
Culsageegrube  bei  Franklin  (hier  mit  Korund  und  z.  T.  aus  Korund 
entstanden)  in  Nordkarolina,  bei  Pierrepont  und  bei  De  Kalb,  St.  La- 
wrence County,  New- York,  im  Kalkspat  eingewachsen,  sowie  bei  Monroe 
und  Haddam  in  Connecticut  im  Glimmerschiefer,  bei  Orford,  New 
Hampshire,  bräunlichschwarz  im  Chloritschiefer  etc. ;  in  Grönland  z.  B. 
bei  Godhaab;  in  Madagaskar  bei  Tamatave. 

Der  Turmalin  ist  zwar  gegen  Verwitterang  im  allgemeinen  sehr 
widerstandsfähig,  ist  aber  doch  vielfach  umgewandelt,  besonders  in 
glimmerartige  Mineralien,  in  Kaliglimmer  (Damourit),  aber  auch  in 
Magnesia-  und  Lithionglimmer  (Cookeit).  Deshalb  ist  auch  wohl  seine 
chemische  Konstitution  in  einen  gewissen  Zusammenhang  mit  der  der 
Glimmer  gebracht  worden.  Wegen  dieser  Umwandlung  ist  der  Tur- 
malin auch  vielfach  mit  Glimmerplättchen  bedeckt  und  von   solchen 


Tnrroalln.    Axinit. 


761 


durchgewachsen.     Manches  was  Pinit  genannt  wird  (pag.  676)  ist 
wohl  ein  dichtes  glimmerartiges  Umwandlungsprodukt  des  Turmalins. 

(Außer  der  schon  angeführten  Literatnr  sei  noch  erwähnt :  6.  D'Achiardi,  Memorle 
soc.  tose.  d.  sc.  nat.  Pisa.  Bd.  13,  1894,  pag.  1,  Bd.  15,  1896,  pag.  1 ;  Annali  d.  Uni- 
versita tose.  Bd.  22;  vergl.  auch  pag.  757.) 

Axinit. 

H,Fe.,Ca,BUkSi^O^^  =  H.,0 .  2FeO .  iCaO .  B^O^  .  2Al^0^  .  8SiO^, 
worin  eine  schwankende  Menge  FeO  durch  MgO  und  MnO  und  etwas 
Al^  Og  durch  Fe^  Og  vertreten  ist ;  statt  H^  0,  das  erst  in  der  Glühhitze 
entweicht,  findet  man  zuweilen  eine  kleine  Menge  Z«^.  Eine  Ana- 
lyse des  A.  von  Bourg  d'Oisans  im  Dauphinfe  ergab:  43,46  SiO^, 
16,33  AI^O^,  5,61  ^aOg,  2,80  Fe^O^,  20,19  CaO,  6,78  FeO,  2,62  MnO, 
1,73  MgO,  0,11  K^O,''l,ib  H^O  =  101,08. 

Der  A.  bildet  ausgezeichnete  trikline  Krystalle,  die  Flächen  schneiden 
sich  z.  T.  in  sehr  scharfen  Kanten  (Fig.  583).  P=  c»'P  (llo) ;  u  =  ooP* 
(110),  beide  deutlich  vertikal  gestreift;  P/w  =  135^ 
31';  die  stumpfe  Kante  P/w  abgestumpft  durch  Z  = 
ooi^(lOO);  P/Z  =  15P  5';  femer  r  =  'P (111),  häufig 
nach  der  Kante  Pjr  deutlich  gestreift;  Fjr  =  134  ^  45' 
und  r/w  =  115^  38';  Kante  r/w  abgestumpft  durch  5  = 
2T'^  (201),  s/w  =  152«  3',  und  in  der  Zone  [sP]: 
ic  =  P'(lll),  5/;r  =  163« 53'.  a:ft:c=0,4921:l: 0,4797; 
a  =  82«  54';  /?  =  91«  52';  y  =  131«  32'.  Häufig 
auch  in  anderer  Weise  aufgestellt.  Auch  ist  die  Ausbildung  der 
Krystalle  häufig  eine  ganz  abweichende.  Keine  Zwillinge.  Die  scharfe 
Kante  P/w  =  44«  29'  durch  einen  deutlichen  Bl.  Br,  ||  der  Längsfläche 
r  r=  ooPäo  (010)  abgestumpft,  wo  v/w  =  147  «  13';  ein  weniger  deutlicher 
Bl.  Br.  stumpft  die  scharfe  Kante  Plr  =  45«  15'  ab.  H.  =  6f-7. 
G.  =  3,2— 3,3.  Pyroelektrisch.  Braun  oder  graubraun,  zuweilen  ins 
Blau,  Violett  oder  Rot;  sehr  stark  pleochroi tisch.  Durchsichtig  bis  durch- 
scheinend, glasglänzend,  nicht  selten  von  grünem,  pulverigem  Chlorit 
ganz  durchsetzt  und  gefärbt.  Schmilzt  unschwer  zu  einem  spezifisch 
leichteren  dunkelgrünen  Glas.  Wird  nur  stark  geglüht  oder  ge- 
schmolzen von  HCl  völlig  zersetzt. 

Der  A.  bildet  aufgewachsene  Krystalle  und  derbe  Massen  auf 
Klüften  in  krystallinischen  Schiefern,  besonders  Honiblendeschiefern 
und  anderen  ältereren  krystallinischen  Silikatgesteinen,  vor  allen 
Diabasen;  seltener  auf  Erzgängen.  Vielfach  in  den  Alpen  in  den 
krystallinischen  Schiefern :  bei  Bourg  d'Oisans  im  Dauphin^,  am  Skopi 
und  St.  Gotthai'd  in  der  Schweiz  etc.,  ebenso  bei  Barfeges  in  den 
Pyrenäen;  als  Zersetzungsprodukt  im  Diabas  bei  Treseburg  und 
Andreasberg  im  Harz  in  derben  Aggregaten,  auch  am  Monzoni  in  Tirol 
und  bei  Botallak  in  Comwall.    Selten  im  Granit  z.  B.  bei  Striegau, 


Fig.  583. 


762  Silikate. 

auf  Drusen.  Auf  manchen  Erzlagerstätten  im  Erzgebirge,  so  bei 
Schneeberg,  Schwarzenberg,  Thum  (sog.  Thumerstein)  etc.  ebenso  bei 
Kongsberg  in  Norwegen,  Nordmarken  (Wermland)  und  Dannemora  in 
Schweden.  Femer  bei  Poloma  in  üngani,  im  Ural,  in  Japan  etc.  Überall 
nur  in  geringer  Menge.  Bildet  mit  Pyroxen,  Amphibol,  Quarz  etc.  ein 
im  Granitkontakt  in  den  Pyrenäen  vorkommendes  Gestein  im  Kalk, 
den  Limurit.    Zuweilen  als  Edelstein  geschliffen. 

(Websky,  Tschermaks  Min.  Mittlgn.  IT,  1872;  G.  vom  Rath,  Pogg.  Ann.  Bd. 
128,  1866;  Hessenberg,  Min.  Notizen  ((3)  H.)  an  mehreren  Stellen;  Jannasch  und 
Locke,  Zeitschr.  anorg.  Chemie  Bd.  6,  1894,  pag.  57.) 


Isomorphe  Reihe  des  Datoliths. 

Monokline  isomorphe  Mineralien: 

Datolith :         HtCcuB^Si^O^o ;  a\h:c  =  0,6329 : 1 : 0,6345 ;  ß  ==  90<>  9'. 
Homilit :  FeCa^BiSi^O^o ]  a:b:c  =  0,6249 : 1 : 0,6412 •  ß  =  90^  39'. 

Euklas :  H^Be^AliSi^OiQ :  a.hic^^  0,6303 : 1 :  0,6318 ;  /^  =  9l<>  42'. 

Gadolinit :  (?)  FeBe^ Y^Su Oio;  a:b:c  =  0,6273 : 1 : 0,6607 ;  ß  =  90'>  33» ,'. 

Datolith. 

H^Ca,,B.^Si.,0^o==H.,0,2CaO.B.,0^.2SiO^;  37,50 StO^,  21,88  B,0^, 
35,00  CaO,  5,62  H^O.  Ausgezeichnete  aufgewachsene  Krystalle  (Fig.  584). 

Achsenverhältnis  oben.  g  =  ooP  (110),  gjg  =  115«  22'; 
f  =  oo52  (120),  fif  =  76«  38'  (vorn);  s  =  ooPoo  (100), 
meist  klein,  fehlt  oft  ganz;  a  =  — Poo  (101),  oft  groß, 
ajs  =  134«  52' ;  ebenso  b  =  OP  (001),  bjs  =  90«  9',  ft/a  = 
Fig.  584.  1350  4';  c=  — »2  (122),  6/c  =  141«  7';  ri=2Poo  (021), 
hjä  =  147«  38';  e  =  P  (111),  e/s  =  130«  11'.  Im  ganzen  weit  über 
100  einfache  Formen  bekannt.  Keine  Zwillinge.  Kein  Bl.  Br.  Bruch 
kleinmuschlig.  H.  =  5— 5^.  G.  =  2,9—3,6.  Farblos  ins  Grünliche, 
Gelbliche,  selten  ins  Rötliche  oder  Violette.  Fetter  Glasglanz.  Durch- 
sichtig bis  durchscheinend.  Opt.  A.  E.  ac;  2V  =  74«— 75«  (rot); 
—  M.  L.  um  ca.  4«  nach  hinten  gegen  c  geneigt,  so  daß  sie  im  spitzen 
Winkel  ß  liegt.  Erst  bei  sehr  starkem  Glühen  geht  ÄjO  weg.  Schmilzt 
leicht  zu  einem  klaren  Glas  und  färbt  die  Flamme  grün.  Von  HCl 
leicht  unter  Gallertbildung  zersetzt. 

Der  D.  bildet  meist  Krystalle.  Er  findet  sich  ähnlich  wie  die  Zeo- 
lithe,  zu  denen  er  früher  gerechnet  wurde,  auf  Mandelräumen  von 
Mandelsteinen  und  auf  Klüften  von  älteren  krystallinischen  basischen 
Silikatgesteinen,  bes.  von  Grünsteinen  etc.;  seltener  auf  Erzlager- 
stätten. Bei  Andreasberg  am  Harz  auf  Klüften  des  Diabases  und  des 
Tonschiefers  in  der  Nähe  der  Erzgänge;  im  Diabas  auch  bei  Bergen 
Hill  in  New- York;  zu  Theiß  bei  Klausen  und  an  der  Seißer  Alp  in 
Tirol;    mit   Kupfer   am    Lake   Superior    in    Melaphyrmandeln ;    bei 


Datolitli.     Touerdesilikate.  763 

Toggiana  in  Modena  im  Serpentin;  auf  den  Magneteisenerzlagern 
von  Utö  etc.,  überall  in  niederen  Prismen.  Eine  kleintraubige 
bräunliche  Varietät  auf  Kalkspat  der  Magneteisenlagerstätte  von 
Arendal  heißt  Botryolith.  Eine  Pseudomorphose  von  bräunlichem  Horn- 
stein  nach  D.  in  ausgezeichnet  ausgebildeten  großen  Individuen  von 
Hay-Tor  in  Devonshire  wurde  Haytorit  genannt. 

(Ed.  Dana,  Tschermaks  Min.  Mitteilgn.  Bd.  IV,  1874,  pag.  1;  Bodewig,  Pogg. 
Ann.  158,  pag.  230;  Hessenberg,  Min.  Notizen  an  versch.  SteUen ;  Lnedecke,  Zeitscli. 
f.  ges.  Natnrw.  Bd.  61,  1888,  pag.  235.) 

Homilit,  sehr  selten,  bei  Breyik  in  Norwegen  mit  Melinophan  etc.  im 
Nephelinsyenit  in  schwarzen  ErystaUen  und  Kömern.  Ihm  nahe  steht  wahrschein- 
lich der  dunkelbraune  Erdmannit  (Michaelsonit),  der  den  Homilit  begleitet. 

Euklas.  Ausgezeichnete  Krystalle  mit  besonders  zahlreichen  Yertikalpiismen 
und  einem  vollkommenen  Blätterbruch  nach  der  Symmetrieebene.  G.  =  3,09 — 3,11. 
H.  =  7Va-  Hell  meergrün,  ähnlich  dem  Aquamarin,  auch  blau  und  gelblich  bis  fast 
farblos,  durchsichtig  bis  durchscheinend,  glas-,  auf  dem  Bl.  Br.  perlmutterglänzend. 
Brasilien  bei  Boa  Vista  auf  Drusen  im  Chloritschief er ;  Peru;  am  Fluß  Sanarka 
im  Ural  in  den  Goldseifen.  In  den  Tauem  auf  Periklin  aufgewachsen.  Sehr  selten. 
Wird  als  Edelstein  benutzt.  Zusammensetzung  siehe  pag.  762.  (Schabus,  Denkschr. 
Wien.  Ak.  Bd.  VI,  1852.) 

Gadolinit  Zusammensetzung  (siehe  pag.  762)  vielleicht  noch  etwas  unsicher. 
Z.  T.  umgewandelt,  jBe-frei  und  isotrop.  Schwarze  Körner  mit  grauem  Strich  und 
muschligem  Bruch;  auf  diesem  meist  starker  fettartiger  Glasglanz.  G.  =  4 — 4,5. 
H.  =  6V2.  Im  Granit  besonders  in  Skandinavien:  Hitterö  in  Norwegen,  Fahlun  und 
Ytterby  in  Schweden  etc.,  auch  bei  Schreiberhau  in  Schlesien.  V.  d.  L.  verglimmend 
(263)  ohne  zu  schmelzen. 

Einige  seltene  Borosilikate  sind: 

JlyaiofcÄi^  von  Longban  in  Wermland,  Schweden.  Vielleicht:  HR^^^BSi^Oi^j 
wo  E  =  P6,  Ba,  Ca  (25%  FbO,  20%  BaO,  7%  CaO,  ^B^Oi)  mit  wenig  Be,  Mn, 
Ki  etc.,  F  statt  (HO),    Derb,  feldspatähnlich  aussehend. 

Serendibit  Sehr  basisches  Borosilikat  von  AZgOa,  CaOy  MgO  und  FeO  mit 
wenig  Alkalien,  worunter  Li^O;  zweiachsig,  wahrscheinlich  triklin.  Blau,  stark 
dichroitisch.  G.  =  3,42.  H.  =  7  ca.  Mit  Diopsid  im  Kalk  am  Kontakt  mit  mond- 
steinföhrendem  Granit;  Gangapiliya  bei  Kandy,  Ceylon. 

Seiner  Zusammensetzung  nach  gehört  hierher  auch  der  Danburii  (pag.  628). 
Vgl.  auch  Dumortieritj  Veativian  und  andere  etwas  ^2^8  enthaltende  Silikate. 

Ein  sehr  PgOs-reiches  Silikoborat  mit  44,22%  BtO^  ist  der 
Howlith,  HioCOiBifßi^O^  ^  öH^O  ,  4^CaO  .  bB^O^ .  2810^.  Er  bildet  in  dem 
Gips  von  Brookville  in  Neu-Schottland  weiße,  weiche,  kreideähnliche  Ejiolleu,  die 
aus  feinen,  wahrscheinlich  rhombischen  Schuppen  bestehen.  Mit  anderen  ähnlichen 
Substanzen,  z.  B.  einer  solchen  von  der  Zusammensetzung:  ßH^O  ,SCaO .  bB^O^ .  6/SiOj 
in  den  Ablagerungen  von  Bormineralien  in  Kalifornien. 

Gruppe  der  Tonerdesilikate. 

Die  wichtigsten  Mineralien  dieser  Gruppe  sind  zusammengesetzt  nach  der 
Formel  Al^SiO^^Äl^Ot.SiO^;  36,90  SiO^,  63,10  AkO^.  Diese  Verbindung  findet 
sich  in   der   Natur  in   verschiedener  Weise  ki*ystallisiert  ausgebildet:    als   Cyanit 


764 


Silikate. 


(triklin);  als  Andalusit  (rhombisch);  ebenso  als  Sillimanit  Cyanit  und  Andalnsit 
gehen  durch  Erhitzen  auf  1350^  in  Sillimanit  über.  In  dem  gleichfalls  rhom- 
bischen Topas  ist  der  0- Verbindung  ÄliSiO^  noch  die  entsprechende  ^-Verbindung* 
Al^SiFiQ,  isomorph  beigemischt.  Die  Krystallformen  des  Andalusits  und  Topases 
stehen  einander  sehr  nahe  (Grünhut,  vergl.  bei  Topas).  Einige  andere  hierher  ge- 
hörige Mineralien  zeigen  eine  etwas  abweichende  Znsammensetzung;  sie  sind  von 
erheblich  geringerer  Bedeutung  als  die  genannten. 

Dumortierit  AhSitiOii -=  iAkO^ .  ^SiO^  mit  69,4  AkOt.  Enthält  z.  T. 
-ßjOa  in  Vertretung  von  AZjOa  (der  von  Clip,  Arizona  bis  5%,  auch  der  vomVeltlin) 
und  bildet  so  einen  gewissen  Übergang  zur  vorhergehenden  Gruppe.  Eine  kleine 
Menge  H2O  ist  wohl  Folge  beginnender  Verwitterung.  Bildet  strahlig-fasrige  Ag- 
gregate rhombischer  Individuen.  G.  =  3,36.  H.  =  7.  Blau,  auch  ins  Grünliche, 
z.  T.  fast  schwarz;  sehr  stark  pleochroitisch.  Unschmelzbar;  von  Säuren  nicht  ange- 
griffen. Auf  Pegmatitgängen  im  GneiO  des  Iseron-Tals  und  bei  Brignais  (Frankreich) ; 
femer  im  Veltlin ;  im  Cordierit  von  Tvedestrand  (Norwegen) ;  bei  Harlem  (New- York) ; 
im  Quarz  von  Clip  (Arizona)  iu  größerer  Menge. 

Cyanit  (Disthen). 

ALSiO^  (siehe  oben);  etwas  ÄhO^  durch  Fe^O^  vertreten.  Triklin, 
langprismatisch  ausgebildete  Krystalle  (Fig.  585—587),  meist  ohne 
Endflächen,  mit  zwei   Blätterbrüchen:    Jf  =  ooPö5  (100),   sehr  voll- 


er 


Fig.  585. 


Fig.  586. 


Fig.  587. 


kommen,  und  T  — ooPaS  (010)  weniger  vollkommen;  MjT  =  106^  15'; 
die  Abstumpfungen  der  scharfen  und  stumpfen  Kante  MjT  sind 
0  ^  00 'P  (110)  und  l  ==  ooP'  (110).  Quer  zu  diesen  Vertikalflächen 
liegt  die  Basis  P  =  OP  (001)  (Fig.  585,  586),  selten  als  ursprüng- 
liche Fläche  ausgebildet,  meist  nur  als  Gleitfläche,  nach  der 
Kante  PjM  gestreift,  zuweilen  in  derselben  Richtung  gekrümmt  und 
von  etwas  fasriger  Beschaffenheit;  P/T  =  93°  24';  PIM=  100<»  50^. 
Die  Fläche  P  macht  auf  M  eine  geradlinige  Streifung  und  gerad- 
linige feine  Spaltrisse,  welche  mit  der  Kante  3f/T  oder  Mß  einen  bei- 
nahe rechten,  aber  doch  deutlich  als  schief  erkennbaren  Winkel  von 
90^  23'  bildet;  endlich  seien  noch  erwähnt  die  seltenen  Flächen: 
n  =  ,P'o5  (011)  und  r  =  'Pp6  (OTl),  welcher  letzteren  ebenfalls  ein, 
allerdings  wenig  deutlicher  Blätterbruch  parallel  geht ;  Mjr  =  89^  2i' ; 
P,r==:  143^  25'  (Fig.  586).  a:b:c  =  0,899:1:0,697,  0  =  90**  23'; 
ß  =  100^  18';  y  =  106<^  1'.   Zwillinge  sehr  häufig;  bei  den  meisten 


Cyanit.  765 

ist  M  Zwillingsfläche  und  die  Normale  zu  M  Zwillingsachse;  die 
Flächen  o  und  T  beider  Individuen  machen  seitlich,  P  oben  ein- 
springende Winkel  (Fig.  587);  diese  Zwillingsbildung  kann  sich  auch 
mehrfach  wiederholen.  Verwachsungen  zweier  oder  mehrerer  Individuen 
nach  M^  aber  nach  anderen  Zwillingsgesetzen  sind  seltener.  Femer 
sind  Zwillinge  beobachtet,  bei  denen  die  beiden  Individuen  sich  unter 
ca.  60<>  schneiden  und  wo  Z=  2P,2  (l21)  Zw.  Fl.  ist ;  endlich  solche 
nach  P  und  nach  einer  hinteren  Schiefendfläche :  |,P,öö  (308),  welcher 
ebenfalls  Gleitflächencharakter  zukommt.  Diese  letzteren  Zwillinge 
sind  so  ausgebildet,  daß  dünne  Lamellen  nach  den  genannten  beiden 
Flächen  in  ein  größeres  Individuum  eingewachsen  sind,  wie  bei  den 
Kalkspatzwillingen  nach  — \R,  und  sie  sind  wie  diese  auch  wohl 
durch  den  Gebirgsdruck  in  den  Kry stallen  nachträglich  hervorgebracht 
worden. 

Die  Härte  des  C.  ist  an  verschiedenen  Stellen  des  nämlichen  Kry- 
stalls  sehr  verschieden ;  auf  M  in  der  Sichtung  MjT  ist  H.  =  44^—5, 
in  der  Richtung  MjP  =  6—7;  auf  T  und  o  ist  H.  =  7.  Spröde,  z.  T. 
ins  Milde;  die  langen  Prismen  sind  in  der  Richtung  der  Kante  Jf/P 
etwas  biegsam,  daher  die  eingewachsenen  Krystalle  in  dieser  Richtung 
häufig  etwas  gekrümmt.    G.  =  3,56 — 3,68. 

Glasglanz,  auf  3f  Perlmutterglanz ;  durchsichtig  bis  durchscheinend ; 
farblos,  gelblich,  hauptsächlich  blau  oder  weiß  und  blau  gefleckt,  auch 
ins  Grüne,  zuweilen  durch  Beimengungen  (von  Kohle  ?)  grau  bis  schwarz 
gefärbt ;  wenn  stark  gefärbt,  sehr  deutlicher  Pleochroismus.  Die  —  opt. 
M.  L.  steht  beinahe  genau  auf  M  senkrecht,  die  A.  E.  geht  durch 
den  spitzen  ebenen  Winkel  von  89^  37',  den  die  Kanten  PfM  und  o/Jlf 
auf  der  Ebene  M  miteinander  einschließen,  und  macht  ca.  30®  mit  der 
Kante  MjT  (siehe  den  Pfeü  in  Fig.  586).  2  F=:  81^—82«.  Un- 
schmelzbar, von  Säuren  nicht  angegriffen.  Verwandelt  sich  bei  der 
Verwitterung  zuweilen  in  Muscovit,  aber  weit  seltener  und  schwie- 
riger, als  der  gleich  zusammengesetzte  Andalusit,  ist  also  gegen 
Verwitterung  viel  widerstandsfähiger,  als  dieser.  Geht  bei  1350** 
in  Sillimanit  über. 

Die  Krystalle  sind  fast  stets  ohne  regelmäßige  Endflächen ;  vielfach 
auch  derbe  breitstrahlige  Aggregate,  blau  wie  die  Krystalle;  beide  haupt- 
sächlich eingewachsen  in  krystallinischen  Schiefern  häufig  mit  Quarz ; 
und  ebendort  auch  fasrige  und  schmalstrahlige,  farblose  und  gelbe,  zu- 
weilen schwarze  Massen  {Rhätmt).  Sehr  selten  auf  derbem  C.  aufge- 
wachsene Kryställchen  mit  Endfiächen.  Eine  Hauptfundstelle  guter 
Krystalle  (im  weißen  Paragonitschiefer)  ist  am  Mte.  Campione  bei 
Faido  am  St.  Gotthard  mit  Staurolith,  mit  welchem  der  C.  oft  regel- 
mäßig verwachsen  ist  (173);  derbe  Aggregate,  auch  des  Rhätizit, 
meist  im  Glimmerschiefer,  am  Greiner  in  Tirol,  im  Pfitschtal  ebendort, 


M 


a. 


766  Silikate. 

bei  Petschau  in  Böhmen;  als  mächtiges  Lager  bei  Horrsjöberg  in 
Schweden;  in  Nordamerika,  Neuseeland.  Im  Eklogit,  z.  B.  dem  der 
Saualpe  in  Kärnten,  findet  sich  C.  häufig  in  Gestalt  kleiner ,  dünner, 
blauer  Prismen  und  ebenso  im  Granulit  (Sachsen,  Nieder-Österreich  etc.). 
Als  Gerolle  in  den  Goldseifen  im  Ural  mit  Euklas  etc.  Niemals  in 
Eruptivgesteinen.  Schön  dunkelblaue  Varietäten  werden  als  Edel- 
steine verschliffen  (Sappar6). 

(Bauer,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1878,  pag.  283  und  1879,  pag:.  244  und 
717;  G.  vom  Rath,  Zeitschr.  f.  Kryst.  III,  1,  V,  17;  Zulkowski,  Sitzgsber.  Wien. 
Ak.  Bd.  109,  Abtlg.  II,  1900,  pag.  1.) 

Andaluslt. 

AhSiOg^  (siehe  oben);  häufig  etwas  Fc^O^,  Der  grüne  Mangan- 
andalfisit  im  Glimmerschiefer  von  Vestanä  in  Schweden  hat  6,91  Mn^O^, 
Rhombisch  und  in  mancher  Beziehung  ähnlich  dem  Topas;  annähernd 
quadratische  Prismen  Jlf  =  ooP  (110)  von  90^  50'  mit  Basis  P=  OP  (001) 

sind  die  gewöhnlichsten  Formen,  seltener  gesellen 
sich  dazu  noch  Flächen  eines  anderen  Prismas,  so- 
wie solche  eines  Makrodomas  r  =  Pöö  (101),  rjr  = 
109^  50',  welche  auf  die  stumpfe  Prismenkante  auf- 
gesetzt sind,  und  andere,  aber  alle  nur  untergeordnet 
(Fig.  588).  a:b:c  =  0,9861 : 1 : 0,7024.  Keine  Zwil- 
linge.  Deutliche  Bl.  Br.  fehlen  (Unterschied  von 
Topas);  undeutlich  spaltbar  nach  den  Prismenflächen. 
Bruch  kleinmuschlig  bis  uneben.  H.  «=  7—7^.  G.  = 
Fiff  588  ^^^ — ^'^'  Glasglänzend  bis  ganz  matt;  selten  durch- 
sichtig (Brasilien),  meist  nur  durchscheinend  bis 
undurchsichtig;  fai'blos,  grau,  gelb,  rot,  braun,  grün.  Sehr  stark 
pleochroitisch.  Opt.  A,  K  ac,  —  M.  L.  c.  2F=84®  30'  (r.). 
Schwache  Licht-  und  Doppelbrechung,  ß  =  1,638 ;  y— a  =  0,005. 
Unschmelzbar,  von  Säuren  nicht  angegriffen.  Mit  Quarz  in  den 
krystallinischen  Schiefern,  besonders  im  Glimmerschiefer,  z.  B.  bei 
Lisenz  in  Tirol  und  vielfach  a.  a.  0.  in  den  Alpen,  bei  Goldenstein 
in  Mähren,  im  Eiesengebirge  und  a.  a.  0.  in  Schlesien  (Landeck);  im 
Fichtelgebii'ge ;  im  bayrischen  Wald  bei  Herzogau;  in  Andalusien; 
bei  Dublin  in  Irland.  Die  durchsichtigen  braunen  Geschiebe  von 
Brasilien  aus  den  Edelsteinseifen  von  Minas  Novas  werden  auch  als 
Edelsteine  geschliffen.  Selten  im  Granit  (Schwarz wald,  Harz) ;  häufiger 
im  Granitkontakt  in  dem  Andalusithornfels ,  von  mikroskopischer 
Kleinheit. 

Der  A.  verwittert  sehr  leicht  zu  Glimmer,  viel  leichter  als  der 
gleich  zusammengesetzte  Cyanit ;  an  der  Oberfläche  sind  die  Krystalle 
daher  oft  mit  einer  dicken,  weißen  Glimmerschicht  bedeckt.  Geht 
ebenfalls  bei  1350^  in  Sillimanit  über. 


Andaliisit.    Sillimanit.  767 

(Grttnhut,  Zeitschr.  f.  Kiyst.  IX,  1884;  Zulkowski  siehe  Oyanit;  Gramann, 
Über  die  Andalusit Vorkommnisse  im  rhätischen  Fluela-  und  Scalettagebiet,  ZUrich 
1899.) 

Eine  Varietät  des  A.  ist  der  Chiastolifh  (Hohlspat),  lange  farblose, 
grauliche  oder  bräunliche,  unregelmäßige  Prismen,  zuweilen  nadei- 
förmig dünn,  zuweilen  fingerdick,  im  Tonschiefer  im  Granitkontakt 
eingewachsen.  Das  Eigentümliche  des  Ch,  ist,  daß  längs  der  centralen 
Achse  und  längs  den  vier  Prismenkanten  schwarze  Stäbchen  von  mehr 
oder  weniger  großem  Querschnitt  die  Krystalle  durchziehen,  welche 
durch  dünne,  diagonal  verlaufende,  schwarze  Plättchen  miteinander  in 
Verbindung  stehen.  Auf  dem  Querschnitt  tritt  dann  oft  eine  schwarze 
kreuzförmige  Figur  auf  weißem  oder  doch  hellem  Grund  hervor, 
weshalb  solche  Querschnitte  als  Amulette  getragen  werden  (Fig.  589). 

Fig.  589  (nach  Dana). 

Dicke  Prismen  bei  San  Jago  di  Corapostella  in  Galicien  (Spanien),  in 
den  Pyrenäen  und  in  der  Bretagne,  auch  bei  Springfield,  Massa- 
chusetts, in  Nordamerika;  dünne  Nadeln  z.  B.  bei  Gefrees  im  Fichtel- 
gebirge. 

(Rohrbach,  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  39,  1887,  pag.  635;  Becke,  Min. 
u.  petr.  Mittlgn.  Bd.  13,  1892,  pag.  256.) 

Sillitnanit 

AloSiOfi  (siehe  ohen).  Rhombisch,  wie  Andalusit,  aber  der  Prismenwinkel  = 
111^;  auch  andere  Eigenschaften  weichen  ab,  also  eine  dritte  heteromorphe  Modi- 
fikation. Meist  farblose,  seltener  grane  oder  braune,  dünne  Prismen  und  Stengel 
und  feinste  Nädelchen,  stets  ohne  regelmäßige  Endbegrenzung,  liegen  zahlreich,  meist 
im  Quarz  eingebettet  in  krystallinischen  Schiefem:  Gneißen,  Granuliten,  weniger 
in  Glimmerschiefern.  Vielfach  in  mikroskopischer  Feinheit  in  Granitkontaktzonen  in 
veränderten  Schiefem,  bes.  im  Andalusithomfels.  Zuweilen  auch  im  Pegmatit.  In  mikro- 
skopisch feinen  Nädelchen  scharenweise  im  Cordierit.  G.  =  3.25.  H.  =  6V2 — 7.  Nach 
der  Querfläche  sehr  deutlich  spaltbar.  Optisch  -|-  und  stärker  doppelbrechend,  als 
Andalusit.  V.  d.  L.  unschmelzbar;  von  Säuren  nicht  angegriifen.  Die  Zahl  der 
Fundorte  ist  beträchtlich ;  größere  Krystalle  auf  Quarzgängen  im  Gneiß  von  Saybrook 
bei  ehester,  Massachusetts.  Nicht  selten  feinfasrige  bis  dichte  filzartig  verwebte, 
meist  stark  mit  Quarz  durchsetzte  Aggregate,  die  als  Faaerkiesel  oder  Fibrolith 
bezeichnet  werden.  So  in  rundlichen  Knauem  im  Gneiß  des  Eulengebirgs  in  Schlesien, 
in  dünnen  Platten  im  Gneiß  von  Bodenmais  im  bayr.  Wald;  ferner  bei  Goldenstein 
und  Marschendorf  in  Mähren  (Muttergestein  des  Chrysoberylls).  Einige  dieser  fein- 
fasrigen  Massen  haben  besondere  Namen  erhalten:  Btichholzit  von  Lisenz  in  Tirol; 
Bamlit  von  Bamle  in  Norwegen;  Xenolith  und  Wörthit  in  Geschieben  der  Gegend 
von  Petersburg.  Wurden  wegen  ihrer  Festigkeit  vielfach  zu  prähistorischen  Werk- 
zeugen verarbeitet.  Zum  Sillimanit  gehört  wohl  auch  der  grüne  Monrolith  von 
Monroe  in  New- York,  sowie  der  Glanzspat,  grau,  gradfasrig,  als  Einschluß  in  einigen 
Basalten  des  Siebengebirges. 


768 


Silikate. 


Topas. 

Auch  der  Topas  ist  nach  der  allgemeinen  Fonnel  Al^SiOj^  zu- 
sammengesetzt, er  enthält  aber  daneben  noch  bis  über  20%  F.  Außer- 
dem entweicht  beim  Glühen  bis  2,65%  S^O,  allerdings  meist  erheblich 
weniger.  Man  nimmt  daher  an,  daß  ein  Teil  des  F  durch  eine  äqui- 
valente Menge  (OH)  vertreten  werde.  Diese  Menge  ist  stets  nur 
klein,  so  daß  in  den  (OÄ)-reichsten  Topasen  nahezu  das  Verhältnis: 
F :  {OH)  =  3:1  herrscht  (gelber  T.  von  Brasilien),  während  die  F- 
reichsten  fast  genau  die  reine  Verbindung:  AI^SiO^F^  darstellen  (farb- 
loser T.  von  Durango  in  Mexiko).  Man  schreibt  daher  die  Formel  des 
Topases  allgemein:  ÄhSiO^{F,  OH).,.  Diesen  Verbindungen  würden 
folgende  Zahlen  entsprechen: 

ÄIO,      F 


SiO. 

F:OH=  3:1:    32,79    55,74    15,57 
0H4rei:    32,61    55,44    20,65 


H^O         Sa. 
2,45  =  106,55 
—  =108,70. 


Häufig  mit  zahlreichen  meist  mikroskopischen  Gas-  und  Flüssig- 
keitseinschlüssen (flüssige  CO.,  etc.). 

Der  Topas  ist  ausgezeichnet  rhombisch  krystallisiert  (Fig.  590  bis 
593).  Das  Vei-tikalprisma  M=  ooP  (110),  MIM=  124^  17'  ist  ähnlich 
dem  Vertikalprisma  bei  der  Hornblende,  daher  spricht  man  zuweilen 
beim  Topas  von  einem  Hornblendeprisma  im  Gegensatz  zu  dem 
Prisma  l  =  ooP2  (120),  welches  die  seitliche  scharfe  Kante  MjM  stets 
zuschärft  und  bei  dem  vorn  ähnlich  wie  beim  Augitprisma:  Jß  =  86**  49'; 
dieses  nennt  man  danach  das  Augitprisma  des  Topases.  Die  Kanten 
beider  Prismen  sind  fast  nie  abgestumpft;  von  den  3  Pinakoiden  ist 
nur  die  Basis  P=OP  (001)  häufig  vorhanden,  der  ein  ausgezeichneter 
Bl.  Br.  parallel  geht.  Das  Oktaeder  o  =  P  (111)  begrenzt  die  Prismen 
zuweilen  für  sich  allein  (Fig.  590),  so  z.  B.  an  den  Krystallen  von  Mughla 


fflr\ 


<i 


M 


M 


A^ 


M 


M 


^ 


Fig.  590. 


Fig.  691. 


Fig.  592. 


Fig.  693. 


in  Kleinasien,  und  an  solchen  von  Ouro  Preto  (Villa  Rica)  in  Brasilien ; 
010=  UV  0'  und  101  <»  40'  (E.  K.).  Zuweilen  tritt  dazu  ein  sehr  aus- 
gedehntes Brachydoma  n  =  2P5o  (021);  njn  =  92**  42'  (oben,  Fig.  592) 
und  auch  wohl  die  Basis  (Krystalle  von  Adontschilon  in  Silbirien).  Bei  den 
Krystallen  vom  Schneckenstein  in  Sachsen  ist  auch  noch  s  =  |P  (223 ) 
und  X  =  4P2  (243)  vorhanden,  die  Kanten  olP  und  o/n  abstumpfend 
(Fig.  591).     Fig.  593  stellt  einen  Krystall  von  St.  Luis  Potosi  in 


Topas.  769 

Mexiko  dar,  an  dem  au£er  den  genannten  Formen  noch  das  steile  Okta- 
eder Je  =  2P  (221)  und  das  dessen  stumpfe  Endkante  abstumpfende 
Makrodoma  i  =  2Pöö  (201)  ausgebildet  ist.  Die  oben  angeführten 
Winkel  geben  das  Achsenverhältnis :  a  :b  :  c  =  0,5285  : 1 :  0,4769 ; 
Winkel  und  Achsen  sind  aber  merklich  schwankend  mit  dem  OH- 
Gehalt.  An  den  Krystallen  sind  selten  die  beiden  Enden  des  Prismas 
regelmäßig  begrenzt;  sie  sind  dann  zuweilen  etwas  verschieden  aus- 
gebildet, aber  die  Krystalle  nicht  eigentlich  hemimorph,  wie  auch  die 
Ätzfiguren  zeigen.    Zwillinge  sind  noch  keine  beobachtet. 

H.  =  8.  G.  schwankend  zwischen  3,523  und  3,574  und  mit  zu- 
nehmendem -F-Gehalt  steigend.  Durchsichtig  bis  durchscheinend, 
selten  ganz  undurchsichtig.  Glas-,  auf  P  perlmutterglänzend.  Farb- 
los, weingelb,  rot,  rötlichgelb,  braungelb,  hellblau  und  meergrün;  die 
rötlichgelben  werden  durch  Glühen  pfirsichblfitrot ;  die  Farben,  nament- 
lich die  meergrüne,  bleichen  am  Licht  zuweilen  aus.  Dichroismus 
merklich.  Opt.  A.  E.  ac,  -|-  M.  L.  c,  Spaltungsplättchen  geben  daher 
das  Interferenzbild  mit  der  Achsenebene  ||  der  Brachydiagonale.  q  >>  v. 
Für  den  gelben  brasilianischen  Topas  ist  für  Gelb:  a  =  1,62936; 
/9=  1,63077;  y  =  1,63747;  also  keine  starke  Lichtbrechung  und 
schwache  Doppelbrechung.  Die  Brechungskoeffizienten  nehmen  mit 
steigendem  Fluor-Gehalt  ab.  Der  scheinbare  opt.  Achsenwinkel 
schwankt  zwischen:  2E  =  86^  21'  (gelber  T.  von  Brasilien)  und 
126^  24'  (farbloser  T.  von  Thomas  Range,  Utah),  er  nimmt  also  mit  dem 
Fluorgehalt  gleichzeitig  stetig  ab.  Durch  Pressen,  Reiben  und  Tempe- 
raturänderung wird  der  T.  stark  elektrisch.  V.  d.  L.  unschmelzbar, 
aber  durch  kräftiges  Glühen  trübe.  Mit  Phosphorsalz  im  Glasrohr 
stark  erhitzt,  gibt  der  T.  etwas  ÄF,  wodurch  das  Glas  geätzt  wird. 
Von  Säuren  nicht  angegriffen. 

Findet  sich  meist  in  Form  vollkommen  ausgebildeter  Krystalle 
von  gewöhnlich  kurzprismatischem  Habitus,  selten  über  fingerlang  und 
-dick,  viel  häufiger  erheblich  kleiner.  Die  größten  bekannten  Kry- 
stalle, bis  28  cm  lang  und  16  cm  dick,  stammen  vom  Flusse  Urulga 
in  Sibirien.  Die  Krystalle  sind  fast  stets  auf  Drusenräumen  mit 
einem  Ende  aufgewachsen  und  daher  nur  ausnahmsweise  doppelseitig 
ausgebildet;  seltener  bildet  der  Topas  einen  eigentlichen  Gesteins- 
gemengteil. Manchmal  auch  derb  und  dicht.  Er  findet  sich  wie 
der  Turmalin  und  vielfach  mit  ihm  zusammen  vorzugsweise  in 
Granit,  besonders  in  dem  Zinnstein  führenden,  und  vor  allem  im 
Greisen,  sowie  im  Granitkontakt,  begleitet  von  Quarz  und  von  den- 
selben fluorhaltigen  Mineralien  (Flußspat,  Apatit,  Lithionglimmer,  be- 
sonders Zinnwaldit  etc.)  wie  der  Turmalin  und  ist  ein  Produkt  derselben 
pneumatolytischen  Prozesse,  welche  durch  die  mit  den  Graniteruptionen 
zusammenhängenden  F-haltigen  Dämpfe  vermittelt  wurden.   Durch  diese 

Bauer,  Mineralogie.  49 


770  Süikate. 

sind  an  vielen  Stellen  die  Gesteine  rings  nm  die  Granitmasse  mit 
Topas  erfüllt,  topasiert.  Der  Topas  entsteht  so  häufig  auch  durch 
direkte  Umwandlung  namentlich  ^7303 -haltiger  Mineralien  und  bildet 
nicht  selten  Pseudomorphosen  nach  diesen  (Feldspat ,  aber  auch 
Quarz  etc.).  In  dieser  Weise  findet  sich  der  Topas  auf  den  Zinnerz- 
lagerstätten des  Erzgebirges  (Altenberg,  Geyer,  Ehrenfriedersdorf, 
Zinnwald,  Schlaggenwald  etc.),  teils  als  Gemengteil  des  Granits,  vor- 
zugsweise aber  auf  Drusen  aufgewachsen  in  Form  meist  farbloser, 
durchsichtiger  und  glänzender  Krystalle.  Bei  Altenberg  bildet  er  auch 
langstenglige  Aggregate  gelblich-  bis  griinlichweißer,  trüber  Indi- 
viduen, mit  Zinnwaldit  durchwachsen,  sog.  Pyknit.  Wie  im  Erzgebirge 
ist  auch  das  Vorkommen  des  T.  in  den  Zinnerzlagei*stätten  in  Com- 
wall,  Tasmanien  (Mt.  Bischoff,  hier  auch  dicht),  Mexiko  (La  Paz,  San 
Luis  Potosi  (Fig.  593),  Durango).  Ausgezeichnete  Beispiele  topasierter 
Gesteine  sind  die  die  Zinnerzlagerstätten  begleitenden  Quarzporphyre 
desErzgebirges  (Stockwerksporphyr,  Zwittergestein)  und  am  Mt  Bischoff, 
sowie  der  Topasfels  vom  Schneckenstein  bei  Auerbach  im  sächsischen 
Voigtlande  in  der  Kontaktzone  der  Eibenstocker  Granitmassen,  wo  Tur- 
malinhomfelsbrockeu  durch  ein  aus  Quarz  und  Topas  bestehendes 
Bindemittel  zu  einer  Breccie  verkittet  sind.  Auf  Drusenräumen  sitzen 
weingelbe  KrystaUe  von  der  Form  Fig.  591,  die  früher  viel  zu  Schmuck- 
steinen verwendet  worden  sind.  Ein  ähnliches  Vorkommen  ist  viel- 
leicht das  von  Hauneib  im  Damaraland  (Südwestafrika). 

Ohne  Zinnstein  ist  der  Topas  auf  Drusen  in  Granitpegmatiten 
verbreitet,  hier  z.  T.  in  besonders  großen  und  schönen  und  nicht  selten 
durchsichtigen  und  wohl  gefärbten  Krystallen,  begleitet  von  Quarz, 
Turmalin,  Beryll,  Feldspat  etc.  Einige  Fundorte  dieser  Art  sind: 
Elba  (mit  Turmalin),  farblos,  und  ebenso  die  Moume  Mountains  in  Ir- 
land. Besonders  ausgezeichnet  in  Rußland  im  Ural  (Gegend  von  Schai- 
tansk  und  Mursinsk  bei  Katharinenburg,  bläuUch,  grünlich  und  farblos, 
bei  Miask  im  Ilmengebirge,  z,  T.  wasserhell  und  flächenreich,  aber 
klein)  und  in  Transbaikalien  im  Gebiet  von  Nertschinsk  (so  in  der 
Gegend  des  Flusses  Urulga  von  verschiedener  Farbe  und  z.  T.  ganz 
besonderer  Größe,  sodann  im  Gebirgszuge  Kuchuserken  und  im  Adont- 
schilongebirge,  meist  bläulich  und  gelbUch,  seltener  farblos,  von  der 
Fig.  592  abgebildeten  typischen  Form).  In  Japan  bei  Kioto  und  in 
der  Provinz  Mino.  In  den  Vereinigten  Staaten  bei  Stoneham  in  Maine, 
sowie  am  Pikes  Peak  und  bei  Florissant  in  Colorado.  In  Australien 
in  Neu-England.  Im  Granit  findet  sich  auch  der  trübe,  grünlich-,  bis 
gelblichweiße,  derbe  Pyrophysalüh  (Physalith)  von  Finbo  bei  Fahlun. 

Selten  in  krystallinischen  Schiefern,  z.  B.  an  einigen  Punkten  der 
Alpen.  Ebenso  auch  eingewachsen  im  Kalk  (in  einer  Goldwäsche  an 
der  Kamenka,  einem  Nebenfluß  der  Sanarka  im  Ural).    Bemerkenswert 


Topas.  771 

ist  das  Vorkommen  in  Hohlräumen  (Lithophysen)  jungvnlkanischer 
Rhyolithe;  glänzende  wasserhelle  Krystalle  mit  Feldspat  und  Quarz 
sowie  Mangangranat  bei  Nathrop  in  Colorado,  und  ohne  Granat  in 
der  Thomas  Range  in  Utah.  In  einem  schwarzen  Tonschiefer  soll  der 
rötlichgelbe  Topas  von  der  Form  der  Fig.  590  aus  der  Gegend  von 
Ouro  Preto  in  Minas  Geraes,  Brasilien,  liegen,  der  als  Edelstein  hier 
gewonnen  wird.  Er  wird  durch  Glühen  rot  (brasilianischer  iJwWn), 
doch  kommen  hier  auch  natürlich  rote  Steine  als  Seltenheit  vor. 
Topas  von  der  nämlichen  Form  und  Farbe  unbekannten  Vorkommens 
von  Mughla  in  Kleinasien. 

Wegen  seiner  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Atmosphärilien  ist 
der  Topas  nicht  selten  bei  der  Verwitterung  der  genannten  Gesteine 
zurückgeblieben.  Er  findet  sich  dann  mehr  oder  weniger  stark  ab- 
gerollt auf  sekundärer  Lagerstätte  in  Sauden  und  Seifen  vielfach  in 
der  Nähe  der  oben  erwähnten  Fundorte,  so  in  den  erzgebirgischen 
Zinnseifen,  in  den  Goldwäschen  an  der  Sanarka  im  Ural  etc.  Größere 
Gerolle  sind  vielfach  sehr  schön  durchsichtig  und  daher  zu  Schmuck- 
steinen besonders  geeignet.  Sie  finden  sich  so  in  den  Edelsteinseifen  von 
Ceylon  in  mannigfaltiger  Färbung;  besonders  aber,  meist  farblos  und 
wasserhell,  daher  pingos  d'agoa  (Wassertropfen),  auch  blau  und  gelb, 
meist  etwa  von  Bohnengröße,  nicht  selten  erheblich  größer,  im  Rio 
Belmonte,  Bezirk  Minas  Novas,  Minas  Geraes,  Brasilien.  Genau  ebenso 
ist  der  Topas  auch  aus  Australien  (Neu-England)  und  Tasmanien 
bekannt. 

Die  häufige  Verwendung  als  Edelstein  ist  schon  im  Vorbeigehen 
erwähnt,  namentlich  die  brasilianischen  gelben,  sowie  auch  die  farb- 
losen sind  in  dieser  Hinsicht  wichtig ;  dem  gelben  T.  wird  nicht  selten 
gelber  Quarz  (Citrin)  untergeschoben.  Wasserheller  T.  wird  zuweilen 
als  Diamant  zu  verkaufen  gesucht,  mit  dem  er  im  spezifischen  Gewicht 
übereinstimmt  und  dem  er  bis  zu  einem  gewissen  Grade  auch  im  Aus- 
sehen gleicht. 

Obwohl  der  T.  im  allgemeinen  der  Verwitterung  ziemlich  wider-' 
steht,  geht  er  doch  zuweilen  in  weiche,  muscovit-  und  steinmarkähnliche 
Substanzen  (sog.  Steatit,  Nakrit,  Gilbertit  etc.)  über  und  die  Krystalle, 
besonders  die  gelben  brasilianischen  sind  häufig  mit  natürlichen 
Ätzfiguren  bedeckt. 

(Groth,  Zeitschr.  d.  deutsch,  ^eol.  Ges.  Bd.  22,  1870,  381;  v.  Kokscharow, 
Materialien,  an  versch.  Stellen;  Laspeyres,  Zeitschr.  f.  Kryst.  I,  1877,  347;  Grünhut, 
ibid.  IX,  1884,  pag.  113;  Jannasch  und  Locke,  Zeitschr.  f.  anorg.  Chemie  VI,  1894, 
pag.  168  und  321 ;  Penfield  und  Minor,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  23,  1894,  pag.  387.) 

Zun y it.  Ähnlich  dem  Topas  zusammengesetzt:  ÄlsSi^OniFj  Cl,  0JT)i2. 
Regulär-tetraedrische,  weiße  bis  graulichweiße,  z.  T.  durchsichtige  Kryställchen. 
G.  =  2,875.    H.  =  7.    Znni  Mine  bei  Silverton,  Colorado,  im  Guitermanit. 

49* 


SUnroUtb. 

H^  (Fe,  Mg)^  Al^^Si^Ot^  ^  H.,0  .  2  (Fe,  Mg)0  .  bAl^O^  .  iSsO.. 
FeO  überwiegt;  zuweilen  Fe:  Jf(j  =  3:l,  entsprechend:  3037  SiO,, 
51,92  AljO^,  13,66  FeO,  2,53  MgO,  1,52  H^O.  In  dem  trüben  St.  findet 
man  bis  über  50%  SiO^,  herrührend  von  eingemeng^tem  Qaarz, 
welcher  durch  HF  heransgeätzt  werden  kann.  Manchmal  anch  etwas 
MnO;  zuweilen  ist  wenig  vl/jOg  durch  Fc^O,  ersetzt.  "Der  Nordmarkit 
im  kiSmigen  Kalk  des  Gneißes  von  Nordmarken  bei  Filipstad  in  Werm- 
land,  Schweden,  enthält  11,6  Mn^O^  und  13,7  Fe^Og  neben  nur 
35,18  Al,0^.  Eine  Varietät  von  Canton  in  Georgia  gab  7  ZnO. 
Xantkditk  ist  ein  CaO-haltiger  St.  aus  Schottland  genannt  worden. 

Rhombisch.  m  =  ooP(110);  m/m  =  129M0' mit  Basis  p  =  OP  (001), 
Lftngsfläche  o  =  ooPSS  (010)  und  dem  Makrodoma  r^.P^  (101)  i 
rjr  =  69"  28'  (oben)  (Fig.  594,  595).  Nicht  selten  fehlt  auch  r. 
a:h:c  =  0,4734 : 1 : 0,6828.  Sehr  häufig  Zwillinge  mit  durcheinander 
gewachsenen  Individuen,  hauptsächlich  nach  2  Gesetzen:  1.  Zw.  Fi. 
eine  Fläche  des  Brachydomas  ^PoÖ  (032),  die  Individuen  kreuzen  sich 


fC 


^^^ 


Fig.  594. 


Fig.  595. 


Fig.  596. 


Fig.  597. 


beinahe  rechtwinklig,  ihre  Vertikalachsen,  d.  h.  die  Kanten  mjm  nnd 
m/m,  liegen  parallel  mit  einer  beiden  Individuen  gemeinsamen  Quer- 
flftche;  r,  m,  m,  r  liegen  mit  der  Zw.  Fl.  in  einer  Zone  (Fig.  596). 
2.  Zw.  Fl.  eine  Pyramidenfläche  ^P|  (232);  beide  Individuen  durch- 
schneiden sich  unter  annähernd  60";  die  Kanten  mjm  und  mjm  liegen 
ganz  anders  gegeneinander  als  vorhin,  und  r,  o,  o,  r  liegen  in  einer 
Zone,  in  welcher  auch  die  Zw.  Fl.  liegt  (Fig.  597).  Anders  gebildete 
Zwillinge,  z.  B.  nach  der  Prismenfläche  i»,  ebenso  Drillinge  etc.  sind 
weniger  verbreitet.  Spaltbarkeit  nach  o  ziemlich  deutlich;  klein- 
muschliger  Bruch.  H.  =  7— 7i,  G.  =  3,34—3,77 ;  die  niederen  Zahlen 
gelten  für  die  unreinen,  trüben,  mit  Quarz  gemengten  Krystalle,  bei 
den  reinen  ist  G.  ^  3,65— 3,77.  Glasglanz,  meist  ganz  matt;  braun- 
rot, häufig  sehr  dunkel.  Merklich  pleochroitisch,  gelb  und  rot.  Un- 
durchsichtig (die  unreinen)  bis  stark  durchscheinend.  Opt.  A.  E.  hc, 
-j-  M.  L.  c;  2E  =  89«  für  Kot  Starke  Licht-  und  Doppelbrechung. 
Fast  unschmelzbar;  von  Säuren,  auch  von  HF  nicht  angegrifiTen. 
Findet  sich  nur  in  meist  deutlich  ausgebildeten,  stets  eingewach- 
senen, kurzprismatischen  Krystallen  im  Glimmerschiefer  und  Gneiß, 


Staurolith.    Wasserhaltige  Silikate.    Zeolithe.  773 

sowie  im  koutaktmetamorphisch  veränderten  Tonschiefer.  So  mit 
Cyanit  in  dem  weißen  Paragonitschiefer  am  Mte.  Campione  bei  Faido 
am  südlichen  Abhang  des  St.  Gotthard,  mit  Cyanit  vielfach  in  regel- 
mäßiger Verwachsung  (173);  ferner  bei  Radegund  in  Steiermark, 
Sterzing  in  Tirol,  Zöptau  und  Goldenstein  in  Mähren,  bei  Quimper 
in  der  Bretagne  sehr  unrein,  San  Jago  di  Compostella  in  Spanien, 
im  Ural  an  mehreren  Orten,  ebenso  in  Nordamerika  z.  B.  in  Fannin 
Co.,  Georgia.   Nie  in  Eruptivgesteinen. 

(y.  Lasanlx,  Tschermaks  Min.  Hittlgn.  1872,  173 ;  Bammelsber^f  Sitzgsber.  Berl. 
Ak.  1873;  v.  Kokscharow,  Mat.  Min.  BuGland,  Bd.  VII  nnd  YIII;  Penfield,  Zeitschr. 
f.  Kryst.  Bd.  23,  1894,  64.) 

Priamatin.  MgAl^Si 0«  =  MgO  .Al^Os.  SiO^  mit  29,7  SiOf.  Bildet  rosarote 
bis  hell  gelblichbranne,  you  einem  dunkelgrünen  feinfasrigen  Verwitternngsprodnkt 
(Kryptotil)  umhüllte,  bis  fingerlange  und  -dicke,  an  den  Enden  unregelmäßig  be- 
grenzte Prismen  des  rhombischen  Systems  in  einer  körnigen  albitähnlichen  Feld- 
spatmasse, die  dem  Granulit  yon  Waldheim  in  Sachsen  eingelagert  ist.  H.  =  6 — 7. 
G.  =  3,341.  Dayon  wohl  nicht  wesentlich  yerschieden  ist  der  weiße,  glasglänzende 
dünnstenglige  Kornerupin,  den  der  Sapphirin  in  Grönland  begleitet. 

Sapphirin.  MgfiAk%SHO„  =  bMgO .^ALOi.2SiO^  mit  12,88  ÄiO«,  65,66 
^ZgOs  und  21,46  MgO-,  ist  das  8t0s-ärmste  und  A/aOg-reichste  aller  bekannten  Sili- 
kate. Monoklin,  aber  Krystalle  undeutlich  j  meist  Aggregate  flacher  Kömer.  Hell- 
blau, zuweilen  ins  Grau  und  Grün,  glasglänzend.  G.  =  3,46 — 3,49.  H.  =  7  '/a-  Un- 
schmelzbar ;  yon  Säuren  nicht  angegriffen.  Fiskemäs  in  Grönland  im  Glimmerschiefer 
mit  Hornblende,  Anthophyllit  etc.  sowie  mit  Komerupin. 

b)  Wasserhaltige  Silikate. 

Nachdem  eine  Anzahl  wasserhaltiger  Silikate  in  der  Nähe  von 
verwandten  wasserfreien  in  dem  vorhergehenden  Abschnitt  unterge- 
bracht worden  ist,  bleibt,  wenn  einige  andere  seltene  als  unwichtig 
ganz  übergangen  werden,  hier  noch  die  natürliche  Gruppe  der  Zeolithe 
als  Krystallwasser  enthaltende  Silikate  zu  betrachten  übrig.  Es  sind 
meist  gut  krystallisierte  Alumosilikate,  welche  zugleich  noch  einen 
alkalischen  Bestandteil,  meist  JVa,0  und  (7aO,  seltener  Kfi,  sowie 
BaO  und  SrO^  fast  nie  MgO  und  niemals  schwere  Metalle,  enthalten; 
wenige  sind  Al^O^-tr&i  (Apophyllit).  Das  Krystallwasser  geht  bei  ver- 
schiedenen Temperaturen  fort,  bei  einigen  in  trockener  Luft  schon  in 
der  Kälte  (Laumontit),  bei  anderen  erst  beim  mehr  oder  weniger  starken 
Erwärmen  und  zwar  vielfach  allmählich  und  in  der  Weise,  daß  bei 
bestimmten  Graden  stets  auch  nur  bestimmte  Wassermengen  entweichen. 
In  feuchter  Luft  wird  dann  nachher  das  Krystallwasser  wieder  auf- 
genommen (275).  Manche  Zeolithe  geben  erst  in  der  Glühhitze  die  letzten 
Reste  des  Wassers  ab,  das  dann  später  nicht  wieder  aufgenommen 
wird  und  das  als  basisches  Wasser  anzunehmen  ist.  Indessen  ist  die 
Art  und  Weise,  wie  das  aus  den  Zeolithen  in  der  Wärme  entweichende 


774  Silikate. 

Wasser  aufzufassen  ist,  noch  keineswegs  genügend  aufgeklärt,  und 
manche  Mineralogen  sind  der  Ansicht,  daß  ein  bestimmter  Unter- 
schied zwischen  basischem  und  Erystallwasser  nicht  gemacht  werden 
könne.  Mit  der  Wasserabgabe  ändert  sich  die  physikalische  und  be- 
sonders auch  die  optische  Beschaffenheit  der  Substanz,  so  daß  mit 
jedem  verminderten  Wassergehalt  besondere  mit  der  Doppelbrechung 
zusammenhängende  Eigenschaften  etc.  verbunden  sind.  Der  Kry stall- 
bau wird  dabei  also  nicht  ganz  zerstört  und  mit  der  Wiederaufiiahme 
des  Wassers  der  ursprüngliche  Zustand  im  wesentlichen  völlig  wieder- 
hergestellt. Das  wasserfreie  Silikat  erinnert  in  der  Zusammensetzung 
vielfach  an  Feldspate,  Nephelin  etc.,  und  ist  mit  diesen  z.  T.  chemisch 
ganz  identisch. 

Die  Zeolithe  schmelzen  v.  d.  L.  mehr  oder  weniger  leicht  unter 
Blasen  werfen ,  daher  der  Name  (Siedesteine).  Von  HCl  werden  sie 
unter  Abscheidung  pulveriger,  schleimiger  oder  gallertartiger  Kiesel- 
säure vollständig  zersetzt.  Werden  Krystallplättchen  mit  Säuren  be- 
handelt, so  bleibt  bei  manchen  Zeolitlien  die  hinterbliebene  Kiesel- 
säure in  der  ursprünglichen  Form  erhalten  und  das  zersetzte  Plättchen 
zeigt  optische  Eigenschaften,  die  in  näherer  Beziehung  zu  denen  des 
unzersetzten  Plättchens  stehen.  Bei  manchen  anderen  Zeolithen  ist 
allerdings  die  bei  der  Zersetzung  erhaltene  Kieselsäure  vollkommen 
isotrop.  In  der  ersteren  Weise  verhalten  sich  z.  B.  Desmin,  Heulandit, 
Harmotom,  Brewsterit;  in  der  zweiten  Phillipsit,  besonders  nachdem 
Glühen.  Natrolith-  und  Analcimplatten  verlieren  beim  Behandeln 
mit  HCl  ihre  Form  und  geben  isotrope  Kieselgallerte.  Manche  Zeo- 
lithe lösen  sich  in  der  Wärme  und  unter  hohem  Druck  in  Wasser, 
besonders  in  CO., -haltigem  und  krystallisieren  beim  Erkalten  resp.  beim 
Aufhören  des  Drucks  wieder  aus  (z.  B.  Apophyllit).  Durch  Verwitte- 
rung werden  sie  meist  leicht  zerstört. 

Sie  sind  an  sich,  und  in  den  meisten  Fällen  auch  tatsächlich,  farblos 
und  dann  durchscheinend  bis  durchsichtig  und  häufig  stark  glänzend. 
Zuweilen  auftretende  braune  und  gelbe  Farben  werden  durch  orga- 
nische Substanz  hervorgebracht,  die  sich  aus  manchen  Z.  als  bitumi- 
nöse Tropfen  abdestillieren  läßt;  intensives  Ziegelrot  ist  die  Folge 
eingelagerter  Eisenglimmerschüppchen,  etc.  Das  spezifische  Gewicht 
ist  infolge  des  Wassergehalts  niedrig,  2,2—2,3,  selten  höher.  Auch 
die  Härte  ist  gering  und  geht  nicht  über  5. 

Die  Zeolithkrystalle,  häufig  mimetische  Zwillingsbildung  und  op- 
tische Anomalien  zeigend,  finden  sich  fast  niemals  eingewachsen,  dagegen 
in  größter  Verbreitung  aufgewachsen  auf  Hohlräumen  (Mandelräumen, 
Spalten  etc.)  von  zersetzten,  niemals  von  frischen,  vorzugsweise  ba- 
sischen, vulkanischeu,  besonders  von  basaltischen  und  phonolithischen 
Gesteinen,  durch  deren  Verwitterung  sie  aus  den  dabei  entstandenen 


Zeolithe.    Apophyllit.  775 

Lösungen  gebildet  worden  sind,  so  namentlich  in  Island,  aaf  den  Färöer, 
im  böhmischen  Mittelgebirge,  im  Fassatal  in  Tirol,  im  Vicentinischen, 
in  Latinm,  im  Nahetal,  in  Hessen,  Schlesien  etc.  Seltener  ist  das 
Vorkommen  im  Granit  z.  B.  bei  Striegau  in  Schlesien;  im  Eläolith- 
syenit,  z.  B.  im  südlichen  Norwegen;  im  Diabas  z.  B.  bei  Friedens- 
dorf unweit  Biedenkopf  im  Hessischen  Hinterland  und  bei  Bergen 
Hill  in  New-York;  im  Gneiß  z.  B.  an  zahlreichen  Stellen  der  Alpen, 
und  in  anderen  ähnlichen  Silikatgesteinen,  sowie  im  Kalk.  Auf  Erz- 
gängen (Andreasberg  im  Harz,  Freiberg  in  Sachsen,  Kongsberg  in  Nor- 
wegen) und  auf  anderen  Erzlagerstätten,  z.  B.  den  Magneteisenlagem 
von  Arendal  in  Norwegen  und  Utö  in  Schweden,  sowie  im  Banat  sind 
Z.  wenig  verbreitet.  Überall  ist  wohl  die  Entstehung  eine  sekundäre. 
Die  wasserfreien  Silikate,  die  dazu  durch  ihre  Zersetzung  das  Material 
geliefert  haben,  sind  meist  tonerdehaltig ;  namentlich  sind  es  Feld- 
spate, Nephelin,  Leucit,  die  Glieder  der  Sodalithgruppe  etc.,  die  auch 
nicht  selten  direkt  in  Zeolithe  umgewandelt  sind,  und  die  vielfach 
Zeolith-Pseudomorphosen  bilden.  Auch  als  Neubildung  in  altem  (römi- 
schem) Mauerwerk  und  in  den  Absätzen  von  Thermen,  z.  B.  bei  Plom- 
biferes,  Olette  in  den  Pyrenäen,  Bourbonne-les-Bains  etc.,  sowie  auf 
dem  Boden  oberirdischer  Wasserläufe  zwischen  den  Gerollen  (Pyrenäen). 

(Damour,  An.  chiinie  et  physlqne.  3.  sei*.  Bd.  53,  1858,  pag.  458  und  BnU.  soc. 
min.  France.  Bd.  5,  1882,  pag.  255;  G.  Friedel,  ibid.  Bd.  19,  1896,  pag.  14,  94,  363, 
Bd.  22,  1899,  pag.  84,  517 ;  Hersch,  Dias.  Zürich  1887  (der  Wassergehalt  der  Zeolithe) ; 
Dölter,  N.  Jahrb.  1890,  I,  118;  F.  W.  Clarke,  American.  Journal  Bd.  48,  1894,  pag. 
187;  Bull,  U.  S.  geol.  Snrvey  Nro.  125,  1895,  pag.  32;  Lemberg,  Zeitschr.  deutsch, 
geol.  Ges.  Bd.  22,  1870,  pag.  353;  28,  1876,  591;  29,  1877,  476;  39,  1887,  579; 
Rinne,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1890,  pag.  1163,  Centralbl.  f.  Min.  etc.  1902,  pag.  594, 
und'  bei  einzelnen  Zeolithen:  ebenso  C.  Klein  an  zahlr.  Stellen  der  Berl.  Sitzgsber. 
seit  1887 ;  Bestimmung  und  Unterscheidung  der  Zeolithe :  Goldschmidt,  Zeitschr.  f. 
anal.  Chemie  17,  267;  Lacroix,  Bull.  soc.  Min.  Bd.  8,  1885,  pag.  321). 

Apophyllit  (Ichthyophthalm). 

Die  Formel,  die  den  Analysen  am  besten  zu  entsprechen  scheint, 
ist  H.KCa^Si^O^^  .^H^0,  die  53,7  SiO^,  25,0  CaO,  5,2  E^O,  16,1  H.,0 
verlangt.  Etwa  die  Hälfte  des  H^O  geht  zwischen  240<>  und  260^ 
fort  und  wird  in  der  Kälte  wieder  aufgenommen.  In  manchen  A.  ist 
bis  1^  ^/o  JP;  aus  manchen  entweicht  beim  Glühen  etwas  Ammoniak. 

Quadratisch;  das  spitze  Oktaeder  p  =  P  (111)  (PjP  =  121«  4' 
(E.  K.)  und  104<> 0'  (S.  K.},  woraus:  a:c  =  l:  1.2516)  und  das  2.  Prisma 
m  =  ooPoo  (100),  die  S.  E.  von  P  abstumpfend,  fehlen  nie.  Krystalle, 
die  von  p  und  ni  begrenzt  sind,  haben  oft  einen  ausgepsrochen 
pyramidalen  Habitus.  Das  1.  Prisma  ooP  (100)  ist  kaum  beobachtet; 
dagegen  schärft  das  achtseitige  Prisma  r  =  ooP2  (210)  sehr  häufig  die 
Kanten  von  m  zu.  Krystalle  mit  den  Flächen:  P.  w,  r,  an  denen  die 
Flächen  m  und  r  stark  vertikal  gestreift  sind  und  durch  allmähliche 


776 


Silikate. 


Krümmung  ineinander  übergehen,  sind  häufig  (Fig.  600).  Auch  die 
Basis  c  ist  nicht  selten,  entweder  nur  klein,  die  Endecken  der  er- 
wähnten Kombination  schwach  abstumpfend  oder  auch  stark  ausge- 
dehnt, so  daß  niedere  Prismen  oder  dünne  Tafeln  entstehen  (Fig. 
598,  599),  welche  außer  von  c  noch  von  den  Flächen  p  und  m  be- 
grenzt sind.    Zwillinge  sehr  selten. 


--m 


Fig.  598. 


Fig.  599. 


Fig.  600. 


Nach  c  sehr  deutlich  spaltbar;  spröde;  H.  =  4i — 5.  6.  =  2,3— 2,4. 
(jlasglanz,  auf  c  ausgezeichneter  Perlmutterglanz.  Durchsichtig  bis 
durchscheinend,  zuweilen  trübe  und  undurchsichtig.  Farblos  oder  wenig 
gefärbt,  fleischrot,  rosa  (Andreasberg  und  Utö),  braun,  grün  (Island, 
sog.  Xylochlor  auf  fossilem  Holz  im  Basalttuff),  bläulich  (bei  Bombay). 
Sehr  schwache  Doppelbrechung,  gewöhnlich  -|-,  aber  auch  —  (z.  B. 
die  Krystalle  von  Orawicza  im  Banat) ;  zuweilen  sind  einzelne  Stellen 
eines  Plättchens  +,  andere  — ,  oder  man  findet  die  Plättchen  —  für 
rot,  +  für  blau,  oder  auch  wohl  umgekehrt.  In  den  meisten  Fällen 
ist  +  und  —  Substanz  miteinander  verwachsen,  bald  die  eine,  bald 
die  andere  überwiegend.  Die  Folge  davon  sind  eigentümliche  Inter- 
ferenzfiguren. Man  sieht  im  konvergenten  Licht  zuweilen  nur  un- 
scharfe, abwechselnd  schwarze  (mit  gelbem  und  lila  Rand)  und  weiße 
Farbenringe  um  den  Mittelpunkt  des  schwarzen  Kreuzes  {Leukocyclü) 
oder  die  Einge  sind  in  besonderer  Weise,  z.  T.  prächtig,  gefllrbt  {Chromo- 
cyclit).  Vielfach  beobachtet  man,  daß  das  Kreuz  bei  der  Drehung 
des  Plättchens  sich  öflfhet,  und  noch  andere  Andeutungen  von  anomaler 
Zweiachsigkeit,  namentlich  Felderteilung  auf  Blättchen  ||  c  im  parallelen 
Licht  (257),  so  daß  man  das  Mineral  auch  für  mimetisch  und  aus 
monokUnen  Individuen  zwillingsverwachsen  angesehen  hat. 

V.  d.  L.  unter  Aufschäumen  leicht  zu  klarem  Glas  schmelzbar. 
Von  HCl  unter  Abscheidung  schleimiger  Kieselsäure  zersetzt.  In 
Wasser  unter  hohem  Druck  und  bei  hoher  Temperatur  unzersetzt 
löslich,  aus  der  Lösung  wieder  krystallisierend. 

Krystalle  fast  stets  aufgewachsen.  Auf  Erzgängen,  bes.  bei  Andreas- 
berg im  Harz  (Fig.  600,  farblos  und  rosa),  bei  Freiberg,  Kongsberg  in 
Norwegen  und  auf  den  Magneteisenerzlagerstätten  von  Orawicza,  Szaska 
und  Cziklowa  im  Banat.    Krystalle  von  der  Form  niedriger  Tafeln 


Apophyllit.    Heolandit.  777 

(Fig.  599)  auf  den  Magneteisenerzlagern  von  Utö  in  Schweden. 
Häufiger  in  verwittertem  vulkanischem  Gestein.  Im  Melaphyi-  im 
Fassatal  in  Tirol  zusammen  mit  geradschaligem,  derbem,  hell  fleisch- 
rotem, auf  dem  Blätterbruch  eigentümlich  perlmutterglänzendem  A., 
dem  IchthyopMhaim.  Ganz  dünne  Plättchen  auch  auf  Hohlräumen  von 
Basalt  im  Siebengebirge  und  im  gleichen  Gestein  im  Vicentinischen 
in  Oberitalien.  Im  böhmischen  Mittelgebirge  z.  B.  bei  Außig  (z.  T. 
trübe,  milchweiße,  verwitterte,  und  daher  CaCO^  enthaltende  Kry- 
stalle,  Albin)  im  Phonolith.  Im  Basalt  auf  der  Insel  Skye  in  Form 
von  kleinen  Kugeln  {Gyrolith  oder  Gurolüh);  auf  den  Färöer,  bes.  Nalsjö 
(Tessdüh,  bloß  begrenzt  von  den  Flächen  m  und  c,  würfelähnliche  Krystalle 
bildend  (Fig.  204) ;  in  Island,  z.  B.  bei  Oxhaver  {Oxhaverit,  vergl.  auch 
den  grünen  Xylochlor);  in  der  Gegend  von  Punah  in  Ostindien  bes. 
schöne  und  große  Krystalle,  vielfach  von  der  Form  Fig.  598.  Im  Granit 
von  Hällestad  in  Schweden;  im  Diabas  von  Bergen  Hill  in  New- York; 
als  Neubildung  der  Therme  von  Plombiöres  etc.  Eingewachsene 
bräunlichgi'aue  pyramidale  Krystalle,  ringsum  ausgebildet,  im  „blue 
ground"  (pag.  420)  von  Koppjesfontein  im  Oranje-Freistaat. 

(Enmpf,  Tschermaks  >Iin.  Mittlgn.  Bd.  II,  1879;  Klocke,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1880,  II,  pag.  11,  Ref.;  Seligmann,  N.  Jahrb.  1880,  I,  141;  Ch.  Friedel,  Bull.  soc. 
min.  Bd.  17,  1894,  pag.  142;  Ploner,  Zeitschr.  f.  Kryat.  Bd.  18,  1890,  pag.  337; 
C.  Klein,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1892,  II,  16ö.) 

Dem  Apophyllit  steht  sehr  nahe  der 

Zeophyllit  HiCa^Si^OnF^-^  rosettenförmig  angeordnete,  tafelige  Ki*y Stall- 
chen im  Basalt  von  Groß-Priesen  in  Böhmen,  farblos  und  durchsichtig. 

An  den  Apophyllit  schließen  sich  wegen  Mangels  an  AtiO^  an,  sind  aber  frei 
von  jF': 

OJcenit.  HiCaSLO^  .  H^O.  Rhombisch;  meist  kmmmschalige ,  sehr  zähe, 
weiße,  durchscheinende  Aggregate  von  fasriger  Beschaffenheit  in  Mandelsteiuen  von 
der  Insel  Disko  (Grönland,  hier  vielleicht  verwitterter  WoUastonit),  Island,  den 
Färöer  etc.  Gelatiniert  leicht  mit  HCl^  wird  aber  nach  dem  Glühen  nicht  mehr 
augegriffen. 

Xonotlit  (fälschlich  auch  Xonaltit).  4 CaSiO^ . H^ 0.  Konzentrisch-schalige 
dichte  chalcedonähnliche  Aggregate,  weiß  bis  bläulichgrau,  hart  und  zähe,  von  Tetela 
de  Xonotla  in  Mexiko.  Vielleicht  durch  beigemengten  Quarz  verunreinigt,  daher 
unschmelzbar. 

Flombierit  CaSiO^,2H^O.  Amorph.  Neubildung  in  den  Thermen  von 
Plombieres  in  Form  von  weißen  traubigen  Überzügen. 

Henlandit  (Blätterzeolith,  Stilbit  z.  T.). 

H^CaALSi^O^^ .  dH^O  =  2H^0 .  CaO  .  AlO^  .  ÖSiO^ .  3Ä,0.  59,06 
SiO^,  16,83  -k/äOg,  9,34  CaO  (z.  T.  durch  Na^ß  und  wenig  Kß,  ge- 
wöhnlich auch  durch  etwas  SrO,  bis  3,65  7o>  ^^^  iß  dem  H.  vom  Kap 
Pula  in  Sardinien  durch  2,55  BaO  einsetzt),  14,77  ÄjO.  Der  Wasser- 
gehalt geht  aber  bis  17,5%,  was  6HjO  entsprechen  würde.    Monokline 


778  Siükate. 

Formen,  häufig  gut  ausgebildet  (Fig.  601  und  602,  von_  hinten  ge- 
sehen). a:6:c  =  0,4035:l:0,4788;V  =  116«20'.  z  =  2P  (221);  ziz  = 
136**  4',  meist  klein;  3f  =  oo 5 oo (010)  meist  groß,  durch  deutliche 
Spaltbarkeit  und  Perlmutterglanz  ausgezeichnet;  T=OP  (001)  eben- 
falls klein;  größer  ist  i^T  =  ooPc»  (100)  und  P=Poo  (lOl);  NjP  = 
129<>  40';  2V/T=116«  20^;  zuweilen  findet  sich  auch  r  =  2Poo  (021); 

r/r  =  98^  44'  (E.  K.).  Eine  sehr  gewöhnliche 
Kombination  mrd  auch  von  den  Flächen  P,  N, 
T,  M  gebildet  (Fig.  601  ohne  0).  Manche  Krystalle 
haben  auf  P  eine  Streifung,  wie  die  Zwillings- 
streifung  beim  Plagioklas,  daher  auch  für  triklin 

Fi    601         Fi    602  "^^  *^®  Krystalle  für  polysynthetische  Zwillinge 

nach  M  gehalten.  Tafelförmig  nach  M^  zuweilen 
nach  der  Achse  b  mehr  oder  weniger  säulenförmig  verlängert.  Sehr 
spröde;  H.  =  3^ — 4.  G.  =  2,1—2,2.  Glasglanz,  auf  M  Perlmutt^r- 
glanz.  Durchsichtig  bis  durchscheinend.  Farblos,  gelb,  braun,  fleisch- 
und  rosenrot,  zuweilen  intensiv  ziegelrot  durch  eingelagerte  Eisen- 
glimmerschüppchen.  Opt.  A.  E.  _L  M,  sehr  nahe  parallel  oder  auch  zu- 
weilen senkrecht  zu  T.  Die  +  M.  L.  ist  fast  stets  die  Axe  6; 
ausgezeichnete  gekreuzte  Dispersion;  nur  im  H.  vom  BeruQord 
in  Island  liegt  die  M.  L.  in  der  Sym.  Eb.  und  macht  im  stumpfen 
Winkel  ß  etwa  19^  mit  der  Achse  a.  Dispersion  der  optischen 
Achsen  schwach,  bald  ^>>v,  bald  q<,v.  Der  x^chsenwinkel  ist  sehi'  ver- 
schieden, bis  92^,  manchmal  auch  von  0^  kaum  abweichend  und  mit 
der  Temperatur  wegen  Wasserverlust  sehr  veränderlich.  Beim  Steigen 
der  Temperatur  entweicht  das  Wasser  allmählich  und  nicht  spi^ung- 
weise,  gewisse  Mengen  bei  bestimmten  Tempei-aturen.  Damit  sind 
gewisse  Änderungen  im  optischen  Verhalten  (Lage  der  Elastizitäts- 
achsen, Größe  des  Achsenwinkels  etc.)  gesetzmäßig  verknüpft.  Die 
durch  Wasserabgabe  entstehenden  Metdhmlandite  erscheinen  durch 
Wandern  der  optischen  Achsen  in  drei  Lagen,  die  sich  hinter  ein- 
ander  als  Ubergangsglieder  einstellen,  optisch  einachsig.  Im  Ver- 
lauf der  Entwässerung  drehen  sich  ferner  die  beiden  Elastizitäts- 
achsen in  der  Symmetrieebene.  Die  bei  20^  bis  140^  bestehenden 
Metaheulandite  können  als  monoklin,  die  bei  140^  bis  350^,  sowie  die 
über  350^  bestehenden  als  zwei  rhombische  Metaheulanditreihen 
aufgefaßt  werden,  Ist  die  Erwärmung  nicht  zu  weit  gegangen  (nicht 
über  180®),  dann  wird  durch  Wasseraufnahme  in  feuchter  Luft  der 
ursprüngliche  Zustand  wiederhergestellt.  Die  letzten  Wasseranteile 
gehen  erst  beim  Glühen  unter  vollständiger  Zeretörung  der  Substanz 
fort.  Unter  starkem  Aufblähen  schmelzbar.  Durch  Säui'en  zersetzt 
unter  Ausscheidung  von  schleimiger  Kieselsäure. 

Deutlich  ausgebildete  Krystalle,  sowie  strahlig  blättrige  Aggregate 


Heiilandit.    Isomorphe  Reihe  des  Harmotoms.  779 

besonders  in  vulkanischen  Gesteinen  an  vielen  Orten :  Fassatal  in  Tirol, 
Vacza  in  Siebenbürgen  und  Campsie  in  Schottland  ziegelrot,  (Heu- 
landit  im  engeren  Sinn) ;  farblos :  Kilpatrik  in  Schottland,  Insel  Skye, 
Färöer,  Berufjordin  Island;  Montecchio  Maggiore  in  Oberitalien ;  rosa 
der  -BaO-haltige  aus  Sardinien.  Seltener  im  Granit,  z.  B.  bei  Striegau 
in  Schlesien,  sowie  bei  Fönte  delle  Prete  in  Elba,  weiß,  reiskorn- 
ähnlich {Oryzit),  Zuweilen  auf  Klüften  im  Gneiß  in  den  Alpen.  Auch 
auf  Erzgängen :  Andreasberg,  Kongsberg,  und  auf  dem  Magneteisen- 
lager von  Arendal  in  Norwegen.  Enthält  manchmal  mikroskopische 
Quarzkryställchen  eingeschlossen. 

(Mallard,  Bull.  soc.  min.  France  1883;  Jannasch,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1882, 
II,  269,  1884,  n,  206;  1887,  II,  39;  Rinne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1899,  I,  pag.  12; 
auch  1892,  I,  16  u.  1896,  I,  139,  1887,  II,  17.) 

Beaumontit.  Ein  gelblicher  Stilbit,  der  in  einer  eigentümlichen,  scheinbar 
quadratischen  Kombination  ausgebildet  ist  und  auch  optisch  etwas  von  den  anderen 
abweicht;  von  Baltimore,  Maryland,  im  Gneiß  mit  Haydenit. 

Brewsterit  Ein  dem  Stilbit  isomorpher  BaO-  und  8r0-haltiger  Zeolith  in 
der  Form  kurzer  Prismen.  Auf  Bleiglanzgängen  bei  Strontian  in  Schottland  und  bei 
St.  Turpet  im  Münstertal;  am  Giants  Oauseway  in  Irland  im  Basalt. 

Epistilbit  CaiAl^SiiiOio  AOHiOj  also  nur  etwas  SiO^-ärmer  als  Stilbit, 
vielleicht  auch  von  St.  gar  nicht  verschieden;  auch  krystallographisch  sehr  ähnlich, 
monoklin.  Deutliche,  scheinbar  rhombische  Krystalle  sind  Zwillinge  nach  der  Quer- 
fläche. Finkenhübel  in  der  Grafschaft  Glatz  im  Basalt,  ebenso  in  Island:  bei 
Yiesch  im  Wallis  im  Gneili,  überall  selten.  Vom  E.  nicht  verschieden  sind  die 
Krystalle  des  Parastilbit  von  Thyrill  in  Island  und  die  strahlenförmigen  Büschel 
kurzsäuliger  Krystalle  des  Reissit  auf  zersetzten  trachytischen  Laven  von  Thera 
(Santorin).  (Tenne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1879,  840;  1880,  I,  43,  286;  1881,  II,  195; 
Trechmann,  ibid.  1882,  II,  260;  Hintze,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Vm,  1880,  pag.  606; 
Jannasch,  vergl.  Heulandit,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1882,  II,  269.) 

Mo  r  den  it.  Hat  die  Krystallf  orm  des  Heulandit ;  dem  sehr  SiOs-reichen  Mineral 
(67,33  SiOi)  kommt  aber  die  abweichende  Formel  [Ca^Nai^K^)Al2SiiQO<i^JHtO  zu. 
Kleine,  weiße  oder  lichtgefärbte  Täfelchen  im  Basalt  von  Morden  und  anderen  Orten 
in  Neu-Schottland.    Von  HCl  nicht  angegriffen. 

Ptilolith.  Stimmt  wahrscheinlich  mit  Mordenit  in  der  Zusammensetzung* 
überein,  bildet  aber  zarte,,  farblose,  gerade  auslöschende  Nädelchen,  die  in  Blasen- 
ränmen  vulkanischer  Gesteine  in  Kalifornien  zu  Büscheln  und  Kugeln  vereinigt  sind. 


Isomorphe  Reihe  des  Harmotoms. 

Hierher  gehört  eine  Anzahl  scheinbar  rhombischer  und  auch  lauge  für  rhom- 
bisch gehaltener  Mineralien,  welche  aber  aus  monoklinen  Individuen,  zuweilen  recht 
kompliziert  verwachsene,  mimetische  Zwillinge  (resp.  Viellinge)  bilden,  und  welche 
chemisch  als  isomorphe  Mischungen  von  einigen  isoliert  noch  nicht  bekannten  Grund- 
verbindungen aufgefaßt  werden  können,  die,  wasserfrei  gedacht,  dem  Albit  und  An- 
orthit  entsprechen. 


780  Silikate. 

Desmin;  (Cn,iVo,)J(iSi,0„.6J,0i  0:6  :c-=0,7624:l :  1,1939;  ^  =  129°  10*. 

"— «-  {;;SlSo;::S:o}^  .,»,,-o.7osi..,i,^io;  ,_m. ».. 

™"f""  lSÄr.:":o)^    a,i.,..0,™6a, 1,2563,  ^-124.  23'. 

Es  werden  indessen  anch  einfachere  Formeln  für  diese  Mineralien  angenommen, 
die  nnten  erwähnt  werden  sollen.    Vgl,  den  ^,0-reicheren  Ohabaait. 

(Fresenius,  Zeitschr.  f.  Kryst.  III,  1879,  42;  Laugemann,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1886,  n,  ftS,) 

Desmin  (Stilbit  z.  T.,  Sü-ahlzeolith). 
CaO  .  Al^O^  .  6SiO,  .  6H^0  gibt  57,41  SiO^,  16,43  Al^O,,  8,93  CaO, 
17,23  ÜqO,  ein  Teil  des  CaO  ist  aber  darch  Alkalien,  bea.  ÄOjO  ver- 
treten (bis  zu  3%  Na^O -\- K^O);  die  Zusammensetzung  ist  jedoch 
ttberhaapt  etwas  schwankend  und  man  hat  vielleicht  ein  dem  Anorthit 
entsprechendes  Silikat  wie  im  Phillipsit  isomorph  beigemischt  anzu- 
nehmen, bei  welchem  ebenfalls  CaO  z.  T.  durch  Na^O  ersetzt  ist 
(siehe  oben).    Bezüglich  des  H^O  vergl  (275). 

Die  gewöhnliche   Krystallform    ist    Fig.   603    abge- 
bildet; es  sind  Durchkreuzungszwülinge  zweier  monoklinen 
Individuen,  begrenzt  von:  r  —  ooP  (110),  rjr  =  118"  50'; 
der  Längsfläche  r^ooPoo(OlO)  und  der  Basis  Jlf  =OP(001), 
p.     ^^      Mir  ^  122*  56i'.  Jlf  ist  Zwillingsfläche;  die  Zwillinge  bil- 
den früher  für  einfach  rhombisch  gehaltene  Formen :  schein- 
baie  rhombische  Oktaeder  r  mit  Quer-  und  Längsflächen  M  und  T, 
an   welchen  r/r  —  114"  7';  seltener  finden  sich  noch  einige  andere 
Flächen  außer  den  genannten.    Einfache  Krystalle  sind  bis  jetzt  noch 
nicht  bekannt,  auch  geht  die  Zwillingsbildung  nicht  weiter  als  bis  znr 
Verwachsung  von  zwei  Individuen  (vergl.  Harmotom   und  Phillipsit). 
Diese    pseudorhombischen   Zwillingskrystalle   sind  sehr 
häufig  hypoparallel  (154)  zusammengewachsen  und  bilden 
in  der  Mitte  eingeschnürte  garbenfbrmige  Gruppen,  deren 
beide    Enden   von    den    Flächen   r    begrenzt    werden 
(Fig.  604). 

M  ist  undeutlich,  T  deutlich  blättrig  und  perlmutter- 
'  glänzend,   sonst    Glasglanz.     Durchsichtig    bis    durch- 
scheinend, farblos  oder  durch  organische  Substanz  braun, 
gelb ,     auch    rötlich    etc.    gefärbt ,    zuweilen     dunkel- 
Fig,  604.      ziegelrot  durch  eingelagerte  EisenglanzschOppchen.    Die 
opt.  A.  E.  II  T.     Acbsenwinkel  =  52—53".     Die  ~  M.  L.  macht  5" 
mit  der  Kante  MjT  (Fig.  603,   die  punktierten  Linien  anf  T).     Gibt 
beim  Erwärmen  Molekül  für  Molekül  sein  Wasser  ab  und  bildet  unter 


Desmin.    Harmotom.  781 

gleichzeitiger  Änderung  seiner  optischen  Eigenschaften  wasserärmere, 
ebenfalls  monokline  Metadesmine;  mit  2  Mol.  H^O  ist  die  Substanz 
rhombisch,  die  wasserfreie  ist  amorph.  Spröde ;  H.  =  3^—4.  G.  :=  2,1 
bis  2,2.  V.  d.  L.  unter  starkem  Aufblähen  zu  blasigem  Glas  schmelz- 
bar; durch  Säuren  unter  Abscheidung  schleimiger  SiO^  zersetzt. 

Auf  Erzgängen  von  Andreasberg  und  Kongsberg;  auf  den  Magnet- 
eisenlagem  von  Arendal  und  auf  dem  Erzlager  von  Bodenmais  im 
bayrischen  Wald.  Hauptsächlich  aber  auf  Blasenräumen  in  vulkanischen 
Gesteinen :  Färöer  (radialfasrige  Kugeln  von  hier  sind  Hypostilbit  und 
Sphärostübit  genannt  worden),  Insel  Disko  in  Grönland;  Island,  hier 
z.  T.  auf  Doppelspat  aufgewachsen  am  Eskifjord,  und  besondei-s 
schöne  Krystalle  am  Berui^ord.  Kilpatrik  in  Schottland,  Insel  Staflfa, 
Antrim  in  Irland,  Theiß  und  Fassatal  in  Tirol,  Puflerloch  auf  der 
Seißer  Alp  in  Tirol  kleine  runde  Kugeln  in  Melaphyr  (Puflerit) ;  Punah 
in  Ostindien.  Im  Granit  von  Striegau  (gelb),  Elba,  Baveno  etc.  Auf 
Klüften  krystallinischer  Schiefer  in  den  Alpen  im  Salzburgischen, 
Graubünden,  am  Gotthard,  Vieschtal  im  Wallis,  bei  Bourg  d'Oisans 
im  Dauphin6  etc.  In  kontaktmetamorphischen  Kalken  und  Schiefem: 
rötlich  bei  Rezbanya  im  Banat,  St.  Bartelemy  in  den  Pyrenäen.  Überall 
z.  T.  in  Krystallen,  z.  T.  in  strahlig-blättrigen  Massen.  Neugebildet 
in  der  heißen  Quelle  von  Olette  in  den  Pyrenäen. 

(y.  Lasanlx,  Zeitschr.  f.  Eryst.  IT,  1878,  676;  Binne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1892,  I,  16;  1897,  I,  41  (siehe  auch  pag.  776)  und  ebendort  Friedel;  Fresenius  siehe 
oben;  Langemann  bei  Phillipsit.) 

Foresit  Dem  Desmin  krystaUographisch  und  optisch  sehr  ähnlich,  aber 
chemisch  yerschieden  (nur  49,97  SiO^  etc.).  Kleine  weiße  KrystäUchen  bilden  rinden- 
artige Überzüge  auf  dem  Feldspat,  Turmalin  und  Desmin  der  Granitdrusen  in  Elba. 

Harmotom  (Ereuzstein,  Barytkreuzstein). 

In  der  pag.  780  angeführten  Formel  des  H.  ist  ein  Teil  des  BaO 
durch  E^O  und  Na^O  ersetzt.  Der  H.  von  Andreasberg  enthält:  47,52 
StOj,  16,94  Al^O^,  20,25  BaO,  1,00  E^O,  1,09  Na^O,  13,45  H,0. 
Die  Formel  wird  auch:  H^(Ba,  K^Al^Si^O^^  .  4ilj0  geschrieben  (rgl. 
Phillipsit,  pag.  783). 

KrystaUographisch  meist  komplizierter  als  Desmin  bis  zur  Bildung 
ausgezeichneter  Zwölflinge.  Einfache  monokline  Krystalle  sind,  wie  beim 
Desmin,  bis  jetzt  noch  unbekannt ;  die  einzelnen  Individuen,  aus  welchen 
die  Krystalle  zwillingsartig  verwachsen  sind,  werden  wie  beim  D.  meist 
begrenzt  vom  Vertikalprisma  m  =  ooP  (110),  wi/w  =  120  ^  1',  der  Längs- 
fläche 6==oo5oo  (010)  und  der  Basis:  c  =  OP  (001),  w/c  =  119'^  39'; 
zuweilen  stumpft  die  Querfläche  ooPcxd  (100),  die  mit  c  den  Winkel 
124^  50'  macht,  die  Kante  mjm  ab.  Diese  einfachen  Formen  bilden 
zunächst  Zwillinge,  ganz  ähnlich  den  Krystallen  des  Desmins  (Fig.  605, 
vergl.  Fig.  603);  auch  hier  sind  zwei  nach  der  Basis  c  zwillingsartig 


782  Silifeftte. 

verbundene  Individuen  durcheinander  gewachsen,  nnd  bilden  scheinbar 
rhombische  Krystalle.  Die  Flächen  m  sind  vertikal  gestreift,  ebenso 
liäuäg  die  Flächen  b,  anf  denen  dann  beim  Zwilling  eine  doppelte 
Federsti-eifnng  entsteht.  Anch  solche  einfach  gebante  Zwillinge  sind 
nicht  häufig  {Moroenii,  von  Strontian  in  Schottland).  In  den  gewöhnlichen 
Krystallen  sind  zwei  solche  Zwillinge  nach  einer  die  Kante  bjc  beinahe 
gerade  abstumpfenden  Fläche  £c»  (011),  ähnlich  wie  beim  Baveuoer 
Gesetz  des  Orthoklases  (pag.  615),  zwülingsartig  verbunden  und 
durcheinander  gewachsen,  so  daß  Vierlinge  von  der  Form  Fig.  606 


Fig.  605.  Fig.  GOß.  Fig.  607,  Fig.  60& 

entstehen.  In  diesen  fällt  fast  genau  h  des  einen  Zwillings  in  die 
Richtung  von  c  des  anderen  und  umgekehrt  und  die  Flächen  c  machen 
am  Bande  einspringende  Winkel  von  annähernd  90";  endlich  fallen 
die  gestreiften  Flächen  m  und  m',  m  nnd  m'  etc.  fast  genau  in  ein 
Niveau,  so  daß  sehr  stumpf  nach  außen  geknickte  Flächen  entstehen, 
auf  welchen  die  Streifen  längs  der  der  Zwillingsgrenze  entsprechenden 
Knickung  ebenfalls  federartig  stehen.  Dieser  Typus  solcher  Vierlinge 
entsteht,  wenn  die  konstituierenden  Zwillinge  (Fig.  605)  nach  c  breit 
tafelförmig  sind,  so  daß  die  Flächen  c  groß,  b  aber  verhältnismäßig 
schmäler  werden.  Ist  dies  umgekehrt,  sind  die  Zwillinge  nach  h  tafel- 
förmig, so  entsteht  ein  zweiter,  seltenerer  Typus  von  Vierlingen,  bei 
denen  die  Flächen  c  statt  b  nach  außen  gekehrt  sind  nnd  die  Flächen 
b  statt  c  an  den  Händern  die  einspringenden  Winkel  bilden.  Man 
untei-scheidet  diese  beiden  Typen  auch  sehr  gut  nach  der  Streifting 
am  freien  Ende,  da  im  zweiten  Fall  die  Streifen  ||  mjb  auf  «  und  m' 
senkrecht  zu  denen  in  Fig.  606  verlaufen.  Die  Vierlinge  verwachsen 
nun  wieder  zuweilen  zu  zweien  oder  dreien  derart,  daß  die  Kanten 
hc  sehr  annähernd  senkrecht  aufeinander  stehen  {Fig,  607).  Es  ent- 
stehen dann  Zwölflinge,  hei  welchen  je  zwei  federartig  gestreifte 
Flächenpaare  m  m'  über  die  einspringenden  Winkel  hinweg  in  ein 
Niveau  fallen.  Die  Flächen  m  =  aaP  sind  bei  der  letzteren  Ver- 
wachsnng  als  Zwlllingsflächen  anzusehen;  zwischen  den  drei  Vierlingen 
sind  vielfache  einspringende  Kanten  und  Ecken  (vergl.  Phillipsit). 

Die  opt.  A.  E.  ist  senkrecht  zor  Fläche  6;  ebenso  die  -|-  M.  L^ 
also,  abweichend  vom  Desmin,  der  Symmetrieachse  parallel.  Achsen- 
winkel nahe  =  90'*.  Die  A.  E.  macht  auf  der  Fläche  h  den  Winkel 
von  64"  18'  mit  der  Kante  hjc  und  60*  32'  mit  der  Kante  &/m  (vei^l. 


Harmotom.    Phillipsit.  783 

die  Pfeile  in  Fig.  605,  606).  Meist  wenig  durchscheinend,  glasglänzend. 
Farblos  oder  licht  gefärbt,  rötlich,  gelblich  bis  braun.  Unvollkommen 
spaltbar,  spröde ;  H.  =  4^.  G.  =  2,44—2,50.  V.  d.  L.  ziemlich  schwer 
und  ohne  Aufwallen  schmelzbar;  von  HCl  unter  Abscheidung  von 
pulveriger  SiO^  zersetzt. 

Der  Hannotom  findet  sich  nur  in  aufgewachsenen  Krystallen,  meist 
von  geringer  Größe,  Auf  den  Erzgängen  von  Andreasberg  im  Harz 
und  Rudelstadt  in  Schi.,  bei  Bodenmais  im  bayi*.  Wald  auf  der  Magnet- 
kieslagerstätte, bei  Kongsberg  in  Norwegen ;  bei  Strontian  in  Schott- 
land auf  Bleierzgängen  mit  Brewsterit  auf  Kalkspat,  z.  T.  als  Zwillinge 
der  Fig.  605  {Morvenit).  In  den  Mandelsteinen  von  Oberstein  a.  d. 
Nahe ;  am  Marienberg  bei  Außig  in  Böhmen  im  Phonolith ;  ferner  bei 
Dumbarton  in  Schottland  im  Basalt  etc.    (Kloos,  N.  Jahrb.  Min.  1885,  II, 

pag.  212;  Banmhaner,  Zeitschr.  f.  EIrjst.  II,  1878,  113;  Des  Cloizeaux.  An.  chim. 
phys.  4.  ser.  XIII,  1868  (vergl.  auch  Fresenius  oben  und  bei  PhiUipsit).) 

Phillipsit  (Kalkharmotom,  Kalkkreuzstein,  Christianit). 

In  ihm  ist  (vergl.  die  oben  angegebene  Formel)  CaO  z.  T.  durch 
K^O  und  Na.^0  ersetzt,  BaO  fehlt.  Der  Gehalt  an  SiO^  schwankt 
zwischen  44  und  48%,  AW.^  zwischen  22  und  24%,  CaO  3—8%, 
K^O  4— 117o,  ^«2^  0—6%,  H,0  lb—n%  Das  erste  Glied 
der  obigen  Formel  (pag.  780)  entspricht,  wasserfrei  und  Ca  durch 
2Na  ersetzt  gedacht,  dem  Albit,  das  zweite  Glied  dem  Anorthit. 
Übrigens  wird  dem  Ph.  auch  die  Formel  H^iCa,  K^)  Al^Si^O^^  .  4:H^0 
beigelegt  (vergl.  Harmotom,  pag.  781).  Die  Krystallformen  sind 
wesentlich  dieselben  wie  beim  Harmotom,  ebenso  die  Streifung 
auf  m  und  6,  dagegen  ist.  abweichend  vom  Harmotom,  die  Querfläche 
sehr  selten  und  die  Basis  c  ist  vielfach  fein  horizontal  gestreift. 
Der  Zwilling  (Fig.  605)  ist  noch  nicht  beobachtet,  dagegen  der  Vier- 
ling  (Fig.  606;  häufigerer  Typus,  z.  B.  vom  Stempel  bei  Marburg). 
Außer  diesen  Krystallen,  bei  denen  die  Flächen  h  nach  auswärts 
gekehrt  sind  und  die  Flächen  c  an  den  Kanten  &/6'  etc.  einspringende 
Winkel  bilden,  gibt  es  auch  hier  den  zweiten  selteneren  Typus,  z.  B. 
bei  Nidda  im  Vogelsberg,  an  dem  umgekehrt  die  Flächen  c  nach  außen 
gehen  und  die  Flächen  b  an  den  Kanten  cfc*  einspringende  Winkel 
machen.  Allerdings  fehlen  diese  einspringenden  Winkel  auch  sehr 
häufig  ganz,  so  daß  scheinbar  einfache  quadratische  Prismen  mit  dem 
Oktaeder  der  anderen  Stellung  entstehen.  Diese  Vierlinge  sind  auch 
hier,  und  zwar  häufiger  als  beim  Harmotom,  in  der  Art  der  Fig.  607 
zu  Zwölflingen  senkrecht  durcheinander  gewachsen;  dieselben  sind 
aber  hier  oft  stark  verkürzt,  nicht  selten  so,  daß  die  einspringenden 
Kanten  und  Ecken  am  Zwölfling  ganz  wegfallen  und  die  Flächen  m 
scheinbare  (mimetische)  Granatoeder  bilden  (Fig.  608),  deren  Flächen 
nach  beiden  Diagonalen  ganz  schwach  nach  außen  geknickt  und  feder- 


784  Silikate. 

artig  gestreift  sind.  Der  Winkel  wi/m  ist  hier  =  119^  18';  mc  =  119^  10'. 
Keine  deutliche  Spaltbarkeit. 

Die  opt.  A.  E.  ist  senkrecht  auf  der  Fläche  ft,  ebenso  die  M.  L., 
also  wie  beim  Harmotom;  der  Winkel  der  Achsenebene  gegen  die 
Kante  6/c  wird  von  10®  bis  22^®  angegeben,  überhaupt  sind  die  op- 
tischen Konstanten  des  Phillipsits  schwankend.  Durchscheinend,  sel- 
tener durchsichtig,  glasglänzend,  farblos  oder  licht  gefärbt.  Spröde; 
H,  =  4^.  G.  =  2,15—2,20.  V.  d.  L.  sich  wenig  aufblähend  und 
schwierig  zu  blasigem  Glase  schmelzbar.  Von  HCl  unter  Abschei- 
dung von  schleimiger  SiO.^  zersetzt.  Nur  in  Hohlräumen  vulkanischer 
Gesteine,  bes.  verbreitet  in  Basalten:  Stempel  bei  Marburg,  Annerod, 
Saasen  und  Großenbuseck  bei  Gießen;  Nidda  und  Lauterbach  im 
Vogelsberg;  Limberger  Kopf  bei  Buchholz  östl.  vom  Siebengebirge; 
bei  Kassel;  Sasbach  am  Kaiserstuhl  im  Breisgau;  bei  Sirgwitz  in 
Schlesien ;  im  böhmischen  Mittelgebirge  (Salesl) ;  in  Irland ;  an  mehreren 
Orten  der  Gegend  von  Eom  z.  B.  am  Capo  di  Bove  (hier  z.  T.  Zeagonit 
genannt),  bei  Aci  Castello  u.  a.  a.  0.  in  Sicilien ;  bei  Richmond  in 
Victoria  (Australien).  Meist  kleinere  Krystalle,  als  beim  Harmotom 
und  fast  stets  in  Gesellschaft  anderer  Zeolithe,  Chabasit  etc. 

(v.  Zepharovich,  Verh.  d.  Vereins  Lotos  1879;  Des  Cloizeanx,  BulJ.  soc.  min. 
France  VI,  1883,  pag.  305  und  Vn,  1884,  pag.  135;  Stadtländer,  X.  Jahrb.  f.  Min. 
1885,  n,  pag.  122;  Langemann,  ibid.  1886,  H,  83;  Streng,  ibid.  1874,  561  und  1875, 
585;  Zambonini,  ibid.  1902,  II,  65;  Trippke,  Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  30, 
1878,  178.    Vergl.  auch  oben  Fresenius  und  bei  Phillipsit.) 

Pseudophillipsit.  Hat  die  Form  des  Phillipsits  und  bildet  mimetische 
pseudoquadratische  Oktaeder,  in  denen  zwei  Vierlinge  (Fig.  606)  rechtwinklig  zu 
einem  Achtling  verwachsen  sind;  er  hat  aber  eine  andere  Zusammensetzung,  z.  B. 
nur  ca.  38%  SiO».   In  den  basaltischen  Laven  der  Gegend  von  Rom. 

Well 8 it.  SteUt  eine  isomorphe  Mischung  des  Harmotom-  und  des  Fhillipsit- 
silikats  dar  (b%  BaO,  6%  CaO,  mit  etwas  SrO  und  K^O).  Kleine  Kryställchen 
aufgewachsen  auf  den  Mineralien  der  Eorundgiaibe  am  Bnck  Creek  in  Xordkarolina. 

Gismondin.  CaAl^Si^O^  .^H^O  mit  ca.  2^1^  K^O  statt  CaO^  also  das  zweite 
Silikat  des  Phillipsits.  Es  sind  kleine,  farblose,  psendoquadratische  Oktaeder,  die  in 
komplizierter  Weise  mimetisch  aus  monoklinen  Individuen  aufgebaut  sind.  Selten, 
in  Hohlräumen  vulkanischer  Gesteine  z.  B.  am  Schiffenberg  bei  Gießen,  am  Hohen- 
berg  bei  Bühne  in  Westphalen,  in  der  Gegend  von  Rom  z.  B.  am  Capo  di  Bove  etc. 
[Zeagonit  und  Ahrazit),  (Streng,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1874,  561;  Zambonini,  ibid. 
1902,  II,  77;  Rinne,  Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1889,  1027.) 

Chabasit. 

Der  Ch.  zeigt  eine  schwankende  Zusammensetzung;  er  wird 
daher  auch  als  aus  einigen  Grundverbindungen  isomorph  gemischt  auf- 
gefaßt und  zwar,  wasserfrei  gedacht,  aus  denselben  wie  der  Phillip- 
sit, er  ist  aber  reicher  an  Kfi,    Die  Formel  des  Ch.  wäre  demnach: 


Chabasit.  785 

mCaÄl^Si^OiQ  .  8KjO  +  nCa^Äl^Si^O,^  .  8K»0  oder  m{CaO  .  AkO^  . 
GSiO^  .  8H^0)  +  n(2CaO  .  2Äl^0^  .  4cSiO._  .  8H^0),  wobei  etwas  CaO 
durch  Na^O  und  besonders  K^O  ersetzt  ist.  Der  SiO^-gehalt  schwankt 
zwischen  44  und  50%.  Beide  Komponenten  im  Verhältnis  2 : 1  würden 
ergeben:  47,4  StO,,  20,2  ^^,03,  11,1  CaO,  21ß  H^O.  Dem  entspricht 
die  dem  Ch.  zuweilen  beigelegte  Formel:  CaAl^Si^O^^  .6H^0,  Fast 
alles  Wasser  entweicht  bei  ca.  300^  und  wird  nachher  wieder  auf- 
genommen, statt  seiner  auch  Schwefelkohlenstoff,  Kohlensäure,  Al- 
kohol etc.  Bei  der  Erhitzung  und  Entwässerung  ändern  sich  die 
optischen  Eigenschaften. 

Rhomboedriseh,  häufig  das  Hauptrhomboeder  P=R  (1011) ;  RjR  = 
94^  46'  (E.  K.)  mit  einer  längs  der  schiefen  Diagonale  federartigen 
Streifung  in  der  Richtung  der  Endkanten.  Häufig  für  sich  allein. 
a:c  =  l:  1,0860.  Nicht  selten  tritt  dazu  noch  das  nächste  stumpfere 
Rhomboeder  n  =  — ^B  (0112)  als  Abstumpfung  der  Endkanten,  und 
das  nächste  schärfere  r  =  — 2JB  (0221)  als  Abstumpfung  der  Seit^n- 


Fig  609.  Fig.  610.  Fig.  611. 

ecken  von  P  (Fig.  609).  Sehr  häufig  Zwillinge  nach  der  Basis,  bei 
denen  beide  Individuen  so  durcheinander  gewachsen  sind,  daß  die 
Seitenecken  des  einen  aus  den  Flächen  des  anderen  herausragen 
(Fig.  610).  Eine  besondere  Ausbildungsweise  dieser  Zwillinge  ist  die  des 
sog.  PhaMith  (Fig.  611),  an  denen  neben  n  noch  t  =  |P2  (1123)  und  die 
Basis  c  =  OP  (0001)  auftreten,  ebenso  schmale  Flächen  des  zweiten 
Prismas  p  =  ooP2  (1120)  oder  in  deren  Abwesenheit  einspringende 
Winkel  nin;  diese  Krystalle,  meist  klein,  haben  vielfach  krumme 
Flächen  und  sind  dann  linsenförmig.  Zwillinge  nach  einer  Fläche 
von  R  (1011)  sind  seltener,  z.  B.  bei  Nidda.  Meist  kein  deutlicher 
BL  Br.  Bruch  muschlig  bis  uneben;  spröde;  H.  —  4^.  G.  =  2,l— 2,2. 
Farblos  oder  wenig  (rötlich,  gelblich,  bräunlich)  gefärbt,  glasglänzend, 
durchsichtig  bis  durchscheinesd.  Schwache,  meist  —  Doppelbrechung. 
Häufig  optisch  anomal;  basische  Platten  sind  im  polarisierten  Licht  in 
6  Felder  geteilt  und  zweiachsig ;  der  Ch.  wird  daher  auch  fiir  mimetisch, 
und  die  Rhomboeder  aus  6  triklinen  Individuen  verwachsen  angesehen. 
V.  d.  L.  unter  Aufblähen  zu  blasigem  Glase  schmelzbar.  Von  HCl 
unter  Abscheidung  schleimiger  SiO^  zersetzt. 

Der  Ch.,  stets  aufgewachsene  Krystalle,  findet  sich  hauptsächlich 
in  Hohlräumen  verwitterter  Basalte,  Phonolithe  und  ähnlicher  Gesteine. 

Baaer,  Mineralogie.  öO 


786  SUikat«. 

Ausgezeichnet  die  Krystalle  von  Salesl,  und  Rübendörfel  und  anderen 
Punkten  des  böhmischen  Mittelgebii'ges,  sodann  bei  Oberstein  a.  d.  Nahe, 
in  den  Basalten  bei  Marburg,  bei  Nidda  am  Yogelsberg,  im  Fassatal 
in  Tirol,  bei  Dumbarton  in  Schottland,  auf  den  Färöer,  in  Island,  hier 
auch  in  fossilen  Muscheln,  in  Neu-Schottland  (fleischrot,  AcadiolUh) 
in  Grönland  etc.  meist  mit  anderen  Zeolithen,  z.  B.  Phillipsit,  zusammen. 
Als  Neubildungen  in  den  Thermen  von  Plombiöres.  Zuweilen  im  Granit, 
z.  B.  im  Okertal  im  Harz,  bei  Striegau  (rot  und  gelb),  Baveno  etc.,  im 
Gneiß  von  Baltimore  in  Maryland  (Haydenü)  mit  1^^/^  BaO,  sowie  in 
den  krystallinischen  Schiefern  der  Alpen  (Tirol,  Qraubfinden,  Wallis). 
Selten  auf  Erzgängen  (Andreasberg).  PhaMith  findet  sich  in  den 
Basalten  von  Oberwiddersheim  und  Michelnau  bei  Nidda  am  Yogels- 
berg, vom  Stempel  bei  Marburg,  von  Leipa  und  Lobositz  in  Böhmen, 
in  der  Gegend  von  Bom  und  besonders  schön  und  groß  in  denen  von 
Richmond  bei  Melbourne  in  Australien  (Seebachü)  mit  Phillipsit,  wegen 
eines  größeren  ^a^O-Gehalts  sich  schon  dem  Herschelit  nähernd. 

(Streng,  Berichte  Oberhess.  Ges.  für  Natur-  mid  Heilknnde  1877;  Becke, 
Tschermaks  Mineralog.  Mitteilgn.  U,  1879;  G.  von  Rath,  Pogg.  Ann.  Bd.  158,  pag* 
387;  C.  Klein,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1891,  I,  96;  Branns,  Optische  Anomalien  pag. 
267;  Rmne,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1897,  II,  28;  G.  Friedel,  Bull.  soc.  min.  fran?. 
Bd.  22,  1899,  617.) 

Vom  Chabasit  sind  nicht  wesentlich  verschieden: 

Gtnelinit  (Natronchabasit).  Na^O  überwiegt  über  CaOj  wenig  KtO.  Daher 
auch  das  Achsenverhältnis  etwas  anders.  a:c==l:  1,1017.  Meist  begrenzt  von 
Rhomboeder  +B  (1011)  und  Gegenrhomboeder  —ß  (Olli)  mit  der  Basis  OB  (0001) 
und  dem  wenig  ausgedehnten  1.  Prisma  ooB  (1010).  Die  Ausbildung  ist  also  an- 
scheinend dihexaedrisch  ToUflächig.  Gelblich-  und  rötlichweiß  bis  fleischrot.  Im 
Basalt  von  Montecchio  Maggiore  in  Oberitalien,  Glenarm  in  Antrim,  Irland;  Insel 
Skye;  dasselbe  ist  der  Herschelit  im  Basalttuff  der  Cyklopeninseln  bei  Catania, 
Sicilien  und  der  Lederer it  vom  Kap  Blomidon  in  Neu-Schottland. 

Groddeckit.  Ein  ^To^O-reicher  Chabasit,  in  dem  CaO  meist  durch  MgO 
und  Äl^Oz  zu  einem  erheblichen  Teil  durch  Fe^Oa  ersetzt  ist.  Bildet  wasserhelle 
Kryställchen  auf  den  Erzgängen  von  Andreasberg  im  Harz. 

Levyn,  Etwas  weniger  Wasser,  als  die  anderen  Chabasite.  Phakolith- 
ähnliche  Durchkreuzungszwillinge  mit  sehr  ausgedehnter  Basis.  Insel  Skye,  Antrim 
in  Irland,  Färöer,  Island,  Insel  Disko  (Grönland),  Table  Mountain  bei  Golden,  Colo- 
rado etc.  im  Basalt. 

In  der  Form  dem  Chabasit  (Herschelit),  in  der  Zusammensetzung  mehr  dem 
Phillipsit  ähnlich  ist  der  Offretit,  kleine  hezagonale  Täfelchen  mit  eingesenkter 
Basis  im  Basalt  des  Mt.  Simiouse  bei  Montbrison  (Dep.  Loire). 

Analcim. 

Na^AI^Si^O,^  .  2^20  =  Na,,0.  Al^O^  .  iSiO^  .  2H^0;  54,47  SiO^, 
23,29  Al^O^,  14,07  Na^O,  8,17  H^O,  zuweilen  etwas  CaO-,  MgO-  und 
-KoO-haltig.    Das  wasserfreie  Silikat  entspricht  dem  Leucit.    Regulär, 


Aualcim.    Lanmoutit. 


787 


häufig  das  Ikositetraeder  202  (211)  (Fig.  612)  oder  dieses  in  Verbin- 
dung mit  dem  Würfel  (Fig.  613).  Kein  deutlicher  Blätterbruch,  Bruch 
uneben ;  spröde.  H.  =  5^.  6.  = 
2,2 — 2,3.  Meist  farblos,  auch  röt- 
lich und  graulich,  selten  grün. 
Durchsichtig  und  wasserhell,  bis 
kantendurchscheinend.  Glasglän- 
zend bis  matt  Die  einfache  Licht- 
brechung häufig  gestört.  Die  zu- 
weilen ziemlich  starken  optischen 
Anomalien    verschwinden   z.   T. 


Fig.  612. 


Fig.  613. 


durch  Erwärmen  in  feuchter  Luft.  Schmilzt  ruhig  zu  einem  klaren 
Glase  und  wird  von  HCl  unter  Abscheidung  gallertartiger  SiO^  zersetzt. 
Hauptsächlich  in  vulkan.  Gesteinen:  bes.  schöne,  über  wallnuß- 
große,  fleischrote,  trübe  Krystalle  im  Fassatal  in  Tirol ;  wasserhelle  auf 
den  Cyklopeninseln  bei  Catania  und  bei  Montecchio  Maggiore;  ferner 
im  Basalt  vom  Stempel  bei  Marburg,  im  böhm.  Mittelgebirge,  bei  Dum- 
barton  in  Schottland,  auf  den  Färöer,  Kerguelen  etc.;  sodann  im 
Nephelinsyenit  von  Lamö  im  LangesundQord  und  bei  Kangerdluarsuk 
in  Grönland,  meist  derb  (Eudnophü,  früher  für  rhombisch  gehalten); 
ebenso  als  Zersetzungsprodukt  reichlich  im  Teschenit  von  Österr.- 
Schlesien  etc.;  im  Gabbro  von  Caporciano  am  Monte  Catini,  wegen 
eines  vermeintlichen  MgO-geb&lts  Pikranalcim  genannt;  im  Diabas 
bei  Friedensdorf  in  Hessen  und  von  Bergen  Hill  in  New- York;  im 
Melaphyr  des  Oberen  See's  in  Nordamerika ;  auf  Hohlräumen  in  Ver- 
steinerungen bei  Lehre  unweit  Braunschweig  und  auf  Klüften  in 
Toneisensteingeoden  bei  Duingen  in  Hannover;  auf  dem  Magnet- 
eisenlager bei  Arendal,  und  grünlich  bei  Blagodat  im  Ural,  hier  auch 
derb  (Cuboit);  selten  auf  Erzgängen  (Andreasberg).  Zuweilen  Pseudo- 
morphosen  nach  Leucit  und  Nephelin.  Geht  seinerseits  in  Prehnit 
und  Orthoklas  über. 

(t.  Lasaulx,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  V,  1881,  272;  Arzrani,  ibid.  483;  Ben-Sande, 
N.  Jahrb.  f.  Min  etc.  1882,  I,  41;  Stadtlftnder,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1885,  II,  101;  C.  Klein, 
ibid.  BeU.-Bd.  XI,  1898,  47ö;  G.  Friedel,  BuU.  soc.  fran?.  min.  Bd.  19, 1896,  14  u.  363.) 

Faujasit  Ein  ebenfaUs  regulärer  Zeolith,  aber  von  anderer  Zusammen- 
setzung als  der  Analcim :  HJiNa^t  Ca)  AkSi^Oi^ .  9H^0 .  Na  und  Ca  zu  ziemlich 
gleichen  Teilen.  Der  letzte  Rest  JR^O  geht  erst  beim  Gltihen  weg.  Weiße  und 
braune  reguläre  Oktaeder,  aber  durch  einen  geringen  JJsO-Verlust  schon  doppel- 
brechend. In  basaltischen  Gesteinen  an  der  Limburg  im  Kaiserstuhl  bei  Freiburg  i.  B., 
bei  Annerod  unweit  Gießen,  am  Stempel  bei  Marburg,  Pflasterkaute  bei  Eisenach  etc. 
(Rinne,  N.  Jahrb.  f.  Mm.  etc.  1887,  II,  17.) 

Laumontit  (Lomonit). 
H^CaAl^Si^O^^ .  2H^0,  entsprechend  50,0  SiO^,  21,8  Ah^^  11,9 
CaO  und  16,2  fi^O,  wovon   eine  Hälfte  erst  beim  Glühen  fortgeht, 

50* 


788  Silikate. 

Während  die  andere  z.  T.  in  trockener  Luft  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  entweicht,  so  daß  die  Krystalle  zerfallen  und  daher  nicht 
häufig  in  deutlicher  Ausbildung  sichtbar  sind.  Monoklin.  Prisma 
M=  ooP  (110),  MIM=  86«  16'  (vom),  mit  vorderer  schiefer  Endfläche 
P=  P55  (101),  häufig  die  einzigen  Formen;  PIM=  113®  30'.  a:b:c  = 
1,1451 : 1 : 0,5906;  ß=  111«  14'.  Zwillinge  nach  der  Querfläche  c»Poo 
(100).  Deutliche  Spaltbarkeit  nach  dem  Prisma  M  und  der  Längs- 
fläche odSoo  (010),  die  zuweilen  auch  als  Krystallfläche  ausgebildet 
ist.  H.  =  3— 3i.  G.  =  2,25—2,35.  Glasglänzend,  z.  T.  perlmutter- 
glänzend und  durchsichtig,  aber  durch  den  Wasserverlust  meist  matt 
und  trübe;  nimmt  in  feuchter  Luft  H^O  wieder  auf  und  damit  seine 
frühere  Beschaffenheit  wieder  an.  Gelblich-,  graulich-  und  rötlich- 
weiß. Bläht  sich  V.  d.  L.  auf  und  schmilzt  zu  klarem  Glase.  Von  Säuren 
unter  Bildung  von  Kieselgallerte  zersetzt.  Auf  Hohlräumen  vorzugsweise 
älterer  Eruptivgesteine.  Im  Mandelsteine  von  Oberstein  a.  d.  Nahe 
und  am  Oberen  See  in  Amerika  mit  Cu  etc.,  im  Diabas  von  Dillenburg 
und  Bergen  Hill,  bei  Botzen  im  Porphyr,  im  Plauenschen  Grunde  bei 
Dresden  im  Syenit ;  auf  Erzgängen  bei  Huelgo^t  in  der  Bretagne ;  femer 
bei  Schemnitz  in  Ungarn  und  im  Floitental  in  Tirol  (Leonhardif) ;  bei 
Caporciano  am  Mte.  Catini  in  Toskana  (Caporcianit)  radialfasrige  rötlich 
graue  Aggregate.  Die  beiden  letzteren  haben  schon  etwas  H^O  verloren. 

Lauhanit.    Ca^Al^Si^Oi^  .  QH^O^  radialfasrige  Kugeln  auf  PhiUipsit  kn  Basalt 
von  Lauban  in  Schlesien. 

Isomorphe  Reihe  des  Natrolith. 

Das  eine  Endglied  dieser  Reihe,  der  Natrolith,  enthält  neben  einem  Natron-Ton- 
erde-Silikat 2  Mol.,  das  andere,  der  Skolezit,  neben  einem  entsprechenden  Kalk-Ton- 
erde-Silikat 3  Mol.  Kr jstall Wasser.  Die  KrystaUform  ist  im  Natrolith  meist  rhombisch, 
bei  einem^  kleinen  JTsO-Gehalt  monoklin,  beim  Skolezit  stets  monoklin.  Trotz  dieser 
krystallographischen  nnd  chemischen  Verschiedenheit  stehen  sich  die  KrjstaUe  der 
beiden  Mineralien  in  Beziehung  anf  die  Winkel  und  die  Achsen  und  ebenso  in  betreff 
der  pseudoquadratischen  Ausbildung  sehr  nahe.  Ebenso  mischen  die  Verbindungen  sich  in 
den  mannigfachsten  Verhältnissen,  und  die  Mischkrjstalle  zeigen  mit  denen  der  End- 
glieder wieder  die  gröüte  Übereinstimmung  in  der  Form.  Es  sind  also  alle  Merkmale 
des  Isomorphismus  von  Natrolith  und  Skolezit  vorhanden.  Etwas  entfernter  steht  das 
Ba-haltige  Glied  der  Reihe,  der  seltene  Edingtonit,  der  in  der  Zusammensetzung  dem 
Skolezit  entspricht.  Auch  seine  Form  ist  der  der  anderen  hierhergehörigen  Mine- 
ralien sehr  ähnlich,  er  nimmt  aber  au  den  Mischungen  keinen  Teil.    Die  nachfolgende 

Übersicht  und  Beschreibung  ergeben  das  Nähere: 

a-.hic  ß 

Natrolith :  Na.AkSizO,^  .  2H^0 ;        Rhombisch,  voUfl. ;     0,9786 : 1 : 0,3536 ; 

Natrolith :  K^  Ö-haltig.  Monoklin,  vollfl. ;        1 ,0165 : 1 : 0,3599 ;  90^  5'. 

Galaktit:  CaO-haltig.  Rhombisch. 

Mesolith :  {  ^^^f^^"" '  gj^  } ;  Monoklin,  vollfl. ;        0,9777  : 1 : 0,3226 ;  92«  6'. 

Skolezit :  CaAkShO.o .  SlfgO ;  Monoklin,  hemiedr. ;   0,9764 : 1 : 0,3434 ;  90«  42'. 

Edingtonit :  Ba  AI^ShO, o  .  3^«  0 ;         Rhombisch,  tetraedr. ;  0,9872 : 1 : 0,3367. 


Natrolith.  789 

(Lnedecke,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1880,  II,  200;  1881,  II,  1;  Zeitschr.  f.  Naturw. 
Bd.  63,  1890,  42;  Brögger,  Zeitachr.  f.  Kryst.  Bd.  16,  1890,  588.) 

Natrolith  (Mesotyp,  Natronmesotyp,  Faserzeolith  z.  T.). 

m^AhSi^O,^  ,2H^0  =  Na^O .  Al^O^  .  S/SiO^  .  2H^0  mit  47,3  SiO^, 
26,9  Al^O^,  16,3  Na^O,  9,5  fi^O,  das  noch  unter  300«  vollkommen  weg- 
geht und  nachher  wiederaufgenommen  wird;  etwas  Na^O  durch  CaO^ 
z.  T.  auch  durch  K^O  ersetzt. 

Der  Natrolith,  rhombisch  mit  pseudoquadratischem  Habitus, 
bildet  beinahe  rechtwinklige  Prismen:  M  =ooP(110),  MjM  =  91«  15', 
darüber  ein  niederes  Oktaeder  o  =  P  (111);  ojo  =  143«  12^'  und 
142«  22^'  (E.  K);  lf/ö=  116«  44'  (Fig.  614);  statt  o  nicht  selten  vici- 
nale  Pyramidenflächen.  Zuweilen  die  seitliche  Kante  des  ^^\ 
Prismas  durch  die  Längsfläche  abgestumpft.  Verwachsungen  "^^"^ 
zweier  Individuen  kommen  manchmal  derart  vor,  daß  beide 
die  Achse  c  und  eine  der  Basis  parallele  Fläche  gemein  haben 
und  daß  die  Makrodiagonale  des  einen  Individuums  in  die 
Richtung  der  Brachydiagonale  des  andei^en  fallt  und  um- 
gekehrt; es  sind  Zwillinge  nach  dem  Prisma  M  (Stempel  ^^*  ^^^* 
bei  Marburg).  Die  monoklinen  Formen  der  K^  0-haltigen  Natrolithe  sind 
von  diesen  rhombischen  sehr  wenig  verschieden  und  der  Unterschied  ist 
nui-  durch  die  genauesten  Messungen  erkennbar.  Deutliche  El.  Br. 
nach  M.  Spröde,  H.  =  5— 5^.  G.  =  2,2— 2,3.  Farblos  und  durch- 
sichtig bis  durchscheinend;  auch  weiß,  fleischrot  oder  gelb,  grau  und 
dann  trübe.  Opt.  A.  E.  ac,  -f-  M.  L.  c.  Die  rhombischen  haben  ge- 
rade, die  monoklinen  schiefe  Aualöschung  nach  der  Prismenkante. 
Schmilzt  sehr  leicht  und  ohne  Aufblähen;  von  HCl  sehr  leicht  zer- 
setzt unter  Abscheidung  von  Kieselgallerte. 

Der  eigentliche  Natrolith  findet  sich  in  aufgewachsenen,  nur 
selten  an  beiden  Enden  der  Prismen  ausgebildeten,  nadel-  oder 
langprismenförmigen  Krystallen,  Drusen  bildend,  oder  in  strahligen 
und  fasrigen  Aggregaten,  oft  radial  gebaut,  in  vulkanischen  Gesteinen 
sehr  verbreitet:  im  böhmischen  Mittelgebirge,  z.  B.  bei  Außig  im 
Phonolith;  Alpstein  in  Hessen,  am  Mte.  Baldo  am  Gardasee,  bei 
Montecchio  Maggiore  im  Vicentinischen ,  dicke  Prismen  in  der 
Auvergne,  auf  den  Färöer,  in  Island  etc.  im  Basalt.  Im  Phonolith 
des  Hohentwiels  im  Hegau  ausgedehnte  gelbe  fasrige  dünne  Platten, 
auf  deren  Hohli'äumen  zuweilen  kleine  Kryställchen  sitzen. 

Gut  ausgebildete  farblose,  meist  ziemlich  dicke  Prismen  und 
radial-strahlige  Aggregate  von  derselben  Beschaffenheit  auf  Hohl- 
räumen im  Augitsyenit  des  südlichen  Norwegens  (Radiolith  oder 
Brmcif),  In  dem  Eläolithsyenit  daselbst  wie  auch  in  dem  von  Kanger- 
dluarsuk  im  südlichen  Grönland  sind  einige  der  Gemengteile,  Orthoklas 


790 


Silikate. 


und  Gancrinit  und  noch  mehr  Eläolith  und  Sodalith,  häufig  in  weiße^ 
graue  und  rote  verworrenstrahlige  Aggregate  von  Natrolith  oder 
natrolithähnlichen  Mineralien  umgewandelt,  die  so  Pseudomorphosen 
nach  jenen  Gemengteilen  bilden  {Spreustein).  Aus  dem  Sodalith  entsteht 
dabei  der  eigentliche  Nairolithspreustein  oder  Bergmannit  Der  Elä- 
olith liefert  dagegen  ein  vom  Natrolith  etwas  verschiedenes  und  dem 
Thomsonit  (siehe  unten)  ähnlich  zusammengesetztes  hexagonales  Mi- 
neral, Banü  HNa^Al^Si^Oi^ .  3ÄjO  mit  5%  CaO,  das  wesentlich  das- 
selbe ist  wie  der  GaO-freie  Hydroneplwlitj  der  im  Eläolithsj'enit  von 
Litchfield,  Maine  aus  Sodalith  hervorgeht  {Hydronephelitspretistein), 

(Stadtländer,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc,  1885,  II,  113;  Brögger,  Zeitschr.  f.  Kryst. 
Bd.  16,  1890,  598  etc.;  PaUa,  ibid.  Bd.  9,  1884,  386;  G.  Friedel,  BuU.  soc.  min. 
France.  Bd.  22,  1899,  pag.  84;  Zambonini,  Zeitschr.  f.  Eiyst.  Bd.  34,  1901,  pag.  649.) 

Oalaktit  Ein  4%  CaO  enthaltender,  rötlicher  und  milchweifier,  radial- 
strahliger,  z.  T.  auch  deutlich  auskrystaUisierter  Mesotjrp  von  Glenfarg,  Bishoptown 
und  Küpatrik  in  Schottland.  Dasselbe  ist  der  körnige  fleischrote  Lehuntit  von 
Glenarm  in  Irland  mit  etwas  mehr  11^0. 

Skolezlt    (Kalkmesotyp). 

CaALSi^O,^  .  ^H.O  =  CaO  .  AhO^  .  SSiO.  .  3Ä0,  mit  45,85  SiO.^, 
14,27  CaO  und  13,76  H^  0,  von  dem  |  Krystallwasser  ist,  während  das  letzte 
Drittel  erst  in  der  Glühhitze  abgeht.  Monoklin,  und  zwar,  den  physi- 
kalischen Eigenschaften,  besonders  den  Ätzfiguren  zufolge,  eines  der 
wenigen  Beispiele  der  Hemiedrie.  Die  Formen  in  Habitus  und  Winkeln 
denen  des  Natroliths  (Fig.  614)  so  ähnlich,  daß  nur  genaue  Messungen 
einen  Unterschied  und  die  Zugehörigkeit  zum  monoklinen  System 
erkennen  lassen.  Die  vorderen  beiden  Flächen  o  werden  von  den 
hinteren,  die  nun  &  zu  nennen  sind,  verschieden.  M=ooP  (110); 
MjM=%V  22i'  (vorn);  häufig  die  Längsfläche  r  =  ooPoo  (010); 
stets:  ö  =  — P  (111),  ojo  =  144«  14';  &  =  -\-P  (101),  &I&  =  143«  59'. 
Meist  Zwillinge  nach  der  Querfläche,  die  einen  scheinbar 
einfachen  Krystall  bilden  (Fig.  615),  aber  auf  r  an  der 
Zwillingsgrenze  vielfach  eine  federartige  Streifung.  G.= 
2,2—2,4.  H  =  5— 5^.  Spröde.  Nach  M  ziemlich  deutlich 
spaltbar.  Farblos  oder  ganz  lichtgefärbt;  durchsichtig  bis 
Fig.  615.  durchscheinend.  Schiefe  Auslöschung  auf  M  und  r,  auf  r  = 
15—17«.  Pyroelektrizität  kräftig,  an  einfachen  Krystallen,  entsprechend 
der  Hemiedrie,  vom  (+)  und  hinten  ( — )  verschieden;  Zwillinge 
sind  vorn  und  hinten  +,  ebenso  am  freien  Ende,  während  das  ab- 
gebrochene —  ist.  V.  d.  L.  krümmt  sich  der  S.  wurmförmig  und  schmilzt 
dann  leicht.  Gelatiniert  mit  HCl.  Sehr  viel  weniger  verbreitet  als 
Natrolith.  Meist  in  Krystallen  von  dünn  nadeiförmiger  Gestalt, 
aufgewachsen  auf  Hohlräumen  basaltischer  Gesteine,  aber  auch  radial- 
strahlige  Aggregate,  in  Island  (Berufjord),  Table  Mountain  in  Colorado, 


M 


f: 


r 


j 


11 


Skolezit.  791 

besonders  große  und  dicke  (bis  20  mm  auf  4— 5  mm)  Kry stalle  bei 
Punah  in  Ostindien  (Punäliih).  Auf  Klüften  im  Syenit  am  Schattigen 
Wichel  am  Bristenstock  und  im  Etzlital  nördlich  vom  St.  Gotthard, 
sowie  am  Viescher  Gletscher  im  Wallis. 

(Luedecke,  siehe  oben;  v.  Zepharovich,  Zeitschr.  f.  Kryst.  VIII,  588;  C.  Schmidt, 
ibid.  IX,  587 ;  Flink,  Meddelanden  frin  Stockholm's  Högskola  Nro.  65,  1888 ;  Rinne. 
N.  Jahrb.  f.  Min.  et«.  1894,  H,  öl.) 

Mesolith  (Faserzeolith  z.  T.). 

Ist  eine  isomorphe  Mischung  von  Natrolith-  und  Skolezitsilikat,  wobei  aber  das 
letztere,  also  der  CaOQehalt  über  den  i\/a^0-6ehalt  stets  überwiegt.  Häufig  2  Mol. 
Skolezit  und  1  Mol.  Natrolith.  Monoklin  yollflächig;  Erystalle  ähnlich  denen  des 
Skolezits,  aber  seltener  als  bei  diesem  ZwiUinge.  Aaslöschungsschiefe  auf  der  Längs- 
fläche oo^cxD  (010)  =  8—9«  gegen  die  Prismenkante.  G.  =  2,2—2,4 ;  H.  =  5.  Die 
zarten  ErystäUchen  bilden  häufig  woUähnliche  Büschel  oder  seidenglänzende,  fasrige 
Aggregate,  nicht  selten  erscheint  die  Masse  auch  vollkommen  dicht,  trübe  milchweiß 
und  porzellanähnlich.  Znweilen  auch  gelblich  nnd  graulich.  Stets  in  basaltischen 
Gesteinen:  Pflasterkaute  bei  Eisenach,  Insel  Skye,  Antrim  in  Irland  {Antrimolith, 
lockere,  stalaktitische  Aggregate,  und  Harringtonit,  scheinbar  amorph,  erdig, 
kreideartig  nnd  undurchsichtig),  Färöer,  Bera^'ord  auf  Island,  Table  Mountain  in 
Colorado  etc. 

An  die  Natrolithgruppe  schließt  sich  an: 

Thomsonit  (Ck)mptonit). 

2{Ca,  Na^)AkSHOs  .bHgO,  Rhombisch;  Prismen  von  90«  26'  ähnlich  wie  beim 
Natrolith  mit  brachy-  und  makrodiagonaler  Spaltbarkeit.  Habitus  und  Winkel  etwas 
anders  als  in  der  vorigen  Gruppe.  a:b:c  =  0,9932 : 1 : 1,0066.  Zuweilen  herzförmige 
Zwillinge.  Durchscheinend  bis  vollkommen  trübe.  Wohl  ausgebildete  Prismen  und 
Nadeln,  vielfach  büschel-  oder  fächerförmig  gruppiert  und  radialstrahlige,  konzen- 
trisch schalige,  äußerlich  zuweilen  kugel-  oder  nierenförmig  begrenzte  Aggregate 
auf  Hohlräumen  basaltischer  und  phonolithischer  Gesteine:  Pflasterkaute  bei  Eisenach, 
böhmisches  Mittelgebirge,  und  zwar  am  Seeberg  bei  Kaaden,  bei  Waltsch,  bei  Hauen- 
stein (früher  für  Mesolith  gebalten)  etc.,  Kilpatrik  bei  Dumbarton  in  Schottland 
(Thomsonit) ;  Vesuv  (Comptonit) ;  Cyklopeninseln  bei  Catania ;  Färöer ;  die  radialfasrigen 
Kugeln  von  hier  sind  Farölith  und  Mesole  genannt  worden;  Island  (der 
gelbe  Karpho8i%tt>it  von  BeruQord);  Table  Mountain  in  Ck)lorado.  Im  Melaphyr- 
mandelstein  am  Lake  Superior  radialfasrige  und  konzentrischschalige  Mandelausfül- 
lung, z.  T.  die  abwechselnden  Lagen  hübsch  gefärbt  (z.  B.  fleischrot  und  grün,  lÄii- 
tonitj  der  zuweilen  als  Schmuckstein  geschliffen  wird).  Auf  Drusen  im  Eläolithsyenit 
des  südlichen  Norwegens. 


792  Titanate,  Zirkoniatei  Thorate,  Stannate. 


Vm.  Klasse. 
Titanate,  Zirkoniate,  Thorate,  Stannate. 

Perowskit. 

CaTiOs  mit  etwas  FeO  statt  CaO.  Ein  6—7^0  Cererde  ent- 
haltender P.  aus  dem  kömigen  Kalk  von  Alnö  in  Schweden  ist 
Knopit  genannt  worden.  In  der  äußeren  Form  vollkommen  regulär 
und  zwar  vielleicht  pyritoedrisch.  Meist  Würfel,  sodann  Granatoeder 
und  Oktaeder;  alle  anderen  Formen  des  regulären  Systems  kommen 
aber  ebenfalls  vor.  Die  Krystalle  sind  zuweilen  sehr  flächenreiche  Kom- 
binationen. Mit  der  regulären  Form  stimmt  aber  nicht  die  starke 
Doppelbrechung,  und  auch  die  Ätzfiguren  weisen  auf  eine  andere  als 
reguläre  Symmetrie  hin.  In  der  Tat  sind  die  Krystalle  wahrscheinlich 
aus  zweiachsigen  Individuen  verwachsene  mimetische  Bildungen  wie 
Boracit  und  Leucit,  aber  sie  werden  beim  Erhitzen  nicht  isotrop,  wie 
diese  beiden.  Hexaedrisch  spaltbar ;  H.  :=  5^,  G.  =  4,0—4,1.  Schwarz, 
seltener  hyacinthrot  bis  gelb,  höchstens  halbdurchsichtig  bis  undurch- 
sichtig. Starker  diamantartiger  Metallglanz.  Unschmelzbar;  von  HCl 
kaum  angegriffen,  von  kochender  H^SO^  gelöst.  Die  Krystalle  sind 
teils  auf-,  teils  eingewachsen,  besonders  im  Talk-  und  Chloritschiefer ; 
Hauptfundorte  sind :  Wildkreuzjoch  im  Pfitschtal  in  Tirol,  aufgewachsen ; 
Zermatt  in  der  Schweiz  im  Chloritschiefer,  ebenso  bei  Achmatowsk  im 
Ural ;  im  kömigen  Kalk  bei  Montreal  in  Kanada ;  Magnet-Cove  in  Ar- 
kansas (ein  verwitterter  P.  von  hier  ist  Hydrctüanit  genannt  worden). 
Mikroskopisch  in  manchen  Basalten,  besonders  Melilith-,  Nephelin- 
und  Leucitbasalten ;  bildet  im  Nephelinbasalt  von  Oberwiesental  im 
sächsischen  Erzgebirge  ein  kömiges  Aggregat. 

(Vergl.  auch  Geikielith,  Titaneisen  etc.,  pag.  619  ff.) 

(Ben  Saude,  Über  den  Perowskit,  GOttingen  1882;  Baomhauer,  Zeitschr.  f. 
Kryst.  Bd.  IV,  pag.  147;  Hessenberg,  Min.  Notizen;  C.  Klein,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1884,  I,  245.) 

Pseudobrookit  2jPea Og .  STiOi.  Bhombisch,  meist  dünne,  oblonge  Täfelchen, 
dem  Brookit  ähnlich.  Dunkelbraun  bis  schwarz,  diamautgl&ozend ;  in  Hohlräumen  des 
Andesits  vom  Aranyerberg  in  Siebenbürgen  mit  Hypersthen .  und  vom  Mont  Dore ; 
femer  im  Nephelinit  vom  Katzenbuckel,  auf  VesuTlaven  etc.  Mehrere  Zoll  groOe 
Krystalle  im  Kjerulfin  von  Havredal,  Kirchspiel  Bamle,  Norwegen. 

Titanit  (Sphen). 

CaTiSiO^  =  CaS^O^  .  CaTi^O^;  28,57  CaO,  30,61  StO,,  40,82 
TiOg.  Etwas  CaO  ist  dnrch  FeO  ersetzt;  in  dem  fleischroten  Greenovit 
von  St.  Marcel  in  Piemont  sind  bis  37o  -MwO;  in  manchen  Titaniten 
ist  Al^O^  enthalten,  diesen  kommt  vielleicht  eine  etwas  andere  Formel 


Titanit. 


793 


zu,  wie  z.  B.  dem  sog.  GrotJiit  aus  dem  Syenit  des  Planenschen  Grundes 
bei  Dresden,  der  auch  Y^O^  aber  nur  31,16%  TiO^  enthält  FgOg 
und  Ce^O^  enthält  auch  der  T.  aus  dem  Syenit  von  Biella  in  Piemont 
(siehe  auch  Yttrotitanit,  pag.  795). 

Der  Titanit  ist  monoklin  mit  dem  Achsenverhältnis:  a  :  b  :  c 
=  0,4272 : 1 : 0,6575,  ß  =  94«  38'.  Ein  Prisma  l,  wo  Iß  =  133«  52' 
(vom)  wird  als  Vertikalprisma  genommen:  Z  =  ooP  (110).  Die  Kanten 
desselben  sind  selten  abgestumpft ;  es  ist  oft  groß  entwickelt  und  die 
Krystalle  nach  demselben  prismenförmig.  Sehr  gewöhnlich  ist  die 
Basis  P  =  OP  (001),  Pß  =  94«  15'  (vorn),  mit  zwei  hinteren  (in  der 
Zeichnung  der  Deutlichkeit  wegen  nach  vom  gewendeten)  Schiefend- 
flächen X  =  ^Poo  (102)  (xjP  =  140«  430  i^nd  y  =  ^oo  (101)  (P/y  = 
119«  430,  die  Prismen  l  oben  und  unten  begrenzend  (Fig.  616).  Dazu 
tritt  vielfach  noch  das  Vertikalprisma  m  =  oo]?3  (130);  m/m  =  76«  7', 

p 

n 


nv 


Fig.  616. 


Flg.  617. 


Fig.  618. 


Fig.  619. 


^^ 


Fig.  620. 


Fig.  621. 


Fig.  622. 


sowie  die  beiden  schiefen  Prismen  m=  |52  (123)  und  s  =  454  (141); 
w/w  =  136«  12';  sjs  =  67«  57'  (Fig.  617).  Letztere  sind  hier  nicht  sehr 
gi'oß,  zuweilen  entwickeln  sie  sich  aber  sehr  stark,  das  Prisma  l  tritt 
dann  sehr  zurück  oder  fehlt  ganz.  In  Fig.  618  ist  der  Ifrystall  nach 
s  prismatisch,  y  stumpft  die  vordere  Kante  s's  gerade  ab,  dazu  tritt  die 
Basis  P  und  die  hintere  Schiefendfläche  x.  Häufig  sind  auch  die 
Flächen  n  ausgedehnt  und  die  Krystalle  prismatisch  nach  diesen. 
Zuweilen  daneben  noch  die  Basis  P  und  die  hintere  Schiefendfläche  x^ 
ein  schiefes  briefumschlagartiges  Oblongoktaeder  bildend,  neben  x  auch 
wohl  noch  y  (Fig.  619).  Etwas  komplizierter  ist  Fig.  620,  wo  neben 
dem  vorherrschenden  n  noch  y  und  das  Klinodoma  r  =  ]?oo  (011)  vor- 
kommt, dessen  vordere  Kante  von  113^  30'  die  Basis  P  gerade  ab- 
stumpft. Die  Zahl  der  einfachen  Formen,  sowie  die  der  Kombinationen 
ist  sehr  bedeutend. 

Zwillinge   des   Titanits    nach    P  sind    häufig ;    ihre   Ausbildung 


794  Titanate,  Zirkoniate,  Thorate,  Stannate. 

ist  verschieden.  Ein  Juxtapositionszwilling  ist  Fig.  621  abgebildet; 
die  Flächen  y  und  v  machen  vorn  eine  horizontale  Rinne  nnd  zwar 
ist  yjy  =  120^  34',  hinten  schneiden  sich  x  nnd  x  in  einer  ausspiingenden 
horizontalen  Kante  von  78^  34'.  Einen  Penetrationszwilling  gibt 
Fig.  622,  an  dem  die  Flächen  y  vom  und  hinten,  und  x  oben  und 
unten  horizontale  einspringende  Kanten  in  der  Richtung  der  Achse  b 
bilden. 

Kein  deutlicher  Blätterbruch,  aber  nicht  selten  schalige  Zu- 
sammensetzung nach  den  Flächen  von  ?,  r  und  x,  Bruch  muschlig; 
spröde.  H.  =  5 — 5^.  6.  =  3,4 — 3,6,  bei  einigen  Varietäten  etwas  ge- 
ringer. Durchsichtig,  durchscheinend  bis  undurchsichtig;  Glasglanz, 
ins  Demantartige  und  Fettige.  Meist  grttn,  gelb,  brayn,  auch  rot, 
zuweilen  am  gleichen  Stück  rote  und  grttne  Stellen.  \Bei  dunkler 
Färbung  etwas  pleochroitisch.  Opt.  A.  E.  ac,  +  M.  L.  beinahe  _L  zu 
X',  also  geneigte  Dispersion,  aber  wenig  deutlich.  Der  Achsen winkel  ist 
für  verschiedene  Strahlen  sehr  verschieden,  daher  die  Interferenzfigur 
eigentümlich  gefärbt.  2E  =  63^—56«  (r.);  =  32^—34«  (bl.)  also 
^>t'.  /?  =  1,905  (r.);  y  —  «  =  0,12.  V.  d.  L.  schwer  schmelzbar  zu 
schwarzem  Glase;  von  HCl  unvollständig,  von  R^SO^  und  HF  voll- 
ständig zersetzt. 

Der  T.  findet  sich  in  prismen-  oder  tafelförmigen  Krystallen  auf- 
oder  eingewachsen  oder  in  derben  Partien.  Der  grüne,  stellenweise 
rote,  im  allgemeinen  durchsichtige  Titanit  (Sphen)  (Fig.  616 — 618, 
621  und  622)  findet  sich  auf  Klüften  und  Spalten  der  Gneiße  und  ähn- 
licher Gesteine  des  Urgebirges  in  den  Hochalpen  mit  ßergkrystall, 
Feldspat,  Chlorit  etc.  an  vielen  Stellen,  in  Tirol,  der  Schweiz,  Pie- 
mont  etc.,  zuweilen  mit  staubförmigem  Chlorit  imprägniert,  dann  un- 
durchsichtig gi'ün;  findet  sich  ähnlich  auch  bei  Achmatowsk  im  Ural. 
Braune  und  gelbe  undurchsichtige  Krystalle  (Fig.  619  u.  620),  auch  derbe 
Partien  (Braun-  resp.  GeTbmenakeris)  in  älteren  krystallinischen  Silikat- 
gesteinen, bes.  in  Hornblende  führenden  eingesprengt.,  so  im  Syenit^ 
Diorit,  Homblendeschiefer  und  anderen  ähnlichen  Gesteinen,  z.  B.  im 
Plauenschen  Grunde  bei  Dresden,  im  Odenwald,  in  der  Normandie, 
im  Umengebirge  im  Ural  etc.;  ferner  im  körnigen  Kalk,  z.  B.  bei 
Bolton  in  Massachusetts,  bei  Attleboro  in  Pennsylvanien  etc.,  sowie  in 
Renfrew  County  in  Kanada ;  im  Magneteisen  von  Arendal  mit  Epidot. 
In  jüngeren  Eruptivgesteinen,  besonders  in  manchen  Trachyten, 
findet  sich  T.  oft  in  glänzenden  gelben  Kryställchen,  z.  B.  am  Laacher 
See  {Semelin  oder  Spinellin) ;  auch  in  den  Phonolithen  der  Umgebung  von 
Außig  im  böhmischen  Mittelgebirge,  der  Rhön  und  anderer  Gegenden, 
sowie  in  manchen  Sommaauswürflingen.  Fasriger  bis  dichter  T.  ist 
der  giünlichweiße  Titanomorphit  (Leukoxen),  ein  Umwandlungsprodukt 
von  Rutil  und  Titaneisen,  in  Honiblendeschiefeni,  Diabasen  etc.,  diese 


Titanit.    Johnstrupit.    Katapleit.    Eudialyt.  795 

Mineralien  als  HuUe  umgebend,     (v.  Lasauix,  ztachr.  Kryst.  Bd.  iv,  1880. 

pag.  162.)    (Vergl.  Zirkelity  pag.  796,  mit  analoger  ZusammensetzuDg.) 

(Hessenberg,  Min.  Notizen,  vergl.  (3);  JeremejefF,  Yerhdlg.  Min.  Ges.  St.  Peters- 
burg n,  14,  2Ö4, 1881 ;  G.  Rose,  Dissertation,  Berlin  1820;  Busz,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
Beil.-Bd.  V,  1887,  pag.  330.) 

Yttrotitanit  (Eeilhauit).  Branner,  im  Glimmerschiefer  von  BuÖ  beiArendal 
eingewachsener,  viel  Äl,  Ce  und  Y  enthaltender  Titanit.  Der  braune  Enkolit' 
Titanit  von  Stokö  und  Fredriksväm  enthält  ebenfalls  Y  und  auch  Ce. 

Tschewkinit,  schwarz,  amorph,  glasglänzend,  ist  ein  stark  zersetzter  Ce-, 
Xo-,  Dt-,  Be-  und  J^e-haltiger  Titanit  aus  dem  Granit  von  Miask  und  von  der 
Coromandelkttste  im  südlichen  Ostindien. 

Ein  Silikotitanat  mit  geringerem  ^ROj-Gehalt:  {Na,K)t{Fe,Mn){Si,Ti)nOii, 
das  säurereichste  Silikat  resp.  Titanat,  das  man  kennt,  ist  der  schwarze,  tief  rot 
durchscheinende  Neptunit;  sehr  selten  mit  Ägirin  im  Syenit  von  Igaliko  in 
Grönland. 

Einige  weitere  seltene  Silikotitanate  von  noch  nicht  genau  bekamiter 
komplizierter  Zusammensetzung,  z.  T.  ZrOf  und  T^O^-haltig,  sind: 

Johnstrupit,  JF'-haltiges  Silikotitanat  von  Ca,  Ce  {La,  Di)  und  Na  mit 
etwas  ZrOi,  Bräunlichgrüne,  durch  Verwitterung  gelbe,  durchscheinende  bis  un- 
durchsichtige, monokline,  langgestreckte  Prismen  aus  den  Syenitpegmatitgängen  des 
südlichen  Norwegens.  Opt.  Achsenebene  ||  der  Symmetrieebene.  Binkit  untei*scheidct 
sich  vom  J.  wesentlich  nur  durch  die  Lage  der  opt.  Achsenebene  senkrecht  zur 
Symmetrieebene.  Im  Eläolithsyenit  von  Eangerdluarsuk  im  südlichen  Grönland  und 
in  der  Serra  de  Tingua  in  Brasilien.  Mosandrit  Dunkel  rötlichbraun,  enthält 
etwas  mehr  ZrOi  {l^li  %)  und  Ce,  dagegen  weniger  TiO^  (öV«  %)  CaO,  Na^O  und 
F  als  Johnstrupit.  Insel  L&ven  im  Langesundfjord  und  bei  Barkevik  im  südlichen 
Norwegen.  EbenfaUs  monoklin  und,  wie  die  beiden  anderen,  krystallographische 
Beziehungen  zum  Epidot  zeigend. 

Süikozirkoniate,  resp.  Süikostannate  die  folgenden  Mineralien: 

Katapleit  HiNa^Si^ZrOn  (Natronkatapleit ,  grau);  häufig  etwas  Ka^O 
durch  CaO  vertreten  (Ealkkatapleit,  rot  bis  braun).  Mimetisch-hexagonale  Drillinge 
monokliner  Individuen,  bei  140®  einachsig  und  wirklich  hexagonal  (wahrscheinlich 
rhomboedrisch-tetartoedrisch) ;  verhält  sich  ähnlich  dem  Tridymit.  Größere  Krystalle 
oder  sechsseitige,  zuweilen  rosettenförmig  angeordnete  Täfelchen ;  nach  ooP  spaltbar. 
Im  Eläolithsyenit  des  Langesundfjords  und  des  südlichen  Grönlands.  Entsteht  aus 
Eudialyt.  Analog  zusammengesetzt  ist  der  Stokesit^  HiCa{Sißn)4,0ii,  von  dem 
aber  nur  ein  farbloser,  rhombischer  Krystall  auf  Axinit  von  St.  Just  in  Cornwall  be- 
kannt ist.  Der  rhombische  Elpidit;  stenglig  und  filzartig  fasrig,  weiU  bis  ziegelrot, 
perlmutterglänzend  von  Igaliko  in  Grönland  ist:  H^Na^Si^ZrOi^. 

Eudialyt,  Nai^{Ca, F€)^{Si, Zr)2o0^2Cl,  Große,  rhomboedrische ,  nach  der 
Basis  deutlich  spaltbare  Krystalle  und  kömige  Massen.  Bot  mit  -{-  D.  Br.,  in  den 
Gängen  im  Eläolithsyenit  von  Eangerdluarsuk  in  Grönland,  bei  Magnet  Cove  in 
Arkansas  und  auf  der  Halbinsel  Kola.  Braun  mit  —  D.  Br.  {Eukolif)  in  den  Gängen 
des  Langesundfjords  im  südlichen  Norwegen. 

Einige  Süikozirkoniate:  Rosenbuschit,  L&venit,  Wöhlerit  und  Hjortdahlit  stehen 
in  sehr  nahen  Beziehungen  zur  Augit-  oder  Pyroxengruppe  und  sind  dort  be- 
trachtet worden.  Man  faßt  sie  unter  dem  Namen  der  Zirkonau^ite  oder  -Pyroxene 
zusammen. 


796  Titanate,  Zirkouiate,  Thorate,  Stannate. 

-     Ein  Titanozirkoniat  Ton  der  aUgemeinen  Formel  des  Titanits  ist  der: 

Zirkelit  {C%Fe)  {Zr,  Ti,  Th\0^  (53%  ZrO^).  Schwarze  harzglÄnzende, 
reguläre,  komplizierte  Zwillinge  bildende  Eryställchen  ans  dem  zersetzten  Magnetit- 
Pyroxenit  von  Jacnpiranga  in  S.  Paulo,  Brasilien. 

Ein  Borotitanat  Ton  Magnesia  und  Eisen  ist  der 

Wanoickit  (Enceladit).  Braune,  rhombische,  prismatische  Krystalle  im  kör- 
nigen Kalk  yon  Edenville,  New- York. 

Ein  Borostannat  ist  der  Nordenskidldin,  pag.  57d. 

Stibiotitanate  sind  der  Derbylith,  der  Lewisit  und  der  Mauzeliit,  die  bei  den 
Antirooniaten  (Klasse  X)  beschrieben  werden. 

Endlich  schließen  sich  einige  Niobsäure  enthaltende  Titanate  an: 

Dysanalyt  ^RTiO^ .  RNb^Ofit  worin  R  =  Ca,  Fe,  Mn,  Ce  und  Na^.  Kleine, 
schwarze  Würfelchen,  früher  für  Perowskit  gehalten,  in  dem  körnigen  Kalk  Ton  der 
Voigtsburg  bei  Schelingen  im  Kaiserstuhl  und  yon. Magnet  Cove,  Arkansas. 

Pyrochlor.  Ähnlich  wie  D.,  aber  das  Niobat  tiberwiegt  (vergl.  den  Ti-freien 
Koppit  (pag.  799),  der  früher  damit  vereinigt  worden  war).  Auch  etwas  7%0t,  ZrOt 
und  F,  Bräunlichschwarze  reguläre  Oktaeder  im  Eläolifhsyenit  des  südlichen  Nor- 
wegens und  bei  Miask  im  Bmengebirge  (Ural).    Der  braune,  fettglänzende  Hatchet- 

■ 

tolith  ist  ein  zersetzter  P.  mit  einem  kleinen  Urangehalt  aus  den  Glimmergmben 
von  Mitchell  Co.,  Nordkarolina.  Fyrrhit,  gelbe  Oktaederchen  in  vulkanischen 
Auswürflingen  am  Laacher  See  und  auf  San  Miguel  (Azoren),  scheint  dem  P.  ähnlich 
zusammengesetzt  zu  sein.  Dieser  sog.  Azor-Pyrrhit  ist  etwas  anderes  als  der 
P.  von  Alabaschka  (pag.  799). 

Folykras.  Ein  Titanat  und  Niobat  von  Y,  Er,  Ce  nebst  ü  und  Fe.  Grau- 
braune rhombische  sechsseitige  dünne  Tafeln  im  Granit  von  HitterG  in  Norwegen. 
In  der  Krystallform  ähnlich  dem  Columbit.  Ihm  chemisch  nahe  steht  der  wie 
Polykras  etwas  wasserhaltige 

Euxenit  Bhombisch,  meist  derb,  schwarz  mit  r6tlichbraunem  Strich  und 
hellmetallischem,  etwas  fettigem  Glanz.  In  Granitgängen  von  Arendal,  HitterÖ  etc. 
in  Norwegen. 

Äschynit  Enthält  ThOt  statt  Z70s,  sonst  ähnlich  dem  Euxenit.  Schwane 
bis  braune,  unregelmäßige  Prismen  und  Tafeln  mit  hellbraunem  Strich  und  halb- 
metallischem, ins  Fette  gehendem  Glanz  auf  dem  Bruch.  Im  Granit  von  Hitter5, 
ebenso  bei  Miask  im  Bmengebirge  und  bei  Königshain  in  Schlesien. 

•  Polymignit.  Armer  an  Nb^Oi  als  Äschynit,  enthält  aber  ZrO«.  Lange, 
dünne,  dunkelbraune,  fast  schwarze,  lebhaft  fettig-metallglänzende  Krystallnadeln, 
meist  von  einer  matten  Verwitterungsrinde  umgeben,  im  Zirkonsyenit  von  Fredriks- 
värn  im  südlichen  Norwegen. 

Diese  Mineralien  führen  zn  der  Klasse  der  Niobate  und  Tantalate. 


Isodimorphe  Gruppe  des  Niobits.    Niobit.  797 


IX.  Klasse. 
Tantalate  und  Niobate. 

Enthalten  häufig  seltene  Erden  (Y,  Cf,  Za,  Di,  Er  etc.).  Meist  braun  bis 
schwarz  und  halbmetallisch.  Fast  durchweg  im  Granit  und  zwar  im  Norden: 
Skandinavien,  Ural,  Nordamerika  etc. 

(Rammeisberg,  Sitzgsber.  Berl.  Akad.  1870—1872.) 


Isodimorphe  Gruppe  des  Niobits. 

Niobate  und  Tantalate  von  FeO  und  MnO  von  der  Formel:  FeNh<iO^=^ 
FeO .  NbiO^  etc.,  in  denen  meist  Fe  überwiegt.  Von  den  Säuren  ist  bald  die  erste, 
bald  (seltener)  die  zweite  vorherrschend  (Niobit  und  Tantalil).  Doch  ist  gewöhnlich 
je  von  der  anderen  ebenfalls  eine  mehr  oder  weniger  große  Menge  vorhanden,  so  daß 
zwischen  beiden  keine  scharfe  Grenze  aufgestellt  werden  kann.  Ebenso  ist  es  auch 
mit  den  Fe-  und  Jtfn-Verbindungen  beider  Säuren.  Sowohl  die  hierher  gehörigen 
Niobate  als  auch  die  Tantalate  krystallisieren  in  zwei  heteromorphen  Formen: 
rhombisch  und  quadratisch.  Sie  sind  beide  dimorph,  und  je  die  dem  gleichen 
Erjstallsystem  angehCrigen  Mineralien  sind  isomorph.  Es  liegt  also  eine  vollkommene 
isodimorphe  Gruppe  vor,  über  welche  die  folgende  Tabelle  eine  Übersicht  gibt. 

rhombisch :  quadratisch : 

a:b :c  a:c 

{Fe,Mn)NbiOti.    Niqbit:     0,4074:1:0,3347;  Mossit:     1:0,6438. 
(Fe, W)Ta,Oc.     Tantalit:  0,4083 : 1 : 0,3259;   Tapiolit:  1 : 0,6528. 

Namentlich  di^  verbreiteteren  rhombischen  Verbindungen  mischen  sich  isomorph 
in  allen  möglichen  Verhältnissen.    Die  quadratischen  sind  weit  weniger  häufig.  ' 

Niobit  (Columbit). 

(Fe,Mn)(Nb,Ta)0ii  =  {Fe,Mn)0.{Nb,Ta)20,i,  iV'ft  überwiegt  über  Ta.  Nur 
selten  frei  von  Ta  (einzelne  Erjstalle  von  Grönland) ;  die  Ta-reichsten  mit  ca.  30^0 
Ta^O^  gegen  50%  Nb^O^  sind  die  von  Haddam  in  Connecticut  und  von  Bodenmais 
im  bayrischen  Wald.  Die  rhombischen  Erystalle  sind  meist  in  der  Richtung  der 
Achse  a  etwas  verlängert  zu  kurz  prismatischen  Formen,  nach  der  Längsfläche 
dick  tafelförmig  und  in  dieser  Richtung  auch  ziemlich  deutlich  spaltbar.  Zuweilen 
Zwillinge  nach  2P5ö  (201).  H.  =  6.  G.  =  5,4—6,4,  um  so  höher,  je  mehr  Ta^Oi. 
Braunschwarz  mit  rotbraunem  bis  schwarzem  Strich.  Undurchsichtig  mit  halb- 
metallischem Glanz  auf  dem  meist  muschligen  Bruch.  Meist  mehr  oder  weniger 
deutlich  auskrystaUisiert,  die  Erystalle  stets  eingewachsen,  selten  anders  als  in 
granitischen  Gesteinen.  Verbreiteter  als  Tantalit.  V.  d.  L.  unschmelzbar,  durch 
Säuren  nicht  angegriffen,  nur  durch  Schmelzen  mit  saurem  schwefelsaurem  Kali 
aufschließbar.  Die  besten  Erystalle  im  Eryolith  von  Ivigtut  in  Grönland.  Im  Granit 
von  Bodenmais  in  Bayern  (Dianit  oder  Baierin);  bei  Chanteloube  unweit  Limoges 
in  Frankreich;  bei  Craveggia  im  Vigezzo-Tal  in  Piemont;  in  Norwegen  z.  B.  bei 
Eragerö;  an  mehreren  Orten  in  Finnland;  bei  Miask  im  Dmengebirge (Ural)  (Mengit); 
bei  Haddam  in  Connecticut  und  an  manchen  anderen  Orten  in  Nordamerika. 

(Schrauf,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  44,  1861,  pag.  445;  E.  S.  Dana,  Zeitschr. 
f.  Kryst.  Xn,  1887,  pag.  266.) 


798  Tantalate  und  Niobate. 

Mo 88 it.  Chemisch  wie  Niobit,  aber  quadratisch  krystallisiert.  Kleine  schwarze 
Afn-freie  Erystalle,  meist  Zwillinge  nach  Pbo  (101)  und  von  rhombischem  Habitus; 
aufgewachsen  auf  einem  Pegmatitgang  bei  Moß  in  Norwegen.  G.  =  6,45.  Nh :  Ta 
=  1:1.  Ein  zersetzter  Mossit  ist  wahrscheinlich  der  Adelpholit  aus  dem  Granit 
von  Laurinmäki  in  Finnland.  (Brögger,  Videnskabsselskabets  Skrifter.  I,  Mathe- 
matisk-naturv.  Klasse  1897,  Nro.  7,  Kristiania.) 

Tantalit 

{Fe,  Mn)  (Ta,  Nb\0^  =  {Fe,  Mn)0.(Ta,  Nb)iOfi.  Ta  über  Nb  überwiegend,  ebenso 
meist  Fe  über  Mn,  Ein  fast  iY&-freier,  in  dem  beinahe  alles  Fe  durch  Mn  ersetzt  wird, 
(80  Ta20fi,  lAMnO),  aus  den  Goldwäschen  an  der  Sanarka  im  Und,  ist  Mangano- 
tantalit  genannt  worden.  In  den  iV7»-reichsten  (Broddbo  bei  Fahlun)  ist  Ta  und 
Nb  in  ziemlich  gleicher  Menge  vorhanden  (z.  B.  40%  NbiO^  und  42%  Ta^O^.  Das 
reine  Eisenmetatantalat,  das  noch  nicht  bekannt  ist,  würde  86,05  Tor^O^  und  13,95 
FeO  enthalten.  Meist  findet  sich  auch  etwas  WO^  und  SnO^.  Ein  besonders 
zinnreicher  T.  (2,94  SnO>^  yon  Skogböle  im  Kirchspiel  Tammela  in  Finnland 
ist  Ixiolith  (Ixionolith)  genannt  worden.  Die  Krystalle,  schwarz,  undurchsichtig, 
halbmetallisch  glänzend  mit  unvollkommener  Spaltbarkeit,  sind  rhombisch,  denen  des 
Columbits  ähnlich,  aber  meist  nach  der  stark  vertikal  gestreiften  Querfläche  (nicht 
nach  der  Längsfläche)  tafelartig.  Zwillingsbildung  häufig.  H.  =  6.  G.  =  6,5—7,3, 
ebenfalls  mit  dem  Ta-Gehalt  steigend.  Unschmelzbar  und  von  Säuren  nicht  ange- 
griffen. Viel  seltener  als  Niobit ;  nur  eingewachsen  im  Granit.  Broddbo  bei  Fahlun 
in  Schweden,  Paris  in  Maine,  Amelia  Co.  in  Yirginien,  Yancey  Co.  in  Nordkarolina. 

Tapiolit.  Chemisch  und  im  Aussehen  wie  Tantalit,  aber  quadratisch.  In 
dem  T.  ans  dem  Granit  von  Sukkala  im  Kirchspiel  Tammela,  Finnland  ist  TaiNb 
=  4:1  und  Mn  fehlt  fast  ganz.  Die  schwarzen,  halbmetallischen  Krystalle  sind 
denen  des  Butil  ähnlich,  aber  durch  Verzerrung  und  Zwillingsbildung  häufig  schein- 
bar monoklin.  H.  =  6.  G.  =  7,4 — 7,8.  Zum  Tapiolit  gehört  auch  der  früher  sogenannte 
Tantalit  von  Härkäsaari  bei  Tammela  und  der  von  Bosendal  bei  Kimito  in  Finnland 
(Tamnielatantalit  und  Kimitotantalit),  sowie  der  beinahe  iV^-freie  von  Skogböle  bei 
Tammela  {Skogbölit) ;  ihre  Krystalle  sind  durch  Zwillingsbildung  scheinbar  rhombischv 
Findet  sich  auch  im  Granit  von  Topsham  in  Maine  (Brögger,  siebe  bei  Mossit). 


Fergu8onit  (brauner  Yttrotantalit). 

Y{Xb,Ta)Oi=  YiOg.{Nb,  Ta)^0^  mit  einer  kleinen  Menge  von  Cermetallen, 
sowie  von  U-,  Nb  überwiegt  meist  stark.  Glüht  bei  500—600®  plötzlich  auf  und 
entwickelt  unter  gleichzeitigem  Verlust  an  spezifischem  Gewicht  0,0326%  Helium. 
Durch  Verwitterung  ein  kleiner  Wassergehalt.  Quadratisch  und  zwar  pyramidal- 
hemiedrisch,  wie  Scheelit,  dem  der  F.  auch  in  den  Winkeln  sehr  nahe  steht.  a:c  = 
1:1,464.  Deutliche  Krystalle,  von  pyramidaler  Form,  selten;  meist  schwarzbraune 
Körner  mit  lebhaft  fettig  bis  halbmetallisch  glänzendem,  muschligem  Bruch;  schein- 
bar amorph.  G.  =  5,8 — 5,9.  H.  =  5V2— 6.  Im  Granit  von  Schreiberhau  im  Riesen- 
gebirge, besonders  aber  in  Skandinavien  in  demselben  Gestein :  Ytterby  in  Schweden 
mit  schwarzem  und  gelbem  Yttrotantalit,  und  Helle  bei  Arendal  in  Norwegen 
{Tyrit  und  Bragit);  femer  bei  Kap  Farvel  in  Grönland.  Mit  dem  Fergusonit  ist 
vielleicht  isomorph  der  Sipylit,  im  wesentlichen  niobsaures  Erbium,  ErNbO^, 
mit  etwas  H^O,  Bildet  quadratische  Oktaeder,  aber  meist  unregelmäßige  bräunlich- 
schwarze, harz-  bis  halbmetallglänzende  Kömer  in  einem  Gemenge  von  Allanit  und 
Magneteisen  am  Little  Friar  Mountain  in  Virginien.  Zeichnet  sich  durch  besonders 
starkes  Aufglühen  beim  Erhitzen  aus.  Dem  F.  nahe  steht  der  Kochelit  aus  dem 
Ganggi-anit  der  Kochel wiesen  bei  Schreiberhau  in  Schlesien,  gelbe  Quadratoktaeder 


Yttrotautalit.    Samarskit.    Koppit.    Stibiotantalit.  799 

und  kmstenförmige  Überzöge,  die  neben  JV62O5  atich  ZrOi  nnd  TäO«,  sowie  Y  und 
Fe  enthalten. 

Yttrotantalit  (schwarzer  Yttrotantalit). 

Yi^flaO«!  =  2r20,  .STosOß,  mit  etwas  Er,  Ca  und  wenig  Nb^O^,  Die 
schwarzen,  halbmetallischen,  rhombischen  Krystalle  im  Granit  von  Ytterby  und  Fahlun 
in  Schweden  sind  selten;  häufiger  derb,  von  glasigem  Aussehen.  G.  =  5,6—5,9.  H.  =  5 
bis  5V2.  Der  schwarze  Y.  wird  bei  Ytterby  begleitet  von  einem  wahrscheinlich 
amorphen  Mineral  mit  derselben  Zusammensetzung,  aber  von  gelber  Farbe  {geVber 
Ytlrotantalit),  Hier  ist  G.  =  5,8.  Dem  schwarzen  Y.  ähnlich,  aber  Y-ärmer,  ist 
der  ffjelmit  aus  dem  Granit  von  Korarfvet  bei  Fahlun  in  Schweden;  es  ist  im 
wesentlichen  tantalsaures  Calcium,  Eisen  und  Mangan.  In  beiden,  wohl  infolge  von 
Verwitterung,  etwas  H^O. 

Samarskit  (Uranotantal,  Yttroilmenit). 

Ehombisch,  ähnlich  dem  Niobit.  Sammtschwarz  mit  braunrotem  Strich.  Musch- 
liger  Bruch  mit  starkem,  halbmetallischem,  etwas  ins  Fettige  gehendem  Glanz.  Un- 
durchsichtig, y.  d.  L.  aufglühend  und  schwer  schmelzbar.  Spröde.  H.  =  o— 6. 
G.  =  5,6— 5,8.  Von  Säuren  zersetzt.  Er  ist  ein  Niobat,  von  Fe,  Y,  Ca,  Er  und 
namentlich  Z7,  in  dem  ein  Teil  des  Nb  durch  Ta  vertreten  ist.  Meist  nur  in  Form 
unregelmäßiger,  im  Bruch  amorph  aussehender  Körner  im  Granit  von  Miask  im 
Ilmengebirge  (Ural)  und  in  gröOeren  Stücken  (bis  20  Pfund)  von  Nordkarolina  be- 
sonders in  Mitchell  County,  an  beiden  Orten  mit  Columbit.  Ein  Zersetzungsprodukt 
des  S.  von  Nohl  am  Eongelf  in  Norwegen  scheint  der  Nohlit  zu  sein.  Ebenso  der 
Rogersit,  der  auf  dem  S.  von  Mitchell  County  in  Nordkarolina  dünne,  weiße, 
krust«nfÖrmige  Überzüge  bildet. 

Ar^ner'ödit.  Im  wesentlichen  nahe  übereinstimmend  mit  Samarskit,  ein 
Pyroniobat  von  Yttrium  und  Uran  mit  kleinen  Mengen  SnO^  und  H^O,  die  wohl 
unwesentlich  sind.  In  der  Krystallform  dem  Niobit  sehr  ähnlich,  doch  sind  die 
rhombischen  Krystalle  selten.  G.  =  5,7.  H.  =  6.  Schwarze,  undurchsichtige,  auf 
dem  muschligen  Bruch  halbmetallisch  bis  fettartig  glänzende  Kömer  im  Pegmatit 
von  Anneröd  bei  Moß  in  Norwegen. 

Mikrolith.  Im  wesentlichen  Ca^Ta^O-i  =  WaO ,  Ta^O^,  worin  Ta  z.  T.  durch 
Nh,  Ca  durch  Mn,  Fe  und  Mg  ersetzt,  auch  eine  kleine  Menge  Alkalien,  F  und 
H^O  vorhanden  ist  Begulär;  kleine  gelbe  bis  rotbraune  Oktaederchen  mit  fet- 
tigem Glasglanz  in  einem  Albitgang  bei  Chesterfield  in  Massachusetts,  größere 
Krystalle  und  derbe  Partien  im  Glimmer  von  Amelia  County  in  Virginien.  Auch 
in  Elba,  Grönland  etc.  Hierher  vielleicht  auch  die  gelben  Oktaederchen  im  Granit 
von  Alabaschka  bei  Mursinsk  [Pyrrhit  G.  Rose)  und  von  S.  Piero  in  Elba  (vergl. 
den  Azor-Pyrrhit,  pag.  796). 

Koppit,  Ist  vielleicht  entsprechend  dem  Mikrolith,  Ca^Nb^O-j  =  2CaO .  Nb^O^, 
worin  Ca  durch  eine  nicht  unerhebliche  Menge  Ce,  Di  und  La  vertreten  wird ;  enthält 
auch  etwas  ZrO^,  Alkalien  und  sehr  wenig  F.  Schwarzbraune,  in  dünnen  Lagen 
braun  durchscheinende  Würfelchen  aus  dem  Kontaktkalk  von  Schelingen  im  Kaiser- 
stuhl im  Breisgau.  Wurde  früher  für  Pyrochlor  gehalten,  dem  er  nahe  steht,  von 
dem  er  sich  aber  u.  a.  durch  die  fast  völlige  Abwesenheit  von  TiO^  unterscheidet. 

Atopit  ( Ca, Na^,  Fe,  Mn)28b2 0^.  Braune  halbdurchsichtige  Kryställchen,  ein- 
gewachsen im  Hedyphan  von  Longban  in  Wermland.  Regulär  und  vielleicht  mit 
Koppit  und  Mikrolith  isomorph  (vergl.  Tripuhyif). 

Stibiotantalit  Sb{Ta,  Nb)0^  =  Sb^Os .  (Ta,  Nb^Og,.  Rötiich- und  grünlich- 
gelbe, diamantglänzende  Kömer  aus  westaustralischen  Zinnsanden. 


800  Phosphate,  Arseniate,  Antiinouiate,  Vanadinate. 

Ein  Sillkoniobat  von  Natron  mit  etwas  H<iO  und  F  ist  der  Epistolit  >(1u 
dem  Eläolithsyenit  von  Julianehaab  in  Grönland.  Die  tafelförmigen ,  vielfach  zu 
Gruppen  verwachsenen,  monoklinen  Krjstalle  sind  in  Aussehen  und  Beschaffenheit 
dem  Brucit  ähnlich,  und  früher  auch  dafür  gehalten  worden. 

(Titanoniobate  etc.  siehe  in  der  Klasse  der  Titanate,  pag.  796.) 


X.  Klasse. 
Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

a)  Wasserfreie  Phosphate  etc. 

Eine  große  Anzahl  derselben,  darunter  die  wichtigsten,  sind  CU  und  jF-haltig; 
bei  manchen  sind  die  Halogene  ganz  oder  z.  T.  durch  [OH)  vertreten.  Sie  eröffnen 
hier  die  Reihe. 

Isomorphe  Reihe  des  Apatits. 

Hexagonale,  pyramidal-hemiedrische  Mineralien  von  der  allgemeinen  Formel: 
MiiR^OiiCl^SMiR^Os '  MCk,  wo  M=Ca,  Pb,  R  =  P,  Äs,  V  und  wo  F  und  zu- 
weilen auch  (OH)  statt  Cl  stehen  kann,  aber  nur  wenn  3f  =  C<i, 

a:c 

Apatit :  3Ca,P,  0^ .  CaiCl,  F)^ :  1 : 0,7346  bis  0,7313, 

Py romorphit :  SPh^P^  Og  .PhCk]  1 : 0,7362. 
Polysphärit :  3(P6,  Ca)tP^Os .  (Pft, Ca)a2 ; 

Kampylit :  SPh^iÄs,  P)tO,, .  PbCk ;  1 : 0,725. 

Mimetesit :  3P6, A«2 Og ,PhCl^\  1 ; 0,7276. 

Hedyphan :  3(P6,  Ca)^A8>tOs .  (Pb,  Ca)Ck ;  1 : 0,7063. 

Svabit :  SCa^As^O^ .  Ca{F,  OH,  €1)^-,  1 : 0,7143. 

Yanadinit :  SPb^  7«  Og .  PbCk ;  1 : 0,7 122. 

Endlichit :  SPb^(A8,  V),  Og .  Pb  Ch ;  1 : 0,7495  ca. 

Apatit  (mit  Phosphorit). 

SCa^PoO^ .  CaCl^  (Chlorapatit)  oder  mit  CaF^  (Fluorapatit);  ent- 
sprechend 40,92  (42,26)  P.O5,  53,80  (55,55)  CaO  und  6,82  Cl  (3,77  F). 
Beide  isoliert  für  sich,  aber  meist  Cl  neben  F,  also  isomorphe  Mischung 
beider.  Im  allgemeinen  überwiegt  F  über  Cl  in  den  Mischungen,  wie 
auch  reine  F- Apatite  weit  häufiger  sind,  als  reine  CT- Apatite.  Etwas 
F  resp.  Cl  ist  nicht  selten  durch  etwas  {OH)  ersetzt.  Nicht  selten 
kleine  Mengen  von  Fe^O^^  MgO  (gegen  10%,  der  ui^alische  sogenannte 
Taikapatit),  MnO  {Manganapatit,  bis  11  %  in  dem  dunkelgrauen  A.  von 
Brauch ville  in  Connecticut;  meist  weniger,  z.  B.  in  dem  A.  von  Zwiesel  im 
bayrischen  Wald  und  Vestanä  in  Schweden).  Enthält  zuweilen  Ein- 
schlüsse flüssiger  Kohlensäure,  sowie   solche  von  anderen  Mineralien 


Apatit. 


801 


z.  B.  von  Monazit  (Kryptolith),  pag.  810,  daher  bis  5^0  Ceroxyde 
(Arendal  in  Norwegen),  doch  gibt  es  auch  Ce-haltigen  Apatit  ohne 
Einschlüsse  {Cerapatit).  Durch  Ver\*itterung  nicht  selten  CO^  und 
H^O  (HydroapatU). 

Krystalle  sind  sehr  verbreitet,  entweder  lange  hexagonale  Prismen 
oder  dicke  Tafeln.  Die  Winkel  schwanken  etwas  mit  dem  C7-resp. 
F-6ehalt  und  damit  auch  die  Achsenverhältnisse,  und  zwar  nimmt  mit 
steigender  C^Menge  die  Achse  c  ab.  Es  ist :  a :  c  =  1 : 0,7346  bis 
1 :  0,7313 ;  die  im  folgenden  angegebenen  Winkel  entsprechen  dem 
ersteren  Wert.  Das  1.  Prisma  M  fehlt  wohl  nie,  dazu  häufig  die 
Basis  P  (Fig.  153)  oder  das  Dihexaeder  a;  =  P(1011);  a:/a;  =  142^5' 
(E.  K);  P/a;=139<>  41^,  (Fig.  159);  oder  auch  x  neben  der  Basis  P, 
als  Abstumpfung  der  Kanten  PjM  (Fig.  ^23).  Auch  stumpfere  Di- 
hexaeder  der  1.  Stellung,  z.  B.  r  =  ^P  (10l2),  P/r  =  157^  1'  (Fig.  625) 
und  schärfere,  z.  B.  ^  =  2P  (2021),  Pjjs  =  120<>  31'  (Fig.  626)  finden 


Fig.  623. 


f^Rs 


u 


M 


M 


Fig.  624. 


Fig.  625. 


Eig.  626. 


sich;  ebenso  Dihexaeder  der  2.  Stellung:  s  =  2J2  (1121),  (Fig.  624— 
626) ;  a  =  P2  (1122),  das  nächste  stumpfere  zu  x  (Fig.  626)  etc.  Auch 
das  2.  Prisma:  e  =  ooP2  (1120)  fehlt  nicht,  mit  dem  1.  Prisma  und 
der  Basis  Kombinationen  wie  in  Fig.  155  bildend,  (auch  in  Fig.  626). 
Die  Hemiedrie  tritt  bei  den  dihexagonalen  Prismen  hervor,  z.  B.  c 
=  00P4  (2130),  welches  an  jeder  Prismenfläche  e  nur  die  eine  Kante 
Mje  abstumpft,  die  andere  nicht;  ebenso  an  den  Didodekaedern,  z.B. 
u  =  31^  (2131),  welches  nur  die  abwechselnden  Kanten  Mjs  abstumpft, 
aber  oben  und  unten  auf  derselben  Seite  der  Prismenkanten  MIM. 
(Fig.  626.)  In  seltenen  Fällen  treten  die  dihexagonalen  Prismen  c 
und  Pyramiden  w  etc.  auch  mit  ihren  beiden  Hälften  auf,  an  Kry- 
stallen  vom  Wildkreuzjoch  in  Tirol,  Schlaggenwald  im  Erzgebirge  etc. 
die  dann  scheinbar  volMächig  sind. 

Die  Hemiedrie  wird  auch  durch  die  Gestalt  der  Ätzfiguren  auf 
den  Prismenflächen  deutlich  angezeigt  (Fig.  300),  ebenso  aber  auch 
durch  die  auf  der  Basis,  die  gegen  das  Sechseck  letzterer  Fläche  etwas 
verwendete  Sechsecke  bilden.  Keine  Zwillinge,  keine  deutliche  Spalt- 
barkeit, undeutlich  nach  P  und  M\  aber  nicht  selten  ebene  schalige 
AbsonderuDg  nach  diesen  Eichtungen ;  kleinmuschliger  Bruch ;  spröde ; 
H.  =  5.  G.  =  3,16—3,22,  mit  zunehmendem  C7-Gehalt  sich  ver- 
saue r,  Mineralogie.  51 


802  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

mindernd.  Durchsichtig  bis  durchscheinend  und  undurchsichtig ;  glas- 
glänzend, auf  Bruchflächen  fettglänzend;  farblos,  gelb  (Spargelsf^n\ 
braun,  zeisiggrün,  blaugrün  {MoroxU\  blauviolett,  rot  etc.;  zuweilen 
stark  dichroitisch.  —  D.  Br.  schwach,  ebenso  die  Lichtbrechung ;  nicht 
selten  anomal  zweiachsig,  w  =  1,646,  e  =  1,642  für  ^a-Licht. 
Manche  Apatite  phosphoreszieren  beim  Erwärmen  mit  prachtvoller 
grüner  Farbe.    V.  d.  L.  schwer  schmelzbar;  in  HCl  löslicL 

Der  Apatit  findet  sich  in  Form  vollkommen  ausgebildeter  Krystalle, 
die  bald  auf-,  bald  eingewachsen  sind.  Letztere  pflegen  mehr  langpris- 
matisch bis  nadelig  und  krystallographisch  einfach  (z.B.  Fig.  153),  erstere 
mehr  dick  taflig  ausgebildet,  komplizierter  begrenzt  und  namentlich 
häufig  mit  hemiedrischen  Formen  ausgestattet  zu  sein  (Fig.  626).  Sehr 
verbreitet  sind  auch  derbe,  kömige,  fasrige  und  dichte  Aggregate,  häufig 
mit  traubiger  und  nierenförmiger  Oberfläche,  sowie  erdige  Massen  und 
unreine  Knollen.  Die  Krystalle  und  die  schon  für  das  bloße  Auge 
deutlich  krystallinisch  kömigen  Aggregate  bilden  den  Apatit  im  engeren 
Sinne,  die  fasrigen  bis  dichten  Varietäten  werden  als  Phosphorit, 
Staffelit,  Osteolith  etc.  bezeichnet. 

Der  eigentliche  Apatit  ist,  eingewachsen  in  Silikatgesteinen  jeder 
Art  und  jeden  Alters,  sehr  verbreitet  und  bedingt  in  ihnen  einen  nie 
fehlenden  kleinen  Phosphorsäuregehalt,  in  den  Eruptivgesteinen  sowohl 
wie  in  den  krystallinischen  Schiefem.  In  diesen  Gesteinen  bildet  er 
als  Gemengteil  meist  mikroskopisch  kleine  Nädelchen,  aber  doch  auch 
nicht  selten  mit  bloßem  Auge  deutlich  erkennbare  Prismen.  In  Erup- 
tivgesteinen z.  B.  im  Nephelindolerit  von  Meiches  in  Hessen  und  Löbau 
in  Sachsen,  in  den  Auswürflingen  am  Laacher  See  und  an  der  Somma 
(Vesuv),  in  manchen  Diabasen  in  Hessen,  am  Harz  etc.,  im  Teschenit 
und  besonders  schön  und  massenhaft  als  gelbe  durchsichtige  Krystalle 
von  Spargelstein  in  einem  vulkanischen  Tuffe  von  Jumilla,  Provinz 
Murcia,  Spanien.  In  krystallinischen  Schiefern  z.  B.  vielfach  in  den 
Alpen:  im  Talkschiefer  am  Greiner  im  Zillertal,  gelbe  E^rystalle 
und  häufiger  rundliche  Partien,  ebenfalls  von  Spargelstein,  im  Chlorit- 
schiefer  des  Pfitschtales,  im  Glimmerschiefer  bei  Snarum  in  Norwegen, 
an  der  Tokowoja  bei  Katharinenburg  im  Ural  etc.  In  den  nämlichen 
Gesteinen  finden  sich  auch  häufig  auf  Drusen  aufgewachsene  Krystalle 
oft  von  großer  Schönheit,  wasserhell  und  von  komplizierter  Begrenzung 
mit  hemiedrischen  Formen,  ähnlich  der  Fig.  619  mit  dem  Epidot  an  der 
Knappenwand  im  Untersulzbachtale  im  Salzburgischen;  kleine,  meist 
trübe,  weiße,  flächenreiche  Krystalle  (Fig.  619)  im  Gneiße  am  St.  Gott- 
hard;  ferner  im  Granit  von  Penig  in  Sachsen  und  am  Epprechtstein 
im  Fichtelgebirge,  von  Striegau  in  Schlesien,  von  Elba,  bei  Miask  im 
Ural  etc.  Stellenweise  häuft  sich  der  Apatit,  meist  in  derben  körnigen 
Aggregaten,  in  derartigen  Gesteinen  massenhaft  an  und  bildet  in  ihnen 


Apatit.  803 

mehr  oder  weniger  selbständige  Gänge,  so  namentlich  mit  Enstatit, 
Phlogopit,  viel  Rutil  etc.  in  der  danach  benannten  Apatitregion  un- 
weit des  Langesundfjords  im  südlichen  Norwegen  in  der  Gegend  um 
Arendal,  Bamle,  E^ragerö,  Ödegarden  etc.  Der  Apatit  liegt  hier  in 
einem,  stellenweise  in  ein  Homblende-Skapolithgestein  umgewandelten 
Gabbro  und  im  Homblendeschiefer,  namentlich  im  Eontakt  beider. 
Auf  der  Magneteisenlagerstätte  von  Arendal  (Norwegen)  als  Moroxit 
und  in  ganz  gleicher  Weise  mit  dem  Magneteisen  von  Gellivara  in 
Norbotten. 

Sehr  ausgedehnt  ist  das  Vorkommen  des  Apatits  in  krystallinischen 
Kalken,  sowohl  in  solchen  der  krystallinischen  Schiefer  als  in  Eon- 
taktzonen. Er  findet  sich  hier  in  derben  Massen,  zuweilen  von  er- 
heblichem umfang  und  in  wohlausgebildeten  Erystallen,  die  dann  eine 
glänzende,  geinndete,  sogenannte  „geflossene^  Oberfläche  und  eine  aus- 
gesprochene Farbe,  entenblau,  meergrün,  rot,  braun  etc.  zu  haben 
pflegen  und  oft  eine  bedeutende  Größe,  (mehrere  Fuß  lang  und  zentner- 
schwer) besitzen.  Fundorte  dieser  Art  sind  bei  Schelingen  im 
Eaiserstuhl,  Logrosan  in  Estremadura,  Spanien,  Ersby  bei  Pargas 
in  Finnland,  Gouverneur,  Hammond  und  sonst  in  Lawrence  Co., 
New- York  (große  Erystalle),  in  Essex  Co.,  N.  Y.  bei  Long  Pond 
(hier  auch  der  stark  phosphoreszierende  fasrige  Eupychroit  mit 
nieriger  Oberfläche),  massenhaft  bei  Hurdstown  in  New-Jersey 
und  an  vielen  anderen  Orten  der  Vereinigten  Staaten.  Wegen 
der  Massenhaftigkeit  des  Vorkommens  und  der  Größe  der  Ery- 
stalle besonders  zu  erwähnen  ist  Eanada,  wo  die  Vorkommen 
im  Kalk  mit  den  oben  erwähnten  krystallinischen  Silikatgesteinen 
in  Verbindung  stehen.  In  North-Elmsby  und  South-Bourgess  in  On- 
tario  ist  ein  ausgedehntes  10  Fuß  mächtiges  Lager.  In  Eenfrew 
County  Ontario,  massenhaft  im  Ealke  des  Gneißes  und  ebenso, 
mit  Pyroxen,  Amphibol,  Titanit,  Zirkon,  Granat,  Vesuvian  etc. 
längs  des  Lifevre-Flusses  in  Ottawa  County,  Quebec  Hier,  bei 
Buckingham,  u.  a.  ein  Erystall  von  650  Pfund  Gewicht  und  72^  Zoll 
Umfang.  Auch  der  blaue  Lasurapatü  von  der  Slüdjanka  am 
Baikalsee  findet  sich  im  Kalk.  Auf  den  mit  kömigen  Kalken  in  Ver- 
bindung stehenden  Magneteisenlagerstätten  der  krystallinischen  Schiefer 
bei  Arendal  in  Norwegen  {Moroxit)  und  bei  Utö  in  Schweden.  Selte- 
ner auf  anderen  Erzlagerstätten  (sehr  schön  auf  der  Kupfergrube  von 
Eiräbinsk  bei  Miask  im  Ural),  mit  Ausnahme  der  Zinnerzgänge,  wo 
schön  gefärbte  Erystalle  einen  konstanten  Begleiter  des  Zinnsteins 
bilden,  so  im  Erzgebirge  (Ehrenfriedersdorf,  Zinnwald,  Schlaggen- 
wald etc.),  sowie  in  Cornwall  (St.  Austeil,  St.  Agnes,  Botallack)  und  in 
Devonshire,  wo  bei  Wheal  Franco  die  kugeligen  Aggregate  mit  krumm- 
flächigen niederen  Dihexaedern  als  Francolith  bezeichnet  worden  sind. 

Ol* 


g04  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Yanadinate. 

Phosphorit  ist  der  feinfasrige  bis  dichte  erdige  Apatit,  vielfach 
schalig  mit  nierenfönniger  und  traubiger  Oberfläche,  meist  stark  durch 
CaCOg  verunreinigt  und  durch  Eisenoxyde  braun  gefärbt,  sowie  durch 
Verwitterung  ihres  F-  und  C7-Gehalts  beraubt  Gewöhnlich  noch 
lebhaft  phosphoreszierend.  Er  bildet  Lager  und  Gänge  und  ist  ein 
Absatzprodukt  von  Quellen,  die  ihren  Gehalt  an  Apatitsubstanz  ans 
apatithaltigen  Gesteinen  ausgelaugt  und  an  passenden  Stellen,  mehr- 
fach im  Kalk  und  Dolomit,  wieder  abgelagert  haben.  In  großen  Quan- 
titäten im  unteren  Lahntal  bei  Weilburg,  Limburg,  Staffel,  stets  in 
Verbindung  mit  Diabasen  und  Schalsteinen.  Die  unreine  braune  Masse 
ist  nicht  selten  von  reineren  fast  farblosen  nierenförmigen  und  traubigen, 
versteckt  fasrigen  Krusten  bedeckt,  die  ihrerseits  zuweilen  in  deut- 
lichen ApatitkrystäUchen  endigen.  Diese  reineren  Teile  des  Phosphorits 
sind  Staffdit  genannt  worden.  Der  St  enthält  bis  97o  CaCO^  bei- 
gemengt Massenhaft  in  Spanien  in  Estremadura,  so  bei  Logrosan  un- 
weit Truxillo,  wo  die  feinfasrige  bis  dichte  Masse  bis  16  Fuß  mäch- 
tige Gänge  im  Tonschiefer  und  Granit  bildet;  ähnlich  bei  Zarza- 
lamayor  und  bei  Carceres.  Bei  Quercy  und  St  Antonin  unweit  Tou- 
louse auf  taschenartigen  Vertiefungen  im  Tertiär,  zuweilen  konzentrisch 
schalig  in  verschiedener  Färbung  der  einzelnen  Lagen  ähnlich  dem 
Achat;  eingeschlossen  sind  zahlreiche  Knochen  tertiärer  Säugetiere. 
In  geringerer  Menge  im  braunen  Jura  von  Amberg  in  Bayern.  Phos- 
phorit nennt  man  auch  die  unreinen  braunen  und  schwarzen  bis  kopf- 
großen rundlichen  Knollen,  Nieren  und  Kugeln  von  meist  organischer 
Entstehung  (z.  T.  Koprolithen),  die  stellenweise  in  großer  Menge  in  ein- 
zelnen Schichten,  namentlich  der  Kreide,  des  Tertiärs  und  des  Quartärs 
weit  verbreitet  sind,  so  in  Braunschweig  und  Hannover,  in  Ost-  und 
Westprenßen,  in  Galizien  und  Podolien  und  in  der  Gegend  zwischen 
Dniepr  und  Wolga  in  Rußland,  im  nördlichen  Frankreich  und  südlichen 
Belgien,  in  England  (Bedfordshire) ;  in  Algier  und  Tunis,  in  Florida  und 
Süd-Carolina.  Zum  Ph.  gehört  auch  der  Sombrerü,  ein  Korallenkalk 
von  der  westindischen  Insel  Sombrero,  der  durch  P^O^-haltige  Sicker- 
wasser aus  auflagerndem  Guano  in  Apatit  verwandelt  worden  ist; 
ähnlich  sind  die  Phosphorite  von  Bedonda,  einer  Insel  der  Gruppe 
der  Antillen  und  auf  der  Insel  Alta  Vola  bei  Domingo  entstanden. 
Endlich  ist  hierher  noch  zu  rechnen  der  OsteoliiK  eine  weiße  erdig- 
lockere  bis  kompakte,  meist  dünnplattige  Masse,  auf  Spalten  und  Klüften 
zersetzten  Basalts,  z.  B.  am  Frauenberg  bei  Marburg,  bei  Ostheim 
unweit  Hanau  etc.,  gewöhnlich  CT-  und  -F-frei. 

Wo  der  Apatit  massenhaft  in  irgend  einer  Form  Torkommt,  bildet  er  ein  tech- 
nisch wichtiges  Mineral  und  wird  seines  Phosphorsäuregehalts  wegen  zur  Herstellung 
künstlicher  Düngemittel  gewonnen.  Dasselbe  geschieht  mit  den  Apatiten  im  süd- 
lichen Norwegen,  in  den  Vereinigten  Staaten  and  in  Kanada,  sowie  mit  den  Phos- 
phoriten im  Lahntal,  in  Spanien,  Frankreich,  Baßland,  Florida,  Bedonda  etc.    AUein 


Apatit.    Pyromorphit  805 

die  Vereinigten  Staaten  produzieren  gegenwärtig  ungefähr  1  Million  Tonnen  Apatit 
im  Jahr. 

(G.  Kose,  Pogg.  Ann.  Bd.  12;  y.  Eokscharow,  Materialien;  C.  Klein,  N.  Jahrb. 
f.  Min.  etc.  1868,  1871,  1872;  Baumhauer,  Zeitachr.  f.  Kryst.  XVIII,  1890,  pag.  31; 
Sitzgsber.  Berl.  Akad.  1887,  u.  1890;  R.  A.  Penrose,  ü.  S.  geol.  Survey,  Bulletin 
49,  1888.) 

Dahllit  Eine  BjO  enthaltende  Verbindung:  2008^*08  .  CaCO^  .  Va-Hi^ 
(kein  Gemenge).  Blaßgelbliche,  fettglänzende  Krusten,  aus  einachsigen  Individuen 
bestehend,  auf  Apatit  von  Ödegarden  bei  Bamle  im  südlichen  Norwegen. 

Svabit  dOosii^sOg .  CaJ^2f  &lso  ein  Arsenfluorapatit,  in  dem  kleine  Mengen 
▼on  Ca  durch  Fb  und  von  F  durch  Cl  und  {OH)  ersetzt  sind.  Kleine  farblose 
Kryställchen  Ton  Jakobsberg  und  Pajsberg  in  Wermland,  Schweden. 

Fyromorpliit  (Grün-,  Bunt-,  Braunbleierz,  z.  T.). 

31*8^208 .  Pba^,  entsprechend  82,27  PbO^  16,71  P^O^,  2,62  CL 
Vielfach  etwas  Ca  statt  Pb  (in  dem  beinahe  dichten,  traubigen,  braunen 
Pdysphärü  von  Freiberg  6,47  CaO  oder  11  Ca^P^O^j  in  dem  ganz  ähn- 
lichen Miesü  von  Mies  in  Böhmen  7,7  Ca^P^Og);  diese  Co-haltigen  P. 
enthalten  auch  etwas  F,  nicht  aber  die  (^freien.  Auch  As  ist 
in  kleiner  Menge  zuweilen  vorhanden  (im  Nussierit  von  La  Nussifere, 
Dep.  Rhone  4^0  As^O^).  Die  Krystallform  (Achsenverhältnis  oben) 
sehr  ähnlich  der  des  Apatits  {P/x  =  139®  38';  mit  dem  JLs-gehalte 
etwas  schwankend).  Parallel  mit  den  Flächen  von  P  geht  ein  ziemlich 
deutlicher  Bl.  Br.  Besonders  häufig  sind  die  Kombinationen  Fig.  153, 
623,  hemiedrische  Formen  aber  noch  nicht  beobachtet.  H.  =  3i — 4. 
G.  =  6,9—7,0,  die  Cä-reichen  leichter,  z.  B.  der  Polysphärit  G.  =  6,09. 
Weiß,  braun,  grttn  in  verschiedenen  Nuancen ;  selten  gelb ;  dichroitisch. 
Demant-  bis  fettglänzend;  durchscheinend.  — D.  Br.,  häufig  anomal  zwei- 
achsig. CO  =  2,139;  6  =  2,124  fiir  Kot.  Schmilzt  v.  d.  L.  sehr  leicht, 
erstarrt  zu  einer  polyedrisch  begrenzten  Perle  und  gibt  Pft-Eeaktion. 
In  Salpetersäure  und  Kalilauge  löslich.  Findet  sich  in  deutlichen, 
nur  aufgewachsenen  Krystallen,  zuweilen  mit  eingesenkten  Basis- 
und  faßartig  mit  bauchigen  Prismenflächen.  Nicht  selten  zu  größeren 
Gruppen  parallel  verwachsen.  Häufig  auch  in  fasrigen  nierigen  Massen. 
Stets  als  Zersetzungsprodukt  von  Bleiglanz  mit  diesem  zusammen  und 
häufig  auf  ihm  aufgewachsen,  in  Begleitung  anderer  Zersetzungspro- 
dukte dieses  Minerals  am  Ausgehenden  von  Bleierzlagerstätten,  so  bei 
Freiberg,  Johanngeorgenstadt  u.  a.  0.  des  Erzgebirges,  bei  Zschoppau 
in  Sachsen,  Mies  in  Böhmen,  Claustal  am  Harz,  am  Bleiberg  bei  Commem 
in  der  Eifel,  bei  Braubach,  Friedrichssegen  und  Ems  in  Nassau,  Hofs- 
grund bei  Freiburg  im  Breisgau,  Schapbach  im  Schwarzwald,  Huelgoet 
und  Poullaouen  in  der  Bretagne,  bei  Phönixville  in  Pennsylvanien,  bei 
Beresowsk  im  Ural,  Nertschinsk  in  Sibirien  etc.  Zuweilen  in  solcher 
Menge,  daß  er  verhüttet  werden  kann.    Bildet  Pseudomorphosen  nach 


806  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

Bleiglanz,  der  auch  umgekehrt  in  den  Formen  des  P.  vorkommt  {Blau- 
U€ierz)\  auch  als  Pseudomorphose  nach  Weißbleierz. 

Mimetesit. 

iPb^As^O^  .  FbCl^\  74,96  FbO,  23,20  As^O^,  2,39  C7;  zuweilen 
kalkhaltig,  z.  B.  der  derbe,  graue  sog.  Hedyphan  von  Longbanshyttan 
in  Schweden  mit  10 — 14  CaO  und  etwas  J5aO;  auch  P^O^  findet  sich, 
ebenfalls  im  Hedyphan,  sodann  vorzugsweise  in  dem  mehr  oder  we- 
niger dunkel  orangeroten  Kampylü,  dessen  sechsseitige  Prismen  mit 
der  Basis  wegen  der  starken  E^rümmung  der  Prismenflächen  auch  eine 
faßähnliche  Gestalt  besitzen ;  dieser  hat  3,34  PgOj  und  etwas  CrOg.  Eine 
Spur  Sb  statt  As  enthält  der  Fleonektit  von  der  Sjögrube  bei  Örebro  in 
Schweden.  Beim  Mimetesit  ist  wie  beim  Pyromorphit  hauptsächlich 
das  Prisma  mit  der  Basis,  sodann  die  Kombination  Fig.  623,  zuweilen 
stark  verkfirzt,  ausgebildet;  selten  sind  hemiedrische  Flächen  (Nert- 
schinsk  in  Sibirien).  Im  Gegensatz  zum  P.  herrscht  hier  im  all- 
gemeinen die  gelbe  Farbe,  doch  sind  die  Erystalle  auch  weiß  und 
grau,  aber  kaum  deutlich  grün.  H.  =  3^—4.  G.  «=  7,2—7,3.  Diamant- 
artiger Fettglanz,  -f-  D.  Br. ;  öfters  anomal  zweiachsig  V.  d.  L.  und 
gegen  Lösungsmittel  wie  Pyromorphit  Findet  sich  in  deutlichen, 
stets  aufgewachsenen  E^rystallen  und  in  derben,  zuweilen  auch  erdigen 
Partien,  nicht  selten  mit  kleintraubiger  Oberfläche.  Seltener  als  Pyro- 
morphit, aber  sonst  wie  dieser,  als  Zersetzungsprodukt  des  Bleiglanzes. 
Johanngeorgenstadt,  Badenweiler  im  Schwarzwald,  Pf  ibram  in  Böhmen, 
Cumberland  (Kampylit),  Phönixville  in  Pennsylvanien,  bei  Zacatecas 
in  Mexiko  etc.  Umhüllt  zuweilen  den  Pyromorphit  in  paralleler 
Stellung. 

Vanadinii  (Yanadinbleierz). 

dP&gFs^B  .P&C2s,  fQr  V  meist  etwas  P,  selten  Ab  (s.  u.).  Hexagonale  Formen 
wie  der  Pyromorphit  und  Mimetesit,  meist  P  und  if,  doch  auch  znweüen  kompli- 
ziertere und  hemiedrische  Formen.  Auch  fasrige  Aggregate  mit  nierenförmiger  und  tran- 
biger  Oberfläche.  Gelb,  braun,  rot,  fettglänzend.  Durchscheinend.  H.=3.  G. =6,8— 7,2. 
y.  d.  L.  stark  verknistemd.  In  SNO^  leicht  löslich.  Ziemlich  verbreitet  mit  Blei- 
glanz, aber  nirgends  in  größerer  Menge.  Berg  Obir  bei  Windischkappel  in  Kärnten, 
Wanlockhead  in  Schottland,  Beresowsk  im  Ural  (hier  mit  einem  Kern  Ton  Pyro- 
morphit isomorph  verwachsen),  Zimapan  in  Mexiko,  Sierra  de  Gordoba  in  Argen- 
tinien; in  erheblicher  Menge  auf  verschiedenen  Gruben  im  Silver-District  von  Arizona 
sowie  in  den  Lake-VaUey-Gruben  in  Neu-Mexiko.  Ein  ^sOs-haltigerYanadinit  von 
dort  ist  der  in  gelben  hexagonalen  Eryställchen  vorkommende  En dlichit  (Websky, 
Sitzgsber.  Berl.  Ak.  1880;  Vrba,  Zeitschr.  f.  Kryst.  V,  1880.) 

Es  seien  hier  zugleich  noch  einige  andere  Vanadinate  von  P&,  Zn  und  auch  von 
Cu  angeschlossen,  für  deren  mehrere,  wie  für  den  Yanadinit,  neuerer  Zeit  ein  Haupt- 
fnndort  in  manchen  Gängen  der  Sierra  de  Gordoba  in  Argentinien  entdeckt  worden 
ist  (vergl.  Rammeisberg  Sitzgsber.  Berlin.  Akad.  1880;  Brackebusch,  Boletin  de  la 
Acad.  nac.  de  Ciencias  en  Gordoba  1883). 


Mimetesit    Vanadinit.  807 

Descloizit.  4i{FbfZn) .  F« O5 .  H^ 0.  Kleine  oliv engrüne,  braune  und  schwarze 
stark  demantartig  glänzende  rhombische  KrystäUchen  {a:b:  0  =  0,6367 : 1 : 0,8046)  von 
der  Sierra  de  Gordoba  in  Argentinien,  den  Lake-Valley- Silbergniben  in  Neu-Hexiko, 
am  Berg  Obir  bei  Windischkappel  in  Kärnten,  mit  Yanadinbleierz  (Websky,  Sitzgsber. 
Berlin.  Akad.  1880).  Vom  Descloizit  ist  wahrscheinlich  nicht  verschieden  der  früher 
für  Zn-frei  gehaltene  i>ec^ent^,  der  in  kleinen  rhombischen  KrystäUchen  oder  klein- 
traubigen,  warzigen  Aggregaten  dünne  Schichten  und  Überzüge  bildet,  so  bei  Kappel 
in  Kärnten,  bei  Niederschlettenbach  in  der  Pfalz  (im  Buntsandsteinletten),  bei  Zäh- 
ringen in  Baden.  Bei  Hofsgrund  unweit  Freiburg  im  Breisgau  rotgelbe  kleintranbige 
Aggregate,  in  denen  ein  Teil  der  FsO»  durch  Äs^O^  ersetzt  ist  {Eusynchit).  Das- 
selbe ist  der  Fall  bei  dem  diesem  sehr  ähnlichen  Araeoxen  von  Dahn  bei  Nieder- 
schlettenbach in  der  Pfalz.  In  dem  Cup rodescloizit  (Tritochorit,  Bamirit),  bräun- 
lichschwarze Krusten  von  San  Luis-Potosi,  in  Mexiko  sind  8%  Cu  statt  Zn  vor- 
handen, sonst  aber  die  Zusammensetzung  des  Descloizits.  An  ihn  schließt  sich  an 
der  Psittacinitf  gleichfalls  Cu  und  etwas  P2O5  enthaltend,  zeisiggrüne  bis  oliven- 
grüue  kleintranbige  Krusten  in  der  Sierra  de  Gordoba  und  in  dem  Silver  Star-Distrikt 
von  Montana,  sowie  das  erdige,  unreine  Vanadinkupferbleierz  (Chilgit)  aus 
der  Mina  Grande  in  Ghile.  Alle  die  genannten  Mineralien  sind  wohl  nichts  anderes 
als  Descloizit  und  nur  als  Varietäten  desselben  aufzufassen. 

Ghemisch  dem  Descloizit  analog  ist  der  Ka Ikvolborihitj  4t{CUj Ca) O.ViO^.H^ 0, 
krystallinische  Aggregate  grüner  bis  grauer  Plättchen  auf  Manganerzen  von  Friedrich- 
roda  im  Thüringer  Wald.  Äußerlich  ähnlich,  aber  ganz  abweichend  zusammengesetzt 
ist  der  Volborthitj  8(0u,  Ca^  Ba) 0 .  F« Ob  .  24JT2 0.  Zeisiggrüne,  dünne,  anscheinend 
hexagonale  Schüppchen,  die  sich  zuweilen  zu  kugeligen  Aggregaten  zusammen- 
häufen; meist  erdige  Anflüge  auf  den  Mineralien  der  Kupfererzgruben  von  Nischne 
Tagilsk  im  Ural  und  auf  den  Sandsteinen  der  permischen  Formation  bei  Wroskresenskoi 
in  Gouvernement  Perm  in  Rußland. 

Dem  Descloizit  steht  jedenfalls  sehr  nahe  der 

Brackebuschit,  kleine,  wahrscheinlich  monokline,  schwarze  Prismen  in  der 
Sierra  de  Gordoba;  man  pflegt  die  etwas  abweichende  Formel:  EsFgOg.^gO  zu 
geben,  wo  E  =  P6,  M»,  Fe^  Zn^  Cu, 

Der  allgemeinen  Formel  nach  schließen  sich  der  Descloizit  mit  seineu  ver- 
schiedenen Varietäten  und  der  Kalkvolborthit  an  die  Gruppe  des  Olivenits  (siehe 
unten)  an,  das  rhombische  Achsenverhältnis  ist  aber  doch  etwas  abweichend. 

Einige  anders  zusammengesetzte  Vanadinate  sind  die  folgenden: 

Mo  ttramit  Aus  schwarzen  grüngelb  durchscheinenden,  kleinen,  undeutlichen 
Krystallen  zusammengesetzte  Krusten  mit  gelbem  Strich  auf  Sandstein  von  Mottram 
St.  Andrews  in  Gheshire,  England.  Die  Zusammensetzung  soll:  bCuO .  ViOt.2H^O 
entsprechend  dem  Erinit  sein,  mit  etwas  PbO.    G.  =  5,894.    H.  =  3. 

Pucheri t  BiVO^  =  jB^O» .  F2O5.  Rhombisch;  a:b:c  =  0,5327 : 1 : 0,3357. 
Sehr  kleine,  stark  glänzende,  braune  KrystäUchen,  stets  aufgewachsen.  H.  =  4. 
G.  =  6,249.  Pucherschacht  bei  Schneeberg,  auch  bei  Eibenstock  in  Sachsen,  sowie  bei 
Ullersreuth  im  reußischen  Voigtlande  (Websky,  Tschermaks  Min.  Mitthlg.  II.  1872). 

Carnotit  Zerreibliche  pulverige  gelbe  Masse  in  Höhlungen  eines  Sandsteins 
von  Montrose  Gounty  in  Kalifornien.  Die  einzelnen  Kömchen  von  unbestimmter 
Form,  doppelbrechend.  In  HCl  leicht  löslich.  Enthält  ca.  20%  F2O5,  64%  ^iO„ 
11%  K2O,  6%  EgO,  sowie  radioaktive  Substanzen.  Stark  durch  Sandkörner  ver- 
unreinigt. 


308  Phosphate,  Arseniate,  Antunoniate,  Vanadinate. 

Isomorphe  Reihe  des  Wagnerits. 

Monokline  Mineralien  von  der  allgemeinen  Formel:  R^^2P04F  =  R^PiOg ,  RF^. 
wo  R  =  Fe  und  Mn,  anch  Ca  und  wo  statt  P  auch  As  eintreten  kann ;  F  ist  ganz 
oder  zum  Teil  dnrch  (OH)  ersetzt: 

a:b:c  ß, 

Wagnerit :  Mg^PO^F. ;  1,9138  : 1 : 1,6054 ;  108»    T. 

Triplit:  (FeMn^PO^F ; 
Triploidit:  (Fe,Mn)2P0^{0H)i  1,8671:1:1,4944;  108«  14'. 

Hierzu  gehören  oder  stehen  jedenfalls  sehr  nahe: 

Adelit :  CaMgÄsO^iOH) ;      2,1978 : 1 : 1,5642 ;  106«  45'. 
Tilasit:  CaMgAsO^F-, 
Sarkinit :  Mn^AsO^iOE) ;        2,0013 : 1 : 1,6880 ;  117«  46'. 

Wagnerit  Mg^PO^F  =  Mg^P^O^ . MgF^.  Kürzere  oder  l&ngere  flächen- 
reiche monokline  Prismen,  weiß  bis  gelb,  durchsichtig  bis  durchscheinend,  lebhaft 
fettgl&nzend.  Muschliger  Bruch.  G.  =  3,0— 3,15.  H.  =  ö— 57«.  Sehr  selten  auf 
Qnarzadem  im  Tonschiefer  angewachsen  bei  Werfen  im  Salzburgischen.  Größere 
Krystalle  und  derbe  gelbe  fettglänzende  Massen,  z.  T.  in  Apatit  verwandelt,  auf  den 
Apatitlagerstätten  im  Kirchspiel  Bamle  im  südlichen  Norwegen  {Kjendfin).  Kry- 
phiolith  ist  ein  neben  Mg  auch  Ca  enthaltender  Wagnerit. 

Triplit  (Eisenpecherz  z.  T.). 

(J^e,lfn^sP2  0g  .  {FeyMn)Ft.  Nur  in  derben,  großkömigen  Aggregaten  bekannt, 
daher  ist  der  Isomorphismus  mit  Wagnerit  etc.  noch  nicht  ganz  sichergestellt.  Dunkel- 
braun; fettglänzend;  höchstens  kantendurchscheinend.  Nach  zwei  aufeinander  senk- 
rechten Richtungen  ungleich  spaltbar;  Bruch  flachmuschlig  bis  uneben.  H.  =  4— 5V2* 
G.  =  3,5—3,8.  Peilau  in  Schlesien,  Schlaggenwald  im  Erzgebirge,  Limoges  in  Frank- 
reich auf  Quarzgängen  im  Granit;  ebenso  in  der  Sierra  de  Cordoba  in  Argentinien. 
Häufig  zersetzt  und  in  heterositähnliche  (pag.  811)  Substanzen  umgewandelt.  Ein  etwas 
H2O  und' viel  Fe^Oz  enthaltendes  braunes  nach  zwei  aufeinander  senkrechten  Richtungen 
spaltbares  Zersetzungsprodukt  des  Triplit  von  Chanteloube  bei  Limoges  ist  Allu- 
audit  genannt  worden.  Ein  verwitterter  Triplit  ist  wohl  auch  der  fleischrote  oder 
lavendelblaue  Sarkopsid  aus  einem  Granitgang  bei  Michelsdorf  im  Eulengebirge 
in  Schlesien.  Zwieselit  (Eisenapatit),  braun,  fettglänzend,  kantendurchscheinend, 
derb  mit  zwei  zueinander  senkrechten  Bl.  Br.,  im  Quarz  des  Granits  von  Zwiesel 
bei  Bodenmais  im  bayrischen  Wald,  ist  ein  Triplit,  in  dem  Fe  vorherrscht.  Talk- 
triplit  f  gelblichrote  Kömer  von  Horr^'öberg  in  Wermland,  Schweden  mit  La- 
zulith,  ist  ein  Ca-  und  Af^-reicher  Triplit. 

Triploidit  Ein  Triplit,  in  dem  ^  isomorph  durch  f'O^^  ersetzt  ist.  Mono- 
kline Krystalle  sind  selten,  meist  bildet  der  Tr.  gelbe  bis  braune,  durchscheinende 
bis  durchsichtige  fasrige  Aggregate  mit  glasartigem  bis  fettig -^iftmantartigem 
Glanz.    H.  =  41/8—5.  G.  =  3,697.    Branchville  in  Connecticut. 

Adelit  (siehe  oben).  Graugelb,  wachsglänzend,  meist  derb  von  Longban,  Nord- 
marken etc.  in  Wennland,  Schweden.  Ein  Fluoradelit  ist  der  violettgraue  Tilasit 
von  Longban. 

Sarkinit  (Polyarsenit).  Hellrot,  oft  kuglige  Gruppen,  von  Pajsberg  und  Örebro 
in  Schweden  ist  das  dem  Adelit  entsprechende  Manganarseniat. 

Einige  andere  fluorhaltige  Phosphate  und  Arseniate  sind: 

Herderit  CaBePOiiF^  OH),  Dieselbe  allgemeine  Formel  wie  Wagnerit. 
aber  rhombisch  oder  monoklin  mit  größter  Annäherung  an  das  rhombische  System. 


Isomorphe  Beihe  des  Wa^erits.  809 

(^  =  900  ß<).  Farblose  oder  schwach  gelbliche,  glasglänzende  Erystalle  mit  Zinnstein, 
Topas  Tmd  Beryll  bei  Stoneham  n.  a.  0.  in  Maine,  früher  als  große  Seltenheit  bei 
Ehrenfriedersdorf  im  Erzgebirge.  Spodioait  Aschgraue,  rhombische  Krystalle, 
waren  vielleicht  ursprünglich  die  dem  Wagnerit  entsprechende  Ca -Verbindung; 
Wermland  in  Schweden. 

Ämhlygonit  LiAlPO^  =  ÄkP%Os  .  2LiF,  wo  F  z.  T.  durch  {OH)  er- 
setzt. Triklin,  aber  meist  derb.  Weiße,  fettglänzende,  durchscheinende,  nach  drei 
schief  zueinander  stehenden  Richtungen  spaltbare  Stücke  oder  kömige  Aggregate 
im  Granit  von  Penig  in  Sachsen,  Montebras  (Dep.  Creuse)  {Montebrasit);  Paris  und 
Hebron  in  Maine  {Hebronit).  Der  Morinit^  ein  HtO-haltiges  Fluorphosphat  von 
AI  und  Nüj  ist  wohl  ein  Zersetzungsprodukt  des  Montebrasit. 

Durangit  NaAlAnOiF ^=  Al^As^O^  ,  2NaF ,  also  ein  ganz  analog  dem 
Amblygonit  zusammengesetztes  Arseniat  mit  Na  statt  Zt,  jedoch  monoklin.  Röt- 
liehgelbe glasglänzende,  aber  meist  rauhflächige  Kiystalle  mit  Topas  auf  den 
Zinnerzgängen  yon  Coneto,  Staat  Durango,  Mexiko. 

Phosphate  etc,  ohne  F  und  Gl. 

Phosphate  mit  seltenen  Erden: 

Hussakit  mit  Xenotim. 

Der  Hu  ssakit  ist  Tttrium-Sulfophosphat :  3^  0^ .  SP^  O5 .  80^ ;  eine  Analyse 
ergab:  6,13  80,,  33,01^206;  60,24  5,08  (=43,43  Y, 0,  + 14,82 ^r,0,  + 1,99  Gd^O,). 
Quadratisch  und  sehr  nahe  übereinstimmend  mit  Zirkon;  niedrige  Oktaeder  P  (111). 
82»  34'  S.  K.  und  124»  26'  E.  K.,  zuweilen  ein  steileres  Oktaeder  SP  (331),  die 
Seitenkanten  von  P  zuschärfend.  Nach  den  Flächen  des  1.  Prismas  ooP  (110)  sehr 
deutlich  spaltbar.  H.  =  5.  G.  =  4,587.  Gelblichweiß  bis  dunkelbraun ;  frisch  glas- 
glänzend und  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Außerordentlich  starke  -|-  ^>  Br.  und 
hohe  Brechungskoeffizienten.  Ungestört  einachsig.  In  den  Diamantsanden  von  Dattas 
bei  Diamantina  in  Minas  Geraes,  Brasilien,  in  Form  kleiner  z.  T.  stark  abgerollter, 
ringsum  ausgebildeter  KrystäUchen. 

Der  Xenotim  (Ytterspat)  stimmt  krystallographisch  völlig  mit  Hussakit  über- 
ein, enthält  aber  gar  keine  oder  nur  wenig  Schwefelsäure  in  schwankenden  Mengen. 
Er  ist  in  der  Hauptsache  das  Tttriumphosphat:  YPO4  =  Y208.PsOo,  in  dem  jedoch 
statt  Yttrium  viel  Erbium  und  auch  Cerium  vorhanden  ist;  kleine  Mengen  SiOi^ 
ThOi  ^uid  ÜOt  beruhen  wohl  auf  Beimengungen.  Spaltbar  nach  ooP  (HO).  H.  ^  4Vb. 
G.  =  4,45 — 4,68.  Trübe;  nur  in  dünnen  Splittern  durchscheinend.  Gelb  und  braun 
in  yerschiedenen  Nuancen,  auch  fleischrot  Fettig  glänzend  bis  matt.  -)-  D.  Br. 
Unschmelzbar;  durch  Säuren  nicht  angegriffen.  Das  ganze  Verhalten  zeigt,  daß  der 
Xenotim  nur  ein  Hussakit  ist,  der  seine  Schwefelsäure  teilweise  oder  ganz  verloren 
hat;  diese  läßt  sich  aus  dem  letzteren  auch  durch  alkalische  Flüssigkeiten  leicht 
ausziehen.  Meist  eingewachsen  in  granitischen  Gesteinen  in  kleinen  vollkommenen 
Krystallen :  Schreiberhau,  sowie  Schwalbenberg  bei  Königshayn  in  Schlesien ;  Pisek  und 
Schüttenhofen  im  Böhmer  Wald ;  Hitterö  (zuweilen  mit  Malakon  parallel  verwachsen), 
Arendal,  Elragerö  etc.  im  südlichen  Norwegen;  Ytterby  in  Schweden.  Ausgewittert 
in  den  Goldsanden  von  Georgia  und  Nord- Carolina;  auch  in  den  diamantführenden 
Sauden  von  Minas  Geraes  und  Bahia  in  Brasilien  {Castelnaudit).  Nichts  anderes  als 
Xenotim  (oder  Hussakit)  ist  der  seltene  Wiaerin^  wahrscheinlich  frei  von  Cererden, 
kleine  gelbe,  stark  glänzende  Eryställchen,  aufgewachsen  auf  Gneiß  an  der  Fibbia 
im  St.  Gotthard-Gebiet  und  auf  der  Alp  Lercheltini  im  Binnental  im  Wallis  mit 
Anatas. 


810  Phosphatei  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

Monazit. 

{Ce,  La,  Di)  PO^={Ce,  La,  IH)^O^.P^O^,  daneben  ^-18%  ThO^, 
SiO^  etc.,  die  wohl  wie  beim  Xenotim  wenigstens  teilweise  auf  Bei- 
mengungen (vielleicht  als  Orangit)  beruhen.    Monoklin,  meist  tafel- 
förmig nach  der  Querfläche;  nach  der  Längsfläche  voUkommen  spalt- 
bar.   H.  =  5 — 5J.    G.  =  4,9—5,25.    Rötlichbraun  bis  fleischrot,  auch 
gelb.    Meist  trübe  und  fettig  glänzend;  selten  durchsichtig.    Schwer 
schmelzbar,    von   HCl    zersetzt.     Wie   Xenotim    und  zuweilen    mit 
ihm  eingewachsen  in  granitischen  Gesteinen  in  meist  kleinen  Kry- 
stallen:  Schreiberhau  im  Riesengebirge;  Schüttenhofen  in  Böhmen; 
Nöterö  in  Norwegen  {Urdif)\  bei  Miask  im  Ilmengebirge ;  in  Connec- 
ticut bei  Norwich  {Edward^)  und  Watertown  {Eremit);  in  großen  bis 
20  Pfund  schweren  Krystallen  und  derben  Massen  bei  Amelia  in  Vir- 
ginien ;  in  Georgia ;  Nord-  und  Südkarolina  und  noch  sonst  vielfach  in 
den  Vereinigten  Staaten;  in  Brasilien  etc.   Ausgewittert  vielfach  in  den 
durch  Zersetzung  dieser  Gesteine  entstandenen  Sauden,  z.  T.  in  großer 
Menge  besonders  in  Gold-  und  Diamantseifen:  in  Sanarka  im  Ural 
und  in  Ostsibirien;  in  Georgia,  Nord-  und  Süd-Carolina  etc.  in  den 
Vereinigten  Staaten;  im  Rio  Chico  bei  Antioquia  in  Columbien,  in 
Brasilien  in  Minas  Geraes,  sowie  in  Bahia,  wo  der  Diamantsand  von 
Caravellas  zum  großen  Teil  aus  gelben  glänzenden  Monazitkömem 
besteht;   in  Tasmanien   eta     Als   feine   fast   mikroskopische   gelbe 
Nädelchen  im  Apatit  von  Arendal  (Kryptolith  oder  Phosphocerü),    Auf- 
gewachsen auf  Klüften  der  krystallinischen  Schiefer,  kleine  braun- 
gelbe stark  glas-  bis  diamantglänzende  Kryställchen,  an  mehreren 
Orten  in  den  Alpen  (Dauphinfe,  Binnental,  Tavetsch,  bei  Prägratten  in 
Tirol  etc.);  sowie  in  den  vulkanischen  Auswürflingen  des  Laacher 
Sees  mit  Sanidin  {Turnerit), 

Der  Monazit  ist,  wie  auch  andere  thorhaltige  Mineralien,  wegen 
seines,  meist  kleinen,  Thorerdegehalts  technisch  wichtig,  da  er  das  Haupt- 
material  für  die  Fabrikation  der  Strümpfe  für  das  Gasglühlicht  bildet 
Benutzt  wird  ausschließlich  der  M.  aus  den  Sauden  und  zwar  besonders 
in  Georgia,  in  Nord-  und  Südkarolina,  in  Australien  und  vor  allem 
in  Brasilien. 

(Nitze,  16.  Annual  Report  U.  S.  geol.  Survey  1897;  Bowman,  Zeitschr.  f.  Kryat 
33,  1900,  pag.  113.) 

Isomorphe  Reihe  des  Triphylin. 

Normale  rhombische  Doppelphosphate  einwertiger  {Na,  Li)  imd  zweiwertiger 

{Fe,MnjBe)  Metalle: 

a:b:c 

TriphyUn :  L%iFe,  Mn)POi ;    0,4348 : 1 : 0,5266. 
Lithiophüit :  2/i(Afn,Fc)P04;    0,446   :l:0,ö55ca. 
Natrophüit :  iVa(Afn,jPe)P04;   0,472   :l:0,öö3  ca 

Beryllonit :  NaBePO^ ;  0,5724 : 1 : 0,5490. 


Monazit.    Isomorphe  Beihe  des  Triphylin  nnd  Berzeliit.  811 

Triphylin. 

Li{Fe,Mn)FO^  =  IAt0.2{Fe,Mn)O.PiOi.  Rhombisch,  aber  Krystalle  selten; 
meist  derbe  großkrystallinische  Aggregate  mit  einem  dentlichen  Bl.  Br.  Grünlich- 
grau mit  blauen  Flecken,  die  durch  Verwitterung  {FeO  geht  in  FezO^  über)  ent- 
stehen. Fettglänzend,  kantendurchscheinend.  G.  =  3,5 — 3,6.  H.  =  4 — 5.  Leicht 
schmelzbar  und  in  HCl  löslich.  Im  Granit  vom  Babenstein  bei  Zwiesel  im  bayr. 
Wald;  Eetyö  im  Kirchspiel  Tamela,  Finnland,  mit  etwas  MgO  (Tetraphylin);  Nor- 
wich  in  Massachusetts  und  Grafton  in  New-Hampshire.  Hier  ist  mit  dem  grünlich- 
grauen Tr.  der  Li^O-fxeie,  monokline  lachsfarbige  Graftonit  {FeyMnjCa)^PtOi  in 
dünnen  Lagen  yerwachsen.  Per  Tr.  geht  durch  stärkere  Verwitterung  in  den  braunen 
undurchsichtigen,  aus  Wad  und  Kraurit  gemengten  Pseudotriplit  über.  Ein 
ähnliches  Zersetzungsprodukt  des  Triphylin  ist  wahrscheinlich  der  grünlichgraue  ins 
Blaue  und  Braune  spielende  Heterosit  (Hetepozit)  von  Limoges  im  südlichen  Frank- 
reich; vielleicht  auch  z.  T.  der  Älluaudit  von  Chanteloube  bei  Limoges  und  von 
Norwich  (siehe  unten  pag.  825). 

Lithiophilit  (siehe  oben).  Unterscheidet  sich  von  Triphylin  wesentlich  nur 
durch  das  Vorwiegen  des  Mhj  statt  des  Fe.  Zwischen  beiden  keine  Grenze,  sondern 
alle  möglichen  Übergänge;  stets  aber  ist  der  JDi-Gehalt  ziemlich  derselbe  (ca.  9% 
LiiO).  Der  Lithiophilit  ist  lachsrot  bis  braungelb,  und  findet  sich  auf  der  Erzlager- 
stätte von  Branchville  in  Connecticut,  sowie  bei  Tubbs  Farm  in  Maine.  Der  relative 
Gehalt  von  Fe  und  Mn  hat  einen  sehr  großen  Einfluß  auf  die  optischen  Verhält- 
nisse. Mit  Zunahme  des  Fe  steigen  die  Brechungskoeffizienten  rasch  bei  gleich- 
zeitiger Abnahme  der  Achsenwinkels  etc.  (Penfield  und  Pratt,  Amer.  Joum.  60, 
1895,  pag.  387;  Sommerfeldt,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1899,  I,  152.) 

Natrophilit.  Dunkel  weingelb,  sehr  selten  bei  Branchville,  Connecticut,  mit 
Lithiophilit. 

Beryllonit  (siehe  oben).  EurzprismatLsche  bis  tafelförmige  sehr  flächen- 
reiche rhombische  Krystalle  mit  vollkommener  basischer  Spaltbarkeit  im  zersetzten 
Granit  von  Stoneham  in  Maine.  Glasglänzend;  farblos  bis  gelblich.  G.  ~  2,843. 
H.  =  5Va— 6.    Auf  dem  Bruch  quarzähnlich. 

Isomorphe  Reihe  des  Berzeliit 

Beguläre  normale  Arseniate  und  StLbiate  zweiwertiger  Metalle. 

Berzeliit:  {CajMgjMnj^ÄStOg. 
Monimolit:  {Fb,Fe,Mn)S\0^. 

Berzeliit  (Kühnit).  Gelbe,  fettglänzende  Kryställchen  und  Kömer  mitHaus- 
mannit  eingewachsen  im  Kalk  von  Longban  in  Wermland,  Schweden.  Natron- 
berzeliit  mit  einem  kleinen  Natrongehalt.  Pyrrhoaraenit  (Manganberzeliit) 
ist  ifn-reich  und  enthält  etwas  Sb  statt  As;  findet  sich  als  rote  Adern  im  Haus- 
mannit  der  Sjö-Grube  bei  örebro,  Schweden.  Der  Berzeliit  ist  z.  T.  anisotrop  und 
büdet  so  wahrscheinlich  eine  zweite  rhombische  Modifikation.  Ihr  entspricht  viel- 
leicht der  Karyinit  (Mn^Pb\ÄB20%,  braun,  fettglänzend,  der  den  Berzeliit  bei 
Longban  begleitet. 

Monimolit  Dunkelbraun,  zuweilen  ins  Grün,  auch  schwarz.  Fettiger  bis 
halbmetallischer  Glanz.    Pajsberg  und  Longban  in  Wermland,  Schweden. 

Es  schließen  sich  hier  noch  an: 

Arseniate. 
CarTOin«i?a«  (Carminit).  10JPe^O4.P68il58O8==5(Fe,O8.A«sO5).3P6O.AB8O5. 


812  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

Bildet  rote,  büschelige  nnd  traabige  Aggregate  feiner  rhombischer  Nfidelchen  anf 
Qaarz  nnd  Branneisenstein  bei  Horhansen,  Kreis  Altenkirchen,  Rheinprovinz. 

Antimoniate. 

Manganostibiit  Vielleicht  MniQ{Sbj Asj^Oi^;  schwarzbraune,  dem  Haos- 
mannit  ähnliche  Eomer  im  Kalk  anf  den  Manganerzlageratätten  von  Nordmarken 
in  Wermland.  Ähnlich,  aber  mit  etwas  Fe  der  Hämatostibiit  von  dort.  Beide 
wie  eine  große  Zahl  anderer  mit  besonderen  Namen  belegter  Antimoniate  Ton  Werm- 
land sind  noch  nicht  genau  bekannt. 

Tripuhyit.  2FtO,8h^Oi,  Mikrokrystallinlsche  Aggregate  stark  doppelt- 
brechender Kömchen  von  matt  grünlichgelber  Farbe.  G.  =  5,80.  Im  zinnober- 
haltigen  Sande  von  Tripnhy,  Hinas  Geraes,  Brasilien  mit  den  beiden  Titanoantimo- 
niaten  Derbylith  nnd  Lewisit. 

Derbylith.  FeSb^O^  .  bFeTiO^  mit  24,19  Sb^O^  und  34,56  TiO^.  Harz- 
glänzende, schwarze,  dunkelbraun  durchscheinende,  staurolithähnliche  Durchkreuzungs- 
zwillinge des  rhombischen  Systems.  G.  =  4,&3.  H.  »  5  ca.  Von  Säuren  nicht  an- 
gegriffen.   Mit  Tripuhyit  und 

Lewisit  ^CaSb^O^ ,2CaTiOt,  mit  68,4S5,Ob  und  11,7  TiO^.  Honiggelbe  bis 
kolophoniumbraune,  glas-  bis  fettglänzende,  nach  den  Flächen  spaltbare  reguläre 
Oktaederchen  aus  den  zinnoberführenden  Sauden  von  Tripnhy  bei  Ouro  Preto  in 
Hinas  Geraes,  Brasilien.  G.  =  4,96.  H.  =  5.  Von  Säuren  nicht  angegriffen.  Dem 
Lewisit  sehr  ähnlich  ist  der 

Mauzeliit  von  Jakobsberg  in  Wermland,  Schweden,  ein  ebenfalls  reguläres 
Titanoantimoniat  yon  Fb  und  Ca  mit  8^/o  TiOt  und  etwas  Fluor. 
(Vergl.  auch  Atopit  pag.  799.) 


b)  Wasserhaltige  Phosphate,  Arsenlate  etc. 

Fast  keines  von  erheblicher  Bedeutung.  Allermeist  Verwitterungsprodukte. 
Die  Quelle  der  Phosphorsäure  ist  wohl  beinahe  immer  der  Apatit  oder  organische 
Substanzen,  besonders  der  Guano.  Die  Arsensäure  ist  entstanden  durch  Zersetzung  von 
Arsenmineralien  aus  der  Klasse  der  Schwefel-  etc.  Verbindungen;  Antimonsäure, 
durch  die  Zersetzung  der  entsprechenden  Antimonmineralieji.  Arseniate  und  Anti- 
moniate sehr  leicht  schmelzbar.    Alle  in  Säuren  15slich. 

NH^'  und  Ca-haltige. 

StruTlt. 

{NH^)MgPO^ .m^0  =  {NH^\0 . 2MgO .P^O^.  12n^0.  Rhombische 
stets  eingewachsene  Erystalle  mit  ausgezeichnetem  Hemimorpliismus 

(Fig.  627);  a  =  P55(101),  a/a  =  630  4r  (oben);  b  = 
4P5S  (041),  bfb  =  30M0' ;  c  =  PS  (011),  cjc  =  96^  16' ; 
n  =  ooP5S(010);m  =  iP55(103);o  =  OP(001);  a:b:c 
=  0,5664  : 1 : 0,9121.  (Sadebeck,  Tschermaks  lün.  MittheUg., 
Fig  627  ^®'^'''   ^^^'     Ka^ows^ty»    Ztschr.   f.  Kryst.,   XI.,   1886,  pag.  1). 

G.  =  1,66—1,75.  H.  =  1^—2.  Spaltbar  nach  n  und 
besonders  gut  nach  o.  Durchscheinend;  graue  bis  braune  Krystalle 
in  einer  Moorerde  in  Hamburg;  in  Homburg,  Marburg  und  Braun- 


Struvit.  813 

schweig  wahrscheinlich  in  alten  Düngergruben;  im  Guano  in  den 
Skipton-Höhlen  bei  Ballarat  in  Australien  und  an  der  Westküste  von 
Afrika  (Gruanit). 

Eine  Anzahl  ähnlicher  Mineralien  findet  «ich  ehenfaUs  im  Gnano  und  in  dem 
mit  Gnano  in  Beziehnng  stehenden  Phosphorit  (vergl.  Sombrerit  pag.  804).  Es  sind 
die  sog.  Gnanomineralien. 

Im  Gnano  der  Skiptonhöhlen  hei  Ballarat  in  der  Kolonie  Victoria,  Australien: 
Sannayit  {NE4)tMg^P^Ou.lOH%0  =  [NHi\0  .31f^O.2PaO5.10fiiO;  trikline 
Prismen.  Newheryit  2MgO . P^O^ .IH^O;  große  rhombische,  in  einer  Richtung 
Tollkommen  spaltbare,  wasserhelle,  durch  Guanostaub  getrübte  Talein.  H.  :=3. 
G.  «=2fl<    Auch  im  chilenischen  Guano. 

Stercorit  HNa{Nßi)PO^  ,  ^H^O^H^O.iNH^^O.Na^O .P^Oi.SH^O.  Das 
sog.  Phosphorsalz.  Monoklin.  Findet  sich  in  krystallinischen  weiOen  bis  gelblichen 
durchscheinenden  Knollen  im  Guano  der  Ichaboe-Insel  an  der  Westküste  von  Afrika, 
sowie  in  dem  der  GnaSape-Inseln  an  der  Peruanischen  Küste. 

Aus  Westindien  stammen: 

Brushit  HCaPO^. 211^0  =  H^0.2CaO.PtOi,AHtO,  Kleine, glänzende, mono- 
kline  Kryställchen  (isomorph  mit  Pharmakolith  siehe  unten),  die  zu  farblosen  Gruppen 
und  Krusten  vereinigt  sind.  Im  Sombrerit  von  Sombrero  und  im  Guano  der  Insel 
Mona  zwischen  Haiti  und  Portorico. 

Auf  der  Insel  Sombrero  begleitet  von  Metahrughit,  2HC<kP0i.^H^0,  eben- 
falls monoklin,  und  von  dem  amorphen  Kollophan^  Ca^P^O^ . H^O  =■  SCaO . PsOs . HtO 
der  Klüfte  erfüUt  (vergl.  Monit). 

Auf  der  Insel  Mona  begleitet  Ton  Monetit  Ca^P^Oi^H^O  {oäer HCaPO^). 
Farblose  Aggregate  kleiner  trikliner  Kryställchen  bilden  2—3  Zoll  dicke  Adern  und 
Krusten  in  dem  von  Guano  überlagerten  Tertiärkalk  und  Gips  der  westindischen 
Inseln  Moneta  und  Mona.  Zusammen  mit  dem  weißen  amorphen  und  erdigen 
Monitj  CaiP^iOs.SHiO  von  dort,  der  vielleicht  vom  Kollophan  nicht  verschieden 
ist.  Pyroklasitj  der  sog.  harte  Guano,  von  der  Monks-Insel  in  der  karaibischen 
See  ist  wohl  nichts  als  ein  Gemenge  von  Monetit  und  Monit. 

Martinit  2HiCa^^0^i,HtO  =  2{E^O ,bCaO ,2P^0^).H^0,  Kleine rhombo- 
edrische  Kryställchen  bilden  weiße  Aggregate  und  hohle  Pseudomorphosen  nach  Gips 
in  den  mit  Guano  verbundenen  Phosphoriten  an  der  Südküste  von  Curacao. 

(Siehe  auch  Bobierrit  und  Minervit.) 

Ohne  Verbindung  mit  Guano  sind  die  folgenden  Phosphate: 

Isoklas,  CüiPi  0» .  ÖH2 0  =  4CaO .  P«  O5 .  6fli  0.  Monokline  weiße  Nadeln 
und  Prismen  von  Joachimstal. 

Messelit  2{^Ca,Fe)tP%0^.bEtO^^Ca,Ft)0  ,PiO^,2%H20.  Sternförmig  an- 
geordnete, undeutliche,  trikline  KrystäUchen  auf  bituminösem  Schieferton  von  Messel 
bei  Darmstadt;  farblos  bis  bräunlich. 

Anapit  (Tamanit).  Ca^FePi Og .  45^ 0  =  2 CaO .  FeO  .P^O^. IHg 0.  Schwach 
grünliche,  durchsichtige,  lebhaft  glasglänzende,  trikline  KrystäUchen  in  einem 
oolithischen  LimoniÜager  bei  Anapa  am  schwarzen  Meer  auf  der  Halbinsel  Taman. 

Hieran  schließen  sich  einige  Arseniate: 

Pharmakolith  (Arsenblttte  z.  T.). 
SCaAuO^,  .  2^20  =  E^O  .  2CaO  .  ASiO^  .  4BiO.      Monoklin.      a\h\c=^ 


814  Phosphate,  Aneniate,  Antimoniatei  Yaoadinate. 

0,6137:1:0,3622;  ^  =  96*47'.  Isomorph  mit  dem  oben  beaehriebenen  Bmshit, 
HCaP04.2HtO,  wo  a: 6 :c  =  0,6236: 1:0,3548;  ß=9e^  dß*.  Kleine  Nlldelch^i  imd 
Härchen  bilden  radialfasrige  Engeln  nnd  Ernsten  mit  mndlicher  stachliger  Ober- 
fläche nnd  Ton  schneeweißer  Farbe.  Hänfig  anch  erdige  Beschläge,  die  gewöhnlich 
dnrch  beigemengte  Eobaltblüte  rot  gefärbt  sind  (Eobaltbeschlag  z.T.);  selten  durch 
Nickelblüte  grfin.  Stets  als  Aosbltthnng  anf  Speiskobalt  nnd  anderen  ii^-Hineralien, 
dnrch  deren  Verwitterung,  die  Arsensänre  des  Minerals  entsteht.  Bieber  nnd  Riechels- 
dorf  in  Hessen,  Joachimstal  etc.  im  Erzgebirge,  Wittichen  im  Schwarzwald,  Markirch 
in  den  Yogesen.  Der  Fikropharmakolith  von  Biechelsdorf,  Freiberg  etc.  ent- 
hält etwas  MgO,  anch  mehr  SfO,  jedoch  weniger  Äs^O^j  ist  aber  sonst  dem  Ph. 
ganz  ähnlich.     Der  Ph.  geht  bei  100®  C  dnrch  Wasserrerlnst  in  Haidingerit  über. 

Wapplerit  2H{Ca, Mg)Aj804  .  7^80  =  E^O  .  2{Ca,  Mg)0  .  Äs^O^  .  7J3iO. 
Monokline  Eryställchen  bilden  wasserklare  hyalitähnliche  Ernsten  nnd  Überzftg-e  mit 
mndlicher  Oberfläche,  zuweilen  als  Unterlage  des  Pharmakoliths,  bei  Bieber,  Riecheis- 
dorf, Wittichen,  Joachimstal  und  Schneeberg  etc.  Verliert  bei  100®  ebenfalls  S^O 
und  bildet  Haidingerit. 

Haidingerit  RCJaAaO^ . E^O ^ H^O ,2CkiO , Ab^O^ ,2B:^0.  Eleine  rhom- 
bische Eryställchen  bilden  weifie  Ernsten.  Sehr  selten  mit  Pharmakolith  und  Wapp- 
lerit bei  Joachimstal,  bei  Wittichen  und  auf  Grube  Wolfgang  bei  Alpirsbach  im 
Schwarzwald.  ^  Entsteht  durch  JTgO-Verlust  bei  100®  aus  den  Aggregaten  beider 
genannten  Mineralien. 

Rb  8  Bier  it.  HtMg^ÄSi  0« .  14^2  0.  Dttnne  weiße  oder  farblose  Plättchen  von 
Bieber  in  Hessen  im  Eupferschiefer  (vergl.  Hömesit,  unten). 

Roselith,  (Ca,Co,Mg\ABt0^.2H^O=2{Ca,Co,Mg)0 .AM^Oi.2HtO,  Eleine 
trikline,  dunkelrosenrote,  beim  Erhitzen  blau  werdende  Eryställchen,  die  zuweilen  zu 
kugeligen  Aggregaten  yereinigt  sind.  Geben  mit  HCl  eine  blaue,  beim  Verdünnen 
rot  werdende  Lösung.    Auf  Quarz  bei  Schneeberg  in  Sachsen;  traubig  bei  Wittichen. 

Brandtit.  Ca^MnAs^0^.2HtO  =  2CaO ,MnO .AB^0^.2HiO.  Wie  in  der 
allgemeinen  Formel,  so  in  der  triklinen  Erystallisation  dem  Eoselith  sehr  ähnlich 
und  wohl  mit  ihm  isomorph.  Weilt.  Von  Pajsberg  in  Wermland,  Schweden.  Eben- 
falls nahe,  aber  doch  in  der  Form  verschieden,  steht  das  entsprechende  Phosphat: 

Fairfieldit  Ca^MnF^O^ . 2H^0  =  2CaO .  MnO . F^O^ . 2H^0.  Weiße  bis 
blaßgelbe,  radialstrahlige  Aggregate  trikliner  Eryställchen  mit  einem  yoUkommenen 
Bl.  Br.  Ton  Brauch  nlle  in  Connecticut. 

MgO-,  FeO-,  MnO,  CoO-,  NiO-,  ^O-haltige. 
Isomorphe  Reihe  des  Viuianita. 

Monokline  Mineralien  von  der  allgemeinen  Formel:  R^^iF^Os . QH^Of  wo  12  = 
Mg,  Fe,  Co,  AI,  Zn  und  vielfach  Ab  statt  P.  Nur  wenige  in  deutlichen  Erystallen 
bekannt.    Ein  vollkommener  Bl.  Br.  nach  der  Sym.  Eb. 

aihic  ß 

Bobierrit :  ^UgO  .F^Of,.  SB, 0 ;  103®  ca. 

Hömesit:  33/5^0. As jOa.SflgO; 

Vivianit:  2>FtO ,F^Or,,%R^O\  0,7498:1:0,7017;  104®  26'. 

Symplesit :  3-PeO . Asj Oß .%H^0\  0,7806 : 1 : 0,6812 ;  107®  13'. 

Eobaltblüte:  3CoO .  AsjOa  .  %H^0\  0,7937  : 1 : 0,7356;  105®  9*. 

Nickelblüte:  ^1^x0 .Ab^Oj,.^H^O\ 

Cabrerit :  3(iVi,  Mg,  Co)0 .  As^O^  .  SH^O] 
Eöttigit:  3(Z»,  Co,  Ni)0 .  Ab^O^  .  85,0; 


Vivianit.  815 

TlTlanlt  (Blaueisenerz). 
Fe^F^O^  .SH^O  =  3FeO  .P.O^,  8H^0.  Die  monoklinen  meist  dünn- 
prismatischen  Krystalle  sind  stets  aufgewachsen.  Achsenverhältnis 
siehe  oben.  Sie  sind  meist  zu  radialfasrigen  und  -stengligen,  nieren- 
f&rmigen  und  kugligen  Aggregaten,  zu  Rosetten  etc.  vereinigt.  Nach 
der  Längsfläche  deutlich  spaltbar;  die  dünnen  Spaltungsplättchen 
milde  und  biegsam.  H.  =  2.  G.  =  2,6—2,7.  V.  d.  L.  leicht  schmelz- 
bar zu  magnetischer  Schlacke.  In  HCl  löslich.  In  dünnen  Plättchen 
durchscheinend  bis  durchsichtig.  Glasglanz,  auf  dem  Bl.  Br.  perl- 
mutterartig. Meist  dunkel  indigoblau  und  stark  dichroitisch ;  zuweilen 
mehr  ins  Grüne.  Strich  hell,  aber  an  der  Luft  dunkler  blau  werdend. 
Ursprünglich  im  ganz  frischen  Zustande  farblos,  erst  durch  weitere 
Oxydation  unter  Bildung  eines  basischen  Eisenoxydphosphats  all- 
mählich blau.  Die  blauen  Erystalle  geben  auch  stets  eine  nicht  un- 
beträchtliche Menge  Fe^O^  bis  zum  vollständigen  Verschwinden  des 
FeO.  Farblose  Krystalle  sind  kaum  bekannt,  z.  B.  bei  Middletown  in 
Delaware;  sie  enthalten  kein  Fe^O^;  und  werden  in  der  Luft  blau- 
grün. Der  Übergang  von  weiß  in  blau  ist  oft  bei  der  erdigen 
Varietät  zu  beobachten.  Diese  bildet  sich  häufig  in  Torfmooren  etc. 
und  ist  zuerst  ein  weißes  Pulver,  das  an  der  Luft  rasch  blau  wird 
{Blaueisenerde).  Schöne  Krystalle  bei  Bodenmais  auf  Magnetkies;  bei 
St.  Agnes  in  Cornwall  auf  Spalten  des  Tonschiefers  und  auf  Pyrit; 
bei  La  Bouiche,  Commentry  und  Crausac  in  Frankreich  auf  Schlacken 
eines  Steinkohlenbrands.  Strahlige  Aggregate  zu  Anglar,  Dep.  Hte.- 
Vienne  (Anglarit)]  solche  auch  zuweilen  im  Innern  fossiler  Muscheln, 
so  bei  Kertsch  in  der  Krim  und  in  den  Mullica  Hills  in  New-Yersey 
{MuTlictt).  In  den  Knochen  fossiler  Tiere,  zuweilen  in  KrystäUchen, 
z.  B.  im  Laibacher  Torfmoor,  im  Sande  bei  Middletown  in  Delaware 
(hier  farblos)  etc.  Die  Blaueisenerde  ist  weit  verbreitet  und  über- 
zieht Torf,  Ton,  Raseneisenstein  im  norddeutschen  Flachland,  in 
Holland  etc.  Auch  in  der  Braunkohle  von  Weckesheim  in  der 
Wetterau  mit  Konkretionen  von  krystallisiertem  Vivianit. 

(G.  V.  Kath,  Pogg.  Ann.  Bd.  136,  1869,  pag.  406;  Gärtner,  Diss.  Rostock  1897 
(Blaueisenerde).) 

Sympleait  Ein  ArsenTiyianit  (siehe  oben).  Blaugrüne  meist  büschelförmig 
gruppierte  Nädelchen  von  Lobenstein  im  reuß.  Yoigtlande,  Lölling  in  Kärnten  und 
Felsöbanya  in  Ungarn. 

Bohierrit  (siehe  oben).  Lockere  weiße,  ans  feinen  Nädelchen  bestehende 
Knollen  im  Guano  von  Mejillones  in  Chile.  Im  Hautefeuillit  mit  dem  Apatit 
von  Ödegarden  bei  Bamle  in  Norwegen  ist  etwas  MgO  durch  CaO  vertreten. 
Hörnesit  (siehe  oben),  das  dem  B.  entsprechende  Arseniat.  Ziemlich  große,  aber 
nicht  sehr  deutlich  begrenzte,  sternförmig  gruppierte,  weiße  bis  rosenrote,  milde  und 
weiche,  gips-  oder  talkähnliche  Krystalle  mit  einem  deutlichen  Bl.  Br.;  früher  war  nur 
ein  Stück  unbekannter  Herkunft  (Oravicza  oder  Cziklova  im  Banat?)  vorhanden, 
später  auch  bei  Nagyag  in  Siebenbürgen  gefunden. 


glg  Phosphate,  Arseniftte,  Antimoniatei  Vanadin ate. 

Kobalthliite  (Erythrin). 

CotASiOs.SH^O.    Bildet  znweilen  deutlich  begrenzte,  in  einer  Richtung  toU- 
kommen  spaltbare  Erystallnadeln  oder  unregelmäßige  Individuen  von  derselben  Form, 
die  zu  radialstrahligen  Büscheln,  Rosetten  etc.  angeordnet  sind  oder  strahli^-blättrige 
Aggregate  mit  rundlicher  rauher  Oberfläche  bilden.    Mild,  weich.    H.  =  27«.    G.  = 
2,948.    Dunl&el  pfirsichblütrot;  durch  Erwärmen  unter  Waaserverlust  blan  und  durch 
Zersetzung  grau.    Oder  es  ist  ein  erdiges  rotes  Pulver  {Kobaltbeschkig  z.  T.;  dieser 
ist  meist  ein  durch  etwas  Eobaltblüte  rot  gefärbter  Pharmakolith,  nicht  selten  auch 
gemengt  mit  etwas  in  warmen  Wasser  löslichen  J-SsOg).    Stets  mit  und    anf  Speis- 
kobalt,  aus  dem  sie  durch  Verwitterung  entsteht,  den  sie  rot  beschläg't  und  dessen 
Kobaltgehalt   sie    dadurch   anzeigt,   nach  dem   sie  auch   Pseudomorphosen    bildet 
Ähnlich  bei  anderen  ila-haltigen  Kobaltmineralien  (Kobaltglanz  etc.).     Bieber  usd 
BiecheLidorf  in  Hessen;  Schneeberg   etc.  im  Erzgebirge;  Saalfeld  in   ThttriBgea; 
Wittichen  etc.  im  Schwarzwald;  Modum  in  Norweg^;  Ciornwali  etc. 

Köttigit  (siehe  oben),  von  Schneeberg  in  Sachsen.  Kann  als  eine  Zn-  und 
i^i-haltige  Kobaltbltlte  angesehen  werden,  in  der  aber  Zn  überwiegt  Der  blftttrig- 
fasrigen  Kobaltblfite  sehr  ähnliche,  lila  bis  weiße,  dttnne  Krusten. 

Ein  unreines  wasserhaltiges  Co- Arseniat  von  anderer  sehr  sefawaakendtf  Zu- 
sammensetzung, auch  mit  le  und  Ca,  ist  der  braune  und  gdbe  ErdkobdU;  derbe  und 
erdige  Yerwitterungsprodukte  von  ^8-haltigen  Kobalterzen  von  Kiechelsdorf  nnd 
Bieber  (zuweilen  Pseudomorphosen  nach  Speiskobalt),  Kamsdorf  bei  Saalfeld,  Wittichen 
im  Schwarzwald  etc.  (vergl.  pag.  573). 

Nickelblüte  (Annabergit,  Nickelocker  z.  T.). 

Ni^ÄSiO^ .  SH^O.  Nicht  in  Krystallen,  nur  in  Form  grüner  erdiger  krystal- 
linischer  Beschläge  auf  Chloanthit,  Rotnickelkies  und  anderen  J^-haltig:en  Ni(^el- 
mineralien  bekannt,  deren  Nickelgehalt  dadurch  angezeigt  wird.  Bieber  und  Biechels- 
dorf  in  Hessen;  Annaberg  u.  a.  0.  im  Erzgebirge  etc.  Cabrerit  Eine  MffO 
und  CoO  enthaltende  Nickelblüte,  z.  T.  in  unvollkommenen  Krystallen,  auf  Braun- 
spat  der  Sierra  Cabrera  in  Spanien;  auch  bei  Laurium  in  Griechenland.  Dud- 
geonit  aus  Schottland,  eine  Nickelblüte,  in  der  der  dritte  Teil  des  Ni  durch  Ca 
ersetzt  ist 

Eine  Anzahl  hier  sich  anschließender  Phosphate  sind  die  folgenden: 

Hureaulit  E^{Mn,  Fe)^P^O^^  .  ^S^O  =  H^O .  5{3fn,  Fe)0  .  2P^0j, .  4SfO. 
Monokline,  hjacintrot  durchscheinende  Kryställchen,  sowie  knollige  und  kuglige,  fett- 
glänzende, braune  bis  violette  Aggregate  von  stengliger  und  kömiger  Struktur;  mit 
Triphylin  bei  Hureault  unweit  Limoges  in  Frankreich  und  bei  Branchville  in 
Connecticut 

Ludlamit  Fe^P^O^j  .QHzO  =  IFeO .  2Pi O5 .  95,0.  Hell  bouteillengrüne, 
durchsichtige,  lebhaft  glasglänzende,  nach  der  Basis  vollkommen  spaltbare,  monokline 
Krystalle  auf  Schwefelkies  bei  Truro  in  Comwall. 

Einige  Manganphosphate  stammen  von  Branchville,  Fairfield  Connty, 
Connecticut,  aus  einem  Pegmatitgang. 

Dickinaonit  ^MnJ^^FeJ^.Na^.Ca^P^O^.HiO.  Monokline,  durchsichtige 
glimmerähnliche,  in  einer  Richtung  vollkommen  spaltbare,  grüne  Tafeln  und  blättrige 
Aggregate.  Damit  gleich  zusammengesetzt,  also  mit  D.  heteromorph  iFillowit,  meist 
wachsgelbe,  peohglänzende,  kömige  Aggregate;  auch  am  Rabenstein  bei  Zwiesel  im 
bayr.  Wald.  Beddingit  Mn^^^P^ Oq  .  SiTg 0  mit  etwas  FeO.  Blaß  rosenrote,  rhom- 
bische Kryställchen,  in  der  Form  sehr  ähnlich  dem  Skorodit,  sitzen  auf  Höhlungen 


Vivianit    Isomorphe  Reihe  des  Libethenits.  817 

eines  derben  Aggregats.    Der  Ca-reiche  Fairfieldit  von  Branchville  ist  schon 
oben  erwähnt  (pag.  814). 

Ein  Zinkphosphat  ist  der  seltene  Hop e it.  SZnO . P^O^ . ^EiO.  Ehom- 
bische,  granlichweiße  KrystäUchen  mit  Kieselzinkerz  yom  Altenberg  bei  Aachen. 

Von  Arseniaten  sind  besonders  einige  Jfn-  und  JPe-haltige  ans  Wermland 
in  Schweden  zn  erwähnen  (H.  Sjögren,  Ztschr.  f.  Eryst,  X.,  1885,  pag.  113): 

Chondro arsenit  Mn^^^SiOn.SH^O.  Gelbe,  fettglänzende  Körner  im 
Schwerspat  von  Pajsberg.  Ebendaher  der  CaO-haltige  Brandtit  (pag.  814). 
Femer  ans  den  Manganerzgmben  von  Nordmarken  in  Wermland:  Allaktit 
Mn^^^A8i0l9 ,  ^SiO.  Monokline,  bräanlichrote  Eryställchen.  Hoß-Grnbe.  Hätna- 
f  ihr  it.  Wie  Chondroarsenit,  aber  bH^O]  brannrote  bis  dnnkelrote,  dnrch  Yer- 
Witterung  schwarze,  radialstrahlige  Aggregate  rhombischer  Erystalle  von  der  Moß- 
Gmbe.  Davon  chemisch  kanm  verschieden  der  Xanthoarsenitj  gelb,  derb,  von 
der  Sjö-Gmbe  in  Örebro,  Schweden.  Häma tolith  (Diadelphit).  SMnO .  {ÄljMn\ 0« . 
ASiOi.SH^O,  Ehomboedrische,  basisch  vollkommen  spaltbare,  brannrote  KrystäU- 
chen von  der  Moß-Gmbe  nnd  von  der  SjÖ-Gmbe  (Araeniopleit),  Synadelphit 
bMnO .  (Mn,  Al)tOi .  ASiO^  .  öJ^jO.  Schwarzbraune,  rhombische  KrystäUchen  von  der 
Moß-Grube.  Davon  kaum  wesentlich  verschieden  der  Flinkit  von  der  Harstigs- 
Grube  bei  Pajsberg. 

CuO-,  Zn-  und  PJO-haltige. 

Sind  einander  zum  Teil  äußerlich  sehr  ähnHch  Tind  können  oft  kaum  anders 
als  durch  quantitative  Analyse  unterschieden  werden. 

Isomorphe  Reihe  des  Ubethenits. 

Rhombisch,  von  der  aUgemeinen  Formel:  B^\P^Og.HiOy  wo  R  =  Cu  und  Zn 
und  z.  T.  As  statt  P. 

a:b:c 
OUvenit :  4CuO .  ^«jOr  .  ÄgO;  0,6726 : 1 : 0,9396. 
Libethenit :  40mO .P^Or,.EiO;    0,7019 : 1 : 0,9601. 
Adamin :  iZnO .  Aa^Oj^ . H^O-,  0,7168 : 1 : 0,9733. 

Libethenit  (blättriges  Olivenerz).  Dunkelgrüne,  oberflächlich  zuweüen  fast 
schwarze,  oblonge  Pyramiden  (ooP  (110)  nnd  PSo  (011)),  die  dem  regulären  Oktaeder 
sehr  ähnlich  sind.  Auch  nierige  und  kugUge  derbe  Aggregate  mit  muschUgem  bis 
unebenem  Bruch.  Durchscheinend,  fettig  glänzend;  oUvengrüner  Strich.  G.  =  3,6 
bis  3,8.  H.  =  4.  Libethen  in  Ungarn  auf  zeUigem  Quarz  im  Glimmerschiefer, 
ÜUersreuth  im  Vogtlande,  Nlschne  Tagilsk  im  Ural  etc. 

Olivenit  (fasriges  OUvenerz).  Dunkelgrüne,  nadeiförmige  KrystäUchen,  nicht 
selten  zu  nierigen  und  traubigen  Aggregaten  mit  fasriger  oder  erdiger  Struktur 
verbunden,  dann  auch  braun,  gelb  oder  grau.  G.==4,2 — 4,4.  Bedruth  in  CornwaU, 
Tavistock  in  Devonshire,  Nischne  Tagilsk;  nur  wenig  bei  Libethen. 

Adamin,  Kleine,  gelbe,  blaue  oder  violette  KrystäUchen  und  feinkörnige 
Aggregate.  ChafiarciUo  in  Chile,  Laurium  in  Griechenland,  Cap  de  Garonne  im 
südlichen  Frankreich  (hier  zuweilen  durch  etwas  CoO  rot  oder  durch  etwas  CuO 
grün).    (Laspeyres,  Zeitschr.  f.  Kryst.  II,  1878,  pag.  147). 

(Analog  ist  die  Formel  des  Descloizits,  pag.  807.) 

Hieran  schließen  sich  folgende  Phosphate^  die  den  unten  folgenden  Arseniaten 
z.  T.  analog  zusammengesetzt  sind: 

Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


gl8  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Yanadinate. 

Phosphor chalcit  (Psendomalachit,  Phosphorknpf ererz ,  Lmmit).  6CuO. 
P2O5 .  3^2  0.  Nie  Krjrstalle.  Bildet  grüne,  radialfasrige  Aggregate  mit  schwarzer 
matter,  nierenförmiger  Oberfläche  xmd  schwarzen  Flecken  anf  dem  Faserbrach,  was 
ihn  Yon  dem  sonst  sehr  ähnlichen  Malachit  unterscheidet,  der  auch  mit  HCl  braust. 
G.  =  3,4—4,4.  H.  =  4 — 5.  Schmilzt  leicht  und  erstarrt  zu  einer  schwarzen  krystal- 
linischen  Kugel  mit  einem  Eupferkem.  In  Salpetersäure  leicht  löslich.  Auf  den 
Eupf ergruben  von  Rheinbreitbach  bei  Linz  a.  Rhein  auf  Quarz,  in  Com  wall,  bei 
Libethen,  Nischne  Tagilsk  etc.    Dayon  chemisch  und  im  Aussehen  wenig  verschieden : 

Dihydrit  5CuO .  PjOb  . 2^20.  Eleine,  schwärzlichgrUne,  trikline  Eryställ- 
chen  sitzen  auf  Phosphorchalcit,  für  dessen  Erystalle  man  sie  früher  hielt.  Rhein- 
breitbach, Nischne  Tagilsk  (vergl.  Erinit  und  Mottramit). 

Ehlit  bCuO.PiO^.SHtO.  Radialfasrige,  außen  meist  rauhe,  nierenförmige 
Aggregate  rhombischer  ErystäUchen.  Nach  einer  Richtung  vollkommen  spaltbar. 
H. -=4^/2  G.  =  3,8 — 4,27.  Spangrün.  Mit  anderen  Eupfererzen  von  Ehl  bei  Linz 
am  Rhein,  Nischne  Tagilsk.  Der  glaskopfartige  E.  mit  glatter  nieriger  Oberfläche 
von  Libethen  ist  Fr a sin  genannt  worden. 

Pseudolibethenit  ^CuO .P20i.2H20.  Dem  vorigen  sehr  ähnlich  von 
Ehl  und  Libethen. 

Tagilit  ACuO ,  P^Oi^SH^O.  Monokline,  durchscheinende  Eryställchen,  die 
smaragdgrüne,  nierige,  kuglige  und  warzenförmige  Aggregate  oder  erdige  und 
schwammige  Massen  mit  rauher  Oberfläche  bilden.  Nischne  Tagilsk  im  Ural,  UUers- 
reuth  im  reuß.  Yogtlande,  Eamsdorf  bei  Saalfeld  in  Thüringen  etc. 

Phosphorsäure  und  Arsensäure  enthalten: 

Konichalcit  i{Ca,  Cu)0  ,  {P,  As^O^  ,  Vj^  HtO.  Malachit -ähnlich,  von 
Andalusien  und  Utah. 

Veszelyit.  dCuO .GZn0.2{P,As)iO(i.lSHiO,  Undeutliche,  monokline  oder 
trikline  S^ställchen  oder  rindenartige  Ernsten,  grünlichblau,  auf  Brauneisenstein 
und  Granatfels  von  Moravicza  im  Banat. 

Die  hierhergehörigen  Arseniate  sind  teilweise  den  obigen  Phosphaten  ganz 
analog  zusammengesetzt. 

Strahlerz  (Elinoklas,  Abichit).  6CuO  .  ASiOn  .  SH^Oj  entsprechend  dem 
Phosphorchalcit.  Eleine,  außen  schwärzlichgrüne,  beim  Ritzen  die  bläulichgrüne 
Farbe  des  Inneren  zeigende,  monokline  Eryställchen  mit  einem  deutlichen  Bl.  Br., 
auch  nierige  und  stenglige  Aggregate.  H.  =  272—3.  G.  =  4,2 — 1,4.  Eupf  ergruben 
von  Comwall  xmd  Devonshire  etc. 

Kupferschaum  (Tirolit).  bCuO .  As^ O5 . 9 JS^ 0.  Rhombische,  in  einer  Rich- 
tung vollkommen  spaltbare,  spangrüne  bis  himmelblaue  Eryställchen  bilden  strahlig- 
blättrige,  nierige  und  kuglige  Aggregate  oder  dünne  Anflüge  auf  der  Eupfererz- 
lagerstätte  von  Schwaz  in  Tirol ;  auch  bei  Bieber  und  Riecheisdorf  in  Hessen,  Eams- 
dorf bei  Saalfeld  in  Thüringen  und  bei  Bnlach  im  Schwarzwald. 

Cornwallit  bCuO . As^Ot^ , 311^0.  Dunkelgrün,  amorph,  mit  muschligem 
Bruch;  auf  Olivenit  von  Comwall  und  Nischne  Tagilsk. 

Erinit  bOuO .AsaO^.^HzO.  Analog  dem  Dihydrit  Smaragdgrün,  nieren- 
förmig  mit  rauher  Oberfläche  und  anscheinend  amorph,  von  Comwall  (angeblich  von 
Limerick  in  Irland). 

Euchroit  ^CuO .  As^O^  .IKiO.  Zuweilen  ziemlich  große,  rhombische,  kurz 
prismatische  Erystalle,  auch  zu  Drasen  und  Ernsten  verbunden,  smaragdgrün,  ahn- 


CuO-  nnd  P&O-haltige.  819 

lieh  dem   Dioptas,  dtirchsichtig  bis  darchscfaeinend.     G.  =  3,3— 3,4.     H.  =  3'/2— 4. 
Auf  Glimmerschiefer  bei  Libethen  in  Ungarn. 

Leukochalcit  4CuO . As^O^ . SH^O.  Zarte,  blaß  grünlichweiße,  seiden- 
glänzende Nädelchen  als  Anflog  bei  Schöllkrippen  im  Spessart. 

Chlor ot iL  3Cu 0 .  As^ O^^^H^ 0.  Kleine  apfelgrüne,  haarf örmige  Kryställchen , 
anch  fasrige  Aggregate  auf  Quarz  bei  Schneeberg  und  Zinnwald  im  Erzgebirge 
mit  Scheelit,  Wapplerit  etc. 

Trichalcit  SCuO , AhO^ , bH%0.  Spangrüne,  strahlig-blättrige  Aggregate 
anf  Fahlerz.  Tnrjinsksche  Knpfergrnben  bei  Bogoslowsk,  sowie  bei  Beresowsk 
im  Ural. 

(Vergl.  hier  anch:  Mixit  pag.  825.) 

Ein  wasserhaltiges  Antinumiat  von  Kupfer  ist  der 

Thrombolith.  Amorph,  spröde,  mit muschligem Bruch.  H.  =  3 — 4.  G. » 3,67. 
Smaragd-  bis  schwärzlichgrün,  glasglänzend.  Im  Kalk  von  Rezbanya  in  Ungarn. 
Zersetzungsprodukt  eines  Fahlerzes.  Ähnlich  der  Rivotit  mit  etwas  A^  und  21<^/o 
CO2  statt  H2O;  gelblichgrün  im  Kalk  der  Sierra  del  Cadi  in  Katalonien. 

Ein  wasserhaltiges  Bleiantimofiiat  von  schwankender  Zusammensetzung  ist  die 

Bleiniere  (Bindheimit).  2Fb  O.Sb^O^.  SH2  0  mit  beigemengten  Eisenoxy  den  etc. 
Derb,  nierig  und  knollig  mit  schaliger  Absonderung,  auch  erdig  und  zerreiblich. 
Fettglänzend  bis  matt.  Zuweilen  pseudomorph,  z.  B.  nach  Boumonit  (Littica  in 
Bosnien).  Weiß,  gelb,  braun,  auch  grau  und  grün;  vielfach  geflammt  und  geädert. 
Zersetzungsprodukt  von  Bleisulfantimoniten.  Horhausen  in  der  Eheinproyinz,  Lost- 
withiel  in  Gomwall,  Beresowsk  im  Ural. 

Auch  ein  dreiwertiges  Metall  {AltO^  und  Fe^Oi)  enthalten: 

Kupferglimmer  (Chalkophyllit).  2CuO .  Al^Ot .  AsjOft  .  27BiO.  Schöne, 
basisch  vollkommen  spaltbare  und  taflige,  rhomboedrische  Krystalle;  sehr  spitze 
Rhomboeder  R  (1011);  RjR  =  69«  12'  (E.  K.).  Smaragdgrün  ins  Blaue.  Durch- 
sichtig; stark  glänzend.  Starke  —  D.  Br.  H.  =  2.  G.  =  2,4— 2,6.  In  Drusen  und 
blättrigen  Aggregaten.    Redruth  in  Comwall,  Nischne  Tagilsk  etc. 

Linsenerz  (Liroconit).  ^CuO ,Al20i.A820fi.l2H20.  Niedere,  monokline, 
himmelblaue  Oblongoktaeder  mit  unebenem  fettglänzendem  Bruch.  Sonst  Glasglanz ; 
durchscheinend.  Comwall  mit  Kupferglimmer,  Herrengrund  in  Ungarn,  Ullersreuth 
im  Yogtlande. 

Hentooodit.  Ein  Kupfer^Tonerde-Fhosphat,  himmelblaue  bis  grünlichblaue 
Kugeln,  aus  Comwall. 

Cörulei t  CuO .  2AkOi  .  ^.«aOa .  SH2O,  Himmelblau,  tonähnlich,  aus  mikro- 
skopischen Nädelchen  bestehend.  G.  =  2,803.  In  Säuren  löslich.  Huanaco,  Prov. 
Taltal,  Chile,  in  einer  Erzgmbe. 

Chalkosiderit.  CuO .  3Fe20s .  2P4O5 .  SHiO.  Hellgrüne,  garbenförmig  ver- 
wachsene, trikline  Kryställchen  von  Comwall. 

Andreu^sit  Ebenfalls  ein  kupf erhaltiges  Eisenoxydphosphat ;  dunkelgrüne 
radialfasrige  Kugeln  von  Comwall. 

Chenevixit   2CuO .  Fe^O^ .  As^O^ .  SH^O.  Gelb-  bis  dunkelgrün,  glasglänzend, 

derb  bis  dicht.    Von  Comwall. 

52* 


820  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

jlZg^s -Phosphate  und  -Arseniate. 

Sind  zum  Teil  den  FetOs-ATsenioXen  nnd  -Phosphaten  analog  zusammengesetzt. 

Das  einzige  Arseniat  ist  der 

Liskeardit.  2Al^Oi.Ä820i.SHiO,  Grünlich-  his  bläulichweiße,  etwas 
JPVaOs-haltige  Krusten  Ton  Liskeard  und  anderen  Orten  in  Com  wall. 

Fhosphate. 

Evansit  dAl^Os .  P%0^ .  ISH^O,  Sehr  lockere,  weiße,  fasrige  Aggregate  mit 
nieriger  Oberfläche  auf  Brauneisenstein  bei  Szirk,  GrOmörer  Comitat,  Ungarn,  und 
bei  Gros-Tresny  in  Mähren. 

Cöruleolactin.  SAl^Ot.PiO^, lOH^ 0,  Eryptokrystallinische,  matte,  bläulich 
milchweiße,  dünne  Lagen  mit  muschligem  Bruch,  Spalten  erfüllend  im  Brauneisen- 
stein vom  Kindsberg  bei  KatzeneUenbogen  in  Nassau. 

Sphärit.  bAkOt .  2P2OB  .  16^2 0.  HeU  gelbliche,  auch  bläuliche  und  rötliche 
Kugeln  mit  drusiger,  rauher  Oberfläche,  aber  ohne  bestimmte  fasrige  oder  schalige 
Struktur,  mit  einem  deutlichen  Bl.  Br.,  durchscheinend,  von  ZajecoT  ndrdl.  St.  Benigna 
in  Böhmen  mit  Wayellit. 

Augelith,  2AliOi . P^O^ , SH^Oy  analog  dem  Kraurit.  Monokline  Krjstalle 
an  verschiedenen  Orten  in  Bolivia.  Farblose,  perlmutterglänzende,  derbe,  schwer- 
spatähnliche Aggregate  aus  der  alten  Eisenerzgrube  von  Vestan&  in  Schweden;  hier 
begleitet  Ton  dem  ähnlichen:  Berlinit  2(Al^0i  .  PsOb)  .  HtO  und  Trolleii. 
^AkOs.SP^O.SHiO. 

Fischerit.  2Al^0s . P^O^ . SH2O.  Undeutliche,  kleine,  rhombische,  pseudo- 
hexagonale,  glasglänzende,  spangrüne  Krjställchen  auf  Sandstein  bei  Nischne  Tagilsk 
im  Ural. 

Peganit  2^220, .  P^O^ .  QH^O.  Smaragdgrüne  bis  grünlichgraue  und  weiße, 
fettigglänzende  Krusten  rhombischer  Krjställchen  auf  Kieselschiefer  von  Langen- 
striegis  in  Sachsen. 

Türkis  (Kallait). 

2^^303 .  P^O^ .  bH^O,  mit  46,83  Al^O^ ;  32,55  P^O^  und  20,62  H^O. 
Doch  die  Analysen  etwas  schwankend;  35,03-^0,19  Al^O^,  28,63  bis 
34,42  P2O5,  18,6—19,8  H^O;  daneben  stets  CuO  (2,02-8,57%)  und 
Fe^O^  (Spur  bis  4,07).  Daher  werden  auch  Formeln  angegeben,  die 
diese  Bestandteile  ebenfalls  berücksichtigen.  Nach  Penfield  ist  der  T« 
ein  Derivat  der  Orthophosphorsäure  H^PO^,  in  dem*fl  zum  großen  Teil 
durch  die  einwertigen  Radikale:  Al{OH)^,  Fe{OH)^  und  Cu{OH)  ersetzt 
ist,  so  daß  die  allgemeine  Formel:  [Al{OH)^,  F€{OH)^,  Cu(pH),  H]^PO^ 
zu  schreiben  wäre.  Auch  die  Beimischung  von  2CuO .  P^O^ .  iJI^O 
zu  dem  obigen  Tonerdephosphat  wird  angenommen. 

Der  Türkis  ist  scheinbar  amorph,  mit  muschligem  Bruch,  u.  d.  M. 
deutlich  mikrokrystallinisch-fasrig.  Undurchsichtig  bis  höchstens  kanten- 
durchscheinen d.  Etwas  wachsartig  glänzend,  jedoch  matt;  durch  Poli- 
tur kräftiger.  Himmelblau,  mehr  oder  weniger  tief,  auch  spangrün,  in- 
folge des  Ct«-6ehalts ;  manche  Stücke  bleichen  allmählich  etwas  aus  und 


Türkis.    Wavellit.  821 

blaue  werden  oft  grrni.  Wegen  der  schönen  Farbe  ein  besonders  auch 
im  Orient  hochgeschätzter  Edelstein  (orientalischer  Türkis);  doch  werden 
in  Europa  nur  blaue  Steine  geschätzt,  die  häufigeren  grünen  kommen 
hier  nicht  zur  Verwendung.  Der  T.  ist  ziemlich  spröde.  H.  =  6. 
G.  =  2,6 — 2,8.  V.  d.  L.  unschmelzbar ;  beim  Glühen  schwarz,  dann 
braun.  In  Säuren  löslich.  Bildet  krustenartige  Überzüge  auf  den 
Wänden  schmaler  Klüftchen  und  erfüllt  diese  auch  wohl  ganz,  das 
Nebengestein,  das  an  verschiedenen  Stellen  von  verschiedener  Be- 
schaffenheit ist,  aderförmig  durchziehend.  Besonders  geschätzt  sind 
die  Steine  aus  einer  vulkanischen  (trachytischen)  Felsart  bei  Nischa- 
pur  westlich  von  Mesched  im  nördlichen  Persien,  wo  seit  Jahrhun- 
derten Bergbau  auf  Türkis  betrieben  wird;  lose  Stücke  liegen  auch 
in  dem  Verwitterungsgrus  des  Nebengesteins.  Weitere  Fundorte  sind 
im  Megara-Tal  am  Sinai,  wo  das  Muttergestein  ein  Sandstein  ist,  und 
in  den  westlichen  Unionsstaaten  in  Nordamerika,  in  Neu-Mexiko, 
Arizona  etc.,  wo  schon  die  alten  Azteken  die  Steine  unter  dem  Namen 
Calchihuitl  aus  einem  verwitterten  vulkanischen  Gestein  herausgegraben 
haben.  In  Europa  findet  man  nur  grüne  Türkise;  besonders  im 
Eieselschief er :  Jordansmühl  in  Schlesien,  Reichenbach  und  Ölsnitz  in 
Sachsen  etc. 

(Bücking,  Zeit8cbr.  f.  Kryst.  Bd.  2,  1878,  162;  Penfield,  ibid.  Bd.  33,  1900,  542.) 

Zahntürkia  (Beintürkis,  auch  occidentalischen  Türkis  oder  Odontolith)  nennt 
man  die  gleichfalls  häufig  als  Schmucksteine  geschliffenen,  durch  Eupferverbindungen 
grün  und  durch  Vivianit  blaugefärbten  Zähne  und  Knochen  fossiler  Säugetiere. 

Wardi  t  2AliOi .  P^O^ .  AHiO^  also  etwas  wasserärmer  als  Türkis.  Hellgrüne 
bis  bläulichgrüne,  glasglänzende,  konzentrisch-schalige  Krusten  auf  Hohlräumen  im 
Variscit  von  Utah.  H.  =  5.  G.  =  2,77.  V.  d.  L.  aufschwellend,  zerspringend  und 
weiß  werdend.    In  Säuren  teilweise  löslich.    Gleichfalls  als  Schmuckstein  verwendet. 

Callaini t  J.^ 0« .  Pg Os . 5 JSs 0.  Apfelgrün  bis  smaragdgrün  mit  weißen  und 
blauen  Streifen  und  Flecken,  durchscheinend.  Bisher  nur  aus  alten  Celtengräbem 
in  der  Bretagne  gefunden;  Fundort  unbekannt. 

WayeUit. 

3A1^0q  .  2P2O5  .  12H^0,  zuweilen  etwas  F.  Rhombische,  nadel- 
formige  Kryställchen,  nach  mehreren  Richtungen  spaltbar,  fast  nie 
regelmäßig  ausgebildet,  sind  zu  radialfasrigen  Kugeln  mit  rauher 
drusiger  Oberfläche  oder  zu  rosettenförmigen  Aggregaten  vereinigt. 
(J.  =  2,3—2,4.  H.  =  3^—4.  Glasglänzend ;  auf  dem  Bl.  Br.  ins  Perl- 
mutterartige. Durchscheinend.  Farblos,  meist  aber  graulich,  gelblich 
bis  braun,  auch  grün  und  blau;  selten  stark  gefärbt.  V.  d.  L.  auf- 
schwellend, aber  unschmelzbar.  In  Säuren  und  in  Kalilauge  löslich. 
Findet  sich  meist  auf  Klüften  im  Kieselschiefer,  Tonschiefer  und  Sand- 
stein etc.  Bei  Waldgirmes  und  am  Dünsberg  bei  Gießen  auf  Kieselschiefer, 
ebenso  bei  Langenstriegis  unweit  Freiberg  in  Sachsen  (Striegisan),  im 


822  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadinate. 

unteren  Lahntal  auf  Phosphorit  and  auf  Manganerzen,  bei  Oberscheid 
im  Dillenburgischen  auf  Eoteisenstein ,  bei  Amberg  in  Bayern  auf 
Brauneisen  (Lasimit),  bei  Cerhovic  unweit  Beraun  in  Böhmen  auf 
Grauwacke,  bei  Bamstaple  in  Devonshire  auf  Tonschiefer  {Devonif),  etc. 

Kapnici  t  Wie  W.,  aber  nur  11  -H^O,  jedoch  wahrscheinlich  von  W.  nicht  ver- 
schieden. Gelblich-  bis  grllnlichweiße  Kugeln  und  Büschel  auf  Fahlerz  nnd  Blende 
von  Eapnik  in  Siebenbürgen. 

Plan  er  it  SÄk Og  .  2fl2 0 .  95« 0.  Durch  4 %  Cm  grün  gefärbt,  bildet  dünne 
traubige  Krusten  auf  zerfressenem  Quarz  auf  der  Kupfergrube  Gumeschewsk  im  Ural. 

Gibbsit  AltO^.F^Of,.  ^S^  0.  Weiße,  feinblättrige,  stalaktitische  Zapfen  von 
Eichmond  in  Massachusetts  [Richmondii),  Der  Name  Gibbsit  ist  auch  dem  am  gleichen 
Ort  in  derselben  Weise  vorkommenden  Hydrargillit  gegeben  worden,  doch  ist  das 
Verhältnis  noch  nicht  ganz  geklärt. 

Mi nervit  AUOi ,  P^O^  ,1H^0.  Im  trockenen  Zustand  erdige,  kaolinähnliche, 
weiße  Massen,  die  aus  mikroskopischen,  hexagonalen  Plättchen  bestehen.  Aus 
Knochenhöhlen  im  südlichen  Frankreich  (Dep.  H^rault,  besonders  der  Minervahöhle, 
mit  Kalkphosphaten,  Brushit,  Metabrushit  etc.).  Entsteht  durch  Einwirkung  von 
Phosphaten  aus  den  Knochen  und  aus  Fledermausguano  auf  Ton.  In  ähnlicher  Weise 
bilden  sich  auch  anderwärts  ähnliche  A^Phosphate  als  Guanomineralien. 

Zepharovichit  Äl^ Og . P2 O» . BH^ 0.  Weißliche,  durchscheinende,  krypto- 
krystallinische,  krustenförmige  Überzüge  auf  silurischem  Sandstein  von  Trzenic  bei 
Cerhovic  in  Böhmen  (vergl.  Koninckit,  pag.  825). 

Yariscit  Al^ 0  ,P^0^.  4^2 0^  analog  dem  Skorodit  und  wahrscheinlich  mit  ihm 
und  mit  Strengit  isomorph,  doch  sind  vollkommen  ausgebildete  Krystalle  noch  nicht 
bekannt  geworden  (siehe  unten,  pag.  823).  Kleintraubige  Krusten  mit  muschligem 
Bruch,  zuweilen  etwas  fasrig.  Durchscheinend,  wachsartig  matt,  farblos  bis  apfel- 
grün. Im  Kieselschiefer  von  Meßbach  bei  Plauen  im  Vogtlande  und  von  Montgomery 
Ck)unty,  Arkansas,  auf  Quarz. 

Tonerdephosphate,  die  auch  noch  zweiwertige  Metalle  enthalten, 
sind  außer  dem  oben  schon  erwähnten  kupferhaltigen  Linsenerz  etc.  (pag.  819): 

Lazulith. 

{Mg^ Fe)0 . AliOi , PiOii ,  H2O.  Ausgezeichnete  monokline  Krystalle,  selten. 
Meist  bilden  die  beiden  schiefen  Prismen:  -^P  (111)  und  — P  (111)  ein  monoklines 
Oktaeder^,  dessen  vordere  und  hintere  £.  K.  häufig  durch  die  Schiefendflächen: 
+P5Ö  (101)  und  —  P5Ö  (101),  dessen  S.  K.  durch  das  Vertikalprisma  ooP  (110)  und 
die  E.  E.  durch  die  Basis  OP  (001)  abgestumpft  sind.  Zuweilen  Zwillinge  nach  der 
Querfläche  ooPoö  (100).  H.  =  5— 6.  G.  =  3,0— 3,12.  Unebener  Bruch.  Durchsichtig 
bis  durchscheinend,  blau,  mehr  oder  weniger  dunkel  bis  weißlich.  Krystalle  im 
Itakolumit  der  Graves  Mountains  in  Georgia  mit  Butil  etc.,  ähnlich  auch  bei  Tejuco 
in  Minas  Geraes,  Brasilien.  Im  Bödelgraben  bei  Werfen  im  Salzburgischen  und  im 
Freßnitzgraben  bei  Krieglach  in  Steiermark,  meist  derbe  Partien  im  Quarz  (Blau- 
apafj  mit  KrystäUchen  auf  Spalten.  Auch  bei  Zermatt  im  Wallis  und  Horrsjöberg 
in  Wermland,  Schweden,    (v.  Lasaulx,  Sitzgsber.  niederrhein.  Ges.  Bonn,  1883.) 

Childrenit  2{Fe,  Mn,  Ca)0 ,  Al^O^ , P^Ofi ,  iS^O.  P'cO überwiegend.  Kleine, 
gelblichweiße  bis  braunschwarze,  etwas  fettartig  glänzende,  durchscheinende  rhom- 
bische Oktaederchen,  einzeln  aufgewachsen  oder  zu  Krusten  vereinigt.  G.  «-  3,18 — 3,24. 
H.  =  4  V2.    Auf  den  Kupfererzgruben  von  Tavistock  in  Devonshire  und  von  St.  Austell 


Tonerdephosphate.    Isomorphe  Reihe  des  Skorodits.  823 

in  Cornwall.  Im  Apatit  bei  Hebron  in  Maine.  Vom  Ch.  ist  nur  durch  das  Vorherrschen 
von  MnO  unterschieden  der  blaßrote,  grünliche  bis  farblose,  pleochroitische  Eos- 
phorit  aus  dem  Pegmatitgang  von  Branchville  in  Connecticut. 

Goyazit.  SCaO .  bAl^ Og .  P2 0^  .  9^8 0.  Gelblichweiße ,  positiv  einachsige 
Kömchen,  durchsichtig  bis  durchscheinend,  mit  den  Diamanten  in  dem  brasilianischen 
Staate  Goyaz. 

Tavistockit  SCa 0 . ^ij ö« . P2 O5 . SH^ 0.  Weiße  Fasern,  rosettenförmig  an- 
geordnet, von  Tavistock  in  Devonshire. 

Cirrholith,  GCaO  ,2Ak09  .SP^Oi^ .SH^O.  Dicht,  blaßgelblich,  von  Vestanl 
in  Schweden.  Ebendaher  auch  der  Attakolithy  ein  lachsfarbiges,  derbes  Ealk- 
tonerdephosphat.    Begleiter  von  Augelith  etc.,  pag.  820.) 

Hamlinit  (SAkO^ .  PiO^)  ,{B^0, 2SrO .  PiOf;) .  QH^O  mit  wenig  BaO,  Sehr 
seltene  kleine,  rhomboedrische  KrystäUchen  von  Stoneham  in  Maine.  Damit  isomorph: 
Florencit  (SAk 0 .  Pj Or)  .  (Ce« 0» .  Pg O5) .  6H2 0.  Blaßgelbe  Bhomboederchen  aus 
den  Zinnober  führenden  Sauden  von  Tripuhy  und  den  Diamantsanden  von  Matta  dos 
Creonlos,  Minas  Geraes  in  Brasilien;  mikroskopisch  in  topasführenden  Glimmer- 
schiefern dort. 

An  diese  beiden  schließt  sich  vielleicht  an  der 

Hitchkockit  SiAkO^.PtOf;)  .{HiO .2PbO.P20i,)  ,GH.,0,  analog  mit  ihnen 
chemisch  und  auch  in  der  Krystallisation ;  kleine  hexagonale,  optisch  einachsige 
Täfelchen.  Nicht  rein  bekannt;  bildet  im  Gemenge  mit  Pyromorphit  und  anderen 
Substanzen  den  Bleigummi  (Plumbogummit).  Traubige,  nierige  und  stalaktitische 
Massen  von  konzentrisch-schaligem  Bau  und  muschligem  Bruch,  von  sehr  schwan- 
kender Zusammensetzung,  30— 70%  PbO.  H.=4— 4V2.  G.  =  4— 5.  Gelblich-  und 
grünlichweiß  bis  rotbraun  und  blau,  fettglänzend,  durchscheinend,  manchmal  ähnlich 
dem  arabischen  Gummi.  Es  ist  ein  zuweilen  auch  etwas  COti  ^Ot^  Cl  etc.  ent- 
haltendes Zersetzungsprodukt  von  Bleierzen  in  den  Bleierzgruben  in  Cumberland 
(z.  T.  himmelblaue  Unterlage  von  Pyromorphitkrystallen) ;  Poullouen  und  Huelgoet 
in  der  Bretagne;  Nussiöre,  Dep.  du  Rhone;  Canton-Grube  in  Georgia  etc. 

Gershyit  S{Fe,Mn,Mg,Cä)0 .dAkO^APtOf^AlH^O.  Kleine  tiefblaue, 
fast  undurchsichtige,  zuweilen  grüne  Kömchen,  Äderchen  und  Plättchen  in  dem  im 
Gneiß  eingelagerten  Cyanit  und  Quarz.  G^ersby,  Kirchspiel  Ransäter,  Wermland, 
Schweden. 

Kehoeit  Ein  Zinkoxyd-Tonerde-Phosphat;  in  weißen  amorphen  Streifen  und 
Lagen  im  Bleiglanz  mit  Blende  und  Schwefelkies  bei  Galena  in  Süd-Dakota. 

Fe^Og-Phosphate  und  -Arseniate. 

Sind  z.  T.  den  ^22  08-Phosphaten  und  -Arseniaten  analog  zusammengesetzt. 

Isomorphe  Reihe  des  Skorodits. 

Rhombisch.  a\h:c 

Skorodit :  Fe^O^ .  An^Oj^  AH^O;  0,8673 : 1 : 0,9558. 
S trengit :  Fe^ 0,  .  P.^ O5  AB^O;  0,8435 : 1 : 0,9468. 
Variscjt :  AkOi^P^O^^Uf^O]     0,8648 : 1 :    ? 

Skorodit 

Fe^O.^ ,  As^O^i  AH2O.  Kleine  rhombische,  oktaedrische  oder  kurzprismatische 
Krystalle  mit  einem  deutlichen  Bl.  Br.,  einzeln  oder  auf  Drusen,  auch  fasrige  bis 


824  Phosphate,  Arseniate,  Antimon iate,  Yanadinate. 

dichte  Ernsten  mit  nieriger  nnd  tranbiger  Oberfläche,  sowie  erdig.  G.  =  3,1 — 3,2. 
H.  =  3Vs — ^'  Glasglanz,  z.  T.  etwas  fettig.  Durchsichtig  bis  durchscheinend.  Hell- 
bis  dnnkelgrün,  seltener  brann,  rot  nnd  blan.  Meist  anf  Branneisenstein,  im  Siegen- 
schen,  bei  Waldgirmes  unweit  Gießen,  Dembach  im  Westerwald,  am  Graul  bei 
Schwarzenberg  in  Sachsen  und  sonst  im  Erzgebirge,  Beresowsk  im  Ural,  Nertschinsk 
in  Transbaikalien.  Der  hier  yorkommende  amorphe  grüne  Ärsenikainter^  der 
die  Beryllkrystalle  einhüllt,  ist  chemisch  vom  Skorodit  nicht  wesentlich  yerschieden. 
(G.  vom  Rath,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1876,  pag.  386;  v.  Lasaulx,  ibid.  1875,  pag.  629.) 

Strengit 

Fe^O^ ,  P^On .  ^H^O,  analog  dem  Yariscit  und  mit  ihm  wahrscheinlich  isomorph 
(pag.  822).  Bildet  meist  kleine,  radialfasrige,  heller  bis  dunkler  rote,  selten  farblose 
Kügelchen  auf  Brauneisenstein  der  Grube  Eleonore  am  Dünsberg  und  der  Grube 
Botläufchen  bei  Waldgirmes  unweit  Gießen ;  auch  in  Rockbridge  County  in  Yirginien. 
Ein  Ä^Os-haltiger  Strengit  ist  der  Barrandit,  radialfasrige  und  konzentrisch- 
schalige  Eügelchen  und  traubige  Aggregate,  grünlich-,  bläulich-,  rOtlich-  und  gelb- 
lichgrau, mit  Wavellit  auf  silurischem  Sandstein  von  Cerhovic  bei  Beraun  in  Böhmen. 

Variscit  siehe  pag.  822. 

Das  einzige  weitere  Äraeniat  ist: 
Würfelerz  (Phar makosiderit). 

4^6,08. SiA^sOs.löfljO,  da  aber  auch  2,68—4,54  K^O  vorhanden  sind,  wird 
die  Formel  auch  geschrieben:  2^*6^804  .  Fe{OH)t  .  bSiO^  wo  K  einen  Teil  des 
(OH)  ersetzt.  Regulär,  tetraedrisch ;  kleine  Würfelchen  mit  abgestumpften  Kanten 
(ooO  (110))  und  Ecken.    Die  Flächen  an  den  Ecken  nur  abwechselnd  gleich,  also  die 

beiden   Tetraeder  +-0  ^^^^^  ^^^  — '9  (^^^)-    -^^^  Würfelflächen  meist  nach  einer 

Diagonale  sehr  stumpf  geknickt,  also  eigentlich  ein  dem  Würfel  vicinales  Triakis- 
tetraeder.  H.  =  2Va-  G.  =  2,9 — 3,0.  Durchsichtig  bis  durchscheinend.  Glas-,  auf 
dem  muschligen  Bruch  fettigglänzend.  Lauchgrün,  seltener  auch  gelb  und  braun. 
Häufig  anomal  doppelbrechend.  Pyroelektrisch.  Erystalle  aufgewachsen  meist  auf 
Branneisenstein;  zuweilen  auch  kömige  Aggregate.  Im  Schwarzwald,  bei  Eisen- 
bach unweit  Neustadt;  am  Graul  bei  Schwarzenberg  in  Sachsen;  Lobenstein  im 
reuß.  Yoigtland;  Langebom  im  Spessart;  Horhausen  im  Kreis  Altenkirchen;  Com- 
wall  und  Cumberland;  Utah;  im  goldführenden  Quarz  in  Yictoria,  Australien.  Überall 
wie  Skorodit  etc.  durch  Yerwitterung  arsenhaltiger  Eiese  (Arsenkies,  Arseneisen  etc.) 
entstanden. 

Hierhergehörige  Phoaphate  sind: 

Kraurit  (Grüneisenerz,  grüner  Glaskopf). 

^Fe^Oz  .PiOi.  SH^O,  Scheinbar  rhombische,  aber  nach  dem  optischen  Verhalten 
monokline  ErystäUchen  bilden  radialfasrige,  zuweilen  auch  konzentrisch-schalige 
kuglige  und  kleintraubige  Aggregate.  G.  =  3,3—3,5.  H.  =  S% — 4.  Sehr  spröde. 
Durchscheinend.  Schwacher  fettiger  Glanz.  Dunkelgrün,  Strich  heller;  die  Ober- 
fläche der  Engeln  zuweilen  braun.  Auf  Brauneisenstein  im  Siegenschen  (Hollerter 
Zug),  bei  Waldgirmes  unweit  Gießen,  Hirschberg  etc.  im  Yogtland  {Dufrenit)  etc. 

Kakoxen,  2Fei 0^  .P^O^.  I2H2 0.  Sehr  zarte,  zu  seidenglänzend en  Aggregaten 
mit  sammetartiger  Oberfläche  vereinigte  gelbbraune  Erystallfasem  auf  Branneisen 
bei  Amberg  in  Bayern  und  auf  der  Grabe  Eleonore  und  bei  Waldgirmes  unweit 
Gießen;  anf  tonigem  Sphärosiderit  bei  St.  Benigna  und  Cerhovic  in  Böhmen. 

Delvauxit  2FetOt .' P^O^ . 2OH2O.  Kastanienbraune,  derbe,  nierenförmige 
Massen  von  Yis6  in  Belgien  und  von  Leoben. 


Eisenphosphate.  825 

Eleonorit  SFe^O^ . 2P2 O5 .  SH« 0.  Monokline,  meist  nach  dem  Orthopinakoid 
taflige  Eryställchen  sind  zu  rotbraunen  bis  hyacinthroten  Drusen  und  Krusten  von 
radialem  Bau  vereinigt.  H.  =  3— 4.  Grube  Eleonore  und  Grube  Botläufchen  bei 
Waldgirmes,  beide  unweit  Gießen.  Von  dem  E.  ist  wahrscheinlich  nicht  verschieden 
der  Beraunitj  bräunlichrote,  radialblättrige  und  strahlige  Aggregate  und  Rosetten, 
mit  Wavellit  bei  St.  Benigna  bei  Beraun  in  Böhmen  und  bei  Scheibenberg  in  Sachsen. 
Er  ist  vielleicht  durch  Umwandlung  aus  Vivianit  entstanden,  nachdem  er  Pseudo- 
morphosen  bildet,  und  es  wird  ihm  auch  die  Formel:  öJVgOs .  SPaO^ .  12^eO  zuge- 
schrieben. 

Fhosphosiderit  Fe^ Og . Pg O5 . 3 Vi-Hg 0.  Pfirsichblütrote,  rhombische  Kry- 
stalle  auf  Eisenpecherz  bei  Eiserfeld  im  Siegenschen. 

Koninckii,  Fe^O^  ,  F^O^  ,  ^H^O,  Fast  farblose,  gelbliche,  radialfasrige 
Eügelchen,  rhombische  Individuen  von  Bichelle  bei  YisS  in  Belgien  (vergL  Zepharo- 
vichit,  pag.  822). 

Fielt  ist  ein  wasserhaltiges  Eisenozydphosphat  von  kolophoniumartigem  Aus- 
sehen von  Waldgirmes  bei  Gießen  und  St.  Benigna  in  Böhmen  und  ebenso  der 
Richellit  von  Bichelle  bei  Vis6  in  Belgien,  letzterer  mit  einem  kleinen  Fluorgehalt. 
Beide  sind  wahrscheinlich  nur  Gemenge. 

Eisenoxydphosphate  und  -Arseniate  mit  zweiwertigen  Me- 
tallen sind  außer  den  schon  erwähnten  CuO-haitigen  (pag.  819):  Chalkosiderit, 
Andrewsit  und  Chenevizit: 

Arseniate: 

Ärseniosiderit.  QCaOAFe^Oi.SÄßiOi.dH^O,  Gelbbraune,  an  der  Luft 
dunkler  werdende,  exzentrisch-fasrige,  auf  dem  Faserbruch  seidenglänzende,  knglige 
Aggregate  von  Boman§che  bei  Macon  in  Frankreich,  von  Schneeberg  in  Sachsen, 
Wittichen  und  Bulach  im  Schwarzwald,  auch  auf  Eltlften  des  kömigen  Ealks  bei 
Auerbach  a.  d.  Bergstraße.    Zuweilen  in  Pseudomorphosen  nach  Eisenspat. 

Mazapilit.  SCaO .  2i^e,  O3 .  2^1««  O5 .  6^2  0.  Dünne,  lange,  rhombische  Prismen, 
schwarz,  blutrot  durchscheinend,  von  Mazapil  in  Mexiko. 

Fhosphate: 

Calcioferritj  ein  gelbes,  blättriges  Ealkeisenoxydphosphat  von  Battenberg 
(Pfalz).  Ähnlich  der  kastanienbraune,  nierenförmlge  Borickit  (Delvauxen)  von 
Leoben  in  Steiermark  und  Nenacovic  in  Böhmen. 

Alluaudit.  3(3fn,  ^02) 0 .  Pj O5  +  Fci Oj  .FtO^i.  JH» 0.  Nach  zwei  zueinander 
rechtwinkligen  Richtungen  deutlich,  nach  einer  dritten  zu  jenen  normalen  undeutlich 
spaltbar.  Ein  braunes  Zersetzungsprodukt  des  Triphylins  von  Norwich  in  Massa- 
chusetts.   Zuweilen  deutlich  begrenzte  Pseudomorphosen  nach  Triphylin. 

Iü^Oq'  und  Z7O3 -haltige  Arseniate. 

Rhagit  bBi^Of2A8iOi.dHtO,  HeUgrüne,  zu  traubenartigen  Gruppen  ver- 
einigte, an  der  glatten  Oberfläche  wachsglänzende  Eügelchen  mit  Walpurgin  und 
anderen  Uranerzen  auf  der  Grube  Weißer  Hirsch  bei  Neustädtel  unweit  Schneeberg 
im  Erzgebirge. 

Ateleatit.  SBi^ 0, .  As^ 0» .  2^t 0,  Monokline, schwefelgelbe,  demantglänzende, 
durchsichtige  bis  durchscheinende  ErystäUchen,  in  HCl  löslich;  auf  Wismutocker 
von  Schneeberg  in  Sachsen. 

Mi X i t  20CuO  .Bi^O^,  bAs^ 0» .  22fli 0.  Radialfasrige  Aggregate  feiner 
ErystäUchen,  oder  Anflüge  bildend,  smaragd-  bis  bläulichgrün  auf  Wismutocker  bei 
Joachimsthal  im  Erzgebirge  und  bei  Wittichen  im  Schwarzwald  mit  Schwerspat. 


826  Phosphate,  Arseniate,  Antimankrte,  Tanadinate. 

Walpur gin.  öÄiO,  .3(rO«) 0,2^1«, 0».  12^« 0.  Gelbe,  diamant-  bis  fett- 
glttnsende,  triküne,  durch  Zwillingsbildnog  scheinbar  monokline  Kryställchen ;  mit 
anderen  Uranmineralien  auf  der  Grube  Weißer  Hirsch  bei  Nenstädtel  im  Erz- 
gebirge, mit  diesen  aus  Uranpecherz  entstanden. 

Phosphate  der  seltenen  Erden. 

C  hur  Chi  t,  Ce^O^.FiOf,.  IHj  0,  aber  mit  5  V'g  %  Ca  0.  Rauchgraue  bis  fleisch- 
rote, radialfasrige  Büschel  kleiner,  in  einer  Eichtung  leicht  spaltbarer,  durchscheinender 
bis  durchsichtiger  Kryställchen.  Dünner  Überzug  auf  Quarz  aus  einer  Eupfergrube 
in  Comwall. 

Bhahdophan.  E^O,  .  P^Oj^  .  2Ä2O;  R  =  La,  Di,  F,  Er  mit  65,75 
(Yj  Er)20i -{' {La,  DijiOi.  Nierenföiinige,  fettglänzende  Massen,  ähnlich  dunklem 
Bernstein,  einachsig;  sehr  selten  aus  Cornwall.  9,93  (Y,  Er)iO^  und  53,82  {La,Di)iO^, 
etwas  COg-enthaltend  (^et  Scovillit,  rötliche  und  gelbliche,  dünne,  fasrige  Krusten 
auf  Brauneisen  und  Pyrolusit  auf  der  Scoville-Grube  in  Salesbury,  Connecticut. 

(Vergl.  auch  den  Florencit  pag.  823.) 

ÜO^  neben  CuO,  CaO  oder  BaO  enthaltende  Phosphate  und  Arseniate. 

Isomorphe  Reihe  der  Uranglimmer  (Uranite). 

Doppelphosphate  und  -Arseniate  von  Uranyl  (TJO^)  und  zweiwertigen  MetaUen 
(Cu,  Ca,  Ba)  von  der  aUgemeinen  Formel :  R'^O .  2{TJ0i)0 .  PiOf,,  resp.  As^O^  +  12irjO. 
Die  Ci«-haltigen  Uranglimmer  sind  quadratisch ;  die  Ca-  und  ßa-haltigen  sind  rhom- 
bisch, stehen  aber  den  quadratischen  so  nahe,  wie  es  nur  irgend  bei  isomorphen  Sub- 
stanzen der  Fall  ist.  Dies  geht  aus  den  nachfolgenden  Achsenverhältnissen  hervor. 
Nach  der  Basis  geht  bei  allen  ein  vollkommener  Blätterbrnch  wie  beim  Glimmer, 
daher  der  Name.  Die  Härte  ist  gering.  Es  sind  Verwitterungsprodukte  des  Uran- 
pecherzes. 

Kupferuranglimmer;  CuO  ,2[TJ0^)0 .F^O^  .1211^0 \  quadr.:  a:a:c=l:  1:2,9382. 

Zeunerit:  CmO.  2(1702)0.  il«205.12ir80;     „  =1:         1:2,9123. 

Kalkuranglimmer:  Ca0.2(TO2)O.P20ß.  I2F2O;  rhomb.:a: 6: c=0,9876: 1:2,8530. 

üranospinit:  CaO ,2{Ü0^)0 .As^O^A^B^O-,     „  =1,00     :1:2,9123. 

Uranocircit :  BaO  .2{  170^)0  .F^O^  ,  12^20;     „  noch  nicht  bekannt 

Wasser  entweicht  schon  bei  ziemlich  niederer  Temperatur  und  es  entstehen 
Metauranite  mit  abweichenden  optischen  Eigenschaften.  In  HNO^  löslich.  Die  As- 
haltigen  Glieder  dieser  Gruppe  können  nur  auf  chemischem  Weg  durch  die  As-Beak- 
tion  von  den  entsprechenden  P-haltigen  sicher  unterschieden  werden. 

(V.  Goldschmidt,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  31,  1899,  pag.  468;  Einne,  Centralbl. 
f.  Mineralogie  etc.  1901,  pag.  618  und  709;  Buchholz,  ibid.  1903,  pag.  362.) 

Kupfer  uranglimm  er  (Kupferuranit,  Chalkolith,  Torbemit). 

OmO. 2(t;^ 02)0. P2O5.I2S2O  mit  61,2(^02)0.  Steile  quadratische  Oktaeder 
mit  sehr  stark  abgestumpfter^.  E.,  so  daß  dünne,  selten  dickere  Tafeln  entstehen. 
Vollkommener  basischer  und  ebenso  prismatischer  Bl.  Br.  H.  =  2— 2V«;  wenig 
spröde.  G.  =  3,5— 3,6.  Smaragdgrün;  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Auf  dem 
BL  Br.  perlmutterglänzend.  Optisch  einachsig;  —  D.  Br.  schwach.  Krystalie,  stets 
klein  und  aufgewachsen,  oft  nur  als  dünner  Überzug,  auf  Branneisenstein  und  Hom- 
stein.  An  zahlreichen  Orten  im  Erzgebirge  (Johanngeorgenstadt,  Eibenstock,  Schnee- 
berg, Zinnwald,  Schlaggen wald) ;  ebenso  in  Cornwall  (Redruth,  St.  Austeil);  auch 
St.  Yrieux  bei  Limoges  im  südl.  Frankreich. 


Isomorphe  Beüie  4ar  Uranglimmer  (Uranite).  827 

Zeunerit  Das  entsprechende  Arseniat;  vom  vmgfgL  äaOerlich  nicht  zu 
unterscheiden.  Gmbe  Weißer  Hirsch  hei  Nenstädtel  unweit  Schneeherg  «ad  Jcat- 
chimsthal  im  Erzgehirge,  Wittichen  im  Schwarzwald,  Comwall. 

Kalkuranglimmer  (Ealknranit,  Antiinit). 

C'a0.2(Z702)O.Pa Ob.  12^20.  Quadratisch  aussehende  Täf eichen  wie  beim 
Kupferuranglimmer,  aber  zweiachsig.  Zuweilen  Zwillinge  nach  dem  Prisma  ooP  (110). 
Außer  dem  basischen  vollkommenen  Bl.  Br.  auch  noch  deutliche  Spaltbarkeit  nach  den 
beiden  anderen  Pinakoiden.  ZeisiggrUn  bis  gelb.  Die  KrystäUchen,  seltener  als  die 
des  Eupferuranits,  sind  einzeln  oder  in  schuppenförmig  angeordneten  Gruppen  aufge- 
wachsen. Johanngeorgenstadt,  Eibenstock,  Schneeberg  etc.  im  Erzgebirge;  Antun 
und  St.  Yrieux  bei  Limoges  in  Frankreich;  Comwall;  Wolfsinsel  im  Onegasee  in 
Amethystmandeln;  Chesterfield  in  Massachusetts  in  rotem  Turmalin  eingewachsen. 
Im  Fritzscheit  ist  CaO  durch  MnO  und  etwas  P2O5  durch  ¥20^  ersetzt,  er  ist 
rötlichbraun  bis  hyacintrot  und  von  Ealkuranit  in  paralleler  Verwachsung  umrahmt. 
Neudeck  in  Böhmen  und  Johanngeorgenstadt  im  sächsischen  Erzgebirge. 

üranoapinit  von  der  Grube  Weißer  Hirsch  bei  Nenstädtel,  das  dem  Kalk- 
uranglimmer entsprechende  Arseniat,  ist  von  diesem  äußerlich  nicht  zu  unterscheiden. 

Uranocircit  (Baryturanglimmer,  Baryumuranit),  ebenfalls  von  dem  vorigen 
äußerlich  unnnterscheidbar  und  chemisch  das  entsprechende  Po-Phosphat,  bildet  bei 
Falkenstein  im  sächsischen  Voigtlande  zeisiggrüne,  leicht  spaltbare  Plättchen,  aber 
keine  deutlichen  Krystalle. 

Trögerit  d(I70a)0.^80ft.l2^tO.  Quadratisch,  aber  anomal  zweiachsig 
mit  einem  vollkommenen  basischen  Bl.  Br.  Citronengelbe  Kryställchen  vom  Habitus 
der  Uranglimmer  und  diesen  auch  im  Achsensystem  sehr  nahe  (a :  c  =  1 : 2,16),  aber 
ohne  zweiwertiges  Metall.  Zuweilen  mit  Zeunerit  parallel  verwachsen.  Grube 
Weißer  Hirsch  bei  Nenstädtel  im  Erzgebirge.  Ein  ähnliches  Uranphosphat  ist  der 
citronengelbe,  krustenbüdende  Fhosphuranylith  von  Nordkarolina. 

Z7-haltig  ist  auch  Walpur gin^  pag.  826. 

Phosphate  und  Arseniate,  die  auch  Schwefelsäure  enthalten. 

(Vergl.  auch:  Hussakitj  pag.  809.) 
Beudantit 

3{PhO .  SOz) .  ^e^Ot .  P2O5 .  95,0  oder  auch :  SPfeSO* . 2Fe2POi . %Fe{OH)z,  aber 
stark  schwankend.  P^O^  zuweilen  zu  einem  mehr  oder  weniger  großen  Teil  durch 
As^O^  ersetzt,  so  daß  sogar  fast  ganz  PgOs-freie,  aber  auch  ^«aOo-freie  Abänderungen 
existieren.  Die  Krystallisation  ist  der  des  Hamlinit  und  Florencit,  sowie  der  des 
Jarosit  sehr  ähnlich.  Kleine  Rhomboederchen  R  (1011),  P/iE  =  91«  18'  (E.  K.)  meist 
mit  der  Basis  OP  (0001),  sowie  mit  —  2P  (0221)  oder  —  ViP  (0221),  auch  mit  5P  (5051). 
Deutliche  basische  Spaltbarkeit.  H.  =  37«.  G.  =  4,0— 4,3.  Olivengrün  ins  Bräun- 
lichschwarze ;  dichroitisch.  Glasglänzend.  Durchsichtig  bis  undurchsichtig.  Optisch 
negativ.  Horhausen,  Kreis  Altenkirchen,  Hheinprovinz,  auf  Brauneisenstein  meist 
AsjOs-haltig;  PjOs-haltig  der  B.  von  Grube  Schöne  Aussicht  bei  Dembach  im  Wester- 
wald  und  von  Glandore  bei  Cork  in  Irland.  Der  Svanhergit  ist  die  entsprechende 
CaO-  und  AitOj-Verbindung :  3(CaO  .  SO,)  .  ^AUO^  ,  P^Of,  .  2H^0,  Die  rhombo- 
edrischen  Formen  sehr  nahe  denen  des  Beudantits :  RIR  =  90^  35'  (E.  K.),  also  beide 
wohl  isomorph.  Basisch  spaltbar;  spröde.  H.  =  ö.  G.  =  3,29.  Honiggelb  bis  hya- 
cintrot. Sehr  selten,  mit  Lazulith  bei  Horrsjöberg  in  Schweden,  auch  bei  Vestanä 
daselbst. 


828  Wolframiate  und  Molybdate. 

Lossenit  Noch  nicht  genauer  bekannt;  die  Formel  wird:  PbSOi -\- 
S{FeOH)gA820s-{-12H20  geschrieben.  Rhombische,  skoroditähnliche,  braunrote,  an 
der  Oberfläche  leicht  Terwittemde  Kry ställchen  ans  den  Bleigmben  von  Lanrion  in 
Attika. 

Lindackerit  ^NiO .^CuO .SOz.^Aa^O^.lH^O,  Grüne, glasglänzende, rhom- 
bische, zu  Eosetten  gruppierte  Oblongtäfelchen,  oder  derbe  nierenförmige  Aggregate 
von  Joachimsthal  im  böhmischen  Erzgebirge. 

Eisensinter  (Eisenpecherz  z.  T.). 

Hierher  gehören  einige  amorphe  oder  auch  mikrokrystallinische  spröde,  meist 
braune  oder  gelbe,  durchscheinende,  glas-  bis  fettglänzende  Arseniate  und  Phos- 
phate, ursprünglich  weiche,  an  der  Luft  durch  Wasserverlust  erstarrte  Gallerten. 
Sie  enthalten  teils  Schwefelsäure,  teils  allerdings  auch  nicht  und  stellen  Gemenge 
von  wechselnder  Zusammensetzung  dar.  Es  sind  ganz  junge  Zersetzungsprodukte 
verschiedener  ürmineralien,  zuweilen  mit  nierigtraubiger  oder  stalaktitischer,  sinter- 
artiger Oberfläche  und  nicht  selten  auch  mit  schaliger  Zusammensetzung.  Sie  werden 
danach  als  Eisensinter  bezeichnet  und  je  nach  der  Zusammensetzung  als  Phosphor- 
und  als  Arseneisensinter  unterschieden.  Phosphor  eis  ensint  er  (Diadochit).  Braun 
bis  gelb.  H.  =  2V8 — 3.  G.  =  1,9 — 2,0.  Die  Schwefelsäure  wird  durch  kochendes 
Wasser  ausgezogen.  Gräfenthal  und  Saalfeld  im  östlichen  Thüringen  im  Alaunschiefer ; 
in  den  Steinkohlengmben  von  Zabrze  in  Oberschlesien  und  in  den  Anthracitgruben 
von  Pejchagnard,  Dep.  Isöre ;  bei  Argenteau  in  Belgien  gelblich  weiße,  außen  erdige 
Knollen  {Destinerzifj,  Arseneisensinter  (Pittizit).  Die  entsprechenden  Arseniate 
und  nur  durch  die  ^«-Probe  sicher  zu  unterscheiden.  Auch  hier  wird  die  Schwefel- 
säure durch  kochendes  Wasser  ausgezogen.  G.  =  2,3— 2,5,  etwas  höher,  als  vorhin. 
Freiberg  in  Sachsen,  zuweilen  noch  weich;  am  Graul  bei  Schwarzenberg  im  Erz- 
gebirge; bei  Gastein.  Hierzu  gehört  auch  das  Gänseköthigerz  (Ganomatit), 
ähnlich  dem  Pittizit  zusammengesetzt,  aber  auch  noch  Silber,  Blei  und  Sb^Oi 
enthaltend.  Es  ist  ein  anfänglich  weiches  Zersetzungsprodukt  von  Arsenkies  in 
Gegenwart  von  Silber-  und  Bleierzen,  das  zu  dünnen  traubigen,  glas-  bis  fett- 
glänzenden, grünlichgelben  bis  bräunlichen  Krusten  auf  Arsen,  Botgiltigerz,  Blei- 
glanz etc.  erstarrt.  Andreasberg  im  Harz,  Joachimstal  im  Erzgebirge,  Schemnitz 
in  Ungarn,  Allemont  in  Frankreich  etc.  Frei  von  Schwefelsäure  ist  der  weiße 
Eisensinter  vom  Tiefen  Fürstenstollen  bei  Freiberg,  von  der  Zusammensetzung 
des  Kakoxen,  aber  ASiOf^  statt  P1O5;  ebenso  der  schon  oben  erwähnte,  den  Beryll 
von  Nertschinsk  begleitende  Arseniksinter  (pag.  824  beim  Skorodit),  sowie  der 
Picit  (pag.  825). 


XL  Klasse. 
Wolframiate  und  Molybdate. 

Isodimorphe  Reihe  des  Wolframit  und  Scheelit 

Neutrale  Wolframiate  und  Molybdate  zweiwertiger  Metalle  {Ca,  Fe,  Mn,  P6), 
teils  monoklin  (Wolframitreihe),  teils  quadratisch,  und  zwar  pyramidal-hemiedrisch 
(Scheelitreihe),  doch  ist  noch  nicht  bei  allen  hierhergehörigen  Mineralien  die  Hemiedrie 
sicher  nachgewiesen. 


Wolframit. 


829 


Isomorphe  Reihe  des  Wolframit 

Monoklin.  a:h:c  ß 

Ferberit :  Fe  WO^ ;  0,8299 : 1 : 0,8463 ;  90<>  20'. 

Wolframit :  {Fe,  Un)  WO^ ;  0,8300 : 1 : 0,8678 ;  90»  38'. 
Htibnerit :  Mn  WO4. ;  0,8362 : 1 : 0,8668 ;  90»  52'. 

Raspit:  PbWO^;  ? 

Isomorph»  Reihe  des  Scheelit. 
Quadratisch,  pyramidal-hemiedrisch. 


Reinit:  FeWO^; 
Scheelit:  CaWO^; 
Scheelbleierz:  PbWO^; 
Gelbbleierz:  FbMoO^-, 


a-.c 
1 : 1,28  ca. 
1 : 1,6356. 
1 : 1,567. 
1 : 1,5771. 
1 : 1,5445. 


Powellit:  CaMoO^\ 

In  beiden  Reihen  treten  die  Verbindungen  FeW04,  und  FbWOi^  auf,  doch  sind 
die  Formen  des  Raspit  und  das  Reinit  noch  nicht  vollkommen  sicher  bekannt. 


Wolframitreihe. 

Wolframit  (Wolfram). 

Eine  isomorphe  Mischung  yonFeWO^  und  MnWO^^  also  {Fe,Mn)WO^, 
bald  Fe,  bald  Mn  überwiegend ;  FeO  geht  von  2—19,  MnO  von  22—6% ; 
ein  manganreicher  W.  von  Schlaggenwald  im  Erzgebirge  mit  6 — 7  FeO 
20—23  MnO  ist  Megäbasit  genannt  worden ;  der  WOg-Gehalt  schwankt 
um  75%.    Zuweilen  etwas  CaO,  Ta^O^,  Nb^O^  etc. 

Monoklin,  Achsenverhältnis  oben;  friiher  für  rhombisch  gehalten. 
M=ooP  (110);  -af/Jlf=100^  37';  dazu  häufig  ein  anderes  Prisma: 
&=ooP2  (210);  die  Querfläche  r  =  ooPoo(100)  fehlt  selten;  sie  und 
die  Prismenflächen  sind  deutlich  vertikal  gestreift.  Fast  nie  findet  sich 
die  Längsfiäche  als  Abstumpfung  der  seitlichen  Kanten  MjM;  in  ihrer 
Bichtung  geht  aber  eine  sehr  vollkommene  Spaltbarkeit,  so  daß  sie 
wenigstens  als  Blätterbruch  häufig  vorhanden  ist.  Von  Endflächen 
finden  sich  vielfach:  P= — ^00  (102),  meist  vorwiegend  über  die 
anderen,  r/P  =  118«  6';  n  =  iPoo  (102),  r/n  =  117<>  6';  w  =  5oo(011), 
ulM=  115«  9'  vom  und  =  114«  20^  hinten ; 
s  =  — 2P2  (121),  die  Kante  Mju  abstump- 
fend (Fig.  628) ;  die  Kante  5/P  wird  sel- 
ten noch  durch  eine  schmale  Fläche  a 
=  —  P  (111)  abgestumpft.  Zwillinge 
nach  r  nicht  selten ;  beide  Flächen  u  und 
u  fallen  fast  genau  in  eine  Ebene,  ^^^-  ^^^• 
die  Flächen  P  und  P  machen  oben  einen  einspringenden  Winkel, 
dessen  Kante  ||  der  Achse  b  (Fig.  629,  wo  r  statt  b  zu  setzen  ist). 
Seltener  Kniezwillinge  nach  |5oo  (023),  bei  denen  beide  Flächen  r 


M 


M 


830  Wolframiate  nnd  Molybdate. 

und  r  beinahe  genau  in  einer  Ebene  liegen  und  die  Achsen  c,  sowie 
die  Streifen  auf  r,  6,  M  sich  unter  119^  54'  schneiden.  Die  Krystalle 
sind  nicht  selten  schalig  gebaut. 

Spröde;  H.  =  5— 5f  G.  =  7,14— 7,54,  abhängig  vom  JfwO-Gehalte, 
der  das  spez.  Gewicht  erniedrigt.  Metallisch  glänzend;  nur  in  sehr 
dünnen  Schichten  rotbraun  durchscheinend  bis  durchsichtig;  dickere 
Stücke  sind  pechschwarz  mit  schwarzem  bis  dunkelrotbraunem  Strich, 
je  nach  dem  Fe  oder  Mn  vorwiegt.  Opt  A.  E.  ac\  M.  L.  macht  mit  c 
einen  Winkel  von  19—20®.  V.  d.  L.  schwer  zu  einer  schwarzen  magne- 
tischen Perle  schmelzbar.  Von  Säuren  in  der  Wärme  zersetzt;  mit 
HCl  bleibt  ein  gelber  in  Ammoniak  löslicher  Rückstand  von  WO^ ; 
mit  konz.  H^SO^  wird  das  Pulver  beim  Erwärmen  blau. 

Die  Krystalle  sind  meist  kurzprismenformig,  selten  dünne  Nadeln 
zuweilen  sind  sie  nach  r  dick  tafelförmig,  oder  sie  bilden  ganz 
dünne  Plättchen  (im  Trachyt  von  Felsöbanya) ;  krystallinisch-strahlige 
Aggregate  sind  ebenfalls  nicht  selten.  Die  Hauptfundstätten  sind  die 
Zinnerzlager  im  Erzgebirge  und  in  Comwall ;  ohne  Zinnstein  auf  den 
Bleierzgängen  von  Neudorf  am  Harz  und  in  Sardinien ;  im  Granit  von 
Limoges  in  Frankreich;  Grabe  Bajewsk  bei  Kamensk  (der  einzige 
durchsichtige  W.,  der  bis  jetzt  bekannt  ist  und  an  dem  alle  optischen 
Untersuchungen  angestellt  sind);  bei  Nertschinsk  in  Sibirien;  Monroe 
in  Connecticut ;  Süd-Dakota ;  Boli via  an  mehreren  Orten ;  in  Menge  in 
der  Sierra  de  Cordoba  in  Argentinien  auf  Gängen  in  krystallinischen 
Schiefern.  Durch  Verwitterang  desselben  bildet  sich  Scheelit,  Wolfram- 
ocker etc.;  umgekehrt  ist  er  aber  auch  als  Umwandlungsprodukt  des 
Scheelits  und  als  Pseudomorphose  nach  Scheelit  bekannt,  z.  B.  von  tJ* 

Lostwithiel  in  Comwall  (sog.  Aikmit)  und  von  Trumbull,  Connecticut.  ^ 

Der  Wolframit  ist  das  verbreitetste  und  das  am  massenhaftesten 
vorkommende  wolframhaltige  Mineral.    (Des  Cioizeaux,  Ann.  chim.  phys. 

4.  Ser.  Bd.  XVin.,  1869;  Krenner,  Tschermak,  Min.  Mittlgn.  1875;  Groth,  Pogg. 
Ann.  149,  pag.  235;  Seligniann,  Ztschr.  f.  Kryst.  XL,  1886,  pag.  349). 

Hühnerit.  Der  reine  ^e-freie  Manganwolframit  Brannrot  bis  schwarz, 
clnnkekot  durchscheinend.  Von  Nevada,  Colorado  und  Arizona  anf  Quarzgängen  im 
Granit.    G.  =  7,177. 

Ferberit  Fast  reiner  Eisen  wolframit.  Bildet  derbe,  wolframitähnliche,  läng- 
licht-kömige Aggregate,  schwarz  mit  schwarzbraunem  bis  schwarzem  Strich ;  ans  der 
Sierra  Almagrera  in  Spanien  nnd  Süd-Dakota. 

Dieselbe  Zusammensetzung  hat  der 

Reinit  FeWO^,  schwarz,  halbmetallisch,  ans  Japan,  der  aber  quadratisch 
ist.  Die  Winkel  sehr  ähnlich  denen  des  Rutils  und  von  denen  des  Scheelits  ver- 
schieden. Aber  die  krystallographischen  Verhältnisse  sind  noch  wenig  genau  be- 
kannt, da  bisher  nur  Krystalle  mit  nicht  gut  meßbaren,  matten  Flächen  bekannt  ge- 
worden sind.    Daher  wird  der  R.  doch  wohl  mit  Scheelit  isomorph  sein. 

Raspit  FbWOi  in  monokliner  Form  von  Broken  Hill,  Neu-Süd-Wales.  Die 
Formen  der  Krystalle  sind  sehr  einfach,  aber  der,  allerdings  wahrscheinliche,  Isomor- 


Wolframit.    Scheelit. 


831 


phismnB  mit  Wolframit  ist  noch  nicht  bestimmt  nachgewiesen.  Durchsichtige,  brann- 
gelbe, diamantglänzdnde  KrystäUchen  mit  sehr  hohem  Brechnngskoeffizienten  (=2,6  ca.) 
nnd  —  M.  L.  sitzen  auf  einer  derben  Ernste  derselben  Substanz. 


Scheelltreihe. 

In  der  Krystallform  steht  sehr  nahe  der  Fergusonit:  F(iV&,  Ta)Oi  und  der 
Komeit:  CaSbiO^. 

Scheelit    (Tungstein,  Scheelspat,  Schwerstein). 

CaWO^,  19,45  CaO,  80,55  WO^,  zuweilen  mit  etwas  MoO^. 

Quadratisch,  und  zwar  pyramidal-hemiedrisch ;  a:c  =  l: 0,5366. 
HauptoktaederP=P(lll);  P/P  =130« 33' (S.K);  =  100« 4' (E. K.) und 
nächstes  stumpferes  0.:  e  =  Poo  (101);  eje  =  113*»  52'  (S.  K).  Letzteres 
ist  meist  herrschend  (Fig.  630,  631,  633),  selten  ersteres  (Fig.  632),  zu- 
weilen begrenzt  P  allerdings  die  Krystalle  auch  allein.  Das  stumpfe 
Oktaeder  d  =  |Äo  (105)  schärft  die  E.  E.  von  e  zu  (Fig.  630); 
dje  =  140«  8',    Die  Basis  c  =  OP  (001)  ist  meist  klein  (Fig.  632),  aber 


e 


Fig.  631. 


Fig.  632. 


Fig.  633. 


auch  zuweilen  so  ausgedehnt,  daß  niedere  Tafeln  entstehen  (Fig.  631). 
Besonders   interessant  sind    aber   die   hemiedrischen  Oktaeder   von 

Zwischenstellung,  von  denen  ä  =  -^  (313)  und  s  =  — ^   (131)    die 

häufigsten  sind,  h  stumpft  die  Kante  P/e  ab  und  auf  der  anderen 
Seite  von  P  liegt  s  in  der  Zone  [ehP]  (Fig.  633).  P/A  =  155**  39'  und 
P/5  =  151®  39'.  Nicht  selten  ist  h  oder  s  allein  neben  P  und  e;  oft 
e  in  der  Richtung  der  Kante  e^s  gestreift.  Zuweilen  sind  neben  A 
und  s  auch  noch  die  anderen  Hälften  der  betr.  Dioktaeder,  A'  und  s' 
ausgebildet,  diese  Flächen  sind  aber  dann  von  denen  von  A  und  s  ver- 
schieden. Prismen  sind  selten.  Zwillinge  mit  parallelen  Achsen  nicht 
ungewöhnlich,  zuweilen  sind  beide  Individuen  durcheinandergewachsen, 
so  daß  die  Flächen  s  an  den  S.  K.  einspringende  Winkel  bilden  und 
auf  e  eine  federartige  Streifung  nach  efs  längs  der  Zwillingsgrenze 
entsteht. 

Deutliche  Bl.  Br.  nach  e,  weniger  deutliche  nach  P  und  c; 
Bruch  muschlig.  H.  =  4^—5.  G.  =  5,9—6,1.  Durchsichtig  bis  durch- 
scheinend ;  fetter  Glasglanz ;  weiß,  gelb,  rot,  braun,  selten  ganz  farblos 


832  Wolframiate  und  Molybdate. 

oder  grün.  +D.  Br.  V.  d.  L.  schwierig  schmelzbar.  Durch  HCl 
unter  Hinteriassung  gelber,  in  Ammoniak  löslicher  WO^  löslich;  die 
Lösung  in  HCl  wird  durch  Erwärmen  mit  Zinn  blau. 

Meist  kleineKrystalle  in  Drusen,  häufig  auf  Quarz,  auf  Zinnerzlager- 
stätten mit  Wolframit,  aus  dem  er  durch  Umwandlung  entsteht  und 
nach  dem  er  zuweilen  Pseudomorphosen  bildet;  so  bei  Zinnwald  (kleine 
braune  Krystalle)  und  Schlaggenwald  (größere  weiße  Krystalle)  im  Erz- 
gebirge, in  Cornwall  (z.  B.  bei  Lostwithiel)  und  Devonshire  (z.  B.  bei 
Tavistock) ;  massenhaft  auf  den  Zinnerzgruben  von  Monroe  in  Connec- 
ticut. Außer  Verbindung  mit  Zinnstein  auf  den  Bleierzgängen  von 
Neudorf  bei  Harzgerode  und  von  Carrock  Fells  in  Cumberland  und  auf 
den  Eisenerzlagerstätten  von  Framont  in  den  Vogesen,  sowie  auf  der 
Magneteisenlagerstätte  von  Traversella  in  Piemont  Im  Kalk  der 
krystallinischen  Schiefer,  auf  Drusen  im  Riesengrund  am  Fuße  der 
Schneekoppe  und  ähnlich  bei  Fürstenberg  in  Sachsen  mit  Flußspat. 
Eingewachsen  im  Chlorit-  und  Talkschiefer  bei  Ti-aversella,  große 
meist  nur  von  e  begrenzte  gelbbraune  Krystalle. 

(Max  Baner,  Württemb.  Jahreshefte  1871.) 

Cuproscheelit  mit  6,8  CtiO  von  LaPaz  in  Niederkalifornien.  Der  Cupra- 
tungatit  ans  der  Gegend  von  Santiago  in  Chile  soU  reines  OuWOi  sein.   Beide  grün. 

Scheelhleierz  (Stolzit).  PhWO^.  Kleine,  meist  nndentlich  ausgebildete, 
spießige,  zn  Gruppen  vereinigte,  kleine  fettglänzeude,  braune  Krystalle  auf  Quarz. 
H.  =  3.  G.  =  7,8— 8,2.  Zinnwald.  Brasilien,  wulfenitähnliche  KrystaUe  (vergL 
Raspit,  pag.  830). 

Powellit  CaMoOi  mit  etwas  WO^.  Quadratische  und  zuweilen  deutlich 
hemiedrische,  kleine,  pyramidale,  grünlichgelbe  Kryställchen  vom  westlichen  Idaho 
und  aus  Michigan. 

Belonosit  Weiße,  quadratische  Nadeln  aus  einem  Einschluß  in  der Yesuvlava 
von  1872  soU  MgMoOi,  sein. 

Oelbblelerz  (Wulfenit,  Molybdänbleierz,  Molybdänbleispat). 

PbMoO^,  61,4  P&O,  38,6  JfoOg;  zuweilen  etwas  CrO^  {Chrom- 
niolybdänbläerjs)  und  V^O^.  Das  G.  von  Kreuth  in  Kärnten  und  ein 
solches  aus  dem  Altai  enthalten  CaO,  es  sind  also  isomorphe  Misch- 
ungen von  PbMoO^  und  CaMoO^.  Quadratisch  und  vielfach  ausge- 
zeichnet hemiedrisch  und  zuweüen  auch  hemimorph.  a :  c  =  1 : 1,5771. 
P=P  (111);  PIP  =  13V  43',  (S.  K);  m  =  ooP  (110);  c  =  OP  (001); 
(Fig.  634);  auch  niedere  Oktaeder:  h=\P (llS);  e  =  Poo  (101),  das 
nächste  stumpfere  zu  P ;  und  d  =  f Poo  (203),  das  nächste  schärfere 
zu  b  (Fig.  635);  femer  c,  J  und  r  =  ooP2  (210)  (Fig.  636);  c,  6  und  o 
=  ^Poo  (Fig.  637).    Beim  G.  sind  es  hauptsächlich  die  achtseitigen 

ooP2 

Prismen,  welche  hemiedrisch  auftreten,  z.  B.  in  Fig.  638 :  r  =  — g—  (210) 


Gelbbleierz. 


833 


neben  P,  und  andere.  Häufig  sehr  dünne  Plättchen  nach  der  Basis 
mit  verschiedener  randlicher  Begrenzung  (Fig.  636  und  637) ;  vielfach 
auch  mehr  oder  weniger  spitzpyramidale  Ausbildung  (Fig.  635  und 
638).  Manchmal  auch  kurz  säulenförmig,  ähnlich  Fig.  634,  aber  das 
Prisma  m  etwas  verlängert  und  die  Oktaederflächen  schmal.  Nach  P 
ziemlich  deutlich  spaltbar;  Bruch  muschlig  bis  uneben;  spröde  ins 
Milde;  H.  =  3.  6.  =  6,3 — 6,9.  Durchsichtig  bis  durchscheinend;  fett- 
artig diamantglänzend ;  grau  und  gelb  in  verschiedenen  Nuancen,  auch 
rot  — D.  Br.  stark,  ebenso  sehr  starke  Lichtbrechung,  co^  2,402, 
€  =  2,304  für  Rot  V.  d.  L.  heftig  zerknistemd  und  leicht  schmelzbar 
und  auf  Kohle  zu  Blei  reduziert  Von  Säuren  zersetzt.  Mit  H^SO^^ 
erhält  man  auf  Zusatz  von  Alkohol  eine  blaue  Lösung. 


Fig.  634.  Fig.  636. 


Fig.  636. 


Fig.  637. 


Fig.  638. 


Vollkommen  ausgebildete,  auf-  und  eingewachsene  Kiystalle,  die  viel- 
fach zu  lockeren,  löcherigen  Aggregaten  verwachsen  sind,  sowie  derbe, 
kömige  Massen  zuweilen  in  Form  krystallinischer  Überzüge.  Haupt- 
sächlich, aber  verhältnismäßig  sparsam,  auf  Bleierzlagerstätten,  wo  das  6. 
durch  Zersetzung  des  Bleiglanzes  entsteht,  nach  dem  es  zuweilen  Pseudo- 
morphosen  bildet  Bleiberg  in  Kärnten,  schöne  gelbe  Krystalle  stets 
aufgewachsen,  und  Schwarzenbach  bei  Bleiberg,  hier  die  gelben  Kry- 
stalle in  einer  tonigen  Gangmasse  eingewachsen.  Ausgezeichnete  gelbe 
Krystalle  auch  von  der  Grube  Tecomah  in  Utah,  ebenso  bei  Pfibram 
in  Böhmen  graue  (früher  fälschlich  für  Scheelbleierz  gehalten).  Derbe 
gelbe  Massen  bei  Gannisch  unweit  Partenkirchen  in  den  bayrischen 
Alpen  im  Kalk.  Bote  Krystalle  von  Bezbanya  im  Banat,  aus  der 
Kirgisensteppe,  aus  Yuma  Co.,  Arizona  und  von  Phönixville  in  Penn- 
sylvania, letztere  etwas  CrO^  enthaltend,  doch  scheint  der  Chrom- 
gehalt nicht  die  Ursache  der  roten  Färbung  zu  sein,  da  andere  rote 
Krystalle  ganz  frei   davon   sind.    (Koch,  ztschr.  f.  Kryst.  Bd.  VI,  1882, 

pag.  380.) 

Eosit  Dunkel  morgenrote,  quadratische  KrystäUchen  von  molybdänsaurem 
und  yanadinsanrem  Blei.  a:c  =  1:1,376;  anf  Pyromorphit  nnd  Weißbleierz  bei 
Leadhills  in  Cnmberland. 


FateraiL     SoU  CoMoO^  sein,  ist  aber  sehr  unrein. 
Joachimsthal  in  Böhmen. 

Reinitj  siehe  oben  pag.  830. 
Bauer.  Mineralogie. 


Derb,  schwarz,   von 


53 


g34  Chromate,  Jodate  und  Tellnrate. 

Rom e it.  Vielleicht  CaSh^Oi.  Kleine  qnadratische,  oktaedrische  Kryställchen 
in  der  Form  dem  Scheelit  und  dem  Fergnsonit  sehr  nahe  stehend.  Honiggelb  bis 
hyacinthrot.    Ritzt  Glas.    St.  Marcel  in  Piemont. 


XII.  Klasse. 
Chromate,  Jodate  und  Tellurate. 

Rotbleierz  (Krokoit,  Kallochrom,  Chrombleierz). 

FbCrO^  =  PbO  .  CrO^ ;  69,04  PbO,  30,96  CrO^,  Monoklin;  a:b:c 
=  0,9603 : 1 : 0,9158 ;  ß  =  102«  33'.  Das  Vertikalprisma :  i»  =  ooP  (110), 
tn;m= 93®  42'  (vorn)  und  die  vordere  Hemipyramide  t  =  — P  (111),  tjt  = 

119«  12',  mit  =  146«  3'  begrenzen  häufig  die  KrystÄlle 
allein  (Fig.  639);  sie  fehlen  wohl  selten  an  einem 
Krystall,  vielfach  treten  aber  andere  Flächen  noch 
dazu,  so  die  steile  hintere  Schiefendfläche  J  = 
4Poo  (401)  (Fig.  640)  oder  x  ==  3Poo  (301)  oder  beide; 
t  und  Z  sind  häufig  sehr  ausgedehnt.  Abstumpfiingen 
Fig.  639.  Fig.  640.   ^^^  Prismenkanten  mim  sind  selten,  Zusch&rfungen 

sind  häufiger,  so  diejenige  der  [scharfen  Kante  durch 
/•  =  oo52  (120),  f!f  =  56«  8'  (vorn)  (Fig.  640),  welches  zuweilen  auch 
als  einziges  Prisma  statt  m  auftritt.  Flächenreich  sind  die  Krystalle 
selten,  doch  sind  sehr  viele  einfache  Formen  bekannt  Nach  m  ziem- 
lich deutlich  blättrig ;  Bruch  muschlig ;  milde.  H.  =  2^ — 3.  G.  =  5,9 
bis  6,0.  Gelbrot  mit  rötlichgelbem  Strich,  stark  pleochroitisch.  Durch- 
scheinend bis  durchsichtig;  diamantglänzend.  Opt.  A.  E.  ||  a^;  +M.  L. 
fast  genau  ||  c,  nur  5^«  gegen  die  Vertikalachse  nach  vom  geneigt 
Sehr  starke  Lichtbrechung;  ß  =  2,42  (rot).  V.  d.  L.  stark  dekrepi- 
tierend  und  unter  Detonation  P&-Kügelchen  ausscheidend.  Von  Säuren 
zersetzt,  in  Kalilauge  löslich.  Aufgewachsene,  kleine,  prismenförmige, 
bis  nadeiförmige,  längsgestreifte  Krystalle  auf  Quarzgängen  mit  Blei- 
glanz: im  verwitterten  Granit  bei  Beresowsk  im  Ural  und  im  Talk- 
schiefer in  Minas  Geraes  in  Brasilien;  auch  von  der  Insel  Luzon; 

gl'Oße  Krystalle  in  Tasmanien.  (Danber,  Sitzgsbr.  Wiener  Akad.,  Bd.  42,  1860, 
Hessenberg,  Min.  Notizen,  Abhandlgn.  Senkenb.  Ges.  III.,  1860;  Bärwald,  Ztschr.  f. 
Kryst,  Bd.  VH.,  1882,  170.) 

Melanochroit  (Phönicit,  Phönikochroit).  Pb^CrtOg^SPbO .2CrOi,  Ver- 
mntlich  rhombische,  kleine,  rechtwinklig  tafelförmige  Krystalle  bilden  föcherartige 
Gruppen  oder  sind  zu  zelligen  Aggregaten  unregelmäßig  verwachsen;  meist  derbe 
Massen,  dunkelrot  mit  hellerem  Strich.  Auf  Bleiglanz  und  von  Botbleierz  begleitet 
und  häufig  überwachsen  bei  Beresowsk. 


Rotbleierz.    Wasserfreie  Sulfate.  835 

Vauquelinit  Ein  10— ll^o  CuO  enthaltendes  Bleichromat,  Tielleicht  ein 
Cu-haltiger  Melanochroit;  zeisiggrüne  derbe  nierige  Knuten  von  Beresowsk.  Mit 
Pyromorphit  verunreinigt,  daher  früher  für  PgOs-haltig  angesehen  {Phosphorekromit, 
Chromphosphorkupferhkispaf).    Sehr  selten. 

Laxmannit  Chromophosphat  von  Cu  nnd  Pb.  Dunkelgrüne^  monokline, 
taflige  Kryst&llchen  anf  dem  Vanqnelinit  von  Beresowsk,  früher  für  V.-Krystalle 
gehalten;  anch  erdiges  Pulver.    Begleitet  auch  das  Botbleierz  in  Brasilien. 

Beresowit  enth&lt  FbCOt  neben  Ph CrOiy  mit  Melanochroit.  Jossait^  gelb, 
soll  ein  Zinkbleichromat  sein.    Beide  Beresowsk. 

Tarapacait  K^CrO^,  Gelbe  Kömchen  im  Natronsalpeter  in  Chile;  färbt 
zuweilen  den  Salpeter  gelb. 

Ein  Jodat  neben  einem  Chromat  enthält 

Di  et  zeit  SCaCrO^.TCaJ^O^.  Parallelfasrige  und  -stenglige  Aggregate, 
dunkelgoldgelb,  im  Salpeter  der  Wüste  Atacama,  Chile.    Hieran  schließt  sich  das 

Jodat: 

Lautarit.  CaJ20^  =  CaO .  J^Oj^  mit  8d,64  JfOs,  das  einzige  reine  natürliche 
Jodat.  Farblose  bis  gelbliche,  monokline  Kry stalle,  bis  20  g  schwer;  in  H^O 
schwierig,  in  HCl  leicht  unter  CZ-Entwicklung  löslich.  Im  Salpeter  der  Wüste 
Atacama,  besonders  bei  der  Oficina  Lautaro. 

Das  einzige  bekannte  Tellurat  ist  der 

Montanit.  Bi^On ,  TeO^  .^H^O,  Erdige,  matte  oder  wachsartige,  gelblich- 
weiße Substanz  auf  Tellurwismut,  durch  dessen  Zersetzung  er  sich  gebildet  hat. 
Montana,  Nordkarolina. 

Verbindungen  der  tellurigen  Säure  sind: 

Magnolith.  Hg^TeOi  =  iBgO .  TeO^.  Weiße  Nädelchen  und  Fäserchen  auf 
Tellurquecksilber  von  Colorado. 

Durdenit  (Ferrotellurit).  i?V,0,.32>02 .4floO.  Grünlichgelbe,  zerreibliche 
Wärzchen  auf  ged.  Tellur  in  Honduras. 

(Verbindungen  der  selenigen  Säure,  siehe  Chalkomenit  etc.,  pag.  608.) 


Xin.  Klasse. 
Sulfate. 

a)  Wasserfreie  Sulfate. 

Alkälisulfate  und  Doppelsalae  derselben. 

Glaser it  (Aphthalose).  (K,  Na)tSO^,  meist  K^O  überwiegend.  Rhom- 
boedrisch;  a  ;  c  =  1 : 1,2879.  Ziemlich  deutlich  rhomboedrisch  spaltbar.  Farblos, 
glasglänzend,  durchscheinend  bis  durchsichtig.  +  D.  Br.  In  H^O  löslich.  Kleine 
Krystalle,  einzeln  oder  in  Gruppen,  mit  Steinsalz  in  Astrakanit  von  Staßfurt, 
Westeregeln  etc.,  und  im  Steinsalz  von  Racalmuto  bei  Girgenti  in  Sicilien;  krystal- 

53* 


836  Sulfate. 

linische  Krusten  auf  Vesuvlaven.    (Btlcking,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XV,  1889,  pag.  561; 
StTüver,  Rendic.  Accad.  Lincei  Bd.  ö,  1889,  pag.  750.) 

Thenardit.  Na^SOi.  Rhombisch.  Spitze  Pyramiden,  vielfach  zu  Gruppen 
verbunden.  Wasserhell,  durch  Aufnahme  von  II2O  aus  der  Luft  von  außen  trilbe 
werdend  und  zerfallend.  In  JS'gO  löslich.  Bei  Espartinas  unweit  Aranjuez  in  Spanien 
im  Steinsalzgebirge  im  Sommer,  aus  der  Soole  ausgeschieden,  in  Form  von  Kry- 
stallen,  Krystallgruppen  und  krystallinischen  Krusten;  fthnliche  Bildungen  in  den 
Soda-  und  Boraxseen  in  Kalifornien,  Nevada  und  Arizona,  am  Balkaschsee  in 
Sibirien  und  bei  Schemacha  im  Kaukasus;  in  den  Salpeterlagern  im  nördlichen  Chile 
in  Menge.  (Bärwald,  Zeitschr.  f.  Kryst.  VI,  1882,  pag.  36;  Mügge,  N.  Jahrb.  f. 
Min.  etc.  1884,  II,  pag.  1.)    Th.  ist  isomorph  mit  Arcanit  und  Mascagnin. 

Das  rhombische  Kaliumsulfat,  ebenso  rhombische  isomorphe  Mischungen  des- 
selben mit  Natriumsulfat  (sog.  Arcanif),  die  künstlich  erhalten  werden  können,  sind 
von  natürlicher  Entstehung  noch  nicht  bekannt  geworden,  wenigstens  noch  nicht 
mit  Sicherheit. 

Mascagnin.  {NH^tSO^,  Erdige  Anflüge  und  stalaktitische  Bildungen  auf 
Ätna-  und  Vesuvlaven.  Nach  künstlichen  Krystallen  mit  Arcanit  und  Thenardit 
isomorph.    Dies  gilt  auch  für  den  Tarapacait  (pag.  835). 

Misenit.  Soll  HKSO^  sein.  Ausblühungen  weißer,  seidenglänzender  Fasern 
im  vulkanischen  Tuff  in  der  Grotte  vom  Kap  Miseno  bei  Neapel. 

Hank 8 it.  iNa^SOi .  NafCO^.  Hexagonal ;  a:c  =  l:  1,0056.  Zuweilen  quarz- 
ähnliche Krystalle,  1  cm  lang  und  dick;  auch  Gruppen  tafelförmiger  Individuen. 
Farblos  ins  Gelbe ;  durchsichtig  bis  durchscheinend.  —  D.  Br.  In  H^O  leicht  lös- 
lich. Mit  Steinsalz,  Glauberit,  Thenardit  etc.  auskrystallisiert  aus  dem  Borax  Lake, 
San  Bernardino  County,  Kalifornien;  bildet  dort  zuweilen  die  Unterlage  der  Sulfo- 
halitkrystalle. 

Glauberit  (Brongniartin). 

Na^SO^ .  CaSO^j  ersterer  Bestandteil,  51  ^o?  durch  H^O  ausziehbar, 
so  daß  Gips  zurückbleibt.  Schmeckt  daher  salzig  bitter.  Monokline 
flach  tafelförmige  KrystaUe  (Fig.  641):  Jf  =  ooP  (110),  Jf/Jf  =  83«  2' 
(vom);  /•=— P(lll);  P=0P(001);  P/Üf  =104«  30';  i^f  =  147«  31'. 

a.b:c  =  1,2199  : 1 : 1,0275 ;  /J  =  112«  11'.  Vollkommen 
spaltbar  nach  P.  H.  =  2i— 3;  G.  =  2,7—2,8.  Farblos, 
weiß,  grau,  gelb,  rot.  Fettiger  Glasglanz.  Durchsichtig 
bis  durchscheinend,  wird  an  feuchter  Luft  trübe  und 
Fiff  641  bedeckt  sich  an  der  Oberfläche  mit  einem  weißen  Pulver 
von  Gips.  Opt.  A.  E.  _L  zur  Sym.  Eb.  Die  —  M.  L. 
liegt  in  der  Sym.  Eb.  im  stumpfen  Winkel  ß  und  macht  ca.  8«  mit 
der  Normalen  von  P  und  ca.  30«  mit  der  Achse  c;  horizontale  Dis- 
persion. Q  <iv,  2E  klein,  wird  beim  Erwärmen  kleiner  und  bei 
einer  bestimmten  Temperatur  ist  der  Glauberit  für  eine  bestimmte 
Farbe  einachsig,  z.  B.  bei  46«  C.  für  gelb.  Von  da  an  ist  die  A.  E. 
bei  weiterem  Erwärmen  ||  der  Sym.  Eb.,  die  Dispersion  wird  geneigt 
und  e  >>  1;,  und  2E  nimmt  wieder  zu.  Y.  d.  L.  zerknistemd  und  leicht 
schmelzbar. 


Wasserfreie  Sulfate.    Schwerspat.  837 

Im  Salzlager  von  Villarubia  in  Spanien  findet  man  besonders 
schöne  Krystalle;  meist  derb  zu  Westeregeln  bei  Staßfurt,  Vic  in 
Lothringen,  Berchtesgaden,  Dümberg  bei  Hallein,  Ischl;  auch  in  den 
Steinsalzlagem  des  Pendschab  in  Indien  (Salt  Eange),  sowie  in  den 
Salpeterlagem  von  Chile.  Im  Borax  Lake  in  Kalifornien  bis  40  Centimeter 
lange  Krystalle.  An  der  Mündung  des  Flusses  Anabara  in  das  Eismeer 
große,  spitz  pyramidale  Krystalle,  die  in  Aragonit  umgewandelt  sind. 

(Laspeyres,  Ztschr.  f.  Kryst.  I.,  1877;  v.  Zepharoyich,  Sitzgsber.  Wien.  Ak.  Bd.  69.) 

Vanthoffit  SNotSOi .  MgSOt.  Farblos,  z.  T.  perlmntterartig  schimmernd; 
mit  nnregelmäßigem  Bruch  und  etwas  salzigem  Geschmack.  Mit  Langbeinit  an  der 
Grenze  gegen  das  Hartsalz  unter  den  Abraumsalzen  Ton  Wilhelmshall  im  Magdeburg- 
Halberstädter  Becken. 

La7igheinit  K2SO4, . 2MgS0i,  Kegulär-tetartoedrisch,  die  Krystalle  vorzugs- 
weise Tetraeder,  doch  auch  komplizierte  Kombinationen  beider  T.  mit  anderen  Formen. 
Meist  kömige  Aggregate,  farblos  mit  fettigem  Glasglanz.  G.  =  2,83.  H.  ^  3 — 4. 
An  der  Luft  leicht  durch  Wasseraufnahme  trübe.  In  H^O  weniger  leicht,  rascher 
in  verdünnter  Salzsäure  löslich.  Auf  Steinsalzlagerstätten  in  der  Region  der  Abraum- 
salze: Westeregeln  und  Neustaßfurt,  Solvayhall  beiBemburg,  Thiederhall  bei  Braun- 
schweig, hier  in  großen  Massen  im  Steinsalz.  Auch  in  den  Mayo  Salt  Mines  in 
der  Saltrange  im  Pendschab  (Indien). 

Sulfate  jstoeiivertiger  Metalle. 
Isomorphe  Reihe  des  Schwerspats. 

RSOi.R  =  Ba,  Sr,  Pb,  Ca  (?),  rhombisch. 

Schwerspat :  BaSO^ ;  a:b:c  =  0,8152 : 1 : 1,3136. 

Cölestin :  SrSO^, ;  =  0,7789  : 1 : 1,2800. 

Barytocölestin :  {Ba,  Sr)SO^ ;  =  0,8132  : 1 : 1,3123. 

Vitriolblei :  PbSO^ ;  =  0,7852 : 1 : 1,2894. 

Vergl.  auch:  Selenbleispat:  PbSeOi; 

Zinkosit:  ZnSO^  und 

Hydrocyan:  CUSO4, 
Femer :  Anhydrit :  CaSO^ ;  =  0,8932  : 1 : 1,0007. 

Ob  letzteres  Mineral  in  die  Schwerspatreihe  gehört,  ist  mindestens  zweifelhaft. 
Wie  diese  ist  der  Anhydrit  zwar  rhombisch,  hat  aber  ganz  andere  Blätterbrüche  und 
eine  ganz  andere  Formenentwicklung.  Es  ist  kein  Achsensystem  vorhanden,  auf 
welches  man  die  Anhydritformen  beziehen  kann  und  das  den  Achsen  der  Mineralien 
der  Schwerspatreihe  so  nahe  steht,  wie  dies  sonst  bei  Achsen  isomorpher  Substanzen 
der  Fall  ist.  Dagegen  findet  man  in  jenen  Mineralien  häufig  Ca,  was  wohl  un- 
zweifelhaft als  eine  isomorphe  Beimischung  von  CaSOt  gedeutet  werden  muß, 
vielleicht  aber  mit  einem  Dimorphismus  dieser  letzteren  Substanz  zusammenhängt. 
Das  hier  angegebene  Achsensystem,  das  noch  am  ehesten  eine  Vergleichung  mit  den 
Achsen  des  Schwerspats  ermöglicht,  gilt  für  die  Annahme,  daß  die  Fläche  8  (pag. 
846  Fig.  657)  des  Anhydrits  als  PSo  (011)  und  T  als  Basis  OP  (001)  angenommen 
wird.  Bei  der  Beschreibung  des  Minerals  auf  pag.  846  wurde  aber  eine  andere 
Annahme  gemacht,  welche  aus  Fig.  657  ersichtlich  ist. 

Schwerspat  (Baryt). 
BaSO^ ;  65,68  JBaO,  34,32  SO^ ;  häufig  etwas  SrO  (bis  15  %,  Görzig 
im  Anhaltischen,  was  zum  Barytocölestin  führt) ;  etwas  CaO  (bis  6  ®/o 


838 


Sulfate. 


im  Kalhbaryt  oder  knimmschaligen  Schwerspat  mit  nierenförmiger 
Oberfläche,  leicht  verwitternd,  von  Freiberg  und  Derbyshire;  auch 
in  dem  früher  für  rhomboedrisch  gehaltenen  Dredü  von  La  Nussifei'e 
bei  Beaujeu,  Dep.  Saone  et  Loire);  SrO  und  CaO  im  Calstronbaryt  von 
Schoharie  in  New- York;  vielfach  durch  Bitumen  braun,  besonders  der 
Hepatit  von  Kongsberg  und  aus  den  Alaunschiefem  von  Andrarum  in 
Schonen.  Die  Krystalle  schließen  zuweilen  sehr  viele  Sandkörner 
ein,  ähnlich  wie  der  „krystallisierte  Sandstein"  von  Fontaineblean, 

pag.  584. 

Rhombische  Prismen  M  =  ooP  (110),  MIM=  101«  40^  deutlich 
blättrig;  noch  vollkommener  spaltbar  ist  die  Basis  P  =  OP  (001). 
M  und  P  bilden  häufig  niedere  Tafeln  (Fig.  642)  und  sogar  papier- 
dünne Plättchen;  seltener  sind  die  Krystalle  nach  c  verlängert,  sog. 
Wolnjfn  z.  B.  von  Muszay,  Rosenau  etc.  in  Ungarn  und  aus  dem  Ural. 


Fig.  643. 


Fig.  644. 


Fig.  645. 


Fig.  646. 


Fig.  647. 


Die  scharfe  Kante  MjM  ist  zuweilen  durch  k  =  ooPoo  (010)  (Fig.  643), 
die  stumpfe  seltener  durch  s  =  ooPöö  (100)  abgestumpft.  Andere 
Vertikalprismen  als  M  kommen  kaum  vor.  Vielfach  sind  die  Flächen 
des  Brachydomas  o  =  PSo  (011)  auf  die  scharfe,  die  des  Makrodomas 
u  =  Pro  (101)  auf  die  stumpfe  Kante  MjM  aufgesetzt  (Fig.  645) ; 
o/P  =  127<>  18',  w/P=  121  <>  49';  noch  häufiger  als  u  sitzen  aber  auf 
dieser  stumpfen  Kante  die  Flächen  d  =  ^P55  (102),  d/P  =  141«  8' 
(Fig.  646,  647);  dieses  Doma  bildet  zuweilen  mit  dem  Brachydoma  o 
allein  ein  Oblongoktaeder ,  dessen  Flächen  o,  seltener  d  stark  ver- 
längert sind  (Fig.  644)  und  dessen  obere  Ecke  resp.  die  obere  Kante 
ojo  oder  djd  meist  durch  die  Basis  P  abgestumpft  ist;  o  und  d  unter- 
scheiden sich  an  einem  solchen  Krystall  leicht  daran,  daß  die  seitliche 
Kante  ojo  =  lOb^  24'  viel  stumpfer  ist,  als  rf/d  =  77«  44'.  Die  Seiten- 
ecken dieses  Oblongoktaeders  werden  durch  die  Prismenflächen  Jf, 
ev.  durch  die  diesen  entsprechenden  61.  Br.  abgestumpft,  wie  die  punk- 
tierten Linien  in  Fig.  644  zeigen;  auf  den  Flächen  M  machen  die 
beiden  Kanten  dIM  einen  spitzeren  Winkel  miteinander,  als  die  beiden 


Schwerspat.  839 

Kasten  ojM.  Ein  anderes  Oblongoktaeder  bilden  zuweilen  d  und  M. 
Nicht  selten  ist  d  neben  u  vorhanden,  aber  auch  noch  andere  Makrodomen 
kommen  vor,  z.  B.  das  stumpfere  l  =  \P^  (104),  Pß  =  158*  4' 
(Fig.  643)  etc.  Von  Pyramiden  ist  besonders  das  Hauptoktaeder 
z  =  P  (111)  wichtig,  dessen  Flächen  auf  die  Prismenflächen  M  gerade 
aufgesetzt  sind  (Fig.  646,  647),  so  daß  die  S.  K.  zjjs  von  M  gerade 
abgestumpft  werden ;  sehr  gewöhnlich  bilden  die  Flächen  z  eine  oft  nur 
ganz  schmale  Abstumpfung  der  Kante  PjM  (Fig.  646).  Die  Flächen 
des  Oktaeders  y  =  P2  (122)  stumpfen  die  Kanten  ojjs  ab  etc.  Die 
Kombinationen  sind  meist  einfach,  doch  sind  auch  sehr  komplizierte 
nicht  ausgeschlossen;  die  Zahl  der  einfachen  Formen  ist  sehr  groß 
(etwa  120),  die  häufigsten  von  allen  sind  M,  P,  o,  d.  Nicht  selten 
werden  die  Schwerspatkrystalle  auch  so  aufgestellt,  daß  die  Makro- 
diagonale Vertikalachse  wird  und  umgekehrt,  während  die  Brachy- 
diagonale  bleibt;  P  wird  dann  Brachypinakoid,  M  ein  Makrodoma 
Pöö  (101),  dessen  scharfe  Kante  oben  liegt,  und  d  wird  das  Vertikal- 
prisma ooP2  (120)  etc.  Zwillingsbildung  ist  ungewöhnlich  und  nur 
in  Form  von  polysynthetischen  Lamellen  bekannt  und  zwar  ungefähr 
nach  6Pö5  (601),  sowie  nach  M  und  o,  die  wohl  alle  als  Gleitflächen, 
aufzufassen  sind ;  die  Zwillingslamellen  erzeugen  auf  den  Krystall-  und 
Spaltungsflächen  eine  charakteristische  Streifung. 

Die  drei  oben  genannten  Bl.  Br.  nach  P  und  Jf,  welche  sich 
durch  Sprünge  meist  leicht  kenntlich  machen,  geben  Spaltungsstücke 
von  der  Form  Fig.  642,  die  sich  von  den  häufig  sehr  ähnlichen  Kalk- 
spatspaltungsstücken leicht  durch  die  geringere  Vollkommenheit  der 
Spaltung  nach  M,  als  nach  P  und  durch  die  zwei  rechten  Winkel  PjM 
resp.  die  rechten  ebenen  Winkel  auf  M  unterscheiden.  Spröde.  H.  = 
3—3^.  G.  =  4,3 — 4,6,  bei  reinen  Stücken  4,482 ;  eines  der  schwersten, 
nicht  ein  schweres  Metall  enthaltenden  Mineralien.  Opt.  A.  E.  ac, 
-|-  M.  L.  a,  2E  =  63®  (r.) ;  die  Achsenbilder  treten  auf  der  Querfläche 
auf;  Q<iV'  Zuweilen  wasserhell  durchsichtig,  meist  aber  trübe  bis 
undurchsichtig,  nicht  selten  schichtenförmig  verschieden  oder  ein  klarer 
Kern  in  einer  trüben  Hülle,  oder  umgekehrt  etc.  Auch  sehr  häufig, 
aber  selten  intensiv  und  oft  nicht  ganz  gleichmäßig  gefärbt,  hell-  bis 
dunkelfleischrot,  gelb,  braun,  grau,  blau,  grün.  Zuweilen  stark  pleo- 
chroitisch,  bes.  die  gelben  Krystalle  von  der  Auvergne.  Glasglanz, 
zuweilen  ins  Fettige;  auf  den  Blätterbrüchen,  namentlich  auf  P 
schöner  Perlmutterglanz  und  die  Erscheinung  des  Irisierens.  V.  d.  L. 
stark  zerknisternd  und  kaum  schmelzbar.  Färbt  die  Lötrohrflamme 
grün.  Von  HCl  und  verd.  H^SO^  nicht  angegriffien ;  feines  Pulver  von 
konz.  H^^O^  in  der  Wärme  gelöst. 

Der  Schwerspat  ist  eines  der  häufigsten  Mineralien.  Er  bildet 
sehr  oft  ausgezeichnete  Krystalle,  auch  solche  von  bedeutender  Größe. 


840  Sulfate. 

Gewöhnlich  sind  sie  zu  schönen  Drusen  vereinigt  und  dabei  zuweilen 
in  besonderer  Weise  miteinander  verbunden,  wie  z.  B.  beim  „kamm- 
förmigen  Schwerspat",  einem  Teil  des  oben  erwähnten  krummschaligen 
von  Freiberg,  aber  auch  von  anderen  Orten,  z.  B.  in  dem  roten  Eeuper- 
mergel  von  Süddeutschland  etc.;  einzelne  dünne  Tafeln  strahlen  von 
einer  gemeinsamen  geraden  Linie  fächerförmig  aus  und  bilden  nach  außen 
eine  rundlich  begrenzte  Gruppe,  in  der  jede  einzelne  der  stets  dünnen, 
oft  papierfeinen  Platten  von  schmalen  Facetten  begrenzt  ist.  Selten 
sind  eingewachsene  Erystalle,  die  dann  gleichfalls  zuweilen  charakte- 
ristische Gebilde  darstellen,  wie  z.  B.  die  dünnen  mit  Quarzkömem 
imprägnierten  Tafeln  aus  dem  Tertiärsand  von  ßockenberg  bei 
Münzenberg  in  Hessen,  die  nach  Art  der  Eisenrosen  wie  die  Bosen- 
blätter  um  einen  gemeinsamen  Mittelpunkt  sich  hernmlegen  (sog. 
Sandrosen).  Am  verbreitetsten  sind  derbe  Massen,  groß-  und  grob- 
krystallinisch  und  schalig,  kömig  bis  dicht,  auch  stenglig  und  fasrig 
mit  radialer,  paralleler  und  unregelmäßiger  Anordnung  der  einzelnen 
Individuen.  Zuweilen  erdig  (Schtoerspat'  oder  Baryterde).  Hauptvor- 
kommen auf  Gängen  teils  mit  Erzen  und  anderen  Mineralien,  teils 
in  der  Hauptsache  für  sich  allein;  selten  schichtenfoimig  oder  in 
Schichtgesteinen  eingeschlossen. 

Auf  Silber-,  Blei-  und  Kupfererzgängen  findet  sich  der  Schwerspat 
meist  in  schönen  Krystalldrusen  bei  Clausthal  und  Lauterberg  am 
Harz  (hier  auch  auf  der  schichtigen  Kieslagerstätte  des  Rammeisbergs 
bei  Goslar),  im  Siegenschen  bei  Musen,  Littfeld  etc.  flächenreiche 
KrystalUe;  im  Schwarzwald  an  mehreren  Stellen;  im  Erzgebirge  bei 
Freiberg,  Marienberg  und  an  vielen  anderen  Orten;  in  Böhmen 
bei  Mies  und  Pfibram;  bei  Schemnitz,  Kapnik  und  Felsöbanya  in 
Ungarn,  hier  nicht  selten  mit  Auripigment  und  Realgar  und 
durch  diese  gelb  und  rot  gefärbt,  sowie  mit  Antimonglanz,  dessen 
lange  Nadeln  die  Schwerspattafeln  durchbohren  (das  Vorkommen 
des  sog.  Wolnyns  in  Ungarn  siehe  oben);  in  England  besonders  auf 
den  Bleierzgängen  von  Comwall,  Derbyshire  und  Cnmberland  und 
ebenso  in  Schottland,  z.  B.  bei  Strontian,  mit  Witherit.  Auf  Kobalts 
und  Nickelerzgängen  im  Zechstein  im  Mansfeldischen,  sowie  in  Hessen 
bei  Bieber  und  Riecheisdorf.  Auf  Kieselzinkerz  in  Altenberg  bei 
Aachen  {Eggonit),  Mit  Eisen-  und  Manganerzen  meist  derb.  Auf  Eisen- 
erzgängen am  Iberg  bei  Grund  im  Harz,  bei  Neuenbürg  im  Schwarz- 
wald etc. ;  auf  Eisensteinlagem  bei  Neuberg  in  Steiermark  und  Hütten- 
berg in  Kärnten ;  am  Giftberg  bei  Komarow  und  bei  Swarow  in  Böhmen 
(hier  kleine  flächenreiche  Kryställchen).  Auf  Manganerzlagem  bei 
Ilfeld  im  Harz  und  Ilmenau  in  Thüringen.  Auf  Zinnerzlagerstätten 
fehlt  der  Schwerapat  durchaus.  Außer  Verbindung  mit  Erzen  finden 
sich  Krystalle  ebenfalls  vielfach,  so  im  Innern  von  Ammoniten  und 


Schwerspat.  841 

anderen  Petx^efakten  der  schwäbischen  Alb  etc.,  in  Mandelräumen  des 
Melaphyrs  im  Nahetal  und  in  Böhmen,  im  tertiären  Sandstein  von 
Münzenberg  in  Hessen,  bei  Dufton  in  Westmoreland,  liier  ausgezeich- 
nete große  Krystalle  in  einer  Höhle,  bei  Royat  in  der  Auvergne  in 
Frankreich,  sowie  überall  auf  Drusenräumen  im  derben  Schwerspat 
Dieser  erfüllt  an  zahlreichen  Stellen  oft  weite  Spalten,  für  sich  allein 
oder  mit  anderen  Mineralien,  namentlich  mit  Flußspat ;  so  bei  Harten- 
rod  unweit  Gladenbach  in  Hessen,  im  Schwarzwald,  im  Thüringer 
Wald  (z.  B.  bei  Brotterode  und  bei  Unterwirbach  unweit  Rudolstadt, 
hier  der  sog.  Allomorphii),  ferner  vielorts  im  Odenwald,  im  Spessart, 
in  Schlesien  etc.  Der  Schwerspat  dieser  Gänge  ist  nicht  selten  mehr 
oder  weniger  vollständig  verkieselt  und  die  Krystalle  bilden  Pseudo- 
morphosen  von  Quarz  nach  Schwerspat,  so  vielfach  im  Odenwald,  z.  B. 
bei  Schriesheim  unweit  Heidelberg.  Undeutlich  ausgebildete,  lang- 
gezogene, sehr  stark  gestreifte,  runde,  federkieldicke  Prismen,  oft  viel- 
fach durcheinandergewachseu  (ßtangenspat  von  Freiberg)  führen  zu 
dem  fasrigen  und  strahligen  Schwerspat;  das  bekannteste  Vorkommen 
davon  ist  der  sog.  Bologneser  Spat,  außen  rauhe,  rundliche,  braune 
Kugeln  und  Knollen,  im  Innern  exzentrisch-strahlig  oder  -fasrig,  im 
Mergel  des  Mte.  Paternö  bei  Bologna;  an  diesem  ist  zuerst  die  Er- 
scheinung der  Phosphoreszenz  beobachtet  worden.  Fasriger  Schwer- 
spat bei  Dürkheim  in  der  Pfalz,  Freiberg  in  Sachsen,  Ruttenberg  in 
Tirol  etc.;  zuweilen  hat  der  fasrige  Schw.  nierenformige  Oberfläche, 
wie  der  von  Durham  in  England  und  der  von  Chaudfontaine  bei 
Lüttich;  oder  er  ist  stalaktitisch,  wie  der  braune  von  Newhaven  in 
Derbyshire,  der  zugleich  parallel  mit  der  nierigen  oder  zapfenförmigen 
Oberfläche  konzentrisch-schalig  ist,  und  der  zu  Ornamenten  verarbeitet 
wird.  Die  derben  Massen  im  kömigen  Kalk  von  Perkins  Mill,  Tem- 
pleton,  Kanada,  sind  als  Michel-Levyt  beschrieben  worden.  Blumig- 
blättrig in  weißen,  straußartigen  Gruppen  findet  er  sich  bei  Osterode 
am  Harz  im  schwarzen  bituminösen  Mergel  {Ährenstein  oder  Strauß- 
asbest) ;  schuppigkömig  zu  Peggau  in  Steiermark ;  feinkörnig  wie  Mar- 
mor bei  Naurod  unweit  Wiesbaden,  bei  Aschaflfenburg,  bei  Villarica  in 
Brasilien  ein  Lager  im  Gneiß  bildend ;  ebenso,  aber  fleischrot,  bei  Riechels- 
dorf  in  Hessen;  auch  vollkommen  dicht  mit  splittrigem  Bruch,  z.  T. 
mit  nieriger  Oberfläche  im  Rammeisberg  bei  Goslar,  auf  den  Erz- 
lagerstätten von  Clausthal  und  Freiberg,  bei  Meggen  in  Westphalen 
lagerförmig  im  Devon  etc.  Dichter  Schwerspat  bildet  das  Bindemittel 
mancher  Sandsteine,  z.  B.  bei  Münzenberg  (siehe  oben)  und  bei  Notting- 
ham in  England;  erdig  ist  er  u.  a.  bei  Freiberg  und  in  Nestern  in 
der  westphälischen  Kreide  gefunden  worden.  Bildet  Pseudomorphosen 
nach  Witherit  und  Barytocalcit  und  entsteht  zuweilen  im  großen  aus 
Kalk  und  Dolomit,  z.  B.  im  Zechstein  dolomit  am  Rösteberg  bei  Grund 


842  Sulfate. 

im  Harz.  Als  Neubildung  in  dichten  Krusten  in  den  Pumpensätzen 
von  Lauterberg  im  Harz.  Tritt  auch  zuweilen  als  Versteinerungs- 
mittel auf.  Scheidet  sich  aus  einer  Mineralquelle  bei  Lautenthal  im 
Harz  noch  jetzt  ab. 

Wird  zu  einer  weißen  Farbe  (blanc  fixe)  und  zur  Verfälschung 
von  Bleiweiß;  Mehl  etc.  im  großen  gewonnen  und  verwendet; 
auch    zur    Bereitung    anderer   5a  -  Verbindungen ,   hierzu   ist   aber 

wohl  Witherit  wichtiger.  (Helmhacker,  Denkschr.  Wiener  Akad.  1872,  Bd. 
XXXII;  Heußer,  Pogg.  Ann.  Bd.  87;  Arznuii,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  I,  1877,  pag.  165; 
Baner,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1887,  I.  37  u.  1891,  I,  250;  Trechman,  Min.  Mag.  \TI, 
1886,  49;  Düsing,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XIV,  1888,  481;  Herschenz,  Zeitschr.  f.  aUg. 
Naturw.  Bd.  61,  1888,  143;  Brunlechner,  Min.  u.  petr.  Mittlgn.,  XU,  1891,  62.) 

Colestln  (Schützit). 

SrSO^ ;  56,39  SrO,  43,61  SO^ ;  zuweilen  statt  Sr  etwas  Ca  und  Ba. 
Die  Krystalle  sind  gewissen  Schwerspatkombinationen  sehr  ähnlich; 
eine  bei  Girgenti  häufige  Kombination  stellt  Fig.  648  dar; 
die  Buchstaben  haben  meist  dieselbe  Bedeutung  me  beim 
Schwerspat.  MIM=  104<>  10';  o/o  =  76^  0'  (oben),  104«  0' 
(S.  K);  d/d  =  78«  49'  (S.  K).    Bl.  Br.  wie  beim  Schwer- 
spat, H.  =  3 — 3^.     G.  =  3,9—4,0.     Durchscheinend,  sel- 
tener dui'chsichtig ;  farblos,  häufig  blau,   zuweilen  braun, 
Fig.  648.    j,^^^  glasglänzend.    Opt.  A.  E.  ac,  +  M.  L.  a.    2E  =  87«  45^ 
V.  d.  L.  stark  zerknisternd,  leichter  als  Schwerapat  schmelzbar;  mit 
Säuren  wie  Schwerspat.    Flammenfärbung  rot. 

Der  Cölestin  bildet  ausgezeichnete  farblose  Krystalle  auf  den 
sicilischen  Schwefelgruben,  aufgewachsen  auf  Ton,  Schwefel  u.  a. 
Mineralien,  z,  B.  bei  Girgenti  etc.,  ähnlich  in  den  Schwefellagern  von 
Perticara  unweit  Eimini ;  bei  Pschow  in  Oberschlesien  auf  Spalten  im 
Kalk;  ebenso  auch  bei  Rüdersdorf  und  bei  Jühnde  unweit  Göttingen. 
In  großer  Menge  fast  chemisch  rein  und  z.  T.  in  schönen  Kjystallen  im 
Zechstein mergel  bei  Giershagen  unweit  Stadtberge  in  Westphalen  und 
bei  Gemböck  unweit  Corbach  in  Waldeck ;  ähnlich  bei  Bristol  in  Eng- 
land ;  große  Krystalle  bei  Mokattam  in  Ägypten ;  reichlich  in  der  nord- 
amerikanischen Seenregion  (Drummond-Island  im  Huronsee,  Put-in-Bay 
und  Strontian-Island  im  Eriesee).  Auch  im  Dolomit  des  Baltschieder 
Tals  bei  Visp  im  Wallis  in  schönen  Krystallen.  Selten  auf  Erzgängen 
(Scharf enberg  in  Sachsen,  Leogang  im  Salzburgischen,  Herrengrund 
in  Ungarn),  sowie  in  Mandeln  vulkanischer  Gesteine  (Calton  Hill  bei 
Edinburg,  Montecchio  maggiore  in  Oberitalien).  Derb,  kömig,  zer- 
borstene unreine  Knollen  bildend,  im  Gips  am  Montmartre  bei  Paris, 
auf  den  Rissen  dieser  Knollen  zuweilen  deutliche  Krystalle.  Cölestin- 
krystalle  finden  sich  in  Ammonitenkammern  und  Hohlräumen  anderer 
Petrefakten,  neben  solchen  von  Schwerspat  etc.    Besonders  wichtig 


Cölestin.    Vitriolblei. 


843 


und  verbreitet  sind  blaue  parallelfasrige  Schnüre  im  Kalk  und  Ton, 
wahrscheinlich  Pseudomorphosen  nach  Fasergips,  so  an  der  Dom- 
burg bei  Jena  im  obersten  Buntsandstein,  bei  Frankstown  in  Penn- 
sylvania etc.  Der  C.  wird  in  Massen  gewonnen,  namentlich  auch  diese 
letztere  Varietät,  und  vorzugsweise  in  der  Zuckerfabrikation  verwendet. 

(Anerbach,  Sitzgsber.  Wiener  Akad.  1869,  Bd.  £9;  Arzruni,  Zeitschr.  deutsch.  Geol. 
Ges.  Bd.  24,  1872,  477;  Websky,  Zeitschr.  dentsch.  Geol.  Ges.  IX,  303;  Arzruni  und 
Thadeeff,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  25,  1896,  pag.  38.) 

Barytocöleatin,  Ist  eine  isomorphe  Mischung  von  BaSO^  und  SrSOij  die 
Dimensionen  der  KrystaUe  liegen  zwischen  denen  des  Schwerspats  und  Culestins 
(siehe  oben  die  Tabelle).  H.  =  27«.  G.  =  4,1 — 4,2.  KrystaUe  selten,  meist  radial- 
strahlige  Aggregate  im  Kalk  und  Mergel,  sowie  erdig.  Am  Greiner  in  Tirol  im 
Talkschiefer,  Binnental  im  Wallis  im  Dolomit,  Jocketa  in  Sachsen,  Nörten  bei  Göt- 
tingen, Drummond-Insel  im  Huronsee  in  Nordamerika  etc.  (Neminar,  Tschermaks 
Mineralog.  Mitt.  1.  Ser.  Bd.  VI,  1876,  59;  v.  Zepharovich,  Sitzgsber.  Wiener  Akad. 
Bd.  57.) 

Vitriolblei  (Anglesit  Bleivitriol). 

PhSO^;  73,57  PbO,  26,43  /SO«;  häufig  fast  ohne  fremde  Bei- 
mischungen. Die  Krystallisation  ist  der  des  Schwerspats  sehr  ähn- 
lich; MIM=  103«  43';  djä  =  lOP  13'  und  ö/o  75^  36',  beide  oben.  Die 
Fig.  649  bis  655  geben  eine  Anzahl  von  Kombinationen,  welche  z.  T. 


Fig.  649. 


Fiff.  650. 


Fig.  651. 


Fig.  653. 


Fig.  654. 


Fig.  655. 


von  solchen  des  Schwerspats  nicht  wesentlich  verschieden  sind  (vergl. 
z.  B.  Fig.  649  und  Fig.  646).  Die  Flächenbezeichnung  ist  dieselbe 
wie  dort ;  in  den  Figuren  sind  aber  hier  die  Achsen  b  und  die  Flächen  o 
nach  vorn,  die  Achsen  a  und  die  Flächen  d  seitwärts  gerichtet.  Die 
Zahl  der  einfachen  Krystallformen  und  die  der  Kombinationen  ist 
sehr  groß.  Die  Spaltbarkeit  nach  M  und  P  ist  nicht  sehr  deutlich ; 
der  Bruch  ist  muschlig.  Sehr  spröde;  H.  =  3,  G.  =  6,12— 6,35. 
Meist  durchsichtig  und  wasserhell,  ausgezeichnet  diamantglänzend  ins 


8  44  Sulfate. 

Fette ;  auch  grau,  braun,  gelb,  grün  und  blau ;  dann  zuweilen  weniger 
vollkommen  durchsichtig.  Opt.  A.  E.  oc,  +  M.  L.  a;  starke  Licht- 
brechung und  Dispersion;  ß  =  1,875  (r.)  und  =  1,882  (g.)  q  <i  ^' 
Großer  Achsen  Winkel.  V.  d.  L.  nicht  sehr  heftig  zerknistemd;  leicht 
schmelzbar  und  auf  Kohle  zu  Pb  reduziert.  Gegen  Säuren  wie  Schwer- 
spat, in  Kalilauge  löslich. 

Der  Anglesit  findet  sich  in  aufgewachsenen  Krystallen  mit  Blei- 
glanz, aus  welchem  er  bei  der  Verwitterung  entsteht  und  auf  dessen 
Hohl-  und  Drusenräumen  er  sitzt,  am  Ausgehenden  von  Bleierzlager- 
stätten; er  ist  begleitet  von  Weißbleierz  und  anderen  Verwitterungs- 
produkten des  Bleiglanzes,  so  die  herrlichen  Krystalle  vom  Mte.  Poni 
auf  der  Insel  Sardinien.  Andere  Fundorte  sind  u.  a.  Badenweiler  im 
Schwarzwald,  Littfeld  etc.  im  Siegenschen,  Clausthal  im  Harz,  Schwarzen- 
bach  und  Bleiberg  in  Kärnten,  Felsöbanya  in  Ungarn,  Dognatzka  u.  a.  0. 
im  Banat,  Anglesea  in  England,  Leadhills  in  Schottland,  Beresowsk  im 
Ural,  Nertschinsk  in  Transbaikalien,  Phönixville  in  Pennsylvanien  eta, 
nirgends  in  großer  Menge.  In  größeren  Massen  findet  sich  ein  schwarzes 
erdiges  Mineral  bei  Coquimbo  in  Chile,  das  amorphes  PbSO^  sein 
soll.  Der  Anglesit  bildet  zuweilen  Pseudomorphosen  nach  Bleiglanz 
und  geht  selbst  zuweilen  unter  Beibehaltung  der  Form  in  PbCOg  über. 

(V.  V.  Lang,  Sitzgsber.  Wien.  Ak.  36,  1859,  241;  Krenner,  Zeitschr.  f.  Kiyst  I, 
1877 ;  Qu.  Sella,  Acc.  dei  Lincei.  1879  nnd  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1880,  L  Ref.  Arznini, 
Zeitschr.  f.  Kryst.  I,  1877,  pag.  165.) 

Sardinian.  Unter  diesem  Namen  ist  ein  Bleisnlfat,  PbSO^,  von  monokliner 
KrystaUfonn  vom  Mte.  Poni  iu  Sardinien  und  von  Zellerfeld  im  Harz  beschrieben 
worden,  das  aber  noch  sehr  unToUkomroen  bekannt  ist. 

Selenbleispat  (Kerstenit,  Glasbachit).  PbSeO^,  Schwefelgelbe  Kügelchen, 
auch  derb,  mit  einem  vollkommenen  Blätterbruch,  wahrscheinlich  isomorph  mit 
Anglesit.  Von  Tannenglasbach  unweit  Hildburghausen  mit  Selenkupferblei,  durch 
dessen  Zersetzung  er  entstanden  ist. 

Zinkoatt  ZtiSO^,  Weiße  oder  lichtgelbe  und  graue,  demantglänzende 
Xryställchen  von  der  Form  des  Anglesits,  mit  Zinkblende  von  der  Sierra  Almagrera 
in  Spanien. 

Hy  (Irocyani  t  CuSO^.  Blaßgrüne  oder  himmelblaue,  rhombische  KrystäUchen 
mit  Winkeln  und  Formen  ähnlich  denen  des  Anglesits.  Sublimationsprodukt  des 
Vesuvs  im  Oktober  1868.    Hieran  schließt  sich  der 

Dolerophanit  Cu2S0i.  Braune, glänzende,  monokline  KrystäUchen  von  der- 
selben Vesuveruption.    (Vergl.  Lanarkit.) 

An  den  Anglesit  schließen  sich  die  folgenden  seltenen,  Bleisulfat  enthaltenden 
Mineralien  an,  die  alle  ebenfalls  Verwitterungsprodukte  des  Bleiglanzes  sind  mid 
mehrfach  nebeneinander  vorkommen. 

Lanarkit  (Halbvitriolblei).  Pb2S0i,  Analog  Dolerophan  und  wie  dieser  in 
monoklinen  Krystallen  und  vielleicht  mit  ihm  isomorph ;  auch  feinstenglige  Aggregate 
bildend  und  in  einer  Richtung  vollkommen  spaltbar.  H.  =  2— 2V2.  Mild,  dünne 
Plättchen  biegsam.  G.  =  6,8—7,0.  Grünlich-,  gelblich-,  graulichweiß ;  diamantartiger 
Perlmutterglanz.    Leadhills  in  Lanarkshire,  Schottland. 


Vitriolblei.    Anhydrit.  845 

Leadhillit  (Temärbleierz). 

U'hO,SOi.2COt.HiO  =  PbSO^,2PbCOt,Fb(OH)^.  Monoklin  mit  pseudo- 
hexagonalem  Habitns.  Krystalle  meist  tafelförmig  nach  der  vollkommen  spaltbaren 
Basis,  auf  der  die  —  M.  L.  nahezu  senkrecht  ist  (M.  L.  macht  ca.  4**  mit  der  Nor- 
male zur  Basis).  A.  E.  __  zur  Symmetrieebene.  Achsenwinkel  20®  bei  20®  C,  mit 
steigender  Temperatur  abnehmend.  e<^v.  Bei  90®  entstehen  auf  Spaltuugsplätt- 
chen  der  grünlichen  tafelförmigen  Krystalle  von  LeadhDIs  zahlreiche  feine  Zwülings- 
lameUen  und  hei  120®  entsteht  eine  hexagonale,  opt  einachsige  Modifikation  (bei 
den  nach  der  c-Achse  prismatischen  Krystallen  von  Leadhills  sind  diese  Zahlen 
286 — 286®  und  gegen  300®].  Selten  farblos,  meist  gelb,  gprau,  grünlich,  braun. 
Durchscheinend  bis  durchsichtig.  Perlmutterglanz  auf  der  Spaltungsfläche,  sonst 
Fettglanz.  Mild.  H.  =  2V2— 3.  G.  =  6,26—6,55.  In  HJVOi  unter  Aufbrausen  teil- 
weise löslich.  In  Krystallen  und  derben  blättrigen  Massen  ziemlich  verbreitet  auf 
Bleierzlagerstätten,  aber  überall  spärlich.  Bei  Leadhills  in  Schottland ;  bei  Matlock  in 
Derbyshire ;  in  den  Mendip  Hills  in  Somerset  in  alten  Bleischlacken ;  bei  Iglesias  auf 
Sardinien  (Jfaxif),  Nertschinsk  in  Transbaikalien,  Missouri  und  Montana  etc.  Bildet 
zuweilen  Pseudomorphosen  nach  Bleiglanz,  auch  nach  Kalkspat.  (Laspeyres,  Zeitsch. 
f.  Kryst.  I,  1877,  194;  Mtigge,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1884,  I,  66  und  204,  Beil.-Bd. 
XIV,  1901,  259;  Artini,  Zeitschr.  f.  Kryst.  XX,  1892,  588;  Pirsson  und  WeUs,  Amer. 
Joum.  Bd.  48,  1894,  219.)  Susannit  vom  Susanna-Gang  bei  Leadhills  hat  die 
Zusammensetzung  und  auch  die  äußere  Beschaffenheit  des  Leadhillits,  ist  aber  ein- 
achsig, indessen  wohl  nur  infolge  komplizierter  Zwillingsverwachsung,  so  daß 
zwischen  beiden  kein  wesentlicher  Unterschied  besteht. 

Caledonit  (Halblasurblei) . 

hPhS0^.2H^FbO^/6HiCuOt.  Etwas  CO^  kommt  von  beigemengtem  Weiß 
bleierz.  Wahrscheinlich  nicht  konstant  zusammengesetzt,  sondern  eine  isomorphe 
Mischung.  Rhombisch  nach  dem  krystallographischen  und  optischen  Verhalten. 
Grüne,  fettglänzende,  durchsichtige  bis  durchscheinende,  meist  prismatische  Kry- 
stalle, sehr  selten.  Leadhills  in  Lanarkshire,  Ked-Gill  in  Cumberland,  Rezbanya 
in  Ungarn,  Iglesias  in  Sardinien,  Beresowsk  im  Ural.  (Busz,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
1895,  I,  113.) 

jL inari^  (Bleilasur).  PbCuSOf, ,  H^O,  Kleine  monokline,  flächenreiche,  nach 
mehreren  Richtungen  vollkommen  spaltbare,  lasurblaue,  demantglänzende,  durch- 
sichtige bis  durchscheinende  KrystäUchen  von  Linares  in  Spanien,  Leadhills  in 
Schottland,  Beresowsk  im  Ural  etc.,  überall  selten.    G.  =  5,30— 5,40.    H.  =  2V2--3. 

Arzrunit.  Ein  chlorhaltiges  Kupfer-  und  Bleisulfat,  das  auf  einer  Kupfer- 
grube bei  Challacollo,  Prov.  Tarapaca,  Chile,  aus  rhombischen  Kryställchen  be- 
stehende, blaugrüne  Überzüge  bildet. 

Anhydrit  (Muriacit,  Earstenit). 

CaSO^]  41,18  CaO,  58,82  80^\  zuweilen  durch  organische  Sub- 
stanzen verunreinig.  Rhombisch,  aber  krystallographisch  noch  nicht 
genügend  bekannt  und  wohl  nicht  mit  Schwerspat  etc.  isomorph  (vgl. 
pag.  837).  Die  kleinen  Krystalle  aus  dem  Kieserit  von  Staßfurt  haben 
die  Form  Fig.  656  (Staßfurter  Typas):  8  =  ooP  (110);  s/ä  =  90^  4'; 
die  Flächen  sind  stark  vertikal  gestreift  und  an  der  vorderen  Kante 
gehen  sie  durch  allmähliche  Rundung  ineinander  über;  zuweilen  ist 
auch  eine  rundliche  Querfläche  und  ein  Prisma  ooP|  (530)  vorhanden, 


846  Sulfate. 

welche  ebenfalls  Vertikalstreifung  zeigen,  r  =  PSS  (011),  rjr  =  96^  30' 
(oben),  ebenfalls  gestreift  nach  der  Kante  r/r,  in  welcher  Richtung  die 
Krystalle  gestreckt  zu  sein  pflegen,  dazu  kommen  zuweilen  noch  an- 
dere Brachydomen.  Bei  Aussee  wui-de  u.  a.  der  Fig.  657  abgebildete 
Krystall  gefunden  (alpiner  Typus):  es  herrschen  die  drei  aufeinander 
senkrechten  Pinakoide.  P  =  OP  (001),  M  =  ooPBS  (100)  und  T  = 
ooPöö  (010)  und  bilden  eine  dick  tafelförmige  Gestalt,  dazu  kommt 


Fig.  656.  Fig.  657.  Fig.  658. 

das  Brachydoma  r  und  drei  Oktaeder  in  der  Zone  [Mr]:  o  =  P (111); 
n  =  2P2  (211);  /  =  3P3  (311);  sowie  das  Vertikalprisma  s.  ZwUlinge 
nach  r  nicht  selten,  und  zwar  sind  in  dieser  Richtung  häufig  feine 
Zwillingslamellen  eingelagert,  welche  man  durch  Erhitzen  und  durch 
Druck  auch  künstlich  erzeugen  kann  (Mügge,  N.  Jahrb.  f.  Min.  1883,  Bd.  n, 
pag.  258);  auch  ooP2  (120)  ist  zuweilen  Zwillingsfläche.  Nach  P,  M,  T 
gehen  ausgezeichnete  Blätt^rbrüche,  am  vollkommensten  nach  T,  am 
wenigsten  vollkommen  nach  P;  unvollkommen  nach  5. 

Auf  T  Vertikalstreifung  und  ausgezeichneter  Perlmutterglanz, 
bes.  nach  dem  Erhitzen  im  Glasrohr,  auch  Irisieren ;  M  hat  einen  mehr 
glasartigen,  P  einen  fettigen  Glanz.  Durchscheinend  bis  durchsichtig ; 
farblos,  rot,  blau,  grau.  Opt.  A.  E.  6c,  +  M.  L.  c,  ||  der  Vertikalstrei- 
fung auf  T.  2J5  =  71^®.  Auf  einem  würfelähnlichen  Spaltungsstück 
erkennt  man  also  die  drei  oft  nicht  leicht  unterscheidbaren  Bl.  Br. 
nach  P,  M  und  T  daran,  daß  man  auf  P  die  Lemniskaten  in  der 
Richtung  von  U  sieht  (Fig.  658).    H.  =  3— 3^;  G.  =  2,8—3,0. 

Von  RCl  wenig  angegriffen;  das  feine  Pulver  von  konz.  H^SO^ 
gelöst.  Von  kohlensauren  Alkalien  unter  Bildung  von  CaOO^  zer- 
setzt. Auch  in  H^O  ist  das  Calciumsulfat  etwas  löslich;  aus  der 
Lösung  scheidet  sich  dann  Anhydrit  erst  bei  66^  aus,  bei  Sättigung 
der  Lösung  mit  NaCl  jedoch  schon  bei  30®  und  bei  gleichzeitiger 
Sättigung  mit  MgCl^  oder  einem  anderen  ähnlichen  Chlorid  schon  unter 
25*^ ;  bei  niedrigeren  Temperaturen  entstehen  Hydrate,  vor  allem  Gips, 
CaSO^  .  2H^  0.  Dies  ist  auch  die  wichtigste  natürliche  Bildungsweise 
des  Anhydrits ;  überall,  wo  er  in  Massen  vorkommt,  ist  er  ein  marines 
Produkt,  eine  Ausscheidung  bei  gewöhnlicher  Temperatur  aus  dem 
durch  Verdunstungsprozesse  mit  Calciumsulfat,  sowie  gleichzeitig  mit 
NaCl  und  anderen  Salzen  gesättigten  Meerwasser.  In  Berührung  mit 
Wasser  geht  der  Anhydrit  ganz  langsam  und  allmählich  unter  Auf- 


Anhydrit.  847 

nähme  von  2ÄjO  in  Gips  über,  womit  eine  sehr  erhebliche  Volumen- 
vermehrung von  ca.  33%  verbunden  ist,  so  daß  1000  Kubikmeter 
Anhydrit  1330  Kubikmeter  Gips  liefern.  Diese  Umwandlung  findet 
häufig  bei  größeren  Anhydritmassen  in  bedeutendem  Maßstabe  statt, 
wobei  sich  die  ursprünglich  horizontalen  Schichten  nicht  selten  in  die 
Höhe  wölben  und  eine  Zerreißung  und  Zertrümmerung  derselben  ein- 
ti'itt.  Im  kleinen  zeigt  diese  Erscheinung  der  Gekrösesiein  oder 
Schlangenalabaster :  Dünne  Schnüre  dichten  Anhydrits,  die  infolge  der 
Volumenvermehrung  bei  der  Umwandlung  in  Gips  eine  wurmformige 
Krümmung  erlitten  haben.  Andererseits  entsteht  aber  auch  zuweilen 
Anhydrit  aus  Gips  durch  Wasserverlust.  (Über  die  Beziehung  dieser 
beiden  Mineralien  zueinander  vergl.  auch  pag.  853  bei  Gips).  Schmilzt 
schwer,  fließt  aber  leicht  mit  Flußspat  zusammen  zu  einer  klaren, 
nach  dem  Erkalten  trüben  Perle. 

Kleine  Krystalle  (Fig.  656)  finden  sich  eingewachsen  im  Kieserit 
von  Staßfurt,  größere  aufgewachsen  auf  derbem  Anhydrit  bei  Aussee, 
auch  bei  Berchtesgaden  und  auf  anderen  Salzlagem  jener  Gegend 
(Fig.  657) ;  kleine,  wahrscheinlich  sublimierte  Kryställchen  in  Hohlräumen 
der  Laven  auf  Santorin  und  am  Vesuv.  Großkömiger,  blättriger,  viel- 
fach roter  A.  findet  sich  vorzugsweise  in  den  genannten  alpinen  Salz- 
lagerstätten. Besonders  massenweise  lager-  und  stockförmig  kommt 
aber  der  feinkörnige  bis  dichte  A.  vor,  in  manchen  Gegenden  Berge 
bildend,  so  im  Zechstein  am  Südrande  des  Harzes,  am  Kyfiliäuser  etc., 
gewöhnlich  mit  einem  Gipsmantel  umgeben.  Namentlich  findet  er  sich 
mit  Steinsalz  zusammen,  dasselbe  über-  und  unterlagernd  und  mit  diesem 
sowie  mit  anderen  Gesteinen  schichtenformig  wechselnd.  In  den  Kar- 
pathen  in  Galizien  bei  Wieliczka  und  Bochnia  und  bis  nach  Rumänien 
(im  Tertiär) ;  in  den  Alpen  an  den  schon  genannten  Orten  (im  Keuper) ; 
bei  Staßfurt  besonders  in  den  unteren  Teilen  des  Lagers  in  feinen 
Schichten  mit  Steinsalz  abwechselnd  (Anhydritregion)  und  an  vielen 
Stellen  in  Norddeutschland  (im  Zechstein) ;  in  den  süddeutschen  Salz- 
lagern z.  B.  am  unteren  und  am  oberen  Neckar  (im  Muschelkalk, 
u.  a.  blau  bei  Sulz).  Ein  ähnlicher  blaugrauer,  feinkörniger  A.,  der  ge- 
legentlich zu  Skulpturen  verwendet  wird,  ist  auch  der  sog.  Vulpinit 
von  Vulpino  bei  Bergamo.  Selten  ist  A.  auf  Erzgängen  (Kapnik, 
Andi'easberg  und  Lauterberg  im  HarZ;  Eiechelsdorf  in  Hessen,  Blei- 
berg in  Kärnten,  Kapnik  in  Ungarn,  Fahlun  in  Schweden.)  Zu  er- 
wähnen ist  das  Vorkommen  in  Ammonitenkammern  (Hallstadt).  Fas- 
riger  A.  findet  sich  bei  Lüneburg  in  Hannover;  derselbe  und 
mancher  sonstige  Anhydrit  soll  durch  Verlust  von  H^O  aus  Gips 
entstanden  sein. 

(Hessenberg,  Min.  Notizen  Nr.  10;  Abhandl.  Senkenberg;  Gesellsch.  Bd.  VIII, 
1871;  Hammerschmidt,  Tschermaks  min.  und  petr.  Mittlgn.  V,  1883,  245;  Brauns, 


848  Sulfate. 

N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1894, 11,  257;  Vater,  Sitzgsber.  Berl.  Akad.  1900,  269;  Vant'Hoff 
und  Mitarbeiter,  ibid.  1900,  459;  1901,  570  und  1140  etc.) 


b)  Wasserhaltige  Sulfate. 

Alkdlisiiifate. 

Glaubersalz  (Mirabilit,  Exanthalit). 

Na^SO^,  10 H^O;  19,3 Nuo^O,  2i,8 SO^,  bbßH^ß.  Monoklin  und 
nach  der  Querfläche  vollkommen  spaltbar;  aber  wegen  der  leichten 
Löslichkeit  in  H^O  selten  in  natürlichen  Krystallen.  Verliert  an  der 
Luft  8  Mol.  H^O  und  bedeckt  sich  dabei  mit  weißem  Mehl;  urspriing- 
lich  farblos  und  wasserhell.  G.  =  1,4 — 1.5.  H.  =  1^^— 2.  Salzig- 
bitterer, kühlender  Geschmack.  Bildet  meist  mehlartige  Anflüge  auf 
Gips  und  Steinsalz  an  vielen  Orten ;  in  einzelnen  Krystallen  findet  es 
sich  in  den  Steiusalzablagerungen  des  Salzkammerguts  (Hallstadt, 
Aussee,  Hallein);  in  größeren  Mengen  mit  Steinsalz  wechsellagemd 
bei  Logrofio  in  Spanien,  ohne  Steinsalz  mehr  oder  weniger  rein  in 
ausgedehnten  mehrere  Fuß  mächtigen  Lagern  bei  Bompensieri  in 
Sicilien  und  am  Kaukasus  bei  Muchrevan  unweit  Tiflis,  ferner  bei  Tara- 
paca  in  Chile  und  in  einer  Höhle  bei  New-Albany  in  Indiana;  im  Gips 
bei  Kirkby  Thore  in  Westmoreland ;  pulverförraig  in  der  Umgebung 
des  Neusiedler  Sees  in  Ungarn  als  Ausblühung  des  Bodens.  Im 
eisernen  Hut  der  Kupfererzgänge  von  Challacollo  in  Chile.  Auch  in 
den  Sublimationsprodukten  des  Vesuvs.  In  manchen  Quellen  und  Seen 
in  größerer  Menge  gelöst,  auch  im  Meerwasser;  aus  dem  Wasser  des 
Karabugas-Busens  im  Kaspischen  Meer  scheidet  sich  Glaubersalz  in 

großen  Massen  aus. 

<^ 

Reu 8 8 in  ist  ein  viel  MgSO^  enthaltendes  Glanbersalz,  das  bei  Franzensbad 
und  Sedlitz  in  Böhmen  büschelförmige  und  flockige  Ausblühungen  bildet. 

Hier  schliefen  sich  dann  noch  einige  Guanomineralien  (pag.  813)  an: 

Lecontit    (iVa, NE^,  K)SO^ .  2H2 0.    Farblose  rhombische  KrystaUe  in  Fleder- 
•mansexkrementen  in  einer  Höhle  in  Honduras. 

Quanoviait  IKiO .2{NH^)^0 A^SO^.WH^O,  Krystallinische  Massen,  die 
das  Innere  von  Eiern  im  Pemguano  erfüllen. 

Sulfate  zweitvertiger  Metalle  und  Doppelsalse, 

Eieserit. 

MgSO^  .  jy^O;  28,98  MgO,  57,98  SO3,  13,04  ÄO.  MonokUne 
KrystaUe  ähnlich  denen  des  Lazuliths,  zuweilen  groß  und  deutlich 
ausgebildet  (Hallstadt);  eben  doii;  auch  grobkörnige,  meist  aber  fein- 
körnige bis  dichte  schimmernde  Aggregate.  Nach  P  und  \P  voll- 
kommen spaltbar.     H.  =  3,  6.  =  2,57.    Farblos ,  graulich ,  gelblich, 


Kieserit    Gips.  849 

trübe  durchscheinend.  Im  Wasser  langsam  löslich ;  nimmt  an  der  Luft 
H^O  auf,  überzieht  sich  mit  einem  weißen  Mehl  und  geht  dabei  all- 
mählich in  Bittersalz  (Reichardtif)  über.  Das  Pulver,  mit  wenig 
Wasser  angertthrt,  erstarrt  wie  Gips.  In  Massen  bei  Staßfurt  mit 
Steinsalz  wechsellagemd  (Eieseritregion) ;  hier  auch  ein  Gemenge  von 
10%  Kieserit  und  90%  Steinsalz  (Martinsif).  Auch  im  sog.  Hart- 
sals  findet  sich  Kieserit  und  zwar  30 — 40%  neben  ebensoviel  Stein- 
salz, 20  %  Sylvin  und  3—8  %  CaSO^.  Wird  mit  den  anderen  Abraum- 
salzen gewonnen  und  zu  Bittersalz  verarbeitet  Auch  bei  Hallstadt 
und  bei  Kalusz  in  Galizlen. 

Smiktit.  MnSOi.BiO.  Bötlich  weiße  Stalaktiten  und  Knollen  in  einer  alten 
Ornbe  bei  Felsöbanya  in  Ungarn. 

Gips  (Selenit). 

CaSO^  .  2H^0  =  CaO  .  SO«  .  2H^0;  32,64  CaO,  46,51  SOj,  20,95 
H^O,  Häufig  durch  Ton  und  andere  Beimengungen  verunreinigt;  zuweilen 
stark  bituminös  (Stinkgips),  auch  mit  Sandkörnern  durchwachsen. 

Der  Gips  krystallisiert  monoklin ;  a:b:c  =  0,6899  : 1 :  0,4124 ; 
ß  =  99«  18'.  Das  wichtigste  Vertikalprisma  ist  /"=  ooP  (110),  flf  = 
111^  30';  die  seitliche  Kante  ist  fast  stets  durch  die  Längsfläche 
p  =  ooi^oo  (010)  abgestumpft,  welcher  ein  ausgezeichneter  Bl.  Br. 
parallel  geht,  an  dem  man  diese  Richtung  stets  leicht  wieder- 
erkennt. Nach  p  sind  die  Krystalle  meist  dick  tafelförmig  (Fig.  659). 
Zuweilen  finden  sich  noch  andere  Vertikalprismen:  h  =  o6S2  (120) 
(Fig.  662) ;  r  =  oo3?3  (130),  o6Si  (230)  etc.  Zu  f  und  p  tritt  sehr 
häufig  das  vordere  schiefe  Prisma  l  =  — P  (111),  Iß  =  143«  48',  die 
sehr  verbreitete  Kombination  Fig.  659  bildend,  an  welcher  l  von  f 
sich  leicht  dadurch  unterscheidet,  daß  der  Winkel  Iß  sehr  viel  größer, 
als  ff.  Dazu  gesellt  sich  nicht  selten  das  hintere  schiefe  Prisma 
n=P(ill),  «/n  =  138»  32'  (Fig.  660).  Nach  f  sind  die  Krystalle 
zuweilen  lang  prismenförmig,  wie  in  Fig.  669, 660  etc.),  zuweilen  verkürzt, 
wie  in  Fig.  661,  wo  der  Krystall  dann  dafür  in  der  Richtung  von  l  pris- 
matisch verlängert  ist,  manchmal  fehlt  /  sogar  ganz.  In  der  letzt- 
genannten Figur  tritt  noch  die  Schiefendfläche  o  =  ^Poo  (103)  hinzu. 
Bei  solchen  Krystallen  sind  die  Flächen  l  und  o  sehr  häufig  nicht 
glatt  und  eben,  sondern  gekrümmt  und  gehen  allmählich  und  ohne 
scharfe  Kanten  ineinander  über;  wenn  gleichzeitig  die  Flächen  f  zu- 
sammen mit  P  zurücktreten  oder  ganz  fehlen,  so  entstehen  linsen- 
förmige Krystalle,  die  sehr  häufig  bei  dem  in  Ton  eingewachsenen 
Gips  gefunden  werden,  an  denen  aber  außer  den  genannten  vielfach 
auch  noch  andere  gekrümmte  Flächen,  z.  B.  die  hintere  Hemipyramide : 
d  =  ||52  (6 .  10 .  13),  die  vordere  Schiefendfläche  r  =  —  i^oo  (103)  etc. 
mit  auftreten.    Der  deutliche  Bl.  Br.  nach  p,  sowie  die  in  der  Hori- 

Bauer,  Mineralogie.  ^ 


850 


Sulfate. 


zontalebeue  verlaufende  scharfe  Kante,  in  welcher  die  obere  und  die 
untere  Hälfte  der  Linse  zusammenstoßen,  erleichtem  die  Orientierung* 
an  diesen  krununflächigen  Krystallen. 

Außer  dem  genannten  ausgezeichneten  Blätterbruch  nach  der  Längs- 
fläche p  sind  noch  mehrere  andere  weniger  vollkommene  vorhanden, 
welche  zur  Orientierung  in  den  vielfach  unregelmäßig  begrenzten 
Spaltungsstücken  nach  p  von  Wert  sind.  Die  vordere  Prismenkante  flf 
wird  durch  einen  in  der  Richtung  des  als  Erystallfläche  kaum  vor- 
kommenden Orthopinakoids  verlaufenden  Bl.  Br.  von  muschliger  Be- 
schaffenheit, den  sog.  muschiigen  Bruch,  abgestumpft ;  in  der  Richtung^ 
der  Kante  njn  lassen  sich  die  Kry stalle  ebenfalls  leicht  trennen,  und 


Pig.  659. 


f  f  \ 

Fig.  660. 


Fig.  661. 


Fig.  662. 


Fig.  663. 


Fig.  664. 


Fig.  665. 


Fig.  666. 


Fig.  667. 


Fig.  668. 


dieser  Bruch,  welcher  die  von  den  Flächen  l  und  f  gebildete  hintere 
spitze  Ecke  abstumpft  (Fig.  659),  ist  durch  fasrige  Beschaffenheit  und 
Seidenglanz  ausgezeichnet  (sog.  fasriger  Brach).  Derselbe  entspricht 
den  beiden  Flächen  n,  und  die  beiden  Brüche  parallel  n  geben  durch 
treppenförmige  Abwechslung  einen  scheinbar  einfachen  BL  Br.,  welcher 
die  Kante  n/n  gerade  abstumpft;  die  Richtung  des  Faserbruchs  ist 
auf  der  Fläche  p  häufig  durch  geradlinige  Risse  und  Sprünge  an- 
gedeutet. Außerdem  kann  man  noch  einen  weiteren  Bruch  in  der 
Richtung  von  ß  ==  |Poo  (509)  auf  dünnen  Spaltungsstücken  nach  p 
mittels  der  Kömerprobe  (196)  herstellen.  In  Fig.  663,  wo  f  und  l 
die  den  Kanten  flf  und  Iß  eines  solchen  Spaltungsstückes  nach  p  ent- 
sprechenden Richtungen  sind,  geben  die  gestrichelten  Linien  y  Spal- 
tungsrisse parallel  dem  fasiigen,  die  ausgezogenen  Linien  a  solche 
parallel  dem  muschiigen  Bruch  an.   Von  der  Ansatzstelle  des  Kömers 


Gip?-  851 

bei  A  gebt  zunächst  eine  geradlinige  Spalte  aa  in  der  Richtung  des 
muschligen  Bruchs,  dann  eine  solche  ßß  in  der  Eichtung  des  letzt- 
genannten Bruchs  ß;  und  an  dessen  beiden  Enden  schließen  sich  heiß 
in  stumpfem  Knick  zwei  Spalten  ßy  in  der  Sichtung  des  fasrigen 
Bruchs  an,  so  daß  ^  jißy  =  165®  56'.  Der  Bruch  ß  und  der  Faser- 
bruch haben  den  Charakter  von  Gleitflächen  (195).  Eine  solche  Fläche 
verläuft  auch  noch  in  einer  Bichtung  sehr  annähernd  senkrecht  zur 
Kante  fjf  über  die  Spaltungsfläche  p  hin.  In  der  Richtung  des  Faser- 
bruchs kann  man  den.  Gips  biegen,  in  derjenigen  des  muschligen 
Bruchs  und  des  Bruchs  ß  läßt  er  sich  brechen,  doch  verhalten  sich 
verschiedene  Varietäten  des  Minerals  hierin  verschieden:  einzelne 
sprödere,  z.  B.  die  vom  Montmartre  bei  Paris,  von  Aschersleben  etc. 
brechen  leicht,  andere  weniger  spröde  tun  dies  weniger  vollkommen. 

Zwillinge  finden  sich  nach  2  Gesetzen:  1.  Zw.  FL  die,  wie  er- 
wähnt, als  Krystallfläche  fast  unbekannte  Querfläche  a  =  ooPoo  (100). 
In  beiden  Individuen  fallen  die  BL  Br.  p  in  ein  Niveau,  die  musch- 
ligen Brüche  sind  parallel,  /*,  p  und  f  liegen  in  einer  Zone  und  die 
den  Faserbrüchen  entsprechenden  Linien  stoßen  von  rechts  und  links 
schief  unter  65**  36'  gegen  die  Zwillingsgrenze,  also  unter  131®  12' 
miteinander  zusammen.  Die  Flächen  l  machen  am  einen  Ende  einen 
ausspringenden,  am  anderen  einen  einspringenden  Winkel  (Schwalben- 
schwanz, Fig.  664),  die  gestrichelten  Linien  auf  p  geben  die  Richtung 
des  fasrigen,  die  voll  ausgezogenen  die  des  muschligen  Bruchs.  Zu- 
weilen sind  die  Individuen  durcheinander  gewachsen,  dann  sind  an 
beiden  Enden  einspringende  Winkel  (Fig.  665).  Zwillinge  nach  diesem 
Gesetz  finden  sich  besonders  im  Steinsalzgebirge  in  aufgewachsenen 
Krystallen.  2.  Zw.  Fl.  die  Fläche  d  =  — Poo  (101),  welche  die  Kante  Jß 
abstumpft,  aber  als  E[rystallfiäche  ebenfalls  keine  Rolle  spielt.  Diese 
Zwillinge  bilden  den  vorigen  sehr  ähnliche  Schwalbenschwanzzwillinge 
(Fig.  666—668);  hier  machen  aber  die  Flächen  f  (oder  n)  die  ein- 
springenden Winkel,  und  die  Flächen  7,  p,  l  und  p  liegen  in  einer  Zone. 
Auch  hier  ist  beiden  Individuen  der  Hauptblätterbruch  p  gemeinsam, 
die  muschligen  Brüche  sind  aber  hier  ebenso  wie  die  fasrigen  gegen 
die  Zwillingsgrenze  geneigt,  wie  die  ausgezogenen  und  gestrichelten 
Linien  in  der  Fig.  666  zeigen;  dabei  fällt  der  Faserbruch  des  einen 
Individuums  beinahe  genau  in  die  Richtung  des  muschligen  Bruchs  des 
anderen;  der  Winkel  beider  in  der  Zwillingsgrenze  ist  =  170^  34'.  Zu- 
weilen findet  man  Durchwachsungen  wie  in  Fig.  666,  an  denen  ein- 
springende Winkel  nicht  vorhanden  sind  Nicht  selten,  besonders 
ausgezeichnet  am  Montmartre  in  Paris,  werden  diese  Zwillinge  linsen- 
förmig (Fig.  668) ;  die  eingeschriebenen,  dem  fasrigen  und  muschligen 
Bruch  entsprechenden  Linien,  sowie  die  schematische  Figur  eines  ent- 
sprechenden ebenflächig  von  Z,  o,  n  und  p  begrenzten  Krystalls  machen 

54* 


g52  Sulfate. 

€inen  solchen  ZwiUing  ohne  weiteres  verständlich.  Die  krummen 
Flächen,  welche  den  einspringenden  Winkel  bilden,  gehören  dem 
schiefen  Prisma  n,  die  großen  Flächen,  welche  oben  die  spitae  Ecke 
bilden,  den  ganz  allmählich  ineinander  übergehenden  Flächen  l  und  o 
an,  während  f  ganz  fehlt  (Pariser  Zwillinge  oder  Zwillinge  vom  Mont- 
martre). Manche  lang  prismenfSrmige  Erjstalle,  z.  R  die  von  Rein- 
hardsbmnn  in  Thüringen,  sind  oft  sehr  kompliziert,  hin  nnd  her  ge- 
knickt nach  einer  auf  der  Kante  fif  senkrechten,  in  dem  Blätterbmch 
p  liegenden  Richtung;  es  sind  wahrscheinlich  Zwillinge  nach  einer 
noch  nicht  näher  bekannten  Zw.  FL,  welche  der  oben  angedeuteten 
neben  ß  vorhandenen  Gleitfläche  entspricht  Nicht  selten  sieht  man 
auf  Spaltungsplatten  nach  p  senkrecht  zur  Kante  fIf  geradlinige 
treppenförmige  Falten  wie  beim  Glimmer  (Fig.  553)  sieh  hinziehen, 
welche  wohl  mit  Zwillingsbildung  nach  derselben  Gleitfläche  zusammen- 
hängen. 

Milde.  H.  =  2.  G.  =  2,2 — 2,4.  Glasglanz,  namentlidi  auch  auf 
dem  muschligen  Bruch,  der  daher  auch  wohl  als  der  glasglänzende 
Bruch  bezeichnet  wird ;  auf  dem  blättrigen  Bruch  p  perlmutterglänzend 
(perlmutterglänzender  Bruch)  und  irisierend ;  auf  dem  Faserbmch  Seiden- 
glanz (seidenglänzender  Bruch).  Durchsichtig  und  wasserhell  bis  nn- 
durchsichtig.  Farblos  und  gefärbt:  grau,  gelb,  rot^  braun,  schwarz. 
Opt.  A.  E.  ac,  -|-  M.  L.  macht  im  stumpfen  Winkel  ß  einen  Winkel  von 
52^2  ®  mit  der  Achse  c.  Ausgezeichnete  geneigte  Dispersion.  2  F=  58**  8*. 
^>>t;,  doch  ist  die  Dispersion  der  Achsen  anomal;  der  Achsenwinkel 
hat  für  die  Linie  D  ein  Maximum ;  ebenso  ist  auch  die  Dispersion  der 
Elastizitätsachsen  anomal.  Bei  iVo-Licht  ist :  a  =  1,5207;  /9=  1,5228; 
y  =  1,5305.  Erhöht  man  die  Temperatur,  so  wird  der  Achsenwinkel 
kleiner,  die  opt.  Achsen  nähern  sich  und  auch  die  M.  L.  ändert  etwas 
ihre  Lage;  die  eine  Achse  bewegt  sich  dabei  rascher  als  die  andere, 
wie  man  im  Polarisationsinstrument  leicht  sieht.  Bei  116^  C.  fallen 
im  roten  Licht  beide  Achsen  zusammen,  f&r  andere  Lichtarten  bei 
etwas  anderer  Temperatur.  Wenn  letztere  noch  weiter  zunimmt,  gehen 
die  Achsen  senkrecht  zur  Symmetrieebene  auseinander  und  die  Dis- 
persion wird  schwach  horizontal  Bei  wieder  abnehmender  Temperatur 
gehen  alle  diese  Erscheinungen  rückwärts  vor  sich.  Die  Ausdehnung 
durch  die  Wärme  ist  in  verschiedenen  Richtungen  sehr  verschieden, 
am  größten  nach  der  Symmetrieachse ;  daher  ändern  sich  die  Flächen- 
winkel nicht  unerheblich  mit  der  Temperatur.  Der  Gips  ist  ein 
schlechter  Wärmeleiter. 

Bei  107**  geht  bei  gewöhnlichem  Atmosphärendruck  der  größte 
Teil  des  Wassers  weg  und  es  entsteht  das  sog.  Hcähhydrait  CaSO^ .  \H^0 
mit  ca.  6%  H^^.  Dies  ist  dadurch  ausgezeichnet,  daß  es  unter 
107®  das  Wasser  sehr  leicht   und  rasch  unter  Wärmeentwicklung 


Gips.  853 

wieder  aufnimmt  und  wieder  in  Gips  übergeht,  wobei  feines 
Pulver  zu  einer  festen  Masse  erstarrt  (Anwendung  des  „ge- 
brannten" Gipses  zu  Gipsabgüssen,  daher  Stuckgips).  Beim  Er- 
hitzen über  130^  wird  auch  der  Best  des  Wassers  ausgetrieben 
und  bei  145^  ist  die  Masse  wasserfrei  Sie  verhält  sich  dann  wie 
natürlicher  Anhydrit  (pag.  846),  nimmt  H^O  nur  langsam  auf,  geht 
nur  ganz  allmählich  wieder  in  Gips  über  und  das  Pulver  erhärtet 
dabei  nicht  mehr  („totgebrannter''  Gips,  nicht  zu  Gipsabgüssen  taug- 
lich wegen  zu  starker  Erhitzung).  Wird  die  Temperatur  bis  1100* 
gesteigert,  dann  entsteht  eine  weitere  Modifikation  der  hydraulische 
oder  Estrichgips.  Das  Pulver  hat  dann  die  Erhärtungsfähigkeit  wieder 
erlangt,  der  Prozeß  geht  aber  dann  langsam  vor  sich  und  erfordert 
3  Tage,  dafür  ist  aber  das  Produkt  viel  härter  und  fester,  als  das, 
welches  der  in  einer  Viertelstunde  erstarrende  Stuckgips  liefert.  V.  d.  L. 
Avird  der  wasserhelle  Gips  trübe  und  weiß,  er  blättert  sich  auf  und 
schmilzt  schließlich  zu  einem  weißen  Email,  das  alkalisch  reagiert. 
Mit  Flußspat  fließt  ein  Gipskom  zu  einer  klaren  Schmelze  zu- 
sammen, die  beim  Erkalten  weiß  und  trübe  wird. 

Der  Gips  wird  von  HCl  wenig  angegriffen  und  verhält  sich  auch 
sonst  gegen  Säuren  und  Alkalien  wie  Anhydrit  (pag.  846).  In  ^oO 
verhältnismäßig  leicht  löslich,  daher  sind  die  GipskrystaÜe  vielfach 
stark  angefressen,  mit  Ätzfignren,  oft  tiefen  Ätzgruben,  bedeckt  und 
an  den  Ecken  und  Ernten  abgerundet.  1  Teil  Gips  braucht  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  ca.  420  Teile  H^O  zur  Lösung,  bei  100®  be- 
trägt die  Löslichkeit  0,18<>/o,  nimmt  aber  von  107®  an  beträchtlich  ab, 
so  daß  die  gesättigte  Lösung  bei  140®  nur  noch  0,078%  enthält,  was 
mit  der  Bildung  von  Halbhydrat  zusammenhängt.  Aus  der  wäßrigen 
Lösung  scheidet  sich  das  Calciumsulfat  je  nach  den  Umständen  bald 
wasserfrei  als  Anhydrit,  bald  in  Verbindung  mit  H^O  aus.  Nach  den 
Untersuchungen  von  Van  t'Hoff  und  seinen  Mitarbeitern  verhält  sich 
eine  Gipslösung  dabei  folgendermaßen:  Der  Gips  verwandelt  sich  bei 
107®  unter  Abspaltung  von  H^O  in  das  Halbhydrat  GaSO^  .  {H^O. 
Schon  bei  einer  Temperatur  unter  107®,  und  zwar  bei  66®,  erfolgt  die 
Abspaltung  des  übrigen  Wassers  aus  dem  Halbhydrat,  sie  kann  aber 
durch  Verzögerung  so  lange  ausbleiben,  daß  nur  die  gegenseitige  Um- 
wandlung von  Gips  und  Halbhydrat  zur  Beobachtang  gelangt.  Als 
Zwischenstufe  zwischen  dem  Halbhydrat  und  dem  natürlichen  Anhydrit 
tritt  zunächst  als  eine  andere  Modifikation  ein  verhältnismäßig  leicht 
lösliches  und  äußerst  schnell  erhärtendes  wasserfreies  Calciumsulfat 
auf,  das  als  „löslicher  Anhydrit^  bezeichnet  wird  und  dessen  BilduDgs- 
temperatur  unter  100®  liegt  Während  des  Versuchs  wandelt  sich 
dieser  oft  in  die  dem  natürlichen  Anhydrit  entsprechende  „unlösliche^ 
Modifikation  um.    Da  die  Bildung  des  Anhydrits  aus  Gips  schon  bei 


854  Sulfate. 

einer  niedereren  Temperatur  eintritt,  als  die  des  Halbhydrats,  so  muß 
das  letztere  in  Gips  und  Anhydrit  zerfallen  nach  der  Gleichung: 

4(CaS0^  .  iÄ^O)  =  CaSO^  .  2H.0  +  3CaS0„ 
also  nicht  stabil  sein.  Dies  zeigen  auch  direkte  Beobachtungen,  so 
wie  das  Fehlen  des  Halbhydrats  in  den  natürlichen  Vorkommnissen 
auf  der  Grenze  zwischen  Gips  und  Anhydrit.  Die  Anwesenheit  an- 
derer Substanzen  erniedrigt  die  oben  angegebenen  Temperaturen  be- 
deutend, wie  die  folgende  Übersicht  zeigt.    Gips  verwandelt  sich  in: 

1.  Natürlichen  Anhydrit:  ohne  weiteres  bei  66®,  allerdings  so 
langsam,  daß  die  direkte  Beobachtung  kaum  möglich  ist;  in  Anwesen- 
von  NaCl  bei  30^ 

2.  Löslichen  Anhydrit :  ohne  weiteres  bei  89® ;  in  Anwesenheit  von 
NaCl  bei  65^ 

3.  Halbhydrat:  ohne  weiteres  bei  107®;  in  Anwesenheit  Yon  NaCl 
bei  76®;  von  MgCl^  bei  11®.  (Für  die  Beziehungen  zwischen  Gips 
and  Anhydrit  vergl.  auch  bei  diesem  pag.  846).  Aus  dem  Angeführten 
folgt,  daß  sich  aus  einer  reinen  wäßrigen  Lösung  von  Calciumsulfat 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  Gips,  aber  erst  bei  höherer  Temperatur 
(von  66®  an)  Anhydrit  ausscheiden  kann,  während  sich  bei  Sättigung 
der  Lösung  mit  NaCl  und  MgCl^  oder  einem  anderen  Chlorid,  also 
z.  B.  bei  der  Verdunstung  von  Meerwasser,  das  diese  drei  Bestand- 
teile enthält,  schon  bei  25®  Anhydrit  und  nicht  Gips  bildet  Diese 
Verhältnisse  werfen  Licht  auf  die  natürliche  Entstehungsweise  des 
Gipses;  wir  müssen  aber,  um  diese  vollständig  zu  verstehen,  nun 
auch  dessen  Vorkommen  in  der  Erdkruste  betrachten. 

Der  Gips  ist  eines  der  wichtigsten  und  häufigsten  Mineralien  und 
jedenfalls  das  verbreitetste  aller  Sulfate.  Die  Art  des  Vorkommens 
ist  sehr  mannigfaltig.  Er  findet  sich  in  Form  von  Krystallen  z.  T. 
von  sehr  erheblicher  Größe  bald  auf-,  bald  eingewachsen,  und  bildet 
noch  häufiger  krystallinische  Aggregate  von  fasriger,  spätiger,  schup- 
piger, kömiger  und  dichter  Struktur.  Am  massenhaftesten  ist  der  kömige 
bis  dichte  Gips  (Massengips),  der  in  Schichten  und  Lagern  und  stellen- 
weise in  mächtigen  Stöcken  in  allen  Formationen  auftritt,  sehr  häufig 
in  Begleitung  von  Anhydrit  und  Steinsalz  (pag.  434).  Es  sind  marine 
Bildungen,  in  denen  aber  der  Gips  nur  teilweise  ursprünglich,  teilweise 
und  sogar  meistens  dagegen  sekundär  durch  Wasseranfnahme  aus  dem 
zunächst  aus  dem  Meerwasser  ausgeschiedenen  Anhydrit  entstanden  ist. 
Bei  der  Verdunstung  von  Meerwasser  und  der  dadurch  eingeleiteten 
Bildung  eines  Salzlagers  kann  sich  Gips  nur  am  Anfang  ausscheiden, 
solange  die  Flüssigkeit  nicht  mit  NaCl  gesättigt  ist  und  zwar  dann, 
wenn  die  Temperatur  unter  30®  liegt.  Die  Unterlage  des  Steinsalzes 
wird  also  direkt  gebildeter  Gips  sein  können.  Über  30®  entsteht  aber 
auch  unter  diesen  Umständen  nicht  Gips,  sondern  Anhydrit    Sobald 


Gips.  855 

aber  das  Wasser  beim  weiteren  Eintrocknen  außer  mit  NaCl  auch  noch 
mit  einem  anderen  Salz  annähernd  gesättigt  ist,  erfolgt  Anhydrit- 
bildung. Daher  tritt  Anhydrit  im  Steinsalz  selbst  und  in  der  Zone 
der  Abraumsalze  sowie  als  Decke  der  ganzen  Ablagerung  auf.  Wenn 
der  Gips  mit  Anhydrit  in  Verbindung  steht,  bildet  er,  dem  Umwand- 
lungsprozeß entsprechend,  oft  die  äußere  Hülle  um  einen  Anhydrit- 
kem,  und  geht  in  Anhydrit  allmählich  über,  indem  an  der  Grenze 
beide  Mineralien,  wie  der  Wassergehalt  zeigt,  innig  miteinander  ge- 
mengt sind.  Nicht  selten  ist  der  Prozeß  auch  schon  vollständig  be- 
endet, aller  Anhydrit  ist  verschwunden  und  die  ganze  Masse  ist  in 
Gips  übergegangen. 

Als   Begleiter    des   Steinsalzes   fehlt    der   kömige    und    dichte 
Gips   niemals.     Er   findet   sich    stets   mit   diesem,    aber   allerdings 
auch  an  vielen  Stellen  selbständig  ohne  Verbindung  mit  ihm.    Letz- 
teres beruht  aber,  jedenfalls   zum   Teil,  ebenfalls    auf  einem   üm- 
wandlungsprozeß ;    das   ursprünglich    vorhanden    gewesene    Steinsalz 
ist  aufgelöst  und  fortgeführt  worden,  worauf  schwache  Salzreste,  die 
vielfach  im  Gips  sich  finden,  hinweisen  (z.  B.  bei  Segeberg  in  Hol- 
stein).    Häufig    ist  aber    allerdings    auch   nur   Gips   ausgeschieden 
worden  und  die  nachfolgende  Bildung  von  Steinsalz  etc.  aus  irgend 
einem  Grunde  unterblieben.    Alle  für  Steinsalz  und  für  Anhydrit  auf- 
gezählten Fundorte  sind  daher  auch  solche  für  Gips.   In  Norddeutsch- 
land umsäumen  mächtige  Gipsmassen  den  Südrand  des  Harzes  (bei 
Osterode   etc.)  und  des  Kyflfhäusers  (bei  Frankenhausen   etc.),   aus- 
gedehnte  weiße  Hügelzüge  bildend;    einzelne  Gipsberge  ragen  bei 
Segeberg  in  Holstein,  Lüneburg  etc.  aus  dem  Diluvium  hervor.    Aller 
dieser  Gips  gehört  wie  der  meiste,  der  das  norddeutsche  Steinsalz 
begleitet  (Staßfurt,   Sperenberg  südl.  von  Berlin   etc.),   dem  oberen 
Zechstein  an ;  ebenso  der  von  Neuland  bei  Löwenberg  in  Schlesien  etc. 
Im   mittleren    Muschelkalk    liegen   größere    Gipsmassen  bei  Gotha, 
und,   das   Steinsalz   in  Süddeutschland,   besonders   in  Württemberg 
einschließend,    am    oberen   Neckar    z.   B.    bei    Sulz,    am    unteren 
Neckar  (Heilbronn,  Kochendorf,  Friedrichshall  etc.)  und  am  Kocher 
(Schwab.  Hall,  Wilhelmsglück).  Im  Keuper  ist  Gips  mit  dem  alpinen 
Steinsalz  (Salzkammergut,  Berchtesgaden  etc.)  sowie  mit  dem  in  Loth- 
ringen (Vic,  etc.)  verbunden.     Zur  Tertiärformation  gehört  der  Gips 
in  den  Steinsalzlagem  der  Karpathen  (Wieliczka,  Bochnia,  Kalucz  etc.), 
sowie  derjenige  von  Dirschel  bei  Katscher  in  Oberschlesien;  der  aus 
der  Umgebung  von  Paris  (Montmartre)  und  der  in  den  sicilianischen 
Schwefelschichten  (Girgenti  etc.).    Eigentümlich  ist  das  Vorkommen 
im  Val  Canaria  im  Kanton  Tessin,  wo  der  Gips  im  Glimmerschiefer, 
und  am  Semmering,  wo  er  in  alten  Sandsteinen  und  Tonschiefern  liegt. 
Aller  dieser  derbe  Gips  ist  meist  feinkörnig  bis  dicht,  seltener  auch 


856  Sulfate. 

schuppig  und  fasrig,  zuweilen  mit  größeren  spätigen  Massen  und  wohl- 
ausgebildeten Erystallen  durchsetzt,  so  daß  die  Struktur  ausgesprochen 
porphyrisch  wird.  Die  Farbe  ist  mit  der  Reinheit  verschieden.  Manch- 
mal ist  sie  vollkommen  weiß  und  solche  rein  weiße,  feinkörnige  bis 
dichte  Vorkommnisse  werden  Alabaster  genannt.  Häufig  dui*ch  Bei- 
mengung von  Ton  grau,  von  Eisenverbindungen  gelb  und  rot,  auch 
wohl  durch  Bitumen  braun,  wobei  die  Farbe  mehr  einheitlich  oder 
auch  in  verschiedenen  Zeichnungen  bunt,  gefleckt,  geädert  etc.  sein 
kann.  Auch  größere  Einschlüsse  fremder  Mineralien,  z.  T.  regelmäßig 
ausgebildete  Krystalle,  sind  nicht  selten  vorhanden :  Schwefel  z.  B.  bei 
Weenzen  in  Hannover,  bei  Bex  im  Wallis,  am  Semmering,  Quarz,  z.  B. 
in  der  Gegend  von  Eisenach  und  sonst  in  Thüringen,  speziell  roter 
Eisenkiesel  bei  Jena,  an  zahlreichen  Orten  in  Spanien,  sog.  Hya- 
cinthen  von  Compostela,  Magnesit  und  Dolomit  (z.  B.  Hall  in  Tirol) 
Boracit  (z.  B.  bei  Lüneburg  und  Segeberg).  Durch  die  Tagewässer  wird 
Gips  häufig  gelöst,  und  manchmal  die  ganze  Masse  entfernt  bis  auf 
die  weniger  löslichen  fremden  Einschlüsse,  die  als  sog.  „Gipsresidua^ 
dann  noch  die  ftnihere  Anwesenheit  des  Gipses  bekunden.  Oft  findet 
die  Lösung  vorzugsweise  an  einzelnen  Stellen  statt  und  es  enstehen 
Höhlen  im  Gipsgebirge,  sog.  Schlotten,  zuweilen  von  sehr  bedeutenden 
Dimensionen. 

Der  spätige  Gips  bildet  größere  unregelmäßig  begrenzte  krystalli- 
sierte  Partien,  Individuen  oder  Zwillinge,  aus  denen  sich  durch 
Spaltung  ausgedehnte  Platten  herstellen  lassen.  Sie  sind  nesterweise 
im  körnigen  und  dichten  Gips  sehr  verbreitet,  bald  durch  fremde  Sub- 
stanzen etwas  gefärbt  und  trübe,  bald  vollkommen  wasserhell  von  ide- 
aler Eeinheit  (Marienglas,  Fraueneis;  allerdings  werden  auch  die  manch- 
mal äußerlich  ähnlichen  farblosen  oder  hell  gefärbten  Tafeln  des  Mus- 
covit  zuweilen  so  genannt).  Erwähnt  sei  u.  a.  das  Vorkommen  großer, 
schöner  und  reiner  Gipsplatten  dieser  Art  bei  Aschersleben.  Der 
Fasergips  besteht  aus  mehr  oder  weniger  feinen,  meist  parallelen 
Fasern,  die  beinahe  allenthalben  parallelwandige ,  dickere  oder 
dünnere  Schnüre  und  Platten  bilden,  auf  denen  die  Fasern  senkrecht 
stehen.  Diese  durchsetzen  den  Massengips  und  die  begleitenden 
Gesteine,  Ton  etc.,  vielfach  quer  zur  Schichtung.  Die  Farbe  ist 
meist  weiß,  aber  auch  wie  sonst  beim  Gips  rot,  gelb,  braun  etc. 
und  der  Glanz  ist,  wenn  die  Fasern  sehr  fein  und  regelmäßig  sind, 
ein  ausgezeichneter  Seidenglanz.  Es  sind  Ausscheidungen  aus  den 
Gipslösungen,  die  bei  der  Cirkulation  der  Tagewässer  im  Gipsgebirge 
entstehen  und  aus  denen  sich  wegen  der  Abwesenheit  von  NaCl, 
MgCl^,  etc.  bei  gewöhnlicher  Temperatur  Gips  bilden  kann.  Selten 
ist  der  Gips  radialfasrig  oder  oolithisch. 

Ähnlich    wie   der   Fasergips   entstehen   die    auf  den   Wänden 


Gips.  857 

von  Hohlräumen  aufgewachsenen,  regelmäßig  begrenzten  Gips- 
hrystdlle^  die  oft  herrliche  Drusen  bilden,  so  in  großer  Verbreitung 
im  kömigen  und  dichten  Gips  im  Steinsalzgebirge  etc.  Es  sind  sehr 
vielfach  Schwalbenschwanzzwillinge  nach  dem  Orthopinakoid  06B00  (100), 
gewöhnlich  farblos  und  wasserhell.  Besonders  ausgezeichnet  sind  die 
bis  armlangen  und  -dicken,  vielfach  hin-  und  hergebogenen,  oft 
schlangenförmig  gekrümmten  aus  der  Marienhöhle,  einer  Gipsschlotte 
im  Zechstein  bei  Eeinhardsbrunn  unweit  Friedrichroda  im  Thüringer 
Wald.  Kleinere  Krystalle  lang  prismatisch  bis  nadelformig,  zuweilen 
zu  sternförmigen  und  anderen  Gruppen  vereinigt,  sind  außerordentlich 
häufig:  Wilhelmsglück,  Staßfurt,  Bex,  Ischl,  Hallstatt,  Berchtes- 
gaden  etc. ;  Wieliczka,  Bochnia  etc. ;  Eaaden  in  Böhmen,  Castellina  in 
Toskana ;  Girgenti  etc.  in  Sicilien  in  den  Schwefelschichten  und  viele 
andere  Orte.  Selten  ist  der  Gips  als  vulkanisches  Gebilde  auf  Hohl- 
räumen von  Laven  des  Ätna,  Vesuv,  auf  der  Insel  Lipari,  und  Island  etc., 
häufig  mit  Schwefel,  wo  er  durch  Einwirkung  von  H^S-  oder  SO« -hal- 
tigen Dämpfen  auf  kalkführende  Gesteine  entsteht.  Ähnlich  entsteht 
zuweilen  auch  Gips  da,  wo  JS^/S-haltige  Wässer  mit  Kalk,  Dolomit  etc. 
in  Berührung  kommen,  z.  B.  in  Selvena  in  Toskana  und  Aix  in  Sa- 
voyen.  Durch  Zersetzung  von  Kiesen  (Schwefelkies  etc.)  bildet  sich 
Gips  manchmal  auf  Erzlagerstätten ;  es  entsteht  dabei  H^SO^,  die  aus 
den  umgebenden  Mineralien  Kalk  aufnimmt,  so  namentlich  auch  in 
Bergwerken,  auf  Halden  etc. 

Eingewachsene  Krystalle  sind  ebenfalls  häufig.  Sie  liegen  an  manchen 
Orten  im  dichten  Gips,  gewöhnlich  Schwalbenschwanzzwillinge  nach 
— Poo  (101)  von  der  Form  (Fig.  668),  so  am  Montmartre  u.  a.  a.  0.  bei 
Paris,  bei  Aschersleben,  Prov.  Sachsen  etc.,  auch  in  radialstrahligen 
rosettenförmigen  Gruppen.  Sehr  häufig  findet  man  sie  im  Tone,  nament- 
lich der  Tertiärformation  (Braunkohlenton  etc.),  aus  dem  sie  leicht 
auswittern,  so  in  der  Mark,  in  Hessen,  Ostpreußen,  bei  Katscher,  Dirschel 
u.  a.  Orten  und  bei  Leobschütz  in  Schlesien,  Wasenweiler  im  Breisgau, 
Schöppenstedt  in  Braunschweig,  auch  bei  Baden  unweit  Wien  und 
bei  Oxford  in  England.  Es  sind  meist  kurz  prismatische  linsenförmige 
Krystalle,  zuweilen  zu  rundlichen  Gruppen  verbunden.  Auch  hier  ist 
die  Verwitterung  der  in  den  meist  kalkhaltigen  Tonen  eingeschlossenen 
Schwefelkiespartikelchen  die  Bildungsursache.  Auch  im  Sand  liegen 
linsenförmige  Krystalle  und  Krystallgruppen,  die  dann  mit  zahlreichen 
Sandkörnern  imprägniert  zu  sein  pflegen,  wie  der  krystallisierte  Sand- 
stein von  Fontainebleau  (pag.  584),  so  bei  Sperenberg  südl.  Berlin, 
bei  Smyma,  in  der  Sahara,  der  transkaspischen  Steppe,  in  Bolivia, 
Zuweilen  auch  als  Bindemittel  von  Sandsteinen  (Weisbach  am  Kocher 
in  Württemberg  und  in  der  Sahara  etc.).  Sehr  selten  bildet  der  Gips 
das  Versteinerungsmittel  von  Petrefakten,  so  im  Keuper  am  Asberg 


858  Sulfate. 

bei  Ludwigsburg,  sowie  bei  Rottweil  in  Württemberg,  oder  er  sitzt  auf 
Höhlungen  im  Innern  von  Versteinerungen. 

Der  Gips  erleidet  mannigfache  Umänderungen.  Durch  Wasser- 
verlust bildet  er  zuweilen  Anhydrit,  auch  geht  er  im  Zechstein  des 
Mansfeldischen,  in  Hessen  etc.  manchmal  in  weißen  schuppigen  Ära- 
gonit  (Schauraspat,  Schaumkalk,  Aphrit,  pag.  600)  über,  der  dann  eine 
Pseudomorphose  von  Gips  nach  Aragonit  darstellt. 

Die  technische  Verwendung  des  Gipses  ist  sehr  mannigfaltig;  als 
Düngemittel,  zu  Mörtel  und  Stuck,  sowie  zu  Gipsabgüssen,  zu  Glasuren, 
in  der  Porzellanfabrikation  etc.,  wird  Gips  benutzt.  Der  Alabaster 
dient  zu  kleineren  Skulpturen  aller  Art;  besonders  berühmt  ist  der 
von  Volterra  in  Toskana. 

(Laspeyres,  Tschermaks  Mia.  Mittlgn.  1875,  pag.  113;  Brezina,  ebenda  1872, 
pag.  7;  Reusch,  Sitzgsber.  Berl.  Akad.  1883;  Coromilas,  Diss.  Tübingen  1877; 
E.  Nenmann,  Vogg.  Ann.  27,  pag.  69;  V.  y.  Lang,  Sitzgsber.  Wiener  Akad.  1877; 
Hammerschmidt  (bei  Anhydrit);  Hessenberg,  Min.  Notizen;  Des  Oloizeanx,  Ball,  soc 
min.  de  France,  IX,  1886,  pag.  175  nnd  Zeitschr.  f.  Kryst.  XIV,  1888,  pag.  271; 
Van  t'Hoff  nnd  Mitarbeiter,  siehe  Anhydrit.) 

Einige  Merhergehörige  Doppelsulfate  sind: 

FolyhaUt. 

2CaS0^  .  MgSO,  .  K^SO^  .  2H^0;  45,17  CaSO^,  19,92  MgSO^, 
28,93  K^SO^,  5,98  H^O.  Keine  deutlichen  Krystalle  bekannt,  meist 
derb,  nach  zwei  unter  115^  gegeneinander  geneigten  Flächen  ziemlich 
vollkommen  spaltbar;  auch  langstenglig,  fasrig  bis  dicht  Nach  dem 
optischen  Verhalten  wahrscheinlich  monoklin,  vielleicht  auch  rhom- 
bisch. Weiß,  grau,  rot;  durchscheinend;  schwach  fett- bis  perlmutter- 
glänzend. G.  =  2,7—2,8.  H.  =  3— 3f  In  H^O  teilweise  löslich,  Gips 
bleibt  zurück.  Leicht  schmelzbar.  Hellgrauer,  feinkörniger  P.  in 
dünnen  Schnüren,  mit  Steinsalz  wechsellagemd ,  zu  Staßfurt  in  der 
danach  sogenannten  Polyhalitregion  der  das  Steinsalz  überlagernden 
Abraum  salze.  Kot  er  großkörniger  stengliger  und  fasriger  P.  in  den 
Steinsalzlagem  der  Alpen :  Ischl,  Hallein,  Hallstadt,  Aussee,  Berchtes- 
gaden  etc.,  an  allen  diesen  Orten  im  unteren  Teil  der  ganzen  Ab- 
lagerung. Auch  bei  Vic  in  Lothringen  und  bei  Stebnik  in  Galizien 
mit  Steinsalz  zusammen. 

Krug  it.  4.CaSO^.MgSO^,K^S0^.2H^O,  also  etwas  CaO-reicher  als  Poly- 
halit.    Derb,  weiß  bis  gran;  aus  P.  entstanden  bei  Nen-Staßfurt 

Syngenit  (Ealnszit).  CaSOi, .  K^SO^ .  ^2 0.  Monokline,  tafelförmige  Krystalle 
nnd  derbe  Aggregate,  farblos  und  durchsichtig,  in  Wasser  unter  Hinterlassung  von 
Gips  teilweise  löslich;  mit  Sylvin  auf  Drusenräumen  im  Steinsalz  von  Kalusz  in 
Ostgalizien.  (v.  Zepharovich,  Sitzgsber.  Wien.  Akad.  Bd.  67,  1873,  pag.  128;  Rumpf, 
Tschermaks  Mineralog.  Mittlgn.  II,  1872,  pag.  117.) 

Pikromerit   (Schönit).      K^SOi . MgSO^ . ß H^O   mit   23,4JBr,0.     K&nstliche 


Blödit.    Isodimorphe  Beihe  der  Vitriole.  859 

Erjstalle  zeigen  monokline  Formen.  Als  Zersetznngsprodnkt  des  Kainit  dünne 
Ernsten  anf  ihm  bildend  bei  Staßfnrt,  Leopoldshall  nnd  Aschersleben  {Schönit\  anch 
bei  Ealnsz  in  Galizien.  Erystallisiert  aus  der  Lösong  des  Kainit  ans,  ebenso  ans 
gewissen  Salzkrusten,  die  sich  in  Fumarolen  am  Vesuv  gebildet  haben,  zusammen 
mit  dem  isomorphen  Cyanochrait:  K^SOi.  CuSO^.GHiO. 

Blödit  (Astrakanit,  Simonyit). 

Na^SOi .  MgSO^ ,  iHiO,  Monoklin;  ausgezeichnete,  z.  T.  wasserhelle,  flächen- 
reiche  Erystalle  bei  Staßfnrt,  Leopoldshall  und  Westeregeln;  bei  Ischl  {Blödit)  und 
Hallstatt  (iSimoni^iQ,  sowie  in  der  Salt  Bange  im  Pendschab,  Indien  {Wartkit).  Meist 
aber  derb,  kömige  bis  dichte,  zuweilen  auch  fasrige  Aggregate,  farblos  oder 
heUgeblich,  rötlich  und  graulich,  selten  bläulichgrün.  G.  =  2,22—2,28.  H.  =  3  ca. 
In  HiO  löslich.  Beiner  Blödit  verliert  an  der  Luft  kein  H^O-j  wenn  dies  geschieht, 
ist  es  die  Folge  von  Beimengungen,  die  ihrerseits  verwittern.  Bei  100^  gehen  l'/s  Mol. 
EtO  weg  und  der  Best  hat  die  Zusammensetzung  des  LöwMt  (siehe  unten);  bei 
120*  entweichen  2  Mol.,  das  übrige  Wasser  bei  200®  und  höher.  Findet  sich  unter 
den  Abraumsalzen  der  zuerst  genannten  Orte;  bei  Ischl,  Hall  und  Hallstatt  als 
dünne  Krusten  zwischen  Steinsalz;  auch  in  Indien  mit  Steinsalz,  und  mit  diesem 
zusammen  ausgeschieden  aus  den  Bittersalzseen  östlich  von  den  Wolgamündungen 
im  Gouvernement  Astrachan  als  trübe  weifie  Krystalle  und  körnige  Aggregate 
{Astrakanit).  Auch  bei  Mendoza  und  San  Juan  am  Ostfnß  der  argentinischen 
Kordilleren. 

Kaliblödit  K^SO^ .  MgSOi .  AH^  0  ist  vielleicht  der  seltene,  weiße  bis  gelb- 
liche Leonit  von  Leopoldshall,  dessen  monokline  Krystalle  zwar  denen  des  Blödits 
ähnlich  sind,  aber  doch  in  den  Winkeln  nicht  unerheblich  abweichen.  Ein  Kalinairon- 
simofiyit  findet  sich  bei  Kalusz  in  GtJizien. 

Wattevillit.  Vielleicht  ein  K^O-  und  CaO-haltiger  Blödit;  ein  Zersetzungs- 
produkt des  Basalttuffs  vom  Bauersberg  bei  Bischofsheim  a.  d.  BhÖn  unter  der  Ein- 
wirkung von  verwitterndem  Schwefelkies. 

Low  ei  t,  Nc^SOi.MgSOi.2^l2B.tO.  Wahrscheinlich  quadratisch,  findet  sich 
ftber  nur  derb  mit  muschligem  Bruch.  GelblichweiU,  gelb,  bis  fleischrot,  manchmal 
im  Aussehen  dem  Feueropal  entsprechend.  Im  Anhydrit  von  Ischl.  Entsteht  durch 
Wasserverlust  aus  Blödit  (siehe  oben). 

Isodimorphe  Reihe  der  Vitriole. 

Verbindungen R^^SOi.lHiOj  die  teils  rhombisch  in  der  tetraedrischen  Hemiedrie, 
teils  monoklin  krystallisieren  und  so  zwei  isomorphe  Beihen  bilden.  In  beiden  findet 
sich  selbständig  FeS04, .  lE^O,  und  einige  weitere  Verbindungen,  z.  B.  MgSO^^ .  IH^O^ 
in  isomorpher  Beimischung  zu  anderen.  Anch  durch  künstliche  Krystalle  wird  der 
Isodimorphismus  bewiesen,  so  u.  a.  durch  eine  monokline  Form  des  MgSOi .  IH^O  neben 
der  rhombischen  des  als  Mineral  vorkommenden  Bittersalzes,  sowie  durch  Misch- 
krystalle.    Die  beiden  Beihen  sind  die  folgenden: 

Rhombische  Vitriole  (Beihe  des  Bittersalzes). 

a:b:c 
Bittersalz :  MgSOt.  .lE^O;  0,9902 : 1 : 0,5709. 

Fauserit :  (Jfn,  Mg)804, .  7fl,  0 ;  0,9776 : 1 :      ? 

Tauriscit:  FeSO^.lHiO; 

Zinkvitriol :  ZnSO^,  .IH^O-,  0,9804 : 1 : 0,5631. 

Ferrogoslarit :  {Zn,  Fe)SO^  .75,0; 
Nickelvitriol :  NiSOt  ,lHiO;  0,9815 : 1 : 0,5656. 

Pyromelin :.  {Ni,  Mg)SO^ .  IH^O, 


860 


Sulfate. 


Monokline  Vitriole  (Reihe  des  Eisenvitriols). 

a:b:c  ß 

Eisenvitriol :  F^O^  .  75,0 ;  1 ,1828 : 1 : 1,5427 ;  104«  15V.'. 

Lnckit :  (Fe,  M.n)SO^,  .IH^O; 
Mangan  Vitriol :  MnßO^ .  IHtO : 
Pisanit:  {Fe,  Cu)SO^  .IH^O-, 
Cupromagnesit :  (Cm,  Mg)S04 .  IH^  0 ; 
Kobaltvitriol :  CoSO^  .IRtO;  1,1835 : 1 : 1,4973 ;  104«  55'. 

Hier  schließt  sich  an  der  trikline  Kupfervitriol,  CuSO^.bH^O,  der  aber 
bei  niederer  Temperatur  mit  IH^O  in  den  monoklinen  Formen  des  Eisenvitriols 
krystaliisiert  und  sich  daher  auch  mit  diesem  isomorph  mischt  (z.  B.  Pisanit,  vergL 
auch  Cupromagnesit).  Umgekehrt  kann  der  Manganvitriol  leicht  kunstlich  in 
triklinen  Erystalien  MnSO^ .  bH%0  isomorph  mit  Kupfervitriol  erhalten  werden. 

Alle  diese  Verbindungen  sind  in  Wasser  sehr  leicht  löslich  und  finden  sich 
daher  in  der  Natur  selten  in  deutlichen  Krystallen;  die  obigen  Achsenverhältnisse 
sind  daher  bei  den  meisten  an  kttnstlichen  Krystallen  erhalten  worden.  Die  Vitriole, 
die  ein  schweres  Metall  enthalten,  sind  durchweg  Verwittemngsprodukte  der  ent- 
sprechenden Sulfide.  6  Mol.  ^20  gehen  ziemlich  leicht  weg,  das  letzte  Molekdl 
entweicht  erst  in  der  Glühhitze. 


^•«1». 


111 


ita 


IM 


Fig.  669. 


Reihe  der  rhombischen  Vitriole. 

Bittersalz  (Epsomit). 

MgSO^ .  7ÄjO;  16,253/^0,  32,53  SO«,  51,22  H^O,  Bhombiscli  und 
zwar  tetraedrisch-hemiedrisch.  Rhombische  Prismen  von  90®  38* 
(Fig.  669),  beinahe  quadratisch,  und  ein  rhombisches 
Oktaeder,  das  zuweilen  hemiedrisch  als  Tetraeder  aus- 
gebildet ist;  111 :  110  =  129«  3'.  Nach  dem  Brachypina- 
koid  vollkommen  spaltbar.  H.  =  2— 2^.  G.  =  1,68.  Natür- 
liche Krystalle  kommen  kaum  vor*  (Anthrazitgrube  von 
Peychagnard,  Dep.  Is6re,  auf  Hohlräumen  und  Spalten 
im  Gips  bei  Jano  unweit  Volterra  in  Toskana),  da  das 
Bittersalz  sehr  leicht  in  Wasser  löslich  ist;  daher 
schmeckt  es  auch  auf  der  Zunge  und  zwar  bitterlichsalzig.  Es 
ist  farblos  oder  zufällig  gefärbt  und  findet  sich  in  Form  von  An- 
flügen, Ausblühungen,  körnigen  und  fasrigen  Krusten  und  Stalak- 
titen etc.  Vielfach  ist  es  auch  im  Quellwasser  gelöst  (Bitter- 
wasser), z.  B.  bei  Epsom  (Epsomit)  in  England,  Saidschütz  und  PüUna 
in  Böhmen,  Ofen  in  Ungarn  etc. ;  auch  im  Meerwasser.  Als  Ausblühung 
in  den  russischen  Steppen  an  der  unteren  Wolga,  in  der  Nähe  des 
Eltonsees  etc.  in  Katalonien,  sowie  bei  Madrid  und  Toledo;  vielfach 
im  Gips,  z.  B.  am  Montmartre  bei  Paris,  in  Aragonien  etc.  Auf  Ton- 
schiefer bei  Oflfenburg  in  Baden  und  in  den  Quecksilbergruben  von 
Idria  (dort  Haarsalz  genannt) ;  auf  Gneiß  bei  Freiberg  in  Sachsen ; 
durch  Co  rotgefärbte  Stalaktiten  bei  Riecheisdorf  und  bei  Herren- 
ginnd  in  Ungarn,  auch  bei  Neusohl  und  Kremnitz;  als  Zersetzungs- 


Bittersalz.    Eisenvitriol.  861 

Produkt  der  alpinen  Talkschiefer  etc.  durch  verwitternden  Schwefel- 
kies; auch  im  Gletscherwasser,  aus  dem  es  sich  in  sehr  unreinem 
Zustande  ausscheidet  (Glet8chersälz)\  in  Peru,  Chile;  in  einer  Höhle 
am  Bosjemansriver  in  Südafrika  etc.  Entsteht  in  derben  kömigen 
Massen  als  sog.  Beichardiü  aus  Eieserit  {MgSO^  .  H^O^  pag.  848) 
durch  Wasseraufnahme  in  der  Begion  der  Abraumsalze  bei  Staßfurt, 
Leopoldshall,  Hallstadt.  Verliert  bei  250^  %H^0  und  geht  in  Eieserit 
über. 

Fauserit  (Mangan vitriol  z.  T.).  {Mn,Mg)SO^,lH^O.  Zuweilen  große,  röt- 
lich- bis  gelblichweiOe,  durchsichtige^  rhombische  ErystaUe  (PrismenTeinkel  =  91^  18') 
und  kömige  Stalaktiten  in  den  Bergwerken  von  Herrengrund  in  Ungarn.  (Yergl. 
den  monoklinen  Mallardit,  pag.  862.) 

Tauriscit.  FeSOi^lH^O.  Hellgrüne,  hellgelbe  und  farblose,  rhombische 
KrystaUe  von  der  Form  und  mit  den  optischen  Eigenschaften  des  Bittersalzes,  mit 
dem  chemisch  gleichen  Eisenvitriol  an  der  Windgälle  im  Kanton  Üri.  (Yergl.  den 
monoklinen  Eisenvitriol,  unten.) 

Zinkvitriol  (Goslarit).  ZnSOi .  IH^O,  Ein  Verwitterungsprodukt  von  Zink- 
blende in  Bergwerken,  in  Gestalt  von  weißen,  kömigen  Krusten,  meist  mit  nieriger 
Oberfläche,  und  von  Stalaktiten.  Im  Innern  derselben  zuweilen  KrystaUe,  die  ganz 
mit  denen  des  Bittersalzes  übereinstimmen.  Bammelsberg  bei  Goslar,  Schemnitz  in 
Ungarn,  Fahlun  in  Schweden,  Gagnon  Mine  in  Montana.  Fasrige  Ausblflhungen  am 
Altenberg  bei  Aachen.  Ferrogoslarit^  gelb  bis  braun,  mit  6%  Eisensulfat,  be- 
gleitet den  Goslarit  in  Zinkerzgmben  des  Staats  Missouri. 

Nickelvitriol  (Morenosit).  NiSOi .  1H20.  Smaragdgrüne  bis  grünlichweiße, 
fasrige  und  haarförmige  Efflorescenzen,  auch  kömig  und  dicht  Verwitterangs- 
prodokt  von  Botnickelkies  und  anderen  ähnlichen  Mckelerzen.  Biechelsdorf  in  Hessen, 
am  Kap  Ortegal  in  Spanien  und  in  der  Wallacegrube  am  Huronsee,  Nordamerika. 
Der  Pyromelin  ist  ein  Jft^-haltiger  Nickelvitriol,  der  auf  der  Friedensgrube 
bei  Lichtenberg  unweit  Bayreuth,  grüne,  erdige  Krasten  bildet. 

JReihe  der  monoldinen  Vitriole. 

Eisenvitriol  (Melanterit). 

FeS0^.1HiO  =  FeO.SO;i.lEiO.  Monokline  KrystaUe  von  häufig  pseudo- 
rhomboedrischem  Habitus  mit  den  oben  angegebenen  Achsen,  kaum  jemals  von  natür- 
licher Entstehung;  meist  in  Form  von  hellgrauen,  körnigen,  zuweilen  fasrigen 
Kmsten  und  Stalaktiten,  oder  von  erdigen,  grünlichweißen  Beschlägen.  Stets  ein 
Yerwittemngsprodukt  von  Schwefelkies  und  anderen  ähnlichen  Mineralien  in  Gegen- 
wart von  reduzierenden,  vorzugsweise  organischen  Stoffen,  welche  die  Entstehung 
von  Ferrisulfat  verhindem;  daher  die  Bildung  von  Eisenvitriol  vielfach  in  kies- 
haltigen  Kohlen,  besonders  Braunkohlen  und  in  bituminösen  Tonen  und  Schietern, 
aus  denen  die  Substanz  früher  auch  für  technische  Zwecke  gewonnen  wurde  (Vitriol- 
schiefer).  Größere  reinere  Partien  vor  allem  in  Erzgraben,  so  am  Bammelsberg  bei 
Goslar,  Grabe  Gieshübel  bei  Bodenmais  im  bayrischen  Wald,  Graul  bei  Sehwarzenberg 
im  Erzgebirge,  Herrengrand  in  Ungarn,  Idria,  Fahlun  in  Schweden.  H.  =  2;  deut- 
liche basische  Spaltbarkeit.  G.  =  1,8— -1,9.  Süßlich-herber  Geschmack.  Verliert  leicht 
ßH^O  und  zerfällt  dabei  in  ein  grünlich  weißes  Pulver.  Geht  auch  zuweilen  durch 
Sauerstoffaufnahme  unter  Brannfärbung  in  Ferrisulfat  über. 

Der  Eisenvitriol  enthält  öfters  isomorphe  Verbindungen  beigemischt,  so  der 


862 


Sulfate. 


von  Idria  4fiMgO,  der  von  Laoriom  9^/o  ZnO  und  der  sog.  Luckit  aus  der  Silber- 
grube  Lucky  Boy  in  Utah  etwas  Mangansulfat.  (Yergl.  den  rhombisclien  Tauriscit, 
pag.  861.) 

Piaanit  {Fe,Cu)S0^.1EtO.  Ein  sehr  Cii-reicher  Eisenvitriol  aus  einem 
türkischen  Kupferbergwerk.  Blaue  krystallinische  Aggregate,  dazwischen  einzelne 
flächenreiche  Krystalle  von  der  Form  des  Eisenvitriols.  Eine  ähnliche  Bildung  in 
einer  Grube  bei  Massa  Marittima  in  Toskana. 

Salvadorit  Wahrscheinlich  ein  Eupfereisenvitriol  von  der  ungeföhren  Zn- 
sammensetzung (Vs  CUj  Vs  Fe)SO^ .  IH^O,  Bildet  Aggregate  bläulichgrüner  bis 
blauer,  monokliner  Kryställchen  in  der  Salvadorgrube  bei  Qnetena  in  Chile. 

Cupromagneait.  {Cu^Mg)SOi,lH^O.  Grüne  Krusten  auf  Vesuvlaven  von 
1872,  bestehen  aus  Kryställchen  von  der  Form  des  Eisenvitriols. 

iifan^anvt ^rio 2  (Mallardit,  z.  T.).  MnSOi.lHiO.  Parallelfasrige,  farblose, 
leicht  iGsliche  Aggregate,  die  einzelnen  Fasern  mit  schiefer  Auslöschung.  Von  der 
Silbergrube  Lucky  Boy  in  Utah.    (Vergl.  den  rhombischen  Fauserit,  pag.  861.) 

Kobaltvitriol  (Bieberit).  CoSOi^lHiO.  BlaOrote  Anflüge  oder  Krusten, 
zuweilen  stalaktitisch,  von  Bieber  bei  Hanau ;  enthält  ca.  4%  MgOj  also  eine  isomorphe 
Beimischung  des  entsprechend  krystallisierten  MgSOi.lHzO. 


Fig.  670. 


Kup fervitriol  (Chalkanthit). 

CmSO*  .  bHiO  mit  31,81  CuO  und  32,10  SO,.  Triklin,  aber  natürHche  Krystalle 
klein  und  sehr  selten  (Fig.  670  und  pag.  187).  Er  ist  ein  Verwittemngsprodukt  Öl- 
haltiger Sulfide,  z.  B.  von  Kupferkies  und  anderen  ähnlichen  Mine- 
ralien, und  bildet  auf  diesen  ein  bläulichweißes  Pulver  oder  schön 
blaue,  mehr  oder  weniger  deutlich  krystallinische  Krusten,  Über- 
züge und  Stalaktiten.  Meist  nur  in  geringen  Mengen  auf  Kupfer- 
gruben,  zuweilen  mit  anderen  Vitriolen.  Am  Bammelsberg  bei 
Goslar;  in  Comwall;  Fahlun  in  Schweden;  bei  Moldawa  im  Banat 
und  bei  Herrengrund  in  Ungarn;  bei  Ohessy  unweit  Lyon;  bei 
Rio  Tinto  in  Spanien  und  bei  Laurion  in  Attika.  In  großen 
Massen,  die  für  die  Kupfergewinnung  von  Bedeutung  sind,  bei 
Copaquire  im  nördlichen  Chile.  In  den  Gmbenwässem  nicht  selten 
gelöst;  durch  Eisen  kann  daraus  dann  Kupfer  ausgefällt  werden  (2^mentwasser, 
Zementkupfer).    Selten  als  Sublimationsprodukt  des  Vesuvs.    G.  =  2,286.    H.  =  2Vs. 

Siderotil  ist  ein  dem  Kupfervitriol  entsprechendes  Eisensulfat :  FeS0^.hH%O 
von  unbekannter  Krystallform.  llesit,  weiß,  zerreiblich,  leicht  in  H^O  löslich, 
auf  Gängen  im  Hall  Valley,  Park  Co.,  Colorado,  soll  {Mn,^^Fe)80^AHiO  sein, 
vielleicht  ursprünglich  eine  dem  Kupfervitriol  entsprechende  Verbindung. 

An  den  Kupfervitriol  schließen  sich  noch  einige  andere  Kupfersulfat  enthaltende 
Mineralien,  meist  basische  Verbindungen,  an. 

Brochantit.  Cu^SO-, .  SH^O  =  CuSOi  -  ^E^CuO^.  Kleine  dunkelgrüne, 
rhombische,  kurz  säulenförmige  Kryställchen,  auch  kömige  und  fasrige  Aggregate 
mit  rundlicher  Oberfläche.  In  H^O  nicht  löslich.  Durchsichtig  bis  durchscheinend. 
G.  =  3,78—3,90.  H.  =  3 '/2 — 4.  Mit  anderen  oxydischen  Kupfererzen  am  Ausgehenden 
von  Kupferlagerstätten,  bei  Oberhof  a.  d.  Lahn,  Brezbanya  und  Moldowa  in  Ungarn, 
Nischne  Tagilsk,  Gumeschewsk  etc.,  im  Ural,  in  Chile  etc.  Als  vulkanisches  SubU- 
mationsprodukt  auf  einer  Lava  bei  Krisuvig  in  Island  (Krituvigit), 

Lang  it.  Brochantit  mit  2  Mol.  Krystallwasser:  CuißO,  .  bH^O  «= 
CtiSO^,SHiCuOi. 23:^0.    Grünlichblaue,  sehr  kleine,  rhombische Kiyställchen  bilden 


Knpfersiüfate.    Tonerdesulfate.  863 

knistenförmige  Überzüge  auf  Schiefer  in  Comwall.    Devillin  ist  ein  lichtblaues 
Gemenge  von  L.  mit  Gips. 

Waringtonit  CUi80^AH20;  also  IH^O  weniger  als  Langit.  Blaßblaue, 
mikrokrystallinische  Aggregate;  begleitet  den  Langit  in  Comwall. 

He rrengrundit  (Urvölgy it).  (Cw,  CajJS^Oi i .  6J3i 0.  Dünne,  dunkelgrüne, 
sechsseitige,  monokline  Plättchen  und  Täfelchen  auf  Granwackenschiefer  bei  Herren- 
gmnd  in  Ungarn  mit  Gips.  Dasselbe,  nur  Ca-frei,  ist  der  Ärnimitf  dünne  Über- 
züge auf  dem  Porzellai^jaspis  von  Planitz  in  Sachsen.  Vielleicht  beruht  der  Ca- 
Gehalt  des  Herrengrundits  nur  auf  beigemengtem  Gips,  dann  wären  wohl  beide 
identisch. 

Stelznerit  Cu^SO^,2HiO=Cu80^,2HtCu02.  Kleine,  glänzende,  grüne, 
rhombische  Kryställchen,  wie  chemisch  so  auch  äußerlich  ähnlich  dem  Brochantit; 
von  Bemolinos  in  Chile. 

Kamarezit  Cu^SO^ . SH^O  =  Ci^SO« . 2^,0^0, . GH^O.  Ein  Stelznerit  mit 
6  Mol.  Erystallwasser.  Winzige,  grasgrüne,  wahrscheinlich  rhombische  Nädelchen 
in  Poren  feinkörniger  Aggregate  von  Eamareza  bei  Laurium  in  Attika. 

Serpierit.  Ein  basisches  Sulfat  von  Cu^Zn  und  Ca.  Sehr  dünne,  grünlich- 
blaue,  rhombische  Täfelchen  bilden  büschelförmige  Gruppen  auf  Zinkspat,  ebenfalls 
bei  Laurium. 

Connellit,  Cu^ßOi^Cli .  15ir, 0.  Traubige  Aggregate  spitziger,  hexagonaler ,. 
schön  blauer  und  durchsichtiger  Kryställchen  von  Comwall. 

Kr  öhnkit  CU8O4 .  NoiSO^ .  2Si  0,  Langsäulenförmige,  monokline  Krystalle 
und  Btenglige  bis  fasrige  Aggregate,  hellblau,  aus  der  Wüste  Atacama  im  nördlichen 
Chile.    (Vergl.  auch  den  Cyanochroit,  pag.  859.) 

Ze ^ ^8 omif  (Kupfersammterz,  Cyanotrichit).  4CttO.A29Os.SO8.8HgO.  Sammet- 
ähnliche,  heUsmalteblaue  Kügelchen  und  Polster  werden  von  haarförmigen,  rhombischen 
Kryställchen  gebildet.  Alt-Moldowa  im  Banat  auf  Brauneisenstein ;  Grabe  La  Garonne 
im  Dep.  du  Var,  Frankreich,  Anflug  rosenförmig  angeordneter  Nädelchen  auf  Sand- 
steinplatten;  auch  in  Utah  und  Arizona.  Ähnlich  zusammengesetzt  sind  die  schön 
blauen,  durchsichtigen,  kleintraubigen  Aggregate  des  Woodwardit  von  Comwall. 
Ein  basisches  wasserhaltiges  Aluminium-Kupfer-Sulfat  mit  4,11%  Cl  ist  auch  der 
rhomboedrisch-hemimorphe,  polar-pyroelektrische,  basisch  vollkommen  spaltbare,  dunkel- 
grüne Spangolith  von  St.  Day  in  Comwall  und  von  Arizona. 

Hier  sei  noch  angeschlossen  der: 

Zinkaluminit,  ßZn 0 .  3^42, Os  .280^,  ISH^ 0,  Sechsseitige,  aber  vielleicht 
nach  dem  optischen  Verhalten  nicht  hexagonale,  grünlichweiße  Täfelchen  auf  Zink- 
spat bei  Laurium  in  Griechenland. 

TonerdesulfcUe. 

Älumian.  AI28O9.  Wasserfrei.  Weiße  bis  hellgrüne  und  blaue  feinkörnige 
Aggregate  als  Efflorescenz  auf  Tonschiefer  in  der  Sierra  Almagrera  in  Spanien. 

Aluminit 

AkSOn .  dH^O  =  AliOi  .  80t '  ^n^O.  Bildet  milde  und  oft  zerreibliche,  weiße, 
undurchsichtige,  rundliche  Knollen  von  feinschuppiger  bis  erdiger  Struktur.  TJ.  d.  H» 
sieht  man  kleine  Plättchen  und  Prismen,  doppeltbrechend  mit  schiefer  Auslöschung. 
H.  =  l.  G.  =  l,8.  In  Ha  leicht  löslich,  aber  nicht  in  H2O.  Bei  Halle  a.  d.  S.  auf 
Schichtenfngen  der  Brannkohlensande;  bei  Kochendorf  in  Württemberg  im  Keuper; 


X 


S64  Sulfate. 

Melbthal  bei  Bonn  im  Löß;  Mtthlhansen  bei  Kralnp  in  Böhmen  im  Qnadersandstein ; 
Anteuil  bei  Paris;  New  Hayen  in  Sussex  (Websterit);  bei  Brighton  als  Aasfüllung 
«iner  3  Fuß  mächtigen  Spalte  in  der  Kreide.  Nur  durch  einen  etwas  geringeren 
Wassergehalt  i^^li^^H^O)  ist  der  Werthemannit  aus  Peru  vom  Aluminit  yer- 
«chieden. 

Paraluminit.  Al^SO^ .  \bH% 0.  Äußerlich  wie  Aluminit ;  ebenfalls  bei  Halle, 
«owie  bei  Huelgoat  in  der  Bretagne. 

Felsöbanyit  AhSOoAOH^O  =  2AkOi.SOiAOffiO,  dem  Aluminit  ähnlich, 
bildet  kleine,  weiße  Kugeln  und  Knollen  auf  Schwerspat  bei  Felsöbanya  in  Ungarn. 
Ebenfalls  nur  in  Säuren  löslich. 

Kc rarnohalit  (Haarsalz  z.  T.,  Halotrichit,  Alunogen).  Äl^S^Oit .  ISH^O  = 
AkO-^.SSOsASKiO.  Haar-  oder  nadelfürmige,  vielleicht  monokline  Kryställchen, 
fasrige  bis  feinstenglige  Aggregate,  Krusten  mit  nieriger  und  traubiger  Oberfläche 
und  Ausfüllungen  schmaler  Spalten.  Seltener  schuppig  und  körnig.  Farblos  oder 
gelblich  bis  grünlich;  perlmutterglänzend.  H.  =  178— 2.  G.  =  l,6— 1,7.  In  Wasser 
löslich.  Besonders  in  der  Braunkohlenformation  als  Zersetzungsprodukt  schwefelkiee- 
führender  Tone:  Freien walde  bei  Berlin,  Friesdorf  bei  Bonn,  Kolosoruk  in  Böhmen; 
«benso  in  der  Steinkohlenformation  bei  Potschappel  in  Sachsen.  Sublimationsprodukt 
des  Steinkohlenbrandes  bei  Dudweiler  unweit  Saarbrücken ;  vulkanisches  Exhalations- 
Produkt  (Fumarolenbildung)  auf  der  Insel  Milo  und  in  Quito;  auf  Erzgruben  bei 
Bodenmais  in  Bayern  und  bei  Königsberg  in  Ungarn.  In  großer  Menge  bei  Adelaide 
in  Australien.  Tekticit  (Braunsalz,  Graulit)  ist  ein  ö^^egOg  enthaltender  Kera- 
mohalit,  kleine  büschelförmig  gruppierte,  zerfließliche,  braune  Kryställchen  am  Graul 
bei  Schwarzenberg  und  bei  Bräunsdorf  unweit  Freiberg  in  Sachsen. 


Gruppe  der  Alaune. 

Sehr  wenig  wichtig.  In  Wasser  leicht  löslich.  Fast  nie  natürlich  gebildete 
Ivrystalle.  Die  künstlichen  sind  regulär-pyritoedrisch;  Hauptform  das  Oktaeder,  meist 
mit  abgestumpften  Kanten  und  Ecken.  Das  wichtigste  Glied  der  Gruppe  ist  der 
Kalialaun,  K^SOi .  Al^SgOiz .  241^20;  die  anderen  in  der  Natur  vorkommenden  Alaune 
unterscheiden  sich  dadurch,  daß  statt  K^  bei  ihnen  Neu,  {NH^)^,  Mg,  Mn  oder  Fe 
in  der  Verbindung  vorhanden  ist  (Natron-,  Ammoniak-,  Magnesia-,  Mangan-  und 
Eisenalaun).  Bei  einigen  natürlichen  Alaunen  sind  statt  2411^0  nur  22H2O  vor- 
handen. Diese  sind  dann  nicht  regulär,  sondern  vielleicht  monoklin  und  jeden- 
falls wenigstens  teilweise  doppelbrechend.  Vielleicht  hängt  damit  z.  T.  auch  die 
für  reguläre  Kiystallisation  ungewöhnliche  fasrige  Ausbildung  mancher  natürlicher 
Alaune  zusammen.  Derartige  Mineralien  gehören  dann  nicht  zu  den  eigentlichen 
Alaunen  im  gewöhnlichen  Sinne  des  Wortes. 

Kalialaun  (Kalinit).  KiSOt .  A^SgOis .  24^80.  Bildet  meist  weiße  Efflores- 
zenzen  auf  schwefelkieshaltigen  Tonen  und  Tonschiefem  an  vielen  Orten  (Alauntou 
und  Alaunschiefer,  aus  denen  Alaun  früher  im  großen  gewonnen  wurde).  Auch  als 
Snblimationsprodukt  von  brennenden  Kohlenfeldern,  z.  B.  Dudweiler  bei  Saarbrücken, 
und  von  Vulkanen,  z.  B.  in  der  Solfatara  bei  Pozzuoli  mit  anderen  Sulfaten. 

lYa fr onaZau?i  (Solfatarit).  Na^SOt, Al^S^Oii.24HiO,  z,  T,  22 ff^O,  Erdige 
Efiloreszenzeu  oder  weiße,  fasrige,  seidenglänzende  Aggregate.  Solfatara  (mit  Kali- 
alaun), Insel  Milo,  Schimane  in  Japan,  San  Juan  und  Mendoza  in  Argentinien  {Mert' 
dozit).  Nur  I2H2O  enthält  der  fablose,  fasrige  Tamarugit  von  den  Cerros  Pintados 
in  Chile. 


Aluminit.    Isomorphe  Reihe  des  Alauits.  865 

Ämmoniakalaun  (Tschermigit).  (NH^i^SO^ .  ÄlAOn .  24S^  0.  Dünne, 
parallelfasrige,  durchscheinende  Platten  in  der  Brannkohle  von  Tschermig  nnd  Dax 
in  Böhmen  nnd  von  Tokod  bei  Gran  in  Ungarn.  Volkanisches  Snblimationsprodnkt 
in  der  Solfatara,  am  Ätna  etc. 

Magnesiaalaun  (Pickeringit).  MgSO^,Alt8iOi9.22H20.  Wahrscheinlich 
monoklin;  doppelbrechend.  Farblose,  gelbliche  nnd  rosenrote,  seidenglänzende 
Fasern  von  Iqniqne  in  Chile,  Colorado,  mehrorts  in  Argentinien  nnd  bei  Newport 
in  Nenschotüand  als  Ansblühnng  auf  Silnrschiefem.  Ähnlich  zusammengesetzt  sind: 
Sonomaitj  SMgSOi,  .  AliS^Oi^  .  dSH^O,  farblose,  seidenglänzende  Aggregate 
gebildet  in  dem  Geysir  von  Sonoma  Co.,  Kalifornien.  Fikroalumogenj 
2Mg804, .  Al^SzOit .  22H2O,  farblose  bis  rosenrote,  fasrige  stalaktitische  Bildungen, 
doppelbrechend,  in  der  Eisengrube  von  Vigneria  auf  Elba.  Seaqui^Magnesia- 
alauiij  SMgSOi,2Alt8zOi2.b3H20,  von  den  Cerros  Pintados  in  Chile,  wie  der 
vorige  vielleicht  ein  Gemenge.  Dumreicherit,  iMgSOi .  Aj^S^ Oi t . SGIT« 0,  dftnne 
stenglige  Krusten,  als  Fumarolenbildung  auf  der  Capverden-Insel  S.  Antao;  nnd 
andere.  Stüvenit,  dünne  stenglige  Krystalle  von  Copiapo,  ist  wohl  eine  isomorphe 
Mischung  von  Natron-  und  Magnesiaalaun  mit  24  Mol.  HtÖ. 

Manganalaun  (Apjohnit).  JfnSO« . ^{sSgOig . 24H'20,  der  ^2<^-Gehalt  etwas 
schwankend.  Ziemlich  genau  diese  Formel  haben  die  feinfasrigen  Aggregate  von 
der  Delagoabay,  etwas  weniger  H^O  enthält  der  M.  von  Sevier  Co.,  Tennessee. 
Bosjemanit  (Buschmanit),  ein  Aggregat  langer,  weißer,  seidenglänzender  Fasern 
aus  einer  HOhle  am  Bosjemans  Kiver  in  Südafrika  mit  Bittersalz,  ist  eine  isomorphe 
Mischung  von  Mangan-  und  Magnesiaalaun  mit  22  oder  24  H^O. 

Eisenalaun  (Halotrichit, Federalaun,  Haarsalz z. T.).  FeSO^ .  AliS^Oi^ . 24J7a 0. 
Kote,  grüne  oder  weiße  Fasern  bilden  seidenglänzende,  asbestähnliche  Aggregate 
auf  den  Qnecksilbergruben  von  Idria  und  in  der  Pfalz ;  in  den  Gruben  von  Bodenmais 
im  bayr.  Wald;  in  der  Braunkohle  von  Artem  in  Thüringen;  bei  BjÖrkbakkagaard 
in  Finnland,  an  der  Solfatara  und  am  Urumiasee  in  Persien.  Die  langen  Fasern  des 
Vorkommens  von  Copiapo  in  Chile  haben  genau  die  obige  Formel  mit  24J720,  sind  aber 
doppelbrechend  und  die  Auslöschung  ist  schief  zur  Faser  (monoklin?).  Ähnlich  ist 
es  mit  dem  sog.  Hversalt^  auf  vulkanischen  Gesteinen  in  Island,  das  aber  etwas 
MgO  und  Fe20i  enthält  In  der  Zusammensetzung  steht  manche  Bergbutter 
nahe,  ein  Zersetzungsprodukt  von  kieshaltigen  Schiefem  (Alaunschiefem),  das  von 
diesen  in  anfänglich  butterartig  weicher  Beschaffenheit  ausgeschieden  wird. 

Dietrichit  {Zn,Fe,Mn)S0i.Al28^0it.22S20,  mit  S^l  ZnO,  Schmutzig 
weiß,  aus  feinen,  doppelbrechenden,  gerade  auslöschenden  Fasern  bestehend,  von 
Felsöbanya  in  Ungarn. 

Als  Doppelsalz  schließt  sich  hier  an: 

Ettringit  6Ca0.il2,0,.3fifO,.8d^20.  Sehr  feine,  seidenglänzende,  farb- 
lose, hexagonale  Nädelchen  aus  Kalkeinschlüssen  der  Lava  am  Ettringer  Beller- 
berg etc.  nahe  dem  Laacher  See. 

Den  Alaunen  reiht  sich  femer  an  die 

Isomorphe  Reihe  des  Alunits. 

Ehomboedrisch.  a :  c  opt. 

Alunit :  ÄaS^O* .  SAkSO^ .  6JBr,0 ;  1 : 1,252  + 

Jarosit :  KiSOt, .  SFe^SOe .  6J2iO;  1 : 1,245  ~ 

Plumbojarosit :  P6/SO4 .  SFet80^  .ßHiO;  1 : 1,216  — 

Natrojarosit :  Na2804, .  3^6,80« .  GBg  0 ;  1 : 1,104  — 

(Hillebrand  und  Penfield,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  36,  1902,  pag.  545.) 
Bauer,  Mineralogie.  ^^ 


866  Sulfate. 

Alnnit  (Alaonstein). 

K^O  .  3^0«  .  4S0g .  6J3jO  =  K^SO^  .  SAl^SO^  .  6H^0  mit  11,35 
K^Oj  37,10  Äl^O^,  38,56  SO,  und  13,01  H^O,  das  erst  bei  ziemlich 
hoher  Temperatur  weggeht.  Zuweilen  ist  prozentisch  die  Hälfte  des 
jE^O  durch  Na^O  ersetzt  (Natrocdunit).  Kleine  Bhomboederchen  By^ 
BjR  =  90^  50'  E.  K,  basisch  deutlich  spaltbar,  selten  andere  Formen^ 
z.  B.  dünne  Plättchen,  sitzen  auf  Drusenräumen  der  meist  kCmigen, 
dichten  und  erdigen  Masse.  G.  =  2,6—2,8.  H.  =  3^—4 ;  häufig  härter 
wegen  Beimengung  von  Quarz,  Feldspat  und  anderen  härteren  Minera- 
lien. Farblos,  weiB,  rötlich,  gelblich.  Durchscheinend,  in  dünnen  Schichten 
durchsichtig.  Optisch  +•  Von  H^O  und  HCl  nicht  angegriffen,  von 
heifier  konz.  H^SO^  und  Kalilauge  schwierig  aufgelöst  Nach  dem  Glühen 
zieht  Wasser  Alaun  aus.  Hierauf  beruht  die  Verwendung  zur  Alaun- 
gewinnung, z.  B.  zu  Tolfa  bei  Eom  (römischer  oder  kubischer  Alaun^ 
da  diese  Substanz  aus  der  erhaltenen  Lösung  in  Form  von  Würfeln 
auskrystallisiert).  Steht  meist  mit  Trachyt  und  ähnlichen  jüngeren 
Orthoklasgesteinen  in  Verbindung,  deren  Feldspat  durch  Einwirkung 
^O^-haltiger  vulkanischer  Dämpfe,  also  durch  Solfatarentätigkeit,  in 
Alaunstein  überging,  so  bei  Muszay,  Beregszaz  und  Parad  in  Ungarn^ 
am  Mont  Dore  in  Frankreich,  bei  Tolfa,  auf  der  Insel  Milo.  Diese 
umgewandelten  Gesteine  sind  meist  stark  porös ;  auf  den  Poren  sitzen 
die  Ejyställchen.  Andere  Arten  des  Vorkommens  sind  im  Gips  bei 
Hadschi  Kan  in  der  Bucharei  und  als  knollige  Konkretionen  im  Ter- 
tiärsand von  Würzen  in  Sachsen.  Ein  unreiner  Alaunstein  ist  wohl 
auch  der  IgnatiewU,  der  in  ähnlicher  Weise  in  einem  weißen  Sande 
bei  Ekatrinoslaw  im  Distrikt  Bachmut  im  südl.  Bufiland  fasrige 
Knollen  bildet.  Natroalunü  ist  bekannt  vom  Red  Mountain  in  Colo* 
rado  als  krystallinisches  Pulver  und  von  den  Bosita  Hills  in  dem- 
selben Staate. 

Löwigit  Wie  Alnnit  zusammengesetzt,  aber  9^20.  Gelbliche,  amorphe,  in 
HCl  lösliche  EnoUen,  in  der  Steinkohle  von  Zabrze  in  Oberschlesien,  anch  bei 
Muszay  und  Tolfa. 

Jarosit  KqO.SFetOz.4k80t.QHtO.  Stark  glänzende,  schwarzbraune  bis 
honiggelbe,  basisch  dentlich  spaltbare,  rhomboedrische,  optisch  negative  Tftfelchen, 
die  anf  derben,  kömigen  nnd  dichten  Aggregaten  desselben  Minerals  sitzen,  auf  dem 
Jaroso-Gung  in  der  Sierra  Almagrera  in  Spanien;  anch  bei  Schwarzenberg  in  Sachsen, 
bei  Beresowsk,  sowie  in  Colorado  nnd  Arizona.  Mit  dem  Jarosit  wird  das  Gelbeiseners 
(pag.  869)  znweilen  in  nähere  Beziehung  gebracht.  Im  Natrojarosit  ist  K^O 
durch  NatO  vertreten;  er  bildet  an  der  Ostseite  des  Soda  Spring  Valley  in  Nevada 
ein  branngelbes  schimmerndes  Pulver  winziger  rhomboedrischer,  opt.  —  Plättehen; 
bei  Cooks  Peak  in  Neu-Mexiko  sind  solche  Ejyställchen  zu  einem  etwas  festeren 
Aggregat  verbunden.  Im  Flumhojaroait  wird  K  und  Na  durch  Fb  isomorph 
vertreten,  der  einzige  bekannte  FaU  dieser  Art.  Wie  der  Natrojarosit  ein  schimmern- 
des, braungelbes  Pulver  oder  ein  loses,  zerreibliches  Aggregat  opt  — ,  rhomboedrischer 
Täfelchen  von  Cooks  Peak  in  Neu-Mexiko. 


Eisenoxydsnlfate  (FezriBiilfate)  und  Deppelsalze.  g67 

Dem  Jarorit  sdiliaOt  sich  an  die  Reihe  der 

Eisenoxydsulfate  (Ferristdfaie)  und  Doppelsäüfe. 

Diese  Gmppe  enthält  die  meist  basischen/  reinen  Ferrisnlfate,  aber  anch  die 
Doppelsalze,  welche  daneben  noch  FeO,  ZnO,  MnO,  Alkalien  etc.  enthalten.  Sie 
sind  in  ihrer  Znsammensetznng  yielfaih  noch  nicht  genau  bekannt,  namentlich  be* 
zügHch  der  Bolle,  die  das  Wasser  spielt.  Daher  sind  hier  fast  durchweg  nur  die 
empirischen  ^Formeln  angeführt»  die  keine  Rftcksicht  darauf  nehmen,  ob  Waiser 
oder  Hydroxyl  vorhanden  ist.  Manche  sind  in  JEr20  löslich,  manche  andere  nur 
teilweise  unter  l^terlassung  basischer  Verbindungen.  Die  hierher  gehörigen  Mine- 
ralien sind  zum  größten  Teü  Verwitternngsprodukte  des  Schwefelkieses  und  anderer 
ähnlicher  Schwefelverbindungen  in  Abwesenheit  von  reduzierenden  Substanzen,  die  wie 
bei  der  Vitriolbildung  die  Entstehung  von  Ferrisulfaten  hindern  (pag.  881) ;  z.  T.  sind 
es  auch  Oxydationsinrodukte  des  Eisenvitriols,  der  durch  Sauerstoffaufnahme  in  Fern* 
sulfat  ttbergehen  kann.  (Scharizer,  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  30,  1898,  209;  Bd.  82, 
1900,  pag.  338;  Bd.  35,  1901,  pag.  345;  Bd.  37,  1903,  pag.  529;  Linck,  ibid. 
Bd.  15,  1888,  pag.  1;  Frenzel,  Min.  u.  petr.  Mitügn.  IX,  1888,  pag.  387  und  XI, 
1890,  pag.  214.) 

Coquimhit  Fe^Oit^dH^O  ^  Fet0z,S80^,dEt0,  meist  etwas  Al,0,. 
Kleine,  dick  taf elfönnige  oder  nieder  sftulenförmige,  rhomboedrische  Krystalle,  manchmal 
eine  dem  regulären  Oktaeder  ähnliche  Kombination  eines  Bhomboeders  mit  der  Basis, 
daher  früher  fOr  regulär  gehalten  (Elakeit).  Meist  aber  feinkörnige  Aggregate. 
G.  =  2,0-2,1.  H.  =  2— 2Vs.  Farblos,  gelblich,  grünlich,  bläulich.  In  kaltem  H^O 
löslich.  Von  Tlerra  Amarilla  bei  Copiapo  in  der  Provinz  Atacama,  Chile  (nicht  bei 
Coquimbo,  woher  der  Name)  in  einem  trachytischen  Gestein  als  Verwitterungs- 
produkt  von  -Kiesen. 

Quenstedtitj  von  Coquimbit  nur  durch  IJS^O  mehr  unterschieden: 
Fe^SiOiiAOHtO^FetOt.^SOzAOH^O.  Monokline,  tafelförmige,  gipsähnliche,  röt- 
lichviolette Kiystalle  von  Copiapo.    Leicht  mit  H^O  zerfließlich. 

IhlHt  Noch 25^0 mehr : -Fc8S,Oi,.12fi,0  =  jP'csOa.3SO,.12ir,0.  Bötüch- 
gelbe,  traubige  Effloreszenz  auf  dem  kieshaltigen  Graphit  von  Mugrau  im  Böhmer* 
wald,  als  Verwitterungsprodukt  des  Kieses. 

Copiapit  Fe^SiOtt .  ISJ^tO  =  ^Fe^Ot .  bSOt .  18^,0.  Sechsseitige,  jedoch 
monokline  Kiystalle  mit  bacnschem  BL  Br.  (daher  „blättriges  basisches  schwefelsaures 
Eisenoxyd").  G.  =  2,10.  H.  =  IVs-  ^^b  und  gelblichgrün  durchscheinend  bis 
durchsichtig,  perlmutterglänzend.  In  Wasser  löslich.  Bei  Copiapo  z.  T.  den  Co* 
quimbit  krustenförmig  bedeckend,  und  in  der  Sierra  Gorda  bei  Caracoles  in  Chile ; 
bei  Fahlun  in  Schweden  und  bei  Wehrschau  in  Böhmen  auf  Ton.  Dasselbe  ist  wohl 
der  gelbe,  lockere,  feinschuppige  Aggregate  bildende  Misy  vom  Bammelsberg  bei 
Gk>slar.  (Andere  Misy  genannte  Substanzen  sind  abweichend  zusammengesetzt  und 
gehören  z.  T.  zum  Metavoltin.) 

Hohmannit.  FtStO^.'^S^O^FtiO^.^SOt^lHtO,  Trikline,  deutlich  spalt- 
bare, kastanienbraune  Kiystalle  mit  rostgelbem  Strich  und  leicht  rostartig  verwitternd, 
bilden  breitstrahlige  Aggregate  im  Copiapit  von  der  Sierra  Gorda  bei  Caracoles  in 
Cbile.  Amarantit,  ebenso  lusammengesetzt  und  gleichfalls  triklin,  aber  mit  an- 
deren Winkeln  von  demselben  Fundort,  orangefarbig;  ist  wohl  nur  eine  feinkörnige 
Abart  des  Hohmannits. 

Castanit  Chemisch  wie  Hohmannit,  aber  SH^O,  Bildet  kastanienbraune, 
für  monoklin  gehaltene  Prismen,  die  den  H.  bei  Caracoles  begleiten. 

55* 


868  Salfate. 

Stypticit  Noch  wasserreicher:  ^StOgAOH^O  ==  Fe9Ot.2SO^.10H^O. 
Gelblichweiße  bis  schmutzig  gelbgrttne,  vielleicht  monokline  Fasern,  G.=3l|85, 
bilden  radial  angeordnete  Ernsten  nnd  Überzüge  („strahliges  schwefelsaures  Eisen- 
oxyd'') als  Begleiter  des  Copiapits.  In  HiO  teilweise  unter  Hinterlassung  eines 
basischeren  Salzes  gel5st.  Nicht  wesentlich  verschieden  ist  der  gelbe  Fibro^ 
ferritf  ebenfalls  von  Copiapo  in  Chile. 

ApateliU  FetSfiOu'2S%0  =  ^Fe^Ot.bSOt.2HtO.  Gelbe,  nierige,  fein- 
schuppige und  erdige  Aggregate  im  Ton  von  Auteuil  bei  Paris. 

Faposit  JPe4i^Oia.l0^2O==2i^e,O8.3£fO,.10^8O.  Dunkelrote,  glänzende, 
Krystallfasern  im  Kupfervitriol  von  Paposa  in  Atacama. 

Karphosiderit  JFVeÄO2i.l0fl,O  =  3jPVtOt.4S(>,.10^8O.  Gelbe,  hexa- 
gonale,  basisch  spaltbare  Täfelchen  bilden  fettglänzende  nierige  Aggregate  als  Über- 
züge auf  Sandstein  bei  St.  Leger  unweit  Häcon  in  Frankreich  und  bei  Laurium  in 
Attika. 

ütahi t.  Fe^SO^ . 2J7,0  =  ^e^O, . SO,  .  2J780.  Braune ,  gelbumränderte, 
scheinbar  reguläre,  rhomboedrische  ErystäUchen  und  seidenglänzende,  feinschuppige 
Anflüge  auf  Quarz;  Eureka-Hill-Grube  in  Utah  und  Guanaco,  Distr.  Taltal,  Chile. 
Der  honiggelbe  Raimondit  auf  Zinnstein  bei  Ehrenfriedersdorf  im  Erzgebirge  ist 
bei  paposit-ähnlicher  Zusammensetzung  {2Fe20z.SSOflH^O)  gleichfalls  rhombo- 
edrisch. 

Pianoferrit  Fe^SOe  AbH^O.  Sechsseitige,  wahrscheinlich  rhombische,  in 
MiO  leicht  lösliche,  gelblichgrüne  und  braune  Täfelchen  auf  grünem  Copiapit  von 
Lautaro  in  Atacama. 

Glockerit.  FeS09.%Ht0^2Fe^0t.S0^,^Ht0,  Bildet  bis  2  Fufi  lange, 
braune,  glänzende,  dünnschalige  Stalaktiten,  im  Innern  teilweise  erdig  und  heller, 
auch  dunkelgrün  gefärbt,  bei  Obergrund  unweit  Zuckmantel  in  Österr.-Schlesien  mit 
Stilpnomelan.  Dasselbe  und  wohl  nur  eine  erdige,  gelbe  Abart  des  G.  ist  der 
Vitriolocker  vom  Bammelsberg  bei  Goslar  und  von  Fahlun  in  Schweden  mit 
Botryogen. 

Fiasophan.  Fe4S09,lbHiO  =  2FetOg.SOt.lbH20,  zuweilen  mit  einem 
starken  A/^Og-Gehalt.  Amorph,  kolophoniumähnlich,  grünbraun  und  gelb  durch- 
sichtig bis  durchscheinend,  zuweilen  stalaktitisch.  Verwitterungsprodukt  schwefel- 
kieshaltiger  Schiefer  (Alaunschiefer)  von  Saalfeld  in  Thüringen  und  Beichenbach  in 
Sachsen;  manchmal  anfänglich  noch  weich. 

Auch  noch  ein-  und  zweiwertige  Metalle  enthalten: 

Boemerit  FeO.  Fe^ Ot . ^SO^ . ^AH^ 0,  Hell-  bis  dunkelbraune,  violette  bis 
gelbe,  glänzende,  trikline  Täf  eichen  und  kömige  Aggregate;  im  Wasser  leichtlöslich. 
In  alten  Halden  am  Bammelsberg  bei  Goslar  mit  einem  kleinen  ZnO-Gehalt,  sowie 
bei  Madeni  Zakh  in  Persien  und  bei  Copiapo. 

Yoltait  {Fe,Mg,K2,  Nat)0.(Fe,AI)iOi.4SOi.HiO,  aber  noch  nichtsicher 
bestimmt.  Dunkelgrüne  bis  schwarze,  fettglänzende,  quadratische,  pseudoreguläre 
ErystäUchen  aus  den  alten  Halden  des  Bammelsbergs  bei  Goslar,  bei  Eremnitz  in 
Ungarn  und  bei  Madeni  Zakh  in  Persien;  auch  ein  vulkanisches  Sublimationsprodukt 
der  Solfatara  bei  Neapel. 

Ein  Zersetzungsprodukt  des  V.  ist  der  he^agonale  Metavoltin.  Er  bildet 
bei  Madeni  Zakh  ein  ockergelbes  schuppiges  Aggregat  von  der  Zusammensetzung: 
ö(Zi,  N(h,  Fe)0 .  ZFetOt .  12Ä0, .  ISfiiO. 


Eisenoxydsnlfate  and  Doppelsalze.    U-haltige  Sulfate.  869 

Ähnliche  Verbindnngen  sind  auch  der  Flagiocitrit  nnd  der  Klinophäii 
mit  etwas  CoO  und  NiO^  die  dorch  die  Einwirkung  yerwittemden  Schwefelkieses 
anf  den  Basalttoff  am  Banersbeig  bei  Bischofslieim  a.  d.  Rhön  entstanden  sind. 

Ferronatrit  (Gordait).  3JVa,0  .  Fe^O^  .  ßSO^  .  6^,0.  Eosettenförmige 
Gruppen  rhomboedrischer  Eryst&Ilchen,  weiß  oder  blaO  grünlich  nnd  'gelblich ;  von 
der  Sierra  Gk)rda  bei  Caracoles  in  Chile  mit  anderen  ähnlichen  Mineralien. 

Quetenit  Jtf^O.i^esOs.SSOs .12^8  0.  ROtlichbranne,  nndentliche,  mono- 
kline  oder  trikline  Prismen  im  Kupfervitriol  von  Quetena  in  Chile. 

Botry ogen.  2{Mgy  Zn)0 .  Fe^O^ .  4Sf0t  •  l^S^O,  Kleine,  kurz  prismatische  nnd 
prismatisch  spaltbare,  monokline,  hyacintrote  bis  gelbbraune,  stark  pleochroitische  Kry- 
stftllchen,  meist  aber  kleintraubige,  fasrige  Aggregate  bei  Fahlnn  in  Schweden  mit 
Bittersalz,  Madeni  Zakh  in  Persien  und  Copiapo. 

Bubrit  2Mg 0 . Fet 0% . ^80^ .  18fl^ 0,  Glasglänzende,  dunkelrote,  rhombische 
oder  monokline,  spröde  Doppelpyramiden  aus  der  Nähe  des  Laofiusses  in  der  Wüste 
Atacama. 

TJrunit  2NatO .  Fe^Ot . 4,80t  •  7-H20.  Aus  kleinen,  gelben,  roten,  rhombischen 
KrystäUchen  zusammengefügte  weiche  Knollen,  Ton  der  Hochfläche  Ums  auf  der 
Insel  Tscheieken  im  kaspischen  Meer  mit  EiseuTitriol.  Wahrscheinlich  dasselbe  ist 
der  feinfasrige,  orangegelbe  Sideronatrit  aus  einer  Grube  bei  Huantajaya  in  Chile. 

Gelbeisenerz.  Vielleicht  E^O.AFe^Ot.bSOt.dHiO  (nicht  Gelbeisenstein, 
pag.  669).  Gelbe,  nierenfSrmige,  knollige  und  plattige  Partien  von  muschligem 
Bruch,  auch  erdig;  ein  2Sersetzungsprodukt  des  Schwefelkieses  in  der  Braunkohle 
von  Tschermig  und  Kolosoruk  in  Böhmen,  auch  im  Alaunschiefer  von  Modum  in 
Norwegen  etc. 

(Vergl.  auch  Jarosit,  pag.  866.) 

U'haltige  Siüfate. 

Alle  sind  Zersetzungsprodukte  des  Uranpecherzes  (pag.  529). 

ZJranvi^rio Z  (Johannit).  V80^,H^0  {jt)  mit  etwas  Cu.  Grüne,  monokline 
KrystäUchen  bilden  dünne,  nierenförmige  Überzüge  auf  üranpecherz  und  Glimmer* 
schiefer  bei  Joachimsthal  und  Johanngeorgenstadt  im  Erzgebirge.  TJranopilit, 
SüOt*Ca0.280t.2bHtO;  gelbe,  sammetähnliche  Krusten,  wie  Uranvitriol  vor- 
kommend. Uranocker  nennt  man  gelbe  und  grüne,  erdige,  zerreibliche  Überzüge 
vom  gleichen  Vorkommen  und  ähnlicher  Zusammensetzung,  üranblüte  (ZippSit). 
Ähnlich  wie  Uranvitriol  zusammengesetzt,  teUs  CW-haltig,  teUs  Ci«-frei;  gelbe  Fasern 
oder  Plättchen  sind  rosettenförmig  angeordnet;  auf  alten  Halden  bei  Joachimsthal. 
Andere  ähnliche  wie  die  obigen,  noch  nicht  genauer  bekannten  Zersetzungsprodukte 
sind  ürangrün,  Voglianit  und  Medschidit  genannt  worden.  Eine  Verbindung  der  Uran* 
säure  ist  der  üranosphärit  ^0«  .2{70s  .SJETtO.  Orangegelbe  bis  ziegelrote, 
radialfasrige  Wärzchen  von  der  Grube  „Weißer  Hirsch*'  bei  Neustädtel  im  Erzgebirge. 


g70  MineralfiiibfitaiueB  organischen  Unpriuigg. 


XIV.  Klasse. 
Mineralsiibstazizen  organischen  Unprongs. 

Einige  Salze  organischer  Säuren  sind  homogen;  die  anderen  Mineralien  dieser 
Klasse  sind  alle  mehr  oder  weniger  komplizierte,  wenn  auch  z.  T.  homogen  aas- 
sehende Gemenge. 

Erystallisierte  Salze  organischer  SSuren. 

Honigstein  (Mellit).  ii2sCieO,i.l8J9;0  =  iU,0,.Cis(^.18^t^;  40,30 Honig- 
steinsäure (Mellitsänre)  C„Oo,  14^  ii2,0a, 45,34 ITaO.  Niedere  quadratische  Oktaeder  P; 
P/P  s  93®  6'  (S.  E.),  doch  ziemlich  schwankend ;  häufig  sind  die  Endeck^  durch  eine 
krumme  Basis,  die  Seitenecken  durch  kleine  Flächen  des  Prismas  der  anderen  Stel- 
lung abgestumpft  Die  weißen  oder  gelben,  auch  rotgelben  Krystalle  zeigen  musch- 
ligen  Bruch.  H.  =  2— 2 Vi,  wenig  spröde.  G.  =  1,67—1,64.  Fettglanz;  —  D.  Br., 
häufig  anomal  zweiachsig.  Einzeln  eingewachsen  in  der  Braunkohle  hei  Artem  und 
Esperstädt  in  Thüringen;  als  mikrokrystalliniseher  Überzug  in  der  Braunkohle  tou 
Dransfeld  bei  Göttingen ;  findet  sich  femer  in  der  Braunkohle  bei  Luschits  in  Böhmen, 
im  Quadersandstein  bei  Waldow  in  Mähren  und  in  der  Steinkohle  von  Malöwka  im 
GouT.  Tula.  In  Wasser  unlöslich,  aber  in  Salpetersäure  und  Kalilauge  löslich.  Y. 
d.  L.  ohne  Geruch  yerkohlend,  zuletzt  bleibt  ein  weißer  Btlckstand  von  J^isO«. 

Oxa/if  (Humboldtin).  2FeCtO^.SH20  =  2{FeO,CtOg).3HtO.  Haarförmige 
Krystalle,  auch  derb,  feinkörnig,  erdig,  traubig,  ähnlich  dem  Gelbeisenerz;  gelb, 
schwach  fettglänzend.  In  Säuren  leicht  löslich.  V.  d.  L.  auf  Kohle  erst  schwarz, 
dann  rot  (Pe^Os).  Nur  in  der  Braunkohle,  Grossalmerode  in  Hessen,  Luschitz  und 
Kolosoruk  bei  Bilin  in  Böhmen,  Gegend  von  Duisburg  etc. 

Whetoellit  (Ozahiaurer  Kalk).  CaC^O^ .  H^O »  CaO . C^Ob  . S^O,.  Monoklin, 
mit  basischer  Spaltbarkeit;  häufig  bis  dVa  cm  lange  herzförmige  Zwillinge  nach 
£oo  (101)  auf  einer  Kluft  im  Liegaiden  eines  Steinkohlenfiöties  bei  Buz]g^  im 
Plauenschen  Grund  bei  Dresden.  Auf  tonigem  Sphärosiderit  im  Segen-Gottee-Scbacht 
hei  Zwickau  in  Sachsen;  im  Letten  in  der  Braunkohlengruhe  Venustiefbau  bei  Brflx 
in  Böhmen  als  fiache,  bis  handgroße,  radialstrahlige  und  -fasrige  Scheiben;  au«^  an 
einem  unbekannten  Fundort  (Ungaiu?)  auf  Kalkspat  ThierBchity  grauliche, 
warzige  Krusten  von  Kalkozalat  auf  den  Marmorsäule  des  Pajrthetton  in  Athen. 

Kohlenwasserstoffe. 

Erdöl  (Naphia,  Steinol,  Petrdeumy  Bergteer,  Bitumen  z.  T.) 

Das  natürliche  Petroleum  (Rohpetroleum)  ist  eine  Mischung  zahlreicher  Ter- 
schieden  zusammengesetzter  Kohlenwasserstoffe  von  bei  gewöhnlicher  Temperatur  gas- 
förmiger, fiüssiger  oder  fester  Beschaffenheit,  die  zusammen  eine  je  nach  dem 
Mischungsverhältnis  mehr  oder  weniger  dünnflüssige  Masse  liefern.  Li  der  Haupt- 
sache sind  es  Verbindungen  der  Metbanreihe  von  der  allgemeinen  Formel  C%Hfm  +  a, 
wozu  sich  aber  auch  noch  Kohlenwasserstoffe  anderer  Beihen,  so  namentlich  solche 
▼on  der  Zusammensetzung  CnH^n,  sowie  besonders  einige  aus  der  Benzolreihe, 
ChH^h  —  6,  gesellen,  letztere  vorzugsweise  im  Petroleum  aus  dem  Kaukasus  (von  Baku). 
Die  C-ärmsten  Glieder  der  Methanreihe,   CH^  bis  CftHit  sind  gasförmig,  die  C- 


^iwzvmt 


Kohlenwasserstoffe.  871 

Teicheren  bis  CWff«t  sind  fiflssi^  nnd  die  C-reichsten  jenseits  der  letzteren  Formel 
fest.  Der  gasförmige  Anteil  entweicht  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und 
macht  das  Bohpetroleum  besonders  leicht  entiündlich.  An  manchen  Orten  ent- 
weichen solche  gasförmigen  Produkte  in  großen  Massen,  die  dann  als  natürliche 
Heiz-  und  Leuchtgase  Verwendung  finden,  so  besonders  in  Nordamerika.  Bei  Baku 
auf  der  Halbinsel  Apscheron  im  kaspischen  Heere  entsteigen  dem  petrolenmhaltigen 
Boden  brennbare  Gase  und  bilden  Gasquellen,  Ton  denen  eine  seit  900  v.  Chr.  un- 
unterbrochen in  Flammen  steht.  Es  sind  die  heiligen  Feuer  der  Parsi.  Die  flüssigen 
und  festen  Teile  des  natürlichen  ErdOls  werden  mit  zunehmendem  C-G ehalt  immer 
schwerer  (G.  des  Eohpetroleums  schwankt  zwischen  0,6  und  0^9)  und  immer  weniger 
flüchtig.  Sie  lassen  sich  infolge  der  stetigen  Zunahme  des  Siedepunkts  durch  frak- 
tionierte Destillation  voneinander  trennen.  In  der  Praxis  wird  durch  diese  Operation 
das  rohe  ErdOl  in  einzelne  Teile  zerlegt,  die  in  verschiedener  Weise  benützt  werden. 
Der  bis  100^  C  übergehende,  bei  gewöhnlicher  Temperatur  flüssige  Anteil  ist  der 
Petroleumätherj  von  100^  bis  150*  erhält  man  das  Benzin  und  das  lÄgroin^  von  160* 
bis  300*  destilliert  das  zum  Brennen  in  den  Lampen  benutzte  raffinierte  PetroUum, 
Die  bei  noch  höherer  Temperatur  siedenden  Partien,  also  die  C-reichsten  Kohlen- 
wasserstoffe, geben  Vaselin,  Massut  und  Schmieröle  verschiedener  Art,  die  neben  dem 
LeuchtOl  ganz  besonders  wichtig  sind.  In  ihnen  ist  stets  auch  eine  größere  oder 
geringere  Menge  Paraffin  enthalten.  Diese  Bestandteile  sind  in  verschiedenen  Mengen 
in  den  Bohölen  der  einzelnen  Lokalitäten  vorhanden,  die  daher  auch  ziemlich  von- 
einander abweichende  Beschaffenheit  besitzen.  So  sind  im  nordamerikanischen  ErdOl 
mehr  leichte,  im  kaukasischen  mdir  schwere  Kohlenwasserstoffe  vorhanden  etc. 

Das  natürliche  Rohpetroleum  hat  einen  aromatischen  Geruch.  Es  ist  je  nach 
seiner  Zusammensetzung  zuweilen,  allerdings  nur  selten,  durchsichtig  und  hell  ge- 
färbt, alsdann  häufig  stark  fluoreszierend,  leicht  flüssig  und  leicht  flüchtig  (Naphta) ; 
oder  weniger  leicht  flüssig  und  flüchtig,  gelb  bis  braun  (S^etnöZ);  oder  endlich  dick 
und  zähflüssig,  schwer  flüchtig,  besonders  reich  an  Paraffin  und  braun  bis  schwarz 
{Bergteer),  Indessen  wird  auch  das  hellgefärbte  und  leicht  flüssige  Petroleum  beim 
Stehen  an  Licht  und  Luft  allmählich  dickflüssig  und  dunkel  bis  undurchsichtig,  und 
endlich  ganz  fest  (Asphalt). 

Das  rohe  Petroleum  findet  sich,  nicht  selten  in  Begleitung  von  Soole  und  von 
Steinsalz,  in  größeren  oder  kleineren  Mengen  an  zahlreichen  Orten  in  Sedimentär- 
schichten von  verschiedenem  geologischem  Alter.  Vielfach  durchtränkt  es  die  Ge- 
steine mehr  oder  weniger  reichlich,  die  dann  bituminOe  genannt  werden;  hiervon 
wird  bei  der  Betrachtung  des  Asphalts  noch  eingehender  die  Rede  sein. 

Aus  solchen  bitumenreiehen  Gesteinen  sickert  das  Petroleum  zuweilen  aus  und 
kann  unter  günstigen  Umständen  nnd  an  passenden  Orten  gewonnen  werden.  In 
manchen  Gegenden  sammelt  sich  das  Petroleum  sogar  in  ungeheuren  Mengen  an 
und  stagniert  in  unterirdischen  Becken,  aus  denen  es  in  Bohrlöchern  in  die  HOhe 
steigt  und  sogar  in  Form  von  SpringqueUen  bis  über  die  Erdoberfläche  empor- 
sprudelt.  Hier  sind  die  wichtigsten  Gewinnnngsstellen  des  in  der  Praxis  so  massen- 
haft verwendeten  Öles. 

In  Deutschland  gewinnt  man  kleine  Mengen  Petroleum  in  Hannover  (Peine, 
Lüneburger  Heide  bei  Wietze  etc.),  bei  Bechelbronn  im  Elsaß,  bei,  Tegemsee  (Quiri- 
nus^)  etc.  Viel  reichlicher  ist  das  Vorkommen  und  die  Produktion  in  den  Karpathen, 
in  Galizien  und  Ostlieh  bis  nach  Rumänien.  Gewaltige  Massen  liefert  die  Gegend 
von  Baku  am  kaspischen  Meer  (kaukasisches  Petroleum).  Hier  findet  die  stärkste 
Produktion  statt,  der  jedoch  die  ncMrdamerikanische,  beeonders  im  Staate  Pennsylvanien, 
aber  auch  im  westliehen  New-Tork,  in  Ohio  und  Virginien  fast  gleichkommt.  Kanada 
tritt  demgegenüber  fast  ganz  zurück,  und  ebenso  ist  die  Ausbeute  in  Indien  (Rangun, 
Sumatra,  Java  etc.)  von  untergeordneter  Bedeutung. 


872  Mineralsnbstanzen  organischea  Urapnmgs. 

Das  Petrolenm  ist  wohl  zweifellos  ein  Zenetznngsprodnkt  organischer  (tierischer 
nnd  pflanzlicher)  Stoffe.  Doch  ist  ihm  anch  schon  ein  rein  nnorganischer  Ursprung 
(Zersetzung  von  im  Erdinnem  vermuteten  Karbiden  durch  Wasser  etc.)  zugeschrieben 
worden. 

Asphalt  (Erdpech,  Judenpech,  Bitumen  z.  T.). 

Bald  fest,  bald  z&hflüssig,  stets  dunkel  braunschwarz  gefärbt.  Der  zähflüssige 
Asphalt  gleicht  dem  Bergteer,  mit  dem  er  durch  allm&hliche  Übergänge  yerbunden 
ist.  Der  reine  feste  A.  bildet  eine  braunschwarze,  stark  harzglänzende  Hasse  yoa 
sehr  vollkommen  großmuschligem  Bruch,  nicht  sehr  spröde,  weich,  H.  =  2,  G.  =  1,2. 
Er  riecht  bituminös,  schmilzt  leicht  (bei  ca.  100^  und  ist  leicht  entzündlich.  In 
Alkohol,  Äther,  Erdöl  und  Terpentinöl  ganz  oder  teilweise  löslich.  Nicht  immer  ist 
er  rein,  sondern  häufig  mit  Sand  und  anderen  unorgamschen  Substanzen  gemengt, 
oder  es  sind  Sandsteine,  Kalke,  Schiefer,  Mergel  etc.  mit  Asphalt  imprägniert,  welche 
dann  bituminös  heißen,  oder,  da  sie  beim  Zerschlagen  brenzlich  riechen,  Stinkkalk, 
Stinkschiefer  etc.  Hierher  gehört,  jedenfalls  teilweise,  die  Blätterkohle  (Dysodil,  siehe 
diesen).  Von  diesen  Schiefem  können  die  imprägnierenden  Kohlenwasserstoffe,  die 
teilweise  leicht  flüchtig  sind,  abdestilliert  werden;  sie  geben  z.  T.  ein  klares,  leicht 
flüssiges,  petroleumähnliches  Destillat,  sog.  Schiefer'öl^  das  auch  wie  Petroleum  ver- 
wendet wird.  Chemisch  ist  A.  ein  Gemenge  mehrerer,  z.  T.  0-haltiger  Substanzen; 
in  manchem  A.  ist  der  0-Gbhalt  groß  (bis  23%),  aber  auch  vielfach  ganz  gering 
(0-|-i\r=lV8%)»  so  daO  er  wohl  an  die  Kohlenwasserstoffe  anzuschließen  ist,  auch 
wegen  seiner  vielfachen  nahen  Beziehungen  zum  Petroleum,  aus  dem  er  wohl  durch 
Aufnahme  von  0  etc.  sich  gebildet  hat  Der  C-Gehalt  beträgt  67— 88<^/o,  dazu  außer- 
dem 0  noch  7—10%  B..  Der  A.  flndet  sich  in  Massen  am  Toten  Meere,  am  Ufer 
Lager  bildend  und  auf  dem  Wasser  schwimmend;  ebenso  auf  der  Insel  Trinidad, 
an  einem  See  von  zwei  Kilometer  Durchmesser.  Größere  Lager  bei  Avlona  in  Al- 
banien ;  femer  als  Imprägnation  in  Hannover  (Limmer) ;  in  Elsaß  mit  dem  Petroleum 
bei  Bechelbronn  und  Altkirch;  in  der  Schweiz  (Val  de  Travers)  etc.;  in  kleineren 
Mengen,  Chalcedon  überzieheni,  in  der  Auvergne;  auf  Erzgängen  (Andreasberg, 
Kongsberg  etc.,  fälschlich  Anthracit  genannt);  ebenso  in  den  Eisensteinlagem  vom 
Iberg  im  Harz,  von  Dannemora  etc.;  in  manchen  Graniten,  besonders  in  Schweden 
auf  kleinen  Hohlräumen.  Zuweilen  füllt  er  Spalten  im  Gebirge,  so  der  glänzend 
schwarze  Alhtrtit,  obsidianähnlich ,  aber  weicher,  in  der  Kohlenformation  Ton 
Albert  County  in  Neu-Schottland,  und  ^et  Grahamit  aus  West-Yirginien.  Asphalt- 
ähnlich ist  auch  der  Walait,  welcher  als  dünner,  schwarzer  Überzug  auf  Kalkspat- 
oder Dolomitkrystallen  des  Bossitz-Oslawaner  Steinkohlenbeckens,  diese  abformt  und 
UmhüUungspseudomorphosen  bildet  An  den  A.  mehr  als  an  die  Kohlen  schließt  sich 
wohl  die  ßogheadkohle  (Bituminit)  an,  welche  mit  Kännelkohle  zusammen  in 
manchen  Gegenden  bis  Vs  ^  mächtige  (Torbane-Hill  bei  Bathville  in  Schottland, 
daher  auch  Torbanif)  Lager  bildet,  auch  bei  Pilsen  in  Böhmen,  im  Gouv.  Tula 
in  Bußland,  Australien  etc.  Es  ist  eine  matte,  weiche,  schneidbare,  aber  zähe, 
schwarzbraune  Masse  mit  hellem,  gelbbraunem  Strich,  die  sich  sehr  leicht  entzündet 
und  nicht  schmilzt,  mit  weißer  Flamme  brennt  und  bei  der  trockenen  Destillatioii 
viel  Leuchtgas  gibt;  sie  ist  aber  sehr  aschenreich,  18—24%  Asche;  zeigt  keine 
Spur  von  Pflanzenstruktur,  ist  also  vielleicht  ein  sehr  bitumenreicher  Schiefer.  Ein 
solcher  ist  auch  der  aus  papierdünnen  Plättchen  bestehende  Dysodil  (Blätter-  oder 
Papierkohle),  und  zwar  ein  bituminöser  Kleb-  (Diatomeen-)  Schiefer;  am  Aspenkippel 
bei  Climbach  in  Hessen,  bei  Rott  unweit  Bonn,  im  Westerwald,  bei  Kirchheim  in 
Württemberg  etc. 


Eoblenwasserstoffe.  873 

Ojsokerit  (Erdwachs,  ncUürl.  Paraffin). 

Im  durchgehenden  Licht  brännlichgelbe  bis  rotbraune,  im  reflektierten  Licht 
mehr  grünliehe,  yielfach  gestreifte  und  gefleckte,  striemige,  grobfasrige  und  -blättrige 
Massen  von  der  ungefähren  Zusammensetzung  CH^  mit  ca.  85^0  ^  und  14—15%  H. 
Ist  bei  gewöhnlicher  Temperatur  halbfest,  zähe  und  leicht  (bei  62—66^)  schmelzbar; 
schon  zwischen  den  Fingern  beginnt  die  Erweichung,  er  läßt  sich  also  mit  den  Fingern 
kneten.  In  Terpentinöl  und  Benzol  leicht,  in  Alkohol  und  Äther  schwer  löslich. 
G.  =  0,94--0,97.  Findet  sich  mit  dem  Petroleum  zusammen  in  den  dieses  um- 
schließenden Sandsteinen  und  Schiefem,  besonders  in  der  Gegend  yon  Truskawice 
und  Boryslaw  in  Galizien,  und  Ton  Slanik  in  Bumänien.  £r  wird  mit  dem  Petroleum 
gewonnen  und  auf  Paraffin  verarbeitet.  Ganz  ähnliche  Substanzen  von  der  Insel 
Tscheieken  im  kaspischen  Meere  sind  Neftgil  und  Kir  genannt  worden.  Mit  Oz. 
ist  wahrscheinlich  identisch  der  Hatchettinf  der  eine  reinere  und  z.  T.  krystal- 
liniBche  Modifikation  der  Substanz  darstellt;  derselbe  bildet  weiße,  schwach  perl* 
mutterglänzende,  opt.  zweiachsige,  weiche,  biegsame,  zähe,  fettig  anzufühlende  Plätt- 
chen ohne  Geruch.  G.=0,6.  Schmilzt  bei  ca.  46®.  Bologna,  Wallis,  Böhmen, 
Wettin  bei  Halle  (sog.  Chriamatinf  butterartig).  Dem  Ozokerit  ähnlich,  aber  im 
kalten  Äther  löslich,  ist  der  ürpethitf  der  Hauptbestandteil  des  sog.  Ozokerits 
von  Urpeth  Colliery.  Auch  der  sog.  Ozokerit  Ton  Zietrisika  in  der  Moldau  ist 
vollkommen  in  Äther  löslich  und  daher  als  Zietrisikit  von  dem  sonst  ganz 
gleichen  Ozokerit  abgetrennt  worden. 

In  der  Zusammensetzung  ist  von  Oz.  nicht  verschieden  ist  der  Elaterii 
(elast.  Erdpech),  also  ebenfalls  CH2;  auch  er  ist  weich  und  biegsam,  aber  elastisch 
und  zähe,  etwas  klebrig,  rötlichbraun,  an  der  Luft  dunkler  werdend ;  stark  riechend. 
Als  Überzug  in  derben  Massen  auf  den  Bleierzgängen  von  Castleton  in  Derbyshlre 
und  von  New  Haven  in  Connecticut.  Sehr  paraffinreich  wie  der  Ozokerit  ist  auch 
der  Pyropissit  (Wachskohle),  der  auf  der  Grenze  zu  den  Harzen  steht;  eine 
lockere,  sehr  leichte,  gelbliche  oder  bräunliche  Masse,  matt  mit  glänzendem  Strich 
und  etwas  fettig ;  leicht  schmelzbar  und  entztlndlich ;  findet  sich  in  der  oberen  Braun- 
kohle von  Gerstewitz  u.  a.  0.  bei  Weißenfels  (Prov.  Sachsen)  in  14—70  cm  mächtigen 
Schichten,  z.  T.  mit  erdiger  Braunkohle  gemischt  und  dadurch  gefärbt,  femer  bei 
Helbra  unweit  Eisleben  in  7 — 24  cm  mächtigen  Schichten,  bei  Asendorf  und  Etzdorf 
(Prov.  Sachsen),  bei  Eger  etc.  und  wird  auf  Paraffin  verarbeitet 

Einige  seltenere  Kohlenwasserstoffe  sind:  Fichtelitf  kleine,  monokline,  weiße 
Plättchen,  CisJI^  bis  Cij^n,  mit  87  %  C  und  bei  46*  schmelzbar,  auf  Klüften  des 
bituminösen  Nadelholzes  im  Torfmoor  von  Bedwitz  im  Fichtelgebirge  und  bei 
Holtegaard  in  Dänemark,  hier  Tekoretin  genannt  Könleinit  bildet  kleine, 
spröde,  monokline  Krystallplättchen,  CyEd,  mit  ca.  93%  C,  schmilzt  bei  ca.  110* 
ebenfalls  bei  Bedwitz.  Zusammen  mit  K.  findet  sich  der  Scheererit,  krumm« 
blättrige  Krystallschuppen  auf  Kiefernholz  in  der  diluvialen  Braunkohle  von  Uznach 
in  der  Schweiz,  bei  44*,  schmelzbar.  Der  Hartit,  CsH^,  bildet  trikline,  Säulen- 
oder  tafelförmige  Kryställchen  mit  einer  vollkommenen  Spaltbarkeit,  weiß,  grau, 
gelb.  H.  =  1,6,  G.  =  1,04—1,05 ;  schmilzt  bei  74*«  In  der  Braunkohle  von  Oberhart 
bei  Gloggnitz  in  Österreich,  von  Oberdorf  bei  Voitzberg  und  Köflach  in  Steiermark* 
Der  hyacinthrote,  amorphe  Ixolyt  von  Oberhart  soll  dem  Hartit  ähnlich  sein, 
schmilzt  aber  erst  bei  höherer  Temperatur.  Endlich  ist  zu  erwähnen  das  Idrialin, 
CajETs  oder  unter  Berücksichtigung  eines  kleinen  0-Gehalts  C^HssO,  weiß,  mit  Zin- 
nober und  anderen  unorganisdien  Stoffen  gemischt,  das  Quecksilberbranderz  bildend 
(siehe  dieses);  selten  rein  ohne  diese;  läßt  sich  durch  Terpentinöl  ausziehen.  Idris^ 
in  Krain.    Auch  auf  der  Quecksilbergrube  New-Almaden  in  Kalifornien  findet  sich 


^74  MineralsubBtanzen  organischen  Ursprungs. 

mit  dem  Zinnober  zusammen  ein  Kohlenwasserstoff,  der  rhombisch  krystalÜBierte, 
flüchtige,  in  Terpentinöl,  Alkohol  und  Äther  unlösliche  Aragotit 


Bernstein  (Sticcinit). 

Der  Bemstdn  ist  das  wichtigste  unter  den  fossilen  Baumharzen.  Er  findet 
Bich  in  Stücken  von  weniger  als  Erbsengroße  bis  zu  20  Pfund,  yorzugsweise  und  in 
großen  Quantitäten  in  den  i>reußi8chen  Ostseeländem,  namentlich  in  Ostpreußen,  und 
zwar  im  Samlande.  Seine  ursprüngliche  Lagerstätte  ist  hier  eine  verschieden,  aber 
stets  wenig  mächtige  Schicht  eines  feinkörnigen,  tonigen,  grünen,  glaukonitischeii 
Sandes  der  dortigen  unteren  Tertiärformation,  des  Oligocän  (sog.  blaue  Erde).  In 
dieser  ist  der  Bernstein  in  so  großer  Menge  enthalten,  daß  in  jedem  Kubikfuß  der 
Schicht  ein  oder  mehrere  Stücke  von  größerem  oder  geringerem  Volumen  liegen. 
Das  Mineral  wurde  vielfach  von  Gewässern  verschiedener  Art  aus  seinem  Muttergestein 
ausgewaschen,  fortgeführt,  und  an  anderen  Stellen  in  z.  T.  reichlicher  Menge  wieder 
abgelagert.  Auf  diese  Weise  gelangt  der  B.  nester-  und  strichweise  in  die  Diluvial- 
und  Alluvialschichten  und  bildet  so  sekundäre  Ablagerungen.  Ein  sehr  reiches  allu- 
viales Lager  dieser  Art  fand  sich  vom  nordöstlichen  Teil  des  kurischen  Haffs  be- 
deckt, in  der  Nähe  von  Memel,  bei  Schwarzort  auf  der  kurischen  Nehrung.  Vielorts 
wird  der  aus  der  blauen  Erde  ausgewaschene  B.  aber  auch  heutzutage  noch  an  der 
Erdoberfläche  abgelagert,  namentlich  am  Strande  der  Ostsee.  Auf  deren  Grund 
streicht  die  Bemsteinsehicht  mehrorts  zu  Tage  aus,  wird  von  den  Meereswellen  zer- 
stört Der  darin  enthaltene  Bernstein  bleibt  entweder  auf  dem  Meeresgrunde 
liegen  oder  er  wird  bei  heftigen  landeinwärts  gerichteten  Winden  mit  den  Tan^ 
nassen  vom  Boden  losgerissen  und  ans  Ufar  geworfen»  so  namentlich  am  samländiBchea 
Weststrande,  der  nicht  selten  mit  kleinen  Bemsteinstückchen  dicht  übersät  ist 

Daß  der  Bernstein  ein  Baumharz  ist,  folgt  aus  seiner  ganzen  Beschaffenhat 
unzweideutig.  Er  findet  sich  vielfach  in  übereinander  geflossenen,  aus  zahlreichea 
dünnen  Lamellen  bestehenden,  zapfen-,  röhren-,  faden-,  trop&teinförmigen  und  sonstigen 
Gebilden,  welche  auf  Erstarrung  aus  einem  ursprünglich  zähflüssigen  Zustande  hin- 
weisen (sog.  Schlauben);  häuflg  ist  er  aber  auch  vollkommen  kompakt  und  massiv, 
in  Form  runder  Tropfen  oder  unregelmäßig  stumpfeckiger  und  rundlicher  Stücke  mit 
glatter  oder  warziger,  zerborstener,  rauher  Oberfläche,  und  zwisdien  der  vollkommen 
kompakten  Beschaffenheit  und  dem  Aufbau  aus  dünnen  Lamellen  finden  sich  alle 
möglichen  Übergänge.  Außerordentlich  häufig,  und  zwar  fast  ausschließlich  im 
klaren,  kaum  je  im  trüben  Bernstein,  besonders  in  den  schaligen  Schlaub^  sind  In- 
sekten eingeschlossen,  vorzugsweise  Itipteren,  aber  auch  Neuropteren,  Ameisen,  Eäler, 
Blattiden  etc.,  sowie  Spinnen,  und  als  Seltenheit  auch  Landschnecken;  alles  an 
Bäumen  lebende  Tiere,  welche  vom  fließenden  Harz  umhüllt  wurden.  Sehr  verbratet 
flind  auch  undeutliche  mulmige,  kohlige  Pflanzenreste,  um  so  seltener  dagegen  deut- 
lich erkennbare  und  bestimmbare  vollständig^e  Pflanzenteile,  Nadeln,  Blättor, 
Blüten  etc.  Schon  größere  Holzstücke  kommen  nidit  häuflg  vor,  was  mit  der  leichten 
2erstörbarkeit  des  Holzes  und  der  geringen  Zersetzbarkeit  des  Harzes  zusammen- 
hängt. Übrigens  enthält  der  B.  auch  Einschlüsse  anderer  Art,  so  namentlich  zu- 
weilen flüssigkeitserfüllte  Poren  und  Hohlräume,  Schwefelkiee  in  dünnen  Lameiieft 
auf  feinen  Binen  und  Spalten  von  sekundärer  Entstehung,  und  anderes. 

Die  Bäume,  welche  das  Harz  geliefert  haben,  das  uns  heute  als  Bernstein  vor« 
Hegt,  sind  Koniferen,  welche  Pinites  suecinifer  gr^nannt  worden  sind.  Es  sind  aber 
wohl  mehrere  Arten  von  Bäumen  gewesen,  welche  Bernstein  erzeugt  haben,  so  daß 


sH" 


Bernstein.  875 

dieser  Name  als  Sammelname  für  melurere  nicht  sicher  nnterscheidhare  Spesies  änzn- 
^hen  ist. 

Aach  in  chemischer  Beiiehang  hat  der  Bernstein  das  Wesen  eines  Harzes.  Die 
Zosammensetanng  ist  mit  der  gleich  sa  erwähnenden  physikalischen  Beschaffenheit 
etwas  schwankend.  Die  Analysen  des  reinen  B.  hahen  nehen  ca.  V«  %  unorganischer 
Aschenhestandteile  im  Mittel  ergeben:  79  C;  10,5^;  10,5  0,  was  der  Formel: 
CioHitO  entspricht  Er  ist  aber  kein  ein)ieiüicher  Körper,  sondern  ein  (jemenge 
mehrerer  Substanzen,  wie  man  ans  der  Untersuchung  der  LöslichkeitsTerhältnisse 
und  des  Verhaltens  in  der  Hitze  erkennt,  wobei  man  zwar  stets  dieselben  Produkte, 
aber  bei  den  verschiedenen  Bemsteinsorten  in  etwas  verschiedenen  Mengen  erhttlt. 

In  Wasser  ist  der  B.  unlöslich,  Alkohol,  Ither,  Chloroform  und  Terpentinöl 
lösen  in  der  Wärme  Vi— V5  davon  auf.  In  Alkohol  löst  sich  aus  dem  feinen  Pulver 
in  der  Wärme  17—22%  eines  bei  105^  schmelzbaren;  in  Äther  6 — 6%  eines  in 
Alkohol  unlöslichen,  bei  145®  schmelzbaren,  und  in  alkoholischer  Kalilauge  7  bis 
9%  eines  in  Alkohol  und  Äther  unlöslichen,  bei  175®  schmelzbaren  Harzes.  Dazu 
kommen  ca.  45%  eines  in  allen  diesen  Mitteln  unlöslichen  Bückstandes,  des  sog. 
Bemsteinbitnmens  und  3,2—8,2%  Bemsteinsäure,  welche  mit  Kalilange  ausgezogen 
.werden  kann  und  welche  aus  Bernstein  auch  technisch  dargestellt  wird.  Die  Bem- 
steinsäure ist  in  ganz  frischen  Stücken  nur  in  geringer  Menge  (ca.  8%)  vorhanden, 
nimmt  an  Menge  um  so  mehr  zu,  je  stärker  verwittert  das  Stttck  ist,  und  findet 
«ich  in  größter  Menge  (8%)  in  ganz  zersetzten  Stücken.  Es  ist  daher  zu  vermuten, 
4aß  diese  Säure  jedenfalls  in  ihrer  Hauptmenge  gar  kein  ursprünglicher  Bestandteil 
des  Bemsteinharzes  gewesen,  sondern  erst  durch  teilweise  Umwandlung  desselben 
entstanden  ist.  Konzentrierte  Schwefelsäure  löst  pulverisierten  B.  schon  in  der  Kälte, 
konz.  kochende  Salpetersäure  zersetzt  denselben  vollständig. 

Bei  der  Erhitzung  erweicht  der  B.,  bläht  sich  auf  und  gibt  einen  charakteristi- 
schen Geruch  von  sich.  Bei  280—290®  schmilzt  er  unter  Zersetzung  und  Ausstoßung 
weißer  Dämpfe.  Es  geht,  bes.  bei  den  trüben  Sorten,  etwas  Wasser,  sodann  etwas 
ILtherisches  Bemsteinöl  und  andere  flüchtige  Bestandteile,  namentlich  die  Bemstein- 
säure, weg  und  es  bleiben  ca.  70®/o  einer  nicht  flüchtigen,  glänzend  schwarzen  Sub- 
stanz, des  Bemsteinkolophons  zurück,  das  sich  in  Leinöl  und  Terpentinöl  löst  und 
so  den  Bemsteinfimis  und  -Lack  gibt,  der  wegen  großer  Härte  ausgezeichnet 
brauchbar,  aber  wegen  zu  dunkler  Farbe  doch  nur  von  beschränkter  Verwendung 
ist.  Beim  Kochen  in  Leinöl  wird  der  B.  ohne  wesentliche  Änderung  des  Aussehens 
und  ohne  weitergehende  Zersetzung  weich.  Einzelne  kleinere  Stücke  lassen  sich  im 
erweichten  Zustande  zusammenpressen  und  liefern  so  den  Freßbematein  (Ambroid). 
Dieser  wird  jetzt  in  ziemlichen  Mengen  hergestellt  und  vielfach  statt  des  echten 
verwendet,  der  Kenner  unterscheidet  sie  aber  beide  unschwer  voneinander. 

Bei  höherer  Temperatur  entzündet  sich  der  B.  und  brennt  mit  heller  Flamme 
imter  Entwicklung  des  erwähnten  charakteristLschen  aromatischen  Gerachs;  daher 
findet  der  B.  auch  als  Bäucherwerk  zuweilen  Verwendung. 

Das  Aussehen  des  Bernsteins  ist  ebenfalls  das  eines  Harzes,  der  Glanz  ist  Harz- 
glanz, am  ähnlichsten  ist  er  dem  Copal.  Die  Farbe  ist  im  allgemeinen  gelb;  sie 
geht  vom  beinahe  Farblosen,  das  aber  sehr  selten  ist,  durch  alle  Nuancen  bis  ins 
Braun;  sehr  selten  sind  grüne,  blaue  und  rote  Farben;  helle  Stücke  werden  am 
Licht  und  an  der  Luft  dunkler.  Der  B.  ist  oft  durchsichtig  und  klar;  sehr  häufig  ist 
er  aber  auch  trübe,  und  zwar  entweder,  wie  es  scheint,  infolge  einer  gleich  beim 
Erstarren  au^enommenen  kleinen  Wassermenge,  oder  infolge  tiefer  gehender,  späterer, 
durch  Verwitterang  hervorgebrachter  Umwandlung.  Z.  T.  ist  aber  die  Beschaffen- 
heit des  Bernsteins  wohl  auch  davon  abhängig,  ob  er  ursprünglich  bei  kaltem  oder 
warmem,  trockenem  oder  nassem  Wetter,  odtf  überhaupt  davon,  daß  er  unter  ver- 
schiedenen Umständen  ausgeflossen  ist    Auch  der  trübe  B.  ist  immer  noch  stark 


876  Mineralsnbstanzen  organischen  Ursprungs. 

dorchschemend,  er  ist  kaum  jemals  ganz  gleichmäßig,  sondern  fast  stets  durch  Ab« 
wechslang  klarerer  und  trüberer  Stellen  gewölkt  nnd  geädert,  geflammt  oder  sonst- 
wie gezeichnet,  wobei  die  durch  verschiedene  Farben  nnd  Klarheit  sich  nuterschei* 
denden  Stellen  meist  sehr  allmählich  ineinander  yerfließen.  Der  dnrch  einen  kleinen 
Wassergehalt  trübe  Bernstein  (sog.  Bastard),  wird  durch  Erwärmen  klar  und  da^ 
bei  rissig,  indem  eine  kleine  Menge  Wasser  entweicht,  während  der  durch  Ver- 
witterung trübe  auch  bei  der  Erwärmung  nicht  klar  wird  (sog.  Knochen);  das  Innere 
des  letzteren  ist  namentlich  an  größeren  Stücken  noch  meist  frisch  und  klar.  Der 
oben  erwähnte  Kohlenmulm  ist  zuweilen  in  so  großer  Menge  eingemengt,  daß  die 
Masse  ganz  schwarz  wird  (der  uneigentlich  sog.  „schwarze  Bernstein"  ist  Gagat). 
Einzelne  wenige  Stücke  des  Ostseebemsteins  fluoreszieren;  häufiger  ist  das  der  Fall 
bei  einigen  bemsteinähnlichen  Harzen,  z.  B.  dem  von  Sicilien  (Simetit)  und  von  Birma 
(Birmit). 

G.  =  l,05 — 1,10.  H.  =  2;  spröde,  läßt  sich  aber  leicht  auf  der  Drehbank  be- 
arbeiten, bohren  und  schnitzen  und  nimmt  eine  schöne  Politur  an,  wenigstens  sofern 
er  nicht  schon  yerwittert  ist;  der  verwitterte,  u.  a.  der  oben  genannte  Knochen,  ist 
nicht  mehr  so  politurfähig.  Der  B.  wird  durch  Reiben  mit  der  Hand  oder  mit 
Wollenzeng  —  elektrisch.  Bei  sehr  starkem  Beiben  gibt  er  den  bekannten  ch»> 
rakteristischen  Geruch.  Die  Masse  ist  vollkommen  amorph  und  meist  auch  isotrop, 
doch  beobachtet  man  wohl  zuweilen,  namentlich  um  fremde  Einschlüsse  herum, 
Doppelbrechung  durch  innere  Spannungen.  Der  Bruch  ist  vollkommen  muschlig; 
größere  Stücke  sind  vielfach  von  feinen  Rissen  und  Spalten  durchzogen. 

Außer  zu  den  oben  genannten  Zwecken  (Darstellung  von  Bemsteinsäure,  von  Bern- 
steinfimis  und  zum  Räuchern),  wozu  stets  nur  die  kleinsten  Stücke  benutzt  werden, 
dient  der  B.  vorzugsweise  zur  Herstellung  von  Cigarren-  und  Pfeifenspitzen  und  zu 
Schmucksachen  verschiedener  Art^  namentlich  von  Perlen,  welche  auf  Schnüre  gereiht 
und  so  als  Halsbänder  etc.  getragen  werden.  Er  ist  besonders  im  Orient  geschätzt, 
und  zwar  vor  allem  die  trüben  Bastardsorten,  welche  übrigens  auch  in  Europa  den 
klaren  vorgezogen  werden.  Umgekehrt  ist  es  in  China,  welches  neuerer  Zeit  eben- 
falls angefangen  hat,  den  B.  in  größeren  Quantitäten  zu  verwenden.  Die  trüben 
Sorten  sind  daher  die  teureren,  namentlich  wenn  sie  recht  gleichmäßig  sind;  be- 
sonders wertvoll  ist  der  „perlfarbige",  sehr  hellgelbe,  trübe,  stark  durchscheinende 
B.;  sodann  der  „kumstf arbige"  (Kumst  gleich  Sauerkraut),  etwas  dunkler  gefobt, 
sonst  wie  der  perlfarbige.  Die  Zahl  der  Handelssorten,  welche  nach  dem  Aussehen, 
der  Größe  und  der  Form  der  Stücke  unterschieden  werden,  ist  sehr  groß;  letztere 
beiden  Faktoren  bedingen  die  Verwendbarkeit  zu  diesen  oder  jenen  Gegenständen  und 
somit  im  Verein  mit  Farbe  und  Aussehen  den  Preis.  Im  allgemeinen  wächst  der 
Preis  mit  der  Größe  der  Stücke  in  weit  höherem  Maße  als  das  Gewicht,  da  die 
Stücke  je  größer  um  so  seltener  sind.  Stücke  von  mehreren  Pfunden  kommen  nur 
einzeln  vor.  Die  zwei  größten  bekannten  Stücke  wiegen  13V2  tmd  20  Pfund,  das 
erste  in  der  Gegend  von  Insterburg  in  Ostpreußen,  das  andere  bei  Cammin  in 
Pommern  gefunden. 

Häufig  wird  der  B.  künstlich  in  betrügerischer  Weise  durch  andere  Harze  nach- 
zuahmen versucht.  Man  erkennt  solche  Falsifikate  meist  leicht  daran,  daß  sie  bei 
starkem  Reiben  und  in  der  warmen  Hand  an  der  Oberfläche  klebrig  werden  und 
beim  Liegen  in  Alkohol  und  Äther  ihre  Politur  verlieren,  was  beim  echten  B.  nie 
der  Fall  ist.  Stücke  mit  scharf  gegeneinander  absetzenden  klaren  und  trüben  Stellen 
sind  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  nicht  echter  Bernstein. 

Die  Produktion  des  echten  Bernsteins,  des  Succinits,  ist  besonders  wichtig  in 
der  Provinz  Ostpreußen,  wo  sie  ein  Regal  ist.  Früher  verpachtete  die  Regierung 
die  Erlaubnis  zur  (Gewinnung  an  Unternehmer,  in  neuerer  Zeit  hat  sie  aber  den 
Betrieb  selbst  in  die  Hand  genommen.    Der  allermeiste  Bernstein  wird  durch  unter- 


Bernstein.  877 

irdischen,  bergmännischen  Abbau  der  „blanen  Erde"  znTage  gefördert  nnd  £war  in 
der  Nähe  von  Palmnicken  an  der  samländischen  Westküste  nördlich  von  Pillau.  Bis 
Ende  1890  wnrde  eine  große  Menge  durch  Ausbaggern  der  oben  erwähnten,  yom 
kurischen  Haff  bedeckten,  alluvialen  Ablagerung  bei  Schwarzort  unweit  Memel  ge- 
wonnen, die  aber  jetzt  ganz  erschöpft  ist  Aus  dem  Meer  wurden  bei  Palmnicken 
früher  kleine  Mengen  durch  Taucher  herausgeholt;  auch  wird  durch  Auffischen  der 
in  der  sturmbewegten  See  herumwirbelnden  bemsteinbeladenen  Tangmassen  und 
durch  Auflesen  der  ausgeworfenen  Stücke  am  Strande  (Strandsegen),  sowie  durch 
das  sog.  Stechen  und  Schöpfen  im  Meer  mittels  besonderer  Instrumente,  endlich 
durch  oberirdische  Gräbereien  am  Strande  und  im  Binnenlande  eine  gewisse  Menge 
erbeutet.  Alle  diese  Gewinnungsmethoden  stehen  aber  sehr  weit  zurück  hinter  dem 
bergmännischen  Betrieb  unter  der  Erde  bei  Palmnicken. 

Indessen  ist  der  echte  Bernstein  durchaus  nicht  auf  Ostpreußen  oder  gar  auf 
Samland  beschränkt  Er  findet  sich,  allerdings  überall  wohl  nur  auf  sekundärer 
Lagerstätte  und  stets  Terhältnismäßig  yereinzelt  und  spärlich,  nach  Osten  hin  in 
den  baltischen  Provinzen  und  Polen  und  weiter  nach  Bußland  hinein,  gegen  Westen 
durch  das  ganze  norddeutsche  Flachland  bis  nach  Holland  und  Dänemark  und  wird 
überall  in  bescheidenen  Mengen  gewonnen,  besonders  in  den  Mündungen  der  Elbe 
und  der  Weser,  auf  den  friesischen  Inseln  und  an  einzelnen  Punkten  der  schleswig- 
holsteinischen Westküste  etc.  Aber  diese  ganze  Produktion  hat  keine  Bedeutung 
gegenüber  der  des  Samlands,  wo  jährlich  gegenwärtig  einige  tausend  Zentner  der 
„blauen  Erde''  entnommen  werden. 

Mit  dem  Bernstein  wurde  früher  eine  Anzahl  bemsteinähnlicher  und  auch  wie 
z.  T.  wie  Bernstein  verarbeiteter  Harze  aus  verschiedenen  Teilen  der  Erde  vereinigt, 
von  denen  sich  bei  genauer  Untersuchung  ergab,  daß  sie  von  ihm  namentlich  durch 
die  Abwesenheit  der  Bemsteinsäure  oder  doch  durch  das  Herabsinken  derselben  auf 
ganz  geringe  Mengen  abweichen.  Hierher  gehört  der  sog.  Bernstein,  der  sich  in 
meist  kleinen,  aber  bis  zum  Umfang  einer  Faust  anwachsenden  Stücken  im  tertiären 
Sandstein  bei  Lemberg  in  Gkilizien  findet;  femer  der  rumänische  B.  {Rumänit); 
der  durchsichtige,  stark  fluoreszierende  B.  aus  dem  Mündungsgebiet  des  Simeto  bei 
Catania  in  Sicilien  {Simetit);  der  birmanische  B.  {Birmit)  aus  Ober-Birma,  der  Cedarit 
aus  Kanada  und  andere. 

Mit  dem  Bernstein  zusammen  findet  sich  noch  eine  Anzahl  anderer  Harze,  z.  T. 
nur  als  Seltenheiten;  einige  davon  sind  äußerlich  dem  B.  sehr  ähnlich.  Hierher  ge- 
hört vor  allem  der  Oedanit  (mürber  Bernstein),  äußerlich  vom  B.  nur  vom  Kenner 
zu  unterscheiden.  Er  hat  denselben  Glanz,  dieselben  Farbennüancen,  knrz,  genau 
dasselbe  Aussehen  und  besteht  aus  81  C,  11  Vt  S,  l^ji  0,  Vi  <^f  enthält  also  weniger 
0  als  Bernstein,  und  namentlich  keine  Bemsteinsäure;  hat  auch  einen  niedrigeren 
Schmelzpunkt  (etwa  140^  bis  gegen  180^,  wobei  er  zu  einer  geruchlosen  klaren  Flüssig- 
keit schmilzt)  und  geringere  Härte :  H.  =  1  Vs— 2.  G.  =^  1,058—1,068.  In  Alkohol  und 
Äther  ist  er  etwas  leichter  löslich,  als  Bernstein.  Der  Gedanit  ist  etwas  spröder  als 
letzterer,  läßt  sich  aber  noch  auf  der  Drehbank  bearbeiten  und  nimmt  eine  feine 
Politur  an,  wird  daher  wie  B.  verarbeitet  und  mit  dem  echten  B.  zusammen  ver- 
kauft; nur  läßt  er  sich  nicht  mehr  gut  bohren  und  schnitzen,  da  er  leicht  splittert. 
Der  Gedanit  findet  sich  mit  Bemstein  zusammen  im  Samland  in  nicht  geringer 
Menge,  die  aber  doch  gegenüber  der  Menge  des  echten  B.  verschwindet. 

Der  sog.  „unreife  B."  ist  ein  als  große  Seltenheit  mit  Bemstein  zusammen  vor- 
kommendes weiches  schneidbares  Harz,  das  mit  äemKrantzit,  Cio^i«0,  identisch 
sein  soll,  der  sich  in  Stücken  bis  Faustgröße,  in  z.  T.  stalaktitischen  Massen  von  gelber, 
brauner  bis  schwarzer  Farbe  und  rot  durchscheinend  in  der  Braunkohle  von  Lattorf 
bei  Magdeburg  findet.  Der  seltene  Glesiit,  ein  anderer  Begleiter  des  baltischen 
Bernsteins,  soll  ein  fossiles  Gummiharz  sein. 


878  Mineralsnbstanzen  organischen  Ursprungs. 

Im  Ansehen  von  Bernstein  rerschieden  sind  der  hranne,  in  kleinen,  randeik 
Knollen  sich  findende  Beckerit  and  der  mehr  in  eckigen  Körnern  Torkommende, 
schwanse  Stantienit;  TieUeicht  sind  unter  beiden  Namen  mehrere  einander  sehr 
ähnliche,  aber  doch  verschiedene  Harze  zusammengefaßt  Auch  asphalt&hnlich  aus- 
sehende, schwarze,  spröde  Kömer  finden  sieh  nicht  ganz  selten  in  Begleitung  der 
letztgenannten  Harze  mit  dem  Bernstein  (Succinit)  zusammen. 

Im  Aussehen  ist  der  Bernstein  häufig  sehr  dem  Copal  ähnlich,  der  auch  Insekten, 
oft  in  großer  Anzahl,  einschließt  und  der  vielfach  in  ähnlicher  Weise  aus  dem  Boden 
gegraben  wird,  wie  jener,  und  wahrscheinlich  ebenfalls  z.  T.  von  Bäumen  früherer 
geologischer  Epochen  herrührt.  C opalin  ist  ein  sehr  ähnliches  Harz  aus  den 
eozänen  Tonen  der  Highgate  Hüls  bei  London.  Außerdem  ist  von  bemsteinähnlichem 
Aussehen  der  hyacinthrote  iSfc Ära ujTt^,  CnHieOg,  in  kleinen  Stücken  im  Karpathen- 
Sandstein  von  Wamma  in  der  Bukowina,  teilweise  in  Alkohol,  Äther  und  Chloroform 
löslich,  bei  326*  unter  Zersetzung  schmelzbar.  Hierher  gehört  auch  der  sog.  Bern- 
stein Tom  Libanon.  Bemsteinähnlich  im  Aussehen  ist  auch  der  Walchotoitj  gelb 
bis  braun,  durchsichtig  bis  durchscheinend,  ans  der  Braunkohle  von  Walchow  in 
Mähren;  foner  der  Bucaramangit  von  Bucaramanga  in  Südamerika  und  der 
gelblichgraue  Ämbrit,  in  großen  Stücken  in  der  Provinz  Auckland  in  Neu-Seeiand 
gefunden  und  vielfach  mit  dem  ebendort  vorkommenden  Dammaraharz  verwechselt 
und  mit  ihm  zusammen  ausgeführt. 

Außer  den  genannten  Harzen  finden  sich  mit  Braunkohle:  der  Jaulingit^ 
hyacinthrote  Knollen,  heller  und  dunkler,  der  helle  dem  Bernstein,  der  dunkle  dem 
Ixolyt  ähnlich  aussehend,  ans  den  Braunkohlen  von  JauUng  bei  StVeith  in  Nieder- 
österreich; und  der  Euosmitj  braungelb,  höchstens  durchscheinend,  mit  kampher- 
artigem  Geruch  (Kampferharz),  in  kaltem  Alkohol  und  Äther  leicht  löslich;  derbe 
Stücke,  leicht  zerbrechlich  mit  muschligem  Bruch  oder  staubartige  Partien  in  der 
Braunkohle  in  und  auf  dem  Basaltzug  zwischen  dem  Fichtelgebirge  und  dem  Ober- 
pfälzer Walde  bei  Erbendorf  unweit  Thumsenreuth. 

Unter  dem  Namen  Ret  int  t  (Retinasphalt)  faßt  man  eine  Anzahl  wenig  genau 
bestimmter,  gelber  bis  grauer,  wachsglänzender  Harze  zusammen,  welche  an  ver- 
schiedenen Orten  in  der  Braunkohle  vorkommen,  meist  in  Alkohol  vollständig  löslicb 
und  zu  einer  dunkeln  Masse  schmelzbar  sind.  Es  sind  entweder  rundliche  Stücke  von 
meist  geringer  Festigkeit  und  großer  Sprödigkeit,  oder  es  ist  eine  erdige  Masse 
{Bemerde),  Bas  ursprünglich  Betinit  genannte  Haxz  stammt  von  Bovey-Tracey  in 
Devonshire;  ähnliche  Harze  sind  aber  seitdem  in  sehr  vielen  Braunkohlenablagemngen 
in  allen  Weltteilen  gefunden  worden.  In  Deutschland  ist  er  z.  T.  in  größeren 
Mengen  in  der  Wetterau,  dem  Westerwald,  dem  Vogelsgebirge,  der  Rhön,  bei  Rönne- 
bürg  in  Hessen,  bei  Riestedt  u.  a.  a.  0.  in  der  Provinz  Sachsen,  in  Brandenburg, 
Schlesien,  femer  in  Böhmen,  Mähren  etc.  vorgekommen.  Hieriier  gehört  auch  der 
sog.  Bernstein  von  Grönland,  kleine  gelbe  Kömchen  in  Braunkohle  von  der  Hasen* 
Insel.  Der  in  kleinen  hellgelblichen  Knollen  im  Braunkohlensande  von  Siegburg  bei 
Bonn  vorkommende  Siegburgit  ist  ein  fossiler  Storax,  welcher  auf  mitvorkommende 
Liquidambararten  zurückgeführt  wird.  Andere  fosdle  Harze  aus  der  Braunkohle  sind 
u.  a.  Bosthornit,  rötlichbraune  Knollen  in  der  Braunkohle  von  Klagenfnrt; 
Piauzitj  schwarzbraun  durch  kohlige  Beimischungen,  aus  der  Braunkohle  von 
Piauze  inKrain;  Pyroretin,  ebenfalls  durch  kohlige  Beimischungen  schwarz,  von 
Salesl  bei  Außig  in  Böhmen,  am  Kontakt  der  Braunkohle  mit  einem  Basaltgang; 
Bombiccit,  trikline,  weiße  Krystalle,  in  Alkohol  leicht  löslich,  bei  75®  schmelzend, 
aus  der  Braunkohle  von  Castelnuovo  im  oberen  Amotale;  ebendort  der  gelbliche, 
kampferähnliche,  krystallinische  Dinit;  EocAZeder  i^(Melanchym),  gelbe  bis  braune, 
harzähnliche  oder  leicht  zerreibliche  Masse,  CioHuO,  in  2Vt-~4cm  mächtigen  Lagen 
und  Knollen  in  der  Braunkohle  bei  Eger  und  Strakonitz  in  Böhmen  etc. 


Harxe.    Kohlen.  879 

Im  irischen  Torf  findet  sieh  der  Butyritj  CgHi^Oj  weifi,  batterfthnlich,  beim 
Erstarren  weiße  Kiystallnftdelehen  liefernd. 

So  hänfig  Harze  in  der  Braunkohle  yorkonuneni  —  die  Zahl  der  in  dieser 
beobachteten,  allerdings  s.  T.  nur  sehr  oberflächlich  bekannten  Harze  ist  eine  sehr 
erhebliche  (vergl.  n.  a.  Zinken,  Physiographie  der  Brannkohle)  —  so  wenig  findet 
man  derartiges  in  der  Steinkohle.  Einige  Hane  sind  aber  anch  ans  ihr  bekannt: 
Middletonitf  C^^H^Of  rotbraun,  an  der  Lnft  schwarz  werdend,  durchscheinend, 
harzglänzend,  kaum  in  heißem  Alkohol,  Äther  und  Terpentinöl  löslich,  bei  210®  noch 
nicht  schmelzbar,  zerbrechlich,  in  sehr  dünnen  rundlichen  Massen  oder  in  nur  wenige 
Millimeter  dicken  Lagen  in  der  Steinkohle  von  Middleton  und  Newcastle;  8kl er C' 
tinit,  Ci^iiOf  braunschwarze,  rötlich  durchscheinende,  höchstens  haselnußgroße 
Stückchen  aus  der  Steinkohle  vonWigan  in  England;  in  Alkohol  und  Äther  unlöslich. 

Einige  Harze  sind  5-haltig:  Trinkerit  mit  4,7  S,  stark  fettglänzende,  hyacinth- 
rote  Massen  aus  den  Tertiärschichten  Tonistrien,  ebenso  der  Ta$inanit  mit 5,32  S^ 
kleine  rötlichbraune  Linsen  in  einem  bituminösen  Blätterschiefer  am  Merseyfluß  im 
Norden  Ton  Tasmanien.    Der  Schwefel  ersetzt  hierbei  einen  Teil  des  Sauerstoffs. 

Kohlen. 

Sind  mehr  oder  weniger  stark  zersetzte  Überreste  Ton  Pflanzen,  die  neben  den 
Aschenbestandt-eilen  hauptsächlich  aus  C,  H,  0  und  wenig  N  in  sehr  schwankenden 
Verhältnissen  bestehen.  Bei  manchen  ist  die  Pflanzenstruktur  mit  bloßem  Auge 
deutlich  zu  erkennen,  bei  den  meisten  anderen  zeigt  sie  sich  nach  zweckmäßiger 
Präparation  der  Probe  u.  d.  M. ;  bei  manchen  ist  aber  auch  die  Umwandlung  so  weit 
fortgeschritten,  daß  die  organische  Struktur  vollständig  verschwunden  ist.  Li  dem- 
selben Verhältnis,  in  dem  die  Pflanzenstruktur  undeutlicher  wird,  nimmt  ungefähr 
der  (7-Gehalt  zu  und  der  Gehalt  von  0  und  H  ab,  so  daß  die  Sohlen  mit  deutlich 
erhaltener  Pflanzenstruktur  im  allgemeinen  am  ärmsten  an  C  und  am  reichsten  an 
H  und  0  sind,  der  Substanz  lebender  Pflanzen  (dem  Holz  oder  Torf)  am  ähnlichsten. 
Ln  allgemeinen  sind  in  den  Kohlen,  welche  den  ältesten  geologiBchen  Formationen 
eingelagert  sind,  die  ursprünglichen  Pflanzenteile  am  meisten  zersetzt,  bei  denen  der 
jüngsten  Formationen  sind  sie  es  am  wenigsten.  Doch  trifft  dies  nicht  immer  zu,  zu- 
weilen zeigen  sehr  alte  Kohlen  noch  deutlich  erhaltene  Pflanzenstnktur  und  ganz 
junge  sind  durch  geologische  Vorgänge  sehr  stark  umgeändert. 

Nach  der  mehr  oder  weniger  starken  Umänderung  der  Pflanzensubstanz  hat 
man  Steinkohle  und  Braunkohle,  erstere  stark,  letztere  weniger  stark  umgewandelt, 
unterschieden,  doch  lassen  sich  beide  nicht  scharf  mineralogisch  charakterisieren  und 
scheiden,  und  man  unterscheidet  daher  jetzt  diese  beiden  Kohlensorten  meist  nach 
dem  geologischen  Alter,  mit  dem  ja  der  Grad  der  Umwandlung  der  ursprünglichen 
Pflanzensubstanz,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  wenigstens,  zusammenhängt.  Danach' 
sind  Steinko?Uen  die  fossilen  Kohlen  der  älteren  geologischen  Formationen  bis  zum 
Tertiär,  besonders  die  der  Kohlenformation ;  Bratmkolden  sind  die  Kohlen  der  Tertiär- 
formation und  die  noch  jüngeren.  In  der  Hauptsache  stimmt  dies  damit  zusammen, 
daß  die  Steinkohlen  meist  glänzend  schwarz  sind,  mit  schwarzem  Strich,  und  daü 
sie  sich  in  Kalilauge  nicht  lösen  und  daher  diese  Flüssigkeit  nicht  färben,  während 
Braunkohlen  meist  braun  sind  mit  braunem  Strich,  sich  in  Kalilauge  teilweise  lösen 
und  letztere  dabei  braun  färben. 

Steinkohlen  (Schwär zkohlen). 

Sind  in  ihrer  typischen  Erscheinung  sammetschwarz  mit  schwarzem  Strich,  zu- 
weilen bunt  angelaufen,  ziemlich  stark  glänzend  (Glanzkohle)|  seltener  matt,  mit 


880  Mineralsubstanzen  organischen  ürsprnngs. 

mnschligem  Bruch,  spröde.  H.  =  2Vt.  O.  =  1,25 — 1,6.  .  Sie  jfinden  sich  in  mehr  oder 
weniger  mächtigen  Schichten  (Flötzen),  welche  durch  Querahsonderung  in  große  poly» 
gonale  Stücke  zerfallen  {Grobkohle).  Zuweilen  sind  die  einzelnen  Schichten  schiefrig 
abgesondert  {Schieferkohle).  Meist  nur  in  geringeren  Mengen  der  anderen  Kohle 
zwischengelagert  findet  sich  die  matte,  schwarze,  fasrige  Fctser'  aä&t  RufäcohU.  Sie 
ist  es  vorzugsweise,  welche  in  den  Eohlenflötzen  die  schiefrige  Absonderung  hervor- 
hringt;  seltener  bildet  sie  Flötze  in  der  Hauptsache  für  sich  allein.  Von  diesen  ge- 
wöhnlichen Kohlensorten  entfernt  sich  im  Aussehen  die  stark  bituminöse  Kä nnelkohle 
(Cannelkohle)  von  pechschwarzer  Farbe  mit  mattem,  wachsähnlichem  Glanz  und  ehenem 
Bruch.  Die  Schichten  sind  parallel  mit  der  Schichtfläche  in  dünne  Platten  abge- 
sondert. Die  Masse  ist  fest,  zähe,  nicht  spröde  und  läßt  sich  auf  der  Drehbank  etc. 
bearbeiten  und  polieren.  Man  macht  aus  ihr  daher  Trauerschmuck  und  andere  kleine 
schwarze  Gegenstände.  Ähnliches  Aussehen  und  ähnliche  Verwendung  hat  der 
Gagat  (Jet),  die  allerdings  nur  in  geringer  Menge  vorkommende  Kohle  des  Lias 
von  Whitby  in  England  und  aus  der  schwäbischen  Alb. 

In  chemischer  Beziehung  bestehen  die  Steinkohlen  im  Durchschnitt  aus  82%  C, 
5  H,  13  0,  0,8  iV^;  doch  ist  die  Zusammensetzung  sehr  schwankend.  Der  Aschen- 
gehalt ist  zuweilen  sehr  gering  (V4  %  namentlich  bei  der  Kännelkohle),  steigt  aber 
auch  auf  20%  und  noch  höher.  Ein  stets  vorhandener  größerer  oder  geringerer  S- 
Gehalt  rührt  von  eingemengtem  Schwefelkies  und  anderen  Schwefelmineralien  her. 
Erhitzt  man  die  Steinkohlen  bei  Luftabschluß,  so  entweichen  bituminöse  Stoffe,  bes. 
Kohlenwasserstoffe,  im  Gaszustand,  die  als  Leuchtgas  Verwendung  finden,  sowie 
Teer;  ebenso  aber  auch  Kohlensäure,  kohlens.  Ammoniak  etc.  Essigsäure  fehlt  unter 
den  Produkten  der  trockenen  Destillation  der  Steinkohlen.  Je  mehr  M  vorhanden 
ist,  desto  mehr  bituminöse  Bestandteile  entweichen  bei  der  trockenen  Destillation^ 
am  meisten  aus  der  Kännelkohle.  Solche  Kohlen  sind  daher  zur  Gasfiibrikation  be- 
sonders geschätzt,  auch  brennen  die  Kohlen  um  so  leichter,  je  mehr  bituminöse  Be- 
standteile sie  beim  Erhitzen  zu  entwickeln  vermögen.  Solche  bitumeureiche  Kohlen 
nennt  man  fett  (Fettkohle),  die  daran  armen  mager  (Magerkohle,  häufig  unrichtiger- 
weise Anthrazit  genannt,  das  gewöhnliche  Brennmaterial  für  die  Dauerbrandöfen). 
Letztere  entzünden  sich  schwer  und  brennen  nur  in  starkem  Luftzuge  fort.  Bei  der 
Erhitzung  verhalten  sich  die  Kohlen  sehr  verschieden.  Die  fetten  schmelzen  und 
backen  zusammen  und  hinterlassen  schließlich  eine  poröse,  schwammige  Masse,  die 
sehr  wenig  H  und  0  und  keinen  S  mehr  enthält  (Coaks).  Dies  sind  die  sog.  Bcu^- 
kohlen.  Die  mageren  Kohlen  tun  dies  nicht,  sondern  sintern  höchstens  ein  wenig 
zusammen  {Sinterkohlen)^  oder  sie  zerfallen  in  ein  loses  Pulver  {Sandkohle),  Die 
bituminösen  Bestandteile  der  Kohlen  wurden  zuweilen  auf  natürlichem  Wege  durch 
die  Hitze  von  emporbrechenden  Eruptivgesteinen  ausgetrieben  und  dadurch  coaks- 
ähnliche,  vielfach  stenglig  abgesonderte  Massen  erzeugt,  z.  B.  in  der  Grube  Fixstern 
in  Niederschlesien  im  Kontakt  mit  Porphyr  (Stangenkohle).  Kocht  man  Steinkohle 
mit  Natronlauge,  so  wird  diese  nicht  braun  gefärbt  (vergl.  Braunkohle). 

Die  Steinkohle  findet  sich  in  großen  Massen  fast  nur  in  der  Kohlenformation, 
wo  sie  in  vielen  Millionen  von  Tonnen  jährlich  gewonnen  wird.  Eine  große  Zahl 
von  Flötzen  von  geringer  Mächtigkeit  bis  zu  vielen  Fußen  liegen  übereinander,  mit 
Schiefertonen,  Sandsteinen  etc.  wechsellagemd.  Am  kohlenreichsten  in  Europa  ist 
England  und  Schottland,  auf  dem  Kontinent  Deutschland  (Westphalen,  Saargegend, 
Sachsen,  Oberschlesien  und  Waidenburg,  sowie  eine  Anzahl  kleinerer  Kohlenlagerungen), 
sodann  Belgien,  Frankreich,  Österreich,  auch  Bußland,  hier  z.  B.  im  Gouv.  Tula,  wo  die 
Kohle  vielfach  noch  ihre  Pflanzenstruktur  so  deutlich  wie  viele  Braunkohlen  erhalten  hat. 
In  Italien  und  Spanien  sind  bisher  noch  keine  Steinkohlen  gefunden.  Außer  Europa  sind 
sehr  reich  Nordamerika,  sowie  China,  Japan  und  andere  z.  T.  weniger  bekannte  G^egen- 
den.    Außerhalb  der  Kohlenformation  findet  man  nur  unbedeutende  Steinkohlenlager, 


Kohlen.  881 

z,  B.  in  der  rhätischen  Fonnation  von  Schonen  und  Bornholm,  in  der  Juraformation 
bei  Fttnfkirchen  in  Ungarn,  namentlich  in  der  unteren  Kreide  (Wälderformation) 
in  HannoTor  {WiUderkohle),  kleinere  Mengen  in  der  oberen  Elreideformation  (Senon) 
bei  Löwenberg  in  Schlesien.  Die  Kännelkohle  findet  sich  bes.  in  Schottland,  mit 
anderen  Steinkohlen  misammen,  auch  im  Saarbecken  nnd  in  Westphaleu,  sowie  in 
Nordamerika  (die  Bogheadkohle  siehe  oben  pag.  872). 

Anthracit  (Kohlenblende)  hat  man  eine  ganz  besonders  magere  Steinkohle 
mit  ca.  96®|o  C  genannt,  welche  sich  anch  äußerlich  von  der  anderen  Steinkohle  durch 
eine  eisenschwarze,  etwas  ins  Grane  gehende  Farbe  nnd  einen  starken  Metallglanz 
unterscheidet  Der  A.  hat  einen  großmuschligen  Bruch,  ziemlich  bedeutende  Härte 
(gegen  3)  und  G.  — 1,6 — 1,7,  im  allgemeinen  mehr  als  die  anderen  Steinkohlen.  Er 
gibt  infolge  seiner  Zusammensetzung  kein  Gas,  brennt  sehr  schwer  an,  und  nur  in 
starkem  Luftzug  brennt  er  fast  ohne  Flamme  unter  Hinterlassung  einer  meist  nur 
geringen  Menge  Asche  fort.  Beim  Erhitzen  dekrepitiert  er  stark.  Findet  sich  be- 
sonders massenhaft  in  Nordamerika,  vor  allem  in  Pennsylvanien,  aber  auch  bei  Aachen, 
in  Westphalen,  Schlesien,  Frankreich  etc.,  in  FlOtzen  wie  andere  Steinkohlen,  z.  T. 
in  älteren  Schichten  als  die  Kohlenformation  eingelagert,  z.  B.  im  südlichen  Schott- 
land. Gewöhnliche  Steinkohle  (und  auch  Braunkohle)  nimmt  zuweilen  im  Kontakt 
mit  Eruptivgesteinen  einen  den  A.  ähnlichen  Charakter  an  (siehe  diese). 

Schungit  siehe  oben  pag.  423. 

Braunhohlen, 

Sind  meist  mehr  oder  weniger  dunkelbraun  und  haben  einen  braunen  Strich.  Der 
C-Gehalt  ist  im  Durchschnitt  geringer,  als  bei  Steinkohle  (69  7o  0)-  Doch  ist  auch 
hier  die  Zusammensetzung  stark  schwankend;  0  ist  mehr  yorhanden,  als  bei  Stein- 
kohlen (25%),  H  und  N  ungefähr  ebensoTiel.  Auch  der  Aschengehalt  ist  bei  den 
verschiedenen  Sorten  sehr  yerschieden  und  steigt  zuweilen  sehr  hoch.  G.  =»  1,2—1,4. 
Manche  Vorkommnisse  schließen  viel  hygroskopisches  Wasser  ein,  das  bei  niederer 
Temperatur  in  trockener  Luft  schon  entweicht.  Die  meisten  Braunkohlen  brennen 
leicht  und  mit  einem  unangenehmen  Geruch.  Bei  der  trockenen  Destillation  wird 
eine  größere  oder  geringere  Menge  Essigsäure  entwickelt,  aus  manchen  Braunkohlen 
auch  Paraffin,  das  technisch  verwertet  wird.  Zur  Coaksbereitung  nicht  sehr  geeignet, 
ebensowenig  zur  Darstellung  von  Leuchtgas,  da  nur  wenig  mit  leuchtender  Flamme 
brennendes  Kohlenwasserstoffgas  Überdestilliert  wird.  Zuweilen  im  Kontakt  mit  einem 
Eruptivgestein  (z.  B.  Basalt  am  Meißner  in  Hessen)  der  fiüchtigen  Bestandteile  be- 
raubt; dabei  wird  die  Kohle  dem  Coaks  oder  auch  dem  Anthracit  ähnlich  und  erleidet 
eine  stenglige  Absonderung,  ganz  ebenso  wie  die  Steinkohle.  Li  Kalilauge  werden 
manche  Braunkohlen  zum  größten  Teil  gelöst,  teilweise  fast  alle,  die  Lange  wird 
dadurch  braun. 

Die  äußere  Beschaffenheit  der  Br.  ist  sehr  verschieden  bei  verschiedenen  Vor- 
kommnissen; man  unterscheidet  danach  eine  Beihe  von  Varietäten:  PeckkohU 
(muschlige  Braunkohle)  steht  der  Steinkohle  am  nächsten,  der  Glanz  ist  geringer, 
ins  Fette,  die  Farbe  ist  braunschwarz,  der  Strich  ist  braun.  Sie  ist  fest  und 
kompakt,  der  Bruch  muschlig,  so  am  Meißner  in  Hessen,  besonders  nahe  dem  Kontakt 
mit  Basalt.  Moorkohle,  matt  mit  glänzendem  Strich,  braun,  seltener  schwarz, 
nicht  sehr  fest.  Meist  viel  Feuchtigkeit  einschließend,  dann  oft  noch  mehr  oder 
weniger  plastisch.  Beim  Trocknen  an  der  Luft  erhält  sie  Bisse  nach  allen  Bich- 
tungen  und  zerberstet,  zuweilen  zerfällt  sie  sogar  in  ein  mehr  oder  weniger  feines 
Pulver.  Getrocknet  sieht  sie  aus  wie  zusammengehänftes,  durch  Zersetzung  gebräuntes 
Holzmehl.  Manchmal  schließt  sie  größere  HolzstQcke  und  andere  festere  Pflanzenteile 
(Lignit)  ein.  Sie  ffihrtzur  erdigen  Braunkohle,  welche  ein  lockeres  Pulver  bildet; 
Bauer   Mlneralof^ie.  56 


"Wie 


882  MineralsnbstaiiEen  organischen  Urspnings. 

zn  ihr  gehört  die  KölniMche  Umbra,  welche  als  braune  Malerfarbe  Verwendimg 
findet  Am  dentlichsten  zeigt  die  Pflanzenstmktar  das  bituminöse  Holz  (Lignit). 
Zuweilen  findet  man  eine  massenhafte  Zosammenh&afang  von  Holzstftmmen,  die  mit 
ihren  Asten  nnd  Zweigen  TollkoBimen  erhalten  sind,  so  daß  man  sie  sägen,  spalten 
nnd  auch  hobeln,  sowie  anf  der  Drehbank  bearbeiten  kann.  Dazwischen  liegen 
andere  Pflanzenteile,  Wurzeln,  Früchte  nnd  Samen,  anch  Bast  {Bastkohle)  in  sehr 
deutlicher  Erhaltung.  Die  sog.  Blätterkohle  (Papierkohle)  ist  Dysodil  (pag.  872). 
Manche  Brannkohlen  enthalten  wie  manche  Steinkohlen  viel  Schwefelkies  nnd  geb^ 
dann  bei  der  Verwitterung  Eisenvitriol,  resp.  bei  Anwesenheit  von  Ton  Tonerde« 
Bulfftte  nnd  auf  Zusatz  yon  Kali  Alaun  {Vitriol-  und  Alaunerde).  Die  Braun- 
kohlen sind  als  Brennmaterial  weniger  wichtig,  als  die  Steinkohlen,  aber  immar 
nodi  von  großer  Bedeutung.  Sie  finden  sich  ebenfalls  in  häufig  sehr  mächtigen 
Motzen,  aber  meist  nur  wenige  solche  übereinander.  Vorzugsweise  im  norddeutschen 
Flachland,  aber  auch  noch  im  nördlichen  Böhmen  und  südlich  durch  die  Provinzen 
Sachsen  und  Hessen  bis  in  die  G^egend  von  Frankfurt  a.  M.  Diluviale  Braunkohlen 
finden  sich  bei  üznach  in  der  Schweiz.  Die  Braunkohle  von  Island  heiOt  Surtur-- 
brand. 

Die  Braunkohle  wie  auch  die  Steinkohle  sind  wohl  vielfach  in  ähnlicher  Weise 
an  der  Stelle  angesammelt  worden,  wo  sie  jetzt  liegen,  wie  heutzutage  der 
Torf,  und  sie  haben  dann  durch  allmähliche,  mehr  oder  weniger  weitgehende  Um- 
wandlung der  ursprünglichen  Pflanzensubstanz  ihre  jetzige  Beschaffenheit  ange- 
nommen. Auch  rezenter  Torf  zeigt  zuweilen  schon  einen  mancher  Braunkohle  ähn- 
lichen Zustand.  Ein  Umwandlungsprodukt  der  Torfpfianzen,  namentlich  in  alpinen 
Torfmooren,  so  bei  Berchtesgaden,  Aussee,  Gk»nten  in  Appenzell  etc.,  aber  auch  im 
Fichtelgebirge  etc.,  ist  Doppler i  t  genannt  worden.  Es  ist  eine  braune  bis  schwarze, 
etwas  fettig  glasglänzende,  weiche,  elastische  Masse,  die  aber  an  der  Luft  erhärtet 
und  ganz  braunkohlenähnlich  wird  und  die  chemisch  humussaures  Calcium  von  der 
ungefähren  Zusammensetzung:  CaCtiMnQit  ist,  vielleicht  gemengt  mit  freien 
Humiissäuren. 


Register  sam  allgemeinen 


Ableitungszahlen  44,  47. 

Abscheidimg  ans  Wasser  395. 

Abflondenmg,  ebene  oder  scbalige  238. 

Absorption  des  Lichts  334. 

Absorptionsachsen  335. 

Abstampfong  99. 

Accessorische  Gesteinsgemengteile  382. 

Accnmnlate,  lose  387. 

Achsen,  krystallographische  42,  89. 

-— ,  optische  263. 

Achsenansdmck  der  ErystaDflftchen  43. 

Achsenebene,  kryst.  42. 

— ,  optische  277. 

Achseneinheiten  44. 

Aehsenelemente  48,  93. 

Achsenfarben  337. 

Achsenlftngen  44. 

Achsenschnitte,  rationale  46. 

Achsensystem  48. 

Achsenverhältnis  45. 

Achsenwahl  45. 

Achsenwinkel,  krystallographische  49. 

Achsenwinkel,  optische,  GrGfie  n.  Messung 

317,  319. 
Achtelflftchigkeit  73. 
AchtnndTierzigflächner  113. 
Additionsstellnng  301. 
Adern  390. 
Adnlarisieren  341. 
AfterkrystaUe  404. 
Aggregat  16. 
Aggregate,  derbe  225. 
Aggregatpolarisation  325. 
AggregatEOstand,  Ändening  dnrch  Wirme 

344. 
Allochromatisch  331. 


Amorph  13. 

Amorphe  Hineralieni  Formen  228. 

Analoger  Pol  346. 

Analyse  349. 

— ,  mikrochemische  358. 

Anflug  225. 

Anisotrop  249. 

Anisotrope  Medien  261. 

,  Verhalten  im  Polarisationsinstra- 

ment  294. 
Anlauffarben  333. 
Anlegegoniometer  21. 
Anomalien,  optische  325. 
Antiloger  Pol  347. 
Anwachskegel  oder  -pyramiden  219. 
Asche,  Tulkanische  385. 
Asterisieren  340. 
Asymmetrische  Klasse  187. 
Asymmetrisches  System  184. 
Atherman  341. 
Atlasglanz  329. 

Atomgewichte,  internationale,  Tabelle  409. 
Attraktorische  Erystalle  267. 
Atzfignren  245. 
Attflachen  245. 
Ätzhügel  246. 

An^wachsene  Krystalle  224. 
Auflösung  im  Wasser  401. 
Augitartige  Paare  179. 
Ausblühung  225. 
Ausdehnung  durch  Wärme  342. 
Ausdruck  der  Flächen  42. 

Zonen  63. 

AusfOllungspseudomorphosen  407. 
Auslaugung  402. 

Auslöschung,  gerade  und  schiefe  289. 
Auslöschungsrichtungen  289. 

ö6* 


884 


Begiflter  zum  allgemeinen  Teil. 


AnBlOschiingaschiefe  289. 
Außerordentliche  Strahlen  nnd  Wellen  365. 

Bads,  hexagonale  133. 

— f  monokline  181. 

— ,  quadratische  161. 

— ,  rhombische  170. 

— ,  trikline  187. 

BasiBches  Pinakoid,  siehe  Basis. 

Baamf()rmig  211. 

Begrenznngselemente  17. 

Bertrandsche  Qnansdoppelplatte  291,  306. 

—  Linse  293. 

Biegsam  246. 

Bipyramidale    Klasse    des    hexagonalen 

Systems  130,  138. 

des  quadratischen  Systems  167. 

des  rhombischen  Systems  168. 

Bipyramiden,  hexagonale  131. 

•— ,  quadratische  159. 

— ,  rhombische  168. 

Bisektrix  279. 

Bl&tterbruch  oder  -durchgang  235. 

BlechfOrmig  211. 

Brachyachse  od.  -diagonale,  rhombisch  168. 

,  triklin  185. 

Brachydiagonale  Nebenreihen,  rhombisch 

172. 

,  triklin  186. 

Brachydomen,  rhombische  169. 
— ,  trikline  187. 

Brachypinakoid,  rhombisches  170. 
->,  triklines  187. 
Brechungskoefficient  251. 
Brechungskoefflzienten,  Bestimmung  256, 

259,  282. 
Bruch  235. 

ۥ 

Calderonsche  Doppelplatte  291. 
Carangeots  Goniometer  21. 
Charakterfarbe  883. 
Chemische  Charakteristik  352. 
Chemische  Erystallographie  364. 
Cirkularpolarisation  305. 
Cyklische  Zwillingsbildung  205. 

D. 

Dauphinter  Zwilling  des  Quarses  202. 
Decken  384. 
Deduktion  56. 


Dehnbar  245. 

Dehnungskoeffizient  234. 

Deltoeder  122. 

Deltoiddodekaeder  122. 

Dendritische  Formen  211,  229. 

Derb  16. 

Derbe  Aggregate  225. 

Deuteroprisma,  hexagonales  133. 

— -,  quadratisches  161. 

Deuteropyramiden,  hexagonale  132. 

— ,  quadratische  160. 

Diatherman  341. 

Dichroismus  334. 

Dichrolupe  336. 

Dichroskop  336. 

Dicht  226. 

Didodekaeder  131. 

Dihexaeder  132. 

Dihexagonale  Pyramiden   (Bipyramiden) 

131,  138,  140. 
Dihexagonal-bipyramidale  Klasse  130. 

—  -pyramidale  Klasse  138. 
Dilute  F&rbung  332. 
Dimorphismus  365. 
Dioktaeder  159. 
Diploeder  125. 
Dispersion  252. 

—  der  optischen  Achsen  279,  313. 

Achsenebene  279. 

Elastudtätsachsen  279. 

—  monokliner  Krystalle,  horiiontale  281. 
1  geneigte  281. 

1  gekreuzte  281. 

Dispersionsformel  Ton  Cauchy  252. 
Ditetragonale  Pyramiden  (Bipyramiden) 

159,  167. 
Ditetragonal-bipyramidale  Klasse  159. 
Ditrigonal-pyramidale  Klasse  153. 

skalenoedrische  Klasse  141. 

Dodekaeder  111,  126. 

Dodekaidflächen  4a 

Dodekanten  93. 

Dolomitisierung  402. 

Domatische  Klasse  184. 

Domen,  rhombische  169. 

Doppeltbrechende  Krystalle,  Verhalten  un 

Polarisationsinstrument  294. 
Doppelbrechung  262. 

—  im  Kalkspat  267. 

— ,  Charakter  einachsiger  Krystalle  966, 

307. 
— ,  —  zweiachsiger  Krystalle  320. 


Register  zum  allgemeinen  Teil. 


886 


Doppelte  Stroktnr  von  Aggregaten  226. 

Doppelzwillinge  207. 

Drahtförmig  210. 

Dreiseitige  Prismen  154,  166. 

DriUing  203. 

Dmckfignr  241. 

Dmckzwillinge  240. 

Dmsen  224. 

Dmsige  Flächen  214. 

Dnktü  245. 

Durchgreifende  Lagemng  384. 

Dnrchscheinenheit  330. 

Durchsichtigkeit  330. 

Dyakisdodekaeder  125. 

Dyakisdodekaedrische  Klasse  124. 

Dynamometamorphose  3d3. 

Ehene  der  opt.  Achsen  277. 

Ecken  31. 

Effloressenz  225. 

EffusiTgesteine  385. 

Einachsige  Krystalle  268. 

,  Charakter  d.  Doppelbrechung  266, 

307. 

,  Verhalten  im  Polarisationsinstru- 
ment 303. 

Einfachbrechend  263. 

Einfach  brechende  Substanzen,  Verhalten 
im  Polarisationsinstrument  293. 

Einfache  Krystalle  17. 

Einfache  Erystallformen  18.  Ableitung  95. 

Eingesprengt  223. 

Eingewachsene  Krystalle  223. 

Eingliedriges  System  184. 

Einheitsfiäche  46. 

Einschlüsse  219,  221,  222. 

Eisenblttte  228. 

Eiserner  Hut  391. 

Elastisch  biegsam  245. 

Elastizität  234. 

Elastizitätsachsen,  optische  273. 

—  — ,  Dispersion  279. 

~  zweiachsiger  Krystalle  274. 
Elastizitätsellipsoid  273. 
Elektrische  Eigenschaften  346. 
Enantiomorphe  Hemieder  71. 
Enantiotrope  Körper  367. 
Enhydros  221. 
Entstehung  der  Gesteine  385. 

—  der  Mineralien  378. 
Erbsenstein  227. 


Ergftnzungszwillinge  199. 

Ergußgesteine  885. 

Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluß  397. 

Eruptivgesteine  385. 

Erzgänge  390. 

Erzlagerstätten  381. 

Extraordinäre  Strahlen  u.  Wellen  265, 276. 

F. 

Facettierte  Flächen  213. 

Fahlbänder  383. 

Farbe  332. 

Farbenreihe  331. 

Farbenwandlung  341. 

Farbenzerstreuung  252. 

Farbig  331. 

Fasrig  226. 

Federartige  Streifung  215. 

Felsarten  380. 

Fettglanz  329. 

Flächen  von  Krystallen  17. 

— ,  Parallelyerschiebung  33. 

Flächenausdruck  43. 

Flächenbeschaffenheit  17,  213. 

Flächenbezeichnung  42. 

— ,  Millersche  51. 

— ,  Naumannsche  114  etc. 

— ,  Weiss'sche  50. 

Flächenfarben  337. 

Flächengruppierung  32. 

Flächenparallelismus  17. 

Flächenwinkel  21. 

FlGtzgebirge  386. 

Fluoreszenz  340. 

Fortgesetzte  Zwillingsbildung  203. 

FttUungen  388. 

Fundamentalflächen  45. 

Fundamentalwinkel  49. 

Gänge  884,  390. 
GarbenfGrmig  189. 
Gefärbt  331. 

Geflossene  Krystalle  214. 
Gegenflächen,  parallele  48. 
Gegentetraeder  71. 
Gekreuzte  Dispersion  317. 
Gemein  biegsam  245. 
Gemengteile  der  Gesteine  381. 
Geneigte  Dispersion  315. 
Geneigtflächige  Hemiedrie  74. 
—  hemiedrische  Klasse    des    regulären 
Systems  119. 


886 


Register  nun  tJIgemeinen  Teil. 


Geoden  389. 

Geradendfläche,  siehe  Basis. 

Geschichtete  Gesteine  383. 

Geschmeidig  246. 

GesetE  der  Flftchengrappiening  32. 

—  der  rationalen  Achsenschnitte  46. 

—  der  rationalen  Kantenschnitte  36. 

—  der  Winkelkonstanz  31. 

—  der  Zonen  53,  57. 
Gesetze,  krystallographische  31. 
Gesteine  380. 

Gesteinshildende  Mineralien  382. 
Gesteinsgftnge  384. 
Gesteinsgemengteile  381. 
Gesteinsstmktnren  882. 
Gestrickt  211. 

Gipsplatte  mit  Rot  I.  Ordg.  294. 

Gitterkrystalle  211. 

Glanz  328. 

Glasglanz  329. 

Glaskopf  227. 

Glassatz  263. 

Gleichliegende  Flächen  98. 

Gleichnamige  Flächen  98. 

Gleitflächen  239. 

Glimmerkomhinationen  328. 

Goniometer  21  ff. 

Grad  der  Symmetrie  65. 

(Jranatoeder  111. 

Grenzformen  83. 

Gnmdform  (-pyramide),  hexagonale  134. 

— ,  monokUne  181. 

— ,  quadratische  161. 

— ,  rhombische  170. 

— ,  trikline  187. 

Gyroedrische  Hemiedrie  127. 


Haarförmig  210. 

Habitus  der  Eiystalle  212. 

Haidinger^sche  Lupe  336. 

Halbdurchsichtig  330. 

Halbflächigkeit  69. 

Halbmetallischer  Glanz  329. 

Härte  241. 

Härteskala  241. 

Harzglanz  329. 

Hauptachsen  91,  129,  168. 

Hauptbrechungskoeffizienten,  einachsiger 

Krystalle  269,  270. 
—  zweiachsiger  KrysUlle  274,  282. 
Hauptdihexaeder  134. 


Hauptoktaeder,  quadratisches  161. 
— ,  rhombisches  170. 
Hauptreihe,  monokline  181. 
— ,  rhombische  172. 
— ,  trikline  186. 
Hauptrhomboeder  143. 
Hauptschnitte,  optische,  ein-  resp.  zwei- 
achsiger Krystalle  264,  274. 
Hauptschwingungsrichtungen  276. 
Hemidomen,  monokline  180. 
— ,  trikline  186. 
Hemiedrie  69. 
— ,  Gesetz  76. 

—  des  hexagonalen  Systems  137. 

—  des  monoklinen  Systems  184. 

—  des  quadratischen  Systems  165. 

—  des  regulären  Systems  119. 

—  des  rhombischen  Systems  176. 

—  des  triklinen  Systems  187. 
Hemiedrische  Formen,  Ableitung  77. 

,  kongruente  und  enantiomorphe  71. 

,  korrekte  70. 

,  SymmetrieyerUUtmsse  76. 

Hemimorphie  73. 

—  des  hexagonalen  Systems  138, 140,  153. 

—  des  monoklinen  Systems  184. 

—  des  quadratischen  Systems  167. 

—  des  rhombischen  Systems  176. 
Hemimorph-hemiedrische  Klasse  des  hexa- 
gonalen Systems  153. 

des  quadratischen  Systems  167. 

—  -voUflächige  Klasse  des  hexagonalen 
Systems  138. 

Hemiorthodomen  180. 
Hemipinakoidale  Klasse  187. 
Hemiprismen  186. 
Hemipyramiden,  monokline  179. 
Hemitropie  193. 
Heteromorphismus  366. 
Hexaeder  110. 

Hexagonal-bipyramidale  Kbisse  138. 
Hexagonale  Klassen  137,  138. 

—  Prismen  128,  133. 

—  Pyramiden  (Bipyramiden)  131, 138, 140. 

der  3.  Stellung  (Tritopyramiden)  139. 

Hexagonales  Krystallsystem  128. 
Hexagonal-hemimorphe  Klasse  138. 

—  -pyramidale  Klasse  140. 
Hexaidflächen  48. 
Hexakisoktaeder  113. 
Hexakisoktaedrische  Klasse  110. 
Hexaldstetraeder  120. 


Register  zum  allgemeineii  Teil. 


887 


Hezakistetraediische  Klasse  119. 
Hohlraumansfftlliuigen  388. 
Holoedrie  69. 
Hom(Somorphismn8  367. 
Horizontale  Dispersion  316. 
Horizontalprismen,  monokline  180. 
—,  rhombische  169. 
Hnt,  eiserner  391. 
Hydratbildung  402. 
Hydratwasser  361. 

Hydrochem.    Umwandlnngsprozesse  401. 
Hydroxyl  351. 

Hypopiurallele  Verwachsung  der  Erystalle 
189. 


Ideale  Erystallformen  34. 

Idiochromatisch  331. 

Htosaeder  127. 

HEOsitetraeder  112. 

Imprägnationen  383. 

Imprägniert  223. 

Indexfläehe  275. 

Indicatrix  275. 

IndiTiduum,  Erystall-  15. 

Indizes  d.  Krystallflächen  50.  d.  Zonen  54. 

Interferenzfarben  295. 

~,  Bestimmung  301. 

Interferenzfiguren  bei  den  einzelnen  Kry- 

staUsystemen  314. 
Interferenzknrren  einachsiger  Erystalle 

304,  307. 

—  zweiachsiger  Erystalle  311. 
Interpositionen  219. 
Irisieren  340. 

Isochromatische  Ereise  304. 
Isodimorphismus  371. 
Isometrisches  System  109. 
Isomorphe  Elemente  369. 

—  Fortwachsung  372. 

—  Schichtung  373. 

—  Mischung  373. 
Isomorphismus  367. 

—j  indirekter  oder  versteckter  375. 
Isothermen  S^narmonts  342. 
Isotrop  248. 

Isotrope  Eörper,   Verhalten   im   Polari- 
sationsinstrument 293. 

Juxtapositionszwilling  198. 


K. 

Eanten  20. 

— ,  gleiche  und  ungleiche  SO. 

Eantendurchscheinend  330. 

Eantenwinkel  20. 

Eaolinisierung  402. 

Earbonatbildung  403. 

EastenfSrmig  vertiefte  Flächen  216. 

Eaustische  Wirkungen  vulk.  Gesteine  393. 

EeU299. 

Elasse  (Erystalle)  67,  84. 

—  (Mineralien)  412. 
Elastische  Gesteine  387. 
Elinoachse  oder  -diagonale  177. 
Elinodomen  180. 
Elinodiagonale  Nebenreihe  181. 
Elinopinakoid  181. 
Elinorhombisches  System  177. 
Eliuorhomboidisches  System  184. 
Enistersalz  222. 

Eohäsion  233. 
Eokardenerze  391. 
Eombinationen  18,  99. 
Eombinaüonsbildung  100. 

—  nach  Hatty's  Symmetriegesetz  107. 
Eombinationskanten  21. 
Eombinationsstreifung  215. 
Eompensation  301. 

Eongmente  Hemieder  71. 
Eonkretionen  228,  388. 
Eonstanten,  optische  282. 

—  krystallogr.  =  Achsenelemente  48,  93. 
Eonsütutionswasser  351. 
Eontaktbildungen  392. 
Eontaktlagerstätten  381. 
Eontaktmineralien  392. 
Eömerprobe  241. 

Eömig  226. 

ESmige  Flächen  214. 

EreisfSrmige  Zwillingsbildung  205. 

Erumme  Flächen  214. 

Ernsten  388. 

EryptokrystaUinisch  226. 

Erystall,  Begriff  16. 

— ,  einfacher  17. 

Erystalldamast  247. 

Erystallflächen,  Beschaffenheit  17,  213. 

Erystallformen,  einfache  18« 

— ,  ideale  34. 

— ,  mögliche  40. 

— ,  offene  und  geschlossene  20. 

Erystallgruppe  223.     ErystaUstock  225. 


888 


Register  zum  aUgemeinen  Teil. 


ErystallindiTidnnm  15. 
Krystallinische  Schiefer  386. 
KrystaUisiert.  Begriff  13. 
KrystaUklassen  67. 
— ,  Übersicht  84. 
Erystallographische  Achsen  89. 
Krystallotektonik  189. 
Erystallrefraktometer  260. 
Erystallreihe  40. 
Erystallschalen  217. 
Krystallskelette  216. 
Krystallsysteine  80. 
Krystallsystem,  hexagonales  128. 
— ,  monoklines  177. 
— f  quadratisches  169. 
— ,  reguläres  109. 
— ,  rhombisches  168. 
—,  trikUnes  184. 
Erystallwasser  351. 
Kubisches  System  109. 
Kuppen  384. 

Labradorisieren  341. 
Lagerstätten  der  Mineralien  380. 
Lagerung  der  Gesteine  383. 
Längsachse,  monokline  177. 
— f  rhombische  168. 
— ,  trikline  185. 
Läng^fiäche,  monokline  181. 
— ,  rhombische  170. 
— ,  trikline  187. 
Längsprismen,  rhombische  169. 
Lateralstruktur  der  Gänge  390. 
Lemniskaten  311. 
Leucitoeder  112. 
Libelle  220. 
Lichtfiguren  248,  250. 
Lösungsmittel  862. 
Lötrohrverhalten  353. 

M. 

Magnetismus  348. 

Makroachse  oder  -diagonale  185. 

,  rhombische  168. 

,  trikline  185. 

Makrodiagonale  Nebenreihen,  rhombische 
172. 

,  trikline  186. 

Makrodomen,  rhombische  167. 
— ,  trikline  187. 


Makropinakoid,  rhombisches  170. 
— ,  triklines  187. 
Mandeln  389. 
Mandelräume  389. 
Mandelsteine  389. 
Mafi  der  Symmetrie  66. 
Massengesteine  384. 
Massige  Gesteine  383. 
Material  der  Gesteine  385. 
Matt  330. 
Meroedrie  69,  213. 
Metallglanz  328. 
MetaUische  Farben  332. 
Metallischer  Schiller  341. 
Metamorphische  Gesteine  386. 

—  Lagerstätten  381. 
Metasomatische  Lagerstätten  381. 

—  Pseudomorphosen  406. 
Mikrochemische  Analyse  358. 
Mikrokrystallinisch  226. 
Mikrolithen  220. 

Mikroskop  mit  Polarisation  292. 

Milchiger  Lichtschein  341. 

MUde  245. 

Millersche    Flächenausdrücke    (Symbole) 

50. 
Mimesie  207. 
Mimetische  Krystalle  206. 
Mineral,  Definition  1. 
Mineralanalyse  349. 
Mineralbildungsprozesse  395. 
Mineralgänge  390. 
Mineralklasse  41^. 
Mineralogie,  Definition  2. 
Mineralphysik  230. 
— ,  Hauptgesetz  230. 
Mineralspezies  410. 
Mineralsystem  412. 
Mischkrystalle,  isomorphe  376. 
Mittellinie,  optische  279. 
Modifikationen  von  Kanten  und  Ecken  99. 
Mögliche  Krystallformen  40. 
Mohssche  Härteskala  241. 
Molekulare  Umlagerung  366. 
Mondstein  341. 
Monoklines  System  177. 
Monoklin-hemiedrische  Klasse  184. 

—  -hemimorphe  Klasse  184. 

—  -sphenoidische  Klasse  184. 
Monosymmetrisches  System  177. 
Monotrope  Körper  367. 
Moosförmig  210. 


Aegister  zum  aUgemeinen  Teil. 


889 


Nachahmende  Gestalten  209. 
Nanmannsche  Beseichnnng  114,  133,  144, 

161,  172,  181,  186. 
Nebenachsen  91,  129,  168. 
Nebenreihen,  monokline  181,  rhombische 

171,  trikline  186. 
Negative  Erystalle,  einachsige  264. 

,  zweiachsige  279. 

Nicoisches  Prisma  (Nicol)  268. 
NierenfOrmig  227. 
Normale,  optische  279. 
Normalenwinkel  23. 

O. 

Oblonges  Prisma,  rhombisches  176. 

,  monoklines  183. 

Oblongoktaeder,  rhombisches  174. 

Ogdoedrie  73. 

Oktaeder,  oblonges  174. 

— ,  quadratisches  160. 

— ,  reguläres  110. 

— ,  rhombisches  168. 

Oktaidflächen  48. 

Oktanten  93. 

Oolith  227. 

Opak  330. 

Opalisieren  340. 

Optische  Achsen  263. 

,  Dispersion  279. 

zweiachsiger  Erystalle  277. 

—  Anomalien  326. 

,  Einfluß  der  Temperatur  322. 

—  Konstanten  282. 

—  Mittellinie  279. 

—  Normale  279. 

Ordentliche  Strahlen  und  Wellen  266. 
Ordinäre  Strahlen  und  Wellen  266. 
Organische  Mineralbildung  397. 
Orthoacbse  oder  -diagonale  177. 
Orthodiagonale  Nebenreihe  181. 
Orthodomen,  monokline  180. 
Orthopinakoid  180. 

Oscillator.  Abwechslung  yon  Flächen  216. 
Oxydationsprozesse  402. 

P, 

Paragenesis  393. 
Parallelflächige  Hemiedrie  76. 
Parallelflächig -hemiedrische   Klasse    des 
regulären  Systems  124. 


Parallelschiebung     der     Krystallflächen 

33. 
Parallelverwachsung  der  KrystaUe  188. 
Parameter  42. 
Paramorphosen  406. 
Parkettierte  Flächen  216. 
Pechglanz  329. 
Pediale  Klasse  187. 
Pelluzidität  330. 
Penetrationszwillinge  198. 
Pentagonal-hemiedrische  Klasse  124. 
Pentagondodekaeder  126. 
~,  tetraedrisches  128. 
Pentagou'ikositetraedrische  Klasse  127. 
Perimorphosen  406,  408. 
Perlmutterglanz  329. 
Phanerokrystallinisch  226. 
Phosphoreszenz  340. 
Pigmente  332. 
Pinakoidale  Klasse  186. 
Pinakoide  20. 
— ,  hezagonale  133. 
— ,  monokline  180. 
— ,  quadratische  161. 
— ,  rhombische  170. 
— ,  trikline  186. 
Pisolith  227. 

Plagiedrische  Hemiedrie  127. 
Planparallele  Platte  263. 
Pleochroismus  334. 
Pleromorphosen  407. 
Plutonische  Gesteine  386. 
Pneumatolytische  Umwandlung  401. 
—  Zersetzung  404. 
Polarelektrische  Erregung  346. 
Polarisation  263. 
Polarisationsfarben  296,  301. 
Polarisationsinstrumente  284. 
Polarisationswinkel  263. 
Polyedrie  216. 
Polymorphismus  366. 
PolysynÜietiBche  Zwillingsbildung  203. 
Porphyrisch  383. 
Porzellanjaspis  393. 
Positive  KrystaUe,  einachsige  264. 

,  zweiachsige  279. 

Präroeionsflächen  247. 
Primäre  Gesteine  387. 
-—  Pyramide,  hexagonale  134. 

,  monokline  181. 

,  quadratische  161. 

,  rhombische  170. 


890 


Register  snm  allgemeinen  Teil. 


PriBmatLsche     Klasse     des     monoklinen 

Systems  178. 
Prismen  20,  254. 
—,  hexagonale  131. 
—,  monokline  178. 
—f  quadratische  169. 
— ,  rhombische  169. 
— ,  schiefe  179. 
Protoprisma,  hexagonales  133. 
— ,  quadratisches  161. 
Protopyramiden,  hexagonale  132. 
— ,  quadratische  160. 
Pseudomorphosen  404. 
Pyramidale  Hemiedrie  des  hexagonalen 

Systems  138. 
des  quadratischen  Systems  167. 

—  Hemimorphie  des  hexagonalen  Systems 
140. 

des  quadratischen  Systems  167. 

—  Klasse  des  hexagonalen  Systems  140. 

des  quadratischen  Systems  167. 

des  rhombischen  Systems  176. 

Pyramidal-hemiedrische  Klasse  des  hexa- 
gonalen Systems  138. 

des  quadratischen  Systems  167. 

Pyramidal-hemimorphe  Klasse,  des  hexa- 
gonalen Systems  140. 

des  quadratischen  Systems  167. 

Pyramiden,  hexagonale  131,  quadratische 
159,  rhombische  168. 

Pyramidengranatoeder  113. 

Pyramidenoktaeder  112. 

Pyramidentetraeder  121. 

Pyramidenwürfel  111. 

Pyritoeder  126. 

Pyritoedrische  Hemiedrie  124. 

Pyroelektrizitftt  347. 


Quadratisches  System  158. 

Quadratoktaeder  160. 

—  3.  Stellung  (Zwischenstellung)  167. 

Quarzdoppelplatte,  Bertrandsche  291,  306. 

Quarzkeil  299. 

Querachse,  monoklinen  177. 

~,  rhombische  168. 

— ,  trikline  185. 

Querfläche,  monokline  180. 

— ,  rhombische  170. 

— ,  trikline  187. 

Querpinakoid,  monoklines  180. 

— ,  rhombisches  170. 


Querpinakoid,  triklines  187. 
Querprisma,  rhombisches  169. 

R. 

Bationale  Achsenschnitte  46. 

—  Kantenschnitte  35. 
Beduktionsprozesse  403. 
Reflexion  250. 
Beflexionsgoniometer  22. 
Befraktion  251,  konische  278. 
Begehnäßig  baumförmig  211. 
Begul&res  System  109. 
Beihenförmige  Zwillingsbildung  203. 
BepulsiTe  Krystalle  267. 
Bhombendodekaeder  111. 
Bhombisch-bipyramidale  Klasse  168. 

—  -bisphenoidische  Klasse  176. 

—  -hemiedrische  Klasse  176. 

—  -hemimorphe  Klasse  176. 

—  -pyramidale  Klasse  176. 
Bhombisches  Oktaeder  168. 
Bhombische  Prismen  169. 

—  Pyramide  oder  Bipyramide  168. 
Bhombisches  System  168. 
Bhomboeder  142. 

—  der  3.  Stellung  (Zwischenstellung)  158. 
Bhomboedrische  Hemiedrie  141. 

—  Klasse  157. 

—  Tetartoedrie  167. 
Bhomboedrisch-hemimorphe  Klasse  153. 

—  -tetartoedrische  Klasse  157. 
Biefung  der  KrystaUflfichen  216 
Bingelerze  391. 

Bogenstein  227. 

Sand,  vulkanischer  385. 

Sanduhrstruktur  218. 

Sattelförmige  Krümmung  189. 

Scepterquarz  188. 

Schalenbildung  der  Krystalle  218. 

Schalige  Aggregate  216. 

Scheinflächen  188. 

Schichtensystem  384. 

Schichtgesteine  383. 

Schiefe  Prismen  des  monoklinen  Systems 

178. 
Schiefendflächen  180. 
— ,  monokline  180. 
Schiefer,  krystalliniiche  386. 
Schiller,  metallischer  S41. 


Register  zum  allgemeinen  Teil. 


891 


Sehimmemd  330. 

Schlagfignr  241. 

Schlotten  892. 

Sehmelzbarkeit  344. 

Schmelzbarkeitsskala  345. 

Schuppige  Flächen  214. 

Schwingnngsriehtnngen  261. 

— f  Unterscheidung  der  beiden  302. 

— ,  zweiachsiger  Krystalle  275. 

Sechsgliedrige  Klassen  138. 

Sechskantner  131. 

Seidenglanz  329. 

Seifen  387. 

Seifenlager  387. 

Sekretionen  388. 

Signieren  der  Kiystallflächen  18. 

Sinter  227,  388. 

Skalenoeder,  hexagonale  141. 

— ,  quadratische  165. 

Skelette  tou  Krystallen  217. 

Skierometer  243. 

Spaltungsflächen  235. 

Spaltungsstttcke  237. 

Spektrum  255. 

Spezifisches  Gewicht  232. 

Sphenoide,  quadratische  166. 

— ,  rhombische  177. 

Sphenoidische  Klasse  des   quadratischen 

Systems  165. 
Sphenoidisch  -  hemiedrische    Klasse     des 

quadratischen  Systems  165. 
Spinellzwilling  196. 
Spröde  245. 
Stalaktiten  227,  388. 
Stauroskop  290. 
Stenglig  226. 
Stemsapphir  341. 
Stöcke  384. 
Strahl  249. 
Strahlenfläche  249. 
~  einachsiger  E^rystalle  265. 
—  zweiachsiger  Krystalle  276. 
Streifnng  von  Krystallflächen  215. 
Strich  334. 
Ströme  384. 

Struktur  der  Gesteine  382. 
Strukturformen  der  Aggregate  226. 
Subindividuen  188. 
Sublimation  398. 
Sublimieren  345. 
Subtraktionsstellung  301. 
Supplementarlinie  279. 


Symbole  der  Krystallflächen  42,  43. 

,  Hillersehe  51. 

,  Weiss'sche  50. 

Symbole  der  Zonen  53. 
Symmetrie  der  Krystalle  60. 

—  hemiedrischer  Formen  74. 
Symmetrieachsen  63. 
Symmetrieebenen  61. 
Symmetriegesetz  60. 

— ,  Haüysches  75,  105. 
Symmetriegrade  65. 

Symmetrleyerhältnisse  der  Kombinationen 
101. 

—  der  Krystalle  60. 

—  tetartoedrischer  Formen  76. 
Symmetriezentrum  65. 
Systematik  410. 

T. 

Tautozonal  53. 

Teilflächigkeit  69. 

Temperatur,  Einfluß  auf  die  optischen 

Eigenschaften  322. 
Tenazität  245. 
Tesserales  System  109. 
Tetartoedrie  73. 

—  des  hexagonalen  Systems  137. 

—  des  quadratischen  Systems  167. 

—  des  regulären  Systems  128. 
Tetartopyramiden  185. 

Tetraeder,    quadratische    166,    reguläre 

121,  rhombische  177. 
Tetraedrische  Hemiedrie  d.  quadratischen, 

resp.  regulären  Systems  119,  165. 

—  Pentagondodekaeder  128. 
Tetraedrisch  -  pentagondodekaedrische 

Klasse  128. 
Tetragonal-bipyramidale  Klasse  167. 
Tetragonal-skalenoedrische  Klasse  165. 
Tetragonales  ßystem  158. 
Tetrakishexaeder  111. 
Theodolithgoniometer  29. 
Thermische  Eigenschaften  341. 
Thermoelektrizität  346,  347. 
Tiefengesteine  385. 
Totalreflektometer  259. 
Totalreflexion  255,  258. 
Träger  der  Kombination  20. 
Trapezoeder,  hexagonale  153. 
— ,  quadratische  72. 
Trapezoedrische  Tetartoedrie  155 
Trapezoedrisch-tetartoedrische  Klasse  155. 


892 


Register  jEum  aUgemeinen  TeiL 


Traubig  227. 

TreppenfGnnige  Abwechsltmg  y.  Krystall- 

flachen  215. 
Triakisoktaeder  112. 
Triakistetraeder  121. 
Trichioismus  334. 
Trigonale  Klassen  137,  140. 
—  Pyramiden  156. 
Trigonal-trapezoedrische  Klasse  165. 
Trigonoeder  156. 
TrikUne  Hemiedrie  187. 
Triklines  System  184. 
Triklin-hemiedrische  Klasse  187. 
Trimorphismns  365. 
Tritoprismen,  hexagonale  139. 
— ,  quadratische  167. 
Tritopyramiden,  hexagonale  138. 
— ,  quadratische  167. 
Tropfeteine  227,  388. 
Tropfsteinhöhlen  392. 
Trttmmergesteine  386,  Tulkanische  385. 
Tuffe,  Tulkanische  386. 
Turmalinplatte  268.  —  Zange  286. 

U. 

Umhüllungspseudomorphosen  406. 
Umwandlung  der  Mineralien  399. 
Ümwandlungspseudomorphosen  405. 
Undurchsichtig  330. 
Urgebirge  386. 
Ursprüngliche  Oesteine  387. 

V. 

Varietät  411. 

Verbreitung  der  Mineralien  380. 
Verdampfen  345. 
Verdrängung  401. 
Verdrängungspseudomorphosen  406. 
Verhalten    im    Polarisationsinstrument, 
anisotrope  Körper  294. 

,  einachsige  Krystalle  303. 

,  isotrope  KSrper  293. 

,  zweiachsige  Krystalle  309. 

Verstäubung  248. 
Versteinerungen  408. 
Vertiefungen  auf  Krystallflächen  215. 
Vertikalachse,  monokline  177. 
— ,  rhombische  168. 
— ,  trikline  185. 
Vertikalprismen,  monokline  180. 
— ,  rhombische  169. 


Verwachsung,  gesetzmäßige,  d.  Krystalle 

188. 
— ,  ungleichartiger  Krystalle  21L 
Verwachsungsfläche  bei  Zwillingen  191, 

197. 
Verwitterung  248,  398. 
— ,  komplizierte  402. 
Verzerrung  35. 

Vicariierende  Bestandteile  375. 
Vicinale  Flächen  216. 
Vielling  203. 
Vierkantner  159. 
Vierling  203. 

Viergliedriges  System  158.. 
Viertelfiächigkeit  73. 
Viertelpyramiden  185. 
Viertelundulationsglimmerplatte  275. 
VoUflächig-hemimorphe  Klasse  des  hexa« 

gonalen  Systems  138. 
Vollflächigkeit  der  Krystallformen  69. 
Vorkommen  der  Mineralien  380. 
Vulkanische  Gesteine  385. 

—  Trttmmergesteine  385. 

—  Tuffe  386. 

W. 

Wachstumserscheinungen  189. 

Wärmeleitung  341. 

Wärmestrahlung  341. 

Wassergehalt  der  Mineralien  350. 

Wechsellagemng  384. 

Weias*scher    Flächenausdruck   (Symbole) 

51. 
Wellenfläche  249. 

—  einachsiger  Krystalle  265. 

—  zweiachsiger  Krystalle  276. 
Wellennormale  249. 
Wiederholungszwillinge  204. 
Winkelkonstanz  31. 

Wirt  von  Einschlttssen  219. 
Wogendes  Licht  341. 
Wollastonsches  Goniometer  23. 
Würfel  110. 

Z. 

Zähne  210. 

Zerfressene  Krystalle  216 
Zersetztmg  400. 
Zersprengbarkdt  244. 
Zonarstruktur  218. 
Zone,  Begriff  53. 


Begister  zum  allgemeinen  Teil. 


893 


Zonenachse  &3. 

Zonenansdrack  oder  -Symbol  54. 

Zonengesetz  63,  67. 

Zonengleichnng  55. 

Znsammensetzung,  mehrfache  der  Aggre- 
gate 226. 

Znsammensetzungsflfichen  an  Aggregaten 
228. 

Znsammensetznngsstücke  der  Aggregate 
228. 

Znschärfong  100. 

Znspitznng  100. 

Zweiachsige  Erystalle  273. 

Zweiachsige  Krystalle,  Verhalten  im 
Polarisationsinstniment  309. 

Zweigliedriges  System  168. 

Zwei-  n.  eingliedriges  System  177. 


Zwillinge  190. 

—  enantiomorpher  Krystalle  200. 
— ,  opt.  Erscheinungen  324. 
Zwillingsachse  190. 
Zwillingsbildnng,  cyklische  205. 
— ,  fortgesetzte  208. 
— ,  kreisförmige  205. 
— ,  polysynthetische  204. 
— f  reihenfCrmige  204. 
— ,  durch  Druck  240. 
Zwillingsfläche  190. 
Zwillingsgesetz  191. 
Zwillingsgrenze  196. 
Zwillingsnaht  196. 
Zwillingsnicol  291. 
Zwillingsstreifung  205. 
Zwillingsrerwachsung  189. 


Hineralveneiolmis  211m  speziellen 


A. 

AbicUt  818. 

AbranrntMaze  434,  436,  849. 

Abnizit  784. 

Acadiolith  786. 

Achat  549. 

Achirit  692. 

Acbroit  766. 

Achtaragdit  576,  693. 

Adamin  817. 

Adelit  808. 

Adelpholith  798. 

Adinole  626. 

Adlerstein  568. 

Adular  617.  * 

Agalmatolith  705,  724,  743. 

Agirin  663. 

Ägirin-Augit  664. 

Agricolit  693. 

Agnilarit  456. 

Ährenstein  841. 

Aikinit  494,  830. 

Akanthikon  748. 

Akanthit  458. 

Akennanit  645,  646. 

Akmit  663. 

Aktinolith  666. 

Alabondin  462. 

Alabaster  866. 

AlaUth  658. 

Alaskait  489. 

Alaun  864. 

Alaimerde  882. 

Alaunschiefer  475,  864,  865,  868. 

Alaunstein  866. 

Albertit  872. 

Albin  777. 


AlMt  622. 

Alezandrit  629,  530. 
Algerit  644. 
Algodonit  462. 
Alisonit  455,  467. 
Alkalische  Säuerlinge  605. 
Allagit  666. 
Allaktit  817. 
AUanit  748. 
Allemontit  425. 
Allochroit  684. 
Allogonit  =  Herderit  (808). 
Alloklas  481. 
Allomorphit  841. 
AUopalladinm  425. 
Allophan  742. 
Aüophit  720. 
Alinaudit  808,  811,  825. 
Almandin  680. 
Almandinspinell  523. 
Alstonit  601. 
Altait  456. 
Alamian  863. 
Alnminit  863. 
Alnmocalcit  531. 
Alonit  865,  866. 
Alnnogen  864. 
Amalgam  429. 
Amarantit  867. 
Amazonenstein  621. 
Amblygonit  809. 
Amblystegit  653. 
Ambrit  878. 
Ambroid  874. 
Amesit  715,  720. 
Amethyst  644. 
— ,  orientalischer  511. 


MinenJTeneichiiis  zum  Bpenellen  Teil. 


895 


Amianth  672. 

Ammomakalann  866. 

Amphibol  646,  665. 

Amphibol-Anthophyllit  667. 

Amphigen  6.%. 

Amphodelit  628. 

Analdm  786. 

Anapit  (Anapait)  813. 

Anatas  553. 

Ananxit  742. 

Andalndt  766. 

Andesm  633. 

Andorit  489. 

Andradit  684. 

Andrewsit  819. 

Anglarit  815. 

Anglesit  843. 

Anhydrit  837,  845,  853. 

Änigmatit  673. 

Ankerit  592. 

Annabergit  816. 

AnnerGdit  799. 

Aimivit  501. 

Anomit  707,  709. 

Anorthit  627. 

Anorthoklas  622. 

Anthochroit  657. 

Anthophyllit  665. 

ADthoph7lli^Amphibol  665,  667. 

Anthophyllitasbest  665. 

Anthracit  872,  881. 

Antfaraconit  579. 

Antigorit  730. 

Antimon  424. 

Antimonarsen  =  Arsenantimon  425. 

Antimonblende  451. 

Antimonblüte  509. 

Antimonfahlerz  498. 

Antimonglanz  450. 

Antimonit  450. 

Antimonlnzonit  503,  504. 

Aniimonnickel  463. 

Antimonnickelglanz  476. 

Antimonocker  561,  571. 

Antimonoxyd  =  Antimonblttte  509. 

Antimonsilber  459. 

Antimonsilberblende  495. 

Antrimolith  791. 

Apatelit  868. 

Apatit  800. 

Apbanesit  =  Strahlerz  818. 

Aphrit  600,  858. 


T 

1 


Aphrizit  757. 

Aphrodit  732. 

Aphrosiderit  723. 

Aphthalose  835. 

Aphthonit  501. 

Apjohnit  865. 

Aplom  684. 

Apophyllit  775. 

Apyrit  757. 

Aquamarin  674,  675. 

Aräozen  807. 

Aragonit  597. 

AragoÜt  874. 

Arcanit  886. 

Ardennit  696. 

Arendalit  748. 

Arfredsonit  67L 

Argentit  455. 

Argentobismntit  489. 

Argentopyrit  464. 

Argyrodit  484. 

Argyropyrit  464. 

Arit  463. 

Arkansit  552. 

Arksntit  443. 

Amimit  863. 

Arqnerit  430. 

Arsen  424. 

Arsenantimon  425. 

Arsenantimonnickelglanz  476. 

Arsenantimoninlber  459. 

Arsenblende  448,  449. 

Arsenbiate  509,  813. 

Arseneisen  481. 

Arseneisensinter  828. 

Arsenfahlerz  498,  501. 

Arsenglanz,  stengliges  ged.  Arsen  (424). 

Arsenige  Säure  509. 

Arsenikalkies  482. 

Arsenikkies  480. 

Arsenikblüte  509. 

Arsenikkobalt  478. 

Arsenikkobaltkies  488. 

Arseniknickel  463. 

Arseniknickelkies  478. 

Arseniksinter  824. 

ArsenioplSit  817. 

Arseniosiderit  825. 

Arsenit  509. 

Arsenkies  480. 

Arsenknpfer  451. 

Arsennickelglanz  476. 


896 


tfineralyerzeichniB  zum  speziellen  Teil. 


Aiseimickelkies  =  Chloanthit,  z.  T.  478. 

Arsenolith  609. 

Arsenomelan  489,  491. 

Arsenopyiit  480. 

ArsenBÜberblende  497. 

Arseiurolfiirit  415. 

Artinit  605. 

Arzmnit  845. 

Asbeferrit  667. 

Asbest  672. 

Asbolan  573. 

Ascharit  577. 

Äschynit  796. 

Asmanit  551. 

Aspasiolith  677. 

Asperolith  693. 

Asphalt  872. 

Aspidolit  710. 

Astrakanit  859. 

Astrophyllit  712. 

Atacamit  445. 

Atakamit  =  Atacamit  445. 

Atelestit  825. 

AteUt  446. 

Atheiiastit  645. 

Atlasit  605. 

Atlasspat  587. 

Atopit  799. 

Attakolith  823. 

Aaerbachit  558. 

Auerlith  560. 

Augelith  820. 

Augit  646,  651,  660. 

„    ,  basaltischer  660,  662. 

„    ,  gemeiner  661. 

„    ,  grüner  661. 

„    ,  körniger  658. 

„    ,  mnschliger  662. 
Aorichalcit  607. 
Anripigment  449. 
Antomolit  525. 
Antnnit  827. 
Ayalit  704. 
Ayantorin  548. 
Awamit  431. 
Axinit  761. 

Azorit  =  Zirkon  (558). 
Azor-Pyrrhit  796. 
Azurit  606. 


Babingtonit  665. 

Backkohle  880. 

Baddelejit  559. 

Badeschwefel  416. 

Bagrationit  749. 

Baierin  797. 

BaikaUt  658. 

Balas-Rnbin  523. 

Baldisserit  =  Bandisserit  589. 

Baltimorit  729. 

Bamlit  767. 

Bandachit  550. 

Bandjaspis  548. 

Barkevikit  672. 

Bamhardtit  488. 

Barrandit  824. 

Barsowit  628. 

Baiycalcit  579. 

Baiylith  677. 

Barysilit  697. 

Baryt  837. 

Baryterde  840. 

Barytfeldspat  612,  613,  620. 

Barytglimmer  705. 

Barytharmotom  »  Barytkrenzstein  781. 

Barytkrenzstein  781. 

Barytocaldt  601. 

BarytocSlestin  837,  843. 

Barytorthoklas  624. 

BarytophyUit  712. 

Barytplagioklas  =  trikl.    Barytfeldspat 

620. 
Barytsalpeter  596. 
Barytnranglimmer  827. 
Baiynmbiotit  710. 
Baryumnitrat  596. 
Barynmnranit  827. 
Basalteisenstein  567. 
Basaltjaspis  548. 
Basanomelan  515,  519. 
Bastit  653,  727. 
Bastkohle  882. 
Bastnftsit  445. 
Batrachit  687. 
Bandisserit  589. 
Banlit  619. 
Banmhanerit  490. 
Banzit  569. 
Bavalit  721. 
Beaumontit  779. 
Beanxit  569. 


Mineralyerzeichnis  znm  speziellen  Teil. 


897 


Beegerit  503. 
BechiUt  676. 
Beckerit  878. 
Beilgtein  »  Nephrit  667. 
Beint&rkis  821. 
Belonit  494. 
Belonosit  832. 
Bementit  693. 
Berannit  824. 
Beresowit  835. 
Bergamaskit  669. 
Bergbutter  865. 
Bergflachs  672. 
Bergfleisch  672. 
Bergholz  730. 
Bergkork  672. 
Bergkrystall  543. 
Bergleder  672. 
Bergmannit  790. 
Bergmehl  534. 
Bergmilch  588. 
Bergöl  =  Erdöl  870. 
Bergseife  742. 
Bergteer  870. 
Bergzinn  558. 
Berlinit  820. 
Bemerde  878. 
Bernstein  874. 

„       ,  mürber  877. 

„       ,  Preßbr.  875. 

„       ,  nnreifer  877. 
Bemsteinkolophon  875. 
Berthierin  721 
Berthierit  488. 
Bertrandit  695. 
Beryll  674. 
„    ,  edler  675. 
„    ,  gemeiner  675. 
Beryllonit  811. 
Berzelianit  458. 
Berzeliit  811. 
Berzelin  458,  640. 
Bendantit  827. 
Beyrichit  464. 
Bieberit  862. 
Bildstein  724,  748. 
Binarkies  479. 
Bindheimit  819. 
Binnit  491,  501. 
Biotit  706,  707. 
Birmit  876,  877. 
Bischofit  442. 

Bauer,  Mineralogie. 


Bismit  509. 
Bismntin  471. 
Bismntit  607. 
Bismutoferrit  694. 
Bismntosphärit  607. 
Bittersalz  859,  860. 
Bitterspat  588,  589,  593. 
Bitterwasser  505. 
Bitumen  870,  872. 
Bitnminit  872. 
Bixbyit  521. 
Bjelkit  492. 
Blackband  592. 
BlakSit  867. 
Blätteraugit  659. 
Bl&ttererz  483. 
Blätterkohle  872,  882. 
Blfttterserpentin  730. 
Blättertellnr  483. 
Blätterzeolith  771. 
Blanbleierz  455,  806. 
Blane  Erde  874. 

„      »  blne  gronnd  420. 
Blaneisenerde  815. 
Blaneisenerz  815. 
Blanspat  822. 
Blei  433. 

Bleiantimonglanz  489. 
Bleiarsenglanz  489. 
Bleikarbonat  =  Weifibleierz  602. 
Bleichromate  884. 
Bleierde  603. 
Bleiglätte  508. 
Bleiglanz  453. 
Bleignmmi  823. 
Bleihomerz  447. 
Bleilasnr  845. 
Bleiniere  819. 
Bleiocker  508. 
Bleischweif  453. 
Bleisilikate  696. 
Bleispießglanze  488. 
Bleisnlfat  =  Vitriolblei  843. 
Bleivitriol  843 
Bleiwismntglanz  489. 
Blenden  448. 
Blende  459. 
BUabergit  712. 
Blödit  859. 
blne  groond  419. 
Blntotein  519. 
Bobierrit  815. 

57 


808 


llii^ralverzeichQis  zum  apezielleii  Teil. 


Bodenit  749. 
Bogheadkohle  872. 
Bobnerz  668. 
Bologneserspat  841. 
Boltonit  687. 
Bol  741. 
Bolus  741. 
Bombiccit  878. 
Bonßdorfftt  677. 
Boradt  578. 
Borax  575. 
Boraxkalk  576. 
Borickit  825. 
Bomit  487. 
Borocalcit  576. 
Boromagneslt  577. 
Boronatrocalcit  576, 
BorosUikate  752. 
Borsäure  =  Sassolin  570. 
Bort  419. 
Bortkugeln  419. 
Bosjemanit  865. 
Botryogen  869. 
Botryolith  768. 
Boulangerit  492. 
Boumonit  493. 
Bowenit  728. 
BowUngit  732. 
Brackebuschit  807. 
Bragit  798. 
Brandidt  711. 
Brandscbiefer  740. 
Brandtit  814,  817. 
Braunbleierz  805. 
Brauneisenerz  565. 
Brauneisenocker  566. 
Brauneisenstein  565. 
Braunerz  567,  591. 
Braunit  521. 
Braunkohle  881. 
Braunkohlenton  740. 
Braunmanganerz  564. 
Braunmenakerz  794. 
Braunsalz  864. 
Braunspat  593. 
Braunstein  560. 
Brazilit  559. 
Breislakit  690,  696. 
Breithauptit  463. 
Breunnerit  593. 
Brevidt  789. 
Brewsterit  779. 


Brochantit  862. 
Bröggerit  528. 
Bromargyrit  438. 
Bromit  438. 
Bromlit  601. 
Bromsilber  438. 
Bromyrit  438. 
Brongniartin  836. 
Brongniartit  484. 
Bronzit  652. 
Brookit  552. 
Brudt  561. 
BrunsTigit  722. 
Brushit  813. 
Bucaramangit  878. 
Buchholzit  767. 
Bucklandit  748,  749. 
Bunsenin  482. 
Bunsenit  508. 
Buntbleierz  805. 
Buntkupfererz  487. 
Buntkupferkies  487. 
Buratit  607. 
Buschmanit  865. 
Bustamit  664. 
Butyrit  879. 
Byssolith  672. 
Bytownit  634. 

«^ 

Cabrerit  816. 

Cacholong  =  Kacboloog  534,  549. 

Cadmiumblende  463. 

Cadmiumoxyd  508. 

Caeruleolactin  »  Goemleolactin  820. 

Calamin  694. 

Calamit  666. 

Calayerit  483. 

Calcit  579. 

Caldostrontianit  601,  602. 

Caldoferrit  825. 

Caledonit  845. 

CaHche  596. 

Callainit  821. 

Calomel  =  Quecksüberhomeix  439. 

Galstronbaryt  838. 

Campylit  =  Eampylit  806. 

Cancrinit  639,  640. 

Canfieldit  484. 

Cannelkohle  =  Eftnnelkohle  880. 

Cantonit  467. 

Capordanit  788. 


MiiieralTeneickniB  smii  speneUen  TeiL 


899 


Captivos  553,  666. 

Carao^t  Ul, 

Carbonado  «  Karbonat  421. 

Carminit  811. 

Canninspat  811. 

CarnaUit  444. 

Carnat  737. 

Carneol  64^ 

Carneolonyx  660. 

Carnotit  807. 

Carolathin  742. 

Camllit  470. 

Cassinit  620. 

Cassiterit  =  Kassiterit  666. 

Castanit  867. 

Castelnaudit  809. 

CastUHt  488. 

Castor  =  Eastor  668. 

Castorit  663. 

Cavolinit  =  Nephelm  (637)  vom  Yesav. 

Cedarit  877. 

Celsian  620. 

Cedarit  877. 

Cementkupfer  430. 

Cerapatit  801. 

Cerargyrit  =  Kenxgjiit  487. 

Cerin  749. 

Cerinstein  696. 

Cerit  696. 

Cemssit  602. 

Cervantit  661. 

Ceylanit  623. 

Chabasit  784. 

Chalcedon  648,  62a 

„       ,  gestreifter  649. 

„       ,  nogestreifter  649. 
Chalcodt  SS  Kupferglanz  467. 
Chalcodit  721. 
Chalcomenit  608. 
Chalkanthit  862. 
ChalkoUth  826. 
Chalkophanit  627. 
Chalkophyllit  819. 
Chalkopyrit  486. 
Cbalkosiderit  819. 
Chalkosin  467. 
Chalkostibit  490. 
Ghalkotrichit  607. 
Chalmersit  469. 
Chalybit  =  Eiienq^t  691. 
Chalypit  432. 
Chamoisit  721. 


Chamosit  721. 

Chanarcillit  469. 

Chatkinit  732. 

Chelentit  478. 

Cheneyixit  819. 

Ghessylith  606. 

Chesterlith  622. 

Chiastoliih  766. 

CMldrenit  822. 

Chüöit  807. 

Chüenit  462. 

Chilesalpeter  696. 

CbioUth  443. 

Chiyiatit  488. 

Chladnit  662. 

Chloanthit  478. 

Chlorammonium  =  Salmiak  437. 

Chlorapatit  800. 

Chlorargyrit  437. 

Chlorastrolith  686. 

Chlorblei  442. 

Chlorbromsilber  438. 

Chlorcalcinm  =  Chlorocalcit  441. 

Chlorit  713,  718,  719. 

Chloriterde  =  erdiger  Chlorit  720. 

Chloritoid  712. 

Chloritspat  712. 

Chlorocalcit  441. 

Chloromelan  =  Cronstedtit  721. 

Chloromelanit  663. 

Chloropal  634,  736. 

Chlorophäit  734. 

Chlorophan  440. 

Chlorophänerit  710. 

Chlorophyllit  ==  Esmarkit  677. 

Chloropit  722. 

Chlorospinell  623. 

Chlorotü  819. 

Chlorqnecksilber   =    Quecksilberhomerz 

439. 
ChlorsUber  437. 
Chodnewit  443. 
Chondroarsenit  817. 
Choudrodit  691. 

Chonikrit,  zersetzter,  nnr.  Feldspat,  Elba. 
Chrismatin  873. 
Christianit  627,  783. 
Christophit  469. 
Chrombleierz  834. 
Chromchlorit  718. 
Chromdiopsid  662. 
Chromeisenstein  624. 

67* 


900 


Mineralyerzeichiiis  zum  speziellen  Teil. 


Chromglimmer  704. 

Chromgranat  685. 

Chromit  524. 

Chromocyclit  776. 

Chrommolybdänbleierz  832. 

Chromocker  742. 

Chromphosphorknpferbleispat  835. 

Chrompicotit  524. 

Chromspinell  524. 

Chrysoberyll  529. 

Chrysokolla  693. 

Chrysolith  687. 

Chrysophan  712. 

Chrysopras  547. 

Chrysopraserde,  grüne  733. 

Chrysotil  729. 

Chorchit  826. 

Cimoüt  742. 

Cinnabarit  464. 

CirrhoHt  828. 

Citrin  544. 

Clarit  505. 

aandetit  509. 

Clansthalit  455. 

Cleavelandit  622. 

Cleiophan  461. 

Clevgit  528. 

Cliftonit  423. 

Clingmanit  711. 

Clintonit  711,  712. 

Cobaltit  =  Eobaltglanz  475. 

Coccinit  439. 

Cohenit  432. 

Colemanit  575. 

Cölestin  837,  842. 

Cömleit  819. 

Cönileolactin  820. 

Coloradoit  464. 

Colnmbit  797. 

Comptonit  791. 

Conchit  600. 

Condnrrit  452. 

Connellit  863. 

Cookgit  706,  760. 

CoolgarUt  483. 

Copalin  878. 

Copiapit  867. 

Coqoimbit  867. 

Coracit  529. 

Cordierit  675. 

Cordylith  445. 

Comwallit  818. 


Conindellit  711. 

Cornndophilit  =  Konindophilit  720. 

Cosalit  491. 

Cossait  705. 

Cossyrit  673. 

Cotmmit  442. 

Conseranit  645. 

CoQzeranit  =  Conseranit  645. 

Covellin  467. 

Crednerit  572. 

Crichtonit  519,  520. 

Cristobalit  551. 

Crocoit  ==  Krokoit  834. 

Cronstedtit  721. 

Crookesit  456. 

Crossit  671. 

CryptoUth  =  Kryptolith  810. 

Cryptomorphit=Pric6it  (576)  von  Nevada. 

Cnban  470,  488. 

Cnboit  787. 

Cnmmingtonit  667. 

Cnpröin  =  Kupferglanz  457. 

Cnprit  506. 

Cnprodescloizit  807. 

Onprojodargyrit  439. 

Cupromagnesit  860,  862. 

Cnproplnmbit  455. 

Cnproscheelit  832. 

Cnprotnngstit  832. 

Cyanit  764. 

Cyanochroit  869. 

Cyanotrichit  863. 

Cyclopit  628. 

Cymatolith,  zum  Mnscovit,  703. 

Cymophan  529,  530. 

Cyprin  750,  751. 

D. 

Dachschiefer  740. 

Dahllit  805. 

Damoorit  705. 

Danait  481. 

Danalith  693. 

Danbnrit  628. 

Dannemorit  667. 

Daphnit  721. 

Darapskit  596. 

Darwinit  451. 

Datolith  762. 

Danberit  =  UranblUte  869. 

DanbrSeUth  470,  48a 

Danbrgit  447. 


MineralyerzeicliniB  zum  spesiellexi  Teil. 


901 


Davyn  639. 

Dawsonit  607. 

Dechenit  807. 

Degerol't  735. 

Delessit  722. 

Delphinit  747. 

Delyanxen  826. 

Delyauxit  824. 

Demantoid  684. 

Demantspat  512. 

Demidowit  698. 

Derbylith  812. 

Dennatin  733. 

Dernbachit  =  Bendantit  827. 

Desdoizit  807,  817. 

Desmin  780. 

Destinezit  828. 

DeviUin  863. 

Deyonit  822. 

Dewalqnit  696. 

Deweylit  733. 

Diabantachroimyn  722. 

Diabantit  722. 

Diadelpbit  817. 

Diadochit  828. 

Diaklasit  663. 

DiaUag  669. 

Dialogit  693. 

Diamant  417.- 

Diamant,  MarmoroBcher  und  Schanmbnrger 

543. 
Diamantbort  419,  421. 
Diamantoid  =  Demantoid  684. 
Dianit  797. 
Diaphorit  492. 
Diaspor  564. 
Dichroit  675. 
Dickinsonit  816. 
Dietrichit  865. 
Dietzeit  835. 
Digenit  467. 
Dibydrit  818. 
DiUnit  564,  741. 
Dimorpbin  450. 
Dinit  878. 
Diopsid  656. 
Dioptas  692. 
Dipbanit  711. 
Diploit  628. 
Dipyr  645. 
Diskrasit  459. 
Distben  764. 


Diflterrit  711.    » 

Doleropbanit  844. 

Dolomit  589. 

Domeykit  452. 

Domingit  491. 

Doppelspat  583,  586. 

Dopplerit  882. 

Douglasit  444. 

Drayit  760. 

Dreelit  838. 

Dndgeonit  816. 

Dnfrenit  824. 

Dnfrenoysit  491. 

Dnmreidierit  866. 

Dnmortierit  764. 

Dnnit  688. 

Dnrangit  809. 

Dnrdenit  835. 

Dutenkalk  688. 

Dysanalyt  796. 

Dyslnit  525. 

Dysodü  872. 

Dyssyntribit,  Gieseckit  von  Lewis  Co,  N.  Y. 

Eckebergit  645. 

Edelitb  686. 

Edeltnnnalin  755. 

Edenit  669. 

Edingtonit  788. 

Edisonit  567. 

Edwardsit  810. 

Egeran  751. 

Eggonit  znm  Scbwerspat  840. 

Eblit  818. 

Ebrenbergit  742. 

Eicbwaldit  575. 

Eis  506. 

Eisen  431. 

Eisenalann  866. 

Eisenantimonglanz  488. 

Eisenapatit  808. 

Eisenblttte  228,  598. 

Eisenboradt  676. 

Eisenohlorid  =  Molysit  442. 

Eisencblorit  722. 

Eisenerde,  grüne  694. 

Eisenerz,  oolitbiscbes  618,  568. 

Eisenfrischscblacke  690. 

Eisenglanz  613,  516. 

Eisenglimmer  616,  707,  709. 

Eieenglimmerschiefer  616. 


902 


MineraiTerzeichiiiB  zum  speäeUen  Teil. 


n 


I» 


Eisengymnit  723. 

EiBenkies  471. 

Eiseiüdesel  646,  548. 

Eisenknebelit  690. 

EiBenmulm  =  Magneteisennmlm  527. 

Eiaenkobaltkies  477. 

Eiseimickelkies  462. 

Eisennieren  568. 

Eisenocker,  brauner  566. 

,  gelber  569. 

,  roter  517. 
Eisenopal  534. 
Eisenoxyd  513. 
Eisenpecherz  567,  806,  828. 
Eisenplatin  425. 
Eisenrahm  516. 
Eisenrose  515,  519. 
Eisensäuerling  505. 
Eisensand,  magnetischer  =  Titaneisen- 

sand  520,  528. 
Eisenschefferit  659. 
Eisensinter  828. 
Eisenspat  591,  604. 
Eisensteinmark  741. 
Eisentongranat  680. 
Eisenvitriol  860,  861. 
Eisenwasser  505. 
Eisenzinkspat  594. 
Eisspat  619. 
Ekebergit  645. 
Ekdemit  447. 
Ekmanit  713. 
Elftolith  637. 
Elaterit  873. 
Mektmm  426. 
Eleonorit  825. 
Elpasolith  443. 
Elpidit  795. 
Embolit  438. 
Embrithit  494. 

Emerald-Nickel  =  Nickalsmaragd  607. 
Emerylith  711. 
Emmonit  601,  602. 
Emplektit  490. 
Enargit  503.  > 
Enceladit  796. 
Endlichit  806. 
Enhydros  221,  549. 
Enstatit  651. 
Eosit  833. 
Eosphorit  823. 
Epiboolangerit  504. 


Epichlorit  722. 
Epididymit  635. 
Epidosit  747. 
Epidot  743,  745. 
Epidotfels  747. 
Epigenit  504. 
EpistUbit  779. 
Epistolit  800. 
Epsomit  860. 
Erbsenstein  227,  600. 
Erde,  lemnische  741. 
Erdkobalt  573,  816. 
Erdmannit  763. 
Erdöl  870. 
Erdpech  872. 

n      ,  elastisches  873. 
Erdwachs  873. 
Eremit  810. 
Erinit  818. 
Ersbyit  645. 
Erythrin  816. 
Erythrosiderit  444. 
Erythrozinkit  463. 
Esmarkit  677. 
Estrichgips  853. 
Ettringit  865. 
Enchroit  818. 
Endialyt  795. 
Endidymit  635. 
Eadnophit  787. 
Eugenglauz  503. 
Enkairit  456. 
Enklas  763. 
Enkolit  795. 
Eukolit-Titanit  795. 
Enkrasit  560. 
Eokryptit  639. 
Eolysit  690. 
Eolytin  694. 
Enosmit  878. 
Enphyllit  705. 
Enpyrchroit  803. 
Enralit  722. 
Eosynchit  807. 
Enxenit  796. 
Eyansit  820. 
Evigtokit  443. 
Exanthalit  848. 

F. 

Fahlerz  498. 

Fahles  RotgUlden  490. 


Mineralverflieichiiis  zum  speziellen  Teil. 


903 


Fahlunit  677. 

Fairfieldit  814,  817. 

Falkenange  547,  671. 

Falkenhaynit  498. 

Famatinit  503,  504. 

Farölith  =  Faröelith  791. 

Faserbaryt  =  fasrii^r  Schwerspat  841. 

Fasergyps  856. 

Faserkalk  587. 

Faserkiesel  767. 

Faserkohle  880. 

Faserquarz  547. 

Fasersalz  435. 

Faserserpentin  727. 

Faserzeolith  789,  791. 

Fassait  660,  661. 

Fanjasit  787. 

Fanserit  859,  861. 

Fayalit  690. 

Federalaun  865. 

Federerz  450,  491. 

Feldspat  610ff. 

„       ,  gestreifter  624,  632. 

„      ,  gemeiner  617. 

„       ,  glasiger  619. 

„       ,  künstlichst  019. 

„       ,  labradorisiörendet  616,  617. 

„       ,  monokliner  618. 

„       ,  trikliner  620. 
Feldstein  618. 
Felsöbanyit  864. 
Ferberit  829,  830. 
Fergusonit  798,  831. 
Ferrogoslarit  859,  861. 
Ferronatrit  869. 
FerroteUurit  835. 
Ferrotitanit  683. 
Festnngsachat  550. 
Fettbol  741. 
Fettkohle  880. 
Fettqnarz  546. 
Fenerblende  495,  498. 
Feneropal  533. 
Feuerstein  550. 
Fibroferrit  868. 
FibroUth  767. 
Fichteüth  873. 
Fieldit  501. 
Fillowit  816. 
Fiorit  533. 
Fischerit  820. 
Fl^es  d'amour  563. 


Flinkit  817. 

Flint  550. 

Florencit  823. 

FlueUit  442. 

Fluocerit  441. 

Fluorapatit  800. 

Fluorit  439. 

FluOerde  441. 

Flußspat  439. 

Flußwasser  505. 

Forcherit  532. 

Foresit  781. 

Forsterit  687. 

Fouqu^it  745. 

Fowlerit  664. 

Franckeit  484. 

Francoüt  803. 

Frankenberger  Kom&hren  458. 

Franklandit  576. 

Franklinit  525. 

Fraueneis  856. 

FreyaHth  560. 

Freibergit  501. 

Freieslebenit  492. 

Frenzelit  451. 

Friedeüt  713. 

Frieseit  469. 

Fritzscheit  827. 

Frugardit  749. 

I^ichsit  704. 

Fuggerit  645,  646. 

Funkit  658. 

G. 

Gadolinit  763. 
Gänseköthigerz  828. 
Gagat  880. 
Gahnit  525. 
Galaktit  790. 
Galapektit  741. 
Galenit  453. 
Galenobismntit  489. 
Galmei  594. 
Gangquarz  545. 
Ganomalit  696. 
Ganomatit  828. 
Ganophyllit  710. 
Gamierit  733. 
Gastaldit  671. 
Gay-Lussit  593. 
Gearksutit  443. 
Gebirgsfeuchtigkeit  505. 


904 


Mineralyerzeichnis  zam  speziellen  Teil. 


Gedanit  877. 
Gedrit  665. 
Gehienit  646,  646. 
Geierit  480. 
GeikieUth  520. 
Gekrösestein  847. 
Gelbbleien  829,  832. 
Gelbeisenerz  869. 
Gelbeisenstein  569. 
Gelberde  741. 
Gelberz  483. 
(Mbmenakerz  794. 
Geutbit  733. 
Geokronit  502. 
Gerbardtit  596. 
Gersbyit  823. 
Gersdorffit  476. 
Gerstenkörner  604. 
Geyerit= Geierit  480. 
Geyserit  534. 
Gibbsit  569,  822. 
Gieseckit  639. 
Giftkies  480. 
Gigantolitb  677. 
Gübertit  704. 
Gillingit  735. 
Giltstein  724. 
Giobertit  588. 
Gips  849. 
Gismondin  784. 
Glagerit  741. 
Glänze  448. 
Glanzbraunstein  521. 
Glanzeisenerz  515. 
Glanzeisenstein  567. 
Glanzkobalt  475. 
Glanzkoble  879. 
Glanzspat  767. 
Glasbachit  844. 
Glaserit  835. 
Glaserz  455. 
Glaskopf,  branner  566. 

„       y  grttner  824. 

„       ,  roter  517. 

„       ,  schwarzer  571. 
Glaskopfqnarz  548. 
Glasopal  532. 
Glanberit  836. 
Glaubersalz  848. 
Glaukocbroit  687. 
Glaukodot  481. 
Glaukolitb  644. 


Glaukonit  710. 
Glaukophan  671. 
Glaukopyrit  482. 
Glessit  877. 
Gletschersalz  861. 
Glimmer  697. 
Glinkit  689,  724. 
Glockerit  868. 
Gmelinit  786. 
Goethit  475,  562. 
Gold  426. 
Goldamal^am  430. 
GK)ldquarz  546. 
Goldtopas  544. 
Gordait  869. 
Goshenit  675. 
Goslarit  861. 
Goyazit  823. 
Graftonit  811. 
Grahamit  872. 
Gramenit  735. 
Grammatit  666. 
Granat  677. 

„     ,  böhmischer  681. 

„     ,  edler  680. 

„     ,  gemeiner  680,  684. 

„     ,  orientalischer  680. 
,  schwarzer  681. 
,  sirischer  680. 
Grängesit  722. 
Graphit  421. 
Graphitit  422. 
Graphitoid  422. 
Graubraunstein  560,  563. 
GrauglUtigerz  501. 
GrauUt  864. 
Graumanganerz  560. 
Graupen  556. 
Grauspießglanz  450. 
Greenockit  463. 
Greenoyit  792. 
Grobkohle  880. 
Grochauit  720. 
Gh>ddeckit  786. 
Gr4roiUth  572. 
GrosBular  679. 
Grothit  793. 
Grttnauit  469. 
Grfinbleierz  805. 
Grundeis  505. 
Grüneisenerde  694. 
Grüneisenerz  824. 


n 


n 


Mineralverzeichnis  znm  speziellen  Teil. 


905 


Grüneisenstein  824. 
Qrflnerde  710,  722. 
Grüner  Glaskopf  824. 
Grünerit  667. 
Grünlingit  461. 
Grünsand  710. 
Goadalcazarit  464. 
Gnanigaatit  451. 
Gnanit  813. 

Gnanomineralien  813,  848. 
GnanoTulit  848. 
Gnarinit  628. 
Gaejarit  490. 
Gnitermanit  494. 
Güldisehes  SUber  429. 
Gümbelit  743. 
Gnmmierz  :=  Gonunit  529. 
Gummit  529. 
Gnrhofian  591. 
Gurolith  777. 
Gymnit  733. 
Gyps  =  Gips  849. 
Gyrolith  777. 


Haarkies  464. 

Haarsalz  435,  860,  864,  865. 
Hackmanit  641. 
Hämafibrit  817. 
H&matit  513. 
Hämatoconit  579. 
Hämatolith  817. 
Hämatostibiit  812. 
Hagemannit  443. 
Haidingerit  814. 
Halbhydrat  852. 
Halblasnrblei  845. 
Halbopal  533. 
Halbvitriolblei  844. 
Halit  433. 

HaDoysit  741. 
Halotrichit  864.  865. 
Hamartit  445. 
Hambergit  575. 
Hamlinit  823. 
Hancockit  744,  748. 
Hanksit  836. 
Hannayit  813. 
Hardystonit  695. 
Harmotom  779,  781. 
Harringtonit  791. 


Harrisit  458. 
Hartit  873. 
Hartkobalterz  483. 
Hartmanganerz  521,  571. 
Hartsalz  437,  849. 
Haselgebirge  436. 
Hatchettin  873. 
Hatchettolith  796. 
Hancbecomit  469. 
Hanerit  471. 
Haosmannit  521. 
Hautefenillit  815. 
Haüyn  640. 
Haydenit  786. 
Hayesin  576. 
Haytorit  547,  763. 
Hebronit  809. 
Hedenbergit  658. 
Hedypban  806. 
Heintzit  577. 
Heliophyllit  447. 
Heliotrop  549. 
Helminth  719. 
HelTin  693. 
Hemimorpliit  694. 
Henwoodit  819. 
Hepatit  838. 
Hepatopyrit  480. 
Hercynit  524. 
Herderit  808. 
Hermannit  664. 
Herrengmndit  863. 
Herrerit  594. 
Herschelit  786. 
Hessit  456. 
Hessonit  679. 
Hetairit  522. 

Hetepozit  =  Heterodt  811. 
Heterogenit  573. 
HeterokUn  =  Brannit  521. 
Heteromorphit  491. 
Heterosit  811. 
Henbachit  573. 
Henlandit  777. 
Hiddenit  663. 
Hjelmit  799. 
Hieratit  444. 
Hillängsit  667. 
Himbeerspat  597. 
Hintzeit  577. 
HjortdahUt  665. 
Hisingerit  735. 


906 


Mineralverzeichnis  zum  speziellen  Teil. 


Hitchkockit  823. 

Höfnerit  735. 

Hömesit  815. 

HövelUt  437. 

Hohlspat  766. 

Hohmannit  867. 

Holmit  712. 

Holmesit  712. 

Holzopal  534. 

Holz,  bituminöses  882. 

Holzstein  =  verkieseltes  Holz  547. 

Holzzinn  557. 

Homichlin  488. 

Homilit  763. 

Honigstein  870. 

HopSit  817. 

Horbachit  468. 

Homblei  447. 

Hornblende  646,  665,  668. 

n        ,  basaltische  669. 

„        ,  gemeine  668. 

„        ,  grüne  668. 
Homerz  =  Silberhomerz  437. 
Hornsilber  433,  437. 
Homstein  547. 
Horsfordit  452. 
Hortonolith  689. 
Honghit  571. 
Howlith  763. 
Huantajayit  438. 
Hübnerit  829,  830. 
HnUit  723. 
Hmnboldtilith  646. 
Humboldtin  870. 
Hnmit  690,  691. 
Hureaulit  816. 
Hnssaklt  809. 
Hversalt  865. 
Hyacinth  558. 

„        von  Ck>mp06tella  546,  856. 
Hyalit  532. 
Hyalophan  620. 
Hyalosiderit  687,  689. 
Hyalotekit  696,  763. 
HydrargiUit  569. 
Hydraulischer  Gips  853.  . 
Hydroapatit  801. 
Hydroboracit  577. 
Hydrocastorit  663. 
Hydrocerit  607. 
Hydrocerossit  607. 
Hydrocyan  844. 


Hydrodolomit  605. 

Hydroflnocerit  441. 

Hydrofranklinet  525. 

Hydrogiobertit  605. 

Hydrogoethit  562. 

Hydrohämatit  562. 

Hydroilmenit  520. 

Hydromagnesit  605. 

Hydromagnocalcit  =  Hydrodolomit  6(fö. 

Hydronephelit  639,  790. 

Hydronephelitsprenstein  790. 

Hydrophan  533. 

Hydrophit  730. 

Hydropit  665. 

Hydrorhodonit  665. 

Hydrotalkit  571. 

Hydrotephroit  690. 

Hydrotitanit  792. 

Hydrozinkit  607. 

Hypargyrit  490. 

Hypargyronspat  490. 

Hyperstiien  653. 

Hypochlorit  694. 

Hypostilbit  781. 

Hypoxanthit  568. 

Hystatit  520. 


I.    1. 

Jade  667. 
Jadgit  663,  752. 
Jämbäraland  527. 
Jakobsit  525. 
Jalpait  456. 
Jamesonit  491. 
Jarosit  865,  866. 
.Tarrowit  604. 
Jaspis  548. 
Jaspopal  534. 
Janlingit  878. 
Ichthyophthalm  775,  776. 
Idokras  749. 
Idrialin  465,  873. 
Jeffersonit  659. 
Jenkinsit  730. 
Jeremejewit  575. 
Jet  880. 

Igelströmit  571,  690. 
Iglesiasit  603. 
Igloit  597. 
Ignatiewit  866. 
Ihlöit  867. 


Mineralverzeichnis  zum  speziellen  Teil. 


907 


Ilesit  862. 
Ilmenit  519,  520. 
Ilmenorntü  556. 
Ilyait  695. 
Indianit  628. 
Indicolith  =  Indigolith. 
Indigolith  756,  759. 
Inesit  69a. 
Infnsorienerde  534. 
Jodargyrit  439. 
Jodembolit  437,  438. 
Jodit  439. 
Jodobromit  438. 
Jodqnecksilber  439. 
Jodsilber  439. 
Jodyrit  439. 
Johannit  869. 
Johnstonit  453. 
Johnstrapit  795. 
JoHth  676. 
Jordanit  502. 
Joseit  451. 
Josephiuit  431. 
Jossait  835. 
Iridium  425. 
Iridosmin  425. 
Iserin  520,  528. 
Isoklas  813. 
Itabirit  516. 
Ittnerit  640. 
Judenpech  872. 
Julianit  501. 
Ixiolith  798. 
Ixionolith  798. 
Ixolyt  873. 


Eacholong  534. 
Kämmererit  718. 
Kamarezit  863. 
Kampferharz  878. 
Eäimelkohle  880. 
Kaersutit  668. 
Eainit  444,  445. 
Eainosit  695. 
Eakochlor  572. 
Eakoxen  824. 
Ealgoorlit  483. 
Ealialann  864. 
Ealiblödit  859. 
Ealiborit  577. 


Ealifeldspat  610  (=:  Orthoklas  613  und 

=  Mikroklin  620). 
Ealiglimmer  708. 
Ealinatronsimonyit  859. 
Ealinit  864. 
Ealiophüit  639. 
Ealiorthoklas  612. 
Ealiplagioklas  612. 
Ealisalpeter  596. 
Ealifiulfat  =  Glaserit  835. 
Ealkbaryt  838. 
Ealkchromgranat  685. 
Ealkeisengranat  683. 
Ealkeisenstein  567. 
Ealkfeldspat  610. 
Ealkglimmer  711. 
Ealkharmotom  783. 
Ealkkreuzstein  =  Ealkharmotom  783. 
Ealkmalachit  605. 
Ealkmesotyp  790. 
Ealknatronfeldspat  629. 
Ealkoolith  588- 
Ealkpisolith  588. 
Ealksalpeter  596. 
Ealksinter  587. 
Ealkspat  579. 
Ealkstein  586. 
Ealktongranat  679. 
Ealktnff  586. 

Ealkuranglimmer  826,  827. 
Ealkuranit  827. 
Ealkvolborthit  807. 
Eallait  820. 
Eallüith  477. 
Eallochrom  834. 
Ealomel  439. 
Ealuszit  858. 
Eamazit  432. 
Eammkies  479. 
Eampylit  806. 
Eaneelstein  679. 
Eanonenspat  581. 
Eaolin  734,  737. 
Eaollnit  735. 
Eapdiamanten  420. 
Eapnicit  822. 
Eapnit  594. 
Eappenqnarz  544. 
Eaprubin  682. 
Earbonat  421. 
Earinthin  669. 
Karminspat  811. 


908 


Mineralverzeichnis  zum  speziellen  Teil. 


Karnat  =  Camat  737. 

Karneol  =  Cameol  549. 

Karneolonyx  =  Cameolonyx  550. 

KarphoUth  686. 

Karphosiderit  868. 

Karphostübit  791. 

Karstenit  845. 

Karyinit  811. 

Karyopilit  665,  713. 

Kascholong  549. 

Kassiterit  556. 

Rastor  =  Castor  663. 

Kataphorit  672. 

Katapieit  795. 

Katzenauge  530,  547. 

Katzensapphir  511. 

Kansimkies  480. 

Kehoeit  823. 

Kehrsalpeter  597. 

Keilhaoit  795. 

Kelyphit  682. 

Kenngotüt  490. 

Kentrolith  696. 

Keramohalit  864. 

Kerargyrit  433,  437. 

Kerasin  447. 

Kerat  437. 

Kermesit  451. 

KeroUth  724. 

Kerstenit  844. 

Kibdelophan  519,  520. 

Kiese  448. 

Kieseleisenstein  562. 

Kieselgalmei  595,  694. 

Kieselgnhr  534. 

Kieselknpfer  693. 

Kieselmagnesit  589. 

Kieselmalachit  693. 

Kieselmangan  594. 

Kiesels&nremineralien  531. 

Kieselschiefer  548. 

Kieselsinter  534. 

Kieseltoff  534. 

Kieselwismuth  694. 

Kieselzinkerz  694. 

Kieserit  848. 

Kilbrickenit  502. 

Kimitotantalit  798. 

Kir  873. 

Kischtim-Parisit  445. 

Kischtimit  445. 

Kjemlfin  808. 


Klapperstein  568. 
Klaprothit  491. 
Klebschiefer  534,  872. 
Klementit  722. 
Klinochlor  718. 
Klinohnmit  691. 
Klinoklas  818. 
Klinophäit  869. 
Klinozoisit  745. 
Klipsteinit  665. 
Knebelit  690. 
Knistersalz  222,  434. 
Knopit  792. 
Knottenerz  454. 
Kobaltarsenkies  481. 
Kobaltbeschlag  814,  816. 
Kobaltblttte  814,  816. 
Kobaltglanz  475. 
Kobaltkies  470. 
Kobaltin  475. 
Kobaltmanganerz  572. 
Kobaltnickelkies  470. 
Kobaltomenit  608. 
Kobaltspat  595. 
Kobaltvitriol  860,  862. 
Kobellit  492. 
Kochellt  798. 

Kochsalz  =  Steinsalz  433. 
Koenenit  445. 
Kohlenblende  881. 
Kohleneisenstein  592. 
Kohlengalmei  594. 
KOlbingit  673. 
Könleinit  873. 
Köttigit  816. 
Kokkolith  658,  661. 
Kokseharowit  669. 
Kollophan  813. 
KoDyrit  741. 

Kölnische  Umbra  741,  882. 
Kolophonit  684,  751. 
Komarit  733. 
Konarit  733. 
Kongsbergit  430. 
Konichaldt  818. 
Koninckit  825. 
Konit  591. 
Koppit  799. 
Korallenerz  466. 
Korallensinter  600. 
Kornähren,  Frankenberger  458. 
Komerapin  773. 


■■■«> 


Mineralyerzeiclmis  zum  speziellen  Teil. 


909 


Korund  510. 
Eorundophilit  720. 
Eorynit  476. 
Kotschubeyit  719. 
Krabblit  619. 
Erantzit  877. 
Eraurit  824. 
Ereide  588. 

„     I  schwarze  740. 
Ereittonit  525. 
Eremersit  444. 
Erennerit  482. 
Ereuzstein  781,  783. 
Erisuyig:it  862. 
Eröhnkit  863, 
Erokoit  834. 

Erokydoüth  547,  671,  672. 
Erug:it  858. 
EryoUth  442. 
Eryophyllit  706. 
Eryphiolith  808. 
Eryptohalit  444. 
Eiyptolith  810. 
Eryptomorphit  576. 
Kryptotil  773. 
Ktypgit  600. 
Eühnit  =  Berzeliit  811. 
Euge^aspis  548. 
Eupfer  430. 

Eupferantimonglanz  490. 
Eupferblau  693. 
Enpferblende  501. 
Eupferbleiglanz  455. 
Eupferblüte  507. 
Eupferfahlerz  500. 
Eupferglanz  457. 
Eupferglas  457. 
Eupferglimmer  819. 
Eupfergrün  693. 
Eupferindig  467. 
Eupferkies  485. 
Eupferlasur  606. 
Eupfermanganerz  572. 
Eupfernickel  463. 
Eupferpecherz  507,  567. 
Eupfersammterz  863. 
Eupferschaum  818. 
Eupferschw&rze  608. 
Eupferailberglanz  458. 
Enpfersmaragd  692. 
Eupferuranglimmer  826. 
Eupferuranit  826. 


Eupferyitriol  860,  862. 
Eupferwismntglanz  490,  494. 
Eupfferit  667. 
Enpbolith  686. 
Eylindrit  484. 
Eyrosit  480. 

Labradorit  633. 

Labrador  =  Labradorit  633. 

Labradorfeldspat  633. 

Lagenquarz  546. 

Lagonit  576. 

Lanarkit  844. 

Lancasterit  605. 

Langbeinit  837. 

Langit  862. 

Lansfordit  605. 

Lanthanit  607. 

Lapis  Lazuli  641. 

Larderellit  576. 

Lasionit  822. 

Lasurapatit  803. 

Lasurit  641. 

Lasurstein  641. 

Latent  570. 

Latrobit  628. 

Laubanit  788. 

Laumontit  787. 

Laurionit  446. 

Laurit  479. 

Lautarit  835. 

L&yenit  655. 

Lavezstein  722. 

Lawrencit  441. 

Lawsonit  686. 

Laxmannit  835. 

Lazulith  822. 

LeadbiUit  845. 

Leberblende  461. 

Leberkies  480. 

Lecontit  848. 

Ledererit  786. 

Lehm  740. 

Lehuntit  790. 

Leidyit  723. 

Lemnische  Erde  741. 

Lenzin  741. 

Leonhardit  788. 

Leonit  859. 

Leopoldit  437,  444. 

Lepidokrokit  563. 


910 


MiiieralYerzeicbnis  zum  speziellen  Teil. 


Lepidolith  705. 

Lepidomelaii  707,  709. 

Lepidoph&it  572. 

Lepolith  628. 

Leptochlorite  720. 

Lerbachit  455. 

Letten  740. 

Lettsomit  863. 

Lenchtenbergit  719. 

Lencit  635« 

Lenkargyrit  502. 

Leokangit  660. 

Lenkochalcit  819. 

Lenkocyclit  776. 

Lenkogranat  679. 

Lenkopban  675. 

Lenkopbönicit  691. 

Lenkopyrit  482. 

Lenkosapphir  511. 

Lenkotü  729. 

Lenkoxen  520,  528,  794. 

Leyerrierit  736. 

Levyn  786. 

Lewisit  812. 

Lherzolith  688. 

Libeihenit  817. 

Liebenerit  639. 

Liebigit  607. 

Lievrit  696. 

Lignit  882. 

Lillianit  494. 

Limonit  565. 

Limurit  762. 

Linarit  845. 

Lindackerit  828. 

Lindsayit  628. 

LinnSit  470. 

Liuseit  628. 

Linsenerz  819. 

Lintonit  791. 

Liparit  439. 

Lirokonit  819. 

Liskeardit  820. 

Litbionglimmer  705. 

Lithionit  705. 

Lithiophüit  811. 

Litbiopborit  572. 

Lithograpbiscber  Kalk  (Scbiefer)  586. 

Liveingit  491. 

Livingstonit  488. 

Loganit  718. 

Löllingit  482. 


Löß  740. 
Löwgit  859. 
Löwigit  866. 
Lomonit  787. 
Lonchidit  480. 
Lopboit  719. 
Lorandit  490. 
Lossenit  828. 
Loxoklas  618. 
Lnchssapphir  676. 
Lnckit  860,  862. 
Lndlamit  816. 
Ludwigit  575. 
Lumacbello  586. 
Lfinebnrgit  577. 
Lnnnit  818. 
Lnssatit  552. 
Lntecit  551. 
Lnxullian  758. 
Lnzonit  503,  504. 
Lydit  648. 


Hagerkohle  880. 
Magerton  740. 
Magnesiaalaan  865. 
Magnesiaglimmer  706. 
Magnesiasalpeter  596. 
Magnesiatongranat  680. 
Magnesit  589. 
Magnesitspat  588. 
Magnesioferrit  528. 
Magnet,  natürlicher  596. 
Magneteisen  525. 
Magneteisen,  schlackiges  528. 
Magneteisenmnlm  527. 
Magneteisensand  627. 
Magnetit  525. 
Magnetkies  467. 
Magnetopyrit  467. 
Magnochromit  524. 
Magnoferrit  528. 
Magnolit  835. 
Malachit  605. 
Malakon  559. 
MalakoUth  657. 
Maldonit  459. 
MaUardit  862. 
Malthazit  742. 
Manganalann  865. 
Manganapatit  800. 
Manganberzelüt  811. 


MineralTerzeichius  znm  spesiellen  Teil. 


911 


Manganblende  462. 
Manganbmcit  561. 
MaDgandolomit  Ö93. 
Manganepidot  744,  748. 
Manganglanz  462. 
Mangangranat  682. 
Mangauhnmit  691. 
Manganidokras  749. 
Manganit  564. 
Mangankies  471. 
Mangankiesel  664. 
Manganknpfererz  =  Crednerit  ö72. 
Manganocalcit  593. 
Manganomagnetat  525. 
Manganophyll  710. 
Manganosphäiit  593. 
Manganostibiit  812. 
Manganosit  508. 
Manganotantalit  798. 
Manganpektoliih  655. 
Manganschanm  572. 
Manganschw&rze  572. 
Manganspat  593. 
Manganspinell  525. 
Mangantongranat  682. 
ManganTitriol  861,  862. 
Marcelin  521. 
Margarit  711. 
Margarodit  705,  711. 
Markasit  479. 
Marialith  642,  645. 
Marienglas  856. 
Marmatit  459. 
Marmolith  731. 
Marmor  585,  586. 
Marshit  439. 
Martinit  813. 
Martinsit  849. 
Martit  518,  527. 
Mascagnin  836. 
Masonit  712. 
Massicot  508. 
Matüdit  489. 
MaÜockit  446. 
Maozelüt  812. 
Maxit  845. 
MazapUit  825. 
Medschidit  859. 
Meerschalnminit  737. 
Meerschaum  731. 
Meerwasser  505. 
Megab&sit  829. 


Megabromit  438. 
Mehlschwefel  416. 
Meionit  642,  644. 
Melaconit  508. 
Melanchym  878. 
Melanglanz  502. 
MelangHmmer  721. 
Melanit  683. 
Melanochroit  834. 
Melanolith  723. 
Melanophlogit  551. 
Melanotekit  696. 
Melanterit  861. 
Melilith  645,  646. 
MeUnit  741. 
Melinophan  675. 
MeUit  870. 
Meionit  483. 
Melopsit  733. 
Menaccanit  520. 
Mendipit  446. 
Mendozit  864. 
Meneghinit  502. 
Mengit  797. 
Menilit  534. 
Mennige  522. 
Mercnrblende  464. 
Mergel  586,  740. 
Meroxen  706. 

Medtin  =  Mesitinspat  593. 
Mesitinspat  593. 
Mesole  791. 
Mesolith  791. 
Mesotyp  789. 
Messelit  813. 
Messingblüte  607. 
Metabmshit  813. 
Metachlorit  722. 
Metacinnabarit  464. 
Metahenlandit  778. 
Metalonchidit  480. 
Metayoltin  868. 
Metaxit  730. 
Meteoreisen  431. 
Meteoriten  431. 
Miargyrit  490. 
MicareU  704. 
Michaelsonit  763. 
Michel-Leyyt  841. 
Middletonit  879. 
Miersit  438. 
Miesit  805. 


912 


Mineralyerzeicbnis  zum  speziellen  Teil. 


Hikrobromit  438. 

Mikroklin  620. 

MikToklinperthit  621. 

MikroUth  799. 

Mikropegmatit  619. 

Mikroperthit  618. 

Mikrosommit  639. 

Mikrotin  632. 

Hilarit  635. 

Milchopal  533. 

Müchqaarz  546. 

Hillerit  464. 

Müoschin  742. 

Mimetesit  806. 

Mineryit  822. 

Minette  568. 

Mirabüit  848. 

Mischfahlerz  498. 

Misenit  836. 

Mißpickel  480. 

Misy  867. 

MitcheUit  524. 

Mizit  819,  825. 

Mizzonit  645. 

Mohawkit  452. 

Mohrenkopf  755. 

Mokkastein  549. 

Molybd&nbleierz  832. 

Molybdänbleispat  882. 

Molybdänglanz  471. 

Molybdänit  471. 

Molybdänocker  561. 

Molybdit  561. 

Molybdomenit  608. 

Molysit  442. 

Monazit  810. 

Mondmilch  =  Montmilch  588. 

Mondstein  617. 

Monetit  813. 

Monheimit  594. 

Monimolit  811. 

Monit  813. 

Monradit  727. 

Monrolith  767. 

Montanit  835. 

Montebrasit  809. 

Monticellit  687. 

Montmilch  588. 

Montmorillonit  742. 

Moorkohle  881. 

Moosachat  549. 

Morasterz  568. 


Mordenit  779. 
Morenosit  861. 
Morinit  809. 
Morien  544. 
Moroxit  802. 
Morrenit  782. 
Mosandrit  795. 
Mossit  798. 
Mottramit  807. 
Mttllerit  483. 
Müsenit  470. 
MnlHcit  815. 
Mnrchisonit  618. 
Mnriadt  845. 
Mnromontit  749. 
Mnscovit  703. 
Mnssit  658. 
Myelin  737. 
Mysorin  605. 


N. 


Nadeleisenerz  563. 

Nadelerz  494. 

Nadelspat  597. 

Nadelzinn  557. 

Nadorit  447. 

Nagelkalk  588. 

Nagyagit  483. 

Nakrit  736. 

Namaqnalith  571. 

Nantokit  439. 

Naphta  870. 

Nasonit  696. 

Nastnran  528. 

Natroalnnit  866. 

Natroborocalcit  576. 

Natrocalcit  604. 

Natrojarosit  865,  866. 

NatroUth  789. 

Natrolithspreustein  790. 

Natron,  kohlensaures,  604. 

Natronalaun  864. 

Natronberzeliit  811. 

Natronchabasit  786. 

Natronfeldspat  610  (=  Albit  622). 

NatrongUmmer  705. 

Natronkalkfeldspat  =  Kalknatronfeldspat 

610,  629. 
Natronmesotyp  789. 
Natronmikroklin  622. 
Natronorthoklas  620. 
Natronplagioklas  612.  622. 


MineralyerEeichiiis  zum  spexielleii  Teil. 


dl3 


Katronsalpeter  ö95. 
Natronspodnmen  632. 
Natrophüit  811. 
Nanmaniiit  4ö6. 
Neftfirü873. 
NemaUtb  561. 
Nemapbyllit  730. 
Neolith  732. 
Neotyp  579. 
Nephelin  637. 
Nephrit  667. 
Neptonit  795. 
Nesqnehonit  605. 
Nenkirchit  564. 
Newberyit  813. 
Newjanflkit  425. 
Newporthit  712. 
Niccolit  463,  478. 
Nickelantimoiiglaius  476, 
Nickelantimoiüdes  476. 
Nickelarsenglaius  476. 
Nickelarsenkies  476. 
Nickelblüte  816. 
Nickeleisen  431. 
Nickelglanz  476. 
Nickelgrfln  =  Nickelblttte  816. 
Nickelgymnit  733. 
Nickelin  463. 
Nickelkies  464. 
Nickelkobaltkies  470. 
Nickelocker  816. 
Nickeloxydnl  =  Bnnsenit  508. 
Nickelsmaragd  607. 
Nickelvitriol  859,  861. 
Nickelwismutglanz  469. 
Nierenkies  486. 
Nigrescit  7a4. 
Nigrin  520,  554,  556. 
Nilkiesel  548. 
Niobit  797. 
NipboHth  443. 
Nitratin  595. 

Nitrobaryt  =  Barytsalpeter  596. 
Nitrocalcit  «  Kalksalpeter  596. 
Nitroglaaberit  596. 

Nitromagnesit  =  Hagnesiasalpeter  596. 
Nocerin  445. 
Nohlit  799. 
Nontronit  735. 
Nordenskimdin  575. 
Nordmarkit  772. 
Normaldolomit  589. 
BftBer,  Mineralogie. 


Northnpit  445. 
Nosean  640. 
Nonmeait  733. 
Nomeait  733. 
Nnssierit  805. 
NnttaUtb  644. 


€K 


Ochran  741. 
OchroUth  447. 
Odontolith  821. 
Oellacherit  705. 
Offretit  786. 
Oisanit  747. 
Okenit  777. 
Oktaedrit  553. 
Oktibbehit  431. 
Olafit  632. 
Oldhamit  462. 
Oligoklas  632. 
Oligoklas-Albit  680,  632. 
Oligonspat  592. 
Olivenerz  498. 
OHvenit  817. 
OÜTin  687. 
Omphazit  662. 
Onkoit  720. 
Onkosin  705. 
Onofrit  464. 
Onyx  550. 
OoHth  227,  588. 
Oosit  676. 
Opal  531. 

„   ,  edler  533. 

„   ,  gemeiner  533. 
Opaljaspis  534. 
(^almntter  533. 
Opalsinter  534. 
Ophicalcit  728. 
Ophit  728. 
Orangit  560. 
Oraviczit  741. 
Oropion  742. 
Orthit  744,  748. 
Orthochlorite  714. 
Orthoklas  611,  613,  617. 
Oryzit  779. 
Osmelith  655. 
Osmiridinm  425. 
Osmiom-Iridiiim  425. 
Osteokolla  58a 
Osteolith  804. 


58 


914 


HineralverEeichiiiB  lom  speäelieu  TeiL 


Ostranit  559. 
Ottrelith  712. 
Owenit  722. 
Oxalit  870. 
Oxhaverit  777. 
Ozokeiit  873. 

W. 

Pachnolith  443. 

Pagodit  724,  742. 

Pajsbergit  664. 

Palladiam  425. 

Palladinmgold  426. 

Pallaseisen  431. 

Pandermit  576. 

Papierkohle  534,  872. 

Papierspat  581. 

Paposit  868. 

Paradoxit  679. 

Paraffin,  natttrL  873. 

Parag^onit  705. 

Paralaurionit  446. 

Paralogit  645. 

Paralnminit  864. 

Parankerit  592. 

Paranthin  644. 

Parasit  575. 

ParastUbit  779. 

Pargasit  669. 

Parisit  445. 

Partschin  685. 

Passanit  645. 

Paterait  833. 

Patrinit  494. 

Pattersonit  720. 

Panlit  654. 

Pearceit  603. 

Pechblende  528. 

Pechgranat  684. 

Pechkohle  881. 

Peganit  820. 

Pegmatit  618. 

Pegmatolith  617,  618. 

Pektolith  655. 

Pelagit  561. 

Pelikanit  742. 

Peliom  676. 

Pelokonit  572. 

Pencatit  579. 

Penfieldit  446. 

Pennin  713. 

Pennit  =  Hydiodolomit  605. 


Pentlandit  462. 

Percylit  446. 

Peridot  687. 

Periklas  508. 

PerikUn  623,  624. 

PeriBterit  626. 

Perlglimmer  711. 

Perlsinter  533. 

Perlspat  593. 

Perowskit  792. 

Perthit  618. 

Petalit  663. 

Petroleum  870. 

Petzit  456. 

Pfeifenton  739. 

PhaceHt  639. 

Phftstin  653,  724. 

Phakolith  785. 

Pharmakolith  813. 

Pharmakosiderit  824. 

Phenakit  692. 

Phengit  703. 

Phillipsit  780,  783. 

Phlogopit  707,  709. 

Phönicit  834. 

Phönikochroit  834. 

Pholerit  737. 

PhoUdolith  710. 

Phosgenit  447. 

Phosphocerit  =  Kryptolith  810. 

Phosphorochaldt  818. 

Phosphorchromit  885. 

Phosphoreisensinter  828. 

Phosphorit  804. 

Phosphorknpfererz  818. 

Phosphomickeleisen  432. 

Phosphosiderit  825. 

Phosphnranylit  827. 

Photicit  665. 

PhyUit  712. 

Phyllochlorit  720. 

Physalith  770. 

Pianzit  878. 

Picit  825. 

Picoüt  524. 

Pickeringit  865. 

Piemontit  744,  748. 

Plkranalcim  787. 

Pikroalnmogen  865. 

Pikroanalcim  »  Pikranalcim  787. 

Pikroepidot  748. 

Pikroilmenit  519. 


Mineralyerseiohnis  cum  speziellen  Teil. 


915 


Pikrohth  730. 
Pikromerit  445,  868. 
I^kropharmakolhh  814. 
PikrophyU  668,  727. 
Pikrosmin  782. 
Pikrotephroit  690. 
Pikrotitanit  519. 
PUarit  693. 
Pilinit  751. 
Piüt  667,  689. 
Püsenit  451. 
PimeUt  733. 
Pinakiolith  575. 
Pingos  d'agoa  771. 
Pinguit  735. 
Pinit  676,  761. 
Pinnoit  576. 
Pinolit  589. 
Piotin  732. 
Pirssonit  604. 
Pisanit  860,  862. 
Pisolith  227,  588. 
PisBophan  868. 
Pistazit  745. 
Pistomesit  593. 
Pitkärandit  673. 
Pittizit  828. 
Pittinerz  529. 
Plagiocitrit  869. 
Plagioklas  611,  620,  622. 
Plagionit  491. 
Planerit  822. 
Planoferrit  868. 
Plasma  549. 
Platin  425. 
Platinmagnet  426. 
Platiniridinm  425. 
Plattnerlt  560. 
Plenargyrit  490. 
Pleonast  523. 
Pleonektit  806. 
Plessit  432. 
Pünian  481. 
Plintiiit  741. 
Plombiferit  777. 
Plnmbocalcit  579. 
Plnmbognmmit  823. 
Plnmbojarosit  866. 
Plnmbostib  494. 
Plnmosit  491. 
Pinsinglanz  484. 
Polianit  560. 


Polierschiefer  534. 

Pollncit  =  PoUnx  637. 

PoUnx  637. 

Polyadelphit  684, 

Polyargit  628. 

Polyargyiit  603. 

Polyarsenit  806. 

Polybasit  503. 

Polychrom  =  Pyromorphit  805. 

Polydymit  469. 

PoIyhaUt  858. 

Polykras  796. 

Polylithionit  706. 

Polymignyt  796. 

Polysphärit  805. 

Polytelit  501,  502. 

Polyxen  425. 

Poonahlit  =  Pnnalitii  791. 

Porpezit  426. 

Porphyrqnarz  545. 

Porrizin  662. 

Porzellanerde  737. 

Porzellaigaspis  548,  740. 

Porzellanspat  645. 

Porzellanton  739. 

PoweUit  829,  832. 

Prasem  547. 

Praseolith  677. 

Prasin  818. 

Prasopal  533. 

Predazzit  579. 

Pregrattit  705. 

Prehnit  685. 

Prehnitoid  645. 

Preßbemstein  874. 

Pribramit  563. 

Priceit  576. 

Prismatin  773. 

Probierstein  548. 

Prochlorit  719. 

Prolektit  691. 

Prosopit  443. 

Protobastit  653. 

Protochlorite  721. 

Pronstit  497. 

Psendobrookit  792. 

Psendocotonnit  442. 

Psendo-Gaylüssit  =  Gerstenkörner    oder 

ThinoHt  588,  604. 
Psendolibethenit  818. 
Psendomalachit  818. 
PsendophUlipsit  784. 

58* 


916 


MineralTerzeichnis  sum  speziellen  TeiL 


Psendophit  718. 
Psendotriplit  811. 
Psilomelan  571. 
Pdttacinit  807. 
Ptilolith  779. 
Pttcherit  807. 
Puflerit  781. 
Punalith  791. 
Pnnamastem  667. 
PnschMnit  747. 
Pyknit  770. 
Pyknotrop  718. 
PyraUoUth  724. 
PyrargilUt  677. 
Pyrargyrit  495. 
Pyienäit  683. 
Pyrgom  660,  661. 
Pyrit  471. 
Pyroaurit  571. 
Pyrochlor  796. 
Pyrochroit  660. 
I^klasit  813. 
Pyrolusit  560. 
Pyromelin  859,  861. 
Pyromorphit  800,  805. 
Pyrop  681. 
Pyrophanit  521. 
Pyrophyllit  742. 
I^ophysalith  770. 
Pyropissit  873. 
Pyroretin  878. 
Pyrorthit  749. 
Pyrosklerit  659,  719. 
Pyrosmalith  713. 
Pyrostibnit  451. 
Pyrostilpnit  498. 
I^xen  646,  651. 
Pyrrhit  796,  799. 
Pyrrhoarsenit  811. 
Pyrrhosiderit  563. 
Pyrrhotin  467. 

Quarz  535. 

„    ,  edler  543. 

„    ,  dichter  547. 

„    ,  gemeiner  544. 

„    ,  zerhackter  547. 
QnarzfeiB  542. 
Quarzit  542,  546. 
Quarzkatzenange  547. 
Qaarzpisolith  547. 


Quecksilber  429. 
Qnecksüberbranderz  466. 
Quecksilberfahlerz  499,  501. 
Quecksilberhomerz  439. 
Qnecksilberlebererz  466. 
Quell  wasser  505. 
Querspiesglanz  491. 
Quenstedtit  867. 
Quetenit  869. 
Quirinusei  871. 

B. 

Rabenglimmer  706. 
RadioUth  789. 
B&delerz  494. 
Rafaelit  446. 
Raimondit  868. 
Ralstonit  443. 
Ramirit  807. 
Rammelsbergit  478. 
Randanit  534. 
Randit  607. 
Ranit  790. 
Raseneisenstein  568. 
Raspit  829,  830. 
Rathit  491. 
Ratofkit  441. 
Rauchquarz  546. 
Rauchtopas  544. 
Rauschgelb  449. 
Rauschrot  448. 

Rautenspat  =  Dolomit  (589)  oder  Braun- 
spat  (593). 
Razumoffskin  742. 
Realgar  448. 
Reddingit  816. 
Redruthit  457. 
Regenbogenachat  550. 
Reichardtit  849,  861. 
Reif  505. 
Reinit  829,  830. 
Reiüblei  421. 
Reissit  779. 
Renssellaerit  724. 
Retinalith  728. 
Retinasphalt  878. 
Retinit  878. 
Rezbanyit  489. 
Reussin  848. 
Rhabdionit  572. 
Rhabdit  432. 
Rhabdophan  826. 


Mineralverzeichnis  zum  speziellen  Teil. 


917 


Bhätizit  765. 

Bhagit  825. 

Rheinkiesel  543. 

Bhodinm^old  426. 

Bhodizit  575,  576. 

Rhodochrom  718. 

Rhodochrosit  593. 

RhodoUth  682. 

Rhodonit  664. 

RhodophyUit  718. 

Rhodotilit  693. 

Rhombischer  Schnitt  der  Plagioklase  625. 

Rhyakolith  619. 

Richellit  824. 

Richmondit  822. 

Richterit  667. 

Riebeckit  671. 

Rionit  498,  501. 

Rinkit  795. 

RipidoUth  718,  719. 

Riponit  645. 

Rittingerit  498. 

Rivotit  819. 

R^blingit  697. 

Rochlederit  878. 

Rodalith  742. 

Roemerit  868. 

Rogenstein  588. 

Rogersit  799. 

Rohwand  593. 

RomanzoYit  680. 

Romeit  831,  834. 

Röpperit  691. 

ROschgewächs  503. 

Roscoelith  705. 

Roselith  814. 

Rosellan  628. 

Rosenboschit  655. 

Rosenqnarz  546. 

Rosit  628. 

Rösslerit  814. 

Rosterit,  eine  Art  Beryll  (674)  yon  Elba. 

Rosthomit  878. 

Rotbleierz  834. 

Roteisenerz  =  Roteisenstein  517. 

Roteisenocker  517. 

Roteisenrahm  516. 

Roteisenstein  513,  517. 

Rötel  518. 

Rotgttlden,  fahles  490. 

Rotgültigerz,  dnnkles  495. 

Rotgültigerz,  lichtes  497. 


Rothoffit  684. 
Rotknpfererz  506. 
Rotnickelkies  463. 
RotspieOglanzerz  451. 
Röttisit  733. 
Rotzinkerz  508. 
Rnbellan  709, 
RnbeUit  756,  759. 
Rnbicell  523. 
Rnbin  511. 

„    ,  brasilianischer  771. 

„    ,  orientalischer  511. 

„    ,  sibirischer  759. 
Rubinglimmer  563. 
Rubinspinell  523. 
Rnbrit  869. 
Rainenmarmor  586. 
Rnmänit  877. 
Rampfit  723. 
Raßkohle  880. 
Rutil  554. 


Säuerling  505. 

Safflorit  478. 

Sagenit  555. 

SaUt  657. 

Salmiak  437. 

Salmit  712. 

Salpeter  578,  595,  596. 

Salyadorit  862. 

Salzkupfererz  445. 

Salzton  436. 

Samarskit  799. 

Sammetblende  563. 

Samoit  742. 

Sandbergerit  501. 

Sandkohle  880. 

Sandrosen  840. 

Sandstein,  krystallisierter  579,  584,  838 

Sanidin  619,  620. 

Saponit  732. 

Sappare  766. 

Sapphir  511. 

„     ,  brasilianischer  759. 

„     ,  orientalischer  511. 
Sapphirin  773. 
Sapphirquarz  546. 
Sardinian  844. 
Sarder  549. 
Sardonyx  550. 


918 


Hineralverzeichnis  zum  speziellen  Teil. 


Sarkinit  808. 

Sarkolith  645. 

Sarkopsid  808. 

Sartorit  489. 

Sassolin  570. 

Sanalpit  744. 

SaussTurit  634,  745. 

Saynit  469. 

Scacchit  441. 

Scepterqaarz  188,  544. 

Schalenblende  459,  461,  462. 

Schapbachit  492. 

Scharfmanganerz  521. 

Schanmkalk  =  Schanmspat  600,  858. 

Schanmspat  600,  858. 

Scheelbleierz  829,  832. 

Scheelit  829,  831. 

Scheelspat  831. 

Scheererit  873. 

Schefferit  659. 

Scherbenkobalt  424. 

Schieferkohle  880. 

Schieferai  872. 

Schieferspat  586. 

Schieferton  740. 

Schilfglaserz  492. 

Schillerspat  653,  727. 

Schirmerit  491. 

Schlangenalabaster  847. 

Schmirgel  =  Smirgel  511. 

Schnee  505. 

Schdnit  858. 

Schörl  752,  760. 

Schorlomit  683. 

Schranfit  878. 

Schreibersit  432. 

Schreibkreide  588. 

Schrifterz  482. 

Schriftgranit  618. 

Schrifttellur  482. 

Schröckingerit  607. 

Schrötterit  741. 

Schuchardtit  733. 

Schungit  423. 

SchlUzit  842. 

Schwartzembergit  446. 

Schwarzbleierz  603. 

Schwarzerz  500. 

Schwarzgültigerz  502. 

Schwarzkohle  =  Steinkohle  879. 

Schwarzknpfererz  506. 

Schwarzspießglanzerz  493. 


Schwatzit  501. 

Schwefel  415. 

Schwefelkies  471. 

Schweizerit  728. 

Schwerbleierz  560. 

Schwerspat  837. 

Schwerspaterde  840. 

Schwerstein  831. 

Schwimmkiesel  534. 

Schwimmqnarz  b  Schwimmkiesel. 

Schwimmstein  «=  Schwimmkiesel. 

Scolexerose  645. 

Scovillit  826. 

Seebachit  786. 

Seeerz  568. 

Seewasser  505. 

Seifenstein  732. 

Seifenzinn  557. 

Seladonit  710. 

Selenblei  455. 

Selenbleiknpfer,  zum  Selenkupferblei  455. 

Selenbleispat  844. 

Selenbleiwismutspat  489. 

Selenit  849. 

Selenkobaltblei  455. 

Selenkupfer  458. 

Selenkupferblei  455. 

Selenquecksilber  464. 

Selenquecksilberblei  455. 

Selenschwefel  415. 

Selenschwefelquecksilber  464. 

Selensilber  456.    ' 

Selensilberblei  455. 

Selenwismutglanz  451. 

Seligmannit  494. 

SeUait  442. 

Selwynit  742. 

Semelin  794. 

Semseyit  492. 

Senait  521. 

S^narmontit  509. 

Sepiolith  =  Meerschaum  731. 

Serbian  742. 

Serendibit  763. 

Sericit  705. 

Serpentin  725. 

Serpentinasbest  729. 

Serpierit  863. 

Sesqui-Magnesiaalaun  865. 

Sexangulit  =  Blaubleierz  455,  806. 

Seybertit  712. 

Shepardit  652. 


Mineralveneichnis  zum  speziellen  Teil. 


919 


Siberit  759. 

Siderit  546,  591. 

Sideroconit  579. 

Sideroplesit  593. 

Sideroflchiflolith  721. 

Siderotü  862. 

Siegbnrgit  878. 

Siegelerde  741. 

Siegenit  470. 

Süber  429. 

SUber,  güldisches  429. 

Silberamalgam  »  Amalgam  429. 

Silberautimonglanz  490. 

Silberblende  495. 

Silberfahlerz  501. 

Silberglanz  455. 

Silberhomerz  437. 

Silberkies  469. 

SUberknpferglanz  458. 

Silbersandstein  438. 

Silberschwärze  456. 

Silberwismntglanz  489. 

Sillbergit  667. 

Siüciophite  727. 

SiUimanit  767. 

Simetit  876,  877. 

Simlait  737. 

Simonyit  859. 

Sinopit  741. 

Sinterkohle  880. 

SipyUt  798. 

Sismondin  712. 

SkapoUth  641,  645. 

Skleretinit  879. 

Skleroklas  489,  491. 

Skogbölit  798. 

Skaiar  724. 

Skolexerose  645. 

Skolezit  790. 

Skolopsit  640. 

Skorodit  823. 

Skorza  748. 

Skntterndit  483. 

Smaltin  477. 

Smaragd  674,  675. 

„       ,  brasilianischer  759. 

„       ,  orientalischer  511. 
Smaragdit  669. 

Smaragdochalcit  »  Atakamit  445. 
Smektit  742. 
Smiktit  849. 
Smirgel  511. 


Smirgel,  Ronsberger  524.   . 

Smithsonit  594. 

Snammit  665. 

Soda  604. 

SodaUth  639,  640. 

Soimonit,  konmdhaltiger  Barsowit  628. 

Solfatarit  864. 

Sombrerit  804. 

Sommeryillit  646. 

Sonnenstein  633. 

Sonomait  865. 

Soolen  436,  505. 

Spadait  734. 

Spangolith  863. 

Spaniolith  501. 

Spargelstein  802. 

Spartait  579. 

Spartalit  508. 

Spateisenstein  591. 

Sp&tiger  Gips  856. 

Spatiopyrit  478. 

Speckstein  724. 

Speerkies  479. 

^eiskobalt  477. 

Sperrylith  478. 

Spessartin  682. 

Sphalerit  459. 

Sphärit  820. 

Sphärokobaltit  595. 

Sphärosiderit  591. 

„         ,  toniger  568,  592. 
Sphärostilbit  781. 
Sphen  792. 
Sphenoklas  677. 
Sphragid  741. 
Spianterit  462. 
Spießglanzbleierz  493. 
SpieOglanzsilber  459. 
Spinell  522. 

„     ,  blaner  523. 

„     ,  edler  523. 

„     ,  schwarzer  523. 
SpineUin  7dL 
Spinellan  640. 
Si)odiosit  809. 
Spodnmen  663. 
Sprenstein  790. 
SprGdglaserz  502. 
SprOdglimmer  710. 
Sprudelstein  600. 
Staffelit  804. 
Stahlerz  465,  466. 


920 


Mineralverzeichnis  znm  speziellen  Teil. 


Stalagmit  587. 

Stalaktit  587. 

Stangenkohle  880. 

Stangenspat  841. 

Stannin  »=  Zinnkies  484. 

Stannit  484,  656. 

Stantienit  878. 

Staßfnrtit  575. 

Stanrolith  772. 

Steatit  724. 

Steinheilit  676. 

Steinkohle  879. 

Steinmannit  453. 

Steinmark  736. 

Steinöl  870. 

Steinsalz  433. 

Stellit  655. 

Stelznerit  863. 

Stengelkobalt  477. 

Stephanit  502. 

Stercorit  813. 

Sternbergit  469. 

Sternqnarz  546. 

Stemsapphir  511. 

Stibiconit  570. 

Stibioltizonit  504. 

Stibiotantalit  799. 

Stiblith  571. 

Stibnit  =  Antimonglanz  450. 

Stilbit  777,  780. 

Stilpnomelan  721. 

Stilpnosiderit  567. 

Stiukfluß  439. 

Stinkkalk  579,  586. 

Stinkqnarz  546. 

Stinkstein,  stark  bitnminOser  Kalk  579, 

586. 
Stirlingit  690. 
Stokesit  795. 
Stolpenit  742. 
Stolzit  832. 
Strahlenblende  462. 
Strahlerz  818. 
Strahlkies  479. 
Strahlstein  666. 
Strahlzeolith  780. 
Stranitasbest  841. 
Strengit  824. 
Striegisan  821. 
Strigovit  723. 
Strogonowit  644. 
Stromeyerit  458. 


Stromnit  602. 
Stromzinn  558. 
Strontianit  601. 
Strontianocaldt  579. 
Stmvit  812. 
Stnckgips  853. 
Studerit  501. 
Statzit  452,  456. 
Stavenit  865. 
Stylotyp  495,  498. 
Styptidt  868. 
Saccinit  874. 
Snlfoborit  575. 
Solfohalit  445. 
Snlvanit  495: 
Sompferz  668. 
Snndtit  489. 
Snrtnrbrand  882. 
Snsannit  845. 
Sosseiit  677. 
Svabit  805. 
Svanbergit  827. 
Syehnodymit  469. 
Sylvanit  482. 
Sylvin  437. 
Sylvinit  437. 
Symplesit  815. 
Synadelphit  817. 
Synchysit  445. 
Syngenit  858. 
Sysserskit  425. 
Szaboit  653.  792. 
Szajbelyit  677. 

T. 

Tabergit  717. 

Tachydrit  =  Tachyhydrit  444. 

Tachyhydrit  444. 

T&nit  432. 

Tafelspat  655. 

TagiHt  818. 

Talk  723. 

Talkapatit  800. 

Talkeisenerz  525. 

Talkhydrat  =  Bracit  561. 

Talkoid  725. 

Talkosit  736,  743. 

Talkspat  588. 

Talkst^inmark  787. 

Talktriplit  808. 

Tallingit  446. 

Taltalit  758. 


HineralyenEeichnis  zum  spezielleu  Teil. 


921 


Tamanit  813. 

Tamarngit  864. 

Tammelatantalit  798. 

Tangiwai  728. 

Tankit  628. 

Tantalit  798. 

Tapalpit  498. 

Tapiolit  798. 

Tarapacait  836,  836. 

Tarnowiteit  697,  699. 

Tasmanit  879. 

Tanriscit  869,  861. 

Tavistockit  823. 

Tekoretin  873. 

Tekticit  864. 

TeUur  426. 

Tellorblättererz  =  BIftttererz  483. 

Tellnrblei  466. 

TeUurit  661. 

Tellnrnickel  ans  Kalifornien  —  Melonit483. 

Tellnrocker  561. 

Tellnrqnecksilber  464. 

Tellnrschwefel  416. 

Tellnrsilber  466. 

Tellnrsilberg^old  466. 

Tellnrwismnt  424,  461. 

TelinTwisrnntflilber  498. 

Tengerit  607. 

Tennantit  498,  601. 

Tenorit  608. 

Tephroit  690. 
Teratolith  741. 
Ternärbleierz  846. 
Terra  dl  Siena  668. 
Terra  sigillata  741. 
TeaseUth  777. 
Tesseralkie«  483. 
Tetartin  622. 
Tetradymit  424,  461. 
Tetr&edrit  498,  600. 
Tetrapbylin  811. 
Texajsit  607. 
Thalit  732. 
ThaUit  747. 
Tharandit  689. 
Thenardit  836. 
Thermen  606. 
Tbermonatrit  604. 
Thermophyllit  731. 
Thierschit  870. 
ThinoUt  604. 
Tbjorsauit  628. 


Thomsenolith  443. 

Thomsonit  791. 

Thorit  660. 

Thomranin  528. 

ThrauHt  736. 

Thrombolith  819. 

Thulit  744. 

Thnmerstein  762. 

Thnringit  722. 

Tiemannit  464. 

Tigerange  647,  671. 

Tinkal  676. 

Tinkalcit  676. 

TiroUt  818. 

Titaneisen  619. 

„       ,  oktaedrisches  528. 

Titaneisensand  520,  628. 

Titangranat  678,  683. 

Titanit  792. 

Titanmagneteisen  628. 

Titanolivin  687. 

Titanomorphit  520,  794. 

Tiza  676. 

Ton  739. 

Toneisenstein,  roter  618. 

„  ,  stengliger  518. 

Tonschiefer  740. 

Tonschiefemftdelchen  666. 

Topas  767. 
„    ,  orientalischer  611. 

Topazolith  684. 
Töpferton  740. 
Topfstein  724. 
Torbanit  872. 
Torbemit  826. 
Trappeisenerz  628. 
Traversellit  673. 
Travertin  586. 
Tremolit  666. 
Trichalcit  819. 
Tridymit  661. 
Trimerit  692. 
Trinkerit  879. 
Tripel  534. 
Triphan  663. 
Triphylin  810,  811. 
Tripüt  806. 
Triploidit  808. 
Trippkeit  677. 
Tripnhyit  812. 
Tritochorit  807. 
Trögerit  827. 


922 


Mineralrerzeiclinis  zum  speziellen  Teil. 


TroiUt  462,  467. 

TroUöit  820. 

Trona  604. 

TrooBtit  692. 

Tropfstein  587. 

Trümmerachat  &50. 

Tschermigit  866. 

Tschewkinit  796. 

Türkis  820. 

TnSsit  737. 

Tnngstein  831. 

Tnngstit  661. 

Tnrgit  662. 

Tarmalin  752. 

Tumerit  810. 

Tntenkalk  =  Dntenkalk  588. 

Tyrit  798. 

Tysonit  441. 

U. 

Überschwefelblei  453. 
Ulexit  576. 

Ullmannia  Bronoi  457. 
Ullmannit  476. 
Ultramarin  641. 
Umangit  458. 
ümbra  568,  741. 

„     ,  kölnische  568,  882. 
Unghwarit  736. 
Uraüt  673. 
Uralorthit  749. 
Uranblttte  869. 
Uranglimmer  826. 
Urangrün  869. 
Urangnmmi  529. 
Uranin  628. 
Uraninit  528. 
Uranit  826. 
Urankalkkarbonat  607. 
Uranocircit  826,  827. 
Uranocker  869. 
Uranoniobit  529. 
Uranophan  489. 
Uranopilit  869. 
Uranosphärit  869. 
Uranospinit  826,  827. 
Uranotantal  799. 
Uranothallit  607. 
Uranothorit  660. 
Uranpecherz  528. 
Uranvitriol  869. 
Urao  592. 


Urbanit  667. 
Urdit  810. 
Urpethit  873. 
Urnsit  869. 
Urvölgyit  863. 
Utahit  868. 
Uwarowit  685. 


T. 


Valentinit  609. 

Vanadinbleierz  806. 

Vanadin glimmer  706. 

Vanadinit  806. 

Vanadinknpferbleierz  807. 

Vanadit  =  Descloizit    yon    Kappel     in 

Kärnten  807. 
Vanthoffit  837. 
Variscit  822,  824. 
Varvicit  661,  565. 
Vanqnelinit  835. 
Venasqnit  712. 
Vermiculit  709. 
Vesnvian  749. 
Veszelyit  818. 
ViUarsit  689. 
Violan  667. 
Visiergraupen  557. 
Vitriolblei  843. 
Vitriole  869. 
Vitriolocker  868. 
Vitriolerde  882. 
VitrioLschiefer  475,  861. 
Vivianit  814,  815. 
Völknerit  571. 
Voglianit  869. 
Voglit  607. 
Voigtit  709. 
Volborthit  807. 
Voltait  868. 
Voltzin  462. 
Vorhaoserit  729. 
Vulpinit  847. 


W. 


Wachskohle  873. 
Wachsopal  533. 
Wad  572. 
Wagnerit  808. 
Walait  872. 
Walchowit  878. 
Wälderkohle  881. 
Walkererde  742. 


Mineralverzeichnis  zum  speziellen  Teil. 


923 


Waluewit  711. 

Walpnrgin  826. 

Wandstein  693. 

Wapplerit  814. 

Wardit  821. 

Waringtonit  863. 

Warrenit  491. 

Waxthit  869. 

Warwickit  796. 

Washingtonit  520. 

Wasser  606. 

Wasserblei  471. 

Wasserkies  479. 

Wassersapphir  676. 

Wassertropfen  771. 

WatteviUit  869. 

Wavellit  821., 

Webnerit  489. 

Webskyit  732. 

Websterit  864. 

Wehrlit  461. 

Weichgewächs  603. 

Weichmanganerz  660. 

Weißbleierz  678,  602. 

Weißerz  480,  481. 

Weißgttltigerz  601,  602. 

Weißit  =  Fahlunit  von  Fahlnn  677. 

Weißnickelkies  478. 

Weißspießglanzerz  609. 

Weißtellnr  483. 

Wellsit  784. 

Weltange  633. 

Wemerit  644. 

Werthemannit  864. 

Whewellit  870. 

Whitneyit  461. 

Wiesenerz  668. 

Widmannstätten^sche  Fignren  432. 

WUlemit  692. 

WiUiamsit  730. 

Willyamit  477. 

WUsonit  644. 

Wilnit  680,  761. 

Wiserin  664,  809. 

Wismnt  423. 

Wismntblende  694. 

Wismntfahlerz  498. 

Wismntglanz  461. 

Wismntgold  469. 

Wismntkobaltkies  477,  478. 

Wismntknpfer  =  Wittichenit  494. 

Wisnmtknpferblende  494. 


Wismntknpfererz  =  Wittichenit  494. 

Wismntnickelkies  469. 

Wismntocker  609. 

Wismntsilber  462. 

Wismntsilbererz  492. 

Wismntspat  607. 

Withamit  748. 

Witherit  600. 

Wittichenit  494. 

Wocheinit  670. 

Wöhlerit  666. 

WOlchit  494. 

Wolfachit  476. 

Wolfram  829. 

Wolframbleierz  =  Scheelbleierz  832. 

Wolframit  829. 

WoLframocker  661. 

Wolframsänre  =  Wolframocker  661. 

Wolfsbergit  490. 

Wolkenachat  660. 

Wolkonskoit  742. 

Wollastonit  666. 

Wolnyn  838. 

Woodwardit  863. 

Wörthit  767. 

Wnlfenit  832. 

Wnndererde,  sächsische  742. 

Wttrfelerz  824. 

Würtzit  462. 

Xanthit  761. 
Xanthoarsenit  817. 
Xanthokon  496,  49a 
Xantholith  772. 
Xanthophyllit  711. 
Xanthorthit  749. 
Xanthosiderit  666,  669. 
XenoHth  767. 
Xenotim  809. 
Xonaltit  777. 
Xonotlit  777. 
Xylochlor  776. 
Xylotil  730. 

¥. 

Tttergranat  678,  680,  683. 
Ttterspat  809. 
Tttrocerit  441. 
Tttroilmenit  799. 
Yttrotantalit  798,  799.